999CINEASTOR666 - Kommentare
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Alle Kommentare von 999CINEASTOR666
White Noise: Fürchte das Licht (OT: White Noise 2: The Light / White Noise: The Light) / US/CA / 2007
>>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<
Der Film erhielt damals bessere Kritikerstimmen als sein Vorgänger und das kann ich absolut nachvollziehen. Obwohl es sich um eine offizelle Fortsetzung handelt, macht sie ihr eigenes Ding. Nach einer Nahtoderfahrung erlangt der Hauptprotagonist nämlich die Fähigkeit, den baldigen Tod einiger Menschen vorherzusehen. Durch die Vorahnungen rettet er mehreren Menschen die Leben, doch die Einmischung in die Einzelschicksale hat Konsequenzen. Hier geht es also weniger um Tonbandstimmen, als um das Phänomen der „Tria Mera“, des dritten Tages, an dem Christus auferstanden ist. Der Teufel scheint ebenfalls seine Finger im Spiel zu haben.
Im Gegensatz zum Vorgänger kommt der Nachfolger schneller in die Puschen. Zu Beginn ist ordentlich Drive drin und nicht selten fühlt man sich an FINAL DESTINATION oder THE SIXTH SENSE erinnert. Die Entitäten treten teils gruselig in Erscheinung und erschrecken auch gelegentlich. Als Ursachenforschung betrieben wird, kehrt ein wenig Ruhe ein. Erst zum dramatischen und ganz schön kitschigen Finale hin, wird das Tempo wieder angezogen und es werden eine Vielzahl Effekte aufgefahren. Wenn man den Supranaturalismus nicht versucht logisch zu hinterfragen, hat man hier am Ende eine Direct-to-DVD-Produktion, die kurzweilig und ohne auffällige Längen ins Ziel kommt.
>>> Trashmob 23 <<<
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2071: Mutan-Bestien gegen Roboter (OT: The Time Travelers / AT: Depths of the Unknown / Reise durch die Zeit / The Return of the Time Travelers / This Time Tomorrow / Time Trap / Time Travellers / The Time Travellers) / US / 1964
>>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<
Ich mag diese Science-Fiction-Filme alter Schule, da sie die Handlungen noch auf eine charmant-naive Weise abenteuerlustig, wissbegierig und lehrreich gestalten. Auch wenn die wissenschaftlichen Erkenntnisse aus heutiger Sicht überholt sind, wird mein Erfinder- und Entdeckergeist geweckt und zudem Kurzweil geliefert. Da drückt man gerne ein Auge zu, wenn die Mysterien für den erfahrenen Genrefreund vorhersehbar oder leicht zu durchschauen sind.
Mit wenig Geld wurde eine Zukunftsvision erdacht, die vom Einfallsreichtum und der Hingabe zum fantastischen Film lebt. Obwohl wir uns weit in der Zukunft befinden, zeichnet sich mehr oder weniger unerwartet ein altertümliches Frauenbild ab. Sich einen Kerl zu angeln und Babys zu machen ist das A und O. Im Schönheitssalon werden die gebärfreudigen Grazien generalüberholt.
Von den brünstigen Weibchen mal abgesehen, sieht die Zukunft nicht gerade rosig aus. Atombomben haben die Erde zerstört und auf der Erdoberfläche tummeln sich aggressive Mutanten, während in unterirdischen Höhlensystemen die letzten Überlebenden an einer Rakete zur Mehr-Generationen-Reise nach Alpha Centauri IV tüfteln und Androiden für niedere Arbeiten eingesetzt werden. Die Zeitreisenden werden über die Weltgeschichte und das Vorhaben aufgeklärt, bis sich herausstellt, dass die Rakete nicht die Kapazität für vier weitere Personen hat. Unter Zeitdruck müssen die Zeitreisenden nun ein neues Zeittor bauen. Die Zeit rennt, der Showdown gestaltet sich actionreich und die Raumzeit wird abschließend ordentlich auf den Kopf gestellt.
6,5 dicke Hunde
White Noise - Schreie aus dem Jenseits (OT: White Noise) / GB/CA/US / 2005
>>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<
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Tonbandstimmen sind das zentrale Thema dieses Genrevertreters. Insbesondere Esoteriker und Spiritisten glauben, dass es sich bei den Höreignissen um Kommunikationsversuche von Seelen Verstorbener und anderer Entitäten handelt.
MICHAEL KEATON spielt nun einen Mann, der seine Frau verloren hat und versucht, mit dieser Methode Kontakt zu ihr aufzunehmen. Aus der Prämisse lässt sich etwas machen, leider hat man aus den Möglichkeiten nicht allzu viel gemacht. Interessante Ansätze sind durchaus vorhanden, aber eben nur vorhanden. Sie werden nur sporadisch umgesetzt.
Hauptsächlich sieht man MICHAEL KEATON dabei zu, wie er Tonband- und Videoaufnahmen checkt, was nach einer Weile nicht mehr allzu spannend ist. Da gruselige Töne und Gestalten zum Phänomen gehören, sind sie irgendwann nicht mehr gruselig. Immerhin ist die Atmo dicht und das Schauspiel solide, aber das Ende versemmelt es dann wieder.
The Fearway / US / 2023
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Die Idee dahinter besitzt zweifelsohne Potenzial, aber das Unterfangen ist letztendlich schrecklich unoriginell. Im Verlauf kommen diverse Referenzwerke in den Sinn, aber eigenständige Bemühungen und Überlegungen sind stark begrenzt.
Da der Plot dermaßen abgedroschen ist, hat man das Mysterium als aufgeweckter Genrekenner schnell durchschaut. Die Figurenzeichnung ist ebenso schwächlich und die uninspirierten Dialoge sind auch alles andere als eine Wohltat. Den Hauptrollen nimmt man zudem überhaupt nicht ab, dass sie Verlobte sind. Auch die restliche Besetzung performt eher bescheiden und als ob das nicht genug sei, wirkt der knurrende Fährmann im Muscle Car furchtbar lächerlich.
Abgesehen vom üppigen Vorbau der Hauptdarstellerin, ist der Handlungsort das einzig sehenswerte. Man hat womöglich in der Mojave-Wüste gedreht, an der Route 66. Die Landschaft wird versiert eingefangen und auch das heruntergerockte Diner versetzt in längst vergangene Zeiten. Auch die Verfolgungsjagden auf der staubigen Straße haben Pep. Um Actionspektakel und Blutvergießen, ist es aber nicht gut bestellt.
Visitor from the Future (OT: Le Visiteur du Futur / AT: The Visitor from the Future) / FR/BE / 2022
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Französisch-belgische Science-Fiction-Komödie, die direkt zu Beginn demonstriert, dass sie über sich selbst lachen kann und einen Gag den nächsten jagen lässt. Obwohl die Abläufe keine Müdigkeit vorschützen und Humor Priorität hat, wird wichtigen Themen Zeit zum Atmen gegeben. Dies geschieht zunächst in Form eines Generationskonflikts, wobei jedoch nicht barsch mit der Moralkeule geschwungen wird.
Als der Zeitreisende das Vater-Tochter-Gespann in die Zukunft entführt, sehen sie mit eigenen Augen, was die Entscheidungen der Vergangenheit angerichtet haben. Visuell ist der Film ausgezeichnet und lässt sein überschaubares Budget dumm dastehen. Die dystopischen Settings sind durchweg gelungen und auch die Outfits und Requisiten kreieren entsprechenden Endzeit-Flair. Zombies, Infizierte und eine radioaktive Wolke tun ihr Übriges.
Da die Zeitwächter-Brigade hinter ihnen her ist, um das Raum-Zeit-Kontinuum vor Paradoxien zu bewahren, ist das Tempo dauerhaft hoch. Eine Fülle erfrischender Ideen sorgen indessen dafür, dass das gleichermaßen sympathische wie unterhaltsame Unterfangen nicht erlahmt oder verschleißt.
Das Werk erinnert an einige der besten des Genres, wie zum Beispiel TERMINATOR oder 12 MONKEYS - DIE ZUKUNFT IST GESCHICHTE. Der Look und das Feeling haben etwas von Filmen der 1980er- und 1990er-Jahre und diejenigen, die mit MAD MAX und ROBOCOP aufgewachsen sind, werden sehnsuchtsvoll an damals denken.
Der Film greift eine ähnliche Nostalgie wie TURBO KID auf. Ein Actionspektakel sollte man allerdings nicht erwarten, aber einige Konfrontationen sind nicht ohne. Das Ensemble ist spielfreudig und die Figuren wachsen mit der Zeit immer mehr ans Herz, wodurch auch die späteren emotionalen Momente nicht unberührt lassen. Das ergreifende Finale habe ich mit einer Träne im Knopfloch geehrt.
Allein unter Nachbarn (OT: La Comunidad / AT: Allein unter Nachbarn - La Comunidad / Common Wealth / La Comunidad - Allein unter Nachbarn) / ES / 2000
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... ist eine schwarze Komödie über eine abgetakelte Immobilienmaklerin, die in der Wohnung eines toten Mieters 300 Millionen Peseten in bar entdeckt. Die Moneten aus dem Mehrparteienhaus zu schaffen gestaltet sich schwieriger als gedacht, denn die Nachbarn sind gierige Geier und zu allem bereit, um an die Kohle zu kommen.
Viele werden diese Satire als herrlich und köstlich bezeichnen. Erkennen vielleicht sich selbst oder andere darin wieder. Geld verdirbt den Charakter und der Film überzeichnet immens. Das Mehrparteienhaus gleicht einem Kuriositätenkabinett. Bezüge zu Werken von ROMAN POLANSKI und ALFRED HITCHCOCK werden genommen, doch mir persönlich gerät das Treiben eine Spur zu hysterisch und klamaukig. Langweilig wurde mir zwar nicht, aber ich habe weder mitgefiebert noch musste ich vor Lachen brüllen.
The Nightingale - Schrei nach Rache (OT: The Nightingale) / AU/CA / 2018
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Hybrid aus fiktionalem Historiendrama und Rape-and-Revenge-Western. Die Geschichte ist im australischen Bundesstaat Tasmanien angesetzt und spielt im frühen 19. Jahrhundert. Konflikte zwischen britischen Kolonialisten, irischen Strafgefangenen und Aborigines spielen zentrale Rollen.
Der Inszenierung gelingt es hervorragend, Authentizität und Realismus vorzutäuschen. Die Bewegtbilder fangen die wilde Natur im 4:3-Format ästhetisch ein. 136 Minuten Laufzeit sind dann aber doch viel zu lang und der desaströse Montagerhythmus erweist dem Werk einen Bärendienst.
Imperialismus, Alltag im Arbeitslager, Sklaverei und Völkermord sind thematisch harte Brocken und finden sich in intensiven, verstörenden und spannungsgeladenen Szenen wieder. Diese Szenen wechseln sich jedoch mit zähen ab, die sukzessiv die Oberhand gewinnen und nicht nur den Spannungsbogen einbrechen lassen, sondern auch die emotionale Bindung kappen.
Ein Soundtrack hätte zur Emotionalisierung beigetragen. Neben den Gesangseinlagen der Hauptprotagonistin, hat man jedoch gänzlich auf weitere musikalische Untermalung verzichtet. Womöglich, um einzig und allein auf die Rohheit und Kraft der Bewegtbilder zu vertrauen.
Die Geschichte und Machart, wie der Feind des Feindes zum Freund wird und man gemeinsam gegen toxische Männlichkeit und Rassismus ankämpft, gerät mir dann wohl doch zu sperrig und arthousy. Wer Actionspektakel und/oder die Befriedigung blutig-kathartischer Rachegelüste erwartet, fällt im hohen Bogen auf die Nase.
Das Werk ist augenscheinlich von hehren Absichten geprägt und ambitiös kunstgerecht umgesetzt. Doch sobald Wut und Schmerz schwinden und das Genrekino nur noch sporadisch bedient wird, verliert die Erzählung ihre Dynamik und die Schwarz-Weiß-Malerei kommt überdeutlich zum Vorschein.
Play Dead - Schlimmer als der Tod (OT: Play Dead) / US / 2022
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Eine kleine Auswahl an Filme, die in Leichenschauhäusern spielen, existiert bereits. Dass der Gerichtsmediziner noch ein Nebengeschäft am Laufen hat, ist aber nicht so weit verbreitet.
Möglicherweise werden manche den Plot als abstrus und schwer vorstellbar abstrafen, doch wenn man sich auf die Fiktion und das Szenario einlässt, wird man kurzweilig unterhalten und kriegt etwas halbwegs Neues geboten. Zu Anfang macht das Ganze noch einen unscheinbaren Eindruck, doch mit der Zeit steigert sich das Unterfangen stetig und auch die Atmosphäre verdichtet sich zusehends.
Es ist vielleicht nicht die wohl überlegteste Idee, den eigenen Tod vorzutäuschen, um ein Beweisstück aus dem Leichenschauhaus zu stehlen, das den jüngeren Bruder mit einem Verbrechen in Verbindung bringt. Allerdings sind beide verzweifelt. Ihr Vater hat Selbstmord begangen, die Versicherung zahlt bei Selbstmord nicht und man will ihnen das Elternhaus wegnehmen. Unter diesen Voraussetzungen treffen Menschen eben unkluge Entscheidungen.
Auch wenn die Prämisse mit der Glaubwürdigkeit hadert, fesselt das Katz-und-Maus-Spiel bis zum Schluss und präsentiert sowohl einige überraschende als auch vorhersehbare Drehungen und Wendungen. Obwohl man anfangs Bedenken hat, wächst die Protagonistin zudem nach und nach zum prima Final Girl heran. Gewalt ist währenddessen wohldosiert, aber es gibt einige Einblicke in die menschliche Anatomie, die Zartbesaiteten die Mägen umdrehen.
The Postcard Killings (AT: Postcard Killings) / GB/US/DE / 2020
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Entgegen der allgemeinen Meinung, hat mir dieser Serienkiller-Thriller ganz gut gefallen. Es handelt sich, um eine Romanverfilmung. Die Regie hat der bosnische Oscarpreisträger DANIS TANOVIĆ übernommen. Dass die ermordeten, frisch verheirateten Paare wie die Motive bekannter Gemälde hergerichtet wurden, hat mich ein bisschen an SIEBEN erinnert.
JEFRREY DEAN MORGAN spielt einen Cop aus NYC, der den Tätern durch halb Europa auf der Spur ist. Seine Tochter und sein Schwiegersohn fielen dem reisefreudigen Tätern in London zum Opfer. Der Schicksalsschlag und Interessenkonflikt gestaltet sich für den amerikanischen Gesetzeshüter, als Achterbahn der Gefühle. Die Methoden der ausländischen Kollegen begeistern ihn auch nicht und wenn er nicht gerade melodramatisch unterwegs ist, tritt er schulmeisterlich in Erscheinung. Der einzige, der ihn ein wenig erdet, ist der deutsche Kommissar. Mit beruhigender Stimme, diplomatischen und informativen Aussagen und bei Kippe und Kaffee, hat er mich irgendwie an den Altbundeskanzler HELMUT SCHMIDT erinnert.
Zunächst wird das Geschehen als Whodunit aufgezogen und man kriegt einen roten Hering zugeworfen. Circa zur zweiten Hälfte wird die Identität jedoch unerwartet preisgegeben und das Treiben wechselt zum Howcatchem. Das ist eine ungewöhnliche erzählerische Vorgehensweise, mit der viele vielleicht nicht auf Anhieb klarkommen. Begrüßenswert ist an der Stelle aber, dass die Honeymoon Murder keine Niemande ohne erkennbares Motiv bleiben. Sie kriegen eine tragische Hintergrundgeschichte und auch die künstlerisch gestalteten Mordschauplätze bekommen eine Erklärung. Das rechtfertigt ihre Verbrechen zwar noch lange nicht, aber macht sie auf filmischer Ebene nachvollziehbarer.
Auf Action und Gewalt wird fast gänzlich verzichtet, da der Fokus auf den vollendeten Tatsachen und deren Aufklärung liegt. Diese Aufklärungsarbeit empfand ich persönlich, als recht interessant und einigermaßen spannend.
Hellgate / ZA / 1989
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Ein in meinen Augen ziemlich schwacher Fantasy-Horror. Die Erzählung ähnelt einem schlampig gearbeiteten Flickenteppich und besitzt kein Rhythmusgefühl. Sinn und Verstand scheinen außer Kraft gesetzt worden zu sein und zahlreiche Slo-Mo-Aufnahmen verschlimmbessern den Mumpitz zusätzlich.
Möglicherweise sind oder waren die Verantwortlichen Fans von LUCIO FULCI und die eigentliche Idee ist gewesen, ein buntes Durcheinander aus ÜBER DEM JENSEITS und AMULETT DES BÖSEN zu verbrechen. Hardcore-Trashfans könnten eventuell noch gefallen an der hohlen Handlung, dem schrecklichen Schauspiel, den bedepperten Figuren, dem dummen Geschwätz und den billigen Effekten finden.
Ich für meinen Teil habe jedoch irgendwann Faden und Interesse verloren, da eigentlich nur diverse Geisterbahn-Attraktionen und Gruselkabinettstückchen aneinandergereiht werden. Ab und an kann die Nebelmaschine die Geisterstadt atmosphärisch begünstigen, aber meistens ist der Schabernack doof und albern. Gore- und Splatterszenen besitzen übrigens Seltenheitswert und warum das Teil ein Vierteljahrhundert auf dem Index herumgegammelt hat, weiß wohl niemand mehr.
The Wind (OT: The Edge of Terror / Terror´s Edge) / US / 1986
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MEG FOSTER spielt eine Krimiautorin, von der meines Erachtens eine starke sexuelle Anziehungskraft ausgeht. Die Kombination ihrer feuerroten Haare und eiskalten, stahlblauen Augen ziehen zusätzlich in einen sowohl betörenden als auch leicht Furcht einflößenden Bann. Die Handlung ist auch komplett auf sie ausgerichtet und zeigt sie in verschiedenen legeren Fallkonstellationen und Outfits. Allerdings bleibt sie auch ziemlich gelassen, als die Kacke mächtig am Dampfen ist. Die auf ein Minimum reduzierte Angst und Panik hat mich irgendwie irritiert, gehört aber vielleicht zum Verwirrspiel.
Der nächste Blickfang ist der Handlungsort. Um in Ruhe an einem neuen Roman zu arbeiten, zieht sich die Schriftstellerin nach Griechenland zurück. Die 2000 Jahre alte Siedlung ist in die Felsformationen einer Steilküste geschlagen. Allerdings gleicht die Siedlung einer Geisterstadt. Sie ist nahezu menschenleer und es weht ein kräftiger Wind. Ob der Wind etwas mit den Geschehnissen zu tun hat, bleibt jedoch ein Rätsel. Atmosphärisch erinnern die alten Gemäuer, das Heulen des Windes, aufgewirbelter Schmutz und die Nebelschwaden derweil an Gothic Horror. Insbesondere in den Nachtstunden wird es besonders gruselig. Zur Stimmung trägt außerdem der Soundtrack von HANS ZIMMER bei.
Die Handlung versucht Suspense aus der Ungewissheit zu erzeugen, ob der Mord am Vermieter tatsächlich begangen wurde oder nur ein Auswuchs ihrer Fantasie darstellt, der sie beim Schreiben verfallen ist. Mit dieser Ungewissheit spielt der Film auch lange Zeit ganz gut und man kann sich nie sicher sein. Allerdings gestaltet sich das Katz-und-Maus-Spiel nicht besonders spannend und aufregend. Die Lokation, die Inszenierung sowie weitere bekannte Namen, wie WINGS HAUSER, DAVID MCCALLUM, ROBERT MORLEY und STEVE RAILSBACK, halten das Ding jedoch halbwegs am Laufen. Nichtsdestotrotz gerät der Psychothriller dann aber doch zu unspektakulär und blutarm. Das Ende kann man dann auch in den Wind schlagen.
Area 407 (OT: Tape 407) / US / 2012
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Wer keine Nerven für hektische Wackelkamera, heftige Bildstörungen, viel Dunkelheit und hysterisches Durcheinandergerede hat, wird das Filmchen zum Teufel jagen. Ich fahre auf Found Footage ab, da man mittendrin statt nur dabei ist. Durch diese Perspektive und Nähe zu den Figuren, eröffnen sich neue Möglichkeiten. Beispielsweise kann Paranoia, Verängstigung, Reizbarkeit oder Panik besser transportiert werden.
Ein Flugzeugabsturz ist eigentlich immer eine gute Wahl, um ein stabiles Fundament zu schaffen, auf dem sich bauen lässt. Wenn die Absturzstelle dann auch noch ein militärisches Sperrgebiet ist, wo Geheimexperimente stattfinden, umso besser. Wenn es sich bei den Geheimexperimenten dann auch noch um Dinosaurier handelt, ist die Freude groß. Jetzt müssten nur noch die Erwartungen erfüllt werden und alles wäre im Lot.
Das Blöde ist nur, dass sich die Dinos rar machen und wenn sie mal angreifen, nicht viel von ihnen zu sehen ist, weil das Budget vermutlich nicht für mehr gereicht hat. Das heißt, letztlich überwiegen hektische Wackelkamera, heftige Bildstörungen, viel Dunkelheit und hysterisches Durcheinandergerede. Das trägt natürlich nicht besonders zum Unterhaltungswert bei, aber zumindest hält die Gruppendynamik ein bissel bei Laune.
Antiviral - Setz' dir einen Schuss Berühmtheit (OT: Antiviral) / CA/FR / 2012
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... ist das Regiedebüt in Spielfilmlänge von BRANDON CRONENBERG. Auf den ersten Blick scheint er mit der krankhaften (!) Besessenheit von Stars abzurechnen. Auf den zweiten Blick geht es jedoch, um die Virusinfektionen selbst. Um die Vorstellung, etwas in seinem eigenen Körper zu tragen, das von einer meist wildfremden Person stammt und den Körper stark beeinflusst. Um die Körperlichkeit und Intimität, die mit solch einer Ansteckung einhergeht.
Da sich Fans Körperlichkeit und Intimität von ihren Stars wünschen, entschied sich Drehbuchautor BRANDON CRONENBERG, für die Sujets Fantum und Starkult. Eigentlich ist die Idee des Sprösslings von DAVID CRONENBERG ganz große Klasse, aber leider kommen Intention und Ambition meines Erachtens nicht allzu gut durch bzw. zur Geltung. Es mag am mangelnden Budget gelegen haben, dass die Dystopie im kleinen Rahmen stattfindet, statt profundes Worldbuilding zu betreiben. Zum Beispiel erfährt man nur wenig über die Berühmtheiten und wofür sie bekannt sind. Wenn die Handlung im Hier und Jetzt spielen würde und man real existierende Stars und bekannten Fanwahnsinn genutzt hätte, wäre das Ganze womöglich greif- und nachvollziehbarer ausgefallen.
Da der Apfel nicht weit vom Stamm fällt, handelt es sich um einen Science-Fiction-Horrorfilm. Genauer gesagt, um einen sozial- und kapitalismuskritischen Körperhorror. Die Fanliebe geht mittlerweile so weit, dass eine Klinik Injektionen von personifizierten und kodierten Virusinfektionen prominenter Persönlichkeiten unters gemeine Volk bringt. Der Klinikangestellte Syd March (CALEB LANDRY JONES) will sich etwas dazu verdienen und schmuggelt die heiße Ware in seinem eigenen Körper außer Haus, um sie einem zwielichtigen Schwarzmarkthändler anzudrehen. Als der Star am Virus stirbt, nimmt das Unheil seinen Lauf.
Der Mangel an Individualismus ist womöglich beabsichtigt, um die leere Gesellschaft einer nicht näher definierten Zukunft widerzuspiegeln. Die von der unbunten Farbe Weiß dominierte, klinisch-kühle und distanzierte Aufmachung hat mir jedoch überhaupt nicht gefallen. Obendrein ist das Storytelling kraftlos und erschreckend spannungsarm. Ein Grund, warum CALEB LANDRY JONES die Hauptrolle ergattert hat, ist womöglich sein äußeres Erscheinungsbild. Allerdings fällt sein Spiel ebenso blass aus wie sein Teint. Die Abgeschlagenheit seiner Figur, fördert eben keinen interessanten Charakter.
Gründe, warum sich Fans infizieren lassen oder ihre Stars sogar zum Fressen gern haben, habe ich genannt. Allerdings hätte man die Gründe konkreter ausarbeiten können, anstatt sie abstrakt und interpretierbar zu belassen. Auch weitere Themen, wie zum Beispiel Identitätssuche, Famegeilheit, Kommerzialisierung, Konsumwahn oder mediale Abhängigkeit, hätten intensiv(er) behandelt werden können. Der Stoff kratzt jedoch an der Oberfläche und konzentriert sich fast ausschließlich auf seinen kränklichen Hauptcharakter.
The Lake - Ein Monster wird erwachen (OT: The Lake) / TH/AU / 2022
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Zum Einstieg wird eine Legende zur Sprache gebracht, über die man im weiteren Verlauf jedoch nichts Näheres erfährt. Wenn mehr Bezug auf die Legende genommen worden wäre und die Seeungeheuer Backgroundchecks bekommen hätten, hätte sich die Geschichte vielleicht in eine interessante Richtung entwickeln können.
Die Geschichte konzentriert sich aber zusehends auf menschliche Dramen unabhängig agierender Personen-Gruppen. Da die Figuren jedoch reihum uninteressant und lausig gespielt sind, jucken die Einzelschicksale nicht und gähnende Langeweile bricht Bahn. Die Monstren sind zwar schnieke hergerichtet und sorgen für ein bissel Thaiju-Action, aber das Drumherum ist einfach extremst mau und weiß nicht, wann Schluss zu sein hat.
Clock / US / 2023
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"Geht mir nicht auf die Eier"
Ella Patel (DIANNA AGRON) ist ein aufstrebender Stern am Himmel der Innenarchitektur. Sie steht kurz vor ihrem 38. Geburtstag und ist immer noch kinderlos, obwohl die biologische Uhr unbarmherzig tickt und bald fünf vor zwölf ist. Das erweckt den egoistischen Anschein, als sei ihr ihre Karriere wichtiger als Nachwuchs und Nachkommen. Familie und Freunde stellen schon ungemütliche Fragen, während die Gesellschaft und eigentlich die ganze Welt Druck macht.
Ist der einzige Zweck einer Spezies zweifelsfrei die Fortpflanzung. Pflanzt sich eine Spezies nicht fort, stirbt sie nunmal aus, womit sich die Frage nach dem Sinn des Lebens erübrigt. Wo bleibt denn da die Selbstbestimmung und Entscheidungsfreiheit. Kann man in der heutigen Zeit etwa nicht selbst und allein über sein Leben und Körper entscheiden. Grenzt man sich denn gleich gesellschaftlich aus, nur weil Babyplanung nicht zur Debatte steht. Steckt vielleicht Tokophobie dahinter, also eine starke, pathologische, (unbegründete) Angst vor einer Schwangerschaft oder Geburt. Oder ist es vielleicht Zukunftsangst und die Frage, ob man in diese Welt noch guten Gewissens ein Kind setzen sollte. Immerhin ist Ella Jüdin und der Holocaust ist der beste Beweis, dass Menschen Monster sind. Auch aktuelle Entwicklungen zeigen, dass der Mensch nicht im Stande ist, aus Fehlern der Vergangenheit zu lernen. Auf der einen Seite ist es nicht weit hergeholt, dass sich die Fehler der Vergangenheit wiederholen können. Auf der anderen Seite hat ihre Großmutter den Horror des Holocausts nicht überlebt, damit ihre Stammlinie bei ihrer Enkelin endet.
Wie dem auch sei, versucht Ella dem ausbleibenden Kinderwunsch auf den Grund zu gehen und entschließt sich klammheimlich, zu einer experimentellen Behandlung. Vielleicht ist ihre biologische Uhr auch nur defekt und muss repariert werden. Ihr wird ein Gebärmutterhals-Implantat eingesetzt und sie muss Medikamente einnehmen, um den Hormonhaushalt auf Vordermann zu bringen. Während und nach eines Rohrschach-Tests und sensorischer Deprivation, plagen sie heftige "Halluzinationen". Wirklichkeit und Einbildung verschwimmen zusehends. Als BetrachterIn stellt man sich nunmehr unweigerlich die Frage, ob es sich um unerwünschte Arzneimittelwirkungen, paranormale Phänomene oder geistigen Verfall handelt.
Einen ähnlich gelagerten Film habe ich bereits mit FALSE POSITIVE gesehen. CLOCK ist aber formal und vor allem inhaltlich diesem weit überlegen. Ich will die Latte nicht zu hoch legen, aber ich fühlte mich ab und zu an eine Mischung aus SMILE - SIEHST DU ES AUCH? und MEN - WAS DICH SUCHT, WIRD DICH FINDEN erinnert. Die surrealen Phasen sind ernsthaft verstörend und spielen gekonnt mit Metaphorik und Symbolik. Die Phasen nehmen jedoch nicht Überhand. Die Substanz bleibt erhalten, da weiterhin Wert auf Stringenz und Kohärenz gelegt wird. Es offenbart sich eine Art patriarchalische Verschwörung und Tragödie, bei der Ella Opfer und Täter zugleich ist. Ihre letzte Halluzination schließt und rundet die Allegorie gekonnt ab. Ein Tiktaalik kriecht auf einen Felsen. Der Fleischflosser und Knochenfisch gilt als evolutionäres Bindeglied zwischen Fischen, Amphibien und Landwirbeltieren.
Crawlers - Angriff der Killerwürmer (OT: It Crawls Beneath / AT: They Crawl Beneath) / US / 2022
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Verleihtitel und Cover-Artwork haben mich auf eine Horrorkomödie schließen lassen. Augenzwinkern hätte dem kammerspielartigen Creature Feature mit Sicherheit auch ganz gut gestanden. Stattdessen liebäugelt der Überlebenskampf in einer Garage zusehends in Richtung Drama. Dass der Protagonist und seine Freundin gerade Stress haben und sein Onkel eigentlich sein Vater ist, wirkt jedoch zu plump und gezwungen.
Anfangs stehen die Chancen noch gut, doch nach und nach verliert man das Interesse am Schicksal des Protagonisten, da er keine einnehmende Persönlichkeit entwickelt und mäßig gespielt wird. Die größere Gefahr ist auch vielmehr der Oldtimer unter dem der Protagonist nach einem Erdbeben eingeklemmt ist. Die aus einem Erdriss kommenden Fadenwürmer, die die ungefähre Größe von Pythons angenommen haben, wirken fast wie lästiges Beiwerk.
Erinnerungen an die Tremors-Filmreihe werden zwar hier und da tatsächlich wach, doch halt in einem viel kleineren und unspektakuläreren Rahmen. Zumindest hat man auf praktische Effekte gesetzt und es gibt auch ein paar eklige Einlagen. Zudem sind die Bisse der Würmer giftig und führen vor dem Tod zu Halluzinationen. Auch wenn dadurch eine gewisse Dringlichkeit besteht, gerät der Überlebenskampf mäßig spannend, da man sich denken kann, dass ein Happyend bevorsteht. Halluzinationen sind auch nicht sonderlich innovativ, aber sorgen immerhin für ein wenig Abwechslung.
Zombie Shark - The Swimming Dead (OT: Zombie Shark / Shark Island / Shark Island: The Swimming Dead) / US / 2015
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Die Grundidee besitzt eigentlich jede Menge Potenzial, das man hätte nutzen können, um einen gescheiten Film zu machen. Bedauerlicherweise hatte man hier wohl weder Mittel noch Möglichkeiten, um das Potenzial gescheit zu nutzen.
Dass man bei einem Trashfilm nicht auf Logik und Realismus pochen sollte, ist klar wie Kloßbrühe. Sich jedoch jedweder Rationalität zu entziehen, ist auch keine Lösung. Ich habe ab und an tatsächlich an meinem Verstand gezweifelt und habe zurückgespult, um zu verifizieren, ob ich etwas verpasst habe oder das gerade wirklich geschehen ist. Damit meine ich nicht, irrwitzige Ideen, die dem Unterhaltungswert zuträglich sind, sondern schlichtweg völlig vernunftwidrige Aktionen am laufenden Band, die nicht den Hauch Stringenz oder Kohärenz erkennen lassen.
Jammerschade, da die Charaktere recht sympathisch sind, erträglich gemimt werden und auch die Dialoge nicht strunzdumm ausfallen. Zudem nimmt sich der Streifen nicht bierernst und schiebt einige Auflockerungen ein, die sogar ins Gesamtgefüge passen.
Dass die Computereffekte unterste Schublade sind, war mir im Vorfeld bewusst. Auch wenn sie scheußlich anzusehen sind, wird überraschend viel gesplattert. Außerdem gibt es nicht nur Zombie-Haie, sondern auch menschliche Zombies, denen die Schädel weggepustet werden.
Feed Me / GB / 2022
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"Du bist, wer du isst"
Vor Kurzem habe ich einige Streifen unter die Lupe genommen, die bundesweit beschlagnahmt sind. Nun besprochenes Werk hat die Prüfung unbeschadet überstanden und hat eine Altersfreigabe ab 16 Jahre erhalten. Der Grund, warum ich das zur Sprache bringe, ist der, dass nun besprochenes Werk einige ziemlich brutale und unappetliche Szenen völlig ungeniert zur Schau stellt. Auch der Rahmen, in dem die Sauereien stattfinden, ist recht düster und dreckig gehalten.
Nun wird die britische Indie-Produktion doch tatsächlich als Horrorkomödie gelabelt. Wenn Horror und Komik kombiniert werden, werden die Werke unter laxeren Gesichtspunkten beurteilt. Der Einstieg ist eigentlich recht tragisch und traurig, als Jed Freeman (CHRISTOPHER MULVIN) nach dem Tod seiner Liebsten seinen Lebensmut verliert und sich in all seiner Trauer und Verzweiflung sogar umbringen lassen würde. Eine bizarre und makabre humoristische Note will ich der Kennenlernphase und den ersten genussfreudigen Momenten keinesfalls abspenstig machen. Doch desto weiter die Laufzeit voranschreitet, desto abgründiger und verstörender wird das Unterfangen, bis der Spaß meines Erachtens irgendwann vorbei ist und es zusehends dramatischer wird.
Vielleicht hat man sich für eine Horrorkomödie entschieden, da das Szenario erst einmal absurd, hanebüchen und weit hergeholt erscheint. Der Kannibale von Rotenburg hat jedoch bewiesen, dass solch ein Übereinkommen im Bereich des Möglichen liegt. NEAL WARD spielt den Kannibalen Lionel Flack obendrein recht exzentrisch und schrullig, wodurch man ihn und seine kulinarische Vorliebe über einen längeren Zeitraum nicht vollends ernst nehmen kann. Allerspätestens als er endlich die scheußliche Perücke hinwirft, offenbart sich, was für ein gestörtes Individuum der Menschenfresser doch ist. Ein gestörtes Individuum, das zu gleichen Teilen verabscheuungswürdig und bemitleidenswert ist. Ein einsames, ängstliches und gemeines Kind, das alles Schöne verschlingen will, um sich selbst besser zu fühlen.
Dass ich trotz alledem nur eine mittelprächtige Bewertung zücken kann, liegt daran, dass ich die Absurdität, Spleenigkeit, Höflichkeit, Spießigkeit und angedeutete Bromance nicht wirklich witzig fand und das Treiben lange Zeit Spannung vermissen lässt. Erst auf den letzten Metern entfacht ein waschechter Überlebenskampf, als Lionel nicht auf sein vertraglich vereinbartes Festmahl verzichten will und plötzlich zu allem bereit ist. An diesem Punkt stellt sich ein leichtes Mitfiebern ein, welches aber alles in allem zu spät und zu kurz kommt.
5,5 Goldfischgläser
Die Munchies (OT: Munchies) / US / 1987
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Preisgünstig von B-Movie-King ROGER CORMAN produzierte Raubkopie von GREMLINS - KLEINE MONSTER. Es handelt sich um das Regiedebüt von TINA HIRSCH, die vermutlich nur die Chance bekommen hat, weil sie für den Filmschnitt bei GREMLINS - KLEINE MONSTER verantwortlich gewesen ist.
Das Ganze ist auf Klamauk ausgerichtet, aber hier ist eben kein MEL BROOKS zugange, der weiß, wie man das Publikum zum Lachen bringt. Spannung und wahren Horror kann man sich derweil abschminken. Die Figuren sind vielmehr Karikaturen ihrer selbst und stolpern durch eine idiotische Handlung, während der prollige Pennälerhumor des Puppenspiels auf Dauer eher nervenzehrend ist.
Zumindest ist das Tempo angemessen, eine gewisse Anarcho-Partystimmung kommt zum Teil auf, ein schrulliger 80er-Jahre-Charme dringt durch und einige skurrile Einfälle sollten nicht unbeachtet bleiben.
Big Octopus (OT: Dà zhangyú) / CN / 2020
>>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<
Wer auf die abenteuerlichen Creature Features aus dem Hause The Asylum abfährt, wird möglicherweise auch an diesem monströsen Actionfilm – Made in China – gefallen finden.
Weil die erwähnte berühmt-berüchtigte Filmproduktionsschmiede dafür gesorgt hat, dass das Subgenre gut bedient und demnach vollends ausgelutscht ist, hat vorliegendes Werk nix Brandneues oder Bahnbrechendes im Angebot. Dramaturgisch wertvoll oder nervenzerfetzend spannend ist das beim besten Willen nicht, aber was man dem Streifen zu Gute heißen muss, ist, dass keine Müdigkeit vorgetäuscht wird. Allerdings sind die Versatzstücke viel gebraucht und die Montage ist Pfusch, weshalb der Unterhaltungswert niedrig ist.
Die Figuren sind Karikaturen ihrer selbst und ebenso oberflächlich und schnelllebig wie die Handlung und Inszenierung. Außergewöhnliche Charakterisierungen finden nicht statt und schauspielerisch reißt sich eh niemand ein Bein aus.
Da die CGI minderwertig ausfallen, ist der unblutige Überlebenskampf gegen ein gigantisches Oktopoden-Muttertier und ihren ellenlangen Fangarmen nicht der Hit. Wahren Horror kann man sich abschminken, da das Ganze ohnehin mehr in Richtung Comedy schielt. Der alberne bis infantile Humor ist jedoch ebenso wenig mein Fall.
Body Puzzle - Mit blutigen Grüßen (OT: Body Puzzle) / IT / 1992
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Dieser Spät-Giallo von LAMBERTO BAVA hat die "Besonderheit", dass man von Anfang an das Antlitz des wahnsinnigen Mörders aufs Auge gedrückt bekommt. Er haut gerne selbst in die Tasten und während er seinen Opfern mit einer Damenstrumphose über dem Kopf Körperteile abschneidet oder Organe entfernt, hört er gerne klassische Musik. Die Körperteile und Organe steckt er in hübsche Briefumschläge oder verstaut sie direkt im Kühlschrank einer frisch verwitweten Schönheit.
Die Rätsel, die es für einen übermüdeten und überarbeiteten Ermittler nun zu lösen gilt, sind, wer ist der Psycho und was hat er mit der schönen Witwe und ihrem verstorbenen Mann zu schaffen. Allerdings ist die drömmelige Lösungsfindung nicht gerade besonders aufregend. Während der Ermittler das Verwirrspiel um Identitätsraub noch nicht ansatzweise durchschaut hat, riecht der pfiffige Zuschauer den Braten schon längst.
Immerhin sind die Morde recht abwechslungs- und einfallsreich. Außerdem sind sie relativ spektakulär in Szene gesetzt und fallen auch ziemlich makaber aus. Die Bikinifigur der erwähnten Witwe darf man aus dem Pool steigen sehen, ansonsten wartet man auf Sleaze vergebens. Inszenatorisch befindet man sich auf dem Niveau einer Fernsehproduktion. Handwerk und Technik sind solide, aber eben nicht auffällig künstlerisch und stilbewusst, wie für das Subgenre üblich. Einige Stärken verdienen Anerkennung, auf weiter Sicht mangelt es dem gelben Krimi aber an einer einigermaßen spannenden Handlung, interessanten Figuren und vor allem packender Atmosphäre.
4,5 Pferdekutschen
Possessor (AT: Possessor Uncut) / CA/GB / 2020
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Obwohl ich schon einige Filme gesehen habe, bei denen ANDREA RISEBOROUGH mitgewirkt hat, ist sie mir bisher nicht im Gedächtnis geblieben und wird es vermutlich auch weiterhin nicht. Sie spielt die unterkühle und distanzierte Auftragskillerin Tasya Vos. Aufgrund ihrer bedenklichen beruflichen Tätigkeit und prosaischen Persönlichkeit, hat sie sich für mich weder als Sympathieträgerin noch Identifikationsfigur qualifiziert. Diese Figurenzeichnung ist aber allem Anschein nach beabsichtigt, wie sich im weiteren Verlauf abzeichnet.
Sie arbeitet für eine ominöse Geheimorganisation. Via neuronalem Implantat und dubioser Apparatur dringt sie in die Köpfe anderer ein, um sie als Attentäter*innen zu missbrauchen. An der Stelle wäre es für mich sinnvoller gewesen, direkt ins Bewusstsein der eigentlichen Zielperson einzudringen und es wie einen Unfall oder Selbstmord aussehen zu lassen, anstatt es sich derart umständlich zu machen und gleich zwei Menschenleben zu opfern. Umständlich auch deswegen, da sie zu einem völlig beliebigen Zeitpunkt eingeklinkt wird und sich zunächst innerhalb des fremden Umfelds orientieren muss. Um den Job schnell und unkompliziert zu erledigen, hätte man Zeit und Ort der Inbesitznahme besser koordinieren können.
Obwohl Tasya als beste ihres Fachs gilt, hat die Prozedur Spuren hinterlassen. Sie kämpft gegen gewalttätige Erinnerunsfetzen und Impulse an, was im Besonderen ihr Privat- bzw. Familienleben belastet. An dem Punkt kann man nun damit beginnen, eine Menge in die Prämisse hineinzuinterpretieren. Zum Beispiel Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Überarbeitung, Burnout-Syndrom, Entfremdung, Kontrollverlust und Identitätsfindung.
Obwohl Tasya offensichtlich mental angeschlagen ist, wartet ein neuer Auftrag auf sie. CHRISTOPHER ABBOTT spielt nun den Protagonisten Colin Tate. Colin wird allerdings als riesiges Arschloch vor- und dargestellt, sodass man für ihn auch keinerlei Empathie empfinden kann. Nachdem der Auftrag nicht wie geplant ausgeführt wurde und es Tasya nicht gelingt, sich per Headshot auszuloggen, verliert sie vehement die Kontrolle über den gekaperten Verstand. Colin begibt sich auf einen Rachefeldzug.
Wie meine Bewertung zu verstehen gibt, hat mich das Ganze nicht wirklich umgehauen. Mal davon abgesehen, dass mir schon diverse Filme mit ähnlicher Prämisse untergekommen sind, haben mir Bezugspersonen gefehlt. Außerdem ist die sperrige und leicht wirre Narration stark entschleunigt. Als grobe Schnitzer empfand ich zudem, dass die hochentwickelte Technologie unausgereift scheint und die ominöse Geheimorganisation äußerst unüberlegt vorgeht.
Inszenatorisch kann man sich indes nicht beklagen. Der bedrohliche Soundtrack und die kalte, trostlose und hochglanzpolierte Bildsprache werden mit Sicherheit einige verstören und in den nihilistischen Bann ziehen. Exzessive Gewaltdarstellungen werden Zartbesaitete darüber hinaus schockieren und die Bewusstseinsstörungen bzw. Dissoziationen werden überdies abstrakt, albtraumhaft und psychedelisch visualisiert.
Auch wenn das Potenzial meines Erachtens nicht optimal genutzt wird, besitzt die düstere Dystopie interessante Ansätze und Denkanstöße. Ansätze und Denkanstöße über Daten-Striptease, Hackerangriffe, Konkurrenzspionage, Cyberkrimimalität usw. Wie etliche Filme vor ihm, warnt ... also auch vor dem technischen Fortschritt und dem menschlichen Umgang damit. Die Metapher und Analogie besteht nun darin, welche Auswirkungen dies auf Körper und Geist hat und wie angreifbar Menschen durch den technischen Fortschritt bereits geworden sind. Man kann nur hoffen, dass diese Crimes of the Future nicht irgendwann Realität werden – wenn sie es nicht schon sind.
5,5 Züge von der E-Zigarette
Schwarm der Schrecken (OT: La Nuée / The Swarm) / FR / 2020
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Wer Tierhorror samt Grusel- und Ekelfaktor erwartet, wird enttäuscht sein. Das Ganze ist vielmehr ein entschleunigtes, intensiv gespieltes, beklemmend und teils symbolkräftig bebildertes Familien- und Sozialdrama. Ein Drama über eine Witwe, nunmehr alleinerziehende Mutter zweier Kinder und ihren Kampf um die eigene Existenz.
Obwohl relevante Themen angeschnitten und kritische Töne angeschlagen werden, rührt meine niedrige Bewertung daher, dass der Plot nur an der Oberfläche pult und mir zum Schluss nüscht Handfestes gegeben hat. Man hofft die ganze Zeit, auf einen wahrlich schockierenden oder gar verstörenden Moment, aber das in weiten Teilen metaphorisch zu verstehende und geradlinige Geschehen spitzt sich dramaturgisch zu inkonsequent zu. Die Verzweiflung und Besessenheit angesichts der finanziellen Notlage nimmt zwar bizarre Züge an, als die Heuschrecken Blut geleckt haben, aber am Ende zieht sich das metamorphische Treiben auch noch nichtssagend aus der Affäre.
Futureworld - Das Land von Übermorgen (OT: Futureworld / AT: Delosworld) / US / 1976
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Die Fortsetzung kann dem Original zwar nicht das Wasser reichen, ist aber dennoch ganz gut. Nach der Wiedereröffnung will sich der Vergnügspark von seiner besten Seite zeigen. Der wilde Westen wurde durch eine Zukunftswelt ersetzt. Dort kann man ein Raumschiff steuern und fremde Planeten bereisen.
Ein kritischer Zeitungsreporter und eine Fernsehmoderatin sollen sich ein Bild von den verbesserten Sicherheitsvorkehrungen machen. Es kann nicht mit rechten Dingen zugehen, als der Blick hinter die Kulissen zu schön ist, um wahr zu sein. Misstrauen und Neugierde verführen dazu, auf eigene Faust herumzuschnüffeln.
Leider bewegt sich der Paranoia- und Verschwörungthriller streckenweise im Schneckentempo fort und zwischenzeitlich schleicht sich Langatmigkeit ein. Als gewiefter und ebenso skeptischer Zuschauer, ahnt man die schreckliche Entdeckung außerdem lange im Vorfeld. Spannung hält sich demzufolge im Grenzbereich auf, der Renner ist aber weiterhin die Warnung vor künstlicher Intelligenz und Robotik.
Wenn nicht so viel Zeit mit dem Offensichtlichen verschwendet werden würde und die Hauptfiguren ein kleines bisschen sympathischer wären, könnte man sagen, dass die latente Gefahr und die Angst vor der technologischen Entwicklung diesmal sogar noch zugegener sind. Auf dramaturgischer Ebene reicht es trotzdem nicht aus, damit sich der Showdown vollends bezahlt macht. YUL BRYNNER taucht übrigens in einer romantischen Traumsequenz auf, die man sich gerne hätte sparen können.
Arac Attack - Angriff der achtbeinigen Monster (OT: Eight Legged Freaks / Arac Attack) / US / 2002
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Selbstironische Tierhorrorkomödie, die – auch wenn sich niemand schauspielerisch verausgabt – mit KARI WUHRER, SCARLETT JOHANSSON und DAVID ARQUETTE prima besetzt ist.
Es wurde an alles gedacht, was solch eine Art Film ausmacht. Diverse Verweise auf vorzugsweise B-Filme der Fünfzigerjahre werden aufgefahren und sämtliche Genreklischees gekonnt verhohnepipelt. Ob schädliche Chemikalien, Verschwörungstheoretiker samt Piratensender, geschmierter Bürgermeister, Straußenfarm (!), Ekelfaktor, rasante Verfolgungsjagden auf Motorrädern durch die Wüste, Invasion des Einkaufszentrums oder Belagerungszustand in der Goldmine.
Arachnophobiker geben lieber Acht, denn es wird ulkig sowie tempo- und actionreich. Schmalzigen Kitsch, Küchenpsychologie, Kalenderblattsprüche, Glückskeksweisheiten sowie abstruse Handlungsverläufe hat man sich zum Glück geschenkt. Waschechte Gruselmomente oder wildeste Splatterszenen darf man allerdings ebenfalls nicht erwarten, handelt es sich doch in erster Linie um eine charmante und mit viel Witz angereicherte Hommage, die weniger trashy ist, als man denken würde.
Wer nur Mainstream-Blockbuster gewöhnt ist, könnte zwar trotzdem meckern, aber die Animationen und Tricksereien sind meines Erachtens mehr als nur okay. Ein kurzweiliger Zeitvertreib mit den quiekenden achtbeinigen Freaks, wenn es mal nicht allzu anspruchsvoll werden soll und das Popcorn zum Greifen nahe ist.