999CINEASTOR666 - Kommentare

Alle Kommentare von 999CINEASTOR666

  • 3 .5
    999CINEASTOR666 27.07.2023, 09:54 Geändert 27.07.2023, 09:55

    The Knocking (OT: Koputus) / FN/EE / 2022

    >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

    THE KNOCKING hält seine Geschichte in durchaus stimmungsvollen Bildern fest. Die Bildsprache suggeriert Symbolträchtigkeit und das Setting des mystisch anmutenden Waldes wird formidabel genutzt. Die in entsättigte Braun- und Grautöne gehaltene Farbdramaturgie bewirkt eine düstere und unheilschwangere Stimmung und Atmosphäre. Auch die herbstliche Note passt vortrefflich. All das ist jedoch die reinste Verschwendung, wenn die Erzählung über drei entfremdete Geschwister und die verdrängten dunklen Geheimnisse der Vergangenheit nicht viel hergibt.

    Der Stoff fühlt sich lange Zeit wie ein dröges Familiendrama über die dysfunktionale Beziehung des Dreiergespanns an, welches sich auch neueste Entwicklungen weiterhin verschweigt. Zu den Figuren kann man derweil nicht wirklich eine emotionale Verbindung aufbauen und aufrechterhalten. Die nordische Kühle überträgt sich auf die Figuren, sodass man nicht richtig warm mit ihnen wird.

    Währenddessen unterbrechen etliche schlecht getimte Rückblenden den schwermütigen Hauptstrang und rollen fragmentarisch auf, was damals geschehen ist. Dabei wird jedoch wenig Handfestes geliefert und auch als die titelgebenden Klopfzeichen zu hören sind, ist längerfristig keine konkrete Gefahr oder Bedrohung auszumachen. Der finale Akt offenbart auch kein großangelegtes Blutvergießen oder erwähnenswerte Schauwerte. Die Auflösung hat mich ebenfalls nicht umgehauen.

    3,5 Jahresringe

    21
    • 3 .5
      999CINEASTOR666 24.07.2023, 22:43 Geändert 27.07.2023, 11:02

      Sumpf der lebenden Toten (OT: Le Lac des morts Vivants / AT: El Lago de los Zombies / El Lago de los muertos Vivientes / The Lake of the Living Dead / Lake of the Zombies / See der Zombies / Zombie Lake / Zombies' Lake / Zombie's Lake / Zombies Lake) / FR/ES / 1981

      >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

      Die Legende besagt, dass JESUS 'JESS' FRANCO den Regiestuhl besetzen sollte, doch vor Drehbeginn abgesprungen ist, da die Produktionsfirma nicht seinen Wünschen nachkommen wollte. Auf die Schnelle wurde JEAN ROLLIN kontaktiert und mit dem Projekt betraut. Er hat den Job aus Spaß an der Freude übernommen und hat noch nicht einmal das Skript gelesen. Jeden Morgen hat ihm der Produzent erklärt, was am entsprechenden Tag gedreht werden soll. Untote Wehrmachtssoldaten, die einem Gewässer entsteigen und ihr Unwesen treiben, kennt man übrigens schon aus SHOCK WAVES - DIE AUS DER TIEFE KAMEN.

      Die beschriebenen Arbeitsumstände merkt man dem Endprodukt überdeutlich an. Das Ganze wirkt lieblos heruntergekurbelt und stümperhaft zusammengeschustert. JEAN ROLLIN soll sich auch lange von dem Machwerk distanziert haben und wollte verständlicherweise nicht, dass es in seinem Œuvre auftaucht. Solche Umstände können selbstverständlich auch unfreiwillig komisch sein und dem Entertainmentfaktor zugutekommen. Das ist hier jedoch leider nicht der Fall, da der Stoff in der Belanglosigkeit versumpft.

      Durchnässte Nazi-Zombies mit grüner Pampe in den Visagen, miserable Schauspielkunst und eine skurrile Story, die mehr Langeweile als blutige Action verspricht. Die breit ausgerollte Hintergrundgeschichte bzw. tragisch ausgehende Kriegsschmonzette im Mittelteil ist ganz löblich, aber der Rest ist für die Biotonne. Auch für praktische Effekte wurde kein Geld ausgegeben. Das sieht man zum Beispiel, als ein Zombie einer Magd Ewigkeiten in den Hals beißt, doch gar keine Bisswunden zu sehen sind. Scheinbar wollte er ihr nur Knutschflecke (!) verpassen.

      Wenige Meriten kann der Schlonz zusammenkratzen, dank der etlichen splitterfasernackten Beautés und weil gelegentlich die sinnliche Ästhetik von JEAN ROLLIN durchscheint. Auch die absurde Wendung, dass der untote, einäugige und grün schimmlige Wehrmachtssoldat eine innige Beziehung zu seiner Tochter aufbaut, ist derart absurd, dass sie positiv in die Bewertung einfließen muss.

      20
      • 6
        999CINEASTOR666 22.07.2023, 22:22 Geändert 01.09.2023, 22:28

        Axolution - Tödliche Begegnung (OT: Al Filo del Hache / AT: Edge of the Axe / Axeman / Nightmare's Sacrifice) / ES/US / 1988

        >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

        https://youtu.be/g_1N8XzquxQ

        Zuallererst ist mir der Drehort positiv aufgefallen und hat den Naturbuschen in mir angesprochen. Big Bear Lake ist eine Stadt in den San Bernardino Mountains an der California State Route 18, etwa 48 Kilometer vom Hauptort des Countys entfernt, im US-Bundesstaat Kalifornien. Der Ort ist ein beliebtes Sommer- und Wintersportgebiet und liegt am südlichen Ufer des gleichnamigen Sees.

        Als nächstes ist mir die Maskierung des Axtmörders positiv aufgefallen. Die Maske ist vermutlich an die von Michael Myers angelehnt. Da die Maske des Axtmörders kein Kopfhaar hat, hat sie mich jedoch eher an den raffinierten Superschurken Fantomas erinnert. Der „deutsche“ Filmtitel scheint darüber hinaus ein raffiniertes Wortspiel zu sein, welches sich von Axt und Absolution ableitet.

        Ein gruselig maskierter Axtmörder, blutige Axtmorde, eine pittoreske Ort- bzw. Landschaft, lecker Mädche ohne Büstenhalter unter den Shirts, ein Whodunit, ein Red Herring und ein arbeitsscheuer Kleinstadtsheriff. Diese volle Lotte auf amerikanisch getrimmte spanische Co-Produktion hat alle Bestandteile beisammen, um Freunde von Slasherflix der 80s rumzukriegen, oder?!

        Wir haben es hier in gewisser Weise mit einem gelungenen Slasher zu tun, der aber vielleicht etwas zu spät gekommen ist, um noch etwas zu reißen. Entweder hätte erzählerisch mehr auf die Tube gedrückt oder die undichten Stellen mit Sex und Gewalt ausgebessert werden müssen. Nackte Haut gibt es nicht zu sehen und bei den Axtmorden fließt zwar ein wenig Blut, Köpfe, Extremitäten oder Eingeweide fliegen aber nicht unentwegt durch die Gegend.

        Obwohl man sich die Frage nach dem Täter stellt und falsche Fährten gelegt werden, hält sich die Spannung zudem in Grenzen. Das liegt mitunter daran, dass die Opfer erst Hintergründe bekommen, nachdem sie abgemurkst wurden. Dramaturgisch ist das keine clevere Entscheidung gewesen, da die Figuren zuvor nur angerissen werden und einem wumpe sind, wenn es passiert. Die Auflösung ist dann ganz okay.

        18
        • 1 .5
          999CINEASTOR666 21.07.2023, 23:06 Geändert 14.09.2023, 14:00

          Mad Dead / DE / 2023

          >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

          Immer wieder erstaunlich und unfassbar, wie sich erwachsene Männer und Frauen für solch billiges, infantiles, geschmackloses und sexistisches Laientheater hergeben können. In den meisten Fällen habe ich kein Problem mit Niveaulimbo, aber diese Titten- und Arschparade ist eine Beleidigung für jedweden Nazis- und Sexploitationfilm. Es wird sich regelrecht bemüht, in allen Belangen grottenschlecht und grenzdebil zu sein, was ja auch irgendwie eine Kunst ist.

          JOCHEN TAUBERT ist auf jeden Fall der Meister dieser Kunstform, allerdings scheint der Schundfilmer mittlerweile den Zenit erreicht zu haben. Wieder einmal turnt ALINA LINA in Reizwäsche in der Gegend herum und macht sich zur Äffin. Zwischen Softporno und Funsplatter ist eine zusammenhängende und halbwegs plausible Handlung Wunschdenken. Mehr als eine sinn- und zwecklose Aneinanderreihung von Albernheiten, Peinlichkeiten, Ekeleinlagen, Altherrenwitzen und Stammtischparolen ist nicht drin.

          Das Finale gestaltet sich sogar recht actionreich und es kommt so etwas wie Tempo auf. Selbstverständlich sind Stunts und Effekte lächerlich und billig. Das Beste am gesamten Film sind wieder einmal die Outtakes. Diese verdeutlichen, wie viel Spaß alle beim Dreh hatten und dass sie über sich selbst lachen können. Umso bedauerlicher, dass sich die Freude nicht aufs Publikum überträgt.

          1,5 🐧

          22
          • 5
            999CINEASTOR666 21.07.2023, 20:47 Geändert 20.11.2023, 09:20

            Candy Land / US / 2022

            >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

            Neuzeitliche Sexploitationfilme laufen einem nicht alle Tage über den Weg. Zugutehalten muss man dem Flick, dass er in einem Milieu spielt, welches im Horrorgenre noch nicht ausgelutscht ist. Auch wenn das Milieu glaubwürdig nachgestellt wird, kann man nicht wirklich von einer Milieustudie reden, da jedwede Tiefe fehlt.

            Keine Ahnung, auf welcher göttlichen Mission Drehbuchautor und Regisseur JOHN SWAB gewesen ist, aber er scheint sich mit dem Straßenstrich gut auszukennen. Jammerschade, dass das Potenzial kaum genutzt und auch auf Logik kein Wert gelegt wird.

            Prostituierte gehen an einem Truck Stop an der Route 66 ihrer Beschäftigung nach. Aus heiterem Himmel kreuzt eine Sektenschwester auf und steigt ins horizontale Gewerbe ein. Total dumm ist, dass nicht hinterm Berg gehalten wird, dass die religiöse Fanatikerin Freier und Huren abmurkst, um sie von ihren Sünden zu befreien und ihnen die ewige Erlösung zu schenken. Die zahlreichen blutig Erstochenen scheint auch niemand zu bemerken oder zu vermissen. Der Spannungsbogen liegt deshalb am Boden.

            Der Streifen wurde im US-Bundesstaat Montana gedreht. Die schneebedeckten Berge in der Ferne sind auf jeden Fall malerisch. Die Raststätten-Toiletten eher weniger. Da das Ganze wohl zur Weihnachtszeit spielt, beinhaltet der Soundtrack Weihnachtslieder. Was jedoch nicht dazu führt, dass die Ernsthaftigkeit oder das beklemmende Gefühl darunter leiden. Die Darsteller*innen leisten gute Arbeit und man nimmt allen ihre Rollen ab. Die Figurenzeichnung ist zwar nicht besonders ausgefeilt, aber insbesondere die christliche Fundamentalistin entpuppt sich zum Schluss, als bemerkenswert bemitleidenswerte Person.

            21
            • 6
              999CINEASTOR666 21.07.2023, 16:39 Geändert 21.07.2023, 16:41

              The Terror Room (OT: Shut In) / US / 2022

              >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

              Wieder einer dieser Spannungsfilme, der hauptsächlich auf begrenztem Raum spielt. Diesmal ist eine alleinerziehende, ehemals drogenabhängige Mutter von ihrem gewalttätigen, drogensüchtigen Ex in der Vorratskammer eingesperrt worden. Ihre kleine Tochter und ihr Baby sind nun auf sich allein gestellt, in einem großen, baufälligen Haus, irgendwo im Nirgendwo.

              Für liebende Eltern wird es mit Sicherheit eine Horrorvorstellung sein, in die sie sich viel besser hineinfühlen können als kinderlose. Wenn man sich an solch einem minimalistischen Szenario versucht, kann der Plot schnell Gefahr laufen, auf der Stelle zu treten oder sich im Kreis zu drehen.

              Dieser Genrevertreter ist davor leider nicht gefeit. Dennoch gelingt es, immer wieder nachzulegen, bevor das Interesse Abschied nimmt. Zum Beispiel, als der pädophile Meth Head aufkreuzt. Das breit ausgerollte Finale streicht dann noch einige Punkte ein. Es ist zwar vorhersehbar, aber besitzt eine gewisse Intensität, die sich zum Schluss befreiend entlädt.

              6 Gläser Apfelbutter

              19
              • 5 .5
                999CINEASTOR666 20.07.2023, 20:43 Geändert 20.07.2023, 22:13

                Die Tollwütigen (OT: I Drink Your Blood / AT: Blood Suckers / Haus des blutigen Schreckens / Die Satansbande / Phobia / State Farm) / US / 1971

                >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                Es ist mal wieder Zeit für Grindhouse Cinema. Als Inspirationsquelle diente die Manson-Family, wobei der Sektenguru an eine soziopathische Proll-Variante von Winnetou erinnert. Der abgefuckte Apachenhäuptling ist auf jeden Fall das Highlight des räudigen Streifens.

                Als die Rostlaube den Geist aufgibt, zieht es hippieske Satansjünger*innen notgedrungen in ein heruntergewirtschaftetes Provinznest. Nachdem ein in die Jahre gekommener Veterinärarzt von den teuflischen Landstreichern verdrischt und auf einen LSD-Trip geschickt wird, verfeinert dessen Enkel schmackhafte Fleischpasteten mit dem Blut eines tollwütigen Hundes. Das Chaos nimmt seinen Lauf ...

                Dilettantismus ist bei solch einer Art Film vorprogrammiert und gewünscht, weil er dem Entertainmentfaktor zugutekommt. Bei diesem schäbigen Schabernack ist jedoch das Gegenteil der Fall. Dass die Story meschugge ist, die Charaktere völlig überzogen sind und die Darsteller*innen Overacting zelebrieren, sind keine Kritikpunkte. Allerdings ist der Montagerhythmus für die Tonne und wenn es ans Eingemachte geht, wird nicht viel gezeigt, da Stunts Übung erfordern und Effekte Geld kosten.

                Nichtsdestotrotz haben wir hier ein schmieriges und obskures Machwerk, das eine Geschmacklosigkeit holprig an die nächste reiht. Mit Schaum vorm Maul laufen Rednecks Amok und der nervenzehrende Soundtrack beschert einen stressigen Terrorfilm, bei dem sich die multiethnische Satansbande letzten Endes als MacGuffin herausstellt.

                19
                • 7
                  999CINEASTOR666 20.07.2023, 12:33 Geändert 20.07.2023, 12:37

                  Asphalt-Kannibalen (OT: Apocalypse domani / AT: Asphaltkannibalen / Cannibal Massacre / Cannibals in the City / Invasion of the Fleshhunters / Savage Apocalypse / Savage Slaughterers / The Slaughterers / Cannibal Apocalypse / The Cannibals Are in the Streets / Cannibals in the Street / Hunter of the Apocalypse / Invasion of the Flesh Hunters / The Last Hunter / Apocalipsis Canibal / Virus) IT/ES / 1980

                  >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                  Tollwütige Vietnamveteranen und Kannibalismus als ansteckende Krankheit. Den Kannibalismus von der grünen Hölle in den Großstadtdschungel zu verlagern, eröffnet völlig neue Möglichkeiten. Da der Kannibalismus per Virusinfektion übertragen wird, ist der Zombiefilm nicht weit, während die holprige Flucht bzw. Jagd auf die Menschenfresser an Poliziotteschi erinnert.

                  Dieser stramm inszenierte Actioner nimmt sich todernst, während Kriegtraumata zu Unterhaltszwecken im urbanen Raum und der Kanalisation reißerisch ausgebeutet werden. Allzu spannend gerät der italienisch-spanische Exploiter zwar nicht, aber verdammt kurzweilig ist er dennoch. Die Gore- und Splatterszenen sowie JOHN SAXON und GIOVANNI LOMBARDO RADICE sind die Sahnehäubchen.

                  19
                  • 4
                    999CINEASTOR666 19.07.2023, 23:40 Geändert 19.07.2023, 23:40

                    Abyzou - Keine Seele ist sicher (OT: The Offering / The Devil's Offering) / US/GB/BG / 2022

                    >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                    Abyzou ist der Name eines weiblichen Dämons der nahöstlichen Mythologie. Weil sie unfruchtbar und neidisch auf werdende Mütter ist, wird sie für Fehlgeburten und Kindersterblichkeit verantwortlich gemacht. Um solch eine Geschichte geht es hier auch, als der Sohn eines jüdisch-chassidischen Bestattungsunternehmers mit seiner schwangeren Frau für einen Besuch nach Hause zurückkehrt.

                    Das Setting ist ein Hingucker und die düstere, unheimliche und unheilschwangere Atmosphäre hat Sogwirkung. Die äußere Form ist also Spitzenklasse, doch inhaltlich ist mir das alles zu sehr von der Stange. Es passiert relativ wenig und wenn etwas passiert, ist es ein alter Hut.

                    Abyzou ist zwar gut getroffen und sorgt für den einen oder anderen Gruselmoment, aber die Jump-Scares verlieren nach der x-ten Wiederholung schlichtweg an Wirksamkeit. Originell und spannend ist das nicht gerade, aber zumindest geht der Cast in Ordnung und man nimmt allen ihre Rollen ab. Die Figuren sind nur leider recht uninteressant.

                    22
                    • 7
                      999CINEASTOR666 19.07.2023, 11:51 Geändert 19.07.2023, 11:52

                      Spaghettiman (AT: Spaghetti Man) / US / 2016

                      >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                      Das ist eine Indie-Produktion, nach der sich mein Herz verzehrt. Ein super Heldenfilm, dessen Humor genau meinem Geschmack entspricht. Obwohl sich der Streifen seiner Absurdität und Skurrilität vollkommen bewusst zu sein scheint, wird der Quatsch mit Tomatensoße nämlich mit voller Ernsthaftigkeit durch die Nudelmaschine gezogen.

                      Einen Typen mit einer Papiertüte auf dem Kopf, der Spaghetti pinkelt, blutet und aus den Händen schießt, sieht man nun mal nicht alle Tage auf der Genre-Speisekarte. Dass nicht viel auf der hohen Kante gelegen hat, realisiert man schnurstracks. Die Hingabe und Kreativität macht jedoch einiges wett und die Unbedarft- und Unbeholfenheit der Schauspielerei, Dialoge und Actionszenen kocht vor Ironie über.

                      Die Ursprungsgeschichte eines Helden, der kein Held sein will, weil er Angst vor Verantwortung hat, ist reichhaltig und gehaltvoll. Ein Loser auf einer Anti-Heldenreise. Er frönt dem Slacker-Lifestyle und kann keinen Job lange halten. Um Rechnungen zu bezahlen, rettet er Menschen gegen Bezahlung. Doch dann wird der zersauste Müßiggänger auf die Probe gestellt und muss unter Beweis stellen, wie viel gemeinnütziger Held in ihm steckt und ob er vielleicht endlich seine Berufung gefunden hat.

                      Auch wenn es hochtrabend oder weit hergeholt klingt, haben wir es hier mit einer Milieu- und Charakterstudie zu tun. Eine Satire, die gar nicht mal so dumm ist und obendrein eine Charmeoffensive initiiert, obwohl ihr vielleicht etwas Bissfestigkeit fehlt.

                      21
                      • 3 .5
                        999CINEASTOR666 18.07.2023, 13:07 Geändert 18.07.2023, 13:07

                        It Came from Below - Tief unter der Erde lauert es (OT: It Came from Below / AT: Creature from the Below) / GB / 2021

                        >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                        Monstrositäten in Höhlensystemen sind keine Weltneuheit. Diese britische Low-Budget-Produktion definiert das Genre gewiss nicht neu und kann den Genrehighlights auch nicht ansatzweise das Wasser reichen. Das Drehbuch ist nämlich unausgereift und die Umsetzung oftmals dilettantisch.

                        Die Exposition gerät dürftig und die Figuren sind allesamt belanglos. Ihrer Belanglosigkeit wird auch im weiteren Verlauf nicht entgegengewirkt. Erschreckend unvorbereitet erforscht das Grüppchen zwar relativ zeitnah die Höhle, doch dort ist es dermaßen dunkel, dass man kaum etwas sieht. Die Dunkelheit, Enge und Geräuschkulisse sorgen aber zumindest für eine angemessene Atmosphäre. Nichtsdestotrotz muss erst die Hälfte der Laufzeit hopsgehen, bevor ein wenig Fahrt aufgenommen wird.

                        Aufgrund zahlreicher irrationaler Entscheidungen, bekommt man erst verspätet mit, dass die Kreatur die Fähigkeit der Gedankenkontrolle besitzt und in den Wahnsinn treibt. Die dem Wahnsinn verfallenen greifen andere an, sodass es auch ein wenig gory wird. Die Kreatur sieht man übrigens lange Zeit nur sporadisch und schemenhaft. Erst kurz vor Feierabend kriegt man mehr von von ihr zu sehen und ihr Erscheinungsbild macht einen guten Eindruck. Eine Kombination aus Reptil und Insekt. Woher sie kommt, was sie dort zu suchen hat und wie ihre wahren Absichten aussehen, bleibt jedoch unbeantwortet. Das Ende der Geschichte lässt ebenso ratlos zurück.

                        22
                        • 4 .5
                          999CINEASTOR666 17.07.2023, 13:18 Geändert 17.07.2023, 13:19

                          The Seed / GB / 2021

                          >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                          Ein Mädelstrip bzw. ausgelassenes Partywochenende in einer hochmodernen Luxusvilla in der sonnenverwöhnten (maltesischen) Mojave-Wüste wird für drei Freundinnen zum Albtraum. Die Girls bekleiden indes separate Stereotype. Ihr Freundschaftsbund erscheint recht unglaubwürdig, da sie von Grund auf verschieden sind. Nun glaubt aber nicht, dass die unterschiedlichen Figurenkonzeptionen für großartigen Abwechslungsreichtum sorgen. Die Charakterisierungen bleiben oberflächlich und eindimensional.

                          Ein Meteorschauer steht an und es plumpst ein seltsames Ding vom Himmel in den Pool. Zunächst als tot erklärt, soll der minderjährige Aushilfsgärtner das Viech entsorgen. Als der extraterrestrische Nacktmull doch Lebenszeichen von sich gibt, wird er mir nichts, dir nichts ins Haus geholt und aufgepäppelt. Was die Mädels nicht wissen, der Besucher aus dem All hat eine hypnotische Wirkung auf Frauen und will das Erdenrund mit seinesgleichen bevölkern.

                          Bis das Alien zur Besamung ausholt, muss jedoch nahezu eine geschlagene und überwiegend langweilige Stunde verstreichen. Der Hässwuchs liegt/sitzt übrigens nur in der Gegend herum und glotzt blöde aus der Wäsche. Zum Sexualakt öffnet sich sein Unterleib und jede Menge Gekröse kreucht und fleucht umher. In dem Gewusel wühlen sich die Auserwählten herum und schieben Trips.

                          Etwas später führen die Schwängerungen zu Körperhorror und selbstverständlich kommt es zu weiteren psychedelischen Bilderwelten. Auch wenn das ganz cool kommt, räumt es alles andere als einen Innovationspreis ab. Der breit ausgerollte Showdown streicht dann aber noch Punkte ein, da plötzlich überraschend viel los ist. Einige handgemachte Brutalitäten gibt es zu sehen und eine gewisse Intensität ist spürbar. Selbstverständlich darf auch keine gemeine Schluss­pointe fehlen.

                          20
                          • 7
                            999CINEASTOR666 16.07.2023, 14:37 Geändert 17.07.2023, 03:04

                            Brightburn: Son of Darkness (OT: Brightburn / AT: BrightBurn) / US / 2019

                            >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                            Dass ein Findelkind aus dem All auf der Erde bruchlandet und auf einer Farm von liebevollen Leutchen großgezogen wird, erinnert unweigerlich an die Comicfigur Superman. Der Außerirdische besitzt Menschengestalt und entwickelt erst im Stadium der Frühpubertät Superkräfte. Anstatt damit der Verbrechensbekämpfung unter die Arme zu greifen, übermannen den extraterrestrischen Burschen während der Trotzphase Überlegenheitsgefühle, Allmachtsfantasien und Rachegelüste.

                            Dies ist also die Ursprungsgeschichte eines Superschurken. Wenn er nicht seinen Willen bekommt, geht er über Leichen. Anstatt die Welt zu retten, will er sie zerstören. Wenn man die Superkräfte ausklammert oder als Metapher sieht, ist das Stoff über den man psychologische, soziologische oder anthropologische Abhandlungen schreiben kann. Ich selbst will aber diesmal ausnahmsweise die Kirche im Dorf lassen.

                            Aufgezogen wird die Coming-of-Rage-Story als Slasher, der auf etwas andere Art in die 80s zurückversetzt. Da Täter und Motiv von vornherein feststehen, hält sich diesbezüglich die Spannung in Grenzen. Auch wenn es schon den einen oder anderen übernatürlichen Slasher gegeben hat, ist ein Killer im Kindesalter und mit Superkräften nichts Alltägliches. Ein Killer der fliegen kann, einen Hitzeblick hat, stark wie eine Lokomotive, schnell wie eine Pistolenkugel und nahezu unverwundbar ist, eröffnet nun einmal völlig neue Möglichkeiten. Eine Splatterorgie ist zwar nicht drin, aber manche Szene ist nicht ohne.

                            Einen Superhelden- oder eher Superschurkenfilm um Horrorelemente zu erweitern, ist ein interessanter Einfall. Das Potenzial wird zwar nicht vollends ausgeschöpft, aber dennoch einiges verdammt richtig gemacht. Die Umsetzung ist nämlich gar nicht mal unoriginell und die Idee wird konsequent durchgezogen. Wenn der halbstarke Alien sein Handeln nur eine Sekunde hinterfragen würde, hätte die Ambivalenz vielleicht dem Payoff zuträglicher sein können. Zweifel bleiben jedoch einzig und allein den Zieheltern überlassen, wobei es alles in allem nicht besonders tiefgründig wird.

                            28
                            • 3 .5
                              999CINEASTOR666 15.07.2023, 15:19 Geändert 15.07.2023, 15:20

                              Bed Rest - Deine Angst schläft nie (OT: Bed Rest) / US/CA / 2022

                              >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                              Wenn die Übersetzung eines Filmtitels Bettruhe und die Hauptprotagonistin eine hochschwangere und von einer vorherigen Totgeburt traumatisierte Frau ist, kann man sich eigentlich schon denken, dass es nicht sonderlich tempo- und actionreich zugehen könnte.

                              MELISSA BARRERA spielt genannte Hauptprotagonistin. Fans des Scream-Franchises kennen sie aus dem fünften und sechsten Teil. Dort hat sie bei mir keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Hier gerät ihre Performance schon etwas engagierter. Nichtsdestotrotz ist der Mysterythriller leidlich spannend und nimmt erst zum letzten Drittel ein wenig Fahrt auf.

                              Bis es soweit ist, kriegt man einen konventionellen Spukhausfilm zu sehen, dem kein Klischee zuwider ist. Da die Versatzstücke altbekannt sind und unoriginell sowie uninspiriert montiert sind, ist der Handlungsverlauf der Vorhersehbarkeit hilflos ausgeliefert. Auch der Gruselfaktor ist nicht allzu hoch, da die die Jump-Scares derart abgeschmackt sind.

                              Zumindest bekommt das renovierungsbedürftige Haus eine anständige Vorgeschichte und es werden einige falsche Fährten gelegt, die am Ende zu überraschenden Wendungen führen. Der Showdown gestaltet sich ausgesprochen kitschig und sentimental, doch da ich einen weichen Kern habe, hat mich das zufriedengestellt. Trotz alledem habe ich mich die meiste Zeit gelangweilt und über das generische Drehbuch geärgert.

                              20
                              • 5 .5
                                999CINEASTOR666 14.07.2023, 18:50 Geändert 27.03.2024, 14:53

                                Schrei, wenn Du kannst (OT: Valentine / AT: Valentine - Schrei, wenn Du kannst / Schrei, wenn Du kannst - Liebe kann so grausam sein / Love Hurts / Valentine / Valentine's Day / Scream If You Can) / AU/US/CA / 2001

                                >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                                SCREAM - SCHREI! hat für das Revival gesorgt und eine Welle in Gang gesetzt, zu der auch dieser Slasher gehört, von dem ich bis vor kurzem noch nie etwas gehört hatte. Mit Namen wie KATHERINE HEIGL, DENISE RICHARDS und DAVID BOREANAZ, ist er rückblickend betrachtet sogar anständig besetzt. Obwohl man eingestehen muss, dass sich keiner von den erwähnten Mitwirkenden darstellerisch verausgabt.

                                Das Thema Valentinstag lässt natürlich im Nullkommanix an BLUTIGER VALENTINSTAG denken. Gruselige Schiebekarten und Pralinen mit ekliger Füllung ebenso. Die Amor-Maske des Killers ist nicht minder creepy und der erste Kill lässt nicht lange auf sich warten. Die Kills verherrlichen die Gewalt zwar nicht ungemein plastisch, sind aber zumindest nicht einfalls- und abwechslungslos.

                                Wenn man Erfahrung auf dem Gebiet des Slasherfilms mitbringt, weiß man bestens Bescheid, dass die Exposition eine Finte sein kann. Dadurch entsteht ein Whodunit und der Spannungskurve wird ein Gefallen getan. Da die Mordserie die Protagonisten lange Zeit nur peripher tangiert, befindet sich die Spannungskurve jedoch während des Mittelteils im Sinkflug, als die Polizei ermittelt und eine Party geschmissen wird. Das kurze und knackige Finale sorgt für einen leichten Kurvenanstieg und hat noch ein paar Überraschungen auf Lager.

                                5,5 x Nasenbluten

                                21
                                • 7
                                  999CINEASTOR666 13.07.2023, 06:46 Geändert 13.07.2023, 09:38

                                  Standoff - Die einzige Zeugin (OT: Standoff / AT: Men on Fire) / CA/US / 2016

                                  >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                                  Manchmal sind es die einfachen Dinge des Lebens. Ein kaltblütiger Auftragskiller im Erdgeschoss sowie ein schutzsuchendes Waisenmädchen und ein ehemaliger, von einem Schicksalsschlag gezeichneter Soldat im 1. Stock genügen.

                                  Bei solch einem extrem minimalistischen Szenario hat man schnell die Befürchtung, eine Schlaftablette erwischt zu haben. Hausfriedensbruch und Belagerungszustand werden allerdings gekonnt miteinander verwoben. Da es sich um ein kammerspielartiges Psychoduell handelt, wird die Handlung hauptsächlich von Dialogen getragen. Die Dialoge sind jedoch nicht auf den Kopf gefallen und es lohnt sich, ihnen Gehör zu schenken. Darüber hinaus gelingt es immer und immer wieder, zum richtigen Zeitpunkt Impulse freizusetzen, damit die beiderseitige Zermürbungstaktik nicht in den Leerlauf schaltet.

                                  Die stimmige Inszenierung und die dreiköpfige Hauptbesetzung halten den Ball relativ spannend am Laufen, obwohl man kein Actionfeuerwerk erwarten sollte. ELLA BALLENTINE trägt zur Emotionalisierung bei, als trauriges, liebreizendes und tapferes Waisenmädchen. Als gebrochener Mann und aufopfernder Ersatzvater ist auch THOMAS JANE nicht zu verachten. Die faszinierrnde Performance von LAURENCE FISHBURNE setzt dem Ganzen allerdings die Krone auf. Sein Bösewicht taktiert und manipuliert, was das Zeug hält. Zwischenzeitlich wird sogar dem Folterporno Tribut gezollt.

                                  25
                                  • 7
                                    999CINEASTOR666 11.07.2023, 09:06 Geändert 11.07.2023, 09:12

                                    The Boat / GB/NL/MT / 2018

                                    >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                                    Ein namenloser Fischer, ein (verlassenes) Segelboot und das offene Meer. Bei solch einem eingeschränkten Szenario, hat man schnell die Befürchtung eine Schlaftablette erwischt zu haben. Dem ist zum Glück nicht so, da der Protagonist an Bord sinnvollen Beschäftigungen nachgeht. Währenddessen geschehen seltsame Dinge, bei denen man sich fragt, ob es sich um Zufälle handelt, sich jemand einen schlechten Scherz erlaubt oder übernatürliche Kräfte am Werk sind.

                                    Ebenjene Ungewissheit sowie das Spiel mit der Erwartungshaltung und die ständige Irreführung wirken sich positiv auf die Spannungskurve des Einpersonenstücks aus. Trotz begrenzter Mittel und Möglichkeiten gelingt es zudem formidabel, eine beklemmende Atmosphäre und ein mulmiges Gefühl zu erzeugen. Einem einfachen Segelboot eine solch bedrohliche Ausstrahlung zu verleihen, ist ebenfalls ein Kunststück.

                                    In Sachen Technik und Handwerk müssen auch keine Beschwerden eingereicht werden und der mir bis dato unbekannte JOE AZZOPARDI liefert darüber hinaus eine 1a Performance als wortkarger Alleinunterhalter ab. Die Abgeklärtheit seiner Figur sehe ich nicht als Kritikpunkt, da sie allem Anschein nach nicht zum ersten Mal (mutterseelenallein) auf hoher See und einem Segelboot zu sein scheint. Auch bei Herausforderungen muss die Ruhe bewahrt werden, um nicht durchzudrehen.

                                    In Anbetracht des Minimalismus muss man eingestehen, dass es der albtraumhafte Segeltörn recht zufriedenstellend über die Ziellinie schafft. Das Ende hält dann noch eine Überraschung bereit, die aber nicht jedem gefallen wird. Ich fühlte mich zum Schluss jedoch irgendwie an TRIANGLE - DIE ANGST KOMMT IN WELLEN erinnert. Die Erinnerung kommt wohl auch nicht von ungefähr, denn in beiden Filmen sind die Wasserfahrzeuge nach Aeolus benannt, dem Windgott der griechischen Mythologie. Vielleicht hatte er Langeweile und wollte bloß spielen.

                                    26
                                    • 7
                                      999CINEASTOR666 10.07.2023, 10:55 Geändert 21.03.2024, 11:46

                                      Hot Seat (AT: Bomb Squad) / US / 2022

                                      >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                                      Der Filmtitel bezieht sich darauf, dass am Gamingstuhl eines ehemaligen Hackers eine Bombe angebracht ist. Wenn er den Druck von der Sitzfläche nimmt, wird ihm Feuer unterm Hintern gemacht. Da mir ähnliche Umstände bereits öfters untergekommen sind, dachte ich zunächst, die Verantwortlichen ruhen sich auf bewährten Versatzstücken aus, um selbst keinen Finger krumm machen zu müssen. Mit der Vermutung habe ich glücklicherweise falsch gelegen, denn eine Vielzahl an Wendungen halten den Ball halbwegs spannend am Laufen.

                                      Wenn man sich nicht an Kleinigkeiten aufhängt, weil man berücksichtigt, dass es sich um ein B-Pic handelt, ist der Stoff recht sehenswert. Der Streifen ist kurzweilig und verschenkt keine Sekunde, als der Bösewicht per Videoüberwachung den Überblick behält und via verzerrter Stimme Befehle erteilt. Manchmal muss zwar ein Auge in Sachen Logik und Effekte zugedrückt werden, aber nichts gerät derart gravierend, dass das Handtuch geworfen werden muss.

                                      Da der ehemalige Hacker am Geburtstag seiner Tochter als Geisel genommen wird und seine Ehe momentan einige Hürden zu überwinden hat, ist für eine emotionale Verbindung gesorgt. Da sich der anonyme Bombenleger im Verlauf als totaler Psycho herausstellt und sein Rachefeldzug zur persönlichen Angelegenheit wird, gelingt auch diesbezüglich die Rollenverteilung. Dass sich das zweiköpfige Bombenräumkommando ständig foppt, schafft zudem Amüsement und Charme.

                                      Mit KEVIN DILLON, MEL GIBSON, EDDIE STEEPLES und SHANNEN DOHERTY auf der Besetzungsliste, ist das Filmchen obendrein gar nicht schlecht aufgestellt. Dass SHANNEN DOHERTY aufgrund ihres Gesundheitszustandes ausgezehrt wirkt und nicht viel mehr zu tun bekommen hat, als Kaugummi zu kauen und ein paar Sätze ins Walkie-Talkie zu sprechen, ist aus gegebenen Anlass verzeihbar.

                                      7 x Apocalypse Now

                                      21
                                      • 2
                                        999CINEASTOR666 06.07.2023, 23:05 Geändert 21.03.2024, 11:47
                                        über Slayers

                                        Slayers (AT: With Teeth / Nos.0) / US / 2022

                                        >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                                        Nach DIG OR DIE hat Filmregisseur K. ASHER LEVIN direkt den nächsten Film mit THOMAS JANE gedreht. Es ist wohl heutzutage vermehrt vom Filmvertrieb abhängig, welche Synchronstimmen Darsteller*innen bekommen. Leonine Distribution hat allem Anschein nach einen alten Säufer angeheuert, um THOMAS JANE zu synchronisieren. Die Synchronstimme ist unter aller Kanone und da seine Figur nicht nur als abgerissener Vampirjäger, sondern auch als Erzähler/Märchenonkel fungiert, treffen die Dad Jokes sowie Lehr- und Geschichtsstunden nicht gerade ins Schwarze. Die Stimme passt aber bestens zum grauen, buschigen und wild wuchernden Vollbart den THOMAS JANE hier trägt. Der zersauste Rauschebart sieht irgendwie angeklebt aus, dies kann aber täuschen.

                                        Da hier Influencer im Zentrum der Handlung stehen, gerät der Bullshit extrem nervig. Obendrein bzw. zwischendrin werden immer mal wieder zwei seltsame Podcaster eingeschoben. Ihr Geschwafel gerät ebenso sackgängerisch. Die gelegentlichen Einblendungen von Videospiel-Punkteständen hätten auch nicht sein müssen und stehen auch in keinem sinnvollen Zusammenhang. Später werden auch noch völlig wahllos Druckluft-Fanfaren-Sounds und Comic-Grafiken eingesetzt, was total albern rüberkommt. Vermutlich soll das alles hip und lit sein, aber ist nur anstrengend und peinlich. Vielleicht bin ich aber auch mittlerweile zu alt für den Scheiß.

                                        THOMAS JANE, MALIN ÅKERMAN und ABIGAIL BRESLIN sind meiner Meinung nach relativ bekannte Schauspieler*innen. Sie spielen hier jedoch allesamt äußerst bescheiden. Insbesondere von ABIGAIL BRESLIN bin ich schwer enttäuscht. Sie spielt, als stünde sie das erste Mal vor der Kamera. Keine Ahnung, ob das Absicht ist und sie nur Anweisungen befolgt haben oder ob sie gemerkt haben, dass der Streifen eine Gurke und die Figurenzeichnung für die Katz ist. Generell ist der Plot ziemlich unentschlossen und weiß nicht so recht, ob er die Generation TikTok nun auf den Arm nehmen oder sich ihr anbiedern soll.

                                        Die Chose ist dünn und lahm sowie zahm und blutleer. Weder Spannung noch ein Gruselfaktor oder eine ernstzunehmende Bedrohung werden zufriedenstellend erzeugt. Es fehlt zudem generell an Charme und Charisma, an Sympathieträger*innen und Identifikationsfiguren.

                                        21
                                        • 4
                                          999CINEASTOR666 06.07.2023, 20:45 Geändert 06.07.2023, 22:29

                                          Dig or Die (OT: Dig / AT: The Price You Pay - Getting the Dead) / US / 2022

                                          >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                                          Der Großteil der Handlung spielt in einem abbruchreifen Haus und der Wüste drumherum. Die Umgebung macht meines Erachtens etwas her. Auch beim überschaubaren Ensemble, ist eine gute Wahl getroffen worden. EMILE HIRSCH und LIANA LIBERATO sind als abgefucktes Verbrecherpärchen recht unterhaltsam. THOMAS und HARLOW JANE machen als vom Schicksal gebeuteltes und per Gebärdensprache und Lippenlesen kommunizierendes Vater-Tochter-Gespann auch einen guten Eindruck.

                                          Leider ist die Story hauchdünn und der Geiselnahme-Thriller ausgesprochen redselig. Trotz Zankereien und halbherzigen Fluchtversuchen, hat insbesondere der Mittelteil mit einem gewaltigen Spannungseinbruch zu kämpfen. Zum Schluss fängt sich der Streifen zwar wieder, aber letztlich wirkt das Ganze doch sehr in die Länge gezogen und alles in allem äußerst unspektakulär. Country- oder Bluegrass-Songs als Soundtrack zu wählen, ist zudem fragwürdig.

                                          4 Terrassen

                                          18
                                          • 3
                                            999CINEASTOR666 02.07.2023, 20:31 Geändert 03.07.2023, 07:53

                                            Shark Escape (OT: Escape of Shark / AT: 鲨口逃生) / CN / 2021

                                            >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                                            Ein heftiges Seebeben, ein gewaltiger Tsunami, ein geflutetes Strandhotel und ein gefräßiger Haifisch. Der Verdacht liegt nahe, dass bei BAIT 3D - HAIE IM SUPERMARKT abgekupfert wurde. Da die Produktion Made in China ist, lässt die Qualität allerdings erheblich zu wünschen übrig. Obendrein wurde der Tierhorror-Schnellschuss mit Pathos und Melodramatik vollgepumpt.

                                            Manche computergenerierten Bildeffekte sind durchaus solide, während andere äußerst grenzwertig geraten. Schauspiel und Figurenzeichnung sind definitiv verbesserungswürdig, befinden sich aber noch im akzeptablen Bereich. Da die Gesamtlaufzeit noch nicht einmal die Marke von 70 Minuten knackt, ist der spannungs- und relativ blutarme China-Schrott im thailändischen Luxusresort zumindest eine schnelle Angelegenheit.

                                            18
                                            • 4
                                              999CINEASTOR666 01.07.2023, 23:57 Geändert 01.07.2023, 23:57

                                              Gangnam Zombie / KR / 2023

                                              >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                                              Vom exklusiven, modernen, trendigen und titelgebenden Bezirk Gangnam kriegt man leider nicht allzu viel zu sehen, da die Zombie-Apokalypse hauptsächlich in einem puristischen Bürogebäude ihren Verlauf nimmt. Es existieren allerlei Beispiele, die unter Beweis stellen, dass ein limitierter Schauplatz kein Hinderungsgrund für einen sehenswerten Streifen ist. Hierbei handelt es sich jedoch, um einen gescheiterten südkoreanischen Versuch einer RomZomCom.

                                              Das Weibchen ist eine vom Chef eines Online-Streaming-Dienstes belästige Filmeditorin. Das Männchen ist ein ehemaliger Taekwondo-Champion. Sie sind Arbeitskollegen und zwischen ihnen entflammt eine halbgare Romanze, während blutrünstige Infizierte im Gebäude wüten. Die beiden sind zwar ganz sympathisch, aber der Funke wollte bei meinereiner nicht vollumfänglich überspringen. Ihre Charakterisierungen fallen nämlich recht fade aus, worunter die Funktion als Identifikationsfiguren leidet.

                                              Der Überlebenskampf einer kleinen Gruppe Überlebender gestaltet sich alles in allem wenig originell, überwiegend unspektakulär sowie recht spannungs- und blutarm. Das Schauspiel aller ist obendrein ausbaufähig und der Humor ist auch nicht gerade die Crème de la Crème. Ich habe mich zwar nicht gelangweilt, aber auch nicht wirklich gut unterhalten gefühlt.

                                              19
                                              • 5
                                                999CINEASTOR666 01.07.2023, 00:58 Geändert 03.07.2023, 07:56

                                                Winnie-The-Pooh: Blood and Honey (AT: Winnie the Pooh: Blood and Honey) / GB / 2023

                                                >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                                                Nach der weihnachtlichen Horrorkomödie THE KILLING TREE war ich gespannt darauf, welchen Budenzauber Regisseur RHYS FRAKE-WATERFIELD mit dem bekannten Franchise für Kinder und Jugendliche veranstaltet. Zuallererst springt ins Auge, dass die Produktion um einiges hochwertiger ausfällt, obwohl das Budget weiterhin überschaubar gewesen ist. In Anbetracht der geringen finanziellen Mittel ist es wahrlich beeindruckend, welch atmosphärisch dichte Szenerien kontinuierlich kreiert werden. Das Ganze gerät weniger trashig, als man vermuten würde. Auch die Effekte sind allesamt in sorgfältiger Handarbeit entstanden, fallen zum Teil äußerst deftig aus und können sich alles in allem sehen lassen.

                                                Obwohl die Antagonisten gruselige Mutanten zu sein scheinen, die der Fantasiewelt des Hundert-Morgen-Waldes entstammen, sind die Mischwesen stumme, hinterwäldlerische, maskierte Killer, wie man sie aus zahlreichen Backwoods-Slasherfilmen kennt. Wenngleich die Prämisse völlig absurd klingt, wird sie komplett humorbefreit und hausbacken abgespult, was dem Entertainmentfaktor nicht zugutekommt. Die heiß erwartete horroreske Neuerzählung ist nach gängigen Regeln des Slasherfilms konzipiert und könnte auch das nächste Sequel eines beliebigen Slasher-Franchises sein.

                                                Die Studentinnen, die ein Ferienhaus nahe des Hundert-Morgen-Waldes beziehen, sind zwar tutti quanti Wohltaten für die Augen, aber ihre Persönlichkeitsprofile sind kaum der Rede wert und sie dienen letztlich nur als opferbereite Staffage. Christopher Robin (NIKOLAI LEONI) ist nicht nur Schuld an der Misere, dass Pu der Bär und Ferkel spannungsarm Amok laufen, sondern agiert hier auch als weinerliches Weichei, das unsäglich nervt. Luft ist demzufolge in etlichen Bereichen nach oben und man kann nur hoffen, dass die bereits angekündigte Fortsetzung ordentlich einen draufsetzt.

                                                21
                                                • 5
                                                  999CINEASTOR666 30.06.2023, 20:02 Geändert 28.10.2023, 22:00

                                                  The Killing Tree (OT: Demonic Christmas Tree) / GB / 2022

                                                  >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                                                  Britische Low-Budget-Horrorkomödie über den rachsüchtigen Geist eines Serienkillers, der durch einen okkultistischen Zauberspruch in einen Weihnachtsbaum gefahren ist. Dass es sich bei dieser absurden Prämisse nur um Trash handeln kann, sollte im Vorfeld klar sein.

                                                  Zum Glück nimmt sich der Streifen selbst nicht allzu ernst, ist aber auch nicht wirklich auf Sketche ausgelegt. Die Effekte sind überraschend solide und die Kills relativ abwechslungsreich. Die blutrünstige Killertanne kann einen Arm und monströse Tentakel nutzen, um seine Opfer aufzuspießen, in Stücke zu reißen oder mit einer Lichterkette zu strangulieren.

                                                  Der X-Mas-Flick ist mit einer Vielzahl bildhübscher, aber schauspielerisch leider völlig untalentierter Damen ausgestattet. Die Figurenzeichnung ist reihum belanglos und die Synchronisation ist asynchron und schlecht abgemischt. Deshalb ist alles, was sich nicht um den Rachefeldzug des mordlüsternen Gehölzes dreht, eher schwach auf der Brust. Glücklicherweise nehmen die langweiligen Passagen nicht allzu viel Zeit in Anspruch.

                                                  Einige atmosphärische Momente und ein stimmungsvoller Soundtrack machen darüber hinaus wieder Boden gut. Die dramatische Wendung zum Schluss erwartet man bei dieser absurden Prämisse zudem auch nicht unbedingt.

                                                  21
                                                  • 3 .5
                                                    999CINEASTOR666 28.06.2023, 22:29 Geändert 04.07.2023, 09:53

                                                    Wicked Witches (OT: The Witches of Dumpling Farm) / GB / 2020

                                                    >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                                                    Zuallererst fällt die unästhetische Farbdramaturgie ins Auge. An der Bildwiederholrate wurde allem Anschein nach auch herumgedoktert. Zumindest wirken die Bewegungen gekünstelt. Die für den Vor- und Abspann verwendete Schriftart ist allerdings fresh und auch der Score ist nicht von schlechten Eltern.

                                                    Die Story ist natürlich anorektisch und spoilert sich im Grunde selbst. Im Schneckentempo geht es voran und ein Großteil der überschaubaren Laufzeit wird von Ödnis beherrscht. Zunächst werden einige creepy Albträume eingespannt, bis die kannibalistischen Hexenweiber circa 30 Minuten lang eine ziemliche Sauerei veranstalten.

                                                    Die Atmosphäre verdichtet sich und es wird überraschend gory. Da sowohl Figurenzeichnung als auch Schauspiel dürftig sind und weder Hintergründe noch Zusammenhänge ansatzweise geklärt werden, sind Spannungslevel und Unterhaltungswert allerdings weit abgeschlagen.

                                                    22