999CINEASTOR666 - Kommentare

Alle Kommentare von 999CINEASTOR666

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    999CINEASTOR666 06.02.2023, 12:59 Geändert 07.02.2023, 14:41

    Dark Web: Cicada 3301 (AT: Cicada 3301) / US / 2021

    >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

    Um es kurz und schmerzlos zu sagen, der Stoff ist im völlig falschen Genre verankert. Immerhin bezieht sich der Stoff auf die Geheimorganisation Cicada 3301, die im Internet Rätsel um Datensicherheit, Kryptografie, Steganografie, Anonymität und Überwachung veröffentlichte und zu deren Lösung aufrief. Spekulationen um Geheimdienste machten die Runde, die die Rätsel zur Rekrutierung intelligenter Personen nutzen würden. Da die konkreten Hintergründe bis heute ungeklärt sind, hätte man daraus also einen genialen Polit- bzw. Verschwörungsthriller zaubern können, stattdessen hat man sich für eine stumpfe Actionkomödie entschieden.

    Möglicherweise trägt Regiedebütant ALAN RITCHSON die Schuld, der eben vornehmlich als Schauspieler im Action- und Komödienfach tätig ist. Anfänglich macht der Streifen durchaus eine gute Figur und weckt Neugierde, um den weiteren Verlauf. Die Rahmenhandlung bildet ein Gerichtsverfahren, bei dem der Angeklagte die Vorkommnisse sarkastisch schildert. Zur Hälfte hin geht dem Streifen jedoch irgendwie die Inspiration flöten und die Schnitzeljagd nutzt die interessanten Ansätze nur unzureichend, bis das Ganze einen eher hanebüchenen Ausgang nimmt.

    Die drei im Zentrum stehenden Figuren verbindet eine angenehme Chemie und der Stoff kommt locker- flockig daher. Über etwas Situationskomik kommt das Ganze jedoch nicht hinaus, während die Rätsel eher redundant und ohne wirklichen Bezug in Erscheinung treten. Um eine wilde Hatz, Schusswechsel und Schlägereien, ist es ebensowenig gut bestellt. Dramaturgisch wird dementsprechend nicht allzu viel herausgeholt, aber zumindest stimmt das Tempo.

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      999CINEASTOR666 04.02.2023, 23:12 Geändert 05.02.2023, 10:14

      Das Andere (OT: Significant Other) / US / 2022

      >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

      Da die Möglichkeiten vielfältig sind, existieren allerlei Genreproduktionen, die Wälder als atemberaubende und atmosphärisch dichte Attraktion nutzen. Auch dieser Mitbewerber macht davon Gebrauch und beginnt herkömmlich. Dank eines sympathischen Pärchens und Foreshadowing ödet er aber nicht an.

      Bevor der Bogen überspannt werden kann, wird zur Halbzeit urplötzlich eine andere Richtung eingeschlagen und aufs Gas getreten. Bekannte Versatzstücke werden nun unterhaltsam variiert und irgendwie ist auch einige Male ein verschmitztes Lächeln drin.

      Da der Streifen noch nicht einmal die Marke von anderthalb Stunden knackt, ist die Wirksamkeit des Überraschungsmoments nur von kurzer Dauer. Lust auf mehr wird gemacht und der Ausgang der Geschichte lässt sich diese Option durchaus offen.

      Zweifelsohne bleibt eine Menge Potenzial auf der Strecke und das Ganze wirkt letztlich wie eine Art Fingerübung. Aber jeder fängt doch mal klein an.

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        999CINEASTOR666 04.02.2023, 20:55 Geändert 04.02.2023, 23:16

        The Nest - Don't Let the Bed Bugs Bite (OT: The Bewailing / AT: The Nest) / US / 2021

        >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

        Insekten und Kriechtiere sind im Tierhorror-Terrain kein Novum. Statt auf spektakulär-widerwärtigen Körperhorror und schweißtreibenden Nervenkitzel, setzt Regiedebütant JAMES SUTTLES lieber auf dröges und depressives Familiendrama. Zwar wird zügig klargestellt, dass Käfer, Wanzen, Parasiten im Flohmarkt-Teddybären auf der Suche nach Wirten sind, zu Gesicht kriegt man die Viecher aber zunächst nicht. Stattdessen kommunizieren Wirte nun per nerviges Geklacker.

        Generell ist der Montagerhythmus für die Tonne und von Spannung kann innerhalb der viel zu üppigen 104 Minuten keine Rede sein. Die nicht enden wollenden öden und deprimierten/deprimierenden Einstellungen sind die reinste Folter. Die Story hat zu wenig Fleisch am Knochen und ermüdet auf Dauer. Auf den letzten Metern wird zwar noch versucht, die Kurve zu kriegen, doch das bockige Balg ist bereits in den Brunnen geplumpst.

        Selbstverständlich kann man das geringe Budget vors Loch schubsen, doch etliche Mitbewerber, denen ähnliche finanzielle Mittel zur Verfügung gestanden haben, stellen unter Beweis, dass man es durchaus besser hinbekommen und auch ein paar Schauwerte abliefern kann.

        Damit die Katastrophe komplett ist, sind die schauspielerischen Leistungen hundsmiserabel und die Dialoge nichtssagend. Den Charakterisierungen fehlt es an Tiefe, weshalb nicht die Spur Empathie möglich ist. Es schmerzt förmlich, Genreikone DEE WALLACE in solch einer unterirdischen Produktion sehen zu müssen.

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          999CINEASTOR666 02.02.2023, 21:31 Geändert 02.02.2023, 22:45

          Super - Shut up, Crime! (OT: Super) / US / 2010

          >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

          Auch wenn ... auf den ersten Blick wie die Verballhornung der Marvel- und DC-Universen aussieht, wird hier letztendlich eine äußerst tiefgründige Geschichte über fehlgeleiteten Gerechtigkeitssinn erzählt, und zwar auf ausgefuchste und gallige Art und Weise. Wenn man denn jedoch sieht, wer auf dem Regiestuhl gesessen hat, kann man seinen Augen kaum trauen.

          Ob die Gemeinsamkeiten mit KICK-ASS volle Absicht oder reiner Zufall sind, habe ich nicht recherchiert. Wie gesagt, schlägt ... jedoch einen gänzlich anderen Ton an, weshalb man beide Filme besser nicht miteinander vergleichen sollte. Der Mix aus dramatischem Außenseiterdrama, Superheldentum-Dekonstruktion, tiefschwarzem Humor und überzogen-selbstjustiziable Gewaltdarstellung besitzt nämlich genügend Eigenständigkeit, um auf ganz anderen Wegen zu unterhalten.

          RAINN WILSON und ELLEN PAGE liefern außerdem hervorragende Performances ab und bilden ein Duo, dem man auf seiner schrägen Antiheldenreise gerne Gesellschaft leistet.

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            999CINEASTOR666 02.02.2023, 10:32 Geändert 02.02.2023, 14:43

            Superintelligence / US / 2020

            >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

            Romantische Science-Fiction-Komödie, um eine pummelige Durchschnittsbürgerin, die von einer verselbstständigten künstlichen Intelligenz aus dem Alltagstrott gerissen wird. Wegen ihrer Durchschnittlichkeit, hat sie die KI als Repräsentantin der Menschheit und Menschlichkeit ausgewählt.

            Da Liebe ein schwer definierbares Gefühl ist, setzt die KI alles daran, das Moppelchen mit ihrer alten Flamme wiederzuvereinen. Ihr Zusammenkommen besiegelt das Schicksal der Menschheit, da entweder die Rettung, Versklavung oder Zerstörung droht.

            Damit die philanthropische und idealistische Normalsterbliche das Herz ihres Verflossenen zurückerobern kann, wird sie im umweltfreundlichen Tesla durch die Gegend chauffiert, kriegt ein Makeover verpasst und Mut zugesprochen. Zwischenzeitlich hat das Militär jedoch Wind von der Sache bekommen, dass fünf vor zwölf ist.

            Aus der Prämisse hätte man einiges herausholen können. Die Gags sind aber weder super noch intelligent und werden durchgenudelt, bis sich der Witz verdünnisiert. Die Mischung macht's aber irgendwie und das Unterfangen ist auf jeden Fall sympathisch und kurzweilig.

            Schade ist allerdings, dass die Romanze nicht herzerwärmend ist. Einerseits, weil MELISSA MCCARTHY und BOBBY CANNAVALE das emotionale und intime Verhältnis schwer abzukaufen ist und andererseits, weil die Beziehung der beiden doch recht oberflächlich und klischeebeladen abgehandelt wird.

            5,5 Sitzsäcke

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            • 5 .5
              999CINEASTOR666 01.02.2023, 09:52 Geändert 01.02.2023, 11:42

              Thunder Force / US / 2021

              >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

              Zwei Wuchtbrummen werden als tollpatschige Superheldinnen ins Rennen geschickt. Dass es sich dabei nur um Klamauk handeln kann, ist zu erwarten. Wer mit Infantilität und Plattitüden nicht umzugehen weiß, sollte einen großen Bogen um den Streifen machen.

              Der Unterhaltungswert lag auch für meinereiner nur leicht über Durchschnitt. Sympathisch und kurzweilig ist das Unterfangen allemal, jedoch empfand ich OCTAVIA SPENCER als komplett fehlbesetzt. Dafür mag ich MELISSA MCCARTHY umso mehr. Das ist jedoch nur ein schwacher Trost, wenn die meisten Gags Rohrkrepierer sind.

              Anstatt in die Breite, hätte der Stoff vielleicht in die Tiefe gehen sollen. Trotz zahlreicher peinlicher und plumper Momentchen, tut der Flick letztendlich nicht weh.

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                999CINEASTOR666 31.01.2023, 22:52 Geändert 31.01.2023, 22:55

                Parallel - Was würdest du tun? (OT: Parallel) / CA / 2018

                >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                Da mir nicht bekannt ist, dass jemals jemand Multiversen besucht und Erfahrungen mit der Allgemeinheit geteilt hat, sind sie reine wissenschaftliche Fiktion. Theorien und Hypothesen existieren zuhauf, doch bewiesen ist bisher nüscht. Drehbüchern Logiklöcher vorzuwerfen, ist demnach ziemlich unverfroren.

                Die Exposition stimmt schon einmal wohlwollend darauf ein, welche Konsequenzen der Gruppe von Freunden blühen kann, die kurz danach postiert wird. Sie leben in einer Wohngemeinschaft und machen in Start-Up-Unternehmungen. Der Erfolg bleibt aus, bis sie eines schönen Tages hinter einer Wand einen verstecken Dachboden entdecken. Dort befindet sich ein mysteriöser Spiegel, der ein Portal zu alternativen Realitäten ist. Dort stehlen einige Ideen, Wissen und fremde Technologien, um ihre Karrieren anzukurbeln. Als einer von ihnen ums Leben kommt und durch sein alternatives Ich ersetzt wird, geraten die bisher friedlich nebeneinander existierenden Welten aus den Fugen.

                Anfänglich ist das Mysterium um den Spiegel launig und weckt Neugierde. Wie das überhaupt möglich ist und woher der Spiegel kommt, wird jedoch nicht lange hinterfragt oder auf den Grund gegangen. Diesbezüglich hätte man erzählerisch noch einiges herausholen können. Auch wie sie per Multiversum-Hopping zu Ruhm und Reichtum gelangen, bleibt größtenteils nebulös. Scheinbar hat es dem Drehbuchautor dann wohl doch an Inspiration und Kreativität gemangelt. Vielleicht war aber auch das Budget zu knapp, um aufwändigere Szenen zu drehen. Technisch und handwerklich ist zwar alles im grünen Bereich, aber die Produktion ist klein und beschränkt sich auf wenige Figuren, Kulissen und Effekte.

                Die mir bis dato unbekannten Darsteller*innen haben mir gut gefallen. Ihre Figuren haben Potenzial, mit dem auch teilweise gearbeitet wird. Durch die raschen charakterlichen Entwicklungen, zeichnet sich allerdings überaus verfrüht ab, welche Fraktionen aneinanderrasseln. Obwohl zum Ende hin die Konflikte mehr werden, kommt trotz alledem nur bedingt Spannung auf. In Sachen Unterhaltungswert daher nur hauchdünn über Durchschnitt.

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                • 5 .5
                  999CINEASTOR666 30.01.2023, 22:42 Geändert 30.01.2023, 22:44

                  Into the Forest / CA / 2015

                  >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                  Erschreckend, wenn man sich vor Augen führt, wie abhängig der Mensch dieser Tage von Strom ist. Bei einem Ausfall, kriegen manche Panikattacken, weil die Tiefkühlkost auftauen könnte oder die Elektroheizung ihren Dienst nicht mehr verrichtet. Ganz schlimm wird es, wenn dem Handyakku das Aus droht oder das Internet ausfällt. Welche verheerenden Auswirkungen ein Blackout nach mehreren Monaten nach sich zieht, behandelt dieser Endzeitfilm um zwei Schwestern, die unterschiedlicher nicht sein könnten.

                  Nach dem Blackout und einem weiteren Schicksalsschlag sind die Geschwister auf sich allein gestellt. Das Treiben tangiert die Dystopie nur peripher, findet es doch fast ausschließlich im Ökohaus und angrenzendem Wald statt. Da die Vorräte vorerst ausreichen und das Benzin knapp ist, gibt es keinen Anlass, in die nächste Stadt zu fahren. Der Lagerkoller lässt selbstverständlich nicht lange auf sich warten.

                  Hierbei handelt es sich also wieder einmal um ein Kammerspiel, das sich voll und ganz auf seine Hauptfiguren konzentriert. Nell wird von ELLEN PAGE gespielt, die als Sympathieträgerin in Erscheinung tritt und versucht, den Alltag und die Normalität zu wahren. Eva wird von EVAN RACHEL WOOD gespielt, die wie besessen und nur mit Hilfe eines Metronoms für ein Vortanzen übt. Sie ist frustriert, reagiert gereizt und verfällt in Depression. Ein späteres traumatisches Erlebnis schlägt dem Fass dann endgültig den Boden aus.

                  Beide Darstellerinnen liefern hervorragende Performances ab. ELLEN PAGE tut sich im Besonderen hervor. Die schauspielerischen Leistungen sind jedoch nur ein schwacher Trost, wenn das Szenario dermaßen minimalistisch ist und man mit diversen Trivialitäten bei Laune gehalten werden soll, die sich nicht gerade als spannungsgeladen bezeichnen lassen. Handelt es sich doch eben auch um ein Heranwachsenden-Drama und nicht um einen temporeichen und actionlastigen Survival-Thriller.

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                    999CINEASTOR666 29.01.2023, 15:30 Geändert 29.01.2023, 15:31

                    Rhea M - Es begann ohne Warnung (OT: Maximum Overdrive / AT: Es begann ohne Warnung / Rhea-M... Es begann ohne Warnung! / Stephen King's Es begann ohne Warnung / Stephen King's Es begann ohne Warnung - Rhea M. / Stephen Kings Rhea M - Es begann ohne Vorwarnung) / US / 1986

                    >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                    Dass STEPHEN KING diverse Vorlagen zu Drehbüchern geliefert hat, ist keine Neuigkeit oder Besonderheit. Dass er jedoch gleich das Drehbuch verfasste und auch noch extra auf dem Regiestuhl Platz genommen hat, aber schon.

                    Dass der Streifen auf einer Kurzgeschichte beruht, bemerkt man irgendwie. Der Kultautor scheint wohl auch Inspiration bei KRIEG DER WELTEN gefunden zu haben. Zumindest hat mich die Geschichte an eine stark ausgedünnte Version erinnert. Darum hat sich der Meister des Horrors wohl auch für Pulp und Trash entschieden, als die Erde in den Schweif des Kometen Rhea M gerät und technische Geräte urplötzlich ein Bewusstsein und Eigenleben entwickeln.

                    In etwa die erste halbe Stunde ist ziemlich heftig und verschont auch keine Kinder. Autos crashen auf einer Hebebrücke, ein Getränkeautomat schießt Dosen auf ein Kinderbaseballteam und ihren Trainer, ein Kind wird planiert und eine Kellnerin von einem Elektromesser lädiert.

                    Sobald das Belagerungsszenario der Trucks einsetzt, die Ehrenrunden ums Diner drehen, sinkt der Unterhaltungswert jedoch. Handelt es sich doch nunmehr um ein Kammerspiel. Damit ein Kammerspiel funktioniert, ist entscheidend, dass man mit einzelnen Charakteren sympathisiert oder sich mit ihnen identifiziert. Gegen platte oder nervtötende Figuren ist aber leider kein Kraut gewachsen.

                    Zum Glück nimmt sich der Streifen nicht todernst, wodurch man einiges auf die leichte Schulter nehmen kann. Außerdem liefert er ja immer noch Action, die jedoch nicht besonders spannend ausfällt. Schwarzer Humor, der 80er-Jahre-Charme und der AC/DC-Soundtrack verhindern überdies Schlimmeres.

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                      999CINEASTOR666 28.01.2023, 19:27 Geändert 28.01.2023, 19:33

                      Demon Lake (OT: Blood Conscious) / US / 2021

                      >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                      Ich bin mir unsicher, ob sich zwischen den Zeilen eine Message, ein Statement, eine kritischer Kommentar verbirgt. Wenn es etwas zu verstehen gibt, habe ich es nicht verstanden.

                      Es liegt nahe, dass von gesellschaftspolitischer Bedeutung ist, dass die Hauptfiguren schwarz sind. Motive wie Paranoia, Rassismus, Vorurteile und die Angst vor dem Fremden werden ins Gedächtnis gerufen. Von Dämonen ist allerdings die Rede, was selbstverständlich auch im übertragenen Sinne gemeint sein kann.

                      Dämonen wie man sie kennen und lieben gelernt hat, kriegt man nämlich nicht zu sehen. Generell kriegt man wenig zu sehen. Entweder ist es bereits geschehen oder es geschieht im Off. Die Dialoge sind ebenfalls nicht besonders aufschlussreich und um Aufklärung bemüht. Weder die Stresssituation noch das Konfliktpotenzial werden konkret ausformuliert und ausschließlich mit der Ungewissheit gespielt.

                      Fragen über Fragen, die eine Zeit lang tatsächlich für ein bisschen Spannung sorgen. Da jedoch weder etwas Handfestes noch Spektakuläres passiert, sich der Großteil im Kopf abspielt und die Fragen selbst zum Schluss unbeantwortet bleiben, fällt das Payoff enttäuschend aus.

                      Auch dass der Streifen verdächtig an die Eighties und vor allem an TANZ DER TEUFEL erinnert, gibt Rätsel auf. In welchem Zusammenhang das 4:3-Format und der brummende Score mit der Handlung stehen, ist mir schleierhaft. Das Treiben scheint nämlich dennoch im Hier und Jetzt stattzufinden.

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                        999CINEASTOR666 28.01.2023, 17:43 Geändert 07.08.2024, 14:14

                        The Lost City - Das Geheimnis der verlorenen Stadt (OT: The Lost City) / US / 2022

                        >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                        Roman­ti­sch-komödiantisches Action-Adventure, das diverse Erinnerungen an ähnlich gelagerte Filme aus dem Schlaf reißt – insbesondere an AUF DER JAGD NACH DEM GRÜNEN DIAMANTEN.

                        Sympathisch und kurzweilig ist das Unterfangen allemal, mir persönlich ist es aber ein Tick zu albern und klamaukig. Trotz zahlreicher peinlicher und plumper Momentchen, ringen der Wortwitz, die Situationskomik und die Selbstironie zeitweise doch ein Schmunzeln, Lächeln oder gar Gelächter ab.

                        Da etliche Elemente ähnlich gelagerter Filme Verwendung finden und durch den Kakao gezogen werden, ist die Story vorhersehbar und bietet selten Neues. Das Hauptaugenmerk liegt hier schlichtweg auf Kindereien und Blödeleien. Wenn man darauf empfindlich reagiert, ist der Streifen unten durch. Wenn man jedoch das Kind in sich bewahrt und gelegentlich Bock auf einen No Brainer hat, kann man durchaus Spaß haben.

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                          999CINEASTOR666 27.01.2023, 22:54 Geändert 28.01.2023, 11:50

                          Ambulance / US/JP / 2022

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                          MICHAEL BAY war noch nie für tiefgründige Geschichten und Charaktere bekannt, sondern für fette Prolo-Action. Das dänische Original habe ich leider noch nicht gesehen und habe zuvor auch nie davon gehört gehabt, kann mir aber beim besten Willen nicht vorstellen, dass es ansatzweise derart hirnrissig ist wie diese Materialschlacht.

                          Die Handschrift des Filmemachers ist auch diesmal erkennbar, obwohl der Streifen für bay'sche Verhältnisse fast schon bodenständig erscheint, da kein CGI-Overkill stattfindet. Auch wenn diesmal keine ganzen Städte einer overstyleden Zerstörungsorgie zum Opfer fallen, kommen wieder einmal die Stärken und Schwächen des Big Budget verwöhnten Regisseurs zum Vorschein. Er übertreibt es schlichtweg und weiß nicht, wann Schluss ist. Es muss stets noch eins draufgesetzt und die Sau rausgelassen werden. Die Drohnenaufnahmen, Shaky Cam und rasendschnellen Schnitte können bisweilen ziemlich anstrengend sein.

                          Wenn man ein dickes Fell hat, das Gehirn gerne mal auf Durchzug schaltet und auch mal den Stil über die Substanz walten lässt, hat der Streifen selbstverständlich einige geile Set-Pieces und Money Shots am Start. Er nimmt sich auch nicht bierernst und zwischen endlosen Verfolgungsjagden, explodierenden Polizeiwagen und riskanten Hubschrauberflügen wird der eine oder andere Schmunzler untergebracht.

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                            999CINEASTOR666 26.01.2023, 12:43 Geändert 17.04.2024, 00:39

                            Abgeschnitten (AT: Cut Off) / DE / 2018

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                            Genrekino aus deutschem Lande fristet nach wie vor ein Nischendasein. Da mir viel Gutes über diese Romanverfilmung zu Ohren gekommen ist, wollte ich einen Blick riskieren. Die Buchvorlage aus der Feder von SEBASTIAN FITZEK habe ich weder im Vorfeld noch im Nachgang gelesen, weshalb ich leider keinen Vergleich anstellen kann und diesbezüglich um Nachsicht bitte.

                            Die Geschichte ist äußerst reichhaltig und realitätsfern. Böse Zungen könnten auch überladen und konstruiert sagen. Wie meine Bewertung verdeutlicht, hat mir das aber nicht allzu viel ausgemacht. Die komplexe Erzählung lässt nämlich keine Sekunde Langeweile aufkommen. Obwohl die Erzählung ziemlich verschachtelt ist, kann man ihr dennoch gut folgen. Man hätte die dynamische Schnitzeljagd aber auch gut und gerne etwas entknoten können.

                            Die Verschachtelung generiert einen beachtlichen Spannungsbogen und führt zu einigen überraschenden Wendungen. Man muss halt immer vor Augen haben, dass es sich um keine wirklichkeitsgetreue Abbildung handelt, sondern um Fiktion, die unerwartet pulpy ist. Für Zartbesaitete ziemlich harter Tobak. Hartgesottene sollten allerdings kein Gorefest oder eine Splatterorgie voraussetzen.

                            Obwohl die Atmosphäre und das Narrativ extrem düster und abgründig sind, nimmt sich der Streifen nicht konsequent bierernst und lockert die Stimmung einige Male auf, was ich nicht als Fremdkörper sah. Dass die Ernsthaftigkeit und Intensität unter solch krassem Kontrast nicht in Mitleidenschaft gezogen werden, grenzt an ein Wunder und gelingt längst nicht jeden Filmemacher.

                            Die Besetzung leistet Überzeugungsarbeit, auch wenn manche/r hin und wieder etwas drüber ist. Ihre Charaktere gehen zwar nicht in die Tiefe oder sind auffallend facettenreich, ihre Persönlichkeiten sind aber ausreichend genug gestaltet, um sie interessant zu finden. Auf handwerklicher und technischer Ebene wird ebenfalls ordentlich abgeliefert. Auch wenn es sich für deutsche Verhältnisse wohl nicht um ein B-Film handelt, fühlte ich mich aufgrund der Überzogenheit doch immer wieder positiv an Perlen dieser Kategorie erinnert.

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                              999CINEASTOR666 24.01.2023, 19:09 Geändert 24.01.2023, 19:10

                              Das Honeymoon-Experiment (OT: The Honeymoon Phase) / US / 2019

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                              Um an einem Experiment teilzunehmen, täuscht ein unverheiratetes Paar vor, verheiratet zu sein. Es locken immerhin 50.000 $, wenn sie 30 Tage in einem von der Außenwelt abgeschnittenen Smart Home aushalten. Lebensmittel und Freizeitbeschäftigungen werden ihnen zur Verfügung gestellt. Es soll herausgefunden werden, warum die Flitterwochenphase nicht anhält, bis dass der Tod uns scheidet. Mitarbeiter des Unternehmens hinter dem Experiment erscheinen als Hologramme, ohne jedoch zu schlichten. Als würde die Isolation und Dauerüberwachung per Kameras die junge Liebe des Autors Tom (JIM SCHUBIN) und der Künstlerin Eve (CHLOE CARROLL) nicht schon genug belasten, legt Tom urplötzlich Verhaltensweisen an den Tag, die für ihn untypisch sind.

                              Wir haben es hier mit einem minimalistischen Kammerspiel zu tun, das zunächst einen langen und strapazierfähigen Geduldsfaden verlangt. Die dunklen Vorzeichen sind nämlich zurückhaltend und werden zunächst verharmlost. Die beiden Mimen sind zwar sichtlich bemüht, jedoch fehlt es ihnen an Charisma. Ihren Figuren mangelt es zudem an Ecken und Kanten oder mit anderen Worten, die zwei sind Langweiler, die weder besonders interessante Dinge tun noch aufregende Schwänke aus der Jugend zu erzählen haben.

                              Der intime Horror zieht sich aus der Annahme, dass man niemanden richtig kennenlernt und daher niemanden uneingeschränkt vertrauen kann. Das jemand ein zweites Gesicht, ein dunkles Geheimnis hat. Dieses unangenehme Gefühl gibt sich jedoch erst zur Halbzeit zu erkennen. Der Film will schockieren, durch eine radikale Wendung, die ich jedoch schon lange geahnt habe. Weil die Wendung nämlich nicht derart innovativ ist, wie sie gerne sein möchte. In Bezug auf das aufwändige Experiment ist die Wendung auch ziemlich haarsträubend.

                              In Ansätzen ist der Streifen nicht übel, aber die Produktion ist dann doch zu begrenzt und adynamisch. Im Gesamten passiert viel zu wenig Aufregendes und Überraschendes, wodurch der Unterhaltungswert und die Spannung immens leiden. Vielleicht hätte man die Science-Fiction weglassen sollen, um sich vielmehr mit der menschlichen Natur auseinanderzusetzen und zu erforschen, warum Gefühle füreinander mit der Zeit weniger werden.

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                                999CINEASTOR666 22.01.2023, 19:53 Geändert 22.01.2023, 19:53

                                Tötet Mrs. Tingle! (OT: Teaching Mrs. Tingle / AT: Kill Mrs. Tingle! / Wo ist Mrs. Tingle?/ Rettet Mrs. Tingle / Mrs. Tingle / Killing Mrs. Tingle) / US / 1999

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                                Ich bin ehrlich überrascht und gleichermaßen schockiert, dass der hier befindliche Kommentarbereich dem Streifen nur wenig Beachtung schenkt und die meisten Meinungen erschreckend missmutig ausfallen. Ich habe eigentlich fest damit gerechnet, dass diese schwarze Komödie samt leichtem Thriller-Unterbau als Klassiker gilt und hart gefeiert wird. Immerhin gibt HELEN MIRREN die Geschichte lehrende Giftspritze par excellence.

                                Obwohl die Ausgangslage Home Invasion ist, stehen keine Sadismen, Perversionen und rohe Gewalttätigkeiten im Vordergrund. Die Schreckschraube hält nämlich in erster Linie Demotivationsreden ab und betreibt perfide Psychospielchen, um die naiven Schüler*innen zu verunsichern und gegeneinander aufzubringen, die ihr in ihrem eigenen Haus eins übergebraten und sie ans Bett gefesselt haben.

                                Die Kurzschlussreaktion der Schüler*innen führt zu einer Verkettung unglücklicher Umstände, die sie in eine immer misslicher werdende Lage manövrieren. Da die Jugendlichen keine eiskalten Killer*innen sind, die im vornherein den Entschluss gefasst haben, Mrs. Tingle zu töten, müssen sie sich nun etwas einfallen lassen, um die Situation zu entschärfen. Dabei verpassen das Mauerblümchen, der Wirbelwind und der Unruhestifter Chancen, treffen unüberlegte Entscheidungen und werden vom alten Hausdrachen manipuliert.

                                Wir kriegen es also mit einer Art Satire zu tun, weshalb der Fokus auf bitterbösen Humor liegt. Das Ganze nimmt sich demnach selbst nicht allzu ernst und das sollte man ebenfalls nicht tun. Vor allem sollte man keinen Aufruf zu Amokläufen und Schulmassaker darin erkennen. Es handelt sich um ein nicht alltä­g­li­ches Szenario, eine Fiktion, die recht realitätsfern ist, doch einer inneren Logik folgt und ausreichend unterhaltsam ist.

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                                  999CINEASTOR666 21.01.2023, 20:56 Geändert 21.01.2023, 20:56

                                  Mandrake - Wurzel des Bösen (OT: Mandrake) / GB / 2022

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                                  Die Alraune hat in der Kulturgeschichte eine lange Tradition. Seit der Antike gilt sie als Heil- und Ritualpflanze. Filmisch wurde dem Zaubermittel, dessen Wurzel der menschlichen Gestalt ähnelt, bereits des Öfteren ein Denkmal gesetzt. Dem Mythos um das Grünzeug nimmt sich nun auch diese britische Produktion an. Die Sagen werden verknüpft mit einem Kriminalfall um Kindstötung. Die verurteilte Dorfhexe ist nun auf freiem Fuß und macht ihrer Bewährunghelferin das Leben schwer.

                                  Da sich die Produktion scheinbar am Drama orientiert, ist das Erzähltempo gemächlich. Stimmung und Atmosphäre sind zudem schwermütig, trostlos und düster. Die grünlichen und erdigen Töne der Bewegtbilder passen darüber hinaus ausgezeichnet zum Narrativ. Werden doch Zutaten wie Fruchtbarkeit, Mutterschaft und Aufopferung in den Hexenkessel geworfen. Dem Okkultismus wird allerdings die Spannung entzogen, da kein Hehl daraus gemacht wird, wer die Täter sind. Die Zutaten verlieren an Konsistenz, bis der Ausgang der Geschichte eher unbefriedigt zurücklasst.

                                  Die Darsteller*innen mimen derweil relativ passabel, während das Handwerk solide ausfällt und der Score auch keine völlige Niete ist. All dies täuscht jedoch nicht über die halbgare Handlung und ihre dröge Umsetzung hinweg.

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                                    999CINEASTOR666 19.01.2023, 12:54 Geändert 19.01.2023, 12:55

                                    Schneeflöckchen (AT: Snowflake / Chaos) / DE / 2017

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                                    Genrekino aus deutschem Lande fristet nach wie vor ein Nischendasein. Deshalb habe ich wirklich versucht, das Meta-Gewichse dieses Genre-Bastards zu mögen. Für die paar Kröten, die der Produktion zur Verfügung standen, ist die tarantinoeske Räuberpistole erstaunlich gut gemacht. Auch wenn es inhaltlich total trashig zugeht, macht die äußere Hülle keinen billigen Eindruck. Nichtsdestotrotz ist eine charmante DIY-Attitüde unverkennbar.

                                    Zweifelsfrei hat die zum Teil durch Crowdfounding finanzierte und in der nahen Zukunft spielende Rachegeschichte um zwei mordlustige Ganoven, einem Zahnarzt als prophetischen Hobby-Drehbuchautor, einem elektrisierenden Superhelden, einem Androiden, polnischen Kannibalen, Neonazis, einem Engel und Gott eine Menge gebrauchte und neuwertige Ideen am Start, aber ist letzten Endes vielleicht etwas zu überambitioniert. Das Flickwerk ist mir dann doch zu unausgereift und unstrukturiert. Als wollte man die Chance nutzen und hat einfach alles hineingepumpt, was bei den Wochenend-Drehs möglich war.

                                    Obwohl sich auch narrativ an PULP FICTION orientiert und die Handlung in Kapitel gegliedert wird, wird eigentlich nur zwischen den versponnenen Strängen chaotisch umhergeswitcht. Desto weiter das Skript im Skript fortschreitet, desto holpriger wird der Montagerhythmus und es schleichen sich sogar Längen ein, obwohl das Anarcho-Projekt eigentlich total überladen ist. Die Frage drängt sich auf, ob wirklich knapp zwei Stunden Laufzeit nötig gewesen sind.

                                    Auch wenn meine Bewertung den Eindruck macht, als würde ich die Unabhängigkeit, die Geldnot, das Engagement, die Kreativität und das Herzblut nicht wertschätzen, wurde es bereits berücksichtigt. Letztlich ist für mich der Unterhaltungswert und der Draht zu einzelnen Figuren entscheidend. Da mir vieles jedoch zu beliebig und willkürlich vorgekommen ist, bin ich nicht so richtig reingekommen.

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                                      999CINEASTOR666 17.01.2023, 19:46 Geändert 19.01.2023, 15:23

                                      Die Spur der Knochen (OT: Objetos / AT: Lost & Found) / ES/AR/DE / 2022

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                                      In der Vergangenheit hat sich Spanien als Produktionsland hervorgetan, das hochwertige, düstere, oftmals clever vertrackte und deshalb spannungsgeladene Thriller abliefert, die zum Schluss ziemlich abgrün­dig sind. Möglicherweise war meine Erwartungshaltung deshalb irrational in die Höhe geschossen.

                                      ... macht anfangs den Anschein, ein solch beschriebener Thriller zu sein. Schnell überkam mich jedoch das Gefühl, das die Ausgangssituation auf wackeligen Beinen steht. Eventuell hätte sich das Treiben noch fangen können, doch es wird im Verlauf immer abstruser. Böse Zungen könnten von Überkonstruktion und Unglaubwürdigkeit sprechen. Da ich nicht zwingend ein Logik- und Realismus-Hardliner bin, sind die beiden Kritikpunkte für meinereiner kein K.-o.-Kriterium, solange der Unterhaltungswert hoch ist und Kurzweil generiert wird.

                                      Obwohl nicht auf der Stelle getreten wird und keine Langeweile aufkommt, ist der Unterhaltungswert nicht sonderlich hoch. Das Ganze wird nämlich mit voller Ernsthaftigkeit präsentiert. Die Gemächlichkeit der Erzählung und die Bedrücktheit der Atmosphäre passen jedoch überhaupt nicht zu den ständig hanebüchener werdenden Entwicklungen.

                                      Die Motivation des peniblen Fundbüro-Mitarbeiters ist von vornherein schleierhaft und kriegt später auch nur eine schwammige Erklärung. Welche Rolle die Polizistin für den Ausgang der Geschichte spielt, ist ebenfalls undefinierbar. Die Lovestory im Mittelteil wirkt zudem deplatziert und das skrupellose Verbrechersyndikat scheint nur aus drei Personen zu bestehen. Es scheint auch ein leichtes für den Fundbüro-Mitarbeiter zu sein, die kriminelle Organisation zu unterwandern.

                                      Auf die Handlung muss man sich wohl einlassen, um sie spannend, intensiv und abgründig zu finden. Wenn man über den Inhalt nicht allzu viel nachdenkt, kann ich mir gut vorstellen, dass einige gefallen daran finden werden. Formal macht der Streifen nämlich einen soliden Eindruck.

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                                        999CINEASTOR666 17.01.2023, 08:31 Geändert 17.01.2023, 12:19

                                        Die Kreidelinie (OT: Jaula / The Chalk Line) / ES / 2022

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                                        Mir ist zu Ohren gekommen, dass ... lose auf wahren Ereignissen beruht. Um welche abscheuliche Tat es sich handelt, werde ich an dieser Stelle nicht verraten. Manchen würde der Hinweis nämlich die Überraschung verderben.

                                        In der Vergangenheit hat sich Spanien als Produktionsland hervorgetan, das hochwertige, düstere, oftmals clever vertrackte und deshalb spannungsgeladene Mysterythriller abliefert, die zum Schluss ziemlich abgrün­dig sind. Möglicherweise war meine Erwartungshaltung deshalb irrational in die Höhe geschossen. Vielleicht konzentriert sich dieser Genrebeitrag aber auch nur auf das unspektakulärste Element des unvorstellbaren Verbrechens.

                                        Das Augenmerk liegt auf einem stark traumatisierten kleinen Mädchen, das ein Pärchen eines Abends bei der Heimfahrt auf der Straße aufliest. Das Mädchen wird durchgecheckt, doch will nicht mit der Sprache herausrücken. Außerdem bewegt sie sich nur in Feldern fort, die aus Kreidelinien gezeichnet sind. Diese Felder sind sowohl ihr Schutzraum als auch ihr Gefängnis bzw. Käfig. Ein Schritt über die Kreidelinie reißt sie in einen tiefen Abgrund. Da das Pärchen einen Draht zu dem verängstigten Mädchen aufgebaut hat, kommt es zwischenzeitlich bei ihnen unter.

                                        Die Herkunft und Vorgeschichte des verschwiegenen Mädchens ist nun das dunkle Geheimnis, das für Spannung sorgen soll. Anfangs tut es das auch, doch irgendwann bricht der Spannungsbogen ein. Es wird zwar von Anfang an eine dichte und aufwühlende Atmosphäre geschaffen und auch der Cast agiert durch die Bank auf hohem Niveau, aber nicht nur die Erzählgeschwindigkeit ist unaufgeregt, auch die Geschehnisse sind auf Dauer wenig aufregend. Erst das letzte Drittel lässt die gewohnte Intensität und Abgründigkeit erkennen. Dann ist es aber auch relativ schnell wieder vorbei.

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                                          999CINEASTOR666 15.01.2023, 22:24 Geändert 15.01.2023, 22:25

                                          Know Fear - Teuflischer Dämon (OT: Know Fear) / US / 2021

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                                          Eine Familie, die in einem gruseligen Haus von einer dämonischen Präsenz terrorisiert wird. Ein Szenario, das man schon zigmal vorgesetzt bekommen hat. Unweigerlich stellt sich die Frage, ob das den Verantwortlichen nicht bewusst oder schlichtweg scheißegal ist.

                                          Im Grunde ist alles wie immer, ein innovativer Ansatz macht jedoch den Unterschied. Und zwar kommt die Familie ziemlich zügig dahinter, dass man den Dämon durch ein riskantes Ritual loswerden kann, welches sie auch postwendend durchführen. Das Sprichwort der drei Affen wird auf den Kopf gestellt, denn einer muss sehen, einer hören und ein anderer sprechen.

                                          Daraus hätte man eventuell etwas machen können, aber allzu viel anzufangen, mit dieser Idee und den bekannten Versatzstücken, wissen die Verantwortlichen nicht. Dass eine Produktion nicht viel auf der hohen Kante hat, ist nicht grundsätzlich ein Todesstoß, aber hier kann die fade Inszenierung zudem kaum Atmosphäre schaffen. Erschreckend ist auch das mäßige Schauspiel, in Anbetracht dessen, dass einige keine unbeschriebenen Blätter sind. Vielleicht liegt das aber auch an den unzureichenden Charakterisierungen.

                                          Zumindest hat man den Stoff kurz und bündig in unter 80 Minuten abgewickelt, anstatt ihn unnötig aufzublähen. Dadurch erscheint der Schabernack nicht allzu ereignisarm, wie manch anderer Vertreter aus dem Sektor. Besonders aufregend wird es zwar never ever, da sich die eigentliche Bedrohung rar macht und wenn sie mal auftaucht, ist es relativ unspektakulär umgesetzt.

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                                            999CINEASTOR666 14.01.2023, 12:29 Geändert 14.01.2023, 12:30

                                            The Bad Man / US / 2018

                                            >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                                            Da ... knapp 21 Minuten Federn lassen musste, könnte man eine Splatterorgie sondergleichen erwarten. Selbstverständlich habe ich die unszensierte Version gesehen und kann deshalb bestätigen, dass dem nicht so ist.

                                            Ich will den Psychoterror und die Sexualgewalt in keinster Weise kleinreden. Wirkung haben die Sadismen und Demütigungen allemal. Das Pärchen wird auch von den Eindringlingen sexuell missbraucht, allerdings sieht man nichts explizit.

                                            Da die Gewalt nahezu komplett auf die Psyche abzielt, ist mir die radikale Zensur absolut schleierhaft. Gegen einen Film wie THE SADNESS, der eine Perversion und Gräueltat relativ offenherzig an die nächste reiht und die Prüfung völlig unbeschadet überstanden hat, ist ... beinahe Pipifax.

                                            Der harte Tobak spielt sich nämlich zuallererst in der eigenen Fantasie ab. Das zum Großteil als Kammerspiel aufgezogene Martyrium gestaltet sich in Wirklichkeit ungemein geschwätzig. Spannend ist das nicht gerade und obwohl der Streifen handwerklich so weit in Ordnung geht, ist die Optik amateurhaft, worunter die Atmosphäre zusätzlich leidet.

                                            Man kann das Ganze als eine Art Konditionierung betrachten. Sie werden als Sexsklaven abgerichtet, für einen ominösen Fetischkult. Damit sie tun und lassen, was man ihnen sagt, muss der Willen gebrochen werden. Die Darsteller*innen können im Rahmen ihrer Möglichkeiten derweil überzeugen.

                                            Fürs letzte Drittel verlässt man das Bed & Breakfast dann auch und taucht in eine äußerst abgründige Szene ein, als die Sexsklaven an den meistbietenden versteigert werden und der Auktionator für Kundenwünsche der Personalisierung offen ist. Die Feilbietung nimmt groteske Züge an und dann wird es auch endlich ein wenig splattrig.

                                            ... ist zweifelsfrei nichts für den Mainstreamer. Wer eine üppige Schlachtplatte erwartet, wird jedoch zutiefst enttäuscht sein. Dennoch setzt die Fetischisierung, Pervertierung und Menschenverachtung gerade Zartbesaiteten erheblich zu. Es muss ja nicht immer im Blutrausch ausarten, doch die ruhige und redeselige Gangart, beschert halt leider weder Nervenkitzel noch Kurzweil. Erst der Epilog bricht aus der Lethargie und das Payoff ist zufriedenstellend.

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                                              999CINEASTOR666 12.01.2023, 18:37 Geändert 23.01.2023, 14:44

                                              The Menu / US / 2022

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                                              Der Beruf des Koches ist undankbar und vielmehr eine hingebungsvolle Berufung als ein Beruf. Wenn Kochen keine Leidenschaft ist, ist das Kochen stressig und beansprucht viel Zeit, die man mit Familie und Freunden besser hätte verbringen können. Die Work-Life-Balance ist unausgeglichen und meistens ist das Gehalt zu mickrig, um sein Life in vollen Zügen genießen zu können.

                                              Leidenschaft kann schnell zur Besessenheit werden. Kochen wird zur Kunst, zur Religion, zum Lebensinhalt, zum Streben nach Perfektion. Wenn ignorante Gäste oder gar selbstgefällige Restaurantkritiker deine Berufsehre verletzen, deine Passion kleinreden, deine Leistung herabsetzen kann die Verzweiflung und Frustration ungeahnte Folgen haben. Mit diesen obsessiven Folgen, beschäftigt sich THE MENU.

                                              Es wird sich zunächst Zeit gelassen, bevor der Schockmoment den Gastraum des exklusiven Gourmettempels erschüttert und wir einen kammerspielartigen Gastro-Thriller kredenzt bekommen, der mit ein bissel Folterporno garniert wurde. Doch im Grunde ist diese Henkersmahlzeit ein kapitalismus- bzw. konsumkritisches Psychodrama, eine schwarze Komödie, eine bissige Satire.

                                              Nach dem Schock ist das Tempo zwar weiterhin gemach, doch zynisch gepfefferte Appetithäppchen verköstigen hinreichend, während das theatralische Eskalationspotenzial von Gang zu Gang zunimmt. Die anfangs lockere und ausgelassene Stimmung und Atmosphäre weichen einer beklemmenden und angsterfüllten, als die Dienstleister sektenähnliche Strukturen offenbaren und Klassenunterschiede ins Visier genommen haben.

                                              Wenn man das Medium Film nicht als Kunst betrachtet und sich deshalb nicht auf fiktive Szenarien einlassen kann, wird es schwer fallen, das Geschehen blindlings hinzunehmen. Als unrealistisch und unglaubwürdig, könnte man es bezeichnen. Wenn man der inneren Logik Folge leistet, sollte es diesbezüglich jedoch keine Probleme geben. Darüber hinaus ist der Klassenkampf exzellent gespielt und da das Auge bekanntlich mitisst, exquisit auf Bewegtbilder festgehalten. Insbesondere RALPH FIENNES, als förmlicher, jedoch beunruhigend bestimmter Guru unter den Maître de Cuisine, liefert eine Glanzleistung ab und hat seine Küchenbrigade voll im Griff, die der Elite den Gar ausmacht.

                                              Wenn man will, regt THE MENU auch zum Nachdenken über die Haute Cuisine bzw. Sternegastronomie an. Ob es sich um eine Lobeshymne oder Abrechnung handelt, muss man für sich selbst entscheiden. Doch sollte Essen nicht einfach schmackhaft, sättigend und bezahlbar sein? Wozu sind diese überkandidelten Kulinarien überhaupt gut. Nur um die vom Überfluss gelangweilten Reichen und Mächtigen dekadent zu bespaßen und vom Fast Food verschlingenden Pöbel zu trennen.

                                              Abschließend ist zu sagen, dass der Showdown vielleicht nicht jedermanns Geschmack treffen wird. Auch mir war das Psychospielchen dann doch zu abgeschmackt. Obwohl flambiert wird, hätte mir ein hitziger Überlebenskampf vermutlich deliziöser gemundet.

                                              7 Cheeseburger

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                                                999CINEASTOR666 08.01.2023, 17:47 Geändert 20.11.2023, 09:51

                                                Monstrous / US / 2022

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                                                CHRISTINA RICCI hat bei meinereiner einen Stein im Brett. Umso besser, dass die Handlung voll und ganz auf ihre Figur zugeschnitten ist und sie erwartungsgemäß eine ausgezeichnete Performance hinlegt.

                                                Auch wenn es später Sinn ergibt, hat mir das kitschige 1950-Jahre-Setting nicht gefallen. Darüber hätte ich aber noch hinwegsehen können, wenn mir die Story den Boden unter den Füßen weggerissen hätte. Allerdings ist die Erzählung entschleunigt und unter der bonbonbunten Hülle schlummert Beklommenheit, die die Stimmung herunterzieht.

                                                Rasch wurde mir bewusst, dass es sich um einen psychologischen Horrorfilm handelt und ich fühlte mich umgehend an DER BABADOOK erinnert. Ich konnte mir aber schon denken, dass der Film zum Schluss in eine andere Richtung gehen wird und konnte die Störung auch frühzeitig durchschauen, da für den aufgeweckten und erfahrenen Zuschauer diverse Hinweise gegeben werden.

                                                Spannend und mysteriös gestalten sich die Geschehnisse demnach nicht gerade, am Ende versteht man aber die Metaphorik. Hinter der hübschen Fassade lauert ein Monstrum, dass sie in einen tiefen, dunklen Abgrund reißen will, um ihr die Luft zum Atmen zu rauben. Anstatt zu Klammern, muss sie Loslassen lernen.

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                                                • 5 .5
                                                  999CINEASTOR666 07.01.2023, 23:29 Geändert 07.01.2023, 23:55
                                                  über Troll

                                                  Troll / NO / 2022

                                                  >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                                                  Jammerschade, dass die Story keine Berge versetzt, weil arg bei der Echse und beim Affen abgekupfert wird. Dass tatsächlich absolut nichts Neues geboten wird, kann man aber auch unter Hommage auf Monster- und Disaster Movies verbuchen. Wenn man TROLLHUNTER gesehen hat, fördert jedoch auch der Umstand, dass diesmal ein von der Christianisierung entthronter und nach Hypernatur riechender Troll mit traurigen Augen durch die Gegend stapft und droht Oslo zu zerstören, keine neuen Erkenntnisse über das Fabelwesen der nordischen Mythologie zu Tage.

                                                  Auch wenn die klassisch aufgezogene und geradlinig dargebotene Story für erfahrene Filmfreunde vorhersehbar und demnach spannungsarm ist, ist sie störungsfrei erzählt und verdammt kurzweilig arrangiert. Die Darsteller*innen sind allesamt überzeugend, die Atmosphäre und Landschaftsaufnahmen sind packend, die eine oder andere humoristische Einlage trifft ins Schwarze und die Computereffekte sind erste Sahne. Etwas mehr Action hätte aber bestimmt nicht geschadet.

                                                  5,5 Glockengeläute

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                                                  • 4 .5
                                                    999CINEASTOR666 06.01.2023, 18:37 Geändert 06.01.2023, 20:11

                                                    Glass Onion: A Knives Out Mystery (AT: Glass Onion) / US / 2022

                                                    >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                                                    Obwohl sich RIAN JOHNSON erneut für Drehbuch und Regie verantwortlich zeichnet, überkam mich das mulmige Gefühl, dass die Genialität des Originals nicht inhalisiert wurde. Als würde sie dazumal nur Zu- oder ein Glücksfall gewesen sein. Vielleicht trägt aber auch das Motto von höher, schneller, weiter die Schuld. In diesem Fall muss es allerdings aufgeblasener, schriller und pompöser heißen.

                                                    Exemplarisch sind die Figuren ebenso übertrieben wie ihre Outfits, sodass manch eine alsbald an den Nerven zerrt. Ungefähr eine geschlagene Stunde wird zudem anberaumt, um den verschrobenen "Freundeskreis" und exzentrischen Tech-Milliardär zu postieren, der sie auf seine griechische Privatinsel geladen hat, wo eine gläserne Zwiebelhaube thront. Das heißt, erst nach dieser ausgedehnten Vorstellungsrunde beginnt das eigentliche Whodunit bzw. Murder Mystery.

                                                    Es dauert dann gnädigerweise nicht allzu lange, bis der gleiche Kunstgriff Anwendung findet, den man bereits beim Original zu schätzen wusste. Und zwar widerfährt der Handlung ein Bruch und Perspektivenwechsel durchleuchten vergangene Ereignisse. Einem spannungsgeladenen Rätselraten werden jedoch Steine in den Weg gelegt, da sich die Drehungen und Wendungen förmlich überschlagen. Nunmehr bietet die exaltierte Krimikomödie zwar durchaus Kurzweil und einige gefällige Kabinettstückchen, lässt aber die subtile schwarzhumorig sowie die einstige Cleverness missen und macht schlichtweg nicht mehr so viel Spaß wie früher.

                                                    Anstatt Chaotik und Massenhysterie, hätte dem Flick Bodenständig- und Doppelbödigkeit gut gestanden. Eine kürzere Laufzeit sowie weniger Albernheiten und Geschwätz wären auch nicht schlecht gewesen.

                                                    4,5 Servietten

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