999CINEASTOR666 - Kommentare

Alle Kommentare von 999CINEASTOR666

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    999CINEASTOR666 28.03.2023, 11:32 Geändert 28.03.2023, 11:33

    Revealer / US / 2022

    >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

    Das ist einer dieser Filme, der die Achtzigerjahre extrem künstlich darstellt, in dem einfach alles in Neonlicht ertränkt wird. Das finde ich zwar ungemein abstoßend, aber hätte noch ein Auge zudrücken können, wenn der Rest gepasst hätte.

    Da der Film gedreht wurde, als gerade die Corona-Pandemie tobte, musste man es klein halten. Beinahe das gesamte Geschehen in einen schmuddeligen Sexshop bzw. eine Peepshow-Kabine und Schmugglertunnel zu verlagern, bietet jedoch wenig Schauwerte, wenn die Trompeten von Jericho das jüngste Gericht ankündigen und vermutlich die Hölle auf Erden dort draußen losbricht. Der Betreiber verwandelt sich zwar zu einer Art Zombie oder Besessenen, aber das Segment ist auch nicht von langer Dauer.

    Die Geschichte folgt einer Nackttänzerin und einer religiösen Demonstrantin, die ihre Vorurteile überwinden müssen, um gemeinsam gegen Asmodeus anzutreten. Das geschieht natürlich nicht so schnell und einfach und sie werfen sich gegenseitig viel an den Kopf. Währenddessen gelingt es jedoch leider nicht, die beiden sympathisch erscheinen zu lassen oder die Handlung in einem angemessenen Tempo voranzubringen. Ihre Aussprache über Sexarbeit und Queerness ist auch leider nicht so deep, wie sie glaubt zu sein.

    Den Schatten, den der Filmtitel vorauswirft, ist, dass es letzten Endes auf eine Enthüllung hinausläuft. Entscheidend ist aber, der Enthüllung mit ernstgemeinter Toleranz entgegenzukommen. Denn dann kann man Asmodeus in die Schranken weisen.

    Asmodeus' kurze Auftritte sind creepy, aber besonders aktiv tritt er nicht in Erscheinung. Da der Enthüllung zunächst mit Intoleranz entgegnet wird, treten Schlangen und Egel auf den Plan. Das erinnert an lovecraftschen Horror, doch man hat es anderswo schon effektiver gesehen. Als die Frauen Flagge zeigen, zieht Asmodeus den Kürzeren. Der Showdown fällt also eher unspektakulär aus und alles in allem ist das Filmchen ein unterdurchschnittlicher Enthüllungsbericht.

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    • 5 .5
      999CINEASTOR666 27.03.2023, 21:57 Geändert 27.03.2023, 22:46

      Mindcage - The Art of the Kill (OT: Mindcage) / US / 2022

      >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

      Eine Kreuzung aus DAS SCHWEIGEN DER LÄMMER; SIEBEN und ein bisschen HORSEMEN. JOHN MALKOVICH spielt zwar einen interessanten Charakter und das Mysterium um den von religiösen Darstellungen besessenen Nachahmungstäter hält bei der Stange, aber wenn man schon Versatzstücke genannter bekannter Vorlagen nutzt, sollte man dies vielleicht nicht in aller Seelenruhe tun und eventuell auch einige eigene Ideen einbringen.

      MARTIN LAWRENCE kennt man aus zahlreichen komödiantisch angehauchten Rollen, hier spielt er zur Abwechslung eine todernste. Allerdings spielt er sie extrem hölzern, als sei er mit der Rolle total überfordert oder hätte keinen Bock darauf gehabt. Vielleicht ist die Figurenzeichnung aber auch Absicht. Immerhin hat er den Künstler mit dem faszinierenden Verstand damals eingebuchtet und hat seinen damaligen Partner verloren, was ihm immer noch zu schaffen macht und Pillen schlucken lässt. Die Hauptarbeit wird daher MELISSA ROXBURGH überlassen, die eine junge, ehrgeizige und von einem Kindheitstrauma geplagte Ermittlerin spielt, die versucht, das Vertrauen des Inhaftierten zu gewinnen, um an Informationen zu kommen.

      Die Spannung liegt zwar leicht über Durchschnitt, ist jedoch immer gleichbleibend, da das Katz-und-Maus-Spiel des Neo-Noir-Krimis nie so richtig in Fahrt kommt. Das ist bedauerlich, da mich das Whodunit zuletzt gehörig an der Nase herumgeführt hat. Auf diesen WTF-Twist kann man gar nicht kommen. Auch die Retourkutsche zum Schluss weiß zu gefallen. Alles in allem ist es dann aber doch zu wenig, um mir eine höhere Bewertung abzuluchsen.

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      • 7 .5
        999CINEASTOR666 26.03.2023, 22:50 Geändert 27.03.2023, 00:05
        über Plane

        Plane - Gemeinsam überleben oder alleine sterben (OT: Plane / AT: Plane - Der Absturz ist erst der Anfang) / GB/US / 2023

        >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

        Tatsächlich bevorzuge ich, geradlinige und schnörkellose Handlungen. Damit diese nicht Gefahr laufen, langweilig und/oder vorhersehbar zu werden, braucht es eine flüssige Handlung, die gar keine Gelegenheit bietet, Langeweile und/oder Vorhersehbarkeit hereinzulassen. Meiner bescheidenen Meinung nach liefert ... eine solch beschriebene Handlung. Damit diese nicht Gefahr läuft, zu langweilen und/oder vorhersehbar zu werden, empfiehlt es sich, nachvollziehbar und folgerichtig die Genres zu wechseln.

        ... beginnt als klassischer, von einer Unwetterfront heraufbeschworener Flugzeugkatastrophenfilm. Als der Flieger auf einer zunächst unbekannten Insel eine waghalsige Notlandung hingelegt hat, entwickelt sich ein Survival- und später sogar Actionthriller daraus. Da noch ein mutmaßlicher Mörder an Bord der Maschine, etwas Familiensinn sowie die Planung und Durchführung einer Rettungsaktion durch Söldner eingebunden werden, ist keine Sekunde verschenkt.

        Bösen Zungen steht es nunmehr selbstverständlich frei, das Szenario als unrealistisch und überkonstruiert zu bezeichnen und sich über fehlende Logik zu beschweren. Wenn man jedoch auf überzogene Actionfilme der 80er- und 90er-Jahre abfährt, wie z. B. DAS PHANTOM-KOMMANDO oder CON AIR, ist ... genau das Richtige.

        GERARD BUTLER als heroischer Flugkapitän und MIKE COLTER als Sträfling mit militärischem Hintergrund kauft man ab, dass sie Schneid haben. Die indonesischen Separatisten, die das Eiland zu ihrem Hoheitsgebiet erklärt haben, wirken ebenfalls glaubhaft. Auch die Darstellung ihrer Skrupellosigkeit, Geldgier und Brutalität hat es in sich. Die Inszenierung befindet sich zudem auf einem hohen Niveau. Die Effekte sind Spitzenklasse und auch die Actionsequenzen sind top choreografiert, bleihaltig und angemessen hart.

        Ich hätte dem Film gerne eine höhere Bewertung gegeben, aber der Showdown hätte von mir aus noch einen draufsetzen können. Eine Verfolgungsjagd auf dem offenen Meer oder eine Rückkehr auf die Insel, um noch einmal richtig aufzuräumen, hätten mir gefallen. Meinetwegen auch ein Angriff, als sie sich bereits in Sicherheit wiegen. In der Form war es dann ziemlich abrupt und ein kleines bisschen unbefriedigend.

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          999CINEASTOR666 26.03.2023, 14:28 Geändert 26.03.2023, 14:28

          Der Komet (OT: Night of the Comet / AT: Deadly Impact - Komet des Todes / Der Komet - Der Tod kommt aus dem All / Teenage Mutant Horror Comet Zombies) / US / 1984

          >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

          Um die Weihnachtszeit herum, gerät der Planet Erde in den Schweif eines Kometen und verwandelt die Bevölkerung entweder in Staub oder Zombies. Weil sie zu dem Zeitpunkt ein Schäferstündchen in einem mit Stahlplatten verstärkten Filmvorführraum hatte, überlebt eine Eier tretende Dauerwellen-Mieze mit losem Mundwerk, holt ihre kleine flippige Schwester von zu Hause ab und weil Girls Just Want to Have Fun, streiten sie sich um den vermeintlich Last Man on Earth und es geht in den Zappelbunker und Konsumtempel, bevor verrückte Wissenschaftler auf den Plan treten.

          Der Schabernack erinnert an eine schrille, kitschige, unernste und überdrehte Variante von DER OMEGA-MANN. Seltsamerweise hatte ich aber auch das Gefühl, Fragmente von ZOMBIE - DAWN OF THE DEAD und ZOMBIE 2 - DAS LETZTE KAPITEL wahrzunehmen. In der Regel begrüße ich Genremixes mit offenen Armen, aber hier tut man sich schwer, Science-Fiction- bzw. Endzeitfilm, Zombie-Horror und Teeniekomödie unter einen Hut zu bekommen. Neben dem Charme der Zeitreise in die Achtziger, verleiht die Unvollkommenheit dem Kuriosum das gewisse Etwas. Das gewisse Etwas ist nur leider nicht im Stande, für Spannung zu sorgen oder so manche Länge auszuhebeln.

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          • 6 .5
            999CINEASTOR666 25.03.2023, 22:05 Geändert 25.03.2023, 22:20

            Das Haus der lebenden Leichen (OT: Don't Go in the House / AT: The Burning / Burning Death of Horror) / US / 1979

            >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

            Der deutsche Verleihtitel lässt einen billigen Zombie-Reißer vermuten, dem ist aber nicht so. Vielmehr ist es die Lebens- und Leidensgeschichte einer gequälten Seele. Donald "Donny" Kohler (DAN GRIMALDI) wurde von seiner eigenen Mutter schwer misshandelt als Kind. Um ihrem Jungen das Böse auszutreiben, hielt sie seine Arme über die offenen Flammen des Gasherdes. Er trägt sowohl seelische als auch körperliche Narben davon. Da es ihm von klein auf eingebrannt wurde, glaubt er, es verdient zu haben. Er trägt die Schuld, aufgrund seiner sündhaften Gedanken. Da viele Ähnlichkeiten ins Auge fallen, ist es naheliegend, dass PSYCHO von ALFRED HITCHCOCK als Inspirationsquelle diente.

            Donny geht einer normalen Arbeit nach und als er eines Tages nach Hause kommt, findet er seine Mutter tot auf und Stimmen flüstern ihm zu, dass er nun endlich frei ist und tun kann, was er will. Alsbald überkommt ihn die jahrelang unterdrückte Wut und weil er sich an seiner Mutter nicht mehr rächen kann, gabelt er junge Frauen auf, um sie in einem feuerfesten Raum bei lebendigem Leibe zu rösten. Zusammen mit seiner langsam verfaulenden Mutter, drapiert der Pyromaniac die verkohlten Frauenleichen in einem Zimmer im Obergeschoss. Der deutsche Verleihtitel bezieht sich vermutlich darauf, dass ihn die Brandopfer in Albträumen und Wahnvorstellungen drangsalieren und seinen Verstand immer tiefer in den Abgrund reißen.

            Sein erster Mord stellt auch gleich den härtesten dar. Es wird gezeigt, wie eine an den Händen aufgehangene nackte Floristin mit einem Flammenwerfer gegrillt wird. Da seine Vorgehensweise womöglich immer die gleiche ist, hat man sich weitere explizite Bilder des Flambierens erspart. Im weiteren Verlauf wird nämlich vordergründig versucht, dem Publikum einen Einblick in seine Psyche zu verschaffen. Eben zu verdeutlichen, wie triebgesteuert, besessen und zutiefst gestört dieser vom reinigenden Feuer faszinierte Mann ist. Die schmuddelige und beklemmende Atmosphäre unterstreicht das Dargebotene sehr gut.

            Wenn man an düstere Psychodramen bzw. filmische Psychogramme von Serienkillern interessiert ist, ist ... einen Blick wert. Wer sich dafür weniger begeistern kann oder mit der Erwartungshaltung herangeht, einen klassischen Slasher erwischt zu haben, wird sich jedoch langweilen oder enttäuscht sein. Besonders spannend wird es nämlich nicht. Dennoch ist ... ein fieses, bitteres und schäbiges Filmchen, das trotz seines geringen Budgets und den offensichtlichen Mängeln, mit den Themen körperlicher und emotionaler Misshandlung von Kindern und deren Folgeschäden unter die Haut geht.

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            • 6 .5
              999CINEASTOR666 24.03.2023, 21:15 Geändert 25.03.2023, 22:06
              über Nobody

              Nobody - Unterschätze niemals einen Nobody (OT: Nobody) / US/JP/CH / 2021

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              ... ist sicherlich keine Zeitverschwendung. Allerdings habe ich einfach schon zu viele jener Sorte gesehen. Zweifellos erinnert ... auf den ersten Blick an JOHN WICK oder THE EQUALIZER. Das kommt auch nicht von ungefähr. Immerhin zeichnet sich hier der Drehbuchautor der John-Wick-Trilogie verantwortlich. Da sich ... jedoch nicht bierernst nimmt, kommen mir auch Beiträge wie AMERICAN ULTRA; GUNS AKIMBO; BOSS LEVEL oder GUNPOWDER MILKSHAKE in den Sinn. In Anbetracht dieser Konkurrenz ist ... weiterhin keine Zeitverschwendung, kann jener Sorte Film aber auch nichts weltbewegend Neues hinzufügen, um aus der Masse herauszustechen.

              Streng genommen ist die Story sogar recht konventionell und frei von Überraschungen. Interessanter wäre bestimmt auch gewesen, wenn es sich tatsächlich um einen Niemand gehandelt hätte. Einen Normalbürger, der einfach die Schnauze voll hat und seiner Frustration und Aggression freien Lauf lässt. Ein Vigilant, der alle krankenhausreif schlägt, die es in seinen Augen verdient haben. Aber nein, er war natürlich ein sogenannter Revisor beim FBI, der sein aufregendes und gefährliches Leben an den Nagel gehangen hat, um sich dem Spießbürgertum hinzugeben. Als er wieder auf den Geschmack gekommen ist, ist erfreulich, dass zunächst körperliche Auseinandersetzungen bevorzugt werden, bei denen er auch Nehmerqualitäten unter Beweis stellen muss. Der Shot im Bus geht da ganz klar als Highlight hervor, von denen es gut und gerne mehr hätte geben können.

              Obwohl man es nicht erwarten und ihm zutrauen würde, kauft man BOB ODENKIRK die Rolle durchaus ab. Auch wenn er von Haus aus keinen badassy Eindruck macht, überzeugt er, wenn es hart auf hart kommt. Weil auf allem ein Augenzwinkern liegt, fällt es vielleicht auch leichter, ihm den einstigen eiskalten Killer abzukaufen. Ein amüsanter Running Gag ist derweil, dass er den Prügelknaben seine Vita aufs Auge drücken will, doch sie vorzeitig den Löffel abgeben. Da die Story voll und ganz auf seinen Charakter ausgerichtet ist, treten die restlichen eher blässlich in Erscheinung. Schön, dass sie dabei sind, aber die Auftritte von MICHAEL IRONSIDE, CHRISTOPHER LLOYD und RZA sind dann doch irgendwie verschenkt.

              6,5 schwarze Russen

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                999CINEASTOR666 22.03.2023, 22:14 Geändert 04.04.2023, 00:54

                Virus:32 (OT: Virus-32 / AT: Virus 32) / AR/UY / 2022

                >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                Ein unbekannter Virus bricht in Montevideo, Uruguay aus. Woher der Virus kommt und wie er sich eigentlich verbreitet, bleibt ungeklärt.

                Infizierte haben Male an den Handinnenflächen und verfallen nach Tobsuchtsanfällen für 32 Sekunden in eine Art Trancezustand, um wieder zu Kräften zu kommen. Auf diese 32 Sekunden bezieht sich auch der Filmtitel und stellt die einzige Hoffnung für Nicht-Infizierte dar, um Gegenwehrmaßnahmen einzuleiten oder die Flucht zu ergreifen.

                Nicht von Vorteil in Bezug darauf ist, dass Angriffe insgesamt rar gesät sind und das Treiben alles in allem recht blutarm gerät, da diverse Gewaltausbrüche ins Off verlagert werden. Auch wenn nicht gänzlich auf Action und Katz-und-Maus-Spielchen verzichtet werden muss, würden Vergleiche mit THE SADNESS völlig falsche Erwartungen wecken. Vielmehr schmuggeln sich Anleihen von 28 DAYS LATER - DEINE TAGE SIND GEZÄHLT und DAWN OF THE DEAD ein, während eigene Ideen auf dem Trockenen sitzen.

                Immerhin wird für Atmosphäre gesorgt. Das Sportzentrum hat nämlich schon bessere Tage gesehen und wird in schwummriges Licht getaucht. Auch der Score hat seine Momente und die Kamera wagt sich, so manche verspielte Einstellung, etwa bei der Begehung der Umkleideräume.

                Obwohl die Hauptprotagonistin aus unerfindlichen Gründen als extrem verantwortungslose Mutter dargestellt wird, funktioniert sie außerdem als Sympathieträgerin. Im weiteren Verlauf wird der Nachtwächterin zudem ein fast schon unabdingbares Trauma nachgeworfen, damit Dramaturgie gegeben ist und das Payoff lohnt.

                Jammerschade, dass das Drehbuch bei all den Bemühungen nicht seinen Verpflichtungen nachkommt, sondern in weiten Teilen generisch und repetitiv vorgeht und wahre Höhepunkte vermissen lässt.

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                • 5 .5
                  999CINEASTOR666 21.03.2023, 06:35 Geändert 21.03.2023, 06:37

                  Glorious / US / 2022

                  >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                  Ein abgehalfterter Typ, der eine Trennung destruktiv verarbeitet, landet auf einem versifften Raststätten-Klo. In der Nachbarkabine tummelt sich der Halbgott Ghatanothoa und beginnt, Smalltalk durchs Glory Hole zu betreiben. Ihre Begegnung ist nicht zufällig. Eine höhere bzw. kosmische Macht hat die beiden auf dem Scheißhaus zusammengebracht. Sie müssen zu sich selbst finden, Buße tun und Opfer bringen, um das Universum zu retten.

                  Die skurrile Konversation zwischen Donnerbalken und Pissbecken gestaltet sich anfänglich wirklich witzig und macht verdammt neugierig darauf, wohin die Geschichte führt. Obwohl die Laufzeit generell kurz ist, verliert das wortreiche Kammerspiel jedoch alsbald an Zugkraft und hätte sich womöglich als Kurzfilm oder Episode einer Serie besser gemacht.

                  Man muss jedoch bedenken, dass die Handlung nahezu auf einem einzigen nicht allzu stillen Örtchen stattfindet und RYAN KWANTEN den Plot fast gänzlich alleine auf seinen Schultern tragen muss. Ein Blick auf Ghatanothoa hat nämlich schwere Konsequenzen, so lauscht man nur seiner beruhigenden Stimme. Eine Illustration um das Glory Hole herum, lässt jedoch erahnen, wie Ghat aussehen könnte.

                  Nach einer Weile nimmt der lovecraftsche Horror zusehends Gestalt an und auch die Farbe aus dem All sowie Cthulu und der Äther werden eingebunden. Als ein Toilettenwart hereinschneit, wird außerdem nicht mit Kunstblut gespart. Von einem Splatterfilm ist das Treiben jedoch ein ganzes Stück entfernt.

                  Zum Schluss überrascht eine Wendung und es wird deep und interpretationsfähig. Wer nun nicht bereit ist oder im Verlauf den Faden verloren hat, schaut am Ende ungläubig in die Röhre.

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                  • 5 .5
                    999CINEASTOR666 19.03.2023, 16:25 Geändert 24.03.2023, 09:23

                    The Uninvited - Das Grauen war nicht eingeladen (OT: The Uninvited / AT: Uninvited / Killer Cat) / US / 1987

                    >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                    Ein genmanipulierter Stubentiger entfleucht dem grausigen Tierversuchslabor auf brutale Weise und wird von zwei naiven Bikinischönheiten auf die Luxusyacht eines charmanten, aber skrupellosen Börsenhais verschleppt, der mit seinen schroffen Schergen einen Haufen Kohle zum Steuerparadies Kaimaninseln schippern will. Spontan wurden noch drei Jungspunde als Crewmitglieder angeheuert und eine attraktive Kapitänin ist auch an Bord.

                    Wenn es sich bedroht fühlt oder gerade angriffslustig ist, miaut und würgt die Miezekatze eine monströse, bestialische und giftige Variante ihrer selbst aus. Dabei handelt es sich allem Anschein nach, um eine potthässliche (Hand-)Puppe, was dem Trashfaktor zu Gute kommt. Wenn das verfilzte Fellknäuel in den Hals, den Knöchel oder in die Finger beißt, gestaltet sich das sowohl amüsant als auch blutig. Einige billige Körperhorror-Effekte gibt es obendrauf. Auch die Totalen der Yacht auf hoher See sind putzig, handelt es sich doch um eine Miniaturausgabe auf Geschenkpapier.

                    Schauspiel und Figurenzeichnung sind nicht die Welt. Es dauert obendrein ein Weilchen, bis alle zusammenfinden. Dann dauert es noch mal ein Weilchen, bis sie die Gefahr erkennen, die von dem Samtpfötchen ausgeht. Als sie die Gefahr erkennen, tun sie jedoch nicht besonders viel, um der Muschi den Gar auszumachen. Panik, Terror und Nervenkitzel halten sich demnach weiterhin in Grenzen. Immerhin lassen die Mädels keine Gelegenheit aus, um ihre Traumbodys in Bademode zu präsentieren.

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                    • 6 .5
                      999CINEASTOR666 18.03.2023, 21:41 Geändert 18.03.2023, 22:00
                      über Chase

                      Chase - Nichts hält ihn auf (OT: Last Seen Alive) / US / 2022

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                      Das Rad muss und kann nicht immer und immer wieder neu erfunden werden. Mich hat es nicht im Geringsten gestört, dass der Plot so oder so ähnlich bereits des Öfteren zum Einsatz gekommen ist. Obwohl die Handlung geradlinig und schnörkellos ist, kann ich mich nicht über Vorhersehbarkeit beklagen und hatte auch nicht das Gefühl, dass der Spannungsbogen eingebrochen ist. Die Handlung hätte ja jederzeit völlig unerwartet einen Haken schlagen und einen Überraschungstreffer landen können. Da Pacing und Timing Kurzweil generieren und kein unnötiges Füllmaterial zulassen, kann selbst eine geradlinige und schnörkellose Handlung wie diese unterhaltsam sein. Der Film wurde an acht Tagen gedreht und manchmal ist weniger eben mehr.

                      Es liegt wohl auch daran, dass sich auf Thrill und Action konzentriert wird, statt ein dröges Drama daraus zu machen oder einen müden Krimi samt ewiger unspektakulärer Ermittlungsarbeit. GERARD BUTLER nimmt man die Rolle des verzweifelten Ehemannes und beinharten Teufelskerls überdies ab, der nach jedem Strohhalm greift und Himmel und Hölle in Bewegung setzt, um seine an einer Tankstelle spurlos verschwundene Frau wiederzufinden. Der Typ liebt seine Herzdame abgöttisch, obwohl der Beziehungsstatus gerade kompliziert ist, was in knackigen Flashbacks nähergebracht wird. GERARD BUTLER hat seine Rolle im Übrigen komplett improvisiert und beweist Härte, Präsenz und Coolness.

                      Da Filme für mich Kunst und Fiktion sind und ich nie und nimmer davon ausgehen würde, dass das Ganze eins zu eins genau so im wahren Leben ablaufen würde, kann ich mich auch nicht über Unglaubwürdigkeiten, Logikfehler oder absurde Zufälle beschweren. Solange der Film einer inneren Logik folgt und die Verhaltensweisen der Figuren auf filmischer bzw. handlungsbezogener Ebene nachvollziehbar sind, ist doch alles in bester Ordnung.

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                      • 7
                        999CINEASTOR666 18.03.2023, 17:57 Geändert 18.03.2023, 19:19

                        21 Bridges - Jagd durch Manhattan (OT: 21 Bridges / AT: 17 Bridges / City of Crime) / US / 2019

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                        ... erweist sich an manchen Stellen als Mogelpackung. Zum Beispiel haben die Brückensperrungen letztendlich keine Bewandnis. Auch die fragwürdige Hintergrundgeschichte des zentralen Detectives und die internen Ermittlungen gegen ihn, spielen nur untergeordnete Rollen. Potenzial bleibt also auf der Strecke, aber das ist alles in allem halb so wild.

                        Der Cop-Thriller überzeugt durch seine packende Atmosphäre, der tauglichen Besetzung und dem kurzweiligen Montagerhythmus, der den Bekanntheitsgrad und die Vorhersehbarkeit einzelner Elemente verschmerzen lässt. Die wohl dosierten Actionszenen sind zwar nichts Außergewöhnliches, aber technisch durchaus solide in Szene gesetzt.

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                        • 4 .5
                          999CINEASTOR666 18.03.2023, 00:29 Geändert 18.03.2023, 00:29

                          Clean - Rache ist ein schmutziges Geschäft (OT: Clean / AT: Clean - Rache ist schmutzig) / US / 2021

                          >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                          ADRIEN BRODY hat produziert, am Drehbuch mitgewirkt, die Hauptrolle übernommen und den Soundtrack beigesteuert. Da könnte man ja fast meinen, dass es sich in irgendeiner Art und Weise um eine Herzensangelegenheit handelt. Jammerschade, dass letzten Endes nur ein müder und depressiver Aufguss von JOHN WICK und THE EQUALIZER dabei herausgekommen ist.

                          ADRIEN BRODY gibt den gebrochenen und sich selbst bestrafenen Ghetto-Müllmann, der spartanisch lebt, nur wenige soziale Kontakte pflegt und versucht, seine gewalttätige und leiderfüllte Vergangenheit zu bewältigen und hinter sich zu lassen. Er kümmert sich um das Wohlergehen einer Teenagerin aus der Hood, da sie ihn an jemand ganz Besonderen erinnert. Als sie droht, in die falschen Kreise zu geraten, fällt er in alte Verhaltensmuster zurück. Zunächst auf der Flucht vor dem korrumpierten Gesetz, entbrennt alsbald der telefonisch angekündigte Rachefeldzug gegen den städtischen Drogenboss.

                          Bis Anflüge von Spannung und Action wahrnehmbar sind, wird die Geduld ungemein auf die Probe gestellt. Viel zu viel Zeit wird verschwendet, mit der Work-Life-Balance des Müllmanns, Selbstmitleid, Albträume und Drogengeschäfte. Da Atmosphäre und Stimmung trist, kalt, einsam und verzweifelt sind, ist der Unterhaltungswert der ungefähr 50-minütigen Geduldsprobe dürftig. Auch wenn sie der Konkurrenz keine Konkurrenz machen können, sind Action und Härtegrad dann zumindest annehmbar.

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                          • 4 .5
                            999CINEASTOR666 17.03.2023, 19:29 Geändert 17.03.2023, 19:29
                            über Finch

                            Finch (AT: BIOS / Goodyear) / GB/US / 2021

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                            FINCH ist ein Endzeitdrama. Eine massive Sonneneruption hat die Ozonschicht zerstört und den Planeten Erde in ein weitgehend unbewohnbares Ödland verwandelt. Die Geschichte folgt Finch Weinberg (TOM HANKS), einem alternden Ingenieur, der einen Roboter baut, der sich nach seinem Ableben um seinen Hund kümmern soll. Der Roboter hat ein kindlich-naives Naturell und es bleibt nur wenig Zeit ihm Verantwortung beizubringen. Da er seinem Schöpfer imponieren will, stolpert er von einem Fettnäpfchen ins andere.

                            Ja, die Geschichte hat Tiefe, Charme, Witz und Herz. Man schließt den Roboter schnell in seine Gebete ein und auch Hundeliebhaber werden sich mit Sicherheit schnell verlieben. Irgendwie fühlte ich mich auch an einen meiner Lieblingsfilme und dessen heimlichen Star erinnert, und zwar CAST AWAY - VERSCHOLLEN und den Volleyball Wilson. Auch hier stiehlt der Roboter Jeff TOM HANKS die Show und lässt anhand seiner Körpersprache seinen Gemütszustand erkennen. Ohnehin konnte mich TOM HANKS' "One-Man-Show" diesmal nicht wirklich faszinieren, emotional mitreißen und großartig unterhalten. Hin und wieder erschien mir sein Charakter sogar unsympathisch. Das kann jedoch beabsichtigt gewesen sein, da ihm sein Schicksal gewiss ist und die Zeit drängt, dem Blechmann menschliche Werte zu vermitteln.

                            Auch wenn die Geschichte Tiefe, Charme, Witz und Herz besitzt, ist mir das postapokalyptische Roadmovie dann aber doch zu ruhig, langsam und ereignisarm. Auch wenn das Worldbuilding und die Bewegtbilder stark sind, fehlt es der letzten Reise eines totgeweihten Mannes, der seinen Frieden finden will, an Originalität und Innovation. Die Schwerpunkte werden eben auf Emotionalität und Sentimentalität gelegt. Das ist auch völlig okay und es muss auch nicht immer Action und Spektakel sein, aber die Spannung und Dramatik sollte dennoch nicht vernachlässigt werden.

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                              999CINEASTOR666 15.03.2023, 21:40 Geändert 16.03.2023, 14:06

                              The Social Experiment / DE / 2022

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                              Man hat sich wirklich Mühe gegeben. Technisch und handwerklich ist das echt gut gemacht und es werden einige visuelle Akzente gesetzt. Immerhin handelt es sich ja auch, um die erste deutsche virtuelle Produktion. Dennoch gelingt es dem Thriller nicht ansatzweise, Thrill oder vergleichbares zu erzeugen, da nie der Eindruck abgestreift werden kann, insgeheim für KiKA produziert worden zu sein.

                              Mal davon abgesehen, dass Genrefreunde wohl schon allerlei Beiträge über Sozialexperimente, Escape Rooms und künstliche Intelligenz gesehen haben werden und THE SOCIAL EXPERIMENT alledem nichts Nennenswertes beisteuern kann, ist das Ganze an Naivität, Oberflächlichkeit und Klischeebeladenheit kaum zu überbieten. Viele Dialoge bestehen auch schlichtweg aus Redewendungen und Sprichwörter, weil die ja weise und klug sind. Man merkt dem Film an, dass er von jungen Leuten für junge Leute gemacht wurde. Man merkt dem Film an, dass wohlbehütete Abiturienten und Studenten beteiligt gewesen sind.

                              Ein weiterer herber Schlag ist, dass die Jugendlichen und jungen Erwachsenen alles andere als sympathisch erscheinen. Auch die generelle Schauspielleistung lässt arg zu wünschen übrig und eigentlich kann niemand in der Rolle, die er oder sie bekleidet, ernsthaft überzeugen. Dass sie Freunde sein sollen, nimmt man ihnen nicht ab. Sie sind auch nicht vom selben Schlag und scheinen auch nur wenig voneinander zu wissen. Welches Schicksal dem einzelnen erwartet, geht demzufolge mit wenig Interesse einher.

                              Trotz der vergleichsweise qualitativ hochwertigen Inszenierung, wirkt das Endresultat aufgesetzt, konstruiert, unglaubwürdig, einfältig und laienhaft. Auch der kritische Blick auf den Umgang mit persönlichen Daten im www und die vermittelte Botschaft sind keine Weltneuheit. Wenn man etwas Lebenserfahrung mitbringt, ist die Antwort auf die Frage, ob aus Freunde Feinde werden können, außerdem schnell gefunden.

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                                999CINEASTOR666 14.03.2023, 10:37 Geändert 14.03.2023, 14:58

                                Infiesto / ES / 2023

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                                Vermutlich wurde beabsichtigt, mit dem kackbraunen Farbfilter eine Neo-Noir-Ästhetik zu kreieren. Auf langer Sicht ist mir der Einsatz allerdings entschieden zu viel des Guten. Insbesondere an helllichten Tagen ist die Farbdramaturgie total fehl am Platz.

                                Alles wirkt sehr düster, dämmrig und wie ein verrauchtes Hinterzimmer, wo illegal Poker gespielt wird. Das Wetter spielt der Atmosphäre ergänzend in die Karten. Wolkenverhangen und oft schüttet es, wie aus Gießkannen. Dass die Handlung in einer Bergbauregion angelegt ist, die schon bessere Tage gesehen hat, passt da nur zu gut.

                                Der Weltuntergangsstimmung wird der letzte Schliff gegeben, da wegen der Corona-Pandemie eine Ausgangssperre verhängt wurde und die Straßen gespenstisch leergefegt sind. Weltuntergangsstimmung passt ohnehin sehr gut, ist das im Mittelpunkt stehende und mit privaten Problemen kämpfende Ermittlerduo doch einem dreiköpfigen Kult auf der Schliche, der Kinder entführt, von denen eines wieder aufgetaucht ist.

                                Nun dreht sich eben alles, um die Jagd auf die Hintermänner. Die Jagd nach den Hintermännern gestaltet sich schon spannend, aber es hält sich in Grenzen. Die ersten beiden Straftäter werden nämlich relativ zeitig gestellt. Die Frage nach dem Guru war für mich ebenfalls zeitig beantwortet, weshalb die Auflösung am Ende keine Überraschung für mich darstellte. Dies mag aber meiner Erfahrung auf dem Gebiet geschuldet sein und mag längst nicht auf jeden zutreffen.

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                                  999CINEASTOR666 12.03.2023, 22:56 Geändert 12.03.2023, 23:23

                                  Im Kloster der heißen Nonnen (OT: Shûdôjo Runa no kokuhaku / AT: Cloistered Nun: Runa's Confession / Sister Luna) / JP / 1976

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                                  Zur Abwechslung kein Sündenfall aus Italien, sondern einer der seltenen Nunsploiter aus dem Land der aufgehenden Sonne. Da nur wenige Szenen in Klostergemäuern spielen, ist es dann aber doch eher ein Pink Movie.

                                  Wenn der Handlungsstrang um Betrug, unerwiderte Liebe und Rachegefühle nicht nur ein schwaches und leicht durchschaubares Alibi sein würde, um stets und ständig sowie völlig willkürlich müde Männer- und Vergewaltigungsfantasien einzuschieben, könnte man dem katastrophalen Filmschnitt die Schuld zuweisen.

                                  Die Story ist also klapperdürr und schlecht erzählt, die Schauspieler*innen sind nichts weiter als funktional und die Erotik ist unsexy. Immerhin gibt es einige Einstellungen, die ein wenig künstlerischen Anspruch bzw. eine ästhetische Bildsprache erkennen lassen.

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                                    999CINEASTOR666 12.03.2023, 01:36 Geändert 12.03.2023, 15:01

                                    Train - Nächster Halt: Hölle (OT: Train / AT: Terror Train) / US / 2008

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                                    HOSTEL im verwahrlosten Rumpelzug passt, wie Arsch auf Eimer. Warum sollte man auch nicht auf den Zug aufspringen und die Schiene Richtung dreckigen, düsteren und abgründigen Folterporno fahren, solange der Rubel rollt. Erwartungsgemäß sollte man von solch einer Veröffentlichung keinen Anspruch oder Innovatität erwarten. ... ist meines Erachtens sogar ein Stück besser, als der Überraschungshit eines gewissen ELI ROTH. ... verzichtet nämlich auf ewig langes und den Geduldsfaden ausdünnendes Vorgeplänkel.

                                    Sensibelchen, die bereits HOSTEL als gewaltverherrlichend und selbstzweckhaft verteufeln, sollten übrigens unbedingt die Finger von der Unrated Version lassen. Obwohl sie unappetlich ist, sollten Gorehounds die Schlachtplatte jedoch schleunigst verzehren. Immerhin wurde das Fortbewegungsmittel von bösen Osteuropäern zum florierenden Organhandelszentrum umfunktioniert, wo Kundenwünsche wahr werden.

                                    Mit Logik und rationalem Verhalten braucht man dem Drehbuch und der Figurenzeichnung nicht zu kommen, wird sich doch effektiv aufs Wesentliche konzentriert, und zwar Plakativität, Tabubrüche und Provokation. Da die nächste Bestialität nicht lange auf sich warten lässt und die praktischen Effekte erstklassig sind, spielt es keine große Rolle, dass Drehbuch und Figurenzeichnung dumpfbackig ausfallen. Nervenkitzel und Empathie für die unfreiwilligen Organspender stellen sich demzufolge zwar nicht ein, ereignisreich und kurzweilig gerät der rollende Schlachtbetrieb aber schon – der dem Gesundheitsamt ein Dorn im Auge sein würde.

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                                      999CINEASTOR666 11.03.2023, 19:20 Geändert 09.10.2023, 10:39

                                      Cat Sick Blues - Alles was er braucht, sind neun Leben (OT: Cat Sick Blues) / AU / 2015

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                                      ... ist ein polarisierendes Werk, welches mit einem überschaubaren Budget auskommen musste und mich direkt zu Beginn hiermit https://youtu.be/wFBooyEdNTE gecatcht hat. Aufgrund des schmalen Talers changiert die Ambition und Intention dieser australischen Indie-Produktion zwischen Dilettantismus und Professionalität, zwischen Kunst und Trash. Man wollte höher hinaus, als es die geringen finanziellen Mittel ermöglichten. Daher bleiben erzählerische und inszenatorische Unzulänglichkeiten nun mal nicht aus. Auch dass die Darsteller*innen keine Vollprofis sind, registriert man hin und wieder. Was jedoch berücksichtigt und wertgeschätzt gehört, ist die Tatsache, dass sie wirklich engagiert zu Werke gehen.

                                      Auch wenn es oftmals äußerst grotesk und bizarr zugeht, ist ... meines Erachtens alles andere als eine Horrorkomödie. Die seelische und körperliche Gewalt wird nämlich viel zu realistisch, intensiv und bedrückend dargestellt. Wenn man mit der völlig falschen Erwartungshaltung, Betrachtungsweise und Auslegungssache unterwegs ist, können die Groteske und Bizarrerie, als albern und lächerlich empfunden werden. Für die Betroffenen tut es mir an der Stelle wahnsinnig leid. Wenn man nämlich bewusst wahrnimmt, wie traumatisiert, (liebes)krank, verlustschmerzerfüllt, besessen, triebgesteuert und überfordert der Serienkiller ist, begreift man erst, wie kaputt, vereinsamt, entfremdet, todtraurig und bemitleidenswert er doch ist. Erst wenn man das verinnerlicht, packen Verstörung, Faszination und Schock kräftig zu und lassen nicht mehr los. Zwischenzeitlich kann man sogar kritische Kommentare auf die Grausamkeit in sozialen Netzwerken, übertriebene Tierliebe oder aber auch den Umgang mit Vergewaltigungsopfern und Personen, die ein geliebtes Haustier verloren haben, herausfiltern.

                                      Hinten heraus veranstaltet der Serienkiller mit der Katzenmaske, den scharfen Krallenhandschuhen und dem monströsen Umschnalldildo ein wahres Massaker. Die Effekte sind in Handarbeit entstanden und weisen eine taugliche Qualität auf. Obwohl es recht derb und explizit zugeht, wirkt die Gewalt jedoch nie derart selbstzweckhaft, wie sie hätte sein können. Zusätzlich werden albtraumhafte Wahnvorstellungen eingeschoben und urplötzlich der Anschein erweckt, eine etwas andere Richtung eingeschlagen zu haben. Ein Mindfuck jagt schlagartig den nächsten und die Story behält sich einige überraschende Wendungen in der Hinterhand. Zum Schluss wird sogar noch auf den Auslöser des desolaten Zustands sentimental eingegangen, sodass die Pille noch bitterer geschluckt werden muss als ohnehin schon. Wer also für preisgünstige, doch ehrgeizige und eigentümliche Psychogramme à la SCHRAMM oder TONY - LONDON SERIAL KILLER etwas übrig hat, dem sei ... wärmstens empfohlen.

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                                        999CINEASTOR666 11.03.2023, 12:34 Geändert 11.03.2023, 15:15

                                        Five Fingers / US / 2006

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                                        Ein zynisches Kammerspiel, von dem man am Besten so wenig Vorkenntnisse wie möglich haben sollte und das in erster Linie auf Dialoge baut. Wem ein von bösen Arabern geführtes Verhör in einer heruntergekommenen Lagerhalle zu wenig ist, um eine Handlung fesselnd voranzutreiben, wird sich schnell gelangweilt fühlen.

                                        Es werden jedoch nicht nur Schachpartien gespielt und endlos Worte gewechselt, der Stoff ist nämlich auch im Folterporno beheimatet. Der Entführte und zur Rede gestellte idealistische niederländische Jazzpianist verliert hin und wieder einen Finger, wenn seine Antworten nicht gefallen.

                                        RYAN PHILIPPE und LAURENCE FISHBURNE agieren als zentrale Figuren und tragen den Plot auf ihren Schultern. Das Katz-und-Maus-Spiel gelingt nur zu gut, da sie ihr schauspielerisches Können im Rahmen der begrenzten Möglichkeiten bestens unter Beweis stellen.

                                        Die Handlung bleibt ihrer perfiden Linie strengstens treu und ist leider nicht vor kleineren Längen gefeit. Auch wenn der Spannungsbogen gelegentlich abreißt, gestaltet sich die Story hinten heraus umso verstrickter. Für manche mag das fiese Ende vorhersehbar sein, für mich kam es allerdings unerwartet.

                                        6 Ernährungsprogramme

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                                          999CINEASTOR666 10.03.2023, 23:51 Geändert 10.03.2023, 23:51

                                          Going to Brazil / FR/BR / 2016

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                                          Ich rechnete, mit einer weiteren seichten französischen Komödie. Dann vermutete ich, das weibliche Pendant zu HANGOVER. Später entwickelt sich das Treiben jedoch zu einem eigentümlichen Gemisch aus Abenteuerfilm, Actionthriller und Groteske, das nicht vor unschönen Vorurteilen zurückgeschreckt.

                                          Auch wenn die vier flüchtigen Französinnen fortan in diverse skurrile Situation geraten, wird es weder hochspannend noch urkomisch. Letztendlich ist der Gesamteindruck aber dennoch kurzweilig, unterhaltsam und sympathisch. Außerdem bieten Favela, Schickeria, Copacabana und Dschungel abwechslungsreiche Locations.

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                                            999CINEASTOR666 09.03.2023, 23:13 Geändert 09.03.2023, 23:14

                                            Detention - Nachsitzen kann tödlich sein (OT: Detention) / US / 2011

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                                            Bei diesem Film, tue ich mich äußerst schwer, eine adäquate Review zu schreiben. Der Film ist ein Füllhorn der Gegensätzlichkeiten und es prasselt dermaßen viel auf einen ein, dass es eine Herausforderung darstellt, alles auf die Schnelle bewusst zu verarbeiten.

                                            Dieser abgedrehte und durchgeknallte Genre-Mashup aus BREAKFAST CLUB - DER FRÜHSTÜCKSCLUB; SCREAM - SCHREI!; SCOTT PILGRIM GEGEN DEN REST DER WELT; DIE FLIEGE; ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT und FREAKY FRIDAY - EIN VOLL VERRÜCKTER FREITAG erfordert erhöhte Konzentrationsfähigkeit und Nerven wie Drahtseile, um hinterherzukommen und Freude zu empfinden. Manchmal geriet es selbst mir zu hyperaktiv, überladen und chaotisch, dennoch fasziniert der Meta-Overkill und der Unterhaltungswert ist elefantös.

                                            Ein WTF-Moment jagt unaufhaltsam den nächsten und eine kitschige Popkultur-Referenz die andere. Es wird gesplattert, der Humor ist mannigfaltig und meistens kohlrabenschwarz, die Figuren sind wandelnde Karikaturen, Klischees werden unablässig veräppelt und wer einen tieferen Sinn in diesem irrsinnigen Wirrwarr erkennt, soll sich umarmt fühlen.

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                                              Freitag, der 13. (OT: Friday the 13th / AT: Freitag der 13.) / US / 2009

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                                              MARKUS NISPEL als Regisseur und MICHAEL BAY als Produzent haben schon mit MICHAEL BAY'S TEXAS CHAINSAW MASSACRE abgeliefert und tun es auch diesmal. FREITAG, DER 13. schwimmt auf der Remake- bzw. Reboot-Welle mehr oder weniger bekannter Horrorfilme, die von Anfang bis Mitte der 00er-Jahre so manch einen Banger bereithielt.

                                              Grundsätzlich bietet dieses Remake bzw. Reboot im Killer Cut absolut alles, was einen sehenswerten Backwoods- und Teenie-Slasher ausmacht. Im vorliegenden Fall ist es Segen und Fluch zugleich. Denn letztlich bietet diese Neuverfilmung bzw. dieser Neustart nichts, was nicht andere vor ihm bereits geboten haben. Nichtsdestotrotz gelingt es dem Streifen, sich über Wasser zu halten, denn die Montage der bekannten Versatzstücke ist gekonnt.

                                              Da die Versatzstücke derart bekannt sind, ist der kurzweilige Handlungsverlauf für genreaffine Filmfreunde allerdings in weiten Teilen vorhersehbar. Auch wenn demnach kein konstantes Spannungslevel gehalten werden kann, geraten einzelne Einstellungen dennoch aufregend.

                                              Die hochwertige Inszenierung und dichte Atmosphäre tragen natürlich auch ihren nicht unwesentlichen Teil dazu bei. Außerdem gibt es viele Brüste, Humor an den richtigen Stellen, gern gesehene Genreklischees sowie einen ikonischen Killer und abwechslungsreiche wie brutale Morde. Die Darstellerriege um JARED PADALECKI (SUPERNATURAL - ZUR HÖLLE MIT DEM BÖSEN), DANIELLE PANABAKER und AMANDA RIGHETTI (THE MENTALIST) ist ebenfalls brauchbar, auch wenn ihre Figuren nicht über Stereotype herauskommen.

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                                                999CINEASTOR666 08.03.2023, 13:10 Geändert 08.03.2023, 13:10

                                                Haunted Hill - Die Rückkehr in das Haus des Schreckens (OT: Return to House on Haunted Hill / AT: House on Haunted Hill 2) / US/BG / 2007

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                                                Die Handlung ist der des Vorgängers sehr ähnlich. Das war jedoch zu erwarten und sollte weder verblüffen noch abschrecken. Wer dem Vorgänger etwas abgewinnen konnte, macht mit dem Nachfolger meiner Meinung nach nicht viel falsch.

                                                Logischerweise ist der Überraschungseffekt verschwunden, weshalb man in der Unrated Version den Entertainmentfaktor in Form von Titten und Blut optimiert hat. Es gibt kein ewig langes Vorgeplänkel oder zeitraubende Erklärungen, da die Fortsetzung mehr oder weniger am Vorgänger anknüpft. Für etwas Spannung sorgt außerdem, dass ein Kunstdieb und seine gewaltbereiten Handlanger ins atmosphärisch dichte Sanatorium eingedrungen sind und es auf eine Baphomet-Statuette abgesehen haben.

                                                Alsbald folgen in regelmäßigen Abständen durchgestylte Grusel- und Schockmomente sowie äußerst kreative und vor allem brutale Kills. Sowohl die computergenerierten als auch praktischen Effekte sind für einen B-Film bzw. für eine Direct-to-DVD-Produktion nicht von schlechten Eltern.

                                                Die überwiegend aus Serien bekannten Darsteller*innen machen obendrein auch keine schlechte Figur. Da ihre Charaktere Stereotype des Horrorfilms darstellen und die Dialoge in erster Linie zweckdienlicher Natur sind, fällt das aber auch nicht allzu schwer.

                                                Selbstverständlich sollte man von solch einer Veröffentlichung keinen Anspruch oder Innovatität fordern, für den hohlen Zahn taugt das kurzweilige Unterfangen aber allemal. Auch der Ausgang der Geschichte ist zufriedenstellend und nach dem Abspann wird Lust auf mehr gemacht.

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                                                  999CINEASTOR666 07.03.2023, 23:10 Geändert 05.01.2024, 09:49
                                                  über Crazies

                                                  Crazies (OT: The Crazies / AT: Code Name: Trixie / The Mad People) / US / 1973

                                                  >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                                                  Dass der Seuchenthriller preiswert umgesetzt wurde, registriert man sofort. Das geringe Budget ist aber nicht das eigentliche Problem. Diverse preiswerte Filme aus den 1970-Jahren wissen mir nämlich zu gefallen. Es ist eher der erzählerische und inszenatorische Stil den GEORGE A. ROMERO zu hegen pflegte, mit dem ich mich nicht anfreunden kann. Diese Ruhe und Langsamkeit ist nicht mein Fall. Auch die Nüchternheit und Biederkeit spricht mich nicht an. Spannung, Dramaturgie Panik, Schock und Unvorhersehbarkeit können sich infolgedessen nur marginal einstellen.

                                                  Selbstverständlich war GEORGE A. ROMERO seit jeher für extrem sozialkritischen Stoff bekannt, weshalb es natürlich Sinn macht, wirklichkeitsnah und naturgetreu zu sein. Das Ganze wirkt aber eher unbeholfen und stümperhaft. Da sich der Stoff jedoch todernst nimmt, kann man das Ganze nicht so einfach unter Trashfilm verbuchen und ein Auge zudrücken. Der schlechte Filmschnitt, ärgerliche Filmfehler, miese Effekte und laienhaftes Schauspiel machen der Ernsthaftigkeit, Glaubwürdigkeit und Authentizität jedoch das Leben schwer.

                                                  Letztlich geht es darum, der Regierung und dem System zutiefst zu misstrauen. Ein Flugzeug stürzt in der Nähe einer ländlich gelegenen Kleinstadt ab und hat einen biologischen Kampfstoff geladen, der unbescholtene Bürger*innen in Wahnsinnige verwandelt. Die Wahrheit darf nicht ans Licht kommen und die Angelegenheit muss vertuscht werden. Um keine Verantwortung zu übernehmen, müssen alle Beweise vernichtet werden, koste es, was es wolle.

                                                  Daraus entspringen gleich drei parallel erzählte Handlungsstränge. Wissenschaftler suchen fieberhaft nach einem Gegenmittel, das in Schutzkleidung und Atemschutzmaske präsente Militär wendet tödliche Gewalt an, um die Seuche und Ausschreitungen einzudämmen, während eine kleine Gruppe Zivilisten versucht, sich dagegen zu wehren bzw. die Flucht zu ergreifen.

                                                  GEORGE A. ROMERO äußerte sich selbst negativ über den Film und empfand ihn als nicht gelungen. CRAZIES ist ein grauenhaft gealterter Film, der eine Neuverfilmung verdient und auch bekommen hat. Beim Remake, fungierte GEORGE A. ROMERO, als ausführender Produzent.

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                                                    über Unearth

                                                    Unearth / US / 2020

                                                    >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                                                    Ich habe den Eindruck gewonnen, dass man nur seine Meinung über Fracking loswerden wollte. Da Fracking für die Leute hinter dem Film allem Anschein nach der Horror ist, dreht man eben einen Eco-Horrorfilm. Allerdings hat man vergessen oder schlichtweg ignoriert, dass ein wichtiger Punkt beim Film das Geschichtenerzählen ist. Wenn man sich schon dazu entscheidet, Sozialkritik und Öko-Botschaft unters Filmvolk zu bringen, dann doch bitte mit einem Film der auch fesselt, mitreißt, Augen öffnet und zum Nachdenken anregt.

                                                    Bevor man als Zuschauer bemerkt, dass der Film auch Horror sein will, quält man sich ungefähr eine Stunde lang durch ein dröges und tristes Familiendrama um Existenzangst, das sich kaum von der Stelle bewegt. Erst als ein folgenschwerer Entschluss gefasst wird, entwickelt sich die Vergewaltigung von Mutter Natur durch einen skrupellosen, geldgeilen Konzern allmählich zu einem Creature und Body-Horror, da ein Pilz Luft und Wasser vergiftet.

                                                    Man könnte meinen, dass CRAZIES bzw. THE CRAZIES - FÜRCHTE DEINEN NÄCHSTEN und vielleicht etwas DIE FARBE AUS DEM ALL und LAST OF US Pate gestanden haben. Das sind nun aber hochtrabende Referenzen, denn man sollte weiterhin nicht zu viel erwarten.

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