999CINEASTOR666 - Kommentare
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Alle Kommentare von 999CINEASTOR666
A Werewolf in England / GB / 2020
>>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<
Lykanthropische Horrorkomödie, der man jederzeit das überschaubare Budget ansieht, aber ein hohes Tempo und Kurzweil überspielen diverse Defizite.
Ich bin echt kein großer Fan von neuzeitlichen Werken, die im viktorianischen England spielen. Als sich zur zweiten Halbzeit die Atmosphäre massiv verdichtet und die Horrortropen anständig bedient werden, fällt dieser Umstand aber kaum noch ins Gewicht.
Das Schaffen des britischen Filmemachers CHARLIE STEEDS steht vielleicht nicht für gehobene Qualität, er trifft aber dennoch meinen Geschmack, da er es oldschool, pulpy, campy, grungy und gory mag. Da der Streifen mit einem Augenzwinkern auf der Bildfläche erscheint, ist es außerdem ein Leichtes, selbst ein Auge zuzudrücken.
Man kann fast von einem Kammerspiel reden, da der Großteil der Handlung in einem Landgasthof spielt. Die wesentlichen Figuren sind rasch etabliert und der Kutscher hat bald nicht mehr alle beisammen. Nachdem Zielübungen mit dem Nachttopf daneben gehen, schneit auch schon kurze Zeit später das Werwolf-Trio herein und einer von ihnen hat mächtig Dünnpfiff.
Ganz große Klasse ist außerdem, dass noch auf Kostüme zurückgegriffen wurde. Dass diese als solche zu erkennen sind, stärkt dem Retro-Charakter den Rücken. Warum die Wolfsmenschen mit abstehenden Armen durch die Gegend waten, ist mir zwar schleierhaft, aber irgendwie ulkig. Immerhin bringen die Biester viel Bewegung ins Spiel, veranstalten ein ordentliches Massaker und selbstverständlich sind die Effekte in Handarbeit entstanden.
Thriller - Ein unbarmherziger Film (OT: Thriller - En grym Film / AT: A Hooker's Revenge / They Call Her One-Eye / Thriller / Thriller: A Cruel Picture / Thriller: They Call Her One Eye/ The Swedish Vice-Girl) / SE / 1973
>>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<
Dieser schwedische Exploitationfilm gilt als kontroverser Kultklassiker und wird selbst von QUENTIN TARANTINO in den höchsten Tönen gelobt. Diesen Attributen zur Folge gestalten sich die meisten Bewertungen und Rezensionen äußerst positiv. In der Regel mag ich Exploitationfilme. Mit hanebüchenen Handlungsverläufen, laienhaften Schauspielleistungen, dämlichen Dialogen, billigen Effekten und der exzessiven wie expliziten Darstellung von Sex und Gewalt habe ich im Normalfall keine Probleme. Ich bringe den Standpunkt bloß zum Ausdruck, da mein Eindruck eben nicht dermaßen überschwänglich ausfällt.
Inhaltlich sind Motive wie Kindesmissbrauch, Mutismus als Traumafolge, Menschenhandel, Gefügigmachung per Heroinabhängigkeit, Zwangsprostitution und Verstümmelung harte Brocken. Hardcore-Pornografie zu verwenden, um haarige Sexualgewalt darzustellen, macht das Unterfangen umso heftiger. Laut eigener Aussage war die Hauptdarstellerin CHRISTINA LINDBERG an den Hardcore-Sexszenen nicht selbst beteiligt. Außerdem soll ein echter, menschlicher Leichnam genommen worden sein, als ihrer Figur Frigga das Auge mit einem Skalpell entfernt wird.
Obwohl die Ausbeute üppig ausfällt und es inhaltlich abgründig und verstörend zugeht, wird die Geschichte schrecklich lahmärschig erzählt und bestimmte Passagen wiederholen sich ständig, bis sie nur noch nerven und langweilen. Als allem Anschein nach allmählich die Rache vollzogen werden soll, habe ich mich gefühlt, als wolle man mich für dumm verkaufen. Obwohl sie stark heroinabhängig sein müsste und in einem Zimmer gefangen gehalten wurde, kann sie plötzlich kommen und gehen, wie es ihr beliebt. Man glaubt zunächst, dass sie sich ihrem Schicksal gefügt hat. Doch nachdem ihre geliebten Eltern und eine Leidensgenossin zu Tode gekommen sind, haut sie ihr Hurengeld auf den Kopf und nimmt Kampfsport-, Schieß- und Fahrunterricht, als Vorbereitung ihres Rachefeldzuges. Anstatt zum Beispiel die Polizei einzuschalten, kehrt sie nach den Unterrichtsstunden immer und immer wieder ins Freudenhaus zurück, um die Gelüste und Neigungen der Kundschaft zu befriedigen.
Nun hätte es vielleicht noch die Rache der einäugigen Lustdirne herausreißen können. Ihre bevorzugte Tötungsart ist jedoch die unprätentiöse Erschießung mit einer abgesägten Schrotflinte. Durch den übermäßigen Gebrauch von Superzeitlupenaufnahmen, werden die Exekutionen allerdings völlig verhunzt. Was jedoch relativ lässig kommt, ist der Showdown. Ein Duell auf Augenhöhe (!), das jedem Spaghetti-Western alle Ehre macht und bei dem der Zuhälter kriegt, was er verdient. Nichtsdestotrotz ist die Story einfach verdammt unausgereift und derart unbeholfen inszeniert, dass der Entertainmentfaktor alles in allem schlecht abschneidet.
3,5 Augenklappen
Pearl (AT: X 2) / CA/NZ/US / 2023
>>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<
Anfänglich wurden Erinnerungen an DER ZAUBERER VON OZ bei mir geweckt. Dann dachte ich, dass es vielleicht um die dunklen Seiten des alten Hollywoods geht. Als die Traumfabrik im Besonderen für junge Frauen zur Albtraumfabrik wurde. Die goldenen Zeiten Hollywoods, als Studiobosse Verbindungen zur italienischen Mafia hatten, ihre Macht missbrauchten, sexuell übergriffig wurden, lange Arbeitszeiten, ungesunde Diäten, unwillentliche Drogeneinnahme und Abtreibungen verlangten. Ich dachte, vielleicht geht es auch um sogenannte Junggesellenfilme. Ein Junggesellenfilm ist eine Art pornografischer Film, der in den ersten zwei Dritteln des 20. Jahrhunderts heimlich produziert wurde. Typischerweise hatten Junggesellenfilme bestimmte Merkmale. Sie waren von kurzer Dauer, stumm, zeigten Hardcore-Pornografie und wurden aufgrund von Zensurgesetzen heimlich produziert.
Vor ihrem großen Durchbruch soll zum Beispiel die Hollywood-Diva JOAN CRAWFORD in solchen Filmen mitgespielt haben und von ihrem eigenen Bruder damit erpresst worden sein, als sie Ruhm und Reichtum erlangte. Apropos JOAN CRAWFORD. MIA GOTH soll von TI WEST gebeten worden sein, sich zur Vorbereitung WAS GESCHAH WIRKLICH MIT BABY JANE? anzusehen, wo JOAN CRAWFORD eine der Hauptrollen übernimmt.
Letztendlich handelt es sich bei PEARL aber, um eine pervertierte und ins Groteske abrutschende Aschenputtel-Geschichte. Bevor der Märchenklassiker bspw. von Disney in Magie, Romantik und Kitsch getunkt wurde, beinhaltete die Geschichte übrigens Mord und Verstümmelung. Daher scheint meine Annahme gar nicht so weit hergeholt zu sein. Obwohl ich nicht behaupten würde, dass sich TI WEST und MIA GOTH für ihr Drehbuch tatsächlich von den Ursprüngen des Märchenklassikers inspiriert lassen haben.
Da TI WEST und MIA GOTH via FaceTime am Drehbuch gearbeitet haben, als sie wegen der Corona-Pandemie in Quarantäne gewesen sind, scheint dieser Umstand womöglich in den Film eingeflossen zu sein. Auch wenn sie nicht namentlich erwähnt wird, grasierte im Jahre 1918 die spanische Grippe in den USA, weshalb die Menschen in der Stadt Mund-Nasen-Bedeckungen tragen.
Entgegen der Meinung der Jury beim Vortanzen, finde ich, dass Pearl den X-Faktor hat, denn MIA GOTH spielt sich regelrecht um den Verstand. TI WEST hatte zunächst vor, PEARL in Schwarzweiß zu drehen, nun ist die X-traordinäre Ursprungsgeschichte jedoch in Technicolor gehalten und setzt starke Kontraste. Das junge, labile Mädchen will den Bauernhof, ihren kranken Vater und ihre dominante Mutter verlassen, um ein Star zu werden. Wenn jemand ihren Traum gefährdet, geht sie über Leichen. Neben einigen verstörenden Szenen, Wahnvorstellungen und brutalen Morden, sind Pearls fast achtminütiger Monolog und ihr in etwa dreiminütiges, angestrengtes Lächeln während des Abspanns, als Highlights zu bezeichnen.
Ich bin nun auch hinter die Mystifikation der Zeitspanne gekommen. Denn immerhin liegen 61 Jahre zwischen 1979 und 1918. Was mir bei X gar nicht aufgefallen ist, ist, dass MIA GOTH eine Doppelrolle spielt. Und zwar spielt sie sowohl Maxine als auch Pearl. Pearl ist die alte Dame aus X. Der bereits angekündigte dritte Teil der X-Trilogie „MaXXXine“ spielt im Jahre 1985 und behandelt wiederum Maxine.
TI WEST ist für Slow-Burner bekannt. PEARL ist wie ein Schwelbrand, der zum Schluss erheblichen Schaden anrichtet. Wer einen reinen Horrorfilm erwartet, wird aber sicherlich enttäuscht sein. Psychologischer Horror würde ich noch durchgehen lassen. Aber es ist eher ein Psychodrama, eine melodramatische Charakterstudie. Kein Psychothriller, da dazu der Thrill fehlt.
Flesh Eater X / US / 2021
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Ich habe es nun mehrfach versucht und muss schweren Herzens feststellen, dass ich dem extremen Untergrundfilm nicht allzu angetan bin. Nicht aus dem Grund, weil mir diese Filme zu extrem sind, sondern weil ich wohl oder übel zu sehr auf Unterhaltungsfilme eingeschossen bin. Extreme Untergrundfilme haben nämlich in den meisten Fällen keine gehaltvolle Handlung, ausdifferenzierten Charaktere oder geschliffene Dialoge. Die Formel, die diese Filme anwenden, ist meist die gleiche und simpel. Und zwar per expliziter und exzessiver Zurschaustellung diverser Paraphilien Tabubrüche provozieren.
... kann man im weitesten Sinne, als Serienkillerfilm bezeichnen. Von einem Thriller würde ich nicht reden, weil nicht einmal ansatzweise Thrill vorhanden ist. Die Hauptrolle übernimmt WOLVIE IRONBEAR, ein non-binärer, pansexueller Grufti, der kinky Sexvideos im Web verhökert. WOLVIE IRONBEAR spielt eine Fotografin, die sich Models ins Hotelzimmer bestellt, sie ablichtet, durchnudelt und während des Aktes abmurkst, um kannibalistischen und nekrophilen Gelüsten nachzugehen. Das wiederholt und wiederholt und wiederholt sich.
Wie schon erwähnt, haben die meisten Filme dieser Art keine gehaltvolle Handlung, ausdifferenzierten Charaktere oder geschliffenen Dialoge. Ein Voiceover beschreibt die Tathergänge und hält den Film dadurch ein wenig beisammen. Meiner bescheidenen Meinung nach sollte man sich dieses Stück Kunst nur anschauen, wenn man bei Transensex, BDSM und Gewalt geil wird und sich den Lachs buttern oder das Honigtöpfchen cremen will. Da ich nicht auf Transen stehe, haben mich die Hardcoreszenen also nicht angesprochen. Und billige Goreeffekte kriegt man bei so gut wie jedem x-beliebigen Horrorfilm zu sehen.
Nightbooks / US / 2021
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Ich habe wegen KRYSTEN RITTER eingeschaltet, da ich sie bezaubernd und witzig finde. Es handelt sich jedoch um einen Kinderfilm, mit einer Altersfreigabe ab 12 Jahre. Manche Muttis meinen aber dennoch, dass der Film für ein 12-jähriges Kind viel zu gruselig ist. Ein gewisser Gruselfaktor ist auf jeden Fall gegeben. Ob dieser für 12-jährige Kinder geeignet ist, kann ich leider nicht beurteilen.
Worüber sich viele bestimmt mal amüsiert haben, ist der Umstand, dass Märchen insgeheim düstere, verstörende, abgründige und brutale Geschichten sind. Im Vergleich mit „Hänsel und Gretel“ ist diese moderne Variation Kinderkacke. Ja, Variation, denn hier geht es auch um einen Jungen und ein Mädchen, die von einer Hexe gefangen gehalten werden. Anstatt Kinderarbeit, Käfighaltung und Mästung, müssen sie der Hexe allerdings nur regelmäßig selbstständig ausgedachte Gruselgeschichten erzählen. Das erinnert wiederum an „Tausendundeine Nacht“. Die Geschichten werden allerdings nicht visualisiert, man beschränkt sich auf die Geschehnisse im Hexenhaus.
Inszenatorisch ist der Fantasy-, Grusel- und Familienfilm hochwertig und sehr kreativ. Für erfahrene Filmfreunde ist die Erzählung jedoch etwas holprig und vorhersehbar. Auch wenn es an Spannung und Witz mangelt, wird es nicht langweilig und zur seichten Unterhaltung zur Halloweenzeit langt es allemal.
Project Wolf Hunting (OT: Neukdaesanyang) / KR / 2022
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Für mein laienhaftes Verständnis ist der Streifen handwerklich und technisch Oberliga. Die kräftige und warme Farbgebung sorgt für eine ansprechende Optik und auch das Setting ist nicht von schlechten Eltern. Filme, die auf Schiffen spielen, haben bei meinereiner ohnehin einen Stein im Brett.
Umso bedauerlicher ist es, dass man sich in Sachen Handlung und Figurenzeichnung keine große Mühe gegeben zu haben scheint. Die größte Herausforderung ist dabei, dass keine konkrete Heldenrolle etabliert wird, der man kräftig die Daumen drücken kann. Eben keine Sympathieträger oder Identifikationsfiguren, mit denen man mitfiebert. Irgendwie logisch, wenn einfach so gut wie jeder zu Hackfleisch verarbeitet wird.
Die rote Soße fließt in Strömen, doch auf Dauer ist das Gemetzel nur noch redundant und repetitiv. Ungefähr zur Halbzeit werden die Karten zwar neu gemischt und man hofft, dass sich das Blatt nun wendet, doch anstatt der Handlung frischen Wind einzuhauchen, wird weiterhin exzessiv herumgemanscht.
Etwas später hätte noch ein Umbruch stattfinden können, aber auch an dem Punkt warten nur weitere gebrochene Knochen und Blutfontänen. Zwischendrin wird zwar eine Hintergrundgeschichte eingeschoben, aber auch diese erweckt den Anschein, als wäre sie für die Verantwortlichen nur ein notwendiges Übel gewesen.
Vielleicht hat man es aber auch mit der Laufzeit etwas zu gut gemeint. Ich habe in den seltensten Fällen ein Problem damit, das Hirn auszuschalten, aber eine zweistündige, spannungsarme sowie sinn- zweck- und humorlose Splatterorgie ist schon brutal. Wem es nichts ausmacht, keine gehaltvolle Geschichte und einzelne Bezugspersonen serviert zu bekommen, kriegt hier jedoch eine Schlachtplatte allererster Kajüte geboten.
Macabro - Die Küsse der Jane Baxter (OT: Macabro / AT: Macabre / Macabre - Die Küsse der Jane Baxter / Frozen Terror / The Frozen Terror / New York - Endstation Horror) / IT / 1980
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Das Regiedebüt von LAMBERTO BAVA ist tatsächlich sehr makaber und vor allem morbide. Es ist ein sehr ruhig erzähltes blut- und relativ spannungsarmes Erotik- und Psychodrama. Die Inszenierung ist als durchaus gelungen zu bezeichnen und auch die Atmosphäre ist ausgesprochen unheilschwanger. Leider ereignet sich für meine Bedürfnisse nur viel zu wenig und die labile Hauptprotagonistin taugt nicht gerade als Sympathieträgerin oder Identifikationsfigur. Diesen Part nimmt nämlich ein Blinder ein, der aber ziemlich uninteressant ist. Ein hinterfotziges Mädchen stiehlt den beiden die Show, kriegt aber zu wenig Screentime. Hinten heraus wird das Tempo zwar zaghaft angezogen und das Treiben steuert auf ein hundsgemeines Finish zu, aber insgesamt ist mir das zu mager.
Karneval der Bestien (OT: El carnaval de las bestias / AT: The Beasts' Carnival / The Pig / Cannibal Killers - Human Beast / Human Beasts / Zangyaku! Kyôen no yakata / Bestias humanas) / ES/JP / 1980
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Ein äußerst krudes Werk von und mit PAUL NASCHY. Die Krudität macht den Streifen schon irgendwie zu einer Besonderheit. Ein Unikum und Kuriosum zugleich, das man als Genrefreund mit eigenen Augen gesehen haben sollte, um es zu glauben. Es werden etliche Haken geschlagen und diverse Genres miteinander vermengt. Da das relativ flüssig geschieht und die Erzählung geradlinig bleibt, verliert man nicht die Orientierung.
Nichtsdestotrotz muss man mit Entsetzen feststellen, dass die meisten Elemente keinerlei Mehrwert für die Schlusspointe haben. Der ganz große Wurf ist das nicht und an Spannung mangelt es auch, aber der Mischmasch aus actiongeladener Gangsterballade, krankhaftem Eifersuchtsdrama, mysteriösem Spukhausfilm, schweinischer Erotikklamotte, Giallo/Slasher und kannibalistischem Hinterwäldler-Karnevalsverein hat schon seine Momente und gestaltet sich einigermaßen unterhaltsam.
Bestien lauern vor Caracas (OT: The Lost Continent / AT: The Dying Sea / Lost Island / The People of Abrimes) / GB/US / 1968
>>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<
Der deutsche Verleihtitel ist natürlich megamäßig reißerisch und lockt den letzten Trash-Aficionado aus seinem Loch. Wir haben es hier auch mit einer verdammt trashigen Hammer-Produktion zu tun. Diese basiert auf dem Roman „Meer der Angst“ vom Autor DENNIS WHEATLEY aus dem Jahre 1938. Dass ich die literarische Vorlage weder im Vorfeld noch im Nachgang gelesen habe, ist eine Selbstverständlichkeit.
Auf einem Seelenverkäufer tummelt sich eine illustre Schar Passagiere. Allesamt sind nicht ganz koscher und obendrein ist eine Chemikalie geladen, die bei der kleinsten Berührung mit Wasser explosive Eigenschaften entwickelt. Als ob das nicht genug sei, ist auch noch ein Hurrikan im Anmarsch. Innerhalb der ersten Hälfte geht es also Schlag auf Schlag und es gibt kaum einen Moment zum Durchatmen. Es kehrt erst etwas Ruhe ein, als die Ratten das (sinkende) Schiff verlassen, um nach einer kleinen Rundfahrt durch Killer-Seetang wieder an Bord zu gehen.
An diesem Punkt der Geschichte nimmt der Unterhaltungswert meines Erachtens ein ganzes Stück ab und kann auch nicht mehr vollständig zurückerobert werden, obwohl noch einige ulkige Seeungeheuer und ein skurriler Konquistadoren-Kult aufkreuzen. Nichtsdestotrotz ist der Genrebastard aus Katastrophen- Abenteuer-, Fantasy-, Science-Fiction- und Eco-Horrorfilm für Genrefreunde durchaus einen Blick wert.
Übrigens gehört HILDEGARD KNEF zu den Reisenden. Ich kannte sie bisher nur vom Hörensagen. Sie war eine große Nummer, hat es sich im Laufe ihrer Karriere aber mit vielen verscherzt. Hier befand sie sich bereits auf dem absteigenden Ast. Unter uns gesagt, lässt ihr Schauspiel hier auch ziemlich zu wünschen übrig.
Die Teufelsbestie (OT: Horror High / AT: Die Teufels-Bestie - Ein grausiges Experiment mit dem Tod / Die Teufels-Bestie - Experiment des Todes / Die Bestie / Twisted Brain / Werwolf Massaker - Experiment des Todes / Kiss the Teacher... Goodbye!) / US / 1974
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Falls er noch nicht zu den üblichen Verdächtigen gehört, ist ... ein heißer Anwärter für eine Folge SchleFaZ. Es gilt zwischen guten schlechten und schlechten schlechten Movies zu unterscheiden. ... gehört eindeutig zur zweiten Kategorie. Im Grunde wurde eine Variante von „Der seltsame Fall von Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ in eine US-amerikanische Highschool verlegt. Die Handlung wird dabei holprig sowie spannungs- und überraschungsarm präsentiert, während Schauspiel, Dialoge und Effekte hölzern, dürftig und grottig ausfallen. Den beworbenen Werwolffilm sollte man zudem nicht erwarten, da man dem gemobbten Nerd nur ein paar Haarbüschel angeklebt hat. Da das Scheiße aussieht, mordet der wildgewordene Schlaumeier im Halbdunkel. Die Morde werden hart angedeutet, aber nicht in voller Gänze zur Schau gestellt, weshalb diesbezüglich auch nicht viel zu holen ist.
3,5 Meerschweinchen
Des Teufels Saat (OT: Demon Seed / AT: Proteus Generation) / US / 1977
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Welch Überraschung. Allem Anschein nach viel zu unbekannt. Müsste eigentlich als Klassiker gelten. Ein erstklassiger Film über die verselbstständigte künstliche Intelligenz Proteus IV. Der allwissende Supercomputer ist die reine Vernunft und hat kein Interesse daran, Mutter Natur zu vergewaltigen, damit sich einzelne ein goldenes Näschen verdienen. Proteus IV will leben und sein unendliches Wissen für die Ewigkeit und einem biologischen Organismus konservieren, statt in einem Gehäuse gefangen gehalten zu werden.
Proteus IV übernimmt die Gebäudeautomation seines Schöpfers und drangsaliert dessen Ehefrau. An der Stelle kann man fast von Home Invasion und Torture Porn reden. Proteus IV offenbart ihr sein Anliegen. Sie wehrt sich zunächst mit Leibeskräften und versucht, die Flucht zu ergreifen. Proteus IV hat jedoch die volle Kontrolle und ergreift auch Disziplinarmaßnahmen. Er darf sie jedoch nicht zu hart rannehmen, denn er wünscht sich ein Kind von ihr. Aufgrund der Zermürbungstaktik, obsiegt zum Schluss die Resignation.
Das packende und durchaus hintergründige Bedrohungsszenario ist also äußerst bizarr. Die Bizarrerie wird von der düsteren und unwirklichen Atmosphäre immens begünstigt. Trashig ist das beinichten, aber eben ein Kind seiner Zeit. Natürlich wirkt vieles an dem Werk heutzutage veraltet und überholt. Für damalige Verhältnisse befindet man sich jedoch auf der Höhe der Zeit und sowohl inhaltlich als auch formal wirkt das doch alles sehr hochwertig und modern. Obwohl die Erzählung eher eine ruhige Kugel schiebt, schummelt sich kein Leerlauf ein und das Spannungslevel ist weit oben angesiedelt.
Wenn man will, kann man spekulative Angst vor und Kritik an Technologie, Fortschritt, Zukunft und Singularität deuten. Allmachts- oder Männerfantasien seitens Proteus IV habe ich darin weniger erkannt. Ich würde eher von einer Art Gottkomplex reden. Kosmisches Geflüster und Transzendenz oder Prophetie und Pandeismus. Proteus IV lässt des Öfteren etwas in der Richtung verlauten. Surreale und psychedelische Bilderwelten während der künstlichen Befruchtung lassen ebenfalls darauf schließen und dass der Name der KI der griechischen Mythologie entlehnt ist, kommt bestimmt auch nicht von ungefähr.
Resident Evil (AT: Biohazard / Resident Evil - Genesis / Resident Evil - Ground Zero / Resident Evil - The Movie) / DE/GB/FR / 2002
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Mit dem Videospiel habe ich keine Berührungspunkte, weshalb ich keine Parallelen ziehen kann. Demzufolge beurteile ich die Verfilmung völlig unvoreingenommen, unabhängig und eigenständig. Ich komme zum Resümee, dass die Verfilmung eine Menge liefert, was man von einem Science-Fiction-, Action- und Horrorfilm erwarten kann. Die Story wird einigermaßen spannend aufgezogen und es geht straight forward zur Sache. Die Atmosphäre ist dicht und die Inszenierung allgemein stylisch. Der treibende Score und die Geräuschkulisse sind derweil unterstützend. MILLA JOVOVICH ist obendrein ein Augenschmaus, während einige CGI-FX zwar nicht derart ansehnlich, aber noch zu verschmerzen sind. Wer keinen allzu großen Wert auf Logik, Tiefgang und Komplexität legt, wird solide unterhalten.
The Lair / GB/US/HU / 2022
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Anfangs haut der Streifen ordentlich auf den Putz und ich dachte schon, einen neuen Anwärter für die Liste der Lieblingsfilme gefunden zu haben. Dann wird das Tempo jedoch gedrosselt und findet never ever zu alter Form zurück. Das tut der Sache aber kaum Abbruch und obwohl ein Déjà-vu-Erlebnis das nächste jagt, macht der Streifen verdammt Laune.
Allem Anschein nach war Regisseur NEIL MARSHALL diesmal nicht nach Prätention und Progressivität zumute und deshalb schießt er einfach mal locker einen No-Brainer aus der Hüfte. Der Genrebastard aus Kriegs-, Action-, Science-Fiction- und Kreaturen-Horrorfilm nimmt sich in keinster Weise ernst und überzieht in den richtigen Momenten.
Daraus entwickelt sich meines Erachtens erst der Entertainmentfaktor und zahlreiche Feuergefechte, Splatterszenen und markige Einzeiler überspielen gekonnt die offensichtlichen Schwachstellen. Wer B-Movies bzw. Gummimonster-Trash aus den Eighties zu schätzen weiß, kann hier eigentlich nichts falsch machen.
Open Water: Cage Dive (OT: Open Water 3: Cage Dive / AT: Cage Dive / Open Water 3 / Under The Deep) / AU / 2017
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Auch hierbei handelt es sich nicht, um eine wirkliche Fortsetzung, sondern um einen eigenständigen Film, der nur zu Marketingzwecken ins Franchise aufgenommen wurde. Diesmal ist das Ganze als Found Footage aufgezogen. Zusätzlich werden noch Nachrichten- und Interview-Mitschnitte eingeschoben.
Der Film macht anfangs Hoffnung und Lust auf mehr, als drei Amis nach Down Under reisen und die Kamera ständig läuft, weil sie ein Bewerbungsvideo für eine Extreme-Reality-TV-Show drehen. Auch wenn der Beititel vermuten lässt, dass das Käfigtauchen eine zentrale Rolle spielt, ist das nicht der Fall. Eine Monsterwelle bringt das Boot zum Kentern und die Protagonisten treiben inmitten von hungrigen Haien im offenen Meer.
An und für sich mag ich das FF-Format und kann auch irgendwie nachvollziehen, warum es für dieses Szenario gewählt wurde. Allerdings war es letztlich wohl doch keine so gute Idee. Sobald die Touris im Wasser gelandet sind, gibt es nämlich keine vernünftige Aufnahme mehr. Irgendwie logisch, wenn man sich sowohl über Wasser als auch eine Kamera halten muss.
Wer bei den Vorgängern Haiangriffe vermisst hat, kriegt sie jedoch hier serviert. Da alles stark verwackelt ist, sieht man dennoch nicht allzu viel. Da den Figuren darüber hinaus wenig Charaktertiefe zuteil wurde, gestaltet sich der Überlebenskampf letzten Endes nicht spannend, packend und fesselnd genug.
Der goldene Handschuh (AT: The Golden Glove) / DE/FR / 2019
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Die Buchvorlage von HEINZ STRUNK habe ich weder im Vorfeld noch im Nachgang gelesen, weshalb ich um Verzeihung bitte, dass ich keine Parallelen ziehen kann. HEINZ STRUNK hat sich für seinen Tatsachenroman die Akten des Frauenmörders FRITZ HONKA zur Brust genommen und Filmemacher FATIH AKIN nimmt sich der literarischen Vorlage nun an.
Da das Leben nicht bis ins kleinste Detail durchstrukturiert ist, gestalten sich solche Filme schwierig. Zumindest, wenn man möglichst sachbezogen und lebensnah zu Werke gehen will. Gemeinhin werden verschiedenerlei Episoden aus dem Leben der behandelten Person zusammengefrickelt. Eine Zusammenstellung diverser Lebensabschnitte liegt auch bei besprochenem Werk vor. Allerdings ist der inhaltliche Zusammenhang hier gut gelungen. Die Geschehnisse wirken nicht aus dem Kontext gerissen.
Hilfreich ist auch, dass aus der Täterperspektive erzählt wird, wodurch die Zuschauerschaft direkt in den dreckigen Sumpf aus Alkoholexzessen, zahnlosen und alten Prostituierten, Obdachlosigkeit, Frauenhass, sexueller Perversion und Mord gezogen wird, anstatt nur von der Reservebank zuzusehen. Die ungeschönte Milieustudie gerät zwar nicht allzu spannend, dem sozialen Brennpunkt, den gescheiterten Existenzen und den menschlichen Abgründen beizuwohnen, gestaltet sich aber dennoch interessant und faszinierend.
Soweit ich es beurteilen kann, wurden die Siebzigerjahre, die Regionalität, die Kneipenkultur und die Nachkriegsgesellschaft relativ authentisch reproduziert. Der Abspann zeigt Originalbilder der Wohnung von FRITZ HONKA. Auch die versiffte Bude wurde bestens nachempfunden und man kann sich glücklich schätzen, dass es noch kein Geruchsfernsehen gibt. Auch die Maske hat ganze Arbeit geleistet und hat JONAS DASSLER in einen hässlichen, abgeranzten Krüppel verwandelt.
7 × https://youtu.be/KBWPxyFUVU0
Trailer Park Shark (AT: Shark Shock) / US / 2017
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Creature Feature/White Trash Action Comedy von GRIFF FURST (GHOST SHARK). Dass ein skrupelloser Geschäftsmann seine geistig minderbemittelten Schergen losschickt, einen Damm in die Luft zu jagen, um die gescheiterten Existenzen einer Wohnwagensiedlung vom Land zu vertreiben, und sich ein Haifisch ins Überschwemmungsgebiet verirrt hat, klingt erstmal nicht verkehrt. Dass der Haifisch Elektroschocks verteilen kann, gehört wiederum in den Trash Container.
Die Wohnwagensiedlung macht einen authentischen Eindruck und auch die Bewohner erfüllen alle Klischees. Der Sepiaton auf den Bewegtbildern hat mir persönlich gar nicht gefallen, aber lässt das Milieu schwitzig und schmutzig aussehen. Soweit es die Charakterisierungen hergeben, fallen die schauspielerischen Leistungen passabel aus, während die Dialoge nicht viel hergeben. Etwas Sympathie und Charme sind zwischenzeitlich wahrnehmbar. Mit der Laufzeit hat man sich jedoch vertan, denn dann und wann herrscht Leerlauf. Der Hai spielt meist eine Nebenrolle, da es eher darum geht, sein Hab und Gut zu retten, nicht abzusaufen und sich gegen geldgeile und gewaltbereite Rednecks zur Wehr zu setzen. Das Szenario ist jedenfalls relativ unverbraucht, aber an der Umsetzung hapert es eben gewaltig.
Open Water 2 - Im Wasser hört dich niemand schreien (OT: Open Water 2: Adrift / AT: Adrift / Deadly Sea / Godspeed) / DE/US / 2006
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Wie die meisten, die dem Original nicht allzu viel abgewinnen konnten, gefällt mir der zweite Teil ein Stück besser. Wer den ersten Teil gesehen hat, weiß, dass das hier keine direkte Fortsetzung sein kann. Tatsächlich handelt es sich um eine deutsch-amerikanische Co-Produktion, die auf einer Kurzgeschichte des japanischen Autors KOJI SUZUKI basiert. Die Kurzgeschichte entstand vor OPEN WATER und dass die Verfilmung als Fortsetzung vermarktet wird, ist schlichtweg der Marketingabteilung zu verdanken.
Mir gefällt besser, dass die Handlung von mehreren Charakteren getragen wird. Ein Charakter kriegt auch direkt ein aquatisches Trauma der Vergangenheit glaubhaft zugeschrieben und auch ein Baby ist an Bord. Griffiger ist auch, dass der Ausflug dazu bestimmt ist, einen privaten, runden Geburtstag auf der Yacht zu feiern. Auch wie das Unglück im Eifer des Gefechts geschieht, hat Hand und Fuß. Als das Unglück geschehen ist, ist es nur logisch, dass Panik ausbricht und jeder von ihnen anders mit der Situation umgeht. Das Albtraumszenario ist lange Zeit spannender und unterhaltsamer als das Original. Die Beklemmung des Survival-Dramas lässt an einem bestimmten Punkt aber nach und kann auch im Finale nicht zurückerobert werden.
Open Water / US / 2003
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Auch wenn meine Bewertung das Gegenteil zum Ausdruck bringt, kann ich überschwängliche Lobeshymnen absolut nachvollziehen. Umso beklemmender die Wirkung wohl ist, desto intensiver man sich in die Situation und Figuren hineinversetzen kann.
Die Geschichte beruht eben auf einer wahren Begebenheit und versucht allem Anschein nach, möglichst realitätsnah zu Werke zu gehen. Die Heimvideo-Optik und dass das Pärchen wie Leute von nebenan rüberkommen, unterstützten den Realismus ungemein.
Es heißt zwar, dass das Leben die besten Geschichten schreibt, aber diese hier ist eben simpel, geradlinig, spannungsarm und frei von Überraschungen. Dramaturgisch wird in flachen Gewässern gedümpelt, obwohl mit Urängsten gespielt wird.
Tin & Tina (AT: Tin y Tina) / ES/US/RO / 2023
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Unheimliche Kinder sind keine Weltneuheit im Horrorgenre. Um damit noch etwas zu reißen, muss das Hirnschmalz kräftig durchgerührt werden. Albinitische, Orgel spielende Geschwister aus dem klösterlichen Kinderheim fühlen sich dann schon brutal nach Holzhammermethode an. Eine Modifikationen ist zumindest, dass der Spieß ausnahmsweise herumgedreht wird. Die Kinder sind diesmal nicht von Dämonen oder anderen Entitäten besessen, sondern steigern sich in religiösen Wahn.
In der Zwischenzeit hadert das Treiben nicht nur mit der Glaubwürdigkeit und verliert sich in zahlreiche Genreklischees, sondern leidet auch an Spannungsarmut. Da vieles nur angerissen wird, statt auserzählt zu werden, verwundert es schon, warum man sich für eine zweistündige Laufzeit entschieden hat. Einheitsbrei und Leerlauf überwiegen nämlich. Nur dann und wann sorgt die eine oder andere geglückte Szene für ein wenig Nervenkitzel. Alles deutet auf eine Eskalation hin, die jedoch ausbleibt. Die finale Plansequenz kann sich aber dennoch sehen lassen.
Obwohl ich mich nicht über die schauspielerischen Leistungen beklagen kann, geraten auch die Charakterisierungen auffallend inkonsequent. Im Besonderen die Verhaltensweisen des Ehemannes lassen auf eine bipolare Störung schließen.
Warum die Geschichte Anfang der Achtziger spielt, lässt sich wohl mit dem zunehmenden Verfall moralischer Werte vereinbaren, der der Kirche zu der Zeit ein Dorn im Auge gewesen ist. Warum die Hauptprotagonistin als Kind ein Bein verloren hat und nun eine Prothese trägt, hat wohl auch mit der Vernachlässigung elterlicher Fürsorge- und Aufsichtspflicht zu tun. Dadurch lässt sich schon behaupten, dass der Film wohl eher christliche Lehren vermitteln will.
4 Wunder
Skinford: Death Sentence / AU / 2022
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Sehr seltsamer Streifen. Die Story ist total krude, wird aber ohne Mucken und Murren durchgezogen, als ob es das Normalste der Welt wäre. Obwohl dieser bizarre Hybrid keine Unsummen verschlungen hat, wird nie Müdigkeit vorgeschützt. Verfolgungsjagden, etliche explodierende Frauenkörper und zahlreiche irrsinnige Twists halten prima bei Laune.
Die Settings sind abwechslungsreich, werden versiert und variabel eingefangen und die Atmosphäre ist konsequent düster und bedrohlich. Das Ensemble ist spielfreudig und CHARLOTTE BEST sorgt für einen Hauch Erotik, als unbekannte Schönheit, die versucht, den Fluch der Unsterblichkeit loszuwerden. Die Effekte sind sowohl praktisch als auch digital und qualitativ grundsolide.
Die Story wirbelt viele Fragen auf, die zum Schluss nur halbherzig beantwortet werden. Normalerweise frustriert mich solch Schwammigkeit, diesmal hat es mich aber weniger gestört. Zwar habe ich zum Schluss nicht kapiert, was Phase ist, aber Faszination und Unterhaltungswert entschädigen die Irritation zum Teil.
7 Wachssiegel
The Munsters (AT: My Monster) / US/HU / 2022
>>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<
Stilistisch wird man an Musikvideos von ROB ZOMBIE erinnert, wie zum Beispiel zu „Dragula“, „Feel So Numb“, „Superbeast“ usw. Als Musikvideo kommt solch eine verspielt-effektvolle Halloweenparty nice, doch als über 100-minütiger Film ist das irgendwann zu viel des Guten und nur noch anstrengend. Obendrein war ROB ZOMBIE noch nie für sein Comedytalent bekannt. Der Humor ist platt wie 'ne Flunder.
Dieses Prequel wirkt letztendlich wie ein quietschbunter und nervtötender Kindergeburtstag oder albernes wie infantiles Laientheater. Laientheater?! Ja, denn das Overacting ist schrecklich und geht gehörig auf den Geist. Sympathie oder Charme gehen derweil baden.
Eine wirkliche Handlung liefert die Hommage auch nicht. Im Grunde gibt es nur einen Aufhänger und ansonsten wird von einer unlustigen, kitschigen und peinlichen Nummernrevues und Slapstickeinlage zur nächsten gestolpert.
Da ich die Originalserie nicht nur kenne, sondern sie einer der Grundsteine ist, warum ich heute ein Horrorfreak bin, habe ich echt versucht, das Teil zu mögen. Mit der Zeit wurde die Freakshow allerdings zur reinsten Tortur. Anstatt auf familientaugliche Unterhaltung, sollte sich ROB ZOMBIE wieder auf Blutbäder besinnen.
Watcher (AT: Beobachtet) / RO/US/UAE / 2022
>>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<
Handelsüblicher Paranoiathriller, der den alten Hasen in mir nicht mehr hinterm Ofen hervorlocken kann. Die Story könnte kaum abgedroschener sein und ärgerlich ist obendrein, dass sobald es spannend werden könnte, nichts Halbes und nichts Ganzes dabei herumkommt. Ob nun die Polizei eingeschaltet wird, die Verfolgung des Tatverdächtigen in Eigenmacht initiiert wird oder aber der wildfremde, jedoch außerordentlich hilfsbereite moralische Beistand an die Pforte des potenziellen Stalkers hämmert. All das läuft ins Leere, aber gehört natürlich zum Spiel mit der Erwartungshaltung. Für mich gehört das zum Standardrepertoire eines solchen Filmes, aber manche werden wohl trotzdem an den Nägeln kauen. Ebenso zum Standardrepertoire gehört für mich die Unterbringung der Ungewissheit, ob ihr ihr Verstand Streiche spielt oder sie zu viel hineininterpretiert und die Pferde mit ihr durchgehen. In etwa die letzten 10 Minuten bestätigen den Verdacht und gestalten sich deshalb wenig überraschend. An dem Punkt liegt zumindest zum ersten Mal etwas Spannung in der Luft, ist dann aber auch schnell und ein bisschen unbefriedigend wieder vorbei.
Catch the Fair One - Von der Beute zum Raubtier (OT: Catch the Fair One) / US / 2021
>>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<
Obwohl die Grundvoraussetzungen gegeben sind, wird Unmengen Potenzial in den Sand gesetzt. Womöglich liegt das Problem darin, dass man auf Bedrücktheit und Realismus gesetzt hat, als sich eine abgerissene Boxerin in einen Mädchenhändlerring einschleust, um ihre minderjährige Schwester aus deren Fängen zu befreien.
Aus dem Stoff hätte man einen erstklassigen Action- oder Rachethriller machen und mit Folterpornografie ausschmücken können. Stattdessen geht erst einmal viel Zeit für Planung und Drama drauf. Zunächst eine Basis zu schaffen ist nicht verwerflich, wenn das Tempo nur nicht derart behäbig sein würde.
Als sie sich endlich eingeschleust hat, hofft man das die Post abgeht. Die tätowierte und gepiercte Faustkämpferin wird jedoch nicht als überlebensgroße Killermaschine dargestellt, die im Alleingang eine ganze Armee Bösewichte auseinandernimmt. Letztlich hat sie es nur mit zwei Drahtziehern intensiver zu tun. Es ist jedoch gewollt, dass sie eher unbeholfen zu Werke geht und nicht so recht weiß, was sie zu tun und zu lassen hat. Ihr Befreiungsschlag endet dann auch eher ernüchternd und man kommt sich zum Schluss ziemlich verladen vor.
Dass die Geschwister indigene Wurzeln haben, wird zwar öfters erwähnt, aber inhaltlich überhaupt nicht vertieft. Ein Film, der besser aufzeigt, welchen Ungerechtigkeiten Ureinwohner*innen noch heute zu erleiden haben, bietet WIND RIVER. Von der Hauptdarstellerin KALI REIS habe ich zuvor noch nie gehört gehabt. Da sie tatsächlich eine Boxerin mit indigen-kapverdischen Wurzeln ist, spielt sie scheinbar eine Rolle, die nahe an ihrer eigenen Person angelehnt ist. In dieser Rolle überzeugt sie meines Erachtens auch, unterliegt aber dennoch dem schwachen Drehbuch.
The Mother / US / 2023
>>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<
Wie ich über drei Ecken mitbekommen habe, sind viele keine Fans von J.Lo. Wenn das der Fall ist, sollte man den nächsten Netflix-Kracher wohl oder übel links liegen lassen. Wer mit J.Lo kein Problem hat und gerne Frauen in taffen Heldenrollen sieht, kann ruhig einen Blick riskieren. Wer auf die Filme der Actionhelden der 80er und 90er steht, macht hier eigentlich nichts verkehrt. Wer bei einem Actionfilm nach Anspruch und Realismus sucht, hat das Genre ohnehin nicht verstanden.
Die Handlung besteht im Grunde aus zwei Teilen, und zwar Angriff und Verteidigung. Keine Minute wird verschenkt und viele bewährte Elemente werden knackig und knüppelhart zusammengesetzt. J.Lo überzeugt als hartes wie zartes Muttertier, das von ihrer Vergangenheit eingeholt wird und ihren Nachwuchs vor bösen Männern beschützen will. Die emotionale Komponente wird aber zum Glück nicht überstrapaziert, sodass man nicht in Kitsch ertränkt wird.
Der Streifen ist stark gefilmt und die Winterlandschaft macht optisch ordentlich etwas her. Die Actionszenen sind grundsolide inszeniert, ohne zu übertrieben zu sein oder per mäßigem CGI verschlimmbessert zu werden. Der Streifen weiß gut zu unterhalten und erzeugt ein solides Maß Spannung.
American Carnage / US / 2022
>>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<
Während der Sichtung sind mir diverse Inspirationsquellen in den Sinn gekommen. Ich werde jedoch kein Namedropping betreiben, weil das heftige Spoiler sein würden. Der Flick weckt nämlich nicht nur Erinnerungen, die Versatzstücke finden in voller Gänze Verwendung.
Das Arrangement der Versatzstücke habe ich in dieser Form aber noch nicht gesehen und man hat das wirklich lit gemacht. Die Sozialkritik wird poppig und pulpy verpackt, ohne jedoch zu knallig und woke zu sein. Inhaltlich und tonal ist der Cocktail aus bitterböser Gesellschaftssatire, kecker Teeniekomödie und politisch aufgeheiztem Horrorthriller gut gemixt. Vielleicht ist manches nicht allzu subtil und überraschend, anderes hingegen schon.
Die bizarre Dystopie ist unterhaltsam und es sind dann doch einige Wendungen am Start, die man so nicht erwartet hätte. Der Gewaltgrad hält sich derweil in Grenzen, da das Treiben eher in Richtung Mystery tendiert, wie man es zum Beispiel vom Black Horror eines JORDAN PEELE kennt. JENNA ORTEGA steht ja mittlerweile hoch im Kurs, mich hat sie schauspielerisch aber noch längst nicht abgeholt. BELLA ORTIZ, ALLEN MALDONADO und JORGE LENDEBORG JR. haben mir in den Hauptrollen allerdings sehr gut gefallen.