999CINEASTOR666 - Kommentare

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    999CINEASTOR666 28.04.2025, 17:43 Geändert 28.04.2025, 17:44

    Campfire Tales – Geschichten vom Grabesrand (OT: Campfire Tales / AT: Mystery Tales – Geschichten vom Grabesrand / Scary Legends – Ich weiß, dass du heute sterben wirst!) / US / 1997

    >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

    ... ist ein Film, der sich mit den klassischen urbanen Legenden auseinandersetzt, die am Lagerfeuer erzählt werden. Der Film verwebt mehrere dieser Geschichten miteinander und bietet eine Mischung aus Horror, Mystik und dem ominösen Reiz, den diese alten Erzählungen auslösen. Grundsätzlich hat mir der Film gefallen, doch er ließ bei mir auch ein Gefühl der Vertrautheit zurück.

    Die Geschichte beginnt mit einer Gruppe von Jugendlichen, die nach einem Unfall in einer abgelegenen Gegend festsitzen. Um sich die Zeit zu vertreiben, beginnen sie, sich gegenseitig urbane Legenden zu erzählen. Diese Erzählungen sind allesamt bekannte Gruselgeschichten, die einem die Gänsehaut verleihen sollen. Einige von ihnen hat man wahrscheinlich schon oft gehört, sei es in Kindertagen oder durch andere Filme, was für mich als Zuschauer leider einen großen Teil der Spannung nahm. Entweder habe ich den Film schon als kleiner Knirps gesehen und kann mich nicht mehr daran erinnern, oder die Legenden sind einfach derart fest in der popkulturellen Erinnerung verankert, dass ich alle Wendungen der einzelnen Erzählungen bereits kannte.

    Die schlichte, aber stimmungsvolle Inszenierung der Geschichten sorgt für die richtige Atmosphäre. Die düsteren Wälder, die knisternde Lagerfeuerstimmung – das ist alles authentisch und nimmt den Zuschauer mit. Die schauspielerischen Leistungen sind solide, aber nicht herausragend. Da die einzelnen Geschichten auf den gleichen bekannten Themen basieren, bleibt auch die Charakterentwicklung etwas auf der Strecke. Die Figuren wirken oft wie typische Archetypen, was sie leider etwas eindimensional erscheinen lässt.

    Trotzdem gelingt es dem Film, eine gewisse Nostalgie zu wecken. Wer ein Faible für urbane Legenden und klassische Gruselgeschichten hat, wird sich durchaus unterhalten fühlen. Es gibt genug Momente, in denen man sich im Dunkeln gruseln kann – besonders dann, wenn die übernatürlichen Elemente in den Vordergrund treten. Aber für mich persönlich hatte der Film nicht die gleiche Wirkung, da die Geschichten längst bekannt sind und die Überraschungseffekte ausblieben.

    Alles in allem bleibt ... ein solider Genrebeitrag, der jedoch nicht wirklich neue Akzente setzt. Die Atmosphäre und das Konzept sind gelungen, aber der Film könnte für Zuschauer, die bereits mit urbanen Legenden vertraut sind, etwas zu vorhersehbar wirken.

    Fazit: Ein unterhaltsamer, aber nicht besonders origineller Horrorfilm, der seinen Charme vor allem durch nostalgische Erinnerungen und die bekannte Struktur von urbanen Legenden zieht. Wer mit diesen Geschichten nicht vertraut ist, wird wohl begeisterter sein.

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      999CINEASTOR666 28.04.2025, 08:07 Geändert 28.04.2025, 08:08

      Body Bags (OT: John Carpenter Presents 'Body Bags' / AT: John Carpenter Presents 'Mind Games') / US / 1993

      >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

      JOHN CARPENTER und TOBE HOOPER – zwei Titanen des Horrorkinos – haben ihre finsteren Talente für BODY BAGS vereint. Entstanden ist eine makabre Anthologie, produziert fürs amerikanische Fernsehen, die eine morbide Rahmenhandlung und drei eigenständige Kurzgeschichten umfasst. JOHN CARPENTER selbst schlüpft in die Rolle eines sarkastischen, untoten Gerichtsmediziners, der als makabrer Gastgeber die Geschichten mit viel schwarzem Humor ankündigt.

      The Gas Station
      Ein intensiver Slasher, der sich um eine junge Frau dreht, die in einer einsamen Tankstelle von einem Killer bedroht wird. Die bedrohliche Atmosphäre wird effektiv aufgebaut, doch die Spannung wird bisweilen überreizt – und das Finale folgt allzu bekannten Mustern.

      Hair
      Ein eitler Mittvierziger lässt sich eine magische Haartransplantation verpassen – mit haarsträubenden Folgen. Zwar unterhaltsam und bissig, aber tonal schwer in den Rest des Films einzufügen.

      Eye
      Erzählt von einem Baseballspieler, der nach einem Unfall ein Spenderauge erhält – und dabei buchstäblich die finsteren Erinnerungen des Spenders übernimmt. Obwohl die Grundidee spannend ist, wirkt die Umsetzung etwas zerfahren und leidet unter schwachen Effekten und einer mäßigen Inszenierung.

      Fazit: BODY BAGS macht insgesamt Spaß, wirkt aber auch wie ein Sammelsurium unfertiger TV-Episoden. Das geringe Budget und einige unfreiwillig komische Effekte machen den Film heute mehr zu einem nostalgischen Kuriosum als zu einem ernstzunehmenden Horrorbeitrag. Für Fans von JOHN CARPENTER und 90er-Jahre-Horror ein netter Snack – alle anderen dürften den Film schnell wieder vergessen.

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        999CINEASTOR666 27.04.2025, 13:00 Geändert 27.04.2025, 13:01

        Sharktopus / US / 2010

        >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

        Trashfans aufgepasst: SHARKTOPUS ist der cinematische Beweis dafür, dass nicht jede noch so absurde Idee automatisch unterhaltsam ist. Auf dem Papier klingt die Prämisse – ein genetisch modifizierter Hybrid aus Hai und Oktopus gerät außer Kontrolle und metzelt sich an Mittelamerikas Küsten entlang – nach spaßigem Schwachsinn.

        Dass es sich hier um eine Fernsehproduktion handelt, bei der B-Film-Legende ROGER CORMAN als Produzent seine Finger im Spiel hatte, weckt gewisse Erwartungen – leider nur, um sie konsequent zu enttäuschen.

        Regisseur DECLAN O'BRIEN serviert lieblos inszenierte Strandaufnahmen, schlechte CGI und Darsteller, die wirken, als hätten sie innerlich längst mit dem Projekt abgeschlossen – allen voran ERIC ROBERTS, der offenbar nur auf seinen Gehaltsscheck wartete.

        Die Grundidee wäre unter trashigen Verhältnissen noch entschuldbar gewesen, hätte man wenigstens ein Mindestmaß an Spannung oder Humor erzeugt. Doch SHARKTOPUS schlurft ideenlos durch Badeorte, während sein computergeneriertes Monster ungeschickt durch die Kulissen turnt. Die Angriffe sind weder spannend noch besonders blutig; die Opfer verhalten sich so klischeehaft dämlich, dass man ihnen fast wünscht, schneller gefressen zu werden.

        Wer ein trashiges Creature-Feature-Chaos mit liebloser Machart und hohem Fremdschämfaktor erwartet, wird vielleicht ein bisschen Spaß haben. Allen anderen sei geraten: Wenn schon Trash, dann wenigstens mit Herz.

        Fazit: SHARKTOPUS ist ein Paradebeispiel dafür, dass selbst Trash seine Kunst braucht. Hier gibt’s stattdessen nur heiße Luft, kaltes Wasser und ein Monster, das so lächerlich aussieht, dass es sich wahrscheinlich selbst schämt.

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          999CINEASTOR666 26.04.2025, 10:11 Geändert 26.04.2025, 10:12

          The Cave – Bis zum letzten Atemzug (OT: Cave) / NO / 2016

          >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

          ... hätte ein intensives, klaustrophobisches Abenteuerdrama werden können – das Setting einer unerforschten Höhle, kombiniert mit traumatisierten Ex-Soldaten, bietet zumindest auf dem Papier eine Menge Potenzial. Leider bleibt der Film genau das: eine nette Idee auf dem Papier.

          Was zunächst wie ein Survivalthriller mit psychologischem Tiefgang anmutet, entpuppt sich rasch als zähes Herumkriechen in schlecht ausgeleuchteten Gängen, unterbrochen von Dialogen, die entweder belanglos oder bemüht bedeutungsschwer klingen. Die Charaktere wirken seltsam unnahbar, teils sogar austauschbar – was bei einer so kleinen Besetzung fatal ist. Statt mit innerer Zerrissenheit oder zwischenmenschlicher Spannung zu punkten, bleiben die Figuren blass wie die Kalkwände um sie herum.

          Auch inszenatorisch zeigt sich der Regisseur erstaunlich einfallslos. Was man als nervenzerfetzendes Spiel mit Licht, Dunkelheit und Enge erwartet, verpufft in monotonen Höhlenbildern und einer Inszenierung, die jede Form von Rhythmus oder Steigerung vermissen lässt. Der "Albtraum" stellt sich weniger durch äußere Bedrohung ein, sondern durch das Gefühl, als Zuschauer in einem narrativen Stillstand gefangen zu sein.

          Was bleibt, ist ein Film, der seinem eigenen Anspruch nicht gerecht wird – zu ambitionslos, um als Charakterdrama zu funktionieren, zu spannungsarm, um als Thriller zu überzeugen. ... verpasst jede Gelegenheit, aus seinem reizvollen Setting Spannung oder Tiefe zu generieren. Ein Film, der sich anfühlt wie eine Höhlentour ohne Karte, ohne Ziel – und leider auch ohne atemberaubende Momente.

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            999CINEASTOR666 25.04.2025, 23:22 Geändert 25.04.2025, 23:23

            Das Ding aus einer anderen Welt (OT: The Thing / AT: John Carpenter's Das Ding aus einer anderen Welt / John Carpenter's The Thing) / US/CA / 1982

            >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

            Atmosphärisch dichter Sci-Fi-Horrorfilm, der bis heute nichts von seiner Wirkung eingebüßt hat. JOHN CARPENTER liefert eine radikalere, düstere Neuinterpretation, die sich in der Isolation und dem schleichenden Misstrauen suhlt.

            In der kargen Eiswüste der Antarktis stößt ein Forscherteam auf ein außerirdisches Wesen, das jede biologische Lebensform perfekt imitieren kann. Was folgt, ist ein paranoider Albtraum: Niemand weiß mehr, wem er trauen kann – nicht einmal sich selbst. Die klaustrophobische Enge der Station, das feindselige weiße Nichts draußen und der Horror im Innern verschmelzen zu einem meisterhaft komponierten Kammerspiel des Misstrauens.

            Die Effekte setzen Maßstäbe – grotesk, ekelerregend und handgemacht bis ins Detail. Der Körperhorror gehört zum Verstörendsten, was das Genre je hervorgebracht hat: Wir erleben, wie menschliche Körper sich in fleischgewordene Albträume verwandeln, Köpfe sich abspalten, Gliedmaßen zu Tentakeln mutieren und Organe fremdgesteuert agieren. Hier wird der Körper nicht verletzt, sondern in grotesker Manier neu zusammengesetzt – und genau das macht den Schrecken so nachhaltig. Auch der bedrohlich minimalistische Score von ENNIO MORRICONE trägt zur beklemmenden Atmosphäre bei.

            KURT RUSSELL als MacReady führt den Cast mit kerniger Coolness, ohne dabei zur überhöhten Actionfigur zu werden. Die übrige Crew bleibt – und das ist ein kleiner Kritikpunkt – stellenweise etwas blass, was dem emotionalen Gehalt schadet, wenn der Bodycount steigt. Zudem verlangt der Film vom Publikum eine gewisse Geduld, da er Spannung lieber sachte aufbaut, statt auf Dauerfeuer zu setzen.

            ... ist ein Paradebeispiel für intensiven psychologischen und physischen Horror. Es ist ein Film über Angst – vor dem Unbekannten, vor dem Anderen und letztlich vor dem Verlust des Selbst. Die nüchterne Ausweglosigkeit des Finales unterstreicht diese existenzielle Dimension: Niemand weiß, ob das Böse wirklich besiegt ist – oder ob es längst Teil von uns geworden ist.

            Fazit: ... ist mehr als ein effektvoller Horrorthriller – er ist ein beklemmendes Statement über Isolation, Kontrollverlust und das Zerbröckeln menschlicher Gewissheiten. Der Film setzt nicht auf bloße Schockmomente, sondern auf tiefsitzenden, existenziellen Schrecken, der lange nachwirkt. In einer Welt, in der niemand weiß, wer noch Mensch ist, wird das Fremde im Eigenen zum ultimativen Albtraum. Das Ding ist ein finsteres, kompromissloses Stück Genrekino, das seine monströse Wirkung bis heute bewahrt hat.

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              999CINEASTOR666 25.04.2025, 19:03 Geändert 25.04.2025, 19:03

              Fist Fight (AT: Teacher Fight - Wer petzt, wird zerfetzt) / US / 2017

              >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

              Wer bei FIST FIGHT eine tiefgründige Satire über das amerikanische Schulsystem erwartet, sollte schnell die Noten ändern – hier geht’s um Klamauk, Klassenchaos und eine ordentliche Portion absurde Gewaltfantasie. Doch genau das macht den Film so unterhaltsam.

              Regisseur RICHIE KEEN inszeniert mit seinem Langfilmdebüt eine furiose Eskalationsspirale, die irgendwo zwischen Slapstick und schwarzer Komödie pendelt. Im Mittelpunkt stehen CHARLIE DAY als nervöser Englischlehrer Andy Campbell und ICE CUBE als furchteinflößender, pädagogisch unkonventioneller Kollege Ron Strickland. Dass Letzterer dem Ersteren wegen einer Petzerei den Krieg erklärt – in Form einer altmodischen Schulhofschlägerei – ist genauso hanebüchen wie unterhaltsam.

              CHARLIE DAY spielt – wie gewohnt – den hilflos überforderten Jedermann, dessen Hysterie im Laufe des Films herrlich überdreht. ICE CUBE dagegen mimt den Wutlehrer mit solch stoischer Miene, dass selbst CLINT EASTWOOD sich warm anziehen müsste. Das komödiantische Zusammenspiel der beiden lebt vom Kontrast: hysterische Hyperaktivität trifft auf bedrohlich schweigende Präsenz.

              FIST FIGHT ist sich seiner Absurdität bewusst und feiert sie. Die Gagdichte schwankt, aber einige Pointen zünden grandios, insbesondere wenn TRACY MORGAN als lebensfremder Sportlehrer oder CHRISTINA HENDRICKS als latent psychopathische Französischlehrerin auftauchen. Auch der subversive Umgang mit gängigen Schulfilm-Klischees sorgt für viele Lacher – ohne je ins Zynische abzurutschen.

              Natürlich kratzt die Geschichte nur an der Oberfläche – strukturelle Probleme im Bildungssystem, toxische Männlichkeitsbilder oder die Frage, was „Stärke“ im pädagogischen Kontext bedeutet, werden nur angerissen und direkt mit einem Schlagabtausch beantwortet. Wer hier mehr Tiefe erwartet, hat das Genre verfehlt.

              Fazit: FIST FIGHT ist keine feingeistige Komödie, sondern ein durchgeknallter Schulschluss-Prügelspaß mit Starpower und Tempo. Zwischen absurdem Wahnsinn und satirischer Zuspitzung gelingt ein solides Comedy-Vergnügen – besonders, wenn man das Klassenbuch schließt, den Rotstift weglegt und einfach mal zuschaut, wie das Chaos die Oberhand gewinnt.

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                999CINEASTOR666 25.04.2025, 16:04 Geändert 25.04.2025, 18:34

                Captive State / US / 2019

                >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                CAPTIVE STATE von RUPERT WATT (PLANET DER AFFEN: PREVOLUTION) beginnt mit einer spannenden Prämisse: Knapp zehn Jahre nach einer Invasion durch außerirdische „Legislatoren“ ist Chicago zur Hochsicherheitszone geworden. Die Stadt wird durch ein autoritäres Regime kontrolliert, das mit Hilfe menschlicher Kollaborateure jede Form von Widerstand brutal unterdrückt. Doch im Schatten der Allmacht regt sich organisierter Widerstand.

                Im Mittelpunkt steht Gabriel Drummond (ASHTON SANDERS), dessen älterer Bruder Rafe (JONATHAN MAJORS) einst eine Schlüsselfigur des Widerstands war – und angeblich bei einem gescheiterten Anschlag ums Leben kam. Gabriel selbst wirkt zunächst wie ein unpolitischer Einzelgänger, wird aber zunehmend in ein ausgeklügeltes Komplott verwickelt. Parallel dazu folgt der Film dem Polizisten William Mulligan (JOHN GOODMAN), der als Handlanger der Besatzer agiert – oder es zumindest vorgibt. Die Rebellengruppe „Phönix“ plant unterdessen einen koordinierten Angriff auf ein bevorstehendes Treffen der außerirdischen Machthaber.

                Was nach Spannung und Subversion klingt, entfaltet sich jedoch erstaunlich spröde. RUPERT WYATT verzichtet auf typische dramaturgische Konventionen: Keine klassische Heldenreise, kaum emotionale Ankerfiguren, stattdessen eine anstrengend nüchterne Inszenierung, bei der der Zuschauer lange im Unklaren gelassen wird, wer was plant – und warum. Erst spät wird deutlich, dass die Handlung einer verdeckten Widerstandsoperation folgt, die mit gezielten Ablenkungsmanövern erzählt wird. Dieser erzählerische Kniff ist prinzipiell interessant, aber schlecht ausbalanciert: Spannung entsteht kaum, Charaktertiefe noch weniger.

                Stilistisch orientiert sich CAPTIVE STATE an paranoiden Politthrillern der Siebzigerjahre. Das farblose, körnige Bild, die bewusst dokumentarische Kameraarbeit und die zurückgenommene Musik unterstreichen den Realismusanspruch. Die Außerirdischen selbst treten nur in wenigen Momenten auf, fungieren mehr als Konzept denn als konkrete Bedrohung – was eine spannende Idee wäre, wenn ihre Macht nicht so abstrakt und gleichzeitig so willkürlich dargestellt wäre.

                Lobenswert ist der Versuch, Science Fiction als gesellschaftskritisches Genre ernst zu nehmen: CAPTIVE STATE verhandelt Fragen von Unterdrückung, Systemloyalität, Terrorismus und Aufstand – ohne einfache Antworten. Der wahre Fokus liegt nicht auf den Aliens, sondern auf den menschlichen Strukturen der Anpassung und Repression. Doch so ambitioniert das auch klingt: Die emotionale Involvierung bleibt aus. Wer wem weshalb folgt, erschließt sich oft erst rückblickend, und selbst dann bleibt vieles vage.

                Fazit: CAPTIVE STATE ist ambitioniertes Genrekino mit politischem Unterbau, das sich mutig gegen die Erwartungen des Sci-Fi-Mainstreams stellt. Doch seine Kälte, strukturelle Verwirrung und mangelnde Figurenbindung machen ihn zu einem Film, den man mehr respektieren als genießen kann. Statt als fesselnder Thriller bleibt er als graubraune Denkübung in Erinnerung, der am Ende weniger unter seiner Botschaft leidet als an seiner blassen Umsetzung.

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                  999CINEASTOR666 24.04.2025, 21:03 Geändert 24.04.2025, 21:03

                  Machine Gun Preacher (AT: Machine Gun) / US / 2011

                  >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                  MACHINE GUN PREACHER erzählt die wahre Geschichte von SAM CHILDERS, einem ehemaligen drogenabhängigen und dealenden Harley-Davidson-Biker, der sich in den kriegsgebeutelten Regionen von Sudan und Uganda für die Rettung von Kindersoldaten und Waisen einsetzt. Der Film, unter der Regie von MARC FORSTER und mit GERARD BUTLER in der Hauptrolle, ist ein intensives und emotional aufgeladenes Drama, das eine beeindruckende Transformation eines Mannes von einem gewalttätigen Außenseiter hin zu einem engagierten Helfer zeigt. Doch trotz einiger Schwächen in der Erzählweise, bleibt der Film ein packendes Porträt über einen außergewöhnlichen Lebensweg.

                  GERARD BUTLER liefert als Sam Childers eine kraftvolle Darstellung. Er verkörpert den rauen, impulsiven Mann mit einer dicken Schicht aus Gewalt und Selbstzerstörung, die er im Laufe des Films ablegt, um ein besserer Mensch zu werden. Doch dieser Wandel gelingt ihm nicht ohne Konflikte, und GERARD BUTLER schafft es, die innere Zerrissenheit der Figur zwischen seiner gewaltsamen Vergangenheit und seiner neuen Bestimmung als Helfer der Ärmsten authentisch darzustellen. Es ist eine facettenreiche Leistung, die den Film trägt.

                  MICHELLE MONAGHAN als Sam's Frau Lynn bringt die nötige emotionale Tiefe in die Geschichte. Ihre Rolle als starke, jedoch verständnisvolle Frau an der Seite eines Mannes, der sich nicht nur selbst, sondern auch die Welt um ihn herum retten will, bringt eine zusätzliche Dimension in die Geschichte. Ihre schauspielerische Leistung ist subtil, aber von großer Bedeutung, da sie die moralischen und familiären Herausforderungen im Leben von Sam deutlich macht.

                  Der Film selbst ist thematisch und visuell eindrucksvoll. MARC FORSTER gelingt es, die dramatischen und oft brutalen Szenen aus dem Sudan authentisch darzustellen, ohne in Sensationsgier zu verfallen. Die Gewalt, die den Film durchzieht, ist nicht glorifiziert, sondern zeigt die Zerstörung und das Leid, das in Kriegsgebieten allgegenwärtig ist. Die Entscheidung, die Geschichte in einem realistischen Ton zu erzählen, schafft eine starke emotionale Wirkung und verdeutlicht, wie extrem die Realität der Menschen vor Ort ist.

                  Leider ist der Film in seiner Erzählweise nicht immer ganz rund. Die Story springt manchmal zu abrupt zwischen den Szenen und der Fokus auf Sam's persönlichen Wandel ist nicht immer konstant. Es gibt Momente, in denen die Entwicklung des Charakters in den Hintergrund rückt und die Erzählung zu sehr auf die Action und die Schicksale der Waisen fokussiert. Auch das Tempo ist nicht immer gleichmäßig – einige Szenen wirken zu gestreckt, während andere zu schnell abgehandelt werden. Dennoch bleibt das Thema von Sam's unerschütterlichem Engagement für die Kinder und sein oftmals kompromissloser Einsatz im Fokus und trägt den Film.

                  Fazit: MACHINE GUN PREACHER ist ein packendes, emotionales Drama über einen Mann, der seine eigenen Dämonen besiegt, um sich für das Wohl der unschuldigsten Opfer eines schrecklichen Krieges einzusetzen. Die starke schauspielerische Leistung von GERARD BUTLER, unterstützt von einer soliden Besetzung, und die realistische Darstellung des Lebens in Krisengebieten machen den Film sehenswert. Trotz einiger Erzählprobleme und eines teils schwankenden Tempos bleibt der Film ein beeindruckendes Stück Kino, das vor allem durch seine zentrale Botschaft von Hoffnung, Opfer und Erlösung überzeugt. Ein sehenswerter Film, der die Geschichte eines außergewöhnlichen Mannes und seiner Mission eindrucksvoll erzählt.

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                    999CINEASTOR666 24.04.2025, 20:35 Geändert 24.04.2025, 20:40

                    The Tomorrow War (AT: Ghost Draft) / US / 2021

                    >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                    THE TOMORROW WAR ist ein herausragender Mix aus Science-Fiction, Action und Zeitreise-Elementen, der in der Tradition großer Blockbuster steht, jedoch mit frischen, emotionalen und nachdenklichen Akzenten überrascht. Der Film von CHRIS MCKAY bietet nicht nur temporeiche Action und visuelle Effekte vom Feinsten, sondern auch eine solide narrative Grundlage und spannende Charakterentwicklungen, die ihn weit über den Standard vieler vergleichbarer Filme hinausheben.

                    Die Handlung dreht sich um einen existenziellen Krieg, der in der Zukunft gegen eine Alienrasse geführt wird, die die Menschheit nahezu ausgelöscht hat. In einer verzweifelten Maßnahme rekrutieren Zeitreisende aus dem Jahr 2051 Kämpfer aus der Gegenwart, um den verzweifelten Kampf in der Zukunft zu führen. Dabei wird der Lehrer Dan Forester (CHRIS PRATT) ins Zentrum der Auseinandersetzungen katapultiert. Was als einfacher, persönlicher Auftrag beginnt, entwickelt sich zu einer monumentalen Reise, bei der nicht nur das Überleben der Menschheit auf dem Spiel steht, sondern auch die familiären Beziehungen und die Bedeutung von Verantwortung und Opferbereitschaft.

                    CHRIS PRATT spielt den unerschrockenen, aber zutiefst menschlichen Dan Forester mit Charme und Empathie. Seine Darstellung als liebevoller Vater, der in einem unerforschten Krieg gegen eine überlegene außerirdische Bedrohung kämpft, verleiht der Rolle eine unerwartete Tiefe. CHRIS PRATT gelingt es, seinen humorvollen Touch aus früheren Rollen in actiongeladenen Szenen beizubehalten, ohne die Ernsthaftigkeit der Situation zu untergraben. Besonders überzeugend ist die Dynamik zwischen ihm und YVONNE STRAHOVSKI, die als Colonel Muri Forester, einer erfahrenen Militärführerin, zusammen mit ihm gegen die außerirdische Bedrohung kämpft. Ihre Interaktionen sorgen für einen emotionalen Kern, der das Action-Spektakel aufwertet.

                    Die größte Stärke des Films liegt jedoch in der Balance zwischen großen Actionsequenzen und tiefgründigen, persönlichen Momenten. CHRIS MCKAY versteht es, mit dem Science-Fiction-Setting zu spielen und der Zeitreisethematik eine frische Perspektive zu verleihen, die den Zuschauer sowohl zum Staunen als auch zum Nachdenken anregt. Die actionreichen Momente sind visuell spektakulär, mit beeindruckend choreografierten Kämpfen gegen die teils furchterregend inszenierten Aliens, die sich als weit mehr als nur eine typische Bedrohung entpuppen.

                    Die visuelle Gestaltung von THE TOMORROW WAR ist herausragend. Die Aliens – die „White Spikes“ – werden als äußerst bedrohlich und beeindruckend dargestellt, was in Verbindung mit der düsteren Zukunftsvision eine packende Atmosphäre erzeugt. Die Schlachtfelder in der Zukunft sind stimmungsvoll und von epischer Ausmaße, was dem Film eine visuelle Wucht verleiht. Trotz der massiven Action wird die emotionalen Reise der Hauptfiguren nie aus den Augen verloren, was dem Film eine seltene Tiefe in diesem Genre verleiht.

                    Natürlich ist THE TOMORROW WAR nicht ohne seine Schwächen. Die Prämisse der Zeitreise ist nicht ganz ohne Logiklücken, und gegen Ende hin nimmt der Film ein paar klischeehafte Wendungen, die weniger überraschend wirken. Einige Plotpunkte und Charakterentwicklungen hätten mehr Tiefe vertragen können, aber insgesamt gelingt es dem Film, diese Mängel durch das hohe Tempo und die sympathischen Figuren zu überspielen.

                    Fazit: THE TOMORROW WAR ist ein mitreißender, spannender und emotionaler Actionfilm, der die üblichen Genregrenzen überschreitet. Mit exzellenten Darstellungen, einer fesselnden Handlung und einer gelungenen Mischung aus persönlichem Drama und epischen Schlachten bietet der Film mehr als nur Unterhaltung. Es ist eine packende Reflexion über Verantwortung, Opfer und die unaufhaltsame Natur der Zeit. Trotz einiger kleiner Mängel ist THE TOMORROW WAR ein rundum gelungener Film, der das Genre bereichert und den Zuschauer auch nach dem Abspann noch zum Nachdenken anregt. Ein hochklassiger Science-Fiction-Actioner, der seinen Platz neben den besten Vertretern des Genres verdient hat.

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                      999CINEASTOR666 24.04.2025, 19:57 Geändert 24.04.2025, 19:58

                      Edge of Tomorrow – Live. Die. Repeat. (OT: Edge of Tomorrow / AT: All You Need Is Kill / Live Die Repeat: Edge of Tomorrow / Live Die Repeat) / US/CA/IN / 2014

                      >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                      ... ist mehr als nur ein weiterer Alien-Actionreißer aus Hollywoods Blockbuster-Fabrik. Der Film vereint clevere Erzählmechanik, rasantes Tempo und überraschend viel Charakterentwicklung zu einem durchweg fesselnden Kinoerlebnis. Dass ein so konventionell besetzter Film – mit TOM CRUISE in der Hauptrolle – dennoch mit ironischer Brechung, erzählerischem Wagemut und handwerklicher Raffinesse punktet, ist keineswegs selbstverständlich. Der Zeitschleifenkrieg gegen die Aliens ist nicht nur ein überraschend kluger Blockbuster, sondern auch ein Paradebeispiel dafür, wie Mainstream-Kino gleichzeitig unterhalten und fordern kann.

                      TOM CRUISE brilliert als kampfunerprobter Major William Cage, der durch eine bizarre Wendung des Schicksals in eine Endlosschleife des Sterbens und Wiedererwachens gerät. Statt der üblichen Heldenpose muss er sich von ganz unten hocharbeiten, was dem Film eine ungewöhnliche Dynamik verleiht. Seine Entwicklung vom arroganten Schwätzer zum entschlossenen Kämpfer verläuft glaubwürdig und spannend. EMILY BLUNT wiederum liefert als "Special Forces Warrior" Rita Vrataski eine der stärksten Frauenrollen des Genres ab – kompromisslos, furchtlos und dabei nie eindimensional.

                      Besonders bemerkenswert ist, wie Regisseur DOUG LIMAN und sein Drehbuchteam die Zeitschleifenprämisse nicht nur als originellen Plotkniff, sondern als dramaturgisches Werkzeug nutzen, um Spannung, Humor und Figurenwachstum organisch miteinander zu verknüpfen. Jeder „Reset“ ist nicht bloß Wiederholung, sondern Erkenntnisgewinn – für Protagonist und Publikum. Dazu kommt die starke Chemie zwischen TOM CRUISE und EMILY BLUNT, die den Film emotional verankert.

                      In einem Genre, das oft unter Effektüberfrachtung und eindimensionalen Figuren leidet, wirkt ... wie ein wohl durchdachter Gegenentwurf: packend, pointiert, überraschend klug. Ein Film, der auch Jahre nach seinem Erscheinen noch zeigt, wie aufregend und frisch Science-Fiction-Action inszeniert sein kann – wenn man sie ernst nimmt. Die visuelle Gestaltung der Mimics, das Design der Exosuits und das clevere Zeitspiel machen die Schlachten eindrucksvoll und einprägsam. Natürlich, nicht jede Wendung hält kritischer Logikprüfung stand, und das Finale wirkt ein wenig glattgebügelt. Doch angesichts des Muts, einen derart verschachtelten Sci-Fi-Stoff massentauglich zu erzählen, wiegen solche Schwächen kaum.

                      Fazit: ... ist intelligentes, temporeiches Sci-Fi-Kino mit hohem Wiedersehwert – ironischerweise gerade wegen seiner Zeitschleifenmechanik. Ein modernes Kultstück des Genres, das sich seinen Platz zwischen Popcorn und Anspruch redlich verdient hat. Wer glaubt, schon alles gesehen zu haben, darf sich hier gern eines Besseren belehren lassen. Ein echter Geheimtipp im Mainstream-Gewand – mit Kultpotenzial.

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                        999CINEASTOR666 24.04.2025, 19:00 Geändert 24.04.2025, 19:00

                        Krieg der Welten (OT: War of the Worlds / AT: Out of the Night / Planetary War) / US / 2005

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                        Mit KRIEG DER WELTEN bringt STEVEN SPIELBERG nicht nur H.G. WELLS' Science-Fiction-Klassiker auf die Leinwand, sondern liefert gleichzeitig eine der intensivsten und düstersten Alien-Invasionsgeschichten des modernen Kinos. Was diesen Film von vielen Genrevertretern abhebt, ist nicht die Innovationslust in Sachen Effekte – es ist die kompromisslose Perspektive des Durchschnittsbürgers, der nicht die Welt rettet, sondern einfach nur überleben will.

                        TOM CRUISE überzeugt in einer angenehm gegen den Strich besetzten Rolle als Ray Ferrier, ein Kranführer mit wenig Familiensinn, der plötzlich Verantwortung übernehmen muss, als die Welt unterzugehen scheint. An seiner Seite: die beeindruckend aufspielende DAKOTA FANNING als Tochter Rachel, die zwischen kindlicher Panik und erschütternder Reife oszilliert. JUSTIN CHATWIN als pubertierender Sohn bleibt dagegen eher blass – seine Figur wirkt dramaturgisch zweckmäßig, aber nicht sonderlich tief gezeichnet.

                        Die Inszenierung ist hochspannend: Bereits der erste Angriff der dreibeinigen Kriegsmaschinen wird mit einem erschütternden Maß an Wucht und Desorientierung dargestellt. STEVEN SPIELBERG nutzt Ton, Bild und Perspektive meisterhaft, um das Gefühl völliger Hilflosigkeit zu erzeugen – der Schrecken kommt nicht aus dem All, sondern aus dem totalen Kontrollverlust. Besonders eindrucksvoll ist dabei, wie wenig die Außerirdischen tatsächlich erklärt werden. Ihre Präsenz ist beinahe mythisch, ihre Technologie fremdartig und unbegreiflich.

                        Inhaltlich konzentriert sich KRIEG DER WELTEN weniger auf wissenschaftliche Erklärungen als auf das unmittelbare Erleben der Invasion. Die Verlegung des Schauplatzes in die USA der Gegenwart (bzw. der 2000er Jahre) dient vor allem dazu, die Geschichte für ein heutiges Publikum greifbarer zu machen. Ohne den Roman gelesen zu haben, lässt sich dennoch sagen, dass STEVEN SPIELBERG den Stoff vor allem atmosphärisch und emotional packend inszeniert – als bedrohliche Odyssee einer kleinen Familie in einer Welt, die aus den Fugen gerät.

                        Das Ende des Films fällt vergleichsweise ruhig aus – ein bewusster Kontrast zur chaotischen Flucht davor. Auch wenn es nicht jeden in seiner Einfachheit überzeugen dürfte, bleibt es inhaltlich stimmig und schließt die Geschichte auf eine eher nachdenkliche als triumphale Weise ab.

                        Fazit: KRIEG DER WELTEN ist kein typisches Blockbuster-Spektakel, sondern ein düsteres, erschütterndes Überlebensdrama mit Sci-Fi-Elementen. STEVEN SPIELBERG beweist einmal mehr, dass er Massentauglichkeit mit Ernsthaftigkeit und erzählerischer Raffinesse verbinden kann. Die beklemmende Atmosphäre, starke Bilder und ein ungewöhnlich geerdeter TOM CRUISE machen den Film zu einem der stärksten Vertreter seines Genres.

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                          999CINEASTOR666 24.04.2025, 17:56 Geändert 24.04.2025, 17:57

                          Resort to Kill (OT: Immortal Combat / AT: Ready to Kill: Battle of the Ninja) / MX/US / 1994

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                          Mit einem Titel wie RESORT TO KILL erwartet man entweder knallige Exploitation-Kost oder einen trashigen B-Actioner, der wenigstens weiß, wie absurd er ist. Leider gelingt es diesem obskuren Relikt aus der frühen 90er-Videothekenära nicht, auch nur in einer dieser Kategorien wirklich zu überzeugen.

                          RODDY PIPER, der als wortkarger Draufgänger John Keller durch ein schwül-heißes Szenario stapft, wirkt müde, als wüsste er selbst nicht so genau, was er da eigentlich tut – Urlaub oder Undercover-Einsatz? Immerhin bringt SHIN'ICHI CHIBA als sein Partner Jiro 'J. J.' Jintani ein paar Momente echter Martial-Arts-Kompetenz ins Spiel, auch wenn er viel zu spät wieder auftaucht, um das Ruder noch herumzureißen.

                          Die Geschichte beginnt als generischer Cop-Thriller auf den Straßen von L.A., nur um dann völlig unvermittelt in ein wirres Sci-Fi-/Fantasy-Gebräu abzudriften: Die Spur eines undurchsichtigen Falls führt Keller auf eine karibische Insel, wo MEG FOSTER als zwielichtige Wissenschaftlerin Dr. Quinn ihr Unwesen treibt. Sie experimentiert mit einem alten Maya-Rezept, das nicht nur Unverwundbarkeit verleihen, sondern Tote wieder zum Leben erwecken kann.

                          Diese untoten Supersoldaten, irgendwo zwischen Voodoo-Zombie, Maya-Mythos und Militärprojekt, sind kaum aufzuhalten – was zumindest theoretisch Bedrohungspotenzial hätte, wenn sie nicht aussehen würden wie ein Mix aus Paintball-Spieler und Latex-Wrestler. Dass Keller dabei zufällig auch auf eine beherzte Reporterin trifft, die ihm hilft, die Wahrheit ans Licht zu bringen, wirkt eher wie ein letzter Versuch, noch irgendeine Form von Erdung in die Handlung zu bringen – mit mäßigem Erfolg.

                          Die Kämpfe sind lahm choreografiert, die Dialoge teils haarsträubend naiv, und der Score sägt sich monoton durch die Szenen. Das Setting ist immerhin hübsch sonnig, kann aber über die Absurdität des Ganzen nicht hinwegtäuschen. RESORT TO KILL wirkt wie der gescheiterte Versuch, INDIANA JONES, UNIVERSAL SOLDIER und eine Folge MACGYVER in einem Film zu vereinen – aber ohne deren Charme, Budget oder Timing.

                          Fazit: Ein tropisch verpackter B-Actioner mit Maya-Mystik, untoten Kriegern und einer Wissenschaftlerin mit Gottkomplex. Nur für Trash-Fans mit archäologischem Interesse und sehr niedriger Erwartungshaltung.

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                            999CINEASTOR666 23.04.2025, 11:24 Geändert 23.04.2025, 12:06

                            Jagd in der grünen Hölle (OT: Dominion) / US / 1995

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                            JAGD IN DER GRÜNEN HÖLLE von MICHAEL G. KEHOE wurde fürs US-Fernsehen produziert und blieb auch dort eher unbemerkt. Hierzulande fristet er ein Dasein im Spätprogramm.

                            Worum geht's? Ex-Cop Harris (solide, aber charismabefreit: BRAD JOHNSON) macht mit seinen fünf Kumpels Jagdurlaub in einem abgesteckten Wildreservat. Statt Hirschen gibt’s jedoch bald Leichen, denn ein Killer geht auf Menschenjagd. Das Ganze mündet in eine Hetzjagd, bei der Harris schließlich selbst für den Täter gehalten wird.

                            Was als Survivalthriller auf den Spuren von BEIM STERBEN IST JEDER DER ERSTE oder DIE LETZTEN AMERIKANER beginnt, versandet schnell in TV-typischer Harmlosigkeit und vorhersehbarer Dramaturgie. Das Drehbuch versäumt es, Spannung aufzubauen, und gibt viel zu früh preis, wer der Täter ist. Die Motivation des Killers? Ein klischeebeladener Mix aus Rachefantasie und Wildhüterwahn – wenig glaubwürdig und dramaturgisch arm.

                            Die Kulisse – ein Nationalpark, der mehr nach Sonntagsausflug als nach „grüner Hölle“ aussieht – verfehlt jede Bedrohlichkeit. Statt dunkler Wälder und unheimlicher Stille gibt’s sonnendurchflutete Wiesen, in denen selbst Bambi überleben würde. Die Regie bemüht sich um dynamische Kamerafahrten, doch das Ergebnis bleibt blass.

                            Action gibt es durchaus – und nicht zu knapp. Der Bodycount ist überraschend hoch, einige Einschüsse und Genickbrüche sind durchaus ruppig inszeniert, auch wenn die Kamera oft dezent wegblendet. Aber: Die Gewalt wirkt nie schockierend, sondern wie Pflichtprogramm, um dem R-Rating gerecht zu werden.

                            Die Darsteller – darunter auch Genre-Veteranen wie BRION JAMES und TIM THOMERSON – reißen das Ruder nicht mehr herum. BRION JAMES darf ein paar markige Sprüche abfeuern, aber auch das wirkt eher wie ein Echo besserer Rollen. Der Rest bleibt blass.

                            Fazit: Für einen Fernsehfilm aus den 90ern ist JAGD IN DER GRÜNEN HÖLLE nicht völlig indiskutabel – aber auch weit von „gut“ entfernt. Der Film verschenkt seine Prämisse, verschenkt seine Darsteller, verschenkt seine Spannung. Wer durchhält, bekommt zumindest ein paar solide Actionmomente – aber keine echte Hölle, sondern höchstens einen Ausflug in die Vorhölle des B-Films.

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                              999CINEASTOR666 22.04.2025, 10:19 Geändert 22.04.2025, 10:20

                              3 Engel für Charlie (OT: Charlie's Angels) / US/CN/DE / 2019

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                              ELIZABETH BANKS' Neuinterpretation des Agentinnen-Franchise 3 ENGEL FÜR CHARLIE überrascht mit frischem Wind, gut gelaunter Selbstironie und einem angenehm feministisch aufgeladenen Ton, ohne sich dabei selbst zu ernst zu nehmen. Wer hier eine düstere Reboot-Variante erwartet, liegt falsch – stattdessen gibt es stylishe Action, clevere Plot-Twists und ein spielfreudiges Trio, das sich deutlich von früheren Inkarnationen abhebt.

                              Im Zentrum steht NAOMI SCOTT als idealistische Tech-Whistleblowerin Elena, die ungewollt ins Visier einer weitreichenden Verschwörung gerät. Unterstützung bekommt sie von der exzentrischen Sabina (KRISTEN STEWART) und der kampferprobten Jane (ELLA BALINSKA), die zusammen als neues Engel-Team auf die Jagd nach einer gefährlichen Energietechnologie gehen. Die Chemie zwischen den Darstellerinnen funktioniert erstaunlich gut – sie wirken weder austauschbar noch überzeichnet, sondern haben Profil, Ecken und Kanten.

                              ELIZABETH BANKS, die auch selbst eine Bosley-Rolle übernimmt, inszeniert die Geschichte mit viel Tempo, humorvoller Leichtigkeit und einem klaren Ziel: Unterhaltung mit Haltung. Anders als in früheren Versionen werden die Frauen hier nicht durch Kamera oder Kostüme sexualisiert, sondern dürfen einfach tough, klug und cool sein. Klar, auch dieser Film lebt von Hochglanz, modischen Outfits und Action-Montagen – aber diesmal mit deutlich mehr Selbstbewusstsein und Augenzwinkern.

                              Natürlich ist 3 ENGEL FÜR CHARLIE kein revolutionäres Actionkino. Der Plot ist vorhersehbar, die Bösewichte klischeehaft, und nicht jede Punchline sitzt. Auch der Score wirkt manchmal beliebig und die CGI-Kulissen sind stellenweise etwas zu glatt. Doch was dem Film an Tiefe fehlt, macht er mit Tempo, Witz und Charme wett.

                              Fazit: 3 ENGEL FÜR CHARLIE ist ein unterhaltsames, feminines Agentenabenteuer mit coolen Heldinnen, flottem Erzähltempo und einem klaren Stilgefühl. Kein Meilenstein des Genres, aber ein selbstbewusstes, modernes Update, das Spaß macht – und sich dabei klug von seinen Vorgängern abhebt.

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                                999CINEASTOR666 21.04.2025, 19:57 Geändert 21.04.2025, 19:58

                                Detained – In der Falle (OT: Detained) / US / 2024

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                                Mit DETAINED – IN DER FALLE legt Regisseur FELIPE MUCCI einen klaustrophobischen Psychothriller vor, der deutlich von Genreklassikern wie DIE ÜBLICHEN VERDÄCHTIGEN oder EXAM – TÖDLICHE PRÜFUNG inspiriert scheint, dabei jedoch auf seine eigene Weise Spannung erzeugt. Das Kammerspiel lebt von einer dichten Atmosphäre, subtiler Paranoia und der Unsicherheit über Realität, Identität und Wahrheit.

                                Im Zentrum steht Rebecca (ABBIE CORNISH), die ohne Erinnerung in einem Verhörraum aufwacht – konfrontiert von zwei Ermittlern (u.a. LAZ ALONSO), die sie einer Fahrerflucht bezichtigen. Doch schnell keimt der Verdacht, dass hier mehr im Spiel ist: Die Station wirkt seltsam heruntergekommen, das Verhalten der Beamten driftet ins Groteske, und auch die anderen Anwesenden scheinen kaum vertrauenswürdiger.

                                Der Film spielt gekonnt mit Wahrnehmung und Manipulation, auch wenn die erzählerische Konstruktion nicht immer ganz rund ist. Rückblenden geben Stück für Stück Hinweise, doch einige Figuren bleiben zu blass, und manch dramatischer „Zufall“ wirkt arg bemüht. Trotzdem gelingt es der Regie, durch Tempo und Stilmittel ein konstantes Gefühl der Bedrohung aufrechtzuerhalten.

                                ABBIE CORNISH trägt den Film mit starker Präsenz, LAZ ALONSO liefert eine solide, wenn auch vorhersehbare Performance. Die Inszenierung spart bewusst mit Musik und setzt stattdessen auf visuelle Enge und beklemmende Räume, die das Gefühl der Isolation verstärken. Auch der Score wird nur dezent eingesetzt, was dem Film an mancher Stelle zusätzliche Spannung verleiht.

                                Im letzten Drittel versucht DETAINED – IN DER FALLE noch einige Wendungen unterzubringen, von denen nicht alle funktionieren – doch das Finale schlägt einen befriedigenden Bogen zurück zur Ausgangsfrage: Was ist Erinnerung wert, wenn die Wahrheit beliebig manipulierbar ist?

                                Fazit: DETAINED – IN DER FALLE ist ein ambitionierter, stilistisch überzeugender Thriller, der trotz einiger Logiklücken und teils konstruierter Entwicklungen gut unterhält. Kein Meisterwerk, aber ein intelligenter Genrebeitrag mit überzeugendem Hauptcast.

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                                  999CINEASTOR666 21.04.2025, 17:13 Geändert 22.04.2025, 08:29

                                  The Well / IT / 2023

                                  >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                                  Mit THE WELL versucht sich FEDERICO ZAMPAGLIONE (TULPA – DÄMONEN DER BEGIERDE) an einem klassischen Gothic-Horror-Setup: eine junge Frau, ein abgelegenes Dorf, ein uralter Fluch. Klingt auf dem Papier nach atmosphärischem Gruselvergnügen mit mediterranem Flair. Was der Film am Ende bietet, ist jedoch eine Mischung aus konfusem Drehbuch, heftigem Gore, surrealen Sequenzen und Schrecken, der sich anfühlt wie ein Flickwerk aus altbekannten Versatzstücken.

                                  LAUREN LAVERA, bekannt aus TERRIFIER 2 und TERRIFIER 3, spielt die Restauratorin Lisa, die in einem abgelegenen italienischen Nest ein jahrhundertealtes Gemälde aufarbeiten soll. Was folgt, ist eine albtraumhafte Odyssee aus Warnungen, Aberglauben, Visionen, einem mysteriösen Brunnen und okkultem Hokuspokus. Doch wer hier auf eine stringente Handlung hofft, wird enttäuscht.

                                  Atmosphärisch bemüht sich der Film um einen Euro-Horror-Vibe à la THE CHURCH oder THE SECT, doch weder Spannung noch echter Horror entfalten Wirkung, weil sich die Regie zu sehr auf visuelle Schockeffekte verlässt, statt eine unheimliche Stimmung aufzubauen. Das allein wäre noch kein Problem – doch die teils surreale Inszenierung wirkt willkürlich und überfrachtet, wodurch sowohl die Schockmomente als auch die ohnehin dünne Dramaturgie wirkungslos verpuffen.

                                  Dabei ist der Gore stellenweise extrem heftig – es wird geschlitzt, gehackt und geschrien, als gäbe es kein Morgen. Doch ohne emotionale Erdung oder nachvollziehbare Fallhöhe verkommt das zur reinen Effekthascherei. Die Gewalt wirkt selbstzweckhaft, beinahe dekorativ – und verliert dadurch jede echte Schockwirkung.

                                  Schauspielerisch bleibt das Ensemble im Mittelmaß stecken. LAUREN LAVERA gibt sich Mühe, aber gegen die holprige Regie und das wirre Skript kommt sie nicht an. Nebenfiguren bleiben Abziehbilder, und selbst der Antagonist wirkt eher wie ein Nebenprodukt aus dem Maskenfundus einer regionalen Gruselattraktion. Was als verstörender Euro-Horror gedacht war, endet als bluttriefende Geisterbahnfahrt mit wenig Substanz.

                                  Fazit: THE WELL bietet expliziten Gore und eine Menge finsterer Bilder, verliert sich aber in seiner eigenen surrealen Verspieltheit. Ohne klare Linie oder emotionale Verankerung verpuffen sowohl der Horror als auch die Schocks. THE WELL will ein klassischer Okkult-Horror mit europäischem Anstrich sein, wirkt aber wie ein Relikt aus der Billigvideotheken-Ära. Für Genre-Veteranen bietet er kaum Neues, für Casual-Zuschauer zu wenig Nervenkitzel.

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                                    999CINEASTOR666 21.04.2025, 11:10 Geändert 21.04.2025, 11:10

                                    Chick Fight – Hit Like a Girl (OT: Chick Fight) / US / 2020

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                                    ... versucht sich an einer Mischung aus Selbstfindungskomödie, Female-Empowerment-Drama und Prügelfilm à la FIGHT CLUB – allerdings mit eher durchwachsenem Ergebnis. Der Film von PAUL LEYDEN punktet mit einer sympathischen Grundidee und einer engagierten Hauptdarstellerin, scheitert aber letztlich an flachen Charakteren, einem unausgereiften Drehbuch und billigem Humor.

                                    MALIN ÅKERMAN spielt Anna, deren Leben sich im freien Fall befindet: Die Mutter tot, das eigene Café in Flammen aufgegangen, emotionaler Stillstand auf allen Ebenen. Als sie von ihrer Freundin Charleen (DULCÉ SLOAN mit launiger Präsenz) in einen ausschließlich von Frauen betriebenen Fight Club eingeführt wird, findet sie dort nicht nur eine neue Herausforderung, sondern auch ein Stück Selbstachtung zurück. Klingt nach einem spaßigen, unkonventionellen Empowerment-Trip – wäre da nicht das ständige Gefühl, dass der Film nicht genau weiß, was er eigentlich sein will.

                                    Regisseur PAUL LEYDEN inszeniert die Kämpfe solide, aber nie wirklich spektakulär. Die Trainingsmontagen wirken wie aus dem Baukasten für Underdog-Stories, während die Witze häufig ins Alberne oder Peinliche abrutschen. Besonders die Figur der kampferprobten Rivalin Olivia (BELLA THORNE), die offenbar nur da ist, um sexy und zickig zu sein, wirkt wie ein Rückfall in klischeebeladene Genderrollen, anstatt sie ironisch zu brechen.

                                    MALIN ÅKERMAN bemüht sich redlich, ihrer Figur Tiefe zu verleihen, doch das Drehbuch lässt ihr kaum Raum für echte emotionale Entwicklung. Stattdessen werden Konflikte schnell aufgelöst oder mit plattem Humor erstickt. Was als satirische Gesellschaftskomödie hätte funktionieren können, bleibt eine weitgehend vorhersehbare Nummernrevue mit feministischen Ansätzen, die kaum über Plattitüden hinausgehen.

                                    Fazit: ... schlägt sich zwar tapfer, landet aber zu selten echte Treffer. Zwischen Slapstick, Boxring und verschenktem Potenzial pendelnd, bleibt am Ende ein halbgares Vergnügen mit solider Besetzung, das mehr verspricht, als es einlöst.

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                                      999CINEASTOR666 21.04.2025, 10:53 Geändert 21.04.2025, 10:53

                                      Friendsgiving (AT: Dinner with Friends) / US / 2020

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                                      FRIENDSGIVING will die chaotische Magie eines modernen Thanksgiving-Dinners einfangen, verliert sich dabei aber in einem überladenen Mischmasch aus schrillen Nebenfiguren, gezwungenen Dialogen und einer kaum greifbaren Handlung. Regiedebütantin NICOL PAONE inszeniert eine Art Thanksgiving-„Hangout“-Komödie, bei der jedoch selten echtes Flair aufkommt.

                                      Im Mittelpunkt steht Molly (MALIN ÅKERMAN), eine frisch geschiedene Schauspielerin, deren Glamourleben mit emotionaler Leere kontrastiert. An ihrer Seite: Abby (KAT DENNINGS) als deprimierte beste Freundin mit gebrochenem Herzen – ein dynamisches Duo, das auf dem Papier Potenzial verspricht, in der Umsetzung jedoch eher blass und ziellos bleibt. Statt Chemie oder Tiefgang entfalten die beiden eine Aneinanderreihung eskalierender Partyepisoden, die rasch ermüden. JANE SEYMOUR als Mollys schwedische Mutter Helen bleibt dabei eine skurrile, aber unterentwickelte Karikatur.

                                      Der Film versucht vergeblich, das emotionale Chaos der Gäste mit Slapstick, sexuellen Eskapaden und halbgaren Dialogen aufzupeppen. Statt Witz und Wärme dominieren Fremdscham und dramaturgisches Chaos. Viele der Nebenfiguren wirken wie aus einem schwachen „SNL“-Sketch entliehen – laut, überzeichnet, aber ohne erkennbare Funktion. Es ist, als wolle der Film alles auf einmal sein: Coming-out-Drama, Beziehungskomödie, Familienkonflikt und Partyfilm.

                                      Fazit: Trotz einzelner amüsanter Momente und einer engagierten Besetzung fehlt FRIENDSGIVING der Fokus, der Charme und ein echter emotionaler Kern. Am Ende bleibt eine lauwarme Komödie, die auf Gags setzt, wo Gefühle gefragt wären. FRIENDSGIVING ist wie ein überladenes Festmahl, bei dem zu viele Zutaten im Topf landen – und niemand wirklich satt wird.

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                                        999CINEASTOR666 20.04.2025, 23:00 Geändert 20.04.2025, 23:01

                                        The Time Machine – Die Zeitmaschine (OT: The Time Machine) / US/AE / 2002

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                                        Alexander Hartdegen (GUY PEARCE) ist ein brillanter Wissenschaftler und Erfinder im New York des 19. Jahrhunderts. Nach einem tragischen Vorfall, bei dem seine Verlobte Emma (SIENNA GUILLORY) stirbt, entwickelt er eine Zeitmaschine, um ihr Schicksal rückgängig zu machen. Doch schon bald erkennt er, dass die Vergangenheit nicht verändert werden kann. In seiner Verzweiflung reist er 800.000 Jahre in die Zukunft, wo sich die Menschheit in zwei Gruppen gespalten hat: die friedlichen Eloi und die furchterregenden Morlocks.

                                        Regisseur SIMON WELLS versucht, eine modernisierte Version des berühmten Romans seines Urgroßvaters zu liefern. Im Vergleich zur Verfilmung von 1960 gibt es einige markante Unterschiede: Der Klassiker legt stärkeren Wert auf Sozialkritik und die allegorische Bedeutung der Eloi und Morlocks, während die Neuinterpretation auf emotionale Motivationen und spektakuläre Effekte setzt. Im früheren Werk ist der Zeitreisende ein neugieriger Wissenschaftler, während er hier von einem persönlichen Trauma angetrieben wird. Zudem ist die Rolle der Eloi in der modernen Variante stärker individualisiert – insbesondere durch die Figur Mara (SAMANTHA MUMBA) – während sie in der Version von 1960 eher als gesichtslose Masse dargestellt wurden. Der wohl größte Unterschied ist die Einführung des Über-Morlocks (JEREMY IRONS), der in der früheren Version nicht existierte und als erzählerische Neuerung die Handlung in eine konventionellere Abenteuerstruktur lenkt.

                                        Die Modernisierungsmaßnahmen führen dazu, dass die Neuinterpretation unter einer unentschlossenen Erzählweise leidet. Während der Roman und die erste filmische Adaptierung gesellschaftskritische Parabeln waren, entfernt sich die Neuverfilmung zunehmend von dieser Botschaft und setzt verstärkt auf Action- und Abenteuerelemente. Die Einführung des „Über-Morlocks“ als zentralem Antagonisten wirkt konstruiert und reduziert die philosophische Tiefe der Geschichte auf ein simples Gut-gegen-Böse-Schema.

                                        Eines der herausragenden Merkmale des Films ist sein Produktionsdesign. Die Darstellung der futuristischen Welt, insbesondere der Morlocks, überzeugt mit detailreichen Kostümen und düsteren Kulissen. Auch die Zeitreise-Sequenz selbst ist beeindruckend inszeniert, wobei der Wandel der Welt um Hartdegen herum eindrucksvoll zur Geltung kommt.

                                        GUY PEARCE gibt als Alexander Hartdegen eine solide Vorstellung, kann aber die emotionale Tiefe der Figur nicht voll ausschöpfen. Seine Motivation ist zwar nachvollziehbar, doch bleibt sein Charakter oft distanziert und wenig greifbar. ORLANDO JONES als holographischer Bibliothekar sorgt für die wenigen humorvollen Momente des Films, während SAMANTHA MUMBA als Mara, eine Eloi-Frau, wenig Gelegenheit erhält, ihrer Figur mehr Persönlichkeit zu verleihen. JEREMY IRONS‘ kurzer Auftritt als Über-Morlock ist optisch eindrucksvoll, bleibt aber dramaturgisch blass.

                                        Fazit: ... ist ein visuell ansprechender, aber erzählerisch unausgegorener Film. Während die Effekte und das Produktionsdesign überzeugen, fehlt es der Geschichte an Tiefe und Konsequenz. Fans von Science-Fiction-Abenteuern könnten dennoch ihren Spaß daran haben, denn trotz seiner erzählerischen Schwächen bietet der Film spannende Unterhaltung und eindrucksvolle Bilder. Im Vergleich zur 1960er-Version setzt die Neuverfilmung weniger auf Subtilität und gesellschaftliche Allegorie, sondern stärker auf persönliche Dramatik und actionreiche Konfrontationen.

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                                          999CINEASTOR666 20.04.2025, 21:04 Geändert 20.04.2025, 21:08

                                          The Watcher – Willkommen im Motor Way Motel (OT: Looking Glass / AT: The Watcher) / CA/US / 2018

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                                          Was wie ein schmutziger, psychologischer Voyeurismus-Thriller à la PSYCHO oder MOTEL beginnt, entpuppt sich leider schnell als zielloser Versuch, mit minimalem Aufwand maximale Spannung zu erzeugen. ... hat zweifellos das Setting für ein beklemmendes Kammerspiel: Ein abgelegenes Motel in der Wüste, ein Ehepaar mit Trauma-Vergangenheit, ein Einwegspiegel zur Beobachtung ahnungsloser Gäste – doch Regisseur TIM HUNTER gelingt es nicht, daraus mehr als einen zähen, uninspirierten Film zu machen.

                                          NICOLAS CAGE wirkt in seiner Rolle als Ray zwischen unterfordert und seltsam abwesend, als würde er selbst nicht genau wissen, ob er sich in einem Thriller oder einem tragischen Ehedrama befindet. ROBIN TUNNEY bleibt als Ehefrau Maggie eindimensional – ihr Schmerz, ihr Misstrauen, ihre Sorgen: alles wird behauptet, aber kaum spürbar gemacht. Die Chemie zwischen den beiden Protagonisten bleibt unterkühlt, wodurch der emotionale Kern des Films ins Leere läuft.

                                          Statt subtiler Spannung setzt das Drehbuch auf vorhersehbare Entwicklungen und halbherzige Schocks. Die voyeuristische Komponente, eigentlich das spannendste Element, wird nur oberflächlich thematisiert und schließlich klischeehaft überzeichnet. Die moralische Ambivalenz des Protagonisten wird angedeutet, aber nie konsequent ausgelotet – stattdessen gleitet die Geschichte zunehmend ins Absurde ab.

                                          Visuell bleibt ... austauschbar: ein paar staubige Außenaufnahmen, viel dunkles Interieur, kaum Atmosphäre. Die wenigen Versuche, stilistisch zu punkten, wirken bemüht – wie der gesamte Film.

                                          Fazit: ... verschenkt ein spannendes Grundkonzept zugunsten flacher Figuren, träger Inszenierung und schwankender Tonalität. Was als psychologisches Kammerspiel hätte fesseln können, verkommt zu einem belanglosen Thriller ohne Nachhall.

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                                            999CINEASTOR666 20.04.2025, 20:27 Geändert 21.04.2025, 10:29

                                            iHostage / NL / 2025

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                                            IHOSTAGE versucht, ein intensives Geiseldrama auf Grundlage realer Ereignisse zu inszenieren – und scheitert dabei leider an der eigenen Ambition. Was als packendes Kammerspiel im Amsterdamer Apple Store beginnt, verliert sich schon früh in Klischees und blutleeren Figuren.

                                            Regisseur BOBBY BOERMANS bemüht sich sichtlich um Authentizität, doch der Realismus bleibt oberflächlich. SOUFIANE MOUSSOULI als Täter agiert zwischen überzeichnet und eindimensional, während LOES HAVERKORT als Polizistin zwar engagiert spielt, aber an einem Skript scheitert, das sie zur bloßen Stichwortgeberin degradiert. ADMIR ŠEHOVIĆ bringt als zentrale Geisel zwar einen Hauch von Menschlichkeit und Panik in die sterile Situation, doch auch seine Figur bleibt letztlich zu wenig ausgearbeitet, um echte Empathie hervorzurufen.

                                            Das Drama bleibt so stets auf sicherem TV-Niveau, ohne echten Biss oder emotionale Tiefe. Besonders enttäuschend: Die psychologische Dimension des Täters – sein Motiv, seine innere Zerrissenheit – bleibt rudimentär skizziert. Stattdessen wird auf spannungsarme Dialoge und die übliche Polizeitaktik gesetzt, die man so oder ähnlich schon hundertfach gesehen hat. Selbst der Schauplatz – ein moderner Apple Store mitten in Amsterdam – hätte visuell und symbolisch mehr hergegeben, wird aber kaum genutzt.

                                            Was IHOSTAGE rettet, ist die solide Kameraarbeit und das Bemühen um ein halbwegs realistisches Szenario. Doch das reicht nicht, um die dramaturgischen Schwächen und die blassen Charaktere zu kaschieren.

                                            Fazit: IHOSTAGE hätte ein intensiver, klaustrophobischer Thriller sein können – doch das Potenzial bleibt weitgehend ungenutzt. Die Inszenierung ist routiniert, aber spannungsarm, die Figuren funktional statt fesselnd. Am Ende ist der Film so glatt wie der Apple Store, in dem er spielt – und leider genauso kühl.

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                                              999CINEASTOR666 20.04.2025, 20:06 Geändert 20.04.2025, 20:06

                                              Steig. Nicht. Aus! (AT: Steig.Nicht.Aus! / Don't. Get. Out!) / DE / 2018

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                                              STEIG. NICHT. AUS! von CHRISTIAN ALVART ist das deutsche Remake des spanischen Thrillers ANRUFER UNBEKANNT von DANI DE LA TORRE – und steht seinem Vorbild in wenig nach, im Guten wie im Schlechten. Zwar war das Original mit LUIS TOSAR einen Hauch intensiver gespielt und atmosphärisch dichter, doch auch die deutsche Variante setzt auf eine ähnlich stringente Echtzeit-Dramaturgie: Ein Vater sitzt mit seinen Kindern im Auto fest, während eine anonyme Stimme am Telefon droht, eine versteckte Bombe zu zünden, sollte er aussteigen oder die Anweisungen missachten.

                                              WOTAN WILKE MÖHRING überzeugt als überforderter Familienvater im Ausnahmezustand, auch wenn ihm das Drehbuch wenig Raum für echte Entwicklung lässt. Seine Figur bleibt letztlich ein Getriebener, der von einem Punkt zum nächsten hetzt, ohne wirklich zu reflektieren oder zu wachsen. Die emotionale Verbindung zu seinen Kindern, die das Fundament des Thrillers sein sollte, bleibt dabei erstaunlich oberflächlich. HANNAH HERZSPRUNG als Bombenexpertin bringt zwar Kompetenz auf die Leinwand, bleibt aber eine Randfigur, deren Potenzial verschenkt wird.

                                              Spannung entsteht durchaus – aber nur phasenweise. Zu vorhersehbar sind viele Wendungen, zu konstruiert wirken manche Zufälle. Besonders schwer wiegt, dass der Film sich nicht entscheiden kann, ob er atemlose Unterhaltung oder ein sozialkritisches Drama über persönliche Verantwortung und Schuld sein will. So bleibt vieles halbgar. Zudem fällt negativ ins Gewicht, dass der Ton insgesamt nicht sonderlich gut abgemischt ist – Hintergrundgeräusche überlagern teils die Dialoge, und Dynamikunterschiede lassen den Film unnötig unausgewogen wirken.

                                              Fazit: Visuell solide und technisch kompetent inszeniert, leidet der Film letztlich an seinem zu hohen Anspruch, einem Drehbuch voller Genreversatzstücke und einem durchwachsenen Sounddesign. Für einen Abend mit moderater Spannung reicht es – aber mehr leider auch nicht.

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                                                999CINEASTOR666 18.04.2025, 19:36 Geändert 18.04.2025, 19:37

                                                When We First Met / US / 2018

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                                                Die romantische Komödie WHEN WE FIRST MET von ARI SANDEL ist ein sympathisches Spiel mit dem „Was wäre wenn?“-Prinzip und setzt ganz auf den Charme von ADAM DEVINE, der als verliebter Verlierertyp Noah zwischen Verzweiflung und Selbstironie pendelt. Der Film bedient sich dabei klassischer Genre-Versatzstücke, mixt sie mit einem Zeitschleifen-Element und liefert eine unterhaltsame, wenn auch nicht sonderlich tiefgründige Liebesgeschichte.

                                                Die Prämisse ist schnell umrissen: Noah erlebt mit Avery (ALEXANDRA DADDARIO) die vermeintlich perfekte Nacht, nur um sich am nächsten Tag in der Friendzone wiederzufinden. Drei Jahre später – Avery verlobt sich gerade mit einem anderen – entdeckt er eine magische Fotoautomat-Zeitmaschine, mit der er die Nacht von damals immer wieder neu erleben kann, in der Hoffnung, diesmal alles „richtig“ zu machen.

                                                Das klingt vertraut – und ist es auch. Wer Filme wie UND TÄGLICH GRÜßT DAS MURMELTIER oder ALLES EINE FRAGE DER ZEIT kennt, wird hier kaum überrascht, aber angenehm unterhalten. ADAM DEVINE gibt alles, um Noahs Reise durch peinliche Fehlversuche und wachsende Selbsterkenntnis komisch wie menschlich glaubhaft zu machen. Auch die Chemie mit ALEXANDRA DADDARIO funktioniert, obwohl ihre Figur eher Projektionsfläche als vollwertiger Charakter bleibt. Überraschend stiehlt jedoch SHELLEY HENNIG als Carries beste Freundin Josie dem Ganzen im letzten Drittel fast ein wenig die Show.

                                                Der Film punktet vor allem durch sein Timing und einen verspielten Umgang mit romantischen Klischees, auch wenn er ihnen letztlich nicht entkommen will – oder kann. Manche Gags zünden besser als andere, einige Wiederholungen wirken eher mechanisch als komisch. Doch WHEN WE FIRST MET bleibt ein gut gelaunter, leichter Film über verpasste Chancen, Reifeprozesse und die Erkenntnis, dass wahre Liebe oft dort wartet, wo man sie nicht gesucht hat.

                                                Fazit: Kein Meilenstein des Genres, aber eine charmante, temporeiche RomCom mit Zeitreise-Twist, die mit Herz, Humor und einem gut aufgelegten ADAM DEVINE solide unterhält.

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                                                  999CINEASTOR666 18.04.2025, 18:57 Geändert 18.04.2025, 18:58

                                                  Eden – Überleben um jeden Preis (OT: Eden) / ES/MY / 2014

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                                                  Mit EDEN – ÜBERLEBEN UM JEDEN PREIS serviert Regisseur SHYAM MADIRAJU einen packenden Survivalthriller, der sich keine Atempause gönnt. In nur knapp 90 Minuten entfaltet sich ein gnadenloser Kampf ums Überleben, der zwar auf bekannten Genrepfaden wandelt, dabei aber erstaunlich schnörkellos und temporeich bleibt.

                                                  Die Idee, ausgerechnet eine gefeierte Fußballnationalmannschaft nach einem Flugzeugabsturz auf einer einsamen Insel aufeinander loszulassen, wirkt auf den ersten Blick kurios – funktioniert aber erstaunlich gut. Die Gruppendynamik kippt rasch ins Brutale, doch der Film hält das Tempo hoch und gönnt sich keine Leerlaufmomente.

                                                  Besonders erfreulich: Die Darsteller, allen voran NATE PARKER, ETHAN PECK und DIEGO BONETA, holen aus ihren Rollen alles heraus. Auch wenn die Figurenzeichnung spürbar vom Reißbrett stammt – Archetypen statt Charaktere –, überzeugt das Ensemble mit Intensität und Präsenz. Die Konflikte wirken dadurch glaubwürdig, selbst wenn sie dramaturgisch kalkuliert erscheinen.

                                                  Visuell punktet ... mit seinem kargen, aber effektiven Inselsetting, das Enge und Bedrohung gekonnt vermittelt. Der reduzierte Score und die unaufdringliche Kameraarbeit lassen Raum für die Dynamik innerhalb der Gruppe.

                                                  Fazit: Letztlich ist ... kein tiefenpsychologisches Drama, sondern ein effizient inszenierter Thriller, der seinen Unterhaltungsauftrag mit Bravour erfüllt. Wer kein Problem mit klar gezeichneten Rollenbildern hat und sich auf ein intensives Überlebensspiel einlassen will, bekommt hier schnörkellose Spannung ohne Füllmaterial.

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                                                    American Killer (OT: The Majorettes / One by One / AT: Highschool Killer) / US / 1986

                                                    >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                                                    Regisseur S. WILLIAM HINZMAN (bekannt als erster Zombie aus DIE NACHT DER LEBENDEN TOTEN) versucht sich hier an einem Low-Budget-Hybriden, der mehr will, als er kann – und letztlich nicht mal weiß, was er überhaupt sein möchte.

                                                    Die Handlung überfordert mit wirren Handlungsfetzen. Man fragt sich, ob hier mehrere Drehbuchentwürfe versehentlich gleichzeitig verfilmt wurden. Zuerst setzt der Film auf altbewährte Slasher-Kost: ein maskierter Killer im Tarnanzug meuchelt sich durch eine Gruppe moralisch verkommener Highschool-Majoretten. Nur leider passiert das fast ausschließlich im Off, begleitet von Voyeurismus, Stalking und hektisch geschnittenen Kehlenschnitten.

                                                    Zwar punktet der Film stellenweise mit nostalgischem 80er-Jahre-Flair, einer passablen Synchronisation und genretypischer Ausstattung: klischeebeladene Highschool-Teenager, unfreiwilliger Humor, reichlich nackte Haut und musikalisches Dauerdröhnen. Doch das reicht nicht, um die lahme Inszenierung und das nicht enden wollende Gerede über belangloses Zeug zu kompensieren. Die Darsteller bewegen sich irgendwo zwischen Laienspielgruppe und orientierungsloser Freizeittruppe.

                                                    Der größte Haken kommt aber erst nach der vermeintlichen Enthüllung des Killers – die tatsächlich überraschend daherkommt. Doch statt das als Höhepunkt zu nutzen, wechselt der Film urplötzlich in einen schlecht getricksten Actionfilm-Modus. Plötzlich gibt’s Explosionen, Kugelhagel und einen Möchtegern-Rambo, der sich durch die Reste des Plots ballert. AMERICAN KILLER mutiert zum Trash-Doppelfeature – nur leider ohne Reiz und ohne Kontrolle.

                                                    Fazit: Wer Spaß an hanebüchenem 80er-Jahre-Trash hat, wird hier vielleicht ein paar Lacher finden. Doch selbst im B-Movie-Kosmos ist AMERICAN KILLER eher unterdurchschnittlich. Zwei Gurken zum Preis von einer – leider ohne Nährwert.

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