999CINEASTOR666 - Kommentare

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    999CINEASTOR666 18.04.2025, 13:39 Geändert 18.04.2025, 13:40

    The Forsaken – Die Nacht ist gierig (OT: The Forsaken / AT: The Forsaken: Desert Vampires / Desert Vampires / Vampire Hunter / Vampires of the Desert) / US / 2001

    >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

    Vampire, Highway, staubige Weiten und ein bisschen Endzeitstimmung – THE FORSAKEN – DIE NACHT IST GIERIG versucht sich als Mischung aus THE LOST BOYS, NEAR DARK – DIE NACHT HAT IHREN PREIS und FROM DUSK TILL DAWN, verpasst es aber, daraus eine wirklich kohärente oder packende Genreerfahrung zu machen. Das Ergebnis ist ein Film, der trotz guter Ansätze irgendwo zwischen stylischem Vampir-Roadmovie und Teeniehorror ins Leere fährt.

    Im Zentrum steht Sean (KERR SMITH), der mit einem Mercedes-Oldtimer quer durch die USA fährt, um ihn auszuliefern. Er ist klamm bei Kasse, will seine Schwester zur Hochzeit besuchen und gerät schon früh wider besseres Wissen in einen Albtraum: Er nimmt den mysteriösen Nick (BRENDAN FEHR) als Anhalter mit – ein wortkarger Typ mit düsterer Aura, der sich bald als Vampirjäger entpuppt. Nur: Jagen sieht anders aus – Nick ist vielmehr auf der Flucht vor den Blutsaugern und verfolgt einen ganz persönlichen Plan.

    Als die beiden unterwegs Megan (IZABELLA MIKO) aufsammeln – hübsch, hilflos, blutverschmiert – ändert sich die Dynamik erneut. Megan ist infiziert, aber noch nicht vollständig verwandelt. Mit Hilfe eines experimentellen Serums versuchen Sean und Nick, die Inkubationszeit hinauszuzögern. Ab hier wird ... zunehmend zur Parabel auf Krankheit, Verdrängung und Schuld, verpackt in Vampirmythos und Wüstenkulisse.

    Die Vampire selbst wirken zunächst bedrohlich: Eine kleine, versiffte Gang, die nachts durch die Einöde zieht und sich tagsüber in Kofferräumen versteckt oder in billigen Motels Unterschlupf sucht.
    Die Vampirgruppe wird mehrfach als extrem gefährlich inszeniert – brutal, gnadenlos, übermenschlich schnell –, doch sobald sie mit den Protagonisten konfrontiert wird, scheinen alle Instinkte und Fähigkeiten plötzlich ausgesetzt. Statt gnadenlos zuzuschlagen, agieren sie wie genretypische Bösewichte auf Stand-by, unfähig, eine Situation zu Ende zu bringen. Das wirkt nicht nur unglaubwürdig, sondern nimmt dem Film viel seiner potenziellen Bedrohlichkeit.

    Dabei hätte ... durchaus seine Reize. Die Splattereffekte sind ordentlich und ein insgesamt handwerklich solider Body Count sorgen zumindest phasenweise für Schauwerte. Auch die Grundidee, Vampirismus als Infektion zu behandeln, bringt einen interessanten, fast virologischen Blick auf das Thema mit. Dass Nick selbst infiziert ist und sich durch tägliche Injektionen am Übergang zur Untotenexistenz entlanghangelt, gibt dem Film eine zusätzliche existenzielle Note – leider ohne großen Tiefgang.

    KERR SMITH bleibt als Protagonist blass, und auch IZABELLA MIKO kriegt kaum mehr zu tun, als nackte Haut zu zeigen und im Rücksitz zu wimmern. BRENDAN FEHR gibt den coolen Vampirjäger glaubhaft, aber seine Figur bleibt seltsam leer. Emotionale Fallhöhe? Fehlanzeige. Dialoge? Zweckmäßig bis cringe. Atmosphäre? Phasenweise vorhanden, aber nie konsequent ausgespielt.

    Fazit: Unterm Strich bleibt ... ein Film voller Versprechen, die er nur zur Hälfte einlöst: solider Look, ein paar gelungene Effekte, ein interessantes Setup – aber erzählerisch zu inkonsequent, mit Figuren, die nie wirklich Tiefe entwickeln, und Gegnern, die zwar Zähne zeigen, aber selten zubeißen. Kein Totalausfall, aber eben auch kein Kultfilm.

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      999CINEASTOR666 17.04.2025, 20:27 Geändert 17.04.2025, 20:27

      Abgehört – Trau niemals einem Cop (OT: Sit Ting Fung Wan / AT: Overheard / Qie Ting Feng Yun) / HK/SG/CN / 2009

      >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

      FELIX CHONG und ALAN MAK, die kreativen Köpfe hinter der gefeierten Infernal Affairs-Trilogie, liefern mit ABGEHÖRT – TRAU NIEMALS EINEM COP einen soliden, wenn auch nicht überragenden Thriller ab, der sich vor allem durch moralische Ambivalenz und technische Raffinesse auszeichnet.

      Im Zentrum steht ein Trio von Überwachungsspezialisten, das mit Hightech-Equipment und kühlem Kalkül einem Finanzverbrechen auf die Spur kommen soll – und dabei selbst in Versuchung gerät, das Spiel der Gier mitzuspielen. Die Prämisse ist stark und spielt geschickt mit dem Thema Machtmissbrauch durch jene, die eigentlich für Recht und Ordnung sorgen sollen.

      Die Stärke des Films liegt eindeutig in seinem ersten Akt: Die ruhige, fast sterile Atmosphäre des Observierungsalltags wird mit viel Gespür für Spannung inszeniert. Auch die Dynamik im Trio Gene (LOUIS KOO), Johnny (CHING WAN LAU) und Max (DANIEL WU) funktioniert zunächst gut – vor allem, weil die Darsteller ihren Figuren eine gewisse Ambivalenz verleihen.

      Doch leider verliert sich der Film nach der moralischen Weichenstellung etwas in konventionellen Thriller-Bahnen. Die Handlung bleibt zwar interessant, wird aber zunehmend vorhersehbar. Einige Nebenfiguren bleiben blass, und die emotionale Fallhöhe, die das zentrale Dilemma eigentlich verdient hätte, wird nie ganz erreicht. Zudem wirkt der Übergang von stiller Beobachtung zu dramatischer Eskalation etwas forciert.

      Was ... dennoch sehenswert macht, ist die souveräne Inszenierung, die elegant zwischen Coolness und Suspense pendelt. Die stilvolle Kameraarbeit und das durchdachte Sounddesign unterstreichen die Thematik der allgegenwärtigen Überwachung auf effektive Weise.

      Fazit: Spannender, aber nicht unbedingt unvergesslicher Thriller – mehr smartes Genrehandwerk als großer Wurf. Wer Hongkongs Cop-Kino mag, wird trotzdem auf seine Kosten kommen.

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        999CINEASTOR666 17.04.2025, 18:38 Geändert 17.04.2025, 18:38

        Dark Justice – Du entscheidest! (OT: Justice Dot Net / Dark Justice / Justice sur le Net) / LU/CA/IE / 2018

        >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

        Was wäre, wenn Gerechtigkeit nicht mehr in den Händen von Gerichten, sondern von Hacktivisten läge? DARK JUSTICE – DU ENTSCHEIDEST! von POL CRUCHTEN wirft genau diese Frage auf – und liefert dabei einen moralisch aufgeladenen Thriller, der trotz erzählerischer Schwächen nicht uninteressant bleibt.

        Im Zentrum steht Jake De Long (MARTIN MCCANN), ein junger Hacker, der sich mit einer kleinen Gruppe Gleichgesinnter zum digitalen Rächer erhebt. Vier Kriminelle, deren Verbrechen in den Augen der Gesellschaft ungesühnt geblieben sind, werden entführt, vor laufender Kamera bloßgestellt und gezwungen, ihre Taten zu gestehen. Die Zuschauer*innen sollen online abstimmen: Leben oder Tod? Doch was als kompromisslose Gerechtigkeitsaktion beginnt, gerät zunehmend außer Kontrolle – das Team zerfällt, Zweifel schleichen sich ein, und die Grenzen zwischen Idealismus und Fanatismus verschwimmen.

        Die Prämisse ist hochaktuell und lädt zu ethischen Diskussionen ein – über Vigilantismus, digitale Öffentlichkeit und die Ohnmacht staatlicher Institutionen. POL CRUCHTEN inszeniert diese Themen mit Ambition, doch die Umsetzung bleibt stellenweise zu steif und betulich. Besonders die Dialoge wirken oft bemüht und konstruiert, während die Figuren erstaunlich blass bleiben. MARTIN MCCANN spielt solide, doch sein Jake bleibt letztlich eher Idee als greifbare Figur.

        Stilistisch setzt der Film auf eine kühle, fast sterile Bildsprache, die gut zur Thematik passt. Der Look erinnert an düstere Technothriller mit Überwachungsthematik, und die moralische Ambivalenz durchzieht die Atmosphäre konsequent. Trotzdem fehlt es DARK JUSTICE – DU ENTSCHEIDEST? über weite Strecken an erzählerischem Drive: Der Spannungsaufbau ist schleppend, manche Wendung vorhersehbar, und die moralischen Monologe reißen eher aus der Geschichte heraus, als sie sie zu vertiefen.

        Fazit: DARK JUSTICE – DU ENTSCHEIDEST! punktet mit einer brisanten Prämisse und regt zu ethischen Überlegungen über Gerechtigkeit, Öffentlichkeit und digitale Macht an. Zwar bleibt die Inszenierung erzählerisch durchwachsen und die Figurenzeichnung oberflächlich, doch die Atmosphäre und das moralische Dilemma halten das Interesse aufrecht. Der Film ist kein Hochkaräter, aber definitiv mehr als bloßes Mittelmaß – ein solider, leicht überdurchschnittlicher Thriller, der zum Nachdenken anregt, auch wenn er sein volles Potenzial nicht ausschöpft.

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          999CINEASTOR666 17.04.2025, 18:31 Geändert 18.04.2025, 09:09

          Die Fratze (OT: Fright / AT: Die Fratze – Ein Alptraum des Grauens / Die Nacht des kalten Grauens / Fright – Die Fratze / Night Legs / The Baby Minder / I'm Alone and I'm Scared) / GB / 1971

          >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

          Zwar wird DIE FRATZE gelegentlich als früher Vertreter des „Babysitter-in-Gefahr“-Subgenres bezeichnet und teilt sich gewisse narrative Grundzüge mit späteren Filmen wie HALLOWEEN – DIE NACHT DES GRAUENS oder DAS GRAUEN KOMMT UM ZEHN. Inhaltlich nähert er sich jedoch stärker dem Home-Invasion-Territorium an – mit psychosexuellen Untertönen und einer angedeuteten Vergewaltigung, die auch eine Einordnung in das Rape-&-Revenge-Umfeld zumindest streift. Doch was hier vielleicht einst als innovativ galt, wirkt heute vor allem eines: altbacken, angestaubt und erschreckend zäh.

          Die Erzählgeschwindigkeit zieht sich betulich dahin wie eine Schnecke auf Valium – ambitioniert, aber vollkommen ermattet. Spannung baut sich kaum auf, und was als psychologischer Terror geplant war, endet als Geduldsspiel für das Publikum. Die Ereignisse plätschern ohne echten Drive dahin, und wenn dann endlich etwas passiert, ist es so vorhersehbar, dass man es schon drei Meilen gegen den Wind riecht – und das selbst mit verstopfter Nase.

          Die Figurenzeichnung? Kaum vorhanden. Protagonistin Amanda (SUSAN GEORGE) bleibt so blass, dass man fast Sorge hat, sie könnte gleich mit der Tapete verschmelzen. Auch der vermeintlich bedrohliche Ex-Mann Brian (IAN BANNEN) versinkt im Klischee des irren Entflohenen, ohne auch nur einen Funken psychologischer Tiefe zu bieten. Was dazumal noch halbwegs unverbraucht gewirkt haben mag, erscheint heutzutage steif, durchschaubar und bar jeder Raffinesse.

          Dass das Schauspiel unterdurchschnittlich ist, macht die Sache nicht besser. Vor allem SUSAN GEORGE wirkt, als sei sie nur versehentlich am Set erschienen. Ihre Reaktionen schwanken zwischen ausdruckslos und hysterisch – leider ohne jedes Gespür für Timing oder Nuance. Auch HONOR BLACKMAN hat sichtlich Mühe, aus dem flachen Skript irgendetwas Relevantes herauszukitzeln. Die Dialoge wirken derweil gestelzt und unecht, als hätte jemand vergessen, dass Menschen in Filmen keine Bedienungsanleitungen vorlesen.

          DIE FRATZE hat vielleicht historischen Wert als Genresteinchen im Mosaik des Horrorkinos. Doch wer heute einen unterhaltsamen Schocker erwartet, wird herb enttäuscht. Statt Gänsehaut gibt es hier nur Augenrollen – und das nicht aus Angst, sondern aus Langeweile.

          Fazit: Ein Horrorfilm ohne Biss, ohne Substanz und ohne echte Emotionen. Die einzige Fratze, vor der man hier Angst haben muss, ist die des gepflegten Desinteresses.

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            999CINEASTOR666 17.04.2025, 10:22 Geändert 17.04.2025, 10:23

            Wolf Man (AT: Wolfman) / US/NZ/IE / 2025

            >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

            Nach DER UNSICHTBARE nimmt sich LEIGH WHANNELL mit WOLF MAN erneut einen Klassiker der Universal Monsters Collection vor, um ihn ins Hier und Jetzt zu holen. Doch wo man sich frischen Schrecken, packende Atmosphäre oder eine neue Perspektive auf den Werwolf-Mythos erhoffen könnte, bleibt der Film erstaunlich leblos – ein braves Reboot ohne Biss.

            CHRISTOPHER ABBOTT gibt den versehentlich gebissenen Familienvater Blake, der sich zusehends in ein reißendes Tier verwandelt. JULIA GARNER spielt seine Ehefrau Charlotte, die zwischen Misstrauen, Angst und Loyalität schwankt. Doch trotz prinzipiell fähiger Darsteller bleibt deren Figurenzeichnung erschreckend blass. Blake und Charlotte wirken farblos und schematisch, während ihre Tochter Ginger (MATILDA FIRTH) kaum Gelegenheit bekommt, überhaupt eine Verbindung zum Publikum aufzubauen. Es fehlen emotionale Anker, die die Figuren greifbar machen könnten – der Film verweigert sich bewusst jeder Nähe.

            Dabei hätte WOLF MAN durchaus das Potenzial gehabt, mehr zu sein als ein konventioneller Werwolf-Schocker. Denn unter der Oberfläche blitzt gelegentlich ein interessantes Thema auf: die Angst, als Elternteil zu versagen – aus der eigenen Geschichte heraus. Blake wird zur Gefahr für seine Familie, ein Spiegelbild jener dunklen Impulse, die viele aus ihrer Kindheit kennen: Gewalt, Kälte, emotionale Vernachlässigung. Die Verwandlung zum Monster ließe sich als Metapher für ein vererbtes Trauma lesen – die Furcht, dem eigenen Kind ungewollt Schmerz zuzufügen, es zu verängstigen oder es nicht genug zu lieben, nicht ausreichend zu beschützen. Doch WOLF MAN lässt diese Ebene ungenutzt liegen. Was wie ein starkes psychologisches Motiv beginnt, wird nie wirklich weitergedacht.

            LEIGH WHANNELL inszeniert das Ganze erstaunlich konventionell, ja fast bieder. Statt einer originellen Handschrift gibt es Schema F – Vorhersehbarkeit inklusive. Die Transformationen sind handwerklich solide, teilweise auch durchaus körperlich unangenehm inszeniert, doch der versuchte Body Horror bleibt harmlos und unentschlossen. Als wolle man schockieren, aber niemanden wirklich verstören. Statt packender Monster-Action oder subtiler Spannung bekommt man ein Familiendrama mit zu viel Gerede und zu wenig Wirkung.

            Die Wolfsmenschen selbst durchlaufen langsame, schleichende Verwandlungen, die mehr unfreiwillige Komik als Schrecken erzeugen. In diesen Zwischenphasen wirken sie mit vereinzeltem Fellwuchs, übergroßen Zähnen und animalischem Keuchen eher wie Karikaturen ihrer selbst – weder beängstigend noch überzeugend. Der eigentliche Horror der Metamorphose, der in besseren Werwolf-Filmen zum eindrücklichen Moment körperlicher Zerrissenheit wird, verkommt hier zur bizarr entschleunigten Maskerade.

            Hinzu kommen inszenatorische Entscheidungen, die statt Spannung eher Stirnrunzeln hervorrufen: Türen werden verbarrikadiert, während Fenster und andere offensichtliche Schwachstellen unbeachtet bleiben. So lässt sich keine glaubhafte Bedrohungslage aufbauen – jede potenzielle Gefahr wird durch die eigene Inszenierung entkräftet. Was als angespannte Belagerungssituation gemeint ist, wirkt wie ein halbgares Planspiel ohne Konsequenz.

            Fazit:.WOLF MAN ist weder bissig noch bewegend. Trotz ordentlicher Optik, vereinzelten Body-Horror-Momenten und einem angedeuteten psychologischen Unterbau bleibt der Film dramaturgisch kraftlos und emotional leer. Die Motive rund um elterliche Ängste und weitergegebene Traumata blitzen kurz auf, werden aber schnell wieder unter dem Deckel aus Belanglosigkeit erstickt. Statt klugem Schrecken gibt es müden Standard.

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              999CINEASTOR666 17.04.2025, 09:44 Geändert 22.04.2025, 16:01

              Buddy Games (AT: The Buddy Games) / US / 2019

              >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

              Was als testosterongeladene Komödien-Gaudi daherkommen will, endet in einer Parade aus Plattitüden, Fremdscham und erschreckender Einfallslosigkeit. BUDDY GAMES, das Regiedebüt von JOSH DUHAMEL, wirkt wie ein Relikt aus einer Zeit, in der „Bros before hoes“-Mentalität noch als cool galt und männliche Reife mit dem Konsum von Bier und der Bereitschaft zu Schmerztests verwechselt wurde.

              Die Grundidee ist denkbar simpel: Eine Clique von Freunden (u. a. DAX SHEPARD und KEVIN DILLON) trifft sich, um sich mit kindischen, teils gefährlichen Wettkämpfen selbst zu beweisen und ihre Freundschaft zu „reparieren“. Was nach einem spaßigen Mix aus HANGOVER und JACKASS klingen mag, entpuppt sich rasch als pubertäre Nabelschau, die weder inszenatorisch noch dramaturgisch etwas zu sagen hat. Statt echter Charakterentwicklung gibt’s abgedroschene Sprüche, überzeichnete Prollfiguren und peinliche Körperflüssigkeitengags im Minutentakt.

              JOSH DUHAMEL übernimmt nicht nur die Regie, sondern auch Hauptrolle, Drehbuch und Produktion – und leider merkt man dem Film diese One-Man-Show an: Selbstverliebte Inszenierung, Nullreflexion und ein Humorverständnis, das selbst im Jahr 2005 altbacken gewirkt hätte. Dass mit WWE-Star Sheamus (STEPHEN FARRELLY) sogar noch Muskelmasse rekrutiert wurde, ändert nichts daran, dass BUDDY GAMES zwar laut ist, aber nie wirklich lustig.

              Fazit: BUDDY GAMES ist ein filmgewordener Jägermeisterabend – lärmend, unangenehm und am nächsten Tag bereut man, überhaupt dabei gewesen zu sein. Für Fans von peinlichen Männerphantasien und abgestandenen Kalauerpartys.

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                999CINEASTOR666 16.04.2025, 21:07 Geändert 16.04.2025, 21:09

                Picking Up the Pieces (OT: Bloodsucking Pharaohs in Pittsburgh) / US / 1991

                >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                Was wie ein trashiges Kleinod klingt – und vielleicht auch sein möchte – entpuppt sich als ein konfuses Sammelsurium aus Splatter, Klamauk und Pseudo-Ägyptologie: Regisseur DEAN TSCHETTER versucht sich an einer Horrorkomödie, scheitert aber an der eigenen Überambition.

                Der Plot ist hanebüchen, aber immerhin konsequent absurd: Ein Serienkiller geht in Pittsburgh um, hat es auf Prostituierte abgesehen und entfernt ihnen Körperteile – alles mit einem Hauch altägyptischer Symbolik. Zwei abgehalfterte Cops, unterstützt von der Tochter eines verschwundenen Kollegen, machen sich daran, den bizarren Fall zu lösen. Der Weg führt in ein „ägyptisches Viertel“ der Stadt, wo der Killer angeblich bereits auf sie wartet.

                Die Geschichte erinnert frappierend an BLOOD FEAST (1963) von HERSCHELL GORDON LEWIS – dem berüchtigten Urvater des Splatterfilms. Auch dort mordet ein fanatischer Killer im Namen ägyptischer Gottheiten und sammelt Körperteile für ein Ritual. Doch während BLOOD FEAST seine makabere Story mit naivem Ernst und handgemachtem Gore inszenierte – und dadurch heute trashigen Kultstatus genießt – versucht ..., das Ganze ins Parodistische zu ziehen. Der Versuch, Satire und Slapstick mit Splatter zu vermengen, geht jedoch selten auf.

                Die Gags wirken selten pointiert, oft einfach nur flach. Die Gewalt ist zwar blutig, aber weder kreativ noch bizarr genug, um wirklich zu schockieren oder echten Trash-Spaß zu erzeugen. Die praktischen Effekte wirken billig – und das nicht immer auf charmante Weise. Ein paar groteske Ideen blitzen auf, aber sie werden meist im Keim erstickt von einem Drehbuch, das lieber auf Witzchen über ägyptische Fetische setzt als auf echten Irrsinn.

                Schauspielerisch bewegt man sich auf solidem Amateurtheater-Niveau. JAKE DENGEL und JOE SHARKEY geben sich zwar Mühe, wirken aber in einem Script gefangen, das weder Timing noch Tiefgang kennt. Der Score ist beliebig, die Inszenierung oftmals holprig – ein paar absurde Practical Effects sind die wenigen Highlights in einer ansonsten erstaunlich langatmigen Produktion.

                Fazit: ... ist ein Film, der BLOOD FEAST gesehen hat und dachte: „Das können wir auch – aber lustiger!“ Das Ergebnis ist ein überdrehter, aber wenig treffsicherer Versuch, dem Trashfilm-Genre eine Meta-Ebene zu verpassen. Für Fans des schlechten Geschmacks ist vielleicht ein Funke Unterhaltung drin – alle anderen werden sich fragen, was zur Hölle sie da gerade gesehen haben.

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                  999CINEASTOR666 16.04.2025, 20:45 Geändert 16.04.2025, 20:46

                  Nameless – Total Terminator (OT: Timebomb / AT: Nameless / Time Bomb / Timebomber / Total Terminator) / US / 1991

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                  ... ist ein Film aus der Videothekenära der frühen Neunziger, inszeniert von AVI NESHER, mit MICHAEL BIEHN in der Hauptrolle – einem Schauspieler, der zu dieser Zeit für kantige Helden mit gebrochener Seele stand. Und genau das will dieser Film auch liefern: einen explosiven Mix aus Identitätskrise, Regierungsverschwörung und bleihaltiger Action. Leider bleibt vieles davon Stückwerk.

                  Die Prämisse ist zwar bekannt, hat aber Potenzial: Der unauffällige Uhrmacher Eddy (MICHAEL BIEHN) lebt ein beschauliches Leben, bis Flashbacks und Kampfreflexe ihm offenbaren, dass er einst als Killermaschine der CIA programmiert wurde. Statt daraus eine dichte, paranoide Geschichte zu spinnen, setzt der Film auf eine ruppige Hetzjagd, bei der der Zuschauer oft genauso verwirrt ist wie der Protagonist.

                  MICHAEL BIEHN stemmt seine Rolle mit der gewohnten Intensität, kann aber das hölzerne Drehbuch und die dünne Charakterzeichnung kaum kaschieren. PATSY KENSIT bleibt als weibliche Nebenfigur leider unterfordert – ihr Part beschränkt sich weitgehend auf die Funktion der Fluchthelferin und Stichwortgeberin.

                  Regisseur AVI NESHER bemüht sich um stilisierte Gewalt und düstere Stimmung, doch inszenatorisch wirkt vieles wie aus einem besseren Fernsehfilm. Die Action ist handgemacht und gelegentlich effektiv, aber ohne echtes Gespür für Tempo oder Dramaturgie. Auch die musikalische Untermalung klingt generisch – der Score wirkt wie ein Relikt aus einem Synthesizer-Restposten der 80er.

                  Was ... dennoch vor völliger Belanglosigkeit rettet, ist seine ruppige Direktheit und die fast schon charmant naive Ernsthaftigkeit, mit der er sein Thema behandelt. Fans von B-Action aus der VHS-Ära könnten daran ihre nostalgische Freude haben – alle anderen werden sich eher über das verschenkte Potenzial ärgern.

                  Fazit: ... will ein paranoider Thriller mit knallharter Action sein, wirkt aber oft wie ein zweitklassiger Geheimagenten-Verschnitt mit schwacher Inszenierung. Ein Film für Liebhaber des Trash-Charmes – alle anderen sollten sich besser woanders die Zeit vertreiben.

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                    999CINEASTOR666 16.04.2025, 20:32 Geändert 16.04.2025, 20:36
                    über Raptor

                    Raptor – Überleben steht nicht zur Debatte... (OT: Raptor / AT: Jurassic Raptor / Earthshaker) / US / 2001

                    >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                    Mit ... versucht sich Trash-Altmeister JIM WYNORSKI – gemeinsam mit Co-Regisseur JOHN BLUSH – an einem prähistorischen Action-Horrorfilm – und liefert genau das, was man von einer B-Produktion dieses Kalibers erwarten darf: schummriges Licht, schauspielerische Mittelklasse und Dinos, die man möglichst selten vollständig zeigen sollte.

                    Der Film ist inoffiziell als Fortsetzung der Carnosaurus-Trilogie (1993–1996) zu betrachten und recycelt großzügig Material eben jener Reihe – inklusive der wenig überzeugenden Raptor-Effekte, die hier erneut in Zeitlupe durch Gänge tappen oder aus dem Schatten hüpfen dürfen. Produziert wurde Raptor wie auch die Carnosaurus-Filme von B-Movie-Legende ROGER CORMAN, der dafür bekannt ist, aus minimalen Budgets maximalen Ausschuss mit gelegentlichem Kultwert zu machen.

                    Die Geschichte ist klassischer Direct-to-Video-Stoff: Eine Kleinstadt wird von rätselhaften Morden erschüttert, Sheriff Jim Tanner (ERIC ROBERTS) findet bald heraus, dass es sich um genetisch gezüchtete Dinosaurier handelt – natürlich erschaffen vom gewissenlosen Wissenschaftler Dr. Frank Hyde (CORBIN BERNSEN). Unterstützung kommt vom Militär, aber wie es im Genre üblich ist, laufen alle sehenden Auges ins Verderben.

                    Der Film nimmt sich selbst erfreulicherweise nie zu ernst und funktioniert gerade deshalb recht passabel. Klar, die Dialoge sind oft hölzern, die Effekte altbacken, und das Drehbuch hangelt sich von Klischee zu Klischee – doch der Film weiß um seine Trash-Wurzeln. Wer mit einem gewissen Augenzwinkern schaut, findet hier kurzweilige Unterhaltung mit dem Charme früherer Monsterstreifen.

                    ERIC ROBERTS wirkt zwar, als wäre er nur wegen des Gehaltschecks anwesend, hält den Film aber überraschend souverän zusammen. Die Raptoren selbst bleiben durch das extensive Stock Footage und schlechte Compositing-Effekte allerdings weitgehend zahme Gummimonster. Auch Spannung will selten aufkommen – zu vorhersehbar und beliebig ist der Plotverlauf.

                    Fazit: Wer ein cineastisches Fossil im besten Sinne sucht, wird bei ... fündig. Zwar rumpeln die Gummisaurier mehr, als dass sie schrecken, und das meiste hat man so oder ähnlich schon gesehen – aber gerade dieser schamlose Mix aus Recyclings, Absurdität und Altlasten hat seinen ganz eigenen Reiz. Für Fans von Corman-Trash, VHS-Nostalgikern und Dino-Schrottfetischisten durchaus ein charmant-schlechter Dino-Trash mit Nostalgie-Bonus, Carnosaur-Genmaterial und Videotheken-Flair.

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                      999CINEASTOR666 16.04.2025, 16:32 Geändert 16.04.2025, 16:33

                      To Catch a Virgin Ghost (OT: Sisily 2km) / KR / 2004

                      >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                      Mit ... liefert Regisseur JEONG-WON SHIN eine groteske Mischung aus Geisterfilm, Gangsterkomödie und schwarzer Farce ab, die sich nicht darum schert, ob sie einem Genre gerecht wird – sondern lieber alles gleichzeitig versucht. Das Ergebnis ist eine schrille, seltsam charmante Genre-Entgleisung, irgendwo zwischen SHAUN OF THE DEAD und südkoreanischem Dorftheater.

                      Die Ausgangslage: Ein Gangster landet nach einem Zwischenfall mitsamt gestohlenen Diamanten in einem abgelegenen Kaff, in dem mehr faul ist als nur das Gemüse auf dem Markt. Die Dorfbewohner sind verschroben, verschlagen und alles andere als unschuldig. Als sich herumspricht, dass mit dem Toten Edelsteine vergraben wurden, bricht ein gieriger Kleinkrieg aus – unterbrochen von gelegentlichem Geisterspuk, aufdringlicher Musik und einer Geisterbraut, die etwas dagegen hat, dass in ihrem Revier geplündert wird.

                      Der Humor ist oft derb, die Schocks meist kalkuliert albern, und die Inszenierung pendelt bewusst zwischen Gruselästhetik und groteskem Klamauk. Visuell punktet der Film mit einem gewissen Retro-Charme, billigen CGI-Effekten und schrillen Masken, die eher aus einer Halloween-Party als einem ernsthaften Horrorset stammen könnten. Doch genau dieser krude Mix macht den Reiz aus – sofern man sich auf die absurde Tonalität einlässt.

                      Was ... fehlt, ist eine straffere Regie und ein klareres Gefühl für Tempo. Der Film verliert sich streckenweise in überlangen Dialogen und wiederholt einige seiner absurden Pointen zu oft. Auch die Figurenzeichnung bleibt klischeehaft – man darf hier keine echte Charakterentwicklung erwarten, sondern muss mit Karikaturen Vorlieb nehmen.

                      Fazit: Der Film unterhält – gerade, weil er sich so konsequent gegen Konventionen stemmt. Wer Lust auf ein koreanisches Kuriosum hat, das mehr Laune als Logik versprüht, wird an diesem Mix aus Splatter, Slapstick und Spuk durchaus seinen Spaß haben. Kein Meilenstein des Horrors, aber eine angenehm schräge Geisterkomödie mit Biss, Blut und Bauernschläue.

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                        999CINEASTOR666 16.04.2025, 16:11 Geändert 16.04.2025, 16:12
                        über Yes Day

                        Yes Day / US / 2021

                        >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                        Einmal im Leben nur Ja sagen – das ist das Konzept von YES DAY, einer Familienkomödie von MIGUEL ARTETA, in der JENNIFER GARNER und ÉDGAR RAMÍREZ als überforderte Eltern ihrem Nachwuchs einen ganzen Tag voller Erfüllung aller Wünsche versprechen. Was folgt, ist erwartbares Chaos in der Vorstadt mit Slapstickmomenten, Bonbonfarben und moralischem Lerneffekt.

                        Die Idee stammt aus dem gleichnamigen Kinderbuch von AMY KROUSE ROSENTHAL und TOM LICHTENHELD und bringt durchaus Potenzial für anarchischen Familienspaß mit. Doch was auf dem Papier nach einer durchgedrehten Eskapade klingt, bleibt im Film seltsam zahm. Das Drehbuch von JUSTIN MALEN hangelt sich von einer harmlosen Eskapade zur nächsten, ohne jemals echten Mut zur Albernheit oder emotionalen Tiefe zu entwickeln. Stattdessen gibt es Seifenschlachten, Freizeitpark-Momente und ein paar pseudopädagogische Lektionen darüber, wie man als Eltern eben auch mal locker lassen muss.

                        JENNIFER GARNER bemüht sich redlich, der Figur der gestressten Mutter eine gewisse Wärme und Energie zu verleihen, bleibt aber durch das formelhafte Skript auf brave Reaktionen und „Mom-Mode“ reduziert. ÉDGAR RAMÍREZ wirkt in der Vaterrolle fast fehlbesetzt – charmant, aber seltsam unterfordert. Die Kinder (u.a. JENNA ORTEGA als rebellierende Teenager-Tochter) schlagen sich gut, doch auch sie dürfen selten über Klischees hinauswachsen.

                        Das größte Problem von YES DAY ist seine Unentschlossenheit: Der Film will witzig sein, ist aber meist nur nett. Er will wild sein, bleibt aber kontrolliert. Und er will eine Botschaft vermitteln, wirkt dabei aber eher wie ein gesponserter Clip aus dem Erziehungsratgeber-Regal.

                        Fazit: Unterm Strich ist YES DAY ein harmloses Stück Familienunterhaltung, das kaum weh tut, aber eben auch kaum nachhallt. Für einen verregneten Nachmittag mit kleineren Kindern mag der Film taugen – wer sich allerdings ein originelles Gag-Feuerwerk à la Der JA-SAGER (2008) erhofft, wird enttäuscht.

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                          999CINEASTOR666 15.04.2025, 16:13 Geändert 15.04.2025, 16:14

                          Superhero Movie / US / 2008

                          >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                          Wer mit Parodien à la SCARY MOVIE oder DIE NACKTE KANONE etwas anfangen kann, dürfte auch bei SUPERHERO MOVIE auf seine Kosten kommen – sofern man seine Erwartungen im Zaum hält. Der Film von CRAIG MAZIN ist kein feingeistiger Kommentar auf das Superheldengenre, sondern ein wilder, alberner und hemmungslos infantiler Ritt durch die Popkultur der 2000er.

                          Im Zentrum steht Rick Riker, gespielt von DRAKE BELL, der nach dem Biss einer genmanipulierten Libelle zum maskierten Möchtegern-Superhelden „Dragonfly“ wird – ein direkter Seitenhieb auf Spider-Man von SAM RAIMI. Der Humor ist derb, die Pointen schlagen mit der groben Kelle ein, und Logik wird großzügig dem Slapstick geopfert. Aber genau darin liegt der Reiz: SUPERHERO MOVIE ist sich seiner Dämlichkeit vollkommen bewusst und feiert sie mit Hingabe.

                          Zugegeben, nicht jeder Gag zündet, und einige Witze wirken selbst für eine Parodie reichlich abgestanden oder schlicht geschmacklos. Doch es gibt auch herrlich absurde Szenen, clevere Seitenhiebe auf das Superheldenkino und einen herrlich überdrehten LESLIE NIELSEN als Ricks schrägen Onkel Albert. SARA PAXTON als Love Interest bringt den nötigen Hauch Highschool-Romcom-Flair in die Chose, ohne sich dabei zu ernst zu nehmen.

                          Was SUPERHERO MOVIE von vielen anderen Genre-Parodien unterscheidet, ist sein erstaunlich stimmiger Fluss: Trotz aller Sketche und Gag-Einschübe bleibt eine rudimentäre, aber nachvollziehbare Story erkennbar. CRAIG MAZIN versteht immerhin das Handwerk des Drehbuchschreibens, und das macht sich bemerkbar – selbst im Irrsinn.

                          Fazit: Viel Klamauk, wenig Subtilität, aber reichlich Spaß: SUPERHERO MOVIE ist ein gelungener, wenn auch nicht durchweg treffsicherer Seitenhieb auf das Superheldengenre, der genau das liefert, was er verspricht – hemmungslose Albernheit mit Augenzwinkern. Wer Trash mit Tempo mag, liegt hier nicht ganz falsch.

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                            999CINEASTOR666 15.04.2025, 15:05 Geändert 15.04.2025, 15:05

                            Wie schreibt man Liebe? (OT: The Rewrite / AT: The Reluctant Professor / How to Write Love) / US / 2014

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                            ... markiert eine weitere Zusammenarbeit zwischen Regisseur MARC LAWRENCE und HUGH GRANT (EIN CHEF ZUM VERLIEBEN, MITTEN INS HERZ – EIN SONG FÜR DICH, HABEN SIE DAS VON DEN MORGANS GEHÖRT?) – und fühlt sich dabei leider auch so an. Allzu vertraut, allzu formelhaft schleppt sich diese romantische Komödie von einem müden Gag zum nächsten, ohne je wirklich Schwung zu gewinnen.

                            HUGH GRANT gibt erneut den charmant-zynischen Briten, hier in Gestalt des Drehbuchautors Keith Michaels, der seinen Glanz längst verloren hat und nun gezwungenermaßen an einem College unterrichtet. Der Film bemüht sich redlich, aus dieser Konstellation eine Feel-Good-Geschichte über zweite Chancen und unerwartete Liebe zu stricken – scheitert aber oft an seinem eigenen Zynismus. Dass Keith seine Studentinnen vor der Einschreibung nach ihrem Aussehen selektiert, wird fast augenzwinkernd präsentiert, als wäre es bloß ein Spleen Das wirkt nicht nur zur Entstehungszeit aus der Zeit gefallen, sondern schlicht unangenehm.

                            MARISA TOMEI als Holly ist das leise Highlight des Films. Ihre Figur bringt Wärme und Erdung in eine Handlung, die sonst viel zu sehr auf routinierte Selbstgefälligkeit setzt. Leider kann selbst ihre sympathische Präsenz nicht über das lahme Drehbuch hinwegtäuschen, das seine Figuren eher wie Schablonen behandelt denn wie Menschen.

                            Dass ... nie wirklich abstürzt, liegt vor allem am gewohnten Timing von HUGH GRANT und einigen charmanten Dialogen – aber das reicht nicht, um aus der müden Mischung etwas wirklich Sehenswertes zu machen. Was als melancholische Komödie über Neuanfänge gedacht ist, bleibt letztlich ein uninspirierter Aufguss alter Erfolge.

                            Fazit: Altbekannte Zutaten, lauwarm serviert. HUGH GRANT spielt HUGH GRANT, MARISA TOMEI ist verschenkt, und das Drehbuch schreibt sich quasi von selbst – leider ohne große Ideen oder Überraschungen. Ein Film, der weder weh tut noch lange im Gedächtnis bleibt.

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                              999CINEASTOR666 15.04.2025, 13:12 Geändert 15.04.2025, 13:34

                              The Good Things Devils Do – Willkommen zur Blutnacht (OT: The Good Things Devils Do) / US / 2020

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                              Manche Filme leben von ihrer Trashigkeit. Andere gehen in ihr kläglich unter. THE GOOD THINGS DEVILS DO – WILLKOMMEN ZUR BLUTNACHT, das Regiedebüt von JESS NORVISGAARD, versucht sich an einem nostalgischen 80er-Horror-Stil mit Vampiren, Halloween-Setting und ein bisschen Splatter. Heraus kommt dabei leider kein charmantes B-Movie, sondern ein konfuser Mischmasch aus unmotivierten Ideen, klischeehaften Figuren und handwerklicher Schlamperei.

                              Die Prämisse klingt noch nach solidem Partyfutter: Ein Gruselfanatiker holt sich eine Vampirkönigin ins Haus, Gangster geraten zur falschen Zeit am falschen Ort in die Szenerie, und blutige Auseinandersetzungen sind vorprogrammiert. Doch was auf dem Papier wie ein spaßiger Genremix daherkommt, entpuppt sich als holpriger Totentanz. Das Drehbuch ist ein Flickenteppich, in dem keine der vielen Figuren ausreichend gezeichnet wird, geschweige denn irgendeinen sympathischen Nerv trifft. Stattdessen wird unkoordiniert zwischen Handlungssträngen und Tonlagen hin- und hergewechselt: mal Slapstick, mal Grindhouse-Gore, mal dumpfer Gangsterfilm.

                              Dass Darsteller wie BILL OBERST JR. oder Genreikone LINNEA QUIGLEY mitspielen, rettet hier leider gar nichts. Ihre Rollen sind derart platt geschrieben, dass selbst ihr aufblitzendes Charisma verpufft. Und KANE HODDER? Wird als vermeintlicher Hauptdarsteller vermarktet, ist aber schneller aus dem Film raus, als man „Jason Voorhees“ sagen kann – Etikettenschwindel deluxe.

                              Zugegeben, einige handgemachte Effekte wirken mit viel gutem Willen charmant, und die Synthieklänge bemühen sich, Retroflair zu erzeugen. Aber das alles verpufft in einer inszenatorischen Leere, die weder Spannung noch Atmosphäre erzeugt. Die Kameraarbeit wirkt planlos, der Schnitt ist grob wie ein Fleischerbeil, und die deutsche Tonspur ist ein akustisches Trauerspiel: hölzerne Synchronstimmen, schlechte Abmischung, nerviger Lautstärkepegel.

                              Vielleicht hätte man dem Film mit ein bisschen mehr Selbstironie, weniger Figurenballast und einer klareren stilistischen Linie verzeihen können, dass er billig und vorhersehbar ist. Doch so bleibt ... nichts weiter als ein austauschbares Halloween-DVD-Füllmaterial, das nicht einmal für Trashliebhaber echten Reiz bietet.

                              Fazit: Zäh, ideenarm und schlecht umgesetzt. Wer sich an Vampirhorror im B-Movie-Gewand erfreuen will, greift lieber zu anderen Titeln. Dieser Film gehört eher in den Sarg als auf den Bildschirm.

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                                999CINEASTOR666 15.04.2025, 11:26 Geändert 15.04.2025, 11:26

                                8 Rue de l’Humanité (AT: 8 Humanity Street / Huit Rue de l'Humanité / Stuck Together) / FR / 2021

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                                Mit 8 RUE DE L'HUMANITÉ liefert DANY BOON eine Pandemie-Komödie, die den Lockdown-Alltag einer Pariser Hausgemeinschaft in den Mittelpunkt stellt. Was als zeitgeistige Momentaufnahme gedacht war, wirkt leider oft wie eine lose Sketchparade, der es an Biss, Tiefe und Stringenz fehlt.

                                Sieben Haushalte, ein Wohnhaus, unzählige Neurosen: Vom Verschwörungstheoretiker über das übermotivierte Fitnesspaar bis zum frustrierten Künstler – das Figurenarsenal ist bunt und klischeehaft. DANY BOON setzt auf breite Typenkomik und groteske Überzeichnungen, doch viele Gags zünden nicht. Was vermutlich als satirischer Blick auf den Ausnahmezustand gedacht war, bleibt zu oft an der Oberfläche oder verrennt sich in überzogene Albernheiten.

                                Die Ensembleleistung ist solide, und einige Episoden bringen durchaus Charme mit – etwa wenn sich zwischen den Nachbarn trotz aller Unterschiede unerwartete Solidarität regt. Doch gerade weil das Thema so nah an der Realität vieler Zuschauer:innen liegt, hätte man sich etwas mehr Mut zur Reflexion oder wenigstens ein paar treffsichere Pointen gewünscht. Stattdessen herrscht oft das Gefühl vor, einem ausgedehnten Kabarettprogramm mit wechselnder Trefferquote beizuwohnen.

                                Fazit: 8 RUE DE L'HUMANITÉ ist letztlich eine gut gemeinte, aber zahnlose Lockdown-Komödie, die mit ihrer Sketch-Struktur und ihren Stereotypen viel Potenzial verspielt. Ein Film, der sich auf halbem Weg zwischen Gesellschaftskommentar und Klamauk verliert – und dabei kaum über das hinauskommt, was man in den sozialen Medien des Frühjahrs 2020 schon zahlreich gesehen hat.

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                                  999CINEASTOR666 15.04.2025, 11:00 Geändert 15.04.2025, 11:00

                                  I Want You Back / US / 2022

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                                  Mit I WANT YOU BACK serviert Regisseur JASON ORLEY eine romantische Komödie, die auf dem Papier alles richtig macht: Zwei frisch Verlassene verbünden sich, um das Glück ihrer Ex-Partner zu sabotieren – und stolpern dabei, natürlich, über die Möglichkeit einer neuen Liebe. JENNY SLATE und CHARLIE DAY geben dem altbekannten Szenario dabei eine angenehm schrullige Note.

                                  Tatsächlich funktioniert der Film vor allem wegen seiner Hauptdarsteller. JENNY SLATE und CHARLIE DAY harmonieren auf charmante, leicht chaotische Weise, was den Film sympathisch trägt, auch wenn das Drehbuch nicht immer auf dem Niveau ihrer Chemie bleibt. Die Nebenfiguren – darunter SCOTT EASTWOOD und GINA RODRIGUEZ – bleiben hingegen eher Abziehbilder, was der Geschichte einiges an Tiefe nimmt.

                                  Die Prämisse bietet reichlich Potenzial für bissige Dialoge und emotionale Fallhöhe, doch I WANT YOU BACK wählt oft den sicheren Weg. Die geplanten Sabotageaktionen bleiben überraschungsarm, der Humor bewegt sich im Bereich des Wohlfühl-Klamauks, und auch die emotionale Entwicklung verläuft nach Schema F. Vieles wirkt wie eine gestreckte Sitcom-Episode – unterhaltsam, aber ohne echten Nachhall.

                                  Fazit: Wer sich auf die klamaukige Tonlage einlässt und kein Genre-Feuerwerk erwartet, wird mit ein paar charmanten Momenten belohnt. I WANT YOU BACK ist eine nette, wenn auch formelhaft erzählte RomCom, die man gut nebenbei schauen kann – und deren größter Gewinn eindeutig in den Spiellaunen von JENNY SLATE und CHARLIE DAY liegt.

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                                    999CINEASTOR666 15.04.2025, 10:45 Geändert 15.04.2025, 10:45

                                    Die Truman Show (OT: The Truman Show / AT: Truman Show) / US / 1998

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                                    DIE TRUMAN SHOW ist ein klug inszeniertes Gedankenexperiment über Realität, Kontrolle und Medienmanipulation – und zugleich ein beeindruckender Meilenstein in der Karriere von JIM CARREY. Unter der Regie von PETER WEIR entfaltet sich eine Mediensatire, die ihrer Zeit weit voraus war und mit erstaunlicher Treffsicherheit spätere Reality-TV-Phänomene vorwegnimmt.

                                    JIM CARREY überrascht hier mit einer nuancierten Darstellung zwischen Tragik und Komik. Sein Truman Burbank ist eine Figur, mit der man leidet, hofft und vor allem mitfiebert. Dass seine ganze Welt – Familie, Freunde, Beruf – nur eine perfekt kontrollierte Kulisse ist, wird ihm erst nach und nach bewusst. Das macht seinen Weg zur Erkenntnis nicht nur emotional packend, sondern auch philosophisch spannend.

                                    Die Regie hält geschickt die Balance zwischen emotionaler Nähe und kritischer Distanz. Der Film wirft Fragen nach Freiheit, Authentizität und Manipulation auf, ohne dabei moralinsauer zu wirken. Die Inszenierung von Seahaven als überperfekte Modellwelt mit retrofuturistischem Flair verstärkt die Künstlichkeit auf visuell reizvolle Weise.

                                    Dennoch: Die Bewertung 7 von 10 ergibt sich nicht wegen inhaltlicher Schwächen, sondern weil der Film bei aller thematischen Tiefe dramaturgisch manchmal zu glatt verläuft. Trumans Erwachen wirkt stellenweise konstruiert, fast zu lehrbuchartig. Auch ED HARRIS’ Figur, der allmächtige Christof, hätte noch ambivalenter gezeichnet sein dürfen – seine gottgleiche Rolle wirkt stellenweise zu schematisch.

                                    Fazit: Unterm Strich ist DIE TRUMAN SHOW ein bedeutender Film mit Weitblick, der Medienkritik und existenzielle Fragen unterhaltsam verpackt – nicht ganz so subversiv, wie er sein könnte, aber dafür massentauglich und berührend. Wer wissen will, wie ein Blockbuster auch zum Nachdenken anregen kann, ist hier goldrichtig.

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                                      999CINEASTOR666 15.04.2025, 00:07 Geändert 15.04.2025, 00:07

                                      Isn't It Romantic / US / 2019

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                                      Die Idee ist clever: Eine zynische Frau, die romantische Komödien verachtet, wird durch einen Unfall ausgerechnet in eine hinein katapultiert. ISN'T IT ROMANTIC will die altbekannten Genre-Mechanismen ironisch brechen – und tappt dabei ironischerweise selbst genau in dieselben Klischeefallen, die er parodieren möchte.

                                      REBEL WILSON spielt die frustrierte Architektin Natalie mit dem ihr eigenen Mix aus Selbstironie und überdrehter Energie. Ihr Talent ist unbestritten, doch auch sie kann nicht verhindern, dass der Film trotz seiner Meta-Ebene seltsam zahm bleibt. LIAM HEMSWORTH gibt den oberflächlichen Traumprinzen mit sichtlich viel Spaß an der Überzeichnung, und ADAM DEVINE darf wieder einmal den netten Kumpel mimen – ein Rollentyp, der langsam zur Karikatur seiner selbst wird.

                                      Der Film beginnt vielversprechend mit einer Portion Selbstbewusstsein: New York sieht plötzlich aus wie aus einem Werbespot, es gibt Musicalnummern, überzogene Liebesschwüre und natürlich ein übertrieben stylisches Apartment. Die Ironie ist offensichtlich, aber nie wirklich bissig. Statt das Genre substanziell zu dekonstruieren, bleibt ISN'T IT ROMANTIC beim Augenzwinkern – und läuft damit genau dorthin, wo er eigentlich nicht hinwollte: ins Mittelmaß.

                                      Die Laufzeit von knapp 90 Minuten ist angenehm, die Inszenierung flott, doch inhaltlich kratzt der Film nur an der Oberfläche. Die Kritik an unrealistischen Liebesidealen wird zu brav verpackt, um wirklich satirisch zu wirken. Am Ende ist alles hübsch, harmlos – und fast schon wieder eine ganz normale RomCom.

                                      ISN'T IT ROMANTIC ist ein semierfolgreicher Versuch, dem Genre den Spiegel vorzuhalten, vergisst dabei aber, dass Selbstironie nicht ausreicht, um Klischees zu sprengen. Wer sich mit einem charmanten, aber letztlich mutlosen Filmabend begnügt, wird hier dennoch solide unterhalten. Aber revolutionär ist das Ganze nicht – eher ein laues Augenzwinkern in Rosarot.

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                                        999CINEASTOR666 14.04.2025, 23:49 Geändert 14.04.2025, 23:49

                                        Nie wieder Sex mit der Ex (OT: Forgetting Sarah Marshall) / US / 2008

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                                        ... ist eine klassische "Liebeskummer"-Komödie aus der Judd-Apatow-Schmiede, bei der NICHOLAS STOLLER Regie führte und JASON SEGEL nicht nur die Hauptrolle spielt, sondern auch das Drehbuch verfasste. Und wie so oft in diesem Genre treffen Peinlichkeit, Herzschmerz und eine neue Liebe aufeinander – diesmal unter hawaiianischer Sonne.

                                        Peter Bretter (JASON SEGEL) ist ein wenig erfolgreicher Komponist, der von seiner prominenten Freundin Sarah Marshall (KRISTEN BELL) verlassen wird. Um seinen Liebeskummer zu bewältigen, flüchtet er nach Hawaii – nur um dort festzustellen, dass Sarah samt neuem Rockstar-Freund (herrlich überdreht: RUSSELL BRAND) im selben Hotel urlaubt. Hilfe naht in Form der charmanten Rezeptionistin Rachel Jansen (MILA KUNIS), die sich Peters Leidensgeschichte mit Geduld und einem Lächeln annimmt.

                                        Der Humor pendelt zwischen albern, schmerzhaft ehrlich und hin und wieder überraschend sensibel. JASON SEGEL zeigt Mut zur Blöße – emotional wie körperlich – und bringt eine sympathische Portion Selbstironie mit. KRISTEN BELL mimt überzeugend die kühl-abgeklärte Ex, während MILA KUNIS frischen Wind und Wärme in die Handlung bringt. RUSSELL BRAND hingegen stiehlt mit seinem sexbesessenen Skandalrocker fast jedem die Show.

                                        Trotz vieler gelungener Momente und netter Gags krankt der Film jedoch an seiner Länge und einem gewissen Hänger im Mittelteil. Nicht jeder Witz zündet, einige Pointen wiederholen sich, und der Ausgang der Geschichte ist von Anfang an vorhersehbar. Auch wenn die Figuren überdurchschnittlich liebenswürdig geraten sind, bleibt ... letztlich ein konventionelles Produkt seiner Zeit – solide, charmant, aber nicht nachhaltig beeindruckend.

                                        Fazit: Wer RomComs mit einem Hauch Selbstironie schätzt, wird hier gut unterhalten – auch wenn das Genre-Rad nicht neu erfunden wird. Ein netter Film für einen entspannten Abend, aber kein Dauerbrenner.

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                                          Invitation Only (OT: Jue Ming Pai Dui) / TW / 2009

                                          >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                                          Mit INVITATION ONLY liefert Regisseur KEVIN KO einen knallharten Thriller ab, der deutlich von westlichen Vorbildern wie HOSTEL oder SAW inspiriert ist – und dabei Taiwan als Bühne für eine blutgetränkte Sozialkritik nutzt. Was als schimmernder Traum von Aufstieg beginnt, endet in einem grotesken Albtraum, der mit sadistischer Konsequenz eskaliert.

                                          Im Zentrum steht Wade Chen (RAY CHENG), ein einfacher Chauffeur, der unverhofft Zutritt zur glamourösen Welt der Superreichen erhält. Die Einladung zur exklusiven Party entpuppt sich jedoch schnell als Eintrittskarte in eine tödliche Falle. Zusammen mit anderen scheinbar zufällig ausgewählten Gästen wird er Teil eines zynischen Spiels, in dem Reichtum und Macht sich nicht nur über Moral hinwegsetzen, sondern auch über Menschenleben.

                                          KEVIN KO entwirft ein Szenario, das zwar nicht frei von Stereotypen ist, aber dennoch eine düstere Faszination entwickelt. Das Set-Design – sterile Luxusvillen, dunkle Korridore, grelle Folterräume – unterstreicht die Kälte des Systems, das die Protagonist:innen verschlingt. Die Gewalt ist explizit und in manchen Momenten bewusst überzogen, was für Fans des Splattergenres ein Plus, für zarter Besaitete jedoch ein Ausschlusskriterium sein dürfte.

                                          Trotz seiner Schockmomente bleibt der Film dramaturgisch eher holprig. Zahlreiche Figuren wirken kaum ausgearbeitet, und obwohl das Motiv der sozialen Ungleichheit durchschimmert, bleibt die Kritik eher plakativ als prägnant. Auch die Dialoge sind oft hölzern, was nicht nur an der Synchronisation, sondern teils auch am Drehbuch liegt.

                                          RAY CHANG als Wade macht seine Sache solide, ohne groß hervorzustechen. Die Damen sorgen für optische Reize, bleiben aber schauspielerisch reizlos. Es ist ein Ensemble, das weniger durch Charaktertiefe als durch körperliches Leiden in Erinnerung bleibt.

                                          Fazit: Unterm Strich ist INVITATION ONLY ein schmutziger, hemmungsloser Thriller mit gesellschaftlichem Unterton, der sein Potenzial nicht ganz ausschöpft. Für Genrefans bietet er jedoch ausreichend Blut, Schreie und nihilistische Dekadenz – ein düsterer Blick hinter die glitzernde Fassade des Jetsets.

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                                            Playing it Cool (AT: A Many Splintered Thing / Time to Love) / US / 2014

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                                            PLAYING IT COOL will mehr sein als der nächste glattgebügelte Beitrag zum Romcom-Einmaleins – und bleibt doch genau dort hängen. CHRIS EVANS spielt den üblichen bindungsängstlichen Charmeur mit Drehbuchkrise, der plötzlich doch echte Gefühle entwickelt. Klingt bekannt? Ist es auch.

                                            Die Ausgangslage – ein Liebes-Zyniker soll ein romantisches Drehbuch schreiben – bietet Potenzial für Meta-Komik und bissige Seitenhiebe aufs Genre. Tatsächlich versucht Regisseur JUSTIN REARDON, mit Voice-Over, Stilbrüchen und Tagträumen frischen Wind ins abgenutzte Konzept zu bringen. Leider fehlt es seinem Film dabei an Stringenz und Stilbewusstsein. Zwischen albernen Sketcheinlagen, pseudo-tiefsinnigen Monologen und kitschigem Herzschmerz springt PLAYING IT COOL tonal wild umher – ohne klare Haltung.

                                            CHRIS EVANS bemüht sich, mit Witz und Selbstironie gegen das Stereotyp des emotional gestörten Womanizers anzuspielen, bleibt aber gefangen im Korsett einer klischeebehafteten Figur. MICHELLE MONAGHAN ist als Love Interest charmant, aber dramaturgisch unterfordert. Ihre Figur dient letztlich nur als Katalysator für seine Läuterung – Tiefe oder Ambivalenz? Fehlanzeige.

                                            Problematisch ist vor allem, dass der Film vorgibt, die Mechanismen romantischer Komödien zu hinterfragen, sie letztlich aber genau so bedient. Was als Subversion beginnt, endet doch wieder in vorhersehbarer Erleuchtung und kitschigem Finale – ohne echte emotionale Fallhöhe oder narrative Konsequenz.

                                            Fazit: PLAYING IT COOL ist nicht katastrophal, aber ein Paradebeispiel für verpasste Chancen. Weder dekonstruiert er das Genre, noch überzeugt er als klassische Liebesgeschichte. Die Ansätze sind da – Ironie, Selbstreflexion, Starpower – aber das Ergebnis bleibt halbgar. Wie sein Protagonist: charmant, aber letztlich nicht bereit, sich festzulegen.

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                                              Love Vegas – Lieber reich als verheiratet (OT: What Happens in Vegas / AT: Jackpot) / US / 2008

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                                              ... ist eine typische High-Concept-Romcom der 2000er-Jahre, die sich nicht mit Subtilität oder Realismus aufhält, sondern voll auf Tempo, Situationskomik und das Charisma ihrer Hauptdarsteller setzt – und damit erstaunlich gut durchkommt.

                                              Die Prämisse ist herrlich albern: Zwei Fremde, die sich nach einem durchzechten Abend in Las Vegas versehentlich heiraten, müssen auf richterliche Anordnung für sechs Monate ein Ehepaar mimen, um einen Millionenjackpot nicht zu verlieren. Klar, das Ganze ist hanebüchen – aber es macht Laune. CAMERON DIAZ bringt ihre gewohnte Energie und ihr Timing mit, ASHTON KUTCHER liefert den typischen Charme des schlampigen Lebemanns. Zusammen haben die beiden eine gute, wenn auch nicht überbordend knisternde Chemie.

                                              Was ... besser macht als viele seiner Genreverwandten, ist der flotte Rhythmus: Die Gagdichte ist hoch, es wird selten langweilig, und auch die Nebenfiguren – etwa LAKE BELL als Joys schnippische Freundin oder ROB CORDDRY als Jacks saufkumpelhafter Anwalt – tragen zur Unterhaltung bei. Natürlich fährt der Film sämtliche Klischees auf, von der zickigen Zahnbürstenkrise bis zur Klodeckel-Debatte, aber das alles wird mit so viel Selbstironie durchgespielt, dass man ihm nicht böse sein kann.

                                              Kritisch betrachtet ist ... vorhersehbar, wenig tiefgründig und voller unrealistischer Wendungen – aber gerade deshalb funktioniert er als seichte Unterhaltung so gut. Ein romantisches Märchen mit absurdem Anstrich, das keinen Anspruch auf Realität erhebt, dafür aber als Feelgood-Komödie punktet.

                                              Fazit: Kein Geniestreich, aber ein amüsanter Crowdpleaser mit Witz, Tempo und gut gelaunten Stars.

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                                                Rettet den Zoo (OT: Haechijianha / AT: Secret Zoo) / KR / 2020

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                                                Mit RETTET DEN ZOO legt Regisseur JAE-GON SON eine skurrile Komödie vor, die mit einer herrlich absurden Prämisse punktet: Ein heruntergekommener Tierpark soll gerettet werden – obwohl keine echten Tiere mehr vorhanden sind. Die Lösung? Die verbliebenen Mitarbeiter schlüpfen in verblüffend lebensechte Kostüme und geben sich als Gorilla, Eisbär & Co. aus.

                                                Was zunächst nach einer wunderbar durchgeknallten Komödie klingt – und streckenweise auch genau das ist –, verliert jedoch auf Spielfilmlänge spürbar an Zugkraft. Zwar sorgen die anfangs spritzigen Ideen und das sympathische Ensemble (allen voran AHN JAE-HONG als überforderter Leiter) für einige Lacher, doch der Film leistet sich zu viele zähe Streckenabschnitte. Szenen ziehen sich, Gags wiederholen sich, und das Tempo bleibt zu oft auf Sparflamme.

                                                Hinzu kommt eine Laufzeit, die für den dünnen Plot schlicht zu üppig ausfällt. Die Geschichte hätte mit einer knackigeren Inszenierung deutlich mehr Wirkung entfalten können. So verliert sich RETTET DEN ZOO immer wieder in Wiederholungen und harmloser Albernheit, ohne das erzählerische Potenzial seiner Idee voll auszuschöpfen.

                                                Fazit: Einige satirische Spitzen auf die koreanische Arbeitswelt und den kapitalistischen Wahnsinn im Hintergrund lassen aufhorchen, werden aber nicht konsequent verfolgt. Unterm Strich bleibt eine charmante Komödie mit einem originellen Konzept, das stellenweise gut zündet – aber letztlich an seiner eigenen Langatmigkeit scheitert. Für zwischendurch okay, aber sicher kein Film, der im Gedächtnis bleibt.

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                                                  999CINEASTOR666 13.04.2025, 23:07 Geändert 13.04.2025, 23:08
                                                  über Archive

                                                  Archive / GB/HU/US / 2020

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                                                  ARCHIVE will viel: große Gefühle, große Fragen und große Bilder. Regiedebütant GAVIN ROTHERY inszeniert seinen Sci-Fi-Entwurf visuell ambitioniert, stilistisch sauber, doch inhaltlich holprig. Die Grundidee ist dabei gar nicht uninteressant: Ein Wissenschaftler bastelt im Jahr 2038 in einer abgelegenen Forschungsstation an humanoiden Robotern, getrieben von der Sehnsucht, seine verstorbene Frau zurückzuholen. Mensch oder Maschine? Erinnerung oder Obsession?

                                                  THEO JAMES gibt den zurückgezogenen Forscher George Almore solide, wenn auch etwas unterkühlt. Die Dialoge sind spärlich, was zur klaustrophobischen Atmosphäre passt, aber wenig emotionale Tiefe zulässt. STACY MARTIN übernimmt gleich mehrere Rollen als künstliche Intelligenz in verschiedenen Entwicklungsstadien – von schemenhaft bis erschreckend menschlich – und verleiht dem Film einen Hauch von Menschlichkeit, der der Hauptfigur oft abgeht.

                                                  Problematisch ist vor allem das Erzähltempo: ARCHIVE entwickelt sich zäh, wiederholt Motive, baut Spannungsbögen auf, die ins Leere laufen. Statt philosophischer Tiefe oder emotionaler Wucht gibt es viel technisches Brimborium und eine Handlung, die eher an frühere Genregrößen erinnert – nur ohne deren Schärfe oder Konsequenz. Der finale Twist soll überraschen, wirkt aber eher bemüht und wirft retrospektiv Fragen auf, die der Film gar nicht stellen wollte.

                                                  Fazit: ARCHIVE sieht gut aus, klingt gut, fühlt sich aber erstaunlich leer an. Eine melancholische Sci-Fi-Romanze mit Ambitionen, die jedoch nie vollends zünden. Sehenswert für Design-Liebhaber – aber für Fans tiefgründiger Science-Fiction eher eine Fußnote.

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                                                    Gefesselt – Wake in Fear (OT: All I Need / AT: I Want You I Need / Wake in Fear) / US / 2016

                                                    >>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<

                                                    Mit GEFESSELT – WAKE IN FEAR liefert Regisseur DYLAN K. NARANG einen minimalistischen Horrorbeitrag, der sich stark auf ein Kammerspiel-Setting verlässt: Ein finsterer Raum, mehrere gefesselte Frauen, ein maskierter Psychopath – fertig ist die Versuchsanordnung.

                                                    Die Prämisse ist zwar nicht neu, aber in guten Händen könnte daraus beklemmender Terror entstehen. Leider bleibt GEFESSELT – WAKE IN FEAR über weite Strecken oberflächlich und mechanisch. Die Figuren – darunter CAITLIN STASEY als halbwegs profilierte Hauptfigur – sind kaum mehr als Schachfiguren im perfiden Spiel des Killers, der ebenfalls kaum Kontur gewinnt. Motivation? Hintergrund? Fehlanzeige. Es geht ums Töten, nicht ums Erklären.

                                                    Die Regie setzt auf eine düstere Atmosphäre, kaltes Licht und beklemmende Enge. Technisch wirkt der Film solide, wenn auch nicht besonders einfallsreich. Immerhin verzichtet er auf übermäßigen Splatter und Jumpscare-Exzesse – was man als stilvolle Zurückhaltung oder als Spannungsarmut interpretieren kann. Die Gewalt ist präsent, aber nie exzessiv – der Horror bleibt psychologisch, wenn auch recht harmlos.

                                                    Problematisch ist vor allem das Fehlen dramaturgischer Entwicklung: Der Film wiederholt sich, dreht sich im Kreis und erschöpft sich in seinem eigenen Konzept. Es fehlt an Eskalation, Überraschungen oder einer wirklich fesselnden Dynamik zwischen Täter und Opfer.

                                                    Fazit: GEFESSELT – WAKE IN FEAR hätte als intensives Low-Budget-Kammerspiel funktionieren können, verliert sich aber in Monotonie und klischeehafter Figurenzeichnung. Was bleibt, ist ein routinierter, aber blutleerer Beitrag zum Entführungs-Subgenre – solide gespielt, handwerklich okay, aber emotional wie inhaltlich kaum mitreißend.

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