999CINEASTOR666 - Kommentare
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Alle Kommentare von 999CINEASTOR666
Friendsgiving (AT: Dinner with Friends) / US / 2020
>>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<
FRIENDSGIVING will die chaotische Magie eines modernen Thanksgiving-Dinners einfangen, verliert sich dabei aber in einem überladenen Mischmasch aus schrillen Nebenfiguren, gezwungenen Dialogen und einer kaum greifbaren Handlung. Regiedebütantin NICOL PAONE inszeniert eine Art Thanksgiving-„Hangout“-Komödie, bei der jedoch selten echtes Flair aufkommt.
Im Mittelpunkt steht Molly (MALIN ÅKERMAN), eine frisch geschiedene Schauspielerin, deren Glamourleben mit emotionaler Leere kontrastiert. An ihrer Seite: Abby (KAT DENNINGS) als deprimierte beste Freundin mit gebrochenem Herzen – ein dynamisches Duo, das auf dem Papier Potenzial verspricht, in der Umsetzung jedoch eher blass und ziellos bleibt. Statt Chemie oder Tiefgang entfalten die beiden eine Aneinanderreihung eskalierender Partyepisoden, die rasch ermüden. JANE SEYMOUR als Mollys schwedische Mutter Helen bleibt dabei eine skurrile, aber unterentwickelte Karikatur.
Der Film versucht vergeblich, das emotionale Chaos der Gäste mit Slapstick, sexuellen Eskapaden und halbgaren Dialogen aufzupeppen. Statt Witz und Wärme dominieren Fremdscham und dramaturgisches Chaos. Viele der Nebenfiguren wirken wie aus einem schwachen „SNL“-Sketch entliehen – laut, überzeichnet, aber ohne erkennbare Funktion. Es ist, als wolle der Film alles auf einmal sein: Coming-out-Drama, Beziehungskomödie, Familienkonflikt und Partyfilm.
Fazit: Trotz einzelner amüsanter Momente und einer engagierten Besetzung fehlt FRIENDSGIVING der Fokus, der Charme und ein echter emotionaler Kern. Am Ende bleibt eine lauwarme Komödie, die auf Gags setzt, wo Gefühle gefragt wären. FRIENDSGIVING ist wie ein überladenes Festmahl, bei dem zu viele Zutaten im Topf landen – und niemand wirklich satt wird.
The Time Machine – Die Zeitmaschine (OT: The Time Machine) / US/AE / 2002
>>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<
Alexander Hartdegen (GUY PEARCE) ist ein brillanter Wissenschaftler und Erfinder im New York des 19. Jahrhunderts. Nach einem tragischen Vorfall, bei dem seine Verlobte Emma (SIENNA GUILLORY) stirbt, entwickelt er eine Zeitmaschine, um ihr Schicksal rückgängig zu machen. Doch schon bald erkennt er, dass die Vergangenheit nicht verändert werden kann. In seiner Verzweiflung reist er 800.000 Jahre in die Zukunft, wo sich die Menschheit in zwei Gruppen gespalten hat: die friedlichen Eloi und die furchterregenden Morlocks.
Regisseur SIMON WELLS versucht, eine modernisierte Version des berühmten Romans seines Urgroßvaters zu liefern. Im Vergleich zur Verfilmung von 1960 gibt es einige markante Unterschiede: Der Klassiker legt stärkeren Wert auf Sozialkritik und die allegorische Bedeutung der Eloi und Morlocks, während die Neuinterpretation auf emotionale Motivationen und spektakuläre Effekte setzt. Im früheren Werk ist der Zeitreisende ein neugieriger Wissenschaftler, während er hier von einem persönlichen Trauma angetrieben wird. Zudem ist die Rolle der Eloi in der modernen Variante stärker individualisiert – insbesondere durch die Figur Mara (SAMANTHA MUMBA) – während sie in der Version von 1960 eher als gesichtslose Masse dargestellt wurden. Der wohl größte Unterschied ist die Einführung des Über-Morlocks (JEREMY IRONS), der in der früheren Version nicht existierte und als erzählerische Neuerung die Handlung in eine konventionellere Abenteuerstruktur lenkt.
Die Modernisierungsmaßnahmen führen dazu, dass die Neuinterpretation unter einer unentschlossenen Erzählweise leidet. Während der Roman und die erste filmische Adaptierung gesellschaftskritische Parabeln waren, entfernt sich die Neuverfilmung zunehmend von dieser Botschaft und setzt verstärkt auf Action- und Abenteuerelemente. Die Einführung des „Über-Morlocks“ als zentralem Antagonisten wirkt konstruiert und reduziert die philosophische Tiefe der Geschichte auf ein simples Gut-gegen-Böse-Schema.
Eines der herausragenden Merkmale des Films ist sein Produktionsdesign. Die Darstellung der futuristischen Welt, insbesondere der Morlocks, überzeugt mit detailreichen Kostümen und düsteren Kulissen. Auch die Zeitreise-Sequenz selbst ist beeindruckend inszeniert, wobei der Wandel der Welt um Hartdegen herum eindrucksvoll zur Geltung kommt.
GUY PEARCE gibt als Alexander Hartdegen eine solide Vorstellung, kann aber die emotionale Tiefe der Figur nicht voll ausschöpfen. Seine Motivation ist zwar nachvollziehbar, doch bleibt sein Charakter oft distanziert und wenig greifbar. ORLANDO JONES als holographischer Bibliothekar sorgt für die wenigen humorvollen Momente des Films, während SAMANTHA MUMBA als Mara, eine Eloi-Frau, wenig Gelegenheit erhält, ihrer Figur mehr Persönlichkeit zu verleihen. JEREMY IRONS‘ kurzer Auftritt als Über-Morlock ist optisch eindrucksvoll, bleibt aber dramaturgisch blass.
Fazit: ... ist ein visuell ansprechender, aber erzählerisch unausgegorener Film. Während die Effekte und das Produktionsdesign überzeugen, fehlt es der Geschichte an Tiefe und Konsequenz. Fans von Science-Fiction-Abenteuern könnten dennoch ihren Spaß daran haben, denn trotz seiner erzählerischen Schwächen bietet der Film spannende Unterhaltung und eindrucksvolle Bilder. Im Vergleich zur 1960er-Version setzt die Neuverfilmung weniger auf Subtilität und gesellschaftliche Allegorie, sondern stärker auf persönliche Dramatik und actionreiche Konfrontationen.
The Watcher – Willkommen im Motor Way Motel (OT: Looking Glass / AT: The Watcher) / CA/US / 2018
>>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<
Was wie ein schmutziger, psychologischer Voyeurismus-Thriller à la PSYCHO oder MOTEL beginnt, entpuppt sich leider schnell als zielloser Versuch, mit minimalem Aufwand maximale Spannung zu erzeugen. ... hat zweifellos das Setting für ein beklemmendes Kammerspiel: Ein abgelegenes Motel in der Wüste, ein Ehepaar mit Trauma-Vergangenheit, ein Einwegspiegel zur Beobachtung ahnungsloser Gäste – doch Regisseur TIM HUNTER gelingt es nicht, daraus mehr als einen zähen, uninspirierten Film zu machen.
NICOLAS CAGE wirkt in seiner Rolle als Ray zwischen unterfordert und seltsam abwesend, als würde er selbst nicht genau wissen, ob er sich in einem Thriller oder einem tragischen Ehedrama befindet. ROBIN TUNNEY bleibt als Ehefrau Maggie eindimensional – ihr Schmerz, ihr Misstrauen, ihre Sorgen: alles wird behauptet, aber kaum spürbar gemacht. Die Chemie zwischen den beiden Protagonisten bleibt unterkühlt, wodurch der emotionale Kern des Films ins Leere läuft.
Statt subtiler Spannung setzt das Drehbuch auf vorhersehbare Entwicklungen und halbherzige Schocks. Die voyeuristische Komponente, eigentlich das spannendste Element, wird nur oberflächlich thematisiert und schließlich klischeehaft überzeichnet. Die moralische Ambivalenz des Protagonisten wird angedeutet, aber nie konsequent ausgelotet – stattdessen gleitet die Geschichte zunehmend ins Absurde ab.
Visuell bleibt ... austauschbar: ein paar staubige Außenaufnahmen, viel dunkles Interieur, kaum Atmosphäre. Die wenigen Versuche, stilistisch zu punkten, wirken bemüht – wie der gesamte Film.
Fazit: ... verschenkt ein spannendes Grundkonzept zugunsten flacher Figuren, träger Inszenierung und schwankender Tonalität. Was als psychologisches Kammerspiel hätte fesseln können, verkommt zu einem belanglosen Thriller ohne Nachhall.
iHostage / NL / 2025
>>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<
IHOSTAGE versucht, ein intensives Geiseldrama auf Grundlage realer Ereignisse zu inszenieren – und scheitert dabei leider an der eigenen Ambition. Was als packendes Kammerspiel im Amsterdamer Apple Store beginnt, verliert sich schon früh in Klischees und blutleeren Figuren.
Regisseur BOBBY BOERMANS bemüht sich sichtlich um Authentizität, doch der Realismus bleibt oberflächlich. SOUFIANE MOUSSOULI als Täter agiert zwischen überzeichnet und eindimensional, während LOES HAVERKORT als Polizistin zwar engagiert spielt, aber an einem Skript scheitert, das sie zur bloßen Stichwortgeberin degradiert. ADMIR ŠEHOVIĆ bringt als zentrale Geisel zwar einen Hauch von Menschlichkeit und Panik in die sterile Situation, doch auch seine Figur bleibt letztlich zu wenig ausgearbeitet, um echte Empathie hervorzurufen.
Das Drama bleibt so stets auf sicherem TV-Niveau, ohne echten Biss oder emotionale Tiefe. Besonders enttäuschend: Die psychologische Dimension des Täters – sein Motiv, seine innere Zerrissenheit – bleibt rudimentär skizziert. Stattdessen wird auf spannungsarme Dialoge und die übliche Polizeitaktik gesetzt, die man so oder ähnlich schon hundertfach gesehen hat. Selbst der Schauplatz – ein moderner Apple Store mitten in Amsterdam – hätte visuell und symbolisch mehr hergegeben, wird aber kaum genutzt.
Was IHOSTAGE rettet, ist die solide Kameraarbeit und das Bemühen um ein halbwegs realistisches Szenario. Doch das reicht nicht, um die dramaturgischen Schwächen und die blassen Charaktere zu kaschieren.
Fazit: IHOSTAGE hätte ein intensiver, klaustrophobischer Thriller sein können – doch das Potenzial bleibt weitgehend ungenutzt. Die Inszenierung ist routiniert, aber spannungsarm, die Figuren funktional statt fesselnd. Am Ende ist der Film so glatt wie der Apple Store, in dem er spielt – und leider genauso kühl.
Steig. Nicht. Aus! (AT: Steig.Nicht.Aus! / Don't. Get. Out!) / DE / 2018
>>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<
STEIG. NICHT. AUS! von CHRISTIAN ALVART ist das deutsche Remake des spanischen Thrillers ANRUFER UNBEKANNT von DANI DE LA TORRE – und steht seinem Vorbild in wenig nach, im Guten wie im Schlechten. Zwar war das Original mit LUIS TOSAR einen Hauch intensiver gespielt und atmosphärisch dichter, doch auch die deutsche Variante setzt auf eine ähnlich stringente Echtzeit-Dramaturgie: Ein Vater sitzt mit seinen Kindern im Auto fest, während eine anonyme Stimme am Telefon droht, eine versteckte Bombe zu zünden, sollte er aussteigen oder die Anweisungen missachten.
WOTAN WILKE MÖHRING überzeugt als überforderter Familienvater im Ausnahmezustand, auch wenn ihm das Drehbuch wenig Raum für echte Entwicklung lässt. Seine Figur bleibt letztlich ein Getriebener, der von einem Punkt zum nächsten hetzt, ohne wirklich zu reflektieren oder zu wachsen. Die emotionale Verbindung zu seinen Kindern, die das Fundament des Thrillers sein sollte, bleibt dabei erstaunlich oberflächlich. HANNAH HERZSPRUNG als Bombenexpertin bringt zwar Kompetenz auf die Leinwand, bleibt aber eine Randfigur, deren Potenzial verschenkt wird.
Spannung entsteht durchaus – aber nur phasenweise. Zu vorhersehbar sind viele Wendungen, zu konstruiert wirken manche Zufälle. Besonders schwer wiegt, dass der Film sich nicht entscheiden kann, ob er atemlose Unterhaltung oder ein sozialkritisches Drama über persönliche Verantwortung und Schuld sein will. So bleibt vieles halbgar. Zudem fällt negativ ins Gewicht, dass der Ton insgesamt nicht sonderlich gut abgemischt ist – Hintergrundgeräusche überlagern teils die Dialoge, und Dynamikunterschiede lassen den Film unnötig unausgewogen wirken.
Fazit: Visuell solide und technisch kompetent inszeniert, leidet der Film letztlich an seinem zu hohen Anspruch, einem Drehbuch voller Genreversatzstücke und einem durchwachsenen Sounddesign. Für einen Abend mit moderater Spannung reicht es – aber mehr leider auch nicht.
When We First Met / US / 2018
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Die romantische Komödie WHEN WE FIRST MET von ARI SANDEL ist ein sympathisches Spiel mit dem „Was wäre wenn?“-Prinzip und setzt ganz auf den Charme von ADAM DEVINE, der als verliebter Verlierertyp Noah zwischen Verzweiflung und Selbstironie pendelt. Der Film bedient sich dabei klassischer Genre-Versatzstücke, mixt sie mit einem Zeitschleifen-Element und liefert eine unterhaltsame, wenn auch nicht sonderlich tiefgründige Liebesgeschichte.
Die Prämisse ist schnell umrissen: Noah erlebt mit Avery (ALEXANDRA DADDARIO) die vermeintlich perfekte Nacht, nur um sich am nächsten Tag in der Friendzone wiederzufinden. Drei Jahre später – Avery verlobt sich gerade mit einem anderen – entdeckt er eine magische Fotoautomat-Zeitmaschine, mit der er die Nacht von damals immer wieder neu erleben kann, in der Hoffnung, diesmal alles „richtig“ zu machen.
Das klingt vertraut – und ist es auch. Wer Filme wie UND TÄGLICH GRÜßT DAS MURMELTIER oder ALLES EINE FRAGE DER ZEIT kennt, wird hier kaum überrascht, aber angenehm unterhalten. ADAM DEVINE gibt alles, um Noahs Reise durch peinliche Fehlversuche und wachsende Selbsterkenntnis komisch wie menschlich glaubhaft zu machen. Auch die Chemie mit ALEXANDRA DADDARIO funktioniert, obwohl ihre Figur eher Projektionsfläche als vollwertiger Charakter bleibt. Überraschend stiehlt jedoch SHELLEY HENNIG als Carries beste Freundin Josie dem Ganzen im letzten Drittel fast ein wenig die Show.
Der Film punktet vor allem durch sein Timing und einen verspielten Umgang mit romantischen Klischees, auch wenn er ihnen letztlich nicht entkommen will – oder kann. Manche Gags zünden besser als andere, einige Wiederholungen wirken eher mechanisch als komisch. Doch WHEN WE FIRST MET bleibt ein gut gelaunter, leichter Film über verpasste Chancen, Reifeprozesse und die Erkenntnis, dass wahre Liebe oft dort wartet, wo man sie nicht gesucht hat.
Fazit: Kein Meilenstein des Genres, aber eine charmante, temporeiche RomCom mit Zeitreise-Twist, die mit Herz, Humor und einem gut aufgelegten ADAM DEVINE solide unterhält.
Eden – Überleben um jeden Preis (OT: Eden) / ES/MY / 2014
>>> mit Vorsicht zu genießen /// enthält möglicherweise Spuren von leichten Spoilern <<<
Mit EDEN – ÜBERLEBEN UM JEDEN PREIS serviert Regisseur SHYAM MADIRAJU einen packenden Survivalthriller, der sich keine Atempause gönnt. In nur knapp 90 Minuten entfaltet sich ein gnadenloser Kampf ums Überleben, der zwar auf bekannten Genrepfaden wandelt, dabei aber erstaunlich schnörkellos und temporeich bleibt.
Die Idee, ausgerechnet eine gefeierte Fußballnationalmannschaft nach einem Flugzeugabsturz auf einer einsamen Insel aufeinander loszulassen, wirkt auf den ersten Blick kurios – funktioniert aber erstaunlich gut. Die Gruppendynamik kippt rasch ins Brutale, doch der Film hält das Tempo hoch und gönnt sich keine Leerlaufmomente.
Besonders erfreulich: Die Darsteller, allen voran NATE PARKER, ETHAN PECK und DIEGO BONETA, holen aus ihren Rollen alles heraus. Auch wenn die Figurenzeichnung spürbar vom Reißbrett stammt – Archetypen statt Charaktere –, überzeugt das Ensemble mit Intensität und Präsenz. Die Konflikte wirken dadurch glaubwürdig, selbst wenn sie dramaturgisch kalkuliert erscheinen.
Visuell punktet ... mit seinem kargen, aber effektiven Inselsetting, das Enge und Bedrohung gekonnt vermittelt. Der reduzierte Score und die unaufdringliche Kameraarbeit lassen Raum für die Dynamik innerhalb der Gruppe.
Fazit: Letztlich ist ... kein tiefenpsychologisches Drama, sondern ein effizient inszenierter Thriller, der seinen Unterhaltungsauftrag mit Bravour erfüllt. Wer kein Problem mit klar gezeichneten Rollenbildern hat und sich auf ein intensives Überlebensspiel einlassen will, bekommt hier schnörkellose Spannung ohne Füllmaterial.
American Killer (OT: The Majorettes / One by One / AT: Highschool Killer) / US / 1986
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Regisseur S. WILLIAM HINZMAN (bekannt als erster Zombie aus DIE NACHT DER LEBENDEN TOTEN) versucht sich hier an einem Low-Budget-Hybriden, der mehr will, als er kann – und letztlich nicht mal weiß, was er überhaupt sein möchte.
Die Handlung überfordert mit wirren Handlungsfetzen. Man fragt sich, ob hier mehrere Drehbuchentwürfe versehentlich gleichzeitig verfilmt wurden. Zuerst setzt der Film auf altbewährte Slasher-Kost: ein maskierter Killer im Tarnanzug meuchelt sich durch eine Gruppe moralisch verkommener Highschool-Majoretten. Nur leider passiert das fast ausschließlich im Off, begleitet von Voyeurismus, Stalking und hektisch geschnittenen Kehlenschnitten.
Zwar punktet der Film stellenweise mit nostalgischem 80er-Jahre-Flair, einer passablen Synchronisation und genretypischer Ausstattung: klischeebeladene Highschool-Teenager, unfreiwilliger Humor, reichlich nackte Haut und musikalisches Dauerdröhnen. Doch das reicht nicht, um die lahme Inszenierung und das nicht enden wollende Gerede über belangloses Zeug zu kompensieren. Die Darsteller bewegen sich irgendwo zwischen Laienspielgruppe und orientierungsloser Freizeittruppe.
Der größte Haken kommt aber erst nach der vermeintlichen Enthüllung des Killers – die tatsächlich überraschend daherkommt. Doch statt das als Höhepunkt zu nutzen, wechselt der Film urplötzlich in einen schlecht getricksten Actionfilm-Modus. Plötzlich gibt’s Explosionen, Kugelhagel und einen Möchtegern-Rambo, der sich durch die Reste des Plots ballert. AMERICAN KILLER mutiert zum Trash-Doppelfeature – nur leider ohne Reiz und ohne Kontrolle.
Fazit: Wer Spaß an hanebüchenem 80er-Jahre-Trash hat, wird hier vielleicht ein paar Lacher finden. Doch selbst im B-Movie-Kosmos ist AMERICAN KILLER eher unterdurchschnittlich. Zwei Gurken zum Preis von einer – leider ohne Nährwert.
The Forsaken – Die Nacht ist gierig (OT: The Forsaken / AT: The Forsaken: Desert Vampires / Desert Vampires / Vampire Hunter / Vampires of the Desert) / US / 2001
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Vampire, Highway, staubige Weiten und ein bisschen Endzeitstimmung – THE FORSAKEN – DIE NACHT IST GIERIG versucht sich als Mischung aus THE LOST BOYS, NEAR DARK – DIE NACHT HAT IHREN PREIS und FROM DUSK TILL DAWN, verpasst es aber, daraus eine wirklich kohärente oder packende Genreerfahrung zu machen. Das Ergebnis ist ein Film, der trotz guter Ansätze irgendwo zwischen stylischem Vampir-Roadmovie und Teeniehorror ins Leere fährt.
Im Zentrum steht Sean (KERR SMITH), der mit einem Mercedes-Oldtimer quer durch die USA fährt, um ihn auszuliefern. Er ist klamm bei Kasse, will seine Schwester zur Hochzeit besuchen und gerät schon früh wider besseres Wissen in einen Albtraum: Er nimmt den mysteriösen Nick (BRENDAN FEHR) als Anhalter mit – ein wortkarger Typ mit düsterer Aura, der sich bald als Vampirjäger entpuppt. Nur: Jagen sieht anders aus – Nick ist vielmehr auf der Flucht vor den Blutsaugern und verfolgt einen ganz persönlichen Plan.
Als die beiden unterwegs Megan (IZABELLA MIKO) aufsammeln – hübsch, hilflos, blutverschmiert – ändert sich die Dynamik erneut. Megan ist infiziert, aber noch nicht vollständig verwandelt. Mit Hilfe eines experimentellen Serums versuchen Sean und Nick, die Inkubationszeit hinauszuzögern. Ab hier wird ... zunehmend zur Parabel auf Krankheit, Verdrängung und Schuld, verpackt in Vampirmythos und Wüstenkulisse.
Die Vampire selbst wirken zunächst bedrohlich: Eine kleine, versiffte Gang, die nachts durch die Einöde zieht und sich tagsüber in Kofferräumen versteckt oder in billigen Motels Unterschlupf sucht.
Die Vampirgruppe wird mehrfach als extrem gefährlich inszeniert – brutal, gnadenlos, übermenschlich schnell –, doch sobald sie mit den Protagonisten konfrontiert wird, scheinen alle Instinkte und Fähigkeiten plötzlich ausgesetzt. Statt gnadenlos zuzuschlagen, agieren sie wie genretypische Bösewichte auf Stand-by, unfähig, eine Situation zu Ende zu bringen. Das wirkt nicht nur unglaubwürdig, sondern nimmt dem Film viel seiner potenziellen Bedrohlichkeit.
Dabei hätte ... durchaus seine Reize. Die Splattereffekte sind ordentlich und ein insgesamt handwerklich solider Body Count sorgen zumindest phasenweise für Schauwerte. Auch die Grundidee, Vampirismus als Infektion zu behandeln, bringt einen interessanten, fast virologischen Blick auf das Thema mit. Dass Nick selbst infiziert ist und sich durch tägliche Injektionen am Übergang zur Untotenexistenz entlanghangelt, gibt dem Film eine zusätzliche existenzielle Note – leider ohne großen Tiefgang.
KERR SMITH bleibt als Protagonist blass, und auch IZABELLA MIKO kriegt kaum mehr zu tun, als nackte Haut zu zeigen und im Rücksitz zu wimmern. BRENDAN FEHR gibt den coolen Vampirjäger glaubhaft, aber seine Figur bleibt seltsam leer. Emotionale Fallhöhe? Fehlanzeige. Dialoge? Zweckmäßig bis cringe. Atmosphäre? Phasenweise vorhanden, aber nie konsequent ausgespielt.
Fazit: Unterm Strich bleibt ... ein Film voller Versprechen, die er nur zur Hälfte einlöst: solider Look, ein paar gelungene Effekte, ein interessantes Setup – aber erzählerisch zu inkonsequent, mit Figuren, die nie wirklich Tiefe entwickeln, und Gegnern, die zwar Zähne zeigen, aber selten zubeißen. Kein Totalausfall, aber eben auch kein Kultfilm.
Abgehört – Trau niemals einem Cop (OT: Sit Ting Fung Wan / AT: Overheard / Qie Ting Feng Yun) / HK/SG/CN / 2009
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FELIX CHONG und ALAN MAK, die kreativen Köpfe hinter der gefeierten Infernal Affairs-Trilogie, liefern mit ABGEHÖRT – TRAU NIEMALS EINEM COP einen soliden, wenn auch nicht überragenden Thriller ab, der sich vor allem durch moralische Ambivalenz und technische Raffinesse auszeichnet.
Im Zentrum steht ein Trio von Überwachungsspezialisten, das mit Hightech-Equipment und kühlem Kalkül einem Finanzverbrechen auf die Spur kommen soll – und dabei selbst in Versuchung gerät, das Spiel der Gier mitzuspielen. Die Prämisse ist stark und spielt geschickt mit dem Thema Machtmissbrauch durch jene, die eigentlich für Recht und Ordnung sorgen sollen.
Die Stärke des Films liegt eindeutig in seinem ersten Akt: Die ruhige, fast sterile Atmosphäre des Observierungsalltags wird mit viel Gespür für Spannung inszeniert. Auch die Dynamik im Trio Gene (LOUIS KOO), Johnny (CHING WAN LAU) und Max (DANIEL WU) funktioniert zunächst gut – vor allem, weil die Darsteller ihren Figuren eine gewisse Ambivalenz verleihen.
Doch leider verliert sich der Film nach der moralischen Weichenstellung etwas in konventionellen Thriller-Bahnen. Die Handlung bleibt zwar interessant, wird aber zunehmend vorhersehbar. Einige Nebenfiguren bleiben blass, und die emotionale Fallhöhe, die das zentrale Dilemma eigentlich verdient hätte, wird nie ganz erreicht. Zudem wirkt der Übergang von stiller Beobachtung zu dramatischer Eskalation etwas forciert.
Was ... dennoch sehenswert macht, ist die souveräne Inszenierung, die elegant zwischen Coolness und Suspense pendelt. Die stilvolle Kameraarbeit und das durchdachte Sounddesign unterstreichen die Thematik der allgegenwärtigen Überwachung auf effektive Weise.
Fazit: Spannender, aber nicht unbedingt unvergesslicher Thriller – mehr smartes Genrehandwerk als großer Wurf. Wer Hongkongs Cop-Kino mag, wird trotzdem auf seine Kosten kommen.
Dark Justice – Du entscheidest! (OT: Justice Dot Net / Dark Justice / Justice sur le Net) / LU/CA/IE / 2018
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Was wäre, wenn Gerechtigkeit nicht mehr in den Händen von Gerichten, sondern von Hacktivisten läge? DARK JUSTICE – DU ENTSCHEIDEST! von POL CRUCHTEN wirft genau diese Frage auf – und liefert dabei einen moralisch aufgeladenen Thriller, der trotz erzählerischer Schwächen nicht uninteressant bleibt.
Im Zentrum steht Jake De Long (MARTIN MCCANN), ein junger Hacker, der sich mit einer kleinen Gruppe Gleichgesinnter zum digitalen Rächer erhebt. Vier Kriminelle, deren Verbrechen in den Augen der Gesellschaft ungesühnt geblieben sind, werden entführt, vor laufender Kamera bloßgestellt und gezwungen, ihre Taten zu gestehen. Die Zuschauer*innen sollen online abstimmen: Leben oder Tod? Doch was als kompromisslose Gerechtigkeitsaktion beginnt, gerät zunehmend außer Kontrolle – das Team zerfällt, Zweifel schleichen sich ein, und die Grenzen zwischen Idealismus und Fanatismus verschwimmen.
Die Prämisse ist hochaktuell und lädt zu ethischen Diskussionen ein – über Vigilantismus, digitale Öffentlichkeit und die Ohnmacht staatlicher Institutionen. POL CRUCHTEN inszeniert diese Themen mit Ambition, doch die Umsetzung bleibt stellenweise zu steif und betulich. Besonders die Dialoge wirken oft bemüht und konstruiert, während die Figuren erstaunlich blass bleiben. MARTIN MCCANN spielt solide, doch sein Jake bleibt letztlich eher Idee als greifbare Figur.
Stilistisch setzt der Film auf eine kühle, fast sterile Bildsprache, die gut zur Thematik passt. Der Look erinnert an düstere Technothriller mit Überwachungsthematik, und die moralische Ambivalenz durchzieht die Atmosphäre konsequent. Trotzdem fehlt es DARK JUSTICE – DU ENTSCHEIDEST? über weite Strecken an erzählerischem Drive: Der Spannungsaufbau ist schleppend, manche Wendung vorhersehbar, und die moralischen Monologe reißen eher aus der Geschichte heraus, als sie sie zu vertiefen.
Fazit: DARK JUSTICE – DU ENTSCHEIDEST! punktet mit einer brisanten Prämisse und regt zu ethischen Überlegungen über Gerechtigkeit, Öffentlichkeit und digitale Macht an. Zwar bleibt die Inszenierung erzählerisch durchwachsen und die Figurenzeichnung oberflächlich, doch die Atmosphäre und das moralische Dilemma halten das Interesse aufrecht. Der Film ist kein Hochkaräter, aber definitiv mehr als bloßes Mittelmaß – ein solider, leicht überdurchschnittlicher Thriller, der zum Nachdenken anregt, auch wenn er sein volles Potenzial nicht ausschöpft.
Die Fratze (OT: Fright / AT: Die Fratze – Ein Alptraum des Grauens / Die Nacht des kalten Grauens / Fright – Die Fratze / Night Legs / The Baby Minder / I'm Alone and I'm Scared) / GB / 1971
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Zwar wird DIE FRATZE gelegentlich als früher Vertreter des „Babysitter-in-Gefahr“-Subgenres bezeichnet und teilt sich gewisse narrative Grundzüge mit späteren Filmen wie HALLOWEEN – DIE NACHT DES GRAUENS oder DAS GRAUEN KOMMT UM ZEHN. Inhaltlich nähert er sich jedoch stärker dem Home-Invasion-Territorium an – mit psychosexuellen Untertönen und einer angedeuteten Vergewaltigung, die auch eine Einordnung in das Rape-&-Revenge-Umfeld zumindest streift. Doch was hier vielleicht einst als innovativ galt, wirkt heute vor allem eines: altbacken, angestaubt und erschreckend zäh.
Die Erzählgeschwindigkeit zieht sich betulich dahin wie eine Schnecke auf Valium – ambitioniert, aber vollkommen ermattet. Spannung baut sich kaum auf, und was als psychologischer Terror geplant war, endet als Geduldsspiel für das Publikum. Die Ereignisse plätschern ohne echten Drive dahin, und wenn dann endlich etwas passiert, ist es so vorhersehbar, dass man es schon drei Meilen gegen den Wind riecht – und das selbst mit verstopfter Nase.
Die Figurenzeichnung? Kaum vorhanden. Protagonistin Amanda (SUSAN GEORGE) bleibt so blass, dass man fast Sorge hat, sie könnte gleich mit der Tapete verschmelzen. Auch der vermeintlich bedrohliche Ex-Mann Brian (IAN BANNEN) versinkt im Klischee des irren Entflohenen, ohne auch nur einen Funken psychologischer Tiefe zu bieten. Was dazumal noch halbwegs unverbraucht gewirkt haben mag, erscheint heutzutage steif, durchschaubar und bar jeder Raffinesse.
Dass das Schauspiel unterdurchschnittlich ist, macht die Sache nicht besser. Vor allem SUSAN GEORGE wirkt, als sei sie nur versehentlich am Set erschienen. Ihre Reaktionen schwanken zwischen ausdruckslos und hysterisch – leider ohne jedes Gespür für Timing oder Nuance. Auch HONOR BLACKMAN hat sichtlich Mühe, aus dem flachen Skript irgendetwas Relevantes herauszukitzeln. Die Dialoge wirken derweil gestelzt und unecht, als hätte jemand vergessen, dass Menschen in Filmen keine Bedienungsanleitungen vorlesen.
DIE FRATZE hat vielleicht historischen Wert als Genresteinchen im Mosaik des Horrorkinos. Doch wer heute einen unterhaltsamen Schocker erwartet, wird herb enttäuscht. Statt Gänsehaut gibt es hier nur Augenrollen – und das nicht aus Angst, sondern aus Langeweile.
Fazit: Ein Horrorfilm ohne Biss, ohne Substanz und ohne echte Emotionen. Die einzige Fratze, vor der man hier Angst haben muss, ist die des gepflegten Desinteresses.
Wolf Man (AT: Wolfman) / US/NZ/IE / 2025
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Nach DER UNSICHTBARE nimmt sich LEIGH WHANNELL mit WOLF MAN erneut einen Klassiker der Universal Monsters Collection vor, um ihn ins Hier und Jetzt zu holen. Doch wo man sich frischen Schrecken, packende Atmosphäre oder eine neue Perspektive auf den Werwolf-Mythos erhoffen könnte, bleibt der Film erstaunlich leblos – ein braves Reboot ohne Biss.
CHRISTOPHER ABBOTT gibt den versehentlich gebissenen Familienvater Blake, der sich zusehends in ein reißendes Tier verwandelt. JULIA GARNER spielt seine Ehefrau Charlotte, die zwischen Misstrauen, Angst und Loyalität schwankt. Doch trotz prinzipiell fähiger Darsteller bleibt deren Figurenzeichnung erschreckend blass. Blake und Charlotte wirken farblos und schematisch, während ihre Tochter Ginger (MATILDA FIRTH) kaum Gelegenheit bekommt, überhaupt eine Verbindung zum Publikum aufzubauen. Es fehlen emotionale Anker, die die Figuren greifbar machen könnten – der Film verweigert sich bewusst jeder Nähe.
Dabei hätte WOLF MAN durchaus das Potenzial gehabt, mehr zu sein als ein konventioneller Werwolf-Schocker. Denn unter der Oberfläche blitzt gelegentlich ein interessantes Thema auf: die Angst, als Elternteil zu versagen – aus der eigenen Geschichte heraus. Blake wird zur Gefahr für seine Familie, ein Spiegelbild jener dunklen Impulse, die viele aus ihrer Kindheit kennen: Gewalt, Kälte, emotionale Vernachlässigung. Die Verwandlung zum Monster ließe sich als Metapher für ein vererbtes Trauma lesen – die Furcht, dem eigenen Kind ungewollt Schmerz zuzufügen, es zu verängstigen oder es nicht genug zu lieben, nicht ausreichend zu beschützen. Doch WOLF MAN lässt diese Ebene ungenutzt liegen. Was wie ein starkes psychologisches Motiv beginnt, wird nie wirklich weitergedacht.
LEIGH WHANNELL inszeniert das Ganze erstaunlich konventionell, ja fast bieder. Statt einer originellen Handschrift gibt es Schema F – Vorhersehbarkeit inklusive. Die Transformationen sind handwerklich solide, teilweise auch durchaus körperlich unangenehm inszeniert, doch der versuchte Body Horror bleibt harmlos und unentschlossen. Als wolle man schockieren, aber niemanden wirklich verstören. Statt packender Monster-Action oder subtiler Spannung bekommt man ein Familiendrama mit zu viel Gerede und zu wenig Wirkung.
Die Wolfsmenschen selbst durchlaufen langsame, schleichende Verwandlungen, die mehr unfreiwillige Komik als Schrecken erzeugen. In diesen Zwischenphasen wirken sie mit vereinzeltem Fellwuchs, übergroßen Zähnen und animalischem Keuchen eher wie Karikaturen ihrer selbst – weder beängstigend noch überzeugend. Der eigentliche Horror der Metamorphose, der in besseren Werwolf-Filmen zum eindrücklichen Moment körperlicher Zerrissenheit wird, verkommt hier zur bizarr entschleunigten Maskerade.
Hinzu kommen inszenatorische Entscheidungen, die statt Spannung eher Stirnrunzeln hervorrufen: Türen werden verbarrikadiert, während Fenster und andere offensichtliche Schwachstellen unbeachtet bleiben. So lässt sich keine glaubhafte Bedrohungslage aufbauen – jede potenzielle Gefahr wird durch die eigene Inszenierung entkräftet. Was als angespannte Belagerungssituation gemeint ist, wirkt wie ein halbgares Planspiel ohne Konsequenz.
Fazit:.WOLF MAN ist weder bissig noch bewegend. Trotz ordentlicher Optik, vereinzelten Body-Horror-Momenten und einem angedeuteten psychologischen Unterbau bleibt der Film dramaturgisch kraftlos und emotional leer. Die Motive rund um elterliche Ängste und weitergegebene Traumata blitzen kurz auf, werden aber schnell wieder unter dem Deckel aus Belanglosigkeit erstickt. Statt klugem Schrecken gibt es müden Standard.
Buddy Games (AT: The Buddy Games) / US / 2019
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Was als testosterongeladene Komödien-Gaudi daherkommen will, endet in einer Parade aus Plattitüden, Fremdscham und erschreckender Einfallslosigkeit. BUDDY GAMES, das Regiedebüt von JOSH DUHAMEL, wirkt wie ein Relikt aus einer Zeit, in der „Bros before hoes“-Mentalität noch als cool galt und männliche Reife mit dem Konsum von Bier und der Bereitschaft zu Schmerztests verwechselt wurde.
Die Grundidee ist denkbar simpel: Eine Clique von Freunden (u. a. DAX SHEPARD und KEVIN DILLON) trifft sich, um sich mit kindischen, teils gefährlichen Wettkämpfen selbst zu beweisen und ihre Freundschaft zu „reparieren“. Was nach einem spaßigen Mix aus HANGOVER und JACKASS klingen mag, entpuppt sich rasch als pubertäre Nabelschau, die weder inszenatorisch noch dramaturgisch etwas zu sagen hat. Statt echter Charakterentwicklung gibt’s abgedroschene Sprüche, überzeichnete Prollfiguren und peinliche Körperflüssigkeitengags im Minutentakt.
JOSH DUHAMEL übernimmt nicht nur die Regie, sondern auch Hauptrolle, Drehbuch und Produktion – und leider merkt man dem Film diese One-Man-Show an: Selbstverliebte Inszenierung, Nullreflexion und ein Humorverständnis, das selbst im Jahr 2005 altbacken gewirkt hätte. Dass mit WWE-Star Sheamus (STEPHEN FARRELLY) sogar noch Muskelmasse rekrutiert wurde, ändert nichts daran, dass BUDDY GAMES zwar laut ist, aber nie wirklich lustig.
Fazit: BUDDY GAMES ist ein filmgewordener Jägermeisterabend – lärmend, unangenehm und am nächsten Tag bereut man, überhaupt dabei gewesen zu sein. Für Fans von peinlichen Männerphantasien und abgestandenen Kalauerpartys.
Picking Up the Pieces (OT: Bloodsucking Pharaohs in Pittsburgh) / US / 1991
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Was wie ein trashiges Kleinod klingt – und vielleicht auch sein möchte – entpuppt sich als ein konfuses Sammelsurium aus Splatter, Klamauk und Pseudo-Ägyptologie: Regisseur DEAN TSCHETTER versucht sich an einer Horrorkomödie, scheitert aber an der eigenen Überambition.
Der Plot ist hanebüchen, aber immerhin konsequent absurd: Ein Serienkiller geht in Pittsburgh um, hat es auf Prostituierte abgesehen und entfernt ihnen Körperteile – alles mit einem Hauch altägyptischer Symbolik. Zwei abgehalfterte Cops, unterstützt von der Tochter eines verschwundenen Kollegen, machen sich daran, den bizarren Fall zu lösen. Der Weg führt in ein „ägyptisches Viertel“ der Stadt, wo der Killer angeblich bereits auf sie wartet.
Die Geschichte erinnert frappierend an BLOOD FEAST (1963) von HERSCHELL GORDON LEWIS – dem berüchtigten Urvater des Splatterfilms. Auch dort mordet ein fanatischer Killer im Namen ägyptischer Gottheiten und sammelt Körperteile für ein Ritual. Doch während BLOOD FEAST seine makabere Story mit naivem Ernst und handgemachtem Gore inszenierte – und dadurch heute trashigen Kultstatus genießt – versucht ..., das Ganze ins Parodistische zu ziehen. Der Versuch, Satire und Slapstick mit Splatter zu vermengen, geht jedoch selten auf.
Die Gags wirken selten pointiert, oft einfach nur flach. Die Gewalt ist zwar blutig, aber weder kreativ noch bizarr genug, um wirklich zu schockieren oder echten Trash-Spaß zu erzeugen. Die praktischen Effekte wirken billig – und das nicht immer auf charmante Weise. Ein paar groteske Ideen blitzen auf, aber sie werden meist im Keim erstickt von einem Drehbuch, das lieber auf Witzchen über ägyptische Fetische setzt als auf echten Irrsinn.
Schauspielerisch bewegt man sich auf solidem Amateurtheater-Niveau. JAKE DENGEL und JOE SHARKEY geben sich zwar Mühe, wirken aber in einem Script gefangen, das weder Timing noch Tiefgang kennt. Der Score ist beliebig, die Inszenierung oftmals holprig – ein paar absurde Practical Effects sind die wenigen Highlights in einer ansonsten erstaunlich langatmigen Produktion.
Fazit: ... ist ein Film, der BLOOD FEAST gesehen hat und dachte: „Das können wir auch – aber lustiger!“ Das Ergebnis ist ein überdrehter, aber wenig treffsicherer Versuch, dem Trashfilm-Genre eine Meta-Ebene zu verpassen. Für Fans des schlechten Geschmacks ist vielleicht ein Funke Unterhaltung drin – alle anderen werden sich fragen, was zur Hölle sie da gerade gesehen haben.
Nameless – Total Terminator (OT: Timebomb / AT: Nameless / Time Bomb / Timebomber / Total Terminator) / US / 1991
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... ist ein Film aus der Videothekenära der frühen Neunziger, inszeniert von AVI NESHER, mit MICHAEL BIEHN in der Hauptrolle – einem Schauspieler, der zu dieser Zeit für kantige Helden mit gebrochener Seele stand. Und genau das will dieser Film auch liefern: einen explosiven Mix aus Identitätskrise, Regierungsverschwörung und bleihaltiger Action. Leider bleibt vieles davon Stückwerk.
Die Prämisse ist zwar bekannt, hat aber Potenzial: Der unauffällige Uhrmacher Eddy (MICHAEL BIEHN) lebt ein beschauliches Leben, bis Flashbacks und Kampfreflexe ihm offenbaren, dass er einst als Killermaschine der CIA programmiert wurde. Statt daraus eine dichte, paranoide Geschichte zu spinnen, setzt der Film auf eine ruppige Hetzjagd, bei der der Zuschauer oft genauso verwirrt ist wie der Protagonist.
MICHAEL BIEHN stemmt seine Rolle mit der gewohnten Intensität, kann aber das hölzerne Drehbuch und die dünne Charakterzeichnung kaum kaschieren. PATSY KENSIT bleibt als weibliche Nebenfigur leider unterfordert – ihr Part beschränkt sich weitgehend auf die Funktion der Fluchthelferin und Stichwortgeberin.
Regisseur AVI NESHER bemüht sich um stilisierte Gewalt und düstere Stimmung, doch inszenatorisch wirkt vieles wie aus einem besseren Fernsehfilm. Die Action ist handgemacht und gelegentlich effektiv, aber ohne echtes Gespür für Tempo oder Dramaturgie. Auch die musikalische Untermalung klingt generisch – der Score wirkt wie ein Relikt aus einem Synthesizer-Restposten der 80er.
Was ... dennoch vor völliger Belanglosigkeit rettet, ist seine ruppige Direktheit und die fast schon charmant naive Ernsthaftigkeit, mit der er sein Thema behandelt. Fans von B-Action aus der VHS-Ära könnten daran ihre nostalgische Freude haben – alle anderen werden sich eher über das verschenkte Potenzial ärgern.
Fazit: ... will ein paranoider Thriller mit knallharter Action sein, wirkt aber oft wie ein zweitklassiger Geheimagenten-Verschnitt mit schwacher Inszenierung. Ein Film für Liebhaber des Trash-Charmes – alle anderen sollten sich besser woanders die Zeit vertreiben.
Raptor – Überleben steht nicht zur Debatte... (OT: Raptor / AT: Jurassic Raptor / Earthshaker) / US / 2001
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Mit ... versucht sich Trash-Altmeister JIM WYNORSKI – gemeinsam mit Co-Regisseur JOHN BLUSH – an einem prähistorischen Action-Horrorfilm – und liefert genau das, was man von einer B-Produktion dieses Kalibers erwarten darf: schummriges Licht, schauspielerische Mittelklasse und Dinos, die man möglichst selten vollständig zeigen sollte.
Der Film ist inoffiziell als Fortsetzung der Carnosaurus-Trilogie (1993–1996) zu betrachten und recycelt großzügig Material eben jener Reihe – inklusive der wenig überzeugenden Raptor-Effekte, die hier erneut in Zeitlupe durch Gänge tappen oder aus dem Schatten hüpfen dürfen. Produziert wurde Raptor wie auch die Carnosaurus-Filme von B-Movie-Legende ROGER CORMAN, der dafür bekannt ist, aus minimalen Budgets maximalen Ausschuss mit gelegentlichem Kultwert zu machen.
Die Geschichte ist klassischer Direct-to-Video-Stoff: Eine Kleinstadt wird von rätselhaften Morden erschüttert, Sheriff Jim Tanner (ERIC ROBERTS) findet bald heraus, dass es sich um genetisch gezüchtete Dinosaurier handelt – natürlich erschaffen vom gewissenlosen Wissenschaftler Dr. Frank Hyde (CORBIN BERNSEN). Unterstützung kommt vom Militär, aber wie es im Genre üblich ist, laufen alle sehenden Auges ins Verderben.
Der Film nimmt sich selbst erfreulicherweise nie zu ernst und funktioniert gerade deshalb recht passabel. Klar, die Dialoge sind oft hölzern, die Effekte altbacken, und das Drehbuch hangelt sich von Klischee zu Klischee – doch der Film weiß um seine Trash-Wurzeln. Wer mit einem gewissen Augenzwinkern schaut, findet hier kurzweilige Unterhaltung mit dem Charme früherer Monsterstreifen.
ERIC ROBERTS wirkt zwar, als wäre er nur wegen des Gehaltschecks anwesend, hält den Film aber überraschend souverän zusammen. Die Raptoren selbst bleiben durch das extensive Stock Footage und schlechte Compositing-Effekte allerdings weitgehend zahme Gummimonster. Auch Spannung will selten aufkommen – zu vorhersehbar und beliebig ist der Plotverlauf.
Fazit: Wer ein cineastisches Fossil im besten Sinne sucht, wird bei ... fündig. Zwar rumpeln die Gummisaurier mehr, als dass sie schrecken, und das meiste hat man so oder ähnlich schon gesehen – aber gerade dieser schamlose Mix aus Recyclings, Absurdität und Altlasten hat seinen ganz eigenen Reiz. Für Fans von Corman-Trash, VHS-Nostalgikern und Dino-Schrottfetischisten durchaus ein charmant-schlechter Dino-Trash mit Nostalgie-Bonus, Carnosaur-Genmaterial und Videotheken-Flair.
To Catch a Virgin Ghost (OT: Sisily 2km) / KR / 2004
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Mit ... liefert Regisseur JEONG-WON SHIN eine groteske Mischung aus Geisterfilm, Gangsterkomödie und schwarzer Farce ab, die sich nicht darum schert, ob sie einem Genre gerecht wird – sondern lieber alles gleichzeitig versucht. Das Ergebnis ist eine schrille, seltsam charmante Genre-Entgleisung, irgendwo zwischen SHAUN OF THE DEAD und südkoreanischem Dorftheater.
Die Ausgangslage: Ein Gangster landet nach einem Zwischenfall mitsamt gestohlenen Diamanten in einem abgelegenen Kaff, in dem mehr faul ist als nur das Gemüse auf dem Markt. Die Dorfbewohner sind verschroben, verschlagen und alles andere als unschuldig. Als sich herumspricht, dass mit dem Toten Edelsteine vergraben wurden, bricht ein gieriger Kleinkrieg aus – unterbrochen von gelegentlichem Geisterspuk, aufdringlicher Musik und einer Geisterbraut, die etwas dagegen hat, dass in ihrem Revier geplündert wird.
Der Humor ist oft derb, die Schocks meist kalkuliert albern, und die Inszenierung pendelt bewusst zwischen Gruselästhetik und groteskem Klamauk. Visuell punktet der Film mit einem gewissen Retro-Charme, billigen CGI-Effekten und schrillen Masken, die eher aus einer Halloween-Party als einem ernsthaften Horrorset stammen könnten. Doch genau dieser krude Mix macht den Reiz aus – sofern man sich auf die absurde Tonalität einlässt.
Was ... fehlt, ist eine straffere Regie und ein klareres Gefühl für Tempo. Der Film verliert sich streckenweise in überlangen Dialogen und wiederholt einige seiner absurden Pointen zu oft. Auch die Figurenzeichnung bleibt klischeehaft – man darf hier keine echte Charakterentwicklung erwarten, sondern muss mit Karikaturen Vorlieb nehmen.
Fazit: Der Film unterhält – gerade, weil er sich so konsequent gegen Konventionen stemmt. Wer Lust auf ein koreanisches Kuriosum hat, das mehr Laune als Logik versprüht, wird an diesem Mix aus Splatter, Slapstick und Spuk durchaus seinen Spaß haben. Kein Meilenstein des Horrors, aber eine angenehm schräge Geisterkomödie mit Biss, Blut und Bauernschläue.
Yes Day / US / 2021
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Einmal im Leben nur Ja sagen – das ist das Konzept von YES DAY, einer Familienkomödie von MIGUEL ARTETA, in der JENNIFER GARNER und ÉDGAR RAMÍREZ als überforderte Eltern ihrem Nachwuchs einen ganzen Tag voller Erfüllung aller Wünsche versprechen. Was folgt, ist erwartbares Chaos in der Vorstadt mit Slapstickmomenten, Bonbonfarben und moralischem Lerneffekt.
Die Idee stammt aus dem gleichnamigen Kinderbuch von AMY KROUSE ROSENTHAL und TOM LICHTENHELD und bringt durchaus Potenzial für anarchischen Familienspaß mit. Doch was auf dem Papier nach einer durchgedrehten Eskapade klingt, bleibt im Film seltsam zahm. Das Drehbuch von JUSTIN MALEN hangelt sich von einer harmlosen Eskapade zur nächsten, ohne jemals echten Mut zur Albernheit oder emotionalen Tiefe zu entwickeln. Stattdessen gibt es Seifenschlachten, Freizeitpark-Momente und ein paar pseudopädagogische Lektionen darüber, wie man als Eltern eben auch mal locker lassen muss.
JENNIFER GARNER bemüht sich redlich, der Figur der gestressten Mutter eine gewisse Wärme und Energie zu verleihen, bleibt aber durch das formelhafte Skript auf brave Reaktionen und „Mom-Mode“ reduziert. ÉDGAR RAMÍREZ wirkt in der Vaterrolle fast fehlbesetzt – charmant, aber seltsam unterfordert. Die Kinder (u.a. JENNA ORTEGA als rebellierende Teenager-Tochter) schlagen sich gut, doch auch sie dürfen selten über Klischees hinauswachsen.
Das größte Problem von YES DAY ist seine Unentschlossenheit: Der Film will witzig sein, ist aber meist nur nett. Er will wild sein, bleibt aber kontrolliert. Und er will eine Botschaft vermitteln, wirkt dabei aber eher wie ein gesponserter Clip aus dem Erziehungsratgeber-Regal.
Fazit: Unterm Strich ist YES DAY ein harmloses Stück Familienunterhaltung, das kaum weh tut, aber eben auch kaum nachhallt. Für einen verregneten Nachmittag mit kleineren Kindern mag der Film taugen – wer sich allerdings ein originelles Gag-Feuerwerk à la Der JA-SAGER (2008) erhofft, wird enttäuscht.
Superhero Movie / US / 2008
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Wer mit Parodien à la SCARY MOVIE oder DIE NACKTE KANONE etwas anfangen kann, dürfte auch bei SUPERHERO MOVIE auf seine Kosten kommen – sofern man seine Erwartungen im Zaum hält. Der Film von CRAIG MAZIN ist kein feingeistiger Kommentar auf das Superheldengenre, sondern ein wilder, alberner und hemmungslos infantiler Ritt durch die Popkultur der 2000er.
Im Zentrum steht Rick Riker, gespielt von DRAKE BELL, der nach dem Biss einer genmanipulierten Libelle zum maskierten Möchtegern-Superhelden „Dragonfly“ wird – ein direkter Seitenhieb auf Spider-Man von SAM RAIMI. Der Humor ist derb, die Pointen schlagen mit der groben Kelle ein, und Logik wird großzügig dem Slapstick geopfert. Aber genau darin liegt der Reiz: SUPERHERO MOVIE ist sich seiner Dämlichkeit vollkommen bewusst und feiert sie mit Hingabe.
Zugegeben, nicht jeder Gag zündet, und einige Witze wirken selbst für eine Parodie reichlich abgestanden oder schlicht geschmacklos. Doch es gibt auch herrlich absurde Szenen, clevere Seitenhiebe auf das Superheldenkino und einen herrlich überdrehten LESLIE NIELSEN als Ricks schrägen Onkel Albert. SARA PAXTON als Love Interest bringt den nötigen Hauch Highschool-Romcom-Flair in die Chose, ohne sich dabei zu ernst zu nehmen.
Was SUPERHERO MOVIE von vielen anderen Genre-Parodien unterscheidet, ist sein erstaunlich stimmiger Fluss: Trotz aller Sketche und Gag-Einschübe bleibt eine rudimentäre, aber nachvollziehbare Story erkennbar. CRAIG MAZIN versteht immerhin das Handwerk des Drehbuchschreibens, und das macht sich bemerkbar – selbst im Irrsinn.
Fazit: Viel Klamauk, wenig Subtilität, aber reichlich Spaß: SUPERHERO MOVIE ist ein gelungener, wenn auch nicht durchweg treffsicherer Seitenhieb auf das Superheldengenre, der genau das liefert, was er verspricht – hemmungslose Albernheit mit Augenzwinkern. Wer Trash mit Tempo mag, liegt hier nicht ganz falsch.
Wie schreibt man Liebe? (OT: The Rewrite / AT: The Reluctant Professor / How to Write Love) / US / 2014
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... markiert eine weitere Zusammenarbeit zwischen Regisseur MARC LAWRENCE und HUGH GRANT (EIN CHEF ZUM VERLIEBEN, MITTEN INS HERZ – EIN SONG FÜR DICH, HABEN SIE DAS VON DEN MORGANS GEHÖRT?) – und fühlt sich dabei leider auch so an. Allzu vertraut, allzu formelhaft schleppt sich diese romantische Komödie von einem müden Gag zum nächsten, ohne je wirklich Schwung zu gewinnen.
HUGH GRANT gibt erneut den charmant-zynischen Briten, hier in Gestalt des Drehbuchautors Keith Michaels, der seinen Glanz längst verloren hat und nun gezwungenermaßen an einem College unterrichtet. Der Film bemüht sich redlich, aus dieser Konstellation eine Feel-Good-Geschichte über zweite Chancen und unerwartete Liebe zu stricken – scheitert aber oft an seinem eigenen Zynismus. Dass Keith seine Studentinnen vor der Einschreibung nach ihrem Aussehen selektiert, wird fast augenzwinkernd präsentiert, als wäre es bloß ein Spleen Das wirkt nicht nur zur Entstehungszeit aus der Zeit gefallen, sondern schlicht unangenehm.
MARISA TOMEI als Holly ist das leise Highlight des Films. Ihre Figur bringt Wärme und Erdung in eine Handlung, die sonst viel zu sehr auf routinierte Selbstgefälligkeit setzt. Leider kann selbst ihre sympathische Präsenz nicht über das lahme Drehbuch hinwegtäuschen, das seine Figuren eher wie Schablonen behandelt denn wie Menschen.
Dass ... nie wirklich abstürzt, liegt vor allem am gewohnten Timing von HUGH GRANT und einigen charmanten Dialogen – aber das reicht nicht, um aus der müden Mischung etwas wirklich Sehenswertes zu machen. Was als melancholische Komödie über Neuanfänge gedacht ist, bleibt letztlich ein uninspirierter Aufguss alter Erfolge.
Fazit: Altbekannte Zutaten, lauwarm serviert. HUGH GRANT spielt HUGH GRANT, MARISA TOMEI ist verschenkt, und das Drehbuch schreibt sich quasi von selbst – leider ohne große Ideen oder Überraschungen. Ein Film, der weder weh tut noch lange im Gedächtnis bleibt.
The Good Things Devils Do – Willkommen zur Blutnacht (OT: The Good Things Devils Do) / US / 2020
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Manche Filme leben von ihrer Trashigkeit. Andere gehen in ihr kläglich unter. THE GOOD THINGS DEVILS DO – WILLKOMMEN ZUR BLUTNACHT, das Regiedebüt von JESS NORVISGAARD, versucht sich an einem nostalgischen 80er-Horror-Stil mit Vampiren, Halloween-Setting und ein bisschen Splatter. Heraus kommt dabei leider kein charmantes B-Movie, sondern ein konfuser Mischmasch aus unmotivierten Ideen, klischeehaften Figuren und handwerklicher Schlamperei.
Die Prämisse klingt noch nach solidem Partyfutter: Ein Gruselfanatiker holt sich eine Vampirkönigin ins Haus, Gangster geraten zur falschen Zeit am falschen Ort in die Szenerie, und blutige Auseinandersetzungen sind vorprogrammiert. Doch was auf dem Papier wie ein spaßiger Genremix daherkommt, entpuppt sich als holpriger Totentanz. Das Drehbuch ist ein Flickenteppich, in dem keine der vielen Figuren ausreichend gezeichnet wird, geschweige denn irgendeinen sympathischen Nerv trifft. Stattdessen wird unkoordiniert zwischen Handlungssträngen und Tonlagen hin- und hergewechselt: mal Slapstick, mal Grindhouse-Gore, mal dumpfer Gangsterfilm.
Dass Darsteller wie BILL OBERST JR. oder Genreikone LINNEA QUIGLEY mitspielen, rettet hier leider gar nichts. Ihre Rollen sind derart platt geschrieben, dass selbst ihr aufblitzendes Charisma verpufft. Und KANE HODDER? Wird als vermeintlicher Hauptdarsteller vermarktet, ist aber schneller aus dem Film raus, als man „Jason Voorhees“ sagen kann – Etikettenschwindel deluxe.
Zugegeben, einige handgemachte Effekte wirken mit viel gutem Willen charmant, und die Synthieklänge bemühen sich, Retroflair zu erzeugen. Aber das alles verpufft in einer inszenatorischen Leere, die weder Spannung noch Atmosphäre erzeugt. Die Kameraarbeit wirkt planlos, der Schnitt ist grob wie ein Fleischerbeil, und die deutsche Tonspur ist ein akustisches Trauerspiel: hölzerne Synchronstimmen, schlechte Abmischung, nerviger Lautstärkepegel.
Vielleicht hätte man dem Film mit ein bisschen mehr Selbstironie, weniger Figurenballast und einer klareren stilistischen Linie verzeihen können, dass er billig und vorhersehbar ist. Doch so bleibt ... nichts weiter als ein austauschbares Halloween-DVD-Füllmaterial, das nicht einmal für Trashliebhaber echten Reiz bietet.
Fazit: Zäh, ideenarm und schlecht umgesetzt. Wer sich an Vampirhorror im B-Movie-Gewand erfreuen will, greift lieber zu anderen Titeln. Dieser Film gehört eher in den Sarg als auf den Bildschirm.
8 Rue de l’Humanité (AT: 8 Humanity Street / Huit Rue de l'Humanité / Stuck Together) / FR / 2021
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Mit 8 RUE DE L'HUMANITÉ liefert DANY BOON eine Pandemie-Komödie, die den Lockdown-Alltag einer Pariser Hausgemeinschaft in den Mittelpunkt stellt. Was als zeitgeistige Momentaufnahme gedacht war, wirkt leider oft wie eine lose Sketchparade, der es an Biss, Tiefe und Stringenz fehlt.
Sieben Haushalte, ein Wohnhaus, unzählige Neurosen: Vom Verschwörungstheoretiker über das übermotivierte Fitnesspaar bis zum frustrierten Künstler – das Figurenarsenal ist bunt und klischeehaft. DANY BOON setzt auf breite Typenkomik und groteske Überzeichnungen, doch viele Gags zünden nicht. Was vermutlich als satirischer Blick auf den Ausnahmezustand gedacht war, bleibt zu oft an der Oberfläche oder verrennt sich in überzogene Albernheiten.
Die Ensembleleistung ist solide, und einige Episoden bringen durchaus Charme mit – etwa wenn sich zwischen den Nachbarn trotz aller Unterschiede unerwartete Solidarität regt. Doch gerade weil das Thema so nah an der Realität vieler Zuschauer:innen liegt, hätte man sich etwas mehr Mut zur Reflexion oder wenigstens ein paar treffsichere Pointen gewünscht. Stattdessen herrscht oft das Gefühl vor, einem ausgedehnten Kabarettprogramm mit wechselnder Trefferquote beizuwohnen.
Fazit: 8 RUE DE L'HUMANITÉ ist letztlich eine gut gemeinte, aber zahnlose Lockdown-Komödie, die mit ihrer Sketch-Struktur und ihren Stereotypen viel Potenzial verspielt. Ein Film, der sich auf halbem Weg zwischen Gesellschaftskommentar und Klamauk verliert – und dabei kaum über das hinauskommt, was man in den sozialen Medien des Frühjahrs 2020 schon zahlreich gesehen hat.
I Want You Back / US / 2022
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Mit I WANT YOU BACK serviert Regisseur JASON ORLEY eine romantische Komödie, die auf dem Papier alles richtig macht: Zwei frisch Verlassene verbünden sich, um das Glück ihrer Ex-Partner zu sabotieren – und stolpern dabei, natürlich, über die Möglichkeit einer neuen Liebe. JENNY SLATE und CHARLIE DAY geben dem altbekannten Szenario dabei eine angenehm schrullige Note.
Tatsächlich funktioniert der Film vor allem wegen seiner Hauptdarsteller. JENNY SLATE und CHARLIE DAY harmonieren auf charmante, leicht chaotische Weise, was den Film sympathisch trägt, auch wenn das Drehbuch nicht immer auf dem Niveau ihrer Chemie bleibt. Die Nebenfiguren – darunter SCOTT EASTWOOD und GINA RODRIGUEZ – bleiben hingegen eher Abziehbilder, was der Geschichte einiges an Tiefe nimmt.
Die Prämisse bietet reichlich Potenzial für bissige Dialoge und emotionale Fallhöhe, doch I WANT YOU BACK wählt oft den sicheren Weg. Die geplanten Sabotageaktionen bleiben überraschungsarm, der Humor bewegt sich im Bereich des Wohlfühl-Klamauks, und auch die emotionale Entwicklung verläuft nach Schema F. Vieles wirkt wie eine gestreckte Sitcom-Episode – unterhaltsam, aber ohne echten Nachhall.
Fazit: Wer sich auf die klamaukige Tonlage einlässt und kein Genre-Feuerwerk erwartet, wird mit ein paar charmanten Momenten belohnt. I WANT YOU BACK ist eine nette, wenn auch formelhaft erzählte RomCom, die man gut nebenbei schauen kann – und deren größter Gewinn eindeutig in den Spiellaunen von JENNY SLATE und CHARLIE DAY liegt.
Die Truman Show (OT: The Truman Show / AT: Truman Show) / US / 1998
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DIE TRUMAN SHOW ist ein klug inszeniertes Gedankenexperiment über Realität, Kontrolle und Medienmanipulation – und zugleich ein beeindruckender Meilenstein in der Karriere von JIM CARREY. Unter der Regie von PETER WEIR entfaltet sich eine Mediensatire, die ihrer Zeit weit voraus war und mit erstaunlicher Treffsicherheit spätere Reality-TV-Phänomene vorwegnimmt.
JIM CARREY überrascht hier mit einer nuancierten Darstellung zwischen Tragik und Komik. Sein Truman Burbank ist eine Figur, mit der man leidet, hofft und vor allem mitfiebert. Dass seine ganze Welt – Familie, Freunde, Beruf – nur eine perfekt kontrollierte Kulisse ist, wird ihm erst nach und nach bewusst. Das macht seinen Weg zur Erkenntnis nicht nur emotional packend, sondern auch philosophisch spannend.
Die Regie hält geschickt die Balance zwischen emotionaler Nähe und kritischer Distanz. Der Film wirft Fragen nach Freiheit, Authentizität und Manipulation auf, ohne dabei moralinsauer zu wirken. Die Inszenierung von Seahaven als überperfekte Modellwelt mit retrofuturistischem Flair verstärkt die Künstlichkeit auf visuell reizvolle Weise.
Dennoch: Die Bewertung 7 von 10 ergibt sich nicht wegen inhaltlicher Schwächen, sondern weil der Film bei aller thematischen Tiefe dramaturgisch manchmal zu glatt verläuft. Trumans Erwachen wirkt stellenweise konstruiert, fast zu lehrbuchartig. Auch ED HARRIS’ Figur, der allmächtige Christof, hätte noch ambivalenter gezeichnet sein dürfen – seine gottgleiche Rolle wirkt stellenweise zu schematisch.
Fazit: Unterm Strich ist DIE TRUMAN SHOW ein bedeutender Film mit Weitblick, der Medienkritik und existenzielle Fragen unterhaltsam verpackt – nicht ganz so subversiv, wie er sein könnte, aber dafür massentauglich und berührend. Wer wissen will, wie ein Blockbuster auch zum Nachdenken anregen kann, ist hier goldrichtig.