alex023 - Kommentare
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Alle Kommentare von alex023
Den Gus van Sant muss ich mir schon mal merken, vom Rest habe ich noch nie was gehört. (Und da denkt man, man sei ein paar Jahre älter und wisse nun ein wenig mehr...pustekuchen!)
Traditionen müssen gepflegt werden! (an Heiligabend kram ich immer den Konservativen in mir raus, den es eigentlich gar nicht so gibt, also das vierte Jahr in Folge ist schon eine Leistung, finde ich):
"...verbinden Sie mich! Verbinden sie mich mit irgend jemanden, aber verbinden Sie mich mich, solange ich noch da bin..."
Schönes Konsumfest und feiert schön die Kulmination der größten Weltreligionen (Christentum und American Dreamism).
Und ohne Zynismus: vielleicht kann man ja mal mit ein paar freien Tagen von etwaigem Stress runterkommen. Wäre auch mal was. Grüße :)
Wahrscheinlich sehen wir hier die vollendete Ausformung modernen Blockbusterkinos. „Rogue One“ ist -natürlich- der Tentpole von Disney. Größer und hochwertiger wird es nicht mehr; durchgeplant bis in das letzte Detail. (Bei einem geschätzten Budget von 200 Mio $). Keine Frage, technisch spielt der Film in der obersten Klasse. Die Actionsequenzen sind durchweg fantastisch visualisiert, die Effekte von ILM sprechen für sich (auch wenn die CGI-Ausformungen der echten Menschen immer noch Verbesserungsbedarf aufweisen).
Doch was bleibt von diesem Film übrig, wenn man sich nostalgische Momente wie das Auftreten Vaders, Tarkins, Mon Mothmas, das Aufeinandertreffen mit den beiden Verbrechern aus der Mos Eisley-Cantina oder der kurze Schwenk über R2-D2 und C3PO abzieht? Dann wird versucht, mit der Drohkulisse des Todessterns die Zuschauer wieder an der gleichen Stelle abzuholen („ach, der gute, alte Todesstern“), ohne etwas neues hinzuzugeben. Natürlich ist es angenehm, dass man bei einer großen, finalen Schlacht mal etwas Überblick behalten darf (der Gruß geht an meine herzallerliebsten Marvel-Movies und natürlich auch an die Prequels); der raue, etwas realistischere Look, den Abrams im vergangenen Jahr schuf und damit Maßstäbe setzte, erhält auch hier teilweise Einzug.
Aber liegt es dann nur an meiner Wahrnehmung, dass das Geschehen für mich, je brisanter sich die „Handlung“ zuspitzt, immer irrelevanter wird? „Rogue One“ schafft keinen emotionalen Impact auf den Zuschauer. Die Schauspieler rund um Felicity Jones verkörpern seelenlose Hüllen, die sich nicht wie Menschen, sondern wie Handlungsempfänger eines seltsam-zusammengeschrieben-wirkenden Drehbuchs verhalten. Man mag einwerfen, dass die Kälte der Figuren und der Umgebung gewollt die Härte des Krieges reflektieren soll, doch gelingt dies nie. Dieses Raue, dieses Grobe, was man bei einem -richtigen- „Kriegsfilm“ im Star Wars-Universum erwarten konnte oder zumindest wollte, tritt nicht zum Vorschein. Stattdessen sehen wir, wie diese Figuren sich ohne narrative Weiterentwicklung nicht von gängigen Klischees entfernen und der Plot zum Set-Hopping verkommt. Warum empfindet man diverse Sachen (USB-Stick-Teddy-Greifarm-Archiv, Hauptschalter inmitten des Feldes, Ausrichten der Antenne, kleines Schiff schiebt Sternzerstörer in den anderen) hier als so unglaublich dämlich, wie so ein pulpiger Anstrich es eigentlich verdient, während die anderen Episoden aus der Saga sich da nicht immer anders verhalten, es aber ins Gesamtschema zu passen scheint?
Atemberaubend zu sehen, wie eine große Flammenwelle erst Jedha und dann Scarif zerstört – wäre es, wenn man den Ereignissen irgendeine Emotionalität zuschreiben könnte. Stattdessen ironisiert der umprogrammierte imperiale Roboter K2 (hahaha) jedwede Situation, ebenso wie berühmte – die Saga verbindende – Sätze. Das hat schon, gelinde gesagt, Marvel-Anleihen – nämlich die Weigerung, sich selbst ernst zu nehmen und meiner Meinung nach damit auch den Zuschauer. Schaut her, das ist alles wirklich ernst, aber doch nicht, weil wir müssen uns noch kurz darüber lustig machen. Natürlich ist sein Sarkasmus lustig, jedoch ist eine immense Anhäufung dessen immer gefährlich, wenn man eine Welt kreiert, in der irgendwelche Leute mit Umhängen herumlaufen, bunte Lichtschwerter schwingen und was von einer „Macht“ faseln – man -muss- diese Welt ernst nehmen können, sonst funktioniert das nicht und ja, dann kann man sich auch einen Superheldenfilm aus dem gleichen Hause anschauen.
Frei von größerer Kritik an „Logiklöchern“ oder ähnlichem, muss ich gestehen, dass „Rogue One“ auf eine ganz andere Weise so „billig“ wirkt, wie es bei Star Wars nicht erwartet hätte. Ganz im Kontrast zur aufwendigen, teuren Produktion. Mit einem Drehbuch, welches wieder mal (im Kontext der großen heutigen Produktionen Hollywoods) fast schon an Frechheit grenzt.
Vielleicht ist es sogar die schlimmste Erkenntnis, dass das heißgeliebte Filmuniversum nun zwar bekannter, relevanter und beliebter denn je ist und wird, dafür aber erstmalig wirklich durchschnittlich geworden ist (© Yowan).
Kalt, herzlos, hochwertig produziert, technisch perfekt – Blockbusterkino im Jahr 2016 auf dem Höhepunkt.
Keine Reihenfolge.
(1) Chungking Express (1994)
(2) Krieg der Sterne (1977)
(3) Das Imperium schlägt zurück (1980)
(4) Die Rückkehr der Jedi-Ritter (1983)
(5) Sie küßten und sie schlugen ihn (1959)
(6) Goodfellas (1990)
(7) Blade Runner (1982)
(8) Magnolia (1999)
(9) The Perks of Being a Wallflower (2012)
(10) 500 Days of Summer (2009)
Für unseren Abiball damals ("damals") sollte irgendjemand aus der Stufe eine inspirierende Rede für den Jahrgang halten und da kaum jemand die Lust dazu aufbringen konnte, ließ es sich dann die Stufensprecherin mitsamt zweier Freundinnen natürlich nicht nehmen, es einfach selbst zu machen. In ihrem sowieso prätentiösen Gerede dankten sie dann gegen Ende ihrem und "unser aller Vorbild" Steve Jobs, der "uns so viel beschert hat". Sicher.
Das sind übrigens die, die mit ihren iPhones und MacBooks im Starbuck's sitzen. Was 1 abgenudeltes Klischee.
Endlich wieder Kulturpessimismus.
Denis Villeneuve porträtiert mal wieder ein Stück Zeitgeist.
Mit leerem Blick begegnet man alltäglich Menschen, deren Augen auf kleine Bildschirme starren – ihre ganze Aura, so ausdrucklos und dadurch irgendwie hilflos. Gerade in (Groß-)Städten prallen die verschiedensten Individuen aufeinander und sie (er-)kennen sich nicht. Die große Anonymität dieses Sozialraums war schon seit Anbeginn allgegenwärtig, allein deshalb sprechen wir in der Moderne überhaupt von „Individualisierung“ und können explizit unterscheiden. Vielleicht sind Menschen aber mehr als das, vielleicht ist die Idee der Gemeinschaft schließlich wieder der Schlüssel. Wenn davon gesprochen wird, dass Sprache das Fundament der Zivilisation sei, dann mag der Naturwissenschaftler da anfangs noch widersprechen – bis er irgendwie widerlegt zu werden scheint. Sprache bildet Wirklichkeit ab und dementsprechend ist die Diskurstheorie und -analyse auch ein so zentrales Element des Poststrukturalismus bzw. der Cultural Studies.
Inmitten eines sich weit umgreifenden Kulturalismus, der oft als Rassismus abgetan wird, aber irgendwie noch ein wenig anders gedacht wird und deshalb durchaus als ein der Postmoderne entgegenstehendes, eher neuartiges Phänomen betrachtet werden kann, ist gerade das Wissen um verschiedene Realitäten so wichtig geworden. Wenn Gefühle Fakten ersetzen und die postfaktische Gesinnung zur kontrafaktischen Handlungsanweisung zu werden droht, müssen die nimmermüden Kräfte eines gesellschaftlichen, irgendwie universalistischen Liberalismus neue Antworten finden für die Problemstellungen einer zutiefst vom alles zerpflügenden Spätkapitalismus gespaltenen und verunsicherten Gesellschaft. Denn die Menschen sind (noch) nicht bereit für eminent wichtigen zivilisatorischen Fortschritt, gerade auch weil die Logik des vorherrschenden Wirtschaftssystems den Großteil in die Knie zwingt. Momentan sieht es also erst mal nach Rückschritt aus und zwar mit einem Höllentempo: die amoralischen Kräfte der Finanzwirtschaft sind bereit, Arm in Arm mit den Neofaschisten alle hart aufgebauten Gebilde der liberalen Kräfte niederzureißen und die Menschheit in eine erneute dunkle Zeit zu stürzen. Doch noch ist die Geschichte nicht geschrieben: Liebe brauchen wir Menschen.
„Arrival“ wirkt dabei wie ein Plädoyer für eine Menschheit, die vom Pfade abgekommen ist, von einem Weg in die goldene Zukunft. Und erzählt wird dabei von einer „Universalsprache“, welche die Menschen zusammenbringt, weil sie endlich sich selbst im Spiegel des anderen erkennen (so meine psychologische Auslegung). Doch schafft sich der Film damit nicht seine eigene, wirklich dem Wort entsprechende, Utopie? Müssen die Menschen erst auf Außerirdische warten, welchen ihnen die Technologie zur Erkenntnis liefern? Vielmehr könnte der Film auch auf einer Metaebene dann selbst symbolisch für die eigentliche Leichtigkeit der Vereinbarkeit der ganzen Menschheit stehen, auch wenn er diese Botschaft dann schon zu wenig plakatiert. Wenn aber eins gesagt werden kann, gerade nach diesem Film: Kommunikation ist der Schlüssel. Aber das war ja sowieso klar, oder?
Klassischer Fall von: wie viel muss man essen, um genug kotzen zu können? Die Frage ist immer noch, wieso muss ausgerechnet *diese* Serie so gut funktionieren? (Theoretisch klar, aber wieso ist die Welt so unfair.)
Erst vergangenen Freitagabend brach zwischen einem Kommilitonen und mir beim gemütlichen Fifa-spielen (wieder mal) die Diskussion über die Sinnhaftigkeit von Krieg auf der einen Seite und Pazifismus auf der anderen Seite aus. Hitler habe man mit Pazifismus auch nicht besiegen können, argumentierte er bestechend logisch, ohne jedoch den entscheidenden Aspekt dabei zu berücksichtigen, der doch stets das Denken und Handeln in unserer Sphäre beeinflusst: Moral.
Sicherlich mag man nicht weit kommen mit einer pazifistischen Einstellung, weil der gewaltbereite Mensch dir gegenüber dich so immer beherrschen kann und solange nicht jeder einzelne sich quasi von selbst dazu genötigt sieht, sich der gewaltfreien Weltsicht zu verschreiben, wird aus einem solchen Gedankenspiel auch nichts. Vielleicht mag die Vorstellung einer Welt frei von Krieg und Gewalt jedoch gar nicht so utopisch sein, wie man denkt. Das hängt natürlich immer mit dem Bild ab, welches man vom Menschen hat.
Da wirken viele Kräfte mit: mein Kommilitone versteht sich bspw. ausgezeichnet mit dem an unserer Uni verschrienen, (vorsichtig ausgedrückt) konservativen Prof. Manche bezeichnen ihn als fremdenfeindlich, was meines Erachtens aber aus seiner sozialphilosophischen Position resultiert. Seiner Ansicht nach kann nur eine homogene Gruppe von Menschen eine wahre Demokratie sein, da bei zersplitterten "Teilgesellschaften" immer eine Minderheit von einer Mehrheit unterdrückt würde. Dementsprechend sieht er auch schwarz für ein vereintes Europa. Dies ist dann einfach nur das Ergebnis seiner Analyse. Ich stimme dem schlicht nicht zu und gerade an dieser Stelle kann man lange und noch länger diskutieren, da es zwar die Grundlage für Politikwissenschaft darstellt, aber immer noch Philosophie ist.
Genauso kann man sich seine Menschenbilder konstruieren. Vielleicht liegt da schon der springende Punkt. Womöglich liegt er (heute) im kapitalistischen Ausbeutungssystem. Aber Kriege führten die Menschen schon immer und ist nicht die ausufernde Kapitalakkumulation nicht bloß eine stringente Fortführung schon immer bestehender Tendenzen? Unter Leistungsdruck (egal, ob nun das Leben oder der soziale Status auf dem Spiel steht) ist der Mensch so egoistisch, wie er es sein kann und es die Umwelt (das soziale System) zulässt. Dabei scheint es dem Menschen inne zu wohnen, bereitwillig Herrschaft über andere ausüben zu wollen. Und diese kann sich ganz verschieden ausdrücken. Das Dominanzverhältnis mit sich selbst in der gewinnbringenden Position lässt das Individuum Vergnügen verspüren und natürlich nicht zuletzt in diversen Belangen profitieren. Sobald man Macht hat, kann man sie einsetzen, um sich selbst Vorteile zu verschaffen. Das kann auch das unaufhörliche Streben der Menschen erklären, sich (auch als Gruppe) gegen andere behaupten und schließlich durchsetzen zu wollen. Dadurch entstehen dann letztlich nun mal Kriege in Gebieten wie dem Vietnam (oder vergleichbare - mehr oder weniger - Einsätze amerikanischer Truppen oder von der CIA geschickte Squads in Guatemala, Nicaragua & Co.) - wenn womöglich die Getriebenheit der eigenen Machtausübung soweit gegangen ist, dass das eigene System um jeden Preis nicht nur erhalten werden soll, sondern auch kein alternatives etabliert werden darf - natürlich auch, um die Herrschaft über solche Teile der Welt zu behalten...da geht es logischerweise wieder um Ressourcen, Land, Arbeitskraft - prinzipiell um jegliches Kapital, was man selbst haben muss, damit man es hat und die anderen nicht.
Die Frage ist dann, ob man diese Prämisse überwinden kann. Tiefgehende Bildung scheint da schon mal kein schlechtes Mittel zu sein, aber auch wir westliche Wohlstandskinder sind nicht davon gefeit, Dominanzverhältnisse aufbauen zu wollen: und sei es nur, wenn ich in einem Anfall von Snobismus wieder über das Kino aus dem Hause Marvel oder eine beschissene Nerd-Sitcom ablästere - weil ich damit suggeriere, ich verstünde Kunst besser als andere. Aber ich bin gerade, was Geschmack in diesen Bereichen (Kino, TV, Musik, Literatur) betrifft, oft ein prätentiöses Arschloch.
Spannend wurde es, als wir in der Kriegsdiskussion auf einmal einer Meinung waren. Ich als absoluter Pazifist und er als absoluter Realo (ein bisschen grün, aber wie man das nun mal so ist in unserem Milieu) - er versteht Krieg als ein Mittel, was durchaus einzusetzen ist, um Organisationen wie den IS zu beseitigen. Ich sitze dann auch nur neben ihm und habe keine alternative Lösung parat, das einzige, was ich weiß, ist, dass das, was passiert, falsch sein muss. Da philosophieren Menschen in den Medien über "Gute Bomben / Böse Bomben" - ein Nikolaus Blome (konservativ und Bild-Journalist, zwei mich eigentlich abstoßende Prädikate und doch manchmal wirklich überzeugend) zerredet und spinnt ein Netz von Wirrwarr, weil Bomben ja keinen Charakter haben könnten (blabla) und verkennt also (absichtlich?) den dahinterstehenden Diskurs, während der eigentlich linke (Populist) Jakob Augstein zugesteht, dass es den "gerechten Krieg" geben könne. Nicht unwichtig, dass hier zuletzt irgendwie alle Opfer amerikanischer und russischer Beeinflussung der Medien zu werden scheinen (anders kann man sich diese gesamten Diskrepanzen nicht erklären), komm ich einfach nicht dazu, wirklich nachvollziehen zu können, wie Krieg überhaupt funktioniert. Wie geschieht es, dass man es wirklich als legitimes Mittel ansieht, jemanden umzubringen? Wahrscheinlich bin ich dafür zu sehr unberührt und behütet aufgewachsen. Ich verstehe das Konzept, kann es analytisch herleiten (wie beschrieben: Macht, Herrschaft, Dominanz), aber nicht nachvollziehen. Und da erhalte ich auf einmal Zustimmung. Doch was machen wir nun damit?
Wie man an "Platoon" wunderbar sehen kann: niemand weiß es. Denn niemand weiß überhaupt, was das alles soll. Schließlich sehen wir hier nicht nur den Krieg im Krieg für jeden einzelnen, sondern auch die brutale Sinnlosigkeit des Krieges. Das ganze Dilemma dieses Unterfangens, in grausige Bilder gepackt und den Menschen aus viel wertvolleren Zielen gerissen. So wird's gespielt, auch noch beim modernen Menschen.
Ein Film mit der Message für die Freiheit, für die Reflektion des eigenen, wohlbetuchten Daseins und für größeren politischen Aktivismus, den wir alle aus Faulheit sowieso nicht leisten werden. Genauso ein schlechtes Gewissen, wenn man sich nicht ausreichend damit auseinandergesetzt hat und es vermutlich auch in Zukunft nicht tun wird, aus bloßer Bequemlichkeit. Denn wie wir sehen: nichts hat sich geändert und nichts wird sich ändern und der Pessimist in mir erlebt gerade frohlockende Augenblicke, aber der ist eben Zyniker.
Wenn wir nun mal sämtliche gesellschaftspolitische Relevanz für den einen Moment ausblenden, müssen wir über den filmischen Wert von Oliver Stones "Snowden" sprechen. Zunächst war ich geneigt, sämtlichen Kitsch und Pathos, welchen der Film so schrecklich in großem Maße auf dem Silbertablett serviert, zu analysieren und die Unzulänglichkeiten aufzuzeigen, wie Schwächen bei der Charakterentwicklung, welche dem Film auch inszenatorisch mit einem weitaus größeren Impact versehen hätte. Doch dann lese ich Richard Brody ("The New Yorker") und muss gar nichts mehr tun, als seine feinen Worte weiter zu verbreiten:
"“Snowden” is less about what Snowden did than about why he did it. But that “why,” in Stone’s view, is strictly external—a clearly justified series of responses to the information that, over the course of time, he obtains. What’s left out of the film is the human factor, the development and alteration of a web of desires, dreams, ambitions, and fantasies that extend beyond the purview of Snowden’s historic deeds and show what defines the character of a hero—what distinguishes him from those in similar positions who, equipped with the same knowledge, kept going with their work and did nothing."
Read more: http://www.newyorker.com/culture/richard-brody/oliver-stones-snowden-reviewed
Das Scheitern der Erzählung
Man bemerkt es vermehrt, wenn der Anspruch an möglichst hohe Authentizität von Liebesgeschichten gelegt wird, dass man bloß illusorischen Irritationen ausgesetzt wird, welche – ob verschmerzenswert oder nicht – Bruchstücke und dann fadenscheinige Plots hinwegkonstruieren und letztlich nichts als grotesk-anmutende Bilder produzieren. Derartiges vermochte sich in vergangenen Tagen mal eher darin ausdrücken, dass rollenstereotypische Protagonisten sich schmalzig mit großen romantischen Gesten in die Arme fielen und sich offenbar in einem Kontinuum von Zeit und Raum manifestierten, wo das Glück fortwährend und unzerstörbar wurde (weil auch alles unveränderbar wurde). Man mag so etwas zwar in einem Gewand präsentieren können, welches wunderbar als schlichte Symbolik funktioniert und so eskapistische Ansätze aufgreift.
Oft verkommen Liebesgeschichten aber in postmodernem Gesellschaftskontext zu einer gewollt realistischen Erzählung und wollen dabei mit subtil angelegtem Getöse zugleich analytischen Charakter aufweisen und Kritik an bestehenden Zuständen äußern. Doch vergessen wird immer wieder, dass für derartige Inszenierungen auch eine gewisse Mehrdimensionalität gefragt ist – kurz: es genügt nicht, stumpfe Abziehbilder von Klischees durch uninspirierte Ideengeflechte spazieren zu lassen, solange man dies mit absurden Minitwists garniert und nach einer Weile abgegriffene Probleme als Kausalitäten für die Zusammenhänge präsentiert. Ganz im westlichen Sinne muss dann auch davon erzählt werden (ausgedrückt in den verschiedenen Sprachen des Mediums), wie sich Menschen in den alltäglichen (mehr ist das hier eben nicht) verhalten und auch entwickeln können. Sicherlich kann man die Zusammenhänge als Ode an ein „Außenseitertum“ deuten, doch wirken sie letztlich eher wie die Konfrontation von unempathischen Ego-Planeten, die zwar gelegentlich kollidieren, aber genau das schon gar keine große Relevanz hat. Schließlich dreht sich das Leben (hier: der Alltag, und das müßig und belanglos) immer weiter, bis sich die Relevanz vergangener Ereignisse versteckt hat. Solch ein Konstrukt könnte natürlich faszinieren, gerade im Angesicht des Narrativs „Beziehungsunfähigkeit“, welches übermäßig für sich beansprucht wird – vermutlich, da unter neoliberalem Paradigma die Individuen sich furchtbar gerne selbst labeln und einsortieren wollen, um in einem absurd-widersprüchlichem Wahn sich einem „Massenindividualismus“ anzupassen.
„Love“ schafft es aber nicht, im Gegensatz zu bspw. „Master of None“, von diesen Konflikten zu erzählen, sondern will um jeden Preis von zwei „Menschen“ erzählen, die nicht zueinander zu passen scheinen (oder doch?), lässt die Klischees von Figuren Pfade einschlagen, die ihrem gebildeten Charakter derartig widersprechen, dass die Glaubwürdigkeit verloren geht (und nicht nur das). Was hier also mindestens fehlt, ist eine Kohärenz, wenn nur möglichst „verrückte“ Situationen, Hand in Hand mit abgegriffenen Klischeemomenten, aneinandergereiht werden und eine übergreifende Erzählung der eigentlichen, aber (vor allem für die Autoren, Mr. Rust, of course you did!) wohl unbewussten Themen verhindert wird.
Faszinierend an dieser zweiten Staffel war vor allem, dass es eher schleppend begann. Ich konnte keine wirkliche Begeisterung entwickeln, was mich selbst sehr nachdenklich machte. Schließlich bekommt man schon sehr schnell Szenen geboten, die mich vor fünf Jahren bei "Breaking Bad" noch aus den Socken gehauen haben. Aber gerade weil es das alles bei "The Wire" vor über zehn Jahren oder bei den "Sopranos" vor mehr als fünfzehn Jahren schon zusehen gab, scheint der Schockmoment hier einfach nicht mehr zu zünden. Natürlich muss man immer noch tief schlucken, wenn ein Teenager nur zur Abschreckung mal eben vom kolumbianischen Colonel hingerichtet wird - doch eine abgestumpfte Variante dessen haben wir von ihm schon in der vorherigen Staffel erleben dürfen.
Unfähig (weil uninformiert) zu beurteilen, welcher Teil nun dazu erfunden war, nimmt vor allem in der zweiten Hälfte die Geschichte um "Don Pablo", den Kokain-Paten Escobar, den Zuschauer mit auf eine doch stark emotionalisierte Reise, die sogar den verstorbenen besten Freund Gustavo als Einbildung zurückkehren lässt. Ganz im Gegensatz stehend zum eher nüchtern-zynischen Betrachtungsstil der Serie.
"Good and bad - they're relative concepts" sagte Agent Murphy schon in der allerersten Episode der Serie. Man merkt, wie sich die Figuren immer mehr verlieren, weil sie nur noch das eine, absolute Ziel vor Augen zu haben scheinen. Es geht um alles, um Leben oder Tod. Die Deutungshoheit darüber, was nun gut oder böse ist, liegt letztlich entweder bei jedem einzelnen oder bei gar niemandem mehr. Eine Rolle spielt es wohl schon lange nicht mehr. Der Abgrund blickt tief in die Beteiligten, wie immer, wenn Menschen sich in Kontexten von Macht und dem Anspruch, sich selbst besser zu deuten als die anderen, bewegen.
Bin immer noch für einen hochqualitativ produzierten Kinofilm über Roberts Rebellion. (Auch wenn da der "was wird wohl passieren"-Faktor ja leider rausfällt...)
Das ist es dann wieder, was ich meine, wenn ich manchmal (klamm und heimlich) vom "Wahnsinn der Postmoderne" spreche. "Wahnsinn", weil das alles doch irgendwie keinen Sinn mehr ergibt. In meiner Vorstellung vom Kino haben wir es mit zwei verschiedenen Entwürfen zu tun: in dem einen wird versucht, eine möglichst lebensnahe, authentische Lebensrealität zu entwerfen, mit der sich die Zuschauer identifizieren können, da sie sich selbst oft oder zumindest schon mal in ähnlichen Situationen wiedergefunden haben bzw. die Umstände und Strukturen wiedererkennen; in dem anderen wird explizit damit gearbeitet, dass der ganze Film sich auf einer metaphorischen oder symbolischen Ebene bewegt, sich also nur bekannte Lebensrealitäten anlehnt und daraus eine überaus absurde, groteske, verrückte (in jedem Fall überzogene) oder wie auch immer geartete Show kreiert.
Für Komödien bedeutet das dann nichts anderes, als das gerade der Faktor der überzogenen, übertriebenen Darstellung in zweiter Variante eine große Rolle spielt und so satirisch, parodistisch oder auch anders sein müsste. Wenn man das Schema nach meiner ersten Variante spielt, kommt meist ein Film heraus, der irgendwie "vom Leben" erzählen möchte und dabei aber natürlich auch noch lustig sein kann - ganz einfach, weil im Leben natürlich auch Humor eine große Rolle spielt. Was dann oft passiert, ist eine Vermischung dieser beiden Varianten, wodurch sich ein durchaus krudes Bild ergibt: viele RomComs plagen sich mMn mit diesem Problem herum, dass sie Zutaten beider vereinen wollen, daran aber natürlich scheitern (das muss nicht mal durch Eigenschaften des Komödien-Genres sein).
Und dann ist es meiner Ansicht nach einfach Wahnsinn, dass ein Film wie "Mike and Dave Need Wedding Dates" sich irgendwie dazu aufzuschwingen scheint, mit satirischem Charakter solche RomComs zu demaskieren und ziemlich flachen, aber durchaus auch sitzenden Humor zu präsentieren, nur um dann ausgerechnet genau in solche Muster, die zuvor noch auf's Korn genommen wurden, zu verfallen. Tja, nur um dann sich wieder davon abzulösen und sich dem Wahnsinn wieder vollends hinzugeben. Abgesehen davon, dass man sich einigermaßen oft schon fragt, was genau das eigentlich jetzt sollte, da die Situationskomik oder auch Stunts der Figuren eben nicht ausreichend harsch oder "krass" genug waren, um sich einer vollständigen dekadenten Zersetzung hinzugeben, aber auch nicht brav oder solide genug, um eine lebensnahe komödiantische Erzählung sein zu können.
Gerade deshalb ergibt dieser Film einfach keinen Sinn, da er nicht sagt und zeigt, was er sein möchte und dem Zuschauer auch nur leere Versprechungen mitgibt. Klar, zu Anfang lacht man, weil man denkt, man würde sich gerade eine wahnsinnige Aufarbeitung und Dekonstruktion gewisser Klischees anschauen, aber ehe man sich versieht, versinkt der Film unter der Last seines eigenen Antretens und bringt schlichtweg nur noch Nichtigkeiten und absolute Irrelevantes hervor. Das ist meines Erachtens nach sehr schade, da Adam DeVine und Aubrey Plaza ziemlich tolle komödiantische Fähigkeiten vorzuweisen haben (siehe "Modern Family" bzw. "Parks & Rec")...
Teilweise ein bisschen gewollt, aber nicht schlecht, ist mir bisher nicht aufgefallen.
Damals war der Klang der Schulglocke die Erlösung von leidlicher Folter durch dahinsiechende Stunden fehlgeschlagener Bildungsausgaben (besser bekannt als "Schulsystem"), der Drang mit gnadenloser Geschwindigkeit sich nach Hause zu begeben voller Verlockung, bis wieder der Nachmittag gemütlich und zerstreut auf dem Sofa vor dem Fernseher verbracht werden konnte. Kurz das Mittagessen herunterstürzen, dabei sich in den Gefilden alter und neuer britischer (Indie)Popmusik verlieren und dann schnell irgendeine Drehscheibe in das Abspielgerät werfen.
Typische Schultage, die meist ohne die sinnentleerte Negativmanifestation "Hausaufgaben" verstrichen (der Mathelehrer wollte sie eh nie sehen und die Deutschlehrerin konnte man irgendwie bescheißen), die sich bis in den Abend, in die Nacht zogen und vom Entschwinden in ferne Lebenswelten geprägt und durchzogen waren. Die Gedanken flogen in entfernte Realitäten, in Schicksale von Liebe, Trauer, Hass und Spaß, man verbrachte Abenteuer oder den einfachen Alltag mit den Helden und Antihelden oder man versank in schaurigen oder bedrohlichen Szenarien, ließ sich in No-Brainern treiben oder verliebte sich schließlich in dieses französische schwarzweiß Kino der Nouvelle Vague.
Nicht, dass ich ohne Freunde gewesen wäre oder jemand, der in diesen klischeebehafteten Werken immer als "Außenseiter" konstruiert wird - ich flüchtete vor dem/den Grau/en des Alltags und vor unzureichender Sozialisation dank verpuffter Motivation. Vieles lag einfach zu Bruch in dieser absurden Parodie eines Unterrichts - von Ausnahmen abgesehen.
Aber so wirklich erzogen wurde ich in den Jahren meiner Teenager-Jugend vom Kino. Werte, Moral, Philosophie und vor allem Bilder über Liebe und Glückseligkeit, der Umgang mit Problemen und schlicht dem Leben lernte ich aus Filmen. Das birgt natürlich auch viele Gefahren, die ich immer noch spüre, wenn ich durch das Leben streife und sich mir immer wieder die Klischees, die mein Leben prägen, so unsagbar bewusst werden. Die Nachempfindung und das Nachspielen von illusorischen Bildern, weil man Momente kreieren und erleben möchte, die man irgendwo mal gesehen hat und gerne reproduzieren will.
Deshalb ist ME EARL AND THE DYING GIRL auch gerade für mich persönlich so ein wundervoller Film (neben all den Dingen, die ihn noch großartig machen, auf die ich hier gar nicht eingehen werde): die gespielte Gleichgültigkeit des Daseins, während man irgendwie fasziniert in diesen anderen Wirklichkeiten verschwindet. Mein Leben ist mittlerweile irgendwas mit post-; jeglicher Moment scheint durchzogen von ironischer Distanz, nur um sich vor womöglich wahren Gefühlen zu schützen und wenn man diese mal zulässt, verliert man sich nur in diesen kitschigen Illusionen von Situationen und trotz des Umstands, dass man dies realisiert hat, scheint man es nicht ändern zu können. Man romantisiert Augenblicke und erlebt (manchmal durch Zufall) grotesk kitschige Momente und glaubt dann eigentlich gar nicht, dass all das wirklich sein kann.
Das Neo Magazin Royale ist nun mal in den meisten Wochen eine eher okaye Sendung, die es im Vergleich trotzdem in die Topliste des deutschen Fernsehens schafft. Sagt eher mehr über den Stand des deutschen Fernsehens aus als über die Sendung selbst.
Aber dieses gewollte Zerpflücken jeder Aktion von Jan B. wirkt auf mich mittlerweile arg grotesk, weshalb ich den Sinn dieses Artikels auch nicht verstanden habe. Ist das ein Recap der Sendung oder nur Meinungsgedudel?
Damals klingelte ich oft gegenüber an der Tür. Ob der Daniel da sei, ob er rauskommen dürfe, zum Spielen. Immer das Fahrrad direkt dabei, zur Abfahrt bereit. Gelegentlich auch mal zu fuß, aber so kam man natürlich selten weit. Wenn man zwischen diesen vielen Feldern und wenig Wachsamkeit und der verbreiteten Attitüde, sich früh ins Bett zu begeben, aufwächst, sucht man schnell das Weite. Mit dem Rad ging’s dann oft mal zum See (ein wenig weiter weg, aber das war für uns ein Katzensprung). Meistens fuhren wir nur hin, um dann gleich weiterzufahren oder umzudrehen, weil irgendwie die coolen (= populären) Kids schon an der beliebten Uferstelle abhingen. Ähnlich erging es uns immer mit dem nahegelegenen Bolzplatz, der von den älteren Jungs stets besetzt war. An Mitspielen war nicht zu denken, die hätten dir direkt auf’s Maul gehauen. Naja, dachten wir immer. Bis sich einer mal traute, zu fragen und dann nach einem kurzen Vorspielen die „großen“ überzeugt zurückließ und wir uns lange Stunden um die Ohren schlugen. Nichts ist da irgendwie schwarz und weiß, alles hat seine Graustufen, nur werden wir so gerne dazu verleitet, uns es ein bisschen einfacher zu machen.
Sommerferien waren damals die rieeesige Befreiung. Sechs lange Wochen n i c h t s tun, einfach mal ausschlafen, irgendwas schäbiges auf dem Sofa essen und ein paar Zeichentrickserien schauen, dann aber schnell raus in die warme Sonne und...verstecken spielen. Es gab diese einen Sommerferien, in denen ich mit zwei Nachbarsjungen, die beide zwei Jahre jünger als ich waren, mehrere Wochen fast jeden (!) Tag verstecken gespielt habe. Und das nur in einem begrenzten Umkreis, da einer der beiden sich nicht allzu weit entfernen durfte (Eltern – im Gegensatz zu unseren Titelhelden waren wir wohl nicht alle stets diese Rebellen). Man merkt, wie aufregend meine Kindheit war! Tja nun, angefühlt hat es sich ganz unironisch tatsächlich so. Der Adrenalinkick, wenn man sich nicht wirklich versteckte, sondern lieber herumlief, weil die Gefahr, zufällig dem Suchenden zu begegnen, diesen Thrill versprach.
Ich erinner mich an vom Gefühl her ewig andauernde Nachmittag, die in prall gefüllten Planschbecken verbracht wurden, Straßen und Nachbarschafts-übergreifende Wasserschlachten, meistens angezettelt von diesem strohblonden Jungen mit der Riesenwasserpistole und dem scheinbar unendlichen Vorrat an Wasserbomben, welche er von seinem kleineren Bruder auf die Feinde herabrieseln ließ. Theoretisch gewann er immer, jedoch war Nass-sein bei der Hitze nie so wirklich von Nachteil.
Dann waren mal die Eltern weg und mein bester Freund seit dem Kindergarten und ich durften irgendwie zusammen etwas länger aufbleiben, vertrieben uns die Zeit in unserem Garten unter einem sagenhaften Sternenhimmel mit Theorien über Außerirdische und ewiges Leben, während wir letzte Pizzastücke knabberten und Eistee schlürften. Dabei summten und sangen wir immer wieder diesen einen Phil Collins-Song, bei dem man so gerne das Luftschlagzeug spielen möchte – einfach etwas, was irgendwann zu einem Ritual geworden ist.
Jetzt sitze ich im Jahr 2016 hier und all diese Erinnerungen werden wach, weil „Stranger Things“ so eine Nostalgie-Bombe ist. Oft sind meine ersten Eingebungen bei Filmen und Serien, sie dem Jungen von gegenüber und Kindergartenfreund zu empfehlen. Doch wie es so kommt im Leben, haben wir seit fast drei Jahren keinen Kontakt mehr (nicht von meiner Seite aus), was mich in dieser Sekunde dann doch wieder etwas zu traurig macht. Aber that’s life, right?
Wenn Stephen und Steven das sehen…
Wie nicht zuletzt auch schon die Schwester von Elevens Mutter theoretisiert, befinden wir uns bei STRANGER THINGS ganz klar in Gefilden von Stephen King, irgendwie transportiert in diese 80s-Filme, die sich (ob nun Spielberg oder auch John Hughes, wenn man so will) alle irgendwie in dieser Romantisierung einer suburbanen Realitätskonstruktion niederlassen.
Wenn man will, kann man an dieser Serie ganz schön viel kritisieren. Wo sich die Autoren es sehr einfach machen und abgegriffene Klischees platzieren, sich nicht darum scheren, dass ihre Entwicklungen auch genau das vorhersehbare determinieren; wo in der kleinsten Faser der Sexismus regiert: die Rolle der Nancy wirkt doch bloß auf Anhieb zu zusagend, weil Natalia Dyer so unglaublich süß ist. Hier wird – natürlich – eine weibliche Rolle bloß auf ihr Äußeres beschnitten (sie ist „Princess“ und „Miss Perfect“ – zugeschriebene Kategorisierungen anderer, wobei auch diese Carol ansehnlich daherkommt). Wir haben es hier aber natürlich mit grundsätzlichen Problemen Hollywoods zu tun. Wenn dann mal eine Frau über vierzig in tragender Rolle agieren darf, dann – natürlich – in der Rolle der Mutter (die alleinerziehend auch noch nebenbei arbeiten, ja schuften, muss und nahezu übermenschlichen Druck überstehen muss; nun, kein Wunder, dass sie später…) – ja, dann darf sie später – natürlich – hysterisch (ist das nicht die perfekte Zuschreibung für das weibliche Geschlecht?!) werden. Aber das ist – natürlich – so überhaupt mal gar nicht ein Problem Hollywoods oder der Filmwelt, sondern ein zutiefst gesellschaftliches. Die Sozialisation lehrt Mann und Frau und deren Unterscheidung und strikte (!) Trennung und die männliche Herrschaft, die sich über Jahrhunderte etabliert hat. Frauen dienen daher, vor allem in der Kulturindustrie, als Sexualisierungsobjekte und scheiße, ja, ich verfalle diesen Denkmustern immer noch und ständig. Nancy war dann eben auch wirklich süß und das Schicksal ihrer Freundin Barbara war mir dann irgendwo auch egal, denn deren Attraktivität hielt sich für mich auch in Grenzen – sicherlich auch dadurch bedingt, dass ihr Charakter so eindimensional war wie nichts sonst in der Serie. Deshalb interessiert sich das Drehbuch und weitestgehend auch keine Figur aus der Geschichte für ihr Schicksal. Na, sie ist halt gestorben. So what?!
Besser wird’s nicht, wenn wir auf die Narration und Inszenierung schauen: erzählt wird ganz klassisch, ohne größere Twists und Wendungen (gefällt ja schon); dabei finden sich die Protagonisten und deren Handlungsstränge natürlich zauberhaft zur richtigen Zeit – gut abgestimmtes Writing an der Stelle, aber auch nicht ohne Lücken. Aber auch die mangelnde Innovation in dem Bereich mag mich nicht davon abbringen, dass ich diese Form der Erzählung einfach nur herzergreifend toll finde. Was die Inszenierung betrifft, prallen wir auch auf die dünne Wand des Recyclings – wobei das an der Stelle gerade fast noch weniger schmerzt, da das Theatralische daran so charmant ist: Lucas, Dustin und Eleven sind in der Sporthalle und stapeln Schokopuddings - Schnitt + Shot: Mike kommt rein, bleibt stehen „They’re coming“ – Reverse Shot: die drei schauen verängstigt. Später: Dr. Brenner und seine Gruppe betritt gehend die Sporthalle: Medium Shot: bleiben stehen, grimmiger Blick – Reverse Shot: Tisch mit Schokopuddings, keine Jungs und Eleven. Wenn das auffällt, muss man irgendwie lachen, wobei das dann doch die Meta-Ebenen-Konstruktion widerspiegelt, die man so schön in „Stranger Things“ entdecken kann (kann da nur SunnyOwls Kommentar ans Herz legen). Alles nur Illusionen, alles nur Spiel, alles nur Eskapismus.
Es gibt viel zu entdecken, viel zu diskutieren, viele Star Wars-Zitate und Anspielungen zu hören („Lando!“ – „It’s like you’d send R2D2 to fight Darth Vader!“), aber vor allem viel zu fühlen. Wenn man diesen ganzen 80s-Kram auch als 90s-Kid irgendwie mitbekommen und so ein bisschen aufgesogen hat (wobei ich da lange nicht alles richtig toll find), dann taucht man gerne ab. Wo alles ein bisschen einfacher ist. Vielleicht auch nur, um mal wieder den Charme der High School-Flirts zu spüren, wie man sie bei Hughes hatte (dann einfach nur mal die ersten Folgen anschauen) oder wenn man verloren gehen möchte in der bildfest-gewordenen Glorifizierung eines Kindheitstraumes.
Ich musste dann irgendwie auch öfter mal an „Twin Peaks“ denken: Wald, alternative Dimension, Meta-Ebenen, Jugendliche, die darin verwickelt sind – fehlen nur noch Coffee und Cooper. Und wenn die fast letzte Szene sich nicht echt in der Hommage daran verliert, weiß ich auch nicht. Spiegel, schockierter Blick hinein und mögliche Verwandlung der Figur, nach dem angeblichen Happy Ending ist doch nicht alles vorbei, weil der Schrecken nie vorbei ist? Kommt schon!
Wenn man wieder mal nachts um halb drei herumsitzt, der Regen gegen die Fensterscheibe prasselt und die dreiundreißigste Wiederholung von "California Dreamin' " über die Kopfhörer dudelt...
Man kennt diese Abende im schalen Licht der viel zu tiefhängenden IKEA-Lampe, welches irgendwie stört, man aber natürlich auch nicht in der Dunkelheit sitzen möchte. Da klappert schon die alte Kühlschranktür (fuck, vor vier Monaten haben wir dem Hausmeister gesagt, dass er einen neuen einbauen soll) und auf den IKEA-Sofatisch vor mir werden zwei geöffnete Bier gestellt. Es ist Dienstag.
Durch das schräg geöffnete Dachfenster strömt endlich etwas milde Abendluft hinein, am Horizont spielt sich ein schöner, rot-glühender Sonnenuntergang ab, aber ich bin zu faul, um aufzustehen. Ob ich alles für die Uni erledigt habe? Ja, natürlich. Also, quasi...also es ist nun mal so, dass man mit riesigem Enthusiasmus ins Semester startet, aber dann nach ein paar Wochen sich nur noch auf die Seminare konzentriert, die wirklich auch irgendeinen Impact auf die Gedankenwelt zu haben scheinen. Wenn der etwas arg kommunistische Dozent über Arbeit redet und von der Unterdrückung durch das Kapital schwafelt, dann mag es spannend sein, zuzuhören und zu diskutieren - die Literatur muss ich dann aber nicht lesen, weil er sie sowieso für Quatsch hält und gar nicht erst hochlädt. Und für meinen Teilnahmeschein geh ich nicht in die Bibliothek.
Man kennt das, wenn man mit dem fünften Kaffee gegen vierzehn Uhr in irgendeiner Cafeteria irgendeines Uni-Gebäudes sitzt, gegenüber der ein paar Jahre ältere Kommilitone, schon zweifacher Vater und irgendwie durch ein Stipendium finanziert studierend (ich sollte besser zuhören, wenn mir andere etwas erzählen) und er dir zulächelt und fragt, ob's gestern wieder spät geworden ist. Auf mein zögerliches Nicken erzählt er von einsamen Nächten mit Bier, zu viel Wodka, Steaks und Fifa auf dem ranzigen, alten Sofa. So eins haben wir bei uns auch stehen, verdammt nochmal vintage oder so - geschenkt bekommen von diesem Vietnamnesen, der mit dem anderen Freund von der Uni im gleichen Haus wohnt. Als Dankeschön wollten wir ihm mal die Woche danach ein Bierchen (und vielleicht einen Mexikaner) ausgeben, dazu kam es aber natürlich nie. Irgendwie fühlt man sich dann schlecht und dann doch wieder nicht. Dafür hat er ein wenig von seinem Leben erzählt und verschlafen in Boxershorts die Tür geöffnet - donnerstags um achtzehn Uhr.
Man kennt das, wenn die Freundin von nebenan nur kurz auf ein Bier vorbeischauen will und dann auf einmal zehn Leute auf der Straße Flunkyball spielen. Am nächsten Tag eine Klausur, eine mündliche Prüfung? Ach, du musst eine Hausarbeit schreiben? Ihr Mitbewohner schreibt seine Bachelor-Arbeit und das schon eine ganze Weile.
Momos Autofahrt-Metapher scheint doch ziemlich gut zu passen. Auf einmal rast alles so unglaublich schnell und man weiß gar nicht, ob man in die richtige Richtung fährt. Aber man ändert den Kurs natürlich nicht, weil man doch auch nicht weiß, ob etwas anderes besser wäre. Glücklicherweise bin ich zufrieden, da, wo ich bin. Ob ich das in ein paar Jahren auch noch sagen werde können? Keinen blassen Schimmer! Zwischen Regelstudienzeit (nein!), WG-Partys und (wie war das noch gleich?) Liebe oder so? schwebt und rast man gleichzeitig durch seine Jugend.
13 SEMESTER ist kein herausragender Film, aber erzeugt doch eine schöne Projektionsfläche und reichlich Platz für Identifikation; Menschen in einer ähnlichen Situation werden sich irgendwie darin wiederfinden und deshalb ist das alles schon ganz gut so.
Am Ende wird alles gut (werden)...nicht wahr?
Für Kapitalscheffelnde und Leistungsfetischisten. Ein Karriereporno mit seltsam-dümmlicher Prämisse.
"Fiese Heuschrecken / Räudige Immobilienhaie / Alles Tiere wenn du tanzt" ("Wenn Du Tanzt", Von Wegen Lisbeth, 2016)
Sie wachsen einem ja irgendwie ans Herz, diese Harveys, Mikes, Donnas, Rachels oder Louis(es?). Durch gewisse Emotionalsierungsprozesse, die sich in der Art und Weise laufend zu wiederholen scheinen, wird man mitgenommen. Und wenn Mike mal wieder von seinen Eltern erzählt und von der letzten Begegenung mit ihnen, bevor sie um's Leben kamen, dann kann man als aufrichtig-empathischer Mensch nicht unberühert da sitzen. Genau deshalb funktioniert "Suits" auch so gut.
Was jedoch offensichtlich stört, sind Konzepte vom Leben, die hier vermittelt und reproduziert werden. Nur Leistung zählt und Karrieren sind das höchste (auch wenn sie teilweise selbst daran zweifeln), was man erreichen kann. Diese zum Teil dem Neoliberalismus (wenn ich vorsichtig bin) zuzuschreibende Ideologie ist einfach (analytisch) hinderlich oder (normativ) eklig.
Wenn (Spoiler Staffel 3) Mike der Job eines Investmentbankers offeriert wird und er diesen später nimmt, scheint es, als wäre dieser Job das Paradies - ist es für unsere Karrierefutzis sicher auch.
Naja, gut. Leben und leben lassen letztlich. Dass sich durch das alles (soziale) Ungleichheiten ergeben und stabilisieren, sind ja die Probleme der anderen. Was aber interessant ist zuletzt, dass all das so vielen Menschen gar nicht mal mehr auffällt.
„But every time I try my heart gets in the way / Never been alright / Never been OK“
(„Ride The Wild Haze“ - Beach Slang)
Jill ist dieser Typ Mensch, der uns vielleicht ruiniert. Also nicht vorsätzlich, nicht grundsätzlich, aber mittendrin dabei ist, ohne es auch nur zu merken. Verwöhnte, reiche Kids, die sich nach dem nächsten Abenteuer umgucken. Denn das Leben ist einfach nicht aufregend genug mit gutmütigen Eltern, die dir den Rücken stärken und einem Menschen an der Seite, der sehr viel Liebe und Zuneigung zu geben hat.
Die Eltern sind dann natürlich auch irgendwie in der akademischen Elite, lehren Musik (?) und haben ihre Tochter irgendwie sehr fahrlässig freigelassen, mag man vielleicht meinen. Sie studiert natürlich Philosophie...um das Leben zu verstehen? Es gab mal eine Generation von Menschen, die sich den Lebensunterhalt hart erarbeiten musste. In einer Zeit, in welcher nur einige und ganz lange nicht viele an die Uni gingen, um zu studieren, gab es Menschen, die sich mit einem Realschulabschluss dann doch in das Maximum der beruflichen Chancen vorarbeiten konnten. Wenn ich meinem Vater manchmal zuhöre, dann gibt es für ihn erst einmal nur diese finanzielle Sicherheit.
Ich kenn das ja gar nicht anders - schlicht aus dem Grund, weil u.a. von seiner Seite dafür gesorgt wurde. Lieber stürze ich mich in existenzielle Fragen rund um das Leben, die Liebe (oh ja, oh je) und meine eigene, so selbst geschätzte Moralität. „Irrational Man“ verarbeitet die Moral als das, was sie ist: ein Konstrukt. Aber genug mit diesem Schwachsinn. Jill hat natürlich Langeweile, ihr reicht die Beschäftigung mit allumfassendem anscheinend nicht.Irgendwie ist diese Figur ja ein schreckliches Klischee. Problematisch ist eben nur, dass ich diese Leute tatsächlich kenne. Ich bin irgendwie ja selbst Teil davon. Ich bin absoluter Verfechter davon, Geisteswissenschaften wieder mehr gesellschaftsfähig zu machen. Aber wenn ich in diesen Tagen die Nachrichten lese, stell ich mir immer die Frage, wie denn solche und jene Erkenntnisse und Ideen diese Gesellschaft nachhaltig prägen und verändern könnten. Denn trotz der Beschaffenheit von Moraldiskursen macht es sie nicht weniger wichtig - nur weil Menschen sich auf Werte einigen (und egal dabei, dass es erst mal nur zu wenige sind), bedeutet das nicht, dass sie nicht existenziell sein können (oder doch?). Ein gewisser Grad der Moralität kann nur helfen - und zwar allen. Doch wo wollte ich mit all dem hin? Ich weiß es auch nicht mehr...ich glaube einfach an die Empathie in uns...
The King is dead, long live the king.
(kleine Spoilerchen)
Was an „Game of Thrones“ so besonders toll ist, wurde so ungezählt oft breitgetreten und in die weite Welt hinausposaunt. Faszinierend finde ich darüber hinaus, mit welcher Intensität der Hype um dieses serielle Epos die westliche Hemisphäre erschüttert. Wenn die WG sich nachts gegen halb vier aus dem kurzen Schlaf wühlt, um sich in der Küche vor dem Fernseher zu versammeln, weil „diese verdammte neunte Folge mir garantiert niemand verspoilern wird!“ – dann schlagen Personen ohne Bindung zu diesem hochstilisierten Event die Augen auf und nennen es „verrückt“. Doch diese Art von Person wird immer mehr zu einer Minderheit. Irgendwann kriegt es sie alle. Wenn die erste Frage nach dem „Guten Morgen!“ am Montag nicht nach dem Gemütszustand oder dem vergangenen Wochenende ist, sondern ob man die neue Folge schon gesehen habe und Person X schreiend wegrennen möchte, wenn sie es noch nicht getan hat – dann passieren hier interessante Dinge.
Wir können von Ereignissen und Entwicklungen in Westeros und Essos eine Menge für unser eigenes soziales und politisches Leben lernen, wenn wir ein bisschen genauer hinschauen. Gerade weil sich Buchautor George R.R. Martin an britischer royaler Geschichte bedient, feuern Symboliken hier vor- und rückwärts. Aber wie man das so aus dem Hause HBO kennt, muss man sich da erst ein wenig festbeißen, bevor man befreit wird. Ich erinnere mich noch gut an die ersten Folgen, damals irgendwann im doch recht kühlen April oder Mai 2012, als man auf RTL II die erste Staffel im Schnelldurchgang serviert bekam. Ich lag, mit Halsschmerzen belastet, auf dem Sofa und musste so auch dieser lange Zeit entgegengefieberten Party fernbleiben. So richtig kriegen wollte mich die Geschichte samt ihrer verwirrenden Ansammlung von Figuren nicht so wirklich. Dabei begegnen wir zu Beginn grob gesagt „nur“ zwei Familien – den Starks und den Lannisters. (Haben wir hier sowieso den grundsätzlichen Konflikt unseres Spiels der Throne?) Doch darum wissend, macht man bei unserm aller liebsten PayTV-Sender von Übersee natürlich weiter. Gut so! Verrückt, wie sich alles dreht. Ich hatte zwar lange Zeit bei den meisten Leuten keine Ahnung, wer sie nochmal waren, aber irgendwie lustig war’s.
Der Hype entwickelte sich meiner Erinnerung nach erst so richtig im Zuge der vierten Staffel. Die erste, die ich quasi „live“ mitverfolgte und stets auf dem Campus mit Mitstudierenden drüber palavern und diskutieren konnte. Aber so riesig war’s dann doch noch nicht, viele blickten uns fragend an, als wir ihnen unser Diskussionsthema nannten. „Ihr redet so lange über ‘ne Scheißfernsehserie?“
Ja, schau mal. Genau diese Leute hypen sich momentan selbst in den ganzen Kram hinein. So richtig kritisch wurde es nur bei der achten Folge. Man, was waren wir fertig. Oberyn fuckin‘ Martell, unser aller Liebling. Ging nicht klar. Ohne zu wissen, worum’s bei seiner Storyline wirklich ging, hatte er uns abgeholt. Glaube, dass eine Freundin von der Uni danach aufgehört hat mit der Serie. Zu…stark…traumatisiert. Aber darauf muss man sich eben einlassen. Man wird meines Erachtens nach zur Genüge davor gewarnt.
Die Bücher habe ich dann nach der fünften Staffel angefangen. Irgendwie hatten sie das ja schon ein bisschen verrissen. Wo das inszenatorisch noch protzte (mancherorts, wieder mal eine achte Folge), lies die narrative Gewitztheit irgendwie nach. Und Folge sechs finde ich immer noch grauenhaft, für diese Verhältnisse. In Nachbetrachtung war aber auch viel gutes dabei. Gestärkt mit fünf Büchern in ungefähr neun Monaten begingen wir die sechste Staffel. Mittlerweile siedet der Hype irgendwie so verdammt noch mal richtig. Was ist da eigentlich passiert? Interessant, wie viral so eine Sky-Kampagne gehen kann. Aber das, was hier in den letzten Monaten passiert ist (besonders zu Beginn), gleicht ja schon einer Hysterie. Jon Snow hier, Daenerys Targaryen da. Und diese Staffel bot auch mit Abstand die meisten Magic Moments der Serie. Ich bin mal so mutig und stell diese Momente teilweise auf eine Stufe mit der ikonischen „Red Wedding“, mit welcher ich auch noch einen echt intensiv verankerten Tag verbinde. Mein erstes Semester an der Uni, irgendwann im Winter, bekam ich die dritte Staffel geliehen und dachte „ich kann ja mal anfangen“. Pustekuchen…die Sucht war aktiviert. Glücklicherweise befinden wir uns hier an einem Punkt, wo man noch nicht so hysterisch war (s. Ausbrechen des Hypes rund um Staffel 4) und ich ohne Vorwissen die Staffel verspätet nachholen konnte. Dann kam es natürlich, wie es kommen musste: morgens, gegen halb neun startete ich die neunte Folge. Ich verstand kaum, was passierte (siehe Unfähigkeit, Figuren/Namen usw. zu merken), aber die Konsequenzen waren mir irgendwie doch bewusst. Tja und dann fahrt mal zur Uni und setzt euch in eine Statistik-Vorlesung. Was für ein Unsinn! Ich saß natürlich im Hörsaal und las Recaps zur Folge, ist doch wohl logisch…
Hodor, Jon Snow/Stark/Targaryen/Whatever, Cersei Corleone/Soprano und the unbreaking Dany – wow! Wir fanden uns (abgesehen von der üblichen neunten Folge, s.o.) stets nachmittags in der WG-Küche zusammen, um uns dem neusten Segment zu stellen. Von morgens an wurden jegliche sozialen Netzwerke gemieden, ebenso die netten* (*blöden) Nachrichtenseiten, die schon in Titel(bild) am frühen Montagmorgen (!) Ereignisse vorwegnahmen. Wieso eigentlich? Wir waren auch völlig eingenommen. Spannten Theorien und diskutierten Sachen zu Tode. Meistens war ich ganz unfair im Vorteil, als einziger Buchleser. Da hab ich auch schon mal was vorweg genommen. („Eigentlich schade, dass die Jaime letzte Staffel nach Dorne geschickt haben, im Buch geht der nach Riverrun und nimmt’s vom Blackfish wieder ein und trifft da auch auf Brienne.“) Ups, sorry! Aber dafür haben sie durch mich auch verstanden, was der ganze Bumms mit Jon jetzt sollte. „Ach, Ned ist gar nicht sein Vater? Hä?? Wer ist denn Rhaegar??!“
Aber immerhin hat sich’s bei uns durchgesetzt, bei Unzufriedenheit „den Tommen“ machen zu wollen. Krass, diese Verflechtung von Popkultur und Alltag. Immer wieder.
Leute, Leute, Leute. Dieser Hype, diese Hysterie ist irreal. (Social) Media verstärkt das noch in einem krassen Ausmaß. Aber darüber wird immer vergessen, wie gut diese Serie, wie gut diese Geschichte wirklich ist. Irgendwann kann man da ja kaum noch differenzieren, da schaukelt sich einfach alles auf. Irgendwie finden’s alle cool und schauen es, obwohl sie nichts verstehen (so wie ich bis vor wenigen Monaten). Und dann gibt’s diese stets Unangepassten, die Rebellen unter uns, die es halt beschissen finden oder so. Irgendwer muss halt dagegen sein. Aber ist doch voll okay. Bin total der Pluralismus-Befürworter. Und vielleicht kann man den Kram ja echt nicht so toll finden. Da gehe ich aber nicht mit. Hier wird was ganz großes erzählt und die ständige Meckerei (auch von mir selbst) ist doch nur ein Ausdruck von Liebe.
The night is dark and full of terrors, Freunde.
Grandios, dann muss ich mir tatsächlich zukünftig doch wieder einen Marvel-Film anschauen...