angucker - Kommentare
Die 5 meist diskutierten Serien
der letzten 30 Tage
-
Star Wars: AndorScience Fiction-Serie von Tony Gilroy mit Diego Luna und Genevieve O'Reilly.+19 Kommentare
-
EternautaEternauta ist eine Drama aus dem Jahr 2025 mit Ricardo Darín und Carla Peterson.+16 Kommentare
-
AdolescenceAdolescence ist eine Kriminalserie aus dem Jahr 2025 von Stephen Graham und Jack Thorne mit Stephen Graham und Owen Cooper.+13 Kommentare
-
Die GlaskuppelDie Glaskuppel ist eine Kriminalserie aus dem Jahr 2025 mit Léonie Vincent und Johan Hedenberg.+12 Kommentare
Die 5 meist vorgemerkten Filme
-
Mission: Impossible 8 - The Final Reckoning185 Vormerkungen
-
From the World of John Wick: Ballerina152 Vormerkungen
-
Final Destination 6: Bloodlines122 Vormerkungen
Alle Kommentare von angucker
Packendes Flugzeug-Drama auf engstem Raum: Vom Spannungsaufbau über stumme Bilder aus der Überwachungskamera, über den (leider viel zu kurzen-) Auftritt von Aylin Tezel als Stewardess und Freundin des Co-Piloten (Joseph-Gordon Levitt) bis zu den ersten Schwenks auf den kleinen Monitor, mit dem das Cockpit die Pantry und den Übergang zum Rumpf des Flugzeugs überwacht - ohne jegliche Musik, mit kurzen, knappen Dialogen geht es los. Dann hebt das Flugzeug ab und kurz darauf kommt das Chaos.
Gekonnt vermeidet der Film die Totale, verengt sich immer wieder auf den Blick auf die Instrumente und den kleinen Monitor des Cockpits und schon nach einer halben Stunde ist das Gehämmer an die Tür des Cockpits für die Zuschauer so beklemmend wie für den Piloten. Ein leichter Spannungsabfall kurz vor Schluss, aber dieser Film beschreibt das Ausweglose, Irre und Beklemmende einer Flugzeugentführung besser als ... alle anderen, die ich kenne. Ich musste erst diesen Film sehen um zu begreifen, was an "Air Force One" (2 Punkte) und "Con Air" so schlecht ist: Ein Flugzeug (noch dazu eine kleine Airbus Maschine) ist kein Tummelplatz für lockere Action mit Schießerei und Klopperei im Stil von Wolfgang Petersen. Sondern eng, bedrückend und erschreckend instabil.
Regisseur Patrick Vollrath hat hier mit gekonnter Reduktion auf das Wesentliche eine kleine Perle des Genrefilms gemacht (ist sein erster Langfilm). Und Carlo Kitzlinger hat eine Stimme zum Dahinschmelzen.
Fun Fact: Schauspieler Carlo Kitzlinger war lange Jahre Flugzeugpilot und zuletzt -kapitän bei der Lufthansa / class A, BE, C, CE, M, L (EU-class) - wer hätte das gedacht: Der "richtige" Kapitän war hier zufällig auch Schauspieler.
Tolles Thema für eine Liste und schöne Besprechung von "Body Heat" - ich bin gespannt!
Grandios gefilmter "Erotikthriller" von 1981 und das Regiedebüt des Drehbuchautors Lawrence Kasdan, der es schafft, die Kamera buchstäblich an den ständig schwitzenden Darstellenden entlang gleiten zu lassen. Dies und der beeindruckend moderne Score von John Barry schaffen eine Atmo von Film Noir, die vor allem in der ersten Hälfte fesselt - Bild, Musik und Drehbuch verschmelzen zu einer einzigen Anzüglichkeit. Vor diesem Hintergrund kann Schauspieldebutantin Kathleen Turner strahlen und wurde mit diesem Film bis zu ihrer schweren Krankheit zum weiblichen Star der 80er.
Schwächen des Films treten erst gegen Ende zu Tage. Die eigentliche Intrige ist konstruiert, die Sache mit dem Bootshaus unfreiwillig komisch in ihrer Hollywood entsprechenden Künstlichkeit und John Hurt ist trotz Oberlippenbart in meinen Augen eine krasse Fehlbesetzung, wirkt unattraktiv und zu harmlos für seine Rolle des schmierigen Provinzanwalts und Casanova.
Ein sehenswerter Kurzauftrittt von Mickey Rourke mit Gesangseinlage und zwei sehr gekonnte Tanzeinlagen des Staatsanwalts.
Udo Jürgens war einer der wenigen deutschen Schlagersänger, bei dem die Schlüpfer der weiblichen Fans geworfen wurden. Und der trotzdem Dank seiner guten Texte (oft nicht von ihm selbst) trotzdem in Würde älter wurde. Dem wird diese aufwendig produzierte zweiteilige Kurzserie mit ihren weiten Rückblenden in die russische Geschichte ab 1912 nicht gerecht. Das ist wie eine Miniaturausgabe von Doktor Schiwago verquirlt mit Der große Bellheim und etwas Bio Pic und wird der portraitierten Person nicht gerecht, ist vielfach nur kitschig. Großartige Darstellerleistung von Christian Berkel und viele Klischees.
Am stärksten ist dieser Film, wenn die straffe Regie von Hauptdarstellerin und Drehbuchautorin Karoline Herfurth Tableaus aneinander reiht und die Darstellenden einfach machen lässt. Die Szenen über das Selbstbild und die familiären Probleme von Frauen sind witzig, gut beobachtet und mit Darstellerinnen wie Emilia Schüle kann es nur gelingen. Gegen Ende wird es dafür arg kitschig und der Film driftet ab in die Untiefen deutscher Fernsehunterhaltung.
Zuletzt blieb ein fader Nachgeschmack: Haben Gangster einfach mehr Spaß? Ist es nicht sowieso besser, mit Gina Gershon liiert zu sein als mit einer "normalen" Ärztin? Was sollen die ganzen Tauben? Gibt es keine zeitliche Höchstgrenze für monotones Geballer? Warum müssen die beiden Hauptdarsteller so absurd übertreiben?
Trotz der interessanten Story-Line, dem breitbeinig-opernhaften Gestus von Regisseur John Woo (man beachte beispielsweise die witzigen Screen-Elemente der Bombe) und trotz der beeindruckenden Montage, der Tonnen Feuerwerkskörper, der goldenen Pistolen (überhaupt eine sehr gediegene Ausstattung) und der gut gemachten Stunts (die Motorboote haben mir gefallen) ist die Geschichte zu dünn für einen langen Film. Da können es die ewigen Prügeleien und Ballereien auch nicht reißen. Die guten Momente sind die kleinen, langsamen Passagen wie die Rettung des Sohnes von Gangsterbraut Gershon, das Wiedertreffen der Eheleute "im Körper des Feindes" und immer dann, wenn der Film mal die Luft anhält. Für einen großen Klassiker und Höchstnoten reicht es bei mir aber nicht. Da gucke ich lieber "richtiges" Honkong-Kino, beispielsweise den etwa zur selben Zeit entstandenen "Once Upon A Time in China".
In ganz eigenem Tempo erzählt der Film die Geschichte einer schüchternen Finnin, die sich aus ihrer Clique von kiffenden Moskauer Kulturschaffenden und von ihrer extrovertierten Geliebten Irina löst, um eine lange lange Zugreise nach Murmansk (im Norden von Karelien, gemeinsame Grenze mit Finnland) zu machen und dort "Petroglyphen" anzuschauen. Dabei lernt sie einen anfänglich furchteinflößenden, ständig besoffenen russischen Minenarbeiter kennen. In dem abgerockten Zug nach Murmansk spielen die meisten der Szenen des Films.
Der mit der Goldenen Palme ausgezeichnete Film baut seine Einstellungen mit meist natürlichem Licht auf, die bewegliche Kamera und die sich daraus immer wieder ergebenden interessanten Perspektiven erinnerten mich an Wong Karwai, aber ohne dessen kunstgewerbliche Beflissenheit. Durch die fremdartig wirkenden Menschen, die exotische Umgebung und die sparsamen Dialoge entwickelt der Film einen ganz eigenen Sog und funktioniert als Film sehr gut, ohne sich auf ein Genre festzulegen ("Train Movie", Drama, Liebesgeschichte). Die Musik besteht aus Zitaten, vor allem dem in den 80ern populären Synthie-Pop OneHitWonder "Voyage Voyage". Uns hat es gut gefallen und es gibt reichlich Eis und Schnee.
Die Kritik und das Publikum mochten diese 2021 erschienene kleine Perle zwischen Kaurismäki, Karwai und Wim Wenders - allerdings nix für Betrachtende mit Bedürfnis nach gradliniger Story oder Action. Robometer ca. 4 - Eudora wird ihn mögen wegen Eis und Schnee. Ist ein wirklich origineller, guter Film mit sehr viel Atmo und guten Hauptdarstellenden.
Perfekte Besetzung bis in die Nebenrollen und ein in meinen Augen eleganter Aufbau der Story um beruflichen Misserfolg und drohenden sozialen Abstieg im Umfeld der Psychiatrie und des Investmentbankings. Wer noch nicht wusste, wie brutal die Pharmaindustrie jedenfalls in den USA agiert, bekommt hier einen pointierten Einblick. Ohne zu spoilern kann hier keinerlei Kommentar zur Handlung erfolgen, aber negativ muss vermerkt werden, dass das letzte Drittel des Films nach dem Twist nur noch wenig Spannungsaufbau bietet und außerdem die Story (ich bin allerdings kein Experte für amerikanisches Standes- und Strafverfahrensrecht) ein fettes Logikloch enthält. Aber egal. Jude Law bei seinem Auf- und Abstieg als Psychiater und Rooney Mara bei ihrem Verlauf zuzusehen war schon Freude genug.
Ich lehne mich hier mal aus dem Fenster und behaupte, dass der Film einige Aufmerksamkeit einfordert, diese aber dank der geschickten Montage aber auch belohnt.
Langweilig choreographierte, meist im Halbdunkel gefilmte Tanzszenen, zusammen gehalten durch eine formelhafte Geschichte vom immer netten, hilfsbereiten Mädchen aus der Provinz, das in der Großstadt Chicago sein Glück versucht. Voll von unfreiwillig komischen frauenfeindlichen One-Linern. Da sieht man erstmal, wie vergleichsweise gut und gekonnt der ähnliche "Coyote Ugly" gemacht ist.
Heike Makatsch kann Knef. Weniger die distanziert kühle Diva, als die singende und ehrgeizige Schauspielerin. Das wirkt glaubhaft bis hin zu den merkwürdigen Ritualen der Kettenraucherin Knef. Auch der übrige Cast, Hans Zischler als Förderer und Mentor Erich Pommer, Roger Cicero RIP in kurzen Szenen als Gesangspartner und Entdecker und vor allem Dan Stevens als stiller Unterstützer und zweiter Ehemann David Cameron haben Präsenz und lassen die wohl der Vorlage geschuldete Oberflächlichkeit des Films meist vergessen. Die Knef war für Berliner so präsent wie Harald Juhnke, spielte die erste Nacktrollle im deutschen Nachkriegsfilm und lebte den Lebenswillen, die Härte und Stärke der Nachkriegsgeneration. Das kann auch dieser mehr als 2 Stunden lange, bisweilen arg harmlose Film nicht kaputten.
Im direkten Vergleich gewinnt der 2018 entstandene, thematisch ähnliche Film von Emily Atef "3 Tage in Quiberon" nach Punkten. Das liegt aber nicht an der anderen Qualität der Hauptdarstellerin, sondern schlicht an der besseren und interessanteren Vorlage.
Depressive Frau in den 40ern aus der Kunstbranche (Juliette Binoche - meist in Overknee-Highheels, mit denen sie beim Ausziehen auf drollige Weise kämpft) sucht nach Begegnungen mit Männern, lässt sich von einem fiesen dicken Banker in sabbelseelige Dominanz-Spiele verwickeln, von einem Schauspieler stundenlang sinnfrei zutexten um die Frage "ob oder ob nicht", von einem Kollegen in bestem "mansplaining" darüber belehren, wer der richtige Mann für sie wäre, von ihrem Ex-Mann besteigen, von einem gut aussehenden Mann wortlos betanzen - und so weiter.... Zuletzt hat ein völlig formlos verfetteter Depardieu noch einen Auftritt im Halbdunkel als Wahrsager.
Angeblich ist dies der heiterste Film, eine "Rom Com" von Claire Denis, einer mir bisher unbekannten Regisseurin. Bemerkenswert schön mal wieder die gnadenlose Art von Binoche, auch diesen Stoff rüber zu bringen. Mit vollem Körpereinsatz bringt sie diesen Parforce-Ritt auf die Leinwand, weint, zittert, barmt - man möchte wirklich mitleiden. Auch die Filmmusik ist originell, geht subtil auf die Handlung ein, bleibt immer originell. Aber zur Hölle, was soll das Ganze? So amüsant wie eine Zahnprophylaxe zeigt der Film nur unangenehm saturierte bürgerliche Pariser*innen beim Reden über dies und das und schlechtem Sex. Und das pausenlose Reden ist jedenfalls mir schon nach wenigen Minuten kaum noch erträglich.
Robometer: 0 Punkte!
Formelhafte Action-Komödie, bei der vor allem die versponnene Geschichte und die gut aufgelegten Darsteller*innen Spaß machen. Die komödiantische Seite von Brad Pitt ist immer wieder sehenswert und mit einem solchen Cast, bei dem die Screentime auch gleichmäßig verteilt ist, fällt die fast plagiatorische Klischeehaftigkeit auch nicht weiter auf. Negativ: Zu viel CGI, zu viel Kunstblut, nicht alle Teile der Story funktionieren und die bescheidenen Cameos von Ryan Reynolds und einer fast maskenhaft geglätteten Sandra Bullock hätte es echt nicht gebraucht.
Extrem verklemmt trotz der Entblößung diverser Geschlechtsteile und so erotisch wie eine ausgekugelte Schulter kommt diese betont kühl gefilmte Odyssee einer jungen Frau daher, die einen ebenso hübschen wie frigiden Freund hat, bei ihrem ersten Treffen mit einem Mann außerhalb dieser Beziehung (Rocco Siffredi, the "Italian stallion") so viel wirres und teilnahmsloses Zeug über benutzte Kondome und manches andere monologisiert, dass einen die sichtbare Erektion des Darstellers wirklich erstaunt (mich hat es genervt und geekelt). Danach trifft sie den von Francois Berleand einmal mehr großartig gespielten Kollegen, Biedermann, Super-Casanova und Fesselungskünstler zu mehreren "Sitzungen" und hat noch andere Begegnungen, bis sie ein Kind bekommt. Wäre da nicht die kühle, selbstsichere Inszenierung, die genau komponierten Kameraeinstellungen und wäre Berleand nicht ein so großartiger Schauspieler - der Film wäre nach 19 Minuten in der Tonne gelandet. Aber auch so ist dies eher experimentelles Kino, das in meinen Augen nirgendwo hin führt.
Regisseurin/Drehbuchautorin Catherine Breillat hat unter anderem das Drehbuch zu Bertoluccis "Der Letzte Tango von Paris" geschrieben und diverse angeblich ähnliche Filme gemacht. Aber thematisch echt nicht meins.
Vergiss die Story, aber die originellen Choreografien von Hauptdarsteller Derek Hough (der langjährige Obertanzlehrer von „Dancing with the stars“ und vielfache Staffelsieger) machen ebenso viel Spaß wie seine Step Dance Einlagen. Da kommen („Modern“) alle möglichen und unmöglichen Tanzstile zusammen und verschmelzen auch Dank der außergewöhnlichen Athletik von Hough und der guten Chemie mit seiner Filmpartnerin zu sehenswerten Tanzeinlagen - sozusagen das moderne „Singing In The Rain“. Denn mit Gene Kelly ist der athletische Tanzstil von Hough eher zu vergleichen als mit Fred Astaire. Weniger gelungen die etwas zu ausführlichen Varieté Nummern und das wirklich schwache Acting.
Eine belanglose Geschichte aus Versatzstücken (schwieriger Vater, Singen in der Kirche, der Gang nach LA, Karriere im Musik-Biz). Im Vergleich zur Serie "Nashville" wird klar, was hier fehlt: Gute Songs und eine Hauptdarstellerin, die diese interessant singen kann.
Dies ist auf den ersten Blick der für Europäer abgedreht wirkende Versuch, möglichst viele (stets mit Schuluniformen, Unterwäsche und speziellen Bademoden nur knapp bekleidete-) Frauen und Mädchen halbnackt oder fast nackt zu filmen. Wenn man sich aber an das merkwürdige Setting einer Kleinstadt mit nächtlich onanierenden und deswegen (!) von paranormalen Fähigkeiten heimgesuchten Teenagern gewöhnt hat, wird der Film durchaus unterhaltsam. Denn er ist perfekt "gemacht", gute Kamera, viele Szenen sind sehr elegant wiederverwertet und tauchen (der mäandrierenden Story folgend) immer wieder auf. Zwar geht es von Anfang bis Ende nur um die sehr japanischen Fragen einer zwanghaften, immer mit den kollektiven Erwartungen und im Kollektiv gelebten Sexualität. Aber wie dies erzählt wird, wie das Zwiegespräch zweier Babys im Mutterleib auf einer sehr vollen Gynäkologiestation immer wieder in die Handlung integriert wird und wie in einer völlig abgedrehten Sequenz gegen Ende in drei parallel auf einer Theaterbühne aufgebauten Gebärmüttern der Konflikt von Kollektiv und Individuum verhandelt wird - das hat was. Wer sich an Geschmacklosigkeiten wie implodierenden Liebespuppen (die hier den Zombie-Teil der Geschichte markieren) nicht stört und gutes Filmhandwerk schätzen kann, kann hier durchaus Spaß haben. Übrigens auch ganz interessante Popmusik, die irgendwie dieselbe Stimmung vermittelt wie die digital in Richtung "bonbonfarben" verschobenen Bilder.
Die irre Kombination von Manga Ästhetik, Schulmädchenuniformen, asiatischem American Pie und Trash reicht, um mir den Regisseur Shion Sono vorzumerken.
Während in den ersten Episoden noch teilweise Basketball gespielt wird (allerdings auf Amateur-Niveau) driftet die von Disney produzierte Serie ganz schnell in die Richtung "leichtes Drama für Schülerinnen" ab und missfällt durch die stereotyp angelegten Figuren. John Stamos als Coach Mavryn Korn wirkt im Vergleich zu jedem beliebigen Basketballtrainer wie der Beamte, der sich zufällig auf den Court verlaufen hat.
Der Film: Der belgische Film von Emmanuel Marre (Regie und Drehbuch) / Julie Lecoustre (Regie) folgt zunächst pseudo-dokumentarisch einer etwa 25jährigen Flugbegleiterin der fiktiven Billig-Fluglinie "Wings", Cassandre (Adéle Excharchopoulos) durch ihr Arbeits- und Privatleben. Stationiert auf Lanzarote in einer fabrikartigen Massenunterkunft besteht ihre Aufgabe vor allem darin, möglichst viele Verkäufe von Parfüm, Getränken und ähnlichen Waren an die Passagiere zu erbringen. Die Freizeit verbringt sie mit Tinder-Dates, viel Alkohol und Ecstasy. Zunehmenden Schwierigkeiten auf der Arbeit und quälenden "Personalgesprächen" setzt Cassandre Ausdruckslosigkeit und Passivität entgegen. Sie träumt davon, für eine Nobel-Fluglinie aus Dubai zu arbeiten. Später verlagert sich die Handlung in ihre Restfamilie, die aus Vater und einer jüngeren Schwester besteht.
Die Inszenierung: Das Außergewöhnliche dieses Films ist seine Unauffälligkeit. Die Kamera folgt scheinbar ziellos der Protagonistin, schaut dieser über die Schulter oder in ihr oft ungeschminktes-, manchmal mit fettigen Haaren und Pickeln geradezu auffallend alltäglich wirkendes Gesicht. Viele Einstellungen sind wirklich originell, selbst wenn es um Klassiker wie eine "halt mich noch etwas fest" Einstellung nach dem Sex geht. Mit meist unbewegtem Gesicht, mit dem Phlegma eines Schlachtviehs lässt Cassandre die Zumutungen ihres Arbeitslebens über sich ergehen, die anmaßenden, ausführlich inszenierten Personalgespräche, die Motivationsreden, die Denunziationen der Kolleginnen, die Langeweile ihres Arbeitsalltags und ist in ihrem Privatleben meist so schnell betäubt, dass auch dort dramatische Entwicklungen ausbleiben. Unter dieser scheinbar langweiligen Oberfläche entwickelt sich ein für aufmerksame Zuschauende packendes Psychogramm einer ziellosen und in ihrer Trauer erstarrten jungen Frau. Kamera und Inszenierung würde ich als Meisterleistung bezeichnen. Planvoll setzt die Regie Akzente, bringt die Themen im Stil der (ebenfalls belgischen-) Brüder Dardenne unauffällig in Stellung, zwingt die Zuschauenden immer wieder zur Aufmerksamkeit, transportiert Sozialkritik klischeefrei und ist voller Empathie für die Hauptfigur.
Das Außergewöhnliche: Dieser Film hat eine ungewöhnliche Hauptdarstellerin, die mich in ihrer uneitlen Darstellung, komplett in die Rolle eintauchend, an Hanna Schygulla erinnert. Adéle Excharchopoulos (im wirklichen Leben eine erfahrene Schauspielerin - "Blau ist eine warme Farbe") wirkt nie übermäßig engagiert, selbst wenn sie zutiefst erschüttert weint. Sie schafft es, ihre Schönheit im Interesse der Rolle komplett zu verstecken, präsentiert ihre Pickel mit Anmut, lässt den Unterkiefer fallen und guckt in vielen Einstellungen dümmer als das dümmste Schaf. Sie trägt ihre dreckigen Sweatshirts und ausgebeulten Pullover mit eben so viel Würde wie ihre Berufsuniform aus Polyester und wird in den zentralen Einstellungen aus der Familie gegen Ende des Films sogar meist im Dunkel gelassen. Zugleich gelingt es dem Film, viele Zumutungen des modernen Kapitalismus, die nur mühsam in Worthülsen versteckt werden, anschaulich zu machen. Die brutale Ausbeutung von Arbeitskraft durch international agierende Anbieter wie hier die Fluglinie "Wings" - da vermengt der Film elegant die Darstellung kapitalistischer Ausbeutung, Fatalismus der jungen Arbeitskräfte und ein klassisches Familiendrama.
Für mich einer der großen Filme der letzten Jahre.
Betulich erzähltes Bio-Pic über die schwedisch-norwegische Schauspielerin und Sängerin Sonja Wigert, die sich zur Spionage gegen die Nazis anwerben lässt, sich damit bei ihrem Umfeld für immer als Nazi-Karrieristin blamiert und als Doppelagentin versucht, für die Deutschen einen Maulwurf zu finden, um damit ihre Eltern zu retten. Bis auf herrliche Außenaufnahmen und geschmackvolle Ausstattung kommt dieser Film nie über das Mittelmaß hinaus. Das liegt auch an der in meinen Augen uninteressanten Hauptdarstellerin, dem pausenlosen und sehr bräsig klingenden Erzähler aus dem Off und der insgesamt ohne jeden Spannungshöhepunkt inszenierten Geschichte. Selbst Verfolgungsjagden sind hier noch betulich und bis auf einen glänzend aufgelegten Alexander Scheer als Joseph X. können auch die Schauspieler nicht begeistern. Insgesamt vermittelt mir der Film in fast 2 Stunden Laufzeit nicht wesentlich mehr als der kurze Wikipedia Artikel über diese tragische Figur.
Bemühtes Kammerspiel aus dem Museum (die Location) über die Zumutungen des Filmemachens und die scheinbar unendliche Eitelkeit der Filmschaffenden. Der offenbar unter Corona Bedingungen gedrehte Film spielt mit den üblichen Klischees (der jüngere Star hat einen Maserati, eine junge Freundin und kommt immer zu spät, der ältere Star hält immer wieder Vorträge über das "richtige" Schauspielern, die Regisseurin quält alle). Er langweilte uns so dermaßen, dass etwa nach der Hälfte ausgeschaltet wurde. Sehenswert waren allerdings die Frisur von Penelope Cruz und die Szene unter dem Felsen.
Der Film: Gern abgelegt unter "Erotikfilm" ist dies ein fast übertrieben komplex angelegtes Drama um drei Frauen und einen Mann - eine lebenslustige Kellnerin (Paz Vega), die einen depressiven Schriftsteller (Tristán Ulloa - sieht aus wie der junge Sting) buchstäblich stalkt. Dieser wiederum hat etwas zu tun mit einer auf einer Insel lebenden Hostel-Betreiberin (Najwa Nimri), die in einer der vielen durch abrupt überraschenden Schnitt eingeleiteten Szenenwechsel ein Kind gebärt (drastischer und blutiger habe ich das im Film noch nicht gesehen). Und dann gibt es noch die Ziehmutter des so geborenen Kindes (Elena Anaya - unglaublich dunkle Ausstrahlung), die einschließlich ziemlich heftiger Sexualpraktiken wiederum den Schriftsteller verführt. Als Nebenfiguren ein Literaturagent, die Mutter der Ziehmutter, eine ziemlich abgebrühte Pornodarstellerin, deren Freund (der mit dem großen Schwanz) und ein Hund. Kompliziert wird das Ganze dadurch, dass der Film zwar völlig zeitrichtig inszeniert ist, jedoch in langen Passagen immer wieder erfundene Handlungsstränge eingeflochten werden, die sich der Schriftsteller ausdenkt. Zwischendurch gibt es immer wieder Andeutungen auf Abläufe, die aber nicht explizit ausgespielt werden: Doppelmord (oder Selbstmord), ein schrecklicher Vorfall mit der kleinen Tochter, Krankheit, Todesfall.
Inszenierung: Der Film kommt mit allen Merkmalen eines Arthouse Dramas daher - traumhafte Unterwasseraufnahmen, stark überbelichtete Außenaufnahmen, innere Monologe, längere Dialoge, komplizierte Anschlüsse und ziemlich viel expliziter Sex. Dieser wiederum ist allerdings gut gefilmt und stets stringent in die Handlung integriert. Zwei Beispiele: In einer Einstellung sehen wir einen wirklich schrecklichen Vorfall mit dem kleinen Mädchen (der sich zuletzt zum Glück hinter der geschlossenen Tür abspielt) aus der Perspektive des mit der Ziehmutter vögelnden Schriftstellers durch deren gespreizte Beine. Da das Kind überraschend auftaucht, eine absolut richtige, filmdienliche und zugleich beklemmende Einstellung. In einer anderen Einstellung liegt die Kellnerin mit einem Mann am Strand. Ins Bild (Großaufnahme) kommt dessen Penis, der sich langsam versteift und dabei die Vorhaut zurück schiebt. Das wirkt unglaublich aggressiv und bedrohlich. Die ohnehin seltene Darstellung eines Penis im Film ist in dieser Einstellung genau passend und "richtig". Sex kommt zwar im Titel vor und spielt auch im Film eine Rolle. Dennoch ist dies mehr Drama als "Erotik". Ungewöhnlich!
Die Schauspieler: Bis auf den blass angelegten Schriftsteller starke, sehr starke Frauenrollen. Paz Vega ist so direkt, teilweise auch so übergriffig - eine sehr physische, gekonnte Darstellung einer selbstbewussten jungen Frau. Elena Anaya spielt die etwas undurchsichtige, zutiefst triebhafte Ziehmutter des Kindes mit einer Intensität, dass ich wirklich teilweise die Luft angehalten habe. Selten habe ich die Darstellung einer "dunklen Persönlichkeit" so intensiv in einem Film erlebt wie hier. Erstaunlich auch die physische Veränderung im Vergleich zu dem 9 Jahre später entstandenen Film von Medem "Room in Rome", wo Anaya eine Hauptrolle (und physisch eine völlig andere Frau) spielt. Und Najwa Nimri als verletzte und introvertierte Inselbewohnerin ist ebenfalls perfekt in der Rolle einer etwas vom Leben enttäuschten, sanften Hippie-Frau.
Die Bewertungen: An diesem Film scheiden sich die Geister. Hoch gelobt von vielen MPs und der Kritik ist das doch "schwere Kost", was sich in sehr diversen Bewertungen widerspiegelt. Mir hat (nach der enttäuschenden Sichtung von "Room in Rome" desselben Regisseurs) die kunstvolle Verschachtelung der Handlung gefallen, die trotzdem schnörkellos direkte Inszenierung, die perfekte Integration von sexuellen Darstellungen in die Handlung und die guten Schauspielerinnen. Schon fast zu viel Arthouse für mich, aber ein Film, bei dem es auch bei einer weiteren Sichtung zu entdecken gibt. Und zugleich ist das eigentliche Drama originell und packend erzählt.
Was ist das denn? Zwei ältere Herren mit knapp erwachsenen Töchtern (Demi Moore in einer ihrer ersten Rollen) brechen nach Rio auf und stolpern durch die Gegend auf der Suche nach Frauen zum Flachlegen. Das Ganze kommt mit den Kommentaren eines immer deplatziert und schwitzig wirkenden Michael Caine als Mittelding zwischen Touristikwerbung für Rio, Salonkomödie und Busenschau daher. Denn es gibt ständig nackte Tatsachen zu sehen (dazu begeben sich die beiden Herren in langen Einstellungen an den Strand) und Michelle Johnson als Tochter des einen Herren zieht pausenlos blank und baggert Michael Caine an. Im Hintergrund hampeln unfreiwillig komische Statisten herum (man achte auf den Congaspieler im Hintergrund) und das ganze ist bis auf die sehenswerten Papageien so überflüssig wie eine Ejakulatio Praecox in die Pyjamahose. Dies war der letzte Film von Stanley Donen. Wie beim letzten Film von Charlie Chaplin ein zweifelhaftes Vergnügen.
Es geht hier um die Konflikte von 4 weiblichen Erstsemestern im noblen (fiktiven) College Essex (Vermont, USA) - die meisten Außenaufnahmen wurden allerdings in Vassar College (NY) gedreht. Die Serie zeichnet die Versuche der (auch sexuellen-) Selbstfindung dieser vier aus sehr unterschiedlichen Familien kommenden Studentinnen nach. Studiengebühren, soziale Akzeptanz, Coming Out, Affäre mit Lehrkräften, sexuelle Belästigung durch Mitstudenten - die Konflikte und Handlungsstränge sind überschaubar.
Die mir völlig unbekannten Darstellerinnen machen (auch wenn manche Aktionen sehr amerikanisch verortet sind wie die allmächtigen Studentenverbindungen und exzessives privates Funding der Eltern) einen guten Job, kommen sympathisch und klischeefrei rüber. Gediegenes Serienhandwerk: Die Figuren sind originell gezeichnet, die Konflikte haben Relevanz, sind also nicht völlig lebensfremd und die Dialoge sind nie peinlich. Das ist weit mehr, als ich von einer Serie erwartet habe, deren Zielgruppe ich nicht bin.
Zwei sehr schöne Frauen balzen etwa 10 Minuten auf der Straße, landen dann im Hotelzimmer der Kleineren, sind nach 5 weiteren Minuten nackt und bleiben das im Wesentlichen auch für den Rest des Films. Sie erzählen sich meist erfundene Geschichten, wenn sie nicht gerade Sex miteinander haben. Am nächsten Morgen Frühstück. Dazwischen einige Anspielungen auf Satellitenfotos und klassische Bilder. Das Ganze perfekt gefilmt.
Begriffen habe ich den künstlerischen Aspekt des Films ohnehin nicht, wenn es einen solchen gab. Aber am Schlimmsten und wirklich grauenhaft war die Musik. Schräg gesungen mit unsicherer Intonation von einer Folk-Bardin und Tango Nuevo, bei dem offenbar die Sängerin eine andere Tonart im Kopf hatte oder Probleme, den Ton zu treffen. Was dann noch bleibt, sind schöne Bilder von zwei schönen Frauen, die es sich gegenseitig besorgen und zwischendurch reden.
Vielleicht der falsche Einstieg in das Werk des spanischen Regisseurs Julio Medem. Mal sehen, ob ich noch einen Film von ihm schaffe.
Originaltitel: "Die Frauen aus der 6. Etage" - Großbürgerlicher Haushalt eines Anlageberaters (Fabrice Luchini) in Paris, Anfang der 60er Jahre. Damals war Spanien eine blutige Diktatur. Viele Frauen gingen zum Arbeiten als Hausmädchen nach Frankreich. Und so kommt Fabrice Lucini zu Maria (Natalia Verbeke), einem spanischen Hausmädchen. Und lernt über dieses die unter ärmlichsten Bedingungen lebende Gemeinschaft der spanischen Gastarbeiterinnen kennen, die in winzigen Kammern im 6. (Dach)geschoss seines Hauses leben. Die sehr sorgsam inszenierte Wohlfühl-Komödie macht daraus vor allem dank der sorgfältig gecasteten Darsteller*innen einen runden, witzigen Film über die Ausbeutung von Hausangestellten durch die verlogen-selbstgerechten Pariser Bürger. Allein schon das Selbstverständnis der mit Sandrine Kiberlain toll besetzten "Berufs-Ehefrau" des Anlageberaters und ihrer Freundinnen ist unterhaltsam genug. Dazu immer wieder Fabrice Luchini - wie der mit seinen dunklen Augen und der lebhaften Mimik aus der Erstarrung seiner Rolle aufwacht, lebendig wird, sich außer für sein Frühstücksei noch für andere Sachen und Menschen zu interessieren beginnt - bestes Kino. Auch die Ausstattung hat mir (typisch für moderne französische Filme) gut gefallen. Die Figuren werden sehr gekonnt auch durch ihre Garderobe definiert. Nur zum Ende hin entgleist das Drehbuch etwas, driftet in eine belanglose Altmänner-Phantasie (der 50jährige und das junge schöne Hausmädchen) ab. Ansonsten gibt es pointierte Dialoge, gut aufgelegte Darsteller und einen Film über -> Liste: Auf der Arbeit!