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Alle Kommentare von angucker
So geht "Die Unbestechlichen" (1976) im 21. Jahrhundert! Kein Drama über Me Too und das irre, toxische "System Weinstein". Sondern die flüssig inszenierte, jede Sekunde plausible Geschichte einer zehn (!) Jahre dauernden journalistischen Projektarbeit zweier durchaus nicht perfekter Journalistinnen, die mit Schlaflosigkeit, der eigenen Familie und deren Ansprüchen, eigener Schwangerschaft, ekligen sexistischen Stalkern, dem hysterischen Gehabe von Informantinnen (noch dazu aus der Filmwelt) einschließlich nächtlicher Anrufe und vielen vielen ängstlichen Rückziehern der Opfer zu tun haben. Das ist nicht glamourös, sondern eher Knochenarbeit, mühsames Suchen nach belastbaren Zeuginnen. Und dank dieser bodenständigen Perspektive bekommt das immer nur im Hintergrund schwelende Feuer massenhafter Vergewaltigungen eines mächtigen Filmproduzenten und (fast noch widerlicher) des umfangreichen Systems, das ihn deckte eine besondere Wucht. Ein kühler Film mit mächtig Feuer.
Vorhersehbar erzählte Geschichte des stoischen Söldners, der erst ganz zuletzt merkt, wessen Lied er singt. Bis auf diesen völlig zusammenhanglos aus dem Nichts kommenden Twist gegen Ende ist dies beliebige Dutzendware mit klischeehaften Figuren und viel Ballerei.
Zweitsichtung. Ein Meilenstein des intelligenten, faszinierenden Kinos für 7 bis 70jährige Zuschauende vom Drehbuchautor und Regisseur Gary Ross, der hier einfach nur zaubert. Ich darf zunächst mal @robomaus zitieren, der ganz richtig geschrieben hatte:
<<Wer noch daran zweifelt, dass Sex Farbe ins Leben bringt, wird in 'Pleasantville' eines Besseren belehrt :)>>
Und das ist nur eine von vielen Ebenen des Films. Als cineastisches Kleinod funktioniert der Film perfekt und wortlos darüber, dass diese komische andere Welt schwarz-weiß angelegt ist und nur teilweise/allmählich farbig wird. Schlichter und geschickter kann ein Film einen so einfachen Effekt eigentlich nicht einsetzen. Es ist geradezu dramatisch, als hier das erste große (und von dem mal wieder unterkühlt/leidenschaftlich spielenden Jeff Daniels gemalte-) Bild auftaucht.
Diskriminierung, Monotonie des Alltags, Rassismus, Unterdrückung von Gedanken und Gefühlen, sogar sexuelle Freiheit werden hier verständlich, nachdenklich und ohne erhobenen Zeigefinger filmisch angerissen. Oft werden sich Zuschauende selbst erkennen: Die Verzweiflung des Gewohnheitstiers von Ehemann (William C. Macy in einer seiner besten Rollen) über die Abkehr seiner Frau. Das kaum unterdrückte Feuer dieser Ehefrau (Joan Allen), als sie anfängt auszubrechen. Das buchstäbliche Feuer vor dem Haus der Spießbürger (der brennende Baum, ein biblisches Zitat). Die bärbeißige Energie, mit der die von Reese Witherspoon in einer ihrer ersten großen Rollen gespielte "Blödtochter" ihre Reise in die Selbständigkeit beginnt ("das ist das erste Buch, das ich je gelesen habe und Du wirst das nicht verbrennen"). Und die aalglatte, bigotte Demagogie des Bürgermeisters "Big Ed" (J.T. Walsh) - ist völlig zwingend. Bei dieser freundlich-dicklichen Variante von Joseph Goebbels kann jener wirklich einpacken.
Und bei alledem hat der Film viele handwerkliche Stärken: Keine seichte Filmmusik lenkt von dem stillen Feuer der Handlung ab. Dafür sind die Songs (Zitate der 50er bis 70er) geschickt eingesetzt. Und die Gags (der Film hat viele davon, bleibt trotz seine melancholisch abgeklärten Grundstimmung stets heiter) sind treffsicher gesetzt. Da ist buchstäblich für jede Altersgruppe etwas dabei. Und die humanistische Botschaft, die niemals belehrende Fabel als solche ist in dieser leise schmunzelnden filmischen Verpackung wohl fast einmalig in der Filmgeschichte.
Platt wie ein Frühstücksbrett ist dieses harmlose Filmchen und versucht, einen Wikipedia Artikel auf Spielfilmformat zu bringen. Die banale chronologische Erzählung, die Verharmlosung von Drogen, Gewalt und Ausbeutung und der verklemmte Umgang mit der lesbischen Beziehung - hier erfahren wir nichts Neues und werden noch dazu nicht unterhalten.
Regisseur und Drehbuchautor Hermann Zschoche war der Spezialist der Defa für Kinder- und Jugendfilme. Es gelang ihm hier eine Perle des Genres.
Mit straffer Laufzeit, schnellen Schnitten und für die damalige Zeit sehr beweglicher, stets origineller Kameraführung und hoch motivierten Laiendarstellern (mehrere Schulklassen aus dem damaligen Ost-Berlin spielen mit) erzählt er die Geschichte einer Liebe im Ferienlager mit einigen Schwierigkeiten. Und spiegelt das mit einer "Stück im Stück" Inszenierung von Shakespeare "Romeo und Julia". Besonders auch die meist nur wenige Minuten kurzen Theaterszenen zeigen, mit welcher Professionalität und Leidenschaft hier gearbeitet wurde. Die Jugendlichen sind bestens angeleitet und erreichen auch hier dank der rotzigen, fast punkigen Bildregie ein hohes Niveau. Der Abspann verrät, dass hier ein ganzer Stab von Theater-Fachleuten mit den Spielszenen geholfen hat - sehr gelungen.
Bezaubernd auch die zeitgeistigen Details. Vom irren Trainingsanzug der Lagerleiterin über unbekümmerte Nacktheit der Jugendlichen - die späten 70er sind hier gekonnt eingefangen. Macht Spaß, ist trotz der übersichtlichen Handlung kurzweilig und vermittelt sehr schön, dass es in der ehemaligen DDR durchaus eine "organisierte Freizeit" gab, die für die Kinder und Jugendlichen echte Freiheit war. Und sicher heute noch die Erinnerungskultur der in Ostdeutschland aufgewachsenen Generation bestimmt.
Absoluter Rom-Com Schrott mit seichter Fahrstuhlmusik im Hintergrund, der nur durch den sehr illustren Cast wie Gerard Butler, Uma Thurman, Dennis Quaid, Catherine Zeta-Jones, Judy Greer und Jessica Biel (wer würde diese American Beauty jemals freiwillig gegen eine Bierdose eintauschen?) überhaupt erträglich wird. Für Gerard Butler sicherlich ein Karriere-Tiefpunkt.
Den hatte ich seinerzeit verpasst: Ein atmosphärisch dichter Spätwestern, der sich gemächlich wie ein verschwitzter Cowboy in der Mittagssonne seinen Figuren nähert, empathisch Geschichten von kleinen Leuten in der texanischen Provinz erzählt und weder mit Witz, noch mit Gesellschaftskritik spart. Tolles Drehbuch, das in seinen lakonischen Dialogen und mit dieser trägen Erzählweise mehr als einmal an Justified erinnert und die pointierten Stories von Elmore Leonard. Chris Pine, der hier eine gute darstellerische Leistung zeigt, ist eben doch nicht Timothy Oliphant. Und das extreme Color-Grading nervt. Die stimmungsvollen Außenaufnahmen hätten das nicht gebraucht.
Dafür gibt es einen gekonnt unaufdringlichen Soundtrack u.a. von Nick Cave und sparsam eingesetzten, aber gut passenden Neo-Country einschließlich Gillian Welch und Chris Stapleton.
Mit zwei Hauptdarstellenden wie Vincent Cassel (als abgebrühter alter Geheimagent auf Abwegen) und Eva Green (seine Ex-Geliebte und ebenfalls nicht mehr im aktiven Dienst) kann eine Kurzserie nicht viel falsch machen. Weil diese Profis mühelos in der Lage sind, aus einem Nichts von Drehbuch (eine munter vor sich hin mäandrierende Verschwörung) mit viel Chemie und eingefangen von geschickt aufgebauten Kameraeinstellungen eine atmosphärisch dichte Milieustudie im Umfeld afrikanischer und syrischer Flüchtlinge und bornierter britischer MI 6 Beamten zu zaubern - viel mehr gibt das Drehbuch nicht her. Es ist faszinierend zu sehen, wie Eva Green ungeschminkt und mit dicken Ringen unter den Augen ihren Charakter auf den Bildschirm bringt; sie wirkt so angefasst und durchsichtig wie die von ihr gespielte Ex-Agentin. Und wie Cassel gleich einem 56jährigen Filou durch die Handlung hüpft und schleicht. Auch die durchweg unbekannten übrigen SchauspielerInnen machen ihre Sache gut. Ob das die beiden abgewrackten syrischen Brüder sind oder die verängstigte Jungmutter im Flüchtlingscamp. Nur leider gibt die Story nicht viel her. Ständige Szenenwechsel verschleiern eine mehr als dünne Geschichte, deren Logik ich zuletzt nicht mehr folgen konnte und wollte (zu konstruiert, das Ganze). Ein Extrapunkt für die Darstellenden.
Etwas altbackener Klamauk um den ewigen Stenz (Jack Lemmon) und die italienische Sexbombe (meist leicht bekleidet: Virna Lisi). Nicht gut gealtert ist das sexistische Männer- und Frauenbild, sind die geradezu absurden Attribute des modernen Lifestyle 1960: Alkohol in rauen Mengen, Chauvinismus überall und Damenschlüpfer auch überall. Überzeugend ist jedoch die geradezu artistische Darbietung von Jack Lemon, der fast akrobatisch joggt, hüpft, fällt, eine Wampe zur Schau stellt und überhaupt vollen Köpereinsatz zeigt. Auch Virna Lisi ist gut besetzt und macht ihre Rolle zu einer wirklichen Augenweide mit Augenzwinkern. Aber sonst eher verzichtbar.
Madame Aurora (Agnés Jaoui) wundert sich: Diese Hitzewallungen, keine automatische Tür öffnet für sie (denn sie ist unsichtbar geworden) und mit der Liebe wird es zunehmend schwierig. Dabei ist sie eigentlich unkompliziert, hat einen Job (auch wenn der bescheuerte Chef des Restaurants sie immer mit dem Kunstnamen "Samantha" belegt) und ihren zwei Töchtern geht es ganz gut.
Dieser monothematische Film über eine Frau in den Wechseljahren hat was. Eine gute Hauptdarstellerin und eine Figur die jenseits von Hollywood-Drama und Klischees versucht, ihre kleine Scheibe vom großen Kuchen auch über 50 noch abzubekommen. Eine durchaus vollständige Aufzählung und nicht immer ernste Bearbeitung der kleinen und großen Themen "Frau > 50". Das ist witzig (wie der runnning gag mit der automatischen Schiebetür), aber auch hart (wie das gnadenlose Buhlen der Töchter um Aufmerksamkeit und Zuwendung) und viel weniger künstlich als der ein ähnliches Thema behandelnde "Meine schöne innere Sonne" (2017) mit Juliette Binoche in der Hauptrolle. Wer einmal selbst oder im Bekanntenkreis erfahren hat, was es für eine schöne, begehrte, erfolgreiche, attraktive und sexuell aktive Frau bedeutet, wenn sie mit Menopause und + 50 auf einmal zur unsichtbaren, sexlosen, an die Seite gedrängten und nur noch zufällig weiblichen Person wird - das ist hier gut getroffen.
Der Film hat im letzten Drittel Längen und das Thema wird auch nicht alle Zuschauenden interessieren. Aber mich hat es beeindruckt, amüsiert und nachdenklich gemacht.
Hervorragend besetzter Film um einen ebenso charmanten wie erfolglosen Filou, der mit 150.000 $ Cash seine Halbschwester besuchen soll, um ein Vermächtnis seines Vaters zu erfüllen. Aber hektischer Schnitt, fehlender Spannungsaufbau und die rätselhaft offene Frage, warum sich Chris Pine nicht einfach zu erkennen gibt verhindern einen richtig guten Film. Ständig fragte ich mich: Was soll das?
"Legally (!) Blond" war der Durchbruch für Reese Witherspoon, die mit Ihrer Version von intelligenter Unterhaltung und amerikanischem Kino über Frauen und ihre Probleme danach großen Erfolg hatte und zu einer eigenen Marke wurde. Dabei spielt sie hier nichts anderes als in dem grandiosen "Election" (1999) oder in dem ebenso beeindruckenden "Pleasantville" (1998): Eine mittelschwer aufdringliche, dauergrinsende, aber natürlich das Herz auf dem richtigen Fleck habende blonde weiße und ehrgeizige Amerikanerin. Geschickte Rollenwahl, Mrs. Witherspoon. Hier wurde sie zur Marke, zur späteren Oscar Preisträgerin ("Walk The Line") und zu einer der einflussreichsten (und reichsten-) Schauspielerinnen ihrer Generation.
Der Film ist genretypisch massenkompatibel aufgebaut, vereint eine sehr schlichte Story von "wir können es schaffen" mit einfachen, sich wiederholenden optischen Signalen ("blond", "Hund", "Schuhe", "Lippenstift") und ist trotzdem weder dumm noch langweilig. Es hat nicht die stupende Größe und den bahnbrechenden Anspruch von "Mr. Smith Geht nach Washington", ist sozusagen die "Diet Coke" Variante eines alten Themas. Aber schlecht ist der Film nicht und jedenfalls meine damals noch blondere Tochter hatte Spaß mit dem Film wie auch mit "Miss Undercover" - so schlecht kann solche massenkompatible Unterhaltung nicht sein.
Ein Mockumentary über ein französisches Drama, die Ermordung hunderter Pariser/innen durch radikalisierte Islamisten 2015. Sehr gute Kamera, routinierte Darstellende, allen voran "OSS" Jean Dujardin und Sandrine Kiberlain, jedoch kann der Film insgesamt nie wirklich überzeugen. Zu dünn die eigentliche Geschichte, zu schwach die Entwicklung der Figuren und zu viele geradezu absurde Drehbuchfehler (wie die im Auto liegen gelassenen Ausweise der Terroristen). Was bleibt, ist der beeindruckende Versuch, aus einer Tragödie ein Stück Unterhaltungskino zu machen und die eigentlich schon allein ausreichende Geschichte der "zufälligen" Informantin Samia (Lyna Khoudri), die sich in große Gefahr begibt, um Menschenleben zu retten. Dagegen verblasst das Gewusel aus hunderten Telefonaten und Abhöraktionen zu einem eher monotonen Brei.
Experimenteller Blödsinn aus den 60ern von einem der damals angesagtesten Fernseh-Regisseure, Michael Pfleghaar ("Wünsch Dir Was", "Wetten Das"). Eine sehr dünne Story um einen Frauenmord wird aufgeplustert durch alberne Kommentare und experimentelle Einstellungen (Wechsel von Farbe auf Schwarzweiß, asynchrone Anschlüsse). Das Ganze wurde ohne Drehgenehmigung "guerilla" in Hollywood abgedreht. Man sieht es an den verwunderten Blicken der Passanten. Völlig uninteressant, sexistisch bis zum Anschlag, voller dämlicher Dialoge, die selbst in einem ZDF-Krimi der 60er nicht ausreichend wären. Wolfgang Neuss (vor seinem Abstieg zum Berliner David Crosby der 70er) als Superdetektiv. Und K.J. Wussow (mit der sonoren Stimme) als zwielichtiger Lebemann. Die arme Heidelinde Weis muss immerzu blöd und "nymphoman" durch die Handlung stolpern (zuletzt unbekleidet) und nur die Kessler Zwillinge zeigen mit gnadenlos perfekten Tanzschritten und synchronen Auftritten, dass Wiesbaden eben nicht Hollywood ist. Technisch gut wiederhergestellt, aber ansonsten verzichtbar.
Très charmante! Eine fast klassische Screwball-Komödie im Milieu französischer Großstädter, die auf dem neu erworbenen Landsitz im Speckgürtel von Paris ein Fest feiern. Und sich dabei gegenseitig und selbst nach allen Regeln der Kunst zerlegen, zerfleischen und anzicken. Das hat einen guten Flow, originelle Darstellende, allen voran der extrem verlebt und schlecht gealtert wirkende Jean-Pierre Bacri als "Castro" - ein Talkshow-Host auf dem absteigenden Ast. Auch Regisseurin und Drehbuchautorin Agnés Jaoui ("Hélène") stolpert gekonnt mit schlecht gefärbten Haaren durch die Handlung, nervt ihren Mann und alle anderen mit ihrer betulichen Gutmenschenart und ihrem selbstgerechten Gehabe. Balzt ihren Ex an (Typ "romantischer Arzt, frisch zurück aus Afrika") nur um zu lernen, dass der....
Das hat Tempo, gute Dialoge und vor allem eine fließende, scheinbar ständig den Gästen der mondänen Party über die Schulter schauende Kamera. Das erinnert mit dem exaltierten Gerede, den vielen scheinbaren Nebensächlichkeiten sehr an meinen Regieliebling Robert Altmann und ist ein gutes Beispiel dafür, wie man ohne ständigen Erklärbär und ohne betulichen Zeigefinger typischer deutscher und amerikanischer Produktionen Komödie machen kann ohne Plattheit. Dazu eine scheinbar für französische Filme typisch perfekte Ausstattung - die Requisiten, die Mode, der rote Trainingsanzug des Social-Media Stars, die extra schlecht gefärbten Haare der beiden Protagonisten - alles bestes Handwerk. Und als Extra gibt es noch eine ziemlich heiße Band, die mit ihrem Gipsy-Pop, wilder Polka und Gassenhauern aller Art immer wieder die Handlung unterbricht und sehr nette Mucke macht.
Kleiner Gag des Drehbuchs: Der "Physio", ein unauffälliger blonder Mann mittleren Alters, Lebensgefährte der exaltierten Hélène und von ihr immer nur als "mein Physio" vorgestellt, mausert sich im Verlauf des Films zum Sympathieträger und "Helden". Nicht nur kann er als Einziger perfekt Karaoke singen und benimmt sich nie daneben, sondern er scheint auch der Einzige nicht ausschließlich auf sich selbst fixierte Gast der Gartenparty zu sein. Très charmante!
Vom Harvard Absolventen und Firmenanwalt zum musikalischen Trüffelschwein, zum „Mann mit den goldenen Ohren“, zum Entdecker und Manager unzähliger Weltstars (von Barry Manilow bis Whitney Houston), vom konservativen jüdischen Bildungsbürger zum offen bisexuell lebenden Partylöwen. Clive Davis hat sein Leben gelebt, hat mit seiner harten Arbeit und seiner geradezu manischen (und sehr oft erfolgreichen) Suche nach dem nächsten Hit die Karriere unzähliger Künstler voran gebracht. Er hätte eine differenziertere und weniger schematische Doku verdient.
So stellt sich die Generation Netflix eine verschrobene, psychisch instabile und natürlich wunderhübsche Schriftstellerin der englischen Romantik vor, die ständig mit geschürzten Lippen und 1a folkloristischen Kleidern durch aufregend gefilmte Landschaften streunt und wirre Dinge sagt und tut. Und damit auch jede/r begreift, wie genialisch der junge Sturm und Drang dieser (natürlich) Pfarrerstochter ist, bekommen wir digitale Effekte, Bildverzerrungen und Verhaltensauffälligkeiten aller Art geboten.
Echt mal? Da lobe ich mir doch die fantastischen Jane Austen Verfilmungen der letzten 20 Jahre und lasse diesen Schrott besser links liegen.
Natasha Richardson, die langjährige Ehefrau von Hauptdarsteller Liam Neeson, verstarb während der Dreharbeiten zu diesem Film im März 2009 tragisch nach einem Skiunfall. Das Drehbuch wurde geändert, um die Anwesenheit des trauernden Neeson am Set zu reduzieren. Ich hatte mich gewundert, warum Neeson hier so geistesabwesend, manchmal geradezu apathisch wirkt. Das dürfte der Grund sein. Ansonsten hat mein mp-buddy TobyG_93 in seiner Besprechung zu diesem nicht ganz stimmigen Film alles Wichtige gesagt.
Großes Kino, länger als 2 h und bis auf winzige Längen (der versoffene Buddy von James Stewart) durchweg witzig, spannend und gekonnt gemacht. James Stewart brilliert, nuschelt in der von mir gesehen OmU im Stil eines Provinzlers, haut seine Jokes (der Film ist immer wieder richtig witzig) mit unbewegtem Gesicht raus. Lee Remick spielt die laszive Soldatenbraut so versoffen, aufreizend und sexy, dass die Frage ob mit oder ohne "panties" durchaus berechtigt ist. Ihr Ehemann Ben Gazzara hat insgesamt weniger als 100 Zeilen Text. Und spricht mit einer so tiefen, männlichen Stimme, entwickelt so viel Charisma, ist so abgründig. George C. Scott wollte für seine Nebenrolle eines abgebrühten Staatsanwaltes in diesem Film unbedingt einen Oscar haben (und lehnte dafür den Oscar für die Hauptrolle in "Patton" ab) - man kann verstehen warum.
Dazu eine grandiose, komplexe Musik von Duke Ellington, der auch einen kleinen Cameo-Auftritt hat.
Der Film zeigt detailfreudig, anschaulich und (nach meinen bescheidenen Kenntnissen im amerikanischen Strafprozessrecht) völlig richtig, wie verrückt dieses System von Geschworenenjurys ist. Die Einsprüche, die verkappten Angriffe, die verdeckten Umgehungen der Prozessordnung, die Trickserei der beiden Star-Anwälte. Das ist perfekt inszeniert und kommt mit einer heftigen Kritik an diesem letztlich maroden Justizsystem einher. James Stewart tut in all seiner Harmlosigkeit etwas richtig Böses, nämlich seinen Job. Und macht sich nicht eine Sekunde Gedanken darüber, dass sein Klient ein schuldiges Arxxxloch sein könnte. Zudem ist der Film mit seinen vielen sexuellen Details (Vergewaltigung ohne "completion", Spermaspuren, Frau ohne Unterhose, gibt es die provozierte Vergewaltigung) durchaus modern und jedenfalls ein Schlag ins Gesicht der puritanischen Moral des Jahres 1959. Ein guter Jahrgang ist das!
Es lohnt sich, den Film OmU zu sehen. Die Darstellenden sprechen perfekt (und sehr deutlich - bis auf James Stewart) und vor allem ist die englische Tonspur detaillierter mit 5.1 Ton im Vergleich zur deutschen 2.0 Stereo-Abmischung.
Ein in jeder Hinsicht beeindruckender Film, der noch dazu viel mit meiner eigenen gegenwärtigen Lebenssituation zu tun hat. Wir Babyboomer sind meist Kinder von Eltern, die noch den Krieg erlebt haben mit seinen Verwerfungen, emotionalen Entbehrungen und all der Härte, die es für ein Überleben unter solchen Bedingungen braucht. Da sind Kinder in der Heimat nicht immer die Kinder des zurückgekehrten Frontsoldaten (die Geschichte des Martin Guerre lässt grüßen) und mit fortschreitender Demenz verschwindet das "echte" Leben und an seine Stelle treten die Gewohnheiten und Erinnerungen der jungen Jahre. Und die "heile Welt" der ländlichen Umgebung einer Jugend in den 60er oder 70er Jahren ist auch nicht mehr.
<leichte Spoiler>Die Eltern des von Charly Hübner einfühlsam und ohne jede Übertreibungen gespielten Archäologen Ingwer steuern in hohem Alter auf die "Gnadenhochzeit" zu (war mir neu - 70jähriges Hochzeitsjubiläum) und der Alltag wird immer schwieriger: Die hochgradig demente Frau Feddersen (Hildegard Schmahl - geniale Schauspielerei) läuft ständig weg, wird fast vom Laster überfahren und strullt auch schon mal vor statt in die Toilette. Auch schlägt sie ihren Ehemann (Peter Franke) anlasslos und heftig, was dieser schweigend erträgt. Ingwer kehrt aus der WG in Kiel und dem Leben in einem bohemien lebenden Freundeskreis zurück in das Dorf seiner Kindheit, um seine Eltern zu pflegen und ihnen nahe zu sein. Aber alles hat sich verändert und alles läuft nicht so, wie gedacht. </Spoiler>
In kunstvoll arrangierten Rückblenden, meist nur 10 bis 30 Sekunden kurzen Einstellungen, satt mit fantastischen Locations und symbolträchtigen Außenaufnahmen rollt der Film nach einer kurzen Exposition die Geschichte der Gastwirtsleute Feddersen (Kröger sind das - das plattdeutsche Wort für Krüger=Gastwirte) auf, des Dorfes und seiner Veränderungen, erzählt von einer jungen, sehr blonden und sehr minderbegabten Frau, die gerne tanzt und singt und irgendetwas mit Ingwer zu tun haben muss. Was - das lässt der Film lange offen, erzählt konzentriert und ruhig, was mit der Ehe der Feddersens passiert ist, wie das alte Dorf als Dorf und mit seinen Dorfbewohnern überwiegend gestorben ist und dies alles aus den Augen des wie der kleine Junge in Peter Weir's Meisterwerk "Der einzige Zeuge" meist schweigsam schauenden Ingwer.
Durch die nicht lineare, oft elliptische (schlagt das ruhig nach - ich musste es auch) Erzählweise bekommt der mit ca. 1:45 h straff erzählte Film einen Sog, verweigert sich der Identifikation, lässt geschickter weise den Ingwer als Hauptperson und Identifikationsfigur zurücktreten zu Gunsten der dargestellten Beziehungen und Veränderungen. Das ist mit Abstand das beste adaptierte Drehbuch, welches ich in den letzten Jahren sehen durfte.
Jedes Detail passt: Die Locations sind geschickt gewählt, einige Effekte (die "wachsenden Äcker") knapp und story-dienlich eingesetzt, die Musik originell mit einigen guten Original-Songs, die Ausstattungen passen perfekt und die Schauspielenden spielen sich den Allerwertesten ab. Durch die Bank, aber herauszuheben ist vor allem auch der noch nicht volljährige Ingwer (Lennard Conrad) - genial in Mimik und Körpersprache. Als der zufrieden und auf stille Weise freiheitssuchend auf dem Heuwagen liegt, musste ich fast weinen vor Rührung. Denn eine ganz ähnliche Fahrt auf einem mit Weizen gefüllten Anhänger war auch für mich eine der tiefsten emotionalen Erfahrungen meiner Kindheit.
Ich kannte hier (außer Charly Hübner) niemanden, aber das ist ganz großes Kino.
Wenn mich schon das Original nicht überzeugen konnte (vorhersehbar, konstruiert, bemüht, hölzern), dann vermochte das auch die deutlich bessere schauspielerische Leistung von Tom Hanks nicht. Es bringt in meinen Augen nichts, einen Film 1:1 auf amerikanische Verhältnisse anzupassen, nur weil Amerikaner keine skandinavischen Holzhäuser und keine skandinavischen Schauspieler mögen. Albern, sowas, mindestens aber entbehrlich!
Ein in meinen Augen total verklemmter Thriller um einen Professor für linguistische Philosophie, der sich wie ein Werwolf periodisch in einen auf junge Mädchen fixierten sexuellen Predator verwandelt - jedenfalls in der eigenen Phantasie und möglicherweise...
Das funktioniert nicht eine Minute. Guy Pearce und Pierce Brosnan sind zwar glaubwürdig in ihren Rollen, jedoch ist die Grundidee der Story nur, dass jede heranwachsende Frau sich beim Anblick von Professor in ein lippenstiftglänzendes Lustobjekt verwandelt und für Professor schon die Betrachtung einer Mausefalle im Heimwerkermarkt ausreicht, um (zumindest in Gedanken) über die jugendliche Ladenhilfe herzufallen. Der Film hätte viel mehr Sex oder zumindest sexuelle Andeutungen gebraucht, um in meinen Augen wirklich zu funktionieren. So ist es lahmes Zusteuern auf einen Twist, der für sich aber auch nicht unterhaltsam oder fesselnd ist. Positiv zu vermerken sind die vom Drehbuch immer wieder eingestreuten Dialoge und Bemerkungen, die sich um den Beruf des Professors drehen - Wortbedeutung, Grenzen von Sprache, Sprache als Mittel der Kommunikation - da bekommt man schon mehr als eine Andeutung mit.
Super elegant gemachter Film aus den späten 90ern mit einem blutjungen Clive Owen und einer berückend kaltschnäuzigen "Dr. Corday - ER" Alex Kingston, die auch mal ganz entspannt blank zieht, um Clive Owen ins Bett und zum Mitmachen zu bringen. Elegant die Kameraeinstellungen, das Licht und die stets im Fluss bleibende Handlung. Der Film hat keine Gnade mit seinen zum Teil richtig unsympathischen Figuren, greift auch ganz locker mal einen Handlungsstrang auf, um diesen einschließlich der tragenden Personen dann beiläufig wieder fallen zu lassen.
Und das wäre mal DIE Empfehlung für typische deutsche Filmschaffende: Man muss nicht ständig alles erklären, erläutern, mit Bedeutung aufladen bis zum Platzen. Man kann auch ganz einfach die Geschichte von Tricks und Täuschungen im Glücksspiel erzählen, ohne perfektionistisch jedes Detail stimmig und erklärbar zu machen. Der Film hat einen guten Flow bis zum durchaus schrägen Ende und ist wirklich mal eine positive Überraschung. Und Menschenskinder: Als junger Mann war Clive Owen ja erst recht der männliche Feger mit den hellbraunen, grünen Augen, die hier von der Kamera immer wieder prominent eingefangen werden.
Flott gemachtes Feel-Good Movie mit Originalmusik der 60er und einem sehr illustren Cast - da kann doch eigentlich nichts mehr schiefgehen? Doch, es kann: Zu lange Laufzeit, betont harmlose Gags und in der Summe eine Kette von Belanglosigkeiten, die auf 90 Minuten mehr Effekt gehabt hätte. Trotzdem kann es sich lohnen schon wegen der kalkulierten guten Laune, der liebevollen Ausstattung und natürlich Perlen von Darstellenden wie Bill Nighy, PS Hoffman, Rhys Ifans, Gemma Arterton, Tom Sturridge (to name a few). Auch Kenneth Branagh macht gekonnt den irren britischen Spießer.
Gerade im Kino gesehen. Eine Screwball-Comedy mit Elementen der Rom-Com, der Culture-Clash Komödie und ansonsten (leider) arg vorhersehbarer Storyline. Was den Film über den öden Durchschnitt hebt, sind die gute Filmmusik (einschließlich guter Bollywood-Disco und einer atemberaubenden Sufi Musikeinlage), die engagierten Darstellenden (zum Beispiel Emma Thompson im Klamauk Modus als saufende hysterische Mutter) und die wirklich schönen Kostüme. Für meinen Geschmack hätte es origineller sein können und einige Nebenfiguren wurden vom Drehbuch sträflich vernachlässigt (wie die pakistanische Braut). Aber Frau und Tochter hat's gefallen und das ist schon was...