angucker - Kommentare

Alle Kommentare von angucker

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    Gummikrokodile mit Kindern, ein weißer Papagei als Nebendarsteller und eine Menge einfacher, altmodischer aber nicht schlechter Gags retten diese zivilisationskritische Robinsonade italian style über die zu lange Laufzeit. Einige Gags werden zu oft wiederholt, andere sind einfach nur schräg wie die Schrumpfköpfe des Häuptlings. Mir gefielen der anarchische Zug des Films und die hübsche Freitag.

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      angucker 16.11.2022, 08:54 Geändert 16.11.2022, 08:55

      Erstsichtung: Nicht gut gealtert, diese auf kommerziellen Erfolg schielende Fantasy-Klamotte aus den 80ern. Eine krude Story, die sich auf wilde Wechsel von Ort und Zeit stützt, so dass wir das Hirn besser ausschalten. Schwache Kampfszenen, unendlich viel Kunstnebel und bunte Lichter (aber lange nicht so gekonnt wie in Walter Hills "Straßen in Flammen"), echt unterirdische Dialoge garniert mit animalischem Grunzen. Die Musik von Queen - da verbietet sich jeder Kommentar. Am schönsten waren noch die sinnlose Wrestling-Szene zu Beginn und Sean Connery mit buntem Mantel. Und dann noch dieser bekloppte Einzeiler, der ausschließlich auf das Langzeitgedächtnis der Zuschauerschaft zielt. Also:

      Es kann nur 1 geben.

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        angucker 15.11.2022, 07:45 Geändert 29.11.2022, 10:00

        Materialreiche Doku über den Fall einer massiv gedopten Bodybuilderin und Ex-Marine, die ihren ebensolchen langjährigen Ehemann mit zwei Schüssen tötet. Die freakhafte Szene der Bodybuilder der 80er Jahre, der merkwürdige Broterwerb von Sally McNeal, die mit dem Niederringen von submissiven Männern und entsprechenden Videos viel Geld verdient, ihren Mann, ihre zwei Kinder und den massiven Anabolika-Verbrauch der Familie damit jahrelang finanziert - all das ist auch eine Freak-Show der extremen Körperkult-Szene. Sehr schnell wird klar, dass dies auch die Geschichte von Missbrauch und Misshandlung in der Beziehung ist, Gewalt spielte im Elternhaus beider Elternteile eine große Rolle. Sally und ihr Mann kamen aus einfachsten Verhältnissen und durch ihre kaputte Jugend wurden Missbrauch und Gewalt praktisch zum Alltag. Das geht schnell schief, wenn man eine Waffe im Haus hat. Zumal der massive Missbrauch von Anabolika auch bekannt ist als Ursache für die hier berichteten Gewaltdurchbrüche. Das ist, als ob zwei gedopte Kampfhunde ständig übereinander her fallen.

        Auch der Prozess gegen McNeil spielt eine ausführliche Rolle. Da gibt es Footage aus der Vernehmungszelle, in der McNeal nach ihrer Verhaftung etwa 10 Stunden zubrachte. Eine gute Gelegenheit, im Familienkreis den Unterschied zwischen Notwehr und Totschlag zu erläutern und die Grenzen von Notwehr. Nein, Sally McNeal ist kein Justizopfer. Und ja, es hat mit Sicherheit Gründe, dass sie erst nach 25 Jahren entlassen wurde. Eine zerstörte Familie, zwei wunderbare Kinder, die beide Marines wurden und schwer traumatisiert sind. Eine mittelmäßige Doku über ein interessantes Thema mit viel interessantem Material.

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          angucker 15.11.2022, 04:13 Geändert 16.11.2022, 11:47

          Interessanter Mix aus Art-Porn und Kapitalismuskritik. Der verzweifelte Banker, früher als Spekulant gegen kleine Volkswirtschaften tätig, trifft auf der Flucht aus den USA eine sexuell und auch sonst sehr freizügige Latina, die ihn in ihrer romantisch abgerockten Wohnung auf dem Dachboden eines Hauses in LA versteckt. Dazu gibts freie Liebe mit Kondom und eine Einführung in die wenig ruhmvolle Geschichte der von Ex-Präsident Reagan gesteuerten Intervention der CIA in Südamerika. Drogenhandel und Black OPs inklusive. Trotz des für seine Rolle passend ziemlich tumb wirkenden männlichen Hauptdarstellers hat das Charme, ziemlich viel expliziten, meist etwas hektisch gefilmten Sex und dank der charmanten und glaubwürdig agierenden Hauptdarstellerin wird es nie peinlich. Sogar der zuletzt mit einem kurz auftauchenden Freund der jungen Illegalen zelebrierte Dreier passt in die Story. Gut gefallen haben mir die sparsam verwendeten, glaubwürdig wirkenden Locations vom Imbiss über die kleine Ambulanz bis zum Dach über der behelfsmäßigen Wohnung der jungen Frau. Das unsentimentale Ende (offensichtlich direkt auf der Straße gefilmt) passt.

          In seiner Art erinnert mich dieser kleine Independent Film stark an den "Before We Go" (2014) mit Chris Evans und Alice Eve, nur dass es hier um (auch, aber nicht nur sexuelle) Freiheit und Politik geht.

          Der Regisseur/Drehbuchautor Philippe Diaz hat ein Thema mit der kapitalistisch motivierten Ausbeutung kleinerer Länder. Er hat auch die Doku "The End of Poverty?" (2008) gemacht, wo es um solche Fragen geht.

          Doch. Wer sich nicht an entblößten Geschlechtsteilen auch des Mannes stört und etwas Geduld hat, kann den gucken. Im Originalton kommen die ethnischen Unterschiede besser raus als in der deutschen Synchro. 1 Extrapunkt für Originalität.

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            angucker 14.11.2022, 08:56 Geändert 14.11.2022, 10:19

            Die Kamera zeigt eine riesige Baugrube mit Betongründung, fährt auf die Motorhaube eines SUV (bayerischer Hersteller) zu, streift liebevoll das Firmenemblem, inspiziert den Kühlergrill, schwenkt mit Tom Hardy in den Innenraum, streift genüsslich über die Lenkradinstrumente und wieder über das dort platzierte Logo. Danach beschränkt sich das filmische Element über eine Stunde auf Gesicht von vorn, Blick durch die Windschutzscheibe, Blick auf den Rückspiegel (innen), Blick auf den Rückspiegel (außen), Blick auf den Scheibenwischer, Schwenk auf das Display des Autotelefons.

            Leider passiert auch sonst nicht viel. Das Drama kommt als verkappte Midlife-Crisis über Autotelefon und betrifft einen tüchtigen Bauleiter und liebenden Familienvater, der etwas ganz schrecklich Spontanes macht und sich dafür etwas Ärger einhandelt. Für dieses Drehbuch gibt es 0 Punkte und nichts reißt den Film nach oben. Die deutsche Synchro ist allerdings perfekt gemacht (Kompliment), weshalb ich den Film auch nicht im etwas schwammigen O-Ton besichtigt habe.

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              angucker 10.11.2022, 08:28 Geändert 11.11.2022, 11:21
              über 7500

              Packendes Flugzeug-Drama auf engstem Raum: Vom Spannungsaufbau über stumme Bilder aus der Überwachungskamera, über den (leider viel zu kurzen-) Auftritt von Aylin Tezel als Stewardess und Freundin des Co-Piloten (Joseph-Gordon Levitt) bis zu den ersten Schwenks auf den kleinen Monitor, mit dem das Cockpit die Pantry und den Übergang zum Rumpf des Flugzeugs überwacht - ohne jegliche Musik, mit kurzen, knappen Dialogen geht es los. Dann hebt das Flugzeug ab und kurz darauf kommt das Chaos.

              Gekonnt vermeidet der Film die Totale, verengt sich immer wieder auf den Blick auf die Instrumente und den kleinen Monitor des Cockpits und schon nach einer halben Stunde ist das Gehämmer an die Tür des Cockpits für die Zuschauer so beklemmend wie für den Piloten. Ein leichter Spannungsabfall kurz vor Schluss, aber dieser Film beschreibt das Ausweglose, Irre und Beklemmende einer Flugzeugentführung besser als ... alle anderen, die ich kenne. Ich musste erst diesen Film sehen um zu begreifen, was an "Air Force One" (2 Punkte) und "Con Air" so schlecht ist: Ein Flugzeug (noch dazu eine kleine Airbus Maschine) ist kein Tummelplatz für lockere Action mit Schießerei und Klopperei im Stil von Wolfgang Petersen. Sondern eng, bedrückend und erschreckend instabil.

              Regisseur Patrick Vollrath hat hier mit gekonnter Reduktion auf das Wesentliche eine kleine Perle des Genrefilms gemacht (ist sein erster Langfilm). Und Carlo Kitzlinger hat eine Stimme zum Dahinschmelzen.

              Fun Fact: Schauspieler Carlo Kitzlinger war lange Jahre Flugzeugpilot und zuletzt -kapitän bei der Lufthansa / class A, BE, C, CE, M, L (EU-class) - wer hätte das gedacht: Der "richtige" Kapitän war hier zufällig auch Schauspieler.

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              • Tolles Thema für eine Liste und schöne Besprechung von "Body Heat" - ich bin gespannt!

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                  Grandios gefilmter "Erotikthriller" von 1981 und das Regiedebüt des Drehbuchautors Lawrence Kasdan, der es schafft, die Kamera buchstäblich an den ständig schwitzenden Darstellenden entlang gleiten zu lassen. Dies und der beeindruckend moderne Score von John Barry schaffen eine Atmo von Film Noir, die vor allem in der ersten Hälfte fesselt - Bild, Musik und Drehbuch verschmelzen zu einer einzigen Anzüglichkeit. Vor diesem Hintergrund kann Schauspieldebutantin Kathleen Turner strahlen und wurde mit diesem Film bis zu ihrer schweren Krankheit zum weiblichen Star der 80er.

                  Schwächen des Films treten erst gegen Ende zu Tage. Die eigentliche Intrige ist konstruiert, die Sache mit dem Bootshaus unfreiwillig komisch in ihrer Hollywood entsprechenden Künstlichkeit und John Hurt ist trotz Oberlippenbart in meinen Augen eine krasse Fehlbesetzung, wirkt unattraktiv und zu harmlos für seine Rolle des schmierigen Provinzanwalts und Casanova.

                  Ein sehenswerter Kurzauftrittt von Mickey Rourke mit Gesangseinlage und zwei sehr gekonnte Tanzeinlagen des Staatsanwalts.

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                    Udo Jürgens war einer der wenigen deutschen Schlagersänger, bei dem die Schlüpfer der weiblichen Fans geworfen wurden. Und der trotzdem Dank seiner guten Texte (oft nicht von ihm selbst) trotzdem in Würde älter wurde. Dem wird diese aufwendig produzierte zweiteilige Kurzserie mit ihren weiten Rückblenden in die russische Geschichte ab 1912 nicht gerecht. Das ist wie eine Miniaturausgabe von Doktor Schiwago verquirlt mit Der große Bellheim und etwas Bio Pic und wird der portraitierten Person nicht gerecht, ist vielfach nur kitschig. Großartige Darstellerleistung von Christian Berkel und viele Klischees.

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                      angucker 06.11.2022, 22:30 Geändert 07.11.2022, 09:28

                      Am stärksten ist dieser Film, wenn die straffe Regie von Hauptdarstellerin und Drehbuchautorin Karoline Herfurth Tableaus aneinander reiht und die Darstellenden einfach machen lässt. Die Szenen über das Selbstbild und die familiären Probleme von Frauen sind witzig, gut beobachtet und mit Darstellerinnen wie Emilia Schüle kann es nur gelingen. Gegen Ende wird es dafür arg kitschig und der Film driftet ab in die Untiefen deutscher Fernsehunterhaltung.

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                        angucker 06.11.2022, 17:07 Geändert 06.11.2022, 17:27

                        Zuletzt blieb ein fader Nachgeschmack: Haben Gangster einfach mehr Spaß? Ist es nicht sowieso besser, mit Gina Gershon liiert zu sein als mit einer "normalen" Ärztin? Was sollen die ganzen Tauben? Gibt es keine zeitliche Höchstgrenze für monotones Geballer? Warum müssen die beiden Hauptdarsteller so absurd übertreiben?

                        Trotz der interessanten Story-Line, dem breitbeinig-opernhaften Gestus von Regisseur John Woo (man beachte beispielsweise die witzigen Screen-Elemente der Bombe) und trotz der beeindruckenden Montage, der Tonnen Feuerwerkskörper, der goldenen Pistolen (überhaupt eine sehr gediegene Ausstattung) und der gut gemachten Stunts (die Motorboote haben mir gefallen) ist die Geschichte zu dünn für einen langen Film. Da können es die ewigen Prügeleien und Ballereien auch nicht reißen. Die guten Momente sind die kleinen, langsamen Passagen wie die Rettung des Sohnes von Gangsterbraut Gershon, das Wiedertreffen der Eheleute "im Körper des Feindes" und immer dann, wenn der Film mal die Luft anhält. Für einen großen Klassiker und Höchstnoten reicht es bei mir aber nicht. Da gucke ich lieber "richtiges" Honkong-Kino, beispielsweise den etwa zur selben Zeit entstandenen "Once Upon A Time in China".

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                          In ganz eigenem Tempo erzählt der Film die Geschichte einer schüchternen Finnin, die sich aus ihrer Clique von kiffenden Moskauer Kulturschaffenden und von ihrer extrovertierten Geliebten Irina löst, um eine lange lange Zugreise nach Murmansk (im Norden von Karelien, gemeinsame Grenze mit Finnland) zu machen und dort "Petroglyphen" anzuschauen. Dabei lernt sie einen anfänglich furchteinflößenden, ständig besoffenen russischen Minenarbeiter kennen. In dem abgerockten Zug nach Murmansk spielen die meisten der Szenen des Films.

                          Der mit der Goldenen Palme ausgezeichnete Film baut seine Einstellungen mit meist natürlichem Licht auf, die bewegliche Kamera und die sich daraus immer wieder ergebenden interessanten Perspektiven erinnerten mich an Wong Karwai, aber ohne dessen kunstgewerbliche Beflissenheit. Durch die fremdartig wirkenden Menschen, die exotische Umgebung und die sparsamen Dialoge entwickelt der Film einen ganz eigenen Sog und funktioniert als Film sehr gut, ohne sich auf ein Genre festzulegen ("Train Movie", Drama, Liebesgeschichte). Die Musik besteht aus Zitaten, vor allem dem in den 80ern populären Synthie-Pop OneHitWonder "Voyage Voyage". Uns hat es gut gefallen und es gibt reichlich Eis und Schnee.

                          Die Kritik und das Publikum mochten diese 2021 erschienene kleine Perle zwischen Kaurismäki, Karwai und Wim Wenders - allerdings nix für Betrachtende mit Bedürfnis nach gradliniger Story oder Action. Robometer ca. 4 - Eudora wird ihn mögen wegen Eis und Schnee. Ist ein wirklich origineller, guter Film mit sehr viel Atmo und guten Hauptdarstellenden.

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                            angucker 04.11.2022, 09:36 Geändert 04.11.2022, 18:51

                            Perfekte Besetzung bis in die Nebenrollen und ein in meinen Augen eleganter Aufbau der Story um beruflichen Misserfolg und drohenden sozialen Abstieg im Umfeld der Psychiatrie und des Investmentbankings. Wer noch nicht wusste, wie brutal die Pharmaindustrie jedenfalls in den USA agiert, bekommt hier einen pointierten Einblick. Ohne zu spoilern kann hier keinerlei Kommentar zur Handlung erfolgen, aber negativ muss vermerkt werden, dass das letzte Drittel des Films nach dem Twist nur noch wenig Spannungsaufbau bietet und außerdem die Story (ich bin allerdings kein Experte für amerikanisches Standes- und Strafverfahrensrecht) ein fettes Logikloch enthält. Aber egal. Jude Law bei seinem Auf- und Abstieg als Psychiater und Rooney Mara bei ihrem Verlauf zuzusehen war schon Freude genug.

                            Ich lehne mich hier mal aus dem Fenster und behaupte, dass der Film einige Aufmerksamkeit einfordert, diese aber dank der geschickten Montage aber auch belohnt.

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                              Langweilig choreographierte, meist im Halbdunkel gefilmte Tanzszenen, zusammen gehalten durch eine formelhafte Geschichte vom immer netten, hilfsbereiten Mädchen aus der Provinz, das in der Großstadt Chicago sein Glück versucht. Voll von unfreiwillig komischen frauenfeindlichen One-Linern. Da sieht man erstmal, wie vergleichsweise gut und gekonnt der ähnliche "Coyote Ugly" gemacht ist.

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                                angucker 25.10.2022, 12:37 Geändert 25.10.2022, 12:49
                                über Hilde

                                Heike Makatsch kann Knef. Weniger die distanziert kühle Diva, als die singende und ehrgeizige Schauspielerin. Das wirkt glaubhaft bis hin zu den merkwürdigen Ritualen der Kettenraucherin Knef. Auch der übrige Cast, Hans Zischler als Förderer und Mentor Erich Pommer, Roger Cicero RIP in kurzen Szenen als Gesangspartner und Entdecker und vor allem Dan Stevens als stiller Unterstützer und zweiter Ehemann David Cameron haben Präsenz und lassen die wohl der Vorlage geschuldete Oberflächlichkeit des Films meist vergessen. Die Knef war für Berliner so präsent wie Harald Juhnke, spielte die erste Nacktrollle im deutschen Nachkriegsfilm und lebte den Lebenswillen, die Härte und Stärke der Nachkriegsgeneration. Das kann auch dieser mehr als 2 Stunden lange, bisweilen arg harmlose Film nicht kaputten.

                                Im direkten Vergleich gewinnt der 2018 entstandene, thematisch ähnliche Film von Emily Atef "3 Tage in Quiberon" nach Punkten. Das liegt aber nicht an der anderen Qualität der Hauptdarstellerin, sondern schlicht an der besseren und interessanteren Vorlage.

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                                  Depressive Frau in den 40ern aus der Kunstbranche (Juliette Binoche - meist in Overknee-Highheels, mit denen sie beim Ausziehen auf drollige Weise kämpft) sucht nach Begegnungen mit Männern, lässt sich von einem fiesen dicken Banker in sabbelseelige Dominanz-Spiele verwickeln, von einem Schauspieler stundenlang sinnfrei zutexten um die Frage "ob oder ob nicht", von einem Kollegen in bestem "mansplaining" darüber belehren, wer der richtige Mann für sie wäre, von ihrem Ex-Mann besteigen, von einem gut aussehenden Mann wortlos betanzen - und so weiter.... Zuletzt hat ein völlig formlos verfetteter Depardieu noch einen Auftritt im Halbdunkel als Wahrsager.

                                  Angeblich ist dies der heiterste Film, eine "Rom Com" von Claire Denis, einer mir bisher unbekannten Regisseurin. Bemerkenswert schön mal wieder die gnadenlose Art von Binoche, auch diesen Stoff rüber zu bringen. Mit vollem Körpereinsatz bringt sie diesen Parforce-Ritt auf die Leinwand, weint, zittert, barmt - man möchte wirklich mitleiden. Auch die Filmmusik ist originell, geht subtil auf die Handlung ein, bleibt immer originell. Aber zur Hölle, was soll das Ganze? So amüsant wie eine Zahnprophylaxe zeigt der Film nur unangenehm saturierte bürgerliche Pariser*innen beim Reden über dies und das und schlechtem Sex. Und das pausenlose Reden ist jedenfalls mir schon nach wenigen Minuten kaum noch erträglich.

                                  Robometer: 0 Punkte!

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                                    angucker 23.10.2022, 07:58 Geändert 23.10.2022, 08:59

                                    Formelhafte Action-Komödie, bei der vor allem die versponnene Geschichte und die gut aufgelegten Darsteller*innen Spaß machen. Die komödiantische Seite von Brad Pitt ist immer wieder sehenswert und mit einem solchen Cast, bei dem die Screentime auch gleichmäßig verteilt ist, fällt die fast plagiatorische Klischeehaftigkeit auch nicht weiter auf. Negativ: Zu viel CGI, zu viel Kunstblut, nicht alle Teile der Story funktionieren und die bescheidenen Cameos von Ryan Reynolds und einer fast maskenhaft geglätteten Sandra Bullock hätte es echt nicht gebraucht.

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                                      über Romance

                                      Extrem verklemmt trotz der Entblößung diverser Geschlechtsteile und so erotisch wie eine ausgekugelte Schulter kommt diese betont kühl gefilmte Odyssee einer jungen Frau daher, die einen ebenso hübschen wie frigiden Freund hat, bei ihrem ersten Treffen mit einem Mann außerhalb dieser Beziehung (Rocco Siffredi, the "Italian stallion") so viel wirres und teilnahmsloses Zeug über benutzte Kondome und manches andere monologisiert, dass einen die sichtbare Erektion des Darstellers wirklich erstaunt (mich hat es genervt und geekelt). Danach trifft sie den von Francois Berleand einmal mehr großartig gespielten Kollegen, Biedermann, Super-Casanova und Fesselungskünstler zu mehreren "Sitzungen" und hat noch andere Begegnungen, bis sie ein Kind bekommt. Wäre da nicht die kühle, selbstsichere Inszenierung, die genau komponierten Kameraeinstellungen und wäre Berleand nicht ein so großartiger Schauspieler - der Film wäre nach 19 Minuten in der Tonne gelandet. Aber auch so ist dies eher experimentelles Kino, das in meinen Augen nirgendwo hin führt.

                                      Regisseurin/Drehbuchautorin Catherine Breillat hat unter anderem das Drehbuch zu Bertoluccis "Der Letzte Tango von Paris" geschrieben und diverse angeblich ähnliche Filme gemacht. Aber thematisch echt nicht meins.

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                                        Vergiss die Story, aber die originellen Choreografien von Hauptdarsteller Derek Hough (der langjährige Obertanzlehrer von „Dancing with the stars“ und vielfache Staffelsieger) machen ebenso viel Spaß wie seine Step Dance Einlagen. Da kommen („Modern“) alle möglichen und unmöglichen Tanzstile zusammen und verschmelzen auch Dank der außergewöhnlichen Athletik von Hough und der guten Chemie mit seiner Filmpartnerin zu sehenswerten Tanzeinlagen - sozusagen das moderne „Singing In The Rain“. Denn mit Gene Kelly ist der athletische Tanzstil von Hough eher zu vergleichen als mit Fred Astaire. Weniger gelungen die etwas zu ausführlichen Varieté Nummern und das wirklich schwache Acting.

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                                          Eine belanglose Geschichte aus Versatzstücken (schwieriger Vater, Singen in der Kirche, der Gang nach LA, Karriere im Musik-Biz). Im Vergleich zur Serie "Nashville" wird klar, was hier fehlt: Gute Songs und eine Hauptdarstellerin, die diese interessant singen kann.

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                                            angucker 16.10.2022, 09:40 Geändert 16.10.2022, 09:50

                                            Dies ist auf den ersten Blick der für Europäer abgedreht wirkende Versuch, möglichst viele (stets mit Schuluniformen, Unterwäsche und speziellen Bademoden nur knapp bekleidete-) Frauen und Mädchen halbnackt oder fast nackt zu filmen. Wenn man sich aber an das merkwürdige Setting einer Kleinstadt mit nächtlich onanierenden und deswegen (!) von paranormalen Fähigkeiten heimgesuchten Teenagern gewöhnt hat, wird der Film durchaus unterhaltsam. Denn er ist perfekt "gemacht", gute Kamera, viele Szenen sind sehr elegant wiederverwertet und tauchen (der mäandrierenden Story folgend) immer wieder auf. Zwar geht es von Anfang bis Ende nur um die sehr japanischen Fragen einer zwanghaften, immer mit den kollektiven Erwartungen und im Kollektiv gelebten Sexualität. Aber wie dies erzählt wird, wie das Zwiegespräch zweier Babys im Mutterleib auf einer sehr vollen Gynäkologiestation immer wieder in die Handlung integriert wird und wie in einer völlig abgedrehten Sequenz gegen Ende in drei parallel auf einer Theaterbühne aufgebauten Gebärmüttern der Konflikt von Kollektiv und Individuum verhandelt wird - das hat was. Wer sich an Geschmacklosigkeiten wie implodierenden Liebespuppen (die hier den Zombie-Teil der Geschichte markieren) nicht stört und gutes Filmhandwerk schätzen kann, kann hier durchaus Spaß haben. Übrigens auch ganz interessante Popmusik, die irgendwie dieselbe Stimmung vermittelt wie die digital in Richtung "bonbonfarben" verschobenen Bilder.

                                            Die irre Kombination von Manga Ästhetik, Schulmädchenuniformen, asiatischem American Pie und Trash reicht, um mir den Regisseur Shion Sono vorzumerken.

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                                                angucker 13.10.2022, 09:40 Geändert 17.10.2022, 08:48

                                                Der Film: Der belgische Film von Emmanuel Marre (Regie und Drehbuch) / Julie Lecoustre (Regie) folgt zunächst pseudo-dokumentarisch einer etwa 25jährigen Flugbegleiterin der fiktiven Billig-Fluglinie "Wings", Cassandre (Adéle Excharchopoulos) durch ihr Arbeits- und Privatleben. Stationiert auf Lanzarote in einer fabrikartigen Massenunterkunft besteht ihre Aufgabe vor allem darin, möglichst viele Verkäufe von Parfüm, Getränken und ähnlichen Waren an die Passagiere zu erbringen. Die Freizeit verbringt sie mit Tinder-Dates, viel Alkohol und Ecstasy. Zunehmenden Schwierigkeiten auf der Arbeit und quälenden "Personalgesprächen" setzt Cassandre Ausdruckslosigkeit und Passivität entgegen. Sie träumt davon, für eine Nobel-Fluglinie aus Dubai zu arbeiten. Später verlagert sich die Handlung in ihre Restfamilie, die aus Vater und einer jüngeren Schwester besteht.

                                                Die Inszenierung: Das Außergewöhnliche dieses Films ist seine Unauffälligkeit. Die Kamera folgt scheinbar ziellos der Protagonistin, schaut dieser über die Schulter oder in ihr oft ungeschminktes-, manchmal mit fettigen Haaren und Pickeln geradezu auffallend alltäglich wirkendes Gesicht. Viele Einstellungen sind wirklich originell, selbst wenn es um Klassiker wie eine "halt mich noch etwas fest" Einstellung nach dem Sex geht. Mit meist unbewegtem Gesicht, mit dem Phlegma eines Schlachtviehs lässt Cassandre die Zumutungen ihres Arbeitslebens über sich ergehen, die anmaßenden, ausführlich inszenierten Personalgespräche, die Motivationsreden, die Denunziationen der Kolleginnen, die Langeweile ihres Arbeitsalltags und ist in ihrem Privatleben meist so schnell betäubt, dass auch dort dramatische Entwicklungen ausbleiben. Unter dieser scheinbar langweiligen Oberfläche entwickelt sich ein für aufmerksame Zuschauende packendes Psychogramm einer ziellosen und in ihrer Trauer erstarrten jungen Frau. Kamera und Inszenierung würde ich als Meisterleistung bezeichnen. Planvoll setzt die Regie Akzente, bringt die Themen im Stil der (ebenfalls belgischen-) Brüder Dardenne unauffällig in Stellung, zwingt die Zuschauenden immer wieder zur Aufmerksamkeit, transportiert Sozialkritik klischeefrei und ist voller Empathie für die Hauptfigur.

                                                Das Außergewöhnliche: Dieser Film hat eine ungewöhnliche Hauptdarstellerin, die mich in ihrer uneitlen Darstellung, komplett in die Rolle eintauchend, an Hanna Schygulla erinnert. Adéle Excharchopoulos (im wirklichen Leben eine erfahrene Schauspielerin - "Blau ist eine warme Farbe") wirkt nie übermäßig engagiert, selbst wenn sie zutiefst erschüttert weint. Sie schafft es, ihre Schönheit im Interesse der Rolle komplett zu verstecken, präsentiert ihre Pickel mit Anmut, lässt den Unterkiefer fallen und guckt in vielen Einstellungen dümmer als das dümmste Schaf. Sie trägt ihre dreckigen Sweatshirts und ausgebeulten Pullover mit eben so viel Würde wie ihre Berufsuniform aus Polyester und wird in den zentralen Einstellungen aus der Familie gegen Ende des Films sogar meist im Dunkel gelassen. Zugleich gelingt es dem Film, viele Zumutungen des modernen Kapitalismus, die nur mühsam in Worthülsen versteckt werden, anschaulich zu machen. Die brutale Ausbeutung von Arbeitskraft durch international agierende Anbieter wie hier die Fluglinie "Wings" - da vermengt der Film elegant die Darstellung kapitalistischer Ausbeutung, Fatalismus der jungen Arbeitskräfte und ein klassisches Familiendrama.

                                                Für mich einer der großen Filme der letzten Jahre.

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                                                  angucker 07.10.2022, 06:51 Geändert 07.10.2022, 06:52

                                                  Betulich erzähltes Bio-Pic über die schwedisch-norwegische Schauspielerin und Sängerin Sonja Wigert, die sich zur Spionage gegen die Nazis anwerben lässt, sich damit bei ihrem Umfeld für immer als Nazi-Karrieristin blamiert und als Doppelagentin versucht, für die Deutschen einen Maulwurf zu finden, um damit ihre Eltern zu retten. Bis auf herrliche Außenaufnahmen und geschmackvolle Ausstattung kommt dieser Film nie über das Mittelmaß hinaus. Das liegt auch an der in meinen Augen uninteressanten Hauptdarstellerin, dem pausenlosen und sehr bräsig klingenden Erzähler aus dem Off und der insgesamt ohne jeden Spannungshöhepunkt inszenierten Geschichte. Selbst Verfolgungsjagden sind hier noch betulich und bis auf einen glänzend aufgelegten Alexander Scheer als Joseph X. können auch die Schauspieler nicht begeistern. Insgesamt vermittelt mir der Film in fast 2 Stunden Laufzeit nicht wesentlich mehr als der kurze Wikipedia Artikel über diese tragische Figur.

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                                                    angucker 04.10.2022, 03:04 Geändert 04.10.2022, 08:55

                                                    Bemühtes Kammerspiel aus dem Museum (die Location) über die Zumutungen des Filmemachens und die scheinbar unendliche Eitelkeit der Filmschaffenden. Der offenbar unter Corona Bedingungen gedrehte Film spielt mit den üblichen Klischees (der jüngere Star hat einen Maserati, eine junge Freundin und kommt immer zu spät, der ältere Star hält immer wieder Vorträge über das "richtige" Schauspielern, die Regisseurin quält alle). Er langweilte uns so dermaßen, dass etwa nach der Hälfte ausgeschaltet wurde. Sehenswert waren allerdings die Frisur von Penelope Cruz und die Szene unter dem Felsen.

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