angucker - Kommentare

Alle Kommentare von angucker

  • 8
    angucker 30.04.2023, 06:58 Geändert 30.04.2023, 08:35

    Den hatte ich seinerzeit verpasst: Ein atmosphärisch dichter Spätwestern, der sich gemächlich wie ein verschwitzter Cowboy in der Mittagssonne seinen Figuren nähert, empathisch Geschichten von kleinen Leuten in der texanischen Provinz erzählt und weder mit Witz, noch mit Gesellschaftskritik spart. Tolles Drehbuch, das in seinen lakonischen Dialogen und mit dieser trägen Erzählweise mehr als einmal an Justified erinnert und die pointierten Stories von Elmore Leonard. Chris Pine, der hier eine gute darstellerische Leistung zeigt, ist eben doch nicht Timothy Oliphant. Und das extreme Color-Grading nervt. Die stimmungsvollen Außenaufnahmen hätten das nicht gebraucht.
    Dafür gibt es einen gekonnt unaufdringlichen Soundtrack u.a. von Nick Cave und sparsam eingesetzten, aber gut passenden Neo-Country einschließlich Gillian Welch und Chris Stapleton.

    10
    • 6
      angucker 29.04.2023, 14:14 Geändert 30.04.2023, 08:41
      über Liaison

      Mit zwei Hauptdarstellenden wie Vincent Cassel (als abgebrühter alter Geheimagent auf Abwegen) und Eva Green (seine Ex-Geliebte und ebenfalls nicht mehr im aktiven Dienst) kann eine Kurzserie nicht viel falsch machen. Weil diese Profis mühelos in der Lage sind, aus einem Nichts von Drehbuch (eine munter vor sich hin mäandrierende Verschwörung) mit viel Chemie und eingefangen von geschickt aufgebauten Kameraeinstellungen eine atmosphärisch dichte Milieustudie im Umfeld afrikanischer und syrischer Flüchtlinge und bornierter britischer MI 6 Beamten zu zaubern - viel mehr gibt das Drehbuch nicht her. Es ist faszinierend zu sehen, wie Eva Green ungeschminkt und mit dicken Ringen unter den Augen ihren Charakter auf den Bildschirm bringt; sie wirkt so angefasst und durchsichtig wie die von ihr gespielte Ex-Agentin. Und wie Cassel gleich einem 56jährigen Filou durch die Handlung hüpft und schleicht. Auch die durchweg unbekannten übrigen SchauspielerInnen machen ihre Sache gut. Ob das die beiden abgewrackten syrischen Brüder sind oder die verängstigte Jungmutter im Flüchtlingscamp. Nur leider gibt die Story nicht viel her. Ständige Szenenwechsel verschleiern eine mehr als dünne Geschichte, deren Logik ich zuletzt nicht mehr folgen konnte und wollte (zu konstruiert, das Ganze). Ein Extrapunkt für die Darstellenden.

      8
      • 5

        Etwas altbackener Klamauk um den ewigen Stenz (Jack Lemmon) und die italienische Sexbombe (meist leicht bekleidet: Virna Lisi). Nicht gut gealtert ist das sexistische Männer- und Frauenbild, sind die geradezu absurden Attribute des modernen Lifestyle 1960: Alkohol in rauen Mengen, Chauvinismus überall und Damenschlüpfer auch überall. Überzeugend ist jedoch die geradezu artistische Darbietung von Jack Lemon, der fast akrobatisch joggt, hüpft, fällt, eine Wampe zur Schau stellt und überhaupt vollen Köpereinsatz zeigt. Auch Virna Lisi ist gut besetzt und macht ihre Rolle zu einer wirklichen Augenweide mit Augenzwinkern. Aber sonst eher verzichtbar.

        6
        • 8
          angucker 01.04.2023, 09:04 Geändert 01.04.2023, 13:27

          Madame Aurora (Agnés Jaoui) wundert sich: Diese Hitzewallungen, keine automatische Tür öffnet für sie (denn sie ist unsichtbar geworden) und mit der Liebe wird es zunehmend schwierig. Dabei ist sie eigentlich unkompliziert, hat einen Job (auch wenn der bescheuerte Chef des Restaurants sie immer mit dem Kunstnamen "Samantha" belegt) und ihren zwei Töchtern geht es ganz gut.

          Dieser monothematische Film über eine Frau in den Wechseljahren hat was. Eine gute Hauptdarstellerin und eine Figur die jenseits von Hollywood-Drama und Klischees versucht, ihre kleine Scheibe vom großen Kuchen auch über 50 noch abzubekommen. Eine durchaus vollständige Aufzählung und nicht immer ernste Bearbeitung der kleinen und großen Themen "Frau > 50". Das ist witzig (wie der runnning gag mit der automatischen Schiebetür), aber auch hart (wie das gnadenlose Buhlen der Töchter um Aufmerksamkeit und Zuwendung) und viel weniger künstlich als der ein ähnliches Thema behandelnde "Meine schöne innere Sonne" (2017) mit Juliette Binoche in der Hauptrolle. Wer einmal selbst oder im Bekanntenkreis erfahren hat, was es für eine schöne, begehrte, erfolgreiche, attraktive und sexuell aktive Frau bedeutet, wenn sie mit Menopause und + 50 auf einmal zur unsichtbaren, sexlosen, an die Seite gedrängten und nur noch zufällig weiblichen Person wird - das ist hier gut getroffen.

          Der Film hat im letzten Drittel Längen und das Thema wird auch nicht alle Zuschauenden interessieren. Aber mich hat es beeindruckt, amüsiert und nachdenklich gemacht.

          5
          • 5

            Hervorragend besetzter Film um einen ebenso charmanten wie erfolglosen Filou, der mit 150.000 $ Cash seine Halbschwester besuchen soll, um ein Vermächtnis seines Vaters zu erfüllen. Aber hektischer Schnitt, fehlender Spannungsaufbau und die rätselhaft offene Frage, warum sich Chris Pine nicht einfach zu erkennen gibt verhindern einen richtig guten Film. Ständig fragte ich mich: Was soll das?

            6
            • 7

              "Legally (!) Blond" war der Durchbruch für Reese Witherspoon, die mit Ihrer Version von intelligenter Unterhaltung und amerikanischem Kino über Frauen und ihre Probleme danach großen Erfolg hatte und zu einer eigenen Marke wurde. Dabei spielt sie hier nichts anderes als in dem grandiosen "Election" (1999) oder in dem ebenso beeindruckenden "Pleasantville" (1998): Eine mittelschwer aufdringliche, dauergrinsende, aber natürlich das Herz auf dem richtigen Fleck habende blonde weiße und ehrgeizige Amerikanerin. Geschickte Rollenwahl, Mrs. Witherspoon. Hier wurde sie zur Marke, zur späteren Oscar Preisträgerin ("Walk The Line") und zu einer der einflussreichsten (und reichsten-) Schauspielerinnen ihrer Generation.

              Der Film ist genretypisch massenkompatibel aufgebaut, vereint eine sehr schlichte Story von "wir können es schaffen" mit einfachen, sich wiederholenden optischen Signalen ("blond", "Hund", "Schuhe", "Lippenstift") und ist trotzdem weder dumm noch langweilig. Es hat nicht die stupende Größe und den bahnbrechenden Anspruch von "Mr. Smith Geht nach Washington", ist sozusagen die "Diet Coke" Variante eines alten Themas. Aber schlecht ist der Film nicht und jedenfalls meine damals noch blondere Tochter hatte Spaß mit dem Film wie auch mit "Miss Undercover" - so schlecht kann solche massenkompatible Unterhaltung nicht sein.

              7
              • 5

                Ein Mockumentary über ein französisches Drama, die Ermordung hunderter Pariser/innen durch radikalisierte Islamisten 2015. Sehr gute Kamera, routinierte Darstellende, allen voran "OSS" Jean Dujardin und Sandrine Kiberlain, jedoch kann der Film insgesamt nie wirklich überzeugen. Zu dünn die eigentliche Geschichte, zu schwach die Entwicklung der Figuren und zu viele geradezu absurde Drehbuchfehler (wie die im Auto liegen gelassenen Ausweise der Terroristen). Was bleibt, ist der beeindruckende Versuch, aus einer Tragödie ein Stück Unterhaltungskino zu machen und die eigentlich schon allein ausreichende Geschichte der "zufälligen" Informantin Samia (Lyna Khoudri), die sich in große Gefahr begibt, um Menschenleben zu retten. Dagegen verblasst das Gewusel aus hunderten Telefonaten und Abhöraktionen zu einem eher monotonen Brei.

                5
                • 3

                  Experimenteller Blödsinn aus den 60ern von einem der damals angesagtesten Fernseh-Regisseure, Michael Pfleghaar ("Wünsch Dir Was", "Wetten Das"). Eine sehr dünne Story um einen Frauenmord wird aufgeplustert durch alberne Kommentare und experimentelle Einstellungen (Wechsel von Farbe auf Schwarzweiß, asynchrone Anschlüsse). Das Ganze wurde ohne Drehgenehmigung "guerilla" in Hollywood abgedreht. Man sieht es an den verwunderten Blicken der Passanten. Völlig uninteressant, sexistisch bis zum Anschlag, voller dämlicher Dialoge, die selbst in einem ZDF-Krimi der 60er nicht ausreichend wären. Wolfgang Neuss (vor seinem Abstieg zum Berliner David Crosby der 70er) als Superdetektiv. Und K.J. Wussow (mit der sonoren Stimme) als zwielichtiger Lebemann. Die arme Heidelinde Weis muss immerzu blöd und "nymphoman" durch die Handlung stolpern (zuletzt unbekleidet) und nur die Kessler Zwillinge zeigen mit gnadenlos perfekten Tanzschritten und synchronen Auftritten, dass Wiesbaden eben nicht Hollywood ist. Technisch gut wiederhergestellt, aber ansonsten verzichtbar.

                  6
                  • 6
                    angucker 26.03.2023, 11:28 Geändert 27.03.2023, 10:46

                    Très charmante! Eine fast klassische Screwball-Komödie im Milieu französischer Großstädter, die auf dem neu erworbenen Landsitz im Speckgürtel von Paris ein Fest feiern. Und sich dabei gegenseitig und selbst nach allen Regeln der Kunst zerlegen, zerfleischen und anzicken. Das hat einen guten Flow, originelle Darstellende, allen voran der extrem verlebt und schlecht gealtert wirkende Jean-Pierre Bacri als "Castro" - ein Talkshow-Host auf dem absteigenden Ast. Auch Regisseurin und Drehbuchautorin Agnés Jaoui ("Hélène") stolpert gekonnt mit schlecht gefärbten Haaren durch die Handlung, nervt ihren Mann und alle anderen mit ihrer betulichen Gutmenschenart und ihrem selbstgerechten Gehabe. Balzt ihren Ex an (Typ "romantischer Arzt, frisch zurück aus Afrika") nur um zu lernen, dass der....

                    Das hat Tempo, gute Dialoge und vor allem eine fließende, scheinbar ständig den Gästen der mondänen Party über die Schulter schauende Kamera. Das erinnert mit dem exaltierten Gerede, den vielen scheinbaren Nebensächlichkeiten sehr an meinen Regieliebling Robert Altmann und ist ein gutes Beispiel dafür, wie man ohne ständigen Erklärbär und ohne betulichen Zeigefinger typischer deutscher und amerikanischer Produktionen Komödie machen kann ohne Plattheit. Dazu eine scheinbar für französische Filme typisch perfekte Ausstattung - die Requisiten, die Mode, der rote Trainingsanzug des Social-Media Stars, die extra schlecht gefärbten Haare der beiden Protagonisten - alles bestes Handwerk. Und als Extra gibt es noch eine ziemlich heiße Band, die mit ihrem Gipsy-Pop, wilder Polka und Gassenhauern aller Art immer wieder die Handlung unterbricht und sehr nette Mucke macht.

                    Kleiner Gag des Drehbuchs: Der "Physio", ein unauffälliger blonder Mann mittleren Alters, Lebensgefährte der exaltierten Hélène und von ihr immer nur als "mein Physio" vorgestellt, mausert sich im Verlauf des Films zum Sympathieträger und "Helden". Nicht nur kann er als Einziger perfekt Karaoke singen und benimmt sich nie daneben, sondern er scheint auch der Einzige nicht ausschließlich auf sich selbst fixierte Gast der Gartenparty zu sein. Très charmante!

                    7
                    • 4

                      Vom Harvard Absolventen und Firmenanwalt zum musikalischen Trüffelschwein, zum „Mann mit den goldenen Ohren“, zum Entdecker und Manager unzähliger Weltstars (von Barry Manilow bis Whitney Houston), vom konservativen jüdischen Bildungsbürger zum offen bisexuell lebenden Partylöwen. Clive Davis hat sein Leben gelebt, hat mit seiner harten Arbeit und seiner geradezu manischen (und sehr oft erfolgreichen) Suche nach dem nächsten Hit die Karriere unzähliger Künstler voran gebracht. Er hätte eine differenziertere und weniger schematische Doku verdient.

                      6
                      • 3
                        über Emily

                        So stellt sich die Generation Netflix eine verschrobene, psychisch instabile und natürlich wunderhübsche Schriftstellerin der englischen Romantik vor, die ständig mit geschürzten Lippen und 1a folkloristischen Kleidern durch aufregend gefilmte Landschaften streunt und wirre Dinge sagt und tut. Und damit auch jede/r begreift, wie genialisch der junge Sturm und Drang dieser (natürlich) Pfarrerstochter ist, bekommen wir digitale Effekte, Bildverzerrungen und Verhaltensauffälligkeiten aller Art geboten.

                        Echt mal? Da lobe ich mir doch die fantastischen Jane Austen Verfilmungen der letzten 20 Jahre und lasse diesen Schrott besser links liegen.

                        9
                        • 6
                          über Chloe

                          Natasha Richardson, die langjährige Ehefrau von Hauptdarsteller Liam Neeson, verstarb während der Dreharbeiten zu diesem Film im März 2009 tragisch nach einem Skiunfall. Das Drehbuch wurde geändert, um die Anwesenheit des trauernden Neeson am Set zu reduzieren. Ich hatte mich gewundert, warum Neeson hier so geistesabwesend, manchmal geradezu apathisch wirkt. Das dürfte der Grund sein. Ansonsten hat mein mp-buddy TobyG_93 in seiner Besprechung zu diesem nicht ganz stimmigen Film alles Wichtige gesagt.

                          10
                          • 8
                            angucker 16.03.2023, 14:50 Geändert 17.03.2023, 14:21

                            Großes Kino, länger als 2 h und bis auf winzige Längen (der versoffene Buddy von James Stewart) durchweg witzig, spannend und gekonnt gemacht. James Stewart brilliert, nuschelt in der von mir gesehen OmU im Stil eines Provinzlers, haut seine Jokes (der Film ist immer wieder richtig witzig) mit unbewegtem Gesicht raus. Lee Remick spielt die laszive Soldatenbraut so versoffen, aufreizend und sexy, dass die Frage ob mit oder ohne "panties" durchaus berechtigt ist. Ihr Ehemann Ben Gazzara hat insgesamt weniger als 100 Zeilen Text. Und spricht mit einer so tiefen, männlichen Stimme, entwickelt so viel Charisma, ist so abgründig. George C. Scott wollte für seine Nebenrolle eines abgebrühten Staatsanwaltes in diesem Film unbedingt einen Oscar haben (und lehnte dafür den Oscar für die Hauptrolle in "Patton" ab) - man kann verstehen warum.

                            Dazu eine grandiose, komplexe Musik von Duke Ellington, der auch einen kleinen Cameo-Auftritt hat.

                            Der Film zeigt detailfreudig, anschaulich und (nach meinen bescheidenen Kenntnissen im amerikanischen Strafprozessrecht) völlig richtig, wie verrückt dieses System von Geschworenenjurys ist. Die Einsprüche, die verkappten Angriffe, die verdeckten Umgehungen der Prozessordnung, die Trickserei der beiden Star-Anwälte. Das ist perfekt inszeniert und kommt mit einer heftigen Kritik an diesem letztlich maroden Justizsystem einher. James Stewart tut in all seiner Harmlosigkeit etwas richtig Böses, nämlich seinen Job. Und macht sich nicht eine Sekunde Gedanken darüber, dass sein Klient ein schuldiges Arxxxloch sein könnte. Zudem ist der Film mit seinen vielen sexuellen Details (Vergewaltigung ohne "completion", Spermaspuren, Frau ohne Unterhose, gibt es die provozierte Vergewaltigung) durchaus modern und jedenfalls ein Schlag ins Gesicht der puritanischen Moral des Jahres 1959. Ein guter Jahrgang ist das!

                            Es lohnt sich, den Film OmU zu sehen. Die Darstellenden sprechen perfekt (und sehr deutlich - bis auf James Stewart) und vor allem ist die englische Tonspur detaillierter mit 5.1 Ton im Vergleich zur deutschen 2.0 Stereo-Abmischung.

                            11
                            • 9
                              angucker 07.03.2023, 09:08 Geändert 09.03.2023, 07:59

                              Ein in jeder Hinsicht beeindruckender Film, der noch dazu viel mit meiner eigenen gegenwärtigen Lebenssituation zu tun hat. Wir Babyboomer sind meist Kinder von Eltern, die noch den Krieg erlebt haben mit seinen Verwerfungen, emotionalen Entbehrungen und all der Härte, die es für ein Überleben unter solchen Bedingungen braucht. Da sind Kinder in der Heimat nicht immer die Kinder des zurückgekehrten Frontsoldaten (die Geschichte des Martin Guerre lässt grüßen) und mit fortschreitender Demenz verschwindet das "echte" Leben und an seine Stelle treten die Gewohnheiten und Erinnerungen der jungen Jahre. Und die "heile Welt" der ländlichen Umgebung einer Jugend in den 60er oder 70er Jahren ist auch nicht mehr.

                              <leichte Spoiler>Die Eltern des von Charly Hübner einfühlsam und ohne jede Übertreibungen gespielten Archäologen Ingwer steuern in hohem Alter auf die "Gnadenhochzeit" zu (war mir neu - 70jähriges Hochzeitsjubiläum) und der Alltag wird immer schwieriger: Die hochgradig demente Frau Feddersen (Hildegard Schmahl - geniale Schauspielerei) läuft ständig weg, wird fast vom Laster überfahren und strullt auch schon mal vor statt in die Toilette. Auch schlägt sie ihren Ehemann (Peter Franke) anlasslos und heftig, was dieser schweigend erträgt. Ingwer kehrt aus der WG in Kiel und dem Leben in einem bohemien lebenden Freundeskreis zurück in das Dorf seiner Kindheit, um seine Eltern zu pflegen und ihnen nahe zu sein. Aber alles hat sich verändert und alles läuft nicht so, wie gedacht. </Spoiler>

                              In kunstvoll arrangierten Rückblenden, meist nur 10 bis 30 Sekunden kurzen Einstellungen, satt mit fantastischen Locations und symbolträchtigen Außenaufnahmen rollt der Film nach einer kurzen Exposition die Geschichte der Gastwirtsleute Feddersen (Kröger sind das - das plattdeutsche Wort für Krüger=Gastwirte) auf, des Dorfes und seiner Veränderungen, erzählt von einer jungen, sehr blonden und sehr minderbegabten Frau, die gerne tanzt und singt und irgendetwas mit Ingwer zu tun haben muss. Was - das lässt der Film lange offen, erzählt konzentriert und ruhig, was mit der Ehe der Feddersens passiert ist, wie das alte Dorf als Dorf und mit seinen Dorfbewohnern überwiegend gestorben ist und dies alles aus den Augen des wie der kleine Junge in Peter Weir's Meisterwerk "Der einzige Zeuge" meist schweigsam schauenden Ingwer.

                              Durch die nicht lineare, oft elliptische (schlagt das ruhig nach - ich musste es auch) Erzählweise bekommt der mit ca. 1:45 h straff erzählte Film einen Sog, verweigert sich der Identifikation, lässt geschickter weise den Ingwer als Hauptperson und Identifikationsfigur zurücktreten zu Gunsten der dargestellten Beziehungen und Veränderungen. Das ist mit Abstand das beste adaptierte Drehbuch, welches ich in den letzten Jahren sehen durfte.

                              Jedes Detail passt: Die Locations sind geschickt gewählt, einige Effekte (die "wachsenden Äcker") knapp und story-dienlich eingesetzt, die Musik originell mit einigen guten Original-Songs, die Ausstattungen passen perfekt und die Schauspielenden spielen sich den Allerwertesten ab. Durch die Bank, aber herauszuheben ist vor allem auch der noch nicht volljährige Ingwer (Lennard Conrad) - genial in Mimik und Körpersprache. Als der zufrieden und auf stille Weise freiheitssuchend auf dem Heuwagen liegt, musste ich fast weinen vor Rührung. Denn eine ganz ähnliche Fahrt auf einem mit Weizen gefüllten Anhänger war auch für mich eine der tiefsten emotionalen Erfahrungen meiner Kindheit.

                              Ich kannte hier (außer Charly Hübner) niemanden, aber das ist ganz großes Kino.

                              13
                              • 4
                                angucker 04.03.2023, 11:01 Geändert 04.03.2023, 11:05

                                Wenn mich schon das Original nicht überzeugen konnte (vorhersehbar, konstruiert, bemüht, hölzern), dann vermochte das auch die deutlich bessere schauspielerische Leistung von Tom Hanks nicht. Es bringt in meinen Augen nichts, einen Film 1:1 auf amerikanische Verhältnisse anzupassen, nur weil Amerikaner keine skandinavischen Holzhäuser und keine skandinavischen Schauspieler mögen. Albern, sowas, mindestens aber entbehrlich!

                                9
                                • 3

                                  Ein in meinen Augen total verklemmter Thriller um einen Professor für linguistische Philosophie, der sich wie ein Werwolf periodisch in einen auf junge Mädchen fixierten sexuellen Predator verwandelt - jedenfalls in der eigenen Phantasie und möglicherweise...

                                  Das funktioniert nicht eine Minute. Guy Pearce und Pierce Brosnan sind zwar glaubwürdig in ihren Rollen, jedoch ist die Grundidee der Story nur, dass jede heranwachsende Frau sich beim Anblick von Professor in ein lippenstiftglänzendes Lustobjekt verwandelt und für Professor schon die Betrachtung einer Mausefalle im Heimwerkermarkt ausreicht, um (zumindest in Gedanken) über die jugendliche Ladenhilfe herzufallen. Der Film hätte viel mehr Sex oder zumindest sexuelle Andeutungen gebraucht, um in meinen Augen wirklich zu funktionieren. So ist es lahmes Zusteuern auf einen Twist, der für sich aber auch nicht unterhaltsam oder fesselnd ist. Positiv zu vermerken sind die vom Drehbuch immer wieder eingestreuten Dialoge und Bemerkungen, die sich um den Beruf des Professors drehen - Wortbedeutung, Grenzen von Sprache, Sprache als Mittel der Kommunikation - da bekommt man schon mehr als eine Andeutung mit.

                                  7
                                  • 8
                                    angucker 02.03.2023, 18:26 Geändert 03.03.2023, 02:57

                                    Super elegant gemachter Film aus den späten 90ern mit einem blutjungen Clive Owen und einer berückend kaltschnäuzigen "Dr. Corday - ER" Alex Kingston, die auch mal ganz entspannt blank zieht, um Clive Owen ins Bett und zum Mitmachen zu bringen. Elegant die Kameraeinstellungen, das Licht und die stets im Fluss bleibende Handlung. Der Film hat keine Gnade mit seinen zum Teil richtig unsympathischen Figuren, greift auch ganz locker mal einen Handlungsstrang auf, um diesen einschließlich der tragenden Personen dann beiläufig wieder fallen zu lassen.

                                    Und das wäre mal DIE Empfehlung für typische deutsche Filmschaffende: Man muss nicht ständig alles erklären, erläutern, mit Bedeutung aufladen bis zum Platzen. Man kann auch ganz einfach die Geschichte von Tricks und Täuschungen im Glücksspiel erzählen, ohne perfektionistisch jedes Detail stimmig und erklärbar zu machen. Der Film hat einen guten Flow bis zum durchaus schrägen Ende und ist wirklich mal eine positive Überraschung. Und Menschenskinder: Als junger Mann war Clive Owen ja erst recht der männliche Feger mit den hellbraunen, grünen Augen, die hier von der Kamera immer wieder prominent eingefangen werden.

                                    12
                                    • 6

                                      Flott gemachtes Feel-Good Movie mit Originalmusik der 60er und einem sehr illustren Cast - da kann doch eigentlich nichts mehr schiefgehen? Doch, es kann: Zu lange Laufzeit, betont harmlose Gags und in der Summe eine Kette von Belanglosigkeiten, die auf 90 Minuten mehr Effekt gehabt hätte. Trotzdem kann es sich lohnen schon wegen der kalkulierten guten Laune, der liebevollen Ausstattung und natürlich Perlen von Darstellenden wie Bill Nighy, PS Hoffman, Rhys Ifans, Gemma Arterton, Tom Sturridge (to name a few). Auch Kenneth Branagh macht gekonnt den irren britischen Spießer.

                                      11
                                      • 6

                                        Gerade im Kino gesehen. Eine Screwball-Comedy mit Elementen der Rom-Com, der Culture-Clash Komödie und ansonsten (leider) arg vorhersehbarer Storyline. Was den Film über den öden Durchschnitt hebt, sind die gute Filmmusik (einschließlich guter Bollywood-Disco und einer atemberaubenden Sufi Musikeinlage), die engagierten Darstellenden (zum Beispiel Emma Thompson im Klamauk Modus als saufende hysterische Mutter) und die wirklich schönen Kostüme. Für meinen Geschmack hätte es origineller sein können und einige Nebenfiguren wurden vom Drehbuch sträflich vernachlässigt (wie die pakistanische Braut). Aber Frau und Tochter hat's gefallen und das ist schon was...

                                        9
                                        • 2
                                          angucker 23.02.2023, 07:15 Geändert 02.03.2023, 18:19

                                          Schräger, handwerklich unterdurchschnittlicher Film von und mit Clint Eastwood, der als hoch dekorierter US-Marine mit Anpassungsstörung kurz vor dem Ruhestand den jungen Soldaten, seiner Ex-Ehefrau und seinen Vorgesetzten noch mal so richtig zeigt, wie gut die alten Kerle doch sind. Schräg sind die pausenlosen Obszönitäten und albernen Abkürzungen aus dem Militär Jargon. Schräg ist die ausführliche Fleischbeschau nackter Männeroberkörper mit schwellenden Brustmuskeln und in hautengen Hot Pants ungeniert präsentierten Genitalien der sagenhaft gut gebauten Soldaten, die sich in quälend langen Einstellungen mit „PT“ beschäftigen. Um nur mal eine dieser albernen Abkürzungen zu zitieren. Ich mag auch nicht glauben, dass Marines in kurzen knappen Höschen mit eingelegter Hasenpfote trainieren.
                                          Die letzte halbe Stunde des 2.09 h langen Films dürfen wir einem grotesk schlecht inszenierten Kampfeinsatz der von Eastwood angeführten Truppe auf Grenada zuschauen. Das konnten die Teams von Roger Corman in ihren Billig-Produktionen von den Philippinen wesentlich unterhaltsamer.

                                          Alles, was an Eastwood als Darsteller und Filmemacher nervig und doof sein kann, findet sich hier. Absurder republikanischer Patriotismus, superheldenhafte Glorifizierung alter weißer Männer, kindliche Darstellung militärischer Rituale und Klischees ohne Ende. Als kleine Entschädigung gibt es einige halbherzig gemachte Musikeinlagen mit Rockmusik und eine originelle Filmmusik. Die deutsche Synchronisation ist in meinen Ohren unterirdisch, zumal sich dieser Slang, die Obszönitäten und Abkürzungen kaum übersetzen lassen.

                                          Für mich der schlechteste Film von Eastwood. Die 80er Jahre einer USA im Rausch des Neoliberalismus hatten wohl schlechten Einfluss auf den Filmemacher Eastwood, der etwa 10 Jahre vorher mit seinem sehenswerten zweiten Film „Breezy“ noch ganz anders unterwegs war und danach noch viele bessere Filme machte, die ihn zu einem Chronisten des amerikanischen Zeitgeistes werden ließen.

                                          8
                                          • 5

                                            Diese 3 (!) Stunden lange Doku (technisch eine "Mini-Serie mit 2 Episoden) ist derzeit bei ARTE zu sehen. Originaltitel "History of the Eagles". Ich habe mir die vollen drei Stunden gegeben und bin enttäuscht: Obwohl sehr viel Material vorhanden ist, vor allem Super 8 Aufnahmen auch aus den frühen Jahren der Band, kommt die von harmlosen Statements und Anekdoten der interviewten Musiker gegliederte Doku nicht über eine eitle Selbstdarstellung kommerziell erfolgreicher Alt-Stars hinaus. Denn nichts anderes sind die Eagles, deren Gründungsmitglieder Glenn Frey und Don Henley mit ihren ersten Alben früh zu Ruhm und dicker Kohle kamen und den "echten" Rock'nRoll-Lifestyle mit Privatjet, Massen von Groupies und reichlich Drogen auf ihren endlosen Tourneen lebten. Danach schon mal 2 Lead-Gitarristen verschlissen und feuerten, um sich dann 1980 aufzulösen. Die Wiedervereinigung 1995 brachte noch einmal ausverkaufte Welt-Tourneen und die Band existiert (auch nach dem Tod von Glenn Frey 2016) weiter.

                                            Ich will hier nicht meinem Nebenjob als Musikkritiker frönen und nur am Rand darauf hinweisen, dass es außer "Hotel California" keinen "echten" eigenen Superhit der Band gibt. "Take It Easy", was in der Tat ein echt guter, zeitgeistiger Song ist, wurde im Wesentlichen von Jackson Browne komponiert. Die übrigen Kompositionen der Band sind - jedenfalls für meinen Geschmack - eher verwechselbar. Auch kommt die Band in den "All Time Top Hits" nur auf einen Platz um die 50, verkaufte ihre ersten Alben nur durch massive Tourneen und muss leider auch in vielen anderen Bereichen gegenüber anderen Stars dieser Zeit zurück stehen. Es gab (das sprechen Frey und Henley auch immer wieder offen an) ein Songwriter Problem: Anders als ihre Zeitgenossen wie etwa Elton John, Bonnie Raitt, die Stones oder auch CSN konnten die Eagles nicht wirklich originelle, gute Hook-Lines komponieren. Und die beiden "Chefs" ließen auch ihren Mitmusikern, vor allem dem später für immer gefeuerten Gitarristen Don Felder, wenig Raum für eigene Kompositionen.

                                            Dafür konnten die Eagles (außer Drogen, Groupies und Hotelzimmer verwüsten) andere Sachen richtig gut: Der "close Harmony" Satzgesang dieser Band ist zwar musikalisch etwas eintönig, aber sehr gut gemacht und unverwechselbar. Der Sound der Eagles war seit ihren frühesten Tourneen bis zuletzt immer außergewöhnlich gut. Wer einmal eine gut gemischte Rockband mit einem feisten, pumpenden Bass (Timothy B. Schmit) und ebenso feisten Gitarren-Parts (Joe Walsh ist wirklich gut) hören will, ist/war hier immer richtig. Auch der autoritäre Führungsstil der beiden Bandgründer zahlte sich auf lange Sicht aus. Es gibt wenige Bands, die über eine so lange Zeit trotz endloser Tourneen so (relativ) stabil arbeiteten wie die Eagles. So richtig sympathisch oder interessant werden einem die Bandmitglieder über die 3 Stunden nicht und es gibt viele viele bessere Musik-Dokus. Aber trotzdem ist dies als Band ein Phänomen und als die "4 Tenöre mit E-Gitarren" auch musikalisch durchaus gefällig.

                                            4
                                            • 3
                                              über Freibad

                                              Doris Dörrie macht mit dieser Sammlung von Szenen zu Culture-Clash, Frauenleben und Verhüllung theoretisch nichts falsch. Auch die Idee eines Freibades nur für Frauen - könnte theoretisch funktionieren. Aber das ist Theorie.

                                              In der Praxis ist dies ein lahm<popoiger>, schulmeisterlicher, stark colorierter und im Detail unfassbar klischeehafter Film, der wirkt, als sei er samt seiner Regisseurin/Drehbuchschreiberin aus den 90ern übrig geblieben. Und Andrea Sawatzki als körper-optimierte Fast-Oma bringt es auch nicht so. Ich habe mit ständig abnehmender Begeisterung durchgehalten bis zuletzt und empfehle stattdessen "Prinzessinnenbad" (2007) und nicht dieses lehrerinnenhafte Getue im Stil der 90er Jahre.

                                              10
                                              • 8

                                                Ein filmisches Meisterwerk mit einem Budget von 60.000 $. Ein unterhaltsames, trashiges und technisch brillantes Stück Autorenkino, das in jeder Filmhochschule auf dem Lehrplan stehen sollte. Die Geschichte vom "Schlock", einer affenartigen Gestalt mit ausgeprägtem Zerstörungstrieb, großem Appetit auf Bananen und hunderten von Leichen im Gepäck entfaltet sich gemächlich mit einer langen, im Tempo geschickt variierten Kamerafahrt über zahllose Leichen, die auf einem Kinderspielplatz liegen. Danach nimmt der Film immer mehr Tempo auf, streift in stets sehr überlegt gefilmten Einstellungen, mit viel Slapstick und Clownerie und reichlich satirischer Übertreibung Themen wie "2001: Odyssee im Weltraum" (oft zitiert, respektvoll verulkt), Auto-Raser, Umweltzerstörung (eine Szene mit Entenfüttern - genial), Waffenfetischismus, Nachbarschaftsgetue, Bürgerwehren und zitiert (ein Markenzeichen von Regisseur/Drehbuchautor/Hauptdarsteller John Landis) als Film im Film (einmal sogar im Film) Schundfilme und Meisterwerke der Filmgeschichte.

                                                Die gekonnte, mit geringem Etat (60.000 $ laut TMDB) gedrehte Billigproduktion überzeugt mit ihren perfekt arrangierten Einstellungen, derbem Humor, sinnfreiem Geblödel und ist für meinen Humor wahnsinnig unterhaltsam und zeitlos.

                                                Vor allem schafft es John Landis auch im Affenkostüm, selbst ohne Mimik mindestens 50 menschliche/"schlockische" Gefühlsregungen mühelos zu transportieren. Es können auch 80 sein - Studenten der Filmhochschulen mögen zählen. Ein Meisterwerk der wortlosen Darstellung von Gefühlen ohne Mimik ist der Film auch. Und nicht zuletzt die deutsche Synchronisation. Genial! Da bekommt der selbst ernannte "Schlock-Experte" Professor Shirley Shilbovitz einen völlig natürlichen österreichischen Akzent verpasst, was seiner Rolle eines nerdigen Ausländers in der amerikanischen Provinz noch einen zusätzlichen Kick gibt. Da spricht die Synchronstimme der Mutter des blinden rothaarigen Busenwunders so enervierend harmlos, so gnadenlos vom Kontrollzwang getrieben, dass es einfach nur die Freude ist. Die deutsche Synchro ist trotz einiger Hänger bei der Lippensynchronität hier unbedingt dem Original vorzuziehen. Sehr geschickt eingesetzte, hier meist klassische Filmmusik mit Zitaten von Strauß bis Mozart trägt zum Gelingen ebenso viel bei wie immer wieder dramatisch eingesetzte völlig stumme Passagen. Auch dies ein leider viel zu selten eingesetztes Stilmittel. Handwerklich geht kaum mehr. Unterhaltsam ist es auch.

                                                Und ich kann jeden Studioboss verstehen, der John Landis nach diesem Gesellenstück von Film mit großem Etat und vielen Stars für die folgenden Kino-Hits der 80er von "Kentucky Fried Movie" bis "Der Prinz aus Zamunda" ausstattete.

                                                6
                                                • 7
                                                  angucker 25.01.2023, 11:11 Geändert 26.01.2023, 03:53

                                                  Eskapismus pur ist diese Odyssee durch ein überdrehtes, meist in sehr effektvollen Einstellungen eingefangenes LA und auf angenehme Art und Weise 80er wie der im selben Jahr herausgekommene "Spione wie wir" von John Landis, handwerklich über jeden Zweifel erhaben, gut besetzt mit einem somnambulen Jeff Goldblum und einer wirklich distanzierten, rotjackigen, interessanten Diva Michelle Pfeiffer.

                                                  In Nebenrollen: 4 verrückte schießwütige Iraner (einer davon der Regisseur selbst), die auch im Vorbeigehen mal Hunde und Papageien erlegen und ziemlich bescheiden Auto fahren. Eine sehr große, sehr leere Tiefgarage. Diverse komplett lustvoll verwüstete Wohnungen. David Bowie als mordlustiger Killer (gut synchronisiert - die Stimme klingt fast wie das Original). Ein sehr dynamisch im Fernsehen werbender Gebrauchtwagenhändler. Die Paramount Studios einschließlich Pappmaché und der Karikatur eines notgeilen, koksenden und Darstellerinnen missbrauchenden Regisseurs. Diverse sehr edle Straßenkreuzer bis hin zum fetten roten Ferrari (wie 80s ist das denn?). Unendlich viele Elvis-Devotionalien. Und in einer weiteren Hauptrolle die Stadt LA, deren Flughafen, Lifestyle, Straßen, Elend und Verrückte immer wieder prominent und sehr sehr effektvoll gefilmt werden.

                                                  Der Film ist perfekt aufgebaut, jede Einstellung sitzt und dies in Verbindung mit der sorgfältigen Auswahl gekonnter Kameraeinstellungen macht den Film zeitlos. Gut gealtert das Ganze - ich habe immer wieder schallend gelacht und mich von den schläfrigen Erlebnissen Jeff Goldblums mitnehmen lassen. Und allerbestes Handwerk. Der mit Billigfilmen bei Roger Corman groß gewordene John Landis bleibt seinen Markenzeichen (schriller Humor, Fernsehen im Film, perfekte Kameraeinstellungen, sehr ökonomische Inszenierung) treu und liefert hier auch hier praktisch ohne große Geschichte ein wunderbares Stück Autorenkino der unterhaltsamen Art ab.

                                                  13
                                                  • 5

                                                    Style over function. Extrem stilsichere Kamera und grandios schmuddelige Locations treffen auf ein total beklopptes Drehbuch, dessen Story so lustlos und geradezu abartig realitätsfern erzählt wird, dass die rote Farbe am Hosenbein des korrupten Polizisten in der Einsatzbesprechung in Rauch aufgehen möge. Einfallslos schematisch konstruierte Charaktere treffen auf total unterforderte Schauspielstars und eine Story, die nur sehr mühsam voran kommt. Und die Action besteht überwiegend aus Explosionen im Off und Schießereien im Dunkeln.

                                                    Verschwendung.

                                                    8