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Alle Kommentare von angucker
Perfektionistisch bis ins letzte Detail verfilmt hier Billy Crystal als Produzent und Hauptdarsteller eine Komödie über die weißen Wohlstandsamerikaner und ihre Midlife-Crisis. Das könnte öde sein, das ist nicht originell und der Film nimmt nur sehr langsam Fahrt auf. Aber spätestens mit dem Szenenwechsel ins wilde Arizona kommt die Geschichte in Fahrt und unterhält mit sehr präzise eingerichteten Dialogen und originell und passend besetzten Darstellern bis zuletzt. Bei der zweiten oder dritten Sichtung achtete ich diesmal auf die Details und war angetan: Allein schon die Kostüme sind eine Erwähnung wert. Der Reichtum und die "Kreditkarten-Mentalität" der Mittelschichtsamerikaner, die sich da zum Ferienabenteuer auf der Ranch einfinden, kommen präzise zum Ausdruck durch originelle und passend gewählte Kleidung. Vom ca. 200 $ teuren Kaschmirpullover des farbigen Zahnarztsohns (auf einem Viehtreck!) über die stylische Cordjacke mit Lederkragen des Sportartikelverkäufers bis hin zu den erlesenen Cowboygürteln mit Silberschnalle - hier wird jede Sekunde deutlich, dass die reicheren Amerikaner auf Selbstfindung unterwegs sind. Auch Crystal und seine Schauspieler agieren sehr auf den Punkt, die komödiantischen Aspekte werden nie übertrieben, die Außenaufnahmen sind wirklich schön gemacht (ein großes Lob an die Stuntleute - mit Pferden und einer Rinderherde einen schlammigen Abhang herunter rutschen, das ist großes Action-Kino). Jack Pallance mimt den "Marlboro-Man" so wortkarg und auf den Punkt - hier war der Oscar für die beste Nebenrolle wirklich verdient. Jake Gyllenhaal in einer Kinderrolle, Patricia Wettig und Helen Slater in durchaus prägenden weiblichen Nebenrollen. Sogar die Filmmusik ist (einschließlich einer kurzen Mundharmonika- und Gesangseinlage von Crystal und Pallance) gut in die Handlung integriert und prägt einzelne Szenen, ohne sich in den Vordergrund zu drängen.
Mit diesem Film hatte Billy Crystal den Höhepunkt seiner kurzen Filmkarriere erreicht. Danach moderierte er nur noch (mit viel Geschick und beliebt bei seinen KollegInnen) jahrelang die Oscar-Preisverleihungen und machte ansonsten Serie und kleinere Filmprojekte.
Es ist nicht die lustlose Synchronisation, bei der jeweils ein/e SprecherIn mehrere Rollen vom Blatt abliest. Es ist auch nicht der absurde Titel "Aroused by Gymnopediens", was so viel heißen würde wie "Erregt von Nackten (Knaben)". Es ist auch nicht die Tatsache, dass zur Untermalung der lahmen Softporn-Szenen immer dieselben paar Takte aus dem sattsam bekannten Klavierstück von Eric Satie (das ähnlich heißt) im Hintergrund gespielt werden. Es sind nicht die gequält wirkenden Sexszenen. Sondern vor allem zum Würgen ist die betont schläfrige Art, mit der ein verschwollen und ungesund guckender Mann mittleren Alters teilnahmslos über deutlich jüngere Frauen rutscht. Softcore Japan Style kommt ähnlich daher wie Schäfchen zum Einschlafen. Unfreiwillig komisch, aber nicht komisch genug für meinen Trash-Mittwoch!
Wer dialogorientiertes Serien-Drama mag, ist hier goldrichtig - schon wegen der hohen Produktionsstandards: Ähnlich wie "Mad Men" folgt die Serie den Verwicklungen einer Agentur. Und es gibt mehr als die ewigen Liebesdramen von "Mad Men".
Hier sind es die langjährigen KollegInnen einer Pariser Agentur für darstellende Künstler. Das klare und konsequent durchgehaltene Konzept sieht für jede Episode 1-3 Gast-Stars vor, die von den meist in ihre eigenen Probleme verstrickten TeilhaberInnen und Angestellten der Agentur bespielt und gespiegelt werden. Dazu gibt es (unauffällig integriert) in jeder Episode Themen wie Eifersucht, Übergriffigkeit und Misstrauen, die (Eifersucht ist zum Beispiel gelb) auch in den faszinierend vielfältig inszenierten Accessoires und modisch interessanten Details umgesetzt werden. Hier gibt es zu meiner Begeisterung großartige und immer zur jeweiligen Figur passende Mode mit viel Pariser Chic. Und Juliette Binoche kämpft erst minutenlang mit ihrem Abendkleid, um danach im schlunzigen T-Shirt erst recht die volle überwältigende Präsenz ihrer Darstellung zu präsentieren. Christoph Lambert baggert die Tochter des Chefs an, François Berléand will nicht in den Pool, Cécile de France ist zu berühmt, Isabelle Adjani kämpft mit einem schrulligen deutschen Regisseur - hier gibt es von den Stars, aber auch von dem durch Camille Cottin als lesbische Künstlerbetreuerin angeführten Ensemble beste Schauspielkunst. Da reicht ein Mundwinkel, um Stimmungsänderungen zu transportieren, da erreicht Juliette Binoche in ihren kurzen Monologen eine Ausdruckstiefe wie die großen Frauenfiguren bei Shakespeare. Die Drehbuchautorin und Erfinderin der Serie Fanny Herrero lässt nichts aus: Gefühle, Witz, Klamauk und zum Teil absurde Situationen werden geschickt gemixt. Das Ganze hat eine große Leichtigkeit, überraschende Wendungen und immer wieder richtig Tiefgang. Perfekt eingesetzte Kamera, oft als Steadycam, überall interessante Details von den Hüten und dem komplizierten Make up der Adjani bis zu den Requisiten beim Kindergeburtstag - so schön kann Serie sein.
Edit: Staffel 3x04 - Isabelle Huppert. Anforderung war offensichtlich "Hochleistungsdrama", damit Huppert etwas vorzeigen kann. Also konstruiert das Drehbuch zwei simultane Drehtermine in Paris, die Huppert düst (heimlich!) von der Sterbeszene unmittelbar auf das Set eines amerikanischen Films, wo sie sich mit Ben Stiller und dem Regisseur unter enormem Zeitdruck auch noch über das Drehbuch streitet. Das Ganze geschickt verzahnt mit einem Schadensersatz gegen die Agentur und einer internen Intrige. Es ist ohnehin immer wieder beeindruckend, die mittlerweile fast durchsichtige Isabelle Huppert bei der "Arbeit" zu sehen. Aber dieses faszinierende Schauspiel dann noch einzubetten in eine wirklich subtile Serienhandlung - genial! Sorry, aber da können John Hamm, Christina Hendricks und ihre KollegInnen echt nicht mithalten.
Edit (23.05.2021): Staffel 4 ist ein Rückschritt, nach Episode 5 (Sigourney) ist Schluss mit lustig. Zwar werden die Themen (in besagter Episode zum Beispiel "Alter" und "körperlicher Verfall") immer noch konsequent gesetzt, aber das Konzept nutzt sich stark ab. Die Gast-Stars sind nicht mehr so gut integriiert, die ewigen Ränke um die Konkurrenz von "Star-Media" erreichen ein extrem niedriges Niveau, als die "Super-Bitch" von der Konkurrenz auftaucht und sich (vorhersehbar) auch so benimmt und bei längeren Einsätzen der eigentlichen Darsteller zeigt sich, dass diese Rollen (zum Beispiel der hochbegabte, aber extrem schüchterne schwule "Hervé") nicht viel hergeben. Nach der dritten Staffel hätte gerne Schluss sein können. Und Sigourney Weaver ist (trotz der mal wieder supertollen Klamotten) genau so 70 wie in ihrer Rolle - auch Heldinnen altern rasant und nicht immer vorteilhaft, wenn so umfangreich am Gesicht herumgedoktert wurde. Einen halben Punkt Abwertung.
<Spoiler!>Ein schräger, zotiger, krawalliger Film mit einer Fülle queerer Bezüge und viel Theaterblut: Der Papa war schon immer immer bi, die verstorbene Mama stand heimlich als Kämpferin für Frauen-UFC im Ring und die Tochter hat wirtschaftliche Probleme. Daraus wird (nach einem ausführlichen Training durch den versoffenen "Coach" Alec Baldwin, der sympathischerweise überhaupt keine Probleme damit hat, sich für seine Rolle komplett zum Affen zu machen) eine neue Kämpferin in der deutlich lesbischen Szene, die zuletzt natürlich alle richtig aufs Maul haut. </Spoiler>
Der Film ist nicht geschmackvoll, zelebriert die derben lesbischen und manchmal schwulen Zoten vom Lecken und der Penetration, zeigt ziemlich viel manchmal auch niedliche Mädels in knappen Klamotten, die sich hauen und feuert dabei eine ziemliche Menge nicht immer geschmackvoller Gags ab. Wer innerlich akzeptiert, dass es auch lesbische Frauen gibt, die sich hauen, Groupies haben oder Probleme mit sich selbst - angucken! Es ist originell, richtig geschmacklos und irgendwie anders. Alle anderen sollten diesen Film besser auslassen. Handwerklich eher bescheiden, die Kampfszenen sind ziemlich gestellt und Malin Akerman ist richtig mutig, so eine Rolle überhaupt anzunehmen. 2 Extrapunkte für Nicht-Hetereo und Originalität.
Ein Drehbuch schlimmer als die dümmste Vorabendserie, mit einem Wotan Wilke (HachGottchen - ich alliteriere) Möhring, der mit schmalem Dauerschmunzeln den abgeklärten Womanizer gibt und einem Jan Josef Liefers, der dasselbe mit immer vollem Weinglas versucht. Ein vorhersehbarer, konstruierter Gag jagt den nächsten - nichts wird ausgelassen an dümmlichen Klischees deutscher (Fernseh)unterhaltung. Nicht der beschränkte Kumpel mit der Trainingsjacke und dem Fusselbart auf der Suche nach einer Freundin, nicht die halbnackten Begegnungen am Kühlschrank der Männer-WG - es ist zum Würgen. Nur die nett gemachten Einlagen des sabbernden Kampfhundes und die routinierte Regie verhindern hier 0 Punkte. Wie kann man einen solchen Scheixdreck von Drehbuch auch noch verfilmen?
Rodrigo Gonzalez - Bassist der Rockband "Die Ärzte" - kam mit seinen Eltern nach dem grausamen Militärputsch in Chile im September 1973 als Flüchtling nach Deutschland. Zufällig, die Familien wurden verteilt, seine Familie kam nach Hamburg. Er war damals 6 Jahre jung und lernte schnell Deutsch, wurde, was er ist. Mit Mitte 50 beschließt er, sein ursprüngliches Herkunftsland noch einmal zu besuchen, nach Musikern und Musik zu suchen, Spurensuche zu betreiben, auch seine eigenen Wurzeln zu erforschen. Daraus wurde diese Doku, locker (manchmal etwas sehr locker) runtererzählt, die Kamera folgt Gonzalez bei seinen Begegnungen mit den sehr unterschiedlichen Musiker-Kontakten Chiles. Die ambitionierte Sängerin, die sich selbst als Perfomance-Künstlerin sieht, der charismatische "Outlaw-Musiker" mit der unwirklich hohen Singstimme, die gesetzten Herren, die die schlimme Zeit unter Pinochet noch erlebt haben und Ureinwohner, die buchstäblich und sehr physisch im kalten Süden des Landes mit forstwirtschaftlichen Konzernen (und dem Staat) um ihr geraubtes Stammesland kämpfen. Das zeigt viel von Chile, einem riesigen Land mit Seelöwen an der Hafenpromenade von Valparaíso und gigantischen Gebirgszügen, dessen Metropole Santiago mehr als doppelt so groß ist wie Berlin. Das Land reicht mit seiner Nord-Süd Ausdehnung von der Größe Europas durch mehrere Klimazonen, die Spuren der grausamen Diktatur sind bis heute geblieben, in dem schmucklosen Fußballstadion von Santiago wurden tausende Menschen gefoltert und ermordet.
Entwaffnend ehrlich gibt Gonzalez zu, "die" chilenische Musik nicht gefunden zu haben. Zu groß war der Aderlass von emigrierten Musikern, nur wenige der ganz alten Musiker kennen und können überhaupt noch alte chilenische Schlager und Gassenhauer singen - dies sind auch die musikalisch besten Szenen des Films, wenn im letzten Drittel ein uralter Markthändler (Gemüse - davon lebt er) mit seinen Kumpels in eine illegale Flüsterkneipe zieht und dort anrührend gekonnt wie der selige Ibrahim Ferrer anzügliche und lustige Volkslieder zum Besten gibt. Oder wenn die grauen älteren Herren aus der von Dichtern inspirierten "Kunstlied-Szene" der 70er ihre ambitionierten (aber nicht unbedingt typisch chilenischen) Lieder intonieren. Oder wenn ein kleineres Fußballstadion zu den stampfenden Klängen eines aus hippiesken Musikern zusammengestellten Orchesters unisono Volkslieder grölt. Als Doku eher nicht so toll, aber wegen der ehrlichen Darstellung eines rauen, immer noch mit Schwierigkeiten aller Art kämpfenden Landes unbedingt sehenswert.
Nur wegen der historischen Videoaufnahmen aus einer anderen Zeit sehenswert, als es noch originelle Alben der Stones gab, die in feuchten schimmeligen Kellern einer Villa in Südfrankreich von steuerflüchtigen dünnen Briten mit schlechten Zähnen und vielen Drogen aufgenommen wurden, die zu Beginn der Karriere noch interessante Musik in sich hatten. Wer wissen möchte, warum Anita Pallenberg damals eine der heißesten Frauen der Welt war und ein leicht verwahrlostes blondes Kind namens Marlon das Chaos als interessante Zeit mit komischen Kollegen des Vaters erlebt hat, ist hier richtig. Oder eine Bestätigung dafür braucht, dass Mick Jagger ein eitles überschätztes A.rmleuchter ist. Weil die Musik des Albums immer nur kurz angespielt wird und der Film ziemlich bescheiden geschnitten ist ansonsten eine nur durchschnittliche Doku über eines der interessantesten Blues Rock Alben einer britischen Band dieser Zeit und dessen Entstehung. Ich warte gespannt auf den Film nach dem Buch "Exile On Main Street".
Wow. Geschickte Tempowechsel, sehr involvierende Kamera, guter Schnitt und natürlich muss ich einen Film mögen, in dem es um die verlorene Tochter und deren immer wieder aufflackerndes Aufbegehren geht. Unerwartet gediegen.
Ich hatte das Original als nervige "One-Woman-Show" der Goldie Hawn in Erinnerung, aber hier sind eigentlich alle wesentlichen Zutaten einer charmanten Screwball-Comedy vorhanden: Das absolut irre Setting (Amnesie, Staubsauger und Lieferantinnen werden ins Wasser geworfen), die damit verbundene Unglaubwürdigkeit der ganzen Geschichte (ab jetzt sind die kritischen Gehirnwindungen ausgeschaltet), die schnellen fiesen Wortgefechte und vor allem die Chemie zwischen den Darstellern. "African Queen", "Leoparden küsst man nicht", "Was Frauen Wollen" - die Klassiker des Genres lassen zaghaft grüßen, wenn der originelle Cast, angeführt von der im Vergleich zu Goldie Hawn geradezu tiefenentspannten Anna Faris und begleitet von drei wunderbaren Kinderdarstellerinnen (ich bin heimlicher Fan von Hannah Nordberg) hier zur Sache geht. Das Multi-Kulti Gemisch aus prolligen Latinos und Amerikanern ist glaubwürdig inszeniert, die Szenen haben schön wechselndes Tempo und die Gags sitzen. Baustellenkomik inklusive. Wirklich nett gemacht und im Vergleich zum Original origineller besetzt. Und wer wollte nicht schon immer mal von einem über Nacht sympathisch gewordenen unechten Vater besser bekocht werden als von der ewig gestressten Mama?
Abwechslung von Jason Statham mit einer wirklich physischen Hauptdarstellerin und einer ziemlich gut besetzten "jugendlichen Zicke" in den weiblichen Hauptrollen. Es geht hier mit Würgen, Stechen und Hauen fast so hoch her wie in dem diesbezüglich beeindruckenden "Atomic Blonde", nur wirken die physischen Auseinandersetzungen oft sehr künstlich, wenn da über 3 Gewichtsklassen hinweg Wirkungstreffer gesetzt werden. Also in der Choreo geht noch mehr...
Die Locations wirken durch das starke Colouring etwas austauschbar und die marokkanischen Muselmänner bekommen heftig auf die Mütze. Kann man sehen, aber wirklich originell ist der Film nicht.
"Die amerikanische Nacht" von Francois Truffeaut (1973) ist einer meiner liebsten Filme über das Leben im Allgemeinen und das Filmemachen im Besonderen. Hemdsärmlig, beiläufig, komplex, witzig und etwas geschwätzig. Regisseur Marc Rothemund gelang hier 2007 mit drei glänzend aufgelegten Hauptdarstellern (allein schon die jungenhafte Art von Tom Schilling ist den Film wert) eine "Low-Budget" Variante des Klassikers von Truffeaut. Nur dass hier nicht die exaltierte Welt der Filmemacher, sondern die verklemmte Welt der "Aufklärungsfilme" nach Art des Oswald Kolle den Rahmen für die mit geschickt eingesetzten Requisiten und etwas Klamauk (Michael Gwisdek übertreibt es etwas mit dem sächsischen Filmvorführer) gemachte Komödie bildet. Da stimmt der Schnitt, die manchmal etwas einfachen Gags sind sorgfältig inszeniert (herrlich die Eskapaden der italenischen Kellnerin als "Filmstarlet") und nie versucht der Film mehr zu sein, als er ist: Eine sympathische Low-Budget Komödie über Aufklärungsfilme, die Prüderie der späten 60er und das Filmemachen. Gut gefallen hat mir auch die sparsam eingesetzte Musik von Mousse T. - sehenswert!
In meinen Augen "nur" ein auf Effekte bedachter, betont künstlich inszenierter Spätwestern mit allerdings überragender, außerordentlicher Musik. Der unübersichtlich erzählten, bei genauerer Betrachtung allerdings auch wirren und unfokussierten Geschichte kann ich nicht viel abgewinnen. Warum noch mal trullert ein schwer körperlich eingeschränkter Eisenbahn-Mogul mit einem mickrigen Zug durch die unendlichen Weiten der Steppe? Was genau hat Cheyenne mit dem "Harmonikaspieler" zu tun und warum wirft sich die von Claudia Cardinale sichtlich überfordert gespielte Ex-Prostituierte Henry Fonda an den Hals (der noch dazu zwar schöne blaue Augen hat, aber nur einen Gesichtsaudruck und 20 Jahre zu alt ist für die Rolle). Und warum verendet der (interessant in die Geschichte eingeführte-) Erzählstrang von der Grundstücksspekulation und der dies eigentlich abschließenden Auktion komplett im Nichts?
Das hat weder die politische Schärfe von Sam Peckinpah und seinen zeitnah entstandenen Filmen "Wild Bunch" und "Pat Garret (jagt Billy The Kid)". Das hat auch nicht die epische Stringenz von "Die Glorreichen Sieben"; da werden (mit einem für meine Begriffe trotz der effektvoll inszenierten Langsamkeit immer wieder holperigen Schnitt) endlos schwitzende Gesichter gezeigt. Immer wieder. Und die Action ist fast schon Klamauk in ihrer theaterhaften Inszenierung - trotz des enormen Body-Counts kommt da selten Western-Feeling auf.
Als Film eigentlich in meinen Augen schon eine ambitionierte Lachnummer in seiner Überlänge wird der Film bei mir nur durch die wirklich epochale Filmmusik in den besseren Bereich gehievt. Das scheint auch die Regie gemerkt zu haben, denn im letzten Viertel muss sich Claudia Cardinale immer mehr ausziehen, ihr Ausschnitt wird immer tiefer und viel mehr passiert dann auch nicht mehr.
Einen Extrapunkt für die außerordentlich schönen Pferde (da gibt es sagenhaft gut aussehende und elegant laufende Pferde aller Art zu sehen) habe ich schon eingerechnet.
Da wird der Name verwendet, um eine überwiegend im Computer entstandene Action-Komödie zu verkaufen. Vom übertriebenen Colouring bis hin zu den synthetisch wirkenden Action-Sequenzen und dem ausufernden CGI-Einsatz wurde hier übertrieben. Bis auf einige skurril-sexistische Dialoge und die erfreuliche Ähnlichkeit zwischen Helen Mirren (cooler Kurzauftritt!) und ihrer "Tochter" Vanessa Kirby und die souverän-familientaugliche Präsenz der beiden männlichen Hauptdarsteller gibt es hier nicht viel zu ernten. Risikoloses B-Movie. Aber einträglich:
Budget $200,000,000.00 | Einspielergebnis $760,098,996.00 [TMDB]
Grauenhaft dämliches Filmchen über Eheprobleme von Mittelschichts-Amerikanern, die mit vorhersehbarem Ergebnis in einer Art Ferienclub, geleitet von Jean Reno als Aushilfsguru bearbeitet werden. Hätten sie doch nur nicht alle so früh geheiratet und danach das Gehirn komplett ausgeschaltet! Lahme Witzchen schleppen sich mit schlechtem Schnitt mühsam über die Runden. Und nur Kirsten Bell mit ihrem unnachahmlichen Silberblick und deutlich überdurchschnittlichem Körperzustand kann inmitten dieser dicklichen WohlstandsbürgerInnen (mit und ohne Badehose) etwas glänzen. Vince Vaughn (auf dessen ersten guten Film ich immer noch warte) hat am Drehbuch mitgeschrieben, wiederholt dummdreist jeden Pinkelwitz mindestens 2mal und spielt wie ein Fettklops auf Beruhigungsmittel.
Originelle Komödie, welche die Zwangsstörungen ihres Protagonisten (präzise und überzeugend im Ganzkörpereinsatz: Jesse Eisenberg) und das überzogen-abgedrehte Setting eines Dojo mit der originell unhübschen Imogen Poots in eine spannende, wortkarge Komödie über Gewalt, (toxische-) Männlichkeit, Zwangsstörungen, Hunde sowie Sinn und Unsinn von Kampfsport einmünden lässt. Durch die originelle Bildsprache, die weitgehende Wortlosigkeit vieler Szenen und die unauffällig gekonnten Leistungen der Hauptdarsteller absolut unterhaltsam und bis zuletzt fesselnd. Empfehlung!
Ein weiteres Hoch auf Ausstatter und die geniale Kostümabteilung dieser Produktion! Es ist wie schon in den ersten beiden Teilen beeindruckend, was hier an zeittypischen Kostümen, Anzügen, Autos und fantastischen Locations und Innendekorationen zu sehen ist. Bis in jedes kleine Detail eine Zeitreise und Modeschau der Oberklasse. Und die DarstelllerInnen fühlen sich damit sichtlich wohl. Wenn Emilia Schüle beispielsweise einmal mehr in einem ihrer atemberaubenden Haute Couture Kostüme durch die Gegend wackelt, dann muss sie sonst nicht mehr viel machen, um ihre Rolle zu spielen. Ansonsten wieder gute Fernsehkost. Das Drehbuch hat in einigen Dialogen so seine Momente, jedoch nutzt sich die Story etwas ab. Claudia Michaelsen wieder in Höchstform und es gelingt auch den anderen Darstellerinnen zusammen mit der gekonnten Maske, ihre Figuren glaubwürdig altern zu lassen. Ach und Sonja Gerhard sollte nicht singen. Das hört sich nicht gut an.
Vom Drehbuch her etwas harmloser Film über die Schwierigkeiten einer männlichen Midlife Crisis, der aber durch die exzellenten Hauptdarsteller und den interessanten Sidekick eines altklugen jugendlichen Schnösels originell ist. Jessica Alba mit all ihrem etwas prolligen Charme, Timothy Olifant auch mit Haarfärbemittel fies und sexy, Elizabeth Banks mit der unfehlbaren Kombination aus gutem Aussehen und Selbstbewusstsein und der immer wieder unverwüstliche Aaron Eckhardt machen die manchmal ziemlich schlichten Wendungen des Drehbuchs gut erträglich. Zwei Extrapunkte für die bei mir beliebten Hauptdarsteller und das gelungene Casting auch der Nebenrollen wie der schwule Freund des Bruders oder das Paar von der Donut Franchise.
Familienkino, das sehr modern daher kommt und solide produziert ist. Von den beeindruckenden Geräuscheffekten über die zuweilen sogar nachdenkliche Gestaltung der Dialoge zu Geschlechterrollen, Selbstbild und die wilde Mischung aus Zeitreise, Body Change, Schatzinsel und Teenie-Komödie wusste auf unserem Sofa zu gefallen. Dwayne Johnson macht immer noch denselben Quatsch mit seinen Augenbrauen wie in "Schnappt Shorty" - was wohl sein erster Film war. Edit: Ich meinte "Be Cool" und es war lange nicht sein erster Film - Dank an @geroellheimer!
Klein, aber fein: Dieses Kammerspiel überzeugt mit einer Rosalie Thomass als Hauptdarstellerin, die zuerst harmlos wirkt, Autos abschleppt, etwas behäbig daher kommt. Dann schleppt sie ihren querschnittsgelähmten Mann mehrere Treppen hoch. Die Sache wird langsam physisch. Dann kommt etwas über ihre Vergangenheit und Thomass hält bis zuletzt - bis zu einem denkwürdig gespielten Nervenzusammenbruch im Auto auf einem polnischen Parkplatz die Geschichte und ihre Figur am Laufen, ohne jemals zu übertreiben. Wohl eine der besten deutschen Schauspielerinnen derzeit und absolut klischeefrei. Friedrich Mücke als ihr Mann und Thomas Loibl als "Mr. Finsterfrosch" machen auch alles richtig. Dazu sparsam inszenierte, sorgfältig ausgesuchte Locations, ein sehr gelungener, sparsamer Soundtrack überwiegend aus Percussion und atmosphärischen Sounds. Der Film nimmt sich Zeit, hat einige wirklich eindrucksvolle Szenen und also hat Regisseurin Emily Atef hier zwar keinen großen Film, aber ein schönes Fernsehspiel in Spielfilmlänge gemacht. Chapeau und in der ARD Mediathek.
Selbst Andie McDowell kann dieses primitive Komödchen um eine Knallcharge von Tim Allen als dicklicher Don Giovanni nicht mehr retten. Lange nicht mehr so einen Müll gesehen, da hat schon das Drehbuch versagt und der Rest der Truppe hatte auch keinen Bock.
Gut gemachte HBO Produktion aus Norwegen mit einer Story, die Elemente der Polizeiserie mit Fantasy mischt. Rāuberische Wikinger und Ur-Christen tauchen vor Oslo aus dem Meer auf und leben dann (mit Ziegen und Moos als Ersatz für Damenbinden) zwischen den etwas übersättigt wirkenden Einwohnern des reichsten Landes Europas. Humorvoll, mit geschicktem Casting und zwei eindrucksvoll unaufgeregten Hauptdarstellern transformiert die 6 Episoden kurze erste Staffel die klassische Polizeiserie in das 21te Jahrhundert. Bis Mitte April in der ARD Mediathek.
Deutsche Produktion mit unverbrauchten Gesichtern, wobei die Geschichte ("Lola Rennt" mit Elementen des Agententhrillers) wirklich völlig hanebüchen, schlicht und unterirdisch ist. Aber dafür gibt es (wie mein Buddy @Framolf bereits bemerkt hat) eine wirklich tolle Kamera, schönes, oft natürliches Licht, guten Schnitt und dadurch viele viele stimmungsvolle Bilder von einem heranwachsenden Mädchen auf der Flucht. Besser als nichts.
Trash time auf dem Flugzeugfriedhof: Die verworrene Story um erdölfressende Spezialbakterien aus russischer Produktion spielt überwiegend auf einem russischen Flugzeugfriedhof, wo die Flugzeugleichen von den Schauspielerleichen benutzt werden, um etwas Luft- und Bodenkämpfe zu simulieren. Die einzig sehenswerte Szene war eine menschliche Pyramide aus kernigen Männern in Unterhosen mit einer hübschen russischen Ingenieurin in Unterwäsche on Top vor einer simulierten Gefängniswand. Man wird ja so anspruchslos über fast zwei Stunden Top Gun Verschnitt.
Nach den ersten zwei Episoden wollte ich schon Höchstnoten zücken, aber dann hat Dieter Wedel, der selbst ernannte Kaiser der deutschen Kurzserie, es gründlich verkackt. Die Storyline hätte viel Spaß machen können. Der Kampf von Geld waschenden "Investoren", einem von Hans Korte mit viel Understatement und Charisma verkörpertem Halbwelt-Boss und einigen Nebenfiguren um die Immobilie "Blue Banana" - ein Altbau mitten in St. Pauli mit Strip-Lokal. Das ist nicht fern von jeder Realität und könnte richtig prall werden. Aber dann verheddert sich Dieter Wedel mit dem eigenen (diesmal überwiegend von ihm selbst geschriebenen) Drehbuch. Es beginnt damit, dass dieselben drei Songs immer und immer wieder in langen Einstellungen wiederholt werden. Zeit schinden nennt man das - es ist entsetzlich! Dann wird Sonja Kirchberger, die (voll austrainiert und mit maximalem Körpereinsatz) die ersten zwei Episoden als sexy Showrunner schon allein für viel Unterhaltung sorgte, in einer wirklich albern inszenierten Form um die Ecke gebracht und ab da verliert sich das Drehbuch in immer denselben Schleifen und Wiederholungen, die über weitere 4 x 1,5 h (!) dann zum fernsehtypischen Happy-End führen. Ein so grauenhaftes Auswalzen weniger Drehbucheinfälle auf "Großformat" habe ich lange nicht mehr gesehen. Ich musste mich zwingen, bis zum Ende dabei zu bleiben. Die elegante Kameraführung, die flüssige Inszenierung der ersten beiden Episoden - alles dahin. Hölzern, statisch spulen Hönig, Radzun und die anderen Darsteller ihr Programm ab. Und Regisseur Wedel (wegen skandalträchtiger Gestaltung von Castings und Dreharbeiten später in Ungnade gefallen) ist sich nicht zu blöd, mit seiner immergleichen Sonnenbrille als Statist in der ersten Reihe des Strip-Lokals zu sitzen und eine halbnackte Darstellerin sich minutenlang auf seinem Schoß wetzen zu lassen - Geschmacksverirrung ist da noch die mindeste Kritik.
Dabei machen die Darsteller keine Gefangenen - sie liefern im Rahmen des schlichten, in der zweiten Hälfte geradezu hölzernen Drehbuchs ganz großes Schauspiel ab. Vor allem Julia Stemberger, die ich bisher überhaupt nicht auf dem Schirm hatte, brilliert in jeder Einstellung mit subtiler Mimik, zeigt einschließlich "Fake-Orgasmus" und Strip vollen Körpereinsatz und hält zusammen mit Korte und den anderen Darstellern diese entsetzlich langatmige Serie am Laufen. Karoline Eichhorn als Schwiegertochter des "Grafen" - schmal, ehrgeizig, konzentriert mit ihrem bescheidenen Ehemann geschlagen - auch hier großes Schauspiel. Henry Hübchen ist irgendwie falsch besetzt als getriebener Anwalt. Was wäre da möglich gewesen, wenn man dies auf knackige 2 Stunden gekürzt und nicht so ausgewalzt hätte!
Wie zeitlos und universell die Kompositionen der Fab Four sind, wie global und unkaputtbar, das macht der Film ziemlich schnell klar. Nach dem holprigen Start des Films zur Vorstellung seiner originellen Drehbuchidee bringt der nicht unbedingt begabte Patel mit dem Gassenhauer "Back In The UDSSR" ein Moskauer Publikum zum Toben. Einschließlich schiefer Töne und schlichter Musikbegleitung. Aber der Song ist eben König! Und so geht es Schlag auf Schlag. Der Film wuchert genüsslich mit seinem Pfund und das sind die zeitlosen Songs, die hier geschickt und völlig unprätentiös in die mehr als schlichte Handlung eingebaut werden. Einen Extrapunkt dafür und einen für die hohe Originalität. Bis auf die wenig überzeugende Love Story einfach gelungen und die Selbstironie von Ed Sheeran (der nach einem kurzen, aber heftigen Songschreiber-Wettbewerb nur sagt: "Du bist Mozart und ich Salieri") ist bewundernswert.