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Alle Kommentare von angucker
Coming Of Age, Mädchenfilm, Schauspielerkino: Wer hätte das gedacht. Eine weitere Verfilmung der im angelsächsischen Raum als Kultautorin geltenden Jane Austen nimmt mich mit. Schon mehrfach verfilmt, aber die mehr als Photographin und Regisseurin von Musik-Videos tätige Regisseurin Autumn DeWilde (geboren 1970 in Woodstock) schafft es, die Entwicklung einer etwas hyperaktiven, ewig unausgelastet wirkenden, nicht immer sympathischen Tochter (Anya Taylor-Joy mit maximal lebhafter Mimik, riesigen dunklen Augen und eine tolle Besetzung) eines Landadligen (Bill Nighy wie immer präzise, zurückhaltend, präsent) von der pubertären, intriganten, kupplerischen Zicke zur Frau trotz Überlänge unterhaltsam, witzig und in grandiosen Bildern darzustellen. Geradezu unterkühlt werden hier die belanglosen kleinen Dramen (wer kriegt wen, die Nachbarin nervt) des englischen Landadels über mehr als zwei Stunden ausgebreitet. Mit unfassbar weiten Landschaftsaufnahmen der in Morgennebel gehüllten uralten Bäume in sanften Hügeln (Freunde englischer Landschaftsgärten werden kreischen vor Entzücken). Mit witzigen Kostümen (der mit dem Sessel verschmelzende Schlafmantel des Mr. Woodhouse), geschliffenen Dialogen, einer unaufdringlich die Handlung unterstützenden Filmmusik und Schauspielern, die wirklich in jeder Szene alles geben.
Wer drauf achtet, bekommt krachende, dramatische Höhepunkte, die als solche zwar geschickt inszeniert, aber nicht leicht wahrzunehmen sind: Die Enthüllung eines unglücklich gerahmten Bildes, mit der das bisherige Beziehungsgefüge einschließlich pubertärer Liebe plötzlich implodiert. Die in einem kleinen Nebensatz rausgehauene, inhaltlich treffende, aber in der kühlen Art unfassbar tief verletzende Beleidigung der schwatzhaften Nachbarin - zugleich wohl der Beginn vom Wandel der Emma hin zu einer mehr empathischen jungen Frau. Die linkische, mit einem toten Fasan auf dem Silbertablett (!) überreichte Entschuldigung dafür. Und die Schlussszene - ein in seiner absurden Komik und menschlichen Tiefe wirklich anrührendes, fast stilles Kammerspiel von wenigen Minuten, in dem ein aufmerksamer Vater und mehrere (!) Kaminschirme die Hauptrolle spielen.
(Kunst-)Pelze, Kostüme und Licht: In dieser ziemlich dicht am Original bleibenden Verfilmung des Märchens von dem verwirrten Vater, der seine Tochter heiraten will und sie damit vertreibt (großartig verschwitzt und verwirrt: Ulrich Noethen) beeindrucken vor allem einmal mehr die Kostüme - Hauptrolle für die drei Ballkleider der Königstochter und deren riesigen, das Gesicht immer im Schatten lassenden Kunstpelzmantel - großes Handwerk. Auch die Lichtsetzung weiß zu gefallen. Hier wird viel mit Schatten und von hinten kommenden Streiflichtern gearbeitet, da bekommen die Gesichter eine geheimnisvolle Tiefe, Kerzen leuchten, das Licht gibt Stimmungen vor - Ridley Scott lässt grüßen. Auch sonst allerbestes Handwerk und gut besetzte Darsteller, von denen mir hier Fritz Karl als Koch und Nina Gummich als Prinzenschwester besonders gut gefallen haben.
Die Ähnlichkeit mit meiner geliebten Stiefmutter, die feminin selbstbewusste Ausstrahlung, ob in der Kultserie "Mit Schirm, Charme und Melone" oder als unglückliche Liebe und Ehefrau des Lazenby Bonds - Mrs. Rigg wurde durch frühkindliche Prägung und außergewöhnliches Charisma zum Inbegriff meiner Vorstellung von einer englischen Lady. Eine Dame bis zuletzt. RIP, Emma.
Digitales Make-up, wenig Substanz: Ang Lee ist einer meiner Lieblingsregisseure wegen seiner stilistischen Vielseitigkeit, seiner perfektionistischen Inszenierung und seiner großen Sensibilität auch im Blockbuster Kino. So ist sein "Hulk" einer der ultimativen Superheldenfilme, emotional tief und trotzdem bunte Unterhaltung. Aber hier? Eher digitales Zauberwerk. Man sieht dem Stoff an, dass er durch dutzende Hände gegangen und zuletzt bei Disney gelandet ist. Belangloser, schlichter geht es kaum. Zwischendurch wird immer wieder für Blöde und Kleinkinder erklärt, was Genetik ist und was es mit Klonmedizin auf sich hat - Gääähn! Zudem ist Will Smith wirklich nicht so interessant. Ich vergleiche das jetzt mal mit "Jack Reacher" und Tom Cruise - das ist wie Kreisliga gegen Champions-League. Immerhin gibt es technischen Standard der Goldklasse, eine pixelgenaue Auflösung der teilweise gut gemachten CGI-Orgien (die Motorradverfolgung ist wirklich flott inszeniert). Und Mary Elizabeth Winstead spielt eine wirklich knuffige, unangepasste Frauenrolle. Das war es dann aber auch schon. Zum Testen meiner neuen AV-Installation war der Film gerade richtig - es ist der unterdurchschnittlichste Film von Ang Lee und nicht wiederholenswert. Heute können Christopher McQuarrie, Jaume Collet-Serra und Christopher Nolan auch flotte Action mit CGI und sogar witziger, interessanter und weniger konventionell.
Modernes Märchen, modern gefilmt: Auch hier (ich hatte gerade "Siebenschön" vom MDR in der Mediathek) bestes Handwerk, gute Schauspieler, tolle Ausstattung und eine nicht ganz anspruchslose Geschichte (nach Motiven von Grimm); die charmante und wissbegierige Tochter des Königs fällt bei diesem in Ungnade, weil sie die Tochterliebe mit Salz vergleicht (und nicht mit Juwelen oder Gold). Leonie Brill als Amelie macht das mit großen Augen mühelos, unterstützt von Sophie von Kessel als Hexe/Mutter/Zombie und dem übrigen Cast. Durchweg gutes Handwerk, eine interessante, etwas öko-angehauchte Storyline. Manchmal fehlt etwas der Pfiff, die Originalität von "Siebenschön" - ARD kann so gut sein mit Märchen.
Man glaubt es kaum, aber dieser Name ist echt! Rudolf-Steiner Schule in Hamburg, Schulaufführungen und dann...
Gut besetzt in "Siebenschön" (2014), vielleicht treffe ich sie ja mal in Berlin auf der Straße (eher unwahrscheinlich).
Perfekt produziertes Modernmärchen: Diese 59 Minuten lange MDR-Produktion erzählt ein modernes Märchen in handwerklich perfekter Form. Die Geschichte von der schönen Bauerntochter mit dem Interesse für Bildung und Bücher, die für ihr Inneres und nicht für den schönen Schein geliebt werden will wird konterkariert von dem Intrigenspiel des amtsmüden Königs, der seinen ebenfalls mehr intellektuellen Sohn (herrlich zerstreut: Franz Dinda) unbedingt mit der extrovertiert-durchgeknallten Tochter eines anderen Adligen verheiraten will. Während der von Florian Panzer eindrucksvoll blasiert gespielte Baron seine Intrigen spielt und mal eben die Eltern der bäuerlichen Schönheit von der Straße weg verhaftet, nachdem er ihren Hof grundlos niedergebrannt hat (irgendwie modern oder?).
Von der Ausstattung mit ihren detailfreudigen Kostümen (da trägt die Bauerntochter natürlich Risse an den richtigen Stellen) und dem interessant eingefärbten Königspudel der überkandidelten Prinzessin bis hin zu den mehr als gediegenen, geradezu lustvoll ausgespielten Rollen der originell besetzten Schauspieler - hier gibt es in jeder Sekunde unterhaltsames, amüsantes Märchen- und Kinohandwerk. Da wird kein kleiner oder großer Gag ausgelassen, da werden Schnecken und Blutegel ebenso gekonnt inszeniert wie der bleiche Arsch des Königs, da darf Esther Schweins grandios in wenigen kurzen Einstellungen als Oberin und "Über-Mutter" die junge Schönheit auf den rechten Weg lenken. Da gibt es die rothaarige Barbara Meier (Ex-GNTM) präzise intrigant und sehr sexy in einer kleinen Nebenrolle als Rivalin der Siebenschön und immer bleibt der Fluss erhalten, jeder Schnitt, jede Einstellung, jeder Szenenwechsel macht Sinn und nie kommt die Erzählung aus dem Flow - große Klasse und überhaupt nicht betulich.
Kennengelernt habe ich sie in Ang Lee's Meisterwerk "Der Eissturm" und jetzt gerade wieder "Black Snake Moan" - eine der wirklichen Charakterdarstellerinnen von Hollywood. Wenn man sie doch nur mehr besetzen würde. Voller Einsatz und frei von Belanglosigkeit, da macht Zusehen Spaß.
Black Blues Boogaloo: Trotz der absolut beeindruckenden Hauptdarsteller (habe ich Christina Ricci eigentlich schon mal unengagiert, langweilig oder doof gesehen? - NEIN!) nur soso, denn die Musik ist zwar originell, aber nicht wirklich gut gemacht und die Themen Blues, Missbrauch, Nymphomanie, innere Dämonen, Drogen, Rassismus, Vergebung und Lebensängste werden für meinen Geschmack sehr amerikanisch, bigott, trotz der Überlänge hastig und mit stark religiösem Einschlag abgehandelt. Der Film will viel und wirkt dadurch trotz Überlänge etwas fahrig. Dafür gibt es reichlich Atmo "way down South", tolle Darsteller und immer wieder beeindruckende Schauspielerei (Justin Timberlake sollte für meinen Geschmack nur noch schauspielern..) - wäre da nicht dieses etwas fahrige Drehbuch und das manchmal übertrieben wirkende Bemühen, tolle eindrucksvolle Bilder zu generieren - der Film wäre der Hammer. Und die Sache mit der Kette ist etwas übertrieben ausgewalzt wie auch der Film insgesamt etwas straffer inszeniert sein könnte. Trotzdem: Unterhaltsam, viel Atmo und großartige Schauspielerleistungen.
Verpasste Chance: Nicht nur Vincent Cassel verpasst hier die Chance auf eine Lolita Affäre mit der hübschen und pubertären Tochter seines besten Freundes, sondern auch der Film verpasst die Gelegenheit, aus einer entsetzlich schlichten Story mehr zu machen als abgedroschene Gags und Dialoge, die sich noch dazu schon nach einer halben Stunde nur noch wiederholen wie das Eindringen der Wildschweine in den Vorgarten des von François Cluzet mit wildem Augenrollen lustlos gespielten Spießer-Vaters. Trotz der unbestreitbaren und sehr schön pubertär gespielten Sexiness der Lolita echt überflüssiger Film.
Bis auf die fein abgestuften Schwarz Weiß Bilder eher öder Film, bei dem im Wesentlichen herumgerannt und gekichert wird.
Coming Of Age Tanzfilm mit Musik: Dieses kleine Meisterwerk aus den frühen 80ern überzeugt trotz der ziemlich schlichten Handlung und dem schlichten Setting auf einer Kunsthochschule in vielerlei Hinsicht. Es gibt zwar sehr klassische, vorhersehbare Charaktere (schüchterner schwuler Junge, Ghetto-Kid usw.), aber deren Beziehungen und Entwicklung werden unsentimental und teilweise sogar originell dargestellt. Der Film verdient etwas Aufmerksamkeit, beim ersten Mal begeisterte er mich weniger. Deswegen zähle ich einfach mal auf, welche "Checkboxen" meines persönlichen Geschmacks hier abgehakt werden:
1. Gute Musik: Die Songs sind (doppelt Oscar prämiert) überragend. Gleichzeitig wird der Zuschauer nicht ständig mit Musik zugemüllt. Lange Einstellungen zeigen Studenten beim Üben auch mit schiefen Tönen. Das ist witzig, das erinnert an Milos Formans kleines Meisterwerk "Taking Off". Die für solche Filme obligatorische Abschlussaufführung ist überragend. Überragend!
2. Guter Schnitt: Der Film hat große Eleganz mit seinen Tempowechseln, der Integration einzelner Szenen in die Handlung, den Übergängen. Das ist beispielsweise verglichen mit einem modernen Musikfilm wie "La La Land" (einer hohlen Nummernrevue) eine komplett andere Liga. Niemals nie laufen Musik, Kamera und Handlung völlig synchron - perfekt und modern.
3. Tolles Casting: Hier wurden unbekannte Darsteller allein aufgrund ihrer Eignung für bestimmte Charaktere gecastet. Das funktioniert bis in die Nebenrollen (ein etwas dickliches Mädchen mit angestrengtem Gesichtsausdruck, das zwischendurch immer wieder Geige übt) hervorragend. Die Hauptrollen? Grandios. Das Sixpack von Leroy und dessen prollige Sexiness ebenso wie die verschiedenen Lehrer - der Standup Comedian und Schauspieler Richard Belzer (Homicide!) in einer winzigen (aber dramaturgisch wichtigen-) Nebenrolle. Auch hier sind Vergleiche mit "Taking Off" angebracht.
4. Fantastische, mitreißende und perfekt in die Handlung integrierte Tanzszenen. Wie zwei Mädels da beim Ballettraining lästern (Köpfe zwischen den Beinen). Wie Leroy sich über die Lustzentren der Lehrerinnen in die Klasse tanzt. Selbst die einzige (!) Massenszene, das "Fame" auf der Straße über die Autos, passt in die Handlung, ist perfekt geschnitten und getanzt. Hier wurden Maßstäbe gesetzt. Vergleiche ich das mit der ähnlichen Sequenz in "La La Land" (ganz am Anfang), dann klaffen dazwischen Welten, nein Universen.
5. Zeitgeistig, aber nicht albern: Hier sind die 70er zu Ende, es wird immer wieder leiser Zweifel gesät an den Idealen der Hippies, die 80er kommen, die Reichen benehmen sich auch wie solche und alles das wird völlig unverkrampft in Handlung umgesetzt.
6. Großartige, authentische Dialoge: Wenn hier schlichte, nicht schulisch herausragende farbige Jugendliche oder zickige Upper-Class Töchter sprechen, dann hört sich das richtig an.Wenn der egozentrische und eitle Leroy seine Deutschlehrerin sogar noch im Krankenhaus nervt - unsentimental und gelungen auch hier.
7. Kein Happy End: "Im Mittelalter wurden Schauspieler noch nicht einmal beerdigt, krieg Dich ein" sagt der schwule Rothaarige zu seinem Kumpel, der grade in Frust und Alkohol versinkt. "Lass uns eine gute Pizza essen gehen". In diesem Sinne!
8. Tolle Locations, perfekte Ausstattung: Die Highschool ist abgeranzt, riecht förmlich über den Bildschirm nach knappen Geldern und schwitzigen Schülern, die Requisiten passen in jeder kleinen Einstellung, billige Schuhe sind billige Schuhe, wenn ein Kostüm Aufmerksamkeit heischen soll (das Superwoman-Kostüm der rundlichen Farbigen beim Vortanzen) dann klappt das auch. Natürlich kann der Film für eine kurze Einstellung auch eine "echte" Upper-Class Villa mit Marmorfußboden aufbieten und für die South Bronx richtig abgewrackte Häuser.
9. Etwas Magie: Wenn sich Irene Cara, die sicherlich keine große Schauspielerin, aber eine begnadete Sängerin ist, an ein abgeranztes Klavier setzt, um eine anspruchsvolle Ballade mit richtig gutem Text zu singen - also ehrlich, dann schmelze ich dahin.
Wiederholung nicht bei jedem ZuschauerInnengeschmack garantiert, aber hier bei mir bekommt der Film viel Beifall.
Instagram-Models und Startup-Scammer: Interessante Doku über einen klassischen Scam im Festival/Veranstaltungsbereich, angefeuert durch einen dicklichen, dauergrinsenden Jungmann, der eigentlich fast immer eine angebrochene Bierflasche in der Hand hat und im Stile eines Sektenführers eine bemitleidenswerte Gruppe von MitarbeiterInnen seiner kleinen Firma und nicht wenige Auftragnehmer immer wieder linkt, sogar einen älteren berufserfahrenen Veranstaltungsprofi (am Telefon!) dazu bringt, sich für einen Blowjob zur Umgehung von 150.000 $ Einfuhrsteuern für Tafelwasser (!) vorzubereiten. Man glaubt es kaum. Vernünftig erscheinende Menschen tun irre Dinge und werden abgezockt, weil alle dabei sein wollen bei einer in den Social-Media beworbenen Monsterparty auf einer Bahamas-Insel mit Bella Hadid, Alessandra Ambrosio, Kendall Jenner u.a. - es sagt viel über das Freizeitverhalten der Millennials und einer durch Instagram befeuerten Partykultur, wenn sich studierte, berufstätige und ernsthafte Jungmänner nach eigenen Angaben 5 Wochen im Fitnessstudio auf einen Event vorbereiten, bei dem alle die bunte Welt der Instagram Mädels nachahmen wollen. Diese offiziell als "Influencerin" bezeichneten Damen, die für Honorare im oberen 6stelligen Bereich kurz die Lippen schürzen, sich im Bikini ablichten lassen, das als Werbung posten und dafür bewundern lassen. Fun Fact: Erst als Folge dieses Scams wurde es (auch für Cathy Hummels) Pflicht, Werbung bei Instagram als solche zu kennzeichnen. Denn ansonsten hätten die gut verdienenden Damen für den Betrug ihres Auftraggebers mit gehaftet. Amerikanische Anwälte können so gnadenlos sein. Eine unerfreuliche Entwicklung.
Die Doku selbst ist routiniert, aber manchmal etwas umständlich gemacht.
Russische Atmo: In faszinierenden Kameraeinstellungen irrt William Hurt als junger Offizier der sowjetischen Miliz durch eine Mordgeschichte, deren Begehung und Aufklärung ebenso konstruiert ist wie künstlich. Dafür gelingt es dem 1983 entstandenen Film, mich von den ersten Minuten der gut gefilmten Eislaufpartie in Moskau (mit unfassbar arm und versoffen aussehender Oma in einer kleinen Bude - das war bestimmt keine Schauspielerin) bis zum rauschhaften Davongaloppieren einiger Zobel in den schwedischen Wald mitzunehmen in eine versunkene Welt hinter dem eisernen Vorhang. Ohne Perestroika, aber mit Funktionären, die sich als Gangster betätigen. Mit gut besetzten Schauspielern, Brian Dennehy als New Yorker Cop auf Abwegen, Lee Marvin als abgebrühtem Ost/West Gangster und Joanna Pacula als "Irina". Die Handlung spielt oft keine Rolle - ganz modern und mit Erfolg versucht der Film, in jedem Fall eindrucksvolle Bilder zu generieren (etwa bei der Freilegung von Menschenköpfen mittels Maden) und erhält damit das Interesse bis zuletzt. Vergiss die Geschichte - erfreue dich an bewegten Bildern. Auch so geht Kino. Und wenn zuletzt die Zobel knurrend und fauchend (aus dem Off!) gegen die verrotteten Gitter ihrer primitiven Käfige ballern um danach fortzulaufen, dann ist das fast metaphorisch für ein russisches Volk kurz vor dem Fall des eisernen Vorhangs. Einen Extrapunkt für "Russland-Faktor" und ich habe mich die ganze Zeit gefragt, ob die Produktion sich wirklich im Stil von Lee Marvins Figur mit Dollars und Whisky in Russland eingekauft hat für die Dreharbeiten. Denn im Studio scheint der Film nicht entstanden zu sein.
Nur mit viel Alkohol zu ertragen: Vor drei Jahren habe ich diesen Film noch (nach Genuss einer 1/2 Flasche Sekt fast so zugedröhnt wie Nick Nolte im Film) wohlwollend mit 6 Punkten besprochen. Diese Bewertung hat die zweite Sichtung ohne Alkohol nicht bestätigt. Abgesehen von der zwischendurch immer wieder involvierenden Kamera, vor allem den bei Walter Hill so typischen Kamerafahrten durch neblige feuchte Straßen mit Neonlichtern und Kunstnebel und der wirklich exzellenten Musik von James Horner (Score) nebst einiger wirklich cooler und voll ausgespielter Kneipenmusik (Hillbilly mit Country-Fiddle, Bluesrock - Alles vom Feinsten) gibt es hier nur eine entsetzlich lahme Geschichte, ewiges Herumgerenne und Herumgefahre und dazwischen immer wieder völlig unmotiviertes Gebrüll und künstlich erregte Dialoge ohne Inhalt. Da versucht ein weißer Regisseur, absolut obercool zu machen und das geht eigentlich voll in die Hose mit großen Flecken - bis auf die wirklich witzige und gut gemachte Kneipenszene ("Eddie Murphy verhaftet und beleidigt eine komplett volle Kneipe mit rechten weißen Hinterwäldlern") besteht der Film auch im Drehbuch nur aus einer unendlichen Kette gewaltverherrlichender, zotiger, fäkaler, frauenfeindlicher, sexistischer und rassistischer Sprüche - soll wohl witzig und ironisch sein, wirkt aber auf den nüchternen Betrachter nur noch abgestanden und eklig. 6 -> 3 - echt überschätzt, dieser bemüht zeitgeistige Klaumauk.
Keine Macht den Drogen: Sehr gut besetzter und streckenweise witziger und origineller Film über Erwachsenwerden, Liebe und Drogen. Besonders gut gefallen haben mir William Fichtner als zynischer Arzt und der junge William Robinson als herzkranker Jungmann. Originell auch das von Macy und Huffman gespielte Elternpaar, mit dem die Serienrollen der beiden ironisch gebrochen werden. Leider schleichen sich immer wieder üble Klischees ein und der Schluss ist ebenso kitschig wie schlecht. Merke: Lass Dir nie von Rosario Dawson den Oberschenkel verarzten, wenn Du Unterhose trägst.
Grauenhaft: Voller Klischees (alle Italiener kreischen pausenlos herum, die italienische Frau ist eitel, eingebildet und kreischt rum) und vermutlich der überflüssigste, dümmste und eintönigste Film in der Biografie von Clark Gable und Sophia Loren. Allein schon die Tonspur mit dem ewigen Gekreisch der "Italiener" und das bräsige Gequatsche der von Gable gespielten Figur des super-seriösen und super-sichauskennenden Amerikaners sind kaum zu ertragen. Im Vergleich zu "Hausboot" oder ähnlichen Filmen dieser Zeit einfach nur unterirdisch. Und Sophia Loren hätte niemals vor der Kamera tanzen dürfen. Sieht nämlich einfach nur doof aus. Auch die Göttin kann eben nicht alles.
Mit roten Haaren und grünen Augen und dem Gesicht einer englischen Porzellanpuppe eine der auffälligen Erscheinungen im Film der 90er Jahre. Bekam aber nie die große Hauptrolle, sondern spielte die auffälligen Nebenrollen, die Ärztinnen, Kolleginnen und in Navy CIS auch mal die Chefin, in direkter Konkurrenz zu Jamie Lee Curtis und mit einer ähnlichen Mischung aus Härte und Sex-Appeal. An fehlenden schauspielerischen Fähigkeiten liegt es jedenfalls nicht, dass Lauren Holly nicht die Jessica Chastain oder Christina Hendricks der 90er Jahre wurde.
Die englische Juliette Binoche - etwas burschikos, mit leichtem Silberblick und durchaus eine Charakterdarstellerin. Nach ihrer beeindruckenden Darstellung in "Fräulein Smillas Gespür für Schnee" und einer eigenwilligen Besetzung in der märchenhaften Rom Com "Sabrina" blieben die markanten Hauptrollen aus. Wie ihre französische Kollegin ist sie uns aber bis heute als Darstellerin erhalten geblieben.
Gutes Handwerk: Wenn man ein Märchen verfilmt ("Aschenputtel reloaded") dann geht es vor allem um Stil, Details und Originalität. In dieser Hinsicht kann der Film erheblich punkten. Die Ausstattung, die Locations, die auf Hochglanz polierten Bentleys und Ferraris sind einfach perfekt und spiegeln den hedonistischen Geist der auslaufenden 80er Jahre wieder - die Romanze von Wallstreet hat sich in Bezug auf Ausstattung und Aussehen nichts vorzuwerfen. Besonders hat mir gefallen, dass die Mode hier eine kleine Hauptrolle spielt. Ob Mama Larrabee mit ihrer skulpturalen Haute Couture oder Julia Ormond (originell besetzt mit ihrer etwas burschikosen Art und ihrem Silberblick) im dramatischen Hosenanzug mit blutrot geschminktem Mund nach ihrem Paris Abenteuer oder noch besser in einem ebenso schlichten wie atemberaubenden Abendkleid auf dem großen Fest - hier glaubt man, sieht man, dass Geld keine Rolle spielt und die albernen Verrenkungen der Geschichte nur Vorwand für etwas Trallala unter reichen Leuten sind. Zwar kann heute niemand mehr verstehen, warum der für seine Rolle etwas zu alte Greg Kinnear als Frauenschwarm der 90er durchgehen darf, dafür ist Harrison Ford auch ohne seine gewaltige Baritonstimme (der Film ist bei Amazon nur mit deutscher Synchro zu sehen) vollkommen überzeugend, trägt nicht zu dick auf auf bringt auch die Momente der Umkehr und des Zweifels völlig glaubwürdig rüber. Gefreut habe ich mich wie ein kleiner Bub über die Nebenrollen von Fanny Ardant als französische Dame (was sonst) und Lauren Holly (die mit Abstand heißeste Film-Rothaarige ihrer Zeit muss die arrivierte Tochter/Ärztin der anderen Unternehmerfamilie spielen). Margo Martindale habe ich leider nicht erkennen können. Schnitt und Kamera sind (wie bei Sydney Pollack nicht anders zu erwarten) gekonnt, flüssig und originell und auch die bei diesem Regisseur fast obligatorische Hubschrauberszene darf nicht fehlen. Beispiel: Man kann die kurzen Szenen in Paris auch wesentlich konventioneller, länger und langweiliger filmen. Bei Pollack ist der Ausflug der kleinen Brillenschlange Sabrina nach Paris wie eine aufregende Party mit Champagner, Mode, einem süßen, lockenköpfigen Franzosen und zwar in wenigen originellen und kurzen Einstellungen. Peng! Und immer wieder kleine Gags für jede Altersgruppe: "Wir waren bis zu den Ellenbogen in Ihrer Unterwäsche, Chef!"
Absolut nicht originell, aber wirklich gekonnt gemacht. Auf Audrey Hepburn und Bogart kann ich jederzeit verzichten - das Original von Billy Wilder kann in der Schublade bleiben.
Die alte Geschichte vom ungleichen Paar und die ebenso alte Geschichte von den bösen Zuhältern übersetzt in eine endlose Kette von unterschiedlichen Locations und nicht immer klischeefreien Bildern. Sozusagen die Road Show des Bob Hoskins, dessen gekonnte Darstellung eines angespannten Kleingangsters sich aber auch erschreckend schnell abnutzt. Wie eine 1000 mal gespielte englische Komödie mit Michael Caine in der Nebenrolle. Verzichtbar.
Faszinierend gefilmt, die oft sehr nah heran gehende Kamera, das natürliche Licht schaffen bei vielen der langen Einstellungen eine fast intime Atmosphäre. Unglaublich geschickt besetzte Schauspieler, Eva Mendes fast verhärmt, Ray Liotta gefährlich ruhig in seinen kurzen Einstellungen und Bradley Cooper übertreibt nicht. Involvierende, immer gut passende Musik. Leider kommt die Geschichte erstmals nach mehr als 45 Minuten auf den Punkt und verliert sich danach immer wieder in selbstverliebten endlosen Einstellungen, die außer Atmo und Schönheit nichts bringen. Der Film ist bei aller Liebe eine Stunde zu lang. Wen das nicht stört, bekommt ein grandios gefilmtes Drama über die verpassten Chancen im Leben.
Völlig hirntote Story, aber ein bis in die kleinste Nebenrolle (die beiden FBI Agenten) origineller und motivierter Cast. Die Schauspieler machen es gut und wirken dabei immer noch, als würde es gerade richtig Spaß machen. Mathew Perry klatscht gegen die geschlossene Balkontür, auch wenn Slapstick eigentlich nicht so seins ist und jeder macht, wie er sie es am besten kann. Regie und Schauspieler Höchstnoten und das führt natürlich auch zu viel Chemie zum Beispiel bei den Liebesszenen. Amüsant!
Achtung, Kunst und Propaganda: Staatspropaganda der eigenen Art. Defa Regiestar Frank Beyer verfilmt mit Defa Schauspielstars wie Armin Müller Stahl, Manfred Krug und dem unfassbar präsenten Erwin Geschonnek eine pathetische kleine Heldengeschichte aus dem spanischen Bürgerkrieg. Romantische Helden gegen böse Faschisten. Wobei die Geschichte selbst, eine Flucht durch die kargen Gebirge Nordspaniens, dünn ist. Trotz der tollen Schauspieler habe ich es nur bis 3/4 der mit 1:11 h ohnehin knappen Laufzeit ausgehalten. Genosse Kommissar (Politkommissar - die besonders wichtigen politischen Soldaten, die Rolle von Erwin Geschonnek), das war wohl nichts.
Wieder eine dieser einfallslosen, risikoscheuen und anscheinend durch die Firma finanzierten Unternehmer-Biografien. Oft unfreiwillig komisch, zumal Joe Weider als Zwangsneurotiker dargestellt wird, der beim Sprechen willkürlich die Luft anhält, was gut synchronisiert ist und sich echt schrill anhört. Die einzige etwas professionellere Darstellerin schien mir hier Tanzkönigin Julianne Hough zu sein und die muss immer nur schön sein und ihr beeindruckendes Sixpack vorführen. Skurriler Film.