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Alle Kommentare von angucker
Jetzt bin ich Fan: Chris Evans, der gutaussehende Mann mit dem Bart und dem "Normalberuf: Superhelden-Darsteller" macht nebenher großartige kleine Filme mit viel Grips, Gefühl und in diesem Fall (ich war schon von "Before We Go" ziemlich beeindruckt) wird es zu einem der besten Familiendramen, die ich überhaupt je gesehen habe. Völlig unspektakulär, in glaubwürdigen, aber nie hyper-dramatischen Einstellungen wird hier die Geschichte eines hochbegabten Kindes und seiner zerrissenen, von Enttäuschungen, Erwartungen und Ängsten getriebenen Familie aus Großmutter, Nachbarin, Onkel und der empathischen Lehrerin (toll gespielt: Jenny Slate) erzählt. Eingefangen von einer gekonnten Regie und Kamera (Marc Webb macht auch sowas wie "Spiderman"), mit ebenso schlichter wie präziser Ausstattung (in einer der letzten Szenen spielen die eingetrockneten Tränen auf einem handschriftlichen Mathe-Skript eine wichtige Rolle), einem gut unterstützenden Score - hier werden alle meine Checkboxen abgehakt. Die 5 Hauptdarsteller machen wirklich alles richtig, wenn Octavia Spencer mit ihrer geliebten kleinen Nachbarin im Duett Playback singt, dann rockt das die Bude und Chris Evans hat mit seinem intensiven, aber unauffälligen Charisma null Probleme, den nicht immer einfachen Onkel (ich will nicht spoilern) glaubwürdig auch ohne Mätzchen zu spielen. Aber was mich hier am meisten beeindruckt hat, ist die intergalaktisch gute Hauptdarstellerin McKennna Grace mit ihren fehlenden Milchzähnen und dem ausdrucksvollen Schauspiel einer +40jährigen Charakterdarstellerin. So etwas machen und können Kinder, wenn man sie machen lässt und wenn sie angstfrei und gut unterstützt an so ein Abenteuer heran gehen.
Außerdem hat der Film einige wirklich schöne Twists im letzten Teil, macht bei der Darstellung der Familienprobleme bis in die Details einer familienpsychologischen Untersuchung nichts falsch, verliert nie den Fokus auf das Kind, hat ein (auch aus europäischer Sicht) spannendes und gelungenes Intermezzo vor Gericht im Sorgerechtsprozess und verurteilt niemals das Verhalten seiner Figuren - eine so schlüssige, spannende und zugleich unaufgeregte Darstellung von Hochbegabung als Familienproblem - das hatte für mich auch trotz der unterschiedlichen Kulturkreise viel von Deja Vu und ist ein wirklich schöner Film geworden. Jetzt muss ich wohl mal "Captain America" sehen....
Da nur Klischees bedient werden und das völlig einfallslose Drehbuch genretypische Textzeilen sogar ewig wiederholt bleibt nur die extrem abgehungerte Denise Richards nebst zahlreicher Busenwunder für die Unterhaltung. Wer das bei FSK 16 unterhaltsam findet. Da empfehle ich doch eher "Stripper Zombieland" - das hat viel mehr Charme und Witz. Lang lebe der Trash, aber nicht so, bitte.
Voller Betroffenheit, Tränen, Pathos und mit einer ziemlich überraschenden Tanzeinlage. Ein Kammerspiel und Trauerarbeit für und über die etwa 300 Feuerwehrleute, die bei 9/11 ihr Leben gelassen haben. Der Film entstand kurz nach dem Ereignis und ist nur erträglich dank der beiden Hauptdarsteller.
Ein toller, nein sogar großartiger Synchronsprecher. Habe gerade "Henry & Julie.." (2010) gesehen, wo er Keanu Reeves die deutsche Stimme gibt, wie der in mehreren Durchläufen mit wachsender Intensität dieselbe Zeile aus Tschechovs "Kirschgarten" in einer Theaterprobe sprechen muss. Besser kann man das kaum machen. Auch die in diesem Film häufig notwendige Ausdruckslosigkeit in der Stimme - ein toller Sprecher mit einer wunderschönen und nicht zu aufdringlich-auffälligen Stimme dazu.
Der "de Luca" aus Grey's Anatomy spielt in "Die Hard" einen pausenlos italienisch brabbelnden, gefährlich beweglichen und extrem schießwütigen Gangster, der bedauerlich früh aus dem Film auf gewaltsame Weise ausscheidet. Nicht schlecht für eine der ersten Filmrollen und mal was anderes als die vielen blonden deutschen Bösewichtel im Team von Hans Gruber (Alan Rickman)!
Ein Re-Watch kurz vor Weihnachten und die 800te Besprechung. Mit Sicherheit einer der originellsten Weihnachtsfilme aller Zeiten, der geschickt immer wieder die optischen und akustischen Bezüge auf den Heiligabend herstellt, ohne die Action aus dem Auge zu verlieren. Ein wunderbarer, satt orchestrierter Score, der mit seinen Beethoven-Variationen und -zitaten immer wieder Akzente setzt. Eine Fülle von witzigen Bezügen, kleinen Nebengeschichten (wie zum Beispiel die schwierige Ehe von McLane oder der Chauffeur), die zielsicher knapp erzählt werden und den Handlungsfluss nicht stören. Eine grandiose Kamera, tolles Licht, gut inszenierte Action. Alan Rickman als beeindruckend guter Bösewicht am Anfang seiner Filmkarriere. Aber leider verflacht der Film im letzten Drittel recht stark, die Schießereien dehnen sich, der Auftritt des FBI (Robert Davi!) ist lahm inszeniert und der Film verliert seinen überdurchschnittlich starken Erzählfluss. Dieser schwächere Teil beginnt etwa mit dem Auftritt des Polizeiautos, das beschossen wird - ab da passiert eigentlich nichts mehr, was nach heutigen Maßstäben noch irgendwie sehenswert wäre. Nur deshalb greife ich damals wie heute nicht zu Höchstnoten und meine, dass es ähnlich gute Actioner mit Kultcharakter gibt, die aber insgesamt schlüssiger erzählt sind und außerdem (wie "Leon der Profi" oder "True Lies" oder auch "Transporter") noch etwas ganz Eigenes, eine eigene Atmo, eine eigene Art mitbringen UND den Spannungsbogen bis zum Ende halten können. Trotzdem unbedingt lohnender Klassiker auch im Re-Watch. Frohes Fest!
Selten hat Fellini seine Manierismen im Positiven wie Negativen so auf die Spitze getrieben. Im Positiven schafft er mit komplett ausgereizter Studiotechnik (Studio im Sinne von Theaterbauten, Rutschen, Gerüsten, schrillen Lampen, künstlichen Umgebungen, Nebel, Licht, Rollschuhfahren im Kreis um die Balletstange) eine künstliche, eigene, fellinieske Welt voller kleiner Überraschungen und beeindruckender Tableaus. Überhaupt ist der Film wie eine Aneinanderreihung von Bildern (Breughel und ähnliche Wuselbilder-Maler fallen mir da ein) mit vielen Details und skurrilen Figuren am Rande (bei Fellini muss man immer auch darauf achten, was am Bildrand und im Hintergrund passiert). Als Theater- oder Opernregie wäre das große Bühne und sicherlich der Knaller.
Es ist aber Film und im Negativen bedeutet das statische Arrangements, künstlich aufgebauschte Aktionen, Kunst um der Kunst willen und leider auch ewige Wiederholungen (wieviel Szenen/Filme mit Gruppenonanie von Jungs gibt es bei Fellini eigentlich?) und für meine Begriffe viel Leerlauf. Auch die Auseinandersetzung mit dem Bild der Frau ist nicht gut gealtert, die Darstellung von Frauenrechtlerinnen und Lesben ebenfalls nicht. Von daher sagt mir der Film nicht viel.
Skurriles Detail am Rande: Einige der aufwändigen Dekorationen und Bauten wurden offenbar für den kurz darauf entstandenen "Fellinis Casanova" wiederverwendet. Marcello Mastroianni legt seine Rolle geschickt als "träumerisch-unbeteiligt" etwas emotionarm an und kommt damit beeindruckend gut durch diesen ansonsten eher schwierigen Film.
Ein plattes Drehbuch voller Kalender-Sprüche und gewollt tiefgründiger Sätze über die Liebe und die aktuelle Gemütsverfassung gibt den vielen Stars wenig Gelegenheit, glaubhaft zu spielen, zumal die Rollen sehr eindimensional angelegt sind wie der von Dennis Quaid mit wilden Grimassen gespielte gehörnte Ehemann. Nur Geena Rowland und Sean Connery schaffen es, ihre Rollen wirklich mit Leben zu füllen. Ihretwegen lohnt der Film.
Die Details sind schlampig gemacht, ständig verschwinden Requisiten oder wechseln überraschend Kostüme. Angelina Jolie hat viel Screentime und ist damit wenig überzeugend.
Italienischer Regisseur, dem wir eine Episode in "Hexen von heute" zu verdanken haben und den bei Moviepilot nicht gelisteten Celentano-Kracher "L'altra metà del cielo (1977)“ mit dem völlig bescheuerten deutschen Titel "Hihihilfe, Liebe".
Den haben mir und den vermutlich 13 anderen deutschen Fans von Celentano die Algorithmen von Amazon kostenfrei vor die Füße gespült. Celentano spielt einen frommen, aber natürlich auch den Frauen nicht gänzlich abgeneigten Priester, der auf dem Flug nach Australien die charismatische und immerzu auf beiläufige Kundenaquise strebende Sexarbeiterin Monica Vitti trifft, die <Spoiler> sich mit der Kollekte aus dem Staub macht, welche durch einen klingelnden Zufall vorübergehend in den Besitz eines in der Flugzeug-Toilette betreuten Kunden gelangt war</Spoiler>.
Das hat einen stets geschmeidig seine Hüften schleudernden Celentano, eine katzenhaft schöne Vitti mit dieser wirklich markanten deutschen Synchronsprecherin (Franziska Pigulla?), die sich immer anhört wie eine Packung Zigaretten nebst Whisky. Dazu gibt es sympathische Nebendarsteller, eine Tanzveranstaltung in der Kirche und einige wirklich gut choreografierte Szenen im Stil des klassischen Boulevard Theaters (Drehung, Sack auf Kopf, torkel, Schwingtür, Abgang 1, Drehung 2, Abgang 2, zurück bleibt der Zuhälter). Die technische Qualität liegt bei etwa 280*180 Pixel, aber die Güte der beiden HauptdarstellerInnen reißt das locker raus. Nein dies ist keine Werbung für einen ohnehin zu reichen Konzern, sondern nur der Hinweis an die anderen 12 deutschen Fans.
Tolle Atmo, viel Schnee und Kälte, ein sehr konzentriert ohne große Faxen aufspielender Jeremy Renner und eine beeindruckende Elizabeth Olsen, dazu eine interessante Geschichte und eine Regie, die das alles gut verkauft. Im Vergleich zu dem thematisch ähnlichen "Frozen River" fehlten mir etwas die Zwischentöne, die komplexen Charaktere. Aber das ist schon Jammern auf sehr hohem Niveau.
Disney goes Weltreligionen. Trotz der beeindruckenden Animationen und ziemlich skurrilen Story kam es mir einfach nur kitschig daher. Nicht nur fehlten mir Exkremente, Blut und Verwesung auf dem Rettungsboot, sondern durch die oberflächlichen religiösen Schlenker und die ständig seicht im Hintergrund dudelnde Musik (Oscar dafür? Echt mal?) wurde das Ganze mit zunehmender Dauer immer seichter und unfreiwillig komisch. Es mag fantasy-affinen Menschen anders gehen, aber für mich bisher der schwächste Film von Lee.
Erstaunlich, aber der kam hier gut an: Den meisten ZuschauerInnen wird diese Gaunerkomödie mit Elementen des Liebesfilms zu blöd, zu wenig spektakulär, zu langsam sein. Noch dazu mit einem Keanu Reeves, der sein minimalistisches Minenspiel auch hier kultiviert. Aber bei mir konnte der Film ziemlich punkten. Die Geschichte entwickelt sich in einem guten, für meine Verhältnisse gern gemächlichen Erzählfluss. Schon die einleitenden Szenen, die Langeweile bei der Arbeit, die voll berufstätige und mit einem intensiven Kinderwunsch sich umtreibende Noch-Partnerin (großartig durchsichtig im rosa Schwesternkittel: Judy Greer). Und dazu die versteinerte Fresse von Reeves, der wirklich nichts blicken lässt. Und dann eine kleine Wendung, ein brüllend komischer Ausflug mit dem Auto, der im Knast endet. Wieder ist der von Reeves gespielte Henry der stoische Tölpel. Auftritt James Caan - lebhaft, wortgewaltig, charismatisch holt der den abgestumpften Henry langsam ins richtige Leben. Und ab da wird der Henry munter. Fasst einen Plan, lässt sich vom Auto anfahren, verliebt sich, spielt Theater (Tschechows "Kirschgarten" - ich liebe Stück im Stück) hat Sex, engagiert sich und steuert auf eine wirklich anrührende, im positiven Sinne kitschige Liebeserklärung zu, mit welcher der Film gekonnt abschließt. Gute Geschichte, gut erzählt.
Dazu eine großartige Kamera, die immer wieder die kalte Welt von Buffalo (große Stadt in der Nähe von New York nahe der Niagara Fälle), die Industrieruinen, die kalten Straßen spiegelt mit der warmen Welt im kleinen Theater, auf der Bühne, in den lebhaften Gesichtern. Die Schauspieler liefern. Caan bringt sein ganzes Charisma mit, seine Erfahrung, seine Falten. Vera Farminga spielt so toll die kleine Schauspiel-Diva, die vom Leben etwas enttäuschte Frau, die allein zurecht kommen muss. Die Nebenrollen gut besetzt, allein der von Fisher Stevens gespielte Kleingangster und der unerschütterliche Bill Duke als Wachmann - das macht Spaß! Dazu ein passender Soundtrack - Retro Soul, immer and den richtigen Stellen passt zur altmodischen Gangart dieses kleinen Films. Die Ausstattung, Kostüme: Da werden die Rollen richtig eingekleidet, die altrosa Strickjacke passt zum Schwesternkittel von Judy Greer, James Caan läuft in richtigen Rentnerklamotten rum und trotz des erkennbar kleinen Budgets passt alles. Und nicht zuletzt eine tolle Synchronisation: Benjamin Völz als Sprecher des Henry variiert, löst seine Schauspiel-Aufgaben ("gib uns etwas von Dir") großartig. Spricht die gleiche Textzeile dreimal nacheinander mit genau der richtigen Betonung, variiert zur Rolle passend die Tiefe der Emotionen und erweist sich damit Reeves ebenbürtig, der hier mit geschickten kleinen Varianten seiner reduzierten Mimik und Gestik gerade in den Theaterszenen genau richtig "Gas gibt". Großes kleines Kino und genau die Art von entspanntem Film, die bei mir immer mal wieder überraschend gut ankommt.
Angeführt von der mal wieder zauberhaft verhuschten Diane Keaton als Mutter der großen Patchwork Family entwickelt sich eine originelle Weihnachtskomödie, der im letzten Drittel mit vorhersehbaren Wirrungen rasant und kitschig die Luft ausgeht. Claire Dames entwickelt bei ihrem späten Einstieg in die Handlung eine erstaunliche Präsenz. Die Männer sind nur Staffage in diesem ausschließlich von den Frauen getragenen Film.
Ich bin Fan. Ich mag den wilden Hüftschwung von Tucker, die Gags basierend auf den unterschiedlichen Charakteren, die Akrobatik. Und finde es nicht schlimm, dass die Akrobatik weniger geworden ist und der Klamauk eher mehr. Die Stunts am Eiffelturm sind cool und die Verfolgung der Motorräder sehr gediegen. Außerdem ist das Lokalkolorit mit Revueshow und dem Taxifahrer angemessen in den Film integriert. 1 Extrapunkt für das Lebenswerk von Chan.
Trotz der beeindruckenden Darstellung von Mark Rylance (der Oscar war verdient und zwar nicht - wie in anderer MP meint - für nur einen Gesichtsausdruck) ist dies nur durchschnittliche Dutzendware: Anstatt allein den Fall Abel (der für drei Spielfilme ausreichen würde) wie in der besseren ersten Hälfte des Films sauber zu thematisieren flüchtet der Film ab der Mitte in übelsten Kitsch und die ständige Wiederholung von "wir schwitzen, schniefen und verhandeln". Das aufdringliche digitale Coloring, die ekelhaft schmalzige Filmmusik, die vom Drehbuch schlampig behandelten Nebenrollen (der "Wirtschaftsstudent", der sowjetische Unterhändler) und vor allem das Bedürfnis von Drehbuch und Regie, den ZuschauerInnen ständig alles erklären zu müssen und mit erhobenem Zeigefinger das amerikanische System der Aufrechten zu preisen - all das ist wirklich verzichtbarer Kitsch. Schade. Denn auch Tom Hanks macht seine Sache (soweit trotz der ewigen Wiederholungen möglich) gut. Wie er dicklich und schwitzig auf seine jeweils nächste Verhandlungschance wartet, nur mit einem kurzen Grinsen triumphiert - der Mann kann das. Auch Sebastian Koch reißt es richtig raus. Sein Anwalt Vogel ist so glatt, eklig und (relativ gesehen) erfolgreich - Koch kann zwiespältige Charaktere hervorragend. Herzlich gelacht habe ich über die Szene mit der "Fake" Familie Abels und deren Treffen mit dem amerikanischen Unterhändler. Aber auch da wäre (mit einem Drehbuch von Coen!) mehr möglich gewesen. Der Film ist zu professionell gemacht, um wirklich schlecht zu sein, aber....
Die Effektorgien nutzen sich schnell ab, ich freue mich einmal mehr über Alice Eve (sogar legendär in Unterwäsche) und über den wirklich effektvoll abgemischten Ton. Die Tonmischung bei diesem Film hat vermutlich so viel gekostet wie eine mittlere Independent-Produktion. Die Schauspieler machen keine Gefangenen, also volle 2 fürs Acting und volle 2 für Effekte. Aber was solls. Startrek ist 70er und hatte damals schon den verlebten Charme der älter gewordenen 68er. Diversität und multi-kulti-racial-wir fassen uns alle an der Hand und die Welt wird besser inklusive. Davon eine hedonistische Variante mit Hochglanzproduktion brauche ich nicht wirklich. Zudem ist das Drehbuch mit letztlich nur einer Pointe sehr auf Dramatik und Beschleunigung aus. Kann man, muss man nicht mögen. Das wars dann mit Startrek - die nächsten 15 Neuverfilmungen lasse ich einfach mal aus. Und danke für die Erläuterung von "lensflare" - jetzt weiß ich auch, warum ich bei 2/3 des Effektgewitters vorübergehend eingeschlafen bin.
So geht intelligente Weihnachtsunterhaltung: Man nehme einen riesigen Cast wirklich guter (und gut für die Rollen passender) Schauspieler wie etwa den immer zuverlässigen Bill Nighy, den stoisch mit seiner Rolle trauernden Liam Neeson oder auch einige unbekanntere Gesichter (der Sohn von Neeson zum Beispiel spielt großartig). Denen gibt man ein Drehbuch mit Schmalz, Weihnachten aber auch wirklich intelligenten Dialogzeilen und kleinen Anspielungen/Witzen für Erwachsene. Und dazu eine wirklich intelligente Auswahl von Filmmusik und Songs - wie die in Verzweiflung über ihren untreuen Ehemann versteinerte Emma Thompson erst (vor der Kamera!) rot wird, dann auf ihr Zimmer geht und dort "Both Sides Now" von Joni Mitchell - mehr gekrächzt als gesungen in fast ganzer Länge hört. Solche Momente intensiven Innehaltens machen einen durchschnittlichen zu einem guten Film. Sicherlich ist Hugh Grant mit seiner jungenhaften Alterslosigkeit nicht die ideale Besetzung für einen Prime Minister, aber WTF: Die Schauspieler liefern ohne Ende - wie beispielsweise der betrogene und ebenfalls versteinerte Colin Firth mit seinen dunklen Augen plötzlich zu einem heißblütigen Liebhaber einer zauberhaft gecasteten portugiesischen Hausangestellten wird. Selbst mit einem Punkt Abzug für die von mir verhassten Weihnachten ist es immer noch gediegen. Und Claudia Schiffer in einem kleinen, aber feinen Cameo (mit großer hässlicher Pudelmütze immer noch unverwüstlich schön und strahlend). Und Heike Makatsch (etwas übertrieben) als grob sexualisierte Sekretärin - viel besser wird es nicht mit einem Ensemblefilm.
Licht, Kamera (Andrzej Bartkowiak), Autoverfolgung im Stil der 70er, Atmo, Locations - dieser Film lässt von seiner minutenlangen Kamerafahrt durch das mit Luxus-Nippes vollgestellte Haus des Opfers bis zum tiefen Blick in die Schublade des Starverteidigers nichts aus. Geiles, selbstverliebtes Kino im Stil der 90er Jahre mit einem genialen Soundtrack von James Horner. Erotik ist komplette Fehlanzeige und durchgängig Fsk 16, die weibliche Hauptdarstellerin hat null Charisma und die Dialoge sind Hmmm schlicht. Aber schon wegen der tollen Kamera und der epischen Autoverfolgung würde ich den Film jede/m empfehlen. Danke @cineast und bei Amazon Prime sogar umsonst derzeit.
Der sommersprossig romantische Feger aus Portugal hat nicht nur Colin Firth in "Actually Love" den Kopf verdreht, sondern mir auch die Augenbrauen. Eins der vielen originellen und gelungenen Castings in diesem Film.
Nichts für Vegetarier: Hier wird pausenlos Fleisch gegessen, gestampft, von Fellen abgekratzt und gekaut, während sich langsam und in ganz natürlich wirkenden Kameraeinstellungen die einfache Geschichte von Eifersucht, Hass, Vergeltung und den üblen Folgen einer 10 Sekunden kurzen Vögelei mit dem falschen Mann entfaltet. Wobei sich dieser Vorfall <Spoiler> in einem Zelt abspielt, in dem zwei verheiratete Männer mit drei verheirateten Frauen zusammen nackt unter dicken Fellen schlafen wegen der Kälte</Spoiler>.
Neben den fast dokumentarisch wirkenden Aufnahmen aus dem arktischen Norden beeindrucken auch eine originelle Filmmusik, ein sehr selbstbewußter Erzählfluss, der die mehr als 2 Stunden nie lang werden lässt und eine der bösartigsten weiblichen Filmfiguren aller Zeiten, die noch dazu in Gestalt einer ewig grinsenden rundköpfigen und mädchenhaft wirkenden kleinen Frau daher kommt. Auch wenn die dick vermummten Personen oft kaum zu unterscheiden sind und die Schauspielerei manchmal etwas flach ein eindrucksvoller Film. Derzeit in der Arte Mediathek.
Wenn ich nach einem harten Tag und einem mittelmäßigen Film wie Arbitrage eine beliebige Episode dieser uralten Serie, zum Beispiel 3/3 einwerfe, dann gibt es subtil angelegte Charaktere, originell besetzte Schauspieler, eine involvierende Kamera, einen fetten Score mit Gitarren-Blues, Standup Comedy und das macht dann statt wie bisher nur 9 Punkten dann eine Lieblingsserie. Ich würde mir wirklich wünschen, dass diese klassische, psychologisch und atmosphärisch dichte, immer wieder witzige und originelle Serie einmal ganz komplett und neu als "Fan Edition" herausgegeben wird.
Ich habe wegen ALYSSA SUTHERLAND zum zweiten Mal reingeguckt (und die ist nur 10 Sekunden von hinten zu sehen). Wie bei der ersten Sichtung war mir die Story viel zu flach, um auch nur Interesse zu wecken. Sehenswert ist die subtil an den Erzählfluss angepasste Kamera, Laetitia Casta und ihr Kimono sehen großartig aus und wozu braucht es diesen Film?
Achtung: Kleinere Spoiler! Origineller Hybrid aus Weihnachtskomödie und Thriller: Hinter seinem zauselig biblischen Bart kaum zu erkennen gibt Mel Gibson den "white Trash" Weihnachtsmann, der (das zum Verständnis) in der amerikanischen Variante eher unserem Knecht Ruprecht gleicht, also die bösen Kinder wie den kleinen bösartigen Schnösel (großartig: Chance Hurstfield) mit einem Stück Kohle beschenkt und auch gern mal tadelt. Nur leider ist der Weihnachtsmann durch Missmanagement, fehlende Aufträge und hohe Kosten tief in den roten Zahlen. Das führt zu derbe und witzig geführten Nachverhandlungen mit der Regierung, die wiederum (für Geld tut Weihnachtsmann ja Alles) die abgelegene Farm des Weihnachtsmannes zwischendurch als militärisch gesicherte Waffenfabrik umfunktioniert - Personalführung inklusive.
Diese wirklich gute Drehbuchidee läuft zwischendurch aber leider immer wieder leer, weil Gibson (der ja ein lustvoller und in guten Momenten auch begabter Komödiant ist) hinter seinem Bart kaum zu erkennen unglaublich viel Screentime nicht immer gut füllt. Da passiert viel mit Gibson, was wirklich langweilig ist, während die netten Schlenker der ohnehin guten Story (Eheprobleme! gefälschte Schecks! Verhandlungen mit der Regierung!) viel zu hastig abgehandelt werden. Das kann der wunderbare Walton Goggins mit seiner routinierten Darstellung des bösen, von einer traumatischen Jugend verdorbenen Killers auch nicht mehr rausreißen. Wobei Goggins Szenen (wenn er etwa - voll der Kontrollfreak - lästernd durch einen Laden mit Jagdkleidung streift oder seinen Hamster versorgt) zu den Höhepunkten des Films zählen. Schade - in meinen Augen kann es Gibson schon lange nicht mehr reißen. Dabei hätten die witzige Storyline und die guten übrigen Darsteller einschließlich der streng organisierten Elfen/Fabrikarbeiter (was für eine tolle Idee!) einen wirklich guten Film geben können. Zumal diese "Hungerleider-Variante" eines verarmten, alten, prolligen Weihnachtsmanns unglaublich gut in den aktuellen amerikanischen Zeitgeist passt.
Und: Viel Schnee @EudoraFletcher!
Kostüme, CGI, Musik und Drehbuch: Als Liebhaber der Sekundärtugenden bekommt bei mir dieser Film schon mal glatte 6 Punkte, weil diese Faktoren stimmen. Wow - da gibt es was zu entdecken und einen so gekonnten Einsatz von CGI in Verbindung mit schrägen Locations (Görlitz!), so abgefahrende und passende Kostüme und einen so gut unterstützenden Score habe ich lange nicht mehr gesehen. Und die restlichen zwei Punkte sind schnell dabei. Für den witzigen Einsatz sehr unterschiedlicher Superstars (Ronan! Fiennes! Owen Wilson! Bill Murray!), für den originellen Hybrid aus Märchen, Fantasy und theatermäßiger Literaturverfilmung. Aber die Basis legen hier die Sekundärtugenden - das sah wohl auch die Academy so und außerdem konnte ich fast ununterbrochen schmunzeln.
Drei engagierte HauptdarstellerInnen und eine schlichte Story, die aus dem Screwball Comedy Aspekt des Drehbuchs alles rausholt. Da gab es zu lachen. Nur die albernen Action- und CGI Orgien drücken den Film wieder auf Durchschnitt und Til Schweiger macht es nicht besser. Mit etwas mehr Tempowechseln und weniger Klischee wäre da mehr drin gewesen. Das hier häufiger kritisierte Schnittgewitter hat mir wiederum gut gefallen.