angucker - Kommentare

Alle Kommentare von angucker

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    angucker 19.08.2021, 19:14 Geändert 20.08.2021, 17:41

    Husch husch geht es durch die Geschichte von der Reise des abenteuerlustigen Gascogners nach Paris, das dreifache Duell, die Affäre um den Schmuck des Königs und danach wird noch etwas weiter gefochten und mit Kanonen geschossen. Absolut einfallslose Umsetzung der Geschichte. Die "Schauspieler" stelzen herum wie Schauspielschüler und nur die guten Akrobatikeinlagen und teilweise schrillen Kostüme haben mich gehindert, nach einer halben Stunde abzuschalten. Im Vergleich zu der epochalen Verfilmung von Richard Lester (1973) und der ebenfalls recht ansehnlichen Verfilmung von 2013 mit Orlando Bloom und Mila Jovovich sowie diversen Spezialeffekten gibt es hier nichts, was irgendwie originell oder sehenswert wäre. Zudem sieht die "Königin" mit ihrer schlechten Haut und den schlecht gefärbten Haaren eher aus wie eine Gastwirtstochter - problematischer Cast.

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      angucker 18.08.2021, 11:12 Geändert 10.09.2021, 06:57

      Sehr gediegenes Anwaltsdrama mit einem großartigen Cast: Matthew McConaughy am Anfang seiner "zweiten Karriere" überzeugt als noch nicht so arrivierter ehrgeiziger Anwalt, William C. Macey spielt einen extrem soften Spürhund, Marisa Tomei, die ich (wie so häufig) in ihrer Rolle zunächst nicht erkannt habe (die Frau ist so dermaßen wandlungsfähig!), Bryan Cranston mit einem Kurzauftritt als "Normalo-Cop", Ryan Philippe als verzogenes Millionärssöhnchen, Frances Fisher mit minus 70 Grad Ausstrahlung als Millonärs-Mama und nicht zuletzt Michael Pena als Kleinkrimineller - diese damals noch eher unbekannten Schauspieler wussten genau, warum sie hier auch kleine Rollen übernehmen: Das Drehbuch ist elegant konstruiert, hat Tempo, entwickelt Dynamik verstärkt durch den gekonnten Schnitt - das macht Schauspielern Spaß und den Zuschauern auch. Bei der wiederholten Sichtung wollte ich zunächst zu 8 Punkten greifen, aber dann gibt es doch nur 7, weil die Story mit ihrem "aus dem Blauen" konstruierten Motiv ziemlich künstlich ist und der ganze Film letztlich nur gut gemacht, aber doch in seinem Genre und in seinen Klischees bleibt. Trotzdem einer der besten Anwaltsfilme, sage ich mal als Anwalt. Und bei der Wiederholung auch auffällig sind die interessante, bodenständige Musik sowie die schnell abgefahrenen Locations aus den weniger tollen Vierteln von LA.

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        Trotz der originellen (leider extrem zäh und spät sich entwickelnden-) Storyline kaum noch erträglicher Film, der vor allem unter der für mich unerträglichen, geradezu ekelhaften Eitelkeit des Adam Sandler leidet (der sich auch fett und ungelenk in unförmigen Shorts scheinbar noch für den tollsten Hecht und Frauenhelden hält - wie hier zu bewundern) und der (auch das subjektiv) immer nur überfordert und ungesund wirkenden Drew Barrymore, deren schauspielerische Fähigkeiten ebenfalls übersichtlich sind. Das Ganze dann noch mit der nervigen deutschen Synchronstimme von Sandler aus dem Off kommentiert - einfach nur zu Kotzen. Nach 30 Minuten waren wir da raus. Nie wieder Sandler (denn dies ist ja angeblich einer seiner besseren Filme)!

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          angucker 17.08.2021, 12:29 Geändert 18.08.2021, 06:47

          Sympathisches "Road-Movie (french style)" mit der bereits als Sekretärin in der ausgezeichneten Serie "Call My Agent" hervorgetretenen Laure Calamy als chaotischer und selbstbewusster Single-Lehrerin, die ihrem verheirateten Liebhaber durch die französischen Berge auf den Spuren von Robert Louis Stevenson (kleiner witziger Exkurs in die Literaturgeschichte) mit einem Esel hinterher wandert. Der Esel und die malerisch schöne, perfekt fotografierte Landschaft der französischen Provinz sind denn auch die weiteren Hauptdarsteller. Das von der Regisseurin verfasste Drehbuch zeichnet sich durch eine perfekte Mischung aus Geschwätzigkeit (die Lehrerin) und lakonischer Einsilbigkeit (alle anderen) aus - da mutiert eine tanzfreudige Gasthofbetreiberin mit ihrem sehr einfühlsamen, sehr dunkelhäutigen Ehemann zur gekonnt intervenierenden Ersatz-Therapeutin, da sind die Schweizer Touristen genauso yuppiehaft-eklig wie man das erwarten würde und ein verklemmter Reisegefährte entpuppt sich als gestörter Gewalttätiger. Überhaupt jongliert der Film immer wieder geschickt mit den Erwartungen der Zuschauer und entwickelt zwischendurch immer wieder kleine Einsichten und emotionale Tiefe. So ist beispielsweise der kurze Monolog der dürren Ehefrau des "Liebhabers" in seiner ganzen treffenden Beiläufigkeit eine der besten Beschreibungen für deren Ehe und deren Probleme; mal eben kurz neben dem Esel und der Liebhaberin ihres Mannes so herausgekotzt. Das geht kaum besser zu machen. Auch die Synchronisation ist in diesem Fall sehr gekonnt gemacht. Die sprachlichen Eigenheiten werden durch die Synchro verstärkt und nicht (wie leider oft) einfach nur schnell abgelesen.
          Und dann noch die einfühlsam eingesetzte Musik im Blues- und Country Genre (ironische Anspielung auf den westernhaften Charakter der Reise, wie @framolf richtig bemerkt). Mal wieder ein richtig gelungener Feelgood-Film ohne jede Seichtigkeit aus Frankreich.

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            Ein Pferderennen über 700 Meilen ist hier nur der Vorwand und die Rahmenhandlung für diverse Charakterstudien, die über einzelne Etappen des Rennens und die Beteiligung daran als Episoden abgehandelt werden. Der ganze Film atmet und lebt den Geister der 70er Jahre, die im Mittelpunkt stehenden Haudegen Gene Hackman und James Coburn sind mehr oder weniger Idealisten, die trotzdem hinter dem Geld her sind. Ergänzend gibt es noch Jean-Michael Vincent als heißblütigen (und rassistischen) Schönling und Candice Bergen, die breitbeinig und hemdsärmlig eine beeindruckende Ahnung davon gibt, was in den folgenden Jahren die "emanzipierte Frau" werden sollte.
            Positiv vermerken wir die beeindruckenden Leistungen der Hauptdarsteller. Gene Hackman zeigt einmal mehr, warum er für Jahrzehnte der wichtigste Charakterdarsteller Hollywoods wurde: Stets in der Rolle, immer sehr präsent, mit lebhaftem Minenspiel und nie (bis auf die wirklich schlecht gespielte "Vergiftung") übertrieben bringt er den Film trotz des gemächlichen Erzähltempos immer wieder voran. James Coburn sah nie besser aus als hier (und das will schon was heißen) und Candice Bergen macht die kühle Blondine so breitbeinig und trotzdem weiblich, dass es eine Freude ist. Beeindruckend auch die Pferdestunts - es geht hier immer wieder auch um Pferde und Reiten, damals konnten die Schauspieler noch richtig (ohne Double) reiten und daraus bezieht der Film viel von seiner Atmo. Kostüme, ein toll orchestrierter Soundtrack und viele viele Außenaufnahmen. Dabei geht es leider auch drunter und drüber. Innerhalb von 3 Minuten reiten die Darsteller durch satte Sommerwiesen und vertrocknete Winterwälder, anschließend über Schneefelder und wieder über Sommerwiesen. Wohl wegen der zum Teil enorm aufwändigen Stunts (wann lässt man heute Pferd und Reiter über die Klippe 20 Meter tief ins Wasser springen?) und dem Wunsch nach beeindruckenden Landschaften waren die Location-Scouts nicht besonders wählerisch; das ist ziemlich übel zusammengeschustert und machmal ebenso irritierend wie die vergurkte Continuity bei Kostümen und Dekorationen. Aber dafür ganz viel 70er Jahre Vibe und ich habe richtig gewettet, wie der Film ausgehen wird.

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              angucker 12.08.2021, 10:43 Geändert 12.08.2021, 10:45

              Eine Rom-Com für Millenials ohne Rom und ohne Com. Zwar visuell sehr ansprechend und mit den beiden Hauptrollen gut besetzt (auch die unglaublich präsente Chloë Grace Moretz hat eine hübsche kleine Nebenrolle als einfühlsame Schweseter) - aber das selbstgefällig-eitle Getue der beiden Protagonisten ging mir sehr schnell auf den Keks. Null Charakter, null Entwicklung, null Drama, null Ökonomie. Irgendwie arbeiten sie, verdienen Geld und finden Gefallen immer nur daran, wenn sie vermeintliche Gemeinsamkeiten entdecken (was eigentlich nur der lahme Versuch ist, seine eigenen Gewohnheiten in einem anderen Menschen wiederzufinden). Und dann noch diese komplett willkürliche Einteilung in 500 Tage - das kommt so lahm wie Kubricks "Barry Lyndon" in seiner ganzen pikaresken Wiederholung und ist frei von jeder Originalität und Relevanz. Positiv ist nur zu vermerken die gut gemachte Kamera mit gelegentlichen Animationen und eine witzige Filmmusik einschließlich unterirdischer Karaoke-Einlagen. Für das Drehbuch gibts bei mir nur 0 Punkte. Eine witzige Idee macht noch keinen abendfüllenden Film.

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                angucker 11.08.2021, 16:38 Geändert 14.08.2021, 08:50

                John Le Carré, der hier einen kleinen Cameo-Auftritt als Pförtner der Genfer "Einstein-Ausstellung" hat, lieferte ein typisches Alterswerk als Vorlage: Ruhiger Erzählfluss, genaue und stimmige Charakterzeichnung (die Handlung beruht auf dem gut erzählten Fakt, dass der britische Literatur-Professor und seine sehr bestimmt auftretende Anwalts-Frau nach einem Seitensprung "romantische Kurzurlaube" machen, um die Beziehung zu kitten) - nur die Story selbst vom russischen Mafia-Überläufer ist extrem simpel und schlicht erzählt. Dafür punkten die Darsteller, der einmal mehr betörend hübsche Ewan McGregor und seine etwas kantige Ehefrau (Naomie Harris - groß, physisch wie psychisch stark und selbstbewusst) sowie Stellan Skarsgard als Mafia-Banker (schwer, langhaarig, polterig) und Damian Lewis ("Homeland") als getriebener MI 6 Agent. Die Russen, die Engländer - alles bestens besetzt. Da gelingen nicht nur beeindruckende Szenen (wenn etwa die Frau des Mafia-Bankers diesem in einer langen ruhigen Einstellung für eine wichtige Besprechung mit den gefährlichen russischen Geschäftspartnern eine superteure und superhässliche Krawatte umlegt, diese in einer sehr intimen Geste liebevoll noch einmal glatt streicht) - es gelingt Regisseurin Susanna White und ihrer Kamera auch hier und immer wieder, ein involvierende Atmo aufzubauen mit geschickten Tempowechseln, dichten, machmal absichtlich vignettierten Nahaufnahmen Details in den Fokus zu rücken, die zusätzlich in die Handlung ziehen. So ist die Erschießung der Mafia-Familie am Anfang so zwingend, düster und doch ruhig gefilmt, dass dies in seiner Zwangläufigkeit fast an die großartige Schlusssequenz der letzten Episode von "Die Sopranos" erinnert. Auch die Ausstattung, die Kostüme, die Locations - das passt von Anfang bis Ende. Von dieser Regisseurin möchte ich mehr sehen. Eine eher mittelmäßig spannende Geschichte, gekonnt verfilmt.

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                  Schrecklich konventionelle Verfilmung eines schrecklich konventionellen Romans von John Grisham. Nicht nur ist in meinen Augen Matt Daemon etwas zu schlicht für seine Rolle des aus einfachen Verhältnissen stammenden Junganwalts, sondern der ganze Film strotzt wie die Romanvorlage vor Klischees. Da tropft das Blut des kranken Klienten tiefrot auf den Brief der Versicherung, da bleibt der Film immer an der ohnehin sehr einfach gestrickten Oberfläche. Verglichen mit Superstars wie Tom Cruise und Gene Hackman ("Die Firma") oder Julia Roberts ("Erin Brokovich") fällt hier der Cast zu deutlich ab. Verglichen mit der von mir gerade besichtigten Verfilmung "Gingerbread Man" von Robert Altmann ist es einfach nur Kreisliga - schade!
                  Aber die Pointe: "Dämlich, dämlich, dämlich..." ist trotzdem in meinen ständigen Wortschatz eingegangen - aber das ist mehr der Romanvorlage geschuldet.

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                    angucker 10.08.2021, 12:10 Geändert 14.08.2021, 08:53

                    Robert Altman macht seinen mit Abstand kommerziellsten Film nach einem Drehbuch des oft verschmähten John Grisham. Mit gefühlt mehr als 10 Anwaltswitzen der speziellen Art (Anwälte sind in den USA soooo unbeliebt): Allein schon die Besetzung und der wie bei Altmann üblich gekonnte Einsatz der vielen Stars - bombastisch. Der eitle und bis zum Fatzke manirierte Branagh - nie war er so gekonnt besetzt wie hier. Schwitzig, eitel, aber gehetzt, alle Mätzchen dieses "Großschauspielers" werden durch die Regie gezähmt und filmdienlich eingesetzt, was bleibt ist ein egozentrischer Karrierehengst, dem übel mitgespielt wird. Die völlig unbekannte Embeth Davidtz spielt die etwas verhuschte, irgendwie obskure aber doch nachdrücklich sexualisierte Femme Fatale - grandios bis zum letzten Twist. Famke Janssen (auch so eine unterschätzte Charakterdarstellerin): Nervöser, ätzender und zickiger geht es kaum. Daryl Hannah - leicht abwesend, immer physisch sehr überlegen wirkend. Robert Downey Jr. - nie war er irrlichternder, verdrogter (und mehr sexy) als hier. Robert Duvall - seine ganze Physis, sein ganzes Charisma und Tom Berenger - wie der in seiner einzigen langen Szene vor Gericht etwas dicklich immer auf den Ballen wippt vor lauter Verlegenheit. Hier bekommen die Zuschauer ganz großes Darstellerkino von einem originellen Cast. Natürlich ein flüssiger Schnitt, genau passende Musik von Mark Isham und sehr viel Atmo aus dem Süden der USA einschließlich Wirbelsturm und viel Regen. Dazu eine subtile Ausstattung (beispielsweise der irre grüne Strickhut der altklugen Tochter des Anwalts) und interessante Locations, die Story verbreitet leichten Grusel und gibt auch kriminalistisch zu denken. Aber vor allem immer wieder diese oberaffengeile beiläufige Art von Altman, seine Wirkungstreffer beim Publikum zu setzen ohne dabei auch nur einmal bemüht oder effekthascherisch zu wirken. Es ist wie die legendäre Eingangssequenz von "The Player" - ein einziger fließender Strom von Szenen und Ereignissen.
                    Ich habe nichts gegen Grisham - wenn einige deutsche Autoren so gut schreiben und so lebensnahe Plots anlegen könnten, gäbe es auch hier mehr Bestsellerautoren. Und dies ist mit Abstand die unauffälligste und dabei "künstlerischste" Verfilmung dieses beliebten Autors. Bei "Die Firma" z.B. dominieren Cruise und Hackman das Geschehen, bei "Erin Brokovich" Julia Roberts. Hier ist es eine künstlerische Gesamtleistung; Regie, Darsteller und all das. Da kann ich auch die sichtbaren Logiklücken der Handlung in der zweiten Hälfte gern ausblenden. 1 Extrapunkt wegen Altmann-Fandom.

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                      angucker 16.07.2021, 08:31 Geändert 17.07.2021, 14:15

                      Drei ziemlich verspannte Frauen (Mutter und zwei Töchter) fliegen zusammen nach Réunion in den Luxusurlaub mit Animation, um der Mutter über die Trennung vom Vater hinwegzuhelfen, der mit einer Jüngeren davon ist. Dabei zicken die beiden Schwestern (eine ist die Spießerin, die von Camille Cottin ("Call My Agent") gespielte- ist die chaotisch-promiskuitive Partymaus) permanent herum. Das ist das mehr als schlichte Setting, welches um einen sensiblen Hotel-Playboy, einen durchgeknallten Animateur und einen ebenfalls trauernden Psychologen mit seinem ziemlich empathischen kleinen Sohn ergänzt wird. Mehr gibt es nicht zu berichten - die Handlung ist schlicht. Ungewöhnlich nur der im Vergleich zu amerikanischen Produktionen dieser Art sehr krawallige, manchmal geradezu hyperneurotische Humor. Da spielen die beiden Schwestern pausenlos Machtspielchen, tricksen herum, erfinden Geschichten, die ihnen prompt auf die eigenen Füße fallen, zoten, wischen auch mal im Flugzeug mit dem Hintern durch das Gesicht des Psychologen, beobachten ihre Mutter bei der (kopfüber praktizierten-) Intimdusche - beachtlich sportlich und sehr quirlig geht es hier zur Sache. Vor allem Camille Cottin gibt dem Affen Zucker, trampelt mit ihren ewigen Cowboystiefeln durch die Handlung und drängt sich ziemlich stark in den Vordergrund. So hat der Film seine besten Momente, wenn der kleine Sohn des Psychologen sich an eine der Frauen ankuschelt und einen seiner charmanten One-Liner zum Besten gibt. Nichts Besonderes, aber eine immer anstrengende, bisweilen lustige Familienkomödie "french style" für Erwachsene.

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                        angucker 15.07.2021, 10:26 Geändert 14.08.2021, 08:56

                        Dieser inzwischen fast 40 Jahre alte Film des schottischen Regisseurs Bill Forsythe war Anfang der achtziger Jahre enorm populär und wurde von der Kritik hoch gelobt. Ich sah ihn bei Erscheinen im Kino und fand ihn damals etwas schwülstig, nochmals etwa 30 Jahre später erschien er mir übermäßig simpel und schlecht gealtert, was zu einer Bewertung von 5 Punkten bei Moviepilot führte. Erst jetzt, bei der mittlerweile wohl 3. oder 4. Sichtung kann ich die unbestreitbaren Stärken und Vorzüge würdigen:

                        Der als zeitkritische Komödie im britischen Stil angelegte Film markiert den Übergang von den siebziger Jahren mit ihrer idealistischen Weltverbesserungssicht zu den geldgeilen, auf Turbokapitalismus und Umweltzerstörung aufbauenden 80ern. Das ist einschließlich der geradezu holzschnittartigen Darstellung des texanischen Ölkonzerns als Umweltzerstörer, der eine ganze schottischer Ortschaft nebst Küste und Bucht aufkaufen und zu einer Ölverladestation nebst Raffinerie umbauen will, durchaus schlicht. Aber heute, mit etwa 40 Jahren Abstand wissen wir, was die ausschließlich auf Verwertungsinteressen fußende Umweltzerstörung in dieser langen Zeit angerichtet hat. So gesehen war der Film damals seiner Zeit voraus, was ihn aus heutiger Sicht zu einem Klassiker macht. Diese Behäbigkeit, ein geradezu altmodisch wirkender extrem langsamer Handlungsfluss, der im Mittelteil des Films praktisch zum Stillstand kommt und die etwas schablonenhafte Zeichnung der Charaktere ist aber auch alles, was man dem Film heute noch vorwerfen mag.

                        Auf der anderen Seite punktet der Film mit grandiosen Außenaufnahmen (ja, der schottische Himmel sieht wirklich oft so beeindruckend aus wie im Film) und das für etwa 10 Minuten zelebrierte Nordlicht setzt sehr schön in Bilder um, dass Natur und Landschaft eben einmalig und nicht wieder herzustellen sind. Auffällig gelungen auch der gekonnte Umgang mit den zahlreichen Laiendarstellern. Das gipfelt in einer sehr schönen und für heutige Verhältnisse natürlich viel zu lang ausgespielten Kneipenszene mit Musik und Tanz, wo es dem Film mithilfe seiner vielen sehr authentisch wirkenden Laiendarsteller gelingt, die dörfliche Atmosphäre und die vielfältigen sozialen Interaktionen unauffällig und gekonnt in Bilder umzusetzen. Das hat durchaus Unterhaltungswert wie etwa in dem Meisterwerk "Der Feuerwehrball" von Milos Forman – die scheinbar harmlosen Interaktionen der Beteiligten entwickeln eine ganz eigene Dynamik. Hinzu kommt der typisch britische Humor. Wenn etwa 3 infantile Ingenieure des Ölkonzerns in einem Versuchsbecken mit liebevoll hergestellten Modellen (auch die Requisiten des Films sind gediegen) dem letztlich uninteressierten amerikanischen Emissär erklären, wie sie etwa 10 km schottische Küste einschließlich Ortschaft komplett zerstören und zerlegen wollen, während die Kaufleute der tauchenden Assistentin im Badeanzug lüstern hinterher gaffen. Dies hat einschließlich der im Originalton leider nur schwer verständlichen Dialoge (es wird schottisch gesprochen) viel Charme und hintergründigen Humor. Schön auch die niemals eindeutige Zuweisung der Charaktere. Der Hotelier und Wirtschaftsprüfer ist durchaus hinter dem Geld her und nicht nur der beste Freund seiner Dorfmitbewohner. Der von dem damals schon steinalten Burt Lancaster mit großartiger Grandezza gespielte Öl-Magnat kann sich trotz seiner antiquierten Weltsicht für die Schönheit der schottischen Küste begeistern. Und der scheinbare Penner vom Strand ist ... (aber das wird nicht verraten). So spiegelt und bespielt der Film bei all seiner Schlichtheit mit leichter Hand einen für das kommende Jahrzehnt und die folgenden Jahre prägenden Konflikt, ohne in Anklage oder übertriebene Ernsthaftigkeit zu verfallen. Auch andere Checkboxen werden bei mir getickt: Die Außenaufnahmen sind gekonnt eingesetzt, der Schnitt ist absolut flüssig, die von Mark Knopfler produzierte Filmmusik (damals ein wichtiger Grund für die Popularität des Films) fügt sich gut ein und produzierte sogar einen kleinen Hit.

                        Und natürlich muss ich mich auch bei der 3. oder 4. Sichtung immer noch beömmeln über die Schwimmhäute der Meeresbiologin und deren Entdeckung durch den etwas verklemmten Manager. Und auch ein erst umständlich gerettetes und danach zum Abendessen serviertes Kaninchen hat natürlich komödiantisch betrachtet einen gewissen Reiz. Von daher ist der Film zwar kein Meisterwerk, aber inzwischen ein durchaus unterschätzter Klassiker.

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                          Amüsanter Versuch, die selbstgefällige amerikanische Mittelschicht durch den Kakao (äääh - die Butter) zu ziehen. Jennifer Garner gibt manchmal etwas zu angespannt die vom sinnlosen Ehrgeiz getriebene Vorstadthausfrau, Ty Burrell (alias Phil Dunphy) den liebenswert stoffeligen Ehemann dazu und Olivia Wilde verkörpert derbe, physisch und mit Erfolg die anarchische Stripperin, welche wie ein Flipper-Ball immer wieder durch die Handlung kreuzt. Dazu das übliche Kleinstadt-Szenario (der geile Gebrauchtwagenhändler, einschließlich Bierbauch gekonnt von Hugh Jackman und seinem riesigen Stetson verkörpert, das "Butter-Preisgericht" ...) und schon wird es kurzweilig und manchmal richtig witzig. Die Pointe des "Butter-Wettbewerbs" ist ebenso anrührend wie die eigentliche Hauptdarstellerin Yara Shahidi, die klein, schwarz und unglaublich charismatisch das nicht in die weiße Kleinstadt passende schwarze Findelkind spielt - es ist, als hätte die Kleine ständig einen Heiligenschein um den Kopf, was extrem gut zu ihrer Rolle passt. Ein Extrapunkt für die ambitionierten Plastiken aus Butter, die immer wieder in die Handlung integriert werden müssen.

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                            Ein charmanter, kurzweiliger Drogenfilm. Oder Film über Eheprobleme (Michelle Monaghan brilliert als fiese Fitness-Lady, Olivia Wilde als tablettensüchtiges "Trophy-Wife"). Oder Film über doofe Schwiegerväter, oder verpasste Lebenträume, oder...
                            Sam Rockwell ist exakt der richtige Hauptdarsteller für diese schräge "Rom-Com" mit Ausflügen in andere Genres. Sein manchmal anstrengendes Overacting passt gut zum Apotheker auf Pille und bis hin zum kleinen Gastauftritt von Ray Liotta bleibt dies immer strikt schräg und nur für Erwachsene.

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                              Beeindruckender Pferdefilm im Kostüm eines Gefängnisdramas, der die Schönheit der tischebenen Steppe von Nevada und der Mustangs vor allem auch mit beeindruckenden Nahaufnahmen erlebbar macht. Matthias Schoenarts hat überhaupt keine Probleme mit der Darstellung eines verstockten und von Gewaltdurchbrüchen geplagten Einzelgängers. Auch die übrigen Darsteller, allen voran Connie Britton als schmallippige professionelle Psychologin und Bruce Dern als uralter Pferdeflüsterer beeindrucken und lassen damit die Schwächen des Drehbuchs (ungenügende Charakterzeichnung, schlecht integrierte Nebenstränge) in den Hintergrund treten. Einen Extrapunkt für die außergewöhnliche gelungene Kamera und die schönen Außenaufnahmen. Susan Sarandon spielt hier nicht mit, dafür hat Robert Redford ("Der Pferdeflüsterer") den Film produziert.

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                                angucker 01.07.2021, 07:34 Geändert 14.07.2021, 03:13

                                Emotionale Behinderung ist, wenn eine hoch attraktive Frau wie die von Alice Taglioni liebenswert kratzbürstig gespielte Apothekerstochter mit einem Poster von Woody Allen kommuniziert und ansonsten ohne emotionale Bindungen bleibt. Aus dieser ziemlich blöden Idee wird trotzdem ein ganz guter Film, weil die Darsteller originell sind, die Settings tres charmant französisch und die Musik bestens. Ganz im Ernst: Dieser Woody Allen Kult der Franzosen ist ebenso kindisch wie der Paris Kult der Amerikaner und des Woody Allen, der hier (mit seinen winzigen Fingern gestikulierend) einen kleinen Cameo-Auftritt hat. Und Cole Porter (für den hier alle schwärmen) ist <hmmm> auch nicht die Spitze der Musik überhaupt.
                                Aber dieser Film packte mich sofort mit langen Fahrten durch Requisiten, begleitet von einem wunderbaren (im Original gespielten-) Ella Fitzgerald Song und ließ mich mit diesem "o lala" French Style und den unfassbar geschickt eingesetzten Requisiten und Interieurs, der die Figuren perfekt umsetzenden (und todschicken) Mode und dieser knuffigen Hauptdarstellerin nicht mehr los. Lustige Szenen auf der Party oder beim Einbruch in die Wohnung der Schwester/Tochter - der Film hat trotz seiner bescheuerten Woody Allen Fandom Allüren Witz und Esprit - und ziemlich gute, geschickt eingesetzte Musik als Zitat und Original. 1 Extrapunkt für Requisiten, je 1/2 für Mode und diese wirklich zuckersüße Hauptdarstellerin.

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                                  Zweitsichtung nach mehr als 5 Jahren und 1 Punkt rauf: Zwar wirkt Cary Grant etwas neben der Rolle - sein als unsympathischer Bürokrat angelegter Charakter steht im Drehbuch wie im Film neben dem "wirklichen" Leben und bekommt nur mühsam mit, worauf es eigentlich ankommt. Grant war zu dieser Zeit fast 60 - etwas zu alt für seine Rolle des unsympathischen, aber attraktiven Witwers. Auch etwas skurril, aber zeitgemäß sind Grants pyjamahaft weite Hemden und seine praktisch bis zur Achselhöhle hoch reichenden Hosen - das ist (Cary Grant hat sich angeblich seine Klamotten immer nach eigenen Vorstellungen Maß schneidern lassen) sehr speziell, zumal Grant mit seinen ohnehin langen Beinen aussieht wie in Storch im gelben Hemd.

                                  Aber das Drehbuch entwickelt erlesenen Humor für Erwachsene, ist voller intelligenter kleiner Scherze und Anspielungen und kommt in seiner verschrobenen Art ("yes sir, ...") selbst bei schwierigen Themen wie Rolle der berufstätigen Frau, Erziehungsmethoden, väterliche Weisungsrechte und Sex ohne Ehe immer auf den Punkt. Tolles Drehbuch trotz seiner Zeitgeistigkeit und im Vergleich etwa zu dem ähnlich angelegten "Was diese Frau so alles treibt" (1964 mit James Garner und Doris Day) niemals nervig oder platt.

                                  Und beachtlich die geradezu gigantische Präsenz von Sophia Loren. Ob im schlichten Kleid oder in (selbst angpasstem) goldenem Abendkleid mit edlem Schmuck. Ob mit viel oder wenig Make up. Die Primadonna Assoluta des europäischen Kinos am Anfang ihrer Karriere (sie machte 1966 mit "Arabeske" für lange Zeit ihren letzten amerikanischen Film) strahlt, funkelt und ist molto bellissima in jeder Szene, ohne ihre Rolle jemals aus den Augen zu verlieren. Und ist kein Stückchen ordinär, wie es mir bei der ersten Sichtung schien, sondern einfach nur die sexy Tochter aus gutem (italienischem-) Hause. Passt und genau das ist ihre Rolle. Und singen kann sie auch (wenn das nicht gedoubelt ist).

                                  Fun Fact: Das verrottete Hausboot wird (scheinbar von der werdenden Jungfamilie) in wenigen kurzen Szenen innen und außen in das perfekte amerikanische Heim verwandelt - einschließlich pastellfarbener Innendekoration und Vorhängen. Schön, wenn ein Film gute Dekorateure hat.

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                                    angucker 28.06.2021, 08:52 Geändert 28.06.2021, 11:52

                                    Trotz einiger Klischees sehenswerter "Crowd-Pleaser" mit Elementen des Coming Of Age, der queeren Komödie und des Tanzfilms. Zur Halbwaise gewordenes Mädchen aus der schwedischen (!) Provinz entdeckt die "Großstadt" Göteborg und deren queere Tanzszene. Der Film überzeugt mit stimmigen Außenaufnahmen (der Leben auf einer einsamen schwedischen Insel einschließlich Kaufmannsladen, Natur und viel Meer), sehr gelungenen und nicht zu langen Tanzszenen (die jugendlich wirkende Hauptdarstellerin kann richtig gut und sehr athletisch tanzen) und etwas Schmalz. Der männliche Hauptdarsteller Fredrik Quinones ist übrigens Mitglied des Ensembles der Deutschen Oper Berlin und bekannt für seine große tänzerische Vielseitigkeit (House Dance, Modern Dance) - das sieht man und das sieht gut aus.

                                    Weniger gelungen die etwas klischeehaft angelegten Charaktere im Travestie-Lokal, auch wenn man über das sehr entspannt inszenierte "Tuntengezicke" immer wieder schmunzeln kann. Da die Tanzeinlagen wirklich gut gemacht und in die Handlung integriert waren, konnten mich nur die etwas eintönige Discomusik der 80er Jahre und die argen Klischees von mehr Punkten abhalten. 1 Extrapunkt für Originalität und viel Lokalkolorit - in Göteborg scheint es ständig zu regnen.

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                                      angucker 23.06.2021, 09:44 Geändert 23.06.2021, 09:46

                                      Genau das kommt dabei heraus, wenn der Autor eines Kriminalromans diesen verfilmen, das Drehbuch schreiben und sogar noch Regie führen darf. Eine umständliche, geradezu betulich inszenierte Kriminalgeschichte, die wie eine kleine Wundertüte alle 15-30 Minuten einen Perspektivenwechsel und einen scheinbar neuen Verdächtigen präsentiert. Das Ganze wird sehr schnell ermüdend und auch nicht besser dadurch, dass Toni Servillo schmallippig und zuletzt mit Mascara auf den Augenbrauen den manipulativen Ermittler gibt. Die letzten zwei Twists der Geschichte sind so konstruiert und so jenseits jeder Realität, dass es einen beim Zusehen geradezu schüttelt. Ich habe die ganzen mehr als 2 Stunden durchgehalten und war mächtig enttäuscht von der selbstverliebten Art, wie hier literarische und filmische Effekthascherei betrieben wird.

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                                        angucker 22.06.2021, 10:44 Geändert 28.06.2021, 21:21

                                        Offen gesagt kann ich Sylvester Stallone nicht mehr ertragen. Dieses durch kosmetische Eingriffe aller Art völlig verunstaltete Gesicht mit dem immergleichen Ausdruck. Auch die gequälte männliche Sprechweise seiner deutschen Synchronstimme – es ist buchstäblich zum Abschalten. Was mich bei diesem ansonsten völlig einfallslosen Actionfilm interessiert und bis zuletzt vor dem Bildschirm gehalten hat, ist die Regie von Walter Hill, dessen epische Filme "Crossroads" und auch "Straßen in Flammen" interessant und auch sehr typisch für ihre Zeit, die achtziger Jahre, sind. Und ich wurde auch hier von dem zum damaligen Zeitpunkt 70-jährigen Regisseur nicht enttäuscht: großartig ausgewählte und perfekt in die Handlung integrierte Filmmusik (Cajun, Zydeco, Blues) illustriert sehr schön die als weitere Hauptdarstellerin agierende Stadt New Orleans. Der Schnitt ist perfekt, die Kamera fängt immer wieder tolle Locations und Außenaufnahmen ein wie etwa die Sümpfe des Mississippi Delta oder die völlig verrottete Fabrik, in welcher der Showdown stattfindet. Das Licht ist perfekt gesetzt. Die Dialoge der Darsteller haben zusammen mit der immer wieder nur kurz eingesetzten Musik einen schönen Rhythmus. Auch machen alle anderen Darsteller wie etwa die mir bis dahin völlig unbekannte Sarah Shahi einen großartigen Job. Die Atmo stimmt in jeder Sekunde. Wenn da nicht dieser unsägliche Hauptdarsteller wäre, der bei jeder Gelegenheit seinen Oberkörper blank zieht und offenbar Filme mit Bodybuilding-Wettbewerben für Rentner verwechselt, dann wäre dies vielleicht ein richtig guter Film geworden.
                                        P.S.: Die Idee zu einer ziemlich langen Szene im Spa ist von dem fantastischen "Eastern Promises" (2007) geklaut, wo Viggo Mortensen nackt in der Sauna um sein Leben kämpfen muss. Leider kommt hier nur ein billiges Plagiat heraus, noch dazu in merkwürdigen Unterhosen - als reiner Actionfilm ist dieser Film und ist auch dieses Plagiat absolut verzichtbar.

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                                          Für die beeindruckend gespielten Rollen von Jeffrey Donovan, Terminator 2 und Kate Walsh gibt's einen extra Fanpunkt. Ansonsten ein müder Neeson Rache-Actioner. Nur beim Kennenlernen am Counter des Self Storage und überhaupt immer, wenn Walsh ins Bild kommt sprühen die Funken. Die Story ist dumm und schlicht ohne Ende.

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                                            angucker 12.06.2021, 21:53 Geändert 14.06.2021, 21:31

                                            Bei der zweiten Sichtung nach mehr als 6 Jahren gibt's einen Punkt extra. Die beeindruckenden Gesangsleistungen von Redgrave und Terence Stamp, der mit seinem gefühlvollen Spiel ebenso wie die strahlende Gemma Arteron diesen Film weit über das Mittelmaß hebt. Dazu eine Kamera, die den britischen Regen, die Rollatoren der singenden Rentner und die Tristesse der schlichten Reihenhäuser in ruhigen Einstellungen einfängt. Dazu die gut integrierte Musik - trotz der schlichten Story eine kleine Perle von Film.

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                                              angucker 10.06.2021, 14:02 Geändert 14.06.2021, 12:48
                                              über Exit

                                              Eine voyeuristische Serie, die den Blick auf die verdrehten Sex-, Alkohol-, Koks- und Selbstdarstellungsorgien ihrer Protagonisten wirft, andererseits aber auch praktisch keine Handlung hat und sich immer nur von einem irren Exzess zum nächsten hangelt. Wer vorher noch nicht wusste, dass Norwegen das reichste Land Europas ist, wird hier belehrt. Der Cast und die Ausstattung passen. Ansonsten wenig Neues im Norden und im Vergleich zu "Wolf of Wallstreet" irgendwie provinziell.
                                              Edit: Im letzten Drittel wird die Figur der von Agnes Kittelsen beeindruckend gespielten Ehefrau des "Adam" ausgebaut, zur tragischen Heldin, die trotz ihres konventionellen Selbstbildes als Ehefrau eine Therapeutin um Rat fragt und sich zuletzt sogar gegen den übermächtigen und übergriffigen Mann wehrt. Für die beeindruckende Frauenrolle und deren Darstellung gibt es sofort einen Extrapunkt. Leider auch im letzten Drittel immer wieder monotone Koks- und Auto-Orgien.

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                                                Trotz Cynthia Rothrock Fandom kein wirklich sehenswerter Film. Dramatisch in bunt ausgeleuchtet machen der zu dieser Zeit buchstäblich kastenförmige Bolo Yeung, Rothrock und ihre heftig aufgepumpten "Co-Darsteller" Gymnastik in etwa 3 verschiedenen Kulissen. Skurriler Höhepunkt ist die wilde Verfolgungsjagd durch eine ringförmig angelegte Kulisse mit Bodennebel im "Indiana Jones Stil" - nur dass hier die Dekos etwa 150 $ gekostet haben. Allein dies verschlingt ca. 15 Minuten Screentime - ich bin eingeschlafen...
                                                Trashfaktor 9/10 ... und natürlich sind Yeung und Rothrock großartige Sportler. Aber dafür braucht es diesen Film nicht.

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                                                    angucker 27.05.2021, 06:36 Geändert 27.05.2021, 16:48

                                                    Grauenhaft bigottes Drehbuch, das verbal von Anfang bis Ende komplett sexualisiert daher kommt, dabei aber das Hohelied des biederen Vorstadtmädchens singt, welches von Großmutter das 1 Mio. $ Einfamilienhaus geerbt hat, Geige spielt und eine dieser furchtbar amerikanischen Bucket-Lists benötigt, um beim Sex nicht Einkaufszettel zu memorieren. Diese Kombination von verklemmter Verbalerotik mit "Liste" ist so amerikanisch, dass es fast schon wieder lustig ist. Die Hauptdarstellerin tut ihr Bestes und wird durch die deutsche Synchronsprecherin deutlich aufgewertet, die nicht nur eine wunderbar timbrierte Sprechstimme hat, sondern diese auch geschickt, nuancenreich und niemals übertrieben einsetzt. Ansonsten absolut verzichtbar - aber immerhin hat meine Frau (nach dem zügigen Genuss von einem Feierabendbier auf Ex) immer wieder gekichert. Der einzige für mich originelle Gag war das versehentliche Auftragen von durchblutungsfördernder Creme auf die (Gesichts-)lippen mit simultanem Flirtversuch. Etwa dieses Niveau hat der gesamte Film.

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