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Alle Kommentare von angucker
<Spoileralarm>: Eine auf rehäugig geschminkte erfolglose und mittellose Schriftstellerin geht mit ihrem 3. Roman auf Lesereise durch Europa (Postkartenbilder, allerdings mit vielen liebevoll und witzig dekorierten Buchhandlungen) und strandet schon in Venedig mittellos, weil ihr Verleger pleite ist. Die Fortsetzung des Films besteht dann aus (tageweise nummeriertem-) Couchsurfing durch diverse Buchhandlungen, wo die inzwischen völlig abgebrannte Autorin jeweils unterschiedliche, ziemlich pornographische und belanglose Erinnerungen an lesbische Affären verliest. Am Ende des Films erfahren wir, dass der "Roman" aus autobiographisch erzählten 100 Schilderungen dieser Art besteht (was wohl ein Aufreger sein soll) und es wird auch die Frage beantwortet, ob dies Fiktion oder Autobiographie ist. Jedoch scheitert die als Höhepunkt der Reise und des Films inszenierte Begegnung mit der rumänischen Buchhändlerin wegen offensichtlichem Desinteresse der Rumänin an der Französin und zuletzt gibt es das heterosexuelle Happy-End der heimgekehrten "Autorin" mit ihrem bärenhaften Ehemann. Die Autorin ist zwar finanziell ärmer, aber um einige neue Kapitel ihres nächsten Buches reicher geworden. Nebenher erfahren wir, dass diese Perle der unkonventionell-bürgerlichen Weiblichkeit von ihrem in der speckigen Küche einer Bohrinsel (!) schuftenden Mann lebt, sich also faktisch von diesem aushalten lässt.</Spoileralarm>
Als Roadmovie inszeniert, hinterließ mich dieser Film völlig ratlos. Gibt es hier einen Subtext, eine verborgene Bedeutung? Ist der ganze Film eine Metapher über persönliche und sexuelle Freiheit? Oder ist dies nur die belanglose Aufreihung von Episoden einer langweiligen Tussi, die zufällig bisexuell oder auch an Frauen interessiert ist und dies auf Kosten ihres Mannes zum Hobby (von Beruf möchte man nicht sprechen) erhoben hat? Höflich gesagt wollte sich eine tiefere Ebene des Film mir nicht eröffnen.
Nervig außerdem das ewige Handygebimmel der Protagonistin, die (wenn sie nicht gerade Körperteile von Frauen leckt oder darüber redet/schreibt) meist auf ihr Handy starrt. Und ebenso nervig das aufdringliche Colouring und die Beliebigkeit der Szenen, die für sich nie eine Stimmung, einen Rhythmus oder sogar mehr transportieren. Und auch das komödiantisch gemeinte Kofferschleppen über endlose Treppen - die moderne Frau kann ruhig mal ihren Koffer tragen, wenn sie sich schon nicht selbst ernähren kann und die größte Buchhandlung Berlins mit ihrer riesigen Treppe hat sicherlich wenigstens einen Fahrstuhl.
Nur zwei Dinge sind an dieser sehr durchschnittlichen Rom-Com der frühen 60er wirklich bemerkenswert:
1. Rock Hudson (ich muss das mal mit anderen seiner zahlreichen ähnlichen Filme vergleichen) sieht zwar ziemlich bis sehr gut aus (jedenfalls nach damaligen Maßstäben) - eine Hüne von Mann mit sehr weichen Gesichtszügen. Aber er interessiert sich ganz offensichtlich so dermaßen wenig für Frauen im Allgemeinen und seine Filmpartnerin im Besonderen, dass es schon auffällig ist. Immer wenn sein Blick Gina Lollobrigida streift, scheint der Mann in einen vorübergehenden Tiefschlaf zu verfallen. Von daher vielleicht nicht die ideale Besetzung für den männlichen Part in einer Rom-Com...
2. Die zweite männliche Hauptrolle (der Anführer der Halbstarken) wird von Bobby Darin gespielt, einem damals extrem populären Sänger, der auch einen Auftritt im Film hat (ein Nachtclubkonzert mit einer ziemlich merkwürdig choreografierten Tanzszene). Bobby Darin hatte bis zu seinem frühen Tod Anfang der 70er eine ziemlich wechselhafte Karriere und verliebte sich bei den Dreharbeiten zu diesem Film in seine Filmpartnerin Sandra Dee, die er wohl auch heiratete. Wenn die beiden sich unter italienischen Säulen anbaggern, wirkt das schon wesentlich emotionaler.
Ansonsten eine heitere, belanglose, auswechselbare Rom-Com mit Postkartenbildern aus Italien für Amerikaner, bei der lediglich Mode (wilde Kostüme, Petticoats und viele interessante Muster und gedeckte Farben im Stil der damaligen Zeit) und das fantastische Rolls Royce Cabrio des von Rock Hudson gespielten Playboys erwähnenswert sind.
Schlecht gemachte Doku über ein Thema, das zu wichtig dafür ist. In viel zu langen Interviewpassagen nimmt der Film immer mehr die Perspektive des Whistleblowers (und seiner extrem eitlen Mama) ein und ergeht sich in wirklich langweiligen Narrativen wie "ach, die sind so gefährlich und mein armer Sohn war sooo mutig" - wirklich distanzloses, verzichtbares Gelaber. Zumal der Whistleblower-Sohn eigentlich nur seine Arbeit gemacht hat; er war Compliance-Beauftragter von Wirecard - da gehört das Suchen und Finden von Dreck (auch) zu seinen Aufgaben.
Und trotzdem lohnt es sich: Wegen der ziemlich coolen Journalistin der Wirtschaftswoche, deren Recherchen letztlich kaum gedruckt wurden, obwohl ihr "Bauchgefühl" natürlich genau richtig war. Linealglatte Gewinnkurven bei einem Dax-Konzern mit einer intensiven Vergangenheit in der Porno- und Glücksspielindustrie? You saw it coming, dear!
Und interessant auch, dass die zuständigen Behörden (StA München und Bafin) sehr massiv gegen die ersten Hinweisgeber ermittelt und (im Falle der Bafin) diese konsequent ignoriert haben, wohl auch, um den beliebten deutschen Konzern zu schützen. Das hat Methode - Deutschland ist mittlerweile ein sicherer Hafen für Finanzgangster und Geldwäsche aller Art. Als Hintergrund empfehle ich den gut recherchierten Spiegel Artikel über Geldwäsche unter der "Aufsicht" von Olaf Scholz. Und wer dann noch diesen schlüpfrigen "Finanz"minister wählt, ist selbst schuld.
1 - 2 Extrapunkte für politische Relevanz, als Doku richtig schlecht. Wer mal eine gute Doku zu einem ähnlichen Thema sehen möchte, schaue lieber "Mehmet Göker" von Klaus Stern. Da geht es aber nur um einen "hyperaktiven" Versicherungsvertreter und dessen Mitwisser in der deutschen Versicherungswirtschaft.
Man muss "Kugelkopf" Vin Diesel mögen, um hier das volle Action-Vergnügen zu haben. Für alle anderen gibt es originelle Stunts und Locations, ziemlich viel Atmo mit guten Nebendarstellern etwa bei den Disco-Szenen und eine der wenigen großen Filmrollen von "Me-Too" Asia Argento, die hier die dunkle Seite der Weiblichkeit recht gut verkörpert. Die abgegriffenen Anleihen bei James Bond (Q stellt die Ausrüstung zusammen) und Fast And Furious (das ganze Auto-Geschiebe) hätten vielleicht nicht sein müssen, bedient aber ganz gezielt eine auf gekaufte Coolness und Konsum abfahrende Zielgruppe.
Drei Episoden erzählt Borowczyk hier, von der Muse mit dem eigenen Plan in einer von Kirche, Kunst und Reichtum männlich dominierten Welt, von der unterdrückten Tochter mit dem missbrauchten Kaninchen und den zur Schlachtung bestimmten Schafen (keine Geschichte für Veganer) und der vernachlässigten Frau des reichen Mannes, die von einem irren Entführer im Karton eingesperrt und dann vergewaltigt wird, bis der Hund kommt. Absurde Komik, absurd wirkende Kopulationen und genau komponierte, oft überbelichtete, dadurch fast traumartig wirkende Einstellungen erzählen von drei sehr unterschiedlichen Frauen, die ihr eigenes Ding machen. Das ist skurril wie die Besucher abschreckende Fallen aus Brettern auf der Baustelle des Renaissance-Malers oder die Kopulationskataloge im Bett seines verderbten Auftraggebers. Das ist irre und pervers wie die undezent angedeutete Onanie mit einem Kaninchen und anrührend tragisch wie der Tod des farbigen Metzgers. Und selbst die schwächste dritte Episode hat noch ihre Momente.
Eines der komödiantischen Highlights: Die Honorarverhandlungen des amtierenden Papstes mit Michelangelo in der ersten Episode. Michelangelo ist nackt, abgelenkt durch zwei muskulöse Freunde und lässt während des kurzen Gesprächs, das auch die kostenlose Beratung über ein neu angeschafftes Kunstwerk des Papstes umfasst
(Kommentar: "Schweineschinken") sein Modell, einen ebenfalls nackten Kunstturner in einer komplizierten Haltepose, warten. Man sieht: Da ist ziemlich viel los auch auf der Ebene der Andeutungen und Zitate. Wer will, kann dies sogar als Religionskritik sehen (Borowczyk war auch Maler und Katholik).
Diesen provokanten Regisseur mit seinen kunstvollen Tableaus und genau komponierten, inhaltlich jedoch eher dadaistisch schrillen Szenen werden die meisten Menschen hassen. Ich finde es auch hier (wie bei seinem Film „Das Biest“) originell und Kunst mit Können darf auch mal grenzwertig oder sogar geschmacklos sein. Dafür gucke ich keine Horrorfilme. :-)
Ein Film praktisch ohne Handlung, der komplett auf die Kunst des Regisseurs und den hübschen Po sowie die lebhafte Mimik seiner Hauptdarstellerin vertraut. Höhepunkte sind die einleitende Sequenz einer langen Fahrradfahrt durch den mittelalterlichen italienischen Ort mit blankem, nur knapp verhülltem Po, eine Mehlschlacht in einer Backstube, ein Besuch der Schneiderin/Kupplerin zwecks Anprobe eines Hochzeitskleides, eine wilde Tanzeinlage mit schwitzenden Soldaten in einer bonbonfarbenen Bar. Schon diese Aufzählung zeigt, dass man hier eine dramatische Entwicklung nicht erwarten darf, zumal die "Story" ausschließlich um die Jungfräulichkeit der Lola kreist. Regisseur Tinto Brass zieht aber filmisch alle Register, punktet mit wilden Lichtsetzungen, dramatischem Gegenlicht und ausgefallenen Kameraperspektiven. Der Film hat eine witzige, flotte, mit einem kleinen Orchester auch gut in die Handlung integrierte Musik und einen wirklich gekonnten Schnitt. Dies und die teilweise sehenswerten Requisiten (wie ein riesiger Backofen und interessante modische Details) setzen bei mir (und selbst im Familienkreis) einige positive Haken. Erinnert mich an den ähnlich gut gefilmten "Das Mädchen mit dem Perlenohrring".
Negativ zu vermerken ist die zu oft von schräg unten zwischen die Beine der Frauen zielende Kameraperspektive - nie bekam ich in einem Film welcher Art auch immer so viele Kameraeinstellungen aus der Sicht eines 6jährigen Jungen zwischen die Beine von Frauen zu sehen. Auch negativ, dass der Film NULL Handlung, Entwicklung oder auch nur den Ansatz einer Dramatik hat. Und skurril die Obsession des Regisseurs/Films für Schamhaare. Davon wird hier mehr als reichlich gezeigt bis hin zum beliebten Ausreiß-Spiel "er liebt mich..." Trotzdem in seiner heiteren, belanglosen Art mit seinen ausgeprägten Sekundärtugenden ein durchaus noch sehenswerter Film mit einem Punkt Abzug für chauvinistischen Sexismus.
Zwei wirklich tolle Hauptdarsteller - vor allem Topher Grace ist ein so ungewöhnlicher Darsteller, weich, verletzlich, fast fragil in seiner Physis und in dieser Rolle sehr passend besetzt. Auch die Story hätte Potenzial gehabt - Schläfer sind immer ein interessantes Thema für Freunde des Spionage-Thrillers. Die Kamera ist involvierend, die beiden Männer belauern sich, das hat viel Atmo - und dann...
Nichts. Tote Hose, ein absurder Twist jagt den nächsten und spätestens ab der Hälfte kann ich den Film nicht mehr ernst nehmen. Die Story ist einfach zu bemüht, die Charakterzeichnung gelingt nicht (welcher wirkliche Profi macht denn solche Fehler nur aus Eitelkeit?). Schade, aber da bleibe ich doch lieber bei "The Americans", was deutlich zwei Klassen darüber angesiedelt ist. Und auch die stärkeren Frauenrollen hat, was bei diesem Film auch negativ vermerkt werden muss - eine reine Männersache.
Packende Doku über einen wirklich außergewöhnlichen Basketballer, den NBA Profi Allen Iverson. Der mit seinem krummen Lebenslauf, seinen persönlichen Problemen, seinem Gefängnisaufenthalt in der kommerziellsten Profiliga der Welt so auffällig war wie ein weißer Rabe. Und legendär für seinen Fight mit der Presse ".. we're talking about practice." Es gibt genug Material, die Doku hat einen guten Flow und ist so viel unterhaltsamer, sagt so viel mehr über das System "Ghetto Kid in der teuren Liga", dass daneben die ganzen weichgezeichneten Dokus über Michael Jordan und andere NBA-Stars wie Kasperletheater erscheinen.
Gibt es immer mal wieder bei Netflix - auch für Nicht-Basketballer unbedingt sehenswert.
Zu viel(e) Twists, zu lang (mehr als 2 Stunden), zu (ver)kompliziert durch zunehmend enervierende Rückblenden. Auf der Habenseite haben wir einen guten Cast (Tom Wilkinson, Paul Giamatti - geniale satirisch überzogene Testosteronhengste) und Clive Owen/Julia Roberts sind zwar wegen fehlender Chemie (die gucken sich nie richtig an und verpassen damit bereits Level 1 einer glaubwürdigen Darstellung) als Liebespaar eine Fehlbesetzung, dafür aber jeweils für sich witzig und charismatisch. Außerdem sehr schicke Kamera und flüssiger Schnitt. Der Regisseur hätte nicht alles alleine machen sollen - die auf Soderbergh getrimmte Story entwickelt niemals einen richtigen Flow und ist ... siehe Anfang!
Zuerst etwa 45 Minuten Zickenkrieg, angeführt von der wunderbaren Kristin Scott Thomas, die eine inzwischen kinderlose Offiziersgattin mit allen Standesdünkeln, Attitüden und einer unfassbaren Herrschsucht perfekt verkörpert. Dann geht es langsam ab: Die Frauen der in den Afghanistankrieg abberufenen Männer (und Frauen: ja, es gibt auch ein oder zwei lesbische Paare) haben Angst um ihre PartnerInnen, langweilen sich und sollen daher "social activities" organisieren - alles natürlich unter Aufsicht und Anleitung der Armee. Daraus wird im Verlauf des Films ein Laienchor, eine Gemeinschaft, ein Auftritt in der Royal Albert Hall und etwas Veränderung. Dieser nach einer wahren Begebenheit (der Beginn der Gründung von inzwischen 75 Laienchören britischer Armeefrauen von Singapur bis Zypern) und einer BBC-Doku entstandene Film zeigt die persönlichen Probleme von Armeeangehörigen und beschwört die Kraft gemeinsamer Erlebnisse und Aktivitäten. Humorvoll, mit perfekt gecasteteten DarstellerInnen (Männer kommen nur ganz am Rande vor) und außerordentlich anrührenden kurzen Gesangseinlagen (eine unscheinbare, etwas pummelige namenlose Darstellerin wird mit ihrem unauffällig-schönen Gesang zur Solistin des Chors und heimlichen Star des Films) verliert der Film nie die Bodenhaftung, bleibt trotz des vorhersehbaren Ablaufs ("Pitch Perfect" reloaded) unterhaltsam, zeichnet liebevoll die durchaus speziellen Persönlichkeiten, streut immer wieder etwas Humor ein und kann auch mit dem typischen Setting einer verregneten englischen Armeebasis und vielen Details der Ausstattung (zum Beispiel das rätselhafte, mit Klebestreifen zusammengehaltene Auto im Vorgarten der elitären Offiziersfamilie) punkten. Dazu perfekt integrierte Musik - ein gelungener, runder Film british style. Und ein ziemlich spezieller "Frauenfilm" auch für Männer.
PS: Natürlich ist dies keine kritische Auseinandersetzung mit der Sinnlosigkeit des Afghanistan-Krieges oder der Armee an sich. Wer dies erwartet, wird hier enttäuscht sein. Das kann und muss der Film aber auch nicht leisten - er transportiert einen unterhaltsamen Topf menschlicher Probleme und Musik in einem ungewöhnlichen Setting.
Bill Bryson ist dieser amerikanische Reiseschriftsteller, der durch ein (!) Buch über England berühmt wurde. Robert Redford und Nick Nolte sind amerikanische Schauspieler, die sich auf der "ich finde mich selbst auf der Wanderung" Welle bewegen wie Hape Kerkeling oder Reese Witherspoon. Nur leider ist der Film bis auf die zauberhaften Naturaufnahmen und die immer wieder tolle Emma Thompson so fade, großspurig-altmännerhaft und zäh - keine Freude!
Hervorragend besetzte Verneigung vor den klassischen Gaunerkomödien der 60er, die Anspielungen auf Blake Edwards und seine "Rosaroten Panther" sind im Vorspann und musikalisch präsent, die betuliche Erzählweise und die komödiantischen Elemente passen besser in die 60er Jahre als in das letzte Jahrzehnt. Die Hauptdarsteller machen ihre Sache gut, selbst Cameron Diaz wird durch die Regie etwas eingebremst und an den oft nervigen Übertreibungen gehindert, mit denen sie sonst in Erscheinung tritt. Auch hat der Film Momente, etwa den ewigen Kampf von Colin Firth mit den bescheuerten Sitzgelegenheiten im protzigen Büro von Alan Rickman - diesen beiden Darstellern könnte ich ja auch ohne Drehbuch stundenlang zusehen. Auch die Gags mit den Japanern sind trotz einiger Längen gelungen, die Hotel-Szenen klassisches Kammerspiel. Leider ist der Film ingesamt zu wenig originell und zu betulich, um wirklich zu überzeugen. Was Blake Edwards und Peter Sellers mit brutalem Slapstick, originellen Einstellungen und grellem Klamauk zum zeitlosen Klassiker machten, ist hier oft nur etwas lahm und ganz nett. Trotzdem nicht wirklich schlecht (das wäre bei diesen Darstellern aber auch zu erwarten).
Halte diesen Film an einer beliebigen Stelle an und Du bekommst ein wunderschönes, in matten angenehmen Farben gezeichnetes Bild für die Wand. Technicolor und eine sorgfältige Komposition der Einstellungen macht es möglich. Ansonsten eher mittelmäßiger, romantisch angehauchter Piratenfilm inklusive Happy-End und diverser Musikeinlagen, bei denen die heute völlig unbekannte "Piratenbraut" Yvonne De Carlo ihren durchaus interessanten, kräftigen Kontra-Alt gekonnt einzusetzen weiß. Jedoch reißt der Film insgesamt nicht vom Hocker - zu einfach ist die Story, zu geleckt die Kostüme und zu beliebig sind vor allem die Kampfszenen. Im Vergleich zu Renny Harlin/Geena Davis und ihrer "Piratenbraut" von 1995 (die mit diesem Film wirklich nur den Titel gemeinsam hat) fehlt es hier an Tempo, Esprit und Witz. Zu operettenhaft ist Philip Friend als "Pirat" und zu bemüht sind die Salonszenen.
Ungewöhnlicher Musikfilm rund um ein Freudenhaus in der texanischen Provinz: "I will always love you" von Dolly Parton ist der einzige Ohrwurm oder Hit hier und trotzdem ist die abwechslungsreiche Musik durchaus unterhaltsam - freche Texte, flotte Musik und viel nackte Tatsachen werden geboten, wobei die knackigen Tänzer (Football-Spieler) unter der Dusche bis auf ihre Suspensorien ganz nackt sind und die Frauen nur leicht bekleidet. Charles Durning hat einen skurrilen Tanz- und Sangesauftritt (der Mann dreht sich in seinen Cowboyhut hinein - das muss man erstmal nachmachen) und Dolly Parton hält das Ganze mit ihren gigantischen Frisuren (und so weiter) zusammen. Die Tanzeinlagen sind (verglichen etwa mit LaLa Land) Oberklasse, originell, schmissig und der Humor der Lieder mit vielen Spitzen auf die bigotte ameriakanische Provinz erschließt sich nur für Zuschauer mit Englischkenntnissen. Dazu gibt es eine hochmoderne Nebenfigur, nämlich den fetten, tuntigen und eitlen "Verbraucheranwalt" Melvin P. Thorpe, der perfekt gespielt von Dom Deluise seinen Sendeplatz im Fernsehen für wilde Attacken gegen die vermeintlich sittenlosen Bordellbetreiber/-benutzer nutzt und dabei auch vor Einbruch und Verletzung der Privatspähre nicht halt macht. Wie modern ist das denn?
Natürlich bin ich dem Charme von Burt Reynolds, Dolly Parton (die mal wieder zeigt, wie gut sie singen kann) und der 70er Atmo sofort verfallen. Die schlichte Machart, das ungewöhnliche Setting und die engagierte, etwas unkonventionelle Produktion wissen zu gefallen ebenso wie der gehobene Trash-Faktor.
Ein CGI-lastiges Märchen "Eastern-Style" mit vielen Dämonen, Fledermäusen, Jet Li und Geistern aller Art. Die Geschichte ist eigentlich sehr cool: Die wilde der beiden nixenhaften Schlangen rettet und becirct den von Raymond Lam liebenswert naiv gespielten Kräutersammler. Schon beim ersten Kuss verschenkt/verschwendet die verliebte Dämonin Lebensenergie und danach nehmen die Dinge ihren Lauf....
Die Geschichte ist (wenn man sich an die vielen Geister und Dämonen gewöhnt hat) interessant und ein richtiges derbes Märchen mit etwas Sex und viel Crime. Aber dann verödet der Film in endlosen CGI-Orgien, die Jet Li vor dem Green-Screen mit versteinertem Gesicht und wenig Engagement zelebriert. Dies wirft den Film aus der Bahn - er vertraut weder auf CGI noch auf die Story oder die stark "bearbeiteten" Schauspieler und wird dadurch beliebig.
Interessanter, voll orchestrierter Soundtrack, aber dennoch ein eher verzichtbarer Film.
Was für eine Wut muss ein sonst auf Eleganz bedachter Regisseur wie Soderbergh haben, um so einen rotzigen, kotzigen, uneleganten, fast punkigen Film über die Panama-Papers, die internationale "Steuervermeidung" und deren skurrile Auswüchse zu machen? Das ist schon mehr Pamphlet als Film!
Von daher nicht immer unterhaltsam trotz der gekonnt satirischen Darstellungen von Oldman, Banderas, Streep u.a. - entweder man vertraut auf die Macht der Fakten (Doku) oder man greift gleich zu Handgranaten und Gewalt (Revolution). Aber so ist das eine doch ziemlich bemühte, oberflächliche Komödie über ein sehr ernstes Thema.
1 Extrapunkt für politische Relevanz - ansonsten ein eher verzichtbarer Film.
Besonders gut gefallen hat mir Matthias Schoenaerts als gescheiterter Geldwäsche-Gangster - der Mann hat eine Physis, eine Art, mit dem ganzen Körper zu schauspielern, das ist immer wieder einmalig.
Faszinierende Kamera mit präzisen Wechseln zwischen Nahaufnahmen und Halbtotalen und ein etwas hektischer, dadurch aber sehr involvierender Schnitt. Die Darsteller, Locations und Props machen London lebendig - der ganze Film hat eine unglaublich intensive und sehr unterhaltsame Atmo. Für Regie und Kamera gibt es volle Punkte.
Am Ende ist es aber dann doch nur eine ziemlich inhaltsarme "Gangster kommt aus dem Knast" Story mit hohem Body-Count. "Rock'n Rolla" und ähnliche Filme von Guy Ritchie lassen grüßen. Drehbuch ist vom Regisseur - eher soso...
Die Darsteller dagegen: Top. Colin Farrell ist hier gut besetzt wie selten, Keira Knightley kaum zu erkennen unter ihrem Pony macht ihre Sache (verhuschter Filmstar) bestens aber die Krönung der Atmo ist Ophelia Lovibond als versoffene, verdrogte, verschlampte Schwester von Colin Farrell - da möchte man immer gleich nach Entziehungskur, Arzt, Therapeuten oder Polizei rufen. Eine so perfekt gestylte, in jeder Sekunde echt wirkende, beängstigende Darstellerin als "Trouble Girl" habe ich zuletzt (verkörpert von Courteney Love) in "Larry Flynt" von Miloš Forman gesehen. Und das ist ziemlich lange her.
Wiederholt gesehen, jetzt ist die Bewertung fällig: Ein charmanter, zeitgeistiger Dumas voller Slapstick-Einlagen. In Sachen Akrobatik und Spezialeffekte (hier gibt es praktisch keine-) ist die Zeit weiter. Es ist originell, dass die Schauspieler höchstselbst fechten und springen - das würde heute so niemand mehr machen. Zugleich macht dies auch teilweise den Charme dieser Verfilmung aus. Dafür gefallen mir (auch heute noch, ich bin schon älter) die charismatischen Schauspielereien der Darsteller und der verschrobene Slapstick-Humor (typisch für Richard Lester) ebenfalls. Trotz etwas Patina eigentlich die erste von den "modernen" Verfilmungen der Musketiere, viel Zeitgeist und immer noch gut ansehbar. Und Michael York spielt (zumeist oben ohne und mit vollem Körpereinsatz) den wilden Gascogner ebenso charmant wie Raquel Welch und Geraldine Chaplin die begehrenswerten Damen.
Jemand hier bei MP hat mal ganz klug gesagt: "Jede Generation hat ein Recht auf eine eigene, dem Zeitgeist entsprechende Verfilmung der Musketiere." In dieser Hinsicht deckt diese Fassung sehr umfassend die 70er Jahre ab. 1 Extrapunkt für Originalität und Zeitgeist.
Übrigens hier und bei den beiden Nachfolgern ist die englische Originalfassung wenn möglich immer besser. Die klamaukhafte deutsche Synchronisation nimmt den Filmen viel von ihrem (englischen) Witz.
Husch husch geht es durch die Geschichte von der Reise des abenteuerlustigen Gascogners nach Paris, das dreifache Duell, die Affäre um den Schmuck des Königs und danach wird noch etwas weiter gefochten und mit Kanonen geschossen. Absolut einfallslose Umsetzung der Geschichte. Die "Schauspieler" stelzen herum wie Schauspielschüler und nur die guten Akrobatikeinlagen und teilweise schrillen Kostüme haben mich gehindert, nach einer halben Stunde abzuschalten. Im Vergleich zu der epochalen Verfilmung von Richard Lester (1973) und der ebenfalls recht ansehnlichen Verfilmung von 2013 mit Orlando Bloom und Mila Jovovich sowie diversen Spezialeffekten gibt es hier nichts, was irgendwie originell oder sehenswert wäre. Zudem sieht die "Königin" mit ihrer schlechten Haut und den schlecht gefärbten Haaren eher aus wie eine Gastwirtstochter - problematischer Cast.
Sehr gediegenes Anwaltsdrama mit einem großartigen Cast: Matthew McConaughy am Anfang seiner "zweiten Karriere" überzeugt als noch nicht so arrivierter ehrgeiziger Anwalt, William C. Macey spielt einen extrem soften Spürhund, Marisa Tomei, die ich (wie so häufig) in ihrer Rolle zunächst nicht erkannt habe (die Frau ist so dermaßen wandlungsfähig!), Bryan Cranston mit einem Kurzauftritt als "Normalo-Cop", Ryan Philippe als verzogenes Millionärssöhnchen, Frances Fisher mit minus 70 Grad Ausstrahlung als Millonärs-Mama und nicht zuletzt Michael Pena als Kleinkrimineller - diese damals noch eher unbekannten Schauspieler wussten genau, warum sie hier auch kleine Rollen übernehmen: Das Drehbuch ist elegant konstruiert, hat Tempo, entwickelt Dynamik verstärkt durch den gekonnten Schnitt - das macht Schauspielern Spaß und den Zuschauern auch. Bei der wiederholten Sichtung wollte ich zunächst zu 8 Punkten greifen, aber dann gibt es doch nur 7, weil die Story mit ihrem "aus dem Blauen" konstruierten Motiv ziemlich künstlich ist und der ganze Film letztlich nur gut gemacht, aber doch in seinem Genre und in seinen Klischees bleibt. Trotzdem einer der besten Anwaltsfilme, sage ich mal als Anwalt. Und bei der Wiederholung auch auffällig sind die interessante, bodenständige Musik sowie die schnell abgefahrenen Locations aus den weniger tollen Vierteln von LA.
Trotz der originellen (leider extrem zäh und spät sich entwickelnden-) Storyline kaum noch erträglicher Film, der vor allem unter der für mich unerträglichen, geradezu ekelhaften Eitelkeit des Adam Sandler leidet (der sich auch fett und ungelenk in unförmigen Shorts scheinbar noch für den tollsten Hecht und Frauenhelden hält - wie hier zu bewundern) und der (auch das subjektiv) immer nur überfordert und ungesund wirkenden Drew Barrymore, deren schauspielerische Fähigkeiten ebenfalls übersichtlich sind. Das Ganze dann noch mit der nervigen deutschen Synchronstimme von Sandler aus dem Off kommentiert - einfach nur zu Kotzen. Nach 30 Minuten waren wir da raus. Nie wieder Sandler (denn dies ist ja angeblich einer seiner besseren Filme)!
Sympathisches "Road-Movie (french style)" mit der bereits als Sekretärin in der ausgezeichneten Serie "Call My Agent" hervorgetretenen Laure Calamy als chaotischer und selbstbewusster Single-Lehrerin, die ihrem verheirateten Liebhaber durch die französischen Berge auf den Spuren von Robert Louis Stevenson (kleiner witziger Exkurs in die Literaturgeschichte) mit einem Esel hinterher wandert. Der Esel und die malerisch schöne, perfekt fotografierte Landschaft der französischen Provinz sind denn auch die weiteren Hauptdarsteller. Das von der Regisseurin verfasste Drehbuch zeichnet sich durch eine perfekte Mischung aus Geschwätzigkeit (die Lehrerin) und lakonischer Einsilbigkeit (alle anderen) aus - da mutiert eine tanzfreudige Gasthofbetreiberin mit ihrem sehr einfühlsamen, sehr dunkelhäutigen Ehemann zur gekonnt intervenierenden Ersatz-Therapeutin, da sind die Schweizer Touristen genauso yuppiehaft-eklig wie man das erwarten würde und ein verklemmter Reisegefährte entpuppt sich als gestörter Gewalttätiger. Überhaupt jongliert der Film immer wieder geschickt mit den Erwartungen der Zuschauer und entwickelt zwischendurch immer wieder kleine Einsichten und emotionale Tiefe. So ist beispielsweise der kurze Monolog der dürren Ehefrau des "Liebhabers" in seiner ganzen treffenden Beiläufigkeit eine der besten Beschreibungen für deren Ehe und deren Probleme; mal eben kurz neben dem Esel und der Liebhaberin ihres Mannes so herausgekotzt. Das geht kaum besser zu machen. Auch die Synchronisation ist in diesem Fall sehr gekonnt gemacht. Die sprachlichen Eigenheiten werden durch die Synchro verstärkt und nicht (wie leider oft) einfach nur schnell abgelesen.
Und dann noch die einfühlsam eingesetzte Musik im Blues- und Country Genre (ironische Anspielung auf den westernhaften Charakter der Reise, wie @framolf richtig bemerkt). Mal wieder ein richtig gelungener Feelgood-Film ohne jede Seichtigkeit aus Frankreich.
Ein Pferderennen über 700 Meilen ist hier nur der Vorwand und die Rahmenhandlung für diverse Charakterstudien, die über einzelne Etappen des Rennens und die Beteiligung daran als Episoden abgehandelt werden. Der ganze Film atmet und lebt den Geister der 70er Jahre, die im Mittelpunkt stehenden Haudegen Gene Hackman und James Coburn sind mehr oder weniger Idealisten, die trotzdem hinter dem Geld her sind. Ergänzend gibt es noch Jean-Michael Vincent als heißblütigen (und rassistischen) Schönling und Candice Bergen, die breitbeinig und hemdsärmlig eine beeindruckende Ahnung davon gibt, was in den folgenden Jahren die "emanzipierte Frau" werden sollte.
Positiv vermerken wir die beeindruckenden Leistungen der Hauptdarsteller. Gene Hackman zeigt einmal mehr, warum er für Jahrzehnte der wichtigste Charakterdarsteller Hollywoods wurde: Stets in der Rolle, immer sehr präsent, mit lebhaftem Minenspiel und nie (bis auf die wirklich schlecht gespielte "Vergiftung") übertrieben bringt er den Film trotz des gemächlichen Erzähltempos immer wieder voran. James Coburn sah nie besser aus als hier (und das will schon was heißen) und Candice Bergen macht die kühle Blondine so breitbeinig und trotzdem weiblich, dass es eine Freude ist. Beeindruckend auch die Pferdestunts - es geht hier immer wieder auch um Pferde und Reiten, damals konnten die Schauspieler noch richtig (ohne Double) reiten und daraus bezieht der Film viel von seiner Atmo. Kostüme, ein toll orchestrierter Soundtrack und viele viele Außenaufnahmen. Dabei geht es leider auch drunter und drüber. Innerhalb von 3 Minuten reiten die Darsteller durch satte Sommerwiesen und vertrocknete Winterwälder, anschließend über Schneefelder und wieder über Sommerwiesen. Wohl wegen der zum Teil enorm aufwändigen Stunts (wann lässt man heute Pferd und Reiter über die Klippe 20 Meter tief ins Wasser springen?) und dem Wunsch nach beeindruckenden Landschaften waren die Location-Scouts nicht besonders wählerisch; das ist ziemlich übel zusammengeschustert und machmal ebenso irritierend wie die vergurkte Continuity bei Kostümen und Dekorationen. Aber dafür ganz viel 70er Jahre Vibe und ich habe richtig gewettet, wie der Film ausgehen wird.
Eine Rom-Com für Millenials ohne Rom und ohne Com. Zwar visuell sehr ansprechend und mit den beiden Hauptrollen gut besetzt (auch die unglaublich präsente Chloë Grace Moretz hat eine hübsche kleine Nebenrolle als einfühlsame Schweseter) - aber das selbstgefällig-eitle Getue der beiden Protagonisten ging mir sehr schnell auf den Keks. Null Charakter, null Entwicklung, null Drama, null Ökonomie. Irgendwie arbeiten sie, verdienen Geld und finden Gefallen immer nur daran, wenn sie vermeintliche Gemeinsamkeiten entdecken (was eigentlich nur der lahme Versuch ist, seine eigenen Gewohnheiten in einem anderen Menschen wiederzufinden). Und dann noch diese komplett willkürliche Einteilung in 500 Tage - das kommt so lahm wie Kubricks "Barry Lyndon" in seiner ganzen pikaresken Wiederholung und ist frei von jeder Originalität und Relevanz. Positiv ist nur zu vermerken die gut gemachte Kamera mit gelegentlichen Animationen und eine witzige Filmmusik einschließlich unterirdischer Karaoke-Einlagen. Für das Drehbuch gibts bei mir nur 0 Punkte. Eine witzige Idee macht noch keinen abendfüllenden Film.
John Le Carré, der hier einen kleinen Cameo-Auftritt als Pförtner der Genfer "Einstein-Ausstellung" hat, lieferte ein typisches Alterswerk als Vorlage: Ruhiger Erzählfluss, genaue und stimmige Charakterzeichnung (die Handlung beruht auf dem gut erzählten Fakt, dass der britische Literatur-Professor und seine sehr bestimmt auftretende Anwalts-Frau nach einem Seitensprung "romantische Kurzurlaube" machen, um die Beziehung zu kitten) - nur die Story selbst vom russischen Mafia-Überläufer ist extrem simpel und schlicht erzählt. Dafür punkten die Darsteller, der einmal mehr betörend hübsche Ewan McGregor und seine etwas kantige Ehefrau (Naomie Harris - groß, physisch wie psychisch stark und selbstbewusst) sowie Stellan Skarsgard als Mafia-Banker (schwer, langhaarig, polterig) und Damian Lewis ("Homeland") als getriebener MI 6 Agent. Die Russen, die Engländer - alles bestens besetzt. Da gelingen nicht nur beeindruckende Szenen (wenn etwa die Frau des Mafia-Bankers diesem in einer langen ruhigen Einstellung für eine wichtige Besprechung mit den gefährlichen russischen Geschäftspartnern eine superteure und superhässliche Krawatte umlegt, diese in einer sehr intimen Geste liebevoll noch einmal glatt streicht) - es gelingt Regisseurin Susanna White und ihrer Kamera auch hier und immer wieder, ein involvierende Atmo aufzubauen mit geschickten Tempowechseln, dichten, machmal absichtlich vignettierten Nahaufnahmen Details in den Fokus zu rücken, die zusätzlich in die Handlung ziehen. So ist die Erschießung der Mafia-Familie am Anfang so zwingend, düster und doch ruhig gefilmt, dass dies in seiner Zwangläufigkeit fast an die großartige Schlusssequenz der letzten Episode von "Die Sopranos" erinnert. Auch die Ausstattung, die Kostüme, die Locations - das passt von Anfang bis Ende. Von dieser Regisseurin möchte ich mehr sehen. Eine eher mittelmäßig spannende Geschichte, gekonnt verfilmt.