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Alle Kommentare von angucker
Eine geradezu banale Geschichte, die aber gegenwärtig bei Inzidenzen in meiner Heimatstadt von mehr als 350 erschreckend aktuell wirkt - doch das ist es nicht, was diesen Film über den Durchschnitt hebt. Es ist die tolle Chemie zwischen zwei wirklich originellen, interessanten und viel zu selten gesehenen Darstellern, deren Darstellung eines Liebespaares wirklich gelungen ist. Und die Kamera, die interessanten Locations aus Glasgow (another rainy day in Scotland), der beherzte Score erledigen den Rest.
Saramagos "Stadt der Blinden" trifft auf SF und Romanze - kann man gucken, wem das nicht zu "art-house" ist.
Technisch ein toller Film mit beeindruckender Kamera, verblüffender Lichtsetzung, einer auffallend guten Tonmischung (mit immer etwas zu lauten Hintergrundgeräuschen, obwohl die Sprachverständlichkeit sehr gut ist). Aber endlich weiß ich, warum diese ganzen Serienkiller-Filme für mich völlig verzichtbar sind: Serienkiller morden, quälen, schneiden, häuten niemals aus Spaß am Spiel mit der Polizei, interessieren sich einen Dreck für die Strafverfolgung (außer für deren Vermeidung), haben so gut wie nie eine persönliche Beziehung zu ihren Opfern (der typische Serienkiller sucht vielmehr anonyme Opfer - Kinder in einer fremden Stadt, Stricher, Prostituierte, Reisende, Anhalter. Muss auch so sein, weil auch der dümmste Serienmörder weiß, wie gefährlich eine rückverfolgbare Täter-Opfer Beziehung ist.
Und: Serienkiller tun was sie tun ausschließlich zum eigenen Vergnügen, zwanghaft, auf Wiederholung bedacht, mit geringen Varianzen in der Tatbegehung.
Von der daher ist dieser Film wie ein abgedrehter Science-Fiction, hat nichts mit irgendeiner Wirklichkeit zu tun. Bemüht sich vielmehr, durch biblische Zitate und das alttestamentarische Leitmotiv einen Overhead zu konstruieren, der jedenfalls für mich weder unterhaltsam, noch gruselig, noch irgendwie relevant ist. Und das hemmungslose Overacting von Brad Pitt ist auch nicht so toll.
"Reparatur von Reißverschlüssen", "ich mag es tief" (sagt die Plakatwerbung), "fick Deine Mutter" sagt praktisch jeder. Straßenszenen aus Bukarest.
Nach einem kurzen Home-Porn, welcher der intellektuellen Lehrerin später zum Ärger wird, sehen wir Straße und Baustellen von Bukarest während der Pandemie. Absolute Rücksichtslosigkeit schleicht sich immer wieder ins Bild. Kleine fette Männer in Trainingshose parken riesige SUVs mitten auf dem Zebrastreifen mit laufendem Motor, um Zigaretten zu holen. Alle tragen Maske. Die Autofahrer drängen mit Gewalt Fußgänger weg. Überall Armut, Gleichgültigkeit und Verrohung.
Dies ist der interessante Teil des Films, Momentaufnahmen aus einer gewalttätigen Stadt mitten in der Pandemie.
Danach kommt Teil 2 "Propaganda" mit kurzen Handy-Videos und Stills mit Untertiteln. Es geht um Kritik an der Unterdrückung der Frau, nazistische und militaristische Tendenzen in der rumänischen Gesellschaft. Sehr vordergründig, sehr old-school, sehr wenig interessant für Mitteleuropäer.
Der letzte Teil 3 des Films ist dann der "Elternabend" wegen des Fehlverhaltens der Lehrerin. Eine rumänische Variante von "Frau Müller muss weg" (verfilmtes Theaterstück mit Anke Engelke in der Hauptrolle) - nur auf rumänische Verhältnisse zugeschnitten, mit schrill gekleideten Komparsen, die ziemlich schlecht ihre jeweils leicht erkennbar satirisch angelegten Rollen spielen. Sorry, aber schwach und oberflächlich.
Was bleibt, ist ein Film der den Goldenen Bären auf der Berlinale bekommen hat, unter Pandemiebedingungen entstanden ist (was ihn in der Tat zu einem Zeitdokument macht) und der ansonsten überhaupt nicht meins ist. Auch wenn sich die Kritiker von Peter Bradshaw bis zum deutschen Feuilleton überschlagen.
Zum Vergleich: Ich habe gerade die 17. (!) Staffel der amerikanischen Arztserie "Grey's Anatomy" gesichtet, die ebenfalls unter Pandemiebedingungen gedreht wurde. Viel besseres Handwerk. Die Sicherheitsabstände, die Berührungslosigkeit, der Verlust jeglicher taktiler Kontakte, die Sexlosigkeit (zum Beispiel bei Krankenhauspersonal in Wechselschicht mit Familie) viel besser auf den Punkt gebracht. Hier wirkt es wie Filmschule Abschlussklasse und dort wie "Profis können auch unter erschwerten Bedingungen arbeiten".
Ach Gottchen: 40jähriger Mann mit Ödipus und monatlichem Scheck seiner reichen Eltern verliebt sich in das von Oliva Wilde angemessen zurückhaltend (womit ich das Fehlen praktisch jeder Mimik meine) gespielte Mannequin. Wir folgen einer Woche im Leben dieses langweiligen Mannes, hören den mäandrierenden Kommentaren aus dem Off zu und .... das war's dann auch. Bis auf Ausstattung und Interieurs (Designer-Lofts, Landhäuser und Werbung für einen Schweizer Uhrenhersteller im Luxus-Segment) wirklich wirklich überflüssig. Zumal der männliche Hauptdarsteller die Ausstrahlung eines von Depressionen geplagten Beamten im höheren Dienst hat.
Beeindruckend düstere Komödie (oder ein Drama mit heiteren Kopfnoten) über die bescheidene Arbeitswelt der amerikanischen Wirtschaftswunderjahre. Die kleinen Angestellten wie der geradezu zwanghaft ehrgeizige C. C. Baxter, aber insbesondere auch die hemmungslos ausgebeuteten, von ihren Chefs komplett abhängigen Frauen sind in dieser düsteren Arbeitswelt praktisch chancenlos. Sitzen auch mit schwerer Grippe und bis in die Nacht in brutal lauten Großraumbüros, wo der irrwitzige Lärm der altmodischen Rechenmaschinen selbst beim Zuschauer noch Kopfschmerzen auslösen kann. Liebe gibt es in der Regel nicht, sexuelle Begegnungen werden (das ist die bittere Pointe des Drehbuchs) im Minutentakt durchgezogen befeuert von reichlich Alkohol und selbst der verzweifelte Selbstmordversuch ist in diesem Umfeld nicht mehr als eine schnelle Abtreibung, eine Petitesse.
War mir bei der ersten Sichtung auf einem kleinen SW-Fernseher vor Jahren noch das bis zur Manie exaltierte Acting des großen Jack Lemmon noch zu heftig, passte diesmal alles. Zumal die aalglatte Routine des von Fred Macmurray gespielten sexuellen Ausbeuters (Personalchef, man stelle sich das mal vor) ebenso gekonnt inszeniert ist wie die anrührende Einsamkeit und Verzeiflung der ganz am unteren Ende der Nahrungskette angesiedelten Fahrstuhlfrau, Shirley MacLaine war selten verletzlicher und mehr Charakter als in dieser Rolle. Was bei einer solchen Charakterdarstellerin schon viel heißen will.
Außerdem eine perfekt gemachte Filmmusik, rauf von 6 -´>8, ein toller Film.
Mir war die vorhersehbare Geschichte vom begabten Lehrer, der aus Problemkindern brave Chorsänger macht, einfach zu simpel und zu kitschig inszeniert. Zudem ist einfach gestrickte Chormusik in französischer Sprache nicht so meins. Dennoch ein sehenswerter Film, bei dem vor allem die Darsteller, die geschickt eingesetzten Kinder und das ungewöhnliche Setting einer leicht vermoderten Erziehungseinrichtung in der französischen Provinz nach dem zweiten Weltkrieg zu gefallen wissen.
Amüsante Actionkomödie, die vor allem auch handwerklich überzeugen kann: Der Schnitt ist auf den Punkt, etwa wenn Hellen Mirren ihr Schuhwerk wechselt (ein echter "Brüller"), die Musik ist gut integriert, es gibt viel Bumm und Hau und allein schon die komplette Zerlegung eines typisch amerikanischen Einfamilienhauses in der Eingangssequenz hat diese gewisse naive Komik.
Aber vor allem müssen wir mal über die Schauspieler reden: Mary-Louise Parker ist der heimliche Star hier, wie oft kaum zu erkennen als kleine gelangweilte Sekretärin aus dem Großraumbüro, komplett eingetaucht in ihre Rolle, wenn sie durch Gaffa-Tape nach Pizza ruft - die Frau kann komisch, kann Rollenwechsel, kann mich mitnehmen wie sonst wohl nur Marisa Tomei. Und dann Bruce Willis. Das erste mal komplett im O-Ton ohne den entsetzlichen Manfred Lehmann ("röhrender Hirsch") als Synchronstimme. Fantastisch. Diese weiche Stimme mit der absolut akzentfreien, superdeutlichen Aussprache. Das in Verbindung mit der sehr effektsicheren, sparsamen Mimik. Endlich weiß ich, warum der so beliebt ist. John Malkovich - echt mal, auch der kann sprechen, kleine Schlenker einbauen, ist nicht nur der Mann mit der grellen Mimik. Morgan Freeman, wenn der mit seiner tiefen weichen Stimme mit heftigem Southern-Akzent einen One-Liner raushaut. Es gibt in den USA Aufkleber fürs Auto zu kaufen mit der Bitte, Morgan Freeman möge dem/der BesitzerIn eine Gute-Nacht-Geschichte vorlesen. Mit Grund! Und nicht zuletzt die wunderbare Hellen Mirren. Macht die mordlustige Oma ohne mit der Wimper zu zucken, bleibt immer bodenständig und versucht niemals, zu sehr aufzufallen. Enorme Präsenz - diese Stars sind mehr als lebensgroß, rangeln aber niemals um Screentime; alles sehr harmonisch hier, was wohl auch der gekonnten Regie zu verdanken ist.
Alle haben ihren Spaß. Nicht ganz so gut wie "True Lies" (selbes Genre) aber sehr gediegen. Empfehlung: O-Ton!
Zweite Sichtung (im Originalton bei Netflix - tolle Tonspur).
Ein Kultfilm mit ausgeprägten Stärken und Schwächen. "The Harder They Come" war sozusagen der erste post-koloniale Film aus Jamaika und markierte filmisch den Beginn des Reggae-Booms der 70er Jahre. Als Bob Marley, Peter Tosh und ihre britischen Epigonen in Europa buchstäblich Stadien füllten (ein verpasster Marley-Gig in der Berliner Waldbühne zählt bis heute zu meinen größten fails aller Zeiten). Und als im armen Jamaika auf einmal mit Reggae richtig Geld verdient wurde.
Der Film erzählt die Geschichte des armen jungen Mannes aus der Provinz, der in die nicht so große Hauptstadt Kingston kommt, beklaut wird, eine Karriere als Sänger versucht, eine Frau findet (auf die auch der Prediger scharf ist), sich mit seinem Plattenboss überwirft des Geldes wegen, Gras vertickt und danach .... wird es ziemlich wirr. Ich hatte erheblich Mühe, dem improvisiert wirkenden Gang der Geschichte in der letzten halben Stunde zu folgen.
Ich hatte ohnehin Mühe, dem skurrilen Pidgin-English der Laiendarsteller zu folgen (trotz Untertiteln) - dennoch würde ich wegen der ungeheuren Atmo dieser landestypischen Sprechweise dringend raten, den Film nicht synchronisiert zu gucken.
Positiv zu vermerken (außer der mitreißenden Musik, bei der allerdings wenige Songs ständig wiederholt werden) ist die unbefangene, spontan wirkende Inszenierung, ist die großartige Kamera, welche ständig an den Akteuren bleibt, ständig zwischen Nahaufnahme und Totale wechselt. Beides erzeugt in Verbindung mit dem körnigen Bild und dem (wohl nach etwas Gras) tiefenentspannten Agieren der Darsteller einen erheblichen Sog, wirkt authentisch, nimmt die Zuschauer mit. Schön auch, dass die (elende) soziale Wirklichkeit, die weitläufige Korruption, die brutale Ausbeutung der Musiker durch die Studiobesitzer völlig ungeniert gezeigt werden. Das ist rau, dreckig und das Geld ist knapp. Auch schön die wenigen Frauenfiguren: Die Mutter von Jimmy Cliff (durchaus interessiert am Geld), seine spätere Frau (angeschmachtet auch vom durchaus weltlich lebenden Prediger, verletzlich und ziemlich sexy) - zwar sind Frauen in dieser "Männerwelt" nur Randfiguren, jedoch gelingt es dem Film, das Nebeneinander von männlich dominierter Geschäftswelt und weiblich dominierter Familie sehr anschaulich abzubilden.
Negativ vermerke ich die zunehmende Wirrnis des Films in der zweiten Hälfte. Da werden Nebenfiguren eingeführt, deren Funktion sich (wohl auch wegen der Sprachbarriere) kaum erschließt, da wird eine wilde Gangster-Story mit einigen beiläufigen Morden angedeutet, die sich aber im Nichts verliert. Vor allem künstelt der Film auf einmal herum, lässt mit "Film im Film" und mit merkwürdigem Gepose die stringente Erzählweise der ersten Hälfte hinter sich und wird dadurch zu einem skurrilen "Arthouse" Film europäischer Prägung - das kann nicht funktionieren.
Wer hier Interesse an der Musikszene Jamaikas gefunden hat, mag die Grace Jones Doku "GRACE JONES: BLOODLIGHT AND BAMI - DAS LEBEN EINER IKONE" (2008) schauen. Da spielen lange Passagen in Jamaika und Jones (ein "Gossenmädel" aus ganz einfachen Verhältnissen) ist ganz in ihrem Element. Einschließlich interessanter Aufnahmen aus dem modernen Jamaika.
Ein Film wie ein Country-Song: "Zuerst ist die Arbeit weg, dann ist die Frau weg, dann ist der Hund weg, dann kommt der Hund wieder..." (Richard Belzer in "Homicide").
Clint Eastwood hat Mühe zu laufen, sitzt viel im Auto oder am Tisch und macht dennoch mit seinen 90+ Jahren noch einen sehr langsamen, sehr ereignisarmen, durchaus ansehbaren Road-Movie. Mit einem Synchronsprecher (Jochen Striebeck?), der sein ganzes Herzblut, seine ganze Erfahrung nutzt, um die vernuschelte, ständig sich mit Konsonanten verhaspelnde Sprache eines männlichen Hochbetagten mit wenig Zähnen und wenig Energie perfekt umzusetzen - geradezu gespenstisch gut!
Der Rest des Films ist so lala. Das seit den 1970er Jahren bis heute unverkäuflich gewesene Drehbuch gibt nicht viel her, konstruiert einen grenzübergreifenden Vater-Sohn-Mutter Konflikt, baut ereignisarme Episoden und ziemlich bemühte Konflikte ein, um die Reise nach Mexiko und zurück unterhaltsamer zu machen.
Eastwood rettet dieses mehr als lahme Drehbuch mit Pferden, schönen Landschaftsaufnahmen, einem gut in den Film passenden Dwight Yoakam (ehemaliger Country Sänger) als Nebenrolle und einer extrem klischeehaften mexikanischen Gangsterbraut als böser Hexe. Ansonsten einmal mehr die mit Verlaub dämliche Chauvi-Nummer der Hochbetagten mit der schönen Witwe. Wie schon in "The Mule" ist sich Eastwood nicht zu schade, eine 40 Jahre jüngere Frau zu freien, die natürlich dermaßen abfährt auf den rüstigen Greis - peinlich und überflüssig, wenn auch für die schlichte Story unerlässlich.
Positiv vermerken kann man die Tierdressuren. Der Hahn "Macho" spielt eine "tragende Nebenrolle" und macht das richtig gut.
Zweitsichtung und einen halben Punkt rauf:
Ja die Tonmischung (bei mir deutsch DD 5.1) ist etwas speziell, sehr stark komprimiert mit diesem ziemlich laut abgemischten Lounge-Jazz, den Soderbergh hier wie auch sonst gern einsetzt, um den Rhythmus etwas leicht zu halten. Aber die Sprachverständlichkeit ist gut und durch die starke Kompression ballert es bei den Schießereien auch nicht so enervierend herum wie bei vielen anderen Genrefilmen. Kann man machen.
Die für meinen Geschmack ziemlich stark angelegten Charaktere (ein finanziell verzweifelter Ewan McGregor=Chef der Dienstleistungsfirma für "Spezialeinsätze", die ziemlich gradlinige Hauptdarstellerin "get my job done", der sexy-charmante Kollege mit dem Alkoholproblem=Channing Tatum und über allen Michael Douglas als hypernervöser, kontrollbedürftiger Auftraggeber der ganzen Schweinereien) entwickeln sich nicht wie üblich über lineare Erzählung, sondern werden über die Rückblenden eingeführt. Kann man machen, ich mag das. Das hat die Erzählqualität von "Out Of Sight", einem anderen Soderbergh Genrefilm - man muss aber etwas aufpassen (und das mögen).
Und nicht zuletzt vor allem auch in der Wiederholung absolut faszinierend zu sehen, wie eine sehr physische Hauptdarstellerin (wie die tänzelt bei ihren Schlägereien mit stärkeren Männern - das macht sonst kein Action-Darsteller, obwohl es so wichtig ist) den Film trägt, ohne sich dabei zu verbiegen. Selbst im Abendkleid etwas prollig (wozu Michael Fassbender ja auch eine trockene Anspielung macht) und doch immer authentisch wirkend. Das erinnert mich an die ähnlichen Qualitäten der jungen Jessica Alba und ist meilenweit entfernt von dem üblichen "Hollywood-Star und Stuntmen machen die übliche Sache". Auf der männlichen Seite würden mir da wirklich nur Keanu Reeves, Jackie Chan oder auch Viggo Mortensen (der auch immer sehr auf seine Körpersprache achtet) einfallen - und das ist schon eine Liga!
Aber wie gesagt - man muss das Genre und die Markenzeichen dieses Regisseurs schätzen, um mit dem Film etwas anfangen zu können.
Hier erfährt man nicht viel Neues von der Bond-Front. Daniel Craig hatte eine künstlerisch ambitionierte Karriere als Nebendarsteller vor seiner Verpflichtung als Brosnan Nachfolger, die Dreharbeiten sind physisch enorm fordernd und ja - Craig hat eine starke Präsenz.
Interessant auch die Beeinflussung von Skyfall durch den Streik der Drehbuchautoren. Ansonsten eher Hofberichterstattung aus dem Hause Broccoli - man kann sich als Deutscher den Kult und die Hysterie in England um diese Franchise ja kaum vorstellen.
Tolle, manchmal überambitionierte Kamera, witzige Tierdressuren, norddeutsche Provinz fast satirisch getroffen, gediegene Schauspieler wie Bjarne Mädel und Matthias Brandt in Höchstform und insgesamt recht unterhaltsam. Wenn da nicht dieses überambtionierte Drehbuch wäre. Geht es auch etwas weniger als überall Angststörungen, Psychopathen und gewollt skurrile Details ("meine Tochter wurde bei einem Gangbang gezeugt") und <Spoiler!>warum zur Hölle muss gleich die gesamte U13 Jugend in das pädophile Geschehen verwickelt sein</Spoiler>. Die Sache mit Spannung und Entspannung müssen Drehbuch und Regie noch lernen. Erinnert mich ganz übel an die überambitionierten Fusion-Experimente virtuoser Musiker der 80er Jahre - da blieb nicht viel übrig.
Ikonen der 60er Jahre (zumindest versucht Margot Robbie, an die überwältigende Ausstrahlung von Sharon Tate zu erinnern) und ein Regisseur, der über zwei Stunden mit diversen Nebensträngen eine krude Version der tragischen Geschichte vom irren Hippie, seinen Jüngerinnen und dem schockierenden Attentat auf eine schwangere Schönheit erzählt. Das ist so naiv wie möglich, so geruhsam wie nötig und hat immer wieder kleine Schmunzler an den richtigen Stellen. Aber auch unendliche Langatmigkeit, wenn Margot Robbie 15 Filmminuten lang ihren eigenen Film besichtigt und Brad Pit (der sich für diese Rolle und die Szenen mit freiem Oberkörper gnadenlos abtrainiert hat) geschätzte 30 Filmminuten eine Ranch mit zombiehaften Hippies besucht. Und wenn die letzten Minuten um sind frage ich mich (wie häufiger bei Tarrantino), was dieser Film außer gelenkigem Handwerk mit toller Kamera, motivierten Darstellern und einer sehenswerten Ausstattung eigentlich zu sagen hat. Mir eher wenig bis nichts. Kunsthandwerk - viele Filmnerds werden es lieben.
Gut gemachter Film mit der grünen Insel Irland als weiterer Hauptdarstellerin. Zwei benachbart aufwachsende Kinder vom Lande können nicht zueinander finden. Beeindruckend die Darstellerleistungen, allen voran Christopher Walken als verstockter, dem eigenen Tod entgegen stolpernder Patriarch, Emily Blunt als ebenfalls sehr verstockter Landpomeranze und (in einer geschickt gecasteten Nebenrolle) Jon Hamm als "reicher Onkel aus Amerika" mit sehr scharfem Verstand und sehr viel Sexappeal.
Der Film hat ein gutes Pacing, liefert mit zwei emotional berührenden Gesangsauftritten (ja, Emily Blunt kann singen!) auch musikalisch gut ab und hat viele witzige, emotionale und berührende Momente. Allerdings würde ich dringend empfehlen, von Anfang an OmU oder einfach Originalton einzuschalten - die Synchronisation nimmt den gekonnt gespielten Dialogen in den unterschiedlichen Dialekten viel von ihrer Authentizität und ihrem Witz. Und gerade am Anfang ist erhöhte Aufmerksamkeit geboten. Denn die Figuren und ihre Beziehung werden nur über ziemlich knappe Dialoge und ebenso knappe Rückblenden eingeführt.
In viel zu schönen Bildern und mit wirklich gelungenem Casting vor allem auch der vielen weiblichen Nebendarstellerinnen erzählt der 1885 spielende Film nach einer Romanvorlage von den "barbarischen" Zuständen in der geschlossenen Psychiatrie (Frauen) zu dieser Zeit. Behandelt wurde mit Eisbädern, Einzelhaft, Laudanum, Aderlass, Hypnose und ähnlich fragwürdigen, teilweise an Folter erinnernden Methoden. Die so genannte "Hysterie" war damals eine Modekrankheit, die Wissenschaft steckte in den Kinderschuhen, die Ärzte waren (so wird dies hier ziemlich plakativ dargestellt) nicht nur aber auch eitle Scharlatane und Vergewaltiger. Vor allem aber diente Psychiatrie damals wie heute (auch) dazu, unappetitliche, unangepasste, anders tickende oder einfach nur verhaltensauffällige Menschen wegzusperren. Zum Beispiel (da ist dieser Film in seiner romantischen Verklärung aber leider extrem vage) Frauen, die nach einer Misshandlung oder Vergewaltigung auch durch den eigenen Mann verhaltensauffällig oder einfach nur verstümmelt oder sonst wie gezeichnet waren.
Das mag für viele heutige ZuschauerInnen neu oder verstörend sein. Leider nicht für mich, weil ich mich während des Studiums interessehalber ausführlicher mit diesem Thema befasst habe. Und aus dieser Sicht bietet der Film überhaupt nichts. Keine tiefere Einführung in das Thema, stattdessen Hochglanzbilder aus historischen Gemäuern, in denen die Frauen gefangen gehalten wurden. Melanie Laurent, die den Film als Regisseurin verantwortet und eine tragende Nebenrolle spielt, hat hier einen historisierenden, eindimensionalen und mit einem "Kostümball" als dramatischem Höhepunkt geradezu lächerlich klischeehaften Roman als Vorlage verwertet. Bis auf die beeindruckenden Schauspielerleistungen und den gekonnten Einsatz historischer Locations und Ausstattungen für mich ein eindimensionaler Film über ein wichtiges Thema. Das geht mir übrigens bei vielen Filmen mit Psychiatrie-Bezug so. "Einer flog über das Kuckucksnest" erscheint mir beispielsweise ähnlich platt.
Nicht jede/r wird sich für diese klassisch daher kommende "Rollentausch/Geschlechtertausch" Komödie aus Frankreich begeistern, bei der eine problematisch gewordene Ehe durch die wechselseitige Übernahme der beruflichen und privaten Rollen belebt werden soll. Was skurrilerweise durch einen Gerichtsvollzieher als "Beziehungscoach" begleitet wird. Aber manchmal ist auch eine einfache Geschichte unterhaltsam, vor allem wenn die Darsteller so gekonnt das einem Mann oder einer Frau gewöhnlich zugeschriebene Verhalten übernehmen, Sophie Marceau breitbeinig läuft und ihre/n Frau/Mann Dany Boon männlich-leutseelig betatscht. Der wiederum dezent, aber nicht zu offensichtlich Gefallen an rosa Shorts, wallender Freizeitkleidung und dem Gekuschel mit den Kindern findet.
Die Pointen sind vorhersehbar, werden aber zielgruppengerecht nicht zu hektisch präsentiert, so dass Zuschauer jeder Altersgruppe etwas davon haben können.
Was mir auch hier an diesen sehr übersichtlich "geplanten" französischen Komödien gefällt ist neben der gediegenen Schauspielerei der "french style": Da wird ein rosafarbener Kleinwagen zum effektvollen Nebendarsteller, da tritt die großbürgerlich-arrogante Mutter der Braut gegenüber dem bodenständigen Gerichtsvollzieher mit den algerischen Vorfahren im stylischen Restaurant in einer bombastischen und modernen Seidenrobe (passend zum Interieur des Lokals) auf, da sind die großbürgerlichen Locations ebenso sorgfältig gewählt wie die jeweils exakt zur Rolle passende Garderobe. Bis hin zur glitzernden Tüte für die Schokoriegel - die Ausstattung macht einmal mehr richtig Spaß und trägt viel zum Gelingen bei. Keine ungefähr passenden Klamotten vom Trödel oder aus dem Fundus. Sondern "richtig" Mode und Requisite, das hat auch was.
Gershwins "Alter-Ego" sitzt am Klavier und kommentiert die amourösen Abenteuer der anderen, träumt vom Hit. Während Gene Kelly zuerst durch die Einrichtung seines winzigen Zimmers tanzt (und dabei das Bett an die Decke bewegt und den Tisch mit dem Frühstück deckt). Am Ende tanzt Kelly in einer rauschhaften 20 Minuten Sequenz durch seine eigenen verliebten Träume. Kelly durfte hier die gesamten Choreographien allein gestalten, der Ehemann seiner früheren Filmpartnerin Judy Garland führte Regie. Lohnt sich schon deswegen - dies ist ein Film ausschließlich für FreundInnen von Tanz und Musik. Die Filmmusik von George Gershwin ist ein Traum - perfekt in den Film integriert - besonders süß, wenn Kelly mit diversen Kindern als Stichwortgebern "I Got Rythm" stepptanzt. Kritik: Der Film hat praktisch keine Handlung, zeigt das Paris von Postkarten amerikanischer Touristen und hat ein völlig unmotiviertes, abruptes Ende. Dialoge dürften manchmal überhaupt einen Sinn machen - hier ist das eher selten der Fall.
Positiv: Figuren, Charaktere? Drauf geschixxen - dies ist keine "Screwball-Comedy" und kein Drama. Sondern ein sinnlicher, manchmal rauschhaft die Freude am eigenen Körper, an Tanz und Akrobatik (Leslie Caron führt eindrucksvoll vor, was eine "echte" Primaballerina noch so kann) feiernder Film mit toller Musik von George Gershwin und einem sehr athletischen, wunderbar tanzenden Gene Kelly und einer ebensolchen Leslie Caron. Die Tanzszenen sind teilweise mit den Statisten sehr schön eingerichtet. Kelly zeigt schwierige, fast akrobatische Schritte vor allem beim Stepptanz. Und betont dies geschickt durch "Passanten", die immer wieder bewundernd genau in die richtige Richtung gucken. Genau gesagt macht es mir schon Freude, Kelly und seinem Film-Partner Oscar Levant nur beim Laufen zuzusehen. Mit unglaublicher Kraft und Körperbeherrschung gleiten die beiden durch die Kulissen wie zwei Panther auf Liebespfaden.
Fun Fact: Für Leslie Caron, die ballettgeschulte französische Bürgerstochter, war dies der erste Film einer langen Karriere - sie ist im Juli 2021 90 Jahre alt geworden und spielte bis ins hohe Alter Charakterrollen. Entdeckt wurde sie von Kelly bei einem Ballettbesuch - so kann es gehen!
Tipp: Wer mit Musik und Tanz nichts anfangen kann, sollte diesen Film einfach komplett auslassen - Freude wird sich dann nicht einstellen.
PS: Etwas akrobatischere Elemente aus den gemeinsamen Tanzszenen von Kelly und Caron, vor allem "Luft-Boden-Luft" Sequenzen, finden sich in ähnlicher Form heute vor allem auch im Eistanzen wieder - damals war das (ich lasse mich gern korrigieren) aber noch völlig neuartig. Immerhin ist dieser Film 70 (!) Jahre alt.
Lebenshungrige Frau sucht sich Schönling und viele viele Banken - eine amerikanische Legende mit blutigem Ende. Von allen neueren Hollywood-Filmen einer der altmodischsten. Wenn da nicht Faye Dunaway mit ihrer neurotisch überzogenen Bonnie wäre, müsste man den heute nicht mehr sehen. Die Oscars bekamen jedoch andere.
Ein Urgestein von Film aus dem Jahr 1935, seiner Zeit weit voraus, hoch professionell und stilbildend für das ganze Genre der Action- und Piratenfilme. Ich habe die restaurierte Fassung mit 114 Minuten Laufzeit OmU im Heimkino gesehen (leider, der Film muss auf der großen Leinwand noch beeindruckender sein) und war niemals gelangweilt und stets begeistert. In zeittypisch gemächlichem Erzähltempo beginnt der nach einem damals populären Roman entstandene Film seine Erzählung mit der völlig willkürlichen Verhaftung des pazifistisch angehauchten jungen Arztes Peter Blood (Errol Flynn), der in den Augen des geradezu fies beschriebenen Königs von England den Fehler gemacht hat, einen verwundeten Aufständischen zu verarzten. Erster Höhepunkt des Films ist eine in allen Details sauber inszenierte Gerichtsverhandlung, geleitet durch einen schwer tuberkulosekranken Vertreter der Krone, welcher – trotz allem Wortgeklingel nur mäßig an dem Schicksal der Angeklagten interessiert – diese trotz der energischen und schön gespielten Verteidigungsrede des jungen Arztes allesamt zum Tod durch Erhängen verurteilt. Nur der effektsicher dargestellten Geldgier des Königs und seines Beraters haben es die verurteilten Aufständischen zu verdanken, dass sie "nur" als Sklaven in die karibischen Kolonien verschifft und dort verkauft werden. Dort wird der groß gewachsene und hübsche junge Arzt von der Nichte des Gouverneurs auf dem Sklavenmarkt gesichtet und (wenig standesgemäß) für 12 £ gekauft. Worauf sich der neu erworbene Sklave aber verbal so aufsässig verhält, dass er von seiner Besitzerin sofort wieder weitergereicht wird und erst auf dem Umweg einer Erkrankung des Gouverneurs über dessen Behandlung zum Leibarzt und Anführer eines groß angelegten Ausbruchs der Sklaven wird.
Bis hierhin (und das ist fast 1 Stunde) ist der Film reines Drama mit fantastischen Dialogen, einer Fülle von Shakespeare-Zitaten und vielen interessanten Anspielungen auf die unangenehmen Seiten der englischen Kolonialmacht. Errol Flynn meistert das wie auch die übrigen Darsteller mühelos, zeigt auch in den Dialogszenen seine erdrückende Leinwandpräsenz und wird dabei von einem Drehbuch unterstützt, bei dem wirklich jedes Wort und jede Pointe sitzen. Danach entwickelte sich der Film zu einer ebenso effektsicher inszenierten wie spektakulär in Szene gesetzten Räuberpistole mit Schiffen, Fechten auf Leben und Tod sowie spektakulären Massenszenen einschließlich Seegefecht, Kanonen, Explosionen und für damalige Zeit hervorragend inszenierten Kampf- und Massenszenen. Man kann kaum glauben, dass das gesamte Budget des Films lediglich 1 Million $ betrug. Nicht nur ist der Ton (Oscar-Nominierung dafür) hervorragend, was der Verständlichkeit natürlich gut tut, sondern Licht, Kamera und die immer präzise ins Bild gesetzte Handlung dürfen auch heute noch als vorbildlich gelten. Lustig ist lediglich, dass bei einigen der ganz großen Massenszenen die Kamera offensichtliche Mühe hat, dem wuseligen Geschehen zu folgen, sodass die in vielen Fällen diagonal ins Bild kommenden Hauptpersonen zu Beginn einer Szene manchmal nicht ganz von der Kamera erfasst werden. Da wackelt buchstäblich ein Pferdekopf mit Reiter halb abgeschnitten von rechts unten in das Bild; der Rest kommt später.
Aber das alles ist wirklich zu vernachlässigen, weil dieser Film schlicht und einfach und in jedem Detail gut ist. Die Filmmusik ist völlig klischeefrei, unglaublich abwechslungsreich und schon allein für sich so unterhaltsam, dass man sie fast allein hören möchte. Das Drehbuch wechselt immer wieder geschickt das Tempo, streut nach längeren Actionssequenzen auch mal einen anspruchsvolleren Dialog oder etwas Komik ein – all dies auch heute noch Qualitäten, die einen guten Actionfilm aus dem Durchschnitt herausheben. Zutiefst beeindruckend. Der Film wurde 1936 für insgesamt 5 Oscars nominiert und bekam leider keinen davon.
"Copy & Paste mit Tiefgang" - wenn es so unterhaltsam, nachdenklich und witzig daher kommt wie hier, wenn das Spiel mit Matrix, Truman Show und GTA so elegant wechselt zwischen Action, Fantasy, SciFi, Standup-Comedy und philosophischer Betrachtung, dann ist das schon anrührend und modern. Ryan Reynolds führt als eine Art "KI-Moderator" und oberster Zermonienmeister der absurden Komik durch eine Handlung, die von 10 bis 100 jede/n Zuschauer/in mitnehmen, unterhalten und schmunzeln lassen kann. Zumal die CGI-Effekte ebenso treffsicher eingesetzt werden wie die endlosen Zitate und Anspielungen auf grünen Hulk und ähnliche Bestandteile der Populärkultur. Selbst für einen leidenschaftlichen "Nicht-Gamer" wie mich interessant und vielschichtig.
Errol Flynn - eine Hollywood-Legende. Ein zeitlebens weitgehend mittelloser Mann aus Tasmanien, der seine Jugendjahre neben unzähligen anderen Jobs als Gigolo finanzierte. Legendär für seine langjährige Alkoholsucht und seinen Frauenverschleiß ebenso wie für seine strahlende Leinwandpräsenz in zahllosen Piratenfilmen. Seine engste und langjährige Lebensgefährtin war eine große 2mastige Bark, mit der Flynn nicht nur von Australien nach Kalifornien segelte, sondern später auch mal vor der Steuerfahndung davon. Unmittelbar nach dem Verkauf dieser Bark starb Flynn, der mit dem Erlös seine Hochzeit finanzieren und eine 15-jährige Schauspielaspirantin heiraten wollte, die er kurz zuvor auf der Besetzungscouch entjungfert hatte. Diese junge Frau, Beverly Aadland, hatte sich mit gefälschten Personalpapieren und auf Betreiben der hier von Susan Sarandon beklemmend authentisch verkörperten Mutter für ein Casting beworben, bei dem sie durch einen Studio Mitarbeiter für Flynn “entdeckt„ wurde.
Der Film entstand aus den von der Mutter autorisierten Erinnerungen und behandelt demnach die kurze Zeit vom Kennenlernen des ungleichen Paares bis zu Flynns Tod. Das ist zugleich die größte Schwäche des Films, der außer dem exzentrischen Lebenswandel des alternden Hollywoodstars (Flynn war damals in Hollywood schon lange keine große Nummer mehr, nachdem er sich mit seinem Stammregisseur Michael Curtiz überworfen hatte) und dem Thema Lolita in Hollywood (Flynn wollte verständlicherweise gern den damals erschienenen Roman von Vladimir Nabokov mit sich und seiner jugendlichen Geliebten in den Hauptrollen verfilmen) wenig zu erzählen hat.
Die eigentliche Hauptperson des Films ist weder Flynn noch die von Dakota Fanning routiniert gespielte Jugendliche mit der ehrgeizigen Mutter, sondern die Mutter selbst. Man kann erahnen, warum Susan Sarandon diese Rolle angenommen hat. Florence Aadland war nicht nur eine heftige Trinkerin und verkaufte ihre Tochter an einen alternden Hollywood-Star, sondern hatte für ihren fehlgeleiteten Ehrgeiz auch einen Grund: Ihre eigene Karriere als Tänzerin war nach einer Trunkenheitsfahrt mit anschließender Beinamputation früh beendet.
Die zum Zeitpunkt der Dreharbeiten mit etwa 66 Jahren für diese Rolle eigentlich viel zu alte Susan Sarandon spielt ihre Rolle ebenso wie der erstaunlich glaubwürdig wirkende Kevin Kline gekonnt. Nicht nur schafft sie es, den völligen Zusammenbruch der Lebenslüge dieser wortwörtlich bösen Mutter beängstigend zu verkörpern, wobei ihr hilft, dass sie in der letzten Phase des Films eben so alt wirkt wie sie damals wirklich war ("20 Jahre gealtert"). Auch schafft sie es, vor allem den Alkoholismus ihrer Figur und deren zwanghafte Kuppelei mit der eigenen Tochter nicht zu übertreiben, was den für heutige Zeiten erst recht unglaublichen Geschehnissen eine gruselige Beiläufigkeit verleiht. Und doch ist dies nur ein durchschnittlicher Film geworden mit sehr guten Schauspielerleistungen und einer zeitgemäß opulenten Ausstattung, der aber leider nicht viel zu erzählen hat.
Trotz der leider auch hier an jeder Ecke lauernden Klischees deutscher Kinokultur ein noch sehenswerter Film über die Schwierigkeiten der Pubertät. Dank Jasna Fritzi Bauer, die nicht immer subtil, aber dafür gekonnt trotz ihrer damals schon 25 Lebensjahre glaubwürdig eine schwer pubertierende 15-16jährige spielt. Witzig die Szenen beim Kinderpsychologen (ja, es gibt Techniken, um auch verstockte Klienten zum Reden zu bringen - "5,4,3,2,1"); @Eudorafletcher weiß mehr darüber. Für die Performance von Bauer gab es Preise, leider fällt der Rest der Darsteller dagegen (auch wegen der Klischeehaftigkeit) deutlich ab. Und nein - die Maus musste nicht in der Badewanne sterben. Dieses "Experiment" ist in meinen Augen absolut altersgerecht.
Eine entsetzlich bemüht wirkende Variante von "Das Fenster zu Hof" für die Twens der Amazon Generation. Etwas keimfreie Erotik und sehr viel symbolisch aufgeladenes Bildmaterial nebst wilder Twists zum Ende hin wollen glauben machen, dass da mehr ist als der Filmtitel und die Hauptdarstellerin mit dem stets verheult wirkenden Gesicht. Um die leere Symbolik angemessen abzurunden gibts dafür ganz viel Ferngläser mit Sprung, Brillen und zerbrochenes Glas.
Europäische Großproduktion zur Verfilmung einer französischen Legende von Comic. Der Darsteller des Asterix ist ohne jedes Charisma, Depardieu im Tölpelmodus mit seinem ewig röhrenden deutschen Synchronsprecher (Manfred Lehmann), der zum Abgewöhnen sein eigenes Ding macht. Laetitia Casta ist etwas zu moppelig, der Darsteller des Troubardix versucht queere Komödie und alle versuchen irgendwas. Selbst Gottfried John versucht "Großschauspieler" und auch das geht schief - man achte auf seine mühsam einstudiert wirkenden Gesten in der ersten Szene auf dem Pferd. Alles wirkt gestellt, gekünstelt wie Staatstheater Heilbronn und die Spezialeffekte - nun ja....
Dance Moves Songs Choreos - allesamt etwas besser, schneller, mehr auf den Punkt als im ersten Teil. Die Story geht einen Schritt nach vorn mit der zaghaften Integration einer Arbeitswelt im Luxusresort, wo die im Ferienmodus tickende High School Gang kollektiv „arbeitet" und einer Disney-Variante von Satire über Reich und Arm. Der Verzicht auf das Romeo und Julia Schema bereichert die möglichen Konflikte und bringt Abwechslung. Dazu noch viel extrovertiertere Kostüme, alle Darsteller haben z.B. sehr bunten Lippenstift. Auch die geschickt wechselnden Kameraperspektiven und der mal wieder großartige Schnitt: Kenny Ortega lässt hier richtig die Sau raus. Allein die feine Choreografie zu Beginn durch den Flur der High School und die anschließende Massenszene - das dürfte in vielen Musical-Klassen auf der ganzen Welt Unterrichtsmaterial sein. Nur die bescheuerte und hastige Auflösung des Konflikts, die arg schlichte Story und die ausschließliche Ausrichtung auf die Zielgruppe verhindern hier höhere Punkte. Der Rest ist sehr gediegen.