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Alle Kommentare von angucker
Ein Kultfilm mit ausgeprägten Stärken und Schwächen. "The Harder They Come" war sozusagen der erste post-koloniale Film aus Jamaika und markierte filmisch den Beginn des Reggae-Booms der 70er Jahre. Als Bob Marley, Peter Tosh und ihre britischen Epigonen in Europa buchstäblich Stadien füllten (ein verpasster Marley-Gig in der Berliner Waldbühne zählt bis heute zu meinen größten fails aller Zeiten). Und als im armen Jamaika auf einmal mit Reggae richtig Geld verdient wurde.
Der Film erzählt die Geschichte des armen jungen Mannes aus der Provinz, der in die nicht so große Hauptstadt Kingston kommt, beklaut wird, eine Karriere als Sänger versucht, eine Frau findet (auf die auch der Prediger scharf ist), sich mit seinem Plattenboss überwirft des Geldes wegen, Gras vertickt und danach .... wird es ziemlich wirr. Ich hatte erheblich Mühe, dem improvisiert wirkenden Gang der Geschichte in der letzten halben Stunde zu folgen.
Ich hatte ohnehin Mühe, dem skurrilen Pidgin-English der Laiendarsteller zu folgen (trotz Untertiteln) - dennoch würde ich wegen der ungeheuren Atmo dieser landestypischen Sprechweise dringend raten, den Film nicht synchronisiert zu gucken.
Positiv zu vermerken (außer der mitreißenden Musik, bei der allerdings wenige Songs ständig wiederholt werden) ist die unbefangene, spontan wirkende Inszenierung, ist die großartige Kamera, welche ständig an den Akteuren bleibt, ständig zwischen Nahaufnahme und Totale wechselt. Beides erzeugt in Verbindung mit dem körnigen Bild und dem (wohl nach etwas Gras) tiefenentspannten Agieren der Darsteller einen erheblichen Sog, wirkt authentisch, nimmt die Zuschauer mit. Schön auch, dass die (elende) soziale Wirklichkeit, die weitläufige Korruption, die brutale Ausbeutung der Musiker durch die Studiobesitzer völlig ungeniert gezeigt werden. Das ist rau, dreckig und das Geld ist knapp. Auch schön die wenigen Frauenfiguren: Die Mutter von Jimmy Cliff (durchaus interessiert am Geld), seine spätere Frau (angeschmachtet auch vom durchaus weltlich lebenden Prediger, verletzlich und ziemlich sexy) - zwar sind Frauen in dieser "Männerwelt" nur Randfiguren, jedoch gelingt es dem Film, das Nebeneinander von männlich dominierter Geschäftswelt und weiblich dominierter Familie sehr anschaulich abzubilden.
Negativ vermerke ich die zunehmende Wirrnis des Films in der zweiten Hälfte. Da werden Nebenfiguren eingeführt, deren Funktion sich (wohl auch wegen der Sprachbarriere) kaum erschließt, da wird eine wilde Gangster-Story mit einigen beiläufigen Morden angedeutet, die sich aber im Nichts verliert. Vor allem künstelt der Film auf einmal herum, lässt mit "Film im Film" und mit merkwürdigem Gepose die stringente Erzählweise der ersten Hälfte hinter sich und wird dadurch zu einem skurrilen "Arthouse" Film europäischer Prägung - das kann nicht funktionieren.
Wer hier Interesse an der Musikszene Jamaikas gefunden hat, mag die Grace Jones Doku "GRACE JONES: BLOODLIGHT AND BAMI - DAS LEBEN EINER IKONE" (2008) schauen. Da spielen lange Passagen in Jamaika und Jones (ein "Gossenmädel" aus ganz einfachen Verhältnissen) ist ganz in ihrem Element. Einschließlich interessanter Aufnahmen aus dem modernen Jamaika.
Ein Film wie ein Country-Song: "Zuerst ist die Arbeit weg, dann ist die Frau weg, dann ist der Hund weg, dann kommt der Hund wieder..." (Richard Belzer in "Homicide").
Clint Eastwood hat Mühe zu laufen, sitzt viel im Auto oder am Tisch und macht dennoch mit seinen 90+ Jahren noch einen sehr langsamen, sehr ereignisarmen, durchaus ansehbaren Road-Movie. Mit einem Synchronsprecher (Jochen Striebeck?), der sein ganzes Herzblut, seine ganze Erfahrung nutzt, um die vernuschelte, ständig sich mit Konsonanten verhaspelnde Sprache eines männlichen Hochbetagten mit wenig Zähnen und wenig Energie perfekt umzusetzen - geradezu gespenstisch gut!
Der Rest des Films ist so lala. Das seit den 1970er Jahren bis heute unverkäuflich gewesene Drehbuch gibt nicht viel her, konstruiert einen grenzübergreifenden Vater-Sohn-Mutter Konflikt, baut ereignisarme Episoden und ziemlich bemühte Konflikte ein, um die Reise nach Mexiko und zurück unterhaltsamer zu machen.
Eastwood rettet dieses mehr als lahme Drehbuch mit Pferden, schönen Landschaftsaufnahmen, einem gut in den Film passenden Dwight Yoakam (ehemaliger Country Sänger) als Nebenrolle und einer extrem klischeehaften mexikanischen Gangsterbraut als böser Hexe. Ansonsten einmal mehr die mit Verlaub dämliche Chauvi-Nummer der Hochbetagten mit der schönen Witwe. Wie schon in "The Mule" ist sich Eastwood nicht zu schade, eine 40 Jahre jüngere Frau zu freien, die natürlich dermaßen abfährt auf den rüstigen Greis - peinlich und überflüssig, wenn auch für die schlichte Story unerlässlich.
Positiv vermerken kann man die Tierdressuren. Der Hahn "Macho" spielt eine "tragende Nebenrolle" und macht das richtig gut.
Zweitsichtung und einen halben Punkt rauf:
Ja die Tonmischung (bei mir deutsch DD 5.1) ist etwas speziell, sehr stark komprimiert mit diesem ziemlich laut abgemischten Lounge-Jazz, den Soderbergh hier wie auch sonst gern einsetzt, um den Rhythmus etwas leicht zu halten. Aber die Sprachverständlichkeit ist gut und durch die starke Kompression ballert es bei den Schießereien auch nicht so enervierend herum wie bei vielen anderen Genrefilmen. Kann man machen.
Die für meinen Geschmack ziemlich stark angelegten Charaktere (ein finanziell verzweifelter Ewan McGregor=Chef der Dienstleistungsfirma für "Spezialeinsätze", die ziemlich gradlinige Hauptdarstellerin "get my job done", der sexy-charmante Kollege mit dem Alkoholproblem=Channing Tatum und über allen Michael Douglas als hypernervöser, kontrollbedürftiger Auftraggeber der ganzen Schweinereien) entwickeln sich nicht wie üblich über lineare Erzählung, sondern werden über die Rückblenden eingeführt. Kann man machen, ich mag das. Das hat die Erzählqualität von "Out Of Sight", einem anderen Soderbergh Genrefilm - man muss aber etwas aufpassen (und das mögen).
Und nicht zuletzt vor allem auch in der Wiederholung absolut faszinierend zu sehen, wie eine sehr physische Hauptdarstellerin (wie die tänzelt bei ihren Schlägereien mit stärkeren Männern - das macht sonst kein Action-Darsteller, obwohl es so wichtig ist) den Film trägt, ohne sich dabei zu verbiegen. Selbst im Abendkleid etwas prollig (wozu Michael Fassbender ja auch eine trockene Anspielung macht) und doch immer authentisch wirkend. Das erinnert mich an die ähnlichen Qualitäten der jungen Jessica Alba und ist meilenweit entfernt von dem üblichen "Hollywood-Star und Stuntmen machen die übliche Sache". Auf der männlichen Seite würden mir da wirklich nur Keanu Reeves, Jackie Chan oder auch Viggo Mortensen (der auch immer sehr auf seine Körpersprache achtet) einfallen - und das ist schon eine Liga!
Aber wie gesagt - man muss das Genre und die Markenzeichen dieses Regisseurs schätzen, um mit dem Film etwas anfangen zu können.
Hier erfährt man nicht viel Neues von der Bond-Front. Daniel Craig hatte eine künstlerisch ambitionierte Karriere als Nebendarsteller vor seiner Verpflichtung als Brosnan Nachfolger, die Dreharbeiten sind physisch enorm fordernd und ja - Craig hat eine starke Präsenz.
Interessant auch die Beeinflussung von Skyfall durch den Streik der Drehbuchautoren. Ansonsten eher Hofberichterstattung aus dem Hause Broccoli - man kann sich als Deutscher den Kult und die Hysterie in England um diese Franchise ja kaum vorstellen.
Tolle, manchmal überambitionierte Kamera, witzige Tierdressuren, norddeutsche Provinz fast satirisch getroffen, gediegene Schauspieler wie Bjarne Mädel und Matthias Brandt in Höchstform und insgesamt recht unterhaltsam. Wenn da nicht dieses überambtionierte Drehbuch wäre. Geht es auch etwas weniger als überall Angststörungen, Psychopathen und gewollt skurrile Details ("meine Tochter wurde bei einem Gangbang gezeugt") und <Spoiler!>warum zur Hölle muss gleich die gesamte U13 Jugend in das pädophile Geschehen verwickelt sein</Spoiler>. Die Sache mit Spannung und Entspannung müssen Drehbuch und Regie noch lernen. Erinnert mich ganz übel an die überambitionierten Fusion-Experimente virtuoser Musiker der 80er Jahre - da blieb nicht viel übrig.
Ikonen der 60er Jahre (zumindest versucht Margot Robbie, an die überwältigende Ausstrahlung von Sharon Tate zu erinnern) und ein Regisseur, der über zwei Stunden mit diversen Nebensträngen eine krude Version der tragischen Geschichte vom irren Hippie, seinen Jüngerinnen und dem schockierenden Attentat auf eine schwangere Schönheit erzählt. Das ist so naiv wie möglich, so geruhsam wie nötig und hat immer wieder kleine Schmunzler an den richtigen Stellen. Aber auch unendliche Langatmigkeit, wenn Margot Robbie 15 Filmminuten lang ihren eigenen Film besichtigt und Brad Pit (der sich für diese Rolle und die Szenen mit freiem Oberkörper gnadenlos abtrainiert hat) geschätzte 30 Filmminuten eine Ranch mit zombiehaften Hippies besucht. Und wenn die letzten Minuten um sind frage ich mich (wie häufiger bei Tarrantino), was dieser Film außer gelenkigem Handwerk mit toller Kamera, motivierten Darstellern und einer sehenswerten Ausstattung eigentlich zu sagen hat. Mir eher wenig bis nichts. Kunsthandwerk - viele Filmnerds werden es lieben.
Gut gemachter Film mit der grünen Insel Irland als weiterer Hauptdarstellerin. Zwei benachbart aufwachsende Kinder vom Lande können nicht zueinander finden. Beeindruckend die Darstellerleistungen, allen voran Christopher Walken als verstockter, dem eigenen Tod entgegen stolpernder Patriarch, Emily Blunt als ebenfalls sehr verstockter Landpomeranze und (in einer geschickt gecasteten Nebenrolle) Jon Hamm als "reicher Onkel aus Amerika" mit sehr scharfem Verstand und sehr viel Sexappeal.
Der Film hat ein gutes Pacing, liefert mit zwei emotional berührenden Gesangsauftritten (ja, Emily Blunt kann singen!) auch musikalisch gut ab und hat viele witzige, emotionale und berührende Momente. Allerdings würde ich dringend empfehlen, von Anfang an OmU oder einfach Originalton einzuschalten - die Synchronisation nimmt den gekonnt gespielten Dialogen in den unterschiedlichen Dialekten viel von ihrer Authentizität und ihrem Witz. Und gerade am Anfang ist erhöhte Aufmerksamkeit geboten. Denn die Figuren und ihre Beziehung werden nur über ziemlich knappe Dialoge und ebenso knappe Rückblenden eingeführt.
In viel zu schönen Bildern und mit wirklich gelungenem Casting vor allem auch der vielen weiblichen Nebendarstellerinnen erzählt der 1885 spielende Film nach einer Romanvorlage von den "barbarischen" Zuständen in der geschlossenen Psychiatrie (Frauen) zu dieser Zeit. Behandelt wurde mit Eisbädern, Einzelhaft, Laudanum, Aderlass, Hypnose und ähnlich fragwürdigen, teilweise an Folter erinnernden Methoden. Die so genannte "Hysterie" war damals eine Modekrankheit, die Wissenschaft steckte in den Kinderschuhen, die Ärzte waren (so wird dies hier ziemlich plakativ dargestellt) nicht nur aber auch eitle Scharlatane und Vergewaltiger. Vor allem aber diente Psychiatrie damals wie heute (auch) dazu, unappetitliche, unangepasste, anders tickende oder einfach nur verhaltensauffällige Menschen wegzusperren. Zum Beispiel (da ist dieser Film in seiner romantischen Verklärung aber leider extrem vage) Frauen, die nach einer Misshandlung oder Vergewaltigung auch durch den eigenen Mann verhaltensauffällig oder einfach nur verstümmelt oder sonst wie gezeichnet waren.
Das mag für viele heutige ZuschauerInnen neu oder verstörend sein. Leider nicht für mich, weil ich mich während des Studiums interessehalber ausführlicher mit diesem Thema befasst habe. Und aus dieser Sicht bietet der Film überhaupt nichts. Keine tiefere Einführung in das Thema, stattdessen Hochglanzbilder aus historischen Gemäuern, in denen die Frauen gefangen gehalten wurden. Melanie Laurent, die den Film als Regisseurin verantwortet und eine tragende Nebenrolle spielt, hat hier einen historisierenden, eindimensionalen und mit einem "Kostümball" als dramatischem Höhepunkt geradezu lächerlich klischeehaften Roman als Vorlage verwertet. Bis auf die beeindruckenden Schauspielerleistungen und den gekonnten Einsatz historischer Locations und Ausstattungen für mich ein eindimensionaler Film über ein wichtiges Thema. Das geht mir übrigens bei vielen Filmen mit Psychiatrie-Bezug so. "Einer flog über das Kuckucksnest" erscheint mir beispielsweise ähnlich platt.
Nicht jede/r wird sich für diese klassisch daher kommende "Rollentausch/Geschlechtertausch" Komödie aus Frankreich begeistern, bei der eine problematisch gewordene Ehe durch die wechselseitige Übernahme der beruflichen und privaten Rollen belebt werden soll. Was skurrilerweise durch einen Gerichtsvollzieher als "Beziehungscoach" begleitet wird. Aber manchmal ist auch eine einfache Geschichte unterhaltsam, vor allem wenn die Darsteller so gekonnt das einem Mann oder einer Frau gewöhnlich zugeschriebene Verhalten übernehmen, Sophie Marceau breitbeinig läuft und ihre/n Frau/Mann Dany Boon männlich-leutseelig betatscht. Der wiederum dezent, aber nicht zu offensichtlich Gefallen an rosa Shorts, wallender Freizeitkleidung und dem Gekuschel mit den Kindern findet.
Die Pointen sind vorhersehbar, werden aber zielgruppengerecht nicht zu hektisch präsentiert, so dass Zuschauer jeder Altersgruppe etwas davon haben können.
Was mir auch hier an diesen sehr übersichtlich "geplanten" französischen Komödien gefällt ist neben der gediegenen Schauspielerei der "french style": Da wird ein rosafarbener Kleinwagen zum effektvollen Nebendarsteller, da tritt die großbürgerlich-arrogante Mutter der Braut gegenüber dem bodenständigen Gerichtsvollzieher mit den algerischen Vorfahren im stylischen Restaurant in einer bombastischen und modernen Seidenrobe (passend zum Interieur des Lokals) auf, da sind die großbürgerlichen Locations ebenso sorgfältig gewählt wie die jeweils exakt zur Rolle passende Garderobe. Bis hin zur glitzernden Tüte für die Schokoriegel - die Ausstattung macht einmal mehr richtig Spaß und trägt viel zum Gelingen bei. Keine ungefähr passenden Klamotten vom Trödel oder aus dem Fundus. Sondern "richtig" Mode und Requisite, das hat auch was.
Gershwins "Alter-Ego" sitzt am Klavier und kommentiert die amourösen Abenteuer der anderen, träumt vom Hit. Während Gene Kelly zuerst durch die Einrichtung seines winzigen Zimmers tanzt (und dabei das Bett an die Decke bewegt und den Tisch mit dem Frühstück deckt). Am Ende tanzt Kelly in einer rauschhaften 20 Minuten Sequenz durch seine eigenen verliebten Träume. Kelly durfte hier die gesamten Choreographien allein gestalten, der Ehemann seiner früheren Filmpartnerin Judy Garland führte Regie. Lohnt sich schon deswegen - dies ist ein Film ausschließlich für FreundInnen von Tanz und Musik. Die Filmmusik von George Gershwin ist ein Traum - perfekt in den Film integriert - besonders süß, wenn Kelly mit diversen Kindern als Stichwortgebern "I Got Rythm" stepptanzt. Kritik: Der Film hat praktisch keine Handlung, zeigt das Paris von Postkarten amerikanischer Touristen und hat ein völlig unmotiviertes, abruptes Ende. Dialoge dürften manchmal überhaupt einen Sinn machen - hier ist das eher selten der Fall.
Positiv: Figuren, Charaktere? Drauf geschixxen - dies ist keine "Screwball-Comedy" und kein Drama. Sondern ein sinnlicher, manchmal rauschhaft die Freude am eigenen Körper, an Tanz und Akrobatik (Leslie Caron führt eindrucksvoll vor, was eine "echte" Primaballerina noch so kann) feiernder Film mit toller Musik von George Gershwin und einem sehr athletischen, wunderbar tanzenden Gene Kelly und einer ebensolchen Leslie Caron. Die Tanzszenen sind teilweise mit den Statisten sehr schön eingerichtet. Kelly zeigt schwierige, fast akrobatische Schritte vor allem beim Stepptanz. Und betont dies geschickt durch "Passanten", die immer wieder bewundernd genau in die richtige Richtung gucken. Genau gesagt macht es mir schon Freude, Kelly und seinem Film-Partner Oscar Levant nur beim Laufen zuzusehen. Mit unglaublicher Kraft und Körperbeherrschung gleiten die beiden durch die Kulissen wie zwei Panther auf Liebespfaden.
Fun Fact: Für Leslie Caron, die ballettgeschulte französische Bürgerstochter, war dies der erste Film einer langen Karriere - sie ist im Juli 2021 90 Jahre alt geworden und spielte bis ins hohe Alter Charakterrollen. Entdeckt wurde sie von Kelly bei einem Ballettbesuch - so kann es gehen!
Tipp: Wer mit Musik und Tanz nichts anfangen kann, sollte diesen Film einfach komplett auslassen - Freude wird sich dann nicht einstellen.
PS: Etwas akrobatischere Elemente aus den gemeinsamen Tanzszenen von Kelly und Caron, vor allem "Luft-Boden-Luft" Sequenzen, finden sich in ähnlicher Form heute vor allem auch im Eistanzen wieder - damals war das (ich lasse mich gern korrigieren) aber noch völlig neuartig. Immerhin ist dieser Film 70 (!) Jahre alt.
Lebenshungrige Frau sucht sich Schönling und viele viele Banken - eine amerikanische Legende mit blutigem Ende. Von allen neueren Hollywood-Filmen einer der altmodischsten. Wenn da nicht Faye Dunaway mit ihrer neurotisch überzogenen Bonnie wäre, müsste man den heute nicht mehr sehen. Die Oscars bekamen jedoch andere.
Ein Urgestein von Film aus dem Jahr 1935, seiner Zeit weit voraus, hoch professionell und stilbildend für das ganze Genre der Action- und Piratenfilme. Ich habe die restaurierte Fassung mit 114 Minuten Laufzeit OmU im Heimkino gesehen (leider, der Film muss auf der großen Leinwand noch beeindruckender sein) und war niemals gelangweilt und stets begeistert. In zeittypisch gemächlichem Erzähltempo beginnt der nach einem damals populären Roman entstandene Film seine Erzählung mit der völlig willkürlichen Verhaftung des pazifistisch angehauchten jungen Arztes Peter Blood (Errol Flynn), der in den Augen des geradezu fies beschriebenen Königs von England den Fehler gemacht hat, einen verwundeten Aufständischen zu verarzten. Erster Höhepunkt des Films ist eine in allen Details sauber inszenierte Gerichtsverhandlung, geleitet durch einen schwer tuberkulosekranken Vertreter der Krone, welcher – trotz allem Wortgeklingel nur mäßig an dem Schicksal der Angeklagten interessiert – diese trotz der energischen und schön gespielten Verteidigungsrede des jungen Arztes allesamt zum Tod durch Erhängen verurteilt. Nur der effektsicher dargestellten Geldgier des Königs und seines Beraters haben es die verurteilten Aufständischen zu verdanken, dass sie "nur" als Sklaven in die karibischen Kolonien verschifft und dort verkauft werden. Dort wird der groß gewachsene und hübsche junge Arzt von der Nichte des Gouverneurs auf dem Sklavenmarkt gesichtet und (wenig standesgemäß) für 12 £ gekauft. Worauf sich der neu erworbene Sklave aber verbal so aufsässig verhält, dass er von seiner Besitzerin sofort wieder weitergereicht wird und erst auf dem Umweg einer Erkrankung des Gouverneurs über dessen Behandlung zum Leibarzt und Anführer eines groß angelegten Ausbruchs der Sklaven wird.
Bis hierhin (und das ist fast 1 Stunde) ist der Film reines Drama mit fantastischen Dialogen, einer Fülle von Shakespeare-Zitaten und vielen interessanten Anspielungen auf die unangenehmen Seiten der englischen Kolonialmacht. Errol Flynn meistert das wie auch die übrigen Darsteller mühelos, zeigt auch in den Dialogszenen seine erdrückende Leinwandpräsenz und wird dabei von einem Drehbuch unterstützt, bei dem wirklich jedes Wort und jede Pointe sitzen. Danach entwickelte sich der Film zu einer ebenso effektsicher inszenierten wie spektakulär in Szene gesetzten Räuberpistole mit Schiffen, Fechten auf Leben und Tod sowie spektakulären Massenszenen einschließlich Seegefecht, Kanonen, Explosionen und für damalige Zeit hervorragend inszenierten Kampf- und Massenszenen. Man kann kaum glauben, dass das gesamte Budget des Films lediglich 1 Million $ betrug. Nicht nur ist der Ton (Oscar-Nominierung dafür) hervorragend, was der Verständlichkeit natürlich gut tut, sondern Licht, Kamera und die immer präzise ins Bild gesetzte Handlung dürfen auch heute noch als vorbildlich gelten. Lustig ist lediglich, dass bei einigen der ganz großen Massenszenen die Kamera offensichtliche Mühe hat, dem wuseligen Geschehen zu folgen, sodass die in vielen Fällen diagonal ins Bild kommenden Hauptpersonen zu Beginn einer Szene manchmal nicht ganz von der Kamera erfasst werden. Da wackelt buchstäblich ein Pferdekopf mit Reiter halb abgeschnitten von rechts unten in das Bild; der Rest kommt später.
Aber das alles ist wirklich zu vernachlässigen, weil dieser Film schlicht und einfach und in jedem Detail gut ist. Die Filmmusik ist völlig klischeefrei, unglaublich abwechslungsreich und schon allein für sich so unterhaltsam, dass man sie fast allein hören möchte. Das Drehbuch wechselt immer wieder geschickt das Tempo, streut nach längeren Actionssequenzen auch mal einen anspruchsvolleren Dialog oder etwas Komik ein – all dies auch heute noch Qualitäten, die einen guten Actionfilm aus dem Durchschnitt herausheben. Zutiefst beeindruckend. Der Film wurde 1936 für insgesamt 5 Oscars nominiert und bekam leider keinen davon.
"Copy & Paste mit Tiefgang" - wenn es so unterhaltsam, nachdenklich und witzig daher kommt wie hier, wenn das Spiel mit Matrix, Truman Show und GTA so elegant wechselt zwischen Action, Fantasy, SciFi, Standup-Comedy und philosophischer Betrachtung, dann ist das schon anrührend und modern. Ryan Reynolds führt als eine Art "KI-Moderator" und oberster Zermonienmeister der absurden Komik durch eine Handlung, die von 10 bis 100 jede/n Zuschauer/in mitnehmen, unterhalten und schmunzeln lassen kann. Zumal die CGI-Effekte ebenso treffsicher eingesetzt werden wie die endlosen Zitate und Anspielungen auf grünen Hulk und ähnliche Bestandteile der Populärkultur. Selbst für einen leidenschaftlichen "Nicht-Gamer" wie mich interessant und vielschichtig.
Errol Flynn - eine Hollywood-Legende. Ein zeitlebens weitgehend mittelloser Mann aus Tasmanien, der seine Jugendjahre neben unzähligen anderen Jobs als Gigolo finanzierte. Legendär für seine langjährige Alkoholsucht und seinen Frauenverschleiß ebenso wie für seine strahlende Leinwandpräsenz in zahllosen Piratenfilmen. Seine engste und langjährige Lebensgefährtin war eine große 2mastige Bark, mit der Flynn nicht nur von Australien nach Kalifornien segelte, sondern später auch mal vor der Steuerfahndung davon. Unmittelbar nach dem Verkauf dieser Bark starb Flynn, der mit dem Erlös seine Hochzeit finanzieren und eine 15-jährige Schauspielaspirantin heiraten wollte, die er kurz zuvor auf der Besetzungscouch entjungfert hatte. Diese junge Frau, Beverly Aadland, hatte sich mit gefälschten Personalpapieren und auf Betreiben der hier von Susan Sarandon beklemmend authentisch verkörperten Mutter für ein Casting beworben, bei dem sie durch einen Studio Mitarbeiter für Flynn “entdeckt„ wurde.
Der Film entstand aus den von der Mutter autorisierten Erinnerungen und behandelt demnach die kurze Zeit vom Kennenlernen des ungleichen Paares bis zu Flynns Tod. Das ist zugleich die größte Schwäche des Films, der außer dem exzentrischen Lebenswandel des alternden Hollywoodstars (Flynn war damals in Hollywood schon lange keine große Nummer mehr, nachdem er sich mit seinem Stammregisseur Michael Curtiz überworfen hatte) und dem Thema Lolita in Hollywood (Flynn wollte verständlicherweise gern den damals erschienenen Roman von Vladimir Nabokov mit sich und seiner jugendlichen Geliebten in den Hauptrollen verfilmen) wenig zu erzählen hat.
Die eigentliche Hauptperson des Films ist weder Flynn noch die von Dakota Fanning routiniert gespielte Jugendliche mit der ehrgeizigen Mutter, sondern die Mutter selbst. Man kann erahnen, warum Susan Sarandon diese Rolle angenommen hat. Florence Aadland war nicht nur eine heftige Trinkerin und verkaufte ihre Tochter an einen alternden Hollywood-Star, sondern hatte für ihren fehlgeleiteten Ehrgeiz auch einen Grund: Ihre eigene Karriere als Tänzerin war nach einer Trunkenheitsfahrt mit anschließender Beinamputation früh beendet.
Die zum Zeitpunkt der Dreharbeiten mit etwa 66 Jahren für diese Rolle eigentlich viel zu alte Susan Sarandon spielt ihre Rolle ebenso wie der erstaunlich glaubwürdig wirkende Kevin Kline gekonnt. Nicht nur schafft sie es, den völligen Zusammenbruch der Lebenslüge dieser wortwörtlich bösen Mutter beängstigend zu verkörpern, wobei ihr hilft, dass sie in der letzten Phase des Films eben so alt wirkt wie sie damals wirklich war ("20 Jahre gealtert"). Auch schafft sie es, vor allem den Alkoholismus ihrer Figur und deren zwanghafte Kuppelei mit der eigenen Tochter nicht zu übertreiben, was den für heutige Zeiten erst recht unglaublichen Geschehnissen eine gruselige Beiläufigkeit verleiht. Und doch ist dies nur ein durchschnittlicher Film geworden mit sehr guten Schauspielerleistungen und einer zeitgemäß opulenten Ausstattung, der aber leider nicht viel zu erzählen hat.
Trotz der leider auch hier an jeder Ecke lauernden Klischees deutscher Kinokultur ein noch sehenswerter Film über die Schwierigkeiten der Pubertät. Dank Jasna Fritzi Bauer, die nicht immer subtil, aber dafür gekonnt trotz ihrer damals schon 25 Lebensjahre glaubwürdig eine schwer pubertierende 15-16jährige spielt. Witzig die Szenen beim Kinderpsychologen (ja, es gibt Techniken, um auch verstockte Klienten zum Reden zu bringen - "5,4,3,2,1"); @Eudorafletcher weiß mehr darüber. Für die Performance von Bauer gab es Preise, leider fällt der Rest der Darsteller dagegen (auch wegen der Klischeehaftigkeit) deutlich ab. Und nein - die Maus musste nicht in der Badewanne sterben. Dieses "Experiment" ist in meinen Augen absolut altersgerecht.
Eine entsetzlich bemüht wirkende Variante von "Das Fenster zu Hof" für die Twens der Amazon Generation. Etwas keimfreie Erotik und sehr viel symbolisch aufgeladenes Bildmaterial nebst wilder Twists zum Ende hin wollen glauben machen, dass da mehr ist als der Filmtitel und die Hauptdarstellerin mit dem stets verheult wirkenden Gesicht. Um die leere Symbolik angemessen abzurunden gibts dafür ganz viel Ferngläser mit Sprung, Brillen und zerbrochenes Glas.
Europäische Großproduktion zur Verfilmung einer französischen Legende von Comic. Der Darsteller des Asterix ist ohne jedes Charisma, Depardieu im Tölpelmodus mit seinem ewig röhrenden deutschen Synchronsprecher (Manfred Lehmann), der zum Abgewöhnen sein eigenes Ding macht. Laetitia Casta ist etwas zu moppelig, der Darsteller des Troubardix versucht queere Komödie und alle versuchen irgendwas. Selbst Gottfried John versucht "Großschauspieler" und auch das geht schief - man achte auf seine mühsam einstudiert wirkenden Gesten in der ersten Szene auf dem Pferd. Alles wirkt gestellt, gekünstelt wie Staatstheater Heilbronn und die Spezialeffekte - nun ja....
Dance Moves Songs Choreos - allesamt etwas besser, schneller, mehr auf den Punkt als im ersten Teil. Die Story geht einen Schritt nach vorn mit der zaghaften Integration einer Arbeitswelt im Luxusresort, wo die im Ferienmodus tickende High School Gang kollektiv „arbeitet" und einer Disney-Variante von Satire über Reich und Arm. Der Verzicht auf das Romeo und Julia Schema bereichert die möglichen Konflikte und bringt Abwechslung. Dazu noch viel extrovertiertere Kostüme, alle Darsteller haben z.B. sehr bunten Lippenstift. Auch die geschickt wechselnden Kameraperspektiven und der mal wieder großartige Schnitt: Kenny Ortega lässt hier richtig die Sau raus. Allein die feine Choreografie zu Beginn durch den Flur der High School und die anschließende Massenszene - das dürfte in vielen Musical-Klassen auf der ganzen Welt Unterrichtsmaterial sein. Nur die bescheuerte und hastige Auflösung des Konflikts, die arg schlichte Story und die ausschließliche Ausrichtung auf die Zielgruppe verhindern hier höhere Punkte. Der Rest ist sehr gediegen.
Hypernarzisstischer Alkoholiker und zwanghafter Frauenaufreißer nervt sich, seine Ehefrau, deren Familie und das Publikum in Endlosschleife mit den "Ich-Erzählungen" eines narzisstischen Alkoholikers. Das hat (einschließlich der bescheuerten Slapstick Einlagen wie "Alkoholiker verursacht nach Elektroschockbehandlung Unfälle" oder "Leucht-Kondome") die Tiefe einer Styropor-Verpackung in der leicht gefüllten Badewanne und den Unterhaltungswert einer dreistündigen Zugfahrt mit einem narzisstischen bürgerlichen Alkoholiker (mein schlimmstes Zugerlebnis aller Zeiten). 1 Punkt für das Lebenswerk von Blake Edwards und 2 für die aberwitzigen 80s Kostüme und die originell präsentierte Bodybuilderin. Wenn eine Regie-Legende mit so einem bescheidenen Drehbuch voller verquaster Alkoholprobleme und Midlife-Crisis bei einem Studio aufschlägt, sollte man das Drehbuch verbrennen, dem Urheber eine Entziehungskur schenken und vor allem die Kreditkarten sperren.
Mit 60+ bin ich klar nicht die Zielgruppe, muss aber Qualitäten anerkennen, die bei einem Musical-Film wirklich zählen: Gelungene, teilweise sogar witzige (mit Basketbällen gemachte) Choreos, originelle Tanzszenen, wirklich eingängige, gut produzierte und von den beiden Hauptdarstellern ansprechend eingesungene Ohrwürmer. Und natürlich (aber das ist dann mehr für die Zielgruppe der Teenager) niedliche Hauptdarsteller, sogar sehr diverse-. Auch die Nebenrollen sind gut besetzt. Ich denke da an die dickliche Frau aus dem "Mathe-Team" mit ihrer Hip-Hop Einlage und das "böse" Geschwisterpaar. Verglichen mit dem hoch gelobten und oscarprämierten "La La Land" (ein Vergleich, den ich wirklich gern ziehe) ist dies ein runder, technisch gelungener Film mit guter, eingängiger Musik.
Negativ: Natürlich Disney. Ein aseptisches, etwas bigottes Weltbild, bei dem sich rollige Teenager lächelnd auf die Wangen küssen. Aber WTF - dafür hat auch dieser Teil mit den Bekenntnissen zum Backen, zum Stricken, zum Singen durchaus einen gewissen Charme. Ich kann die Verrisse hier nicht verstehen. Es gibt mindestens 100 Musical-Filme, die mehr cheesy, mehr aseptisch und mehr schmalzig sind!
1 Extrapunkt für Basketball. Wer hätte denn gedacht, dass Zac Efron nicht nur gut aussehen, sondern auch richtig Basketball spielen kann. Good Move!
Handwerklich mehr als solider Film über den verzogenen Oligarchensohn, der mit Hilfe einer "Zeitreise", inszeniert von der zufällig beim Fernsehen tätigen Freundin des Oligarchen, kuriert werden soll. Setting, Kamera, Locations, Nebendarsteller - hier hat alles Niveau, wenn auch die plakative Darstellung der russischen Variante von reicher Schickeria (Ferrari, Champagner und Korruption überall) etwas abgedroschen wirken kann. Im letzten Viertel geht dem Drehbuch etwas die Puste aus. Aber durchaus unterhaltsam und zwischendurch immer wieder witzig auch dank der guten Darsteller.
Fun-Fact: Die zumeist völlig gestresst und überarbeitet aussehende Freundin des Oligarchen wird für die letzte Szene so gekonnt geschminkt, frisiert, ausgeleuchtet..., dass sie wirklich 15 Jahre jünger wirkt. So eine gekonnte "Verjüngung" (noch dazu dramaturgisch passend) habe ich lange nicht mehr gesehen.
Fred Rogers war presbyteranischer Priester, Musiker, Puppenspieler und Gastgeber einer für Kinder im Vorschulalter konzipierten Sendung mit dem Titel dieses Dokumentarfilms, die von 1968-2001 von einem öffentlich-rechtlichen Fernsehsender in Philadelphia (USA) ausgestrahlt wurde. Nach immerhin 17 Jahren Lehrzeit als Mitarbeiter einer anderen Kindersendung wurde Rogers, der eigentlich Geistlicher werden sollte, zum Gastgeber und omnipräsenten Puppenspieler, Gastgeber, Talk Master und Konzeptentwickler seiner Sendung, die er mit großer Leidenschaft mit nur kurzen Unterbrechungen über mehr als 30 Jahre betreute. Aus dem danach natürlich reichlich vorhandenen Archivmaterial hat Regisseur Morgan Neville (bekannt von seiner überragenden Musik-Doku "20 Feet From Stardom") diese sehr elegant montierte Doku über einen ebenso exzentrischen wie spirituellen Mann gemacht, die einfach nur tief bewegend ist. Geschickt geschnitten, unterbrochen nur von sehr kurzen Intervieweinblendungen, die jedoch ebenso prägnant wie informativ sind zeigt der Film Stationen aus dem beruflichen und privaten Leben eines Mannes, der einen unerschütterlichen Glauben daran hatte, dass Mensch sein vor allem Unterstützung durch die Familie und Mitmenschen sowie Empathie bedeutet. Es ist faszinierend zu sehen, wie der massiv charismatische Rogers in seiner etwas verschrobenen Art mit seinen ewigen Strickjacken und den stets ultra-korrekt frisierten kurzen Haaren zu den in seine Show kommenden Kindern und überhaupt jedem Gesprächspartner mit sehr einfachen Mitteln eine tiefe emotionale Beziehung aufbaut, die jedoch nicht von Affektiertheit oder Schauspielerei geprägt ist, sondern von dem Mantra dieses Mannes, man müsse gut zu seinem Gegenüber sein und positiv. Dabei wurde Rogers durchaus häufig angefeindet. Die fundamental rechten Amerikaner verteufelten den zweimal verheirateten Rogers als latent homosexuell unter anderem auch, weil er in seiner Sendung einen farbigen offen schwul lebenden Künstler beschäftigte und mit seiner oft etwas linkisch wirkenden Art nicht in das übliche Schema des amerikanischen Showstars passte. Gleichwohl schaffte er es mit seinem eingeschworenen Team von Mitarbeitern, die über die Jahrzehnte praktisch nicht wechselten, seine eigene Vision von Menschlichkeit unerschütterlich nicht nur öffentlich vorzuleben, sondern auch mit den in seine Sendung kommenden Kindern zu praktizieren. Auch durch die geschickte Montage des Archivmaterials wird dies nach einer kleinen Eingewöhnung auf das für europäische Verhältnisse etwas seltsame Thema geradezu magisch und entwickelt einen massiven Sog, der mich als Zuschauer völlig vereinnahmte.
Einer der Höhepunkte des Films ist die Anhörung von Rogers in einem Senatsausschuss, bei der es um Mittelkürzungen für seinen mit öffentlichen Mitteln finanzierten Sender geht. Gegenüber einem extrem feindseligen konservativen Ausschussvorsitzenden wischt Rogers trotz erkennbarer Nervosität seine vorgefertigte Präsentation beiseite und spricht den abgebrühten Berufspolitiker, der eigentlich sein Gegner ist, mit kurzen Sätzen direkt an und transportiert die aus seiner Sicht selbstverständliche Notwendigkeit, mit den Mitmenschen im allgemeinen und Kindern im besonderen liebevoll und unterstützend umzugehen so überwältigend, dass er schon deutlich vor Ablauf der vorgesehenen Redezeit von 10 Minuten von einem buchstäblich erschütterten Ausschussvorsitzenden die Freigabe der Mittel erhält. Ein anderes Highlight dieser Doku ist die unmittelbare auch physische Begegnung von Rogers mit einem Gorilla. In dieser langen Einstellung kommuniziert er mit dem ihm gegenüber gigantisch großen und dunkel wirkenden Tier trotz erkennbarer Nervosität wiederum so erfolgreich und unmittelbar, dass die beiden auch ohne Worte zuletzt zu einer physischen und emotionalen Einheit werden. Sowas habe ich jedenfalls noch nie vorher gesehen. Spätestens hier wurde der 10. Punkt fällig.
Und das, obwohl ich außerordentlich skeptisch eingestellt bin gegenüber jeder Form von Religion, Kirche und Weltanschauung. Die einfache Mitmenschlichkeit und die klare Kommunikation von Rogers ist in Verbindung mit der geschickten Montage des Films so überwältigend, dass es kaum mit etwas anderem zu vergleichen ist. Die für Morgan Neville typische Technik, die von ihm selbst gedrehten Interviews sehr stark einzukürzen und häufiger auch wild in der Chronologie zu springen reichen nicht für einen ganzen Punktabzug. Denn dies ist ein Dokumentarfilm und kein Geschichtslehrbuch. Ein Must-See Film!
Uff, spät, aber! Ich habe keine "Lieblingssongs" - das wechselt sehr oft und über die Jahre sowieso und ich würde die Liste daher als "meine derzeitigen 15 Live-Youtube-Hits" überschreiben. Kommt aus diversen Listen, die ich über die Jahre angelegt habe. Heute Schwerpunkt Vocal. Ohne Rangfolge (Musik ist Kunst und kein Wettbewerb):
1. Stevie Wonder & Jeff Beck "Superstition"
https://www.youtube.com/watch?v=CeUKOFVO15w&
Der erste No. 1 Hit von Wonder, beide haben daran gearbeitet, die bessere Version ist eigentlich die von Beck, Bogert & Appice: https://www.youtube.com/watch?v=xyyhm1D7zlI
2. Bobby McFerrin & Kaunas Crowd: "I Can See Clearly Now"
https://www.youtube.com/watch?v=pO_LV-yInc
Das Jimmy Cliff Original ist schon Hammer, aber DAS! (Litauen ist No. 1 in Vokalmusik btw)
3. Herbie Hancock Band: "Chameleon"
https://www.youtube.com/watch?v=7pjBwG6BS-c
Funk Ya!
4. Little Feat (feat. Bonnie Raitt, Emmylou Harris, Jesse Winchester): „Dixie Chicken“
https://www.youtube.com/watch?v=3z-GwdaKrn
Sorry, aber ich liebe sie alle!
5. Tom Petty, The Heartbreakers (& the Crowd): "Learning To Fly"
https://www.youtube.com/watch?v=4p_f7Df2-oM
A man and the crowd...
6. Tal Wilkenfeld (Leonard Cohen Cover): "Chelsea Hotel"
https://www.youtube.com/watch?v=pWHszh0JHPE
Dieses Cohen-Cover steht für mehrere andere des Dichters, der nicht singen konnte. Insbesondere Jennifer Warnes hat da Großes geleistet (aber weniger bei Youtube).
7. Nanci Griffith (RIP): "Love at The Five And Dime"
https://www.youtube.com/watch?v=2GK462XnRjQ
8. Chris Stapleton & Justin Timberlake: "Tennessee Whiskey"
https://www.youtube.com/watch?v=jZG82iqP06A
Vermutlich der beste "Crossover" Live-Gig der letzten 10 Jahre.
9. Rickie Lee Jones: "Easy Money"
https://www.youtube.com/watch?v=TCyQOJxWOkA
10. Linda Ronstadt & Bonnie Raitt: "Blowing Away"
https://www.youtube.com/watch?v=SfETVe9lqeU
11. CSN, Bonnie Raitt: "Love Has No Pride"
https://www.youtube.com/watch?v=-nmPdUiT5ks
12. Haley Reinhart: "Lay It Down"
https://www.youtube.com/watch?v=JqluowA-r5M
Meine YT-Sanges-Königin. Außerhalb eher weniger bekannt.
13. Sweet Honey In The Rock: "More Than A Paycheck"
https://www.youtube.com/watch?v=UzlEGxiHpEU
... just because i love a-cappella and vocals
14. Patti Griffin: "Let Him Fly"
https://www.youtube.com/watch?v=TVLuEojfBIs
15. Steve Earle & Emmylou Harris: "Goodbye"
https://www.youtube.com/watch?v=Rr2IY8q687I
Die fantastischen Kameraeinstellungen, die geschickten Lichtsetzungen und großartigen Außenaufnahmen, das malerische Setting und die liebevoll immer wieder ins Bild gesetzten sauberen und gepflegten Kostüme lassen den Zuschauer vergessen, dass es bei dieser Geschichte um Leid, Entbehrung, Hunger, Vereinsamung und Not einer ihrer Männer beraubten Gruppe von Bergbäuerinnen im chaotischen Frankreich des Jahres 1851 geht.
Von daher ist der Film zu schön, um wahr zu sein. Was ihm viel von der möglichen Eindringlichkeit oder sogar Dramatik des Themas nimmt. Der Film bleibt (zu sehr) an der schönen Oberfläche.
Versicherungsvertreter besucht einen Klienten zwecks Verlängerung der Autoversicherung, wird von dessen Frau im Badetuch begrüßt, verliebt sich in deren für die Zuschauer unsichtbares Fußkettchen und ist 15 Filmminuten später Beteiligter in deren albernem Mordkomplott. So einen konstruierten Unfug kann ich nicht vertragen und streiche diesen Klassiker aus meiner Bibliothek und Gedächtnis, zumal ich auch für die schauspielerischen Talente der beiden Hauptdarsteller völlig unempfänglich zu sein scheine. Hatte ich bei einem vom überschätzten Raymond Chandler mit geschriebenen Drehbuch fast erwartet.
Sehenswert gekonnt ausgeleuchtete Schwarzweiß Aufnahmen und Edward G. Robinson, sowie 1 Extrapunkt für Wilders Lebenswerk. Aber die allgemeine Begeisterung kann ich hier nicht teilen.