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Alle Kommentare von angucker
Interessantes Frühwerk von Lasse Halström. Erzählt wird das Heranwachsen eines Jungen, der von seinem älteren Bruder gequält wird und sich ständig Sorgen um die Gesundheit seiner allein erziehenden Mutter machen muss. Diese kommt dann ins Krankenhaus und der Junge allein in die schwedische Provinz zu seinem Onkel, der zwar einfühlsam und unterstützend ist, aber auch mächtig skurril. Es ist schön dargestellt, wie der schüchterne Junge im dörflichen Umfeld einer Glas-Manufaktur richtig aufblüht, im Fußballverein mit einem burschikosen Mädchen anbandelt, der üppigen blonden Dorfschönheit hinterher schmachtet und dabei langsam erwachsener wird und sich von seiner übermächtigen Mutter löst.
Zu sehen gibt es außer bewusst witzig gestalteten Szenen vom Lande (Eisbaden, Scheunenboxen, Ausflüge mit seltsamen Hängebahnen) auch viele Szenen, die in der Glas-Manufaktur zwischen glühenden Glaskolben spielen. Das und der zum Teil schräge Humor halten den ansonsten handlungsarmen Film gut am Laufen. Man sieht sehr deutlich, wie präzise die Regie sich am Storyboard entlang tastet. Merkwürdige Apparate und zuletzt sogar eine Polyesterskulptur der nackten Dorfschönheit inklusive.
Bei aller Harmlosigkeit ist der Film schräg und originell genug, um zeitlos zu sein. Ein Feelgood Movie mit etwas Tiefgang und sehr originell.
Wesentlich schlechter als das amerikanische Remake "Champions" mit Woody Harrelson in allen Bereichen. Vor allem gibt es hier zu viel typischen deutschen Klamauk, weniger Zwischentöne und einen deutlich schwächeren Hauptdarsteller.
Überraschend, dass dieser Film trotz zwei Stunden Laufzeit und der übersichtlichen Storyline Spaß macht. Es liegt an dem breiten Raum, den die eingeschränkten Personen erhalten, die hier anders als in der deutschen Fassung dieses Films nicht als alberne Freaks, sondern als eigenwillige und starke Persönlichkeiten dargestellt werden. Die emotionalen Behinderungen der "normalen" Personen sind über die Laufzeit immer offenkundiger, was dem Film Witz und etwas Tiefe gibt. Die Basketball Szenen sind gekonnt gefilmt und die bodenständige Darstellung von Harrelson, Olsen und Cheech Marin macht einfach Freude. Die deutsche Synchro sollte man liegen lassen. Die Sprache ist einfach, das Gegrummel von Harrelson total authentisch und die Witze teilweise nicht gut übersetzbar.
Ich vergleiche diesen Film mit „Love And Basketball“. Obwohl Sam Raimi das alberne Getue um den perfekten Wurf sehr effektvoll filmt, spielt diese Schmonzette vergleichsweise in der Kreisliga. Was auch daran liegt, dass die Romanze fad ist, das Paar keine Chemie hat und Kelly Preston eine wenig glaubwürdige deutsche Synchronsprecherin. Außerdem hat der Film mindestens 45 Minuten Überlänge.
Es beginnt musikalisch mit dem "Tiger Rag", einem rasanten A Capella Pop Titel der Mills Brothers aus dem Jahr 1932. Wir sind im Jahr 1933, große Wirtschaftskrise und ein hübscher, etwas angestrengt wirkender Junge von etwa 12 Jahren (Jesse Bradford - besser war in so jungen Jahren als Schauspieler nur di Caprio) erzählt etwas angestrengt vor einer Schulklasse seine erfundene Geschichte von der telefonischen Begegnung mit Charles Lindbergh. Hält kurz inne, um zu überprüfen, ob sein Witz mit dem Käse und dem Senf zündet. Blickt in ausdruckslose Gesichter seiner MitschülerInnen und bringt seine Geschichte zu Ende. Der Junge kommt aus einer bettelarmen jüdischen Familie, die in einem Hotelzimmer lebt, ständig auf der Flucht vor Vaters Gläubigern und besorgt um Mutters Gesundheit. Phantasievolle Geschichten sind die Stärke des Jungen, der damit sowohl für kurze Momente der Wirklichkeit entflieht und auch versucht, den schönen Schein einer normalen Familie aufrecht zu erhalten. Aaron Kurlander (so heißt der Junge) sieht die Welt aus seiner Perspektive und erwehrt sich fast widerwillig der Avancen einiger Mädchen aus seiner Klasse, etwa der "stinkreichen" Christina (gespielt von einer blutjungen Katherine Heigl), der kränklichen Ella, sogar der Fahrstuhlführerin (Rap-Star Lauryn Hill in einer kleinen Nebenrolle). Der Junge macht seltsame Begegnungen, versucht, etwas zu essen zu bekommen und - wie wohl alle Kinder - irgendwie klar zu kommen. Zuletzt mit einem preiswert erworbenen Vorrat von etwa 30 Brötchen, welche seine einzige Nahrung geblieben sind.
Aus diesem Nichts an Story macht Regisseur Steven Soderbergh nach seinem eigenen Drehbuch einen bezaubernden filmischen Exkurs über die Schwierigkeiten des Lebens, über Armut, Hunger und vor allem über Resilienz. Über die Fähigkeit des Kindes, des Menschen, mit extrem schwierigen Bedingungen fertig zu werden und immer weiter zu leben, nicht aufzugeben, teilzunehmen an dem, was wir "Leben" nennen.
Das ist als Film brillant gemacht. Die Kamera nimmt konsequent die Kinderperspektive ein. Der widerliche Hotelpage mit den schlechten Zähnen wird von schräg unten zu einem hässlichen, übergroßen Monster. Die große gewachsene Christina überragt Aaron um einen Kopf. Der korrupte fette Polizist erscheint in fast jeder Einstellung riesig und fett. Durch die perfekte Kamera, den für Soderbergh typisch fließenden Rhythmus und den geschickten Schnitt werden die fast beiläufig arrangierten Szenen nie langweilig. Der Film entwickelt einen gnadenlosen Sog. Die erzwungene Autofahrt lässt mich den Atem anhalten. Und immer behält der Film einen beiläufigen Humor.
Die Schauspieler können es. Jeroen Krabbé als zwielichtiger, rücksichtsloser Hallodri, Adrien Brody als kerniger "bester Freund" und Beschützer. Hier ist ausnahmslos jede Rolle perfekt (und zum Teil sehr originell) besetzt. Dies ist kein typischer "Coming Of Age" Film, sondern eine charmante, niemals trübsinnige und filmisch gut gemachte Geschichte über Armut, Hunger und soziale Ausgrenzung - aus Kinderperspektive. Thematisch sehr ähnlich in meinen Augen zu Polanskis "Der Pianist". Und geiles Kino. Nur der etwas banale, hollywood-gerechte Schluss verhinderte bei mir die Höchstnote. Vielleicht ist dies der beste Film von Soderbergh. Und das will in meinen Augen schon etwas heißen.
Liebevoll gefilmte Locations und Unterwasserszenen auf den Bahamas, mit Don Cheadle und Naomie Harris gut besetzte Nebenrollen und eine reizende Fülle geschmackvoller Gags halten dieses belanglose Filmchen am Laufen. Im Bett mit Woody Harrelson, schräge Angelausflüge und total geschmackvolle Filmmusik von Lalo Schifrin inklusive. Aber die Story ist vorhersehbar und Selma Hayek könnte mal etwas anderes machen als immer nur ihre Brüste in die Kamera zu recken wie Pierce Brosnan seine Haartolle.
Tom Petty war eine Marke für sich. Einer der begabtesten Songwriter seiner Zeit, Kettenraucher, Junkie, Workaholic, charismatischer Frontman und dabei so retro wie möglich. Der Film dokumentiert und kommentiert die Entstehung seines Soloalbums Wildflowers. Ganz Petty nimmt er das Album mit zwei langjährigen Musikern aus seiner Band auf. Und mit Star Produzent Rick Rubin, der hier die Interviews ausgiebig für Selbstdarstellung und langweilige Eigenwerbung nutzt. Zu sagen haben Produzent und Musiker eher wenig. Wer einen so genialen Song wie "Wildflowers" in einem Stück schreibt, ist Musiker und kein Selbstdarsteller.
Es ist anrührend zu sehen, wie Petty zappelt, raucht und dazwischen mit seinen Buddies unglaublich routiniert schöne Musik raushaut. Aber als Doku ist der Film eher schwach.
Bei der Zweitsichtung (diesmal im Originalton) einen Punkt rauf: Die Performance von Sissy Spacek ist unfassbar intensiv. Mit ihrer dunklen, rauen Stimme spricht und singt sie - das ist einfach episch. Und Beverly D'Angelo als Patsy Cline - eine gekonnte, sich eng an den verfügbaren Originalaufnahmen von dieser Virtuosin des weiblichen Country orientierende Darstellung - auch hier singt die Schauspielerin selbst und das ist fast noch schwerer als der kernige Gesang von Loretta Lynn. Der Film geht liebevoll mit seinen Figuren um, fängt das hinterwäldlerische Milieu der Kohleminen von Kentucky, die erdige Präsenz und den Ehrgeiz der jungen Frau, die mit 14 Jahren ihre ersten Kinder bekam, die nicht immer einfache Beziehung zu ihrem langjährigen Ehemann (Tommy Lee Jones) perfekt ein. Die Massenszenen sind - wie immer bei Regisseur Michael Apted - gekonnt gemacht. Trotz einiger Längen eine der besten Musik-Biographien. Und -> "Nur im O-Ton, bitte"
Regisseur Michael Apted macht hier genau, was er gut kann: Eine Geschichte mit intensiven gesellschaftlichen Bezügen erzählen und dabei viel Atmo herstellen. Es geht in dieser "Kaspar Hauser / Wolfskind" Variante um eine junge Frau, die mit ihrer inzwischen verstorbenen Mutter völlig allein im Wald gelebt hatte. Da die Mutter offenbar sehr jung einen Schlaganfall hatte mit Folge einer Gesichtslähmung, "erlernt" die Tochter diese verstümmelte Sprache (nach meinen bescheidenen Kenntnissen von Linguistik durchaus realistisch) und kann sich daher mit der Umwelt und dem als Arzt beim Tod der Mutter hinzu kommenden Doktor (Liam Neeson) kaum verständigen. Und empfindet die zwangsläufig an sie heran kommende Zivilisation als bedrohlich.
Positiv zu erwähnen sind die interessante Geschichte, die großartige Darstellung der "Nell" durch Jodie Foster, die hier mit vollem Einsatz einen schwierigen Charakter perfekt verkörpert. Und auch erwähnenswert die intensiven Landschaftsaufnahmen und die unglaubliche Chemie des im wirklichen Leben damals frisch vermählten Paares Neeson/Richardson. Aber abgeholt hat mich die Geschichte nicht: Zu kitschig das ganze, wozu auch die sehr sphärische Filmmusik von Mark Isham viel beiträgt und der Umstand, das wirklich kein Klischee ausgelassen wird: Die junge Frau aus dem Wald ist maximal sensibel, erkennt mühelos die Gefühlslagen ihrer Bezugspersonen, die ganze Story um Vormundschaft und Einweisung ist einfach nur Klischee. Da kam wenig Freude auf trotz der handwerklich gekonnten Machart. Übrigens kann man hier einige Darstellende aus dem Cast von "Justified" entdecken wie Nick Searcy. 2 Extrapunkte für das interessante Thema und für Jodie Fosters Einsatz.
Es braucht einen Hauptdarsteller wie Michael Fassbender, um dieses Nichts an Story am Laufen zu halten. Fassbender macht sich unsichtbar, gleitet mit seinen Yogaübungen und seinem fast hageren Körper immer betont unauffällig durch eine klassische Geschichte von Fail und Revenge. Dabei geht es eigentlich mehr um die große Disziplin, den hohen Qualitätsanspruch dieses Arbeiters in einem internationalen Netzwerk von Reichen und Mächtigen. Der Killer nimmt nicht teil, sondern schwimmt nur mit und gehört nie dazu. Das ist völlig eindeutig ein Märchen vom "working class hero", vom Arbeiterhelden. Dabei spannend, witzig, detailfreudig.
Perfekte Inszenierung, die Einstellungen kommen total auf den Punkt, selbst das langweilige Warten auf den Schuss ist kurzweilig. Ein witziger Kurzauftritt von Tilda Swinton, whiskeyseelig und selbstironisch. Ein wirklich toll inszenierter Fight (und nur einer!) voller Dramatik und sachlicher Härte. Nette Locations und - das muss man mal hervorheben - eine sehr informative, crispe Tonspur voller Mikro-Informationen und kleiner Details, bei der sich das Hinhören so richtig lohnt. Einschließlich der geschickt eingestreuten Original-Musik. Ein handwerklich erhabener Film, der sich heraushebt aus dem eintönigen "Bumm und Drauf" moderner Action-Produktionen. Mehr Charakterstudie als Actionfilm. Und handwerklich so gekonnt gemacht wie eine Musik-Doku von Martin Scorsese.
Ein wirrer Film mit einer hanebüchenen Storyline, bei dem ich wegen unfreiwillig aufkommender Langeweile irgendwann nur noch registrierte, wie oft schon allein die Garderobe inkonsistent war. Da rennt Michael Caine in einem englischen Trenchcoat durch den Schnee zu einer Telefonzelle in Helsinki, bibbert dramatisch und trägt in der nächsten Einstellung (selber Ort, selber Tag) einen fetten schwarzen Pelzmantel nebst Pelzmütze. Um damit dann voll bekleidet in eine Dampfsauna zu spazieren, wo er lange Dialoge mit einem nackt schwitzenden Karl Malden abfeiert. Während die mir unbekannte weibliche Hauptdarstellerin mit dem französisch klingenden Namen sicherheitshalber gleich alle 30 Sekunden ihren Pelzmantel wechselt. Die Sponsoren der Pelzmäntel werden im Vorspann erwähnt.
Ich hätte von Regisseur Ken Russell ja nicht viel erwartet, aber dieser wirre Trash wirkt im Vergleich zu den ebenfalls von Harry Saltzmann produzierten Bond Filmen aus dieser Zeit wie Kreisliga. Und ist bis auf die nette Musik handwerklich so schlecht, dass es schon nicht mehr lustig ist. Enorm viel Schnee und Eis sowie komplizierter Kreuzungsverkehr auf den zugefrorenen Seen, auf denen hier gefahren wird. Man bekommt wenigstens Respekt vor dem finnischen Winter der damaligen Zeit.
Stark gehypter Film, der durch gute Darstellende (auch die Kinder) und fast anstrengende Erzählintensität (pausenlos werden Szenen, Eindrücke und Kameraeinstellungen abgespult, obwohl äußerlich sehr wenig passiert) auffällt. Thematisch eine moderne, zeitgemäße Version der grandiosen Verfilmung von John Steinbecks "Früchte des Zorns" (1940). Allerdings kann ich die Begeisterung der Kritik nicht teilen. Die dramatischen Schübe der Handlung in den letzten 15 Minuten wirken ebenso aufgesetzt und künstlich wie die unangenehm verquasten religiösen Bezüge, welche sich an allen Ecken und Enden des Films immer wieder wie Würmer ringeln. Von den biblischen Vornamen über den verrückten Farmarbeiter und sein Kreuz, die beziehungslos neben die Familie gestellten Kirchenszenen - was will uns der Film damit sagen?` Das fühlt sich an wie die verkitschte Version eines koreanisch-amerikanischen Heimatfilms und überzeugte mich mit der hyperaktiven Dichte von immer sehr expliziten Szenen wenig. Sagen wir es mal so: Ich persönlich hätte dieses Drehbuch nicht verfilmt.
Aber vielleicht ist das mit Sozialdramen wie mit "Die Drei Musketiere": Jede Generation bekommt, was sie kennt und verdient. Hier gehörte ich persönlich jedenfalls nicht zur Zielgruppe und verzichte.
Abgewrackter Pornodarsteller kehrt vorübergehend in das (noch) eheliche Bett und die Bretterbude seiner Frau und seiner ständig bis zur Besinnungslosigkeit bedrogten Schwiegermutter nach Texas zurück. Direkt am Rand der Ölfelder, stimmungsvoll angeleuchtet von Ölfackeln und grandiosen Sonnenuntergängen versucht der von Simon Rex authentisch gespielte Proll-Held mit dem dicken Dödel, irgend einen Platz im "normalen" Leben außerhalb der Pornobranche und eine Arbeit zu finden. Es reicht dann aber nur zum Verkauf von Gras und dazu, eine wirklich strunzdumme und rothaarige 17,9jährige Verkäuferin in einem Donut-Laden anzubaggern.
Die mitleidlose Teilnahme des Films an den völlig sinnlosen Verrenkungen seines Protagonisten, die beeindruckend gefilmten abgewrackten Hinterhöfe des amerikanischen Traums in hölzernen Behelfshütten, vor den Fernsehern und in den Marihuana-Wolken eines perspektivlosen Lebens werden in beeindruckend vitalen Bildern eingefangen. Das hält den Film am Laufen, auch wenn die Handlung mehr als dünne ist. Von der Kritik hoch gelobt und von @liebertee immerhin mit 7.5 Punkten und einer tollen Besprechung bedacht, war dies für meinen Geschmack etwas ziellos. Verglichen mit der düsteren Relevanz und den packenden Dialogen von "Justified" etwa ist dies doch mehr Mockumentary als Gesellschaftsdrama. Das bittere Grinsen über den chancenlosen Helden und sein Umfeld hat keinerlei Story zu bieten. Und doch ist dies ein filmisch überzeugender Film, den man mit seinen authentischen Locations auch als Blick in den Untergrund der amerikanischen Gesellschaft lesen kann. Mir war es etwas zu ziellos.
Gut choreographierte Kampfszenen, ein fast teeniehaft fusselbärtiger und dadurch origineller Jungmann als "Held" und ein extrem präsenter Michael Keaton. Nicht schlecht für den Anfang und dann noch Shiva Negar in einer tragenden Nebenrolle. Der Film macht gute Tempowechsel, effektvolle Kämpfe, ist etwas dreckig und bringt damit die eher unterdurchschnittliche Geschichte sehr unterhaltsam über die Laufzeit. Beeindruckend und sehr filmdienlich die CGI, mit der große Kriegsschiffe wie Spielzeug von riesigen Stoßwellen verschlungen werden. Etwas weniger Muslim-Hass und etwas mehr "echte" Spielszenen wären gut gewesen. Sehr gekonnt gemachtes B-Movie.
Matthew Perry konnte hier in der Rolle eines schüchternen und von seiner Kette rauchenden Frau ausgebeuteten Zahnarztes sein komisches Talent und seinen schrägen Charakter voll einbringen. Er hatte lange Jahre mit Abhängigkeit zu kämpfen, was wohl auch Grund dafür war, dass er nach seinem Erfolg mit „Friends“ so selten besetzt wurde. Aus Talkshows kenne ich ihn als intelligenten, sehr sarkastischen Mann mit viel Selbstironie. Jetzt ist er relativ jung gestorben.
RIP
Der feuchte Traum aller Prepper, Verschwörungstheoretiker, NRA und Trump Anhänger und ich will nur hoffen, dass die Gage für Stallone gut war. Der Rambo ist in diesem 50 Millionen teuren Machwerk ein von kosmetischer Chirurgie entstellter, tablettenabhängiger alter Mann, der in einem selbst gebauten Bunker mit einem Tunnelsystem lebt und schläft. Gekleidet in absurd überbreite Mäntel, die aus seiner gedrungenen Statur ein an Darth Vader erinnerndes Wichtelmännchen machen (in der Eingangssequenz) und danach im Freizeitlook der amerikanischen Senioren mit locker fallenden Overshirts. Der Film braucht etwa eine Stunde, um bis zur finalen Tötungssequenz zu kommen und alle anderen Darstellenden haben mehr Charisma und Talent als der Hauptdarsteller, insbesondere Paz Vega in einer winzigen Nebenrolle, die so genervt, übernächtigt und gekonnt Latina spielt wie eine spanische Corinna Harfouch. Etwas Handlung und mehr als banale Dialoge hätten nicht geschadet. Skurril die Szene, in der Stallone mit seinem Monster-SUV den Grenzzaun niederfährt. Wahrscheinlich kommt dieser Ausschnitt im kommenden Wahlkampf als Werbespot dafür, wie wichtig gute Zäune nach Mexico sind.
Die Pferde-Stunts sind gut, aber für die Handlung absolut überflüssig. Offenbar hatte das Reit-Team von Yellowstone noch freie Kapazitäten.
Schwaches Stück, aber sehr tolle Darstellende. Etwas weniger Gradlinigkeit und eine weniger schwankende Kamera hätten geholfen, denn die Inszenierung hat ihre Momente.
Als der arg konstruierte Kriminalfall mal wieder einzuschlafen droht, springt der Hund Asta des lustigen Ehepaares einfach einen gestreckten Salto. Genialer Nebendarsteller.
Das Baby wird auch mal in der Wäscheschublade abgelegt. Die Babyparty der Gangsterfreunde von Nick sorgt für ein skurriles Highlight der Filmgeschichte und die Gags sitzen. Ein solider dritter Teil.
Vor dem II. Weltkrieg und nach der Prohibition war das Leben für Nick und Nora Charles wie schon in Teil 1 voll von Amüsement und Alkohol. Wobei es für die Upperclass Frau Nora natürlich nicht so lustig ist, wenn extrem prollige Boxer, ebensolche Gangster (frisch aus dem Knast!) und enthemmte Ehefrauen sich ständig an ihren inzwischen berühmten Mann, den "dünnen Mann" Nick, heranwanzen. Als Krimi oder Murder Mystery versagt der Film mit seinem wirren Erzählstil total, aber dafür ist dies eine Screwball-Comedy, die einschließlich derber Witze aller Art, skurriler Einlagen vieler begabter Nebendarsteller und vor allem mit zuckersüßen, minutenlang wortlosen Einlagen eines lebhaften weißen Hundes schon fast das Tempo und den Witz von Ernst Lubitsch erreicht. Wer temporeiche, von Wortwitz und elegantem Klamauk getragene Komödien mag ist hier genau richtig. Und die Chemie zwischen Myrna Loy und William Powell ist bis in das (getrennt gestellte) eheliche Bett hinein einfach nur wunderbar.
Und es gibt James Stewart in einer seiner ersten Rollen zu sehen. Meine Liebste auf dem Sofa neben mir verfiel schon allein dadurch immer wieder in Zustände.
Ein Lehrfilm, äääh Politdrama über die Präsidentschaftskandidatur von Sarah Palin, deren irres Getue und deren kurzfristiger Erfolg die Blaupause darstellt für alle Nachfolgenden: Rechtspopulismus, totales Fixieren auf die Außendarstellung, völliges Fehlen von Inhalten und schamlose Ausnutzung einer um jeden Preis geförderten Medienpräsenz. Palin war eine ehemalige Schönheitskönigin, die praktisch nur als Vice-President Bewerberin gecastet wurde, weil es einen Ausgleich zu dem ultra-pragmatischen republikanischen Kandidaten McCain brauchte. Und die inhaltlich so dumm und inkompetent war, dass sie Antworten auf Pressefragen buchstäblich auswendig lernen musste. Worauf der Film auch ausführlich eingeht.
Julianne Moore ist in der Hauptrolle kaum zu erkennen, taucht ganz tief ein in die Rolle, guckt immer wieder so dämlich und gestört, dass es geradezu beängstigend ist. Und demonstriert mit ihren KollegInnen, vor allem auch dem betont hölzern daher kommenden Ed Harris und dem sehr präsenten Woody Harrelson, wie verrückt die amerikanische Politik sein kann, wenn es darum geht, vor allem Meinungsumfragen zu bedienen und mit gezieltem Marketing die Konkurrenz (in diesem Fall Barrack Obama), auszustechen. Geschickt werden immer wieder Originalaufnahmen eingeblendet. Wer wissen will, wie Trump und seine europäischen und amerikanischen Klone funktionieren - hier ist das Original in einer perfekten Darstellung. Und für Politik-Profis ist dies ein Lehrfilm darüber, wie ein engagiertes Wahlkampf-Team mit einem falschen Casting alles vergeigen kann. John McCain hatte gegen den charismatischen Schönredner und Menschenfänger Obama nie wirklich eine Chance, war aber zusammen mit Al Gore vermutlich der beste Präsident, den die USA seit Jimmy Carter nicht (mehr) hatten.
Eine Kamera, die in den häufigen Drohnen-Sequenzen Auerbach-Salto fliegt wie eine Turmspringerin auf Droge (Salto vorwärts, Schraube und das gern mehrfach). Aber eine Story, die so bekloppt und voller Logiklöcher ist, dabei so frei von Selbstironie und noch dazu in der (zu langen) ersten Hälfte alle 7 Minuten eine neue Figur benötigt, um wenigstens den Anschein einer Handlung aufrecht zu erhalten. Was soll dieser Käse?
Wahllose Beispiele: Nette Exposition mit dem Krankenwagen. Aber eine halbe Stunde und danach bis auf das kleine Mädchen vom Drehbuch vergessen? Ein Ober-Cop, der seinen Großeinsatz so schlecht plant, dass jeder andere schon nach 10 Minuten vom Gouverneur gefeuert worden wäre. Aber dafür mit einem fetten Hund in einem winzigen Auto, nur um einen lahmen Gag rauszuhauen? Ein angeblicher Profi-Bankräuber, der aber mit einer schlecht gecasteten Truppe einen völlig hirnlosen Überfall beginnt, während er mit seinem Bruder endlose Beziehungsgespräche führt? Weil er leider keinen anderen Fahrer für den Fluchtwagen hat oder eine unvollständige Gang? Ernsthaft? Die Verfolgungen sind so billig produziert, dass nur die schnellen Schnitte den Eindruck von Action aufrecht erhalten sollen. Teilweise stimmen noch nicht einmal die Anschlüsse der Szenen. Die ganze Geisel-Story: Völliger Unfug! Immer wieder abgebrochene Erschießungs-Szenarien - WTF? Der Ober-Cop ist doch längst gefeuert! Und das hilflose Rumgebrülle von Jake Gyllenhaal? Einfach nur albern.
Übrigens war die Tonmischung dieses Films insgesamt unterirdisch. Dumpfer Mist ohne Sprachverständlichkeit oder akzentuierte Geräusche. Und im Verhältnis dazu zu laute Musik, auch ohne Höhen oder irgendwelche Effekte. Ich habe das extra auf zwei verschiedenen Quellen (einmal DD 5.1 und einmal 5.1 AC3) gecheckt: Der Ton ist einfach nur grottenschlecht. Bei einem so schlichten Film sollte wenigstens der Ton stimmen.
Was bleibt? Zwei sehr schöne Frauenrollen. Eiza Gonzalez macht die adrenalinsüchtige Rettungssanitäterin so gut - das rettete den Film bei mir vor dem Abschalten. Tolle Präsenz und die einzige Rolle, die vom Drehbuch etwas ernst genommen wird. Olivia Stambouliah - interessantes Gesicht, willkommene Abwechslung in dem Einheitsbrei verwechselbarer Klischees. Die einzig wirklich gute Szene (nämlich die Notoperation einer Milzruptur) ist aus einschlägigen Arztserien geklaut. Bis hin zu dem Spruch "ich war bis zu den Ellenbogen in Dir" - die AutorInnen von "Grey's Anatomy" können Honorar verlangen. "6 Underground" von Michael Bay war für mich noch witzig, hatte stringente Rollen und viel schrägen Charme. Aber dies ist in meinen Augen der schlechteste Actionfilm der letzten 10 Jahre.
Altmodisch kann schön sein.
Im altmodischen 4:3 Format kommt ein Film daher mit einem altmodischen Bill Nighy in der Hauptrolle, der einen altmodischen Verwaltungsbeamten im London der Nachkriegszeit spielt. Altmodisch ist die Vorlage von Kurosawa, der auch am Drehbuch von Kazuo Ishiguro (Was vom Tage übrig blieb) mit gearbeitet hat, aus dem Jahr 1952. Wenigstens dafür hätte es einen Oscar geben dürfen, denn das Drehbuch vermeidet alle Peinlichkeit, baut mit einer Ellipse im letzten Viertel noch einmal geschickt Spannung auf und kommt mit den knappen Dialogen sehr auf den Punkt. Altmodisch die in jeder Einstellung perfekte Kamera mit interessanten Perspektiven und Blickwinkeln. So werden oft Details der Gebäude und Umgebung symmetrisch ins Bild einbezogen, es gibt viel natürliches Licht und tief schwarze Schatten, etwa im letzten Dialog zwischen dem Sohn und dem Verwaltungsbeamten. Und Bill Nighy spielt grandios. In der nur ihm eigenen Art wechselt er das Tempo, reduziert seine Mimik so stark, dass aus den wenigen Bewegungen seiner mehr als 70 Jahre alten Falten die Zuschauenden genauestens erfahren, wie heftig seine Figur mit sich selbst und den eigenen Konventionen kämpft. Und als er in einer seiner letzten Szenen mit seinem neuen Hut (!) und seinen alten Mitarbeitern los zieht, um bei strömendem Regen einen Außentermin der von ihm geleiteten Abteilung des Bauamtes durchzuführen - für so viel Dynamik brauchen andere Filme 500 Statisten und viel CGI.
Ein toller Film mit einem völlig unterbewerteten Hauptdarsteller, der von mir einen Extrapunkt bekommt, weil er auf so perfekte Weise unterhaltsam, nachdenklich machend und altmodisch ist.
Francois Civil ist der beste D'Artagnan seit Michael York - sein gutes Aussehen, seine kräftige Statur und sein breites Lächeln nahmen mich sofort für den Film ein. Und die Franzosen können natürlich auch Dumas, verlagern die bekannte Handlung um das als Liebesbeweis dienende Collier überwiegend nach draußen. Außenaufnahmen und Steady-Cam, wohin das Auge sieht. Leider kommen dabei Action, Amouren und der derbe Humor der weiterhin führenden Verfilmungen von Richard Lester (1973 und 1974) etwas zu kurz. Trotzdem eine Freude zu sehen, zumal der Film mit Eva Green als Milady und Vince Cassel als ausgebranntem Athos hervorragend besetzt ist. Auch die übrigen Darstellenden machen keine Gefangenen. Nur die Königin (Vicky Krieps) konnte mich nicht überzeugen. Dafür haben wir mit Lyna Khoudri eine perfekt besetzte Kammerdienerin als "Love Interest" und auch die übrigen Rollen werden mehr als überzeugend gespielt. Macht Spaß.
Eine weitere französische Komödie, die fast alles richtig macht. Ein unsympathischer, aber reicher und charmanter Junggeselle (Regisseur Franck Dubosc) lügt und betrügt zwanghaft und versucht, möglichst jede attraktive Frau in seiner Umgebung zu erobern. Bis er zufällig im Rollstuhl sitzt, als er in der langbeinigen Julie (Caroline Anglade) ein weiteres Opfer zu finden glaubt. Doch diese verkuppelt den scheinbaren Rollstuhlfahrer sofort mit ihrer älteren und sehr charmanten Schwester (Alexandra Lamy), die seit einem selbst verschuldeten Unfall ebenfalls im Rollstuhl sitzt.
Aus dieser eher einfachen Geschichte macht der Film jede Minute das Beste. Da wird ein packend (und sexy) inszeniertes Tennismatch zweier hoch attraktiver Rollstuhlfahrerinnen zu einem kleinen Höhepunkt und Aha-Erlebnis für den miesmuffeligen Casanova, der widerwillig erkennt, dass da zwei sehr schöne Frauen in Rollstühlen extrem gekonnt und athletisch Tennis spielen - Hoppla! Da wird die genau richtige Anzahl von Rollstuhlfahrerwitzen eingestreut. Da erfahren wir ganz nebenbei etwas über die natürlich auch den Frauenhelden beschäftigende Frage, wie das so ist mit Sex und Querschnittslähmung. Da wird das erste romantische Treffen der beiden Rollstuhlfahrer durch einen technischen Trick der Requisite (ich will nicht spoilern) zu einer beeindruckenden, fantastisch schönen Filmszene. Da sind die Frauenrollen gut besetzt. Alexandra Lamy kann nicht nur ihren massiven Charme anknipsen wie eine Christbaumbeleuchtung, sondern hat von Natur oder durch Training auch die austrainierten Arme einer aktiven Rollstuhlfahrerin. Ihre "kleine" Schwester hat wirklich diesen etwas verlebten Charme einer gut aussehenden, aber an ihrer Arbeitslosigkeit verzweifelnden Altenpflegerin. Und diesen spektakulären Ausschnitt, den ein französischer Film natürlich minutenlang und mit genau den richtigen Klamotten zelebriert ("du starrst mir auf den Busen!"). Und auch der von Gérard Damon charismatisch gespielte Freund/Arzt des Filous bereichert den Film durch gradlinige, immer witzige Interaktionen. Auch die "kleinen" Gags werden gekonnt und immer im richtigen Tempo eingestreut. Eine originelle, gut gemachte Komödie, die das Beste aus ihrem speziellen Thema macht. Und das wäre die perfekte Hauptrolle für einen jungen Hugh Grant gewesen.
Geil, was Wes Anderson mit seinem inspirierten Cast und viel Trick- und Bühnentechnik aus dieser 1976 entstandenen Kurzgeschichte von Roald Dahl herausholt. Hohes Erzähltempo, knallbunte, wie in einem altertümlichen Trickfilm hereinschwebende Dekos und eine wirklich interessante Geschichte, gut erzählt. Die Geschichte taugt sogar zum Nachdenken darüber, wie wir alle unseren Fokus verlieren mit Handys, Social-Media und Reizüberflutung. Und zum Lachen ist es immer wieder.