angucker - Kommentare

Alle Kommentare von angucker

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    Gelangweilte Haushälterin fängt nach dem Tod ihrer bisherigen Auftraggeberin als Putzfrau in einer großen Pariser Kunsthochschule an. Das verändert ihre Sicht auf das Leben, ihren lieben (aber in Depressionen erstarrten) Ehemann und die Kunst und lässt sie anders werden. Die etwas platte Anlage der Figuren wird mehr als wett gemacht durch die charmante Einbeziehung von Kunstinstallationen in die Handlung. So wird der Film nicht nur zu einem Plädoyer für den Neuanfang, sondern ist zugleich eine gekonnt gefilmte Liebeserklärung an die Faszination, Vielfalt und den materiellen Wert der Kunst. Und wenn da die liebenswert chaotische Studentin beim Basteln an ihrer Prüfungsarbeit beiläufig über die Schönheit der weiblichen Vulva und Polyamorie spricht und darüber, wie wichtig es ist neue Erfahrungen zu machen – der Film hat seine Momente. Einen Extrapunkt gibt es für die gekonnte Ausstattung mit gut gefilmten Objekten und die geschmackvoll zurückhaltende Musik.

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      Beeindruckend, wie hier mit einem Tabu-Thema ("Menschen mit Einschränkungen haben Sex - wirklich?") Erwartungen geweckt werden, wie unsentimental und manchmal etwas betont lässig die Geschichte von drei Jungmännern auf Ihrem Trip nach Spanien erzählt wird. Ein Blinder, ein Todkranker und ein schwer beeinträchtigter Rollstuhlfahrer brechen auf, um etwas Schönes zu erleben und ... um Sex zu haben - endlich! Das funktioniert gut, ist nie übertrieben und besonders geschickt: Einer der drei Jungmänner ist ein richtig unangenehmer Charakter! Das wirkt niemals gekünstelt, ist immer wieder komisch und hat bis hin zu dem allfälligen Bordellbesuch in Spanien (solche Szenen können viele Filme komplett vergeigen) nie zu viel Voyeurismus.
      Einzig das etwas überstürzte Ende und der manchmal etwas zu gemächliche Erzählfluss sind negativ zu vermerken.
      Warum kommen solche eindringlichen, geschmackvoll-zurückhaltenden Filme über besondere soziale Lagen immer aus Belgien?

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        Schräger Film mit einer Handlung, die auf unserem Sofa niemand verstanden hat. Das wirre Drehbuch wird aufgefangen durch viel 70er Flair, viel Haut und vor allem einen von Anfang bis Ende guten funky Soundtrack mit Gitarren und viel Talkbox (war damals total angesagt) und coole Klamotten. Die Schwitzflecken unter den Achseln der Polyesterklamotten sind so groß wie die Logiklöcher der Story.

        Ich habe mir die ganze Zeit gewünscht, die schwachsinnigen Dialoge ausschalten zu können. Nur mit bewegten Bildern und Musik wäre das eine klare 5, aber so?

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          Zu harmlos, zu beliebig, um wirklich zu überzeugen. Normalerweise "können" die Franzosen Komödien mit "Ausländerproblematik", aber dieses klischeehafte Filmchen zeigt uns nur, dass in Marokko eigentlich alles schön ist (Frauen dürfen da auch mit superkurzen Röckchen durch die Gegend laufen und alle Männer sind sensible Softies). Und dass die Modebranche eine Schlangengrube ist. Beides ist natürlich Schwachsinn und so kämpft sich die Hauptdarstellerin/Regisseurin/Drehbuchautorin Reem Kerici durch eine zähe Handlung, die keinerlei Überraschungen oder Humor zu bieten hat.
          Freuen werden sich allerdings Menschen mit Interesse für Mode. Denn davon gibt es reichlich zu sehen: Haute Couture, Luxusschuhe, Folklore, Accessoires bis zum Abwinken - die KollegInnen von der Ausstattung haben hier ganze Arbeit geleistet.

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            angucker 02.09.2023, 06:32 Geändert 02.09.2023, 10:50

            Formal geschlossene Darstellung, eine beeindruckend konzentrierte Bildsprache, gekonnte Beschränkung auf sparsame Mimik und Aktionen und eine Geschichte, die ebenso humorvoll wie lakonisch erzählt wird. Dabei ist der Film nicht nur völlig zeitlos, sondern präsentiert auch (neben viel Humor und Schmunzeln) interessante Einsichten in das, was vielen Menschen wichtig ist: Beachtet werden, Freundschaft, Zuneigung, Empathie, Liebe, Abenteuer und ein selbst bestimmter Tod.

            Ich möchte mich hier nicht in Details der in jeder Hinsicht gelungenen Inszenierung ergehen, die (bis auf die wirklich schwache, damals aber "angesagte" Musik von Cat Stevens) zudem völlig zeitlos ist. Schade nur, dass ich diesen Film erst jetzt gesehen habe.

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            • Nach wenigen Episoden war ich raus und komme bestimmt niemals zurück. Das dystopische Setting ist zwar insbesondere mit diesen Uniformen ein Hingucker, nutzt sich aber für mich ebenso schnell ab wie die endlosen Zooms auf das Gesicht von Alexis Bledel. Und was soll mir eine Geschichte über Geburtenkontrolle, religiösen Wahn und Totalitarismus sagen, selbst wenn die Vorlage von Margret Atwood stammt? Zu viel Fantasy für meinen Geschmack.

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              • Auf der Suche nach einer originellen Agentenserie hier hängen geblieben. War schon nach einer Episode raus, weil die Freiheiten des Drehbuchs, die wirklich abgedroschenen Fantasy Elemente und die bemüht wirkende Verlagerung der Handlung nach Spanien einfach nur nervig sind. Dagegen ist „Red Sparrow“ ja noch solides Handwerk.

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                  Die zweifache Oscar-Preisträgerin Hilary Swank in einer ihrer ersten großen Rollen und bei ihrer massiven Präsenz kann man ahnen, was aus dieser jungem Darstellerin werden könnte. Ansonsten ein ganz schlechter Teil IV - das alberne Gestammel des gebürtigen Japaners Miyagi (der ja erst seit Jahrzehnten in den USA lebt) ist geradezu rassistisch, die durch einen noch ganz jungen Walton Goggins verstärkten Highschool Nazis sind alle Mitte 20 und sehen aus wie kleine Bodybuilder und nicht wie Schüler und Michael Ironside darf den gestörten Schul Sheriff mimen wie eine Witzfigur. Der richtige Film, um an einem Sommerabend zugedröhnt oder nüchtern abzulästern.

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                    Die frühen 70er: Grell rotes Theaterblut, gern werden Frauen vergewaltigt und die spärlichen Dialoge gehen über „gefüllte Mulattentitten“ (ein Cocktail). Zum Ausgleich gibt es viel Autoverfolgung mit wegfliegenden Ersatzteilen. In den ersten 15 Minuten des Films wird überhaupt nicht gesprochen. Jill Ireland, Ehefrau und meist unbekleidetes Problem von Charles Bronson, hat enorm schlechte Gesichtshaut - selbst Camouflage Make up kann da kaum helfen. Auch ihre grauen Haare (sie ist eigentlich aschblond) sind gut sichtbar. Und als kleinen Ausgleich gibt es einen sehr spacigen Soundtrack von Ennio Morricone. Interessant, aber in meiner Sammlung ist kein Platz dafür.

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                      angucker 14.08.2023, 06:27 Geändert 15.08.2023, 13:05

                      Paul Newman gibt sich in diesem „hard boiled“ Krimi von der ersten bis zur letzten Minute als Dressman vom Dienst, rollt mit den Augen, fummelt sich selbst im Gesicht und am Mund herum und kaut Kaugummis, als hätte er einen Werbevertrag mit dem amerikanischen Hersteller Wr. Mit allen diesen Mätzchen eines offensichtlich von keiner Regie gebremsten Hauptdarstellers entfaltet sich dann über mehr als zwei Stunden Laufzeit eine wenig originelle Geschichte über die Entführung eines unsympathischen und von seiner Familie wenig geliebten Millionärs, die in der amerikanischen Literatur seit den 40ern von Raymond Chandler und Kollegen so oder ähnlich schon zig mal erzählt wurde. Pausenlose Ortswechsel sollen dabei den Anschein einer Handlung aufrecht erhalten und lange Autofahrten im Studio geben Gelegenheit zu ausführlichen Dialogen, die auch im O-Ton nur mäßig witzig sind.

                      Einziger Lichtblick war für mich die beherzte Clownerie der von Shelley Winters gespielten, trink- und essfreudigen Ex-Schauspielerin. Ansonsten ergeht sich der illustre Cast von Lauren Bacall über Janet Leigh bis Robert Wagner in steifer Routine. Und die Lösung des Falles selbst ist ebenso vorhersehbar wie die von einer heute unbekannten Jungschauspielerin (Pamela Tiffin) gespielte Tochter des Entführten unsexy.

                      Misslungene Reminiszenz an die Klassiker des Genres, die wegen ihrer handwerklichen Mängel sehr schlecht gealtert ist.

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                        angucker 12.08.2023, 17:28 Geändert 14.08.2023, 07:30

                        Gruselig, dieser von James L. Brooks mit asiatischem Geld produzierte Film um eine weinerliche, egozentrische, unempathische, besitzergreifende, verwöhnte Bitch von Mädchen, die pausenlos den Rest der Welt wortreich über den Zustand ihres eigenen Bauchnabels informiert und auch vor Belästigung, Beleidigung und permanenter Herabsetzung ihrer Mutter, Ihres Bruders, Ihrer einzigen Freundin, des sympathischen Jungen aus ihrer Klasse nicht zurückschreckt. Und überhaupt kein Problem damit hat, aus Aufregung über ein Date mit Chance auf Sex (über Facebook vereinbart) die halbe Wohnung zu verwüsten und dann einfach davon zu laufen. Nur um dann das von ihr selbst explizit angebaggerte Objekt der Begierde zurückzuweisen. Diese Hauptperson der Handlung ist ein einziger Verhinderungsalptraum und interessant wie ein schmerzhafter Pickel. Und völlig selbstverständlich kokettiert sie pausenlos mit dem eigenen Selbstmord. Und das nur, weil vor 4 Jahren ihr Vater von zu fettem Essen an Herzinfarkt gestorben ist.

                        Noch dazu werden alle Teenager von jungen Menschen Mitte 20 gespielt - das ist geradezu surreal. Auch die souveräne Darstellung eines einsilbigen Lehrers durch Woody Harrelson und der hübsche Animationsfilm am Schluss können da nichts mehr reißen. Ich ertappte mich beim schmerzhaften Sehen immer wieder dabei, der Hauptfigur einen Schulverweis nebst mehrjährigem Militärdienst und dem Drehbuchautor einen Stinkmorchel als Trophäe zu wünschen.

                        Wirklich widerlich - der schlechteste Film aus diesem Genre seit Jahren.

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                          angucker 09.08.2023, 06:17 Geändert 09.08.2023, 08:19

                          Ich bin durchaus ein Fan von Soderbergh und seiner eleganten, flexiblen, musikverliebten und stets unterhaltsamen Art des Filmemachens. Aber hier hat der Ober-Nerd der Regisseure es heftig übertrieben. In fantastischen, perfekten und mit einigen Original-Aufnahmen angereicherten Kameraeinstellungen, im fast quadratischen 4:3 Format der 50er Jahre und in Schwarzweiß erzählt er ein Nichts von Geschichte. Versucht eine Hommage an den "Film Noir" von Hollywood, an "Casablanca" und "A Foreign Affair" und "Der Dritte Mann", kopiert hemmungslos einzelne Szenen aus den geliebten Vorbildern und versucht, eine Geschichte im Nachkriegs-Berlin zu erzählen, die mysteriös und spannend sein soll. Eine Geschichte, die sich schon nach wenigen Filmminuten verirrt in McGuffins (der Koffer mit den Aufzeichnungen), Verschwörungstheorien (was vertuschen die Amerikaner), einer halbgaren Liebesgeschichte, Holocaust-Drama und etwas Action.

                          Da reizt Soderbergh die modernen Möglichkeiten der Kameratechnik voll aus, produziert (dies sei gerne wiederholt) perfekte Bilder in Schwarz-Weiß mit satten Schwarztönen, dramatischen Glanzlichtern, dramaturgisch gut passenden Weichzeichner-Effekten und stets interessanten Bildausschnitten. Der Film hetzt seine Handlung durch immer wieder dieselben Studiokulissen, verwendet (nerdig und überflüssig) gemalte Hintergründe und aus Styropor und Pappmaché bestehende Ruinen und Treppenhäuser - das ist so künstlich, glatt und überflüssig wie ein glasierter Hamburger mit Pommes in einer guten italienischen Trattoria.

                          Und die Geschichte kann nicht funktionieren: Cate Blanchett eine glatte Fehlbesetzung als jüdische Lebensretterin und Prostituierte mit schwarz gefärbten Haaren - wie vermisse ich doch an dieser Stelle Marlene Dietrich aus dem Meisterwerk von Billy Wilder! Toby Maguire gibt eine geradezu pubertäre Spiderman-Version eines korrupten Soldaten und George Clooney stolpert durch die Handlung wie ein Dressman mit angeklebten Pflastern. Ein bisschen Nürnberger Prozess, etwas Liebesdrama (wobei die Geschichte mit dem betrogenen Ehemann weder dramaturgisch, noch von der Geschichte her stimmig ist - ich will nicht spoilern) und die allgegenwärtigen Russen wollen .... was eigentlich genau? Ein klassisches Beispiel für einen Film, bei dem uns schöne Bilder und dramatische Musik eine Geschichte verkaufen sollen, die ein schlechter Witz ist.

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                            angucker 09.08.2023, 04:51 Geändert 15.08.2023, 08:02

                            Durch straffe Laufzeit und extrem unterkühlte Präsentation unterhaltsame Groteske mit Horrorelementen in blassen Rentnerfarben. Jean Dujardin mit schlechtem Haarschnitt und ordentlicher Wampe sowie Adèle Haenel verkaufen uns eine kleine Geschichte über Fetisch, Einsamkeit und das Filmemachen. In weiteren Hauptrollen diverse Wildlederklamotten, ein uralter Audi 100, ein Deckenventilator, ein Autobahnklo, eine Leiche mit Kopfschuss, die französische Provinz im Hochgebirge, ein großer Bagger und viele viele Jacken. Sowie eine Prostituierte, die aussieht wie der Prototyp einer seriösen französischen 52jährigen Psychologin.

                            Auch so geht französische Komödie. Gekonnt gemacht und originell.

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                              angucker 08.08.2023, 23:13 Geändert 09.08.2023, 06:31

                              Viel zu kitschig, eine halbe Stunde zu lang und total vorhersehbar- eigentlich ein klar schrecklicher Film. Aber die 5 Hauptdarstellenden, vor allem auch die beiden Kinder, liefern eine beeindruckende Darstellung ab. Das ist immer wieder witzig, Eltern erkennen vielleicht schräge Situationen mit dem eigenen Nachwuchs wieder und der Film ist im Detail teuer und perfektionistisch genug, um auch belanglose Szenen (wie die Fotosessions der von Julia Roberts mit gerade ausreichend Glamour-Faktor verkörperten Fotografin) gut aussehen zu lassen. Immer wieder schräge Gags: Danke @soilent für die Erläuterung von „snowblowing“.

                              Der Film war übrigens eine Herzensangelegenheit des Regisseurs Columbus, dessen Frau kurz zuvor gestorben war. Und mit 150 Millionen Dollar Einspielergebnis bei 50 Millionen Dollar Produktionskosten ziemlich erfolgreich.

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                                angucker 07.08.2023, 22:21 Geändert 07.08.2023, 22:22

                                Ein Film, der funktioniert, weil er zotig und erwachsen genug ist, um nicht in den üblichen Abgründen formelhafter Hollywood Komik zu versanden mit einer Jennifer Anniston, die bieder und harmlos genug ist, um ihre Rolle einer abgebrühten Stripperin als Rolle zu liefern - sozusagen mit professioneller Distanz. Und das macht diesen eher harmlosen Film zu einer durchaus ansehbaren Komödie mit hoher Gagdichte.

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                                  angucker 07.08.2023, 10:21 Geändert 07.08.2023, 10:35
                                  über Amateur

                                  Isabelle Huppert wusste, warum sie die Rolle einer ehemaligen Nonne annahm, die - leicht verschroben und extrem wortgewandt - Pornogeschichten schreibt und versucht, nach einer noch nicht ganz überwundenen Essstörung einen Zugang zum "richtigen" Leben zu finden. Brüllend komisch ist es, wenn die Huppert - wie immer leicht distanziert - im Café fast hinausgeworfen wird, weil sie ihren (Arbeits-)platz mit nur einer Tasse Kaffee täglich verteidigt und ihre eindeutigen Texte beim Schreiben leise vor sich hin murmelt. Sehr übersichtlich entwickelt sich die Handlung um einen scheinbar tot auf der Straße liegenden "suitcase pimp" (Martin Donovan), der überraschend aufsteht und mit seiner durch den Sturz erworbenen Amnesie in das Café läuft, in dem die Huppert gerade kurz vor dem Rauswurf steht. Das Kennenlernen der beiden gestaltet sich über den gesamten Film ebenso spröde wie witzig.

                                  Daraus entwickelt der Film eine durchweg unterhaltsame, immer wieder durch absurde Komik und derben Slapstick glänzende Gaunerkomödie mit Ausflügen in Gesellschaftssatire und Kunst-Film. So tauchen in Nebenrollen diverse Männer in Anzügen auf, die entgegen ihrer äußeren Erscheinung als Pornoverleger, Auftragsmörder, Geldwäscher und Zuhälter tätig sind. Stets betonen sie, eigentlich Betriebswirtschaft, Banking und ähnliche Dinge studiert zu haben, aber.... - hier ist die satirische Kritik an den gierigen Geschäftsleuten der 80er und 90er nicht weit.

                                  Der in wenigen Locations spielende Film verwendet große Sorgfalt auf das Set-Design. So taucht in fast jeder Einstellung im Hintergrund ein Bild oder Kunstwerk auf, mit dem die handelnde Person zusätzlich beschrieben oder verulkt wird. Das kann ein gnadenlos geschmackloser liegender Frauenakt sein oder ein biedermeierliches Blumenstilleben - stets lohnt sich der genaue Blick in die ansonsten sehr reduziert daher kommenden Kulissen. Die Gags sind teilweise subtil (wie etwa die kurze Erörterung von Porno und Poesie zwischen der Huppert und ihrem Verleger), teilweise schräg ("ich bin eben wählerisch") und teilweise auch grob und derbe wie ein elektrisierter Buchhalter oder ein Mord mit vorgehaltener Bohrmaschine. Die rätselhaft agierende, stets maskenhaft starr geschminkte Pornodarstellerin (beeindruckend: Elina Löwensohn) dient als Bindeglied und darstellerischer Vorhang zwischen den einzelnen Szenen - sie ist die Einzige, die eine Verbindung zu allen anderen Akteuren hat, bis auf ihren verhängnisvollen Anruf beim Obergangster jedoch nie direkt in die Handlung verwickelt ist. Ein interessantes Konzept.

                                  Wow - das hat die Eleganz von Soderberghs Gangsterkomödien ohne deren Nerdhaftigkeit, die absurde Komik von Kaurismäki ohne dessen depressiven Wodkataumel, die schräge Konstruktion von Tarantino ohne dessen Beliebigkeit und die strenge Kunsthaftigkeit von Godard ohne dabei zur intellektuellen Spielerei zu werden. Am ehesten vergleichen lässt sich diese kleine Perle mit "Keine Halben Sachen" (2000), jedoch ist hier das Budget kleiner, das Drehbuch komplexer und die Handlung kunstvoller angelegt. Und die Darstellung der Huppert ist einfach nur grandios. Auch wenn sie den halben Film in Unterwäsche herum läuft und manchmal nur eine Augenbraue kurz hebt.

                                  Große Klasse und ein Extrapunkt für Originalität. Wer an Dialogen nichts findet oder streng konstruierte Filme verabscheut, wird hier allerdings keine Freude haben.

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                                    Eines dieser amerikanischen Dramen, die komplett an der Oberfläche bleiben und mit dem Holzhammer und ohne jede Subtilität "dramatische" Gefühle präsentieren wollen. Interessant natürlich die Idee einer Wanderung durch Swimming Pools der kleinstädtischen weißen Oberschicht. Aber wenn dann der von Burt Lancaster mit unverwüstlicher Virilität und perfekten Muskelpaketen an den richtigen Stellen (Lancaster war zum Zeitpunkt der Dreharbeiten schon Mitte 50!) gespielte "Badehosen-Vagabund" jede Frau in der Nähe der Swimming-Pools angrabscht und ... <kein Spoiler, bitte> - das ist genau so belanglos und schlicht wie die "Auflösung" der Geschichte, zumal sich diese (wer Erfahrung mit verhaltensauffälligen Menschen hat, merkt das bereits sehr früh) spätestens in der Mitte deutlich (mit Fanfaren und Trara) ankündigt. Und das Ende, also die letzten 15 Minuten, sind nur noch Kitsch. Ebenso kunstgewerblich wie die immer wieder sichtbaren "Anleihen" beim 1966, also kurz zuvor, entstandenen Meisterwerk "Blow Up" von Antonioni. Da sieht man deutlich, wie weit das europäische Kino dieser Zeit den Amerikanern voraus war. 2 Punkte für die durchweg tolle Darstellung von Lancaster und 1 Punkt für die niedlichen und zeitgeistigen Kostüme und Dekos einschließlich der Swimming Pools.

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                                      über Hijack

                                      Schon die Grundidee funktioniert nicht und zwischendurch bezieht die Serie ihre Spannung allein daraus, dass ständig mit Pistolen herum gefuchelt und ab und zu jemand erschossen wird. Schlampige, eindimensionale Charakterzeichnung trifft auf konstruierten Plot. Ich will nicht spoilern, aber der Plan der Bösewichter ist so löcherig wie die Verhandlungstaktik der Figur von Idris Elba, die zwar ständig die eigene Kompetenz betont, jedoch wenig überzeugend agiert. Zuletzt starren (offenbar von Finanzier Apple so gewünscht) alle nur noch auf ihre Handies.

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                                        angucker 03.08.2023, 17:04 Geändert 04.08.2023, 08:19

                                        Das Konzept ist vorhersehbar, aber der Film funktioniert trotzdem gut wegen der einmal mehr gekonnten und für französische Komödien typischen Präsentation. Da darf Claude Brasseur nach Herzenslust grantig sein, da spielen die karierten Alt-Männerpantoffeln eine durchaus wichtige Rolle und die Ausstattung vom etwas zu kurzen Hemdchen der jungen Frau bis zum verlebten Charme einer großen Pariser Altbauwohnung kommt voll auf den Punkt. Wie man beispielsweise aus der Schwiegertochter des alten Mannes nur mithilfe einer merkwürdigen Frisur und einer noch merkwürdigeren Brille eine komplette Idiotin zaubern kann – da täten sich deutsche Filme wohl extrem schwer. Und zu allem Übel fand ich die junge Hauptdarstellerin (Noémie Schmidt) in ihrer alterstypischen, etwas fahrigen Art geradezu unheimlich attraktiv und konnte für diese Figur schon aus diesem niederen Beweggrund viel Empathie entwickeln.

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                                          angucker 03.08.2023, 16:47 Geändert 04.08.2023, 11:53

                                          Ich gehöre vermutlich zu den wenigen Movie Piloten, die das Original von John Landis noch nicht gesehen haben. Auch dieser Film fiel bei der Erstsichtung bei mir praktisch durch mit 4 Punkten und einem ziemlich bissigen Kommentar. Ich muss gepennt haben: als Musical und als Tanzfilm und mit der wie immer zuverlässig-anarchischen Bildsprache von Regisseur John Landis ist dies ein ganz überzeugender Film für Menschen, die an Musik und insbesondere auch an Tanz Spaß haben. Die Präzision der kleinen und genau einstudierten Bewegungen der von Dan Aykroyd angeführten Blues Brothers oder dem Damen-Chor von Aretha Franklin machen über den ganzen Film hinweg mächtig Spaß. Das ist präzise, das ist gekonnt und das kommt von der Choreografie her völlig auf den Punkt. Ebenfalls weit überdurchschnittlich die Tanzdarbietungen: Hier wurden einmal richtig gute Tänzerinnen für das Striplokal verpflichtet und das zahlt sich aus, weil buchstäblich jede Hüftbewegung exakt auf der Musik ist. Auch hier eine Augenweide von Anfang bis Ende. Aber die Krönung war in meinen Augen die ursprünglich zur Bewachung der Voodoo-Königin (Erykah Badu) abgestellte Männertruppe in blauen Jeanshemden. Wie die da in einem Mix aus Line Dance und Hip-Hop völlig synchron über die Bühne gleiten – das ist einfach ganz große Klasse.

                                          Im 2. Durchlauf hatte ich auch viel mehr Spaß an den präzisen Musikdarbietungen wie etwa einer atemberaubenden Szene mit allerbester Gospelmusik oder der witzig zusammengestellten All-Star Band gegen Ende. Könnern wie Steve Cropper, Stevie Winwood, Eric Clapton oder Duck Dunn muss man wirklich nicht erklären, wie die sehr bekannten Soul- und Blues Stücke attraktiv zu spielen sind. Das kracht im Gebälk und das ist richtig gute Musik.

                                          Und was dem Film das i-Tüpfelchen aufsetzte, war mal wieder, wie rotzig und fast punkig die Bildsprache von John Landis ist: Wie der in einer Szene etwa 50 Polizei(!)autos über gefühlt 15 Minuten komplett sinnlos verschrottet, durch die Luft fliegen lässt und immer wieder Blechschäden zelebriert. Das ist ebenso witzig wie kindlich und für einen Film dieser Art unbedingt passend. Oder die immer wieder dramatisch eingesetzte Metallrute der Oberin. Da merkt man mal wieder, wie gut John Landis sein Handwerk bei den Schundfilmen von Roger Corman gelernt hat. Sehenswert übrigens auch der immer mal wiederholte Stunt mit dem Einparken: Analoge Fahrkunst und als "running gag" sehr nett.

                                          Ich bin hier wie gesagt nicht im Fanmodus und kann daher zur Werthaltigkeit der Bezüge auf Teil 1 noch nichts sagen, weil ich Teil 1 noch nicht gesehen habe. Aber für sich ist dieser Film beispielsweise im Vergleich zu dem lahm daher kommenden viel gelobten LaLa Land unterhaltsam und sehr professionell gemacht

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                                            angucker 03.08.2023, 15:38 Geändert 03.08.2023, 16:35
                                            über Angel-A

                                            Ein laberiger Film um einen großen blonden Engel und seinen kleinen männlichen Schützling mit marokkanischen Wurzeln. Belanglose Dialoge, hektische Aktionen rund um die touristischen Hotspots von Paris und die Moral von der Geschicht: Verlieb Dich in nen Engel nicht.

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                                              angucker 31.07.2023, 22:31 Geändert 01.08.2023, 09:24

                                              Ich war heute nicht mit der Familie in „Barbie“, einem vom Marketing diktierten und modernen Film in Rosa. Sondern ich habe mir diesen 1979 erschienenen und von Michael Douglas produzierten Film angeschaut. Treffer. Wer einen Beweis dafür braucht, dass Jack Lemmon der Doyen der Charakterdarsteller der sechziger bis achtziger Jahre war, kann diesen Film sehen. Alle anderen finden einen spannend aufgezogenen politischen Thriller, der anschaulich demonstriert, was auch heute noch das Problem der Gefahren bringenden Großtechnik ist: Profitinteressen diktieren den Genehmigungsprozess und jeder Tag Ausfall bedeutet Millionen Verluste. Da kann ich über die etwas hölzerne Figurenzeichnung gerne hinweg sehen. Der Film bedient die Genres Thriller, Medien, Politik und Katastrophenfilm durchaus gekonnt und Jack Lemmon ist als Schauspieler einfach nur der Hammer.

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                                                angucker 31.07.2023, 13:23 Geändert 31.07.2023, 22:34

                                                Roger Corman - Hersteller von Trash-Filmen, Förderer und Sponsor von zahllosen späteren Hollywood-Größen in Regie und Schauspiel (Jack Nicholson weint wirklich vor Rührung bei der Erinnerung an seine eigenen Anfänge) - das ist natürlich ein interessantes Thema für eine Doku und die zahlreichen, meist zu kurzen Schnipsel aus dem unübersichtlich großen Katalog des Schnell-Filmers sorgen für Spaß und Abwechslung. Hier erfährt man auch, dass Corman zwanghaft geizig war (und dies als Tugend für seine Produktion nutzte), dass er - ein echter Cineast - den amerikanischen Vertrieb für europäisches Kunst-Kino von Fellini bis Bergmann übernahm (und damit seine Firma auslastete). Wir erfahren auch von dem brutalen Verdrängungswettbewerb, den Hollywood nach den großen Erfolgen Cormans mit Motorrad- und Auto-Filmen führte - Jaws und Star Wars waren klassisches Exploitation-Kino und brachten Corman dazu, letztlich seine eigene Produktion einzustellen.

                                                Fantastisch die kurzen "Making Of" Szenen mit Gummikrokodil, Kunstblut und Bikini-Dame im flachen Wasser eines Pauschalhotels - mitten unter den Gästen wird hier "Guerilla" gedreht. Als Doku etwas sehr hektisch, an der Oberfläche bleibend und vielfach im einfachen Fan-Modus unterwegs, bietet der Film aber einen guten Überblick über das Gesamtwerk von Corman und dessen wechselhafte Firmengeschichte.

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                                                  angucker 27.07.2023, 09:44 Geändert 27.07.2023, 10:37
                                                  über Exotica

                                                  Mach dich frei von der Erwartung, einen "Erotikfilm" zu sehen, lass dich nicht ablenken von Brüsten und Beinen, gewöhne dich an die extrem träge Erzählweise des Films, bei der Dschungelgeräusche und tranceartige Musik den schläfrigen, traumartigen Gang der Handlung und der Rückblenden bestimmen. Dies dauerte bei mir etwa 10 Minuten, dann war ich gefesselt und der Film ließ mich nicht mehr los: Ein sich in Andeutungen und skurrilen Details ergehender Mystery-Thriller um die nicht bewältigte Vergangenheit der Protagonisten, deren Berührungspunkte, ihre realen und psychischen Verletzungen - das wirkt nicht gekünstelt, ist hinreichend skurril bis in den tropisch aufgeheizten Zooladen des jungen Mannes, der mehr beiläufig entdeckt, dass der An- und Verkauf von Ballettkarten die beste Gelegenheit ist, andere junge Männer anzubalzen. Da wird geschmachtet und in rasender Eifersucht werden andere verletzt, da sind die knappen Dialoge voller Feuer (und Informationen). Dabei bleibt das von Egoyan selbst verfasste Drehbuch straight wie ein Ross Thomas Roman, ist unsentimental selbst in den anrührenden Szenen, wenn etwa die Inhaberin des Strip-Lokals von ihrem Angestellten/Liebhaber den Babybauch betasten lässt oder die von einer ganz jungen Sarah Polley gespielte blonde Tochter eines Papageien-Besitzers sich frei macht von ihrem merkwürdigen Job einer Klavier und Flöte übenden Babysitterin.

                                                  Handwerklich über alle Maßen gelungen - tolle Darstellende (weitgehend unbekannte Gesichter), eine Filmmusik vom Feinsten, atmosphärisch dicht und komplex. Als "Key Song" eine Ballade des Kanadiers Leonard Cohen, ein Film voller Pointen, der eine interessante Geschichte gut erzählt.

                                                  Ich hoffe nur, dass mein oller Arte TV-Mitschnitt noch einmal von einer "guten" Fassung abgelöst wird - der Film ist schwer zu bekommen.

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