angucker - Kommentare

Alle Kommentare von angucker

  • Zusammen mit Jon Voight einer der ganz großen Bösewichter im Hollywood-Kino.

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      angucker 02.02.2018, 10:30 Geändert 02.02.2018, 10:32
      über RoboCop

      Endlich mal in der Uncut-Vesion gesehen und ich bin begeistert: Regisseur Paul Verhoeven liefert mit diesem Sci-Fi Klassiker ohne Ende. Ein absolut stringentes Drehbuch, bei dem zeitlos aktuelle Themen wie Kontrolle öffentlicher Einrichtungen/Polizei durch Firmen, Machtspiele von Managern, Streikrecht von Beamten/Polizisten, der Kern der Persönlichkeit (was ist das eigentlich) und die wirtschaftlichen Zusammenhänge von großen Immobilienentwicklungen ("da bekommen Sie 20.000 Bauarbeiter mit Wohnwagen, Drogenhandel, Prostitution und Schutzgeld inklusive") treffsicher und lakonisch angesprochen werden. Dazu hervorragend besetzte, aber völlig unbekannte Schauspieler wie Peter Weller und Nancy Allen und eine trotz der teilweise nicht mehr zeitgemäßen Spezialeffekte witzige und unterhaltsame Action. Wichtige Besprechungen zwischen bösartigen Managern finden auf der Herrentoilette statt. Und wie bei Verhoeven übliche fliegen auch mal Köperteile (oder sogar ganze chemisch angelöste Menschen in Form von Matsch) durch die Gegend.

      Wenn der monströse Firmenroboter in den Konferenzraum trampelt und einen Manager erlegt oder gegen Ende kläglich beim Versuch scheitert, eine Treppe hinunter zu laufen - großes Kino, unglaublich effektsicher und bestens in die Story integriert. Oder der absurd splatterhafte Showdown des rothaarigen Gangsters im "toxic waste" - schneller, treffsicherer und unterhaltsamer geht es kaum. Da brauchen wir keine langen Vorträge zu Themen wie Industriemüll und Umweltschutz. Viel Sorgfalt steckt in jeder einzelnen Szene, wenn etwa der überfallene Student an der Kasse der Tankstelle hilflos sein Lehrbuch über Luftfahrt-Technik hochhält oder bei den Dialogen des von Kurtwood Smith originell verkörperten Obergangsters. Nancy Allen - endlich mal wieder eine Charakterdarstellerin in der Rolle der bodenständigen Polizistin - kein Püppchen, sondern eher die harte Braut mit Herz, die auch mal kräftig zuschlagen und gut Auto fahren kann.

      Wie bei vielen Science-Fiction Filmen wirken auch hier die Spezialeffekte manchmal etwas antiquiert. Aber das ist bei diesem Klassiker überhaupt nicht mehr der Punkt. Vielmehr schafft es dieses kleine dreckige Meisterwerk auch heute noch, zeitlose Themen im Subtext beim Zuschauer anzubringen - auf eine faszinierend unterhaltsame Art.

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        über Meat

        Fetter hässlicher Fleischergeselle belästigt und vögelt blondes Mädchen. Fetter hässlicher Kommissar verlässt seine Frau und schlägt blondes Mädchen. Dünne verlebte Fleischermeisterfrau tut dies und das auch in der Kühlkammer und guckt dabei immer besonders verrucht. Messer auf Schweinekopf, Hackmesser auf Schweineschinken. Einen dämlicheren Film habe ich lange nicht mehr gesehen. Abgesehen von den zutiefst unhygienischen Verhältnissen in der billig in einer Lagerhallte nachgebauten Fleischerei fragte ich mich bis zur letzten Sekunde, ob es hier überhaupt ein Drehbuch oder Regie gab. Wohl eher nicht. Also ein Film über ... fetter hässlicher ....

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          Wenig originelle Variante des Sub-Genre "Action: Belagerung". Bis hin zu den letzten Twists ziemlich vorhersehbar.Durch die gelungene Lichtgestaltung (mit dramatischen Kontrasten, wildem Schneetreiben und -etwas übertrieben- den Laserstrahlen aus den Zielvorrichtungen der Angreifer) und die immer dicht am Geschehen bleibende Kamera entwickelt der Film aber ausreichend Atmo. Auch die Schauspieler können bis in die Nebenrollen (Brian Dennehy!) überzeugen. Nur die Psychologin ist von der Rolle her völlig überzogen und nervt zuletzt nur noch. Kein Vergleich mit Highlights des Genre wie "Inside Man". Kann man aber ohne Schmerzen gucken.

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            Was braucht ein Genrefilm (Rache und Action) mit einem sehr übersichtlichen Plot? Atmo und gute Schauspieler! Das klappt hier gut. Zwar bleibt das das mimische Repertoire von Jason Statham begrenzt. Und mit Basecap als Amerikaner sieht er aus wie ein Brite, der sich verlaufen hat. Dafür legen aber James Franco, Kate Bosworth als hypernervöse Crack-Mutter und vor allem auch die jugendliche Izabela Vidovic mächtig los und verkörpern ihre Rollen mit kleinen und großen Gesten völlig stimmig. Überhaupt die Nebendarsteller: Omar Benson Miller macht den etwas lethargischen Farbigen aus der Nachbarschaft ebenso glaubhaft wie Clancy Brown den etwas, aber auch nur etwas korrupten Sheriff. Wenn Brown nach einer freundlichen Unterhaltung mit dem örtlichen Drogenbaron auf der Straße dessen "Geschenk", einen mit Whiskey versetzten Kaffee, mit beiläufiger Geste wegschüttet, dann hat das was. Und es braucht keine langen Worte zu erkennen, dass dieser Mann nicht vollständig auf der Seite der Gesetzlosen steht.

            Kamera vom Feinsten, zauberhaft stimmige Außenaufnahmen (da möchte man sofort mit Statham und seiner Tochter unter riesigen Bäumen in Florida reiten) und die kurzen Action-Sequenzen passen gut in die Handlung. Ein Film, der unterhält und nie weh tut. Und niemand möchte jemals mit einer Mutter wie der von Kate Bosworth gespielten Crack-Proletin einen Elternabend auf der Schule verbringen. Versprochen!

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              angucker 27.01.2018, 12:20 Geändert 27.01.2018, 12:22

              Eine extrem vorhersehbare Geschichte nach Art von "Bourne Identity" wird dank der vier (Olivia Williams als Hippiemutter ist zum Kugeln) großartigen Hauptdarsteller und guter, atmosphärisch dichter Kameraeinstellungen zu einem kleinen netten Kultfilm. Allen voran Saoirse Ronan, die so unschuldig, verletzlich und brutal agiert wie dies zuvor wohl nur Natalie Portman (Leon der Profi) und Jodie Foster (Taxi Driver) möglich war. Und was für eine Physis. Wenn das Mädel läuft oder springt, dann würde mein alter Leichtathletiktrainer voller Verzücken sofort sein Notizbuch hervor holen. Eric Bana verkörpert den vom Leben enttäuschten CIA-Killer und zufälligen Vater ebenfalls sehr glaubhaft und dann noch Cate Blanchett, die mit jeder Faser ihres stets angespannten Körpers so präsent und bösartig agiert, dass sie den Film streckenweise fast allein bestreitet.

              Schnitt und Kamera sind originell, wenn etwa für 2 Minuten eine kaputte Elektrik in Marokko einschließlich einer flackernden Neonröhre und einem plärrenden Fernseher die Hauptrolle spielen. Da werden die Verwirrung und der Zivilisationsschock der Protagonistin effektvoll in Szene gesetzt.

              In der zweiten Hälfte haben wir leider einige heftige Hänger und absurden Unsinn im Plot, auch die abschließenden Szenen in Berlin an den üblichen Schauplätzen wie Plänterwald und Treptower Hafen sind etwas zu konventionell. Dafür hat der Film sehr viel Atmo auch in belanglosen Szenen (wie etwa das Gespräch der beiden Mädchen am Swimming-Pool oder der kurze Ausflug mit den Jungs und der Zigeunermusik). Wer das mag: Tolle Schauspieler, viel Atmo, schöne Bilder und daher gute Unterhaltung.

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                angucker 26.01.2018, 21:06 Geändert 30.01.2018, 16:18

                "Gott liebt die Käfer" - John Haldane, schottischer Physiologe.
                Das Zitat spielt auf die Tatsache an, dass keine biologische Gattung so alt, so artenreich und überlebensfähig ist wie die der Käfer.

                Und die Käfer sind die wahren Helden in diesem gewollt trashigen Hybrid aus College, Western, Science Fiction, Splatter und Antikriegsfilm.

                Denise Richards macht (das ist ihr offenbar in die Wiege gelegt) das niedliche dumme College-Girl so treffsicher, dass sich der Zuschauer schon fürchten muss, wenn sie sich nur an das Steuer eines riesigen Raumschiffs setzt, um ihrer Berufung als Raumschiffpilotin nachzugehen. Was unter der Oberaufsicht einer unfassbar gut gecasteten Kommandantin tatsächlich zu diversen Bruchlandungen führt aber nur, weil Neil Patrick Harris in seiner Rolle als Superhirn und Nerd bei der Gestapo einen ziemlich schlechten Plan hat, der mal eben einige hundert Menschen das Leben kosten und riesige Mengen an Raumschiffen vernichten wird. Während Casper van Dien (was für ein extremer Schönling) pausenlos kriegsbegeistert dumme Phrasen drischt, alle erschießen und Denise Richards vögel will. Was aber verhindert wird durch die Regie und das Drehbuch. Stattdessen muss er sich von der bezaubernd dominanten Dina Meyer flach legen lassen. Nachdem alle Soldatinnen und Soldaten (wie das bei Militär so üblich ist) in einer gemischten Gemeinschaftsdusche längere Dialoge gewechselt, sich gegenseitig betrachtet und betatscht haben. Während Jake Busey immer wieder mal den Bösewicht gibt (perfekt übrigens) um dann den Rest des Films mit ziemlich schrillen elektrisch verstärkten Geigen (!) zum Tanz aufzuspielen. Und Michael Ironside - überlegen, angemessen holzköpfig und völlig ernsthaft verkörpert er den Ausbilder und Anführer seiner schönlingshaften Super-Rekruten, um danach wie die meisten anderen ziemlich hässlich zu sterben.

                Wem diese kurze Inhaltsangabe noch nicht reicht, dem darf ich noch verraten, dass zuletzt von der dekorativ durchlöcherten Denise Richards der Oberkäfer mit einem High-Tech Fahrtenmesser seinen schleimigen Gehirnaussaug-Rüssel kastriert bekommt <schmatz> und kurz darauf wird Neil Patrick Harris (immer noch als jugendlicher Gestapo-Wissenschaftler) diesem klügsten aller Käfer (die faszinierend anzusehen sind - dagegen ist Transformers ein aufgewärmter kalter Kaffee) vor laufender Fernsehkamera einen großen metallischen Apparat mit Greifzange in den sehr vaginal geformten riesigen Mund des Oberkäfers einführen - was dann von einem Zensurbalken mit Beschriftung im Stil der 50er Jahre ausgeblendet wird.

                Ich war sehr überrascht, wenige Jahre nach Verhoevens Flop mit "Showgirls" hier einen witzigen, visuell überbordenden und vielschichtigen Film vorzufinden, der zwar keinerlei geschmackliche Grenzen kennt. (Hatte ich das ausführliche Auspeitschen der Soldaten schon erwähnt?) Aber mit seinen gewaltigen Bildern, seinen mutigen Assoziationen und seinem witzigen Trash alles bietet, was Kino nur bieten kann.

                Ich habe lange nicht mehr so viel und hysterisch gelacht bei einem Film und war beeindruckt, dass die Regie von Paul Verhoeven bis zuletzt alle Bälle in der Luft hält, nie platt oder einseitig wird und dabei durchgängig unterhaltsam bleibt. Das ist der Film, den Stanley Kubrick (ernst, verbissen und moralisch mit übermotivierten Schauspielern) hätte machen können, als er "Dr. Seltsam Oder Wie ich Lernte..." abdrehte. Wenn er denn Niederländer, ziemlich wenig um guten Geschmack bemüht und in der Lage gewesen wäre, 100 Millionen Dollars (!) auszugeben. Danke Hollywood, dass mit viel Geld dies möglich gemacht wurde.

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                  Öder Frauenfilm mit den Themen Eifersucht, Unfruchtbarkeit, Gewalt in der Beziehung und Alkohol. Verkleidet als Thriller mit starker Hauptdarstellerin und wenig überraschend der Pointe, dass Männer immer die Frauen der Nachbarn vögeln wollen und gewalttätig sind. Die letzten 20 Minuten erinnerten mich stark an einen mittelklassigen Tatort und das ist nicht als Kompliment gemeint. Ich habe es ja immer gewusst: Die Hölle ist die Vorstadt.

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                    angucker 25.01.2018, 09:18 Geändert 26.01.2018, 12:04

                    Obwohl ich ein Fan von Paul Verhoeven bin: Das einzige, was an diesem Film offenbar echt ist sind die riesigen Haufen Koks, welche die Hauptdarsteller ständig konsumieren. Wäre das nicht so gewesen, dann wäre es Regie und den anderen Beteiligten wohl aufgefallen, dass
                    a) eine einzige aus wenigen Tanzfiguren bestehende Choreografie ständig und immer wieder abgespult wird (Drehung, Kick, Arme kreuzweise) – nur die in ihrer ständigen Wiederholung angestrengte wirkenden Bemühungen der professionellen Tänzer bei den Bühnenszenen genügen halbwegs den Anforderungen an eine tänzerische Darbietung im Film
                    b) der gesamte Zickenkrieg ohne jeden Witz oder gar Tiefe inszeniert ist und schon nach wenigen Sekunden völlig langweilig wird
                    c) die ganze derbe und rohe Art der Inszenierung bei Verhoeven, die seine Filme so ungewöhnlich und sehenswert macht, hier gänzlich einer albernen (und zudem unprofessionellen-) Ästhetik geopfert wird, bei der künstlich erigierte Brustwarzen und Tonnen von Lip-Gloss auf dem Schmollmund der Hauptdarstellerin optische Anreize schaffen sollen
                    d) es mindestens 10 bessere Filme zum Thema gibt, von denen mir sofort spontan "Irina Palm" einfällt oder jeder Tanzfilm von Dirty Dancing bis Cabaret
                    e) ein Robert Davi leider noch keinen guten Film macht und
                    f) man für einen solchen Film eine "richtige", also engagierte und begabte Hauptdarstellerin braucht und nicht so ein Blondchen mit Dicklippe und Dummblick, die weder tanzen, noch schauspielern noch vögeln kann, weil
                    g) die Szene im Swimmingpool die dümmste und unfreiwillig komischste Darstellung eines Geschlechtsaktes in einem Hollywood-Film ist, die ich jemals gesehen habe. Sieht aus wie eine unerfahrene Reiterin mit plötzlichem Krampfanfall - einfach grauenhaft.

                    Wenn da nicht wenigstens Gina Gershon die professionelle Latte etwas höher hängen würde mit konsequentem Körperdesign (Sixpack! Beinmuskeln!) und unterkühltem Schauspiel, dann wäre dies ein sicherer Kandidat für die 0-Punkte Marke. Die Hauptdarstellerin hat sich jedenfalls auch nicht ansatzweise Mühe gegeben, für die Hauptrolle in ihrem ersten Film wenigstens so viel zu trainieren, dass Hintern und Beine bei ihr wirklich aussehen wie die einer Tänzerin. Kein Wunder dass sie danach wohl nie wieder engagiert wurde. Ziemlich unterirdisch!

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                      angucker 24.01.2018, 17:25 Geändert 25.01.2018, 09:36

                      Endlich mal in Gänze gesehen: Dieser Film ist (ob man will oder nicht) eine Ikone der siebziger Jahre. Sexistisch, rassistisch, touristisch und erfolgreich vor allem auch wegen seiner ästhetisch überhöhten Softcore Ästhetik. Dennoch beschreibt der Film aus meiner Sicht die siebziger Jahren besser als so manches bemühte Avantgarde-Kunstwerk. Nicht nur sind die vom Look der Boheme inspirierten Klamotten zum Teil atemberaubend treffsicher ausgesucht. Auch die Ausstattungen sagen uns viel über die Zeit. Wenn etwa die Emmanuelle in einem Flugzeug sitzt mit etwa 1 m breiten Sitzen, mit endloser Beinfreiheit und in dunkelbraunem Tweed bezogen. Das bekommt man heute noch nicht einmal in der Business Class zu sehen. Da wird ein in neongrün lackierter Jaguar E-Type durch die Gegend gefahren, während Kinder und arme Leute aus Thailand die menschliche Kulisse hergeben müssen. Da schwadroniert der Mann der Hauptdarstellerin über sexuelle Freiheit und all dieses in den siebziger Jahren beliebte Zeug und bekommt einen Nervenzusammenbruch, als seine Frau einmal für zwei Tage mit der flotten Archäologin durchbrennt.

                      Und diese Archäologin sagt auch den einzig wichtigen Satz des Films: "Ich scheine hier der einzige Mensch zu sein, der arbeitet." Dem ist so und das ganze Gelaber von Liebe und Erotik dient eigentlich nur dazu, den nichtsnutzigen reichen Protagonisten der Handlung die Zeit herum zu bringen. Weshalb die Archäologin Emmanuelle auch ganz kühl bescheidet. Aber das wird nicht verraten. All der Hedonismus, die unpolitische Oberflächlichkeit, die Sexualisierung der Freizeit und die dafür notwendige "Einbindung" der Frauen als Freizeitartikel – hier kann man das im Film sehen. Muss man nicht, kann man aber.

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                        angucker 24.01.2018, 17:05 Geändert 26.01.2018, 07:21

                        Diese moderne Produktion unter der Regie eines Stuntman mit einer Hauptdarstellerin, die sich durch intensives Training an den richtigen Stellen die genau passenden Muskelpakete zugelegt hat beeindruckt mich zunächst durch gutes Handwerk: Jede einzelne Bewegung in den manchmal etwas langatmigen Kampfszenen ist von Fachleuten entworfen und entspricht vermutlich genau dem, was im wirklichen Leben in solchen Nahkampfsituationen passieren würde. Im Vergleich zu dem öden Epos "John Wick 2" des anderen Stuntman-Regisseurs aus diesem Team bereichern die Kampfszenen hier den Film ohne jemals zum Klischee zu werden. Was auch an Charlize Theron liegt, die mit ihren Narben und blauen Augen (Blutergüssen) genau so wenig glamourös kämpft und leidet wie Daniel Craig in seinem ersten James Bond Film.

                        Die etwas sehr gradlinige Geschichte um Doppel- und Dreifachagenten wechselt zudem geschickt das Erzähltempo, bindet die malerischen Berliner Schauplätze geschickt ein und überzeugt vor allem durch eine in jeder Sekunde physisch wie mimisch selbstsichere Hauptdarstellerin. Als Berliner mag ich solche "Heimatfilme" natürlich besonders gern und wenn dann noch die ausgewählten Musikstücke aus den späten achtziger Jahren und die Ausstattung so gelungen sind wie hier, dann macht es immer wieder richtig Spaß. Der Film erinnert mich sehr an "Diva" - einen Kultfilm der 80er mit seiner bildgewaltigen Schau der besonderen Gegenstände (wenn etwa das Verhör in der Zentrale mit extrem speziellen Messmikrofonen aufgenommen wird oder achten wir mal auf die vielen ausgefallenen Sonnenbrillen der Frau Theron). Nur ist es hier nicht so lahm wie bei Diva, es gibt richtig viel zu sehen und eine glänzend aufgelegte Hauptdarstellerin.

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                          Der Film wird zum Ende hin immer schlechter. Zumal Mel Gibson (es ist eigentlich ein Witz) die in seinen Filmen obligatorischen zwei Szenen:

                          1. Hilfe, ich bin Mel Gibson und werde gefoltert,
                          2. Hilfe, ich bin Mel Gibson und muss mich prügeln und das tut aua weh,

                          nicht fehlen dürfen. Allein schon die albern grimassierende Zwiesprache mit der eigenen Pistole am Anfang kann einem wirklich die Schuhe ausziehen. Und wenn man genau hinguckt, dann kracht und knirscht es an allen Ecken. Da wird Mr. Gibson vom bösen Killer (ich liebe Gary Busey!) mittels Pumpgun zusammen mit einer Passantin durch die Scheibe befördert - viel Glas - , überlebt dank kugelsicherer Weste gänzlich unversehrt und die Passantin ist mitten im Schnitt beim Sprung durch die Scheibe verschwunden. Ist auch besser so, denn sie wäre Hackfleisch gewesen. Da wird aus dem Hubschrauber zielsicher über 200 Meter durch eine Fensterscheibe ein Gesprächspartner von Mel Gibson mittels Gewehr mit einem (!) Schuss erlegt und außerdem haben alle Schusswaffen, die Mr. Gibson in die Hand nimmt, dieselbe Wirkung wie panzerbrechende Waffen der neuesten Generation. Da werden sogar Autos aus mehreren hundert Metern Entfernung mittels Handfeuerwaffe (!) perforiert.

                          Und die Frisuren, Stylings, Sprüche sind so entsetzlich 80er - da hilft auch die rosarote Brille der Nostalgie nicht viel.

                          Wenn da nicht Danny Glover mit seiner wunderbar tolpatschigen und zwischendurch immer wieder fiebrigen Art wäre, dann ware es der komplette Reinfall. Und so stolpert Mel Gibson durch albern choreographierte Actionszenen und kriegt endlos Screentime für seine Grimassen, das ist nicht wirklich unterhaltsam. Gute Idee im Drehbuch, aber leider beim Hauptdarsteller die falsche Wahl getroffen.

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                            angucker 19.01.2018, 22:52 Geändert 29.01.2018, 09:03

                            Ein "capraesker Moment" spielt kurz eine Rolle, als Annett Benning das erste Mal den Präsidenten aufsucht, um eine Besprechung als Lobbyistin wahrzunehmen. Kafkaeske Momente sind da ebenso angesprochen wie der berühmte Regisseur Frank Capra, dem wir unter anderem den Klassiker "Mr. Smith geht nach Washington" zu verdanken haben. Der farbige Sicherheitsbeamte setzt in knappen Worten die Zuschauer ins Bild. In jeder Szene gibt es brillante Dialoge, witzige Anspielungen und einen entspannt aufspielenden Cast angeführt von Annett Benning mit ihren genialen Wuschelfrisuren.
                            Viel besser kann eine dialogorientierte Romkom kaum werden. Geschickt variiert Regisseur Reiner das Tempo und liefert. Dazu gibt es etwas Einblick in den amerikanischen Politbetrieb. Demokratischer Grundton und nur die überall hervor blitzenden Klischees verhindern mehr.

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                              über Gold

                              Extrem vorhersehbar dieses Bio-Pic. Matthew McConaughey frisst sich eine absurde Bierwampe an um den sozialen und körperlichen Verfall seiner Figur zu verdeutlichen. Leider geht das einher mit ungebremstem Overacting und schon nach 15 Minuten konnte ich die immer dramatisch in den Lippen eingeklemmten Kippen und die ewigen Whiskys nicht mehr sehen. Nach einer guten Stunde der langsam und klischeehaft vor sich hin dümpelnden Handlung war ich raus.

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                              • <<Matthias Mangiapane>> Beruf: Reality-TV Teilnehmer und "Allestester".

                                Enough said.

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                                • angucker 11.01.2018, 11:12 Geändert 18.01.2018, 10:44

                                  Joelle Carter hatte ihren großen Auftritt mit "Justified", der Serie, die wie kaum eine andere den "American white trash", die verlorenen, verarmten und verkommenen Gestalten aus dem Kohle- und Stahlgürtel der USA zu Wort kommen und kämpfen und leiden lässt. Und zusammen mit ihrem Filmpartner Walton Goggins spielte sich Joelle Carter durch insgesamt 6 Staffeln, erschoss ihren Ehemann, heiratete ihren Cousin, ging ins Gefängnis (um dort zur Gejagten und danach zur Anführerin zu werden). Und verkörpert mit ihrer schmalen Oberlippe, immer leicht gestresst wirkend den (Alp-)traum von einer intelligenten, harten und verkommenen Provinzschlampe.

                                  Eine stärkere Frauenfigur hat es im amerikanischen Serienkino lange nicht gegeben. Und wenn Noelle Carter in roter Plastikjacke die Gaunerbraut macht, um (dritte Staffel am Anfang) kurz darauf einem rechtsradikalen weißen und tätowierten Mitglied ihrer Gang erst ein leckeres Essen zu servieren und ihn unmittelbar darauf mit einer gusseisernen Bratpfanne umzuhauen - ganz ganz großes Serienkino.

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                                    angucker 11.01.2018, 10:58 Geändert 11.01.2018, 10:58

                                    Die verträumten, irgendwie niemals erwachsen gewordenen 30er werden hier liebevoll, humorvoll und verständnisvoll porträtiert. Es gibt sie überall und in jeder Altersklasse, diese Träumer, Verweigerer, Schwerenöter mit dem ausgepägten Detailwissen um die angesagte Pop-Band (oder beliebige andere Themen) und der ebenso ausgeprägten Neigung, die Mitmenschen und die Welt ansonsten nicht wirklich wahnehmen zu wollen. Nick Hornby, der Versteher aller träumenden Männer, hat die Vorlage geschaffen und wurde hier angemessen, entspannt und immer wieder ziemlich witzig verfilmt. John Cusack die Idealbesetzung stolpert mit großen braunen Augen durch die Welt und alle anderen (vor allem die Zuschauer) dürfen ihren Spaß haben. Muss ich unbedingt mal wieder gucken, denn da spielt Joelle Carter mit und das ist Grund genug.

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                                      angucker 10.01.2018, 09:04 Geändert 10.01.2018, 09:07

                                      Wenn Tommy Lee Jones mit wildem Wolfsgeheul und beinhartem Zynismus zur Jagd bläst und sein heterogen zusammen gesetztes Team immer wieder zu Höchstleistungen anspornt, dann ist das allein schon großes Kino. So fiebrig, gemein und verknittert möchte man den Marshal haben und die temporeich inszenierte Story unterhält von Anfang bis Ende. Leider gibt es heftige logische Hänger in der Handlung, das Ganze läuft doch sehr auf einen verkappten Superheldenfilm hinaus wozu auch das vorhersehbare Ende passt. Ansonsten Klasse gemacht und der "Beginn meiner wunderbaren Freundschaft" mit Tommy Lee Jones.

                                      Andrew Davis hat hier und bei "Under Siege" Regie geführt, wo Tommy Lee Jones ebenfalls brillieren darf. Da sag ich leise "Danke!"....

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                                        Der in die 90er Jahre nach Perestroika und mit einer anderen Rahmenhandlung versehene Stoff des Originals (Zinnemann hat den packenden Roman von Forsyte in den 70er verfilmt) lebt aus der Inszenierung einer Jagd auf Menschen. Doch anders als bei dem ähnlich strukturierten Stoff des kurz zuvor erschienenen "Fugitive" (Auf der Flucht mit Harrison Ford und Tommy Lee Jones) oder auch im Original verheddert sich der Film hier immer wieder in logischen Löchern und wenig beeindruckenden Nahaufnahmen der Gesichter von Willis und Gere. Da sind einige gute Schauspielerleistungen, von denen ich die im Drehbuch stark angelegte Figur der entstellten russischen Agentin Valentina Kozlova (gespielt von Diane Venora) und die immer wieder beeindruckend intensive Darstellung von Sidney Poitier erwähnenswert finde. Aber Richard Gere ist einfach zu sehr Schönling für seine Figur und Bruce Willis fehlt für meinen Geschmack der kalte konzentrierte und fiese Narzismus des Originals.

                                        Dennoch sehenswert und einige schön ausgespielte Szenen (wie etwa die Auseinandersetzung zwischen Willis und Jack Black) reißen es wieder raus.

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                                          über Matrix

                                          Visuell außergewöhnlicher Film, der aber spätestens beim zweiten Sehen als eine ziemlich wilde Mischung aus teilweise dreist kopierten Highlights des Action-Kinos wie Terminator, Alien, Total Recall oder Blade-Runner eher unangenehm wird. Zwar sind die in oft in Zeitlupe dreidimensional choreografierten Action-Sequenzen beeindruckend, wirken aber durch ihre Künstlichkeit und den erkennbar massiven Einsatz von Green-Screen bemüht. Die Story ist ein einfaches Remake der "Parallelwelten" Fantasie - wer wie ich schon einmal in den 70er Jahren die Kurzserie "Welt am Draht" von Rainer Werner Fassbinder gesehen hat, wird hier nichts Neues mehr entdecken können.

                                          So bleibt dies trotz der beeindruckenden Inszenierungen von/mit Keanu Reeves, Carrie-Anne Moss und Laurence Fishburne ein auf die Internet-Youngster der 90er Jahre zugeschnittenes Plagiat von Genreklassikern. Viel Deja Vu mit schönen Bildern, aber etwas hohl.

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                                            Technisch, visuell und schauspielerisch gelungene Umsetzung der alten Geschichte von der bösen Königin. Das Drehbuch entwickelt in der englischen Originalfassung reichlich Wortwitz und kleine Anspielungen, die sich beispielsweise über die Charaktereigenschaften der (ethnisch stark gemischten und sehr akzentbetont sprechenden-) Zwerge, Anzüglichkeiten aller Art oder auch einfach nur kleine Andeutungen (wenn Julia Roberts typgerecht mal wieder kleine Anweisungen durch die Zähne knurrt) erstrecken. Da macht das Zuhören Spaß (jedenfalls in der Originalversion). Visuell gut gemacht wird die Tricktechnik eingesetzt, die Actionsequenzen mit den "langbeinigen" Zwergen und dem Spiegel sind unterhaltsam gemacht und der engagiert spielende Cast (vor allem auch Armie Hammer und Nathan Lane als Hofschranze) sorgt immer wieder für kleine Highlights. Auch hier gilt: Originalfassung ist Pflicht! So wird man nur schwer eine so voll tönende und zugleich gestelzt daher kommende Sprechstimme finden wie die des Prinzen. Und wenn Julia Roberts ihre erheblichen Fähigkeiten als Sprecherin voll ausreizt (und das tut sie ständig), dann braucht es kein großes Makeup mehr für die böse Dimension dieser Rolle. Und zuletzt große Freude, dass Sean Bean mit kurzen Haaren und immer wieder tiefen Falten als wieder belebter König die Schlussworte spricht. Sehenswert, modern aber (wenn ich den anderen Moviepiloten glauben darf) nur in der Originalfassung.

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                                              Sympathische Komödie über das Thema "Wohnen im Alter", die vor allem durch detailfreudig und lustig gemachte Dialoge erfreut. Die Diskussionen von Abwasch über Narzissmus (ja, den gibt es auch im Alter) bis hin zur Frage, ob man nicht "mal wieder" Sex zusammen haben will - das hat Witz, wird nie geschmacklos und wird durch die drei Hauptdarsteller präzise und angemessen zurückhaltend in Szene gesetzt. Reizvoll auch der Kontrast zu den "Jungen", die überheblich und verspannt daher kommenden Jura- und Kunststudenten eine Etage höher zeigen sich offen feindselig und so wird es zunächst nichts mit der Nachbarschaft. Gegen Ende wird es dann leider etwas klischeehaft und vorhersehbar, dafür drückt der Film gegen ende auf das Tempo, so dass es erträglich bleibt. Trotzdem und trotz der irgendwie Münchener Art durchaus sehenswert.

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                                                Eine extrem schlichte Geschichte wird so vorhersehbar wie konventionell erzählt - da gibt es weder Überraschungen noch wirkliche Spannung. Und ich habe mich mit jeder Minute mehr gefragt, ob der von mir so bewunderte Sean Bean bei diesem Film nur mitgemacht hat, weil er seine tiefen tiefen Falten zur Schau stellen und bei den Dreharbeiten kräftig trinken darf. Wirklich verzichtbar.

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                                                  Doch, ja! Dieser Film ist jüngst 75 (!) Jahre alt geworden und wurde bei uns nach der Lektüre des interessanten Essays im "Spiegel" über die Entstehungsgeschichte noch einmal besichtigt. Geplant als Propagandafilm für die Kriegsbeteiligung der USA (die ja erst sehr spät in den WW2 eingestiegen sind) wurde dieser handwerklich über alle Zweifel erhabene und deswegen enorm zeitlose Film zugleich zu einer Herzensangelegenheit für die beteiligten Schauspieler, die mit Ausnahme von Bogart und wenigen anderen ausnahmslos verfolgte Emigranten (also: Flüchtlinge!) waren. Selten hat man so sehr wie hier das Gefühl, dass die Schauspieler alles geben wollen. Peter Lorre mal wieder genial. Der arme Mann mit den großen Augen bekam ja immer die "bösen" Charaktere ab und versenkte seine beträchtlichen Talente in zutiefst unsympathischen Charakteren (ähnlich wie Kinski, aber lange nicht so egomanisch daher kommend).

                                                  Das Drehbuch ist voll genialer One-Liner: "Verhaften Sie die üblichen Verdächtigen" oder auch "wir haben immer noch Paris" bringen auf lakonische Art und Weise auf den Punkt, was den Mensch zum Menschen macht. Enttäuschte Liebe, Bequemlichkeit und Korruption aber auch ein Einstehen für das, was man zwischen Verdauungstrakt und Hirn als richtig empfindet. Bis hin zu dem von Paul Henried großartig kalt und leidenschaftlich gespielten Victor Lazlo, vor dem selbst der von Bogart unterkühlt gespielte Rick in Ehrfurcht erzittert. Aber natürlich nur innerlich. Wie überhaupt das Meiste unter der Oberfläche abläuft. Da gibt es auch bei der 2. oder 3. Sichtung immer noch etwas zu entdecken und es macht richtig Spaß.

                                                  Wenn man dem Film überhaupt etwas vorwerfen könnte, dann ist das Ingrid Bergmann. Sie bedient jedes Klischee der Film-Diva, hält immer nur ihr süßes Gesicht in die Kamera und knipst ihr kriegswaffenmäßiges Lächeln an, damit auch der letzte Zuschauer merkt, dass jetzt die Sonne aufgeht. Und so passt es auch wieder, trotz der natürlich für heutige Maßstäbe betulichen Inszenierung und Schwarz-Weiß und dem eher düsteren, zynischen Setting. Immer wenn Ingrid lächelt, dann geht so ein kleines Stück Sonne auf und wir dürfen uns daran freuen, dass die Menschen nicht völlig verdorben, sondern mit mehr oder weniger guten Gefühlen ausgestattet sind.

                                                  Und wirklich schön (und z.B. in Cabaret zitiert) ist das Kampfsingen - einfach gelungen wie der Einsatz der Musik insgesamt preiswürdig perfekt ist. Sogar die Marseillaise kommt da mal kurz in Moll daher, um die Stimmung zu brechen. Vielen Dank meiner hoch musikalischen aber dies immer leugnenden Frau für diese trockene Feststellung.

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                                                    angucker 21.12.2017, 12:06 Geändert 18.01.2018, 10:47

                                                    Eine interessante Geschichte mit Elementen des Sozialdramas, ein wenig Coming Of Age und eine grandios kontrolliert und ziemlich verbissen daher kommende Hillary Swank - dieser Teil macht Spaß. Aber leider ist der Film insgesamt extrem flach in der Charakterzeichnung, konventionell in den Dialogen und insgesamt doch eine arge Seifenoper. Gegen alle Widerstände, immer gut gekleidet, mit drei Nebenjobs stets ausgeschlafen morgens bei den Schülern, mit einem komplett ignoranten Ehemann gesegnet und plumpen Stereotypen als Kollegen - es gibt kaum eine Möglichkeit, so eine Geschichte vorhersehbarer und letztlich spannungsärmer zu erzählen. Und der geniale "Trick" der Lehrerin, mit beliebigen Schreiberlebnissen die Schüler zu interessieren (in den USA nimmt "creative writing" einen wichtigen Teil in der Ausbildung ein) versandet dramaturgisch irgendwo im zweiten Drittel des Films, ohne dass man bis dahin als Zuschauer Spannung oder richtige Konflikte erfahren hätte. Leider sind auch die Schüler von der Regie unzureichend betreut. Zwar stimmt die Auswahl der Typen, aber nach den gelungenen Eingangszenen werden die jugendlichen Darsteller von der Regie aber vollständig allein gelassen. Die dürfen und müssen mit Klischees hantieren, auch hier fehlen Spannungsbögen und weniger vorhersehbare Aktionen. Bei dem Stoff wäre mehr drin gewesen.

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