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Alle Kommentare von angucker
Viel zu spät in meinem Leben habe ich an einem heißen Sommerabend diesen Klassiker das erste Mal in Gänze und Farbe gesehen - helle Begeisterung machte sich breit. Nicht nur sind tänzerische Vielfalt (hier fehlen eigentlich nur Kung-Fu und ethnische Volkstänze) und artistische wie musikalische Präzision atemberaubend. Wenn Donald O'Connor in seinem ganz eigenen Stil gegen Wände prallt, sich liegend um die eigene Achse dreht und dabei in einer langen Einstellung fast ohne Schnitte jede Sekunde auf der ziemlich komplizierten Musik bleibt. Oder wenn Reynolds und die ebenso langbeinige wie athletische Cyd Charisse sich in langsamen, teilweise gegenläufigen Sequenzen aus dem Standardtanzbereich mit kraftvoller Eleganz quasi-parallel durch eine Studiokulisse wiegen. Sondern diese Perle von Film hat auch eine extrem hohe Gag-Dichte in Text, Ton und Bild, macht in jeder Minute Gebrauch von den Möglichkeiten des Mediums Film (mit langen "FilmimFilm" Sequenzen wie etwa der Vorführung einer misslungenen Tonfilmpremiere) und hat außerdem noch einen packenden, immer lebendigen Score mit einigen Hits. Was will man mehr?
Übrigens fast noch besser als der Film ist die deutsche Synchro. Wiederhören mit Erik Ode, dem langjährigen Fernsehkommissar, der mit seiner unfassbar angenehmen, modulierten , ausdrucksvollen Baritonstimme das teilweise etwas künstliche Gehabe des meist stark geschminkten Kelly auf der Leinwand weit in den menschlichen Bereich verschiebt. Ich möchte lieber nicht spekulieren, ob Ode auch so fantastisch singen wie sprechen konnte - der Gesang ist in der deutschen Fassung dem Original (ich habe oft hin und her geschaltet) mindestens ebenbürtig. Auch die deutsche Sprecherin der Jean Hagen (Lina Lamont) dürfte mit der irren Micky-Maus Stimme sehr viel Spaß gehabt haben. Und die Szenen mit der Synchronisation sind einfach nur gelungen und witzig. Mit Sicherheit ein Film, den ich noch häufiger sehen werde.
Was bei mir den Lieblingsfilm verhinderte, waren die etwa 10 Minuten langen "Phantasien" von Musical-Darbietungen (Burlesque, Vaudeville, Ziegfeld-Revue) im letzten Drittel des Films. Da gehen Film, Choreo und Drehbuch vorübergehend die Ideen aus - das war eher unterdurchschnittlich und nimmt auch das Tempo aus dem ansonsten sagenhaft temporeichen Film.
Skurriler Genre-Crosser aus Sandalenfilm, Western, Fantasy und Märchen. Sehr ökonomisch gefilmt mit sorgsam konstruierten Massenszenen (wie zum Beispiel gegen Ende, als die Jünger des Schlangengottes ihre Nazi-Fackeln in den Teich werfen) und viel Laufen/Hüpfen/Schleichen/Stechen. Großartige Filmmusik, abwechslungsreich, treibend, passend. Eine eindrucksvolle, athletische weibliche Hauptrolle (Sandahl Bergmann) neben dem unnachahmlich bescheuert guckenden Arnold. Mein persönliches Hightlight: Die Hochzeitsfeier und deren Nachwirkungen - Wein, Weib und Gesang. Arnie wird müde (zu viel Sex mit der Frau und Alkohol) und fällt mit dem Kopf voran ungebremst in seine Suppenschüssel. <Boinkkk!>
Negativ: Absolut unterirdische Kampfszenen, die mit hektischen Schnitten auch noch weiter zerlegt werden. Die Pferdestunts vor den aufgepflanzten (sinnlosen) Stöckern in der letzten Schlacht fand ich a) zu gefährlich für Mensch und Tier und b) lahm gefilmt. Hmm - Arnold Schwarzenegger? Als Held? Mit dem Gesichtsausdruck? Die dämlichen Erzählstimmen aus dem Off. Nicht nötig bei einem Film, bei dem der Zuschauer nur Bild und Musik bräuchte.
Weniger wäre hier mehr gewesen. Eine cineastische Augenweide in Überlänge, der aber schon nach etwa 1:45 h der Erzählfaden reißt. Das Feuerwerk an Einstellungen mit interessantem Licht, unheilvoll gleißende Kostüme der von Sigourney Weaver eindrucksvoll gespielten Isabella im Gegenlicht, mit Dampf und Lichtakzenten aufgewertete Aufnahmen der Segelschiffe (besonders eingeprägt haben sich mir die mehrfach verwendeten Einstellungen der nassen Ankerwinden in Aktion) - Regisseur Scott brennt hier ein Feuerwerk an sehenswerten Bildern ab und fasziniert einmal mehr mit Bildern, die wohl wenige Regisseure so hinbekommen. Mit der Geschichte der Überfahrt und Entdeckung der Karibikinsel endet allerdings auch der erzählerisch stringente Teil des Films. Es folgt etwa bei 1:43 h ein Ausflug in die Gefilde des Splatter-Movie, einigen seltsam anmutenden Horror-Szenen mit Masken und viel SchiSchi und danach wird es seltsam. Der von seinen patriarchalischen Phantasien berauschte Columbus versucht, eine spanische Kolonie wie einen Familienbetrieb zu leiten mit seinen Brüdern, was nicht nur wegen dem von Michael Wincott großartig gespielten Moxica schief gehen muss. Wincotts Szenen gehören (bis zu seinem maximal theatralischen Abgang) zu den kleinen Highlights des ansonsten entbehrlichen Mittelteils. Vielmehr bleibt der vom Regisseur für die zweite Hälfte des Films angelegte Konflikt um die Auseinandersetzung zwischen Adel/Klerus hier und bürgerlichem Entdecker/Emporkömmling dort drüben vage, wird zugedeckt von (zu langen-) Einstellungen mit Gemetzel und Naturkatastrophen. Erst in den letzten Minuten findet der Film wieder seine Form, kann Weaver mit kleinen mimischen Bewegungen ihre Zuneigung für den störrischen Bürgerlichen (dessen Hartnäckigkeit der spanischen Krone unendlichen Reichtum gebracht hat) andeuten und der von Armand Assante präzise gespielte Berater Sanchez nimmt mit seinen letzten Sätzen den Zuschauer mit in die Neuzeit.
Das wäre alles schön gewesen, wenn sich das Drehbuch im Mittelteil Straffung auferlegt hätte - die Konflikte wären deutlicher geworden, der Film besser. So ist es ein Meisterwerk der Kameraarbeit mit zum Teil großartigen Schauspielern. Einmal mehr beeindruckend zum Beispiel auch Frank Langella, der (wohl auch nach diesem Film) später immer wieder für ähnliche Filme gecastet wurde. Gerard Depardieu (mit dem ich nicht mehr warm werde) dagegen ist zwar als Typ richtig gecastet - so stellt man sich den raubautzigen Seefahrer vor, auch wenn er mit dem historischen Kolumbus wenig gemein haben dürfte. Aber Depardieu ist in jeder Minute des Films darstellerisch überfordert, sagt teilnahmslos seinen (schlecht synchronisierten-) Text auf und wirkt gegen die übrigen Schauspieler einfach nur blass und überfordert. Aber das geht mir mit diesem Schauspieler eigentlich immer so. Großer Mann, kleiner Darsteller.
Ein Film, der sich komplett auf Bilder verlässt. Mit einem Jon Voight, der so böse ist wie es nur geht. Und die Freiheit will. Einem Eric Roberts schön wie Apollo und dumm wie Stroh. Einem grausam kalten Alaska und Gewalt so roh wie Kreissäge auf Knochen. Toller Schnitt und ein sparsam aber effektvoll eingesetzter Score. Wenn da nur diese strunzdummen Dialoge nicht wären. Und Logiklöcher ohne Ende. Aber trotzdem sehenswert. Und die süße Rebecca De Mornay - da war doch was in den 80ern.
Wesley Snipes: First DUI, then IRS. Schade, er hatte eine seltene Kombination von Athletik und Präsenz. "White Boys Can't Jump!"
Eine trotz jugendlichen Alters schon sehr erfahrene Kinder-/Jugenddarstellerin, deren Spiel als Tochter des "Machine Gun Preacher" mich sehr beeindruckt hat. Keine Übertreibungen, trotzdem authentisch. Die weiß, wie es geht.
Dora sieht leider (aus dramaturgischen Gründen) die Welt durch eine verzerrte Kameraoptik. Das wäre aber auch schon die Kritik. Es gelingt dem Film fast durchgängig, klischeearm und anrührend, spannende Themen abzuhandeln. Ja, auch eingeschränkte Menschen haben gern Sex, werden schwanger, genießen die Fahrt im Cabrio des von Lars Eidinger perfekt auf der Grenze zwischen Arschloch und Frauenversteher gespielten Lebemannes, können gesunde Kinder bekommen. Ja, auch die Eltern von eingeschränkten Menschen sind eifersüchtig auf die Vitalität und Naivität ihrer Kinder, sind genervt von deren häufigen Unfällen (der Film hält da einige zauberhaft umgesetzte Beispiele aus der Praxis bereit), genießen andererseits die unbedingte Zuneigung und Herzlichkeit ihrer Kinder, die nicht berechnend oder distanziert sind, sondern praktisch immer Kind bleiben. Jenny Schily spielt - ach was, verkörpert - das mit kleinen Gesten sehr glaubhaft. Das schwierige Gespräch bei der Therapeutin nach dem ersten (nicht ganz freiwilligen-) Sex ihrer Tochter - diese angespannte Erwartungshaltung, die dann letztlich enttäuscht wird - wer solche Situationen schon mal erlebt hat, erkennt hier vieles wieder. Die Sexszenen haben emotionale Tiefe und sind frei von Klischees auch dank der fantastischen Hauptdarstellerin, nie wird es politisch korrekt (man hätte den bösen Lebemann ja auch bestrafen können). Und dass die ganze Handlung damit beginnt, dass der Tochter die Medikamente abgesetzt werden - das berührt eine der ganz großen Diskussionen in der Betreuung und Arbeit mit eingeschränkten Menschen. Stichwort "Recht auf Behinderung", "Recht auf Macke". Das Gute hier ist, dass der Film keine Position bezieht, keine Vorschriften macht. Sondern immer nur die Optionen und Möglichkeiten aufzeigt. Wie die im Film sehr empathisch und professionell dargestellten beruflichen Helfer (Therapeutin, Familienhelferin, Arzt).
Ich habe mal mit meiner damaligen Freundin herumgemacht, während deren eingeschränkte Schwester (21 Jahre, geistig etwa 4) daneben lag und uns mit großen Augen zuguckte, zwischendurch auch mal anfeuerte. Fand das damals seltsam, ergab sich so. Mit diesem Film im Gepäck hätte ich mir da mehr Gedanken gemacht. Und mich anders verhalten.
Auch so: Eindrucksvoll, unterhaltsam, lehrreich ohne Zeigefinger, unbedingt sehenswert.
Schade, schade, schade: Praktisch alle Hauptrollen mit Lieblingsschauspielern besetzt, der grandiose Michael Shannon in einer tragenden Nebenrolle und allen voran Gerard Butler als handfester, bärtiger Held. Der allerdings Mühe hat, den kaputten Biker so richtig darzustellen. Im Vergleich zu den im Abspann sichtbaren Aufnahmen von Sam Childers fehlt da der "Proll-Faktor" - die alten T-Shirts wirken wie Kostüm und Butler ist eigentlich durchgängig im Helden-Modus unterwegs. Besser gelingen ihm die Szenen auf dem Bau und in Afrika, das wirkt authentisch. Fantastisch auch die Locations und Aufnahmen in der ersten Hälfte des Films. Bilder aus dem buchstäblich sterbenden Amerika der weißen Unterschicht. Verkommene Klos und Kneipen, Wohnwagen aus Blech, die buchstäblich wegfliegen, überall lauert die Armut und mit ihr die Drogen. Das ist großartig in Bilder umgesetzt. So schön haben das selbst die Serien "Justified" und "The Wire" nicht immer geschafft. Wenn da ein praktisch zahnloses Mädchen singt, wenn Monaghan in dreckigen Jeans um den Küchentisch turnt, wenn Butler nach dem Sturm dünnes Blech auf das "Dach" seiner Familienbehausung nagelt - als Sozialdrama ist der Film eigentlich gelungen.
Aber dann wird es hässlich: Zum kämpferischen Ur-Christen geläutert, schwingt Butler die Bibel und Maschinenpistole. Die ständig wiederkehrenden (und inhaltlich wie spirituell mit Verlaub völlig unterbelichteten-) Predigten sind nicht nur schlecht gesprochen, synchronisiert und gefilmt (Butler kann das nicht, die Regie auch nicht - die sollten mal schauen was "Justified" mit Walton Goggins als Prediger da so macht). Sondern es kommt auch noch fotogenes Blut in Afrika, hordenweise süß lächelnde Kinder mit großen dunklen Augen und spätestens hier war der Film für mich kaum noch zu ertragen.
Man kann jetzt viel darüber sinnieren, dass die weiße Unterschicht Amerikas natürlich keine spirituellen Denker oder reflektierenden Helden hervorbringt, sondern einfache Menschen, die mit sich und ihren Problemen vollständig genug zu tun haben. Aber das kann man (siehe die genannten Serien) auch anders, besser filmisch umsetzen. So ist es verquaster, fundamentalchristlicher Mist.
Ein auf 2:20 h aufgeblasener Plot um Doppelagenten mit einem brillanten Mathias Schoenarts und einer skurril witzigen Mary-Louise Parker in einer winzigen Nebenrolle. Der Rest ist jugendfreier Sex mit einer ständig blank ziehenden Jennifer Lawrence und ziemlich viel Blut in unregelmäßigen Abständen. Erstaunlich, dass die völlig überschätzte Lawrence nicht nur nicht schauspielern, sondern auch nicht richtig laufen kann. Dafür hält sie ständig ihren ziemlich unsportlichen Po in die Kamera. Grandiose Locations wie die kathedralenartige Kadettenschule Nr. 4 und wunderschöne Kameraeinstellungen, aber dafür muss ich nicht über 2 Stunden JLw im Bild haben.
Unfreiwillig komisch, ob das der Kampf mit dem Hubschrauber, der Kampf mit der pistolenfuchtelnden Lotte Lenya (einschließlich Giftstachel im Schuh) oder das dumme Gesülze der blonden Romanowa "verlass mich nicht" ist. In meinen Augen beginnt die Reihe eigentlich erst mit dem folgenden Feuerball. Sehenswert allerdings die Istanbuler Locations und die tadellosen Maßanzüge von Connery.
Staatsbürgerkunde und Geschichtsstunde der plakativen Art. Mit Filmen von Steven Spielberg werde ich einfach nicht mehr warm. Das ist so schrecklich konventionell, belehrend ("zeigefingerlastig" sagt ein anderer Moviepilot hier) und vorhersehbar. Matthew Rhys - den fand ich als gehetzten Whistleblower einmal mehr großartig, Tom Hanks belebt die langen Dialogszenen durch seine schiere Präsenz und trotzdem bin ich zwischendurch immer wieder eingeschlafen. Spätestens als im letzten Drittel Geigen und Fanfaren musikalisch einsetzen, um den heldenhaften Sieg der rasanten Reporter über Nixons Reich des Bösen akustisch zu untermalen - spätestens da konnte ich diesen überlangen Werbefilm für den ersten Verfassungszusatz und die aufrechte investigative Presse nicht mehr ernst nehmen.
Ein Highlight seiner Arbeit waren für mich die Episoden der "Sopranos", wo er mitgespielt und teilweise sogar Regie geführt hat (5. Staffel aus der Erinnerung). Pure Magie, ohne dass es zu irgendeinem Zeitpunkt in dieses ätzende "ich bin ein Star, wann merkt ihr es endlich" Erlebnis ausarten würde, das mir viele Schauspieler aus Hollywood leider immer wieder bescheren.
Hirntotes Herumgerenne, bei dem positiv nur zu vermerken ist der Verzicht auf schwellende Rundungen. Chauvinistische Bemerkungen zu körperlichen Reizen von Jolie oder Vikander sind fehl am Platz. Stattdessen sollte man sich lieber Gedanken über die schlechte Altersversorgung von Schauspielern wie Walton Goggins, Dominic West oder Kristin Scott-Thomas machen, die hier im Schlafwagenmodus etwas Geld verdienen wollen. Das hat man von einem verfilmtem Computerspiel.
Wer sich an der zunehmend konstruierten Story (und der für ihre Rolle zu alten "Tochter" Maggie Grace) nicht stört, bekommt auch im 2. Teil solide Kost. Wunderschöne Aufnahmen aus Istanbul, perfekt produzierte Autostunts, aber leider keinen überzeugenden Bösewichtel. Wer möchte da nicht mal mit Handgranaten um sich werfen und Albaner an Garderobenhaken befestigen. Deutlich schwächer als der erste Teil.
Der dritte Teil hat (gedreht 6 Jahre nach dem Original) ein mittlerweile sehr offensichtliches Problem: Schauspielerin Maggie Grace ist mehr als 10 Jahre zu alt für ihre Rolle der studierenden Tochter. Zu alt war sie schon im ersten Teil, aber hier wird es albern, wenn eine sichtlich 30jährige gestandene Frau einen Twen spielen soll. Auch das lange Geschmuse um die Entwicklung der weiteren Bedrohung für die Patchwork-Familie lässt den Film nicht so richtig Fahrt aufnehmen. Dafür gibt es auch hier wieder eine solide Produktion, feine Autostunts (für mich ja immer auch ein Grund für Filme aus der Besson Produktionsfirma) und vor allem grandiose Nebendarsteller. Forest Whitaker macht seinen verfressenen Cop (wie der die Bagel verschlingt!) zu einer kleinen Ruhezone im Getriebe der Action, wieder mal ist jede kleine Nebenrolle fein besetzt. Von der gelangweilten Frau an der Kasse der Tankstelle (das Gesicht muss man erst mal machen) bis hin zu dem wirklich furchterregend authentischen Russengangster von Sam Spruell - hier halten die Nebendarsteller den Film am Laufen.
Die mehr als banale Story um den nach Öffnen von 1.000.000 Austern geläuterten Sternekoch mit Rock'n Roll Vergangenheit passt auf einen halben Bierdeckel und ist voller Klischees. Eines davon ist, dass ambitionierte Köche totale Choleriker sind und ständig mit Tellern und Essen um sich werfen. Wer braucht so einen Scheiß?
Leider habe ich mir diese Frage zu spät gestellt. Bis dahin war ich immer wieder fasziniert von der hier brutal verschwendeten Schauspielkunst von Daniel Brühl, dessen verklemmter, verliebter und pingeliger Restaurantchef eine wesentlich bessere Hauptfigur abgegeben hätte als das immergleiche pausbackig-blauäugige Möchtegern-Schauspiel von Bradley Cooper, dem in keiner Szene auch nur irgendein Interesse für seine Figur oder das Thema anzumerken ist. Sein filmischer Konkurrent Matthew Rhys zeigt mit seiner Darstellung eines von dunklen Augenringen und starken Angstgefühlen gekennzeichneten Sternekochs, dass es hier eine bessere Besetzung für die Hauptrolle gegeben hätte. Auch Sienna Miller ist gut besetzt mit ihrer burschikosen Körpersprache und den schlecht gefärbten Haaren. Der Film nimmt in seinen ruhigen Passagen durchaus Fahrt auf und hätte unterhaltsam sein können, wenn er eine echte Story hätte und auf dieses blöde Rockstar-Sternekoch Klischee verzichten würde.
Und nicht zuletzt fragt man sich aus heutiger Sicht leider auch, wer hier was für die Weinstein Company tun musste, um mitspielen zu dürfen. Immerhin spielen hier neben den genannten Schauspielern auch Emma Thompson, Alicia Vikander und Uma Thurman mit - für ihre Rollen eindeutig überqualifiziert.
Handwerklich sehr solider Actioner aus der Fabrik von Luc Besson, der vor allem durch die teilweise sensationellen Kampfszenen (alles "handgemacht"), aber auch durch gelungene Kamera und Außenaufnahmen heraus ragt. Die Pointe (hat etwas mit den von Jet Li immer wieder verwendeten Akkupunkturnadeln zu tun) ist ebenso originell wie das Setting in Paris, bei dem Bösewichtel Tchéky Karyo keinerlei Mühe mit seiner Rolle hat. Wer das Genre mag, wird hier gut unterhalten.
Rassistisch, gewalttätig, schlicht und dann noch ein Rachethriller. Eigentlich ein unmöglicher Film, der noch dazu kontrollwütige alte Männer mit gefärbten Haaren verherrlicht und Frauen zu emotionalen Dummchen degradiert. Gerade die Beschränkung auf eine mehr als schlichte Story, ein unheilvoll massiver Liam Neeson und bestes Handwerk bei Kamera und Schnitt machen diesen Film unterhaltsam. Es gibt einen eindrucksvollen Bösewicht, der fast das Format von Gary Oldman in "Leon der Profi" erreicht, sorgfältig gewählte und inszenierte Locations und vor allem eine endlose Kette interessanter Darsteller mit unverbrauchten Gesichtern. Allen voran Famke Jansen, deren abgehungerte Darstellung einer verpeilten Mutter ebenso direkt und ungewöhnlich ist wie das blöd naive Getue der von Maggie Grace gespielten Tochter. Die albanischen Bösewichtel sehen so extrem authentisch aus, dass die Werbefilmabteilung einer rechtsradikalen Partei begeistert wäre und die Action ist heftig und kracht. So viel Atmo wie bei den langen Szenen im Bauarbeiterpuff auf der Baustelle und so originelle Car Stunts wie beim anschließenden Gejage über eine endzeitliche Großbaustelle - das ist fern von Hollywood unterhaltsam und täuscht nicht vor mehr zu sein als es ist.
Michel Serrault kräuselt anfangs kaum mehr als die Oberlippe, als er sich zum bärbeißigen Kommissar begibt. Die beiden Hauptdarsteller spielen großartig und doch ist dies ein effekthascherischer Film, der nur um des Effekts willen das Gehirn des Zuschauers ausschalten muss. Warum geht jemand deutlich eine Woche nach einem Leichenfund an Silvester zu einem Routineverhör? Warum geht er nicht wieder? Warum gesteht er? Was soll der (im übrigen lächerlich schlampig inszenierte) Twist? Und was zur Hölle tut die Figur von Romy Schneider da? Die trotz der schönen regennassen Einstellungen im übrigen erkennbar auf Pille zu sein scheint. Was das eigentliche Drama dieses Films ist. Eine Art Requiem für Romy Schneider, aber ansonsten nur Kunstgewerbe a la Francais.
Mehr eine Doku über einen Mediencoup und einen außergewöhnlichen Mann als über den Skandal selbst. Für meinen Geschmack nehmen sich Journalisten und Filmemacherin viel zu wichtig und lenken durch die Dramatisierung der medialen Verwertung stark vom Thema selbst ab. Trotzdem unbedingt sehenswert, denn selten sieht man Politiker so schön lügen wie hier.
Benny Goodman ist in den USA eine nationale Ikone. Der Sohn jüdischer Einwanderer, der es mit Fleiß und Talent ganz nach oben geschafft hat. Der Swing für das weiße Publikum salonfähig machte. Das erste große gemischtrassige Orchester leitete. Leider kommt in diesem betulichen Bio-Pic davon wenig rüber, es ist zu wenig originell. Die wunderschöne Donna Reed himmelt den äußerlich Benny Goodman verblüffend ähnlichen Steve Allen an. Dieser wiederum wirkt nur dann wirklich authentisch, wenn er genervt gucken darf und alle Nebenrollen sind Klischee. Zudem ist es keiner Erwähnung wert, dass Goodman anders als seine Kollegen gern und viel mit schwarzen Musikern spielte. Wenn da nicht die (von Goodman selbst eingespielte-) wunderschöne, swingende und jubilierende Musik wäre - der Film wäre zum Weglaufen.
Extrem schwaches Drehbuch (bescheuerte Dialoge, künstlich aufgebauschte Handlung ohne jeden Witz und Tiefe) trifft auf unverbrauchte Darsteller (ich kannte bis auf die nicht gut gealterte Olga Kurylenko keinen der engagiert spielenden Darsteller) und eine wirklich gediegene Regie. Stölzl schafft es, dem einzig originellen Einfall des Drehbuchs (nämlich der Konflikt zwischen pubertierender Tochter und Undercover-Supermann Vater) ausreichend Zeit zu geben, die Bilder sind stimmig, die mit Liana Liberato gut besetzte Tochter darf nach Herzenslust muffeln, granteln und dem Vater weglaufen. Tom Cruise hätte in der Hauptrollte nicht gepasst - Aaron Eckhart gibt den unauffälligen und etwas introvertierten Superagenten gekonnt. Bis auf das ständig im Gesicht verschmierte Blut (man kann als Superagent solche Körperflüssigkeiten auch mal abwischen). Am schönsten waren für mich aber die vielen arabischen und nordafrikanischen Nebendarsteller und die zauberhaft atmosphärischen Außenaufnahmen aus der mir unbekannten europäischen Großstadt Brüssel. Da bekommt man eine Ahnung, warum es dort ein Problem mit dem Islamismus gibt. Die Wohnungen und Paläste gut gewählt - mal dreckig und überfüllt bei den Immigranten hier, mal im französischen Barock und golden da. Schade, dass dieser Film so gefloppt ist. Mit einem besseren Drehbuch wäre das gut geworden.
Ich fand dieses von grimmigen Sprüchen getragene Sozialdrama beim ersten Sehen ziemlich konventionell und schematisch. Aber das ist zugleich eine Stärke des Films. Clint Eastwood (der ja nun wirklich ein Konservativer ist) schafft es, die klassischen Sprüche der Rassisten und das grantelige Gehabe vieler älterer Männer perfekt auf dem schmalen Grat zwischen Komödie und Sozialdrama entlang zu führen. Und handelt dabei gleich noch Integration und Ausländerproblematik in unterhaltsamer Weise ab. Trotzdem in meinen Augen kein Meisterwerk. Denn grantelige alte Männer, die mit der Waffe in der Hand herumlaufen und ansonsten Bier auf der Veranda trinken sind nicht so meine persönlichen Favoriten vor allem dann, wenn sie wie hier eigentlich ihr Herz auf dem rechten/rechtsseitigen Fleck haben und unter der rauen Schale doch ganz gute Kerle sind. Das ist mir dann doch zu sehr rechtskonservative Beschönigung der amerikanischen Lebensart.
Bilderseelige, aber nicht immer originelle Beiträge berühmter Regisseure zur Olympiade 1972 in München. Afrobombe, braune Wandbekleidungen und orange Teppichböden verbreiten viel 70er Flair, Michael Pfleghar hat die Frauen im Blick, Milos Forman den Humor und John Schlesinger Kunst und Krone. Am dichtesten dran an der sportlichen Materie und ihren Protagonisten ist noch Mai Zetterling, deren empathischer und präziser Blick auf die Schweratlhleten mitreißend geschnitten und gut beobachtet ist. Andere Beiträge dagegen kommen über normalen Sportjournalismus kaum hinaus. Kein Highlight des Genres, aber nett zu sehen.
Ein in jeder Hinsicht klassischer Film in Schwarz-Weiß mit einem ganz jungen James Stewart und einer Thematik, die in Zeiten des multinationalen Lobbyismus und intensiver Einflussnahme der Wirtschaft auf die Politik nichts an Aktualität eingebüßt hat. Im besten Sinne altmodisch die Inszenierung mit kleinen patriotischen Anmerkungen/Auswüchsen und doch kühl und klar in der Darstellung der Machtverhältnisse. Wer diesen Film gesehen hat, weiß, warum James Stewart zu einem Weltstar mit einer endlos langen Karriere wurde (und der Mann sieht auch noch unglaublich gut aus) und wird sich an der manchmal etwas altmodischen Inszenierung kaum stören. Muss man mal gesehen haben, schon wegen der politischen Thematik.