angucker - Kommentare

Alle Kommentare von angucker

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    Mann mit verkniffenem Gesicht fährt mit dem Auto über endlose amerikanische Straßen, während aus dem Off eine Stimme mit norddeutschem Akzent belangloses Zeug über eine verschwundene Frau labert, die ein Buch geschrieben hat. Das Buch wird zum Beweis zwischendurch immer wieder vorgezeigt. Dazu Space-Rock vermutlich einer norddeutschen Prog-Rock Gruppe. Überambitionierter Klischee Kitsch von einem eitlen Typen, der zu viel Zabriskie Pointe und Paris Texas gesehen hat. Länger als 15 Minuten muss ich das nicht haben.

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      angucker 01.09.2018, 04:45 Geändert 01.09.2018, 04:47

      Extrem stylisch die Oldtimer, Interieurs, Kostüme und Requisiten dieses sehr kostspielig gemachten James Bond Lookalike. Die Frauen sind im Stil der Zeit mehr so Objekte, bei Besprechungen im Geschäftsleben wird kollektiv gesoffen und geraucht und Morde sind technisch ambitioniert und effektvoll. Die heute praktisch unbekannte Elke Sommer zeigt viel von ihrem für die damalige Zeit ungewöhnlich austrainierten Körper und ist ansonsten ganz die stets perfekt gekleidete und souveräne Gegenspielerin zu dem männlichen Helden, der mit der deutschen Synchronstimme von Sean Connery noch sympathischer wirkt. Die Strickjacken der Herren und die Kampfszenen sind hübsch anzusehen. Und bis zuletzt bleibt der Plot originell und leichtfüßig. Bis zum skurrilen Versteck für die finale Bombe.

      Besser als die meisten älteren James Bond 007 Filme und durch die aufwändige Produktion sehr unterhaltsamer Blick auf die swingenden Sixties. Gute Regie. Hoher Kultfaktor.

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        Ein Rachethriller im Milieu von Mädchenhändlern aufgenommen mit wackelnder Handkamera in körnigen Bildern ohne jede Atmo oder Originalität. Die Hauptdarstellerin wirkt nur dadurch etwas interessanter, dass sie ihrer Rolle entsprechend nicht redet. Das Ganze wirkt, als hätten Filmstudenten versucht, einen C-Film zu machen. Einziges unfreiwilliges Highlight der Spruch: "Da kommen diese Porrnostars aus den USA und nehmen unseren Mädchen die Kunden weg. Die haben alle blonde Haare und riesige Titten. Wie hieß die letzte Woche nochmal? Stormy Daniels!"

        Übrigens ist der Schluss mit einem absurden Twist das dümmste und frauenfeindlichste Konstrukt, welches der internationale Film aktuell zu bieten hat. Da wurde mir schlagartig klar, dass Stormy Daniels auch einen weiteren Vorteil hat im Kampf um die Dollars. Gehirn.

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          angucker 29.08.2018, 08:31 Geändert 09.09.2018, 12:11

          Als Film grandios: Wie Regisseur Alan J. Pakula mit seinen Kameraleuten hier Innenräume vom Bürohochhaus bis zum Inneren eines kleinen Autos inszeniert, grandiose Straßenszenen mit sehr filmdienlichen Übergängen von nah auf fern, das Licht unterstützt immer die Stimmung und dann hat das Bild häufiger so kleine "Wackler", die zusätzlich für Unruhe sorgen. Auch die Darsteller machen keine Gefangenen. Die noch junge Julia Roberts (fast zu schön für ihre Rolle) zittert und bebt und wirkt oft so verletzlich, dass man sofort den Beschützer machen möchte. Der ebenfalls noch junge Denzel Washington mit seiner unnachahmlichen Mischung aus humorvoller Anteilnahme und finsterem Äußeren. Grandios auch Stanley Tucci als perfektionistischer Killer mit den rehbraunen dunklen Augen und dem deutlichen Kontrollbedürfnis. Auch der Score von James Horner macht Eindruck - grollende Kontrabässe, interessante Streicherflächen verstärken die Spannung oder sorgen auch zwischendurch mal für entspannte Momente.

          <<Achtung: Spoiler>>
          Aber leider ist die Story eher durchwachsen: Viel zu kompliziert angelegt der Plot mit unendlich vielen Bösewichteln. Es ist auch völlig undenkbar, dass in einem Ölkonzern oder einer Anwaltskanzlei die gesamte Vorstandsetage einschließlich Sicherheitsdienst aktiv in Mordverschwörungen verwickelt ist. Da wedelt die Juristin wild mit der Handfeuerwaffe, da hauen die Chefs Mordbefehle als Memo (!) raus und im Oval-Office gibt ein von Robert Culp grandios gespielter Senili nach Art von Trump vor laufenden Überwachungskameras Anweisungen, die schon ganz andere Präsidenten jederzeit ihren Job gekostet hätten. Und so steuert das Ganze auf einen komplett bemühten Showdown im Parkhaus hin, der nicht nur realitätsfern, sondern auch extrem lustlos inszeniert ist. Und zuletzt konnte auch Regisseur Pakula nicht widerstehen: Eine endlose und dramaturgisch eher überflüssige Einstellung vom Gesicht der überirdisch schön und perfekt geschminkt wirkenden Julia Roberts in einem kleinen Blumenmeer - echter Schmachter. <<Spoiler-Ende>>

          Unbedingt sehenswert als Film, aber Storys von Grisham gibt es deutlich bessere, die zwingender und atmosphärisch dichter sind. Zumal das hier jedes Klischee der amerikanischen Verschwörungstheoretiker erfüllt: "Alle sind böse, auch der Präsident, der Geheimdienst sowieso und überall wird abgehört" - das ist doch mehr für Paranoiker als für mich.

          Übrigens ist der Schauplatz New Orleans sehr filmdienlich und klischeearm in die Handlung integriert und der Originaltitel "Die Pelikan-Akte" würde viel deutlicher machen, worum es eigentlich geht.

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            Klassiker-Samstag im Heimkino und hier haben wir eine in Schwarzweiß gedrehte Kriminalgeschichte aus der Zeit der Prohibition, deren Auflösung dem jungen James Stewart als Star-Journalist einer investigativen Zeitung obliegt. Das Plus des Films sind die mit großem Aufwand gedrehten Szenen an Original-Schauplätzen; das Chicago der 40er Jahre ist beeindruckend und das gab es zu dieser Zeit noch nicht oft. Natürlich toll auch der Hauptdarsteller, dessen grauenhaft kernige deutsche Synchronstimme mir allerdings auch hier den letzten Nerv raubt. So blöde sprechen kann nur ein Synchronsprecher, der unbedingt den "Bruce Willis der 40er Jahre" mimen möchte - passt nicht und ist superdoof. Ansonsten ein sehr konventioneller pseudo-dokumentarischer Kriminalfilm der eher geschichtlich (Fernübermittlung von Fotos!) und wegen der Außenaufnahmen interessant ist.

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              angucker 25.08.2018, 06:04 Geändert 25.08.2018, 08:33

              Inhaltlich düstere, aber enorm farbenprächtig gefilmte norwegische Mixtur aus "Der Elefantenmensch" und Disney. Die Figuren des Romans sind sehr statisch angelegt, bewegen sich im Verlauf des Films keinen Zentimeter und die umfassende Körperbehaarung des Löwenmädchens verhindert erfolgreich jeden Einblick in Mimik und damit Gefühlswelt der Hauptrolle. Womit zwei wesentliche Aspekte eines Dramas aus diesem Genre erfolgreich eliminiert werden. Wären da nicht die dramaturgisch sinnlosen, aber dennoch beeindruckenden Außenaufnahmen, die liebevolle und gelungene deutsche Synchro und Ken Duken in einer kleinen Nebenrolle als Schlangenmensch - es wäre richtig oll.

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                Schrecklich konventionell erzählte Geschichte um Entfremdung in der Ehe, deren Verlauf so vorhersehbar ist wie das Ende. Dabei sind die Schauspieler gut dabei. Tommy Lee Jones grantelt mit großem Geschick und Steve Carell ist als Paartherapeut absolut glaubwürdig. Aber muss denn ein Klischee das nächste jagen und Sex immer im Dunklen stattfinden oder kompliziert sein? Schade, so ist es maximal Werbung für das zauberhafte Maine und die Vorteile der Paartherapie.

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                  angucker 23.08.2018, 18:12 Geändert 24.08.2018, 06:43

                  Da schreibt ein MP
                  "Andie McDowell steht für mich aber für etwas gewiss nicht: Sex und Lügen (Video vielleicht, sie ist ja schon älter..). McDowell kann ich mir unmöglich außerhalb ihrer amerikanischen Interpretation von Leidenschaft vorstellen"
                  und mit Sicherheit hat er/sie diesen Film keine Sekunde verstanden. Besser gesagt der Film hat ihn oder sie nicht abgeholt. Mich dagegen schon. Die Sekunden, in denen Andie MacDowell zuckt, kichert und errötet. Als sie nach einem quälend langen (und komplett bedeutungslosen) Wortschwall von ihrem Psychotherapeuten gefragt wird, ob sie masturbiert. Während ihr Ehemann (kaltschweißig, eitel und immer gut aussehend - Peter Gallagher) kurz zuvor einem gesichtslosen Zuhörer ebenso wortreich erläutert, warum ihm der Ehering die Jagd auf Frauen erleichtert. Spätestens da hatte mich der Film gepackt.

                  Lakonisch trotz seiner wortreichen Monologe (aber nicht im zynischen, pseudo-witzigen Stil des Woody Allen, wie einige MPs meinen) baut der Film vor allem durch sorgfältig von der Kamera eingefangene Gesten, Blicke und kurze Zwischenbemerkungen seiner nur vier Protagonisten eine ungeheure Spannung auf, entfaltet eine manchmal sehr explizite Sinnlichkeit (etwa wenn die berechnende und mit ihrem Sex sehr aggressiv umgehende Schwester Verabredungen mit ihrem verheirateten Liebhaber in dessen Haus trifft), wobei auch hier das Wichtige nicht vor der Kamera passiert. Es sind wie wie in guter Musik oder dem Tanz die Pausen, die Wechselbezüge, die (schon begrifflich nicht expliziten-) Lügen, die Dinge, die der vor Eifersucht rasende Ehemann nicht auf dem Video findet - dies hält den Film am Laufen. Vier entfesselt oder besser gesagt kunstvoll reduziert aufspielende Hauptdarsteller. Allen voran James Spader, dessen Darstellung des zurückgenommen, von außen in das "normale" Leben eindringenden Freundes mit jeder Filmminute intensiver wird. Der mich so unsagbar an den großartigen David Hemmings in meinem Lieblingsfilm "Blow Up" erinnert. Der wegguckt, wo andere gucken, der zurückzieht, wo andere balzen. Andie McDowell vermutlich in der Rolle ihres Lebens. Jede Minute Kapital ziehend aus ihrer seltsamen Mischung aus landmädchenhafter Schönheit und körperlicher Zurückhaltung (sie muss auch immer extra weite Klamotten tragen, was diesen Effekt noch verstärkt). Die aggressiv, verderbt, auch in ihren Bewegungen immer sehr extrovertierte "kleine" Schwester - Laura San Giacomo steht für die sonst eher männlich besetzte Rolle der teuflischen Verführerin, die zerstört ohne Rücksicht auf Verluste. Und doch Gefühle sogar für ihre Schwester entwickelt. Die bedeutenden Auszeichnungen für diese drei Schauspieler kommen nicht vor ungefähr, und Peter Gallagher muss nur noch den eitlen Pfau geben, an dem sich alle anderen abarbeiten.

                  Ein "Independent" Film aus Hollywood, gedreht in wenigen Tagen mit einem Budget von nur 1.000.000 Dollar - was für eine Regieleistung, was für ein ungewöhnlicher Film. Macht Spaß, aber mit Sicherheit nicht jede/m.

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                    Absurder Body-Count im Stil eines Arcade-Games - immer hoch auf den nächsten Level. Aber dann noch diese abartige Brutalität, wenn 10 Messerstiche noch nicht genug sind und das Blut überall hin spritzen muss. Fehlt eigentlich nur noch Kannibalismus oder Tierschändung. Nach 30 Minuten war ich raus.

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                      Ich fühlte mich persönlich betroffen von der Story dieses Films. Denn es gab sie in den 80er Jahren an jedem griechischen Badestrand. Die leicht asozialen, einsamen Männer zwischen 40 und 60, die ums Verrecken eine junge Touristin auf ihre Matratze locken wollen. Und dabei fest verinnerlicht haben, dass Touristinnen ohnehin nur Geschlechtsorgane auf 2 Beinen sind, die der griechische Mann ganz einfach haben kann. Woran andererseits auch die schon vor 30 Jahren ziemlich lebenslustigen Touristinnen nicht ganz unschuldig sind. Culture-Clash, Tourismuskritik und Sozialdrama - das hätte eigentlich einen ganz guten Film geben können. Meine Vorfreude wurde zunehmend gedämpft, denn dies ist ein richtig schlechter Film. Schematische Charaktere, langweilige Kameraführung, eine lustlose Synchro, die sich anhört wie abgelesen und dann noch als Gipfelpunkt der sexuellen Dauerextase als wesentliche Musik der "Bums-"Bolero in einer Diskotheken-Hardrock-Version. Und das verquaste Ende ist nicht nur ein einziges Logikloch, sondern auch so verklemmt wie der Protagonist Kostis, der tagelang schmachtet und dann nach 4 Sekunden abgeschossen ist. Wirklich grauenhaft.

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                        angucker 21.08.2018, 14:49 Geändert 21.08.2018, 17:44

                        Glänzende Oberflächen spielen die wesentliche Rolle in diesem schier endlosen Spielzeug-Film. Von den brutal glänzenden Zähnen und Lippen der Megan Fox bis hin zu den auf Hochglanz polierten Oberflächen der Mensch-Maschinen. Leider verliert sich der Zauber der Animationen sehr schnell und immer größer werden die Handlungslöcher. Witzig ist teilweise das Drehbuch, hier wurde nicht gespart: Von der verrückten Familie des jugendlichen Helden ("Nicht meinen Rasen betreten") über die vielen gelungenen Sidekicks bis hin zu dem gelangweilt popelnden indischen Operator: "Ich kann Ihren Notruf ohne eine gültige Kreditkarte nicht verbinden. Darf ich Sie auch auf unser Premium-Programm aufmerksam machen."
                        Unbedingt negativ die hirnlose Glorifizierung des Militärs und das nervig ausufernde Coloring. Gelber war die Wüste niemals und jede Einstellung ist komplett eingefärbt.

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                          Für einen Berliner im Jahr 2018 ist London nicht allzu fern. Das Thema gefällt also: Der überhitzte Immobilienmarkt schlägt in der verschlafenen Reihenhaus-Siedlung gnadenlos zu, als geheimnisvolle Postkarten mit dem Text "wir wollen, was ihr habt" an alle Einwohner der Nachbarschaft geschickt werden. In diesem Setting werden die Skurrilitäten der postmodernen Nachbarschaft in allen auch undenkbaren Details sauber durchdekliniert. Angeführt von dem von Toby Jones grandios verkörperten Banker bis hin zu der unter dem Kartell der harten Mutter stehenden Paki-Familie haben alle ihre Probleme mit dem plötzlich auftauchenden virtuellen Reichtum und noch so manches andere. Gegenüber dem Erfolgsroman deutlich gekürzt bleiben die Handlungsfäden über drei Stunden Gesamtlaufzeit involvierend, witzig die Personenzeichnung etwa der eitlen und etwas faulen pakistanischen Söhne und immer wieder nimmt die Geschichte kleine Wendungen, die so nicht zu erwarten waren. Trotz des liebenswerten Sujets und der guten Story schleichen sich aber immer wieder Längen ein - es ist keine richtige Serie und auch kein richtiger Film. Sollte man mal gesehen haben.

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                          • Gern würde ich die charismatische und sympathische Mrs. Cohan noch an anderer Stelle sehen als in der Craig Ferguson "Late Late Night Show" auf YT und in einer Serie, die ich ohnehin nicht gucke. Na denn mal los!

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                              angucker 19.08.2018, 12:53 Geändert 20.08.2018, 11:51

                              Derzeit bei Arte in der Mediathek: Mit scheinbar endlosem Gesabbel driftet da ein Rechtanwalt in mittleren Jahren zurück in einen kindlichen Allmachtstraum - nämlich "alle Frauen haben" zu können. Frisch verheiratet mit einer bildschönen und sehr klugen Englischlehrerin, leicht unterfordert von seinem Beruf (obwohl sehr ehrgeizig) gleitet der von tiefer Sehnsucht nach Frauen getriebene "Bourgeois" immer mehr ab in die Ablenkungen seiner Freizeit am Nachmittag im fleißigen Paris. Träumt von wahllosen Eroberungen diverser Passantinnen. Hier kommt eine grandios gecastete Reihe von scheinbar zufällig an unserem Filou vorbei laufenden Frauen ins Spiel - ebenso originell und anziehend wie die beiden immer wieder in die Handlung eingreifenden Sekretärinnen des Anwalts. Und der ebenso intelligente wie kindliche Mann wird von einer eindeutig der "Bohemé" zugehörigen Ex-Bekannten buchstäblich gejagt, involviert und driftet mit dieser charismatischen Chaotin immer tiefer ab in seine kleinen Fluchten am Nachmittag. Ein übersichtliches Setting, fast kammerspielartig die Handlung mit langen, sehr schnellen Dialogen in relativ wenigen Szenen - Freunde des Action-Kino und der komplexen Handlung werden sich enttäuscht abwenden. Achten muss man auf die kleinen Gesten und die Mimik. An der Oberfläche läuft eine Unterhaltung ab mit oft sehr konventionellen Floskeln. Die Hände und Gesichter der handelnden Personen verraten uns jedoch meist mehr über deren Zustand und Gefühle als die Worte. Es blitzen uns so immer wieder kleine Pointen, oft sehr exakt von den Schauspielern mimisch und in ganz kleinen Gesten begleitet, entgegen. Der endlose (und für viele Zuschauer sicher quälende-) Redestrom erzeugt bei mir einen fast anderen Bewusstseinszustand - unter dieser Oberfläche entwickeln sich dann kleine Einblicke und charmante Ausblicke in den schwierigen Grenzbereich von Moral und Verlangen, Pflicht und Lust, Erwachsensein (als Anwalt und Ehemann) und kindlichem Begehren. Eben alles, was ein freier Nachmittag so hergibt. Und dabei ist dieser Film ebenso unterhaltsam wie witzig, hat ein interessantes Ende, großartige Schauspieler und eine vollkommen zwingende Regie - ganz großes kleines Kino. Eric Rohmer bleibt damit (nach "Pauline am Strand" erst mein zweiter Film von ihm) ein ganz heißer Kandidat für spannende Entdeckungen. Aber Warnung: Nix für Leute, die klare Botschaften und viel Handlung erwarten!

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                                angucker 18.08.2018, 06:48 Geändert 22.11.2024, 17:49

                                Nachdem ich jetzt gerade "A Most Wanted Man" gesehen habe (auch LeCarré, auch ein sehr beeindruckender Hauptdarsteller) ist mir diese alte SW-Perle noch lieber geworden. Auch wenn vielen MPs der Film zu "dialoglastig" oder "extrem langweilig" erscheint, so fasziniert mich vor allem auch im Vergleich zu moderneren Filmen des Genres gerade dies. Ich kann mir nicht helfen: Wenn Richard Burton ("vorbildliches Method-Acting" schreibt ein MP-Buddy über Burtons Sauferei im Film) seinen scheinbar bodenlosen Verfall mit traurigen blauen Augen zelebriert, um danach seinen Auftrag zu erfüllen. Wenn Oscar Werner nervös und bebend vor Ehrgeiz und unterdrückter Angst den ostdeutschen Gegenspieler macht. Die fast beiläufige Entwicklung der Intrige. Und immer wieder Burton - Mann, nach diesem Film habe ich verstanden, was Liz Taylor an dem Mann gefunden hat. Mir gefällt gerade das Reduzierte. Man muss als Zuschauer auf jede kleine Regung achten, dann kann ich hier richtig mitfiebern. Als alter Berliner bin ich oft genug noch zu Mauerzeiten über die Grenze - spannender als hier (und authentischer-) wird es nicht. Da wurde nicht geprügelt und geschossen am laufenden Band, da guckte man sich lange an und versuchte herauszufinden, welches doppelte Spiel der Andere spielt. Und konnte sich doch nie sicher sein.

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                                  angucker 17.08.2018, 09:12 Geändert 19.08.2018, 14:30

                                  Wenn Nina Hoss dem angeschlagenen Philipp Seymor Hoffman ihre langfingrige Hand etwas zu lange auf Arm oder Schulter legt um sich danach linkisch und etwas verlegen abzuwenden – diese Einstellungen gehörten für mich zu den Höhepunkten des Films. Zugleich mitleidvolle Zuneigung für den Menschen und seine Rolle – wenn man weiß, dass dies Philipp Seymor Hoffmans letzter Film war, dann bekommen solche Gesten eine ganz andere Bedeutung.

                                  Einer der schwächeren Romane von John LeCarré als Vorlage und zugleich der letzte Film von Philip Seymor Hoffman – eine zwiespältige Angelegenheit. Philipp Seymor Hoffman ist deutlich gezeichnet von seinen gesundheitlichen Problemen. So dunkelblaue Lippen bekommt man von Herzproblemen und Sauerstoffmangel, in fast jeder Szene raucht er Kette oder frisst oder trinkt. Für die Rolle des getriebenen Geheimdienstmannes eine ideale Besetzung wie auch der übrige Cast des Films über jeden Zweifel erhaben ist. Robin Wright überzeugt einmal mehr in ihrer Rolle der eiskalten, sehr männlich daher kommenden amerikanischen Geheimdienstfrau. Rachel MacAdams hat die mit Abstand undankbarste Rolle. Ihre gutmenschenhafte, romantisierende und völlig klischeehaft angelegte deutsche (!) Anwältin und Menschenrechtsaktivistin, natürlich eine Tochter aus gutem Hause mit einer aus ungelösten familiären Problemen heraus als Baustelle verbliebenen Luxuswohnung im Hamburger Speicherviertel. Warum unbedingt eine amerikanische Schauspielerin diese sehr deutsch angelegte Rolle bekommen musste, ist mir ein Rätsel. Eine "echte" Blondine wie Sonja Gerhardt hätte die Hamburger Bürgertochter einfach glaubhafter verkörpern können als eine amerikanische Charakterdarstellerin. Wie überhaupt der Film etwas darunter leidet, dass nicht konsequent mit deutschen Schauspielern in deutscher Sprache gedreht wurde. Brav hakt der Film alle möglichen und unmöglichen Hamburger Locations ab. Da wird sogar der berühmte Boxclub "Die Ritze" bemüht und überhaupt gelingt es Regie und Kamera, eine Menge schöner und authentischer Einstellungen aus Hamburg mitzunehmen – die Stadt ist einer der Hauptdarsteller des Films.

                                  Aber was schon in der Romanvorlage negativ war, wird im Film nicht besser: Die klischeehaft angelegte Rolle der Anwältin und Hamburger Bürgertochter ist ebenso romantisierend wie vorhersehbar. Der traumatisierte Geheimdienstmann mit der üblen Vergangenheit ist leider in diesem Genre nur noch ein abgedroschenes Klischee. Und die für die Handlung des Romans und vor allem auch den überraschenden Twist am Ende entscheidende Figur des Bankers bleibt von Anfang bis Ende ein einziges Klischee. Dass dieser Mann auch finanzielle Probleme hat und auch deshalb eine ganz wichtige Rolle in dem Intrigenspiel übernimmt, blendet der Film völlig aus. Und so wird dem Film auch noch die letzte Chance genommen, aus der ohnehin eher schwachen Romanvorlage etwas Besonderes zu schaffen.

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                                    angucker 15.08.2018, 07:24 Geändert 15.08.2018, 07:26

                                    Mit Muckibude und dicken Schultern sowie eigenwilliger Barttracht gewinnt man den Kampf der Siedler jedenfalls nicht. Scheinbar hat das originale Remake von John Sturges (bei mir 9 Punkte) Qualitäten, die hier deutlich fehlen. Dass es hier einen über weite Passagen fast wortlosen Showdown zwischen kleinem Bürgertum verkörpert durch die Siedler und fiesem Raubtier-Kaptialismus zu sehen gibt macht diesen Film zum Ende hin immer mehr zu einer spannungsarmen Lachnummer mit hohem Bodycount. Es gelingt hier trotz der grandiosen Außenaufnahmen, der liebevoll gestalteten Kostüme und unverbrauchten Gesichtern wie der immer etwas verheult guckenden Haley Bennett nicht, die Verzweiflung der kleinen Leute, die aufgesetzte Coolness der Revolverhelden, die sich zum Ende steigernde Anspannung schauspielerisch umzusetzen. Ist auch schwer, wenn fast alle Männer abstruse Vollbärte oder wie Denzel Washington mehr als abenteuerliche Schnauzbärte tragen müssen, die viel von der Mimik verdecken. Möglicherweise haben die heutigen Schauspieler auch einfach nicht mehr so viel mimische Ausdruckskraft, so viel Geschmeidigkeit wie Yul Brunner oder James Coburn. Wenn da Chris Pratt seine auf XXXL-Format aufgepumpten Schultern durch den Film wuchtet, oder Martin Sensmeier mit seiner interessanten Rolle unter einer komplett dämlichen Bemalung versteckt wird, die ihn auf einen roten Wilden mit dickem Bizeps reduziert. Da kann die Performance in keiner Minute mit den Stars und Westernhelden der 60er mithalten. Charles Bronson als sinistres Halbblut ist eben einfach eine andere Liga. Und Peter Sarsgaard kopiert Gary Oldman ("True Romance", "Leon, der Profi") bis auf die letzte mimische Zuckung - eine fiese Kopie ohne jeden Charakter. Wozu es diesen Film nun brauchte - ich weiß es nicht. Ein paar schöne Landschaftsbilder, eine attraktive, ständig verheulte rothaarige Frau und einige wenige "Zauberkunststücke" von Chris Pratt - mehr ist da eigentlich nicht.

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                                      angucker 14.08.2018, 10:10 Geändert 15.08.2018, 10:01

                                      "Walk Of Shame" - der englische Originaltitel trifft es besser. Hier geht es nicht primär um Saufen und Exzesse nach Art von "Hangover" für Frauen, sondern um den Einbruch des absoluten Chaos in das Alltagsleben einer von Elizabeth Banks mit vollem Einsatz gespielten Nachrichtenansagerin, die nach alkoholseeliger Partynacht immer mehr in Schwierigkeiten gerät. Das ist ein ganz einfaches Muster, das hier aber mit Spaß am Tempo und immer wieder eingestreuten witzigen One-Linern am Leben gehalten wird. Die "Nachrichtenschlampe" gerät zum Beispiel in die Gesellschaft von Crackdealern, eines extrem behaarten Taxifahrers, eines extrem orthodoxen Juden (witzige Szene) und diverser Polizisten mit unterschiedlichen intellektuellen Fähigkeiten. Die durchweg gut gecasteten Schauspieler, allen voran James Marsden als verständnisvoller Sonnyboy oder auch Kevin Nealon als Hubschrauberpilot des Nachrichtensenders machen gekonnt ihren Job, kosten ihre zum Teil wirklich witzigen One-Liner aus und halten den Film gut am Laufen. Und Elizabeth Banks ist sportlich genug, um barfuß, in Stöckelschuhen und zuletzt mit Sportschuhen immer wieder kraftvoll den Film in dien nächste Szene und die nächste Katastrophe zu rennen. Konventionell, aber durchaus unterhaltsam.

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                                        Was ist es, das diesen Film so vorhersehbar, so fad macht? Ist es die letztlich ohne alle Überraschungen auskommende Handlung, die absehbaren Pointen, die völlig schematisch angelegten Charaktere oder ist es die Abwesenheit von Originalität, von Witz im altmodischen Sinn? Schade, denn die vier Hauptdarsteller machen ihre Sache ganz gut, Kostüme, Locations an der Cote d'Azur und auch eine nette Autoverfolgung haben Qualitäten. Wie auch die als Liebchen des bösen Kapitalisten-Gangsters mit ihrer bodenständigen, fast dümmlichen Ausstrahlung genial besetzte Louise Bourgoin (eine ehemalige Wetterfee) - sie schafft noch einen Extrapunkt in einer ansonsten eher entbehrlichen Komödie für Vorruheständler. Und das sag ich, der eigentlich zur Zielgruppe gehört.

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                                          angucker 05.08.2018, 19:23 Geändert 06.08.2018, 08:24

                                          In großartig tristen Bildern mit einem zurückgenommen und charismatisch agierenden Hauptdarsteller entwirft der Film die Verstrickung eines leicht autistischen, von persönlichen Problemen gezeichneten Vorruheständlers in eine politische Affäre um Geiseln, die noch nicht befreit sind, um den Wahlkampf eines konservativen Kandidaten zu beflügeln. Doch gerät die Story gegen Ende immer mehr in die Nähe von wirren, letztlich nur für die Rechtfertigung von Action notwendigen Intrigen. Kein Vergleich zu den klassischen Verfilmungen von John LeCarre, aber bis auf die Story gut gemacht.

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                                              angucker 03.08.2018, 08:29 Geändert 05.08.2018, 09:59

                                              Unbedingter Pflichtfilm für Freunde des gepflegten Stunts. Was hier geboten wird an abenteuerlichen, oft auch sehr gefährlichen Stunts - es ist schier unglaublich. Hängen am fahrenden Bus mit Klopperei und Turnübungen aller Art, mehrere Autos durch eine komplette Slumsiedlung am Hang, die dabei völlig zerstört wird. Abrutschen durch splitternde Lichterketten. Fallen, gleiten, rutschen über Rolltreppen und Betontreppen - auch für Frauen. Aber einer der irrsten Stunts taucht hier ganz unauffällig auf, nämlich das Rennen/Rutschen über eine extrem steile Böschung - wer da auch nur eine Sekunde die Kontrolle verliert, knallt 100 Meter tiefer unweigerlich wie ein Käfer auf den Asphalt. Zwar wird auch hier auf höchstem Niveau (mit beschleunigter Kamera) gekämpft. Aber die klassischen Stunts sind der Star in diesem Film und wurden in ähnlicher Form danach immer wieder von anderen kopiert. Entbehrlich die exzessive Verwendung von Zuckerglas - in praktisch jeder Szene in der zweiten Hälfte kracht mindestens ein Stuntman in eine Vitrine oder einen Glastisch - das müsste nicht sein.

                                              Einer der zentralen Filme im üppigen Katalog von Jackie Chan, der allerdings auch hier als Schauspieler nicht besonders begeistern kann. Dafür gibt es (ich hatte hier eine extended Version mit längeren Szenen chinesisch mit UT) eine durchaus komödiantische Rahmenhandlung um die selbstbewusste Kronzeugin und die Intrigen innerhalb der Polizei. Überhaupt sind alle anderen Schauspieler deutlich besser und weniger klamaukig im Vergleich zu Chan. Und der rasant übertriebene Klamauk wird noch verstärkt durch die vermutlich von Wenzel/Lüdecke sehr locker im Stil der 80er mit bekannten Stimmen gemachte Synchro - da wird mit Berliner Kodderschnauze ziemlich frei improvisiert und das ist manchmal fast lustiger als die Aktionen der eigentlichen Schauspieler.

                                              Zu absoluten Höchstnoten fehlt etwas die künstlerische Komponente. Zwar erledigt Chan als Regisseur die Kamera und den Schnitt technisch gut, es fehlen aber eindrucksvolle Bilder, wie sie etwa Tsui Hark rund 10 Jahre später mit seinen "Once Upon A Time in China" Filmen geschaffen hat - mehr im Stil des klassischen chinesischen Ballet und vor allem auch mit ruhigen Passagen zur Entspannung des Zuschauers. Das scheint Jackie Chan nicht so zu liegen - er gibt als Regisseur wie auch als Stuntman permanent Vollgas.

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                                                Kamera und Location sind hier die Hauptdarsteller. Eine gute Idee, diese etwas schlichte Story in einen beklemmenden Bunker in Südengland zu verlegen, überwiegend im Dunkeln spielen zu lassen und mit langen Einstellungen durch die "Bunkerwelt" zu fahren. Da kam bei mir pflichtschuldigst erhebliche Beklemmung und leichter Grusel auf. Leider wirkt John Cusack in der Tat etwas gelangweilt und ist mit seinen zu dunkel gefärbten Haaren und immerwährend dunklen Klamotten etwas aus der Zeit gefallen - wie andere MPs hier zu Recht bemerken. Und ja: Makeup und Synchronstimme von Malin Akerman sind grauenhaft - da hätten wir der Produktion mehr Sorgfalt gegönnt. Wegen der schlichten Story und durchaus sichtbarer handwerklicher Mängel bei diesem "B-Movie" allerdings auch nur....

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                                                  angucker 02.08.2018, 08:44 Geändert 02.08.2018, 18:51

                                                  Durchaus lohnende Coming-Of-Age Geschichte um den jungen Mann, der nicht so recht weiß, was er will und scheinbar zufällig unter den Einfluss des von Jeff Bridges sehr gekonnt verkörperten Nachbarn gerät. Ein geheimnisvoller Mann, der viel säuft und sehr genau beobachtet. Einige Zufälle und Wendungen später haben alle Beteiligten etwas gelernt und sind etwas weiter gekommen. Der mir bisher unbekannte Callum Turner verkörpert den gut aussehenden, aber selbst für seine aktuelle Freundin zu "soften" Jungmann sehr überzeugend und vor allem Cynthia Nixon (möglicherweise die zukünftige Gouverneurin von New York) beeindruckte mich in ihrer kleinen Rolle mit einer sehr präzisen Darstellung der vereinsamten und innerlich verzweifelten Mutter des Jungen. Pierce Brosnan gut besetzt und zurückhaltend gespielt in der Rolle des Vaters/Verlegers. Schöne Aufnahmen von der fotogenen Stadt New York. Eine entzückende winzige Nebenrolle von Shawn Wallace. Ein etwas hektisches, wie unter Zeitdruck wirkendes Ende des Films. Und insgesamt eine ziemlich gelungene Amazon Eigenproduktion mit klischeearmen Dialogen.

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                                                    Charmant, (vor allem auch das süße Baby, das in vielen Szenen richtig "mitzuspielen" scheint) diese Variation von "Babynator" mit Mitteln des Hongkong-Kinos. Die zum Teil unglaublichen Stunts sind unaufdringlich immer wieder in den Handlungsfluss eingebaut, die Mitstreiter von Chan haben relativ starke Rollen, was den Film abwechslungsreicher macht. Und immer wieder habe ich die Luft angehalten, wenn das Baby fröhlich grinsend "über dem Abgrund hängt" - so geht moderneres Actionkino jenseits der üblichen Klopp-und-Hau-Drauf Orgien des klassischen Hongkong-Kino. Natürlich nutzt sich der Einsatz von Babywindeln in jedem Film ziemlich schnell ab, aber dafür haben wir witzige Frauenrollen und die beiden Protagonisten machen eine gute Figur auch jenseits der reinen Action. Amüsant, gelungen.

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