angucker - Kommentare

Alle Kommentare von angucker

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    angucker 08.10.2017, 12:28 Geändert 08.10.2017, 18:04

    Doch, den kann man mal gesehen haben. Gerade in Zeiten von Donald Trump. Mein Geschichtsunterricht stellte mir Caligula als den letzten der starken römischen Kaiser vor. Und konsequent wird in einer der letzten Einstellungen dieses mit mehr als drei Stunden Laufzeit viel zu langen und noch dazu durch die sinnlosen nachträglich eingefügten Hardcore-Szenen aufgeblähten Epos der fette kleine Hofschranze von den Putschisten in einer filmisch gut gelösten Hurrah-Sequenz zum neuen Kaiser gemacht. Womit zugleich klar ist, wer zukünftig regiert.

    Malcolm McDowell ist ein mehr als würdiger Hauptdarsteller, vielleicht (ich fand ihn in "The Company" von Altmann auch sehr gut) in seiner besten Rolle. Wie er als narzistischer Faun durch die opulenten Kulissen tanzt, immer auf der Suche nach seinem nächsten Spiegelbild und der nächsten Zerstreuung. Das ist die zur tänzerischen Dauerpose überhöhte Darstellung des Super-Narzisten, wie er heute als amerikanischer Präsident die Medien beherrscht. Und Peter O'Toole als abgewrackter, von Syphilis und Todesahnung gezeichneter Tiberius macht diesen Film ebenfalls sehenswert. Die Todeszene in der Badewanne, der kindische Dialog - großes Kino. Und dann Helen Mirren (die ich kaum erkannt habe) als ebenso verderbte wie karrierebewusste Caesonia - besser können die Schauspieler eigentlich nicht mehr werden. Leider ist das Drehbuch ebenso von Narzismus geprägt wie Caligula selbst. Endlose, aufwändige und fast durchweg in plüschigem Rot ausgeleuchtete Massenszenen. Ganze Tableaus von kopulierenden, kotzenden und in anderer Weise mit sich selbst beschäftigten Hofschranzen werden da ausgebreitet. Und nichts ausgelassen. Ich erspare uns hier auch nur die Erwähnung der zum Teil ekelhaften Sexualpraktiken, die im Film vorgeführt oder angedeutet werden. Aber Dinge wie der abgeschnittene Pferdekopf oder die Enthauptungsmaschine prägen sich doch tief in das visuelle Gedächtnis des Betrachters ein und zwar durchaus filmdienlich. So skurril wie der Film auch der Soundtrack. Er besteht aus endlos wiederholten, schwülstig orchestrierten Varianten des Schlagers (I Did it) My Way - ironisch, skurril und immer nur der Refrain.

    Stilistisch hat der Film trotz seiner pornohaften Präsentation durchaus zu bieten. Fellini beispielsweise hat davor (und kurz darauf mit seinem "Casanova") ähnliche Dinge versucht. Die nicht zuletzt von Pasolini filmisch bearbeitete These, dass Diktatur und Macht auch immer ganz viel zu tun haben mit Besitz über den Körper der Untertanen. All dies findet sich hier ungeordnet, vulgär und völlig planlos in einem Film wieder, der dringend eine zeitgemäßere und gekürzte Schnittfassung verdient hätte.

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      angucker 06.10.2017, 09:46 Geändert 03.04.2018, 06:13
      über Heat

      Ein in jeder Hinsicht eitler Film. Dominiert durch zwei völlig überschätzte Hauptdarsteller, die über fast drei Stunden (!) ihre schauspielerischen Mätzchen vorführen und mich dabei langweilen dürfen. Pacino kaut Kaugummi und sabbert dabei. Pacino wackelt unmotiviert mit der Hüfte wie ein Rentner, der einen besonders coolen Gangster-Hipster mimen will. Pacino rennt mit sauber gestylter, fest betonierter Föhnwelle während des angeblich so sagenhaft tollen Shootouts nach dem Banküberfall 10 Minuten lang durch die Gegend und fuchtelt mit einer im wirklichen Leben etwa 10 kg schweren Automatikwaffe herum, als müsste er auf dem Kinderspielplatz den Tollsten machen. Pacino nimmt sein Monstergewehr und bläst auf 30 Meter Entfernung dem Gangster mitten durch die Stirn den Kopf weg, während dieser ein kleines Mädchen im Arm hält. Pacino kippt an der Ampel einen Röhren-Fernseher aus dem Auto, die Jugendlichen an der Bushaltestelle sind ebenso erstaunt wie ich. Pacino kommt nach einer etwa 30 Minuten langen Schießerei mit unendlichem Herumgelaufe auf eine Terrasse und telefoniert erstmal. Die Föhnwelle frisch vom Friseur, kein Schweißtropfen zu sehen, dramatisches Bokeh (die Lichter von LA im Hintergrund verschwimmen), der Windhauch aus einem Ventilator fächelt leicht durch die Föhnwelle, während Pacino seinen Monolog aufsagen darf. Pacino kommt in eine Wohnung, wo das Wasser aus der Badezimmertür läuft. Das nimmt er aber überhaupt nicht wahr, läuft durch die Pfütze und macht zunächst die Balkontür zu (!), findet danach seine dekorativ in der Badewanne verblutende Tochter (Natalie Portman) eben dort, verzerrt schulmäßig das Gesicht, hebt Tochter aus der Badewanne (viel Wasser, viel rote Farbe!) um dann zunächst in der Art eines Provinzschauspielers im letzten Shakespeare-Drama ein Handtuch oder Bettlaken in Streifen zu reißen (mach das mal im wirklichen Leben, sage ich nur) - toller Effekt: Leblose Portman, schmerzverzerrter Pacino, rote Farbe, weiße Tücher. Wie Lieschen Müller sich das vorstellt. Und dann der berühmte Dialog zwischen Pacino und De Niro im Diner - ein echtes Stück Filmgeschichte, großes Drama: Pacino kaut Kaugummi und sabbert (siehe oben), Pacino guckt links, guckt rechts, guckt De Niro in die Pupille - und dann wieder. Und dann wieder. Zwischendurch noch etwas hektische Mimik (der von Pacino gespielte Bulle soll ja koksen, das muss auch der letzte Zuschauer begreifen). Womit wir bei De Niro wären. Der macht, was er immer macht, nämlich möglichst wenig. Im Dialog beschränkt er seine Mimik etwas, hat immer einen schicken Anzug an und ist ansonsten der Coolste. Ich erspare uns mal die Aufzählung der mimischen Marotten, mit denen De Niro seine reichlich bemessene Screentime füllt. Seine Aufgabe ist es, den schwachsinnigen Einfall des Drehbuchs (kontrollwütiger Supergangster macht sich daran, unter direkter Beobachtung durch die Polizei einen weiteren riskanten Coup zu landen) zu verkaufen, ein Profi würde nur mal so aus Spaß und sportlichem Ehrgeiz ein der Polizei bereits bekanntes Ding drehen, nur um zu testen, welcher Italo-Amerikaner der Tollste ist.

      Echt mal - die Schießerei nach zwei Stunden ein mühsam aufgemotztes Ballerspektakel, an dem (wie ein anderer Kommentar zu Recht bemerkt) nur die verblüffend räumliche Tonspur überzeugt. Da werden recht massive Autos in Sekunden durchlöchert wie Schweizer Käse - absolut lächerlich. Und wenn da nicht Jon Voight (ich habe ihn kaum erkannt) in einer kleinen feinen Nebenrolle als langhaariger Alt-Gangster wäre. Oder die immer wieder schönen Kameraeinstellungen und Schnitte, die sich Mann einfallen lässt. Oder die wirklich gut gemachte Tonspur. Es wäre zum Weglaufen. Auch so habe ich den Film nach 2:30 h gestoppt. Es war nicht mehr zu ertragen. Dieser Film hat den Charme einer Eiskreme-Werbung, die Originalität eines Wetterberichts und ist im Vergleich zu den bei mp geführten Heist-Movies so unterirdisch, es macht mich fassungslos. Aber bitte - wer gerne alle bekannten Klischees im Dreistundenformat sehen möchte, ist hier vermutlich gut bedient. Ich bin von den beiden männlichen Groß-Stars des italoamerikanischen Hollywood Kinos jedenfalls wieder für die nächsten Jahre kuriert.

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        angucker 04.10.2017, 17:55 Geändert 05.10.2017, 09:11

        "Ich trinke meine Milch kalt und genau um 01:00 Uhr; dann bin ich auch wach und dankbar für jede Form der anspruchsvollen Unterhaltung." So oder ähnlich lädt Kristin Scott Thomas mit kühlen Worten den niedlichen jungen Mann aus Hollywood, der für sein Rollenstudium den Dienstboten spielt, zum außerehelichen Beischlaf nach Mitternacht. Mein persönlicher Regie-Held Robert Altmann hat hier ein Meisterwerk geschaffen voller Details und Anspielungen, verrückter kleiner Schlenker im Ablauf einer Jagdgesellschaft der Oberschicht auf dem schönen Landsitz. Agatha Christie steht hinter dem Vorhang und freut sich, wie ein Setting für ein klassisches Whodunit zu einem farbenfrohen, verspielten und altersweisen Vexierspiel über Reich und Arm, Oben und Unten, Amerika und England, Herr und Knecht werden kann. Das Drehbuch erhebt niemals den Zeigefinger, behandelt die Zutaten des Kriminalspiels mit lässiger Leichtigkeit nebenher, lässt die Figuren in rasanter und auch mal schleppender Sprache für sich selbst sprechen (das muss sich im Original mit den unterschiedlichen Dialekten und Sprachsignaturen fantastisch anhören). Auch Alfred Hitchcock steht hinter der Gardine und freut sich noch mehr, dass es dem Routinier auf dem Regiestuhl (Altmann war damals 77 Jahre alt und hatte mehr als 30 abendfüllende Spielfilme plus Fernsehen gemacht) gelingt, das Konzept der scheinbar allmächtigen, immerzu weiter laufenden Kamera (denken wir an "The Rope - Cocktail für eine Leiche") so zu perfektionieren, dass die Kamera subjektiv immer an und immer dabei ist. Es ist unglaublich, was hier in völlig fließenden, scheinbar immer dem Geschehen folgenden Kameraeinstellungen an kleinen Einsichten geboten wird. Das kann eine genervt hochgezogene Augenbraue sein, von der Kamera quasi im Vorbeigehen gestreift auf dem Weg zur nächsten Dialogszene. Das kann auch verrutschte Unterhose am Hintern der drallen Küchenmagd sein, die gerade mit dem Hausherrn in der Küche zugange war und jetzt davon wackelt, sich energisch den Zwickel zurecht ziehend. Dazu sind die Figuren geschickt angelegt und das Ensemble britischer Schauspielstars überwältigend und gut aufgelegt. Wie Clive Owen den einsilbigen, verstockten Dienstboten verkörpert, Kristin Scott Thomas die eiskalte Landlady, Maggie Smith die Gräfin und auf der anderen Seite Hellen Mirren als ranghohe Dienstbotin - da hat es Stephen Fry als Inspektor schwer. Er übertreibt seine Rolle, spielt sich mit Manierismen in den Vordergrund und schwächt damit etwas den tollen Gesamteindruck eines motivierten und perfekt inszenierten Schauspielerensembles. Ich wüsste außer fehlenden Actionszenen und dem übertriebenen Auftritt von Stephen Fry nichts, was an diesem Film schlecht sein soll. Vor allem aber das gekonnt gemachte Drehbuch mit diesem (verzeiht) zutiefst humanistischen Unterton und die ständig schwerelos fließende Kamera. Da gab es zu Recht Oscar.

        Es ist - wie der Berliner sagen würde - ein Träumchen, was Altmann und seine Crew uns da hinterlassen haben. Man muss nur die Details mögen.

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          Schwaches Kammerspiel, das mit jedem der bemühten Twists an Dichte und Glaubwürdigkeit einbüßt. Spätestens nach dem Patronenproblem musste ich am Verstand der Drehbuchschreiber zweifeln und wunderte mich immer wieder über die wenig einfallsreichen Fesselungsaktionen. Gemma Arterton hat unbestreitbar ein hübsches Gesicht. Das hilft der absurd konstruierten Story aber auch nicht über die Runden. Weder als Anleitung zur gelungenen Entführung noch als spannende Unterhaltung geeignet.

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            angucker 02.10.2017, 18:56 Geändert 02.10.2017, 18:58

            Wer diesen Film sieht und nie in einem Orchester oder eine Band gespielt hat, bekommt definitiv einen falschen Eindruck: Der tobsüchtige und offen beleidigende Bandleader will nur das Beste und alle alle Musiker müssen dafür buchstäblich bluten. Master and Servant. Die Anlage der Figuren bedient ein übles Klischee, das in dieser Form in der Praxis nicht anzutreffen ist und auf durchsichtige Weise versucht, aus dem Meister/Schüler Ding Dramatik zu erzeugen. Misslungen!

            Selbst die fanatischen Bandleader der Musikgeschichte führten sich nicht so auf. Und erst recht kein Musiklehrer an einem College. Ich will nicht mit Anekdoten nerven, aber bis auf einzelne (!) Tätlichkeiten charakterlich schwieriger Gesellen wie Charlie Mingus oder etwa die fiesen und oberlehrerhaften Allüren von Frank Zappa als Bandleader spielt sich das (noch dazu auf einer bezahlten Schule) nicht so ab. J.K. Simmons widmet sich zwar lustvoll und erfolgreich seiner Figur eines finsteren und sadistischen Lehrers. Und hat zu Recht dafür einen Oscar bekommen. Aber seine heimlichen Stärken hat dieser Film nicht im Drehbuch, das ist schwach.

            Was diesen Film sehenswert macht und von mir noch nie zuvor im Film so gesehen wurde, ist die filmische Huldigung der Körperlichkeit von Musik. In zum Teil fantastischen Aufnahmen trifft da Lippe auf Mundstück, Drumstick auf Becken und Toms, wird der eigene Körper als Motor der Musik trainiert und eingesetzt. Die zum teil spektakulären Nahaufnahmen in Verbindung mit dem gut gemachten Schnitt erzeugen ein Gefühl dafür, wie körperlich die Erschaffung von Musik ist. Auch wenn der Film hier deutlich übertreibt: Das massenhafte Verspritzen von Körpersäften auf ein Drumset erzeugt zwar schöne Nahaufnahmen, entspricht aber ebenso wenig der Realität wie ein komplett mit Feuchtigkeit getränktes Drumset (auf dem sich die Drumschläge natürlich besser sichtbar machen lassen). Niemand außerhalb einer Irrenanstalt wirft mit 500 Euro teuren Ridebecken in der Art eines Samurai nach dem Kopf seines Schülers oder verlangt, ein Tempo von 225 (!) Schlägen/Minute als Double-Time Swing zu spielen. Mit Verlaub: Bullshit! Macht auch keinen Sinn und hört sich an wie das minutenlang vorgeführte manische Gehämmere auf ein Drumset. Niemand findet es toll, wenn ein psychisch überforderter Trommler minutenlang wie ein Irrer ein nicht geplantes Solo einlegt und dabei seine komplette Band an die Wand fährt. Das ist kein Jazz, sondern der amerikanische Traum vom "Yes, we can" als Hollywood-Drama vorgeführt. Und das macht diesen Film bei allen seinen Vorzügen sehr nervig. Er bedient fortlaufend abgelutschte Klischees und außerdem werden immer wieder dieselben drei Stücke gespielt.

            Wer sich aber nur auf die Kamera, Schnitt und die vielen interessanten Nahaufnahmen konzentriert, der kann durchaus Spaß haben. Ansonsten ein extrem nerdiger Film. Wer diesen Film als den "besten Musikfilm" einstuft, der hat weder Ahnung von Musik noch Freude daran.

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              angucker 02.10.2017, 18:29 Geändert 04.10.2017, 17:06
              über Dalida

              Alle bringen sich um: In den 60er bis 80er Jahren gab es offensichtlich ein Sub-Genre im Showbiz, das von materieller wie persönlicher Emanzipation (im Sinne von finanzieller Unabhängigkeit und freier Wahl der Sexualpartner) wie auch Überforderung und morbide ausgelebten Depressionen geprägt war. Was mich schon bei Romy Schneider verwunderte, die als absoluter Superstar ein Leben in Verzweiflung und unbehandelter Depression führte, wird hier am Beispiel der Schlager- und Chansonsängerin Daldia und ihrer verflossenen Liebhaber eindrucksvoll vorgeführt. Da kommt ein männliches italienisches Schlagersternchen namens Luigi Tenco (überzeugend verkörpert von Alessandro Borghi) daher, vögelt kurz vor dem Schlagerfestival in San Remo seine Konkurrentin Dalida, verliebt sich, betrinkt sich, verkackt seinen Auftritt und bringt sich um. Und zwar ausdrücklich "aus Protest gegen das Publikum". Kindischer und theatralischer kann es kaum noch werden. Und dies wiederholt sich!

              Trotz der wegen ihrer Ähnlichkeit zur vorgestellten Sängerin Dalida durchweg überzeugenden Hauptdarstellerin bleibt dieses extrem konventionelle Bio-Pic flach und letztlich eindimensional. Es wird überwiegend chronologisch das von kommerziellen Erfolgen und persönlicher Unstetigkeit (platt gesagt in Form häufiger wechselnder Liebhaber) geprägte Leben der Sängerin mit der über 30 Jahre langen Karriere in Frankreich, Italien und den USA herunter erzählt. Der dabei betriebene Aufwand an Austattung (mit all den zauberhaften Kostümen und Oldtimer-Autos) ist beträchtlich. Die Darsteller ähneln zum Teil verblüffend ihren historischen Vorbildern. Und doch bleibt der Film an der (schönen-) Oberfläche, ist mit mehr als zwei Stunden Laufzeit viel zu lang, nicht ansatzweise dramaturgisch verdichtet. Weniger wäre hier mehr gewesen. Das überwiegend queere Publikum in meinem Programm- und Hauskino war trotzdem begeistert - Dalida ist in der queeren Szene Kult. Und gesehen habe ich den Film in Omu - der Kontrast aus teilweise gleichzeitig gesprochenem Italienisch und Französisch wirkte extrem authentisch. Die nach heutigen Maßstäben total konventionellen Hits und Coverversionen, die pausenlos aus dem Off dudeln, sind wohl nur für Fans zu ertragen.

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                Visuell abwechslungsreich gedreht, mit hoher Gagdichte und detailfreudig ausgearbeitet: Eine Gangsterkomödie, die authentisch kommt, den Charakteren ausreichend Platz lässt und mit Mark Wahlberg als tumbem Oberpumper ebenso gut besetzt ist wie mit Dwayne Johnson als christlichem Fleischberg. Und dann wäre da noch Ed Harris, dessen unglaubliche Präsenz mich immer wieder fesselt. Leider ist der Film für meinen Geschmack zu lang und teilweise auch zu kindisch, um wirklich zu überzeugen. Aber der abwechslungsreich zusammengestellte Cast und die zum Teil absurden Einstellungen und Gags machen diesen Crossover aus "Snatch" und "Schnappt Shorty" kurzweilig. Wir sind eben Macher!

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                  All das Nervige und Nerdige von Blake Edwards in Endlosschleife. Die gelungene Idee wird mit endlosen frauenfeindlichen Klischees (alle Frauen sind dumm, dauergeil und laufen auf zu hohen Absätzen herum, wenn sie nicht gerade mit Shoppen beschäftigt sind) getötet. Aber was am schlimmsten ist: Die Schauspieler bekommen weder Gelegenheit noch Anleitung etwas anderes abzuliefern als primitivstes Bauerntheater. Allen voran Ellen Barkin, die so hemmungslos übertreibt, dass es schon nach 3 Minuten langweilig wirkt. Der scheinbar endlose Kampf mit den High-Heels. Der breitbeinige Gang, das breitbeinige Sitzen, das ständige Herumgejucke an Kopf und Körper. All dies hat im Vergleich zu Höhepunkten des Genres wie "Victor Viktoria" oder "Tootsie" weder Charme, noch Subtilität - es sieht aus wie die volltrunkene Laiendarstellertruppe aus der Volkshochschule. Was wir komplett der entgleisten Regie anlasten müssen, denn Schauspieler wie Barkin, Catherine Keener oder Jimmy Smits können es, wenn die Regie sie lässt. So ist das aber nur eine verklemmte Altmännerphantasie im Stil der 80er Jahre.

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                    Der von Tom Cruise selbst produzierte Film leidet etwas ... an seinem Hauptdarsteller. Zwar rennt und prügelt Cruise in regelmäßigen Abständen und springt von hier nach da. Aber mehr noch als sonst bleibt sein etwas aufgedunsen wirkendes Gesicht komplett unbeteiligt. Er wirkt wie ein Fremder in seinem eigenen Film und anders als bei Robert Mitchum wirkt das nicht cool, sondern einfach nur unbeteiligt. Positiv überrascht haben mich die Frauenrollen. Cobie Smulders war mir bisher nur aus der unsäglichen Serie "How I Met Your Mother" bekannt, wo sie ein sympathisches Girl Next Door verkörpert und eher als Stichwortgeberin fungiert. Aber hier hat sie etwa 5 Kilo abgespeckt, etwas Muskeln drauf gelegt und wirkt dadurch authentisch, kantig und passt gut in ihre Rolle. Das macht aus ihr keine Demi Moore wie in "Die Akte Jane", aber es passt und besonders in den Actionsequenzen hat sie eine gute Präsenz, wirkt authentisch und eben militärisch. Auch die pubertierende Tochter mit dem Silberblick (eine Traumrolle für jede junge Hollywood-Elevin) wird von Danika Yarosch mit ausreichend Screentime glaubwürdig verkörpert. Das Verstockte, Unbesonnene eines pubertierenden Mädchens - hier kommt es passend rüber. Wenn auch Yarosch wie etwa ihr großes Vorbild Jennifer Lawrence leider in jeder Dialogszene pausenlos mimische Dauerleistungen vollbringen muss. Weniger wäre auch hier manchmal mehr - das pausenlose Grimassieren solcher Schauspieler kann bei näherer Betrachtung auch mächtig nerven und wirkt sehr künstlich.

                    Ansonsten solides Action-Handwerk mit rasanten Logiklücken ohne große Höhepunkte. Wie häufiger bei Tom Cruise Filmen fehlt dem Film der Rhythmus. Die Actionszenen kommen regelmäßig und wirken dadurch schnell monoton. Etwas weitere Handlungsbögen hätten dem Film gut getan.

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                      Ein über 100 Jahre alter Film, der Filmgeschichte geschrieben hat, weil er einer der wenigen deutschen Kunstfilme der Kaiserzeit ist und eine Menge filmtechnischer Tricks enthält (Doppelbelichtungen, Stopp-Motion, Slow-Motion), die damals noch neu und nicht Standard waren. Film war damals noch keine Kunstgattung per se, sondern das waren einfach bewegte Bilder zur Unterhaltung.

                      Genug der Vorrede: In einer Privatvorführung der restaurierten Fassung mit Live-Filmmusik von und mit Carsten Stephan Graf von Bothmer am Flügel gesehen wirkte der Film auf mich interessant, teilweise fesselnd und niveauvoll. Trotz der deutlich sichtbaren Beschränkungen der damaligen Zeit (es gab natürlich keine Handkameras, die Schnitte dienten nur dem Zusammenfügen der einzelnen Szenen, Licht und Kulissen hatten ein für heutige Verhältnisse schlichtes Niveau) fesselte mich der Film immer wieder. Die Effekte wurden geschickt eingesetzt, die Handlung (eine einfach erzählte Geschichte vom Doppelgänger, etwas gruselig und sehr von schwarzer Romantik geprägt) wird sauber entwickelt und das Ende ist nicht schmalzig. Der Film regt zum Nachdenken an.

                      Natürlich haben die (Bühnen-)schauspieler damals mächtig übertrieben, was heute unfreiwillig komisch wirken kann. Aber immer passte es: Und wenn eine Szene (selbst nach heutigen Maßstäben spektakulär gut ausgeleuchtet) praktisch im Dunkel verschwindet oder wenn im Film getanzt wird (Lyda Salmonova war ganz offensichtlich eine ausgebildete Tänzerin und bewegt sich faszinierend präzise durch die Szenen), dann kommt richtig Freude auf. Und ein möglicherweise unfreiwillig komische Highlight hat der Film auch. In einer Szene fällt die etwas füllige Komtesse Margit in voller Montur ins Wasser und soll von Paul Wegener (Student Balduin) gerettet werden. Das ging aus praktischen Gründen gründlich schief: Beide Schauspieler eher korpulent und in nassen Klamotten in der Bewegungsfreiheit eingeschränkt spielen dramatische Rettung. Wegener versucht sein dralle Gräfin aus dem Wasser zu heben. Das geht schief wegen Gewicht und nassen Klamotten. Dann stürzen zwei Komparsen herbei und zu dritt ziehen und wuchten die Männer dann die nasse Gräfin aus dem Wasser wie einen Kartoffelsack. Spaß pur - die Panne wird zum heiteren Zwischenspiel.

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                        Es beginnt nach einer von Mission-Impossible inspirierten Sequenz mit zwei charmant daher kommenden Hauptdarstellern und viel Augenzwinkern: Catherine Zeta Jones bringt Stupsnäschen und Grübchen gewinnbringend in die ziemlich abgedroschene Heist-Movie Geschichte ein. Sean Connery hat da mit dezent angedeuteter Ironie und Virilität ohnehin wenig Probleme, seinen älteren Meisterdieb zu verkörpern. Doch schon nach etwa 20 Minuten verflacht der Film immer mehr und versandet im Einerlei der Klischees dieses Genres. Ständig wechseln die Drehorte und Locations. Pausenlos wird getrickst und (selbstverständlich erfolgreich) geklaut.

                        Den Tiefpunkt erreicht der Film dann spätestens, als Catherine Zeta-Jones ihre (für Alter und Beruf beachtlichen-) Yoga- und Gymnastikübungen gefühlte Stunden lang vorführen muss. Einschließlich Spagat und Balkenturnen, mit und ohne Double, aber immer vor allem darauf bedacht, den Zuschauer glauben zu machen, hier sei eine Meisterturnerin am Werk. Dabei ist das kriechende und tanzende Überwinden von Laserstrahlen einer Alarmanlage nicht nur 1000faches Klischee, sondern im Fall unsichtbarer Strahlen sogar unmöglich. Und alles nur, um immer wieder den Hintern von C Z-J oder ihrem Body-Double in engen schwarzen Anzügen zu zeigen. Ich war schon kurz vorm Einschlafen, da wird noch einmal ein Twin-Tower gestürmt, mit einem völlig albernen Fallschirm-Abwurf durch einen schmalen Schacht die Hauptdarstellerin gerettet und alles steuert auf den lahmen Showdown in einem asiatischen S-Bahnhof zu. Gähn!

                        Wer sehen will, was hier fehlt, gucke einfach "Über den Dächern von Nizza" oder "Thomas Crown ist nicht zu fassen" (eine beliebige der beiden Verfilmungen) - dies ist lahmer Aufguss. Und außerdem stimmt wirklich die Chemie zwischen den Hauptdarstellern nicht. Sean Connery ist spätestens während der Turnübungen von Zeta-Jones eingeschlafen und bis zum Finale nicht wieder aufgewacht. Liebenswert, wie er in der letzten Einstellung mit hellen Rentner-Klamotten auf dem Bahnsteig steht, um sich ins Altersheim zu verabschieden.

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                          Der Film hat außer seinem konsequent finsteren und schweigsamen Hauptdarsteller nicht viel zu bieten. Eine zunehmend öde heruntererzählte Geschichte vom bösen Jungen, der nur seine Familie liebt. Und Winona Ryder ist als Gangsterbraut eine Fehlbesetzung, die immer nur jammert. Wenn da nicht die interessanten Dekorationen und Ausstattungen wären und mein Liebling Robert Davi in einer kleinen Nebenrolle, dann wäre der Film komplett verzichtbar.

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                            Auch bei der zweiten Sichtung hat dieser Erstling der "Transporter" Reihe einiges zu bieten. Da sind die gekonnt geschnittenen Fahrzeugstunts (die jedenfalls damals noch nicht zum üblichen Standard gehörten), die lakonisch erzählten Witze (wie etwa die Eingangssequenz) und vor allem und immer wieder die wirklich gut choreographierten Kampfszenen, in denen Statham zeigt, dass er auch längere Passagen ohne Schnitte wegen seiner vielfältigen physischen Fähigkeiten gut durchsteht. Zitat Statham: "Ich gehöre einfach zu den Jungs, die gern Sport machen und neue Bewegungen lernen." Wie er durch den Ölteppich rutscht und kämpft, die gekonnt inszenierten Gefechte gegen mehrere Gegner - da zeigt sich, das Statham zum Beispiel mit den Beinen richtig beweglich ist (das kann man weder schneiden, noch tricksen) und anders als viele Hollywood-Stars nicht nur pumpt, sondern auch turnt. Macht richtig Spaß - seit Bruce Lee hat sich eben auch hier die Welt ordentlich weiter gedreht. Gut (sowohl schauspielerisch als auch dramaturgisch) Francois Berléand als Kommissar - die Dialoge passen und nehmen immer wieder das Tempo heraus. Eher schlecht Qi Shu als die chinesische Gangsterbraut - nur dicke Lippe ist dann doch etwas wenig im Vergleich zum hohen Niveau des restlichen Films.

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                              angucker 24.08.2017, 11:27 Geändert 31.08.2017, 09:29

                              In allen Punkten sauber (für meinen Geschmack fast zu sauber) gedrehte Urmutter aller modernen Knast- und Ausbruchsfilme. Don Siegel zeigt einmal mehr bestes Handwerk: Die kalte, isolierte Welt von Alcatraz Island wird in fast künstlich wirkenden Farben eingefangen. Viele Close-Ups, Nahansichten von technischen Details (wie den verrückten Telefonapparaten der 60er Jahre), geschickte Wahl der Aufnahmeperspektive - all dies erzeugt ein beeindruckendes Bild der beengten und kalten Welt eines Gefängnisses. Wie bei Siegel üblich ist keine Einstellung zu viel. Die Story wird lakonisch, ohne alle Schnörkel erzählt. So schnörkellos, dass es mir im letzten Drittel fast schon zu schematisch, zu konstruiert vorkam.

                              Und auch wenn mich jetzt alle steinigen werden: Clint Eastwood ist hier zwar richtig besetzt, kann mit seinen ständig zusammen gekniffenen Mundwinkeln und Augen aber schauspielerisch bei weitem nicht mit den übrigen Darstellern mithalten: Wenn man beispielsweise seine Mimik und Körpersprache mit dem ebenso sparsamen wie bulligen Auftritt von Fred Ward (als Ausbrecherkönig John Anglin) vergleicht. Wenn nacheinander Ward und Eastwood in den letzten Passagen der Flucht über ein niedriges Rohr springen - da sieht Eastwood im Vergleich ziemlich nach stocksteifer Opa aus. Und die Darsteller des Doc Dalton oder Paul Benjamin als "English" - diese hochklassigen Schauspieler haben keinerlei Mühe, die Verzweiflung (Doc) oder brutale Durchsetzungsfähigkeit (English) ihrer Figuren auch ohne große Tricks zu verkörpern. Während Eastwood eigentlich immer nur den verkniffenen Loner gibt. Aber egal - der Film ist bestes Handwerk und trotzdem sehenswert.

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                                Gestern mal wieder gesehen - ich bin so begeistert: Die geschickte Verknüpfung von stimmigen Außenaufnahmen (der Gasspeicher, das Autokino) mit langsamen Einstellungen, die eine fast minimalistische Ruhe ausstrahlen mit exakt getimter Action. Und dazwischen die witzigen Dialoge über den Abschied vom Kino - Boris Karloff macht das in Gestik und Mimik ganz souverän. Die vielen großen (Filme mit Boris Karloff) und kleinen (die Innenaufnahmen aus dem Projektionsraum des Autokinos) Referenzen an die bunte große Welt des Kinos.

                                Und vor allem: Der Film kommt jede Sekunde auf den Punkt. Jedes Szene, jeder Anschluss passt. Und die verwirrte Liebesbeziehung des jungen Psychopathen zu seinen Waffen wie auch seine körperliche Ungeschicklichkeit im "richtigen" Leben - mehr Kino geht kaum. Wenn man sich dann noch in Erinnerung ruft, dass dieser Film praktisch ohne Geld gedreht wurde. Fantastisch und auf jeder Ebene (auch in seiner schonungslosen Darstellung des amerikanischen Waffen-Wahns) dicht an der Perfektion. Ein klarer Fall für "von 8 auf 9"!

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                                  angucker 22.08.2017, 10:25 Geändert 27.10.2020, 19:35

                                  Paris ist die größte afrikanische Stadt außerhalb von Afrika. Da dürfen die Franzosen auch mal eine Komödie draus machen. Aus der Erinnerung: Gar nicht so übel. Natürlich werden hier sprachliche Klischees zu Tode geritten (Schoko und so). Natürlich ist nicht alles geschmackvoll. Aber man wird doch bitte auch über solche Themen mal lachen dürfen. Vom Anliegen ganz ähnlich wie "Kebap Connection", eine leicht versponnene deutsche Komödie aus 2005, schaffte es der Film bei mir immer wieder, Schmunzeln und auch Nachdenklichkeit auszulösen, auch wenn wenn einige Gags echt abgedroschen sind und dieses permanent großbürgerliche Setting ziemlich langweilig.

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                                    Schwaches Drehbuch, das weder die Sinnhaftigkeit einzelner Aktivitäten noch die Zusammenhänge der Drogenbosse und Banker nachvollziehbar macht. Gegen Ende wird es immer wirrer. Da können auch die soliden Schauspielerleistungen, der gut passende Score und die schönsten Ausstattungen nichts mehr retten.

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                                    • angucker 02.08.2017, 11:14 Geändert 02.08.2017, 16:46

                                      Ich bin traurig, sie ist gestorben. Die resolute Dame aus Frankreich, die mir immer wieder filmisch über den Weg lief und mein Bild der selbstbewussten, etwas distanzierten und trotzdem empathischen Französin im Film prägte, lange bevor ihr dann andere Damen wie Catherine Deneuve, Fanny Ardant oder Isabelle Huppert folgten. Für mich als Schauspielerin und Frau der Gegenentwurf zu ihrer bekannteren Zeitgenossin Brigitte Bardot, die mit Schmollmündchen und unsäglichen Filmen wie "Und ewig lockt das Weib" nicht lange brauchte, um erst bekannt und danach vergessen zu werden.

                                      Meine früheste (und lebhafteste-) Erinnerung ist ihre Rolle der weiblichen Che Guevara aus Irland in "Viva Maria!" von Louis Malle, einer wirklich derben Revolutionskomödie. Heute undenkbar: Mit strahlendem Lächeln, Brust und Bein und wehendem Langhaar zerstört und bombt Moreau hier gegen die Diktatur und ist dabei ganz Dame. Mitte der 60er wurde hier ein Kult geschaffen, den amerikanische Darstellerinnen 40 Jahre (!) später mit "Bandidas" nur noch kopieren konnten. Dann kamen für mich die anderen, "ernsten" Filme mit ihr, allen voran "Jules und Jim", und "Fahrstuhl zum Schafott" - auch wenn das aus heutiger Sicht für manche altmodische und bemühte Filme sind. Die Leichtigkeit der Inszenierung und Kamera Truffeauts in seiner filmischen Dreiecksbeziehung, die düstere und von "cooler" Musik (Miles Davis) getragene Inszenierung von Louis Malle - immer mittendrin diese große, etwas ungelenk wirkende Frau mit den suppentellergroßen Augen und dem Schalk im Mundwinkel - Moreau verkörperte auch in ihren dunklen Rollen für mich die moderne Frau, bevor mein Verstand überhaupt begriff, was das ist. Ein langes, erfülltes Leben hat sie gehabt, respektiert auch von späteren Generationen. Fast 90 ist sie geworden. Ein volles Leben.

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                                        angucker 30.07.2017, 18:33 Geändert 02.08.2017, 11:31

                                        Jeremy Renner und der Cast machen eigentlich Alles richtig: Die Angst, die Verzagtheit bei der journalistischen Behandlung einer der widerlichsten (bekannten-) CIA-Affären kommen glaubwürdig rüber. Trotzdem flacht der Film zum Ende immer mehr ab, es wird ziemlich sinnlos und hektisch geschnitten Auto und Motorrad gefahren und der Konflikt zwischen den Zeitungen erscheint jedenfalls mir total unglaubwürdig, weil die Motive nicht behandelt werden. Die "Washington Post" als blindwütiges Hetzblatt der CIA? Wenn das eine Geschichte ist, dann wird sie hier nicht erzählt.

                                        Was aber gut und beklemmend erzählt wird ist die Standardprozedur von Geheimdiensten und herrschenden Institutionen in Ost und West bei der Vernichtung kritischer Menschen, die man anders nicht in den Griff bekommt. Diffamierung, soziale Ausgrenzung, berufliche Vernichtung - das sind die brutalen Methoden der Macht, wenn es ans Eingemachte geht.

                                        Von daher: Wichtiges Thema, eher nur routiniert abgehandelt. Wen es übrigens interessiert, warum die CIA vermutlich mehr Menschen auf dem Gewissen hat als einige größere Kriege zusammen, liest John Le Carré: Schon seit dem Vietnamkrieg ist die gezielte Destabilisierung ganzer Regionen und so genannter Bananenrepubliken Standard bei der inoffiziellen amerikanischen Außenpolitik. Und in diesem Fall war eigentlich nur neu, dass die absurde Drogenschwemme, welche durch Oliver North und seine Kumpel auch in den USA ausgelöst wurde, dort auch reichlich Tote forderte. Bürgerkrieg und staatlicher Drogenimport auf Kosten der eigenen Bevölkerung. Für einen illegalen Krieg, den man nicht offiziell finanziert bekommt. Brutaler und krimineller konnte der antikommunistische Wahn der Republikaner um Ronald Reagan eigentlich kaum noch werden.

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                                          angucker 27.07.2017, 10:15 Geändert 02.08.2017, 16:47

                                          Die Franzosen können Komödie, wenn sie unterschiedliche Welten (reich/arm zumeist) aufeinander knallen lassen. Das geht ab und macht Spaß auch hier. Isabelle Huppert nimmt hier zum Glück immer wieder das Tempo raus, deutet Gefühle nur mit einem kurzen Kräuseln des Mundes (Mann, sie erinnert mich oft so sehr an Julianne Moore) oder einer gehobenen Augenbraue an. Das ist gut so, denn das auf Höchstgeschwindigkeit gepolte Drehbuch gleitet leider immer wieder in rasend schnelles Gequassel ab. Was den Wert der ansonsten gut konstruierten Komödie immer wieder mindert, weil es einfach zu konstruiert wirkt.

                                          Einige ruhigere Passagen oder Tempowechsel hätten dem Film gut getan - unterhaltsam ist es auch so. Übrigens sind die Requisiten und Ausstattungen in diesem Film wieder mal spektakulär. Von der luxuriösen Eigentumswohnung (>200 m², wie Proll Patrick sofort bemerkt) über die zum Teil sensationellen Accessoires und Kostüme bis hin zu dem liebevoll in einem Container aufgebauten Bikini-Carwash - da taucht der Zuschauer richtig ein in die unterschiedlichen Milieus. Allein schon die super-auffällige große Hornbrille des schielenden Assistenten von Agathe ist immer wieder ein Hingucker. In Puncto Requisite kann der deutsche Film da noch echt was lernen.

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                                            angucker 26.07.2017, 08:44 Geändert 26.07.2017, 17:27

                                            Die Moral von der Geschicht: Kauf Dir ne Telecaster, damit Du auch gehört wirst!

                                            In meiner Erinnerung war Crossroads immer "fast ausgezeichnet", 7.5 Punkte und ein Lichtblick im Film der 80er Jahre. Bei der zweiten oder dritten Sichtung gestern bleibt davon nicht mehr so viel. Die interessante Geschichte um das Upper-Class Kid aus Long Island auf der Suche nach dem 30. Song von Robert Johnson wird mit dem als Italoamerikaner irgendwie deplatziert wirkenden Ralph Macchio und der ebensolchen Jami Gertz so brav erzählt wie eine harmlose Teenagerkomödie, die Handlung ist hölzern, und wir kommen mangels atmosphärisch brauchbarer Bilder nie so richtig im Mississippi-Delta an. Wenn da nicht die gekonnte Darstellung von Joe Seneca wäre, der den zwielichtigen Hochstapler so gut kann wie den uralten Blues-King, dann wäre es ein Flop im Stil der 80er. Aber da ist noch das mit Steve Vai grandios besetzte Gitarrenduell - ebenso wie leider auch die übrigen Musikszenen viel zu kurz geraten. Und die ikonische Darstellung der Kreuzung mit dem Baum. Und der Umstand, dass der Gitarren-Coach von Macchio ganze Arbeit geleistet hat: Dessen Fingersätze auf den Gitarren sehen wirklich aus wie echt. Und mit einem Soundtrack von Ry Cooder und Mozart rutscht der Film dann doch nicht gänzlich in die Missfallenszone. Solide also und gerade für Nicht-Musiker und Jugendliche durchaus sehenswert.

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                                              angucker 23.07.2017, 09:05 Geändert 24.07.2017, 08:31

                                              "Wir kämpfen hier, damit dieses Land mehr ist als eine Viehweide" - sagt ein bärtiger Einwanderer mit hartem russischem Akzent. Der Film spielt in Wyoming 1890 und ich habe lange nicht mehr einen so politischen und epischen Monumentalfilm gesehen. Ein Spätwestern, der auf einer wahren Begebenheit beruht. Der Johnson County War tobte zwischen 1889 und 1893 in Wyoming.

                                              Reiche Viehbarone weideten ihre Rinder auf öffentlichem (!) Land. Zügeweise und in Scharen kamen bettelarme und enorm arbeitswillige Einwandererfamilien aus Osteuropa in das Land, wo sie von der Regierung Ackerland bekamen oder erwarben, dass sie aber ohne Kapital, Maschinen und Vieh kaum selbst bestellen konnten. Die langen Einstellungen, in denen im Film ganze Familien und Dörfer einen Pflug ziehen oder eine durch Ermordung ihres Mannes frisch gemachte Witwe einen riesigen Handwagen mit der Habe ihrer Familie einschließlich Leiche des Mannes und allen Kindern über einen Feldweg zieht machen in ihrer Länge episch breit klar, dass hier eine neue Kultur mit vielen Menschen versucht, Fuß zu fassen. Das ist aber unerwünscht, weil die superreichen Viehbarone natürlich ihre Rinder weiterhin auf öffentlichem Land kostenlos weiden lassen wollen. Und schon ist der Konflikt da, Auftragskiller werden angeheuert und mit politischen Mitteln, die in abgemilderter Form auch heute noch so verwendet werden würden (Beeinflussung der Justiz, gezielte Diffamierung, Schauprozesse und physischer Druck) wird versucht, die unliebsamen Einwanderer loszuwerden.

                                              Diese gerade jetzt und heute enorm aktuellen Themen fängt der Film in epischer Breite und in zum Teil gewaltigen Bildern und sehr langen Einstellungen ein ohne jemals Partei für eine der Seiten zu ergreifen. Die überwiegend russisch sprechenden Einwanderer sind ein wilder chaotischer Haufen, der sich nur mühsam untereinander organisieren kann. Die endlose und immer wieder von wildem russischen Gebrüll unterbrochene Versammlung der Einwanderer im Heavens Gate, einem riesigen Salon mit Tanzsaal kurz vor der finalen Auseinandersetzung mit dem Mob der Viehbarone gehört zu den eindrucksvollsten und intensivsten Darstellungen solcher Konflikte, die ich je im Kino gesehen habe. Allein schon das ungeheure Aufgebot der Statisten oder Nebendarsteller ist beeindruckend. Aber auch durch die Länge der Einstellungen, die ungeheure Wucht der Wiederholung gelingt es dem Film hier wie auch in den endlos lang gefilmten Tanzszenen (in dem Film wird an 2 Stellen für insgesamt etwa 20 Minuten Walzer getanzt davon einmal auf Rollschuhen), mich als Zuschauer in die Handlung hineinzuziehen.

                                              Dass hier spektakuläre Landschaftsaufnahmen und unglaubliche Pferdestunts auch eine wichtige Rolle spielen, sei nur am Rande verraten. So kauft der von Kris Kristofferson gespielte James Averill seiner Geliebten, der durch Isabelle Huppert verkörperten Puffmutter, eine unglaublich elegante Kutsche mit einem nicht nur schönen, sondern auch im Stil eines olympischen Dressurpferdes sehr elegant laufenden Pferd, dass in langen Einstellungen so geschmeidig durch die Landschaft gleitet wie ein Balletttänzer auf der Bühne. Der für damalige Zeiten beeindruckend hohe Etat von 40.000.000 USD (was – wie ein anderer Rezensent zu Recht anmerkt – heute deutlich unter dem Etat für einen durchschnittlichen Film mit Adam Sandler liegt) ist mit sorgfältig komponierten Massenszenen, bestens ausgestatteten Statisten und Nebendarstellern und vielen sehr aufwändigen Außenaufnahmen bestens angelegt.

                                              Was den Film neben seiner Bildgewalt so beeindruckend macht, ist die immer wieder bis in das letzte Detail sorgfältige Inszenierung. So ist die Armut der Einwanderer in diesem Film laut, lärmend und von russischem Geschrei und Musik angefüllt. Dagegen ist die Welt der reichen Leute wie beispielsweise eine Versammlung der Viehbarone leise, man hört außer gedämpftem Klirren von Gläsern nichts. Und das stellt der Film immer wieder unvermittelt nebeneinander. Herausragend ist auch der Umstand, dass die Dialoge im Film kaum eine Rolle spielen. Sie beschränken sich auch häufig auf das für das Verständnis der Handlung unbedingt erforderliche Mindestmaß. Das irrwitzige russische Geschrei der Einwanderer wird ebenso als Stilmittel eingesetzt wie die sehr zweckdienlich in den Film integrierte Filmmusik, die im wesentlichen aus der geschickt variierten Wiederholung zweier sehr bekannter Walzerstücke und einiger osteuropäischer Melodien besteht.

                                              Dass die Schauspieler da nicht nur freie Hand haben, sondern auch ganze Arbeit leisten können versteht sich fast von selbst. Christopher Walken bringt sich physisch und schauspielerisch voll ein. Seine Darstellung des unglücklich verliebten und an seiner eigenen Rolle zweifelnden Scharfschützen ist ebenso beeindruckend wie die extrovertierte Darstellung der Figur des versoffenen Rinderbarons durch John Hurt oder das zurückgenommene aber perfekt passende Spiel von Kris Kristofferson, der hier einen muskelbepackten Gentleman spielt, der aus irgendwelchen Gründen (warum und wie verrät uns der Film an keiner Stelle) enorm reich ist und trotzdem nach seinem erfolgreichen Abschluss in Harvard eine Stelle als Sheriff in der Provinz von Wyoming übernimmt.

                                              Die in meinen Augen wenigen Punkte, die bei mir einen absolut herausragenden Film verhindert haben, seien nur kurz erwähnt: Dies ist in aller Bescheidenheit von der Anlage her ursprünglich ein Film mit einer Laufzeit von fast fünfeinhalb Stunden gewesen. Die sich daraus ergebenden Konflikte mit dem Studio und den Finanzen sind bekannt und legendär. Man sieht dem Film aber selbst in seiner durch mich gesehenen restaurierten Fassung mit etwa 3:10 h Länge (bei Arte) die brutalen Kürzungen und Straffungen an. So fehlt beispielsweise während der entscheidenden Schlacht zwischen Einwanderern und dem Mob der Viehbarone ein für die Handlung durchaus wichtiger Zeitraum von etwa 6 Stunden zwischen Nacht und Tagesanbruch völlig. Immer wieder tauchen in der Handlung Fehlstellen auf wo man mühelos erkennen kann, dass hier wahrscheinlich längere Passagen von jeweils 15-30 Minuten dem Schnitt zum Opfer gefallen sind. Auch muss man dem Film negativ anlasten, dass er letztlich durch den Regisseur nicht in den Griff bekommen wurde. Es fehlt die ordnende Hand, der Überblick, letztlich auch die künstlerische mögliche und sinnvolle Beschränkung auf eine noch halbwegs erträgliche Laufzeit. Im Vergleich zu anderen Monumentalfilm ist dies der am meisten unorganisierte und chaotische Monumentalfilm aller Zeiten. Letztlich ein Monument des irrwitzigen Kultes um den Regiefilm, der mich nur deswegen im künstlerischen Ergebnis so überzeugen kann, weil er ein zeitlos aktuelles Thema in beeindruckender Weise darstellt. Im Vergleich zu dem unter ähnlich schwierigen Bedingungen entstandenen Meisterwerk von Sam Peckinpah "Pat Garret & Billie The Kid" bringt der Film sein Thema besser auf den Punkt auch wenn es ihm sogar noch mehr als dem älteren Spät-Western an Struktur und Geschlossenheit fehlt. In jedem Fall großes Kino, unbedingt sehenswert und gerade heute mit gesellschaftlichen Auseinandersetzungen zwischen Reich und Arm sowie der allgegenwärtigen Flüchtlingskrise brandaktuell.

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                                                angucker 22.07.2017, 08:44 Geändert 22.07.2017, 08:46

                                                So ein Mist kommt dabei heraus, wenn man ohne jede Inspiration klassische Themen neu verfilmt. Und dabei alle Darsteller überwiegend vor dem Green-Screen herumhampeln und alle Tiere vom Computer erzeugen lässt. Mit einem Hauptdarsteller, der guckt wie ein Bodybuilder nach Einnahme von Überdosis Valium. Widerliche Computerkacke.

                                                Als kleine Lichtblicke habe ich die deutlich anti-kolonialistischen Tendenzen des Drehbuchs vermerkt, wo die Politiker (wie damals wirklich) als geldgeile Menschenfresser einsortiert werden und Christoph Waltz, der die kontrollwütigen und irgendwie schwuchteligen Manierismen seines Bösewichts ohne jede Übertreibung und selbst synchronisiert grandios spielt. Auch wenn viele sagen, der Waltz spielt immer nur sich selbst: Das muss man erstmal bringen. Ich jedenfalls bleibe bei Lex Barker und Co. - wenn es denn schon mal Tarzan sein muss. Die Soundeffekte (bei mir bebten ständig die Wände, wenn die Computer-Affen kamen) übrigens ebenso billig wie der bescheuerte Soundtrack.

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                                                  angucker 19.07.2017, 10:02 Geändert 19.07.2017, 13:03

                                                  Perfektes Städte-Marketing und eine Serie, die durch die Musik gerettet wird. Ja, ich oute mich hier: Trotz der durchwachsenen Qualität dieser Serie (die ich vor zwei Jahren schon mal bis zur 2. Staffel angefangen hatte) bin ich jetzt dabei geblieben bis zu den teilweise absurden Krankenhaus-Szenen der 5. Staffel. Hier muss man unterscheiden zwischen reiner Drama-Serie (Qualität ziemlich unterirdisch, dazu mehr) und musikalischer Pseudo-Doku.

                                                  Der musikalische Teil ist gut gelöst, sehr unterhaltsam und konsequent haben sich die Alben der Serie und ihre Darsteller (die ständig unter dem Bühnen-Namen "The Nashville Cast" durch die USA und auch Europa tingeln) gut verkauft.

                                                  Die Musik wurde produziert in der 1. Staffel von T-Bone Burnett, dem Ehemann der Produzentin und wesentlichen Drehbuchautorin Callie Khourie, die sich den Plot sozusagen ausgedacht hat und für das Design der gesamten Serie verantwortlich ist. Ein großer Name im Business. Immerhin hat sie vor rund 20 Jahren einen Oscar bekommen für das Drehbuch zu Thelma und Louise. Die 2. und späteren Staffeln wurden musikalisch produziert von Buddy Miller, eine Legende international und der Country-Musik. Miller ist einer der gefragtesten Produzenten in diesem Genre und hat wirklich Ahnung. Was man an der Qualität und Produktion der Musikdarbietungen wie auch der Wahl der überwiegend völlig unbekannten Schauspieler merkt. So sind beispielsweise die Hauptdarsteller Sam Paladino und Clare Bowen vor allem mit außerordentlich gut klingenden Singstimmen begabt. Hier wurde also praktisch nicht nach schauspielerischen Fähigkeiten, sondern nach sängerischem Vermögen gecastet.

                                                  Und das macht die zahlreichen musikalischen Darbietungen dieser Serie unbedingt sehenswert und hörenswert. Wenn vor allem die jüngeren Darsteller allein, zu zweit oder zu dritt die fast durchweg gut produzierten und teilweise sogar nur für diese Serie komponierten Songs einsingen, dann hat das höchstes Niveau und begeistert sogar solche Zuschauer oder Zuhörer, die vorher noch nie etwas mit dieser Musikrichtung zu tun gehabt haben. Das Erstaunliche daran ist, dass keiner der beteiligten Darsteller eine formale Musikausbildung oder auch nur Erfahrung im Musik-Business hat. So sind beispielsweise die einzeln und zusammen traumhaft singenden Schwestern Lennon und Daisy Stella praktisch YouTube-Stars und wurden für die Serie gecastet, weil sie mit ihren schönen Stimmen ein millionenfach geklicktes YouTube Video produziert hatten.

                                                  Für Musikfreunde ist diese Serie unbedingt empfehlenswert. Ich selbst und viele Bekannte hatten viel Freude an den Auftritten der Protagonisten und auch dem Soundtrack, den es in mehreren Alben zu kaufen gibt. Da merkt man den hohen professionellen Standard, der für die in Nashville/Tennessee beheimatete Musikszene eines der Markenzeichen ist. Und es ist auch amüsant zu sehen, wenn nicht nur der grauhaarige Produzent Buddy Miller bei vielen "Live-Auftritten" mit auf der Bühne steht, sondern auch jedes Detail der Ausstattung und Locations verrät, dass hier Musik-Profis am Werk waren. So sind zum Beispiel vielfach die verwendeten Instrumente originale Vintage-Instrumente aus den Beständen der beteiligten Musiker. Und der als Nachwuchsproduzent auftretende Jonathan Jackson (Avery Barkley) redet wirklich über Dinge wir das richtige Neumann-Mikrofon im Studio oder darüber, dass seine Klientin (ein YouTube-Sternchen) "komische Sachen" mit Ihrer Stimme macht. In solchen Momenten ist diese Serie grandios, weil komplett professionell in der Darstellung der professionellen Musik. Und mit den Instrumenten (oder den unglaublichen Sony-Monitoren, die in der Wohnung von Avery Barkley immer an der Wand stehen) gibt es für Sammler und Liebhaber zahlreiche Schätzchen zu entdecken.

                                                  Leider können die Entwicklung der Handlung und auch die schauspielerischen Fähigkeiten der Beteiligten dieses hohe Niveau nicht halten. Abgesehen davon, dass die Hauptperson der Serie ständig in wechselnder Besetzung miteinander ins Bett hüpfen, ohne dass dies in irgendeiner Weise plausibel wäre oder sich aus der Handlung ergibt, haben gerade die jüngeren Darsteller erhebliche Probleme, die zum Teil allerdings auch extrem flachen Dialoge glaubwürdig zu verkörpern. Da tauchen immer wieder dieselben Gesichtsausdrücke auf, so dass es von der dramatischen Seite her beim Zuschauen nicht immer nur Freude macht. Wesentlicher gelungener ist die Darstellung der geschäftlichen Aktivitäten; davon verstehen die Macher der Serie offensichtlich viel und haben Geschäftsverhandlungen, Plattendeals und diese Details der Arbeit in der Musikindustrie nach meinem Eindruck realistisch dargestellt. Interessanterweise verändert sich auch die Sprache sofort in eine realistische und spannende Darstellung, wenn es um geschäftliche Fragen geht. Dies gilt aber leider nicht, sobald die Gefühle wallen und mal wieder ein Partnerwechsel ansteht. Da ist es oft schematisch und teilweise sogar skurril platt.

                                                  Es wird übrigens besser im Original. Ich habe mir einige Episoden der Serie im amerikanischen Englisch der Originalfassung gegeben und muss sagen, dass die deutsche Synchronisation sehr schematisch wirkt und den Reiz der Originalstimmen auch nicht annähernd einfangen kann. So fällt zum Beispiel die Hauptdarstellerin Connie Britton im Originalton dadurch auf, dass sie sehr schnell spricht, verbal sozusagen immer aus der Hüfte schießt, was auch einen großen Teil ihrer Dominanz in der Serie und innerhalb ihrer Serien-Familie ausmacht. Das wirkt im Originalton immer sehr selbstsicher und sehr überlegen und kommt in der Synchronisation leider überhaupt nicht an. Gerade die Synchronsprecherin von Connie Britton liest erkennbar immer nur ihren Text ab und das klingt einfach bescheiden.

                                                  Positiv muss man auch vermerken, dass einige Figuren interessant angelegt sind. Der schwule Country-Sänger, der sich nicht outen will ebenso wie der vom Geschäft müde gewordene Alt-Star, der sich zum charismatischen Dickkopf entwickelt. Natürlich gibt es auch einige richtige Bösewichter und die Schwangerschaft der Hauptdarstellerin Hayden Panetierre (die auch im wirklichen Leben stattgefunden hat) ist in beeindruckender Weise in die Serie integriert worden. Wie bei dem starken Einfluss von Callie Khourie nicht anders zu erwarten geht es immer auch um die Entwicklungsmöglichkeiten für Frauen außerhalb der Familie und die sich dabei ergebenden Probleme. Zwar bleibt die Familie (es handelt sich immerhin um eine amerikanische Mainstream-Serie) im Mittelpunkt des Universums und die eigentliche Berufung für jede Frau, aber es werden auch die sich aus einer beruflich bedingten Doppelbelastung und ähnlichen Anforderungen ergebenden Dramen unterhaltsam anschaulich gemacht.

                                                  Deswegen und wegen der wirklich außerordentlich guten musikalischen Produktion eine ungewöhnliche, aber durchaus gelungene Familienserie. Trotz der erkennbaren Hänger im Bereich Drama.

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                                                    angucker 18.07.2017, 15:00 Geändert 18.07.2017, 15:01

                                                    Eine Komödie, die eigentlich keine ist. Sondern ein charmanter Film über den Zwang zur Wiederholung, dieses seltsame Gefühl der Zeitschleife, das jede/n von uns mal beschleicht. Außerdem ist der Film natürlich witzig (und auch als Liebesfilm mit der bezaubernden Andie McDowell ansehbar). Aber der Kick kommt bei mir von diesem "was wäre wenn Gefühl", dem Gedankenspiel, der Utopie, die nur ein gutes Buch oder ein Film so erzeugen kann. Und natürlich von Andie McDowell. Also einfach immer wieder angucken, schmunzeln, nachdenken - so geht gute Unterhaltung.

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