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Alle Kommentare von angucker
Ein großartiger Regisseur, einer meiner liebsten. Sein unglaubliches Gespür für Musik und deren Einsatz im Film, sein schmunzelnder Blick auch auf die abseitigen Aspekte des Lebens und all dies bei dieser Biografie. Amadeus, Larry Flynt, Taking Off, Der Feuerwehrball und mit Hair eine der zeitgeistigsten und mitreißendsten Verfilmungen eines Musicals - Milos hatte es einfach drauf. Ohne sich zu verbiegen, immer mit originellen Themen und Charakteren - ach - meine Filmwelt ist etwas ärmer geworden. Grüße an Robert Altmann und alles Gute beim Blick von oben auf unsere kleine Welt.
Gute Kamera, schöne Bilder, zeitgeistige Atmo (hier: 70er), eleganter Schnitt - hier bekommt mein persönlicher Filmgeschmack schon sehr viel geboten. Walerian Borowczyk zeigt zwar kopulierende Pferde (einschließlich Nahaufnahmen der Stute von hinten), Jungs küssende Pfarrer, onanierende Frauen und das seltsam-skurrile Tier mit dem Plastik-Pimmel. Aber das fügt sich sehr elegant und filmisch geschickt ein in die eher humoristisch angelegte Handlung vom verarmten Landadligen, dessen seltsamer Sohn möglichst sofort die niedliche Amerikanerin heiraten muss, damit die Erbschaft fließt. Aber die hat Probleme mit dem "Biest", das für meinen Geschmack viel zu explizit im Film auftaucht - diese Szenen sind befremdlich, unfreiwillig komisch. Hier gibt es eine unfassbar moderne Kamera, die überraschende Perspektiven einnimmt (Gesichter von unten), wunderschöne Außenaufnahmen (Lämmer auf der Blumenwiese) wechseln sich ab mit sehr präzise inszenierten Innenaufnahmen. Und Dinge gibt es zu sehen, unglaublich: Der Rolls-Royce der Amerikanerin, der Pelzmantel, in den sich die nackten Frauen hüllen, der kunterbunte Hippie-Strickmantel der hübschen Tochter des Grafen, Antiquitäten ohne Ende, immer zentral im Bild, ein unfassbar gefälteltes und halb durchsichtiges Nachthemd aus ganz spezieller Seide, das über etwa 15 Minuten eine ganz wichtige Rolle spielt. Der Film schwelgt in Bildern, die Dialoge sind witzig und einen "Stutenbiss" habe ich ebenso wie kopulierende Pferde auch noch nie gesehen. Alles passt zusammen, die Natur da draußen ist eben wild und das bürgerliche Leben drinnen eher zahm. Bei aller sexueller Darstellung bleibt der Film doch bildlich, deutet an, zitiert und die Schöne kann das Biest nicht retten. Sollte man unbedingt mal gesehen haben. Trotz oder wegen der seltsamen Sex-Szenen.
Hellzapoppin, kennt das noch jemand? Das Konzept "Film im Film" geht hier auf unterhaltsame Weise auf. Ein subtiler, vielschichtiger und anrührender Film über a) Frauen auf der Arbeit b) den Propagandafilm c) den alternden Schauspieler d) die Liebe e) den 2. WK in England. Noch mehr gefällig? Drei zutiefst inspirierte Hauptdarsteller machen Gefühle und Stimmungen lebendig. Gemma Arterton (die nicht nur toll aussieht, sondern auch trotzt und wütet und weint, so dass ich es fühlen kann) beweist Starqualitäten, überzieht nie und strahlt trotz nur 2 Pfund Wochenlohn ("die Männer bekommen 3,80 Pfund, aber Du bist eine Frau"). Sam Claflin trägt nie zu dick auf, ist schön und sexy, aber auch mürrisch und versoffen - können das eigentlich auch amerikanische Schauspieler? Und dann erst Bill Nighy. Da sitzt jede kleine Geste, da wird die alternde Schauspieldiva kunstvoll zelebriert, ohne dass es zur Klamotte wird. Und wie der Mann sprechen und singen kann. Zwei wunderschöne Gesangseinlagen im Pub, einmal die beiden "Rosies" und dann Bill Nighy mit seiner abartig weichen Stimme - so was können nur die ganz Großen. Heiter ist der Film auch, jeder Witz, jede Pointe sitzt, die lesbische Produktionsassistentin muss nicht viel machen, als sie im Suff angebaggert wird. Jeremy Irons mit einer wunderbaren kurzen Szene als Kriegsminister - hier wird schauspielerisch nichts ausgelassen. Wunderschöne Außenaufnahmen an der Küste von Devon, viele witzige kleine Nebenrollen (der Oberkellner im Restaurant) und das Einzige, was man diesem zauberhaften Genre-Crosser vorwerfen könnte, sind der dämliche deutsche Titel und die in einigen Dialogpassagen etwas hektischen Schnitte. Da wurde zu viel Text in zu kurze Zeit gepackt. Aber sonst: Große Klasse, unbedingt sehenswert!
Der Trick bei diesem Film ist ganz einfach: Milos Forman liebt Musik und kennt sich aus. Jeder seiner Filme, sogar der uralte "Feuerwehrball" hat inspirierte, filmdienliche und exquisit passende Filmmusik. Selbst Larry Flynt (ja, ich bin ein richtiger Fan) hat einige Stellen (Baptistentaufe mit Gospelmusik), wo die Musik einfach das Kommando übernimmt. Und hier hatte Forman sogar einen vielschichtigen Charakter, der Unmassen von weltverändernder Musik geschrieben hat. Und einen ziemlich genialen Cast. Und mit den Einspielungen von Neville Mariner bahnbrechende Interpretationen der besten Mozart-Stücke. Und das in einer Zeit, als die Klassik von Karajan und anderen Superstars des etablierten Kulturbetriebes "regiert" wurde. Und er wäre nicht Foreman, wenn er nicht etwas "Krawall" unterbringen würde. Die kindischen Züge des Wunderkindes, wie Hulce sein "Stanzerl" unterm Tisch verfolgt mit manischem Kichern. Während Salieri zu Recht vermerkt, dass die überirdische Schönheit der dazu erklingenden Sinfonie doch nicht so recht passen mag. Kurz: Ja, eine einzigartig gute, vielschichtige und auf jeder Ebene gelungene Musikerbio.
Zotig, frauenfeindlich, sexistisch und brutal. Männer sind Monster und Frauen Objekte, am besten dumm und mit hohen Absätzen. Ed O'Neill kommt kaum noch aus dem Sofa hoch, regiert seine kleine, verkommene Familie aber mit eiserner Hand und brutalem Schandmaul ("Dumpfbacke" - meine Frau hat mir damals die Scheidung angedroht, wenn ich dieses Wort noch einmal verwende). Die Figuren sind extrem genug, um unterhaltsam zu sein und alltäglich genug, um den kleinen "BinDasNichtIch" in unseren Köpfen zu triggern. Und wenn Al Bundy mehrere Tage in der Warteschleife von Ford Motor Company hängt, weil sein dämliches Auto eine Panne hat während um ihn herum seine heterogene Familie sich komplett zerlegt mit liebevollen Hass-Attacken. Unterhaltsamer wird es kaum noch. Erst "Modern Family" hat es moderner und vielleicht noch etwas besser gemacht (wieder mit Ed O'Neill) und "Eine schrecklich nette Familie" war im deutschen Fernsehen dank Wolfgang Menge (Buddha habe ihn seelig) mal wieder der Zeit weit voraus.
Habe ich schon einmal einen guten Film mit Kenneth Branagh in einer Hauptrolle gesehen? Wo er nicht pausenlos Manierismen verbreitet und mit wilden Aktionen Screentime verbraucht. Ich kann mich nicht erinnern. Auch hier geht es voll in die Hose. Beeindruckend der sorgfältig gestylte Bart des Hauptdarstellers wie auch die ausnahmslos im Computer entstandenen Außenaufnahmen mit wilden, vom Schnee verwehten Landschaften in dunkelblau. Aber haben wir das nicht schon mal gesehen? Die ohnehin übertrieben pusselig angelegte "WhoDunIt" Geschichte von den Fremden im Zug, das komplizierte Morden, die albernen Dialoge - hier gibt es nichts zu meiner Unterhaltung. Wenn da nicht einige witzige Kurzauftritte der beteiligten Schauspiel-Stars wären - Willem Dafoe und sein Fake-Nazi, Michelle Pfeiffer, die immer noch den Knick auf der Oberlippe hat und auch Judi Dench geht natürlich immer. Aber was soll das insgesamt? Ich weiß es nicht. Einschlafhilfe.
In den späten siebziger Jahren war meine Studentenbude klein und mein Fernseher schwarz-weiß. Schwarz-weiß ist auch die Erinnerung an diesen Film, den ich das erste Mal tatsächlich auf einem Röhrenbildschirm mit einer Diagonale von etwa 20 Zoll gesehen habe. Die Erinnerung verklärt manches, aber dieser Film gefiel mir. Er war originell durch die Ansiedlung im Milieu der damals noch nicht in der Mitte der Gesellschaft angekommenen Bodybuilder. Er hatte sehr viel Atmo durch die langen Einstellungen aus einem schäbigen Bodybuilding Studio, wo der Chef (auch das ein Muss der Siebzigerjahre) natürlich ein rutschendes Toupet auf seinem immer verschwitzten Kopf trägt und Arnold Schwarzenegger beim Stemmen der Gewichte dafür ein Batman Kostüm. Wenn da mit Hanteln geworfen wird, auf den primitiven Hantelbänken der damaligen Zeit die wunderbar ordinär dargestellten Prostituierten des Gangsterbosses den Inhaber der Sportschule bearbeiten, während sein farbiger Angestellter sich in skurrilen Fesselspielen auf der Massagebank versucht, wenn Arnold Schwarzenegger im grauen Hemd aus glänzendem Satin auf einer illustren Partygesellschaft Bluegrass auf der Fiddle spielt während Sally Fields sich auf diesem Empfang der Oberschicht ("Black Tie!") in einem aus heutiger Sicht sehr niedlichen, aber leider schrecklich ordinären eng anliegenden Kleid aus gelbem Polyester mit vielen Löchern an den falschen Stellen blamiert. Das hat sehr viel Klasse, auch heute noch. Eine Milieustudie, die satirische Elemente vermischt mit dem ewige Spiel "Gangsterboss macht in Immobilien" und mittendrin der wirklich unglaublich gut aussehende junge Arnold Schwarzenegger (das Gesicht muss man erstmal haben!), ein auf witzige Weise sich als verwirrtes Söhnchen reicher Eltern durch die Handlung tanzender, hampelnder, albernder Jeff Bridges und eben Sally Fields, die das einfache Mädchen mit der süßen Stupsnase hier so fantastisch besetzt, wie es nur möglich ist. Die späteren großen Rollen und Oscars (2 für Fields, 1 und 6 Nominierungen für Bridges) zeichnen sich hier schon ab. Ein Film ohne Moral, ohne ernstes Anliegen, leichtfüßig wie eine geworfene Hantel, die eine Betontreppe runter springt und wenn zuletzt die (echten) Bodybuilder posierend durch die Straßen laufen - große Kinomomente, eindringliche Bilder.
Und übrigens war es schon damals nachts kalt auf dem Rücksitz eines schicken Cabrio-Straßenkreuzers, wie sie von der schönen Jugend hier gefahren werden. Und da nimmt man natürlich eine senfgelbe Dralondecke mit (das Kuschelmodell in Extrabreit) und breitet die über sich selbst und das Mädel auf der Rücksitzbank aus. Manchmal bin ich doch froh, dass ich jetzt in Farbe gucken darf und dies ist übrigens eine liebevoll restaurierte Ausgabe des alten Films in wunderbaren weichen Pastellfarben im Stil der 70er.
Bis auf ein paar interessante Typen wird hier wenig geboten. Etwas Blockchain-BlaBla wird zwecks bunter Bilder nach Miami verfrachtet und in die Hände einer offenbar völlig gestörten Latina gelegt, die abwechselnd mit den Fingern auf die Tastatur und mit einem Baseballschläger auf den alten Rechner ihrer Mutter einhämmert. Während Brody und Freemann mit bedeutungsvollen Gesichtern unwichtige Dinge sagen. Etwa alle 15-20 Minuten wird lautstark gevögelt und zwischendurch etwas geballert. Bis auf den interessant besetzten Edi Gathegi und seine Figur verhalten sich alle Beteiligten völlig kindisch und weil die dramaturgische Idee eines Startup sonst zu schnell aufgebraucht wäre, werden alle möglichen und unmöglichen Komplikationen in Dauerschleife wiederholt. Spätestens als in der 6. Episode der 1. Staffel minutenlang mit viel Theaterblut gerungen, geschlagen und mit dem Klodeckel erschlagen wurde (was in dem Zusammenhang überhaupt keinen Sinn machte, denn niemand vögelt eine Ermittlerin während einer kriminellen Aktion) war ich raus. Trash für die Tonne.
Wenn schon Heimatfilm, dann möchte ich das genau so haben: Gute Schauspieler, wobei Peter Simonischek mal wieder mit seiner Fähigkeit beeindruckt, mit wenigen Gesten unendliche Fazination zu erzeugen. Und Johanna Wokalek überzeugt als junge Frau im Sturm und Drang ebenso wie Josef Bierbichler mit seinen plötzlichen Rilke-Attacken. Barbara Sukowa ideal besetzt, mit ihrem verkniffenen Mund macht sie die plötzlichen Wendungen ihrer Rolle nur noch überraschender. Auch die Kamera leistet ganze Arbeit - wunderschöne Aufnahmen, eine grandiose Unterwasserszene, viele sinnvolle Nahaufnahmen und schöne Bilder fernab der üblichen Heimatidylle. Zum Ende hin wird es arg kitschig und läuft insgesamt ziemlich aus dem Ruder, dennoch ein ruhiger, schöner Film ohne großen Anspruch und mit gerade noch verträglichem Pathos.
Ordentliche Regie, gut gemachte Kamera, bei der mir die abrupten Wechsel zwischen hell und dunkel sowie bewegter und statischer Kamera gefallen haben. All das erzeugt Atmosphäre und ein letztlich doch packendes Geiseldrama trotz der arg eindimensionalen Charaktere.
Musste ich jetzt nachträglich von 8 auf 5 runterwerten. Warum? Siehe unten!
Marie-Louise Parker ist der Showrunner hier. Aber wie. Mühelos schafft sie es, auch schwächere Episoden allein mit ihrer Präsenz am Laufen zu halten. Gefallen haben mir auch die Themen. Patchwork-Familie, Gras, Ökonomie - sehr unterhaltsam gemacht, nie zu ernst geworden. Leider läuft sich das Konzept ziemlich schnell tot. Es gibt nichts mehr zu entwickeln, die Charaktere laufen leer. Dies ist einer der Gründe, warum ich die Serie jetzt abwerten musste. Ich habe sie damals etwa bis zur 6. Staffel gesehen und meine ursprüngliche Bewertung lobt praktisch nur mein eigenes Sitzfleisch. Rückblickend ist es doch eher Zeitverschwendung gewesen, aus den späteren Episoden ist auch nichts haften geblieben (was bei mir immer ein gutes Indiz für eher durchschnittliche Qualität ist),
Esther hat sehr schön festgestellt und begründet, warum Serien durchweg bessere Bewertungen bekommen als Filme -> https://www.moviepilot.de/news/warum-werden-serien-besser-bewertet-als-filme-1103853
Eine Frauenserie (von und für?), von der ich nur wenige Episoden mit Tochter auf dem Sofa gesessen habe. Interessante Charaktere, faszinierender Mikrokosmos ungewöhnlicher Frauen aber wo bitte gibt es hier Themen, die mich interessieren können? Ich war noch nie im Frauenknast, deswegen...
[Anmerkung: Wenige Episoden 1. Staffel mit Tochter auf dem Sofa. Warum bewertet? ->
Na dann mal ran. Esther hat sehr schön festgestellt und begründet, warum Serien durchweg bessere Bewertungen als Filme -> https://www.moviepilot.de/news/warum-werden-serien-besser-bewertet-als-filme-1103853
und nun mach ich mich mal ran.]
Na dann mal ran. Esther hat sehr schön festgestellt und begründet, warum Serien durchweg bessere Bewertungen als Filme -> https://www.moviepilot.de/news/warum-werden-serien-besser-bewertet-als-filme-1103853
und nun mach ich mich mal ran.
Dies ist ein Fall von "Es wurde immer schwächer" - spätestens nach dem mühsam herbeikonstruierten Ausscheiden von Kate Mara kreist es immer nur um Kevin Spacey im Autopilot-Modus. Die dramatische Entwicklung besteht schon nach wenigen Episoden nur daraus, den lächelnden Tyrannen immer absurder und übermächtiger werden zu lassen.
[Anmerkung: Irgendwann nach der 1. Staffel war Schluss]
Das düstere Setting muss man mögen. Aber was hier an beklemmender Entwicklung vor allem auch innerhalb der Familie von "Schläfern" (Spionen, die als Perspektivagenten eingeschleust und dann immer bei Bedarf aktiviert werden) stattfindet, ist absolut sehenswert. Wie das Eheleben unter den Einsätzen leidet, die Tochter mitspielen will. Die Verwicklungen auch innerhalb der Strafverfolgungsbehörden und die Verknüpfung mit dem Personal der russischen Botschaft - alles sehr unterhaltsam. Außerdem wird es auch mal richtig dreckig. Die Nahkampfszenen sind wirklich knochenbrecherisch angelegt, wenn die eher zierliche Keri Russel da gegen Kleiderschränke von Männern antreten muss. Dieses Niveau bei der Inszenierung von physischer Gewalt hat man selten. Und dann wirklich gut gecastete Darsteller: Allen voran Margo Martindale, deren Agentenführerin so beeindruckend, so brutal und doch so fürsorglich angelegt ist, dass es zu Recht dafür einen Emmy gab. Noah Emmerich verkörpert seinen zunehmend getriebenen Charakter völlig glaubwürdig und Annett Mahendru ist mal eine junge Schönheit (auch ethnisch) weit ab vom üblichen Klischee. Über allem Matthew Rhys, der in meinen Augen einer der wandlungsfähigsten Charakterdarsteller derzeit ist. Wie der von gelangweilter Härte bei einem riskanten Außeneinsatz zum angewiderten Beischlaf mit einer wichtigen Informantin zwischen allen Facetten eines vielschichtigen Charakters pendelt - das ist große Klasse. Irgendwann wiederholt sich alles, das ist die Schwäche bei diesem doch sehr episodenhaften Konzept.
Hier lohnt sich O-Ton (tolle Sprecher, vor allem die Stimme von Annett Mahendru).
Na dann mal ran. Esther hat sehr schön festgestellt und begründet, warum Serien durchweg bessere Bewertungen als Filme -> https://www.moviepilot.de/news/warum-werden-serien-besser-bewertet-als-filme-1103853
und nun mach ich mich mal ran.
Timothy Olyphant kann gut böse und finster. Die dunklen Augen, das harte Gesicht - ein Sonnyboy ist das nur dem Anschein nach. Aber wie dumm ist doch diese Story-Idee. Alles nur auf den kalkulierten Splatter-Effekt ausgerichtet. Angerichtet mit viel Kunstblut. Zwei Darsteller verschwenden ihre Talente.
[Anmerkung: Geskippt nach der 2. Episode.]
Na dann mal ran. Esther hat sehr schön festgestellt und begründet, warum Serien durchweg bessere Bewertungen als Filme -> https://www.moviepilot.de/news/warum-werden-serien-besser-bewertet-als-filme-1103853
und nun mach ich mich mal ran. Denn in der Tat sind die Maßstäbe völlig verschoben. Nur weil viele MPs Tage und Wochen mit einer geliebten Serie verbracht haben, rechtfertigt dies nicht immer Höchstnoten. Und wenn ich eine bescheidene Serie nach drei Episoden skippe, muss ich dafür nicht dem Rest der Welt die Vergabe von Höchstnoten als Rechtfertigung dafür überlassen, dass hier einfach nur viel Zeit auf dem Sofa abgesessen wurde.
Dies ist so ein Fall: Magnum ist ein geschickt angelegter Charakter mit einer (Vietnam-)vergangenheit, der sich nie entwickelt und vielleicht deshalb so liebenswert ist. Der kriminalistische Unterhaltungswert ist eher übersichtlich, der Ferrari und die grandiosen Luftaufnahmen von Hawaii dafür beeindruckend. Die Charaktere spielen sich die Bälle zu, es plätschert so dahin und tut niemandem weh. Immer wieder mal platziert das Drehbuch lustige Sprüche, die Charaktere mit ihren kleinen Schwächen und Fehlern sind sympathisch. Der immer abwesende Mr. Masters belebt das Setting. Und trotzdem: Gutes Handwerk, aber 9 oder 10 Punkte mit Sicherheit nicht. Dafür fehlt (wenn man den Fan-Faktor mal weg lässt), der Ausnahmecharakter.
[Anmerkung: Gesehen, oft! Aber mit Sicherheit nicht alle Episoden.]
Die unübersichtliche Handlung um die Aufstände der Sekte "Weißer Lotus" und deren Kontakte in die lokale Politik bremst etwas den Fluss des Films, der im Vergleich zum Vorgänger deutlich längere Spielhandlung hat. Auch nutzt sich die platonische Affäre des Helden zu seiner "Cousine" als Gaglieferant etwas ab und die oft in düsteren Farben gehaltenen Einstellungen haben nicht die Eindringlichkeit und Schönheit des ersten Teils. Atemberaubend aber wiederum die Choreografien, welche mit geschicktem Einsatz diverser Requisiten (diesmal vor allem Tische, Stühle und Bänke) vor allem an Balance und Körperbeherrschung der Darsteller höchste Anforderungen stellen. Ich möchte lieber nicht wissen, wie oft es bei den schwierigen Kampfszenen Beule und Aua gegeben hat. Ganz reizend auch die große Bande der zu rettenden Kinder, deren große dunkle Augen immer wieder für willkommene Pausen im sonst etwas hektischen Fluss der Handlung sorgen.
Eine sehr eigene Weiterentwicklung des Eastern-Genres. Teller, Leitern, geschlachtete Schweine - alle Dinge bekommen ein Eigenleben, Dynamik und werden in die unglaublich gut choreografierten Tanz- und Kampfhandlungen einbezogen. Die historischen Bezüge sind da (die "bösen Langnasen"), die komödiantischen Elemente haben Charme und Witz (was bei vielen anderen Filmen aus Honkong für mich nicht unbedingt der Fall ist). Hinzu kommt die sehr klassisch choreografierte Kampfkunst. Man sieht, dass hier Meister des Fachs am Werk sind, welche die lange Ausbildung zur Chinesischen Oper hinter sich haben. Das Niveau der Akrobatik ist atemberaubend - hier wird balanciert, gesprungen, in den Spagat gelandet. Die Überschläge, Flic-Flacs, tänzerischen Elemente - die Abläufe sind der chinesischen Oper oft näher als dem klassischen Kung-Fu Film. Speziell sind die häufigen Wechsel in der vertikalen Ebene, wenn Leitern und alles mögliche Gedöns dazu dienen, die Kämpfer auf Balkone, Vorsprünge, Tische, Stühle und Bänke zu bringen. Hinzu kommt eine tolle Kamera, die sich auch Zeit lässt für längere Einstellungen. Dies erzeugt insgesamt einen guten Rhythmus. Moderner als die alten Bruce Lee Filme, weniger albern und auf gefährliche Stunts fixiert im Vergleich zu typischen Jackie Chan Filmen. Wer sich an der etwas konstruierten Handlung nicht stört, hat hier einen modernen Klassiker des Genres.
Der tumbe Tor spiegelt seine Umwelt, die er nicht versteht. Das stille schöne Mädchen Pauline ist Objekt der Begierde, Blitzableiter, Trophäe und Katalysator für die ewig labernde Welt der Erwachsenen um sie herum. Will einfach nur einen Freund (oder vielleicht doch nicht), wundert sich und nimmt eigentlich immer nur mittelbar an der Handlung teil. Ein faszinierendes dramatisches Konzept, konsequent umgesetzt, immer wieder komisch oder auch traurig, wenn sich die balzenden Bekannten von Pauline selbst zerlegen. Ein Film, der vielen Betrachtern auf die Nerven gehen wird. Aber eine echte Perle, wenn man herauszoomt und auf diese Irrungen und Wirrungen wie auf einen kleinen Ameisenhaufen guckt.
Die beiden Emmy Awards waren extrem verdient. Schade, dass sie erst relativ spät ihr Rollenfach gefunden hat. In meinen Augen eine der besten Charakterdarstellerinnen ihrer Generation. Wenn ich im Geiste mal die Rollen von Judi Dench, Helen Mirren oder auch Frances McDormand durchgehe - das hätte Martindale genau so gut gespielt. Ich hoffe auf das ein oder andere Wiedersehen - und sei es in einer guten FX-Serie.
Ganz gut, wenn drei Darsteller von dem Format so richtig loslegen dürfen. Schön auch, wenn die tragenden Rollen nicht sympathisch angelegt sind und die Endzeit-Stimmung bei einem abendfüllenden Spielfilm des Jahrgangs 2017 so episch in Bilder umgesetzt wird. Die Wut, der Suff und die Blödheit der Prolls da ganz unten in der amerikanischen Gesellschaft - sie dürfen sich hier komplett austoben.Und die Bilder sind beeindruckend - allein schon für die filmtaugliche Idee mit den drei Billboards gibts Sypathiepunkte bei mir. Aber was zur Hölle ist das für eine bescheuerte Story? Dauerbesoffener Officer verwüstet seine Umgebung, das Büro und missliebige Anwohner. Schmaler Racheengel mit Molotows - wtf? Und dann diese unmotivierten Wandlungen, herzergreifende Briefe aus dem Off. Das ist wirklich übelstes Hollwood-Dramolett. Offenbar wirklich mit festem Blick auf die Oscars. Courths-Mahler meets female Charles Bronson. Richtig ärgerlich!
Wer Amerika von unten spannend, unterhaltsam und dramatisch differenzierter sehen möchte (auch mit guten Darstellern), der/die/das sehe Justified (besonders die 2. Staffel). Da machen die Aktionen der Beteiligten wenigstens Sinn. Hier leider nicht. Und offen gesagt: Frances McDormand tut hier nichts, was Margo Martindale als Mags Bennet in der Emmy gewürdigten 2. Staffel von "Justified" nicht ebenso gut und besser gespielt hätte.
Eine Welt voller Frauen tobt durch Wartezimmer, Behandlungsraum und Leben von Dr. Travis - das keift, balzt, labert, telefoniert, besäuft sich, wackelt mit dem Arsch, zieht sich aus (eine wunderbare Sequenz, als die unter ihrer sprichwörtlichen Mähne kaum zu erkennende Farrah Fawcett sich im Verlauf eines Einkaufsbummels völlig verliert und auch ihre Klamotten) und streitet. Der eher stille Frauenversteher ist mit Richard Gere famos besetzt und eine lange Riege der weiblichen Hollywood-Stars darf dem Affen so richtig Zucker geben. Helen Hunt als direkt-burschikose Golf-Pro kriegt den umschwärmten Gynäkologen in NullkommaNichts ins Bett (weil sie eben eine echte Männerversteherin ist) und Liv Tyler tritt wie ein strahlend-schweigsamer Fremdkörper in die Welt der exaltierten Mädels. Robert Altmann bleibt direkt, zeigt eine Welt von Frauen außer Rand und Band und mittendrin den betont dezenten, ständig mitfühlenden Dr. T - das hat keine Handlung, keine Moral und ist doch ziemlich unterhaltsam. Wer sich auf das permanente Gesabbel der Damen einlassen kann, genau beobachtet und sich nicht in den Details verliert, der kann hier ziemlich viel Spaß haben. Nicht der größte und beste Film von Altmann, aber immer noch sehr gediegen. Und die omnipräsente Western-Swing Musik von Lyle Lovett gibt dem Ganzen zusätzlich Drive.
"Nur mit Mineralwasser kommst Du nicht über die Alpen." (Rudi Altig?)
Kurz, schwarz-weiß, anrührend: Als die Tour de France schon genau so hart war später, die Fahrer genau so gedopt wie heute und überhaupt verändert sich bei solchen Sport-Events eigentlich nicht viel. Louis Malle hat das wunderschön eingefangen, hält voll drauf, wenn ein offensichtlich nach dem Amphetamin-High völlig fertiger Profi langsam aber sicher vom Rad kippt oder die ausgemergelten Fahrer sich quälen zur Unterhaltung des Publikums. Unglaublich moderner Schnitt, völlig unaffektiert und (wie ich das bei Malle auch schon bei seiner Doku "God's Own Country" gesehen habe) mit einer stillen Empathie für diese Gladiatoren der Neuzeit. Sollte man gesehen haben.
Sehr bildgewaltig, tolle Kamera, geile Mucke von Ry Cooder, der Schnitt ist originell und passt perfekt zur Musik. Aber dann diese Dialoge. Es ist kaum zu ertragen und wie bei 48 Stunden zuletzt kaum noch auszuhalten. Wenn es dieses Musical ohne Dialoge gäbe nur mit Ballern und Musik, es wäre perfekt.
Auch die männliche schwarze Mittelklasse hat Probleme. Keifende Frauen, furchterregende Schwiegermütter und der Mann gilt nichts mehr in der modernen Vorstadtidylle. Morris Chestnut, Wood Harris (der Avon Barkesdale aus "The Wire") und der für mich immer etwas nervige Kevin Hart führen anschaulich vor, wie der klassische sportliche schwarze Macho sich nicht mehr zurecht findet und von den (leider sehr einseitig gezeichneten-) Frauen dominiert wird. Daraus entwickelt der Film ein nicht immer originelles, aber doch mit seinen persönlichen und ökonomischen Problemen grundehrliches Setting in der kleinbürgerlichen Vorstadt, das niemals die Bodenhaftung verliert. Zwar laufen die Darsteller manchmal aus dem Ruder und übertreiben ihre Rollen. Trotzdem kann ich einem Film etwas abgewinnen, wo auch mal Rechnungen nicht bezahlt werden und Kreditkarten beim Geschäftsessen platzen. Sehr sympathisch, dieser Blick auf die (überwiegend schwarzen) kleinen Leute.
Was mit jeder Minute mehr nervt sind allerdings die aus dem Off gesprochenen Lebensweisheiten und die romantisch verklärte und sehr frauenfreundlich-vordergründige Auflösung der Handlung. Und Jesus liebt Dich.