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Alle Kommentare von angucker
Mehr eine Doku über einen Mediencoup und einen außergewöhnlichen Mann als über den Skandal selbst. Für meinen Geschmack nehmen sich Journalisten und Filmemacherin viel zu wichtig und lenken durch die Dramatisierung der medialen Verwertung stark vom Thema selbst ab. Trotzdem unbedingt sehenswert, denn selten sieht man Politiker so schön lügen wie hier.
Benny Goodman ist in den USA eine nationale Ikone. Der Sohn jüdischer Einwanderer, der es mit Fleiß und Talent ganz nach oben geschafft hat. Der Swing für das weiße Publikum salonfähig machte. Das erste große gemischtrassige Orchester leitete. Leider kommt in diesem betulichen Bio-Pic davon wenig rüber, es ist zu wenig originell. Die wunderschöne Donna Reed himmelt den äußerlich Benny Goodman verblüffend ähnlichen Steve Allen an. Dieser wiederum wirkt nur dann wirklich authentisch, wenn er genervt gucken darf und alle Nebenrollen sind Klischee. Zudem ist es keiner Erwähnung wert, dass Goodman anders als seine Kollegen gern und viel mit schwarzen Musikern spielte. Wenn da nicht die (von Goodman selbst eingespielte-) wunderschöne, swingende und jubilierende Musik wäre - der Film wäre zum Weglaufen.
Extrem schwaches Drehbuch (bescheuerte Dialoge, künstlich aufgebauschte Handlung ohne jeden Witz und Tiefe) trifft auf unverbrauchte Darsteller (ich kannte bis auf die nicht gut gealterte Olga Kurylenko keinen der engagiert spielenden Darsteller) und eine wirklich gediegene Regie. Stölzl schafft es, dem einzig originellen Einfall des Drehbuchs (nämlich der Konflikt zwischen pubertierender Tochter und Undercover-Supermann Vater) ausreichend Zeit zu geben, die Bilder sind stimmig, die mit Liana Liberato gut besetzte Tochter darf nach Herzenslust muffeln, granteln und dem Vater weglaufen. Tom Cruise hätte in der Hauptrollte nicht gepasst - Aaron Eckhart gibt den unauffälligen und etwas introvertierten Superagenten gekonnt. Bis auf das ständig im Gesicht verschmierte Blut (man kann als Superagent solche Körperflüssigkeiten auch mal abwischen). Am schönsten waren für mich aber die vielen arabischen und nordafrikanischen Nebendarsteller und die zauberhaft atmosphärischen Außenaufnahmen aus der mir unbekannten europäischen Großstadt Brüssel. Da bekommt man eine Ahnung, warum es dort ein Problem mit dem Islamismus gibt. Die Wohnungen und Paläste gut gewählt - mal dreckig und überfüllt bei den Immigranten hier, mal im französischen Barock und golden da. Schade, dass dieser Film so gefloppt ist. Mit einem besseren Drehbuch wäre das gut geworden.
Ich fand dieses von grimmigen Sprüchen getragene Sozialdrama beim ersten Sehen ziemlich konventionell und schematisch. Aber das ist zugleich eine Stärke des Films. Clint Eastwood (der ja nun wirklich ein Konservativer ist) schafft es, die klassischen Sprüche der Rassisten und das grantelige Gehabe vieler älterer Männer perfekt auf dem schmalen Grat zwischen Komödie und Sozialdrama entlang zu führen. Und handelt dabei gleich noch Integration und Ausländerproblematik in unterhaltsamer Weise ab. Trotzdem in meinen Augen kein Meisterwerk. Denn grantelige alte Männer, die mit der Waffe in der Hand herumlaufen und ansonsten Bier auf der Veranda trinken sind nicht so meine persönlichen Favoriten vor allem dann, wenn sie wie hier eigentlich ihr Herz auf dem rechten/rechtsseitigen Fleck haben und unter der rauen Schale doch ganz gute Kerle sind. Das ist mir dann doch zu sehr rechtskonservative Beschönigung der amerikanischen Lebensart.
Bilderseelige, aber nicht immer originelle Beiträge berühmter Regisseure zur Olympiade 1972 in München. Afrobombe, braune Wandbekleidungen und orange Teppichböden verbreiten viel 70er Flair, Michael Pfleghar hat die Frauen im Blick, Milos Forman den Humor und John Schlesinger Kunst und Krone. Am dichtesten dran an der sportlichen Materie und ihren Protagonisten ist noch Mai Zetterling, deren empathischer und präziser Blick auf die Schweratlhleten mitreißend geschnitten und gut beobachtet ist. Andere Beiträge dagegen kommen über normalen Sportjournalismus kaum hinaus. Kein Highlight des Genres, aber nett zu sehen.
Ein in jeder Hinsicht klassischer Film in Schwarz-Weiß mit einem ganz jungen James Stewart und einer Thematik, die in Zeiten des multinationalen Lobbyismus und intensiver Einflussnahme der Wirtschaft auf die Politik nichts an Aktualität eingebüßt hat. Im besten Sinne altmodisch die Inszenierung mit kleinen patriotischen Anmerkungen/Auswüchsen und doch kühl und klar in der Darstellung der Machtverhältnisse. Wer diesen Film gesehen hat, weiß, warum James Stewart zu einem Weltstar mit einer endlos langen Karriere wurde (und der Mann sieht auch noch unglaublich gut aus) und wird sich an der manchmal etwas altmodischen Inszenierung kaum stören. Muss man mal gesehen haben, schon wegen der politischen Thematik.
Ein durchweg interessanter Genre-Crosser: Coming Of Age (wirklich gut besetzt in seiner ganzen spätpubertären Muffeligkeit - der Sohn von Jackie Chan), etwas Eastern-Gangsterfilm, Musikfilm (und als solcher für mich deutlich interessanter als der überschätzte "Whiplash") - der gut geschnittene und mit hier in Europa völlig unbekannten Schauspielern besetzte Film nimmt uns mit auf eine Reise in die Ruhe eines Zen-Klosters, wo weibliche und männliche Mönche trommeln. Umgeben von gigantischen Wäldern, die immer wieder prominent ins Bild gerückt werden. Und immer wieder kontrastiert mit der durchaus dreckigen und von Blut und Handykommunikation bestimmten Welt Hongkongs. Neben der immer wieder lang inszenierten Trommelmusik haben mich die originellen Darsteller beeindruckt. So ist die im Film als Schwester des jungen Helden besetzte Angelica Lee als Tierärztin (immer mit einer Spritze in der Hand und auch beim Nähen der menschlichen Fleischwunden nicht zimperlich) ebenso charismatisch wie der Vater des jungen Helden, der so tief herabgezogene Mundwinkel hat, dass es doppelt beeindruckend ist, wenn er mit gegrilltem Schweinefleisch wirft (!). Durchaus sehenswert, wenn auch einige Wendungen der Handlung wie auch das Ende etwas bemüht wirken.
60er Jahre Kultfilm, der aber trotz Michael Caine nicht genügend Fahrt aufnimmt, um durchgängig zu unterhalten. Dazu ist die Figur des von Noel Coward gespielten Obergangsters im Knast viel zu lang und albern inszeniert und die Vorbereitung des Coups zu langatmig erzählt. Dafür gibt es interessante Mode der sechziger Jahre, viel teuren Autoschrott und reichlich Atmo. Der Cliffhanger am Ende ist originell.
Ein Film nach einem Buch von Elmore Leonard, dem Autor, mit dem Filmemacher viel anfangen können: Wenn es für Eleganz und Leichtigkeit der Inszenierung einen Oscar gäbe, dann hätte dieser als klassische Gaunerkomödie daher kommende Film gewonnen. In teilweise nur wenige Sekunden kurzen Vor- und Rückblenden erzählt Soderbergh von den Banden der gemeinsamen Vergangenheit, der Liebe, der Grausamkeit und Dummheit der Menschen. Ein fantastischer Cast bis in die letzte Nebenrolle schafft es mühelos, die Pointen abzuliefern und dabei nie in Klamauk zu verfallen. Wenn da der muskulöse schwarze Ex-Boxer über mehr als eine Minute doppeldeutig und obzön der taffen Latina die schwarze Schlange anpreist, nur um innerhalb von zwei Sekunden nach einem Schlag mit der Stahlrute zu Boden zu gehen. Wenn der großartige Luis Guzman im violetten Tuntenfummel einzubrechen versucht. Wenn Michael Keaton den ebenso dämlichen wie karrierebewussten FBI Agenten gibt oder Catherine Keener die Ex von Clooney - immer haben die Figuren der Romanvorlage eine nicht immer erfreuliche gemeinsame Vergangenheit und kommen in der Gegenwart gerade so zurecht. Die Story bleibt bis zuletzt unterhaltsam und Jennifer Lopez war wohl in keinem ihrer doch recht zahlreichen Filme so gut besetzt wie hier als taffe Sportlerin mit dem sensiblen Vater. Dennis Farina nutzt wie die vielen anderen Nebenrollen seine Screentime optimal und ich habe lange nicht mehr so viel gelacht wie hier. Übrigens hat die finale Liebesszene und der steinige Weg dorthin ebenso viel Klasse und Eleganz wie der Rest des Films.
Zwei lebensmüde Männer laufen in einen großen dunklen Wald um zu sterben. Kriechen bei Regen in eine Höhle um dort fast zu ertrinken. Und schleppen sich dann ins Leben zurück. Einschließlich Rückblenden auf die Krebsstation. Lange nicht mehr einen so langweiligen, konventionellen und belanglosen Film gesehen. Die schwülstige Hintergrundmusik tut ein übriges. Selbstmordfolklore der ganz besonderen Art.
Gut besetzter, temporeich inszenierter Heist-Movie mit einigen netten Spezialeffekten (das Versenken von Häusern und Tresoren hat was). Schöne Außenaufnahmen, Charlize Theron macht ihre Sache großartig. Auch die Gaunertruppe ist witzig zusammengestellt. Aber leider leider ist das auch nicht ein Zentimeter mehr als ein flotter Heist-Movie. Und wer braucht 90 Minuten Werbung für diesen Kleinwagen von BMW - aufdringlicher geht es kaum noch.
Tolle Liste, immer wieder interessant. Wer und warum. Wenn Peter O'Toole einige seiner Hauptrollen und Filme hasst, dann muss er da durch. Was wäre er ohne solche Filme und hat der Mann sich jemals Gedanken darüber gemacht, warum er für solche und andere Filme als ideale Hauptrolle gecastet wurde? Und wenn di Caprio und Winslett Titanic zum Kotzen finden, dann spricht das sowas von für sie. Wir müssen eben alle unser Geld verdienen - es sei verziehen...
Das Meiste macht dieser insgesamt viel zu lange Film richtig: Daniel Craig verkörpert die in der Romanvorlage angelegte Figur des "Nerd-Superhelden" mit raschen Bewegungen und sehr ruhiger Mimik (sowie einer meist seltsam transportierten Lesebrille) mit viel Charisma. Rooney Mara schlüpft trotz ihrer wirklich albernen Klamotten (sieht aus wie die H&M Ausgabe eines 80er Jahre Punk) in die schon im Original stark besetzte Rolle. Die Athletik, der starre Blick, die reduzierte Mimik - große Klasse. Stellan Skarsgard, Christopher Plummer (etwas im Schlafwagenmodus, aber das passt zur Rolle), Robin Wright, Goran Visnjic - hier machen sehr gute Schauspieler einen guten Job. Auch die Kamera mit oft überraschenden, aber dienlichen Einstellungen (von hinten über den Rücken der Figur hinweg auf den Schreibtisch), der Schnitt, das sehr intensiv eingesetzte Einfärben der Bilder - bestes Hollywood-Handwerk. Trotzdem sprang bei mir der Funke nicht recht über. Der Film ist zu lang - viel zu lang. Das im Original faszinierend erzählte Sichten der Bilder wird viel zu lang und letztlich unstrukturiert gezeigt. Schweden und die sturmumtosten Häuser der Halbinsel werden viel zu übertrieben dargestellt, die im Roman intensiv und geschickt eingeführte Nazi-Problematik verkommt zur kurzen Sichtung von Aufnahmen an der Wand. Es ist alles etwas planlos und sehr plakativ, da fehlte mir an einigen Stellen Originalität.
Und die im Buch unfassbar spannend und mit viel Atmo angelegte Schlüsselszene im Haus und geheimen Keller des freundlichen Nachbarn verpasst der Film total. Trotz der raffinierten Deko. Trotz des verletztlich und weich in die Kamera gehaltenen Bauches von Craig und der unfassbar gut gespielten kalten Ausstrahlung von Skarsgard.
Immerhin ist die Vorlage in meinen Augen der ultimative "Hacker-Ploitation" Roman - der bei allen Mädels sooo beliebte Intellektuelle, die kantige Hackerin (einschließlich gemeinsamer Selbstbefriedigung über Webcam - haben sie diese skurrile Szene eigentlich in den Film übernommen). Und diese durchaus wurstige, etwas von James Bond mit Pizza vorm Computer mit Lesebrille inspirierte Art des Romans verfehlt der Film leider total. Trotzdem: Gut gemacht, aber nicht so stimmig wie das Buch. Und hätte es hier wirklich einen zweiten Film in Überlänge gebraucht?
Aufeinandertreffen der Kulturen - der pittoreske Teil mit rasanten Szenen aus der Familie des unsympathischen Blumenhändlers in China stimmt schon mal. Schnelle Schnitte, wuselige Action - nicht originell, aber unterhaltsam. Dann kommt die niedliche Protagonistin nach Berlin, strandet am Flughafen Tegel und ab hier ist es eine typisch deutsche Komödie, die aber ausreichend spezielle Szenen generiert, um gut zu unterhalten. Da haben wir zum Beispiel das Aufeinandertreffen mit einer depressiven Obdachlosen im Wohnheim (großartig sparsam gespielt von Marie Gruber), eine Entführung durch einen sehr echt wirkenden vietnamesischen Gangsterboss ("gib ihr das Handy zurück"), eine gut gecastete Theken-Blondine, die immer im falschen Moment bei ihrem Freund auftaucht (Annette Frier) und vor allem mit Florian Lukas einen wirklich glaubwürdigen, bodenständig und auf herzhaft prollige Art permanent notgeil wirkenden deutschen Gegenspieler für die Hauptdarstellerin. Manches ist reines Klischee (zum Beispiel muss beim Treffen auf der Brücke zusätzlich noch ein Straßenmusikant mit Verkaufsstand traurige russische Weisen spielen - verdammte Hacke, das war schon vor 10 Jahren nicht mehr modern) und die Produkt-Plazierung von Porsche (von Apple habe ich nicht so wahrgenommen) nervt extrem. Aber der Film behält sein Tempo bis zuletzt und endet ausreichend unversöhnlich. Macht Spaß.
Bevor dieses von der Pharma-Industrie gesponserte Rührstück in ein Rom-Drama mit Anleihen bei "Love Story" (kennt den noch jemand?) abgleitet, geht es wirklich gut los. Viel Situationskomik, Gyllenhaal kann den Womanizer mit "Anknips-Charme" ebenso perfekt spielen wie Hathaway die von ADS und anderen Leiden geplagte Erotomanin. Die Wortgefechte haben Tempo und Klasse. Aber schon ab Minute 20 nervt die immer aufdringlichere Werbung für den amerikanischen Pharmagiganten Pfizer und dessen Produkte, insbesondere die das mittlere Drittel des Filmes dominierenden Viagra-Witze und Placements sind unterirdisch hohl. Und zum Ende hin wird es dann entsetzlich tränenseelig und dabei ebenso klischeehaft. Dazwischen einige "Wichser-Witze" der übelsten Art - der arme Josh Gad muss mit seiner Rolle hier jedes Klischee aus den College-Komödien der 80er und 90er bedienen.
Wenigstens viele Ausblicke auf eine oft komplett unbekleidete Anne Hathaway (wohl eine der fotogensten Schauspielerinnen ihrer Generation - aus jeder Perspektive eine Augenweide) und den bis zuletzt charismatischen Gyllenhaal - beide sind nicht nur schön, sondern bekommen das mit der Schauspielerei auch ganz gut hin. Gerade Hathaway kann hier ihre dunklen Seiten und einige dekorativen Falten gut zur Geltung bringen.
Ein interessantes Thema wird hier auf die absolut ödeste Form in Überlänge verbraten. Dies ist eine der ganz großen Kriminalgeschichten der letzten 50 Jahre, politisch brisant bis zum Anschlag (darf ein Staat zum Killer werden?) und in allen Details unübersichtlich etwa bei der seltsamen Rolle des IOC oder der Verwicklung der DDR in in den palestinensischen "Widerstand" - auch die DDR wurde hier bekanntlich mittelbar zum Terroristen. Krieg aller gegen alle demnach aber trotz der beeindruckenden Darsteller (Mann, der Craig, der Bana, der Zischler - alles ganz große Darsteller) geht es mir wie bei "Schindlers Liste": Jede Aktion ist ungeheuer explizit, wird (wie etwa das skurrile "Telefonbombenattentat" in aller Ausführlichkeit inszeniert, so dass auch der letzte eingeschlafene Zuschauer in der letzten Reihe garantiert alles mitbekommt. Und so fehlt dem Film nicht nur jede Subtilität (Golda Meir als mütterliche Rachegöttin), sondern es wird auch schnell langweilig. Weil jede Aktion in geradezu pittoresker Weise ausgewalzt, vorbereitet, nachbereitet und anschaulich illustriert wird. Gleichzeitig vermisste ich die Bezüge (siehe oben) weitgehend. So dass es leider mal wieder oberflächliches Gefühlskino wurde wie beim Schindler. Und jetzt können mich wieder alle Anders-Sehenden beleidigen und beschimpfen wie seinerzeit bei "Schindlers Liste" - egal!
Slowenien im wirtschaftlichen und politischen Umbruch. Die Tochter geht in die "große Stadt" (wenn man Ljubijana als solche sehen will), kauft sich eine Eigentumswohnung auf Kredit und geht anschaffen. So weit so gut, aber dann kommen brutale Zuhälter, der beste Freund des Vaters und die Bank. So weit, so konventionell. Der ziemlich betulich inszenierte (Fernseh-?)film versucht, den Umbruch auf dem Weg in die EU mit Elementen des Sozialdrama zu kombinieren. Was eigentlich immer nur dann gelingt, wenn es plastisch wird. Der verfettete deutsche Politiker stirbt schon vor dem Date mit der Hauptfigur an einem durch Überdosis Viagra induzierten Herzinfarkt und alle 10 Minuten dröhnen mit Blaulicht und Tatü riesige Fahrzeugkolonnen mit europäischen Politikern im Stil einer Gangsterbande durch die Stadt. Da bekommt man sehr plastisch einen Eindruck vom Umbruch made by EU. Und die Bankangestellte verweigert einen Zahlungsaufschub so professionell und freundlich, das waren zwei gelungene Szenen. Ansonsten viel zu vorhersehbar und klischeehaft.
Gestern die zweite oder dritte Sichtung - und immer noch kann mich dieser Film mühelos fesseln. Diesmal waren Kamera und Darsteller im Fokus. Wie Don Cheadle den Traum des schwarzen Aufsteigers so elegant und tänzerisch verkörpert, um beim Kauf von Donuts für seine hoch schwangere Frau dann blutig in den 80ern anzukommen. Wie William H. Macy zwischendurch fast torkelt vor besinnungsloser Verzweiflung über seine nymphomanische Frau (die übrigens von Pornodarstellerin Nina Hartley mit ihrem extrem schmalen Mund und dem bis auf den letzten Zentimeter optimierten Körper einer Frau, die seit mehr als 30 Jahren ihren Körper öffentlich verkauft, perfekt dargestellt wird). Und wenn John C. Reilly den dummen Proll macht, dann hat das eine fast tragische, shakespeareske Größe.
Und überhaupt: Ich kann mich an den wahnsinnigen Kostümen (Cowboydress in Rot mit kurzen Hotpants bei Don Cheadle), den aberwitzigen Kamerafahrten durch Parties und Clubs, dem geschickt zitierenden Soundtrack und der dadurch erzeugten Atmo kaum satt sehen.
Und es gibt neben "Larry Flynt" von Milos Forman wohl keinen Film, der die unsanfte Landung der verspielten 70er in den von harten Drogen und Geldsorgen geprägten 80ern so stimmungsvoll und unterhaltsam auf die Leinwand bringt wie diese Perle von Film.
Ein Lichtblick in der Reihe. Vor allem Kamera, Licht und Regie konnten hier mächtig punkten. Für jede Szene wird eine interessante Einstellung gefunden, da mutiert ein Bootssteg am Ufer eines Sees zur bildlichen Metapher für persönliche Freiheit, da werden Currywurstautomaten (!), total verrottete Häuser (ich habe sogar die tiefen Furchen von aus der Wand gerissenen Elektroinstallationen gesichtet - das gibt es nur in völlig verkommenen Häusern in den ärmsten Gegenden Deutschlands), das komplett verwahrloste Auto des alten Hofbesitzers geschickt ins Bild gesetzt - Location Scouts und Ausstatter haben hier ganze Arbeit geleistet. Die Dialoge sind klischeefrei und knapp, der Sektenguru in seiner glutäugig-verzweifelten Art (Andreas Döhler) gut getroffen, die weibliche Hauptrolle (Anja Schneider) hält von der ersten bis zur letzten Einstellung die Spannung. Und Siggi Zimmerschied in einer kleinen feinen Nebenrolle als abgeklärter Großgrundbesitzer, Hobbyphilosoph und finanzieller Nutznießer des identitären Zirkus, das bildliche Zitat (Zirkus Barnum) passt da perfekt rein. Und die körperliche Auseinandersetzung der in die bayerische Provinz verschlagenen Kommissare mit dumpfbackigen Identitären, die ihre Handys zum Filmen wie Waffen vor sich halten - wer solche Konfrontationen einmal erlebt hat, findet hier eine kompakte Version im Abendprogramm. Bis auf die bei Tatorten leider mittlerweile unentbehrliche Auto-Schleichwerbung und den zwischendurch manchmal doch behäbigen Inszenierungsstil große Klasse.
Meine MPbuddies bewerten von 4 bis 9,5 und ich bin etwas ratlos: Der Schnitt, die nicht-lineare Erzählweise, das Fehlen von Pathos - dies muss ich positiv vermerken. Es ist angenehm, wenn ich nach dem thematisch passenden Churchill Bio-Pic mit seiner schnarchnasigen Präsentation zum Teil sogar langweiliger Sachverhalte einmal einen bilderseeligen, auf große Leinwand zielenden Film sehe, der durch die geschickte Anordnung der Handlungsstränge und konsequente Verwendung von Nahaufnahmen und Supertotalen gewinnt. Aber: Die Handlung ist streckenweise völlig stussig. Wenn (wie Sachsenkrieger zu Recht anmerkt) im sinkenden, durchlöcherten Schiff ernsthaft darüber diskutiert wird, einzelne Insassen nach draußen zu entlassen zwecks Gewichtsoptimierung. Ich konnte mich kaum noch halten vor Lachen. Mit 500-1000 Statisten auf einem klinisch aufgeräumten Strand die Massenevakuierung von 400.000 Soldaten nachzustellen ist auch fragwürdig. Die paar Boote machen keine Flotte. Tom Hardy stürzt zuletzt gefühlte 15 Minuten ab. Eindrucksvoll, aber einfach durchgeknalltes Kinderfernsehen. Diese Aufzählung ließe sich beliebig fortsetzen. Und das verhindert (ich kann die Birne meist nicht völlig abschalten) auch wirklich Höchstnoten bei mir. Trotzdem im Dopelpack mit "The Darkest Hour" noch sehenswert und interessanter als jener.
Ist eine interessante Schauspielerin mit ausdrucksvoller Mimik, die eine Menge Filme aus Hongkong mit ihrer etwas damenhaften Erscheinung bereichert. Zwar bekommt man durch die meist unterirdische Synchro von Filmen wie "Once Upon A Time..." wenig von ihrer Stimme mit, aber zusammen mit Michelle Yeoh gehört Frau Kwan zu den Charakterdarstellerinnen des Hongkong Kinos.
Schrecklich konventionell gemachtes Bio-Pic, bei dem auf unserem Sofa zu keinem Zeitpunkt der Funke überspringen wollte. Zwar ist die Story interessant (Neville Chamberlain hätte wirklich um ein Haar die Engländer in den Abgrund diplomatisiert), aber die Person Winston Churchill kommt über abenteuerlichen Alkoholkonsum und exzentrisches Gebaren kaum hinaus. Das finden wohl nur Briten so wirklich spannend. Letztlich wird nur mal wieder eine berühmte Persönlichkeit in anekdotenhafter Weise abgefeiert.
Nach dem neuesten "Bourne" brauchte ich mal wieder einen gut gefilmten, stimmungsvollen Actionfilm. Was lag da näher, als endlich den 3. Teil der Reihe um den von Jet Li verkörperten Helden Wong Fei-Hung zu sehen? Und in der Tat: Spätestens als in einer rauschhaften, chaotischen und sicherlich sehr aufwändig gedrehten Massenszene ein Rudel Pferde, im Verlauf einer unübersichtlichen Schlägerei befreit, durch ein mit riesigen Kostümen durch die Straßen tobendes und kämpfendes Drachenfest stürmt kam die große Begeisterung. Hark Tsui schafft es (wieder mal), grandiose Bilder zu erzeugen und seine unbeweglichen und beweglichen Objekte gekonnt ins Bild zu setzen. Das ist wie Oper mit Ballett ohne Gesang. Lange Einstellungen, bei denen es nur auf das effektvolle Bild ankommt.Ein Bilderrausch, an dem sich viele Regisseure (allen voran Paul Greengrass) eine dicke Scheibe abschneiden können. Und wenn die von Rosamund Kwan auch im 3. Teil witzig und gekonnt verkörperte "Tante" sich dann über den seit Minuten kunstvoll (mit sorgfältig gestrecktem Ballettfuß) über den Boden robbenden "Eisenfuß" beugt (natürlich in dramatisch strömendem Regen), um einen kunstvoll gefertigten rosa (!) Regenschirm aus Papier über den gefallenen Kämpfer zu halten (eine große Geste der formellen Fürsorge, die ohne Worte ganz großes Pathos atmet) - dann bin ich mit der Filmwelt wieder versöhnt. Und man sieht hier auch, wo Wong Kar Wei Anregungen für seine ungewöhnlichen Kameraperspektiven und Einstellungen erhalten hat. Große Bilderpracht made in Hongkong.
Aber natürlich gibt es auch kleine Macken: Die Handlung ist nicht wirklich fesselnd, die lustlose "Porno-Synchro" (wie Becks87 zu Recht schreibt) tut dem Film nicht gut und die Stunts sind nicht immer so faszinierend wie in den ersten beiden Teilen. Aber dennoch: Große Oper, made in China!
Run and gun mit wackeliger Kamera und völlig holperigen Schnitten, die künstlich Tempo suggerieren sollen, aber nur daneben sind. Matt Daemon sieht herbe gealtert aus (was ihm eigentlich ganz gut steht) und hat etwas von seinem pausbäckigen College-Boy Habitus abgelegt. Dann sind da noch Julia Stiles, Vincent Cassel, Tommy Lee Jones und Alicia Vikaner - alles sehr gediegene Schauspieler, die mit ihren schwachen Parts (ist eben eine bescheidene Robert Ludlum lookalike Story) deutlich unterfordert sind. Vor allem Alicia Vikander hat mich massiv beeindruckt. Sie schafft es, der karrieregeilen nerdhaften Musterschülerin von CIA-Chef Tommy Lee Jones (der ist für solche Rollen geboren, seitdem Jon Voight altersbedingt nicht mehr zur Verfügung steht) wirklich ein Gesicht zu geben. Ohne dauernde Grimassen a la Jennifer Lawrence/Emma Stone, aber dafür in jedem Detail glaubwürdig. Bei Vikander reicht schon ein herabgezogener Mundwinkel, eine etwas verzögerte Reaktion der Augen und ihre Figur wird lebendig - beeindruckend. Also kurz ein Schexxx Film mit guten Schauspielern.
Diese Doku über den kommerziell erfolgreichsten Film aller Zeiten (!) mit 25.000 $ Kosten und 650.000.000 $ Einspielergebnis bringt zum Film selbst wenig neue Erkenntnisse. Dafür aber einen gut recherchierten Blick auf die notorischen Ablenkungsmanöver der amerikanischen Politik und die wirtschaftlichen sowie politischen Zusammenhänge eines für die amerikanische Gesellschaft typischen Medienhype. Es ist völlig unerheblich, ob die mit einem ziemlich üblen Pimp in einer von Ausbeutung und Gewalt geprägten Beziehung lebende "Linda Lovelace" auf dem Set bei den Dreharbeiten vergewaltigt wurde. Die blauen Flecken aus den Auseinandersetzungen mit ihrem merkwürdigen Lebensgefährten sind jedenfalls in Film und Doku deutlich zu sehen. Und zu so einem Spiel gehören immer zwei.
Wesentlich ist aber, dass der von konservativen Republikanern gegen den Film entfachte juristische- und Mediensturm vor allem dazu diente, von den ungeheuerlichen Problemen der Regierung Nixon in Vietnam und anderswo abzulenken. Ein Muster, das bis heute die amerikanische Politik prägt. Und auf der anderen Seite durch den "Porno Chic" Hype eine kulturelle und politische Debatte in Gang setzte, die letztlich selbst heute nicht beendet ist. Wenn Promis wie Norman Mailer, Gore Vidal, Erica Jong und weite Teile der liberalen Schickeria diesen Film als Einstieg in die gesellschaftliche Anerkennung der Sexualität (und je nach Temperament auch Anlass für eine Gruppenorgie) verbal feiern, ist das ebenso skurril wie die Tatsache, dass andere große Teile der amerikanischen Bevölkerung zum damaligen Zeitpunkt weder wussten, was eine Klitoris ist noch irgend eine Vorstellung von Sex ohne Ehe oder allgemein hatten. Und ich habe für alle Zeiten gelernt, was ein "Sweeper" ist. Das waren die Geldeinsammler der Mafia, die am Morgen nach den grandios ausverkauften Filmvorstellungen zu den Filmtheatern liefen, um das Geld einzusammeln.