angucker - Kommentare
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Alle Kommentare von angucker
Unaufgeregter Film im Milieu französischer Weinbauern im Burgund, der durch unverbrauchte Darsteller überzeugt, die allesamt wenig den üblichen Filmklischees entsprechen. Die physischen Aspekte der Weinbauerei (vom Schneiden der Trauben bis zu allen Formen der Verkostung) werden ebenso elegant mit Überblendungen, Zeitraffer und Rückblenden ins Bild gesetzt wie die wunderbare Kulturlandschaft - in langen Einstellungen wandelt sich der Weinberg von Winter nach Herbst, werden die Reben sortiert, geschnitten, verladen, gestampft und verkostet. Die Beziehungen der drei Geschwister nach dem Tod ihres dominanten Vaters, die On-Off Beziehung des ältesten Sohnes, die übergriffige Art des benachbarten Großbauern und Schwiegervaters - hier wird kein großes Drama entfaltet, sondern in kleinen Schritten kommen die Geschwister zueinander und werden mit dem Tod ihres Vaters wie auch den neuen Aufgaben fertig. Allein schon die Aufnahmen aus Weinberg und Kelterei sind den Film wert.
Als Film über die Legende Romy Schneider ist der Film uninteressant, sogar langweilig. Und damit für einen abendfüllenden Spielfilm thematisch etwas dünn. Nur das kann ich hier negativ vermerken. Ansonsten ist das ein sehr gelungener Film mit Kameraeinstellungen, die aus zum Teil überraschenden Perspektiven an ihre Objekte nah heran gehen, einer Hauptdarstellerin, die der Porträtierten wirklich bis in diese seltsame Sprachmelodie verblüffend ähnlich wird. Marie Bäumer schafft es das Erratische, das wechselhafte und distanzierte Verhalten der Schneider, was eventuell Ausdruck ihrer bipolaren Störung war, in Gestik und Mimik verblüffend, im letzten Drittel sogar beklemmend, zu spielen. Robert Gwisdek schafft es, den gefühlskalten, berechnenden Michael Jürgs (der ja später beim Stern wirklich große Karriere machte und nach seinem Rauswurf wegen einer menschenverachtenden Titelschlagzeile beachtliche Bücher über berühmte Persönlichkeiten schrieb) mit all seinen Täuschungsmanövern und Manipulationen ebenso lässig zu spielen wie Charly Hübner den schon damals berühmten und platonisch in die Schneider verliebten Fotografen. Aber die schauspielerische Überraschung des Films ist Birgit Minichmayr, die ohne großes Trara mit ihrer bodenständigen Art das exaltierte Gehabe der Figur Romy Schneider spiegelt, mimisch kommentiert und dabei niemals übertreibt. Das macht Spaß beim Sehen.
Und so bekommt dieses feine Kammerspiel einen besonderen Touch, indem es 4 pausenlos rauchende, sehr unterschiedliche Menschen in einer ganz besonderen persönlichen und vor allem auch beruflichen Situation zeigt. Hier der emotional verwahrloste, von Gefühlsschwankungen geschüttelte Star, dort der nerdhafte, berechnende Journalist auf Karriereabflug, hier die beste Freundin aus Sandkastenzeiten, die seit Wochen eine Figur restauriert und sich Urlaub für die Freundin und ein kleines Abenteuer genommen hat, dort der sensible und gleichwohl emotional befangene Fotograf, der im Verlauf dieser drei Tage vermutlich jede einzelne Minute die Umstände dieses Auftrags und seinen Kollegen vom Stern verflucht hat.
Nachwort: Natürlich war ich auch mal von der Schneider fasziniert. Allein der Klang ihrer Stimme bereitete mir schlaflose Nächte - es gibt meines Wissens keine deutsche Schauspielerin aus dieser Zeit, die so von der Kamera geliebt wurde und so mühelos eine überragende Präsenz auf die Leinwand bringen konnte. Nur leider ist mir jedenfalls kein einziger Film mit Romy Schneider bekannt, der auch nur halbwegs erwähnenswert wäre. Und wenn man diesen Film gesehen hat, dann bleibt vom Mythos Romy Schneider eigentlich nur eine enorm telegene Frau mit einer Menge seelischer Probleme, die aber vor allem aus der Innenwelt zu kommen schienen.
Endlich mal gesehen und ziemlich enttäuscht. Ein krawalliger Jack Nicholson (mann, was kann der mich nerven) trifft auf ein genretypisches Sammelsurium skurriler Patienten. Natürlich: Freiheit ist eine Botschaft und wer wie ich schon geschlossene Psychiatrie von innen besichtigen durfte, findet hier die Möglichkeit zum Vergleichen und Nachdenken. Bei aller Sympathie für Regisseur und Thema ist dieser Film doch sehr Hollywood und ziemlich vordergründig. Holt mich nicht ab.
Eine arg konstruierte Rachegeschichte, aufgenommen mit grauenhaft schwankender Handkamera voll schwindelerregender Schwenks. Zwar gibt es immer wieder mal Anflüge des typischen Truffaut Humors, wenn die geheimnisvolle Mörderin in voller Schönheit nackt an die Wand gemalt wurde (was natürlich einen unerkannten Mord erheblich erschwert). Und die Überblendung von Zeichnungen und Kamerabildern ist einfach Klasse. Aber dafür holpert es ansonsten überall, da wird wie mit dem Hausmeister, der sinnlos mit flatternden Hochwasserhosen den Bürgersteig wischt, platt übertrieben. Für mich der schwächste Truffaut bisher. Die dreiste Kopie (oder Hommage) Kill Bill von Tarantino macht da vieles besser. Überhaupt würde ich Freunden von Tarrantino und "Kill Bill" diesen Film empfehlen, da viele Zitate und Bezüge vorhanden sind, was einen eigenen Reiz hat.
Die zum Teil glänzenden Tugenden des ersten Teils (Kudamm 56) verlieren sich hier in Wiederholungen von On-Off Beziehungen und ziemlich viel Seifenoper. Ich vermisse auf einmal Uwe Ochsenknecht als Ex-Nazi und Tanzlehrer Assmann (dass das noch mal passieren würde, war nicht vorhersehbar) und der Handlungsstrang der homosexuellen Liebe über die Berliner Mauer hinweg kommt zu kurz, die "Entwicklung" der Eva Schöllack ebenfalls und letztlich viel zu plakativ - hier wäre eine Beschränkung der Gesamtspielzeit oder auf weniger Figuren vermutlich mehr gewesen. Positiv bis grandios wiederum die Schauspieler und deren Einsatz durch Regisseur Sven Bohse - wie beispielsweise das kleine Mädchen in der Rolle der Tochter von Monika Schöllack in die Handlung integriert wird und tatsächlich in wenigen Einstellungen, dafür aber mächtig beeindruckend, schauspielern darf. Oder die viel zu kurze Inszenierung der Szenen zwischen den beiden Männern - Andreas Pietschmann trifft den Ost-Berliner homosexuellen Anwalt ebenso glaubhaft wie sein West-Berliner Gegenpart August Wittgenstein den schwulen Staatsanwalt. Für weitere Fortsetzungen (die bei dem großen Erfolg der Serie sicherlich kommen werden) mache ich mir wenig Hoffnungen.
Gemischte Gefühle: Handwerklich eine grandiose Produktion, der effektvolle Einsatz der digitalen und analogen Kulissen und Locations (bis hin zu diesen seltsamen Schaukästen auf dem Bürgersteig, die es auf dem Ku-Damm tatsächlich bis in die späten 70er noch gab), die Dialoge effektsicher und markant mit Berliner Kolorit, die Tanzszenen perfekt choreographiert (wobei ich mir nicht sicher bin, ob da nicht mit Doubles gearbeitet wurde zum Beispiel beim geworfenen Salto, die Gesichter liegen im Dunkel). Hinzu kommen die unverbrauchten und von der Regie gut geführten Schauspieler. Sonja Gerhardt als strahlende junge Heldin mit der lebhaften Mimik, die bei ihr im Gegensatz zu diesen grimassierenden amerikanischen Jungdarstellerinnen wie Emma Stone Teil der Persönlichkeit ist. Auch in einem normalen Interview ist bei ihr das ganze Gesicht ständig in Bewegung. Auch die "Altstars" Ochsenknecht und Ferch verkörpern ihre Charaktere bestens, gerade Ferch gibt den stocksteifen Mann, der vor dem Beischlaf Hantelübungen macht, mit gewissenhafter Genauigkeit. Nur bei Claudia Michelsen (Caterina Schöllack) hat die Regie etwas übertrieben, wie Markbln richtig bemerkt. Ihre bis zur travestitenhaften Persiflage überzogene Darstellung der strengen Mutter ist jedenfalls für mich zu viel. Wie auch die sich ständig (auch im zweiten Teil) wiederholenden On-Off Spielchen - da wird sich ständig geschieden und neu liiert, das hat etwas sehr Ermüdendes. In diesem Teil kommt der Dreiteiler leider nicht über ZDF-Vorabendniveau hinaus - der Plot ist unterirdisch konventionell angelegt und schmalzig ohne Ende. Da das Drehbuch von Annette Hess bei den Dialogen bis ins kleinste Detail perfektionistisch ist nehme ich an, dass die Programmverantwortlichen des ZDF beim Plot und dessen endlosen Schleifen im Stil einer Telenovela ein gewichtiges Wörtchen mitgesprochen haben. Ebenfalls verzichtbar ist die ständige Übertreibung durch grelle Inszenierung. Da reicht es nicht, dass die hochschwangere Monika Schöllack zu ihrer feindseligen Mutter zurück kommt. Nein, es muss auch noch in Strömen regnen und Sonja Gerhard sich auf dem Bürgersteig dekorativ im grellen Scheinwerferlicht hinlegen. Oder etwa der exzessive Genuss von riesigen Portionen Brandwein aus schweren Cognacgläsern bei ausnahmslos jeder Geschäftsbesprechung. Was die Inszenierung beabsichtigt, ist auch dem dümmsten Zuschauer nach den ersten zwei Einstellungen klar - das muss man nicht in Endlosschleife wiederholen und nein, auch in den trinkfreudigen 50ern wurde nicht bei jeder Vorstandssitzung bis zu Bewusstlosigkeit Brandwein gesoffen. Auch bei den Kostümen wäre noch mehr gegangen. Es ist ja schön, wenn man 50er Klamotten im Fundus hat und verwenden kann, aber wenn der Fabrikantensohn und Millionär ganze Fernsehstunden immer wieder in den gleichen zwei Anzügen herum läuft, die noch dazu aussehen, wie frisch aus der Altkleidersammlung getrödelt und wenn vor allem die männlichen Darsteller immer wieder in denselben Klamotten mit welligem Anzugrevers herum laufen - da hätte man den Etat vielleicht etwas aufbohren können.
So verhindert letztlich die Anpassung eines guten Drehbuchs an die Sehgewohnheiten des ZDF-Vorabendpublikums den ganz großen Wurf. Hätte man Regie, Drehbuch und Schauspielern etwas mehr freie Hand gegeben und etwas mehr gewagt auch beim Weglassen und Andeuten, dann wäre dies ein ganz großer Wurf geworden. So ist es aber immer noch schön anzusehen und gerade für Berliner ein Muss.
Ein großartiger Regisseur, einer meiner liebsten. Sein unglaubliches Gespür für Musik und deren Einsatz im Film, sein schmunzelnder Blick auch auf die abseitigen Aspekte des Lebens und all dies bei dieser Biografie. Amadeus, Larry Flynt, Taking Off, Der Feuerwehrball und mit Hair eine der zeitgeistigsten und mitreißendsten Verfilmungen eines Musicals - Milos hatte es einfach drauf. Ohne sich zu verbiegen, immer mit originellen Themen und Charakteren - ach - meine Filmwelt ist etwas ärmer geworden. Grüße an Robert Altmann und alles Gute beim Blick von oben auf unsere kleine Welt.
Gute Kamera, schöne Bilder, zeitgeistige Atmo (hier: 70er), eleganter Schnitt - hier bekommt mein persönlicher Filmgeschmack schon sehr viel geboten. Walerian Borowczyk zeigt zwar kopulierende Pferde (einschließlich Nahaufnahmen der Stute von hinten), Jungs küssende Pfarrer, onanierende Frauen und das seltsam-skurrile Tier mit dem Plastik-Pimmel. Aber das fügt sich sehr elegant und filmisch geschickt ein in die eher humoristisch angelegte Handlung vom verarmten Landadligen, dessen seltsamer Sohn möglichst sofort die niedliche Amerikanerin heiraten muss, damit die Erbschaft fließt. Aber die hat Probleme mit dem "Biest", das für meinen Geschmack viel zu explizit im Film auftaucht - diese Szenen sind befremdlich, unfreiwillig komisch. Hier gibt es eine unfassbar moderne Kamera, die überraschende Perspektiven einnimmt (Gesichter von unten), wunderschöne Außenaufnahmen (Lämmer auf der Blumenwiese) wechseln sich ab mit sehr präzise inszenierten Innenaufnahmen. Und Dinge gibt es zu sehen, unglaublich: Der Rolls-Royce der Amerikanerin, der Pelzmantel, in den sich die nackten Frauen hüllen, der kunterbunte Hippie-Strickmantel der hübschen Tochter des Grafen, Antiquitäten ohne Ende, immer zentral im Bild, ein unfassbar gefälteltes und halb durchsichtiges Nachthemd aus ganz spezieller Seide, das über etwa 15 Minuten eine ganz wichtige Rolle spielt. Der Film schwelgt in Bildern, die Dialoge sind witzig und einen "Stutenbiss" habe ich ebenso wie kopulierende Pferde auch noch nie gesehen. Alles passt zusammen, die Natur da draußen ist eben wild und das bürgerliche Leben drinnen eher zahm. Bei aller sexueller Darstellung bleibt der Film doch bildlich, deutet an, zitiert und die Schöne kann das Biest nicht retten. Sollte man unbedingt mal gesehen haben. Trotz oder wegen der seltsamen Sex-Szenen.
Hellzapoppin, kennt das noch jemand? Das Konzept "Film im Film" geht hier auf unterhaltsame Weise auf. Ein subtiler, vielschichtiger und anrührender Film über a) Frauen auf der Arbeit b) den Propagandafilm c) den alternden Schauspieler d) die Liebe e) den 2. WK in England. Noch mehr gefällig? Drei zutiefst inspirierte Hauptdarsteller machen Gefühle und Stimmungen lebendig. Gemma Arterton (die nicht nur toll aussieht, sondern auch trotzt und wütet und weint, so dass ich es fühlen kann) beweist Starqualitäten, überzieht nie und strahlt trotz nur 2 Pfund Wochenlohn ("die Männer bekommen 3,80 Pfund, aber Du bist eine Frau"). Sam Claflin trägt nie zu dick auf, ist schön und sexy, aber auch mürrisch und versoffen - können das eigentlich auch amerikanische Schauspieler? Und dann erst Bill Nighy. Da sitzt jede kleine Geste, da wird die alternde Schauspieldiva kunstvoll zelebriert, ohne dass es zur Klamotte wird. Und wie der Mann sprechen und singen kann. Zwei wunderschöne Gesangseinlagen im Pub, einmal die beiden "Rosies" und dann Bill Nighy mit seiner abartig weichen Stimme - so was können nur die ganz Großen. Heiter ist der Film auch, jeder Witz, jede Pointe sitzt, die lesbische Produktionsassistentin muss nicht viel machen, als sie im Suff angebaggert wird. Jeremy Irons mit einer wunderbaren kurzen Szene als Kriegsminister - hier wird schauspielerisch nichts ausgelassen. Wunderschöne Außenaufnahmen an der Küste von Devon, viele witzige kleine Nebenrollen (der Oberkellner im Restaurant) und das Einzige, was man diesem zauberhaften Genre-Crosser vorwerfen könnte, sind der dämliche deutsche Titel und die in einigen Dialogpassagen etwas hektischen Schnitte. Da wurde zu viel Text in zu kurze Zeit gepackt. Aber sonst: Große Klasse, unbedingt sehenswert!
Der Trick bei diesem Film ist ganz einfach: Milos Forman liebt Musik und kennt sich aus. Jeder seiner Filme, sogar der uralte "Feuerwehrball" hat inspirierte, filmdienliche und exquisit passende Filmmusik. Selbst Larry Flynt (ja, ich bin ein richtiger Fan) hat einige Stellen (Baptistentaufe mit Gospelmusik), wo die Musik einfach das Kommando übernimmt. Und hier hatte Forman sogar einen vielschichtigen Charakter, der Unmassen von weltverändernder Musik geschrieben hat. Und einen ziemlich genialen Cast. Und mit den Einspielungen von Neville Mariner bahnbrechende Interpretationen der besten Mozart-Stücke. Und das in einer Zeit, als die Klassik von Karajan und anderen Superstars des etablierten Kulturbetriebes "regiert" wurde. Und er wäre nicht Foreman, wenn er nicht etwas "Krawall" unterbringen würde. Die kindischen Züge des Wunderkindes, wie Hulce sein "Stanzerl" unterm Tisch verfolgt mit manischem Kichern. Während Salieri zu Recht vermerkt, dass die überirdische Schönheit der dazu erklingenden Sinfonie doch nicht so recht passen mag. Kurz: Ja, eine einzigartig gute, vielschichtige und auf jeder Ebene gelungene Musikerbio.
Zotig, frauenfeindlich, sexistisch und brutal. Männer sind Monster und Frauen Objekte, am besten dumm und mit hohen Absätzen. Ed O'Neill kommt kaum noch aus dem Sofa hoch, regiert seine kleine, verkommene Familie aber mit eiserner Hand und brutalem Schandmaul ("Dumpfbacke" - meine Frau hat mir damals die Scheidung angedroht, wenn ich dieses Wort noch einmal verwende). Die Figuren sind extrem genug, um unterhaltsam zu sein und alltäglich genug, um den kleinen "BinDasNichtIch" in unseren Köpfen zu triggern. Und wenn Al Bundy mehrere Tage in der Warteschleife von Ford Motor Company hängt, weil sein dämliches Auto eine Panne hat während um ihn herum seine heterogene Familie sich komplett zerlegt mit liebevollen Hass-Attacken. Unterhaltsamer wird es kaum noch. Erst "Modern Family" hat es moderner und vielleicht noch etwas besser gemacht (wieder mit Ed O'Neill) und "Eine schrecklich nette Familie" war im deutschen Fernsehen dank Wolfgang Menge (Buddha habe ihn seelig) mal wieder der Zeit weit voraus.
Habe ich schon einmal einen guten Film mit Kenneth Branagh in einer Hauptrolle gesehen? Wo er nicht pausenlos Manierismen verbreitet und mit wilden Aktionen Screentime verbraucht. Ich kann mich nicht erinnern. Auch hier geht es voll in die Hose. Beeindruckend der sorgfältig gestylte Bart des Hauptdarstellers wie auch die ausnahmslos im Computer entstandenen Außenaufnahmen mit wilden, vom Schnee verwehten Landschaften in dunkelblau. Aber haben wir das nicht schon mal gesehen? Die ohnehin übertrieben pusselig angelegte "WhoDunIt" Geschichte von den Fremden im Zug, das komplizierte Morden, die albernen Dialoge - hier gibt es nichts zu meiner Unterhaltung. Wenn da nicht einige witzige Kurzauftritte der beteiligten Schauspiel-Stars wären - Willem Dafoe und sein Fake-Nazi, Michelle Pfeiffer, die immer noch den Knick auf der Oberlippe hat und auch Judi Dench geht natürlich immer. Aber was soll das insgesamt? Ich weiß es nicht. Einschlafhilfe.
In den späten siebziger Jahren war meine Studentenbude klein und mein Fernseher schwarz-weiß. Schwarz-weiß ist auch die Erinnerung an diesen Film, den ich das erste Mal tatsächlich auf einem Röhrenbildschirm mit einer Diagonale von etwa 20 Zoll gesehen habe. Die Erinnerung verklärt manches, aber dieser Film gefiel mir. Er war originell durch die Ansiedlung im Milieu der damals noch nicht in der Mitte der Gesellschaft angekommenen Bodybuilder. Er hatte sehr viel Atmo durch die langen Einstellungen aus einem schäbigen Bodybuilding Studio, wo der Chef (auch das ein Muss der Siebzigerjahre) natürlich ein rutschendes Toupet auf seinem immer verschwitzten Kopf trägt und Arnold Schwarzenegger beim Stemmen der Gewichte dafür ein Batman Kostüm. Wenn da mit Hanteln geworfen wird, auf den primitiven Hantelbänken der damaligen Zeit die wunderbar ordinär dargestellten Prostituierten des Gangsterbosses den Inhaber der Sportschule bearbeiten, während sein farbiger Angestellter sich in skurrilen Fesselspielen auf der Massagebank versucht, wenn Arnold Schwarzenegger im grauen Hemd aus glänzendem Satin auf einer illustren Partygesellschaft Bluegrass auf der Fiddle spielt während Sally Fields sich auf diesem Empfang der Oberschicht ("Black Tie!") in einem aus heutiger Sicht sehr niedlichen, aber leider schrecklich ordinären eng anliegenden Kleid aus gelbem Polyester mit vielen Löchern an den falschen Stellen blamiert. Das hat sehr viel Klasse, auch heute noch. Eine Milieustudie, die satirische Elemente vermischt mit dem ewige Spiel "Gangsterboss macht in Immobilien" und mittendrin der wirklich unglaublich gut aussehende junge Arnold Schwarzenegger (das Gesicht muss man erstmal haben!), ein auf witzige Weise sich als verwirrtes Söhnchen reicher Eltern durch die Handlung tanzender, hampelnder, albernder Jeff Bridges und eben Sally Fields, die das einfache Mädchen mit der süßen Stupsnase hier so fantastisch besetzt, wie es nur möglich ist. Die späteren großen Rollen und Oscars (2 für Fields, 1 und 6 Nominierungen für Bridges) zeichnen sich hier schon ab. Ein Film ohne Moral, ohne ernstes Anliegen, leichtfüßig wie eine geworfene Hantel, die eine Betontreppe runter springt und wenn zuletzt die (echten) Bodybuilder posierend durch die Straßen laufen - große Kinomomente, eindringliche Bilder.
Und übrigens war es schon damals nachts kalt auf dem Rücksitz eines schicken Cabrio-Straßenkreuzers, wie sie von der schönen Jugend hier gefahren werden. Und da nimmt man natürlich eine senfgelbe Dralondecke mit (das Kuschelmodell in Extrabreit) und breitet die über sich selbst und das Mädel auf der Rücksitzbank aus. Manchmal bin ich doch froh, dass ich jetzt in Farbe gucken darf und dies ist übrigens eine liebevoll restaurierte Ausgabe des alten Films in wunderbaren weichen Pastellfarben im Stil der 70er.
Bis auf ein paar interessante Typen wird hier wenig geboten. Etwas Blockchain-BlaBla wird zwecks bunter Bilder nach Miami verfrachtet und in die Hände einer offenbar völlig gestörten Latina gelegt, die abwechselnd mit den Fingern auf die Tastatur und mit einem Baseballschläger auf den alten Rechner ihrer Mutter einhämmert. Während Brody und Freemann mit bedeutungsvollen Gesichtern unwichtige Dinge sagen. Etwa alle 15-20 Minuten wird lautstark gevögelt und zwischendurch etwas geballert. Bis auf den interessant besetzten Edi Gathegi und seine Figur verhalten sich alle Beteiligten völlig kindisch und weil die dramaturgische Idee eines Startup sonst zu schnell aufgebraucht wäre, werden alle möglichen und unmöglichen Komplikationen in Dauerschleife wiederholt. Spätestens als in der 6. Episode der 1. Staffel minutenlang mit viel Theaterblut gerungen, geschlagen und mit dem Klodeckel erschlagen wurde (was in dem Zusammenhang überhaupt keinen Sinn machte, denn niemand vögelt eine Ermittlerin während einer kriminellen Aktion) war ich raus. Trash für die Tonne.
Wenn schon Heimatfilm, dann möchte ich das genau so haben: Gute Schauspieler, wobei Peter Simonischek mal wieder mit seiner Fähigkeit beeindruckt, mit wenigen Gesten unendliche Fazination zu erzeugen. Und Johanna Wokalek überzeugt als junge Frau im Sturm und Drang ebenso wie Josef Bierbichler mit seinen plötzlichen Rilke-Attacken. Barbara Sukowa ideal besetzt, mit ihrem verkniffenen Mund macht sie die plötzlichen Wendungen ihrer Rolle nur noch überraschender. Auch die Kamera leistet ganze Arbeit - wunderschöne Aufnahmen, eine grandiose Unterwasserszene, viele sinnvolle Nahaufnahmen und schöne Bilder fernab der üblichen Heimatidylle. Zum Ende hin wird es arg kitschig und läuft insgesamt ziemlich aus dem Ruder, dennoch ein ruhiger, schöner Film ohne großen Anspruch und mit gerade noch verträglichem Pathos.
Ordentliche Regie, gut gemachte Kamera, bei der mir die abrupten Wechsel zwischen hell und dunkel sowie bewegter und statischer Kamera gefallen haben. All das erzeugt Atmosphäre und ein letztlich doch packendes Geiseldrama trotz der arg eindimensionalen Charaktere.
Musste ich jetzt nachträglich von 8 auf 5 runterwerten. Warum? Siehe unten!
Marie-Louise Parker ist der Showrunner hier. Aber wie. Mühelos schafft sie es, auch schwächere Episoden allein mit ihrer Präsenz am Laufen zu halten. Gefallen haben mir auch die Themen. Patchwork-Familie, Gras, Ökonomie - sehr unterhaltsam gemacht, nie zu ernst geworden. Leider läuft sich das Konzept ziemlich schnell tot. Es gibt nichts mehr zu entwickeln, die Charaktere laufen leer. Dies ist einer der Gründe, warum ich die Serie jetzt abwerten musste. Ich habe sie damals etwa bis zur 6. Staffel gesehen und meine ursprüngliche Bewertung lobt praktisch nur mein eigenes Sitzfleisch. Rückblickend ist es doch eher Zeitverschwendung gewesen, aus den späteren Episoden ist auch nichts haften geblieben (was bei mir immer ein gutes Indiz für eher durchschnittliche Qualität ist),
Esther hat sehr schön festgestellt und begründet, warum Serien durchweg bessere Bewertungen bekommen als Filme -> https://www.moviepilot.de/news/warum-werden-serien-besser-bewertet-als-filme-1103853
Eine Frauenserie (von und für?), von der ich nur wenige Episoden mit Tochter auf dem Sofa gesessen habe. Interessante Charaktere, faszinierender Mikrokosmos ungewöhnlicher Frauen aber wo bitte gibt es hier Themen, die mich interessieren können? Ich war noch nie im Frauenknast, deswegen...
[Anmerkung: Wenige Episoden 1. Staffel mit Tochter auf dem Sofa. Warum bewertet? ->
Na dann mal ran. Esther hat sehr schön festgestellt und begründet, warum Serien durchweg bessere Bewertungen als Filme -> https://www.moviepilot.de/news/warum-werden-serien-besser-bewertet-als-filme-1103853
und nun mach ich mich mal ran.]
Na dann mal ran. Esther hat sehr schön festgestellt und begründet, warum Serien durchweg bessere Bewertungen als Filme -> https://www.moviepilot.de/news/warum-werden-serien-besser-bewertet-als-filme-1103853
und nun mach ich mich mal ran.
Dies ist ein Fall von "Es wurde immer schwächer" - spätestens nach dem mühsam herbeikonstruierten Ausscheiden von Kate Mara kreist es immer nur um Kevin Spacey im Autopilot-Modus. Die dramatische Entwicklung besteht schon nach wenigen Episoden nur daraus, den lächelnden Tyrannen immer absurder und übermächtiger werden zu lassen.
[Anmerkung: Irgendwann nach der 1. Staffel war Schluss]
Das düstere Setting muss man mögen. Aber was hier an beklemmender Entwicklung vor allem auch innerhalb der Familie von "Schläfern" (Spionen, die als Perspektivagenten eingeschleust und dann immer bei Bedarf aktiviert werden) stattfindet, ist absolut sehenswert. Wie das Eheleben unter den Einsätzen leidet, die Tochter mitspielen will. Die Verwicklungen auch innerhalb der Strafverfolgungsbehörden und die Verknüpfung mit dem Personal der russischen Botschaft - alles sehr unterhaltsam. Außerdem wird es auch mal richtig dreckig. Die Nahkampfszenen sind wirklich knochenbrecherisch angelegt, wenn die eher zierliche Keri Russel da gegen Kleiderschränke von Männern antreten muss. Dieses Niveau bei der Inszenierung von physischer Gewalt hat man selten. Und dann wirklich gut gecastete Darsteller: Allen voran Margo Martindale, deren Agentenführerin so beeindruckend, so brutal und doch so fürsorglich angelegt ist, dass es zu Recht dafür einen Emmy gab. Noah Emmerich verkörpert seinen zunehmend getriebenen Charakter völlig glaubwürdig und Annett Mahendru ist mal eine junge Schönheit (auch ethnisch) weit ab vom üblichen Klischee. Über allem Matthew Rhys, der in meinen Augen einer der wandlungsfähigsten Charakterdarsteller derzeit ist. Wie der von gelangweilter Härte bei einem riskanten Außeneinsatz zum angewiderten Beischlaf mit einer wichtigen Informantin zwischen allen Facetten eines vielschichtigen Charakters pendelt - das ist große Klasse. Irgendwann wiederholt sich alles, das ist die Schwäche bei diesem doch sehr episodenhaften Konzept.
Hier lohnt sich O-Ton (tolle Sprecher, vor allem die Stimme von Annett Mahendru).
Na dann mal ran. Esther hat sehr schön festgestellt und begründet, warum Serien durchweg bessere Bewertungen als Filme -> https://www.moviepilot.de/news/warum-werden-serien-besser-bewertet-als-filme-1103853
und nun mach ich mich mal ran.
Timothy Olyphant kann gut böse und finster. Die dunklen Augen, das harte Gesicht - ein Sonnyboy ist das nur dem Anschein nach. Aber wie dumm ist doch diese Story-Idee. Alles nur auf den kalkulierten Splatter-Effekt ausgerichtet. Angerichtet mit viel Kunstblut. Zwei Darsteller verschwenden ihre Talente.
[Anmerkung: Geskippt nach der 2. Episode.]
Na dann mal ran. Esther hat sehr schön festgestellt und begründet, warum Serien durchweg bessere Bewertungen als Filme -> https://www.moviepilot.de/news/warum-werden-serien-besser-bewertet-als-filme-1103853
und nun mach ich mich mal ran. Denn in der Tat sind die Maßstäbe völlig verschoben. Nur weil viele MPs Tage und Wochen mit einer geliebten Serie verbracht haben, rechtfertigt dies nicht immer Höchstnoten. Und wenn ich eine bescheidene Serie nach drei Episoden skippe, muss ich dafür nicht dem Rest der Welt die Vergabe von Höchstnoten als Rechtfertigung dafür überlassen, dass hier einfach nur viel Zeit auf dem Sofa abgesessen wurde.
Dies ist so ein Fall: Magnum ist ein geschickt angelegter Charakter mit einer (Vietnam-)vergangenheit, der sich nie entwickelt und vielleicht deshalb so liebenswert ist. Der kriminalistische Unterhaltungswert ist eher übersichtlich, der Ferrari und die grandiosen Luftaufnahmen von Hawaii dafür beeindruckend. Die Charaktere spielen sich die Bälle zu, es plätschert so dahin und tut niemandem weh. Immer wieder mal platziert das Drehbuch lustige Sprüche, die Charaktere mit ihren kleinen Schwächen und Fehlern sind sympathisch. Der immer abwesende Mr. Masters belebt das Setting. Und trotzdem: Gutes Handwerk, aber 9 oder 10 Punkte mit Sicherheit nicht. Dafür fehlt (wenn man den Fan-Faktor mal weg lässt), der Ausnahmecharakter.
[Anmerkung: Gesehen, oft! Aber mit Sicherheit nicht alle Episoden.]
Die unübersichtliche Handlung um die Aufstände der Sekte "Weißer Lotus" und deren Kontakte in die lokale Politik bremst etwas den Fluss des Films, der im Vergleich zum Vorgänger deutlich längere Spielhandlung hat. Auch nutzt sich die platonische Affäre des Helden zu seiner "Cousine" als Gaglieferant etwas ab und die oft in düsteren Farben gehaltenen Einstellungen haben nicht die Eindringlichkeit und Schönheit des ersten Teils. Atemberaubend aber wiederum die Choreografien, welche mit geschicktem Einsatz diverser Requisiten (diesmal vor allem Tische, Stühle und Bänke) vor allem an Balance und Körperbeherrschung der Darsteller höchste Anforderungen stellen. Ich möchte lieber nicht wissen, wie oft es bei den schwierigen Kampfszenen Beule und Aua gegeben hat. Ganz reizend auch die große Bande der zu rettenden Kinder, deren große dunkle Augen immer wieder für willkommene Pausen im sonst etwas hektischen Fluss der Handlung sorgen.
Eine sehr eigene Weiterentwicklung des Eastern-Genres. Teller, Leitern, geschlachtete Schweine - alle Dinge bekommen ein Eigenleben, Dynamik und werden in die unglaublich gut choreografierten Tanz- und Kampfhandlungen einbezogen. Die historischen Bezüge sind da (die "bösen Langnasen"), die komödiantischen Elemente haben Charme und Witz (was bei vielen anderen Filmen aus Honkong für mich nicht unbedingt der Fall ist). Hinzu kommt die sehr klassisch choreografierte Kampfkunst. Man sieht, dass hier Meister des Fachs am Werk sind, welche die lange Ausbildung zur Chinesischen Oper hinter sich haben. Das Niveau der Akrobatik ist atemberaubend - hier wird balanciert, gesprungen, in den Spagat gelandet. Die Überschläge, Flic-Flacs, tänzerischen Elemente - die Abläufe sind der chinesischen Oper oft näher als dem klassischen Kung-Fu Film. Speziell sind die häufigen Wechsel in der vertikalen Ebene, wenn Leitern und alles mögliche Gedöns dazu dienen, die Kämpfer auf Balkone, Vorsprünge, Tische, Stühle und Bänke zu bringen. Hinzu kommt eine tolle Kamera, die sich auch Zeit lässt für längere Einstellungen. Dies erzeugt insgesamt einen guten Rhythmus. Moderner als die alten Bruce Lee Filme, weniger albern und auf gefährliche Stunts fixiert im Vergleich zu typischen Jackie Chan Filmen. Wer sich an der etwas konstruierten Handlung nicht stört, hat hier einen modernen Klassiker des Genres.
Der tumbe Tor spiegelt seine Umwelt, die er nicht versteht. Das stille schöne Mädchen Pauline ist Objekt der Begierde, Blitzableiter, Trophäe und Katalysator für die ewig labernde Welt der Erwachsenen um sie herum. Will einfach nur einen Freund (oder vielleicht doch nicht), wundert sich und nimmt eigentlich immer nur mittelbar an der Handlung teil. Ein faszinierendes dramatisches Konzept, konsequent umgesetzt, immer wieder komisch oder auch traurig, wenn sich die balzenden Bekannten von Pauline selbst zerlegen. Ein Film, der vielen Betrachtern auf die Nerven gehen wird. Aber eine echte Perle, wenn man herauszoomt und auf diese Irrungen und Wirrungen wie auf einen kleinen Ameisenhaufen guckt.