angucker - Kommentare

Alle Kommentare von angucker

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    angucker 30.09.2023, 08:55 Geändert 30.09.2023, 10:55

    Dieses Prequel zu der als Reihe von Filmen gemachten Serie schildert, wie Jesse Stone in das kalte, regnerische Paradise (MA) kam, nachdem er in LA wegen Trunkenheit im Dienst entlassen wurde. Und warum er sich als erstes mit seinem neuen Chef und dessen Handlangern anlegen muss. Nach meinem Eindruck ist dies der einzige Film der Reihe, den man unbedingt gesehen haben sollte: Geniales Casting mit einer Viola Davis als mürrischer, frauenbewegter Polizeimitarbeiterin. Stephen Baldwin als wirklich beeindruckender Bösewicht und mit mehreren gut besetzten Frauenrollen. Da ist die beruflich chancenlose Ehefrau, die bereits in Scheidung lebt und sich trotzdem ständig von ihrem Ex-Mann verprügeln lässt. Die hoch gewachsene Blondine, die dem Chef des Stadtrates nicht mehr zu Diensten ist, dafür Häuser makelt und Kerle flach legt. Die Dialoge sind knapp und geschliffen, die Darstellenden geben ihren Rollen viel mit und die eher übersichtliche Handlung bekommt dadurch Drive abseits der Kriminalistik - ähnlich wie ´die Serie "Justified" einige Jahre später.

    Tom Selleck schafft es, seinen ständig trinkenden Cop eher verhalten anzulegen, nimmt immer wieder das Tempo raus und gibt dem Film dadurch viel Atmo. Sozusagen die moderne Variante des "Hard Boiled" Krimis im Stil der alten Schinken mit Humphrey Bogart. Es wird unglaublich viel Alkohol getrunken, zwischendurch immer wieder Telefonate und AB-Nachrichten der in LA gebliebenen Ex-Frau von Jesse Stone, mit der er immer noch eine toxische Fernbeziehung hat. Und jede Frau unter 33 will nach spätestens 3 Dialogzeilen mit Jesse Stone ins Bett - was hier irritierend ist und in späteren Filmen der Reihe dann zunehmend nervig wird.

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      10 Dinge, die ich an (diesem) JW nicht mochte:
      1. Feuerstreifen - da fehlte nur noch der Fackellauf beim Reichsparteitag.
      2. CGI ohne Ende, von der Wüste bis zur Gesichtsverschönerung für Keanu Reeves.
      3. Pubertäre One-Liner, die fast immer durch absurde Hall- und Soundeffekte zusätzlich aufgeladen werden.
      4. Munteres Geballer im Stil eines PC-Games
      5. bei dem der Held praktisch unverletzlich ist.
      6. Es gibt keine Handlung.
      7. Der junge Bösewicht trägt alberne Anzüge, die aussehen wie Kostüme aus einer Theateraufführung der 50er Jahre.
      8. Alle andere tragen dunkle Anzüge - eine Allmachtsfantasie für Banker, oder was?
      9. Es gibt keine Handlung (das zählt doppelt).
      10. Es gibt (außer in schlichter Sprache angekündigten Tötungen) keine Dialoge, die irgendeine Bedeutung hätten.
      Bei aller Liebe für den sympathischen Hauptdarsteller und die kindliche Freude an Kampf-Choreos: Diese Reihe ist für mich gestorben. Da kommt einfach keine Freude auf.

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        angucker 27.09.2023, 11:50 Geändert 27.09.2023, 11:51
        über Havanna

        Alan Arkin brilliert hier in der Nebenrolle eines zynischen Casinobesitzers, während Lena Olin und Robert Redford mit ihren Rollen Mühe haben: Redford zu schön und zu alt für seine Rolle und Olin insgesamt indifferent. Immerhin hat der Film einen mit Schamhaaren gefilmten Dreier und wird auch verbal ziemlich eindeutig. Der Film wird gerettet durch einen sagenhaft fließenden Schnitt (Pollack Style) und eine Fülle von wahnwitzig gut gefilmten Impressionen des sterbenden "alten" Kuba Batistas - das Bordell und die Spielhölle der USA in den 50ern. Leider kommt die Handlung nie richtig in Gang - das Drehbuch ist eine schmale und wenig gelungene Kopie von Casablanca und kann das Thema von Exilanten auf der Flucht nie so richtig attraktiv verkaufen. Ein Extrapunkt für die elegante Filmmusik von Dave Grusin und die vielen schönen Latin-Dance Nummern.

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          Ein verstörender Film mit einem mehr als eine Stunde langen Spannungsaufbau, der mich nach quälenden Fahrstunden mit dem angespannten Eddie Marsan, einer skurrilen Flamencostunde mit einer völlig depressiven Lehrerin, endlosem Dummgequatsche der Frauen in der WG und einer kaum zu ertragenden Hysterikerin namens Poppy mit der Erkenntnis zurück ließ, dass der Regisseur Mike Leigh uns hier Menschen zeigt, die zerbrochen sind und solche, die eigentlich sehr gut funktionieren. Ohne Bewertung und ohne jedes Mitleid. Keine Komödie, aber eines der originellsten Charakterdramen ever. So angenehm wie Hühnerbrust im BH zur Vergrößerung der Oberweite, weshalb ich die vielen Hasskommentare durchaus verstehen kann.
          Aber als Film eine Wucht mit zwei überragenden Akteuren in den Hauptrollen.

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          • über Domina

            Lahme Serie um römische Intrigen mit dem Flair einer schnell zusammengeschriebenen Seifenoper. Etwas Blut und Sex inklusive.

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              angucker 21.09.2023, 17:22 Geändert 22.09.2023, 09:49

              Ein beeindruckender, verträumter und in Farben schwelgender Film über die unerwiderte Liebe und das Erwachen von Gefühlen für das andere Geschlecht. Ein hübscher 15jähriger Jungmann fängt als Bademeister in einer klassischen Badeanstalt (wie das alte Stadtbad Berlin-Neukölln mit Wannenbädern) an. Er hat eine hübsche Kollegin (Jane Asher) mit erdbeerroten Haaren, die ihn ab und zu ihre eigenen Kundinnen bedienen lässt - nicht ohne Hintergedanken, wie sich schnell herausstellt. Zwischen den vielen kaum bekleideten Frauen und Mädchen taucht eine sehr große Mädchenklasse auf und wird von Karl Michael Vogler (Lehrer) belästigt, betatscht und ins Becken geschubst. Die Kollegin des jungen Mannes betont immer wieder, die Trinkgelder seien gut. Wie sich herausstellt, hat sie noch andere Jobs. Und so beginnt eine witzig gefilmte Odyssee des Jungmannes, in deren Verlauf er massenhaft Hotdogs isst, zum Stalker wird, verhaftet wird und merkwürdige Erfahrungen macht. Da streift die Kamera durch die satten Farben der immer wieder wechselnden Dekorationen, werden grüne Wände überraschend blutrot gestrichen, mischen sich Farben mit dem blauen Wasser des Schwimmbeckens und in langen Einstellungen kriecht die Kamera förmlich in Ohren, Halsbeugen, streift über Rücken und Pos - ich habe bisher nicht gewusst, dass solche Kameraeinstellungen damals 1970 überhaupt schon möglich waren. Der Film ist immer wieder lakonisch witzig (wie die Begegnungen am Hotdog Stand), wirkt originell und dabei doch total 60s. Nicht so philosophisch angehaucht wie mein Lieblingsfilm "Blow Up", aber doch visuell ansprechend, ohne Erläuterungen mit einer sehr stringenten Handlung und einem der schönsten Film-Enden aller Zeiten. Poesie in bewegten Bildern. Trotz einiger Längen im Mittelteil ein schöner Film. Und tolle Musik von Can (und mal wieder schreckliche Musik von Cat Stevens) hat er auch - wie 60s ist das denn?

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                Gelangweilte Haushälterin fängt nach dem Tod ihrer bisherigen Auftraggeberin als Putzfrau in einer großen Pariser Kunsthochschule an. Das verändert ihre Sicht auf das Leben, ihren lieben (aber in Depressionen erstarrten) Ehemann und die Kunst und lässt sie anders werden. Die etwas platte Anlage der Figuren wird mehr als wett gemacht durch die charmante Einbeziehung von Kunstinstallationen in die Handlung. So wird der Film nicht nur zu einem Plädoyer für den Neuanfang, sondern ist zugleich eine gekonnt gefilmte Liebeserklärung an die Faszination, Vielfalt und den materiellen Wert der Kunst. Und wenn da die liebenswert chaotische Studentin beim Basteln an ihrer Prüfungsarbeit beiläufig über die Schönheit der weiblichen Vulva und Polyamorie spricht und darüber, wie wichtig es ist neue Erfahrungen zu machen – der Film hat seine Momente. Einen Extrapunkt gibt es für die gekonnte Ausstattung mit gut gefilmten Objekten und die geschmackvoll zurückhaltende Musik.

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                  Beeindruckend, wie hier mit einem Tabu-Thema ("Menschen mit Einschränkungen haben Sex - wirklich?") Erwartungen geweckt werden, wie unsentimental und manchmal etwas betont lässig die Geschichte von drei Jungmännern auf Ihrem Trip nach Spanien erzählt wird. Ein Blinder, ein Todkranker und ein schwer beeinträchtigter Rollstuhlfahrer brechen auf, um etwas Schönes zu erleben und ... um Sex zu haben - endlich! Das funktioniert gut, ist nie übertrieben und besonders geschickt: Einer der drei Jungmänner ist ein richtig unangenehmer Charakter! Das wirkt niemals gekünstelt, ist immer wieder komisch und hat bis hin zu dem allfälligen Bordellbesuch in Spanien (solche Szenen können viele Filme komplett vergeigen) nie zu viel Voyeurismus.
                  Einzig das etwas überstürzte Ende und der manchmal etwas zu gemächliche Erzählfluss sind negativ zu vermerken.
                  Warum kommen solche eindringlichen, geschmackvoll-zurückhaltenden Filme über besondere soziale Lagen immer aus Belgien?

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                    Schräger Film mit einer Handlung, die auf unserem Sofa niemand verstanden hat. Das wirre Drehbuch wird aufgefangen durch viel 70er Flair, viel Haut und vor allem einen von Anfang bis Ende guten funky Soundtrack mit Gitarren und viel Talkbox (war damals total angesagt) und coole Klamotten. Die Schwitzflecken unter den Achseln der Polyesterklamotten sind so groß wie die Logiklöcher der Story.

                    Ich habe mir die ganze Zeit gewünscht, die schwachsinnigen Dialoge ausschalten zu können. Nur mit bewegten Bildern und Musik wäre das eine klare 5, aber so?

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                      Zu harmlos, zu beliebig, um wirklich zu überzeugen. Normalerweise "können" die Franzosen Komödien mit "Ausländerproblematik", aber dieses klischeehafte Filmchen zeigt uns nur, dass in Marokko eigentlich alles schön ist (Frauen dürfen da auch mit superkurzen Röckchen durch die Gegend laufen und alle Männer sind sensible Softies). Und dass die Modebranche eine Schlangengrube ist. Beides ist natürlich Schwachsinn und so kämpft sich die Hauptdarstellerin/Regisseurin/Drehbuchautorin Reem Kerici durch eine zähe Handlung, die keinerlei Überraschungen oder Humor zu bieten hat.
                      Freuen werden sich allerdings Menschen mit Interesse für Mode. Denn davon gibt es reichlich zu sehen: Haute Couture, Luxusschuhe, Folklore, Accessoires bis zum Abwinken - die KollegInnen von der Ausstattung haben hier ganze Arbeit geleistet.

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                        angucker 02.09.2023, 06:32 Geändert 02.09.2023, 10:50

                        Formal geschlossene Darstellung, eine beeindruckend konzentrierte Bildsprache, gekonnte Beschränkung auf sparsame Mimik und Aktionen und eine Geschichte, die ebenso humorvoll wie lakonisch erzählt wird. Dabei ist der Film nicht nur völlig zeitlos, sondern präsentiert auch (neben viel Humor und Schmunzeln) interessante Einsichten in das, was vielen Menschen wichtig ist: Beachtet werden, Freundschaft, Zuneigung, Empathie, Liebe, Abenteuer und ein selbst bestimmter Tod.

                        Ich möchte mich hier nicht in Details der in jeder Hinsicht gelungenen Inszenierung ergehen, die (bis auf die wirklich schwache, damals aber "angesagte" Musik von Cat Stevens) zudem völlig zeitlos ist. Schade nur, dass ich diesen Film erst jetzt gesehen habe.

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                        • Nach wenigen Episoden war ich raus und komme bestimmt niemals zurück. Das dystopische Setting ist zwar insbesondere mit diesen Uniformen ein Hingucker, nutzt sich aber für mich ebenso schnell ab wie die endlosen Zooms auf das Gesicht von Alexis Bledel. Und was soll mir eine Geschichte über Geburtenkontrolle, religiösen Wahn und Totalitarismus sagen, selbst wenn die Vorlage von Margret Atwood stammt? Zu viel Fantasy für meinen Geschmack.

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                          • Auf der Suche nach einer originellen Agentenserie hier hängen geblieben. War schon nach einer Episode raus, weil die Freiheiten des Drehbuchs, die wirklich abgedroschenen Fantasy Elemente und die bemüht wirkende Verlagerung der Handlung nach Spanien einfach nur nervig sind. Dagegen ist „Red Sparrow“ ja noch solides Handwerk.

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                              Die zweifache Oscar-Preisträgerin Hilary Swank in einer ihrer ersten großen Rollen und bei ihrer massiven Präsenz kann man ahnen, was aus dieser jungem Darstellerin werden könnte. Ansonsten ein ganz schlechter Teil IV - das alberne Gestammel des gebürtigen Japaners Miyagi (der ja erst seit Jahrzehnten in den USA lebt) ist geradezu rassistisch, die durch einen noch ganz jungen Walton Goggins verstärkten Highschool Nazis sind alle Mitte 20 und sehen aus wie kleine Bodybuilder und nicht wie Schüler und Michael Ironside darf den gestörten Schul Sheriff mimen wie eine Witzfigur. Der richtige Film, um an einem Sommerabend zugedröhnt oder nüchtern abzulästern.

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                                Die frühen 70er: Grell rotes Theaterblut, gern werden Frauen vergewaltigt und die spärlichen Dialoge gehen über „gefüllte Mulattentitten“ (ein Cocktail). Zum Ausgleich gibt es viel Autoverfolgung mit wegfliegenden Ersatzteilen. In den ersten 15 Minuten des Films wird überhaupt nicht gesprochen. Jill Ireland, Ehefrau und meist unbekleidetes Problem von Charles Bronson, hat enorm schlechte Gesichtshaut - selbst Camouflage Make up kann da kaum helfen. Auch ihre grauen Haare (sie ist eigentlich aschblond) sind gut sichtbar. Und als kleinen Ausgleich gibt es einen sehr spacigen Soundtrack von Ennio Morricone. Interessant, aber in meiner Sammlung ist kein Platz dafür.

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                                  angucker 14.08.2023, 06:27 Geändert 15.08.2023, 13:05

                                  Paul Newman gibt sich in diesem „hard boiled“ Krimi von der ersten bis zur letzten Minute als Dressman vom Dienst, rollt mit den Augen, fummelt sich selbst im Gesicht und am Mund herum und kaut Kaugummis, als hätte er einen Werbevertrag mit dem amerikanischen Hersteller Wr. Mit allen diesen Mätzchen eines offensichtlich von keiner Regie gebremsten Hauptdarstellers entfaltet sich dann über mehr als zwei Stunden Laufzeit eine wenig originelle Geschichte über die Entführung eines unsympathischen und von seiner Familie wenig geliebten Millionärs, die in der amerikanischen Literatur seit den 40ern von Raymond Chandler und Kollegen so oder ähnlich schon zig mal erzählt wurde. Pausenlose Ortswechsel sollen dabei den Anschein einer Handlung aufrecht erhalten und lange Autofahrten im Studio geben Gelegenheit zu ausführlichen Dialogen, die auch im O-Ton nur mäßig witzig sind.

                                  Einziger Lichtblick war für mich die beherzte Clownerie der von Shelley Winters gespielten, trink- und essfreudigen Ex-Schauspielerin. Ansonsten ergeht sich der illustre Cast von Lauren Bacall über Janet Leigh bis Robert Wagner in steifer Routine. Und die Lösung des Falles selbst ist ebenso vorhersehbar wie die von einer heute unbekannten Jungschauspielerin (Pamela Tiffin) gespielte Tochter des Entführten unsexy.

                                  Misslungene Reminiszenz an die Klassiker des Genres, die wegen ihrer handwerklichen Mängel sehr schlecht gealtert ist.

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                                    angucker 12.08.2023, 17:28 Geändert 14.08.2023, 07:30

                                    Gruselig, dieser von James L. Brooks mit asiatischem Geld produzierte Film um eine weinerliche, egozentrische, unempathische, besitzergreifende, verwöhnte Bitch von Mädchen, die pausenlos den Rest der Welt wortreich über den Zustand ihres eigenen Bauchnabels informiert und auch vor Belästigung, Beleidigung und permanenter Herabsetzung ihrer Mutter, Ihres Bruders, Ihrer einzigen Freundin, des sympathischen Jungen aus ihrer Klasse nicht zurückschreckt. Und überhaupt kein Problem damit hat, aus Aufregung über ein Date mit Chance auf Sex (über Facebook vereinbart) die halbe Wohnung zu verwüsten und dann einfach davon zu laufen. Nur um dann das von ihr selbst explizit angebaggerte Objekt der Begierde zurückzuweisen. Diese Hauptperson der Handlung ist ein einziger Verhinderungsalptraum und interessant wie ein schmerzhafter Pickel. Und völlig selbstverständlich kokettiert sie pausenlos mit dem eigenen Selbstmord. Und das nur, weil vor 4 Jahren ihr Vater von zu fettem Essen an Herzinfarkt gestorben ist.

                                    Noch dazu werden alle Teenager von jungen Menschen Mitte 20 gespielt - das ist geradezu surreal. Auch die souveräne Darstellung eines einsilbigen Lehrers durch Woody Harrelson und der hübsche Animationsfilm am Schluss können da nichts mehr reißen. Ich ertappte mich beim schmerzhaften Sehen immer wieder dabei, der Hauptfigur einen Schulverweis nebst mehrjährigem Militärdienst und dem Drehbuchautor einen Stinkmorchel als Trophäe zu wünschen.

                                    Wirklich widerlich - der schlechteste Film aus diesem Genre seit Jahren.

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                                      angucker 09.08.2023, 06:17 Geändert 09.08.2023, 08:19

                                      Ich bin durchaus ein Fan von Soderbergh und seiner eleganten, flexiblen, musikverliebten und stets unterhaltsamen Art des Filmemachens. Aber hier hat der Ober-Nerd der Regisseure es heftig übertrieben. In fantastischen, perfekten und mit einigen Original-Aufnahmen angereicherten Kameraeinstellungen, im fast quadratischen 4:3 Format der 50er Jahre und in Schwarzweiß erzählt er ein Nichts von Geschichte. Versucht eine Hommage an den "Film Noir" von Hollywood, an "Casablanca" und "A Foreign Affair" und "Der Dritte Mann", kopiert hemmungslos einzelne Szenen aus den geliebten Vorbildern und versucht, eine Geschichte im Nachkriegs-Berlin zu erzählen, die mysteriös und spannend sein soll. Eine Geschichte, die sich schon nach wenigen Filmminuten verirrt in McGuffins (der Koffer mit den Aufzeichnungen), Verschwörungstheorien (was vertuschen die Amerikaner), einer halbgaren Liebesgeschichte, Holocaust-Drama und etwas Action.

                                      Da reizt Soderbergh die modernen Möglichkeiten der Kameratechnik voll aus, produziert (dies sei gerne wiederholt) perfekte Bilder in Schwarz-Weiß mit satten Schwarztönen, dramatischen Glanzlichtern, dramaturgisch gut passenden Weichzeichner-Effekten und stets interessanten Bildausschnitten. Der Film hetzt seine Handlung durch immer wieder dieselben Studiokulissen, verwendet (nerdig und überflüssig) gemalte Hintergründe und aus Styropor und Pappmaché bestehende Ruinen und Treppenhäuser - das ist so künstlich, glatt und überflüssig wie ein glasierter Hamburger mit Pommes in einer guten italienischen Trattoria.

                                      Und die Geschichte kann nicht funktionieren: Cate Blanchett eine glatte Fehlbesetzung als jüdische Lebensretterin und Prostituierte mit schwarz gefärbten Haaren - wie vermisse ich doch an dieser Stelle Marlene Dietrich aus dem Meisterwerk von Billy Wilder! Toby Maguire gibt eine geradezu pubertäre Spiderman-Version eines korrupten Soldaten und George Clooney stolpert durch die Handlung wie ein Dressman mit angeklebten Pflastern. Ein bisschen Nürnberger Prozess, etwas Liebesdrama (wobei die Geschichte mit dem betrogenen Ehemann weder dramaturgisch, noch von der Geschichte her stimmig ist - ich will nicht spoilern) und die allgegenwärtigen Russen wollen .... was eigentlich genau? Ein klassisches Beispiel für einen Film, bei dem uns schöne Bilder und dramatische Musik eine Geschichte verkaufen sollen, die ein schlechter Witz ist.

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                                        angucker 09.08.2023, 04:51 Geändert 15.08.2023, 08:02

                                        Durch straffe Laufzeit und extrem unterkühlte Präsentation unterhaltsame Groteske mit Horrorelementen in blassen Rentnerfarben. Jean Dujardin mit schlechtem Haarschnitt und ordentlicher Wampe sowie Adèle Haenel verkaufen uns eine kleine Geschichte über Fetisch, Einsamkeit und das Filmemachen. In weiteren Hauptrollen diverse Wildlederklamotten, ein uralter Audi 100, ein Deckenventilator, ein Autobahnklo, eine Leiche mit Kopfschuss, die französische Provinz im Hochgebirge, ein großer Bagger und viele viele Jacken. Sowie eine Prostituierte, die aussieht wie der Prototyp einer seriösen französischen 52jährigen Psychologin.

                                        Auch so geht französische Komödie. Gekonnt gemacht und originell.

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                                          angucker 08.08.2023, 23:13 Geändert 09.08.2023, 06:31

                                          Viel zu kitschig, eine halbe Stunde zu lang und total vorhersehbar- eigentlich ein klar schrecklicher Film. Aber die 5 Hauptdarstellenden, vor allem auch die beiden Kinder, liefern eine beeindruckende Darstellung ab. Das ist immer wieder witzig, Eltern erkennen vielleicht schräge Situationen mit dem eigenen Nachwuchs wieder und der Film ist im Detail teuer und perfektionistisch genug, um auch belanglose Szenen (wie die Fotosessions der von Julia Roberts mit gerade ausreichend Glamour-Faktor verkörperten Fotografin) gut aussehen zu lassen. Immer wieder schräge Gags: Danke @soilent für die Erläuterung von „snowblowing“.

                                          Der Film war übrigens eine Herzensangelegenheit des Regisseurs Columbus, dessen Frau kurz zuvor gestorben war. Und mit 150 Millionen Dollar Einspielergebnis bei 50 Millionen Dollar Produktionskosten ziemlich erfolgreich.

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                                            angucker 07.08.2023, 22:21 Geändert 07.08.2023, 22:22

                                            Ein Film, der funktioniert, weil er zotig und erwachsen genug ist, um nicht in den üblichen Abgründen formelhafter Hollywood Komik zu versanden mit einer Jennifer Anniston, die bieder und harmlos genug ist, um ihre Rolle einer abgebrühten Stripperin als Rolle zu liefern - sozusagen mit professioneller Distanz. Und das macht diesen eher harmlosen Film zu einer durchaus ansehbaren Komödie mit hoher Gagdichte.

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                                              angucker 07.08.2023, 10:21 Geändert 07.08.2023, 10:35
                                              über Amateur

                                              Isabelle Huppert wusste, warum sie die Rolle einer ehemaligen Nonne annahm, die - leicht verschroben und extrem wortgewandt - Pornogeschichten schreibt und versucht, nach einer noch nicht ganz überwundenen Essstörung einen Zugang zum "richtigen" Leben zu finden. Brüllend komisch ist es, wenn die Huppert - wie immer leicht distanziert - im Café fast hinausgeworfen wird, weil sie ihren (Arbeits-)platz mit nur einer Tasse Kaffee täglich verteidigt und ihre eindeutigen Texte beim Schreiben leise vor sich hin murmelt. Sehr übersichtlich entwickelt sich die Handlung um einen scheinbar tot auf der Straße liegenden "suitcase pimp" (Martin Donovan), der überraschend aufsteht und mit seiner durch den Sturz erworbenen Amnesie in das Café läuft, in dem die Huppert gerade kurz vor dem Rauswurf steht. Das Kennenlernen der beiden gestaltet sich über den gesamten Film ebenso spröde wie witzig.

                                              Daraus entwickelt der Film eine durchweg unterhaltsame, immer wieder durch absurde Komik und derben Slapstick glänzende Gaunerkomödie mit Ausflügen in Gesellschaftssatire und Kunst-Film. So tauchen in Nebenrollen diverse Männer in Anzügen auf, die entgegen ihrer äußeren Erscheinung als Pornoverleger, Auftragsmörder, Geldwäscher und Zuhälter tätig sind. Stets betonen sie, eigentlich Betriebswirtschaft, Banking und ähnliche Dinge studiert zu haben, aber.... - hier ist die satirische Kritik an den gierigen Geschäftsleuten der 80er und 90er nicht weit.

                                              Der in wenigen Locations spielende Film verwendet große Sorgfalt auf das Set-Design. So taucht in fast jeder Einstellung im Hintergrund ein Bild oder Kunstwerk auf, mit dem die handelnde Person zusätzlich beschrieben oder verulkt wird. Das kann ein gnadenlos geschmackloser liegender Frauenakt sein oder ein biedermeierliches Blumenstilleben - stets lohnt sich der genaue Blick in die ansonsten sehr reduziert daher kommenden Kulissen. Die Gags sind teilweise subtil (wie etwa die kurze Erörterung von Porno und Poesie zwischen der Huppert und ihrem Verleger), teilweise schräg ("ich bin eben wählerisch") und teilweise auch grob und derbe wie ein elektrisierter Buchhalter oder ein Mord mit vorgehaltener Bohrmaschine. Die rätselhaft agierende, stets maskenhaft starr geschminkte Pornodarstellerin (beeindruckend: Elina Löwensohn) dient als Bindeglied und darstellerischer Vorhang zwischen den einzelnen Szenen - sie ist die Einzige, die eine Verbindung zu allen anderen Akteuren hat, bis auf ihren verhängnisvollen Anruf beim Obergangster jedoch nie direkt in die Handlung verwickelt ist. Ein interessantes Konzept.

                                              Wow - das hat die Eleganz von Soderberghs Gangsterkomödien ohne deren Nerdhaftigkeit, die absurde Komik von Kaurismäki ohne dessen depressiven Wodkataumel, die schräge Konstruktion von Tarantino ohne dessen Beliebigkeit und die strenge Kunsthaftigkeit von Godard ohne dabei zur intellektuellen Spielerei zu werden. Am ehesten vergleichen lässt sich diese kleine Perle mit "Keine Halben Sachen" (2000), jedoch ist hier das Budget kleiner, das Drehbuch komplexer und die Handlung kunstvoller angelegt. Und die Darstellung der Huppert ist einfach nur grandios. Auch wenn sie den halben Film in Unterwäsche herum läuft und manchmal nur eine Augenbraue kurz hebt.

                                              Große Klasse und ein Extrapunkt für Originalität. Wer an Dialogen nichts findet oder streng konstruierte Filme verabscheut, wird hier allerdings keine Freude haben.

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                                                  Schon die Grundidee funktioniert nicht und zwischendurch bezieht die Serie ihre Spannung allein daraus, dass ständig mit Pistolen herum gefuchelt und ab und zu jemand erschossen wird. Schlampige, eindimensionale Charakterzeichnung trifft auf konstruierten Plot. Ich will nicht spoilern, aber der Plan der Bösewichter ist so löcherig wie die Verhandlungstaktik der Figur von Idris Elba, die zwar ständig die eigene Kompetenz betont, jedoch wenig überzeugend agiert. Zuletzt starren (offenbar von Finanzier Apple so gewünscht) alle nur noch auf ihre Handies.

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                                                    angucker 03.08.2023, 17:04 Geändert 04.08.2023, 08:19

                                                    Das Konzept ist vorhersehbar, aber der Film funktioniert trotzdem gut wegen der einmal mehr gekonnten und für französische Komödien typischen Präsentation. Da darf Claude Brasseur nach Herzenslust grantig sein, da spielen die karierten Alt-Männerpantoffeln eine durchaus wichtige Rolle und die Ausstattung vom etwas zu kurzen Hemdchen der jungen Frau bis zum verlebten Charme einer großen Pariser Altbauwohnung kommt voll auf den Punkt. Wie man beispielsweise aus der Schwiegertochter des alten Mannes nur mithilfe einer merkwürdigen Frisur und einer noch merkwürdigeren Brille eine komplette Idiotin zaubern kann – da täten sich deutsche Filme wohl extrem schwer. Und zu allem Übel fand ich die junge Hauptdarstellerin (Noémie Schmidt) in ihrer alterstypischen, etwas fahrigen Art geradezu unheimlich attraktiv und konnte für diese Figur schon aus diesem niederen Beweggrund viel Empathie entwickeln.

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