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Alle Kommentare von angucker
Ein schräges Feelgood-Movie aus Schweden mit einem Michael Nyquist (Verblendung) als hypersensibel und stets betont künstlerisch daher kommendem Dirigenten, der nach einer Lebenskrise in sein Heimatdorf zurückkehrt, das zugleich Schauplatz vielfältiger kindlicher Niederlagen und Demütigungen war. Völlig zu Recht kritisieren @robomaus und einige andere MPs hier die schablonenhafte Anlage der Charaktere, die betont schlicht und eindringlich daher kommende, stets eindimensional bleibende Handlung, die meist buchstäblich auf einem Ton bleibende Musik.
Andererseits hat der Film einen rauen, nordischen, sehr schwedischen Charme: Die rustikale Verwendung von massenhaft Kunstblut von Anfang bis Ende (der Dirigent badet bei seinem ersten und seinem letzten öffentlichen Auftritt geradezu in Schweiß und Theaterblut und das wird über den Film nicht besser), der geschickte Einsatz von Laiendarstellern und originell gecasteten, "normal" wirkenden Menschen, bei denen wir nur mit genauem Blick bemerken werden, dass durch sorgfältige Wahl von Make up (der bleiche Pfarrer, die geschickt rosig geschminkte Lena) und Frisuren (der irre Dutt der Pfarrersfrau, die unauffällig teure und elegante Frisur der schönen Misshandelten) hier die Figuren ein Gesicht bekommen - das alles funktioniert gut und trägt zusammen mit den ausgiebig eingesetzten Schauplätzen (viel Schnee, Bergseen, viel einsame Landschaft, LKW-Surfen) dazu bei, dass der Film offenbar für viele funktioniert.
Weniger schön der Geniekult (der tuberkulöse herzkranke Maestro könnte direkt von Thomas Manns Zauberberg kommen), die betont anthroposophische, scheinbar keinen Regeln folgende Musik, das alberne "wir singen uns frei" Getue (obwohl auch die Laiensinger/innen offenbar Noten lesen können) - der Film lässt wirklich kein plattes Klischee aus. Und fällt damit trotz der vielen schönen, von Naturlicht in nordische Farben getauchten Kameraeinstellungen und trotz des tollen auf Schwedisch mit UT gesungenen zentralen Songs bei mir persönlich durch. Trotzdem ein durchaus sehenswerter Film, der sein Publikum findet und sicherlich manchen gefällt.
Auf meine Liste "Musik als Haupt- oder heimliche Nebenrolle" hat es der Film nicht geschafft, weil überwiegend Singübungen und 1-Ton-Singen praktiziert werden.
Golshifteh Farahani (Nik Khan - was für ein Name) hat was (nämlich Charisma und gute Präsenz) und die Ansätze einer Story sind erkennbar. Tolle Kloppereien - Sam Hargrave kann sowohl physische Kämpfe als auch kurz und knapp auf den Punkt kommende Fahrzeug-Stunts. Aber für meinen Geschmack zu viele Waffen und zu sehr Kriegsfilm. Aber ymmv.
Die von Titel und anfänglicher Thematik versprochene Auseinandersetzung mit dem Wert eines Menschen und menschlicher Arbeit verdaddelt der Film in fast schon ärgerlicher Ausbreitung eines sehr schlichten Plots um eine Fahrerflucht aus unterschiedlichen Perspektiven. Eine schwache Geschichte wird nicht immer besser dadurch, dass man sie aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt. Und das von der deutschen Synchro akkurat wiederholte hektische Gebrabbel der Darstellenden macht es nicht besser. Eh?
Das von Michael Crichton nach seinem eigenen Roman mit verfasste Drehbuch leidet daran, dass einige "Schlenker" zusätzlich eingebaut wurden, was den Plot im letzten Drittel merkwürdig konstruiert erscheinen lässt. Ebenfalls aus heutiger Sicht fragwürdig sind die offen rassistischen Vorbehalte der Geschichte gegen ihre japanischen Akteure, die allesamt maximal betrügerisch, sexversessen und korrupt scheinbar nur daher kommen, um die amerikanische Wirtschaft und Kultur zu zerstören. Das trifft zwar den amerikanischen Zeitgeist der 90er Jahre, wirkt aber aus heutiger Sicht national-chauvinistisch und überzogen.
Ansonsten ein gut gefilmter Thriller mit einigen Längen, der mit der Anfang 2023 verstorbenen Tatjana Patitz eine der schönsten "schöne Leiche" Darstellerinnen der Filmgeschichte hat. Und in Bild und Ton sehr schön die Exzesse der 80er Jahre inszeniert, wo Visitenkarten der Polizei von blonden Konkubinen in offenem Bademantel vorn in die Unterhose gesteckt werden, überall Berge von Kokain herumliegen und jede/r jede/n zu bestechen versucht oder dabei erfolgreich ist. Unfreiwillig komisch und jeder Physik widersprechend ist die Szene im "Konkubinen-Wohnheim", wo Sean Connery in einem gut geheizten Badezimmer einen Badezimmerspiegel anhaucht und dadurch (wie sonst) erkennen will, dass einige Fotos vom Rand des Spiegels entfernt wurden. Das ist ebenso typisch und zeitgeistig wie die koffergroße Handfeuerwaffe, die Wesley Snipes für den finalen Schusswechsel aus der heimischen Schublade holt.
Packend inszeniert, hervorragend besetzt (allein schon Aaron Paul als Drohnenpilot - was für eine gekonnt gemachte Nebenrolle) und zugleich transportiert der Film viel von den aberwitzigen Details moderner Politik (was wirklich negativ wäre und wichtig ist, wäre ein YouTube Video von einem getöteten Mädchen mit rotem Kopftuch), von der aalglatten Verantwortungslosigkeit vieler Politiker ("da muss ich erst den Premierminister fragen") und den klassischen Dilemmata moderner Kriegsführung (Kollateralschäden, Prognosewahrscheinlichkeiten, Verantwortung, Befehlsketten, YouTube).
Unterhaltsam, spannend und im Detail durchaus intelligentes Drehbuch. Faszinierend, wie defensiv und zurückhaltend Alan Rickman seine Rolle des ranghöchsten Militärs im Kontrollraum der Politik angelegt hat - wie auch Helen Mirren: Hier sind die Darstellenden das Sahnehäubchen.
Salma Hayek in der Hauptrolle führt sich einmal mehr auf wie eine Diva beim Schultheater. Mit den obligatorischen Hüten ausgestattet gestikuliert sie sich unbeholfen durch den Film wie ein Fremdkörper. Auch die Storyline ist sehr schmalbrüstig, selbst der (natürlich) superreiche Noch-Ehemann des wild gestikulierenden Trophy Wife bleibt eine blasse Randnotiz. Ansonsten ein mehr als brauchbarer, ein selbst für Fans des Genres wie mich durchaus überzeugender Tanzfilm. Das hat Klasse, kommt in Schnitt und Darstellung auf den Punkt und zeigt Tanzdarbietungen, die man so noch nicht im Film gesehen hat: Vom routinierten "Opener" eines klassischen Lap-Dance im turnhallengroßen Wohnzimmer der reichen Dame (noch guter Durchschnitt) über die Castings der Tänzer (nur kurze Ausschnitte, aber ambitioniert und gut gecastet) über die Proben und den Beginn der finalen Show (Wow!) bis hin zum perfekt inszenierten, mit Wasser von oben und unten geschickt filmdienlich eingerichteten Finale, bei dem Channing Tatum mit seiner leider namenlosen Tanzpartnerin zeigt, was ein gut tanzender Schauspieler mit einer professionellen Tänzerin und einer routinierten Regie so auf die Bühne bringen kann. - Beeindruckend!
Übrigens sind Tanzfilme oft eher schwachbrüstig in Sachen Story und Schauspiel. Da fällt mir immer "Ein Amerikaner in Paris" (Dancing in the Rain) ein - niemand hält Leslie Caron für eine großartige Schauspielerin und niemand würde diesen Plot ohne Musik und Tanz gut finden. Aber so ist es nun einer der besten Tanzfilme aller Zeiten.
Und hier gelingt Soderbergh und seinem Hauptdarsteller/Mitproduzenten Tatum auf sehr charmante Weise ein gelungenes Remake: Bis hin zu den neckischen Off-Kommentaren der naseweisen Tochter über das Tanzen im Allgemeinen ein gut gemachtes Stück Tanzfilm und damit Freude an Leben und Bewegung.
Der deutsche Titel ist Unfug - der Originaltitel lautet "Six Degrees Of Separation" und ist ein Bühnenstück. Es beginnt wie die lahme Salonkomödie über einen (gelungenen) Enkeltrick bei reichen New-Yorkern: Der von Will Smith in seiner ersten Filmrolle betont ehrgeizig und mit viel freiem Oberkörper gespielte Paul steht abends vor der Tür eines luxuriösen Appartements und schleicht sich in den Alltag der Kittredges. Das luxuriös lebende Ehepaar und deren Gast (Ian McKellen in einer kleinen Rolle) sind fasziniert von der Lebendigkeit, der Lebenslust des jungen Mannes (und von seiner Geschichte).
Daraus entwickelt sich in schier endlosen Monologen, Rückblenden und in wenigen, jedoch sehr gekonnt eingerichteten Außenaufnahmen eine faszinierende Theaterverfilmung. Gekonnter Schnitt, wirklich teuer aussehende Requisiten und Kostüme und vor allem auch die vielen rebellischen und von ihren Eltern enttäuschten Kinder der New Yorker Upperclass entführen Zuschauer und Stück zu den letzten großen Fragen: Was ist wirklich wichtig im Leben? Warum sind wir einsam? Wie lassen wir unsere Kinder oder sogar Fremde in unser Leben, ohne in platten Formeln und Geschwätz zu erstarren?
Beeindruckend - ebenso wie die schauspielerischen Leistungen von Donald Sutherland und den übrigen Darstellenden.
Vor allem aber eine gelungene Gesamtleistung von Ensemble, Regie (Fred Schepisi), Kamera und Schnitt - hier wird ein ohnehin interessantes Stück durch den Film auf eine neue Ebene gehoben.
Die titelgebende Theorie von den 6 Menschen/Stationen, über den wir alle jemanden kennen - Partygeschwätz und wenig interessant (nachzulesen unter https://en.wikipedia.org/wiki/Six_degrees_of_separation).
Aber: Trotz gemächlichem Erzähltempo baut der Film etwas Spannung auf, weckt und hält das Interesse für seine Figuren und hinterlässt mich als Zuschauer nachdenklich und angefasst.
Die analoge Perfektion der Niedlichkeit wurde über Jahre Disney-Standard und ist trotzdem verblüffend. Explizit deutlich und immer niedlich wird die Mimik übertrieben, werden die Kämpfe um den Platz im Bett der Eltern oder um deren Gunst dargestellt, der Stolz auf die Hundemarke - das ist sehr sehr gutes Handwerk. Ebenso Disney ist die total heile bürgerliche Welt des Elternhauses mit dem Vater, der arbeiten geht und der gepflegten Hausfrau daheim.
Aber was diesen Film im Re-Watch fast ein Herzchen verschafft hätte, ist die unfassbar gute, voll orchestrierte Filmmusik, sind die perfekten stimmlichen Darbietungen und ist der vielschichtige, von saccharinsüßem Vocal-Pop bis zu elegantem Musical reichende Gesang - unter anderem von Vollblutprofis wie Peggy Lee (eine heute vergessene Jazzsängerin), die hier schmalzen, raunen, säuseln, miauen und (völlig irre) in tiefstem Bass mit heftigem schottischem Akzent vor sich hin blubbern. Das ist im Original so unglaublich, dass trotz der ziemlich gediegenen deutschen Synchro in jedem Fall der Versuch einer Sichtung im Original gemacht werden sollte -> "Nur im O-Ton, bitte".
Ein -> "Musik als heimliche Hauptrolle" ist das sowieso.
Eine sympathische Komödie über das Altern, die aber bei der zweiten Sichtung doch etwas klischeehaft und vordergründig auf das Publikum der älteren Menschen zielt. Eine aufregende Ballonfahrt macht noch keinen zweiten Frühling und die tiefen Blicke des von Zdenek Sverak (Drehbuch und Vater des Regisseurs) gespielten rüstigen Rentners in die Dekolletés der Frauen nützen sich als Gag schnell ab. Und doch punkten die Zveraks auch hier wie in ihrem Meisterwerk „Kolja“ (1996) mit sympathischen tschechischen Darstellenden, einem nie langweiligen Erzählfluss und vielen gut sitzenden Gags.
Sympathisch und originell erzählt.
Ein auf jeder Ebene perfekt funktionierender Film, der eine scheinbar einfache Geschichte geschickt erzählt, ohne die Zuschauenden dann auch nur eine Sekunde von der Angel zu lassen. Der verschmitzt, bärtig und lebenslustig daherkommende Cellist hat es sich in seiner romantischen Dachkammer mit vielen schönen Ehefrauen als wechselnden Geliebten und der von ihm immer wieder angebaggerten Sopranistin bequem eingerichtet. Unverheiratet und kinderlos zieht er musizierend von Beerdigung zu Beerdigung und spielt mit immer denselben anderen Musikern klassische Stücke zur Untermalung von Beerdigungen und Hochzeiten. Doch ist er ständig in Geldnöten, was zu einer arrangierten Hochzeit führt, aus der ihm wider Willen und trotz anfänglich starker Abneigung gegen Kinder aller Art ein 5-jähriger Junge anwächst.
Diese scheinbar harmlose Geschichte erzählt der Film stringent und voller Humor in perfekt arrangierten kurzen Szenen, wobei die Gags in vielen Fällen rein bildlicher Art sind. Wenn zum Beispiel der graubärtige Cellist in einer der ersten Einstellungen lässig mit seinem Bogen den Deckel von einem pfeifenden Wasserkessel schlägt, um danach mit demselben Bogen die vor ihm stehende Sopranistin zu belästigen – für aufmerksame Betrachter erschließen sich hier auch ohne großartige Dialoge humorvolle Handlungsstränge wie etwa später bei den gelegentlichen Streifzügen der Kamera über nicht näher erläuterte Fotografien, aus denen man etwas über die Vergangenheit dieses schrägen Lebenskünstlers erfährt. Auch dank der originell gecasteten Nebendarstellenden (lebensecht wirkende russische Rotarmisten, eine alte Frau mit Zahnlücke, in welcher sie bei offenem Mund eine Zigarette hält und raucht, diverse Tauben) versprüht der Film stets viel Charme im besten Sinne, auch wenn die überfallartige sexuelle Belästigung/Verführung von blonden schönen Cello-Schülerinnen sicherlich heute nicht mehr ganz korrekt erscheint.
Aber der Film hat gerade in seinem fast lakonischen Erzählstil grandiose Momente, etwa wenn die schöne Sopranistin sich ganz selbstverständlich als feste Freundin und ruhender Pol im ständigen Liebesreigen des Cellisten anbietet, indem sie knapp darauf verweist, dass sie selbst durchaus auch noch Kinder bekommen kann und danach ebenso sachlich wie zielstrebig den von schwerem Fieber geplagten Jungen gesund pflegt. Auch der Junge selbst spielt hervorragend mit. Die Szenen, in denen er mit Tränen kämpfend telefonierend in der Badewanne sitzt oder seine visuellen Eindrücke von zahllosen Beerdigungen in ein Kasperletheater übersetzt – das ist einfach nur filmisches Gold.
Der Vater des Regisseurs hat das Drehbuch geschrieben und spielt auch die männliche Hauptrolle. Einen so guten tschechischen Film habe ich seit dem berühmten "Der Feuerwehrball“ von Milos Forman nicht mehr gesehen. Der Oscar war sowas von berechtigt!
1 Extrapunkt für den tollen Soundtrack. Klassische Musik für Orchester, die perfekt zur Handlung passt, teilweise auch dramatische Höhepunkte setzt.
Ein klassisches Familiendrama im Stil von Edward Albee, von der Bühne fürs Kino adaptiert. Thematisch eher anstrengend als unterhaltsam, der pausenlose Attacke Modus der Handlung und die langen Ausfälle der von Meryl Streep mit vollem Einsatz dargestellten tablettenabhängigen Mutter sind eher nervig als unterhaltsam.
Aber dafür haben wir hier die Creme der amerikanischen SchauspielerInnen in praller Höchstform. Allein schon die Performance von Julia Roberts als beinharter ältester Tochter macht Spaß. Auch die männlichen Nebenrollen sind beispielsweise mit dem kurzen Part von Benedict Cumberbatch glänzend besetzt. So geht Schauspiel, auch wenn ich das Stück eher bescheiden finde. Seit Tennessee Williams und Edward Albee ist dieses Genre nicht viel vorangekommen.
Wer die nerdige Komik von Anna Kendrick, ihre angespannte Neigung zum Overacting, die bis zur Grimasse lebhafte Mimik nicht mag, wird hier keine Freude haben. Aber die sehr einfach konstruierte Geschichte ist gut erzählt, hat originelle Szenen wie das in Zeitlupe kommende Auffangen von etwa 15 Kondompackungen beim Kennenlernen. Die Kampfszenen sind exzellent gemacht, die Gags originell und bis zum Austausch von grünen und roten Gummibärchen hat das Drehbuch immer wieder kleine feine Überraschungen parat. Gefällt mir - einschließlich der nett eingebauten Tanzeinlagen. Und Sam Rockwell kann hier richtig glänzen. Überraschend unterhaltsam!
Wer in Geschichte nicht aufgepasst hat, bekommt hier eine kurze Einführung in die Anfänge der DDR - der Stalin Kult, das konsequente Verschweigen der Massenmorde (Stalin, Hitler, Mao Tse Tung und Pol Pot haben jeweils Menschen töten lassen in Unmengen - Stalin war dabei einer der Spitzenreiter, was die Opferzahlen angeht).
Die im Hintergrund erzählte Geschichte einer Kulturschaffenden, die auf Russland-Tournee mit ihrem Ehemann und Tochter zum Opfer Stalins wird, 15 Jahre im Gulag verschwindet, ihren Mann verliert, durch einen innenpolitischen Zufall befreit wird, in die DDR zurück kommt und nach Unterzeichnung einer Schweigerklärung ein neues Leben inmitten von Stalin Fans beginnen soll. Theoretisch eine gute, interessante Geschichte. Praktisch leider spannungsarm erzählt - das Drehbuch folgt vorhersehbar und ohne jeglichen Sinn für Dramatik dieser einfachen Geschichte. Dabei ist der Film gut besetzt, hat eine anspruchsvolle, schon für sich sehenswerte Ausstattung (Requisiten, Bauten - fast alles passt). Es fehlt an jeglicher Dramatik, dabei hätte die Story durchaus Potenzial gehabt: Tarrach als österreichischer Maler, Kommunist und Blockwart - eine Karikatur. Robert Stadlober als überzeugter Sozialist fernab von Hamburg und seinem Vater - einfach nur schwach. Alexandra Maria Lara als Stalin-Witwe - verheult in Dauerschleife. Nur Stefan Kurt als aalglatter Propaganda-Funktionär und Hark Bohm in einem kurzen Auftritt als "West-Vater" zeigen, wie es besser hätte gehen können. Und so versinkt eine gute Geschichte im Einheitsbrei eines vordergründigen Drehbuchs, bei dem es immer nur nach Plan voran geht.
Was soll mir diese Serie sagen? Geht es darum, dass reich nicht glücklich macht? Soll das komisch sein? Gesellschaftskritik? Bis auf die beeindruckend blauen Augen der für ihre Rolle perfekt gecasteten Alexandra Daddario und die von Conny Britton gekonnt gespielte bipolare Chefin bleibt da nicht viel hängen. Die stark eingefärbten Bilder besorgen den Rest. Nach Folge 1 der 2. Staffel bin ich raus.
Ein verstörender, verrückter und extrem derber Film über die Selbst- und Fremdwahrnehmung von Männern. Das männliche Ego, die von Pornokonsum geprägte, komplett gestörte Sexualität, Kontaktlosigkeit, Beziehungslosigkeit und Prostatakrebs - das sind die Themen, mit denen sich der Film von der versuchten Vergewaltigung im Supermarkt bis zum etwas banalen Ende befasst. Ohne erhobenen Zeigefinger, in authentischer Sprache, immer wieder zum Fremd- und Selbstschämen einladend. Zwischendurch schräg komisch und manchmal krass traurig.
Die gekonnte Montage der Szenen, das Fehlen von Erläuterungen und Moral, die geschickten Tempowechsel, der für dieses Thema authentisch wirkende Porno-Rap - auch handwerklich hat der Film eine eigene Sprache. Die Darstellung eines Geschlechtsverkehrs mit einer gelangweilten Sexarbeiterin im Auto (was für ein Abtörner!) und die beiläufig manipulative Art der Wilson (Coach für beziehungsgestörte Männer, gespielt von Susanne Bredehöft) - da haut die Inszenierung dieses Low-Budget Films immer wieder voll auf die Zwölf. Und aus meiner Sicht ebenfalls gelungen ist die Darstellung der psychiatrischen Aspekte. Die Figur des hilflos-aggressiven Thorben (Franz Rogowski), seiner krassen Ausbrüche und seiner kindlichen Suche nach Erfüllung - das wirkt anrührend echt.
Eine FSK 18 hätte unbedingt sein müssen - für 16jährige ist der Film in meinen Augen nicht geeignet. Starker Tobak für Erwachsene, der nachdenklich macht.
Eine Familienserie im Gaunermilieu, die sich aber bereits nach wenigen Folgen im Kreis dreht. Die amüsant produzierten und gefilmten Heists der Vater, Mutter, Tochter, Sohn Gang sind in eine Rahmenhandlung eingebettet, die mit jeder Episode unglaubwürdiger wird. Warum sollte eine irische Drogen-Gang einen "Kredit" auch dann noch zur Rückzahlung einfordern, wenn die eigentliche Schuld schon in der zweiten Episode beglichen wird und was ist das Drohpotenzial? Als Entschädigung für diesen gigantischen Plot-Hanger gibt es witzige Dialoge, einen Ausflug in die Welt des amerikanischen Polit-Business und sympathische Darstellende, u.a. William Fichtner.
Der Kassenerfolg spricht für folgende Weltsicht: Es ist der feuchte Traum von Millionen Frauen und Mädchen, von einem reichen Typen gekauft zu werden (mit Autos, Laptops und Lifestyle), der sie dann (vertraglich abgesichert) komplett beherrschen und einschließlich Diätvorschriften, Kontaktverbot und Alkoholverbot kasernieren darf. Was übrigens in etwa dem klassischen Gehabe von Potentaten mit Harem aus der islamischen Welt entspricht.
Und etwas softe Unterwerfungspraktiken mit Fesselung on top. Verboten sind unter anderem auch eigener Beruf oder gar beruflicher Erfolg für die Frau. Es hilft aber, wenn Frau auf der Unterlippe kaut und sich der Illusion hingibt, den romantischen Beherrscher noch ändern zu können.
Dieser verfilmte Baccara-Roman (eine andere Beschreibung für das Genre fällt mir nicht ein, obwohl es sich dabei um die Vertriebsmarke eines deutschen Verlags für Groschenromane handelt) ist technisch (Farbdesign, Ausstattung, keimfreie Darstellung sexueller Handlungen) durchschnittlich gut gemacht. Die unauffällig gekonnte Filmmusik von Danny Elfman ist überdurchschnittlich, das ständig wiederholte Klavierstück am Konzertflügel (der Milliardär spielt Flügel) zum Würgen und warum mit Dakota Johnson eine eher körperlich weniger attraktive Hauptdarstellerin verpflichtet wurde? Vermutlich wegen der dann leichteren Identifikation mit Damenbauch und Hängebusen durch die Mauerblümchen, welche mit solcher Unterhaltung ins Schmachten kommen.
John Stockwell kann preiswerte B-Movies. Diese Fortsetzung des wesentlich besser besetzten Cat Run 1 mit Paz Vega beginnt wie ein trashiger Strip Film. Und kämpft sich dann achtbar durch eine krude Story mit Gummikrokodil und Kochwettbewerb rund um New Orleans. Ich mag derbe Filme ohne künstliches Getue, die trotz Mini Budget für jede Szene die optimale Kameraeinstellung haben und natürlich ist es auch für mich ein feuchter Traum, von einem leidenschaftlichen weiblichen Kampfroboter geküsst zu werden, weil ich zwei Zeilen aus Tschechows „Kirschgarten“ zitieren kann und das Stück überhaupt kenne. Was den Film und seinen schrägen Humor auch ganz gut beschreibt.
Eine Liebeserklärung an das Theater, ein tolles Ensemble, allen voran Zac Efron als schöner Jungmann, in dessen Person sich die verrückte Welt des Theaters spiegelt. Claire Danes empfiehlt sich mit erdrückender Präsenz als Hauptdarstellerin. Und Christian McKay macht den arroganten Schnösel Orson Welles beängstigend lebendig.
Da spritzt die Spucke beeindruckend im Gegenlicht, da stimmt jedes Detail von den Kostümen bis zum Make up. Und witzig ist es. Regisseur Linklater gelingt hier ein auf die gute Art altmodischer Film. Erinnert sehr stark an eine moderne Variante von „Hellzapoppin“, wenn den hier noch jemand kennen sollte.
Interessant inszeniert mit „vierter Wand“, fiktionalen Einschüben und in die Handlung integrierten kurzen Theaterszenen. Doch es bleibt eine Salonkomödie, deren Handlung heute kaum noch fesseln kann. Sofortige Seitensprünge der sexhungrigen Ehemänner 5 Minuten nach Abreise der Familie in die Sommerfrische? Ein halber Liter Gin auf Ex für die Blondine aus dem Dachgeschoss zwecks sofortigem Beischlaf? Das war alles damals schon kalter Kaffee und wenigstens vermeidet die routinierte Inszenierung von Billy Wilder, dass der viel beachtete Auftritt einer damals sehr beliebten Schauspielerin namens Norma Jean völlig in Hose geht. Und schenkt der Monroe dafür die legendäre „Rock hoch“ Szene, mit der diese dann endgültig berühmt wurde.
Das Setting ist fast ein Klischee: 5 Freundinnen aus der schottischen Kleinstadt fahren zu einem Chorwettbewerb nach Edinburgh, das grau, nass und etwas schmutzig Sehnsuchtsort der pubertierenden Mädchen ist. „Pitch Perfect“ oder auch „Boys and Girl From County Clare“ schielen hier um die Ecke. Aber schon nach wenigen Filmminuten wird klar, dass dies die derbe, zotige und raue Variante eines Coming of Age Dramas ist. Eine sehr direkt erzählte (wahre) Geschichte von pubertierenden dauergeilen Teens, die Ihren Platz im Leben noch nicht gefunden haben und sich heftig auflehnen gegen Krebserkrankung, die katholische Mädchenschule und die Aussichtslosigkeit eines Lebens in der schottischen Provinz. Da ist die trostlose Dorfdisco das einzige Ziel der ansonsten ereignislosen Nacht, wird ein vor der Küste aufgetauchtes U-Boot zum Anker spermagetränkter Mädchenphantasien und Teenagerschwangerschaften sind ebenso selbstverständlich wie lesbische Liebe und Fesselungsphantasien. Das ist rau, witzig, unglaublich derbe und die sehr selten vorkommende Musik passt perfekt.
Ein Film zwischen allen Stühlen, der deutlich zeigt, was ähnlichen Filmen aus den USA fehlt seit der „Reifeprüfung“ bis zu den verklemmt-zotigen College Komödien de 90er: Bodenhaftung und etwas Melancholie.
Das schottische Englisch der originellen Mädels ist kaum verständlich. Trotzdem würde ich den Originalton empfehlen, weil es so authentisch klingt.
Ron Perlman ist so riesig. Da braucht es schon einen routinierten B-Movie Regisseur wie John Stockwell, um uns Zusehenden davon einen Eindruck zu geben. Ansonsten eher harmloses Teenager Filmchen mit sympatisch amateurhaften Darstellenden und ekliger Off Stimme.
Bin zwar erst in der zweiten Staffel. Aber schon jetzt lässt sich sagen, dass die nach der 5. Staffel eingestellte Serie zwar nicht sehr originell, aber überdurchschnittlich gut produziert ist. Das ist klassische Seifenoper - ein Familiendrama im Stil von "Denver" und "Dallas", nur dass sich auch bei dieser Art von Serien die Zeit weiter gedreht hat. Jetzt gibt es originellere Figuren (wie den durchgeknallten Chief eines Indianerreservates oder die brutal abgebrühte Witwe und Gouverneurin), es gibt wie bei "Justified" (wo sich die Macher vieles abgeguckt haben) einen richtigen Tölpel wie Dewey Crowe. Es gibt sehr stark angelegte Frauenrollen - besonders gut macht das die Engländerin Kelly Reilly als depressive, aber in aller Brutalität bestens funktionierende Alkoholikerin und Geschäftsfrau. Das Ganze wird ergänzt durch schöne Landschaftsaufnahmen und immer wieder interessante Tier-Stunts mit Pferden, Bullen und Bären. Der derbe Humor kommt hier gut an wie etwa die aus einem Strip-Schuppen als Cowgirl angeworbene Stripperin, die nach der hosenlosen Overtüre in der Mannschaftsunterkunft "jetzt bringen wir das mal hinter uns" an ihrem neuen Arbeitsplatz ein "richtiges" Cowboy Poker vorschlägt an einem langweiligen Samstagabend. Ich will nicht spoilern, aber es ist lustig.
Auf Kevin Costner hätte ich gut verzichten können, auch wenn er als "typischer weißer Amerikaner" gut in dieses Setting passt. Aber vermutlich hat Costner auch ziemlich viel Geld und Einfluss für die Serie mitgebracht.
Jedenfalls ist das Paket handwerklich gut gemacht. Zur Abrundung gibt es wenige, aber dafür gediegene Country-Songs unter anderem von Chris Stapleton. Als Familienserie der nicht zu anspruchslosen Art gelungen.
Edit: Nach allen 5 Staffeln hat sich der erste Eindruck bestätigt. Die Pferde-Stunts, die immer wieder geschickt vom Drehbuch eingestreuten "running gags", teilweise beeindruckende One-Liner - solides Handwerk. Weniger schön die Einfallslosigkeit bei der großen Story-Line: Die Intrigen werden immer absurder und spätestens ab der 3. Staffel ist klar, dass nichts davon wirtschaftlich oder juristisch funktionieren kann. Nicht die Erpressung, nicht die finstere Firmenanwältin des Hedge-Fonds mit dieser Mischung aus Hure, Schlaubergerin und Mama-Psychologin und erst recht nicht dieses zuletzt an den kurzen Haaren herbeigezogene Impeachment. Albern und inkosequent auch die Figur der Umweltaktivistin im Hausarrest bei Duttons - Piper Perabo ("Coyote Ugly") ist nicht gut gealtert und wird mit ihrer Figur vom Drehbuch buchstäblich mit Füßen getreten.
Aber auch in der 3. bis 5. Staffel immer wieder gute Musik, tolle Außenaufnahmen und immer wieder großartiges Make up. Da werden die zugeschwollenen Augen nach Faustkämpfen geradezu zelebriert, ein effektvoll vernarbter Rücken wird mal eben zum Höhepunkt einer dramatischen Szene und ich habe noch nie in einem Film gesehen, dass sich die Maskenbildenden die Mühe machen, die zerschundenen Handknochen einer (hier weiblichen-) Schlägerin nach einem Faustkampf sorgfältig dunkelrotblau zu schminken (so sieht das nämlich aus nach "bare knuckle").
Die Pferde-Akrobatik vor allem in der 3. Staffel wird zelebriert ohne Ende - selbst Menschen ohne Reiterfahrung werden hier Spaß haben an der rohen Eleganz von Ross und Reiter.
Fazit: Ein detailverliebtes, aber im Großen eher lahmes und auf Wiederholungen schielendes Drehbuch wird aufgefangen durch eine wirklich gut gemachte Produktion.
Neoromantik im Stil des 19. Jahrhunderts. Untermalt von schwülstigem modern Folk in Englisch gesungen streifen zwei bärtige Männer durch italienische Berge und entdecken sich selbst. Oder mit Grönemeier: Wann ist ein Mann ein Mann? Grauenhafter Kitsch. Und das über fast 3 Stunden.
Überraschender Volltreffer - ein komplex angelegter Politthriller mit ausreichend Fleisch in der Abteilung Intrige und vor allem grandios aufspielenden Darstellenden. Joan Allen als taffe Harvard Absolventin mit klarem moralischem Kompass überzeugt ebenso wie der einmal mehr atemberaubend tief in seine Rolle eintauchende Gary Oldman. Mein Gott, ich habe den erst nach einer halben Stunde überhaupt erkannt. Sein verklemmt aggressiv manipulierender Saubermann hat massiven Haarausfall (kahle Stellen im kunstvoll gelockten Haar), wirkt wie eine Kreuzung aus Trump und Underwood aus "House of Cards" mit dem Unterschied, dass dieser Film anders als die Serie ziemlich dicht an der Wirklichkeit bleibt. Am coolsten fand ich diese superhübsche und bestens in allen Verhörtechniken geschulte FBI-Agentin - die zuletzt bei ihren Chefs gnadenlos aufläuft, obwohl sie gute Arbeit gemacht und das wichtige Material geliefert hat. Und ebenfalls sehr gut besetzt Mariel Hemingway in der winzigen Nebenrolle einer Upperclass Ex-Freundin der Senatorin - da passt der Typ Frau perfekt zur Rolle.
Die Twists kommen krass und beiläufig, mir erscheint jeder Winkelzug der Beteiligten bis zuletzt als absolut realistisch. Hätte Jeff Bridges hier etwas weniger auf Parodie gespielt (er hat von allen die schwächste schauspielerische Performance) und wäre es zum Schluss nicht so irre patriotisch geworden (einschließlich bescheuerter Fanfaren in der Filmmusik), dann wären bei mir Höchstnoten fällig geworden.