angucker - Kommentare

Alle Kommentare von angucker

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    angucker 05.01.2015, 12:01 Geändert 22.05.2019, 11:36

    Jede Staffel unterscheidet sich durch die tragenden Charaktere (=Bösewichter) und das unterschiedliche Beziehungsgeflecht. Alle Nebenrollen weit überdurchschnittlich besetzt (allein schon Dewey Crow wäre einen Emmy wert). Walton Goggins zeigt in jeder Episode seine grandiosen Fähigkeiten als Schauspieler und Margo Martindale als Mags Bennett hat mich zutiefst beeindruckt (ab da immer wieder, sie ist ja ganz gut im Geschäft). Gut gefallen hat mir auch, dass Armut ausdrücklich eine Rolle spielt - Harlan County ist nicht unbedingt die Sonnenseite Amerikas und von Mittelklasse-Problemchen in Serien habe ich wirklich die Nase voll.

    Die Serie macht (trotz des typischen Genuschels der Darsteller) im englischen Originalton fast noch mehr Spaß, viele Gags verlieren in der deutschen Synchronisation an Witz oder sind einfach nicht übersetzbar. Die 2. Staffel mit den Verwicklungen rund um die "white trash" Familie Bennett gehört zu den Highlights. Margo Martindale bekam für ihre Darstellung der Patriarchin mit den debilen kiffenden Söhnen den Emmy. Joelle Carter entwickelt sich mit ihrer Rolle im Verlauf der Serie zu einer der ganz großen Frauenfiguren im Serienkino.

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    • 9
      angucker 05.01.2015, 11:31 Geändert 08.12.2020, 21:18

      Thematisch Old-School, aber dafür mit brillanter Inszenierung, atemberaubenden Schauspielern und dichten Charakteren. Die Verhöre von Frank Pembelton, die Einsamkeit und Liebe von Ned Beatty, die depressive Art von Crosetti, der Ehrgeiz und die Bissigkeit von Melissa Leo als Kay Howard, die unglaublichen Monologe von Richard Belzer - das ist Kammerspiel in der Serie auf allerhöchstem Niveau. Und Ned Beatty habe ich schon immer für einen der allergrößten Schauspieler gehalten.

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      • 8

        Die Großmutter der anspruchsvoll erzählten Serien. Getragen von originellen Darstellern (allen voran der zu früh verstorbene James Gandolfini). Mit allen Merkmalen, die eine moderne Serie haben muss: Lokalkolorit, Style, wechselndes Erzähltempo, Überraschungen, eigenwillige Guest-Stars (zum Beispiel Steve Buscemi, der auch einige der besten Episoden als Regisseur verantwortet hat).

        Zu den Höchstnoten reicht es bei mir nicht, weil einige Episoden wirklich schwach sind, das Stripteaselokal Silvio spätestens nach der ersten Staffel nervt und die Serie insgesamt nicht so komplex ist. Da gefallen mir The Wire oder auch Justified noch etwas besser. Aber dennoch: Großes Serienkino!

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          Es ist einfach unglaublich, wie viel Einfluss ein gänzlich untalentierter Schauspieler wie Ben Affleck haben muss, um so einen unterirdischen Film finanziert zu bekommen. Die Mini-Story klaut hemmungslos bei Schnappt Shorty, sämtliche Szenen von Affleck sind schauspielerisch komplett daneben.
          Nur der superkurze Gastauftritt von Christopher Walken (wegen dem ich mir dieses Machwerk angesehen habe) und die etwa 7 (zu langen Minuten), wo JLo sehr gekonnt turnt und dabei über die Vorzüge der Frauenliebe sinniert heben den Film etwas aus der Mülltonne heraus. Und Al Pacino konnte ich noch nie leiden, zumal er wirklich immer nur ein sehr überschaubares Rollenfach auf sehr monotone Weise bedient. Warum Walken diese Rolle angenommen hat, kann ich verstehen: Sein Auftritt zeigt, was gute Schauspieler auch aus einem dämlichen Drehbuch machen können.

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            Romantische Liebesgeschichten aus England vor 1900 rufen bei mir meist ein leichtes Gähnen hervor. So leider auch hier: Die schöne Frau (Julie Christie ist ohne Zweifel eine solche-) wird von vielen unterschiedlichen Männern begehrt. Klassengegensätze, Rivalität - alles kalter Kaffee. Nur die großartige Kamera von Nicholas Roeg, der kurz darauf mit Julie Christie sein Meisterwerk "Wenn die Gondeln Trauer tragen" als Regisseur drehte, macht den Film sehenswert: Schafherde von oben, ungewöhnliche Einstellungen.

            Und warum der durchgeknallte Schäferhund seine ganze Herde die Klippen hinunter in den Tod treiben muss, warum die Hochzeit der schönen Rothaarigen mit dem stieseligen Hauptmann so unorganisiert ist, dass beide in unterschiedliche Kirchen gehen? Wer eine so simple Geschichte erzählt, sollte das wirklich gekonnter tun. Definitiv nicht sehenswert.

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              angucker 31.12.2014, 18:47 Geändert 31.12.2014, 18:58

              Dieser 1970 entstandene Film wirkt für die damalige Zeit unglaublich modern und ist handwerklich von überragendem Niveau. Er ist für mein Gefühl eine der ersten modernen Großproduktionen und hat Standards gesetzt für jede neuere Hollywood Produktion.

              Von der beeindruckenden ersten Szene vor der amerikanischen Fahne über die perfekt ausgeleuchteten Außen- und Innenaufnahmen. Die Interieurs und Kostüme sind einfach gelungen und enorm detailfreudig, wie zum Beispiel der puffartige Salon, in dem Patton von den Engländern untergebracht wird. Jede Einstellung stimmt, die Perspektiven der Kamera sind an den richtigen Stellen neuartig und filmdienlich (zum Beispiel von schräg unten). Allein schon die Nebendarsteller (Siegfried Rauch als junger Mann mit seiner treffenden Charakteranalyse Pattons für die Deutschen) sind den Film wert. George C. Scott spielt ein Monument so monumental, wie das außer ihm damals wohl niemand gebracht hätte. Karl Malden spiegelt diese raumgreifende Persönlichkeit und schafft die nötigen Kontraste. Und wer sich einzelne Einstellungen anschaut (das Regeln des Verkehrs, die Art, wie sich Scott vor seinen Truppen aufbaut) erkennt, wovon Drehbuchautor Francis Ford Coppola in Apokalypse Now und viele andere Regisseure wie etwa Kubrick und Forman später die Ideen für ähnliche Einstellungen bezogen.

              Mit tödlichem Ernst inszeniert das Drehbuch die widerwärtigen Scharaden Pattons (der Besuch im Lazarett), die ekelhafte Rivalität der beiden Oberbefehlshaber Patton und Montgomery und bezieht damit durchaus an den richtigen Stellen Distanz zur Hauptperson auch wenn der Film aus heutiger Sicht durchaus verherrlichend wirkt. Die monströsen Entgleisungen Pattons, seine an Impulsivität und Dämlichkeit kaum zu überbietenden Äußerungen wie über Russen (mongloid) und die selbstherrliche Attitüde (Interview reitend auf dem Schimmel hoch über den in der Reithalle stehenden Pressevertretern) werden filmwirksam und leicht satirisch inszeniert. Da hatte jemand den früher enstandenen "Dr. Seltsam" von Kubrick gesehen und sich inspirieren lassen.

              Allerdings sollen auch die Nachteile nicht verschwiegen werden:

              Der Film ist definitiv zu lang und auch die Hauptperson dieses Bio-Pics ist heute allenfalls noch für Historiker interessant. Auch ist die Charakterdarstellung für heutige Verhältnisse trotz der genannten satirisch anmutenden Szenen zu eindimensional. Und Hollywood hatte damals noch ein verhängnisvolles Faible für gut aussehende Männer. Jeder Adjudant aus Pattons Stab sieht blendend aus und das macht manche Szenen, wenn 10 gut aussehende und stark geschminkte Männer versuchen, Militär zu spielen, etwas operettenhaft. Dennoch: Unbedingt sehenswert und die vielen Oscar-Auszeichnungen 1971 waren natürlich gerechtfertigt.

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              • 7

                Interessant gemachter Serien-Spinoff, der seine Wirkung aus der interessant eingeflochtenen Darstellung sozialer Wirklichkeit (Korruption, Grundstücksspekulation, blöde Vorstadt-Tussis, Ausbildungskosten) bezieht.
                Sympathische Hauptdarstellerin. Gutes Drehbuch. Der Showdown ist etwas lahm.

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                  angucker 26.12.2014, 10:47 Geändert 22.05.2019, 10:22

                  Handwerklich gut gemachte Highschool-Komödie, die den besonderen Kick aus der dramaturgischen Verbindung zur californischen Pornoindustrie (einschließlich Werbe-Basecaps von Vivid und diversen Cameoauftritten von Darstellern) bezieht. Das gibt den Produzenten auch Gelegenheit, ziemlich viel nackte Tatsachen zu zeigen. Was mich stört ist die dreiste Selbstvermarktung der Pornoindustrie - da wird so getan, als würden dort nur gut verdienende, bestens organisierte und völlig unabhängige Leute ihr Glück machen. Keine Rede davon, dass wegen Abhängigkeiten aller Art etwa jedes Jahr Selbstmorde, Schießereien und Fremdtötungen im Straßenverkehr unter Drogeneinfluss zeigen, wie kaputt viele Leute in dieser Szene sind.

                  Timothy Olyphant sehr gut in einer Nebenrolle als "Suitcase-Pimp" und auch die Darstellung von Elisha Cuthbert kann sich sehen lassen.

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                  • 7 .5

                    Durch sorgfältigen Aufbau von Szenen und Handlungssträngen und weil der Film nie Partei ergreift gelingt es dieser stillen Aneinanderreihung von scheinbar unzusammenhängenden Geschichten, tiefen Eindruck zu hinterlassen. Wie bei den Filmen von Robert Altmann beeindruckten mich die Erzählform der teilnehmenden Beobachtung und die nicht eindeutigen Charaktere. Und es ist einfach anrührend, wie sich die Figuren mit allen ihren Unzulänglichkeiten und Fehlern aneinander reiben und versuchen, etwas Liebe abzubekommen.

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                      angucker 31.10.2014, 09:00 Geändert 07.08.2023, 15:34
                      über Vollgas

                      Kellnerin Evi lebt und arbeitet auf der Überholspur, betrinkt sich immer gründlicher, schläft immer weniger und steht auf anonymen Sex. Und dann ist da noch tagsüber ihre Tochter, die geliebt und zur Schule gebracht werden will.

                      All dies gerät immer mehr außer Kontrolle. Der Anfang vom Ende kommt, als Evi nach einem Sex-Dreier im Vollrausch mit zwei Touristen am Morgen danach von den beiden bei der Arbeit angemacht und als Dienstboten-Freiwild behandelt wird.

                      Eine verstörende, anrührende und nachdenklich machende Darstellung der Lebens- und Arbeitswelt hinter den Kulissen des Skitourismus. Durch die intensive Darstellung von Henriette Heinze (Evi), den gelungenen Schnitt und die authentisch eingefangene Atmosphäre eines Skiortes zieht der Film den Zuschauer mit der Protagonistin in einen Abwärtsstrudel, der bis zur letzten Einstellung fesselt. Dass der Film nie Partei ergreift, gibt ihm große Tiefe und einen pseudo-dokumentarischen Charakter. Der Film über die Arbeitswelt in Gastronomie und Skiorten, der wirklich mal gemacht werden musste.