Arakune - Kommentare

Alle Kommentare von Arakune

  • 7 .5

    Was als gelungene Gesellschaftssatire des American Dream beginnt, entpuppt sich alsbald zu einer Geisterbahnfahrt der besonderen Art. Mit charmanten Effekten, die deutlich Spielbergs Handschrift tragen, wird ein Panoptikum an schaurig-schönem Grusel aufgebaut, der zwar nie dem Horror anderer Genrevertreter das Wasser reichen kann, dies in seinem Anspruch, ein Gruselfilm für ein eher jüngeres Publikum zu sein, aber auch gar nicht muss und will. Den Fernseher zum Tor zu anderen, meist bösen Welten deklariert, erschafft Tobe Hooper in POLTERGEIST eine einzigartige Art des Horrors, die auch viele nach ihm kommende Filme innehaben werden, denn obwohl dieses Werk im Grunde eher von der ernsteren Sorte ist, so ist es doch auch gespickt von herrlich überspitzten Dialogen und durchzogen von Kritik an der mittelständischen Gesellschaft des Landes der unbegrenzten Möglichkeiten. Am Ende entlädt sich der Film letztendlich in einer eindrucksvollen Klimax sondergleichen und lässt seine übernatürlichen Antagonisten mit aller (symbolträchtiger) Kraft gegen unsere kleine Vorzeigefamilie antreten und durchblicken, was damals wohl das Nonplusultra der Special-Effects war. Interessant wäre es auch, zu erfahren, was damals wohl hinter den Kulissen vor sich ging, wo der ehemalige TEXAS CHAINSAW MASSACRE-Macher Tobe Hooper doch eigentlich Regisseur war, Spielbergs Stil aber dermaßen deutlich zu erkennen ist, obwohl dieser angeblich „nur“ als Produzent fungierte. Letzten Endes funktionert POLTERGEIST jedoch, trotz aller – gelungenen – Satire und Symbolik, auf der Unterhaltungs- und Horrorebene leider nicht mehr so wie wahrscheinlich noch vor 30 Jahren und wenn, dann eher für das etwas jüngere Publikum – dieses dürfte jedoch sichtlichen Spaß (oder eben auch Angst) beim Film haben, der dennoch immer noch einen durch und durch liebenswerten, in Würde gealterten Gruselklassiker darstellt, der auch heute noch definitiv sehenswert ist – gerade seine Mittelstandsparodie und die besondere Darstellung der Beziehung des Menschen zum Fernsehen sind heutzutage so aktuell wie eh und je.

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    • 6

      Im London der Gegenwart stolpert eine hauptsächlich nur mit einem Mantel bekleidete junge Osteuropäerin nachts in einen kleinen Supermarkt und fleht um Hilfe. Kurz darauf strömt ihr Blut die Beine hinunter; sie bricht zusammen. Im Krankenhaus angekommen wird sie von der jungen Hebamme Anna Chitrova behandelt, die sich, um ihre Identität herauszufinden, ihr Tagebuch aus ihrer Handtasche mitnimmt, die sie außerdem mit sich führte. Die junge Unbekannte war schwanger und gebar noch in der gleichen Nacht ein kleines Mädchen – sie selbst überlebte die Geburt nicht. Vom Schicksal des Babies so mitgenommen, macht sich Anna persönlich auf die Suche nach eventueller Verwandtschaft. Zu diesem Zeitpunkt ahnt sie noch nicht, was sie erwartet…

      Die Atmosphäre, die Regie-Legende David Cronenberg aufbaut, ist eine einzigartige. Ungemein düster ist sein London, dreckig, melancholisch, und bedrohlich. Kein Zweifel: Wir befinden uns in einem klassischen Neo-Noir. Leider ein ziemlich geradliniger dazu und so geschieht es dann, dass der ganze Film zwar durchweg unterhaltsam bleibt, jedoch stets das gewisse Etwas fehlt. Selbst die Wirkung des Twists, der vermutlich alles wieder herausreißen sollte, verpufft leider größtenteils. Das, was EASTERN PROMISES tatsächlich aus der Mittelmäßgkeit heraushebt, sind die durchweg hervorragenden Darsteller, ein bis zwei wirklich gute Szenen und die erfrischend andere Kulisse des verregneten Londons. Auf die russische Mafia in der englischen Hauptstadt wird bis auf die zwei bis drei Akteure leider auch so gut wie gar nicht eingegangen, was dem Film die Authentizität raubt, die man sich von einem Cronenberg erhofft hatte. Dennoch wirkt der Film hervorragend auf ganz anderen Ebenen: Hauptsächlich in seinen minimalistisch-drastischen Gewaltszenen, die durch ihre klare realistische Darstellung durchaus auf den Magen schlagen können. Dafür sorgt auch maßgeblich, dass in Cronenbergs Mafia-Milieu spaßige Ausgelassenheit und brutale Kaltblütigkeit so nah beieinander liegen.

      Somit ist EASTERN PROMISES zwar nicht ganz der erhoffte Kracher, doch ein herausragend agierender Viggo Mortensen, ein angsteinflößender Armin Mueller-Stahl und ein unberechenbarer Vincent Cassel wissen einiges zu retten. Dass dabei auf der narrativen Ebene einiges an Potenzial verschenkt wird, ist durch die eindringliche Atmosphäre beinahe verschmerzlich. So verschmerzlich wie ein weiteres Wor-Tattoo auf dem Körper.

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      • 7 .5

        [...] Überhaupt kommt MY SOUL TO TAKE als ein einziges großes Potpourri von Wes Cravens Œuvre daher, ohne jedoch nur dem reinen Selbstzweck zu verfallen, kann man ihm eine gewisse Unterhaltung trotz aller zweifellos vorhandenen inhaltlichen Schwächen und dem narrativen Wirrwarr doch nicht wirklich absprechen. Denn der Altmeister ist viel zu großer Genre-Versteher, als dass er einen derart unlogischen Film abliefern würde, der nicht einmal auf der Meta-Ebene etwas zu bieten hätte. Aus diesem Sichtpunkt betrachtet entfaltet der Film aus dem Jahre 2010 seine ganze Kraft, verwendet er doch geschickt unzählige Motive, Plotelemente und Eigenschaften (inklusive der erneut wiederkehrenden stereotypen Rollenverteilung) des Genres – vor allem aber seines eigenen gesamten filmischen Schaffens -, um sie gleichermaßen zu idealisieren und persiflieren. Wir haben z. B. die Coming of Age-Geschichte, die schon so hervorragend in A NIGHTMARE ON ELM STREET funktionierte, und hier den Kern bildet, oder die bereits aus SCREAM bekannte Glorifizierung des Bösen; und dies sind nur zwei der vielen Referenzen, die der Film zu bieten hat – schließlich fehlt mir auch noch die Sichtung des Großteils seiner Werke, um noch mehr darin wiederzufinden. [...]
        Dennoch kann Wes Cravens jüngste Doppelarbeit (er war nach längerer Pause wieder für Regie und Drehbuch zuständig) – wie bereits weiter oben erwähnt – nicht über einige signifikante Schwächen hinwegtäuschen, die, ob nun wirklich so gewollt oder nicht, zumindest den Spaß auf der Unterhaltungsebene leider etwas schmählern. Dafür sind vor allem die Logiklücken und die enttäuschende Darstellung des Rippers verantwortlich, der zwar recht eindrucksvoll eingeführt und optisch dargestellt wird, es ihm aber schlicht am Gewissen Etwas fehlt, um ihn wahrlich zu fürchten. Nichtsdestotrotz bietet MY SOUL TO TAKE auch in Anbetracht dieser erwähnten Schwächen feinste Slasher-Unterhaltung mit storytechnischen Remineszenzen an die fabelhaften 90er, die mit einem großen Augenzwinkern so etwas wie die filmische Essenz Wes Cravens darstellt und gekonnt mit ihr spielt. [...]

        5
        • 9

          "Whatever you do, don’t fall asleep."

          Wes Cravens Kultfim (neben SCREAM) ist gleichermaßen Revolutionierung des Genres, die innovative Idee einer ganz neuen Ebene der Angst und Surrealismus pur. Denn während sich ähnlich berühmte Slasher-Ikonen oft am Rand der Lächerlichkeit bewegen, ist allein die Art der Bewegung und die minimalistisch und gut dosierten Effekte Kruegers auch heute noch ein sicherer Garant für schauriges Unbehagen. Neu war auch die Tatsache, dass sich der Film stringent dem damals herkömmlichen Slasher-Kodex widersetzte und auch ohne vorherige genreübliche Ausschweifungen der Jugendlichen munter, scheinbar wahllos alle weiter ermordet, die noch nicht dem Elternhaus entwachsen sind. Doch obwohl es anfangs auch so erscheint, wahllos ist Freddys Wahl der Teenager ganz sicher nicht, stellt sich im Laufe des Films schließlich heraus, wer er war und warum er eigentlich nicht mehr auf diesem Planeten weilen dürfte; Craven nutzt geschickt das Mittel des Schwarzen Mannes, der Angst in persona, um die Vergeltung einer vor langer Zeit begangenen Schuld an den Nachfahren der damaligen Täter zu inszenieren, während die eigentlichen Schuldigen ignorant die Gefahr verdrängen – “Denn glühende Kohlen häufst du auf sein Haupt, und der Herr wird es dir vergelten.”. Dass Freddy dabei nur in den ständigen (Alb-)Träumen der Opfer zum Vorschein kommt und die dort geltenden “Gesetze” beinahe spielerisch gegen sie verwendet, ist einer der cleversten Kniffe in der Geschichte des Horrorgenres, ist der Schlaf doch notwendig und spätestens nach einer gewissen Zeit unausweichlich – die Flucht vor dem Vernarbten Mann also schon von Natur aus unmöglich. Dies alles erzeugt auch noch nach all den Jahren einen Grusel, den nicht mehr viele Slasher-Filme heutzutage innehaben. Ganz klar: Wes Craven erschuf mit A NIGHTMARE ON ELM STREET einen Genre-Meilenstein, der nicht nur auf der Ebene der Angst funktioniert, sondern gleichermaßen eine symbolträchtige Analogie der Schuld und Coming of Age-Thematik darstellt; weil die Protagonisten plötzlich das begangene Unrecht ihrer Eltern realisieren und wieder bereinigen müssen, während diese tatenlos – wörtlich – die Augen davor verschließen…

          "He’s dead, honey, because Mommy killed him. I even took his knives. So it’s okay now. You can sleep."

          6
          • 6

            Musterhafter Independent-Zombiefilm für die Generation MTV bzw. Facebook und dabei so vorhersehbar und klischeebedienend wie technisch einwandfrei, wenngleich die beinahe schon snyderesk oft eingesetzte Zeitlupe irgendwann für lächerliche Pseudo-Coolness sorgt. Ein Wechselbad aus nett inszenierter Action, die jedoch gänzlich jegliche Spannung vermissen lässt und nur durch plumpe Schockeffekte kurzzeitig zu erschrecken weiß, und wenig bedrohlicher Endzeitstimmung, die durch die werbefilmgleichen Bilder transportiert wird, die der ehemalige Videoclip-Regisseur Ruben Fleischer erzeugt – ein wahrer Feel-Good-Streifen; mehr Roadmovie-Komödie denn Zombiefilm. Jesse Eisenberg spielt Jesse Eisenberg und Emma Stone mimt den toughen, unerreichbaren Man-Eater, den Lauf der Geschichte erahnt man schon nach den ersten 10 Minuten. Hat man alles irgendwo mal bereits gesehen. Nichtsdestotrotz ein kleiner sympathischer Zombie-Snack für zwischendurch, der – ähnlich wie ein Twinkie – kurzzeitig sättigt und mit Woody Harrelson für seichte Unterhaltung sorgt. Schmeckt leicht und belastet nicht. Nicht mehr und nicht weniger.

            2
            • 9

              [...] David Cronenbergs ultimative filmische Realitätsflucht (dies, ohne VIDEODROME gesehen zu haben); eine komplexe, in zahlreichen, sich selbst verschachtelten Ebenen erzählte Analogie zu Platons Höhlengleichnis und dabei im Vergleich zu thematisch ähnlichen Filmen wie MATRIX oder INCEPTION um einiges wirkungsvoller, weil narrativ wesentlich raffinierter inszeniert, eher auf der Höhe der Zeit und ein Anreiz besteht, das “Rätsel” zu lösen, das er uns hier aufgibt, ohne dass es jedoch zwingend notwendig ist.
              [...]
              David Cronenberg inszeniert mit eXistenZ ein psychologisches Verwirrspiel mit der Garantie zum Realitätsverlust und schafft es damit, parallel zur fortschreitenden Geschichte, den Zuschauer immer weiter durcheinanderzubringen, indem die Regeln, die am Anfang des Films aufgestellt werden und – nebenbei – frappierend an Mechaniken aus Videospielen aus den 80er- und 90er-Jahren erinnern, des Öfteren gebrochen werden. Auch seine Vision der Technik der Zukunft bietet mit den aberwitzigen biologischen High-Tech-Geräten, die wunderbar mit Cronenbergs Body-Horror harmonieren und ein bedrückendes Gefühl der Verwundbarkeit vermitteln, eine simple, doch wirkungsvolle Metapher für die Abneigung gegen die (neue) Technik. Doch natürlich geht es primär um das Thema, was der Mensch als real ansieht; grundsätzlich sind es nur die sensorischen Eindrücke, die unsere “Realität” ausmachen – “Ich denke, also bin ich”. Und wäre ich Gott und könnte mein eigenes Schicksal auswählen, wäre das natürlich noch um einiges schöner. Realitätsgroteske, die Frage, wie viel Virtualität noch für die Wirklichkeit zumutbar ist, und narrativ hervorragend inszenierte Ebenenverschachtelung. Ich spiele eXistenZ - und was spielst Du?

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              • 6

                "Man, Buffy! My whole life just flashed before my eyes! I gotta get me a life!"

                Genau ein Monat ist nun vergangen, seit ich die erste BUFFY-Staffel beendet habe; selbstverständlich wurde die darauffolgende so früh geordert, dass ein nahtloses Weitersehen gewährleistet wurde – so macht man das nun mal als Serien-Liebhaber. Und seitdem hat sich viel im kleinen Örtchen Sunnydale, das romantisch direkt am Schlund der Hölle liegt, getan – Der Meister scheint vernichtet und es kehrt zum ersten Mal wieder etwas Ruhe in das unter normalen Umständen verschlafene Kaff ein. Doch die währt selbstverständlich nicht lange, handelt es sich bei BUFFY THE VAMPIRE SLAYER doch primär um eine Action- und keine Drama-Serie. Und so begeistert auch diese zweite Season mit durchweg verrückten und sehenswerten Bösewichten, die es zu vernichten gilt. Wir bekommen es hier unter anderem mit einer bösen Inka-Mumie, parasitären Facehuggern (ALIEN lässt grüßen!), kultischen Studentenverbindungen, einem ganz klassischen Werwolf und, wie auch anders zu erwarten, mit Vampiren zu tun, deren Durchschnittsausgeburten jedoch mehr und mehr zu bloßem Pflock-Futter zu verkommen scheinen, sind sie doch mittlerweile beinahe nicht viel mehr als Bauern auf dem übernatürlichen Schachbrett, auf dem die vier Freunde gegen die Vernichtung der Welt kämpfen – vier Freunde deshalb, weil Cordelia inzwischen auch zu den aktiven Mitstreitern zählt, nachdem sie realisierte, wer richtige Freunde sind.

                Dieser Gut-gegen-Böse-Plot ist unterhaltsam und ganz nett, würde aber allerhöchstens Serien-Durchschnittskost bieten, wäre da nicht die berühmte Metaphern-Ebene, die aus beinahe jeder Folge eine gekonnt veranschaulichte Analogie zu sämtlich erdenklichen Problemen und Themen macht, die ein Mensch respektive Teenager nun einmal gelegentlich hat. Die Angst, seinen ersten Partner zu verlieren, Selbstmord oder das nahezu ungerechtfertigt hohe Ansehen, das Sportmannschaften in amerikanischen Schulen meist genießen – fast zu jeder Sache hat die Serie etwas zu zu sagen und tut dies meist mit einem verschmitzten Augenzwinkern, wenn teuflische Bedrohung und reale Probleme miteinander zu verschmelzen beginnen. Nichtsdestotrotz gelingt es Whedon und Co., des Öfteren auch gefühlvollere und ernstere Töne anzuschlagen, wenn dies vonnöten ist. Ohnehin merkt man der Serie deutlich an, wie sie inhaltlich – kongruent zu ihren Protagonisten – nach und nach der Schulbank entwächst und erwachsenere Themen aufgreift, was sich ebenfalls in den Gegenspielern widerspiegelt, die zunehmend brutaler und sadistischer daherkommen.

                Kurzum: Die Serie entwickelt sich genau so, wie ich es mir persönlich erhofft hatte. Die Themen ernster, die Stimmung düsterer und doch kommen auch helle und witzige Momente nicht zu kurz, entfalten ihre Wirkung meist dadurch sogar noch besser. Die Truppe aus Xander, Buffy, Willow und Cordelia weiß durch gut pointierte Dialoge und einer Dynamik zu überzeugen, die sie einem alle unweigerlich ganz nah ans Herz wachsen lassen. BUFFY THE VAMPIRE SLAYER ist hervorragende Serienkost, die einen ob ihrer Liebenswürdigkeit schnell den stressigen Alltag vergessen lässt. Sie kommt zwar selten ähnlich intelligent wie aktuellere Spitzenserien daher, dies wird aber mit Leichtigkeit durch die wunderbar detailverliebte Atmosphäre, die erneut mit unzähligen Popkultur-Referenzen aufwartet, den stets sympathischen und nachvollziehbar handelnden Charakteren und dem abwechslungsreichen Best Of des Gruselkabinetts ausgeglichen, das sie gänzlich durchzieht. Würde ich nicht noch gerne Luft nach oben für die folgenden Staffeln lassen, läge die Wertung vermutlich höher als absolut sehenswerte 7,5 von 10 Punkte

                "Something weird is going on. Isn’t that our school motto?"

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                • 5 .5

                  "Wenn er wieder zu sich kommt, sag ihm… irgendetwas Cooles, das auch von mir stammen könnte…"

                  Das war sie nun also, die erste Staffel der legendären Fernsehserie “Buffy the Vampire Slayer”, über die ich schon so viel hörte (nachdem ich damals leider noch zu jung dafür war). Viele schlechte Dinge hörte ich, doch auch einige sehr positive Empfehlungen waren dabei. Und ich muss sagen, es hat sich tatsächlich gelohnt, mal einen Abstecher nach Sunnydale zu wagen mit all seinen merkwürdigen Bewohnern, die es bevölkern. Doch nun genug der Rederei; ich setzte mich an den Schreibtisch, um eine Review zu schreiben, und die sollt Ihr auch bekommen…

                  Buffy Summers, eine 16-jährige Schülerin (und auserwählte Vampir-Jägerin), kommt, nachdem sie aus zunächst unbekannten Gründen von ihrer letzten Schule in Los Angeles flog, an die Highschool des kleinen Örtchens Sunnydale. Dort trifft sie unvermittels, als sie sich ein Buch für einen ihrer Kurse ausleihen möchte, auf den verschrobenen Bibliothekar Mr. Giles, der ihr sogleich ein Buch über Vampire vor die Nase knallt. Schnell stellt sich heraus, dass sich Sunnydale direkt am Schlund der Hölle befindet und er ein sogenannter Wächter ist, seinerseits auserwählt, Buffy zu trainieren und zu schützen. Der Spaß kann also beginnen…

                  Man merkt gleich, dass die Serie in seiner ersten Staffel noch eindeutig in den Kinderschuhen steckte. Die durchaus sehr unterhaltsamen Episoden werden noch eher als in sich geschlossene Kurzgeschichten denn als sich entwickelnde Hauptgeschichte präsentiert, die nur marginal vorangetrieben wurde, wenngleich man auch so jeden einzelnen Charakter nach und nach ins Herz schloss. Ja, “Buffy” ist für mich auch jetzt schon hauptsächlich eine Herzensangelegenheit, die bei mir viel mehr durch Charme und liebevoller Machart denn mit Hochglanz-Qualität punktet – damals waren Serien nun einfach mal so; das waren die fantastischen Neunziger! Inklusive trashig-toller Kostüme, Masken, Kulissen und Kampf-Choreographien, die in ihrer Simplizität einfach nur herzallerliebst sind und zum frohlockenden Seufzen ob dieser wundervollen Zeitreise verleiten.

                  Dazu tragen auch maßgeblich die charismatischen Charaktere und die herrliche Selbstironie bei, die jede Folge zur rasanten Achterbahnfahrt der Kurzweil machen. Ob die liebenswerte und schüchterne Willow, der trottelige Xander oder Cordelia, die doch nicht so eindimensional daherkommt, wie man anfangs vielleicht erwartet hätte: Jede der Figuren wird in mindestens einer Folge näher beleuchtet, was sie einem unweigerlich noch mehr ans Herz wachsen lässt als ohnehin schon.

                  Dass ein Großteil der Episoden (bis auf zwei, drei Ausnahmen) dabei noch recht vorhersehbar blieb, ist zwar schade, doch durchaus zu verschmerzen, weil ich mir sicher bin, dass noch Besserung in Sicht ist. Was möglich ist, wurde beispielsweise in der Folge The Puppet Show, die gekonnt mit den Erwartungshaltungen des Zuschauers spielte, meisterhaft unter Beweis gestellt. Und in Anbetracht der Tatsache, dass ich selbst bei so gut wie allen der eher mittelmäßigen Folgen bestens unterhalten worden bin, freue ich mich nun noch umso mehr auf die folgenden Staffeln, die ja so viel besser sein sollen.

                  Fazit: Dies war mit Sicherheit nicht mein letzter Ausflug in die Highschool von Sunnydale an den Schlund der Hölle, weil mir die ganzen Abenteuer von Buffy und co. dafür einfach viel zu viel Spaß gemacht haben. Denn auch trotz manchmal nicht 100%ig überraschenenden Plots bietet “Buffy” vor allem eines: Feinste Unterhaltung mit unzähligen Popkulturverweisen, charmanter Selbstironie und Charakteren, die zu begeistern wissen. Und das ist schon einiges wert.

                  4
                  • 3 .5

                    In primitiven Gorehound-Kreisen hoch geschätzter Horrorfilm des bereits 1996 verstorbenen Lucio Fulci, der zwar mit liebevoll gestalteten Zombies aufwarten kann, jedoch in allen anderen Belangen auf ganzer Linie versagt. Der Versuch, während der über eine Stunde langgezogenen, sinnlosen Exposition so etwas wie Suspense aufzubauen, scheitert aufgrund der durchweg lustlos und laienhaft agierenden Schauspieler kläglich, was auch dem ausnahmslos unfreiwillig komischen Pathos zu verdanken ist, der dieses gesamte Machwerk durchzieht. Hier hat man es nicht mit einer Gesellschaftskritik oder einem selbstironischen Horror-Spaßgarant zu tun - bei Fulcis berühmtestem Film herrscht gähnende Langeweile und selbst die eigentlich charmanten Effekte verlieren sich in ihrer ständigen Wiederholung. Durch die kunstnebelgeschwängerten Kulissen wird dann letztendlich auch das letzte bisschen Atmosphäre zunichte gemacht und heraus kommt ein schauspielerisch unmotivierter, technisch amateurhafter und eher lächerlich denn gruselig daherkommender Zombiefilm, der selbst für absolute Genrefreunde eine harte Belastungsprobe darstellen dürfte. Die Aussage Fulcis, die berühmte Bohrmaschinen-Szene stelle “einen Aufschrei gegen den latenten Faschismus in Provinzstädten” dar, verkommt im Kontext des Films zur seelenlosen, das sinnlose Zelebrieren der Gewalt rechtfertigenden Farce.

                    6
                    • 7

                      Willkommen in L.A.! Der Engelsstadt. Sauber, edel und frei von jeglichem Abschaum. Die Straßen werden am Rande von paradiesisch anmutenden Palmen geschmückt und unsere Strände sind so weiß und scheiß rein, dass eine Albino-Jungfrau glatt darauf neidisch wäre. Außerdem befindet sich Hollywood, das verdammte Herz der Filmindustrie, in unserer Stadt. Es wohnen nur schöne Menschen hier. Und billig ist das Land auch. Selbst unsere örtlichen Gesetzeshüter, sollte es denn mal zu einem der seltenen Einsätze kommen, sind durch und durch erfüllt von Selbstlosigkeit, Mut und Ehre. Aber Kriminalität ist bei uns ja quasi sowieso nicht vorhanden. Das ist dreckigen und kriminell verseuchten Städten wie New York vorbehalten. Und nicht Los Angeles, der Stadt der Engel.
                      Aber vielleicht trügt ja der (Heiligen-)Schein, wer weiß. Möglicherweise steckt hinter der himmlisch reinen Fassade doch ein System aus madiger Korruption und organisiertem Verbrechen, das selbige schneller zum Bröckeln bringen könnte, als du "Neger" sagen kannst. Aber wenn dem tatsächlich so sein sollte, erfahrt ihr es von mir natürlich als erstes! Hush-hush.

                      6
                      • 6

                        Festgehalten in den post-erzieherischen Fängen der Mutter, verloren im Strudel aus Erfolgsdruck und Sexualität, geblendet vom Rausch der Nacht. Der Drang nach Perfektion; unmögliches Unterfangen. Er zerstört sie von innen, macht sie krank, weil sie schlicht nicht zu erreichen ist. Sie versucht es dennoch unermüdlich.
                        Dann folgt die einzig mögliche Konsequenz: Der Film gipfelt in einem selbstdestruktiven schizoiden Wahn voll von wunderschöner Musik und betörendem Ballett. Vorhang zu, die Menge applaudiert. Ende.

                        7
                        • Das Wort "Hottie" möchte ich bitte in Zukunft nicht mehr in einer Überschrift lesen müssen. Danke.

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                          • 7 .5

                            Ein ganz wunderbar unaufgeregter Film, der hier von HBO produziert wurde (die ja schon für die ein oder andere Qualitäts-Serie verantwortlich sind) und Paul Giamatti endlich die schon längst fällige Hauptrolle bescherte. In schon richtig comicmäßig anmutenden Szenen wird hier das Leben des Harvey Pekar präsentiert und mit allem nötigen Respekt behandelt, ohne effekthascherisch oder übertrieben zu wirken. Hierbei könnte man schon fast von einer Comic-Biopic-Verfilmung sprechen, denn nichts anderes waren seine Comics ja im Grunde.
                            Vom Film "The Revenge of the Nerds", der nur in einem 4 Stunden weit entferneten Kino läuft, interessanten inszenatorischen Gimmicks, die einen faszinierenden Blick hinter die Kulissen gewähren, und dem Schöpfer von "Fritz the Cat" - "American Splendor" ist ein Fest für jeden Comic-Liebhaber und bekennenden Außenseiter; und absolut bewegend noch dazu. Am Ende kann man sich sicher sein, in gewisser Weise am Leben eines kleinen, ganz großen Mannes teilgenommen zu haben, der sich, so hoffnungslos auch alles schien, letztendlich doch von nichts beirren ließ. Und dafür sollte man ihn bewundern.

                            Nachtrag: Erst eben habe ich zufällig gelesen, dass er im Juli vergangenen Jahres tragischerweise verstarb. Dieser Umstand stimmt mich dank dieses liebenswerten, originellen Biopics jetzt nun noch umso trauriger. Mit ihm hat die Comicszene nicht nur einen bewundernswerten Künstler verloren, sondern auch einen zutiefst missverstandenen und wunderbaren Menschen. Gott hab ihn selig.

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                            • 5 .5

                              CGI-Overkill im Cyberpunk-Setting, der mit einem digital (schlecht) verjüngten Jeff Bridges aufwartet, jedoch leider an die Special-Effects-Sensation, die seinerzeit der Vorgänger auslöste, auch nicht anknüpfen kann. Die Story ist kaum der Rede wert und das Einzige, das den Film noch über den Sci-Fi-Durchschnitt hebt, sind die feschen Kampf-Choreographien und die geniale Daft Punk-Musik, die mir einige Kurzweil bereitete. Wahrscheinlich nur für Fans des Vorgängers unbedingt empfehlenswert; ein allzu großes Ärgernis ist es allerdings ob seiner Belanglosigkeit nun auch wieder nicht.

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                              • 9

                                Ich erinnere mich noch gut daran. Es war Fasching im Kindergarten und ich muss so um die drei Jahre alt gewesen sein. Meine grausame Mutter steckte mich gegen meinen Willen in ein hässliches Clownskostüm. Ein scheußliches, viel zu buntes und unsagbar unbequemes Clownskostüm. Kurz, ich hasste es. Und ich habe mich wohl selten in meinem Körper unwohler und verlorener gefühlt. Alle lachten über mich, weil ich ach so putzig wäre und ich hasste es, dermaßen begafft zu werden (auch wenn dies rückblickend wahrscheinlich nur eine Illusion war). Ich heulte den ganzen Tag lang; und jedem war es scheißegal. Dies war ein prägendes und so stellvertretendes Ereignis in meinem Leben, obwohl ich mich daran doch eigentlich gar nicht mehr erinnern dürfte. Denn im Grunde bin ich immer noch dieser kleine, verunsicherte Junge im Clownskostüm, der sich ängstlich umsieht, ob ihn auch ja keiner entdeckt. Nur dass dieses Kostüm jetzt dem Leben gewichen ist.

                                "When I was young, I invented an invisible friend called Mr Ravioli. My psychiatrist says I don't need him anymore, so he just sits in the corner and reads."

                                Das Gefühl des Andersseins. Die meisten kennen es. Einerseits das Gefühl, einzigartig und individuell zu sein und auf der anderen Seite der Medaille die Einsamkeit als logische Folge aufgrund von Abschottung und/oder mangelnder Toleranz der Mitmenschen. Die totale, peinigende und ewig scheinende Einsamkeit. Und dabei würde man niemals glauben, dass man in Wahrheit gar nicht allein ist. Nie würde man für möglich halten, dass es noch so viele andere Menschen gibt, denen es genauso ergeht. Man könnte schwören, man wäre selbst immer der unglücklichste, einsamste, traurigste Mensch auf Erden. Und, so schwer es einem auch fällt, das zu glauben: Man ist es nicht. Man ist nicht vollkommen allein und verloren. Und wie schnell und lieblich so eine Erkenntnis kommen kann, zeigen Mary und Max.
                                Scheinbar zufällig "entdecken" sie sich und es ist auf Anhieb eine der rührendsten Freundschaften, die ein Knetmassen-Film je hervorgebracht hat, weil man sie einfach so gut nachvollziehen kann. Eine Geschichte voller Tragik und gewonnenen Lebenswillen über kaputte Familien, die erste Liebe, Übergewichtigkeit und Zigarettenstummel rauchende Goldfische, die scheinbar ständig den Suizid suchen. Aber vor allem eine Geschichte über eine wunderbare, unschuldige Freundschaft von zwei einsamen Seelen, die zueinander fanden. Die kaum etwas anderes hatten als sich selbst und dann das Wunder der Seelenverwandtschaft entdeckten. Ein Film, der unglaublich viel Trost spendet und eins der rührendsten - und keineswegs "rührseligsten" - Enden bietet, die ich in den letzten Jahren sehen durfte.

                                "You are my best friend. You are my only friend."

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                                • 7 .5

                                  THE FALL - eine einzige große, berauschende, wunderschöne, poetische, rührende, atemberaubende, perfekt inszenierte Liebeserklärung ans Kino und eine Ode an die Fantasie. Tarsem Singh entzündet ein Fest für die Sinne, das man so schnell nicht wieder vergisst. Unbeschreiblich schöne Landschaften und märchenhafte, an Gemälde erinnernde Kulissen, die einen glauben lassen, man befinde sich gar nicht mehr auf der Erde und eine Geschichte von solch überbordender und naiver Epik, wie sie wahrlich nur ein 5-jähriges Mädchen mitgestalten könnte.
                                  Die Fantasie als süße Flucht aus der manchmal so unheimlich schmerzhaften Realität.
                                  Dabei verfällt keines von Singhs Bildern dem reinen Selbstzweck. Jedes unterliegt letztendlich der alles andere im Film überragenden Geschichte, die Roy der kleinen Alexandria erzählt. Die, die sie auch die schrecklichen Erlebnisse mit den Banditen für einen kleinen Moment vergessen lässt, so unerträglich wie eine Erinnerung an sie ist. Die Hauptfiguren in THE FALL hatten es fürwahr nicht leicht im Leben. Aber wie lebenswert es eigentlich ist, kann uns manchmal auch eine einfache, selbst erdachte Geschichte zeigen, die wir mit unserer eigenen Fantasie anreichern und zum Leben erwecken.
                                  THE FALL ist gleichermaßen eine Hommage an die Stummfilmzeit, wie auch an Filme allgemein; zudem noch wunderschön lebensbejahend und eine Zelebrierung der unerschöpflichen Fantasie eines liebenden Kindes. Überwältigend.

                                  9
                                  • 8

                                    Ich bin erstaunt. Ich hätte nicht gedacht, dass WALL-E meine Erwartungshaltung so sehr befriedigen könnte. Teilweise richtig bissig und rundum putzig präsentiert er sich, der Film.
                                    Von Zukunftsvisionen, die so weit hergeholt gar nicht mal sind, und von Androiden, denen "Einsamkeit" durchaus kein Fremdwort ist, und die, trotz einer geringen Sprachfähigkeit, auch so etwas wie Gefühle füreinander entwickeln.
                                    Die ganze Optik ist dabei schlichtweg atemberaubend. Höchstdetailierte Häuserschluchten, Kamerafahrten, die das Herz eines jeden Filmliebhabers höher schlagen lassen, das Gefühl, jedes Staubkorn einzeln zu erkennen, und die absolute Emotionsgewalt eines "Gesichts", das nicht einmal ansatzweise so etwas wie Muskeln darin besitzt.
                                    Ja, WALL-E brilliert auf vielerlei Ebenen: Als sanfte, zutiefst unschuldig anmutende Romanze, als in niedliche Kinderoptik verpackte Gesellschafts- und Konsumkritik, als eine einzige große SciFi-Hommage (zumindest die Szenen auf der Axiom) oder aber einfach nur als aberwitziges, durchweg kurzweiliges Abenteuer für die ganze Familie. Keine Frage, funktionieren tut er auf jeder dieser Ebenen.
                                    Der erste PIXAR-Film, den ich uneingeschränkt in mein Herz schließe, so, wie Wall-E seine EVE. Ich bin wirklich sprachlos. Fantastisch.

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                                      Tja, Wunder geschehen immer wieder. Und das zelebriert Satoshi Kons TOKYO GODFATHERS auf so grandiose Weise, dass man einfach nicht umhin kommen kann, ihn schlichtweg rührend zu finden.
                                      Natürlich wirken einige der "Fügungen des Schicksals" ein wenig arg konstruiert, aber allein die perfekte Mischung aus Humor, Dramatik und Action macht das alles wieder wett; von den ganzen verrückten Charakteren mal abgesehen. Wo sonst sind denn schon die wahren Helden eines Films ein obdachloser spielender Säufer, ein Transvestit und ein ausgerissener Teenager?
                                      Ein ganz wunderbarer Film mit dem charmanten Hang zur Andersartigkeit.

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                                        Ein einziger riesiger Rausch an visuell betörenden Stilmitteln und eine Story mit einer solchen Referenzen-Dichte, dass jedes Geek-Herz vor Freude Purzelbäume schlagen müsste. Mit einer kräfitgen Portion Zeitgeist gewürzt, ergibt das eine der konsequentesten Comic-Verfilmungen der letzten Jahre.
                                        Selbst das Sounddesign ist mehr als hervorragend: Das berühmte PC-Geräusch, wenn man ein Gerät vom USB-Anschluss zieht, das stilechte Klimpern der Coins oder das geniale 8-Bit-Intro versprechen - zusammen mit den großartig nerdig visualisierten Soundeffekten - feinste Unterhaltung für Comic- und Games-Fanatiker.
                                        Doch selbst der, der - wie ich - nicht so sehr mit den ganzen Insidern vertraut sein dürfte, findet seinen Gefallen an der rührend unschuldigen Romanze und ihrer ehrlichen Inszenierung. Hier verkommt die nervige Ex-Freundin nicht einfach nur zum Anti-Sympathisanten, wie es sich wahrscheinlich anbieten würde, sondern wird auch später noch mit genügend Respekt behandelt und sinnvoll in die Geschichte mit einbezogen. Generell kann man sich ausgezeichnet in die herrlich verschrobenen Figuren hineinversetzen.
                                        Fassen wir also zusammen: Ein berauschender Wahnsinns-Trip mit einer höchst sympathischen Liebesgeschichte und so vielen Querverweisen, dass man bei der ersten Sichtung schlicht davon überrollt wird und einem desöfteren durchaus der Mund weit offen stehen dürfte aufgrund der ganzen Awesomeness, die einem hier auf einmal ins Gesicht geklatscht wird.
                                        Edgar Wright ist hier ein ganz großartig sympathischer Film gelungen, der wohl viele Konventionsketten sprengen dürfte und ein wahres Fest für den Verlierer in uns allen darstellt. Besonders schön ist auch, dass es mal wieder ein Mädchen ist, das den Protagonisten dazu bringt, seinen Arsch endlich mal hochzukriegen und sein Leben ein wenig umzukrempeln.

                                        "If you want something bad, you have to fight for it. Step up your game, Scott. Break out the L-word."
                                        - "Lesbian?"
                                        "The other L-word."
                                        - "... Lesbians?"

                                        "Did you know that Pac-Man was originally meant to be called Puck-Man?"

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                                          Ja, VALHALLA RISING ist tatsächlich tonnenschwer. In seiner Aussage, in seinen verschiedenen Interpretationsebenen und in seiner erdrückenden Atmosphäre. Geredet wird hier nämlich nicht viel und wenn, dann müsste man sich den entsprechenden Dia-/Monolog gleich nochmal anhören, weil er so vieldeutig ist.
                                          In Sachen Gewalt überrascht er mit zwar rar gesäten, dafür aber äußerst harten Darstellungen, was die Alterseinstufung von "FSK 16" beinahe lächerlich macht. Wenn man die ästhetisierte Gewalt von OLDBOY mit der von VALHALLA RISING vergleichen würde, dann wäre erstere sicherlich eine wunderschöne temperamentvolle Frau mit perfekter Haut, bei der jede Bewegung, jedes Handeln perfekt durchdacht ist - VALHALLA RISING hingegen ist ein raues behaartes Männerbein, das einem muskulösen Körper angehört, der dir ohne zu überlegen das Genick brechen würde, wenn es nötig ist. Um dich anschließend noch zu Köpfen und dein Haupt zu pfählen.
                                          Überwältigende Bilder sind es, die Nicolas Winding Refn hier auf Zelluloid bannt. Menschenleere wunderschöne Landschaften (von denen ich heute Nacht sogar geträumt habe), harte Kontraste und vielsagende Symboliken, die an ein hoffnungslos grausames Gemälde erinnern.
                                          Denn der Film nimmt sich wirklich todernst - was er aber auch darf, wie ich finde. One-Eye schlachtet ab, er geht weiter, schlachtet später kurzerhand wieder jemanden ab, um dann erneut weiterzugehen - während des ganzen Films spricht er nicht ein Wort (physisch gesehen jedenfalls). Keine Frage, ich kann diejenigen verstehen, die das auf Dauer ein wenig lächerlich finden, mich hat es aber in jeder Hinsicht fasziniert und nur noch mehr in diesen Sumpf aus natureller Schönheit und irdischer Hölle hineingesogen.

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                                          • Die Sache mit Singh gefällt mir natürlich, aber "Schneewittchen"? Och bitte, ich bin mir sicher, da gibt es tausendmal interessantere Märchen, die verfilmt werden könnten; zumal die Anzahl der bisherigen Verfilmungen auch nicht gerade gering ist.
                                            Naja, ich bin dennoch gespannt.

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                                              Der Fluch oder Segen des Vergessens - er kann einem allen Schmerz nehmen oder aber alle wundervollen Erinnerung vernichten, deren unschätzbarer Wert einem erst im Nachhinein schmerzlich bewusst wird.
                                              Michel Gondry's ultimativer Liebesfilm, der mit einem wie immer herausragenden Drehbuch von Charlie Kaufman daherkommt, ist ein echter Augenschmaus und Herzensbrecher. Man fiebert die ganze Zeit mit, wünscht sich für die beiden Liebenden nur das Beste und hofft, Joel kann der verwirrenden Prozedur doch noch irgendwie entfliehen. Denn die Grenzen zwischen Realität und Fiktion (bzw. Erinnerung) verschwimmen das ein um's andere Mal fließend und verlangen dem Zuschauer so einiges an Auffassungsgabe ab.
                                              Durch und durch surreale Traumkulissen, die mit solch malerischen Landschaften verschmelzen, dass es einfach nur eine Wonne ist, verschrobene, authentische und liebenswerte Charaktere und ein unvorstellbares Repertoire an beeindruckenden Einfällen und Ideen, die diesen Film durchziehen. Eine Reise durch die Erinnerungen einer scheinbar erloschenen Liebe, die Auswirkungen des Vergessens und eine unendliche ehrliche Romanze. Kein Zweifel: "Eternal Sunshine of the spotless Mind" ist definitiv eine der berührendsten Liebesfilme der letzten Jahre - und obendrein wahrscheinlich auch noch der innovativste.

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                                                Wenn ich noch einmal die Stimme dieser unendlich unkomisch-überzeichneten Ehefrau höre oder ihr dickes Mondgesicht sehe, dann laufe ich Amok. Habe selten eine nervigere Sitcom gesehen. Absolut hasswürdig.

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                                                  Was ist die Quintessenz eines jeden Filmes?
                                                  Ist es das Bestreben, die Zuschauer zu unterhalten? Ihnen psychologische und narratologische Tiefen zu offenbaren, in denen sie sich dann weiden können? Eine Atmosphäre zu erschaffen, die ein unvergleichliches Mittendringefühl offeriert? Erinnerungen und/oder Emotionen hervorzurufen? Unangenehme Themen und (Moral-)Fragen anzupacken, an die sich sonst kein anderes Medium traut?
                                                  Vermutlich ist es ein bisschen von alldem: Nämlich das Abdriften in andere Welten. Für zwei Stunden ganz woanders sein, die Probleme und Sorgen des Alltags vergessen und sich gemütlich zurücklehnen. Noch einmal Kind sein, sich in endlose Interpretationen stürzen, die gefährlichsten Abenteuer bestehen oder sich so richtig fürchten, nur um sich am Ende des Films wieder beruhigt in Sicherheit wähnen zu können. Kino macht's möglich (klingt abgedroschen, ist aber etwas Wahres dran).

                                                  Und LETZTES JAHR IN MARIENBAD schaffte dies wie bis jetzt kein zweiter Film. Unglaublich schwer fällt es einem, bei dieser regelrechten Sogwirkung, sofern man sich denn darauf einlässt, nicht in einen beinahe tranceartigen Zustand zu verfallen, der nur gelegentlich durch inszenatorische Paukenschläge kurzzeitig unterbrochen wird. Ständig erlebt man unzählige Rückverweise auf zuvor bereits verwendete Satzfragmente, die den Hauch von Logik in dieses schier undurchdringliche Labyrinth hereinkommen zu scheinen lassen, nur um sie im nächsten Satz doch wieder völlig zunichte zu machen. Die Kamera schwebt durch die gefüllten und doch unendlich leeren, kahlen Korridore, während eine Stimme aus dem Off in beinahe poetischen, sich immerzu wiederholenden Phrasen etwas über das Hotel erzählt, in dem sich die Gäste befinden. Unterdies versucht ein Mann eine Frau zu überzeugen, dass sie sich einmal geliebt und gekannt haben; die Frau kann (oder will) sich nicht daran erinnern. Während er permanent auf sie einzugehen versucht, erleben wir ständige Orts- und Zeitwechsel, die teilweise sogar inmitten mancher Dialoge stattfinden und beim Zuschauer erst dieses einmalige Gefühl des Verlorenseins und "Treibenlassens" hervorrufen. Es werden faszinierend surrealistische Szenerien geboten, die, wenn man sie auch nur ein wenig nüchterner betrachten würde, eigentlich gar nicht mehr so surreal wären - diese "nüchterne Betrachtung" des Films ist allerdings bei LETZTES JAHR IN MARIENBAD so gut wie unmöglich, wenn man sich auch nur ein wenig auf ihn einlässt.
                                                  Alain Resnais' Werk ist vieldeutig. Beinahe erschreckend vieldeutig. Eine Parabel auf die Kommunikationslosigkeit der Liebe, ein Paradebeispiel für eine Amnesie oder aber - und das umfasst vermutlich alle Interpretationsansätze - ein astronomisch großer, wunderschön-grotesker Irrgarten aus unzähligen Sackgassen und wahrscheinlich ebensovielen Ausgängen, der sich hervorragend zum Darinherumtollen und Bewundern eignet. Traumhaft. Malerisch. Ein Kunstwerk.

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                                                    PONYO wirkt bei näherer Betrachtung wie ein wunderschönes mit Pastellfarben gezeichnetes Kinder-Bilderbuch voller Kurzweil, das mit einer herzerwärmenden Geschichte, liebevollen Figuren und einer tollen Botschaft daherkommt. Er zelebriert förmlich die unverdorbene, naive und dadurch wohl auch reinste Zuneigung zweier Kinder, die sich gesucht und gefunden haben. Dass beide dabei gerade mal fünf Jahre alt sind, spielt natürlich keine Rolle; Liebe und Freundschaft kennt keine Altersbegrenzung.
                                                    Und natürlich muss man, bevor man mit dem Film mit seinem Friede-Freude-Eierkuchen-Plot allzu hart ins Gericht geht, bedenken, dass er wirklich für die Allerkleinsten gedacht war. So wunderte es mich auch wenig, dass heute im Kino größtenteils junge Mütter mit ihren Kleinkindern im Saal waren. Wenn man diesen Aspekt bedenkt, dann ist PONYO ein ganz wundervoll magischer Film, der einen noch einmal für eine Weile in die eigene sorglose Kindheit zurückversetzt und aufzeigt, dass manchmal eben einfach alles gut geht; die Welt muss nicht immer so schlecht dargestellt werden.
                                                    Hinzu kommt eine toller Verweis auf die zunehmende Verschmutzung der Meere und fertig ist ein Film, der sowohl die Kleinen als auch die Großen verzaubern wird. Hiermit ist Miyazaki wohl sein unschuldigster und kindlichster Film gelungen, mit dem eigentlich jeder aufwachsen sollte, um sich - viele Jahre später - noch einmal an die schöne unbeschwerte Zeit zu erinnern, die er als Kind einst hatte.

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