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Alle Kommentare von boxcarsboxcars
Fincher passt schon. Benjamin Button finde ich auch entgegen vieler Stimmen wirklich gut. Schöne Fragestellung, die er da am Start hat. Aber Zodiac...damals im Kino gesehen. Ich weiß noch, dass ich von der ersten Szene unheimlich angetan war aber wenig später die Lust verloren hatte. Eigentlich komisch, denn das passiert Fincher sonst nie. Spannung hochhalten gehört zu seinen großen Talenten. Vielleicht guck ich mir den nochmal an. Absoluter Abturner allerdings: Am Ende eines Films Text auf die Leinwand schmeißen, um irgendetwas zu erklären. Da komme ich nie umhin mich zu fragen, wieso er mir das, wenn es doch angeblich wichtig für den Film ist, nicht gezeigt hat. Diese Schriftzugaben erscheinen mir eigentlich immer als Drehbuch-Prothesen, die man sich anschnallt, wenn man das, was man eigentlich wollte, nicht geschafft hat. (Bei King's Speech ist das ähnlich, bei hundert anderen Filmen auch. Ich mein...ich gucke zwei Stunden lang einen Film und dann wird nach dem Ende gesagt, was noch passiert ist. Ich für meinen Teil fühl mich da immer leicht ins Boxhorn gejagt.)
Das Buch halte ich für nicht mehr als ein Bilderbuch, würde da viel eher ‘Schattenbilder - Lichtgestalten’ empfehlen. Da geht's nicht ausschließlich um Lang, sondern auch auch um seinen Antipoden, Murnau. Fand ich ganz nett.
Über die Retrospektive lässt sich noch nicht allzu viel sagen, weil sie noch nicht lange läuft und ich mir bisher noch nicht viel angesehen habe. Aber das Programm ist beeindruckend. Ich bin sehr gespannt auf die restaurierte Fassung von ‘Frau im Mond’, die morgen läuft. Generell ist das Filmmuseum jedem zu empfehlen, der auf schöne Kinoerlebnisse steht.
Das ist ein technisch so unglaublich gut gemachter Film. Habe ihn zum ersten Mal gesehen und zwar im Original, was dazu führte, dass ich nach etwa fünfzehn Minuten aufhörte den Dialogen zu folgen, da sich der Mixtur aus gefühlt dreißig verschiedenen Akzenten und Dialekten, die parallel und durcheinander verlaufen, genauso wie die Dialoge selbst, nur sehr schwer folgen lässt. Aber das schmälerte den Gesamteindruck kein kleines Bisschen. Das Licht sucht seinesgleichen, die Kamera ist ein absoluter Killer. In permanenten Zoom-Bewegungen, Fahrten, subtilen Schwenks und der Verwendung des Vertigo-Effekts in einer nie dagewesenen Häufigkeit, hangelt sie sich an den Figuren und ihren oft so leeren Gesichtern entlang. Virtuos, wie vor dem Mord alle Bestandteile in Szene gesetzt werden: Die Messersammlung, die gesäubert wird, das Badeöl, welches in Großaufnahme an die zahlreichen Aufnahmen von Getränken in ‘Notorious’ erinnert, der Whiskey, der immer und immer wieder angeboten, abgelehnt, getrunken und gestürzt wird.
Faszinierend ist, dass ‘Gosford Park’ von einer ungemeinen Simplizität ist. Das Jagdwochenende als Handlungsrahmen ist uns seit ‘La règle du jeu’ geläufig und besticht durch seine zeitliche Fokussierung. Aber die Knappheit, in der die Geschichte sich entfalten soll, ließe auf eine Entwicklung in die Tiefe schließen. Diese mag man auch in den Abgründen der einzelnen Figuren finden, wenn man möchte. Aber das, worum es hier eigentlich geht, sind die Oberflächen. Sie glänzen, schillern, schimmern vor sich hin und gehen ineinander über. Deleuze hat 'mal beteuert, dass es sich bei ‘Tiefe’ und ‘Oberfläche’ um inzwischen verkommene Bilder handelt, denn das, was der Oberfläche fehlt - die Tiefe -, macht sie durch das, was sie der Tiefe voraus hat wieder wett: Die Weite. Weite und Tiefe werden in ‘Gosford Park’ an der Oberfläche verhandelt.
Nachdem das Auto auf den Parkplatz fährt, ganz zu Beginn, wird der Riegel vorgeschoben, die Gäste sind eingekerkert. Lediglich eine grün leuchtende Zimmerpflanze erinnert an die diesige Luft, die sich auf dem Landgut befindet. Nur einmal noch kommt die Gesellschaft in's Freie: Zum Jagen. Um Vogel um Vogel vom Himmel zu holen. Um Patrone um Patrone in die Luft zu schmettern. Die Beute fassen sie selbst nicht an. Dafür gibt es die Bediensteten. Die Beute wird ihnen hinterhergetragen.
‘It's fucking brilliant!’
Ein Film über das Greifen. Über das Ergreifen von Möglichkeiten, über das Begreifen anderer Schicksale, über das Ergriffensein von Situationen.
Hier wird nicht nach Namen gefragt. Nur die kleine Ivonka, sie hat einen, weil sie ihren Namen selbst noch nicht sagen oder singen kann, muss man ihr einen geben und sie beim Namen nennen. Ein broken-hearted-hoover-fixer-sucker-boy, der mithilfe einer neuen Bekanntschaft die Staubsaugerarbeiten beginnt. Die Dialoge sind so gut komponiert wie die Musik, die fast über die gesamte Spielzeit zu hören ist.
Es ist ein, im besten Sinne des Wortes, kleiner Film, der es schafft die winzigsten Geschehnisse in Ereignisse zu transformieren. Wenn die drei Jungs in die Wohnung kommen, um fernzuschauen und verlauten lassen, dass sie englisch vom ‘telly’ lernen. Wenn Ivonka zu Bett getragen wird, und natürlich die Szene, in der die Klavierspielerin mitten in der Nacht das Sparschwein ihrer Tochter plündert, um im 24-Stunden Laden Batterien für den Discman zu kaufen, damit sie einen Song hören und einen Text dazu schreiben kann.
Es ist gut möglich, dass einem dieser Film vor allem nahe geht, weil er an vieles erinnert. Daran, dass man selbst 'mal auf der Straße stand, dass man selbst auf der Bettkante saß und Akkordabfolgen konzipierte, dass man selbst mit Kopfhörern im Ohr nachts durch die Straßen ging, dass man das ein oder andere Mal in großer Runde vor vielen geleerten Bierflaschen mit der Gitarre für Menschen gespielt hat, die sich über jeden noch so schiefen Ton gefreut haben.
Und erst recht daran, dass man jemandem kaum näher sein kann als beim gemeinsamen Musikmachen. Die Unbeholfenheit, die jedes gesprochene Wort durchwächst, wird im Gesang und jedem Ton gejätet.
(Spoiler, sag ich mal vorsichtshalber.)
Der Film ist symptomatisch für das gesamte Werk Nolans. Er hat eine Idee, die er technisch aufbläst, die aber dadurch, dass sie in ihrer Konsequenz absolut verpufft, zu nichts als einer leeren Motivhülle verkommt.
Die Idee einer rückwärtsgerichteten Erzählweise ist nicht vergebens und kann prima genutzt werden. Das kann man an ‘Irreversibel’ sehen. Dort wird jede Szene mit der auf sie folgenden in Frage gestellt und man gerät tiefer in den moralischen Morast, aus dem Noé einen bis zum Schluss nicht entkommen lässt. Bei ‘Memento’ ist sie jedoch nichts als ein Taschenspielertrick, der sich vor die Banalität der Handlung schieben soll und sie verdeckt. Den Zuschauer plagt den gesamten Film über die Frage nach einer Photounterschrift. Wann hat Leonard ‘Don't believe his lies’ notiert und warum. Das erfahren wir dann auch am Ende. Wir erfahren alles. Aber die Pointe ist ungemein dünn. Nach neunzig Minuten, in denen wir selbst eine Art Gedächtnistraining vollziehen, weil wir uns nach jeder Szene die vorangehende in Erinnerung rufen, um die Anschlüsse zu verstehen - was aufgrund der äußerst schematischen Durchführung auf technischer Seite sehr stark konditioniert wird und ästhetisch kaum etwas hergibt -, nach diesen neunzig Minuten erfahren wir dann, dass Leonard sich selbst belügt und in einer Traumwelt lebt.
Dann, wenn Nolan versucht seinem Film eine allgemeingültige Bedeutung zu geben, ihm eine tiefere Sinnebene hinzuzufügen, enttarnt sich die Trivialität. Nolan verfilmt Kalendersprüche mit einem übermäßigen Aufwand, der sich durch wirklich nichts rechtfertigen lässt. Dennoch eine der interessantesten Blendmaschinen unserer Zeit, die auffliegen zu lassen eine schöne Fingerübung ist.
‘Tree of Life’,...hihi. Du guckst dock wirklich viel, lass dich doch nicht auf den Arm nehmen!
‘Die beiden Freundinnen Enid und Rebecca sind gerade dabei, die High School abzuschließen, und plagen sich mit dem Problem, dass dadurch auch das Ende ihrer Freundschaft näher rückt, denn die beiden haben unterschiedliche Zukunftspläne.’
An dieser Inhaltsangabe, die dem Film hier von moviepilot untergejubelt wird, kann man wunderschön sehen, dass die Figuren Recht behalten: Es versteht keiner, sie miteingeschlossen. Wenn Ined zu Seymour sagt, dass sie mit 99% aller Menschen nichts anzufangen weiß, dann ist das zur Mitte des Films. Am Ende des Films weiß sie, dass auch der letzte Prozent, der sie, Seymour und Becca umfasste, verloren und auf's Konto der Vollidioten gegangen ist.
‘Ghost World’ scheint wie die Blaupause des ‘Nerd’-Movies - wie man das hier wahrscheinlich nennen würde. Von sowas wie ‘An Education’, ‘Die Träumer’ oder diesem ganzen anderen unsäglichen Zeug. Das Schöne ist nun jedoch, dass es ein überhaupt nicht überheblicher Film ist. Einer, der nicht ‘sophisticated’ sein will, der keine Ansprüche stellt, weil für ihn alles gleich unsinnig ist. Wenn ein Kunde in der Videothek anstatt eines italienischen Klassikers einen amerikanischen Softporno angeboten bekommt, ist das kein Grund arrogant zu grinsen, weil man mal wieder mehr wusste als alle anderen. So weit kommt es auch nicht, denn Ined bringt es sofort, eine Sekunde nach dieser Szene auf den Punkt: ‘Ist doch alles Scheiße hier.’ Genau, alles, und man weiß nicht warum. Nur, dass sie Recht hat. Das ist nicht pubertär, und es reicht überhaupt nicht aus, den Film mit einem Genrestempel (‘Coming-of-Age’) zu versehen und lustig pfeifend weiter zu gehen. Der Film mäht nämlich wirklich alles nieder. Musik jeder Art, den Film, Coffeeshops, den Kinobetrieb, das Ernährungssystem und natürlich das Kunstsystem, das noch immer zwischen anspruchsvoller und nicht anspruchsvoller Kunst unterscheidet. Die Erklärung der Lehrerin, es existieren eben Werke, die in die emotionale Tiefe gehen und solche, die nur zur Bespaßung dienen, käme in jedem anderen Film dieser Sorte nicht als Witz, sondern als Conclusio heraus.
‘Ghost World’ ist ein durch und durch fantastischer Film.
Nach zwölf Jahren mal wieder geschaut. War damals im Kino schon besser...und mit dreizehn, hihi. Aber gut, ich befürchte, dass der Film, nach einer Behandlung à la ‘Eternal Sunshine’ wieder besser würde. Nicht, dass der Film einzig und allein aus seinem Ende schöpft, das ist es nicht. Willis und Osment agieren wirklich gut miteinander und auch die Mutter des Jungen legt eine ordentliche Performance hin. Aber das reicht dann doch alles nicht, um einen ‘Immerwieder’-Effekt herbeizuführen.
Ich glaube übrigens, dass ‘The Sixth Sense’ dennoch eine herausstechende Position in der Filmgeschichte einnimmt, löste er doch eine Art Umdenken in Hinsicht auf die Beziehung von Zuschauer und Handlung aus, worauf eine Welle von ‘überraschenden Enden’ folgte. Diese Ende werden immer durch einen ganz simplen Kniff erzeugt: Die Zuschauer werden belogen, bzw. ihnen wird etwas vorenthalten. Wobei das ‘Etwas’ immer ein grundlegendes ist. Das spannende an ‘The Sixth Sense’ ist doch eigentlich, welchen Status wir als Zuschauer haben. Wir werden mit Coles Gabe ausgestattet, denn auch wir sehen die Toten. Auf einer - zugegeben etwas herbeigedachten - Metaebene ist ‘The Sixth Sense’ ein Film über den Film, der uns Tote zu sehen gibt, in dem sich Vision und Realität soweit ineinander flüchten, dass sie ununterscheidbar werden. Das Kino als sechster Sinn. Wir wissen, dass es nicht ‘echt’ ist, aber wir sehen es dennoch und kriegen Angst.
‘Anybody interested in grabbing a couple of burgers and hittin' the cemetery? ’
Allein der Prolog zeigt, dass Anderson jedem vergleichbaren Filmemacher in Sachen Kreativität um Längen voraus ist.
Auf gewisse Weise ist das schon sehr abgedroschen. Ein verletzter Mann, seine alte Liebe, einer, der Kunstwerke sammelt, während Menschen in Vogelkäfigen gehalten werden, Panzer, brennende Autos, Verfolgungsjagden, Graffiti an jeder Hauswand, der Vorzeige-68-er kombiniert mit ein wenig Verschwörungstheorie ...alles schon gesehen, gelesen oder auch gehört.
Die Inszenierung ist hingegen beispiellos und man merkt, dass genau das der Grund ist, weshalb der Film einen eben doch nicht durchgehend langweilt. Wo es der Geschichte an Stringenz und spannenden Figuren - derer gibt es leider nicht eine - fehlt, springen raffinierte Plansequenzen und liebevoll vermüllte Sets ein.
Es bleibt ein Film, der durchaus seine Qualitäten hat, der aber - so wie ich das hier sehe - überbewertet wird. Um zum großen Wurf zu werden, hätte man nicht etwa weiter ausholen müssen, ganz im Gegenteil: Es hätte gut getan, alles ein wenig zu raffen, den Knoten ein bisschen enger zu schürzen. Politischer Aktivismus in dystopischen Zukunftsvorstellungen ist mittlerweile ausgelutscht. Mag daran liegen, dass es von Blindheit zeugt, die Zukunftsvisionen einfach immer zehn, zwanzig oder fünfzig Jahre zu verschieben, ohne, dass man bemerkt, dass vieles längst nicht mehr in der Zukunft liegt. Wenn ‘Children of Men’ das berücksichtigt hätte, wäre es das, was viele schon fasst inflationär verwenden: Ein ‘Meisterwerk’.
Eine wirklich fabelhafte - in jedem Sinn des Wortes - Studie über Macht und Masse.
Nach den letzten, gefühlt zwanzig Tatorten dachte ich, dass wir uns eigentlich auf einem gleichbleibenden Niveau befinden. Aber nein, ‘Ein neues Leben’ lotet die Fluchtlinie in die Tiefe nochmal ganz neu aus. Bitte, was genau war das denn? Die wollen mir wirklich verkaufen, dass eine Halbkriminelle, die mit ihren 27 Jahren schon in ‘Drogen- und auch Gewaltdelikte' verwickelt war und aussieht wie 'ne Kindergärtnerin der Reihe nach Leute auf brutale Weise umbringt, weil sie drohen ihren innovativen und todsicheren Plan EC-Karten-Daten zu klauen, in Gefahr zu bringen? Ich bin ja bereit, vieles zu glauben. Menschen sind verrückt und wenn das Geld winkt, sind sie schnell zur Stelle, auch auf außergesetzlichen Umwegen, sicher. Aber doch nicht so. Spätestens zu dem Zeitpunkt, zu dem mir die zwei Süßen hinter der weißen Tischdecke mein Telefon wegnehmen wollen, und das mit ernster Miene in einem säuselnden Terminator-Tonfall einfordern, müsste ich laut lachen. Mannmannmannmannmann, das war seit der Folge, die uns in die ‘schonungslose und eiskalte Welt’ der Schönheitskliniken sandte, das Albernste, was ich in den letzten Jahren Tatort gesehen habe. Dabei war der Anfang ja wirklich gelungen und ließ ein wenig hoffen.
Neinein, so geht es nicht. Eigentlich schade, dass der Film sich selbst im Weg steht. Denn: Die Handlung an sich hat wirklich Potential. Spannend ist, dass der Film alle Stationen des Martyriums abarbeitet, und zwar an unterschiedlichen Personen, die jeweils einen anderen Ausgang des Martyriums erleben.. Es wird die Verarbeitung des Traumas gezeigt, bei einer, die fliehen konnte, dann kommt die Befreiung - und bald darauf der Kopfschuss - und dann natürlich die Folter selbst, wobei das letzte Opfer die Transformation mitmacht. Diese Dreiteilung führt dazu, dass der Film in seinen knackigen neunzig Minuten viele Tempiwechsel vollziehen kann. Durchaus abwechslungsreich, durchaus einfallsreich. Bis hierhin also eigentlich nichts, worüber es zu meckern lohnt. Man fühlt sich gut unterhalten, so angewidert, wie man es sich vorgestellt hat und kriegt genau das, womit man gerechnet hat, auf pfiffige Weise umgesetzt - die Frühstückssequenz ist Gold wert, das hat mich ernsthaft beeindruckt. Das Problem ist letztlich, dass all das versucht wird auf eine fundierte Ebene zu hieven. Das...geht einfach nicht. Der Film kann mich nicht teilhaben lassen an der schamlosen Folterung einer hübschen Französin und mir am Ende erzählen, dass sich gebildete Leute im Anzug treffen, um ihre ‘Forschungen’ zu feiern. Nein, es geht einfach nicht.
Was mir mittlerweile auffällt, da ich mir in den vergangenen Wochen den ein oder anderen modernen Horrorfilm - koreanisch und französisch meist - angesehen habe, ist, dass die Frage nach einem Ende absolut zentral ist. Viele dieser Filme - ‘Haute Tension’ an der Front - kranken an einem ganz komischen Syndrom: Sie wollen zum Schluss das Unerklärliche, das Abgründige und Abstoßende in einen erklärbaren Zusammenhang bringen. Das funktioniert nur in den aller aller wenigsten Fällen. Bei ‘Martyrs’ eben auch nicht. Klar, wir wissen am Ende, wieso junge Frauen über lange Zeiträume körperlich misshandelt werden aber das ist doch gar nicht nötig. Eben gerade, weil es absolut nicht zu erklären i s t. Da findet ein ganz merkwürdiger Zug zum Täter hin statt, der mir nicht gefällt. Man kann mir nicht plausibel erklären, wieso jemand Menschen foltert oder tötet und wenn man's versucht, sieht es meistens danach ziemlich albern aus. Ich glaube, dass doch die Kraft solcher Filme gerade darin steckt, dass sie uns mit etwas konfrontieren, das seine Hand aus einem Schlund steckt und uns hinunterzieht. Das macht uns Angst, das reizt. Die Hand erklärt mir aber nicht ‘also ich hab dich da runtergezogen, weil ich dadurch, dass ich dich täglich prügele, rausfinden will, ob es ein ekstatischer Zustand durch sowas hervorgerufen werden kann’. Weil: Wenn sie es täte, würde ich denken: ‘Ach gut, ja dann mach mal.’
Diese Vorgehensweise nimmt den Filmen etwas. Sie profitieren in erster Linie vom Dionysischen, von der Raserei. Diese zu zähmen, heißt in den meisten Fällen, sie zu verharmlosen. Das sind Kompromisse, die zu nichts führen. Aber wenn man sich diese schenken würde, einfach einen kompromisslosen Film drehen würde - wie ‘Funny Games’ zum Beispiel, ein Film, der sich niemals anmaßt etwas erklären zu wollen, weil er weiß, dass es nicht möglich ist -, dann würden all diese Filme deutlich an Intensität gewinnen. Nach ‘Martyrs’ oder ‘Haute Tension’ muss ich mich selbst nichts mehr fragen.
Ich weiß ja schon alles und das ist allen Unkenrufen zum Trotz ein ganz furchtbarer Zustand.
‘Logikfehler’ sind sicherlich nicht das Problem dieses Films.
Was mir gefällt, ist die Straffheit der Szenenanordnung. Es ist ein ziemlich schnörkelloses Drehbuch, das Zeit für die Entfaltung von Szenen lässt. Die Schwäche des Drehbuchs zeigt sich aber durch den Umstand (Spoiler), dass man sich während des Films oft fragt, wieso sie nicht dazu in der Lage ist, zu entkommen. Ich bin eigentlich niemand, der so an einen Film rangeht, dass er sich denkt ‘so würde das aber doch niemand machen’, weil ich das argumentativ meistens für schwer stützbar halte, da ich mich letztlich natürlich nicht in die Situation hineinversetzen kann, gerade was solch eine Art von Situation angeht. Wenn ich aber sehe, dass jemand seelenruhig der Schlachtung der Familie der Freundin beiwohnt und es nicht gebacken bekommt mithilfe eines Tankstellenwarts, der im Besitz einer Kanone ist, einen alten, dicken, keuchenden Sack aufzuhalten, dann frage ich mich nicht nur ‘wieso macht die das’, sondern ich bin als Konsequenz daraus auch überhaupt nicht dazu bereit, dem Ganzen zu folgen. Durch die ‘Wendung’ am Ende bekommen diese Szenen einen andere Gewichtung. Natürlich hält sie den Killer nicht auf, weil sie...usw. Das Drehbuch bedenkt aber nicht, dass alle Szenen vor dieser Wendung anders wahr genommen werden. Es ist der alte Fehler, auf den Hitchcock immer wieder aufmerksam gemacht hat: Wenn ich die Explosion einer Bombe zeige, dann sind das genau nullkommanullnullnullvier Sekunden Überraschung. Wenn ich hingegen den Zuschauern die Bombe zeige, bevor sie explodiert und wie sich beim Ablaufen des Zeitzünders zwei Leute unterhalten, kann ich die Spannung Minuten andauern lassen. ‘High Tension’, der ein wirklich gut gemachter Film ist und mich auch nicht unbedingt gelangweilt hat, tappt in genau diese Explosionsfalle. Er spielt nicht fair. Fair wäre gewesen, wenn wir als Zuschauer gewusst hätten, dass sie die Mörderin ist und beobachten, wie ihre Freundin langsam aber sicher darauf kommt, dass kein kranker LKW-Fahrer ihre Familie umgebracht hat. Das wäre Suspense (ein Wort, das die Autokorrektur auf ‘Zuspeise’ ändert, was uns das sagen soll, hat jeder für sich zu entscheiden). Und ja, dass diese Schizo-Wendungen einfach seit ‘Psycho’ nicht mehr funktionieren und niemanden vom Hocker hauen, ist ohnehin klar.
‘Auf den Flügeln der Hypothesen stürmen unsere durch Propeller angetriebenen Augen in die Zukunft.’ (Vertov)
Joyce hat einmal gesagt, dass Dublin, wenn es irgendwann dem Erdboden gleich gemacht werden würde, zerstört würde oder einfach verschwände, mit Hilfe seines ‘Ulysses’ rekonstruiert werden könne. Vertovs ‘Человек с киноаппаратом’ versucht etwas sehr ähnliches. Allerdings ist es eine anonymisierte Großstadt, die er uns zeigt. Das, was er rekonstruiert ist keine bestimmte Stadt, auch nicht unbedingt die Weltseele jener Zeit. Es lässt sich die optische Vision einer sich langsam technisierenden Umgebung rekonstruieren. Das Kinoauge, das ‘Kinoglaz’ ist dabei die Gegenwart um eine weitere Schicht der Wahrnehmung zu bereichern und alles, jeder Lebensbereich wird von ihm durchdrungen. Ein Manifest für die Linse. Eine Organisation des ‘Ornaments der Masse’, die sich neben ihren politischen Elementen, vor allem um ihre ästhetischen kümmert.
Der ‘Mann mit der Kamera’ ist kompromiss- und furchtlos. Er steigt auf Gerüste, legt sich unter Züge, bedient seine Kamera während der Motorradfahrt, nähert sich dem flüssigen Metall, sprühe es so viele Funken wie es wolle! Es fällt ihm leicht, er watschelt schon clownartig durch die Welt. Er watschelt jedoch durch eine Welt, die es zuvor nicht gab, um die technisch visualisierte. Zwischen allen Ereignissen und ihm befindet sich die schützende Membran der Linse. Es ist, als säße auch er im Kino auf dem gepolsterten Sessel. Es ist keine Arbeit, die er vollbringt, es ist der Dienst an der Kamera.
Es ist nach wie vor erstaunlich, dass die vollautomatisierte, autonome Kamera bis heute einen der menschlichsten Filme geschaffen hat.
Dem Film kommt die Balance abhanden auf halber Strecke. Hat mich nicht gerade gefesselt. Ich finde die Selbstjustizgeschichte ziemlich problematisch. Oder besser: Es ist problematisch, dass sie fast gar nicht problematisiert wird. Fraglich ist auch, ob die Story wirklich unbedingt so kompliziert erzählt werden muss. Das Zentrum liegt doch definitiv im letzten Drittel des Films. Wieso so lang um den heißen Brei rumdrehen? Kam mir etwas unfokussiert vor. (Dazu sind die Bilder auch nicht gerade die einfallsreichsten. Schnee und Unschuld? Och komm...)
‘I saw the Devil’ leidet vor allem daran, dass er sich nicht entscheiden kann. Man hätte das Duell von Agent und Killer ausbauen können durch ein paar Dialoge. Man hätte sich noch mehr auf die Gewaltorgien konzentrieren können. So bleibt's bei einem Filmerlebnis, das zwar nie langweilig wird - was, wie so oft erwähnt, ganz sicher auch an der schauspielerischen Leistung der Hauptdarsteller liegt -, das einen aber auch nicht wirklich mitreißt. An der Stelle, im Restaurante Humana, dachte ich, dass es sehr trashig werden könnte, was ich wirklich begrüßt hätte aber mit dieser Vermutung lag ich dann doch falsch.
Wobei ich eins im Nachhinein bemerkenswert finde: Es gibt keinen (überhaupt keinen!) Spannungsbogen. Wir wissen, wer der Mörder ist, wir wissen, wieso der Agent immer weiß, wo er ist (und natürlich auch, dass er es irgendwann nicht mehr wissen wird) und, Hand auf's Herz, wir wissen auch, wer am Ende ‘gewinnt’, auch wenn der Film uns im letzten Dialog anderes glauben machen will. Der Film hat es also nicht nötig in guter alter ‘Tatort’-Manier ein Rätsel aufzugeben, dessen Lösung die Zuschauer von der ersten Sekunde an nicht interessiert, um dann neunzig Minuten die Knobele zu inszenieren. Das war schon sehr angenehm und erinnert stark an Tarantino Drehbücher, die eigentlich nie über einen übergeordneten Spannungsbogen verfügen.
Wer also Lust auf einen ‘echt krassen Film mit dem Typ aus ‘Oldboy’, Foltern und so’ hat, wahrscheinlich in einer kleinen Freitagabend-Männerrunde (außer den Opern treten auch gar keine Frauen auf, und reden dürfen die dann auch nie...) mit ordentlich Bier, kriegt hier sicher 'n kleines Spässken dran.
Ich schaue den Film seit acht Jahren immer wieder mal. Dabei gab es schon ganz unterschiedliche Stufen der Begeisterung. Vom ersten Schlag auf die Fresse durch die Pointe des Films, über das in-Frage-stellen der Substanz bis hin zum puren Ästhetikfetischismus. Wenn man einen Film schon oft gesehen hat und ihn schon so lange mag, beginnt man zwangsweise irgendwann damit, sich zu fragen, ob der Film denn ‘wirklich’ so gut ist, oder ob man einfach nicht anders kann als ihn zu mögen, weil man die Sympathie für ihn einfach nicht abschütteln kann. Die Kritikpunkte, welche in den Kommentaren hier ja auch immer wieder kommen, sind dabei eigentlich recht einheitlich und beziehen sich meistens darauf, dass ‘Oldboy’ ein Film ist, der ausschließlich auf sein Ende hinarbeitet und deshalb einen sehr geringen Haltbarkeitswert hat. Auch der zweite Kritikpunkt hängt mit dem Ende zusammen, denn er bezieht sich auf die stark konstruierte Handlung, die viele Zufälle braucht, um sich so zu entwickeln, wie Strippenzieher im Film und solche des Films selbst, es sich wünschen. Dem kann eigentlich nicht widersprochen werden. Es ist eine unheimlich stark konstruierte Geschichte, die den Figuren und auch den Zuschauern keine Freiheiten anbieten. Alle beugen sich dem Verlauf. In meinen Augen spielt das keine große Rolle. Der Zufall, so hat Hitchcock uns schon versucht zu erklären, ist die Religion des Films. Dazu ist der Zufall eng verwandt mit dem Einfall. Und die Einfälle, die Chan-wook Park hier zufallen, sind unglaublich. Es geht nicht ausschließlich um den Handlungsverlauf, der die der großen griechischen Tragödien adaptiert. Es geht um die kleinen Dinge, die Nebenschauplätze. Um die asiatische Küche, um Ameisen unter der Haut und in der U-Bahn, um Hände, die nach Regen greifen, um Haare, die geföhnt werden. Um Tapetenmuster, Perücken und Flügel.
Das, was ‘Oldboy’ so spannend macht - und das weit über ein erstes Sehen hinaus - ist nicht, ihn auf die Unwahrscheinlichkeiten hin zu untersuchen - was im nebenbei bemerkt eine Tätigkeit ist, die nur müde belächelt werden kann, auch hier muss man sich wohl Hitchcock anschließen, der die ‘Wahrscheinlichkeitskrämer’, die jeden Wendepunkt einer Handlung, der ihnen nicht aus ihrem Alltag bekannt vorkommt und den sie noch nicht hundert Mal vorgekaut bekommen haben, als ‘unlogisch’ (was das immer heißen soll, muss man mir vielleicht mal erklä...obwohl, das kann man sich auch schenken, ich weiß ja, welcher völlig bekloppte Gedanke sich dahinter verbirgt) bezeichnen -, was ‘Oldboy’ spannend macht, ist seine Vielseitigkeit. Natürlich, man macht es den Zuschauern leicht, er gehört zur sogenannten ‘Rache-Trilogie’ und darum ist es ein ‘Rachefilm’. Das verleitet dann zu so geistreichen Aussagen wie ‘Auch, wenn ich kein Fan von Rachefilmen bin...’ aber gut. ‘Oldboy’ ist äußerst brutal. Es werden Zähne mit Hämmern gezogen, diverse Körperteile abgeschnitten es blutet an allen Ecken und Enden. Dazu ist es aber auch ein unglaublich sanfter Film, der nicht selten Ähnlichkeiten zu einer gewissen Dame mit Topfschnitt aus Paris aufweist. Gut, nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich. Dass es aber durchaus Gemeinsamkeiten in der Farbgebung und Kameraarbeit - die ja mal sowas von überhaupt nicht ‘vollkommen anders ist als im westlichen Kino’, wer kommt auf sowas? - gibt, ist wohl nicht von der Hand zu weisen. Dass es nicht immer leicht fällt sich auf markige Kalendersprüche einzulassen, die in unseren westlichen Augen ein wenig platt anmuten, ist klar.
Aber ja, viel zu viel um nur eins sagen zu wollen: Angucken. Egal, ob zum ersten oder x-ten Mal.
Die äußere Schale verhärtet sich. Sie wird glatt und lässt alles und jeden abrutschen. Die Bodenhaftung geht verloren und das Weltgefüge schlingert in Zick-Zack-Linien umher und um sich selbst. Der Grund lässt einen nicht stillsten und erst recht nicht zum Herz durchdringen. Glasige Stalaktiten drohen spitz und scharf von den vereisten Bäumen und versuchen die von ihnen ausgehende Gefahr durch ein unbekümmertes Klirren zu übertönen.
Bis alles schmilzt und sich die erste Träne verflüssigt. Das Tauen ist dann der Moment größter Erkaltung.
Sicher, Goodman, Buschemi und auch Bridges...gutgut. Aber die Begeisterung geht mir dennoch nicht ein. Irgendwann ist die Luft raus. Spätestens, wenn Julianne Moore auftritt. Das ist mir alles ein bisschen gewollt, da fehlt mir die Selbstverständlichkeit, mit der in ‘Barton Fink' Menschen auf den Arm genommen werden. Halte ich für einen der eher schwächeren der Coens. Hab mir kurz danach ‘Fargo' gegeben, um zu schauen, ob es an etwas Generellem oder so liegt. Tut's nicht, ist nur ‘The Big Lebowski'. ‘Fargo' rockt nämlich zu Tode. Ich finde das Drehbuch hier nicht besonders wiff. Das ist nicht komplex, das ist kompliziert und genau das stört mich.
Ich hab's nochmal versucht...und es wieder nicht wirklich geschafft. Gut, es mag an der grassierenden Grippe, die mich heimgesucht hat, liegen, aber so zufällig ist es nicht, dass ich bei diesem Film wirklich immer einschlafe. Nein, der ist nicht meins. Trotz deNiro, Pacino und wie sie nicht alle heißen. Der nervt mich und das hat er schon immer getan.
Der Einstieg und das Ende zeugen von absoluter Kompromisslosigkeit. Das hat mir zugesagt. Abgesehen davon natürlich, dass das ein unheimlich humorvoller Film ist. (Mir war übrigens vorher gar nicht klar, dass die Figur aus ‘From Dusk Till Dawn' ihre Vorlage in diesem Streifen hat.)
Vigo ist ein Zauberer. Seine Experimentierfreude kennt keine Grenzen und doch ist 'L'Atalante' eine Art Bestandsaufnahme der bisherigen, noch kurzen, Filmgeschichte. Vertovs Kameraaauge bettet sich homogen in den Flussstrom, Méliesses Unterwasseraufnahmen werden zum Übermaß ästhetisiert ohne dabei ihren natürlichen Charakter zu verlieren.
Der Film ist zudem ein Abgesang auf das 19. Jahrhundert. Auf die großen Weltausstellungen, die Freude am Obskuren und mechanisch-technischen Spielzeugen. Michel Simons Begeisterung für das Grammophon ist die gleiche Begeisterung, mit der er eine kleine Spieluhr aufzieht und wenn dann - in einer der fantastischsten Szenen überhaupt - Musik durch die Berührung der Schallplatte mit dem Finger erklingt, dann zeigt es eben das, was ein Zauberer zeigen will: Magie. An dieser Stelle der Geschichte hat die Technik ihre Magie noch nicht verloren, die Rationalisierung hat sich noch nicht vollzogen.
Um es in für diesen Film völlig untypischer Manier auszudrücken: Mindblowing.
Ich hab mir das nun mal angeschaut und überlegt, aus welchen Gründen ich das nicht mag.
Die Bezüge sind ja mehr oder weniger deutlich. Hank ist der Charlie für Erwachsene (sie haben sogar die gleiche Synchronstimme, wie mir auffiel, als der ORF eine Folge ausgestrahlt hat). Zum zweiten ist Hank Moody ein 'Möchtegern-Bukowski', wie seine Tochter ihn nennt (jaja, ich hab mir das wirklich komplett angeschaut). Zum dritten ist es dann doch der Schauplatz, Los Angeles, der dem ganzen einen netten reflexiven Touch geben soll - der am stärksten natürlich in einer der späteren Staffeln zu Tage tritt, wenn versucht wird ein Serienkonzept an 'Showtime', die Produktionsfirma der Serie, zu verkaufen. Das sind, glaube ich, die Elemente, die die Macher damals in den ersten Gesprächen versucht haben an den Mann zu bringen. Klar, Hank trinkt, vögelt, prügelt sich durch die Gegend, das hat Kultpotenzial, zumal Duchovnys Nymphomanie ja nicht nur einmal durch die Presse geisterte.
Alles klar bis hierhin. Ich mag Trinken, Vögeln, Bukowski und Produktionsfirmen, die sich selbst nicht allzu ernst nehmen. Es wäre auch sicherlich gelogen, wenn ich sagen würde, dass ich mich nicht hin und wieder gut unterhalten gefühlt habe. Ich meine: RZA? Als ich das Haus sah, kam es mir bekannt vor - aus MTV Cris, nehme ich mal an... - und schon überlegte ich, ob Methode Man (Cheeeeese) einen Gastauftritt hat. Gut, auch die Dialoge haben hin und wieder etwas 'Spritziges'.
Vor allem mag ich Bukowski. Auf gewisse Weise ähnelt das Schema der Serie dem Werk Bukowskis. Die Serie erzählt immer und immer das Gleiche. Hank will ein besser Mensch werden, um zu seiner wahren Liebe und seiner Tochter zu gelangen, er vögelt rum, es stellt sich heraus, dass eine der Frauen die Lehrerin, Mutter der Freundin, Tochter des neuen Mannes seiner Ex-Frau oder Tochter ist, das ganze Vorhaben scheitert. Dieses Modell wird wieder und wieder abgehandelt. Das kann leicht ermüdend werden. Aber das ist gar nicht das Problem. Denn im Grunde funktionieren Bukowski-Geschichten auch immer gleich. Man wartet bei der Lektüre nicht auf eine Charakterentwicklung, eine innovative Idee im Verlauf der Story oder sowas. Das Problem von Californication ist viel eher, dass etwas fehlt, was ich bei 'Henry' immer und immer wieder finde: Herz.
Californication ist nicht ehrlich, es ist auch nicht schonungslos und deshalb ergreifend. Die Figuren sind allesamt egomane Arschlöcher. Genau wie Buk. Aber sie geben es nicht zu. Karen, Hanks 'Frau', gibt immer wieder vor, sie wolle nichts anderes als ein normales Leben, weshalb sie Hank nicht zurücknehmen kann. Dabei vögelt sie in jeder Staffel mindestens einmal mit ihm. Charlie Runkle kämpft angeblich beständig darum, seine Frau wiederzugewinnen. Dabei vögelt er alles, was nicht bei drei auf den Bäumen sitzt, usw. (Mir kam es übrigens auch so vor als ließe ein sorgsamer Umgang mit den Figuren von Staffel zu Staffel nach. War es zu Beginn noch recht rührend, wenn Hank seiner Tochter Dylans 'Blood on the Tracks' empfiehlt, als sie über Herzschmerzen klagt, sind seine späteren Versuche ihr Herz durch den Kauf einer überteuerten Gitarre zu gewinnen, nichts als durchschaubar. Und: Dass sie das durchschaut, macht es nicht besser. Die Figuren glauben sich ja selbst und untereinander nichtmal mehr. Gut, man könnte jetzt sagen, dass das ein ziemlich getreues Panorama Hollywoods ist aber das ist mir ein bisschen zu viel Metaebene ('alte Reckin') hineingedacht.)
Klar wird auch nach und nach, dass vieles schlichtweg vorgeschoben ist. Denn die Tatsache, dass Hank Schriftsteller ist, spielt zu genau keinem Zeitpunkt eine größere Rolle. Provisorisch sitzt er drei, vier Mal pro Staffel an der Schreibmaschine. Er könnte genauso gut Werbejingles komponieren. Die Serie geht unflätig mit ihren Figuren um, weshalb sie zu nichts als zu gängigen Sexwitzchen dienen.
Diese aber scheinen dringend gebraucht zu werden. Der Wunsch, sich über Analsex, ejakulierende Frauen, Schambehaarung und Dreier mit dem besten Freund zu unterhalten, ist wohl so weit unterdrückt, dass er zwangsweise auf Serienfiguren projiziert werden muss.
Unmöglich, etwas über diesen Film zu schreiben. (Und wenn es jemand versucht, hört es sich unmöglich an, wie man an den Kommentaren hier sehen kann.)
Ein Film über Würde.