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Alle Kommentare von boxcarsboxcars
es ist müßig an dieser stelle über die schauspielerischen fähigkeiten natalie portmans zu schreiben, das war wirklich beeindruckend. weiters war die ästhetische umsetzung des ballerinathemas genauso beeindruckend - aus geschwisterlicher erfahrung heraus kann ich bestätigen, dass ballerinazimmer so und nur so aussehen und die auch wirklich solche und nur solche klamotten tragen, da wurde also sehr gut recherchiert. es bleibt auch relativ unergiebig cassel zu loben. meine symphathie für dieses arschloch ist unbändig und daran wird sich aller wahrscheinlichkeit nach auch nie etwas ändern.
genauso beeindruckend wie all das ist aber auch die einfallslosigkeit, die den film durchzieht. die einzig clever anmutende idee bleibt eben, dass man ballet als sujet wählt, weil da nunmal schöne mädchen schöne dinge tun und diese schönen mädchen hart arbeiten, innerlich zerrüttet sind usw. aber mal ganz ehrlich, hand aufs herz: war da mehr? die spezifischen motive sind dann doch alle recht unspektakulär. ein dramaturg, bei dem man nicht nur mit tänzerischen fähigkeiten glänzen muss, eine mutter, die ihre eigenen sehnsüchte in ihrer tochter verwirklicht sehen, eine tänzerin, die durch puren fleiß und reine disziplin ans ziel kommen will, eine tänzerin, die eher verrucht daherkommt und die andere auf ihre seite ziehen will, zwei seelen hausen gar in meiner brust, spiegel, spiegel, spiegelei.
nichts für ungut, ein äußerst prätenziöser film und ich habe es sehr genossen natalie portman, die heldin meiner kindheit zu studieren, aber mit drehbuchtechnischen finessen oder guten ideen trumpht black swan sicher nicht auf.
ne frau fährt mit ihrem sohn in ne hütte, die subtiler weise in nem wald namens 'eden' steht. sie will über 'genozid' promovieren. macht sie aber nicht, weil sie das ganze zeug so geil findet, dass sie nicht wissenschaftlich drüber schreiben kann. ihrem mann, nem hobbypsychologen, sagt sie das aber erst, nachdem besagter sohn, dem sie die schuhe immer falsch rum anzieht, weil sie vom teufel besessen ist und ihr eigenes kind quälen, deformieren will, aus dem fenster fällt, während sie 'n bissken unter der dusche rammeln. danach gehts der frau dann recht schlecht, weshalb sie anfängt sich selbst zu verletzen mit allem pipapo. gut, denkt der olle sich, fahr ich ma mit der nach eden, irgendwie scheint da das monster, das nun in ihr haust, zu wohnen. dort angekommen, geht erstmal alles ganz gut. aber dann kommt er drauf, dass seine frau ne affinität zum teufel und hexen hat, zum bösen. daraufhin wird sie relativ wütend, rammt ihm 'n stein in die eier, quetscht 'n bissken blut aus'm stengel und hängt ihm danach nen schleifstein ans schienbein. alles in allem kriegt der hobbypsychologe es dann aber doch hin, erwürgt sie und der film ist (gott seis gedankt) aus.
ich glaube, es braucht niemanden, der die albernheit dieses films zur sprache bringt, das müsste jeder beim ersten mal schauen eigentlich bemerken. (die dialoge sind unpackbar: 'du warst immer sehr distanziert.' 'distanziert?' 'ja.' 'kannst du mir ein beispiel nennen?' 'ja, letztes jahr im sommer zum beispiel. da warst du sehr distanziert.' ???).
WAS aber zwingend notwendig ist, ist darauf hinzuweisen, dass lars von trier ein dummes dummes sackgesicht ist. das allein ist nichts neues, was aber neu ist: er befleckt wehrlose kollegen! wer um alles in der welt hat diesem vollmongo erlaubt diesen film tarkowskij zu widmen? und wie KOMMT der denn darauf? weil viel grün im film ist wie in 'stalker'? weil er krampfhaft versucht mit klassischer musik, schwarzweiß gewollt und nicht gekonnten szenen die kusntfertigkeit, die aus jedem tarkowskijbild spricht zu kopieren? das ist eine frechheit! nur, weil er 'n paar tiere durchs bild laufen lässt, wie ers vorher im kiffrausch bei tarkowskij gesehen hat? dir eine feder in den arsch zu stecken, macht dich noch lange nicht zum huhn, du pisser! und nein! es gibt hier keinen 'schönen bilder'. was soll das überhaupt? an all die sz leser: wenn ihr'n schönes bild sehen wollt, geht ins museum.
wenn trier die eier gehabt hätte und einfach mal ohne diesen blasierten müll die geschichte erzählt hätte, wie ich es weiter oben getan habe, hätte der film wenigstens ein gutes gehabt: er wär auf prosieben gegen halb elf sonntags gelaufen und man hätte umschalten können. da gibts nämlich absolut nichts, wonach es sich zu fragen lohnt, absolut nichts. aber ja, das ist in einer zeit, in der träume nicht mehr wichtig sind, 'weil freud ja tod ist' wohl nicht mehr angesagt. ich fänds jedenfalls ganz nett, wenn trier vielleicht vor drehbeginn des nächsten films mal 'n buch liest, oder sich nen schleifstein durchs bein jagt, dann weiß er nämlich, wie sich das für zuschauer anfühlt, die sich diesen dreck geben müssen, weil ein großteil anscheinend auf alles reinfällt, was von arte gesponsort wird.
das ist die stelle, an der antonioni die naturmaschine so perfekt beherrschen gelernt hat, da ist etwas im beginnen, was zu beginnen nicht aufgehört hat. 'ich kann im fortschritt keinen fortschritt' sehen. aldo geht schritt um schritt, entfernt sich von sich selbst, um dann zum schluss in einer spiralbewegung doch zu sich zu finden. motorboote zerschneiden trommelfelder, tankstellen laufen über, der hass gegen die natur ist unendlich groß. die naturaufnahmen sind reiner zucker, die dialogführung im kahlen baumfeld exzellent und auch die musik funktioniert fabelhaft. fand ich sehr sehr sehr sehr gut, tut aber auch seeeeeheeer weeeheeee. vor allem die zwei demütigungen gegenüber seiner frau und dem kind. all die leeren leeren gesichter um die verzweiflung. aldos innerstes kehrt sich da nach außen.
'stimmt so'. krampfthaft versucht durch insekten ein schweigen der lämmer feeling aufzubauen, was ja noch klar geht, aber: wörtliche zitate ohne augenzwinkern zu übernehmen, schien mir schon etwas platt. dass es am ende dann in guter alter psychomanier...naja, vielleicht will das ja noch jemand gucken.
ich fand's albern, die dialoge hingerotzt und das, was du hier mit neuer ästhetik meinst - glaube ich - fand ich sehr albern. 'oh kumma, am ende schlüpft der schmetterling, dann haben wir einen raaaahmen für den film gefunden' und gezeigt, dass die frauenbewegung angeblich funktioniert hat, oder was?
es gibt filme, für die ist es irgendwann an der zeit. für diesen ist die zeit bei mir gerade und es ist schön, dass das so ist. er ist ein ruhekissen und das gegenteil der emotionalen pissrinne. einer der traurigsten filme, die ich kenne. er entfaltet nach dem vierten oder fünften mal eine halluzinogene wirkung, auf die man nicht mehr verzichten mag. 'ich seh mal, wo ich welchen finde' und dann geht joyces odyssee los. er sucht nicht die wahrheit, einen sinn oder liebe, sondern wein und auch, wenn diese reise länger dauert als erwartet, ist sie am ende wenigstens erfolgreich.
'ich wusste gar nicht, dass die damals ringe verteilt haben' - is doch nett, fand ich ok.
ihre kinder einer drrrrrreckigen hure! wer bewerten will, soll bewerten und nicht lang kommentieren: 10, liebe, alles andere blödsinn.
Ob Verherrlichung des Kapitalismus, schnöde 'Rags-To-Riches-Story' oder überzogener Müll, ich glaube, dass Will Smith so etwas wie das neue Selbstbewusstsein der Afroamerikaner unter Obama verkörpert - blabla, ja der Film ist von zweitausendsechs, bla bla, nicht nur von zwölf bis Mittag denken. Das wird bei 'I am Legend' ja noch ausgeprägter. Ein Überlebender: Will Smith, und der hat nichts besseres zu tun als die Menschheit zu retten. Ach, naja, auch egal. Ich fand weder diesen hier, noch I am Legend wirklich 'schlecht'. Haben mir sogar etwas Spaß gemacht, noch dazu fand ich, dass 'Das Streben nach Glück' sehr schön die Bret Easton Ellis 80er zeigt. Und das wahrscheinlich nichtmal unbewusst.
Ich weiß, dass man immerzu dazu neigt, die gerade erst gemacht, die aktuellen Erlebnisse über längst vergangene oder vor geraumer zeit gemachte stellt. Und mir ist weiterhin auch klar, dass das zu einer ewigen Dauerschleife von solchen Phrasen wie 'noch nie', 'zum ersten Mal' usw. führt. Darum will ich mich so weit wie irgend möglich - inwiefern das überhaupt möglich ist, wird man sehen - zurückhalten und nicht überschwänglich werden.
Dennoch: Das einzige Filmerlebnis, dass mich in den letzten vier oder fünf Monaten so sehr beeindruckt hat wie 'Le Notti Bianche' war, als ich zum ersten mal 'Vivre sa vie' im Kino sah. Sind mir bei dem noch etliche Gründe eingefallen, weshalb mich das aus dem Sessel geklopft hat, bin ich nun ratlos. Ich weiß keinen Grund, das einzige, was ich weiß, ist dass dieser Film wunderwunderschön ist. Und zwar so wunderschön, dass er einen nicht nur am Ende weinen macht. Ich kannte die Dostojewski Vorlage bereits, die Geschichte kam mir also nicht spannend vor oder etwas in der Art. Aber das war auch nicht wichtig, ich wusste, wie es ausgeht und ich bin davon überzeugt, dass jeder, der sich nur ansatzweise mit Visconti oder Dostojewski auskennt, das auch weiß, weil es nicht anders geht. Aber trotzdem sitzt es so tief danach, der Stachel, der in den letzten zehn oder fünfzehn Minuten in's Herz dringt, ist nicht mehr rauszukriegen.
Ich möchte noch anfügen, dass ich falsch an 'Le Notti Bianche' herangegangen bin. Da ich die Vorlage kannte und den Film eigentlich nur zur Komplettierung meiner Visconti'lektüre' schauen wollte, aus universitären Gründen. Gucken und Abhaken war eigentlich die Devise. Aber spätestens und wirklich aller spätestens ab der Szene im Tanzlokal - in der Visconti nebenbei erwähnt sämtliche Godardtanzsequenzen vorwegnimmt - war es ein einziges Staunen, Zittern und Schütteln.
Gerade, weil ich den Eindruck habe, als würde dieser Film in Viscontis gigantischem Werk untergehen und aufgrund von Ludwig, dem Leopard, Der Tod in Venedig oder Rocco und seine Brüder weniger Präsenz besitzen, will ich, dass unbedingt zur Kenntnis genommen wird, dass 'Il Notti Bianche' nicht nur wegen zwei fantastischer Schauspieler absolut sehenswert ist, sondern auch aufgrund der gnadenlosen Schönheit, die jedes Bild, jede Einstellung in jedem Atemzug begleitet.
Zugegeben, es fällt mir immer schwer, Stroszek zu gucken. Verbunden mit Ian Curtis, Alfred Döblin und vielem anderen, gehört der Film in eine Kategorie mit Werken wie "I see a Darkness", "Malina", den "Duineser Elegien" oder Rodins "La porte de l'enfer".
Zugegeben: Bruno ist kein Insasse einer Heil- und Pflegeanstalt aber dort wäre er sicherlich besser aufgehoben als im freien Amerika. Denn das liegt Bruno eher weniger. Dafür liegt Herzog das Thema hier genau so gut, wie das der Ureinwohner, Flüsse und Dreckschleuderei. Dreck wird hier allerdings auch geschleudert, vor allem in Richtung Zuschauer. Es schnürt und schnürt einem die Kehle zu, bis zum Schluss, an dem Bruno dann doch Teil des Laufs der Welt ist, nur ein bisschen zu spät.
http://www.youtube.com/watch?v=7RVOO5hNIAg
(es gibt für mich keinen wichtigeren.)
verzweifelte filmdiva, drogen, filmgeschäft, journalismus...typische screwballelemente dienen hier, um ein nachkriegsdeutschlandshowgeschäft zu zeigen. aber das ist gar nicht der punkt. wer einmal die sequenzen bei der nervenärztin gesehen hat, weiß, dass es eigentlich nur um die bilder, um ein gleißendes weiß, geht. und ja, hab ich oft angehalten zwischendurch. ging nicht anders, musste ich länger angucken. vielleicht fassbinders 'schönster' film?
es fällt mir unheimlich schwer, diesen film zu schauen, ohne an irgendeine andere produktion der 'deutschen geschichte' zu denken. ob das wunder von bern, leben der anderen...ach, sowas eben. eine schöne, familientaugliche, geschichte, also schön erzählt. aber vor allem eins: fantastisch in szene gesetzt. was schygulla da macht, ist der wahnsinn, die kamera, die farben, die sets...hat mir sehr gut gefallen. wenn das ganze halt dennoch ...mit heutigen augen gesehen...ach, komm, mainstream kann man gar nicht dazu sagen. aber ist es eben.
In seinem untypischstem Film findet Cronenberg zu seinem Kern, den er hier nicht verhängen, mit Blut übertünchen oder in rohe Fleischmassen einarbeiten muss. 22 Jahre nach dem Kurzfilm Transfers, dem kurzen Zwischenspiel Stereo, das in vielerlei Hinsicht als Prolog gelten kann, seiner Parasiten Trilogie und dem dunklen, aber etwas albernen, Videodrome, hat er hier sein schwärzestes Schwarz gefunden. Der Trick, die große Idee liegt in einer Umstülpung. Das, was sonst, in Barocker, ungläubiger Thomas Manier daherkam, wo in Wunden gestochert, das Innerste nach Außen gekehrt wurde, tropft nun vollständig aus jedem Bild.
Es wird so schnell klar, dass die Suche nach der Absurdität gar nicht so weit führen muss wie in Crash oder jedem, wirklich jedem anderen, vorigem Cronenbergfilm. Er findet hier das Sujet, auf das er die ganze Zeit vorher gewartet haben muss. Es kann, und da bin ich mir ganz sicher, kein anderes sein, alles finden wir hier.
Fantastisch, kannse dir den Mund fuselig drüber reden, schon probiert! (Und wenn das alles noch nicht reicht: Der ist der, der am meisten wehtut! Cronenbergs Zenith, 'eine der Sternstunden des 80er Jahre Kinos', Applaus!)
Cronenberg hat seine Sujets so gut gesammelt, aussortiert und geordnet. Fein säuberlich liegen sie alle im Nähkästchen da, er braucht sich nur nehmen, was er gerade braucht. 'n bisschen Sado Maso, ein ganz kleines bisschen Gesellschaftskritik und über allem schwebt ein konstruktivistischer Medienbegriff, für den Baudrillard wahrscheinlich laut Beifall geklatscht hat. Ziemlich versiert das ganze. Aber dem Film wird auch das ein wenig zum Verhängnis, was Scanners und Shivers (von Crash sehe ich mal völlig ab) ins Straucheln bringt: Die Albernheit. Lachen ist gesund und lachen tut auch gut, das ganz bestimmt. Nur weiß ich nicht, inwiefern das dem ganzen hier dienlich ist.
Zweifellos gibt es wirklich eindrückliche, ja...sagt man da erschütternd oder so...jedenfalls Szenen und Bilder. Aber die Konstruktionen der Einfälle finde ich meistens viel intensiver und wichtiger. Die Idee, den Tod oder die Mutation durch das Mikrofon über die Lautsprecher übertragen zu lassen, ist einfach aber sehr gut. Davon gibt es noch viele andere hier. Die wirken, bei einem Film, in dem Videokassetten in Bäuche gesteckt werden, umso stärker.
Nein, das hört sich alles nicht gut an. Aber das ist Videodrome. Auch, wenn er sich hin und wieder ein wenig ernst nimmt. Und, um noch ein Wort über diese Medienthematik zu verlieren: Ich musste recht häufig an Arbeiten von Haneke denken. Ohnehin passiert mir das bei Cronenberg oft.
Obwohl Shivers zeitlich deutlich vor Scanners liegt, kann man hier deutlich besser Cronenbergs Ambitionen erkennen. Die Insel, der Apartmentkomplex, die Wohnung hinter'm Glas, die eigene Haut. Die Distopie der Isolation, die in die erotische Utopie umschlägt.
Die Parallelmontage ganz am Anfang zeugt von einem so großen Filmverständnis, dass es einem Gänsehaut macht.
Der Film hat ein unheimliches Tempoproblem. Nach wirklich fabelhaften dreißig Minuten, nach der ersten Szene und der Verfolgungsjagd, verfällt er mehr und mehr in eine Ödnis. Aus der reißt dann auch die Busfahrt ihn nicht mehr hinaus. Einzig und allein die letzte Szene ist absolut großartig. Ist das jetzt Trash? Splatter? B-Movie? Egal, was es ist, es macht streckenweise sehr viel Spaß und es zeichnet sich eine Ästhetik ab, die nur kurz später zu dem Punkt gelangen sollte, die man heute als Cronenbergs stärkste Phase bezeichnen kann.
Frau Erika Rohmer muss sterben, und das, ja, warum eigentlich? Man weiß es nicht so genau, wahrscheinlich, weil sie da war. Genau das trifft auch auf viele Aufnahmen und Sequenzen zu. Scheinbar vieles, weil es da war, auch nur"0da war, auch nur da. Ich habe recht oft gelacht, über das 'Syndikat', Frau Erika Rohmer, die 'Antoine Doinel' Aufnahme, den Polizisten. Und mal ganz im Ernst: Wenn Fassbinder statt dieser Can-artigen Mucke, 'n bisschen flotte Rolling Stones Schmeißer, was von Bowie oder so druntergelegt hätte, der Film in Farbe wäre und alles noch ein bisschen blutiger ablaufen würde, dann hätte er den ersten Tarantino gedreht.
Aber man sieht sehr schöne Ansätze, nicht nur Anleihen (die liegen ja so deutlich auf der Hand, dass man hier von Persiflage sprechen sollte). Mich wundert lediglich, dass 'Katzelmacher' einen weitaus sichereren Eindruck macht. Da gibt es kein Suchen nach Motiven und auch kein Vertun. Aber dazu mehr, wenn ich die Erinnerung da aufgefrischt hab.
Renate fragt sich, ob ihr Vater sterben muss, muss er nicht, wenn er leben will, sagt die Krankenschwester. Renate versteht das zu Beginn nicht und fragt die Schwester ihres Vaters - die gute Fee, das Gewissen - was das soll, aber Renate ist noch zu klein. Renate darf nur zusehen, wie ihr Vater seine Frau, ihre Mutter, verdrischt, weil er wieder zu viel gesoffen hat und seiner alten Liebe und nem Sado Maso Peitscher aus Marokko hinterherhängt. Renate darf dann, nachdem sie ihren Vater im Krankenhaus nicht sehen durfte, weil sie dafür zu klein ist und zu viel Lärm macht, wie Kinder nun mal so sind, ihrer Mutter dabei zusehen, wie sie sich von nem Freier unterm Herrgottswinkel bumsen lässt. Renate macht die Tür einfach wieder zu, traut sich aber dann doch noch das ein oder andere mal, ihren Vater, dem es jetzt wieder gut geht, weil er ein tolles Geschäft am laufen hat, um Rat zu bitten, wenn sie die Matheaufgaben nicht allein hinkriegt. Renate ist vielleicht nicht gut in Mathe, aber Renate ist am Ende die einzige, die weiß, wieso sie ganz in schwarz über den Friedhof geht: Nicht, weil ihr Vater gestorben ist, sondern weil er nicht leben wollte. Das ist Freiheit bis in den letzten Winkel gedacht.
Das Messer geht auf und Franz nimmt noch einmal ordentlich Anlauf, damit am Ende auch wirklich kein Zweifel daran besteht, dass er wirklich für alles, was er nie brauchte oder wollte, bezahlt hat. Nicht ein Fitzelchen Selbstachtung, Fleisch, nicht der kleinste Überrest ist an der Klinge hängen geblieben. Alles ist in die letzten zwei Minuten des Films gesickert, findet im Schlussbild dann auch gleichzeitig die Entschuldigung: Alles nur, weil die liebe von ihm mehr verlangt hat als ein Butterbrot.
Bergman inszeniert einen 90-minütigen Dialog, für den er alles, was seine Intensität schmälern könnte, auslöscht. Der Erzähler bleibt Erzähler. Kurzzeitig kommt ihm die Funktion einer Erinnerungsstütze bezüglich christlicher Moralvorstellungen zu aber auch hier nur andeutungsweise. Hörstsonaten verfolgt einen Dokumentationscharakter, der vor allem durch eine enorme Zeit- sowie Handlungsraffung und einen beständig aprupten Schnitt herausgeschält wird. Typisch für Bergman ist die Bezugnahme auf einen möglichst geringen Zeitraum, von dem aus er die Vergangenheit der Figuren Stück für Stück zeichnen kann (ein ähnliches Verfahren findet sich in: Das Schweigen, Persona und natürlich Wilde Erdbeeren. Als Gegensätze dazu wären Szenen einer Ehe und Das Siebente Siegel zu nennen). Besonders schlüssig wird dadurch das Setzen eines offenen Endes, welches das einzig logisch mögliche bei seinem Verfahren bleibt.
Fellini nutzt häufig eine Art Komplementäreinstellung, indem er Rückenfiguren und solche, die en face gezeigt werden, gleichzeitig im Bild einsetzt. Besonders die Aufnahmen in Zampanos Wagen sind hierfür bezeichnend. Inhaltlich ist dies wohl in einem entgegengesetzten Verlauf zu deuten. Zampanos Ziel führt Gelsomina weiter weg von zuhause usw. Alles mündet dann in der Feststellung, dass ein gemeinsamer Weg nicht existiert, geschweigedenn begangen werden kann. Das Verhältnis zwischen den beiden Hauptfiguren findet seine intensivste Darstellung im Kloster. Fellini ordnet seine Komposition so, dass Masina auf dem liegenden Quinn zu sitzen scheint und zwar stark verkleinert. Das Verbinden von Objekten in der Fläche, auch oder gerade wenn sie räumlich in keinem Zusammenhang stehen, erinnert an südniederländische Malerei des 15.Jahrhunderts, genauer auch an Brueghel, sowie Bergman (Persona) und Tarkowskij (Zerkalo). Im Gegensatz zu 8 1/2 und La dolce vita sind die Bilder La Stradas deutlich unbewegter, statischer. Das mag aber generell daran liegen, dass La Strada mit weniger Figuren Vorlieb nimmt und der Focus dadurch sehr eng, dafür aber enorm tief wirkt.
Haynes Meisterwerk und eindringlichster Film, noch vor Poison, besticht anfangs vor allem durch seine stringent durchkomponierten Raumkonstruktionen. Wohnräume werden nicht gestaltet, sondern sie gestalten selbst. Sie verdrängen Carol White an den Bildrand, drücken sie nieder, lassen sie förmlich ausbluten. Das gleiche trifft auf die Außenarchitektur zu. Diese macht Haynes sich in guter Antonioni Manier zu nutze. Die Totalen sind die dem Menschenwesen am nahesten Einstellungen. Es ist fraglich. ob der Bunker, in den Carol am Ende einzieht, nicht eigentlich dem Gefängnis, in dem sie vorher gelebt hat, nicht unähnlich ist. Ein großes Deutungsproblem liegt darin, dass die Organisation in Wrenwood nicht eindeutig zu klären ist. Indizien für ihr Dasein als Sekte gäbe es zuhauf. Allerdings thematisiert Haynes die Organisation als solche nicht, was die Zuschauerbeziehung zu Carol vertieft und unerträglich macht. Eine tour de force.
Gilles Deleuze trifft es ganz hervorragend, wenn er schreibt: "Selbstverständlich gibt es eine Situation, Aktionen und Reaktionen; aber es tritt eine weitere irreduzible Dimension hinzu. Man bemerkt, an diesem Beispiel von Lang wie an vielen anderen, daß das Geschriebene (das Fahndungsplakat, die Zeitung) der stimmlichen Verlautbarung dient, von bestimmten Sprechakten übernommen wird, welche die Szenen verbinden. Was zur Folge hat, daß in der Tat ein einziger unbestimmter Sprechakt (das Gerücht) zirkuliert und sich verbreitet, während lebendige Interaktionen zwischen unabhängigen Figuren und entfernt liegenden Plätzen sichtbar werden. Je autonomer der Sprechakt wird, indem er über bestimmte Personen hinausgreift, desto problematischer erweist sich das von ihm eröffnete Feld der visuellen Wahrnehmung, insofern es auf einen problematischen Punkt an der Grenze der miteinander verknoteten Interaktionslinien weist: so etwa den Mörder, den man kaum sieht, allenfalls sitzend von hinten (oder die Doppelgänger in Fords Film oder die Verzweigungen bei Mankiewicz). Die Struktur und die Situation bedingen die Interaktionen nicht anders als die Aktionen und Reaktionen, doch es sind regulative und nicht mehr konstitutive Bedingungen. 'Die Interaktion bleibt durch derartige Bedingungen strukturiert, doch bleibt sie im Verlauf der Handlung problematisch.'"
Mit 'M' testet Lang keineswegs die Grenzen des Tonfilms. Viel mehr steckt er sie ab und versucht aus dem Nachfolger des geschwätzigen Stummfilms, dem schweigenden Tonfilm, einen sprechenden, lebendigen Film zu konstruieren. Das Wort, das im Stummfilm lediglich von der Zweitfunktion des Auges wahrgenommen wurde und alles in eine indirekte Rede setzte, versteht Lang im gesprochenen Sinne nicht als rein an die Akustik gebundenes Element. Er verknüpft gesehenes und gelesenes Bild mit dem gehörten und gelesenem Wort was zu einer Synästhesie führt, die im Stummfilm in ähnlicher Weise von Regisseuren wie Vertov, Eisenstein oder Ruttman auf die Spitze getrieben wurde (wobei es sich hier meistens um eine rhythmisierende Optik handelt, natürlich mit Ausnahmen wie zum Beispiel der Suggestion von Wind, Höhe usw.).
'M' ist sicherlich einer der großartigsten deutschen Filme, die die Silhouette des nationalen Films zeichnen. Abgesehen von seiner filmischen Rafinesse sind es dann die äußeren Umstände, die Aura, die ihn zu dem machen, was er ist oder besser noch: die ihn so wirken lassen, wie er wirkt. Ob nun die Tatsache, dass Kafkas Jahrhundertroman 'Der Proceß' nur sechs Jahre zuvor geschrieben worden war oder die Machtergreifung Hitlers. All das setzt Fritz Langs Opus in einen historischen Kontext, der den Zuschauer, vielleicht heute noch mehr als damals den zeitgenössischen Zuschauern, Angst lehrt.
Diesen Film mit Begriffen wie Oldie oder Klassiker umschreiben zu wollen, grenzt an Hohn. Aber auch, wenn ich selbst immer wieder darüber enttäuscht bin, dass etliche andere Werke, vor allem Spione und Frau im Mond, über 'M' vergessen werden, bleibt es nicht aus, seine Größe und Bedeutung zu unterstreichen und der Versuch, die von ihm ausgehende Faszination in Worte zu fasen, soll, darf und muss von jedem gemacht werden. Nicht nur in Deutschland hat 'M' den Einzug in einen Bildungskanon völlig zu Recht erhalten. Gerade deswegen möchte ich nochmal erwähnen, dass dieser Film kostenlos im Netz zu haben ist.