boxcarsboxcars - Kommentare

Alle Kommentare von boxcarsboxcars

  • Wolfgang M. Schmitt jun. Zumindest, wenn man dem Text, der sich unter dem Videokästchen befindet, Glauben schenken darf.

    Was der Scheiß soll, ist eine Frage, die man grundsätzlich doch als Web-Adresse für so ziemlich alle Seiten im Internet verwenden könnte, oder? 'tschuldigung aber ich hab bereits hin und wieder Kommentare dieser Art bezüglich der 'Filmanalyse' auf Youtube gelesen und ich finde sie meist recht ärgerlich. Nicht, dass man Schmitts Interpretationen grundsätzlich folgen müsste - ich selbst tue das sicherlich auch nicht immer - aber als 'Konter' eine derart bescheuerte Frage zu stellen, während Schmitt sich eigentlich immer sehr viele Mühe gibt dem Konsenssud zu entfliehen, was in einer Zeit, in der jeder, der einen Film guckt, meint darüber schreiben zu müssen - eine Sache, die, wie wir auf moviepilot nicht selten sehen, ziemlich oft schief läuft-, nicht gerade einfach ist, halte ich für äußerst dürftig.

    (Und neinein, das ist kein: Stell du erstmal wöchentlich ein zehn-minütiges Analysevideo online, um selber meckern zu dürfen. Das ist viel eher ein: Mach dir doch einen Spaß daraus, Schmitt 'zu kriegen'. Seine Thesen zu widerlegen oder einen theoretischen Ansatz für einen Film zu finden, der mehr hergibt als seiner. Ich glaube, dass das ein Spielchen wäre, das sowohl ihm, als auch allen anderen, deutlich mehr Spaß machen würde als sich von der ungewohnten Erscheinung im Anzug und dem gespielten Bildungsbürgertum angegriffen zu fühlen.)

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    • für 'mittendrin statt nur dabei' müsste man sogar beim 'doppelpass' noch was in's phrasenschwein schmeißen.

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        "Fans dieses Films mochten auch: Bad Teacher", glaub ich gern. mit den 'beiden' hätte man mehr machen können.

        http://www.youtube.com/watch?v=QiZJMZ3ZI0Y

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          eigentlich wollte ich mir 'manhunter' anschauen aber den hatte die Videothek nicht. nichtsdestotrotz bleibt zu sagen, dass dieser teil hier sicherlich der beste ist. also natürlich nach...aber gut, ich rede ja nicht mit blinden über filme. norton spielt das ding ganz gut runter, keitel ist auch immer nett und die Idee, dass visuelle speichermedien Obsessionen und gefahren bergen, finde ich ja auch zehn Jahre später noch ganz gut. ne, das kann man schon mal so machen, wenn man bock drauf hat.

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            natürlich. es ist schwer jodie zu ersetzen. das macht julianne auch nicht ganz falsch. also wenn eine das hätte können können, dann sie. aber sie kann's leider nicht und das wird einem ganz schmerzlich klar in den Momenten, in denen man snippets aus 'schweigen der Lämmer' hört. aber für ray gibt's dann doch noch zwei punkte,...mannmannmann (george), wie debil muss ein debiler sein, wenn er eine debile rolle annimmt?

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              fuck, so ein grober Unfug. das macht mal sowas von überhaupt keinem spaß. 'ein m für...' ja, ein 'm' für 'mimi' gibt's hier.

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                das war ganz großes (hollywood)kino. (tschuldigung, wenn ich das so sage, sagen muss, sagen möchte)

                do the right thing.

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                  mich lässt das gefühl nicht los, dass da ein paar dinge an mir vorbeigegangen sind. entweder das, oder er ist wirklich nicht 'der' kracher, für den man ihn hält. gibt's da nicht einige drehbuchprobleme? und auch die Figuren erscheinen mir zum teil ein wenig merkwürdig konzipiert. abgesehen davon kriegt man davon natürlich dicke eier. kenne keinen anderen ford, indem er den Himmel so fantastisch reinkriegt wie hier. empfehlen muss man den nicht, guckt ja sowieso jeder, der was auf sich hält. darum wollt ich 'n bisschen meckern.

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                    fand ich nett, hat mir gut gefallen.

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                      muss ich nach oben korrigieren. hab den seit sechs, sieben jahren wieder gesehen und war wirklich beeindruckt.

                      • Wenn man den Film retten wollen würde, täte man das so: Es ist vorbildlich, dass Cronenberg sich eines aktuellen Themas widmet, einem, das von allen Seiten verschleiert wird und dessen zentrale Frage lautet: Wieso kriegt keiner das, was er verdient? Wieso verdienen Menschen nichts als einen Tritt in den Arsch und bekommen dennoch viel Geld. Gut, dass ein renommierter Regisseur-Ninja sich diesem Thema annimmt. Pattinson, der anscheinend der filmgewordene Justin Biber (also der junge Mel Gibson sozusagen) zu sein scheint, spielt dann die Hauptrolle. Einen Zuckerberg-Verschnitt, der aus unerklärlichen Gründen zu viel Geld gelangt ist und deshalb sein Leben hinter den abgedunkelten Fenstern einer Limousine verbringt. Er empfängt dort seine Partner, die mit ihrem iPad die Börsenkurse abchecken, ihm Tips für die nächste Investition geben oder den Finger für die Dauer eines Gastauftritts der hochgeschätzten Juliette Binoche in den Arsch stecken. So weit die metaphorologische Ausdeutung des 'die Leben in ihrer eigenen Welt', bzw. 'die wissen gar nicht, was hier bei uns echten Leuten eigentlich los ist', so gut. Zu diesem ganzen Stress im gestreckten PKW kommt, dass Pattinson eine Frau geheiratet hat, die er nicht liebt, die er eigentlich nur aus 'alteuropäischer Tradition' geehelicht hat mit dem Ziel, das Einkommen zu sichern. So sehr, dass er sich ganze Gebäude in seinen Wohnsitz einbauen könnte. Aber! Es sind nicht nur irgendwelche Gebäude, nein, es wäre das von Rothko, wo wir beim interessanten Aspekt des Films wären, denn: Er schreibt die Geschichte der Malerei. Wir kommen von Pollocks 'Autumn Rhythm' über Rothko zu dem, was die meisten in beiden zu finden vermeinten: Dem Blut. Nach dem gewohnt anstrengenden Tag im fahrbaren Büro wird Pattinson angeschossen. Von...ja, von einem ehemaligen Mitarbeiter, der ein wenig frustriert ist. Die Letzten zehn Minuten des Films sind bedauerlich. Weil sie nicht die ersten zehn Minuten waren.

                        Wenn man den Film nicht retten, sondern über ihn reden wollen würde, wäre man geneigt zu sagen, dass er feige ist. Abziehbilder sind offenbar unvermeidlich. Der junge Millionär muss gut aussehen, sein aufs iPad glotzender Freund muss Asiate sein, er muss emotional völlig unterkühlt bleiben. Ich frage mich da natürlich: Könnte es nicht auch sein, dass tagelang in einer Limousine sitzen blöd macht? Dass man einfach zu keinem halbwegs geistreichen Gespräch in der Lage ist, wenn man sich jeden Tag einer Prostatauntersuchung unterzieht? Tut's einem nicht weh, wenn die eigene Ehefrau einen vertröstet mit den Worten 'Versprochen, wir schlafen schon noch miteinander'? Kann, oder? Klar. Mancher würde sagen: Muss sogar. Aber wenn es sogar sein könnte, dass so ein Leben einen blöd macht, wieso dann nicht nur den einen? Wieso sind immer gleich alle Personen, die diejenige, die solch ein Leben führt, genauso bescheuert?

                        Wenn man ein gutes Wort für den Film einlegen wollte, könnte man sagen, dass er eine schnelllebige Welt zeigt, in der man für nichts mehr Zeit hat, wo alles nur auf ökonomischen Tatsachen basiert, wo jeder auf den eigenen finanziellen Vorteil fixiert ist. Wenn man allerdings wirklich hinschaut, fällt auf, dass der Film eigentlich viel mehr gekonnt hätte.

                        Pattinson zu engagieren war ein PR-Coup, der dem Film hohe Zuschauerzahlen garantiert. Binoche - deren Auftritt nicht länger Dauert als ein Fingerzeig auf den Arsch - genauso. Ich weiß auch nicht genau, aber irgendwie funktioniert das ganze nicht so gut. Ich glaube, dass der Film großes vor hat. Eine Ikone der Wirtschaftskrise werden wollte, ein Zeugnis der Zeit oder so. In etwa so, wie Taxi Driver es ist. Das - oder besser: ein - Problem ist aber, dass Pattinson nicht mitmacht. Eben weil Pattinson einfach alles mit sich machen lässt. Dem fällt gar nicht auf, dass er ständig überbelichtet wird, dass ihm sogar mit der Lampe in's Gesicht geleuchtet wird nur für diesen einen 'subversiven' Witz: Hey, du spielst doch sonst einen Vampir. Da hätte mehr kommen können und auch müssen. Eine vergebene Chance wäre aber nicht so schlimm. Viel mehr wär's ein Versuch einen jungen Teenie-Star in die große Welt des Autorenkinos einzuführen. Aber in den letzten zehn Minuten, wo Pattinson sich in die Hand schießt und kurz vor dem endgültigen Schnitt, der Blut bringt in die Kamera schaut, hab ich gedacht, dass mehr drin gewesen wäre. Sowohl für Pattinson, als auch für Cronenberg, der hier wohl nach dem missglückten Freud-Experiment die Ratte beim Schwanz, bzw. den Vampir im Arsch packen wollte.

                        (Im Übrigen sind die Liebesbekundungen in Richtung Scorsese ja zahlreich. Oder bin ich der einzige, der bei 'Ratte' an 'The Departed' denken muss? Vielleicht hat Ralph ja auch Recht, wenn er sagt: 'Die Ratte verkörpert filmische Redundanz?' Alles schonmal gesehen, oder? Bei Will-Jauch-Maischberger-Kerner-Illner-Plasberg und den anderen Klofrauen (Lanz oder Beckmann).)

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                          dem film hab ich kein wort geglaubt. der war erstunken und erlogen. dazu frag ich mich noch immer worum es hier eigentlich gehen sollte.

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                              voll cool, die elefantendame ist genau so alt wie ich (und ist fast so geil wie der affe!) :D

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                                http://www.youtube.com/watch?v=uF1oK_Q9OmE

                                was hat der eigentlich in all den jahren gemacht? freud gelesen? kubrick geguckt? bedauerlicherweise kann beides nur mit nein beantwortet werden. denn das, was er aus beidem macht, kann auf nicht mehr als vagen erinnerungen aus der pubertät fußen. und aus welchem grund genau muss mir jeder kritiker sagen, dass es sich hierbei um wirklich wunderschöne, gottgleiche, anmutige bilder handelt? bitte, IHR müsst euch nicht bei mir für diesen film entschuldigen, die schuld liegt ganz auf malicks seite. (davon abgesehen: was genau ist an diesen völlig glattgeleckten, time life doku bildern jetzt schön?)

                                naja, klobige grütze ist das. das einzig interessante war die feststellung, dass eins stimmt, was man so liest, wenn man sich durch die feuilletons schlägt: der film entwickelt eine unheimliche sogwirkung. absolut richtig, denn nach spätestens einer stunde ist man so 'drin', dass man genau weiß, dass der film und die macher niemals die eier haben werden irgendeine dramaturgische entscheidung zu treffen, niemals eine wirklich spannende szene aufkommen zu lassen. wenn man sich damit abgefunden hat, kann man sich zurücklehnen und den eisprung genießen.

                                neu im repertoire des wissens: dinosaurier stinken tierisch ab gegen affen.

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                                  das hier ist ein ganz großartiger film, der mich sehr überrascht hat, angucken.

                                  zwei dinge vielleicht zu dem ersten und einzigen post hier: dieser film spielt im post-kleistschen, post-hölderlinschen, hoffmannschen 'deutschland' und handelt von einem romantischen dichter, bzw. journalisten, der über eine stigmatisierte nonne, die fünf jahre lang ihr zimmer nicht verlassen, geschweigedenn gegessen hat, schreibt und versucht ihren wahn, ihre visionen oder was auch immer zu papier zu bringen. sich hier über langatmigkeit und behäbigkeit zu beschweren, scheint mir leicht mystisch. wo wir dann bei punkt zwei wären: völlig unmystisch und unatmosphärisch. beides geht mir schlichtweg nicht wirklich ein. davon abgesehen, dass die sets sehr sicher ausgewählt scheinen und in meinen augen äußerst authentisch wirken in ihrer spartanischen einrichtung, in der auf details, wie sehr tiefgelegte dachbalken usw. geachtet wird und die kostüme genauso schlicht wie unauffällig daher kommen (was mir die bezeichnung 'kostümfilm', die über diese arbeit grafs verwendet wird, abwegig scheinen lässt), verstehe ich vor allem den vorwurf der fehlenden mystik nicht. im zuge einer anti-aufklärerischen weltsicht, die die nacht dem tag vorzieht, das dunkel über die von kant gezündete lampe der vernunft hüllen möchte, wird in jener epoche, die zu den vielleicht fruchtbarsten deutscher kulturgeschichte gehört, versucht dem unerklärlichen einen platz einzuräumen, um das rationale lügen zu strafen. jenem platz hilft graf zur präsenz, die in völlig unprätentiösen szenen zu tage tritt. wenn ein vogel sich am schauessen der nonne bedienen will, ist das eben nicht nur eine inszenierung des einklangs mit der natur und der regentschaft des zufalls über die kalkulierbare wirklichkeit, deren enorme härte in den darauffolgenden jahrzehnten mehr und mehr das szepter in die hand nehmen wird, sondern eben auch das antlitz eines puren mystizismus, den zu erkennen uns vielleicht ein wenig abgegangen sein mag, an dem graf aber genau darum zu liegen scheint.

                                  dass eine von blutenden wunden gequälte, körperlich verwahrloste nonne zu 'sexy' sei, halte ich für weithergeholt. aber selbst, wenn eine art fleischliche anzüglichkeit in ihrer darstellung steckt, kann das immer noch als berücksichtigung eines urkatholischen problems gelten: dem geist-körper-dilemma, dem passenderweise ja auch brentano zum opfer fällt. und das bringt einen dann doch zum großen kniff des films, nämlich dem, dass es nicht anna katharina emmerich ist, die um ihr leben oder besser um ihren platz im leben ringt, sondern brentano. der kreuzgang der nonne ist der abgrund brentanos und das ist es, was graf in einer für das deutsche kino ungewöhnlich feinsinnigen, keineswegs trockenen bildsprache in szene setzt.

                                  dass der film hier nur einmal kommentiert wurde, wollte mir anlass genug sein, ein wenig auszuschweifen. denn es gibt etwas, das dieser film mir, wahrscheinlich gerade eben weil er mich unverhofft im spätprogramm traf, zeigt. nicht weniger als das, was man in filmen zu suchen hat: das erlebnis von etwas, das uns möglichst fremd erscheint aber doch sofort, auf einen schlag verstanden wird. das hat viel mit sowas wie 'seele' zu tun. aber man muss es nicht übertreiben und das schreiben über einen film der deuschen romantik der sprache eines films der deutschen romantik anpassen.

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                                    http://www.youtube.com/watch?v=nlaCZ106b5w

                                    Wenn man sich zum ersten Mal über einen Heimweg im Regen freut, muss es sowas wie Sommer sein. Dafür ist der Film wohl gemacht. Für all die Sehnsüchte, die man an das Fremde heftet. Für die geschwungenen Linien eines Gaudi, für das Efeu, das ein ganzes Haus verschluckt, für den Wein, der über den Gläserrand und die Gambas hin nach Trauben riecht, für Füße in Sandalen, Farben auf Leinwänden, Wörter, die nie gelesen werden und Brüste, die nie gezeigt werden.

                                    Ich denke, davon handelt der Film. Denn 'was anderes habe ich nicht gesehen. Es gibt eine Sache, die der Film verrät. Nämlich, dass neben Penelope alles verblasst. Ihr Auftritt ist eine Wucht, sie spielt Scarlett an die Wand und man wünscht sich zeitweise, der gesamte Film sei auf spanisch.

                                    Scarlett ist nicht gut, Javiers Rolle ist ein Abziehbild. Aber was Woody Allen doch schafft, und das ist bei so ziemlich all seinen Filmen so, ist, dass man sich fragt, wieso man selbst nicht genau eben 'diese' Probleme hat. Die hätte man doch so gern. Man würde seine eigenen so gerne durch die der Protagonisten ersetzen. Ich finde, das hat etwas sehr schönes, etwas unheimlich reinigendes. Das ist hier nicht so seicht wie man glaubt, die Katharsis beginnt erst, wenn man nach dem Film den Wunsch hegt einen Rioja aufzumachen, in Sandalen durch Barcelona zu laufen und den zuoberst verlinkten Song zu hören.

                                    Sehnsucht, ich glaube um Sehnsucht gehts bei Allen inzwischen. Vielleicht ist die große Leistung, dass er, um diese zu evozieren, gar kein Drehbuch mehr braucht. Und jetzt ist der Song ja auch schon zuende. Olé

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                                    • Dieser Vox-Feiertags-Vormittags-Film schafft es auf wunderbar stringente Weise allen Ansprüchen der psychoanalytischen Filmtheorie auf schon fast perverse Weise gerecht zu werden, während er sich in nicht einem einzigen Bild einem einfallsreichen Drehbuch verpflichtet fühlt.

                                      Die Geschichte ist so lapidar wie perfide: Julia, eine angehende Jazzsängerin, verliert ihre vier-jährige Tochter im Park, ein match-cut und wir sehen sie sechzehn Jahre später. Sie arbeitet in einer Bank - Geld und Musik sollen hier als grundlegende Oppositionen fungieren - und scheint jeglichem sozialen Kontakt meilenweit entfernt. Dann lernt sie auf kuriose Weise ein Mädchen kennen, das ihrem Äußeren nach ihrer Tochter entspricht - das objet petit a scheint hier also den Weg zur Begehrenden gefunden zu haben. Jedoch wird sie wieder und wieder von Elouise, wie jenes Mädchen sich nennt, enttäuscht. Sie freunden sich dennoch an, Julia findet zu ihrer Lebensfreude, während sie trinkt, kifft und nach Jahren wieder mit ihrem Sohn, der ein erfolgreiches Installateurunternehmen führt, zusammen findet. Jedenfalls wird der Zuschauer auf die Fährte Julias gelockt - das ist das vielleicht Interessanteste am Film, obgleich auch das eher einer ziemlich hinterhältigen Manipulation als einem geschickten Kniff innerhalb der Geschichte gleicht - und er ist selbst davon überzeugt, Elouise sei wahrhaftig die Tochter Julias. Was aber natürlich nicht stimmt. Dennoch, Julias Trauma scheint am Ende geheilt, nennt sie Elouise am Ende nicht mehr Maggie - so der Name ihrer verschwundenen und laut ihrem Sohn ermordeten Tochter -, sondern Elouise.

                                      Der Grund, weshalb sie von ihrer Wahnvorstellung, es handle sich bei Elouise um ihre Tochter, abweicht ist folgender: Elouise trug ein muttermal am Oberschenkel, dieses Muttermal hat Elouise nicht.

                                      Das Muttermal wird bereits zu Beginn des Films, im Park, in dem wenig Maggie wenig später dann verschwinden soll, eingeführt. Auf plakativste Weise ("Ihre Tochter hat da noch etwas am Bein" "Nein, das ist nur ein Muttermal") eingepflanzt, ist der Fetisch über die komplette Dauer des Films dem Zuschauer eingeimpft. Es wird unter jeden Rock geguckt, jede Duschszene wird genauestens verfolgt, in der Hoffnung, endlich das Muttermal zu finden. Das Muttermal existiert jedoch nicht. So sehr das Publikum es sich auch wünscht, dass es sich bei Elouise um Julias Tochter handelt, dem ist nicht so.

                                      Es ist beeindruckend wie wenig sich die Drehbuchschreiber dem dramaturgischen Potential ihrer Geschichte sind. Schier unzählige interessante Wendungen hätten dem Film zu wirklich guten Situationen verhelfen können. Das Problem ist nicht, dass es so unwahrscheinlich ist, dass Julia ihre Tochter zufällig wiedertrifft, denn der Zufall ist die Religion des Films, wie Hitchcock in einem Interview mit Truffaut erwähnte. Wie großartig hätte der Film mit dem Publikum spielen können, wäre Elouise wirklich Julias Tochter? Der Zuschauer hätte es von Beginn an wissen müssen, ihm hätte das Muttermal gezeigt werden müssen, Julia hätte neurotisch versuchen müssen aus Elouise Maggie zu formen, es wäre eien Vertigo-artige, an Ovids Metamorphosen erinnernde Pygmaliongeschichte werden können. Wir hätten alle zusehen können wie Julia ihre Leere mit einer ihr Unbekannten zu füllen versucht, während alle im Kino gedacht hätten: Ja, ja sie ist es, mach das mal weiter. Das Publikum selbst wäre zum Opfer der pathologischen Verhaltensweise werden können. Weiters hätte Julias Sohn ganz anders auf seine vermeintliche Schwester reagieren können. Er hätte mit ihr schlafen müssen, sie musste geschwängert werden. Wir hätten einen ödipalen Komplex im Entstehen beobachten können. Es hätte Szenen gegeben, in denen wir nicht in der Lage gewesen wären hinzuschauen, weil uns der Ekel die Augen auf die Schuhzungen lenkt. Ja, wir hätten am Ende eine glückliche Julia sehen können, die glaubt ihre Wunschvorstellung sei eingetreten, aber aus den falschen Gründen. Eben, weil sie sich ihrer Neurose bewusst ist. Wenn Julia wüsste, dass sie eine x-beliebige Person zu ihrer verlorenen Tochter machen will und wir gleichzeitig wüssten, dass es wahrhaftig ihre Tochter ist, wir hätten ein psychologisches Fallbeispiel vor Augen gehabt, das in seiner Subtilität beeindruckt hätte.

                                      Leider hatten wir lediglich ein paar rumfurzende Vollidioten, die sich nicht für fünf Pfennig etwas einfallen lassen wollten.

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                                        völlig dreckiger, stinkiger müll, für den die bezeichnung 'pubertär' anmaßend wäre, weil sie die hoffnung schüren könnte, dass diesem film auch nur irgendetwas in richtung potential oder noch zu entfaltender talente innewohnt. das war, mit großem abstand, das widerlichste, was ich seit langem gesehen habe. wie so oft wäre es für alle am film beteiligten besser gewesen mal ein paar bücher zu lesen als sie nur zu erwähnen. namedropping ist nicht mehr cool, seitdem jedes scheiß zitat und jede figur aus einem auch nur halbwegs bekannten roman innerhalb von zwei sekunden im netz ausfindig gemacht werden kann. das ist kein zeichen mehr von bildung, intelligenz oder der zugehörigkeit zu dem, was man großbürger- oder dandytum nennt.

                                        vielleicht kann man menschen, die auf eine so ver- und geblendete art mit kulturgütern umgehen, nur an's bein pissen, indem man's genauso macht: vor'm nächsten filmdreh einfach mal nicht flaubert, balzac und camus lesen, einfach mal nicht über das paris von piaf und brel reden, sondern mal zuhause bleiben. genau das hätte sich im fall von 'an education' nämlich gelohnt, in london zu bleiben. dort hätte man auf laurence sterne treffen können, der schreibt, dass er die seite, von der aus der geneigte leser dazu im stande wäre auf die nächste zu schließen, sofort rausreißen würde. unter berücksichtigung dieser prämisse ist es nicht vorstellbar, dass auch nur eines der bilder, die man hier sieht, je zustande gekommen wäre. mir persönlich wäre das lieber gewesen.

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                                            aber, wieso muss der trinker fünf tage vor seiner pension sein, wieso muss der familienvater in einem verschimmelten haus leben und wieso muss der verdeckte cop in seiner amtszeit die scheidung überreicht bekommen?

                                            es ist nicht schlimm, dass alles ganz genretypisch zugeht. das problem ist einfach, dass das hier alles so lieblos und wie vom reißbrett daherkommt. die figuren sind überzeichnet aber nicht karrikiert, die macher meinen das schon ernst, glaube ich.

                                            die lieblosigkeit zeigt sich aber nicht nur im fehlenden einfallsreichtum bei den figuren, sondern auch da, wo ich es bei einem film, der drei protagonisten besitzt, erwarte: beim drehbuch. die drei geschichten sind genau das, als was sie verkauft werden: drei geschichten. die sind nicht miteinander verknüpft, da wird nichts in relation zu etwas gesetzt oder so. und nein, das hat nichts mit büchner oder brecht zu tun, das ist kein episches theater, das ist einfach aus purer überdruss nicht passiert. die idee ist lediglich: es gibt einen film über einen cop, der trinkt, es gibt nen film über nen cop, der undercover ist, es gibt nen film über nen cop, der nur wenig kohle hat und dadurch auf abwege gerät. ABER! es gibt keinen film, wo alle drei typen vorkommen. das ist ja ganz nett und ich gebe ja auch zu, dass ich auf diese prototypen stehe, sonst hätte ich den film nicht gesehen. aber wenn man dann auch nur das mindestmaß an cleverness erwartet, wird man enttäuscht.

                                            das macht 'the wire' sehr viel besser. da tummeln sich auch alle prototypen aber die haben eben genug zeit, um sowas wie spannend zu werden.

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                                              ich weiß gar nicht genau, ob 'der ghostwriter' in die vor einiger zeit erneut aufgeflammte polanski-diskussion spanne gefallen ist. ob polansik den gedreht hat, um durch einen guten film von seiner vergangenheit abzulenken. ob das aufwärmen der alten geschichte daherrührt, das leute sich diesen film haben ansehen müssen und aus lauter frust klage eingereicht haben. ob polanski das drehbuch schrieb, die vorwürfe aufkamen und er den rest dann via sms an die zuständigen geschickt hat. ob der kniff am film letztlich ist, dass jemand den film für polanski geschrieben hat und er sich gar nicht wehren konnte, als er dann in die kinos kam.

                                              weiß ich alles gar nicht. ich weiß auch gar nicht, was der film von mir wollte. wer zum teufel ist pierce brosnan? was zum teufel soll dieses pseudokryptische getue am ende. wieso sieht dieses haus aus wie ein luftschutzbunker? ist das, weil der so reich ist?

                                              egal, was nun stimmt und was nicht, zum kotzen fand ichs trotzdem.

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                                              • 5

                                                es gibt genau zwei gründe, aus denen man das verlangen spürt, diesen film zu sehen. erstens: die videothek hat ihn, zweitens: edward norton. und edward norton ist auch wirklich in ordnung. aber die 'fakten' lesen sich dann einfach anders als der film sich ansieht. edward norton spielt eine doppelrolle, einen philosophieprofessor und einen drogenhändler. das, was sich hier als 'oh, den muss ich mir, glaub ich, mal anschauen' vorstellt, entpuppt sich als ein 'achsooo'. und hinter dem achsooo versteckt sich ein: achsooo, der philosophieprofessor spuckt jetzt über lacan, platon, heidegger usw. herum, fühlt sich seiner herkunft nicht mehr zugehörig und hält sich für was besser und der drogendealer ist ein schlechter abklatsch vom dude, kriegt nix gebacken und wird dann kriminell. das ist alles schon streckenweise ganz pfiffig, nicht zuletzt die hin und wieder plötzlich eintretenden überraschungen sorgen dafür, dass der eindruck entsteht, es handelt sich hier nicht um einen film, der aus vertragstechnischen gründen gedreht werden m u s s t e oder ähnliches. aber am ende fragt man sich dann doch, wieso edward norton es einfach nicht hinkriegt eine rolle zu bekommen, die auch nur annähernd seinem talent entspricht.

                                                es gibt kaum noch aktive schauspieler, die für mich den beweggrund ausmachen einen film zu sehen. zu diesen wenigen gehört edward norton ganz sicher aber wenn es nicht bald zu einer performance kommt, die auch nur oberflächlich so tut als könne sie mit seinen großen auftritten mithalten, sehe ich schwarz. hat der sein pulver einfach verschossen oder endet der als toter hund hollywoods? darum wär's schade.

                                                • 9

                                                  nun zu dem, den ich am allerwenigsten sehen wollte. der war der, bis jetzt, beste. und dafür gibt es einen ziemlich guten grund.

                                                  er war nicht der beste, weil er die besten schauspielerischen leistungen vorführt - eisenberg ist sehr gut, aber die rolle zuckerberg ist nicht für eine herausragende schauspielerische leistung konzipiert -, nicht, weil er sich einem zeitgenössischen thema zuwendet und damit sowas wie aktualität vorgaukelt und auch nicht, weil er irgendwen über irgendetwas aufklärt, geschweigedenn das für sich in anspruch nimmt.

                                                  der film ist gut, weil er spaß macht, weil er cool ist und - das scheinen mir die meisten anderen vergessen zu haben -, weil er unterhält. es interessiert mich überhaupt nicht, ob dieses oder jenes 'wahr' ist oder 'falsch', mich interessiert nur, dass die entstehungsgeschichte vom facebookgründer offensichtlich ein ziemlich guter stoff ist, den man gekonnt in szene setzen kann, wenn man versucht spritzige dialoge zu schreiben, nie mit dem finger auf etwas zeigt und unwichtiges zeug nicht unnötig lange ausbreitet.

                                                  klar, vom 'hocker gerissen' hat mich das auch nicht. aber unterhalten hat's mich. nicht eine milliarde ist cool, eisenberg und timberlake sind cool. und das auf eine äußerst symphathische art und weise.

                                                  • 5

                                                    ich will mich hüten einen film zu verreißen, weil er einen, weil er d e n oscar bekommen hat, aber es lässt sich nicht leugnen, dass man solch einen film anders sieht als einen, den man sich aus gründen der überbrücken der sonntäglichen tristess bei der videothek im erdgeschoss holt. und da kommt man dann nicht umhin zu sagen, dass das, was einem als 'bester film', gedreht unter 'bester regie' verkauft wird, dem einfach nicht gerecht wird - und das soll gar nicht heißen, dass ich das erwartet habe, aber nichtsdestotrotz erwartete ich eine überdurchschnittlich gute unterhaltung. aber nicht einmal die bekommt man dann.

                                                    etwas darüber hinausgehendes ist von einem film, dessen inhalt sich in den satz 'mann kann nicht reden, nimmt sprachunterricht und kriegts dann doch ganz gut hin', ist ohnehin nicht zu erhoffen. nicht falsch verstehen: dass colin firth ein netter herr in den besten jahren ist, das ding wirklich gut runterspielt und so weiter...das finde ich auch. aber das ist gleichzeitig auch genau das, was mich dann nachdenklich stimmt und mich fragen lässt, warum man aus diesen möglichkeiten nicht mehr macht. so kommt nichts weiter raus als ein in altbekannten schubladen spielender, mechanisch wirkender schinken, dessen einziger vorzug der ist, dass er sich einer geschichte zuwendet, die noch nicht hundert mal breitgetreten wurde.

                                                    (eins sei hinzugefügt: ich hasse, hasse, hasse es, wenn ich am ende eines films einen text gezeigt bekomme, der nicht ausschließlich die namen der beteiligten beinhaltet. das hasse ich vor allem, nach einem zweistündigen film, der nicht von sich behaupten könnte, dass er ein flottes erzähltempo hatte und versucht hat so viel geschehen wie möglich in sich zu tragen. hätte es weh getan ein drehbuch zu schreiben, das nicht genau da endet, wo man glaubt, dass es endet? und: was soll mir das bringen? offensichtlich ging es nich um die freundschaft der zwei protagonisten, die noch bis zu ihrem tod anhält, wie mir der abspann sagt, sondern um die rede. was fügt diese information dem film hinzu? sind die ernsthaft so besorgt um mich und glauben, dass ich schlecht schlafe, wenn in mir nicht geklärt ist, ob es den beiden auch nach der rede noch gut ging? albern, sein lassen!)

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