boxcarsboxcars - Kommentare
Die 5 meist diskutierten Serien
der letzten 30 Tage
-
Star Wars: AndorScience Fiction-Serie von Tony Gilroy mit Diego Luna und Genevieve O'Reilly.+26 Kommentare
-
Das ReservatDas Reservat ist eine Drama aus dem Jahr 2025 von Ingeborg Topsøe mit Marie Bach Hansen und Danica Curcic.+18 Kommentare
-
MurderbotMurderbot ist eine Science Fiction-Serie aus dem Jahr 2025 mit Alexander Skarsgård und David Dastmalchian.+17 Kommentare
-
Dept. QDept. Q ist eine Kriminalserie aus dem Jahr 2025 von Scott Frank mit Matthew Goode und Alexej Manvelov.+15 Kommentare
Die 5 meist vorgemerkten Filme
-
28 Years Later378 Vormerkungen
-
The Fantastic Four: First Steps93 Vormerkungen
-
Jurassic World 4: Die Wiedergeburt91 Vormerkungen
Alle Kommentare von boxcarsboxcars
Die Anfangssequenz gehört zu einer der schönsten des Tatort-Jahres. Technisch anspruchsvoll und sehr gut umgesetzt, was auf die gesamte Münchner-Ausgabe zutrifft. Das Drehbuch ist natürlich völlig stiefmütterlich aber dadurch wird hin und wieder eine Albernheit erzeugt, die mich mehr zum lachen brachte als das angestrengte humoristisch Sein der Kollegen aus Münster. Mit 'Gegen den Kopf' und dem letzten Wiener gehört die aktuelle Folge sicher zum einfallsreichsten und 'mutigsten', was uns das Erste deutsche Fernsehen am Sonntagabend präsentiert hat.
Ich find's eigentlich ganz schön, dass dieses Genre sich nach und nach auf einen einheitlichen Titel hin bewegt. Ist doch eine schöne Art die 'breite Pallette' anzuzeigen, über die es mittlerweile verfügt. Und ob der 'Antiamerikanismus' in Deutschland wirklich so verkaufsfördernd ist, wage ich zu bezweifeln.
(Sich über deutsche Verleihtitel aufzuregen ist doch auch total oldschool, oder? Das steht auf einer Stufe mit 'Synchron-Bashing' und passt eigentlich gar nicht zum klassischen 'Aufreger', der sich seine Feinde doch sonst dezidierter aussucht. Aber kämpfen? Für den Titel 'Captain America'? Come on, das ist doch zu offensichtlich opportunistisch.)
Ein Reihe über die Geschichte der filmischen Pornografie ohne Bilder ist ja fast schon frech zu nennen! Hihi. Ernsthaft: schöne Idee. Die 'Reihen' auf Moviepilot entpuppen sich mehr und mehr zum Steckenpferd der Seite!
(Es ist im Übrigen total auffällig, dass diese frühen französischen Pornos noch sehr stark an die impressionistische Malerei angelehnt sind. Allein die Abbildung hier oben erinnert doch an die prototypische Badezimmerfigur.)
Die Gräber von Andreij und Larisa in Saint-Geneviève-de-Bois sind gar nicht mal so spannend, wie ich vor kurzem feststellen durfte. Da du dich so sehr für Filmgeschichte interessierst, wäre ein Besuch im Grand Café vielleicht noch was. Projiziert wird da zwar nichts mehr aber gegessen werden kann da ganz wunderbar!
Wo ich mal einen Fan der Sieben Samurai zu packen kriege: Ich hab den vor einer Woche mal wieder und zum ersten Mal in der überlangen Fassung gesehen, seitdem bin ich auf der Suche nach einer vernünftigen Publikation, allerdings lässt diese sich wie es scheint nirgendwo aufzutreiben. Kannst du 'was empfehlen? Darf auch was übergreifendes zu Kurosawa sein.
Wie Björks 'Orgasmus-Gesicht' aussieht würde ich vielleicht eher Matthew fragen als sie. Was soll das Teeniegetue an dieser Stelle?
Man ist hin und hergerissen. Einerseits möchte man sich für den schönen Artikel bedanken, andererseits die albernen Kommentare belächeln. Gut, da wir in einer freien Marktwirtschaft leben, wie ich heute hier erfahren habe, und Kritik am Herrschenden schlichtweg nicht erlaubt ist - damit muss man einfach 'dealen' -, bin ich damit ja aber auf der sicheren Seite. Also mit dem Danken und dem Lächeln, dem ja nicht wenig ein asiatischer Beigeschmack zukommt.
(Spoiler)
Die fantastische Alina Levshin - Morgen zur Primetime in der ARD in 'Alaska Johansson' zu sehen -, die in meinen Augen ein ungeheures Talent hat, was in erster Linie ihrer fabelhaften Ausstrahlung und Haltung (im Brecht'schen Sinne) entspringt, eine durchweg stimmige Ansammlung kleiner Szenen und Situationen - das Reiskochen auf dem umgedrehten Bügeleisen, der Junge, der das vollgepisste T-Shirt auf dem Moped zum trocknen in die Luft hält, usw. - und die filmisch exzellente Umsetzung reichen, um 'Kriegerin' zu einem sehenswerten Film zu machen. Drehbuchschwächen, Mängel in der Figurenentwicklung, geschenkt.
Der Film hat zudem schon nach zwei Jahren eine gewisse Patina angesetzt. Denn auf seine eigene Art erinnert er an einen Umbruch, dem unser Bild des Neonazis oder Skinheads unterlegen sein sollte. Es sind nicht (nur) prügelnde Vollaffen, die sich die altvergangenen Herrschaftssymbole mit Eddingtinte in die Hühnerbrust stechen lassen. Das waren sie auch noch nie, es wäre nichts als Verharmlosung, das zu glauben. Vor Bekanntwerden des NSU prägte jene Vorstellung das Bild innerhalb der Gesellschaft. 'Kriegerin' wirkt wie ein Relikt, ein Andenken an diese Zeit. Der Tod der Protagonistin, das - natürlich - haltlose Drehbuch, all das wirkt somit eher als ein Abgesang auf das alte Neonazi-Konterfei.
Weiß ich nicht, ob ich das so vernünftig finde von Seiten der Seitenmacher, nun ganz offiziell als Bewerbungsplattform zu dienen.
Dass du, lieber Julian, der sich vor fünf Tagen auf moviepilot registriert hat, diese Gelegenheit in der Speaker's Corner, in der User ihre Meinung äußern, ihrem Ärger Luft machen oder ihrer Begeisterung freien Lauf lassen dürfen, nutzen möchtest, ist natürlich folgerichtig und kann dir kaum zum Vorwurf gemacht werden.
Zum Film selbst, bevor alle schimpfen, dass ich nur über das Prozedere meckere: Finde ich ziemlich uninspiriert und wenig pfiffig. Ich mag auch den Steve-Gätjen-Anzug-mit-Fliege-Look nicht so sehr. Und dieses Rumgeglaube an den eigenen Traum und dass alle alles schaffen können, wenn sie nur hart genug...dieses kapitalistische Geblubber eben ist nicht so mein Fall. Aber damit hat man an der Vancouver Film School ja eigentlich ganz gute Chancen, so weit ich informiert bin! Von daher natürlich alles Gute und toitoitoi.
Ich fand das gar nicht mal sooo gut. Michelsen ist ok, Groth wirkte sehr blass. Schematisch konturierte Gegensätze, das kann man einem Sonntagabendkrimi aber auch nicht ankreiden, so funktioniert er eben. (Spoiler) Die Moral, die dem Getue um Sohn Andy innewohnt, halte ich dann am Ende auch für fragwürdig, ist es doch nichts anderes als die gute 'Blut ist dicker als Wasser'-Masche, die Komissarin Brasch auf ihren rechtsradikalen Sohn aufnimmt. Ein 'Mittäter', der keinerlei Reue zeigt, die Schuld am Mord dem Mordopfer selbst gibt und nicht das geringste Maß an Empathie für dessen Familie aufweist. Sind das nicht genau die 'Strukturen bis oben', die viel zu kurz angedeutet werden? (So besehen ergibt es selbstverständlich Sinn, allerdings wäre mir eine stärkere Thematisierung lieber gewesen als langweilige Verfolgungsjagden und fünf Szenen zu viel, in denen Brasch als taffe Braut präsentiert wird, das hatte der gemeine Zuschauer doch ohnehin schon nach zwei Minuten begriffen.)
Totaler Kappes. Ich mag von Meuffels. Aber das war einfach Unsinn - und auch schlecht gespielt. Vor allem Valeska, die 'Lena' aus 'Dr.Psycho', ließ eindeutig erkennen, dass die Rolle zu groß für sie angelegt war. Das sind aber nur Kleinigkeiten, eigentlich wäre das gar nicht so ein großes Problem, wenn die Geschichte nicht absolut schematisiert wäre. Das Schlimmste aber ist eindeutig die Musik. Sollte das der Versuch gewesen sein, die Zuschauer in einer Welle der Empathie die Aggression und Wut von Joachim spüren zu lassen, dann ist er gelungen. 'Noch einmal Glockenspiel und ich ramm die Omme an die Wand!'
Das ist aber ein ganz schöner 'Filler', den du da produziert hast. Neben den schon völlig im Ofen angekokelten Allgemeinplätzchen ('Schach', 'konstruiert', 'am Reißbrett geplant', 'Gesamtkunstwerk', usw.) sind es auch einfach falsche Informationen, die hier an die Frau und den Mann gegeben werden. So ist es schlichtweg Unsinn, dass 'rückblickend' Kritiker 'Barry Lyndon', der hier noch dazu in zwei Schreibweisen auftaucht, schelten: 'The film, which had a modest commercial success and a mixed critical reception on initial release, is now regarded as one of Kubrick's finest films. In numerous polls, such as Village Voice (1999), Sight and Sound (2002), and Time magazine (2005), it has been rated one of the greatest films ever made.' (sagt Wiki).
Aber Nickeligkeiten beiseite: Auch, wenn es hier 'nur' um die Meinung der Moviebruchpiloten geht, eine Werkschau ohne '2001' (Platz 6 auf einer der wohl wichtigsten, wenn nicht der wichtigsten Filmliste: http://www.bfi.org.uk/news/50-greatest-films-all-time), die sonst ausschließlich aus kaltem Kaffee besteht, der nicht mal den ignorantesten Filmauthisten wach halten kann, finde ich peinlich. Beim nächsten Mal mit mehr Verve! Auch, wenn wir seit Wochen die Lustlosigkeit in medial vermittelten Wahlkampf oktroyiert bekommen, man darf sich dem nicht ergeben! Bisschen mehr Herzblut, und ansonsten: Einfach mal die Leute Artikel schreiben lassen, die sich für ein Thema interessieren. Dass das funktioniert, hat unter anderem Andrea doch schön gezeigt in letzter Zeit.
Großartig.
(Nicht übertreiben, sind 'nur' 6.000.)
Wie stelle ich mir das vor? Einen Blockbuster, der ' doppelt kassiert’? Kommt der mit seinem, in eine Lederjacke gepressten, Stiernacken an und gibt durch einen leichten Schwung mit der Hüfte die Sicht auf eine Pistole an seinem Gürtel frei? Doppelt hieße noch dazu, dass sie die gleiche Summe einspielen, die sie beim ersten Mal bereits 'kassiert' haben. Stimmt ja aber gar nicht. Du sagst ja selbst, dass es nur um kleine Zugewinne sind, um die Einspielsumme 'abzurunden'.
Wo bleibt denn 'Mein Senf' der fragt, wo die bleiben, die den Film als konservativ und nicht schmutzig bezeichnen?
Die Haken, die du da schlägst, gefallen mir sehr gut. Nur aufpassen, dass du nicht selbst ganz hinter'm Text verschwindest. (Über das 'Interview' oder ähnliches muss ohnehin viel mehr nachgedacht werden. Die Rezeption von Truffauts 'Hitchcock-Buch' spricht Bände!)
Und, du weißt, für ein Spaß-vor-Vier-Bashing bin ich ja immer zu haben. Ist mir zu gewollt uncool und zu ungewollt albern.
*applausapplaus*
Es qualmt und dampft und sickert und siecht.
Tarkowskijs späte Filme - 'Nostalghia' und 'Offret' - sind Höllenstürze, die einen an einen Satz von Hannibal Lecter denken lassen: 'Erinnerung ist, was ich anstelle einer Aussicht habe.'
‘Anfänglich, als Laufbilder vor allem dokumentarischer Natur waren, leiteten Kameramänner den Dreh.’ Das ist nicht nur stark vereinfacht, sondern falsch. Vor der Bildung eines fiktionalen Erzählkinos, existierte keine Trennung zwischen 'Dokumentar-’ und 'fiktionalem Film'. Das gleiche gilt für die 'Kameramänner'. Ich würde weder Méliès, noch Edison oder Porter als 'Kameramänner' bezeichnen, geschweigedenn ihren Filmen einen dokumentarischen Charakter zusprechen. Man kann nicht über den frühen Film sprechen, indem man ihn in zeitgenössische Strukturen presst. Seine historischen Eigenheiten müssen ernst genommen werden. (Das, was du als 'dokumentarische Natur' bezeichnest, wäre am ehesten vielleicht mit Gunnings Theorie vom 'Cinema of Attractions' zu verstehen. Auch wenn der Text kein Geheimtip ist: http://www.columbia.edu/itc/film/gaines/historiography/Gunning.pdf)
Und nur noch ein kleiner Zusatz: Wenn schon so schön von der 'Aura' die Rede ist, darf der grundlegende Text dazu natürlich nicht fehlen: http://de.wikisource.org/wiki/Das_Kunstwerk_im_Zeitalter_seiner_technischen_Reproduzierbarkeit_(Dritte_Fassung). Ich fände es ganz gut, wenn der Artikel selbst auf seine Quellen verweisen würde. Von 'Aura' und 'Reproduzierbarkeit' zu sprechen und nicht kurz auf Benjamin zu verweisen, finde ich ein bisschen schräg. Oder ist der Text so weit kanonisiert, dass man dem gemeinen moviepiloten ohnehin zuspricht, dass er mit ihm vertraut ist?
Ein schöner Artikel. Auch, wenn mir der wirre Umweg über 'God only forgives', den ich mir letztlich nur durch den Wunsch nach ein bisschen Empörung in den Kommentaren und dadurch erhöhte Klickbereitschaft erklären kann, nicht so ganz einleuchten möchte.
'Stalker’ ist dann wohl der einzige Film, der in seiner Machart einzigartig ist und gleichzeitig von jedem zweiten dahergelaufenen Filmemacher genauso gemacht werden kann. Oder gibt's da noch weitere Beispiele für?
Ich möchte niemandem zu nahe treten aber ist es wirklich eine gute Idee, einen Artikel dieser Couleur so zu beginnen:
'Es ist wieder passiert. Cory Monteith, 31, Schauspieler, wurde am Samstag tot in seinem Hotelzimmer in Vancouver aufgefunden’?
Zum einen möchte doch wohl wirklich niemand nach seinem Tod jemanden sagen hören - der Abstrusität des Satzes bin ich mir bewusst -, dass 'es' schon wieder passiert ist, zum anderen fragt man sich natürlich, wie oft Cory Monteith 'es' denn nun schon zugestoßen ist. Nichts für ungut.
Großartig. Die Sets, die Darsteller, die Jumpcuts - von denen ein Großteil des Publikums noch nichts gehört hat und sie deshalb als 'schlechte Montage' bezeichnet - und ein nicht moralisierender Ton, den ich so oft bei den Sonntagskrimis vermisse. Ein Krimi, der Opfer und Täter in den Fokus nimmt, ohne eine abseitige Privatangelegenheit auszuschlachten und eine Dramaturgie, die am Ende die Empathie zum Selbstzweifel werden lässt. Dass viele Kritiken sich ausschließlich auf die technische Qualität des Films beziehen, spricht Bände. Die subkutan eingepflanzte Vorstellung von einem vertretbaren 'richtig' und einem verachtenswerten 'falsch' kann nicht entfaltet werden, deshalb möchte man die Machart gar nicht erst verstehen und einsehen, dass SO ein deutscher Krimi aussehen kann, der nicht zum x-ten Abziehbild des handelsüblichen Tatort-Verschnitts werden will. Hat 'was mit Authentizität und Mut einer Inszenierung zu tun. Dass der nicht mehr honoriert wird, verwundert natürlich nur wenig.
Ein sehr kluger Krimi, Dankeschön, weitermachen!
'Problem, Problem', wie der große Schorsch Kamerun einst sagte. Dieses Problem sucht die Serie, ihren kommerziellen und auch rezeptionsästhetischen Erfolg heim. Sie ist ein Zwitter, der sich nicht zwischen neo-film-noir- und Teenager-Testament entscheiden kann. Das eigentliche Problem aber ist, dass man es ihr gar nicht übel nehmen kann und vor allem nicht will. Denn 'Veronica Mars' hat ein so großes Potenzial, dass es einem stellenweise die Luft abschneidet. Die Rollen sind durchaus gut besetzt, Veronica, ihr Gefährte, ihr Vater und auch ihre Mutter, deren Auftritt jedoch nur allzu kurz andauert, alle miteinander funktionieren wirklich gut in Bezug auf die 'Chemie', die sie untereinander entwickeln. Die Sets sind sorgsam gewählt, das Neonlicht in der Detektei wirkt geradezu rührend und auch die Dialoge sind pfiffig.
'Problem, Problem', die Verballhornung einer Teenageangst, einer High-School-Dynastie und damit auch all ihrer Schergen - heißen sie nun 'O.C.' oder 'One Tree Hill' - schlägt fehl, sobald dem Zuschauer klar wird, dass auch Veronica Mars nur mit wechselnden Freunden, einer nicht vorhandenen Moral und einem, dem Wirbel der Pubertät verfallenen, Geist kocht. Und zwar ein Süppchen, das am Ende dann doch nicht mehr ist als das, worüber es sich doch eigentlich so amüsiert.
Die Glaubwürdigkeit einer junior Detektivin ist per se, und das will ihr wohl hoffentlich auch niemand ankreiden (!), gering. Wenn es der junior Detektivin jedoch nicht nur darum geht etwaige Fälle aufzuklären, die im Umfeld der gut situierten Schule auftreten, sondern in erster Linie darum die Verlogen- und Stumpfheit der Mitschüler vorzuführen, dann verläuft sich das ganze spätestens ab dem Zeitpunkt, zu dem sie selbst als Trittbrettfahrerin entlarvt wird. Nämlich dann, wenn sie ihre so hoch gesteckten, moralischen Ansprüche dem Geld, dem Ruf und der Bequemlichkeit anheimfallenlässt. Auf dieses konzeptuelle Problem würde ich, pi mal Daumen, auch das kommerzielle Scheitern zurückführen. Wer soll 'Veronica Mars' gucken? Teenager werden an der Nase herumgeführt, der anspruchsvolle Zuschauer fühlt sich vom durchlässigen Verhalten der Halbstarken gepiesackt. Es ist wirklich schade, dass so viel Mut nicht belohnt wurde aber, trotz allem Hass, den ich dem prognostizierenden Volk entgegenbringe, hier hätte man es sich an nur wenigen Händen ausrechnen können.
'Eltern haften für die Kinder
Diesmal ist ein Grund da, zuzuhören
Und zu parieren, ihr sollt parieren
Könntet ihr jetzt mal das Maul halten
Ohne mich zu stören, zerstören, zerstören.'
Was Tarkowskij in diesem, seinem Diplomfilm, macht, ist so überraschend wie werkgenealogisch nachvollziehbar. Ein Kinderfilm, der das Zusammentreffen des siebenjährigen Sashas mit dem Straßenarbeiter Sergei schildert. Das Zusammentreffen von Hochkultur, dem begabten Kind, dem von seiner Musiklehrerin 'zuviel Fantasie' nachgesagt wird, und der Arbeiterklasse, die sich neben ihrer körperlichen Arbeit für Gerechtigkeit und Unterstützung der unterlegenen einsetzt. Dieser topos, den Tarkowskij trotz seiner Brachialität einfühlsam verwendet und in kunstvollen Parallelmontagen ausmalt, ist keiner, der ihn noch länger interessieren soll. Der inhaltlichen Kontingenz steht eine Brüchigkeit im Gesamtkonzept entgegen, die den Film als das zu erkennen gibt, was er ist: Ein Diplomfilm, gleichsam aber die Ambitionen des jungen Filmemachers zeigt. Wenn surrealistisch anmutende Spiegelkonstruktionen in Schaufenstern auftauchen oder Blicke durch Türrahmen, die dem geneigten Tarkowskij-Anhänger nur allzu bekannt vorkommen, für kurze Momente den Horizont auf das, was in den nächsten zwei Jahrzehnten noch kommen mag, öffnen, lädt der Film förmlich dazu ein, ihn als Beginn und Teil eines Werks zu verstehen, und nicht als zu absorbierenden Fremdkörper. Tarkowskijs Obsession des Grundes, des Bodens, die hier noch auf handlungsimmanenter Ebene ausagiert wird und später zum ästhetischen Lot werden soll, beispielsweise. Oder sein Interesse an Mythos der Kinder, die er stets als intelligentere und vernunftbegabtere Erwachsene darstellt, ohne ihnen ihre Naivität und Glaubwürdigkeit zu nehmen.
Aber bevor es sich in Kleinigkeiten verläuft, die - elf Kommentare sprechen Bände! - ohnehin kaum einer nachvollziehen mag, höre ich lieber auf und belasse es bei der Empfehlung sich doch bitte diesen Film anzuschauen. Nicht nur, weil er ein großartiger Gegenentwurf zur Kinderbespaßung darstellt, indem er Kinder ernst nimmt und nicht für dumm verkauft, nicht nur, weil er ein so wenig beachteter Film von einem der begabtesten und spannendsten Regisseure ist, sondern auch, weil er es wirklich wert ist. Als einer der raren Filme, denen es um Menschen geht.
Wenn gleich der Film sicher niemanden mit offenem Mund hinterlassen wird, er steckt voll schöner Ideen. Die Einleitung der Bombenausgrabung durch den chirurgischen Eingriff, die Fixierung auf optische und akustische Kleinigkeiten, die das große Grollen heraufbeschwören und humoristische Einlagen, die man so nie wieder im Werk Tarkowskijs sehen wird.
Zwei Anmerkungen: Penelope findet ihre große Bedeutung letztendlich natürlich im Stricken. Nachdem ihr Mann sich auf die Reise gemacht hat, beginnt sie ihr Hochzeitskleid zu stricken. Sie schwört, dass sie bei der Fertigstellung des Kleides heiratet, ob Odysseus nun da ist oder nicht. Der Grund weshalb sie strickt und nicht webt ist ein ganz einfacher: Sie kann das am Tag Gestrickte in der Nacht wieder auftrennen. So strickt und strickt sie, ihr Kleid aber wird nie fertig (hierzu finden sich sehr schöne Beobachtung in einer Neuerscheinung von Ulrich Beil und Christian Kiening: 'Urszenen des Medialen: Von Moses zu Caligari). Abgesehen von einem Konglomerat an Metaphern, dass sich um diese Begebenheit ansammelt, ist es in erster Linie das 'Verstricken' in etwas, das uns an 'Lost' denken lässt. Das 'sich verstricken' in größere Handlungszusammenhänge beispielsweise. Zudem kommt die Angst vor einem irreversiblen Zustand: Der 'Fertigung' eines Kleides, die unwiderruflich die Beziehung zu Odysseus beenden würde, käme er nicht rechtzeitig zurück. Die Verschiebung oder Aufschiebung von Enden begegnet uns allerdings auch bei Desmond - dessen Klang sich in 'Desdemona' aus Shakespeares 'Othello' findet und hiermit, als Tochter, die in ihrer Partnerwahl gegen den Vater rebelliert, den zweiten Teil des Penelope Konterfeis ausmacht -, dessen Dickens-Projekt ein medienreferentielles darstellt: Er hat alle Bücher Charles Dickens' gelesen, bis auf eines, das er nun bei sich trägt, und aufbewahrt. Er will es nicht verschwenden sozusagen. Wenn Hurley ihn fragt, woher er denn wissen wolle, wann es an der Zeit wäre und Desmond nichts darauf einfällt, zeugt das von genau dem, was Penelope in der 'Odyssee' heimjagt: Die Angst vor einem Ende. Ist die Angst vor dem Ende nicht konzeptionell in der Struktur der Serie verankert? Es lohnt sicher darüber nachzudenken.
Ich finde es wirklich schön, wie man hier das 'kontroverse Potential' des zu unrecht als Tabubruch gefeierten, literarisch völlig hilflosen Werks, erkennen kann, weil es sich als das zu erkennen gibt, was es schon im geschriebenen Wort war: Plastik. So sehen also dreckige Gedanken in konservativen Köpfen aus.