boxcarsboxcars - Kommentare

Alle Kommentare von boxcarsboxcars

  • Rockt zu Tode! Aber auch schön, dass 'Tristana' gezeigt wird. Ich habe vor kurzem 'Le journal d'une femme de chambre' auf arte gesehen, sie sind Teil der Bunuel-Hommage anlässlich des 30. Todestages, es folgen noch drei weitere Filme: http://creative.arte.tv/de/magazin/luis-bunuel-die-hommage. (Wobei ich die Auswahl für fragwürdig halte, 'Los Olvidados' nicht zu zeigen, scheint mir abstrus!)

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      Das wirklich Schlimmste an 'Die Schlussmacher' ist, dass er nicht den kleinsten Funken übrig hat für seine Figuren. Nun, das mag geradezu selbstverständlich für Matthias Schweighöfer, für den ich sogar, wäre ich er selbst, nichts übrig hätte, sein, verblüfft in der Konsequenz, mit der hier jedes Gesicht zur abziehbaren Kaugummipaste wird, dann aber doch. Die farblich übersättigte Soße verschreibt sich dem Form-Inhalt-Kongruenzprinzip, indem sie nichts kennt außer blödes Gehampel oder bedetungsschwangere Salbaderei. Ersteres wird uns im gleißenden Sonnenlicht, vor braunen Feldern, zweiteres in der Nacht bei Kerzenschein erzählt. Aber das wäre gar nicht so fatal, wenn da nicht diese, bereits angesprochenen, Figuren wären. Matthias Schweighöfer scheint der mit Abstand unerotischste Barney Stinson - denn nach seinem Vorbild, aus seinem Lehm wurde die Persona 'Paul', deren Aufgabe es ist, quer durch Deutschland zu reisen, um dort die Drecksarbeit für eierlose Vollspackos und -spackinnen zu verrichten und ihrem Partner mitzuteilen, das die Beziehung am Ende sei, geschaffen -, den wir in dieser so Barney Stinson-reichen Zeit im Film sehen dürfen. Es fehlt an Witz, Charme, etwas Pfiff im Drehbuch, Mut ein Drehbuch auch nach der Niederschrift im Mallorcaurlaub auf der Toilette vom 'Oberbayern' noch einmal durchzusehen, eventuell sogar Dinge zu korrigieren, vielleicht sogar, das Papier doch anderweitig zu nutzen.

      Wieso eigentlich? Wieso eigentlich, gibt irgendjemand diesem Film das Gefühl, kein absoluter Nonsens zu sein? Wieso guck ich mir das eigentlich an? Ich glaube, ich wollte 'mal wieder auf den neuesten Stand gebracht werden. Was man so meint, wenn man von “lustigen Filmen aus Deutschland” spricht. Es durch diesen Film zu erfahren, ist angesichts der Tatsache, dass Lachen und Gähnen im Kino so häufig nah beieinander liegen, im Grunde unnötig. Vielleicht aber dafür umso abgründiger: "Im Gähnen tut sich der Mensch selber als Abgrund auf; er macht sich der langen Weile ähnlich, die ihn umgibt.” (Walter Benjamin) Und manchmal tut ein Volk das eben auch im Lachen. Ich hoffe nur, dass es nicht wirklich irgendwann der verkniffenen Besatzung von 'Die Schlussmacher’, der in seiner Prüder noch jeden Til Schweiger-Film übertrumpft - zumindest jeden Til Schweiger-Film, den ich gesehen habe -, ähnelt.

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      • 'In gewohntem Godard-Stil sind einzelne Szenen scheinbar wahllos aneinander gereiht. Ein schlüssiger Zusammenhang lässt sich nicht erdeuten.'

        'Erdeuten' wird sich sicher nichts, vielleicht aber 'siedeuten'.

        Dass der John immer noch nicht von Saussure lassen kann, finde ich gleichzeitig schön und kautzig. 'Kotzen, was ist das?'

        • '...deutsches TV ist dick schwul und bitet Amimüll aus Angst.'

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              über Hostel

              Nach einigen Jahren dann doch nochmal gesehen. Und was bleibt, ist ein wirklich narrativ gut strukturierter Horrorfilm, der wenig Pathos ausstrahlt, dafür aber umso mehr über das Bild der Amerikaner über Europa sagt. Schön zu sehen, wie sich Grimm'sche Märchenbilder vom kleinen Dorf Bratislava - das war es schon 2005 nicht mehr natürlich - mit den verlassenen Fabrikhallen abwechseln. 'Hostel' strebt nicht unbehäbig nach dem großen Erzählkontext, der ist einfach da. Das fand ich ganz schön. Und - das mag den letzten Wochen der Horrorlektionen, die ich mir selbst aufgegeben habe, geschuldet sein - letztlich ist das eigentlich alles gar nicht so schlimm.

              • Och, kann man nicht wenigstens ein paar Dinge einfach 'mal in Ruhe lassen?

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                  'Mouchette' ist, in Anlehnung an Godards Ausspruch zu 'Au Hasard Balthazar', die ganze Weltseele in achtzig Minuten.

                  Die Struktur erinnert mich immer wieder an Walter Benjamins Denkbilder. Es sind Bilder, die durch ihren anthropologischen Kern und die schnörkellose Inszenierung an Grundfeste appellieren. Der Vogel in der Schlinge, das Getose auf dem Rummelplatz, das Stürzen eines Schnaps. Es handelt sich hierbei keineswegs um Metaphern. Bressons Bilder stehen, und darin unterscheiden sie sich von den meisten anderen Filmemachern, nicht für etwas anderes. Sie sind keine Stellvertreter. Bresson ist einer der wenigen, der das 'Bewegungs-Bild' (Deleuze) in das 'Zeit-Bild' implementiert, den sensomotorischen Riss des Bandes aufhebt, indem er Affekte aus Gesichtern in einzelne Ensembles aufnimmt (das sieht man schon vorher in 'Au hasard Balthazar' und im Folgenden natürlich an 'Pickpocket' als auch an 'L'argent' und 'Une femme douce').

                  Bresson ist in seiner beinah kontemplativen Art, die jedoch nie hypnotisch oder somnambul wird, die viel mehr die übergeordnete Bedeutung des Wortes, das 'in-den-Tempel' gehen. Bresson ist und bleibt der Tempel für mich.

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                  • Lustig, hier auf - wenn auch unbekannte - ehemalige Kommilitoninnen zu treffen. Bei wem hast du die Arbeit denn geschrieben? (Ballhausen?)

                    Viel Spaß, die Schwüle Wiens gegen Berlin einzutauschen scheint mir 'ne gute Idee um diese Zeit.

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                      Der topos der Großmutter unter'm Dach, die Farbgebung eines 'Suspiria', großartige Kameraeinstellungen, beeindruckendes Spiel mit dem Licht, völlig entschlackte Geschichte. 'Shining', 'Psycho', alles an seinem Platz. Nicht zuletzt ganz sicher eine riesige Inspiration für Ti West und allein deshalb ist 'Burnt Offerings' es wert studiert zu werden.

                      Fantastico!

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                      • Kriegse sofort Pickel. Vom Schriftzug über die geklauten Algen bis zum ...ach komm. So sieht ein bürgerlicher Softporno aus, der die Bildungsbürger nach ihrem Wagner-Oper-Besuch 'n bisschen in fickificki-Stimmung bringen soll.

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                        • Zwei Sachen, die mir aufgefallen sind: Der Text kriegt viel mehr Pep, wenn du den Theorieteil nicht an den Anfang stellst. Wenn du mit ihm einsteigst und die ‘Analyse’ dranhängst, wirkt der Film als reine Bebilderung der Theorie. Das ist in diesem Fall hier nicht allzu dramatisch, da dein Theorieteil sich auf wenige Absätze beschränkt. Aber ich hab das schon bei etlichen Referaten und Seminararbeiten gesehen. Man kann diesen Kniff umgekehrt nämlich auch für sich nutzen. Es gibt leichter einen ‘Wow-Effekt’, wenn du die Filmbeschreibung - die ja bei dir sofort auf den Theorieteil folgt - vorne wegschickst und erst dann den theoretischen Unterbau erläuterst. Oft auch nur eine Stilfrage, klar.

                          Das zweite ist: Niemals im Schlussabsatz den Begriff ‘Meinung’ verwenden. Das ist und bleibt lasch. Es steht außer Frage, dass deine Analyse ‘eine’ Analyse ist, das muss nicht betont werden. Sollte es vor allem nicht, weil man sich sofort fragt, weshalb man sich den Kladeradatsch durchgelesen hat, wenn sich ohnehin ‘jeder seine eigene Meinung bilden kann’. So funktioniert Wissenschaft, auch Geisteswissenschaft, nicht.

                          Einfach nur so, vielleicht bringt dir das Feedback ja 'was. Ansonsten fand ich's ganz nett, wobei mir persönlich das ein wenig zuviel Subversion in einen ideologisch völlig verachtenswerten Schmierblockbuster ist, aber das hat dennoch 'was für sich!

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                          • Für mich eher 'n Anstreicher. Allerdings einer, dem gerne mal das Oberstübchen neu tapeziert werden darf.

                            (Muss der Filmpilot eigentlich jeden hingerotzten Superheldenfilm, den Hollywood sich zwischen den Zehnägeln rauskratzt und ins Kino ekelt, tagelang abfeiern und damit dem unsagbaren Mist, der ohnehin in jeder Stadt, die mehr Einwohner hat als 'ne Ein-Zimmer-Bude, auf Plakaten beworben und dessen Darsteller‘gesichter’ die dicken Kinder von Landau von der Mc Donald’s Junior Tüte anglotzen, noch mehr Plattform geben? Das ist ja - neben den großflächigen Werbebannern irgendwelcher Autohersteller und alkoholhaltigen Getränken - wirklich der opportunistischste Unfug, den ihr hier fabriziert.)

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                            • Landet das Geld aus der GEZ Gebühr indirekt auf deinem Tisch, in Form einer DVD?

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                                Eine wirklich schöne Reihe, macht Spaß, danke Jana.

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                                • Drei mal eingepennt. Thomalla und Riemann rufen dann wohl doch zu viel Hass in mir auf, so dass mein Körper eine Abwehrreaktion zeigte. Ekelhaft inszenierter Müll - fand ich. (Welcher Polizist, der auch nur im Entferntesten glaubwürdig sein möchte, trägt den Namen seines Arbeitgebers auf einer Wollmütze? Peinlich. Wuttke braucht ne Stilberatung bei Bunk.)

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                                  • Das sind also die feuchten Träume der beiden vergreisten und größenwahnsinnigen ‘Gralshüter’ Spielberg und Lucas. 150 Dollar von einer Millionen Zuschauern und wer sich diesen ‘Genuss’ nicht leisten kann oder will, darf sich dann schlecht inszenierte Propagandafilme ansehen. Stimmt, für eine bestimmte Klientel ist das wahrhaft eine riesengroße Möglichkeit. An der University of Southern California scheinen geistige Winde zu wehen, die vielleicht John Ford zu Höhenflügen verhelfen, nicht aber denen, deren Filme auch nur im Entferntesten ein anderes Ziel als Gewinnmaximierung kennen. Auch, wenn der gegenteilige Eindruck erzeugt werden soll: Die gibt es, es gibt durchaus ein Publikum für Filme, die ihren einzigen Beweggrund im Dollarzeichen haben.

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                                    • ‘welch entsetzliche Regiestimme sich da am Horizont Hollywoods zu erheben begann.’

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                                      Mit lieben Grüßen, dein Watchman!

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                                      • Jungejunge, da fabulierst du dir aber was zusammen. Jetzt mal ganz abgesehen von der Glaubwürdigkeit - der Mythos des für eine derbe Zote klatschenden Publikums ist doch nun wirklich schon lange passe - und dem Klischeekonvolut, das von grammatikalischen Greueltaten bis hin zum trinkenden, breitschultrigen Russen reicht: Kennwer doch alles schon, oder nit? Viel bleibt da außer 'nem ‘Alle doof außer ich!’ nicht hängen. Sich gleichzeitig über Proleten ereifern, während man seinen Text konstant im Mario Barth Style verfasst - ‘meine bessere Hälfte’...so alt kann doch niemand sein, der das Internet verwendet, dass er sich an diesen Satz erinnert! - ist nicht unbedingt konsequent.

                                        Über beschissene Kinositze lachen doch nur die, die über beschissene Filme lachen.

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                                        • ‘Wouldn't it be nice’, wenn der Tatort öfter Mut zum Abgrund hätte? Schön war das, der Abgrund blickte tief zurück.

                                          • Das RTL II Vollasi Bonzenpaar, eine mit Hartz IV kokettierende Komikerin, die ehemalige Assistentin und einer der Witzelmänner, für die der abschätzige Begriff ‘Comedian’ überhaupt erfunden werden musste. Die Wetten: Keine, wirklich keine, bei der es um etwas anderes als sportliche Absurditäten ging und dazu ein Moderator, der mit ‘scheiß Opportunistenarschloch’ wirklich noch liebevoll umschrieben ist.

                                            Die Verschwendung von GEZ Gebühren findet in Form von Oldtimern, in denen das geistige Prekariat, die Hirnlegastheniker des öffentlich rechtlichen in die Blödelarena einfahren und einem extra für die Moderation des Salti schlagenden Playboys, der hauptberuflich ‘Dinge entwirft, die dann in Autos eingebaut werden’, eingeflogenen Rolf Töpperwien, der nichts anderes versucht als die vor sich hin kreischende Motivationstrainerin der sechs Beinakrobaten, zu überschreien. Die Antwort auf Paul Panzers Frage, ‘wie das denn jetzt mit dem verunfallten Motorrad geregelt wird’, schwant einem und mit Argwohn blickt man auf das eigene Portemonnaie.

                                            Ich bin durchaus für Unsinn zu haben, und das Seichte ist mir manchmal grade am Samstagabend sehr lieb. Aber das war nicht symphatisch oder pfiffig. Das war schlicht ekelerregend.

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                                              “Ich verabscheue Reisen und Forschungsreisende.”

                                              - Lévi-Strauss “Traurige Tropen”

                                              Worüber zu reden wäre: Ist die Brechstange, die der Film in jeder Hinsicht anwendet, zwingend notwendig oder vielleicht der Grund für seine inhaltliche Flachheit? Der Schlusssatz ist genauso pointiert wie omnipräsent. Ein Film, dessen Dogma mehr als deutlich im ‘Alles, es muss alles gezeigt werden’ liegt. Ob man aber auch alles hätte sagen müssen, weiß ich nicht.

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                                                (Hab leider nur eine schlechte Kopie gesehen, werde mich aber um eine bessere bemühen.)

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                                                • ‘The Wire’ auf der neun gefällt mir. Wer will schon, dass das Beste von allen für das Beste gehalten wird! Dann gäb's ja nix mehr zu meckern! Also bitte: ‘Mad Men’ vor ‘The Wire’ ist ein schlechter Scherz.

                                                  Und ich werde wieder daran erinnert, dass ich mir noch immer nicht ‘The West Wing’ angesehen habe. Mag das hier außer der schreibenden Gilde noch jemand?

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