DaLe - Kommentare

Alle Kommentare von DaLe

  • 2 .5
    über Fat Cat

    FAT CAT, das Spielfilmdebüt des Italieners Michele Fiascaris, möchte sich gerne als rasant-witziger Gangsterfilm präsentieren, entpuppt sich aber rasch als uninspirierter "Pulp-Fiction-ploitation"-Rohrkrepierer. [...]
    Statt pointierter Wortgefechte gibt es nur endlose Laberhänger, statt skurriler Charaktere nur lächerliche Karikaturen und Kasperletheater, statt Humor nur das Abmelken der immergleichen Witzchen. [...]

    • 6

      [...] Steven Seagal, diesmal mit einem schmucken Goatee, mag physisch etwas zugelegt haben und meistens bewegt er sich auch nicht vom Fleck. Was soll’s – die Gegner kommen eh von alleine auf ihn zu, um sich ihre „Lektion“ zu holen. Wenn der Aikido-Meister dann mit Schmackes Hiebe, Schläge und Tritte austeilt, werden die Augen der Genre-Fans vor Freude glänzen. Action-Regisseur Keoni Waxman, der schon mehrfach mit Seagal zusammen gearbeitet hat, filmt die zahlreichen Martial-Arts-Kampfszenen so routiniert wie spektakulär. Das Resultat: gut choreographierte, körperbetonte Action. Lediglich die Schießereien geraten bisweilen leider etwas unübersichtlich.
      [...]
      Die große Überraschung des Films ist jedoch Bren Foster als gefallener Hitman Hurst, der einen interessanten Kontrast zu Seagal mit einbringt. Wo letzterer eher statisch seine Gegner verkloppt, fliegt Foster – scheinbar physikalische Gesetze außer Kraft setzend – beim Kämpfen geradezu durch den Raum. Dem wenig originellen Drehbuch zum Trotz macht gerade die Abwechslung zwischen diesen beiden unterschiedlichen Kampfstilen FORCE OF EXECUTION zu einem rasanten Actionspektakel.

      • 5 .5

        [...] Durchweg interessant ist es zu sehen, wie abgestandene Genre-Zutaten gebrochen und variiert werden. So baut etwa eine Szene fast schon plump einen Badezimmerspiegel-Jumpscare auf (Kamera fährt hoch und plötzlich ist jemand im Spiegel zu sehen), wird dann aber in geradezu poetischer Weise aufgelöst. In anderen Momenten werden Jumpscares weniger originell, aber nichtsdestotrotz effizient aufgebaut.
        Spätestens im letzten Drittel fängt HAUNTER jedoch an, seine Wendungen nach quantitativen Gesichtspunkten aufzustapeln und büßt damit einen großen Teil seiner aufgebauten Spannung ein. Der Rhythmus - der gerade im ersten Drittel mit einer Mischung aus penetranter Wiederholung und irritierenden Variationen einen faszinierenden Sog entwickelte - funktioniert nicht mehr richtig. [...]

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        • 8 .5

          [...] Stuart Gordon erforscht in FROM BEYOND ohne Zurückhaltung die Grenzbereiche zwischen Wissenschaft, körperlicher Deformation und Sexualität und hat einen Film geschaffen, der in der Darstellung seiner Thematik ein wenig an DIE FLIEGE aus demselben Jahr erinnert. Dass Gordon nur ein Drittel von David Cronenbergs Budget zur Verfügung hatte, merkt man einigen Spezialeffekten gelegentlich an. Das extravagante Design des Pretorius-Monsters ist dennoch so kreativ wie furcht- und ekelerregend.

          So reduziert wie die voll ausgeschöpfte Laufzeit ist bei FROM BEYOND auch das Setting. Der Film spielt ausschließlich in einem Krankenhaus oder in Pretorius' Haus und kommt über weite Strecken als geradezu minimalistisches und konzentriertes Dreipersonen-Kammerspiel daher. [...]

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          • 6
            über Getaway

            [...] Es ist beachtlich, wie konsequent sich GETAWAY auf die Action konzentriert: Abziehfigürchen manövrieren sich mit einem Auto durch eine Räuberpistole, die mindestens fünf Mal auf einen Bierdeckel passt, aber auch keinen einzigen Stein auf dem anderen stehen lässt. Keine Charaktere, keine Figurenentwicklung, keine Psychologie, keine Nebenplots, keine Ambitionen auf einen sozialen Überbau. Nur reine Bewegung! Diese entsteht durch Montage, und gerade hier hätte einiges besser gelingen können. Die Schnittfolgen sind rasant: In den besten Momenten wird der pure Rausch einer Autoverfolgungsjagd direkt erfahrbar, in den schlechteren verliert man als Zuschauer aber eher den Überblick über das Geschehen. Ein paar zusätzliche establishing shots und einige längere Sequenzen hätten dem Film gut getan. Ansehnlich ist die Action trotzdem, zumal GETAWAY auf neurotisches Kamera-Gewackel dankenswerterweise ebenso verzichtet wie auf großzügigen CGI-Einsatz. [...]

            • 9 .5

              [...] Auffallend an MERCENARIO – DER GEFÜRCHTETE ist die lose, fast erratische Dramaturgie, die einerseits voller Ellipsen ist und andererseits auch genussvoll Szenen in langen Dialogen oder Schlägereien in die Länge zieht (auch hier war Tarantino ein fleißiger Schüler). Fast unberechenbar, voller Wendungen, die sich teils gegenseitig aufheben, ist der Film, und übersetzt gerade dadurch wohl besser das Gefühl einer Revolution, als es ein „dokumentarischer“ Zugang könnte. Allen tagesaktuellen Bezügen zur 68er-Bewegung, zum Vietnam-Krieg und zum linksradikalen urbanen Terrorismus zum Trotz ist Corbucci dank der begnadeten Darsteller auch ein faszinierendes Figuren-Kabinett gelungen. Pacos Entwicklung vom rachesüchtigen Rüpel-Bauern zum halbwegs bewussten Revolutionär kann fast als Bildungsroman gelesen werden – allerdings der angenehm ungeradlinigen Sorte, die viele überraschende Bögen schlägt. Mehrfache Sichtungen von MERCENARIO – DER GEFÜRCHTETE entzaubern den „Titelhelden“ als narzisstisch gestörten Mann mit eindeutig psychopathischen Zügen, der dank Franco Neros Schauspiel allerdings trotzdem angenehm komplex und widersprüchlich bleibt. Er ist fast ein Spiegelbild von Palances Ricciolo, und unwillkürlich könnte man sich fragen, ob die beiden Figuren früher mal ein Paar waren. Egal, wie man zu dieser Frage steht: MERCENARIO – DER GEFÜRCHTETE gehört eindeutig zu den Westerns, die jeder Filmfreund wenigstens einmal in seinem Leben gesehen haben sollte.

              • 7 .5

                [...] BERBERIAN SOUND STUDIO ist eine höchst vergnügliche kafkaeske Komödie mit vielen Thriller-Elementen, die einem immer wieder das Lächeln im Gesicht einfrieren lässt. Der Zuschauer ist dabei ein bisschen wie das Gemüse, das an einer Stelle immer wieder in ein Wasserbecken getaucht wird: Zwischen schier grotesk und bedrohlich schwankt die Atmosphäre – man weiß es nie genau, und dadurch wird alles umso beunruhigender, zumal fast der komplette Film in einem klaustrophobisch engen Tonstudio spielt. Einen Blick auf „The Equestrian Vortex“ haben nur Figuren, nicht der Zuschauer, der alles über diesen Film-im-Film über den Ton und die handwerklich produzierten Geräusche erfährt.
                BERBERIAN SOUND STUDIO ist nicht nur eine gelungene Hommage an das italienische Genre Kino der 1970er Jahre, sondern eine Verbeugung vor dem Filmton – und den Handwerkern und Künstlern, die diesen seit über 80 Jahren gestalten.

                • 8 .5

                  [...] Doch der eigentliche Star des Films ist der gebürtige Wiener Walter Slezak. Seine Darstellung des Willy ist zweifelsohne das faszinierendste Element des Films - für das zeitgenössische angelsächsische Publikum war es wohl eher die verstörendste Facette von DAS RETTUNGSBOOT. Er ist kein Klischee-Nazi, der in Paradeuniform herumstolziert, lustvoll Menschen foltert und in der Pause eine fettige Bratwurst isst (solche Exemplare kann man in Fritz Langs HANGMEN ALSO DIE! aus dem selben Jahr bewundern). Zuerst ist er vor allem eine reine Projektionsfläche für den unbändigen Hass der anderen Bootspassagiere: Ein Mann, der nur durch seine schiere Anwesenheit für Irritationen sorgt. [...] Ein paradoxer Mensch, dessen innere und äußere Widersprüchlichkeiten auch am Ende nicht aufgelöst werden. Ein passendes Ehrenmitglied im Pantheon der Mrs. Danvers, Charlies, Sebastians, Brandons, Brunos, Vandamms und Rusks. [...]

                  • 4

                    [...] Allerdings kann kein Zweifel daran bestehen, dass Van Damme praktisch der einzige Grund ist, weshalb man sich diesen Film überhaupt anschauen sollte. Leider spielt er tatsächlich nur eine Nebenrolle und die restlichen Darsteller erreichen bestenfalls das Prädikat "nicht gänzlich schlecht". Das liegt vielleicht auch an der Ausprägung der Figuren: Klischees, wie man sie schon x-mal gesehen hat - und das oft auch besser. Der arrogante und schmierige Selbstdarsteller, der schüchterne und herzensgute Kreative, der chaotische und kiffende Buddy-Typ, die superscharfe Sexbombe, das harmoniesüchtige Mauerblümchen, der charakterlose Ja-Sager - you name it! So wenig originell wie die Figuren, so wenig überraschend ist auch das Drehbuch, das die Eskalation der brenzligen Situation auf der verlassenen Insel allzu schnell in vorhersehbare Bahnen nach "Herr der Fliegen"-Vorbild lenkt. [...] Kein Totalreinfall, aber als Actionfilm nicht actionreich genug und als Komödie nicht witzig genug. Wirklich Freude macht nur Van Dammes Präsenz in einer außergewöhnlichen Rolle.

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                    • 6
                      über Baal

                      [...] Zu sehen ist heute ein interessantes Dokument des „Neuen Deutschen Films“. Die Konfrontation von Brechts künstlichen Theater-Versen mit der Rohheit des cinéma-vérité-Looks ist freilich mehr auf intellektueller denn auf emotionaler Ebene anregend. BAAL hat in 40 Jahren doch selbst eine leichte Staubschicht angesetzt. Ausgenommen davon ist Fassbinders Darstellung der Titelfigur: wie könnte sich auf dieser aufbrausenden Naturgewalt auch nur ein Staubkorn festsetzen.

                      • 7 .5

                        [...] Die reduzierte Filmdauer macht es deutlich: Für langes Brimborium und Geplänkel hat ENEMIES CLOSER keine Zeit, sondern drückt sehr rasch auf die Action-Tube – und das mit Druck. Klar kommen auch Schusswaffen zum Einsatz, aber die meisten Auseinandersetzungen sind richtige Ur-Kämpfe: Mann gegen Mann, allerhöchstens noch ein Messer, ein Holzknüppel, ein Stein oder eine zerbrochene CD als Hilfe. Die Fights sind minutiös komponiert. Jeder Hieb, jeder Schlag sitzt, und es macht wirklich Vergnügen, wieder einen Film zu sehen, der seine Action tatsächlich real choreografiert und zeigt, statt sie über Stakkato-Montage zu suggerieren. Freunde des soliden, des handwerklichen Genre-Kinos werden das goutieren. Dass die Handlung nur eine Aneinanderreihung von McGuffins ist (die versenkten Drogen, die Rachegeschichte), wird nur Nörglern negativ aufstoßen. [...]

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                        • 10

                          [...] Dieser Film wurde von einem Meisterregisseur im vollsten Besitz seiner Kräfte und Könnerschaft realisiert – auch wenn dieser sich selbst von dieser faktischen Auftragsarbeit (ursprünglich sollte Ivan Reitman Regie führen) distanziert hat, als er ihr den üblichen Zusatz „John Carpenter‘s“ vor dem Titel verweigerte.

                          Mit einem Mix aus erstaunlicher Erzählökonomie und ausdrucksstarken Bildern arbeitet MEMOIRS OF AN INVISIBLE MAN sein rasantes Drehbuch ab. Keine Schnörkel, nichts Überflüssiges. Ein perfekter Aufbau, makellos durchgeführt. Vom ersten Bild (ein atemberaubender langsamer Kamera-Schwenk über die Skyline San Franciscos) bis zu den End-Credits. Der vielschichtige Umgang mit dem Protagonisten, also mit dem unsichtbaren Mann, ist wohl der größte Genie-Streich des Films: Carpenter macht das Unsichtbare sichtbar. [...]

                          4
                          • 7

                            [...] LIEBESBRIEFE EINES UNBEKANNTEN ist der erste Spielfilm des Regisseurs Yariv Mozer, der sowohl seinem Heimatland wie auch international mit mehreren Dokumentarfilmen über die Vielfalt homosexueller Lebensentwürfe in Israel für Aufsehen gesorgt hat. Er basiert auf einer Kurzgeschichte des preisgekrönten Autors Yossi Avni-Levy, lässt aber in seiner ruhigen Beobachtung von Boaz' Alltag auch immer wieder Dokumentarisches durchscheinen. In erster Linie ist LIEBESBRIEFE EINES UNBEKANNTEN aber ein überaus spannender Thriller über einen Mann, dessen lebensweltliche Gewissheiten nach und nach zerbrechen. [...]

                            • 9

                              [...] Nach fast drei Stunden Film wird sich wahrscheinlich der eine oder andere Zuschauer dringend wünschen, dass THE ACT OF KILLING nur eine besonders geschmacklose Mockumentary war, oder besser: ein Alptraum, aus dem man am Ende mit Schrecken aufwacht. Doch der Film hat kein Ende im klassischen Sinne (über dessen befremdliche Vieldeutigkeit könnte man sicher stundenlang diskutieren!), weil die "Geschichte", wie sie hier präsentiert wird, auch kein "Ende" hat. Und schon gar kein schönes. Keine Beruhigung: Es gibt keinen plausiblen Grund, warum sich Gräueltaten wie die im Indonesien der 1960er Jahre nicht wiederholen sollten, egal, ob in Südostasien oder anderswo. Denn es wird IMMER potenzielle Täter geben: ganz gewöhnliche Menschen.

                              3
                              • 9 .5

                                [...]
                                Im Grunde kann man es auf die sehr einfache Formel reduzieren: RICHARD WAGNER ist überaus flott erzählt. Das Drehbuch könnte man als fast atemlos bezeichnen: trotz einer relativ mäßigen Laufzeit von knapp über anderthalb Stunden arbeitet sich der Film durch mehrere Dutzende von Schauplätzen mit mehreren Dutzenden von Figuren hindurch, wechselt kleinere Situationen (Wagner dirigiert ein Orchester) mit größeren und längeren Spannungsbögen ab (Wagners Flucht aus Riga, seine Freundschaft zu Ludwig von der Ankunft bis zur „Verbannung“), und baut zwischendurch auch Erzählungen im Film ein (die Nibelungen, ein Traum, eine Halluzination). Ein abwechslungsreiches Werk, das (und man sieht es ihm deutlich an) mit viel Freude die damaligen Möglichkeiten seines Mediums auslotet.
                                [...]

                                • 2 .5

                                  Eine Reise nach Paris soll einem alternden Ehepaar neuen Schwung in die langsam erlöschende Liebe bringen. Leider wird in LE WEEKEND daraus eine überlange Nummernrevue aus abgegriffenen Paris-Klischees und ausgelutschten Witzen über alte Menschen, die sich allzu bequem in die Bahnen einer gewöhnlichen Romcom einfindet: latenter Streit, Wiederannäherung durch gemeinsame "verrückte" Streiche, Krise, Wiederversöhnung - gähn. [...]

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                                  • 6 .5

                                    [...] Diese Mischung aus WINDTALKERS-Plot und einem x-mal durchgekauten RIO BRAVO-Belagerungsszenario verspricht B-Action-Stangenware nach Schema F - ein Versprechen, das freilich auf höchst kurzweilige und spannende Art eingehalten wird.
                                    Ein kleiner Action-Thriller, der ohne lange Expositionen geradlinig zum Punkt kommt und sich auch nicht lange mit brisanten politischen Subtexten aufhält. [...]

                                    • 5 .5

                                      [...] Die zweite Regie-Arbeit des Stuart Bettie, der bislang vor allem als Drehbuchautor solch unterschiedlicher Filme wie COLLATERAL, AUSTRALIA und G.I. JOE - GEHEIMAUFTRAG COBRA in Erscheinung getreten ist, reflektiert in ihrer Machart auf verblüffende Weise ihre eigene Hauptfigur: sie ist seelenlos und größtenteils ohne richtige Eigenschaften. Ein unterkühltes CGI-Action-Spektakel ohne wirklich interessante Figur, das seine Plotpoints mit wenig Überraschungen nach Schema F abhakt, gefühlt aber alle 30 Sekunden zu unfreiwilliger Komik neigt.
                                      Nun folgt das große "aber": I, FRANKENSTEIN hat – aber – trotz seiner offensichtlichen Schwächen auch durchaus seine Reize. Die erwähnte unfreiwillige Komik des Films ruft meistens eher herzhafte als hämische Lacher hervor. Wenn etwa sterbende Gargoyles sich in Licht auflösen und gen Himmel gesogen werden (man merkt dem Film die Bemühung an, auf "PG-13" und nicht "R" hinzuarbeiten), wirkt das in seinem triefenden Pathos stets ungemein witzig – und das sogar noch beim 20. Mal. Die Dämonen lösen sich übrigens auch nicht in Schleim, Blutmatsch und sonstigem Gekröse auf, sondern in Feuer und irgendwo im Bild explodiert immer irgend ein böses CGI-Viech. Das ist weder sehr spannend noch sehr originell, allerdings kann man I, FRANKENSTEIN nicht vorwerfen, über längere Strecken langweilig zu werden. Dafür sorgen auch die Action-Szenen, meist epische Schlachten zwischen Gargoyles und Dämonen oder zwischen Adam und Dämonen, die tatsächlich nur seelenlose CGI-Spektakel sind, dafür aber wenigstens gut inszenierte CGI-Spektakel: entgegen dem Trend zu immer mehr und mehr Gewackel und ADS-Schnitten sind sie übersichtlich und in präzisen Bildkompositionen gefilmt. Eine – leider zu kurze – Kampfszene ist sogar als richtig (!) choreografierter Zweikampf zu identifizieren. [...]

                                      • 1 .5

                                        Ein desillusionierter dänischer Polizist und sein Syrien-stämmiger Partner sollen eigentlich nur Akten im Präsidiumskeller ordnen, stoßen dabei aber auf den ungelösten Fall einer vor fünf Jahren verschwundenen Politikerin - das klingt schon so wenig originell. Tatsächlich entwickelt sich ERBARMEN leider schnell zu einer ärgerlichen Checkliste an Skandinavien-Krimi-Klischees.
                                        [...]
                                        Diese haben ja den Ruf, einen etwas härteren und düstereren Gang einzulegen als ihre mitteleuropäischen Pendants. Davon ist in ERBARMEN nichts übrig geblieben, außer einem stark farbentsättigten Look mit Grün- und Braun-Blenden, der offensichtlich Schmuddel-Billigkeit mit Düster-Stimmung verwechselt.

                                        • 9

                                          Ein Mann, ein Segelboot und das offene Meer - mehr braucht es nicht, um ein kleines Film-Meisterwerk zu schaffen. Mehr noch: Der völlige Verzicht auf Dialoge und Figurenpsychologisierung macht den Survival-Thriller ALL IS LOST zu einem herrlich minimalistischen und asketischen Vertreter seines Genres - und auch Dank Robert Redfords Charisma zum besseren GRAVITY.

                                          • 2

                                            Dreh- und Angelpunkt des Films ist natürlich Hauptdarsteller Klaus Maria Brandauer. Der Österreicher bietet hier tolle Schauspielkunst, die sich allerdings der drögen Mittelmäßigkeit des Films und seinem leblosen Dialogbuch stets unterordnen muss. Dafür, dass Reich für die Befreiung repressierter Gefühle plädierte, wird er als erstaunlich passiv, geradezu als Liebhaber des kühlen Understatements präsentiert. Ganz im Gegensatz etwa zu Reichs Tochter Eva, dargestellt von Julia Jentsch, die offenbar nicht richtig vom Theater- in den Filmmodus umzuschalten wusste - ihre Manierismen passen besser auf eine Bühne als vor eine Kamera. Die meisten anderen Darsteller hingegen wirken in ihrer Leblosigkeit oft wie geschminkte Zombies in 1950er-Jahre-Kostümen.
                                            DER FALL WILHELM REICH ist eine Enttäuschung. Seine Premiere hatte er bei der Viennale 2012, obwohl das Biopic'chen vom Niveau her eher einer ARD-Mittwochsklamotte ähnelt. Verkitschte Musik unterstreicht die (nicht vorhandenen) Gefühle. Eine allzu offensichtliche Farbentsättigung zeigt an, wann wir uns gerade in einem Gefängnis oder in den Räumen einer US-Behörde befinden, während Reich im farbübersättigten grünen Ostküsten-Hinterland in seinem selbstgebauten Labor forschen darf. So viel zur "ästhetischen Gestaltung".

                                            • 7

                                              MEIN MANN, DAS WIRTSCHAFTSWUNDER ist ein einfaches Lustspiel mit Screwball-Komödien- und Musical-Elementen (ja, zwischendurch wird auch gesungen). Das Drehbuch ist eher simpel und strotzt nicht gerade vor Originalität. Auch das vielleicht zu erwartende satirische Element – ein reicher Wirtschaftswunder-Gewinner „kauft sich“ auf die Schnelle eine Ehefrau – ist eher rudimentär ausgebildet und fordert nicht wirklich zu großen interpretatorischen Rundumschlägen heraus. Weitaus bemerkenswerter, und das, was den Film ziemlich hervorstechend macht, ist seine visuelle Gestaltung. Bereits der Vorspann macht ein zentrales Element von MEIN MANN, DAS WIRTSCHAFTSWUNDER deutlich, nämlich die Inszenierung von Architektur.

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                                              • 4

                                                DIE WILDE ZEIT, Olivier Assayas' semiautobiografischer Film über eine Gruppe militanter Schüler nach 1968, hat sein Thema leider in ein lebloses Stillleben umgesetzt. Unmotivierte Darsteller und eine einfallslose Inszenierung können auch einige durchaus starke Momente nicht wettmachen: ein Film, der letztlich wenig zu erzählen und noch weniger zu sagen hat.

                                                • 0 .5

                                                  GANZ WEIT HINTEN ist so etwas wie die "Indie"-Version von WIR SIND DIE MILLERS: irgendwie eine Komödie, aber auch ein Film über Familie, es gibt Klamaukiges zum Lachen, aber auch "Nachdenkliches" zum, nun ja, nachdenken, und das Ganze wird von möchtegerne-coolen Posen und homophoben Kalauern zusammengehalten.

                                                  • 4 .5

                                                    Ebenso die Form - nämlich "found footage" - wirkt sich an vielen Momenten eher ungünstig aus, denn alles wird aus der Perspektive der Kamera eines Journalisten der Roten Armee gezeigt. Das lässt Frankenstein's Army an den üblichen Problemen von "found footage"-Filmen leiden: So sehen wir nicht hauptsächlich den Kampf verschanzter Rotarmisten gegen Nazi-Zombie-Roboter, sondern vor allen Dingen den Kampf eines Kameramanns, um sein Arbeitsgerät bei so viel Action nicht aus der Hand zu verlieren. So frei die Kamera sich dabei bewegt, so eingeengt, ja geradezu erstickt, wird das Drehbuch von dieser ästhetischen Prämisse (da es sich stets unter Verrenkungen an sie anpassen muss).

                                                    Dennoch vermag Frankenstein's Army durchaus in manchen Momenten zu begeistern. Die Kreaturen des Nazi-Frankensteins sind höchst originell und interessant geraten in ihrer Verschmelzung tödlicher Werkzeuge mit Zombie-Verhalten. Im letzten Drittel, das in der Zentrale des berüchtigten Wissenschaftlers spielt, kippt die Stimmung sogar ins Groteske um. Denn nicht nur Kampf-Maschinen hat der Frankenstein entwickelt, sondern geradezu eine ganze Parallelgesellschaft an bizarren und verstümmelten Mutanten. Hier werden Erinnerungen an Terry Gilliam wach, an die Horror-Momente in Brazil - aber auch ein bisschen an seine absurden Cartoon-Kreationen für Monty Python.

                                                    Ein großer Wurf ist Frankenstein's Army trotz einiger gelungner Momente nicht. Zuschauer mit wenig Affinität zu Horror und Trash werden und sollten einen großen Bogen um ihn machen. Genre-Fans können ruhig einen Blick riskieren - oder auch nicht.