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Alle Kommentare von dbeutner
Naaaja. Hat einzelne komische Momente, gerät aber vor allem immer wieder in die Gefahr, seine Moral zu ernst zu nehmen - was zum oft albernen Rest nicht passen will. Lief auf dem diesjährigen verkürzten FFF und hat da leider keine Maßstäbe gesetzt. Etwas zu brav, etwas zu twen.
Sehr unterhaltsam, ist glaube ich eine faire Bewertung. Gute DarstellerInnen, etwas trockener Humor, etwas Drama und Spannung stehen in einem ausgewogenen Mix; das Drehbuch ist nicht immer ganz wasserdicht, aber es soll ja auch keine philosopische Abhandlung sein. Soll schlicht Spaß machen und tut es das auch. Keine der Top-Serien, aber deutlich überdurchschnittlich. Wer auf der Suche nach etwas längerem ist: unbedingt einen Blick riskieren.
"Stateless" hat eine große große Schwäche: Seinen Hauptplot. Wenn man davon absieht (was schwer möglich ist), handelt es sich um eine engagierte und starke Drama-Serie, die einen (rel. kleinen) Teil der australischen Abschottungspolitik beleuchtet und anklagt. Dass dabei die Figurenzeichnungen teilweise etwas arg bemüht differenziert daherkommen, macht es (siehe Kommentar weiter unten) mE gerade eher weniger glaubwürdig, denn in der Realität des Alltags gibt es psychologische Prozesse, die für solche Ausdifferenzierungen wenig Raum geben.
Der Hauptplot dreht sich um Sofie Werner, eine Australierin mit einem heftigen PsychoKnacks, die in die Fänge des Systems gerät. Diese Story ist vor allem der Aufhänger der Serie und war auch historisch wohl ein echter Aufhänger, das australische System öffentlich zu hinterfragen - bitter, wenn es eine "Einheimische" braucht, bis Mitgefühl entsteht. Schon deswegen finde ich das ins-Zentrum-Stellen dieser Geschichte extrem fragwürdig, unter politisch-pädagogischen Gesichtspunkten (also: nicht nur fragwürdig, sondern eher: beschissen). Die Geschichte bekommt dann noch die Krone durch den Cast - Yvonne Strahovski mochte ich noch nie, ich habe sie schon in nicht-durchgedreht-Rollen tendenziell als "schräg" wahrgenommen. Man könnte sagen: Dann passt das Casting ja. Mir war's zu viel, alles viel zu viel. Dominic West wurde auch verheizt, aber der ganze Teil hätte gestrichen werden können. Man hätte die Story auch durchaus nehmen und aus primärer Sicht der Schwester darstellen können, die verzweifelt.
Also, mindestens 0.5 bis 1 Punkt Abzug wegen dieses Teils. Der Rest liegt eher bei fast 8 Punkten.
Einige Highlights in der Besetzung (Screamin' Jay Hawkins als Nachtportier ist einfach coll) und für Jarmusch teilweise etwas launig. Da ich mit Elvis tatsächlich nicht so viel anfangen kann, kommen da von mir keine Extrapunkte dazu. Nett und sympathisch, teilweise starker filmischer Spätachtzigereinschlag; mE in Summe eher einer der schwächeren Jarmusch-Filme.
"Gett" zeigt ein irres System, in welchem die Scheidung (es gibt keine Zivilehe in Israel) ein absurder Prozess ist, bei dem - "natürlich" - der Mann die Riemen in der Hand hält. Darstellerisch ist das gut, für (die anspruchsvollen) israelische Verhältnisse aber doch nur knapper Durchschnitt. Positiv fiel vor allem Sasson Gabai auf, "Nukhem" in Shtisel, der sich durchaus als sehr wandlungsfähig zeigt. Starker Typ!
Als Kammerspiel hätte ein bisschen Straffung vermutlich nicht geschadet. In zwei Stunden Spielzeit widerholt sich mancher Subplot, was natürlich auch als gewollter Effekt verstanden werden kann - man soll das Leid der Frau ggf. besser verstehen. Aber da neige ich immer dazu, andere Tricks der Inszenierung zu bevorzugen, und nicht das Publikum "mitzubestrafen". Das geht wirklich besser.
Shtisel lebt von großartig geschriebenen Charakteren mit Ecken und Kanten, aber immer mit Herz. Aber Shtisel lebt ebenso von seinem Cast, der diese Charaktere sooo toll darstellt, dass es zum Hinknien und vor-Glück-Weinen ist. Insofern muss auch dem Macher und der Regie extreeem viel Lob und Bewunderung entgegengebracht werden.
Inhaltlich ist es "nur" eine solidarisch-kritische Darstellung der orthodoxen Lebensweise, insofern nichts grundsätzlich Neues. Und in gewisser Weise könnte man - wie es meine Frau gemeinerweise getan hat - Shtisel mit der Lindenstraße vergleichen (wobei wir bei der Qualität der Umsetzung von zwei verschiedenen Enden der Produktionsskala sprechen). Daher auch "nur" 8 Punkte, diese aber mit viel Liebe der Serie zugeworfen.
Durch die internationale Bekanntheit der Serie kommt es nun sogar zu einer dritten Staffel - hoffentlich geht das gut. Schon die zweite Staffel war zunächst nicht ganz auf der Höhe der ersten, was u.a. am Tod einer Darstellerin lag - ja, ihr Ersatz ist am Ende ganz gut; nein, wirklich ersetzen konnte man sie aber nicht...
Also, wer wie ich von der Rohheit und Dummheit der Menschheit völlig genervt ist, für den bietet Shtisel einen kleinen Ausweg, eine Flucht in eine Welt, in der zwar unsinnige Zwänge existieren und keineswegs jeder "gut" ist, aber zumindest geben sich alle auf ihre Weise Mühe. Und Mühe, sich gegenseitig zu verstehen. Ach, gäbe es doch eine solche Welt in der Realität...
NACHTRAG nach Staffel 3: Es waren in Staffel 2 vor allem zu gescriptete Kleinigkeiten und Konflikte, die mich etwas gestört hatten. Das wird erwartungsgemäß in Staffel 3 nicht besser. Immer noch eine schöne Serie, aber dem Drehbuch von Staffel 3 würde ich noch maximal 7 Punkte geben. Man sollte aufhören, wenn's am Schönsten ist.
Mit schröder Schrulligkeit inszenierte - ja was eigentlich? Tragikkomödie soll's wohl tendenziell sein, mit einem klaren Überhang in Richtung des Komischen. Das hat für mich nur extrem bedingt funktioniert:
Zum einen reißt der Film ein Thema an ("Funktionshäftlinge", KZ-Kapos), das so dermaßen hochkomplex ist und keineswegs von Kunst und Unterhaltungsindustrie "durchgekaut", dass ich an dieser Stelle sehnsüchtig etwas mehr Tiefe erwartet hätte (im Text bekommen wir aber nur ein zwei Zeilen zum Thema). Zum anderen fühlte sich das Komische für mich maximal lauwarm an. Etwas zu gefällig, etwas zu behäbig.
In Summe also alles zusammen eine etwas unpassende Mischung, die ich, wenn es einen ganz unpolitischen Hintergrund gehabt hätte, als eine bürgerlich-liebevoll Inszenierung spröden Humors einsortieren würde. Auch das ist aber nicht etwas, wo ich Begeisterung entwickle...
PS: Wer Camus liest, kann kein Nazi sein, und damit war der Film für mich nach wenigen Minuten "gelöst" ;-)
Ja schade, den hätte ich mal wieder lieber mehr gemocht. Hatte den Film lange auf der Liste, irgendwie unterbewusst muss mich etwas gewarnt haben, denn normalerweise würde ich bei dem Cast schneller zuschlagen.
Ist vermutlich ein klassischer Kandidat, wo man entweder einen Zugang zu Figuren und Stoff bekommt - oder nicht. Dazwischen ist nicht viel, wobei natürlich die Besetzung einiges an Sympathiepunkten abfedert. Mit dem Einsetzen des Roadmovies nach geschlagenen 45 Minuten hatte ich auch kurzzeitig sowas wie eine Hoffnung auf Handlung, aber die sollte man an dieser Stelle auch nicht zu hoch schrauben.
Wäre das mein erster Sorrentino, wäre ich etwas abgeschreckt. "Youth" hat mir aber ein ganzes Stück besser gefallen, auch wenn es dort ebenso der Cast war, der die letzten Wertungsausschläge gegeben hat. Er kennt in Hollywood wohl einfach jede und jeden - und hat einen durchaus eigenen, grundsätzlich eher langsamen Stil. Hier hat's mich aber einfach echt nicht erwischt.
Für Guy Ritchie definitv eher eine Art Fingerübung, im Aufbau sehr klassisch und alles andere als originell, verlässt sich der Film mehr auf seinen Cast und dessen Spielfreude - Hugh Grant mal wieder gegen den Stricht besetzt, solche Ironie macht mir immer Spaß. Bester Nebendarsteller mit Abstand: Colin Farell mal wieder. Matthew McConaughey sicherlich nicht in seiner stärksten Rolle, aber gut; Charlie Hunnam bleibt weiterhin etwas sehr Charlie Hunnam, tut trotzdem nicht weh, aber gerade ein Hugh Grant zeigt halt, was so an Spielweite möglich sein sollte, da muss Hunnam noch dran ackern.
In Summe typische, etwas leicht Guy-Ritchie-Kost, die professionell unterhält und einige starke lustige Momente hat. Vom Kult früherer Streifen allerdings doch etwas entfernt.
Sehr authentisch inszeniert, die Zeitenwechsel ergeben vor allem zu Beginn mitunter nur mäßigen Mehrwert (falls überhaupt), funktionieren aber zum Ende hin dafür umso besser, wenn dadurch an den Beginn der Beziehung erinnert wird. Der Film funktioniert auch ohne den spezifischen Fokus auf die Psycho-Geschichte als Allegorie einer Langzeitbeziehung, aber wird durch seine konkrete Geschichte auf jeden Fall massiv angereichert. Ganz nebenbei wird auch ein eher sehr pessimistisches Bild einer patriarchalen rumänischen Gesellschaft skizziert, das keine Freude macht. Aber Freude machen will der Film auch gar nicht ;-) Kleines, aber feines echtes Drama.
Das MUBI-Titelbild - auf dem einige Waffen zu sehen sind - hat mich tendenziell etwas anderes erwarten lassen, aber enttäuscht wurde ich dennoch nicht im Ansatz. Zunächst sehen wir die Vision einer harmonischen Gemeinschaft mit Ecken und Kanten, mit einem Anspruch an Aufklärung und Selbstverantwortung, dass es einem in diesen Tagen die Tränen in die Augen treiben kann. Und dann kommt die Invasion von außen, langsam, aber nachhaltig, und die Erkenntnis der BewohnerInnen, dass es nun um alles geht.
Wahnsinnig sympathisch inszeniert, fast mehr unkonventionell zu nennen als ein wirklicher GenreMix, bei dem im Mittelteil der WhatTheFuck-Faktor durchaus hätte höher gehalten werden können, wenn nicht sehr plötzlich die Umstände der Situation voll durchschaubar geworden wären. Ändert aber nichts daran, dass das Teil sowohl als Film als auch als Allegorie (für so manches...) einfach gut funktioniert.
Hatte den Film ursprünglich schon im Kino sehen wollen, nun hat MUBI nochmal nachgeholfen. Interessanter halbdokumentarischer Experimentalfilm, der wie viele seiner Artgenossen zunächst etwas Geheimnis um seinen Experimentaufbau macht, was ich fast immer als nachteilig empfinde, so auch hier. Einzelne Szenen gehen schon ein bisschen ins Fremdschämen, einige sind sehr stark, ein paar Längen gibt es. Dennoch, wenn man sich auf solche Formate grundsätzlich einlassen kann, definitiv sehenswert.
Ein leiser, grundsympathischer Film, der mit der Zeit emotional immer mehr anzieht, um am Ende nochmal richtig zuzuboxen. Das mehr oder minder autobiographische Werk von Carla Simon hat eigentlich ausschließlich Stärken: Zwei Kinderdarstellerinnen, bei der die eine so jung ist, dass sie vermutlich einfach nur sie ist (und sehr süß!), Frida wiederum, dargestellt von Laia Artigas (ebenfalls Debut) - einfach nur krass stark. Die Erwachsenen sind ebenfalls gut besetzt, sympathisch, menschlich in allen Schwächen nachvollziehbar. Aber die Sicht aus Kinderaugen ist einfach nur umwerfend.
Wahnsinnig empathisch (kein Wunder, als Autobiographie), aber auch der Blick von Carla Simon auf ihre Zeit und das Drumherum - wahnsinnig sympathisch.
Die Regisseurin muss man sich wohl merken!
Mubi wollte mir den Streifen als "Antikriegsfilm" verkaufen - naaaja. Es wird ein füchterlicher upper-class-Blick auf die Kriegsgefangenschaft von Offizieren geworfen, aus dem dann ein paar Konflikte resultieren. Ja, auch wird das Offiziers-Ding mal nebenbei etwas kritisiert, aber nur so, dass es keinem wehtut. Auch der Krieg oder das Militär werden auf die gleiche schonende Art ganz leicht in die Kritik genommen.
Ich gehöre (gottseidank) nicht zu dem Publikum, für das Streifen gemacht wurde.
Das Skript beleidigt meinen Intellekt und darstellerisch ist das ganze leider kaum einen Niveaupunkt besser. Daher Ende nach Staffel 2 (und hätte das auch schon nach Staffel 1 wissen können).
Stilistisch interessant, dass Tarantino irgendwie drauf steht, mehr als nachvollziehbar. Dennoch ist das Drehbuch und die Wendungen so lausig geschrieben, dass das eigentlich unmöglich ernst gemeint sein kann. Ist es aber wohl gewesen. Immerhin nimmt sich der Streifen aber am Ende nicht zu ernst und kann sogar zwischendurch mal mit Humor punkten.
Ein interessantes, wenn auch sicher nicht ernsthaft gutes Werk, dass Mario Adorf auch mal rel. gut ausschauen lässt (mag den ja eigentlich gar nicht, aber in Englisch kommt er einfach weniger arrogant daher).
Schwülstig inszeniert, auf der Stelle tretend, die beschriebene positive Ausstrahlung hat der Redakteur ein bisschen herbeifantasiert; daher in Summe vor allem dröge. Not my cup of tea.
Was für ein starkes Stück Film, mit sooo viel Liebe zu Menschen, und trotz der krassen Selbstbetroffenheit Chaplins bleibt es meist munter lustig. Was für ein Kerl! Seiner Zeit nicht nur damals sowas von voraus, allein die Liebe und die Nähe zwischen "Vater" und Kind, das kann ja heute noch als Vorbild dienen, damals war es aber sicherlich schon fast obszön.
Oder die Absage an Gewalt, aber wenn es um die Rettung von Kindern geht, muss damit dann ausnahmsweise auch mal Schluss sein. Umarmen könnte ich Chaplin dafür, unendlich lange umarmen...
Ach, und dann wird noch so ganz nebenbei klargestellt, dass Eifersucht etwas externes Böses und Zerstörerisches ist, völlige blöde. 1921. 100 Jahre später sind die Menschen gefühlt keinen mm weiter. Nur Charlie Chaplin war es schon damals.
Ein Film zum Staunen und lieb haben. Und Jackie Coogan als Kind... unglaublich...
Leider nur in sehr sehr wenigen Augenblicken wirklich erhellend, dann, wenn Putin ausnahmsweise mal vertraulich wird - was auch das leichte emotionale Ausbrechen dann zulässt, und fast persönlich drohend werden kann.
Dafür hätte es aber auch eine Kurzfilmversion der Doku getan. "Putin's Witnesses" ist wohl primär deshalb entstanden, weil der Regisseur, inzwischen im Exil lebend, ein schlechtes Gewissen ob seiner Nähe und Eingebundenheit im Jahr 2000 bekommen hat. Darauf deutet vor allem, dass Manskiy wiederholt betont, gerade das nicht zu haben...
Ansonsten sehen wir noch einen alten, kranken, armen bis armseligen und wahnsinnig unsympathischen Jelzin. Politische Erkenntnis bringt das aber auch keinen mm.
Als Doku extrem unterdurschnittlich. Schon, dass auf der Tonspur Behauptungen reingeworfen werden, bei denen noch nicht einmal versucht wird, diese zu belegen... Nee, nicht gut. Wegen des "portraitierten Gegenstandes" am Ende dennoch über 5 Punkte, die sollte sich aber nicht der Regisseur ans Revers heften.
Die durchschnittliche Wertung hier und auf IMDB kann ich nicht im Ansatz nachvollziehen. Denn "Halt and Catch Fire" ist auf der Drama-Ebene wahnsinnig unoriginell (diplomatisch formuliert), bei der Besetzung kleingeistig und low-budget (wenn vier Staffeln einer Serie immer wieder die gleichen Protagonisten in neuen Konstellationen aufeinander treffen lassen, würde ich dem Showrunner echt gerne was in den Kaffee schütten für so wenig Mut und Geld), und auf der historischen Ebene nur in Staffel 1 wirklich interessant, in Staffel 4 dann einfach historisch grob falsch.
Es ist "einigermaßen" solide umgesetzt, wenn auch mitunter mit Fortschreiten der Serie schräge Charakterwechsel mal reingeschrieben werden müssen, um's am Laufen zu halten. 6.5 Punkte sind da mein absolutes Maximum, Staffel 1 waren eher an die 8, die letzten drei Folgen der letzten Staffel deutlich unter 5.
Kann man getrost weglassen. Oder nur die erste Staffel sehen, danach kommt nichts mehr (Neues).
"Baden Baden" wird ja mitunter mit "Frances Ha" verglichen; und so sehr ich mich mit solchen Vergleichen schwer tue, weil sie die Gefahr in sich tragen, einen komplexen Film auf eine Parallele zu einem anderen Film zu reduzieren - völlig abwegig ist es auch hier nicht. Wo "Frances Ha" für meinen Geschmack zu viel New York und am Ende auch sich selbst feierte, ist "Baden Baden" schon vom Titel her unendlich provinzieller, was ich als eindeutiges Plus notieren möchte.
Auch ist Ana (überzeugend: Salomé Richard) sich ihrer Unsicherheit deutlich mehr bewusst und damit weniger (nämlich: gar nicht) eine verwöhnte nervige Göre, wie ich "Frances Ha" primär erlebt habe (wobei ich den Film am Ende ja nicht schlecht fand).
Weg vom Vergleich: "Baden Baden" schaut einem jungen Menschen an einem fragilen Zeitpunkt im Leben zu, und der Blick ist herzlich-kritisch, was das Zuschauen schon wertvoll macht. Die menschlichen Beziehungen stehen im Zentrum, und die sind mal von poetischer Freundlichkeit (die Oma) oder - für mich - schwer nachvollziehbar (Boris); oder irgendwo dazwischen. Echt, auf jeden Fall. Sex wird sehr unspektakulär nicht mit Liebe verwechselt, schon dafür sollte der Film zwei Sternchen extra bekommen.
Alles in allem ein Film mit verdammt sympathischer Grundhaltung. Und insbesondere dieses Unspektakuläre hat mich vereinnahmt; wenn ein Film so nebenläufig und dabei eben doch auf zurückhaltende Art intensiv (für die, die es sehen wollen) Fragen der sexuellen Orientierung (kaum) thematisiert, ist das der echte Fortschritt, den ich sehen möchte.
Ich denke ja, dass Filme grundsätzlich(!) erst einmal Kunstwerke sind und als solche auch autonom wirken können müssen, zumindest, wenn man sie einer objektivierten Bewertung versucht zu unterwerfen. Von daher finde ich den hier immer wieder stark betonten Einschlag, den Fassbinders persönliche Verhältnisse bei diesem Film für viele auszumachen scheint, etwas arg.
Das schließt nicht aus, dass es natürlich Werke gibt, die am Ende nur zusammen mit der Lebensgeschichte des Künstler oder der Künstlerin so voll zu würdigen sind. An Fassbinder mochte ich aber immer, dass zwar einerseits seine hochemotionale Verbundenheit mit dem Stoff nie zu übersehen ist (zugegeben: in anderen Werken ist diese aber am Ende auch weniger so hochpersönlich), dass das aber nie einem neutralen Blick im Wege stand.
Und jetzt, nach der ganzen Vorrede, so etwas wie ein neutraler Blick: Darstellerisch ist das zwar ein bisschen Fassbinder-typisch, teilweise aber schon im Textaufsagen arg grenzwertig, weil nicht mal eine spezifische Künstlichkeit hergestellt wird. Optisch und akustisch ist das ganz teilweise selbst mit BudgetFreiheit nicht zu rechtfertigen. Will sagen: Dem Handwerk wird hier mitunter böse mitgespielt, und ich mag mich nicht darauf einlassen, dies mit der persönlichen Intensität der Sache für den Regisseur zu entschuldigen. Daher wohl auch meine bisher schlechteste Bewertung eines Fassbinder-Films.
Auf der anderen Seite muss man natürlich anerkennen, dass der Film historisch mutig war, auch persönlich durchaus mutig. Dafür durchaus auch Anerkennung, die in meiner Bewertung aber locker eingeflossen ist.
Vielleicht ist etwas Abstand zum Thema am Ende, für die "objektivierte Betrachtung" eines Films, durchaus dienlich. Eigentlich sogar optimal. Aber soissesjanunleider - gewisse Themen werden leider nur von Betroffenen ernsthaft angefasst.
An Koreeda scheine ich mich mit der Zeit heranzutesten, oder er sich über die Jahre hinweg an meinen Geschmack. "Nobody Knows" von 2004 empfand ich eher als Zumutung, "Like Father Like Son" von 2013 schon nett, "Shoplifters" von 2018 wirklich gut gelungen.
"Still Walking" ist aber noch schon ein paar Jahre älter, und da liegen Regie und ich doch noch etwas auseinander. Die ruhige, unaufgeregte Inszenierung war es hier nicht, die empfand ich schon als angenehm. Die starke Einseitigkeit der Figuren allerdings war es, die mich enttäuscht hat. Wenn ein Charakter nur unangenehm ist und ein zweiter Charakter unter der Oberfläche ebenfalls schlicht ein eher böser Mensch, dann mag das Gründe haben, meine Zeit ist mir aber eigentlich zu kostbar für solch eindimensionale Darstellungen.
Dennoch thematisch nicht grundsätzlich uninteressant, aber auch weit von jedem intellektuellen Anspruch entfernt. Koreeda ist auf jeden Fall hier weit weniger menschlich-optimistisch als 10 Jahre später in Shoplifters, der auch noch ernste moralische Fragen aufwirft - da ist "Still Walking" doch gleich auf mehreren Ebenen deutlich deutlich schlichter.
Leider ein prototypischer Vertreter von "Das Gegenteil von gut ist gut gemeint!".
Denn gut gemeint ist der Film, keine Frage. Und am Ende sprechen auch Menschen etwas miteinander und drücken authentisch Gefühl aus. Daran mangelt es aber bis dahin auf ganzer Strecke.
Man könnte mir entgegenhalten, dass Samuel Maoz (Drehbuch & Regie) auch gar nicht darauf aus war, einen Film mit authentischem Schauspiel abzuliefern. Und das war er vermutlich auch wirklich nicht. Allerdings habe ich für Theaterkunst im Kino grundsätzlich kein Verständnis, und das erste Drittel leidet genau hieran: Theaterinszenierung. Dann wird es noch abstrakter, und man merkt, dass sich hier jemand eher in Richtung Filmkunst selbst verwirklichen wollte. Leider gehen da aber Anspruch und Einlösung weit aneinander vorbei.
Leider auch darstellerisch weit unter durchschnittlichem israelischem Niveau.
Man spürt bei allem schon, was der Macher aussagen wollte. Und dann bleibt es auch dabei, dass man dabei zustimmend wohlwollend mit dem Kopf nicken kann - für die Intention. Nicht für die Umsetzung. Schade.
Hat mich schlicht kalt gelassen. Regisseur und ich passen vermutlich nicht zusammen.