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Alle Kommentare von dbeutner
Oscar für "Free Solo" - naaaja. Natürlich sehen wir hier etwas Extremes, es gibt tolle Außenaufnahmen, einen interessanten Charakter. Aber selbst den Filmemachern ist aufgefallen, dass ihr Unterfangen hier an ethische Grenzen stößt, und mindestens ein Kameramann bereut zumindest in den entsprechenden Momenten auch seine Mitarbeit. All das wird vom Publikum scheinbar ausgespart (auch hier mit bisher keiner Silbe erwähnt). Stattdessen Oscar, obwohl der Spannungsbogen und die Tiefe des Inhalts nicht mit anderen Top-Dokus mithalten kann, was weniger an den Machern als am Thema liegt - denn das ist ja in zwei Sätzen erklärt, und diese Grundlage wird auch nicht verändert. Da liegt dann noch einmal zusätzlich die Gefahr, dass "todesnahe Produktionen" offenbar mehr gewürdigt werden als solide inhaltliche Arbeit - schwierig. Mehr als schwierig.
Nach dieser mE dringend notwendigen Reflektion über die Meta-Schwierigkeiten, die die Doku mit sich bringt (und die Oscar-Verleihung on top), und der Erkenntnis, dass es im Doku-Sektor wirklich ganz andere (höhere) Ebenen gibt, bleibt zu attestieren: Viel Interessantes dabei. Spannender als die Kletteraufnahmen ist mE das Porträt eines Menschen, den etwas antreibt, für das andere um ihn herum mäßig viel Verständnis haben. Das hindert ihn aber nicht, das stört höchstens. Diese Charakterzeichnung gelingt immerhin ganz gut, hätte aber noch viel mehr Schwerpunkt sein dürfen.
Lässt man die Metaebene aus, bleibt eine solide Doku mit teils "atemberaubenden" Bildern (leider nicht nur wegen deren Schönheit) und die Darstellung eines Menschen, der stelltvertretend für Extremsportler und andere "Extremtypen" steht. Das ist auf jeden Fall sehenswert, keine Frage. Auf dieser Grundlage erfolgt auch meine Bewertung, die ich für die Metaebene nicht heruntergesetzt habe.
Fängt gar nicht sooo unansprechend an, auch wenn die äußerlichen Rahmenbedingungen (DarstellerInnen, Kamera etc) nur Durchschnitt sind.
Spätestens, als "Clara" Steine aus der Tasche gepackt hat, dachte ich schon: Och nöö, jetzt jetzt nicht noch ne esoterische Schiene. Aber leider ist das nicht nur ne esoterische Schiene, was da am Ende herauskommt, sondern ein fetter esoterischer Zug!
Vom esoterischen Bullshit, auf den der Film voll hinausläuft, mal abgesehen, ist das Drehbuch in vielen Szenen furchtbar vorhersehbar und ein Versatz von Standard-Drama-Fragmenten.
Regie & Drehbuch von Akash Sherman, der sich damit bei mir direkt auf die schwarze Liste gesetzt hat.
Natürlich kann man dem Film verwerfen (und das wird ja auch gemacht), dass er in seiner Haltung schwülstig-liberal daherkommt, "zu schön um wahr zu sein", ohne Brüche, und er sich (so wie Stuhlbarg als Vater) in seiner Liberalität ein wenig selbst aalt. Kann man. Oder man kann genau hierin auch eine Stärke sehen, ein unmissverständliches Plädoyer für das Schöne. Bei mir zog letzteres. Und da ich eh Michael Stuhlbarg-Fan bin, war das auch ein leichtes ;-)
Zuvor muss man sich aber erstmal durch den italienischen Sommer beißen. Die Entwicklung der Geschichte hat zwar nicht wirkliche Längen im Sinne von nichts-darstellenden Minuten, aber man hätte glaube ich schon straffen können, ohne wirklich etwas in der Annäherung der Hauptcharaktere zu verlieren. Selbst ohne dass man weiß, in welchem Film man sitzt, hat man das Thema ja nach 15 Minuten verstanden. Und wer da keine Liebe zu heißem italienischen Sommer in sich trägt (ich zB hab's bisher nicht so mit Italien), der muss schon etwas lange den Feinheiten der Annäherung beiwohnen.
Und Dramen leben doch eher vom Konflikt. Und so wird es deutlich handfester, auch in den Emotionen, wenn sich das Ende der gemeinsamen Zeit abzeichnet, wenn Väter mit Söhnen sprechen, und man so etwas wie ein emotionales Fazit ziehen muss, ob man will oder nicht. Auf dieser Ebene gefiel mir der Film eher für acht Punkte, aber das bezieht sich wirklich nur auf Teile der zweiten Hälfte.
Auch die vollständige nicht-Thematisierung des Altersunterschieds empfand ich als etwas merkwürdig, hier kann ich ggf. sogar der von mir nicht prinzipiell geteilten Kritik am überzogen-liberalen Stil beipflichten. In meinem Kopf hat auch noch dazu beigetragen, dass Armie Hammer in Stimme und Intonation sich einfach komplett wie Jon Hamm anhört (da bin ich nicht der erste, dem das auffällt), und ihm in der Mimik nicht einmal unähnlich ist, so dass sich in meinem Kopf der Altersunterschied noch einmal etwas erhöhte. Aber ich mag die Stimme und Intonation ja, das hat sich dann sicherlich in der Bewertung wieder ausgeglichen :-)
Vorneweg: Die Rezension gilt der "Extended Version" (über 160 Minuten).
Und vielleicht war das auch tendenziell (m)ein Fehler, denn schon in den "normalen" 145 Minuten werden ja mitunter Längen beklagt. "Teil 1" nimmt in der Extended Version etwa die Hälfte der Spielzeit ein, hier würde ich am ehesten leichtes Kürzungspotential sehen. "Teil 2" ist dann in seiner Machart ein starker Kontrast zum ersten Teil, in Perspektive (na klar, darum geht es ja) und Art der Erzählung.
Vor allem die unterschiedlichen Blickwinkel und Erzählarten geben dem Film eine besondere Note. Chan-wook Park muss natürlich auch ein paar Finger abschneiden lassen, da kommt dann fast ein vertrautes Gefühl zum Regisseur auf ;-) Aber das passiert ja wirklich nur am Rande, ansonsten schauen wir den unterschiedlichen Plänen eines Krimi-Dramas zu, die durch die Liebe durchkreuzt werden.
Die Sex-Szenen warfen bei mir auf jeden Fall leichte Sorgenfalten auf, weil sie in ihrer konkreten Inszenierung primär genau das sind, und inhaltlich den Film nicht weiter bringen - ganz im Gegensatz zu den nicht unähnlich inszenierten Szenen im vor kurzem gesichteten "The Tribe", der zwar handwerklich drei Klassen tiefer spielt, wo aber die Szenen tatsächlich zum Inhalt stark beitragen. Und wenn ein männlicher Regisseur lesbischen Sex über das narrativ Notwendige hinaus inszeniert, bleibt bei mir zumindest eine Sorgenfalte. Oder zwei.
Ansonsten: Die beiden Hauptdarstellerinnen (Kim Min-hee (sehr stark schon in "Right Now, Wrong Then") als Hideko und Tae-ri Kim als Sook-Hee) sind über jeden Zweifel erhaben. Die Männer, die hier immerhin durchgehend nicht besonders gut wegkommen, passen auch.
Vielleicht wäre die "kurze" Version auf einen halben Punkt mehr gekommen...
"The Rider" ist für einen primär mit erwachsenen Laiendarstellern besetzten Film schon außergewöhnlich rund in der Darstellung. Das konnte mich persönlich aber nicht davon abhalten, keinen Zugang zur Rodeo-Welt zu bekommen. Gerade aber das Mitnehmen des Publikums in einen unbekannten Lebensbereich ist ja die potentielle Stärke solcher Werke, wobei eine "echte Doku" es bei mir eh einfacher hat. Auch gibt es keinerlei (kritische) Reflektion über das Hobby an sich - dass es ein gefährliches ist, klar, das wird gesehen, und die Darstellung der unfreiwilligen Rodeo-Veteranen ist evtl sogar kritisch gemeint - aber eben nur aus Betroffenheitsperspektive, nicht aus objektiver Reflektion.
Und so kann ich zwar attestieren, dass der Film in seiner Machart keine offensichtlichen handwerklichen Schwächen aufweist, aber subjektiv zählt halt vor allem: erwischt oder nicht erwischt. Mich hat er nicht wirklich erwischt, und daneben fand ich ihn intellektuell auch zu schlicht & flach. Die für mich stärkeren Momente, als die reine Nähe zwischen Mensch und Tier in den Mittelpunkt gestellt wurde - DA war ich etwas gefesselt! Aber leider ist das dann nicht der Pfad, der von dort an eingeschlagen wird...
Fängt ganz schlimm pubertär an und zügelt sich nur langsam. Ist halt eine pubertäre Männerhorde, was bei mir automatisch zu schiefem Gesicht führt. Mit der etwas ruhigeren Fahrweise in der zweiten Hälfte teilweise schon fast wieder sympathisch, etwa die Story um Willoughby (eh einer der besseren Charaktere). Während Glenn Powell nicht weniger grimassiert als in Screm Queens und ebenso den Ulikgen macht, was aber in der völlig überzogenen Quatsch-Serie viel stimmiger ist.
Ich befürchte, der ja keineswegs unintellektuelle Linklater hat hier mal seinen inneren kleinen Buben freie Bahn gelassen, und ich möchte mir über die möglicherweise autobiographischen Anteile lieber gar keine Gedanken machen...
Stanley Tucci in so etwas ähnlichem wie einer Hauptrolle - da habe ich mich einerseits sehr gefreut, andererseits bleibt "Jack" fast eine Nebenfigur, und Tucci darf auch nicht aus sich rausgehen, schade insofern.
Der eigentliche Fall wird auf der juristisch-philosophischen Ebene zwar nicht ganz oberflächlich behandelt, aber es hätte (für meinen Geschmack) durchaus etwas tiefer gehen dürfen. Für alle Interessierten hier eine grundlegende Entscheidung aus Deutschland dazu (hier geht es allerdings ebenfalls nicht um ein Kind, dennoch ist der Beschluss des Bundesverfassungsgericht mehr als lesens- und bedenkenswert): http://www.servat.unibe.ch/dfr/bv032098.html
Dass das aus der nüchternen Angelegenheit ein etwas "merkwürdiges" Drama gestrickt wird, wo plötzlich die Beziehung zwischen der Richterin und dem "Fall"-Jungen in den Mittelpunkt rückt - hm. Wirklich: Hm. Denn: das hätte vielleicht funktioniert, wenn man den Fokus von Anfang an auf eine solche Konstellation gelegt hätte. So kommt es sehr unrund um die Ecke ;-) - und wirft am Ende wenig Fragen auf, weil man diesem Handlungsstrang nur etwas hilflos zusehen kann. Intellektuelle Fragen spielen dabei plötzlich so gut wie keine Rolle mehr.
Das Buch habe ich nicht gelesen, aber da der Autor sein Buch selbst zum Drehbuch verarbeitet hat, hat zumindest wohl niemand ein Buch entstellt. Dennoch hoffe ich, dass in der Vorlage mehr Stimmigkeit herrscht. Für einen Film bleibt die Sache merkwürdig ziellos.
Sehr attraktiv besetztes Biopic, das allerdings deutlich mehr Energie darauf verwendet, den politischen Apparat als Persönlichkeiten darzustellen. Und wer King-Dokus kennt, erkennt natürlich auch bestimmte Stationen und Zitate wieder. Also alles nicht ganz neu, in der Persönlichkeit nicht sehr tief (aber ein bisschen Hintergrund zumindest gibt es schon), so dass ich trotz der bekannten DarstellerInnen am Ende zwar nicht gelangweilt war, aber das Ergebnis in gewisser Weise doch nur wohlwollend abnicken konnte. HBO hat sich aber alle Mühe gegeben, etwas Sehenswertes auf die Beie zu stellen. Und das haben sie schon geschafft. Und andere sind begeisterter, so dass ich zumindest das Prädikat "Sehenswert!" mit großer Sicherheit vergeben kann.
Wahnsinnig sympathisches Coming-of-Age-Drama, dass die Perspektiven seiner Hauptfiguren authentisch abbildet. Wenn Jonah Hill zumindest in Moneyball gezeigt hat, dass er auch ernsthafter (und dabei: guter!) Darsteller sein kann, so bin ich doch nun mehr gespannt, was er ggf. noch weiter als Regisseur abliefert. Man spürt das Herzblut, das in dem Projekt steckt, und dass es zumindest teilweise autobiographische Züge trägt. Dabei schafft Jonah es mit leichter Feder, sowohl die positiven Seiten der Clique (Freundschaft, Unvoreingenommenheit etc) als auch die negativen (der ganze Unsinn halt, der auch mal übel ins Auge geht) parallel zu montieren, ohne je in Wertung abzurutschen. Starkes Debüt!
Ansonsten steht alles, was ich noch zu sagen hätte, eigentlich schon hier: https://www.tagesspiegel.de/kultur/jonah-hills-mid90s-auf-der-berlinale-bretter-die-die-welt-bedeuten/23969126.html
Stark besetzte kleine Produktion, die fast ein bisschen an Black Mirror erinnert. Es geht allerdings im gesamten Setting sehr viel um Erinnerungen, und wie wir mit diesen Umgehen, wie sie verfälscht werden etc. Also eigentlich ein hier-und-jetzt-Thema, dem etwas Würze durch die Hologramm-Idee gegeben wird; zugleich sehen wir aber auch ein (reduziertes) Famaliendrama.
Dabei sind die Denkansätze, die der Film aufwirft, mitunter durchaus fast philosophisch, allerdings traut sich der Film leider nicht, hier mit Anspruch noch tiefer zu gehen. Etwas schade, das Setting hätte sicherlich noch einiges mehr an Denkmöglichkeiten hergegeben, aber trotzdem interessant genug!
"Alter Falter!" dachte ich schon während des Films - da hat ein Drehbuch "Literatur" zum Gegenstand, da wird im Film an literarischen Entwürfen grob rumkritisiert - aber das Schlimmste im Gesamtkontext ist das vorliegende Drehbuch selbst, was unlogisch und holzschnittartig ist und seine dramatischen Punkte völlig überspitzt, so dass auch die letzten Mainstream-ZuschauerInnen in der letzten Reihe kapieren, was hier ausgedrückt werden soll. Immerhin: Das Drehbuch wurde wie sauer Brot von Produktionsfirma zu Produktionsfirma gereicht, keiner wollte den Schund haben (das Drehbuch ist, aus Filmsicht, wirklich unterste Kategorie; als Theaterstück wäre das noch irgendwo zu akzeptieren, auch wenn ich genau deswegen seltenst auf Theater stehe), leider hat sich am Ende doch noch jemand gefunden. Und siehe da: Das Zeug wird aufwändig umgesetzt, Glenn Close schaut wie immer etwas konsterniert und selbst-betroffen, und dann wird der Streifen noch gefeiert und Close bekommt einen Golden Globe und eine Oscarnominierung - ich fasse es nicht.
Nur weil es eben so relativ aufwändig inszeniert ist und mit grundsätzlich guten DarstellerInnen - also vor allem in den beiden Hauptrollen - besetzt ist, kann ich noch ein paar Punkte, etwas unsicher, hinterherwerfen. Inhaltlich ist das sicherlich gut gemeint, aber doch so platt, dass ich nur Kopfschütteln, aber so gut wie keine Punkte übrig habe.
Wer auf Filmkunst und Anspruch steht - Finger weg lassen, das hier ist ein Ärgernis!
Lange habe ich "Plemya" vor mir hergeschoben, und am Ende: Irgendwie berechtigt. Und wenn ich mir hier die Kritiken durchlese, so fällt doch auf, dass da wenig differenziert wird zwischen "voll doof" und (mE fataler) "voll super". Insbesondere letztere Kommentare finde ich etwas merkwürdig (und verdächtige sie sehr offen der Anbiederei), weil handwerklich einfach einiges zu kritisieren ist.
Als ich gerade mal wieder geschaut habe, welche Filme ich in der nächsten Zeit sehen will, und dabei auch die Länge der Filme betrachtet habe, dachte ich einmal mehr (die Tendenz ist ja nicht so ganz neu): Was ist eigentlich aus dem guten alten 90-Minüter geworden?
So hat auch "Plemya" zB einfach krasse Längen. Der Film mag ja als Konzept haben, dass wir den Gesprächen maximal mit Glück und dann auch nur teilweise folgen können (während Leute, die Gehörlosensprache beherrschen, zB "mehr sehen" würden). Warum dann aber teilweise minutenlange Einstellungen, in denen auf der Mimik-Seite etwa keine Entwicklung besteht, aber ein langes Gespräch geführt wird, dessen Details uns weder zu Ohren noch zu Augen kommen?! Diese Gespräche nur anzudeuten hätte für das Publikum keinerlei Verlust gebracht. Auch "dialogfreie Szenen" werden mitunter ohne jeden Erkenntnisgewinn und zumindest für mich auch ohne emotionalen Gewinn gestreckt, dass man nur noch entgeistert zuschaut.
Ich denke, man würde Myroslav Slaboshpytskyi keineswegs zu nahe treten, wenn man solche handwerklichen, ja: Fehler, klar benennt. Es ist sein Langfilmdebüt, es ist mutig, es ist ja auch inhaltlich keineswegs leer, aber es ist halt nicht ohne Macken, und diese Macken treten auch nicht nur am Rande auf.
Von diesem Aspekt mal abgesehen, hätte ich den Film mit sinnvoller Straffung vermutlich deutlich besser gefunden, sieben Punkte wären mal locker drin gewesen. "Plemya" ist zwar so furchtbar pessimistisch; aber auch "Lilja 4-ever" ist da keinen mm fröhlicher (ich will nicht soweit gehen, das ernsthaft als DoubleFeature-Empfehlung auszusprechen) - aber radikaler Pessimismus ist ja eine Haltung, zumal eine, die mich durchaus erreichen kann. Abgesehen davon, dass die - nein, nicht einmal besonders expliziten - Sex-Szenen ohne Worte viel mehr transportieren als alle Szenen mit (Gebärden)Sprache - das zB fand ich durchaus eher einen selten starken Aspekt des Films!
Insofern: Thema stark, Idee mutig aber nicht wirklich gekonnt umgesetzt, Chance daher ein bisschen vergeigt. Wem die Handwerklichkeit weniger auf den Keks ging als mir wird evtl. etwas besser bewerten können, weil man den Inhalt dann mehr in den Vordergrund stellen kann. Aber wer hier 9 Punkte vergibt, den nehme ich schlicht nicht ernst als Filmkritiker. Das mal in aller Deutlichkeit.
Wenn man sich die Kategorisierung der einzelnen MI-Teile bei MP anschaut, kommen folgende Kategorien vor: Agentenfilm, Actionfilm, Thriller. Dieser hier wird - in jedem Fall treffend - unter Actionfilm gehandelt.
Nun habe ich gegen Action nicht an und für sich etwas einzuwenden, wenn aber ein Film eigentlich keinen Unterbau hat (außer dem abgeschmackten Ticking-Bomb-Szenario) und das mit Verfolgungsjagden und Schlägereien versucht zu kaschieren, dann finde ich das ab einer gewissen Schwelle tatsächlich doof und nervig. MI-6 hat diese Schwelle weit übersprungen.
Schade um meine Lebenszeit...
Das also soll der ganz große Streich aus Gilliams eigener Sicht sein?! Nun gut, Geschmäcker sind verschieden. Für mich bleibt BRAZIL das ewige Meisterwerk, daneben gibt es noch tolle Filme von Gilliam. "The Man Who Killed Don Quixote" erscheint mir einerseits eine Nummer zu sehr persönlich-autobiographisch beeinflusst, scheitert ein wenig an Adam Driver, glänzt durch Jonathan Pryce, der zumindest in einzelnen Szenen zu fraglosen 100% aufläuft, und erzählt am Ende doch auch nur Don Quixote auf andere Weise nach, wobei das Verhältnis der Geschlechter so, hm, naja, also halt vorgestrig ist, was zwar dem Stoff geschuldet, aber auch nicht durch die Inszenierung ernsthaft korrigiert wird. In Summe: Haja, interessanter Film, dem aber die Finesse fehlt.
Schon für Nightcrawler hatte ich Regisseur Dan Gilroy auf die Liste der "muss nicht sein"-Regisseure gesetzt. Seine zweite Chance mit "Velvet Buzzsaw" hat er ähnlich schlecht genutzt - wieder ahnen wir Ideen, die aber mit gröbstem Handwerk umgesetzt wurden. Hier ist es die nicht wirklich funktionierende Mischung aus Kunstszenen-Kritik (die selbst eher oberflächlich daher kommt) und Horror (der so platt daher kommt, wie es mitunter halt im platten Horror-Genre zugeht - tatsächlich aber hat gerade der Genre-Film doch mehr Mut zur Originalität als das vorliegende Werk).
Nach einer relativ langen und auch durchaus eher langweiligen Exposition wirft der Film seinen eigentlichen Handlungsstrang dazu, mysteriöse Bilder eines mysteriösen Verstorbenen. Und etwas übernatürlich geht es auch schnell zu. Da war der Moment, wo ich dachte und hoffte - das kann ja noch richtig hintergründig werden, mal schauen! Aber: Nichts da.
Einer dieser Filme, wo es mir in den Fingern zuckt, eine deutlich kürzere Kritik zu verfassen, da der Film so viel mehr auch nicht verdient hat. Hier: "Don't play with art!" Zu wenig, um zu begeistern.
(Und nach "The Square" hängt die Latte für Kunstszene-Filme auch für ein zwei Jahre noch höher, als Gilroy springen kann!)
Puh, also in gewisser Weise die erste echte Enttäuschung des Jahres, was aber mehr an den Vorschusslorbeeren hier und andernorts lag und meine Erwartungen hat doch sehr hochschnellen lassen.
"Burning" mag Metaebenen haben wie Sand am Meer - mein Hauptvorwurf: Es interessiert mich nicht sonderlich. Die Geschichte an sich wurde, das ist hier auch in den wenigen negativen Kritiken mE auf den Punkt gebracht, ohne emotionale Bindung an Figuren oder Handlung abgefilmt. Steven Yeun überzeugt zwar einmal mehr in seiner Rolle, diese ist aber eben die eines glatten Schnösels, oberflächlich freundlich, subtil gefährlich, aber doch sehr unnahbar. Die beiden anderen Figuren sind auch nicht gerade ausdifferenzierte Wunderwerke.
Und viel mehr hat man ja nicht. Man mag sich jetzt auf die Suche machen, welches Handlungsobjekt stellvertretend für was-auch-immer steht, aber wie gesagt: Das ist mir einerseits zu platt reingeworfen, vor allem aber drängen sich mir diese Fragen aus dem Gesehenen nicht auf; mein Interesse an diesen Fragen wurde nicht geweckt.
Auch wenn die Landszene tatsächlich etwas Schönheit hat, stirbt diese doch sehr profan und ist bei über zwei Stunden Laufzeit auch nur ein kleines Nebenprodukt. Schade. Ist mir persönlich aber wirklich zu dünnes Kino. Ob Straffung da wirklich etwas anderes draus gemacht hätte? Selbst da habe ich meine Zweifel.
Costa-Gavras "Z", hier (recht treffend) als "Total klassisch" kategorisiert, ist emotional und engagiert, darstellerisch auf jeden Fall in einzelnen Rollen ein kleiner (total klassischer) Leckerbissen, dessen Machart aber eben auch Kind seiner Zeit ist und bleibt, "zeitlos" hätte wirklich anders ausgesehen. Mit einer Spielzeit von über zwei Stunden (nur mal nebenbei: MP ist so unglaublich scheiße geworden, die Spielzeit ist hier nicht einmal vermerkt, das nenne ich mal "cineastisches Desinteresse", Ihr absoluten Kulturbanausen bzw. eher schon -Gegner, schämt Euch in die Hölle!) wird der Plot nicht gerade schnell vorangetrieben - am Ende macht aber gerade diese Ruhe in der Erzählung viel von der Atmospähre des Filmes aus. Für Freunde des klassischen Kinos mit Interesse an politischen Hintergründen insofern schon ein Must-See.
"Darkland" beginnt noch recht typisch dänisch, und nach 20-30 Minuten dachte ich: Das kann noch richtig cool werden. Leider driftet der Streifen mit zunehmender Spieldauer in eher plattes Actionkino ab, also eher so dümmlich-männlich-unrealistisch - sehr schade, da Dar Salim in seiner "zivilen" Seite anreißt, dass er auch hätte feinfühliger spielen können. Ich hätte wirklich kein Drama erwartet, aber etwas mehr Refn, etwas weniger Plattheit. Fenar Ahmad hat sich mit seinem Debut bei mir jedenfalls keinen (guten) Namen gemacht.
"Un Illustre Inconnu" lief seinerzeit auf dem FFF, an mir vorbei, und ich konnte ihn nun endlich nach Jahren nachholen - das Warten hat sich gelohnt! Kein Überflieger, aber ein interessanter französischer Beitrag, in dem Mathieu Kassovitz (Amélie) darstellerisch sehr überzeugt - sowohl in seiner Wandlungsfähigkeit, die ihm hier auf den Leib geschrieben wurde, als auch in der Darstellung des "eigentlichen" Sebastien, dessen Psyche durch das Spiel fast mehr Facetten als durch die Erzählung erhielt.
Ansonsten kann ich mich nur "MATTXL" unter mir anschließen und spare mir daher weitere Worte.
Die Kategorisierung "Reiner Mainstream" ist schon klasse hier, denn "War Dogs" basiert zwar auf einer realen Geschichte, möchte aber selbst so poppig und schrill sein, dass Qualität einfach keine Zielvorgabe war. Nungut, Todd Phillips als Regisseur steht nun auch einmal nicht für Anspruchskino, ich bin beim Netflixen mit Fieber drüber gestolpert, das zu meiner Entschuldigung.
Pubertär ist gar kein Ausdruck. Und vllt. war der reale Efraim auch nur ein pubertärer etwas ekliger DummMacho, aber Distanz zu der Figur baut der Film auch nicht gerade auf. Jonah Hill spielt insofern platt, soll es vermutlich auch, das Problem ist und bleibt also Phillips. Miles Teller mag ich ja sonst nicht so sehr, hier hat er sich als Darsteller einigermaßen gehalten.
Naja, am Ende sind das schon viel zu viele Worte für einen Film, um den man eher einen Bogen machen sollte. Antiemanzipierter Scheiß, möchte man fast sagen; drückt man dieses Gefühl komplett weg, gibt es wenige etwas komische Momente. Mehr wirklich nicht.
Und es ist ja nicht so, dass es keine Alternativen gäbe... Möchte man eine Satire über Waffenhändler sehen, die tatsächlich etwas her macht: "Lord of War" mit Nicholas Cage!
Robert Redford ist mir vor über zehn Jahren das letzte Mal positiv aufgefallen, wobei er auch da ("An Unfinished Life", 2005) schon einen "älteren Mann" gab - und für mich erstmals unter dieser doch (selbst mit Falten) leicht polierten Redford-Oberfläche Charakter und Wärme hervortraten. So auch wieder in "The Old Man & the Gun", wobei alles andere entsetzlich wäre, da die Rolle ja auch genau das abverlangt.
Ergänzt wird das durch einen recht populären "B+"-Cast, der einem das eine oder andere Mal kleine Freudentränen ins Gesicht jagen kann - Tom Waits (der leider nur einen kleinen Monolog haben darf, aber immerhin), Danny Glover, Isiah Whitlock Jr. (25th-hour-Shiiiiiiiiiiiiit), und sogar Elisabeth Moss hat einen kleinen, mäßig beeindruckenden Auftritt.
Für mich persönlich war aber die zweite Hauptrolle der Hauptgewinn des Abends, denn Casey Affleck hatte ich gar nicht erwartet, aber über den freue ich mich ja immer immens. Und auch wenn weder Rolle noch Film irgendwie überragende Attribute mit sich herum tragen, "solide" ist da alles.
Hätte der Film sich einen Tick mehr auf den Support-Cast verlassen, hätte das echt ne starke Nummer werden können. So macht es Spaß, "ruhiges Altherrenkino" ;-), das einen ganz kleine Nummer zu poliert aufmarschiert. Ausgesprochene Redford-Fans werden damit evtl. noch etwas glücklicher als ich.
"müssen sich die beiden jungen Frauen selbst aus ihren Kriesen rauskämpfen" - Ich krieg die Krise... ;-) Habt Ihr keine Rechtschreibkorrekturhilfe?!?!
"Green Book" lebt von seinen Protagonisten, wobei ich Mortensen eh sehr gerne mag, der sich hier eine kleine Wampe angfressen hat und den nuschelnden, mäßig gebildeten Italo-Amerikaner macht - und natürlich gut macht.
Die Story ist schon sehr Hollywood-poliert, alle Nuancen, die sie zu bieten hat, sind jeweils sehr sehr plakativ, tiefen Anspruch und große Hintergründigkeit sucht man leider vergebens. Spaß macht das in gewisser Weise trotzdem.
Sollte das wirklich der große Abräumer werden - naja, das wäre symptomatisch für eine Gesellschaft, die sich gerne beim Blick in die Vergangenheit wohlfühlt, wie zivilsiert man doch inzwischen sei... (auch wenn zu solchen Gefühlen akut so gar kein Grund besteht). Insofern gut, den nicht im Kino gesehen zu haben, denn da würde mir wahrscheinlich aufgrund des Mitpublikums etwas schummrig...
Wirklich mal eine interessante Liste, von der ich mir ein paar Streifen gleich mal markiert habe! Danke!
Eine Top10 könnte ich gar nicht liefern, zu wenig gutes dabei. Aber eine Top3:
Platz 1: Thelma
Platz 2: Columbus
Platz 3: Keep an Eye Out
"The House..." steht dringend zur Sichtung an...
"Kona fer í stríð" ist ein sympathischer Film, der auch ein bisschen international erfolgreich sein will und es sich daher nicht nehmen lässt, zumindest unter Touristen bekannte Island-Phänomene hier und da mehr oder minder ironisch zu platzieren.
Auch ist die Kategorie ein bisschen schwierig, nur "Thriller/Actionsfilm", wie hier bei MP gelistet, das ist es sicher nicht ;-) Skurille Öko-Drama-Komödie, oder so.
Die genauen Hintergründe der Aktionen der Protogonistin Halla werden erst gar nicht thematisiert. Es geht gegen die Bösen, die die Umwelt zerstören, das muss im Groben reichen. Das wird noch etwas parallel montiert mit einer Adoptionsgeschichte, die etwas deplatziert wirkt, aber so soll Halla etwas mehrschichtiger porträtiert werden, auch wenn das immer sehr grob bleibt.
Dann wirft man noch einen Spanier als RunningGag ein, und stellt die Filmmusiker an jeden möglichen und unmöglichen Ort im Bild ab - das ist umwerfend schön gemacht, auch wenn der Film sich mit der Zeit manchmal da ein wenig drauf ausruht.
In Summe ein Film, der viel dafür tut, gemocht zu werden, und schwierig ist das am Ende auch wahrlich nicht. Visionäres Kino sieht sicherlich anders aus, aber ein IndependentCrowdPleaser ist ja auch mal nicht das schlechteste!