dbeutner - Kommentare

Alle Kommentare von dbeutner

  • 6

    Etwas unausgegorenes Werk, das seine Spur nicht richtig finden will. Gelesen hatte ich (hier und andernorts), dass der Film vor allem die Sicht aus der Perspektive von Bundys Frau geschildert werden soll, und dass diese so lange nicht an seine Schuld glaubt. Naja. Der Film will sicherlich die Perspektive der Frau reinbringen, aber so richtig wahnsinnig viel Erzählung gibt es da andererseits auch nicht.

    Zac Efron spielt sicherlich solide, aber: Wenn Ted Bundy so (ja, auch auf Frauen wirkend, geschenkt, aber ansonsten) durchschnittlich war, dann ist das halt nicht unbedingt eine Erzählung wert.

    Dafür, dass der Stoff also dünn und die Erzählrichtung unklar ist, ist der Film aber zum Ende hin interessant besetzt. Vor allen Dingen Malkovich als Richter macht es sichtlich Spaß, die Lässigkeit seines realen Vorbilds noch etwas zu toppen. Das hat mitunter schon fast komödiantische Züge - darstellerisch ein Spaß, aber im Kontext wirkt das schon wieder fast befremdlich. Jim Parsons als Ankläger - auch das hat fast etwas Komödiantisches, zeigt es doch (leider), dass Parsons eben vor allem Parsons ist und nicht etwa ein wandelbarer Schauspieler. Schade eigentlich.

    In Summe war das ganz nett, aber mir fehlte fast durchgehend der richtige Grund, warum ich mir das eigentlich anschaue. Spannung gibt es keine, nachhaltiges Drama auch nicht.

    • 6

      Trotz wirklich interessanter Besetzung und einer Grundidee, die in meinen Ohren auch echtes Potential hatte, tritt der Film im Grunde sehr auf der Stelle und macht aus seinem Ausgangssetting leider nichts Relevantes. Schade, zumal Andrew Scott mal etwas gegen den Strich besetzt schon funktioniert hat.

      • 4 .5
        dbeutner 11.05.2019, 15:32 Geändert 29.11.2019, 17:43
        über Glass

        Eigentlich war ich ja durch mit Shyamalan, dessen Stories ich auch in seinen ambitionierteren Werken am Ende nie ernsthaft etwas abgewinnen konnte und dessen Twists ich immer als intellektuell eher arm empfunden habe. Nun dreht der Mann aber immer mit Darstellern, die ich ja schon grundsätzlich gerne mag, und so habe ich doch noch einmal einen Abend meines Lebens verschenkt...

        Äußerlich merkt man dem Film zwar an, Budget gehabt zu haben. Man fragt sich allerdings: Wofür? Ich zitiere mal schöne Beschreibungen von anderen hier, die ich als extrem treffend empfinde und besser kann ich das selbst eh nicht in so knappen Worten beschreiben: "spannungsarme Fantasy-Wichtigtuerei" & "storytechnisch katastrophale[r] Unsinn, der nach oberflächlicher Handlung und flachem Höhepunkt einen pathosüberladenen rätselhaften Abschluss findet". Und dafür die Darsteller und das polierte Bild? Hätte es nicht gebraucht...

        Natürlich könnte man argumentieren, dass McAvoy zumindest mit seiner Darbietung vieler Unterschiedlicher Charaktere und Sprechweisen zumindest benötigt wurde, denn das war natürlich nicht vom Schlechtesten. Sollte man aber zugleich nicht überbewerten, denn (und das liegt wieder eher an der Idee als solcher und damit mehr bei Shyamalan als an McAvoy) wir bekommen hier mitunter fast theaterartiges Overacting, welches im Kontext schnell mehr nervt als begeistert.

        Willis immerhin abgeklärt-älter-sympathisch, Jackson weitgehend verheizt. Am Ende alles egal, denn es bleibt "spannungsarme Fantasy-Wichtigtuerei".

        Habe tatsächlich überlegt, abzuschalten, was ich ja sehr sehr selten tue. Hab's dann doch durchgezogen und mich ein bisschen über diese Entscheidung geärgert.

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        • 6

          Nach dem starken "Beautiful Boy" nun also der "aktuelle Gegenspieler", "Ben is Back". Es gibt ja Menschen, die den letzteren tatsächlich besser finden, so unter mir zB. Das ging mir extrem(!) anders.

          "Ben is Back" ist Hollywood-Kino, dass sich Weihnachtstage(!) nimmt, um den Konflikt möglichst stark eskalieren zu lassen. Julia Roberts als Besetzung ist sicherlich nicht schlimm, aber passt: Etwas zu schön, etwas zu glatt. Und am Ende die beinahe-Katastrophe, die natürlich doch noch durch den heldenhaften korrekten Einsatz der Mutter abgewendet wird.

          Tja, so sehr ich Lucas Hedges mag (der hier auch gut ist, aber von persönlicher Spitzenleistung doch entfernt; wobei das Schrammen am Overacting und die ständige Nähe zur Überdramatisierung sicherlich auf das Regie-Konto gehen, nicht auf Hedges persönliche Inkompetenz) und den Film daher mögen wollte - das war mir zu glatt, zu geschrieben, zu unecht.

          "Beautiful Boy" merkt man halt doch seinen realen Hintergrund an, da braucht es für das persönliche Drama nicht die Zu- und Überspitzung, und gerade das war beim Filmbruder im Geiste eine der größten Stärken.

          • 7
            dbeutner 28.04.2019, 15:16 Geändert 28.04.2019, 15:17

            In "The Boy Who Harnessed The Wind" geht es von der zeitlichen Erzählung nur am Rande und am Ende um die Windradgeschichte. Natürlich gehört implizit auch der Schulbesuch davor etc dazu. Aber der Film nimmt sich eigentlich mehr Zeit, die komplexe Lebenssituation darzustellen, den Einbruch des Kapitalismus in eine traditionelle Region etc. Hier wird ohne Schwarzweißmalerei die Möglichkeit und Gefahr der Moderne (auch zB bzgl Selbstverwirklichung vs. Familienehre etc) gegen die Möglichkeiten und Unzulänglichkeiten des traditionellen Zusammenhalts gegenübergestellt und vieles auch so stehen gelassen.

            Erst am Ende, wenn die Windradgeschichte zu etwas Versöhnlichem führen soll, wird diese Differenzierung etwas aufgehoben und ein wenig zu sehr in Kitsch inszeniert - ganz schlimm die letzte Szene, die nur unter einem Aspekt so richtig Sinn ergibt: "Kletter nochmal hoch, damit wor ein schönes Abschlussbild haben!".

            Genau wegen des letzten Drittels hat der Film bei mir seine 7.5 Punkte verspielt, dich ich ihm zuvor gegeben hätte (dabei sind vor allem auch die tollen darstellerischen Leistungen der Jungschauspieler hervorzuheben). Andere sehen das ja gerade umgekehrt: "Beinahe nebensächlich inszeniert, macht sich das gemütliche Erzähltempo in den ersten zwei Dritteln negativ bemerkbar." Aber so sind eben die Geschmäcker - verschieden ;-)

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            • 6 .5

              Mein dritter Farhadi, und ich kann Kritikpunkte zu den beiden anderen gesehenen Filmen hier wiederholen, und so nervt mich der Regisseur tatsächlich zunehmend:

              1.) Konflikte werden tw. nicht ausgsprochen, obwohl für das Nichtaussprechen meist wenig Motivation noch vorhanden oder es sogar völlig sinnlos ist.

              2.) Die melodramatischen Aspekte des Films wirken mit der Zeit zu sehr geskriptet, ein "authentisches Seherlebnis" wird dadurch getötet.

              3.) Das Verhalten der einzelnen Figuren ist häufig kopflos oder mäßig sympathisch, was es schwer macht, der Sache auf einer empathischen Spur zu folgen.

              Darstellerisch ist hier natürlich alles im grünen Bereich, und Javier Bardem glänzt auch einmal mehr. Das rettet aber die Darstellung als solche nicht. Der Beginn ist eher fahrig inszeniert mit viel Hin- und Hergespringe, der Hochzeit folgt man dann fast inhaltsleer für so _einige_ Minuten zuviel (wie der Film insgesamt Kürzungsbedarf hat, 15 Minuten mal ganz locker), dann stürzt man langsam in Entwicklung, da wird es dann auch mal spannend, um dann aber immer wieder mit den o.a. Schwächen (mich zumindest) zu nerven.

              Wie immer stellt sich bei mir das klare Gefühl von "gut gemeint, aber total übertrieben und nicht wirklich gut gemacht" ein. Natürlich inszeniert Farhadi recht selbstsicher seinen Stil, und so ist das von "wirklich schlecht" auch wieder ganz weit entfernt. Der Stil ist aber keiner, der bei mir einschlägt. Und so wird es Farhadi bei mir wohl nie auf 7.5 Punkte (und schon gar nicht mehr) bringen, aber weil die Filme technisch und optisch und vom Geschichtenkern immer etwas hergeben, wird er auch nie auf meiner schwarzen Liste landen. Aber Begeisterung - sieht anders aus!

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              • 7 .5
                über Detroit

                "Detroit" schafft es, nach der Exposition im Hauptteil das Spannungsgefühl auf "sehr unangenehm hoch" zu halten und lässt sich in dieser, den Hauptteil des Films einnehmenden Sequenz vielleicht noch am ehesten mit "DIAZ" vergleichen - zweimal nachgespielte Polizeigewalt, wenn auch in ganz unterschiedlichen Zeiten, an ganz unterschiedlichen Orten und vor ganz unterschiedlichem Kontext.

                Nach dem Ende dieses Teils wird dann die "Aufarbeitung" des Falls auf juristischer Ebene gezeigt (oder auch eher nicht-Aufarbeitung). Hier wurde dann aber auf lose Statements und sehr geraffte Informationen gesetzt, die schnell abgehakt werden. Das gibt zwar noch ein paar Aufreger, ist aber nicht mehr im Ansatz so dicht inszeniert wie der Hauptteil zuvor.

                Exposition mit Hauptteil zusammen 8 Punkte, alles danach noch maximal 7 Punkte wegen doch eher schludriger Erzählweise, die mehr um "Punkte abhaken" bemüht ist als dichte Geschichte zu erzählen.

                Und Tipp: "DIAZ" ist zwar auch schon wieder fast Geschichte, aber doch um einiges jünger als die Detroit-Aufstände. Gute Ergänzung, dass Polizeigewalt nicht nur in der Vergangenheit und nicht nur bzgl. Rassismus ein ätzendes Thema ist. "Double-Feature-Empfehlung" geht sicherlich zu weit, zwei solcher Brocken an einem Abend möchte ich niemandem zumuten...

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                • 7

                  Su-ki-da ("Ich liebe Dich") setzt statt auf Erzählung rein auf Emotion, darauf, dass das Gedachte nicht ausgesprochen wird, dass Menschen aufeinandertreffen, wobei zwar etwas passiert, aber nicht wirklich gesprochen wird. Kurzum: Es "passiert" hier nicht viel, und Regisseur Hiroshi Ishikawa dürfte das durchschnittliche Publikum massiv überfordern mit Szenen, die einfach stehen und stehen und stehen...

                  Daneben immer wieder eingestreut der Himmel über Japan.

                  Ich mochte die Intensität des Unausgesprochenen, wenn ich auch zugeben muss, dass ich für die Überlänge einmal mehr keine Rechtfertigung sehe. Auch unter diesem Aspekt des leichten Übertreibens seiner Stilmittel möchte ich noch diese Rezension empfehlen, die ich nur unterschreiben kann (und die es übernimmt, über die Kameraperspektive den Darstellern gegenüber zu sprechen): http://www.molodezhnaja.ch/sukida.htm

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                  • 6 .5

                    Schade, hätte ich gerne besser gefunden. Paul Dano finde ich ja einen starken Darsteller, und auf sein Regiedebut u.a. mit J. Gyllenhaal - das versprach jo Potential. Der Film ist sicherlich auch eigentlich stark umgesetzt, kränkelt aber am etwas dünnen Plot, dessen Entwicklung (vor allem der Mutter) mäßig gut im Detail begründet / nachvollziehbar gemacht wird. Etwas mehr Inhalt in der Erzählung, etwas Straffung (die Überlänge sehe ich nicht als gerechtfertigt), dann hätten das in jedem Fall 0.5, vllt. 1 Punkt mehr ergeben - und damit dann schon einen wirklich guten Film.

                    So war ich mitunter etwas gelangweilt, obwohl mich die Erzählung an sich schon hätte erreichen können. Dennoch darf man gespannt sein, welche weiteren "dysfunktionalen Familien" Dano ablichten wird (denn das ist grob sein Plan, in diesem Genre zu bleiben).

                    • 7 .5

                      Steve Carell endlich mal wieder im Drama - "Beautiful Boy" ist dabei nicht seine Meisterleistung (darstellerisch ist das mitunter fast eine ganze Liga unter "Foxcatcher"), aber immer noch: außergewöhnlich gut. Timothée Chalamet dafür noch stärker als in "Call Me by Your Name", extrem authentisch, fast beängstigend.

                      Der Film konzentriert sich - basierend auf den autobiographischen Erzählungen der beiden - ganz klar und bewusst auf das Vater-Sohn-Verhältnis. Das sollte man schlucken können, denn die weiteren Konflikte oder überhaupt auch nur Personenverhältnisse, die in diesem Drama natürlich "im echten Leben" auch zentrale Rollen gespielt haben, werden hier weitgehend ausgeblendet. Vor allem die zweite Frau von David Sheff und Stiefmutter von Nic, solide und sympathisch dargestellt von Maura Tierney, wirkt irgendwie etwas beiseite geschoben, aber wie gesagt: Ich konnte das als künstlerische Entscheidung durchaus akzeptieren.

                      Und immerhin: Die Vaterperspektive wird sehr nachvollziehbar inszeniert. "Beautiful Boy" kratzt an den Nerven, "Feel-Bad-Movie" könnte man sagen. Die größte inszenatorische Schwäche dürften die teilweise willkürlich wirkenden Zeitsprünge in der ersten Hälfte sein, wurde hier ja auch schon erwähnt.

                      Soweit die Musik mitunter als zu kitschig oder klischeehaft bezeichnet wird - naja. Also das Sigùr Rós-Stück zB unterstreicht an einer Stelle fast bombastisch das Geschehen auf der Leinwand - aber das ist es an der Stelle ja auch subjektiv. Also dieser Kritik kann ich mich absolut nicht anschließen, fast im Gegenteil möchte ich darauf hinweisen, dass der Sound sehr bewusst eingesetzt wird und teilweise gerade statt Musik schlichte Geräuschkulissen verwendet werden. Auch die Auswahl ist schon teilweise besonders, hier hat der Film aus meiner Sicht eher gerade gepunktet.

                      Sehr starkes persönliches Drama mit hohem Unwohlfühlfaktor, das mit Amy Ryan und Andre Royo (Bubbles) auch zugleich zwei "The Wire"-Nebenfiguren gut untergebracht hat (wobei Amy Ryan über den Strang "The Office (US)" auch mit Steve Carell natürlich in Verbindung steht).

                      Für Eltern von schwerstabhängigen Kindern allerdings vermutlich absolut kontraindiziert. Zumindest sollte da die Filmauswahl mit spitzen Fingern erfolgen...

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                        dbeutner 20.03.2019, 19:12 Geändert 20.03.2019, 19:13

                        Ich hab's ja ein bisschen befürchtet. Total interessantes Thema, mit ganz viel Potential. Leider so ziemlich komplett in den Sand gesetzt, was vor allem an zwei Personen liegt: Ofir Raul Graizer (Regie) & Tim Kalkhof (Hauptdarsteller). Naja, und wenn Regie und Hauptdarsteller sowas gegen die Wand fahren, dann halt mit Wucht :-(((

                        Tim Kalkhof ist vom ersten bis zum letzten Moment eine grandiose Fehlbesetzung. Blass in jeder Hinsicht, schon auffällig unattraktiv (und doch stürzen sich alle auf ihn, ob Männlein, ob Weiblein) & stoisch ausdruckslos ("ausdrucksarm" wäre wirklich übertrieben). Wenn man bedenkt, dass so manche Hollywood-B-Größe es nicht in die A-Liga schafft, weil die Person einfach keine Hauptrolle und damit keinen Film tragen kann - wie kommt man auf die völlig absurde Idee, dass ein Darsteller wie Tim Kalkhof (die noch mindestens um den Faktor 10 von B-Liga entfernt ist!) einen Film tragen könnte? Leider, allerdings mit deutlichen Abstrichen, gilt dies auch ein bisschen für Sarah Adler. Darstellerisch überzeugt ausschließlich Zohar Shtrauss.

                        Aber ein bisschen möchte ich Kalkhof dann auch wieder in Schutz nehmen. Auch wenn ich sicherlich Jahre bräuchte, um so künstlich sprechen zu lernen wie er (was wiederum in Teilen an den geschriebenen, künstlichen Dialogen liegt) - hinsichtlich seiner (im Wesentlichen: nicht vorhandenen) Mimik hatte die Regie offenbar genau dies vor Augen. Und vllt. hätte das auch ansatzweise (an vielen Stellen war es unaushaltbar) funktioniert als Ausdruck der inneren Leere, wenn man einen charismatischen Darsteller gefunden hätte - nur ist Kalkhof halt das Gegenteil von charismatisch.

                        Auch sind viele Szenen in sich wenig schlüssig bis absurd, ohne dass das beabsichtigt ist. Es ist halt ein Langfilmdebut, und leider ein wirklich schlechtes. Israel hat den Film bei den Oscars eingereicht - da schüttelt man dann doch leise und verzweifelt den Kopf, denn in Israel werden nunmal ständig total interessante Filme gedreht - dieser gehört nicht dazu.

                        Amateurhaft und eher schlecht. Nochmal drehen, das Drehbuch extrem überarbeiten (und den Deutschen in Israel nicht schweigen lassen, sondern Menschen miteinander reden lassen, fürs Schweigen braucht es keine Filme!), einen erfahrenen Regisseur und echte Schauspieler(innen) mit Charisma. Und schwups, könnten das 8 Punkte werden. Aber so: Einfach ein trauriges handwerklich übles Desaster.

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                        • 7

                          Sehr interessantes LiebesZeitversatz-Drama: Mann trifft Frau, aber diese lebt in der entgegengesetzten Zeitrichtung, nur alle fünf Jahre treffen sie für ein paar Wochen aufeinander. Das heißt, als sie ein kleines Mädchen war, hat sie den Mann als älteren Mann kennengelernt, der sie gerettet hat. Und: Als er ein kleiner Junge war, hat er sie als ältere Frau kennengelernt, die ihn gerettet hat...

                          Das Problem des Films ist, dass seine Grundidee immer ein bisschen Denkleistung abverlangt, wie bestimmte Dinge aus der jeweiligen Perspektive funktionieren. Aber wenn man auch nur etwas weiter denkt, stößt man sich recht schnell an Widersprüchen ohne Ende (wie das ja meistens bei "Zeitreisen" und ähnlichem der Fall ist). Insofern muss man es schaffen, die Vorgaben hinzunehmen, aber nicht weiter kritisch zu hinterfragen. Das fällt mir zugegeben etwas schwer, trotzdem empfand ich die Idee als erfrischend, und zumindest verschiedene Stimmungen, die sich aus dieser Konstellation ergeben haben, wurden sehr gut abgebildet.

                          Auf jeden Fall mal originell. Für (leicht anspruchsvollere) Asien-Fans auch durchaus eine Empfehlung!

                          • 6 .5

                            Mit Pawlikowskis "Ida" konnte ich ja so ziemlich gar nichts anfangen. "Cold War" ist zumindest flüssiger erzählt und in der Erzählung konzentrierter - das Thema ist aber auch relativ scharf umrissen, eine Liebesgeschichte halt, eine komplizierte, orientiert an den Eltern Pawlikowskis, mit Musik und ein wenig politischen Verwerfungen angereichert.

                            Ein bisschen erinnert das an "Roma" - elegantes Schwarzweiß-Kino mit autobiographischen Zügen. Oder auch an "1945", modernes Nachkriegs-s/w-Kino. Allerdings ist letzterer im Gegensatz zu den beiden anderen inhaltlich viel origineller - dafür aber auch viel unbekannter :-|

                            "Cold War" ist künstlerisch zwar ambitioniert umgesetzt; on/off-Liebesgeschichten erwischen mich aber selten bis nie, weil ich sie tendenziell im Film so nervig wie im echten Leben finde. Meinen Intellekt bewegt das so gut wie gar nicht, meine Emotionen nur sehr zurückgenommen und dann auch noch mit der Spielzeit abnehmend.

                            Handwerklich aber ordentlich, und wie gesagt, durchaus geradeaus erzählt. Aber am Ende einfach nicht so recht mein Ding.

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                            • 6 .5

                              "And Breathe Normally" ist ein kleiner isländischer Film, gedreht vorwiegend in der Flughafengegend um Reykjavik, so dass die Schönheit der Insel nun nicht zum Verkaufsargument des Films gemacht wurde. Es ist kalt, regnet und stürmt, was zum Film auch besser passt als das recht freundliche Urlaubswetter, welches ich im letzten September genießen durfte :-)

                              Der Film setzt kleine Punkte, um diese sehr lose miteinander zu verbinden. Er erzählt nur (sehr) bruchstückhaft die Geschichte seiner Protagonistinnen, genau genommen weigert er sich eher, mehr als Stichworte der Vergangenheit anzubieten. Und auch das Hier&Jetzt wird nicht als roter stringenter Handlungsfaden ausgelegt. Mir persönlich war das etwas zu karg, da sich viele Inhalte aufgedrängt haben, diese aber von Isold Uggadottir schroff nicht thematisiert wurden, da sollte sich das Publikum wohl die Lücken selbst füllen.

                              Darstellerisch solide (auch wenn ich den Sohn als belastend unangenehm empfunden habe), in der Erzählung (mir) zu lückenhaft, so dass intellektuelles Potential grob verspielt wurde. In der Haltung aber sympathisch.

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                              • 8

                                Nach "Smoke" gab es vermutlich noch unbedrehte Filmrollen, aber kein Skript. Also werfen Wang&Auster ein paar Ideen in den Raum, und dann wird halt improvisiert. Das funktioniert für einen Improvisationsfilm schon auf ganz großer Höhe (die meisten Werke dieser Kategorie zeichnen sich doch eher durch Vollversagen aller Beteiligten aus), aber der Film bleibt dabei eben nur szenisch. Im Gegensatz zu "Smoke", der stark durchkonzipiert ist und trotz anderer Erklärungen einen starken roten Faden hält, ist "Blue in the Face" wirklich "nur noch" eine Liebeserklärung an Brooklyn. Und ja, für mich funktioniert die! Warmherzig und tolerant, mit tollen DarstellerInnen (Jim Jarmusch macht einfach Laune!), läuft der Film zwar nicht auf der Höhe seines Vorgängers, ergänzt den aber launisch und auf jeden Fall immer noch interessant.

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                                  über Smoke

                                  Wer "Smoke" >>keine Handlung<< zuschreibt, sollte erst einmal "Blue in the Face" schauen ;-) Da ist "Smoke" dann doch eher ein großer roter Handlungsfaden im Vergleich :-)

                                  Nein, im Ernst: "Smoke" ist natürlich szenenverliebt, dennoch gibt es durchaus so etwas wie "Handlung", die auch immer wieder aufgegriffen wird. Wer aber Krimiunterhaltung oder ähnliches erwartet, liegt einfach in seiner Erwartungshaltung völlig falsch. Wer Paul Auster kennt und liebt, bekommt hier im Groben genau das, was man erwarten kann.

                                  Allerdings im Jahre 2019 am Ende noch mehr als im Erscheinungsjahr, denn Auster/Wang haben vor allem in den Nebenrollen ein Zukunftshändchen gehabt, und man erkennt so einige rel. junge Figuren, die später deutlich bekannter wurden. Unter diesem Aspekt kann "Smoke" schon fast mit "U-Turn" mithalten.

                                  Ach, die erste Hälfte der 90er... So hätte Kino bleiben dürfen... Toller Film, tolle DarstellerInnen, und sehr, sehr viel Menschlichkeit.

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                                  • 6 .5
                                    über Upgrade

                                    "Upgrade" ist eigentlich als schlichter Rachethriller inszeniert, der aber einen kleinen ScienceFiction-Rahmen spendiert bekommt, was vor allem am Anfang und am Ende ein bisschen inhaltliche Spielerei ermöglicht. Der (große) Mittelteil ist aber doch am Ende absolute Standardware, darüber sollten die rel. großzügigen (und mE etwas merkwürdigen) Bewertungen hier wirklich nicht hinwegtäuschen. Typischer, leicht überdurchschnittlicher Streifen, wie ich ihn auf dem FFF erwarten würde (da lief der merkwürdigerweise gar nicht).

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                                    • 7 .5
                                      dbeutner 16.03.2019, 17:52 Geändert 07.11.2019, 18:10

                                      Ohhhjaaaa - ein zweiter Kogonada. Und dann noch mit Colin Farell. Da kommt etwas extrem Interessantes auf uns (auf jeden Fall: auf mich) zu! Da kann man sich im Frühjar 2019 schon auf 2020 freuen! Freu freu freu :-)

                                      Update Herbt 2019: "Filming began on May 1, 2019."
                                      Aktueller IMDB-Status: "Post-production"

                                      "So gut wie fertig!" - Nur noch etwas warten...

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                                        dbeutner 16.03.2019, 17:32 Geändert 29.11.2019, 17:50

                                        Erst einmal: Man sollte bei der Bewertung einer Doku über einen Menschen eben die Doku bewerten, nicht den Menschen. Das wird hier glaube ich teilweise ein wenig durcheinander geworfen...

                                        Der Mensch Jan Gorkow wird hier also porträtiert, und ja, man sollte hier keine intellektuellen Aussagen mit philosophischem Tiefgang erwarten. Gorkow ist halt alles andere als intellektuell. Und das ist ja auch erstmal in Ordnung. Allerdings stößt die Absolutheit seiner eben doch wenig reflektierten Ansichten unangenehm auf, mir aber nicht erst durch die Doku. Der besondere "Wert" von FSF / Gorkow sind dann auch nicht deren Texte oder ausgesprochene politische Positionen. Der Wert ist vielmehr, in einer Gegend, wo viel Trostlosigkeit und Rechtsextremismus herrschen, diesem etwas entgegenzusetzen und die Vereinzelten, die da nicht mitmachen wollen, wieder zu vereinen. Ob man FSF und Gorkow mag oder nicht, das ist schon eine anerkennenswerte Geschichte, und auf der Ebene sind die Jungs auch einfach aktiv. Dafür Beifall.

                                        Die Doku geht hierauf auch in Ansätzen ein, hängt aber doch etwas arg am Sänger. Das will sie zwar auch, ist ja Programm, aber vielleicht doch ein handwerklicher Fehler - denn so charismatisch ist Gorkow eben nicht, und man wundert sich einfach nach dem Abspann -- wie kommt man darauf, eine Doku über einen Burschen zu drehen, der auf vielen Ebenen so ein großer Held gerade nicht ist, sondern vielleicht auch mal ne kleine Therapie zum Reflektieren seines Egos gebrauchen könnte (und das meine ich wirklich recht freundlich). Das Phänomen der gesamten Band einzufangen hätte viel mehr Positionen eröffnen und wirklich spannend sein können. Verpatzt.

                                        Und dann bleibt halt diese Typen-Doku, deren Existenzberechtigung schon fraglich ist. Aber selbst über die langweiligsten oder merkwürdigsten Menschen könnte man vermutlich auch noch hochspannende Dokus drehen, weil fast jedes Menschenleben doch Hoch- und Tiefpunkte an, die man erzählerisch extrem spannend arrangieren kann. Leider auch hier - eher Fehlanzeige. Charly Hübner ist halt nicht Dokumentarfilmer. Und auch das merkt man dem Streifen letztlich an.

                                        Zusammengefasst: Handwerklich sehr mäßige und wenig spannende Doku über einen Menschen, der zwar irgendwie heraussticht, aber das nicht nur auf die beste Art. Da FSF ja immer wieder im Medieninteresse steht, ist es am Ende irgendwie ganz nett, dass dieser Film existiert. Besser als nichts. Aber auch schlechter als das, was man in dem Umfeld hätte produzieren können.

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                                          dbeutner 16.03.2019, 17:09 Geändert 29.11.2019, 17:50

                                          Patricia Highsmith ist halt wirklich nicht meins. Ich hatte die Neuverfilmung gesehen (7.0), und ein bisschen Hoffnung, dass das Original vielleicht doch noch etwas spritziger... Weit gefehlt, das Original schnarcht noch etwas lauter.

                                          Zwei Dinge, wegen derer der Film nicht wirklich "lohnt", aber doch seine interessanten Momente hat: Erstens sieht man Alain Delon in einer sehr jungen Rolle, und ab und zu "erkennt" man ihn auch im Sinne, dass da das doch etwas charaktertischere Gesicht des älteren Delon schon durchblitzt. Und zweitens ist es lustig, wie einfach es war, Jude Law den Philippe Greenleaf in der Neuverfilmung zu besetzen, denn er ähnelt seinem Vorgänger Maurice Ronet auf verblüffende Weise.

                                          Ansonsten: Einfach ziemlich langweilig.

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                                            Ich war ja zunächst etwas hin- und hergerissen: Olivia Colman sprach sowas von für diesen Film, Kostümfilm? - eher dagegen. Nicholas Hoult sowieso dagegen (ich fand ihn auch wieder so wie immer - halt Nicholas Hoult, und nicht etwa ein begnadeter Darsteller). Und alle sind begeistert? Hm, das könnte dafür oder dagegen sprechen.

                                            Mit sehr gemischten Gefühlen dann also doch ran ans Werk. Meiner Skepsis wegen hatte ich mich ansonsten üüüberhaupt nicht auf den Film vorbereitet oder mich mit Details auseinandergesetzt - am Ende hatte ich ein bisschen das Gefühl, vom künstlerischen Ansatz her, dass da Parallelen zu "The Lobster" sichtbar wären. Und dann die Erkenntnis: Richtig erkannt, beides mal Regie durch Yorgos Lanthimos, den ich als Namen auch noch nicht wirklich abgespeichert habt, aber es sollte. Denn: interessant ist der! Ich werde wohl kein Fan-Boy, aber der Name spricht für eine sehr eigene Art der Inszenierung - künstlerisch anspruchsvoll, und trotzdem beinahe massenkompatibel.

                                            Die spitzen Dialoge zB führen erstmal durch den zweistündigen Film, so dass nie Langeweile aufkommen kann. Die Handlung - najaaa, also der politische Teil ist kein Krimi, und der private Teil ist so lala. Da fand ich "The Lobster" doch um mindestens eine Klasse origineller. Dafür hat mich dann wieder die Kamera begeistert, die immer wieder für schöne Augenblicke gesorgt hat, mitunter mit einfachen, fast kindlichen Mitteln, aber auch hier: auf jeden Fall anders, auf jeden Fall nicht Schema-F folgend, und durchaus mit dem Blick fürs Besondere. Zwar ist auch "Roma" schön gefilmt, aber den Oscar hätte ich für die Kamera doch hierher verlegt.

                                            In Summe: mäßig interessanter Stoff künstlerisch sehr ambitioniert umgesetzt; auf der Tonspur ebenso interessant, das Publikum mitunter hier schon fordernd. Der Vergleich zu Greenaway (insb. "The Draughtsman’s Contract") liegt in gewisser Weise nahe, wobei jener eben doch deutlich mehr den Schwerpunkt auf vollende Kunst legt. Lanthimos kann sich halt scheinbar nie so recht entscheiden, ob er seinen ungewöhnlichen Ideen freien Lauf lassen soll oder sie bändigen, um die konsumierbarer zu machen. Oder er ist einfach so drauf. Wie gesagt, zumindest etwas sehr eigenständiges kommt dabei immer heraus, und so werde ich den guten Mann in Zukunft gezielt verfolgen. Dass er völligen Unsinn produziert, kann ich mir jetzt nicht mehr so recht vorstellen.

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                                              Tja, das war ja mal so eher gar nix. "Rescue Me" tappt zwar nicht in die Falle, ein Post-9/11-Nationaldrama zu sein. Im Gegenteil sind die Ansätze, wie das Trauma (zB) auf Feuerwehrmänner (ja, 99% Männer in der Serie) einwirkt, wohltuend auf der psychischen Ebene angelegt, und nicht im Ansatz politisch ausgeschlachtet.

                                              Das heißt aber leider überhaupt nicht, das wir es nicht mit einer doch tendenziell sehr konservativen Macker-Männer-Welt zu tun hätten. In der ersten Staffel gibt es noch Ansätze, diese Momente auch zu hinterfragen, aber diese werden am Ende immer fallen gelassen. Das Klima und die Kultur in der Serie bieten leider für ewiggestrige Mackertypen ausreichend Identitätsfläche, ohne dass diese ernsthaft vor den Kopf gestoßen werden.

                                              Am Ende muss man wohl attestieren, dass Denis Leary ein kleiner nicht sonderlich intellektueller Egoman ist, der sich und seine (doch recht einfache) Weltsicht hier mal ordentlich inszenieren wollte. Schade drum. Potential war da.

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                                                "Shoplifters" hat mehrere Ebenen, und ich werde einen Teufel tun, die Stichworte hier einzuwerfen wie andere Kommentatoren, die geradezu voneinander abschreiben... Schräg. Und unnötig.

                                                Denn (im Original) "Manbiki Kazoku" besticht in meinen Augen gar nicht so sehr durch die Schlagwortthemen, sondern noch viel mehr durch einen liebevollen mitmenschlichen Blick, der sehr viel Optimismus ausstrahlt. Konflikte werden mit Liebe gelöst, oder zumindest mit mitmenschlicher Sorge. Das ist es vor allem, was den Film über weite Strecken trägt, und natürlich versammeln sich auch unter dieser Beschreibung die (mE tatsächlich etwas) platten Schlagworte, aber eigentlich geht es um mehr. Solange es darum tatsächlich geht.

                                                Denn das moralische Dilemma, auf das der Film am Ende zuläuft, wird schon zuvor mitunter angerissen. Und hier wird es tatsächlich spannend: Denn Koreeda macht das Publikum durch seine (am Ende natürlich: sehr einseitige) Darstellung zum Komplizen, stellt die moralischen Fragen nur kurz in den Raum, die man auch gerne schnell wieder verdrängt.

                                                Da auch hier in den Kommentatoren die Zwickmühle, die sich (spätestens) mit dem Ende des Films ergibt (und eigentlich: bereits ganz am Anfang), mäßig thematisiert wird, habe ich Zweifel, ob das überhaupt überall ankommt. In dem Kontext die klare DoubleFeature-Empfehlung "Gone Baby Gone" - die aber auch eigentlich nahe liegt. Zumindest die Reviews https://starsandcelebs.com/2019/01/shoplifters-review und https://medium.com/@drerivas/best-of-2018-the-empathy-of-shoplifters-d64466a24537 haben das auch erkannt...

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                                                  Obwohl ich die beiden Hauptdarsteller gerne mag, hatte "The Song of Sway Lake" es irgendwie schwer mit mir - oder ich mit ihm (wobei Sheehan sich wieder mal etwas zu sehr selbst gefällt).

                                                  Das Setting ist durch den Film hindurch schon in sich stimmig, aber es fiel mir etwas schwer, da emotional einzusteigen oder gar mitzufiebern. Auch irritierend, dass trotz des "Trauerfalls" wirklich niemand im Ansatz trauert.

                                                  Sicherlich ein engagierter kleiner Film, der aber etwas an mir vorbei lief und nicht ins Herz getroffen hat. Schade.

                                                  • 7 .5
                                                    über 1945

                                                    Hm, das ist ja fast tragisch, wie unbekannt der geblieben ist, die Berlinale scheint auch keine Promotermaschine für das Interesse an Filmen in Deutschland zu sein...

                                                    Der größte Nachteil ist - man ist zunächst etwas mit der dargestellten Situation überfordert, die Personen und ihre Positionen werden so mittelprächtig eingeführt, es dauert (ging allen MitseherInnen so), bis man wirklich "im Film" ist. Aber: Davon auf keinen Fall abschrecken lassen!

                                                    Denn irgendwann ist der Zeitpunkt erreicht, an dem der Film wirklich durchstartet, und ab dann ist das intensive Kost. "Sie kommen zurück..." - klingt wie Zombies, da ist viel Angst und da sind noch so viel andere Gefühle dabei. Und doch ist die Aussage am Ende völlig falsch, aber... Man sollte gar nicht so viel wissen über diesen Film, der eine sehr sehr eigene Art hat, tolle DarstellerInnen und ein kontrastreiches Schwarzweißbild (hier unglaublich gut eingesetzt!).

                                                    Wäre die Eröffnung runder gewesen, das hätten 8 Punkte werden können. Sehr, sehr beeindruckend!

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