Der Witte - Kommentare
Die 5 meist diskutierten Serien
der letzten 30 Tage
-
Dept. QDept. Q ist eine Kriminalserie aus dem Jahr 2025 von Scott Frank mit Matthew Goode und Alexej Manvelov.+24 Kommentare
-
Star Wars: AndorScience Fiction-Serie von Tony Gilroy mit Diego Luna und Genevieve O'Reilly.+18 Kommentare
-
Das ReservatDas Reservat ist eine Drama aus dem Jahr 2025 von Ingeborg Topsøe mit Marie Bach Hansen und Danica Curcic.+16 Kommentare
Die 5 meist vorgemerkten Filme
-
28 Years Later390 Vormerkungen
-
The Fantastic Four: First Steps93 Vormerkungen
-
Jurassic World 4: Die Wiedergeburt93 Vormerkungen
-
Weapons - Die Stunde des Verschwindens87 Vormerkungen
Alle Kommentare von Der Witte
Interessant war ja, festzustellen, wie die allgemeine Vorstellung vom „Twin Peaks“-Revival im Vornherein davon gebannt zu sein schien, dass „die Heimkehr“ den zentralen Appeal des Ganzen ausmachen würde. Ist ja nichts Neues beim Retrorausch jedweder Fangemeinden und Massenmedien in der Wiederholungsschleife, doch nach Jahrzehnten der Enthaltsamkeit vom Americana-Derwisch blieb im Mainstream wohl schon nach der ersten Folge die laute Verwunderung „Wasn das?“. Keine Ahnung, wen David Lynch und Mark Frost damit genau verprellt haben, waren Serie & Film doch schon längst Antithesen ihrer jeweiligen Medien; auch in der thematischen Ausgangslage kaum das, was man für gewöhnlich mit Nostalgie adeln würde. Sie rissen anhand des Mordes an Laura Palmer indirekt eine Angriffsfläche im Gewissen der Moderne auf, die allerdings zeitgleich von einem Höchstmaß an urigen Absurditäten gekittet wurde - das war im Kontrast wohl Entlastung genug, das man sich bei Querköpfen wie Andy, Lucy, Dr. Jacoby, Nadine und Co. geborgen fühlen konnte. Die Rückkehr um 2017 schließt die traumatischen Umstände von einst aber keineswegs aus, weshalb da der Hund begraben liegen könnte, dass Regisseur Lynch mit ‚Staffel 3‘ nun wie anno „Fire walk with me“ etwas ‚verstoßen‘ neben der Spur läuft, wenn er anderes als die bloße Führung ins eingemachte Nest leistet. Klar, das Antanzen einer gewissen Nostalgie bleibt auch ihm nicht fremd (sein Gesamtwerk ist da schon Hinweis genug), doch sein Weg nach Hause (à la „The Straight Story“) ist nicht von ungefähr über mehrere Ecken gedacht und beschwert: Hässliches schlummert wie eh und je im mythischen ‚Idyll‘ der Naivität, Schmerzen binnen Erinnerungen zeigen sich sogar mehrmals als offene Strudel, hinein in Zwischenwelten, -zeiten und -personifikationen, dass man es mit der Angst zu tun bekommt.
In der Konstellation jenes Epizentrums USA (hier zeitweise als „dark age“ definiert) setzt sich aber dann doch allen voran der Wehmut durch, unvermeidlich angesichts des Spektrums an Gefühlen, dem hier im Eigenantrieb zugesehen wird – beiläufige Hyperpointen und Alltagssubversionen mit Lachkrampfgefahr finden ihren Platz, gleich im nächsten Moment womöglich schon Impulse an Phantomschmerzen, Morden, Schuldgeständnissen und Bescheidenheiten der Unschuld (ohnehin sind manche Episoden vollständig davon beherrscht, Ambivalenzen und Nuancen, Liebe und Gewalt mehrerer Frau-Mann/Mann-Frau-Beziehungen zu vergleichen). Alles besitzt Gewicht, nicht unbedingt solches ‚narrativer Konsequenz‘, aber jenes an Lebenserfahrung, wie man diese innerhalb von knapp 18 Stunden Laufzeit auch recht umfangreich schildern kann, bis auch die unwahrscheinlichsten/unscheinbarsten Parteien dafür sorgen können, dass es den Mitmenschen und ihnen selbst besser geht. So weitläufig „The Return“ dann auch über die Grenzen der titelgebenden Kleinstadt hinweg erzählt, sich gegebenenfalls verläuft, so intim wirkt das Gesamtbild dann schließlich doch: Rund, berauschend und gefährlich wie die vielen goldenen bis Bob-reichen Kugeln oder eben zärtlichst befremdlich wie das bezeichnende „The world spins“ auf dem Soundtrack. Gerade dann wirkt es doppelt schwer, die Saga bis hierhin als abgeschlossen betrachten zu können, da Lynch im Runden die Unendlichkeit auffädelt, Transformationen von Zeit und Identität (eben auch die Definition des zurzeit weltweit grassierenden ‚Heimatgedankens‘) als Spannungsbarometer einsetzt, ehe er sich anfangs überhaupt mit dem Pathos einer Wiederbegegnung/-vereinigung brüsten würde/könnte. Lässt sich im Nachhinein auch bestimmt nicht so leicht wenden, wenn eine gute Handvoll der an der Serie Beteiligten vorher, kurz nach oder schon während der Dreharbeiten verstorben ist.
Recht stimmig also, dass der Pathos, wenn er denn eintritt, meistens über mehrere externe Etappen, in schmerzhafter Distanz/Sehnsucht kommuniziert wird – ob nun am Telefon, als Botschaft aus dem Jenseits, als Fotografie und Tagebucheintrag, als ‚Tunnel in die Vergangenheit‘, sowieso oft anhand musikalischer Führung Badalamentis/The Platters‘ und vieler weiterer gefeaturerter Acts (deren Auftritt immer irgendwie traurig stimmt, da er meist das Ende einer Folge signalisiert). Dieselben Mittel (inkl. SMS) werden gleichsam von der ‚Finsterworld‘ des bösen Cooper und Co. genutzt, welche insbesondere den elektronischen Dimensionenspiegel beherrschen und in Kooperation mit vielerlei ‚Lost Highways‘ umso stärker ausdrücken, was in weiter Ferne alles so nahe liegt. Komischerweise schwingt da ebenso was ‚Versöhnliches‘ mit, letztendlich ist es eben auch Lynchs Anliegen, Traum wie Albtraum der menschlichen Existenz darin abzugleichen, dass es kein Entkommen gibt, wie die ‚Fehlerhaftigkeiten‘/das Einmischen wiederum freudigste Heimeligkeiten und Shellshocks deluxe draus erschaffen. Solche Zwischentöne der Irritation sind für wahr ein Segen in der Hinhaltetaktik hiesiger Seriendynamik, aber keineswegs bloße Fuck-You-Attitüde gegenüber dem Publikum oder gar eine prätentiöse Leere – dafür fördert Lynch z.B. einfach zu viel Aufregung für eine Lucy, die das Prinzip Handy noch immer nicht versteht, aber wohl gewählte Möbel online bestellt; dafür spielt und trumpft er zu gerne mit den ansteigenden Zufällen der ‚Langeweile‘ auf wie sein großes (in Sachen Dougie doll spürbares) Vorbild Tati; dafür verdichtet er zu geschickt die Erwartung und Furcht vor dem Ungewissen und Unberechenbaren. Sein Fokus auf retardierende Momente offenbart ohnehin Schichten an Einsamkeit, die sich in ihrer Präservation der jeweils eigenen Funktion auszeichnen (siehe Big Ed und seine Tankstelle, Bushnell an der Spitze der Versicherungsfirma mit Poster des Vergangenen im Rücken), im Gegenzug Extreme soziopatischer Eigenbrötlerei in die Welt setzen (z.B. Richard Horne, Sarah Palmer, Dr. Amp).
Kyle MacLachlan gibt sodann stets an erster Stelle jedes Abspanns den präsentesten Mittler jener Pole, wider aller Fan-Fiction in den Gezeiten von Gut und Böse treibend, lethargisch und empathisch zugleich, dann wieder skrupellos und mörderisch auf einer Apokalypse in spe operierend. Wolf im Schafspelz und umgekehrt, so läuft das halt mit Doppelgängern, in ihren Fähigkeiten als Weltenwanderer sowohl unsterblich als auch höchst vergänglich, irgendwie via Schicksal ablaufend und doch stets vom eigenen Willen (oder jenem des Gegenübers?) aufgeweckt. Diese Qualitäten sind dem gesamten Konzept von „Twin Peaks“ inhärent, jenem großen Blick mit der Lupe auf die kuriosesten Spontanitäten im Machtspiel menschlicher Natur. In dieser nun erlebten und wahrscheinlich einmaligen Phase durften Lynch & Frost jedoch am meisten experimentieren bzw. rumsauen, von Zeit und Raum unabhängig in die DNA des universellen Zwiespalts einsteigen, dann aber mindestens genauso verwundert wie der Zuschauer vor dem Spektakel verharren und fragen lassen, was jenseits dessen am Trigger sitzt (was man mit teils kruden Effekten zu fassen versucht und gerade dann umso schicklicher ins Unterbewusstsein buxiert wird). Es bleiben offene Wunden und lichte Mirakel, Anfänge und Enden inklusive bzw. fern der Hoffnung, am laufenden Band der post-industriellen Möbiusschleife zwischen Körper, Geist und Strom. Ich vermisse dieses ‚Serien-Phänomen‘ voll entrücktem Rhythmus jetzt schon mit einem schweren Kloß im Hals - diese Erinnerung an einen versiegenden, tollen Nicht-Sommer, der jeden Montag Kaffee und eine jeweils neue Folge springen ließ. ‚Press replay‘ wäre da eigentlich die einfachste Lösung, aber auch Futter für die Depression. Bipolar, depressiv, up and down and sideways, ‚alles nur ein Traum‘, bis ins Mark emotionale Tretmine. „Twin Peaks“ weiß eben die Angst vorm Glück und das Glück der Angst zu ballen - ein Unikat der TV-Landschaft, established 1990.
Habe dem Tobe zuliebe nochmal reingeschaut, da geb ich dann jetzt auch kurz was durch: Es liegt ja durchweg ein strahlender, fies qualmender bis lodernder Grad an Verstörung in der Luft, der sich wie gehabt bei Hooper auf ein delirierend ausgespieltes Fiebertraumszenario einschneidet. Infernalisch reichhaltige Perspektiven der Paranoia sind da wie eh und je im Strudel narrativer Paniksteigerung vertreten, passend dazu umgibt sich das Ganze mit Irrationalitäten, wirren Charakteristika auf der Flucht, während die Angst vor der Bombe die Angst vor einem selbst wird: Idealbesetzung Brad Dourif! Das vererbte Atom-Trauma vom 06. August 1945 *feiert* da mehrmals seinen Geburtstag, hinterm Geschenkpaket warten der Supergau sowie die Desillusionierung des Lebensgerüsts, wo hingegen schon 'ganz casual' paranormale DJs angerufen werden, der Liebhaber der Ex weiterhin Hausarzt bleibt und einen fortan im Verlauf via radioaktiver Tor-Tour jagt. Das Gift des hier brachial aufgeschwommenen Unterbewusstseins glüht in fiesen Spritzen, aber auch schon im Neon-Licht-Telefon wie ohnehin das Feuer aus Löchern im Arm binnen todschickem Deco-Loft. Wasser und Feuerlöscher drauf peitschen die Sache erst recht an, mit der Wut klatschen die Flammen sodann dauernd an die Scheibe, hinüber in den Frust gegenüber anderen. Was nicht alles los ist bei den lebenden Fackeln inkl. nicht unsatirischem 50's-Flashback - voll urigem Gehalt, dass man endfix aus der Puste kommt und trotzdem verwundert abgewürgt zurückbleibt. Jenes finstere Abenteuer lungert wie so vieles von Hooper noch im unterschätzten Niemandsland, lasst euch dahin also gerne mal rüberhypen!
Fixe Einschätzung für jenen fixen Film: Vom Konzept her die Las-Vegas-Varietäten-Variante von 'Synecdoche, New York' (auch durch Jennifer Jason Leigh verbunden), auf medialen Ausmaßen/Wechselwirksamkeiten der Bipolarität erbaut - teilweise auch ebenbürtig radikal, mit (mitunter mehr) prägnanten Bildern den Konfliktstrudel der Selbstdarstellung verbrühend. Bei der Umsetzung wiederum geht das inhaltliche Gros daran nur im Ansatz auf: Inneres bleibt verplumpt als munter montierte Oberfläche im Auge und gibt größtenteils den zynischen Random-Gag-Spender à la 'Haha, Borderliner, guck mal, wie MERKWÜRDIG die sind!'. Passt sich allerdings insofern der Umgebung und der manisch-depressiven Selbstreflexion der Show-im-Film-Prämisse an, kommt aber nie vollständig in die Nähe, irgendeine Perspektive im positiven wie negativen Sinne per Vorführeffekt zu entlarven. Stattdessen kommen der sozial dysfunktionalen Alice nach der turbulent (man kann auch sagen: spekulativ skurril) empfangenen Katharsis des Geldsegens auch noch Vorwürfe entgegen, eben gen dem typischen 'I want my friend back' via Best-Friend Gina, weil der Topos von der Vergänglichkeit des Ruhms ebenso nicht ausbleibt. Das schlägt nur noch mehr das Pendel aus, wie auch die normative Außenwelt auf das Showkonzept des 'Welcome to me' reagiert: Mal als Identifikationskult Marke 'Sind wir nicht alle ein bisschen Bluna?', mal mit kollektivem Entsetzen inkl. Einsatz von 'Where is my mind?' der Pixies. Dafür kann man den Film manchmal ganz schön hassen, aber ihm lässt sich dann auch reichlich zutrauen, selbst wenn es letztendlich aufs quirligste aller Genre-Selbstfindungstrips hinausläuft. Eine Satire des amerikanischen public eye arbeitet innerhalb dessen dennoch eher im Verborgenen, streckt seine Fühler anhand der ständigen Nähe zu Kristen Wiig jedoch noch so weit aus, dass eine wilde und zugleich (zwanghaft) selbst sterilisierende Bestandsaufnahme der USA, dem Geltungsdrang und der externen/internen Perversion dessen über bleibt.
Das geht an keinem vorbei, dass hier ein "alter Mann" (so wie es Jean Reno in Godzilla zu sagen pflegte), eben ein Old-School-Europäer am Werk war und trotzdem hatten es im Publikum so einige nicht gerafft, warum da so viele Franzosen im Abspann standen. Ja gut, mächtig viele Signale des Films arbeiten auf die Post-Avatar-Blockbusternote hin, aber Bessons Action-Ästhetik/Phantastik/Romantik ist nochmal ein anderer Schnack, was den emotionalen Gehalt zwischen Effekt und Kino am Menschen/Alien angeht. Da wirkt 'Das Fünfte Element' allerdings auch trotz 20 Jahren Altersunterschied gar nicht so lange her, wie sich der enthusiastische Schwall desselben Machers an der Melange vollster Stimmungen ergötzt und dennoch dem klassischen Abenteuerfilm folgt - so eigen, dass es Millennials bis in die Knochen irritieren könnte. Als globale Groß-Ko-Produktion (vorerst auch die teuerste aus Europa) dirigiert Besson einen mittelschweren Cineastentraum, bei den Rahmenbedingungen - Comicverfilmung, Star-Wars-Hommage und Culture-Clash-Sentiment in einer Tour -, ergibt die abstrahierte Substanz des Ganzen trotzdem mehr Event, idealerweise einen flotten Spaß für Jung und Alt, maximiert drollig.
Ein Erlebnispark tut sich auf, recht zentral im Narrativ, zugleich der Natur der Attraktion entsprechend mit Stereotypen, verfremdeten Klischees und Ressentiments angereichert, welche in dieser Zukunftsvision von der Erde 'rübergerettet' wurden. Da sieht man 'exotische' Genre-Topoi wieder, die einst bestimmt auch gut mit einer Note Protofaschismus der Vorlage einhergingen - und der olle Luc muss sich dann auch selbst immer wieder ermahnen, da die schiere Autorenfilmer-Lust entgegenzusetzen. In den ersten zwei Dritteln schafft er das mit futuristischen Gadgets, der glückspendenen Neuerfindung der Dimensionen, die sich als 'Lucy'-Sequel fein herausputzt. In der Schlussphase spricht er hingegen allzu deutlich, aber gewiss nicht ohne ehrliches Anliegen den europäischen Grundschmerz an, den Holocaust via 6 Millionen ausgelöschter 'Pearls' stellvertretend, 'gegen das Vergessen'. Der friedfertige Exodus, die Vergebung aus tiefster Liebe (wieder die Essenz des Universums) steht in Aussicht, die Demagogen der Regierung und deren Putschroboter auf der Gegenseite. Es endet weniger spektakulär und melodramatisch, als es das US-Genrekino derzeitig lösen würde, das liegt auch am zentralen Pärchen - in der Erscheinung wohl bewusst fast noch Kids, als techtelmechtelnde Haudegen die Galaxie durchkreuzend.
Laureline/Delevingne ist beim femifetischisierenden Besson absehbar aktiver in der defensiven Kloppe zugegen, hilft Dane-in-Distress De Haan/Valerian vergleichsweise öfter aus der Patsche; dieser bleibt dennoch der verschmitzte Sunnyboy, ein Frauenheld ohne die Absicht dessen, wie seine Partnerin auch durchweg irgendwie als Püppie ins Geschehen geschmissen scheint. Die Zwei teilen sich eine schmale Dramaturgie Richtung Ehe (ich meinte das halt nicht zum Scherz mit dem Altmodischen), daneben aber auch eine überbordende Naivität, die selbst eine noch so überflüssige Militärblässe im Sci-Fi-Worldbuilding auszublenden weiß. Beziehungsweise: Als Zuschauer gehen einem solche Phasen von Natur aus eher am Arsch vorbei, solange die den Schub an 'Unterwegs' stören. Besson legt seinen Fokus trotzdem mitnichten auf bloße, entmenschlichte Kinetik an, dafür ist er zu farbenfroh, dem Zauber von Ausstattung und Illusion, Schicht für Schicht verfallen - gerade am Anfang genießt er die impressionistischen Sprünge darin, jenes Mitschwingen zu weit entfernten Welten, was er später sowieso von Cara bis Rihanna körperbetont inszeniert, gefolgt von intersexuellen Transformationen in Körper und Geist, selbst bei den kuriosesten Fabelwesen.
Das Licht- & Laserspektakel wird da auch teilweise extra ulkig, in krassem Slapstick aufgelöst, wie es anno 2017 kaum fremdartiger wirken könnte - die auf Honkpointen zusteuernden Screwball-Zankereien zwischen Frau/Mann sowieso. Trivialer Käse ist in Sichtweite, natürlich umso greller in 3D, aber da auch als Unterhaltung mit offenen Karten spielend - solche, die sich zur Sinnlichkeit des Verwandeln, Verstecken und Aufdecken hin einen Ruck geben, selbst wenn sie manchmal arg plump aus den Wolken fallen. Mit der Atemlosigkeit ist das eben so eine Sache, dass sie selten 2 1/2 Stunden durchhält, Besson schreibt sich da ohnehin einige klaffende Holprigkeiten zurecht, welche die Brücke zwischen Eskapismus und Humanität auf die Schnelle schlagen wollen - letztendlich lässt sich mit seiner Haltung als Künstler eher empathisieren als mit dem Ensemble an sich, aber jene Qualität ist nicht minder schätzenswert. Umso stimmiger versteht er es, einen bauchigen Pathos seinerseits darin zu infusieren, der dem Überangebot an Effektoptionen ebenbürtig Tribut zollt wie der Sehnsucht zur Verbrüderung im Kleinen/Großen, der Unionsutopie demokratischer Konstitution. Zweifellos entsteht indes ein kauziges Taktgefühl, aber der brummige Herzschlag dessen gibt uns diesen Sommer wenigstens noch ein Unikat auf den Weg.
http://www.moviepilot.de/news/der-witte-beantwortet-die-7-fragen-der-grossen-serien-blogparade-193239
Die Überforderung des Sommers an sich, von Hitze auf Gewitterkrawall und zurück binnen weniger Minuten umschlagend, war beim Kinobesuch zu Bays Neuestem on- und offscreen so stichfest wie schon lange nicht mehr zu erleben. Dementsprechend fetzte sich dann auch eine Sternstunde abstrakter Filmerzählung zusammen, wenn es knapp 150 Minuten an Zerstörungsstoff eiliger denn je hatten. Profunde dramaturgische Ansätze verebben hier meist im Strom an Aufregung, zwischen den USA, Kuba, dem UK, der Armee und dem All pendelnd - dass extreme Zeitsprünge von 1600 Jahren ebenso angesagt sind, ist dann sogar eher zweitrangig irritierend, da sich innerhalb dieser Szenarien zudem mehrere Tonarten auf einmal ballen. Und dann erwische mal eine Vorführung, welche die IMAX-Fassung voll wechselnder Bildformate zeigt! Beachtlich, dass ein Haudegen wie Cade Yeager da den Überblick behält, während von allen Seiten Scheiße gelabert wird, der von ihm beaufsichtigte Schrottplatz konstant in die Luft fliegt, dass er die Flammen im Wohnwagen noch für ganz niedlich hält - "Synecdoche, New York" lässt grüßen.
Das bleibt aber auch das einzige Anzeichen an 'Gewöhnungssache' bei Bay - seine visuelle und emotionale Choreographie ist wie auf Schlachtung eingestellt, darin wiederum enorm abenteuerlich im Sinne der Rücksichtslosigkeit einer Menschenzunft, die sich im mehr oder weniger geerdeten Bullshitting trifft. Schlechtes Flirten, schlechte Witze, ganz viel eskalierendes Zanken, tolldreiste Kids und keifende Nerds - nur die explizitesten Dialogzeilen an Etablierung und 'Was-gerade-geschieht-aber-auch-so-ersichtlich-ist' hemmen vielleicht das juckelnde Drauf-Geschissen, wie man es u.a. von einem Klaus Lemke kennt. Wahlberg ist auch so eine Type, ey - und dann folgt ihm Sir Anthony Hopkins inkl. Butlerbot Cogman allzu willig hinterher, Leck-Mich-Attitüden an jeder Ecke (auch gegenüber 'epischen' Filmemachens) hinzupissen, während sich die digitale Gewalt rundherum ohne Jux zum Soziopathen erklärt.
Bei deren Fieber zwischen kindlicher Spektakelgeilheit und industrieller Wut ist der Film mehrmals in Begriff, sich selbst zu zerfasern, dann lässt er sich jedoch immer neue Stilbrüche und Honk-Situationskomiken einfallen, dass jegliche Langeweile ein Unding wird. Keine Zeit, sich zu gewöhnen - und dann hat ein Autobot sogar nen breiten, französischen Akzent! Ein naives Minenfeld jagt das nächste und nicht zu vergessen: Da besteht durchweg Gegendruck vonseiten xenophober Regierungssöldner, später fliegt ein ganzer Planet auf die Erde zu, sowieso hat alles im Ritterorden um König Artus und Saufnase Merlin seinen Ursprung, aus dem der Film sowohl Zweikampf als auch Versöhnung zweier Welten zu schöpfen versucht. Zweiteres lässt sich in der haptischen Belagerung an Bildern etwas schleifen - sobald jedoch Primes Stunde geschlagen hat, wird The Last Knight sogar von einer sehnsüchtigen Tränendrüse in der eigenen Ekstase an durchgeschüttelten Helden ergriffen.
Da kommt Romantik aus dem Bauch gestrahlt, nebenbei und überakzentuiert zugleich im Wirbelwind der Elemente, Metalle und endlosen Rutschen - nach oben/in den Abgrund/zur Patchwork-Familie. Ich kann mich nicht erinnern, ob sich Bay jemals so entschieden vom Zynismus (abgesehen von dem gegenüber 'neunmalklugen' Experten) verabschiedet hat - würde mich nicht wundern, wenn ihm allmählich auch der gegenwärtige Weltschmerz auf den Schultern hockt. Nicht falsch verstehen: Sein intensiver Klimax versteht es auch, die durchweg bestehende Konfusion - sowieso ein Schlagabtausch mit der Finsternis des Mittelalters - per Pathos-Ausrufezeichen zu entspinnen, dass man sich dieses sicherlich auch für die gesamte Laufzeit gewünscht hätte. Berechenbarkeit wird jedoch auf längere Dauer ohnehin der Tod des Kinos, von daher ist die Enthemmung im Chaos beim Last Knight gar nicht mal so verkehrt angesetzt, im Surrealismus umgeschriebener Weltgeschichte ohnehin ein irres Vieh.
Auch wenn sich Scott der ambivalenten 'Ehrenrettung' vom Gesamteindruck her doch recht generisch und auf Abruf gewidmet hat, voll inszenatorischer Gleichgültigkeit gerade dann an der Immersion und Intimität vorbeidreht, wenn die Retro-Roots abgearbeitet werden müssen: Alle Szenen mit dem perversen Mengelandroiden David sind 'Rheingold' für wahrscheinlich jedes Rabbit-Hole, in das eine Serienmarke von dem Format noch springen kann und gleich so biblisch groß, dass Sir Ridley die Essenz seines 'Exodus' nachzuholen scheint; sowieso sein Publikum damit vor den Kopf stößt, wenn er es sich mal selbst erlaubt. Ein toller morbider Zirkus, der sich da des bloßen Erwartungsmandats eines (insbesondere optisch) blassen Space-Slashers wegen hinten anstellen muss. Immerhin lässt sich dessen Prämisse von der kontemporären Oberfläche her als abschreckende Parabel übers Anpacken gefühlter Wahrheiten (sowohl bei Mensch, als auch Maschine) bis hin in die tiefsten Zweifel christlicher Zweisamkeit lesen. Alle technischen Zeichen des Zeitgeists arbeiten dann aber gegen den Strom eigentlicher Geilheit, wenn sich solch ein Honk-Schnitt mit unfertigen Effekten koppelt, das eigentliche Ballerensemble per Hetzerei abstraft und knüppeldickdoofe Feel-This-Now-Mucke unter allem legt, was man von Katherine Waterstons oder Billy Crudups Spiel auch so ablesen könnte.
Es reicht ja sogar der Ausdruck in deren Einsatzklamotten, welche ich in ihrer praktikablen Drolligkeit so sehr mochte wie die erste Beschnupperung des neuen Planeten. Das Abenteuer daran lässt sich allerdings vom Fan-Service stören, bringt zwar einen schmissigen Eimer Splatstick & raw terror mit, welcher sich zum Ende hin aber ebenso straff absehbar eingearbeitet hatte. Eben ausgerechnet der Mittelteil zieht da am meisten mit und wie soll das gehen, wenn's dem Gros aller Filme selten gelingt? Nun, hier lässt sich eine verkreuzte Schöpfungs-/Holocaust-Geschichte bitten, dass man wieder beim nach allen unmöglichen Ecken greifenden Prometheus-Existentialismus andocken darf, ehe einen die ältesten Spielereien wieder in die Hyperschlafkammer eindrücken. Warum wir nicht sofort zur Feier anhand aller Räudenembryonen Wagner hören sowie beste Kosmetikprodukte à la 'Joan Lui' herstellen können, wird man sich wohl bis zum Fassbender-Hattrick fragen müssen, dann wirds aber auch höchste Zeit!
PS: Vor und nach der Vorstellung kam mein Handy mit dem eigenen Aus-Knopf nicht mehr klar, interpretiert jeden Daumendruck gar nicht, falsch oder erst viel zu spät - des Menschen Schöpfung ist eben niemals fertig, weiß auch Simply Rid'!
https://www.youtube.com/watch?v=EkwDVRD-m_4
[...] Obwohl sich der Rahmen auf provinziellere Sehnsüchte der Arbeiterschicht und solche, die es werden wollen, konzentriert, als es Mangolds aktueller „Logan“ von außen hin unternimmt, merkt man denselben Macher zwischen jenen auseinander klaffenden Wunden an, die ihre jeweils zentralen Individuen am Eingeständnis derer selbst zweifeln und Kreuze machen lassen. Keiner mag mit den Gegebenheiten brechen, Beerdigungen in die Wege leiten oder eine Trennung aus gewohnten Mustern vornehmen – man träumt von einem Ziel der Sicher- und Geborgenheit, doch in der Unterwürfigkeit zur eingelebten Desillusionierung Amerikas und seiner Tankstellenmärkte auf Valium (immer mit Schaukelpferd davor, von dem Hunde wie Kinder ausreißen) bleiben diese verbaut. [...] Die angeschlagenen wie anschlagenden Erwartungen zur Männlichkeit sind hier natürlich stiller als 2017 im Clinch, letztendlich fahren eh alle nebeneinander im selben Auto gen (n)irgendwo, bis sich die Wege trennen und es da ja doch weitergeht.
[...] Die innere Ruhe in der Handlungsunfähigkeit inmitten von Dortmund ist eben eine Haltung der Ungewissheit aus geographischen sowie psychologischen Druck, die man gerne auch vor der eigenen Mutti verheimlicht/umso prägnanter durchscheinen lässt („Was interessiert sich der Fortschritt für meine Lehre?“) – die Winkelmann aber auch keinen Anlass dazu gibt, seine naturalistische Leichtigkeit zu durchbrechen (ging bei „Tschik“ gehörig daneben), welche ihren Alltagsrundumschlag mit der Varianz wiedererkennbarer Provinzler füttert, die schiefen Lagen zum Handeln und Beurteilen als trockenes Laissez-faire evaluiert, in die Kneipe zum Fußballanfeuern auf kleinster Mattscheibe zusammenführt. [...] Die Autobahnen sind ja seit jeher offen, „Die Abfahrer“ ergreifen lediglich die Initiative und man blickt mit ihnen zusammen voraus bzw. im Gespräch mit dem Rücken zur Fahrtrichtung auf dem Armaturenbrett, kecke Schnauze und die selbstverständliche Spannung des „Wir schaffen das, aber es eilt nicht“ mit inbegriffen - minus den Realitätsverlust daran, wohlgemerkt.
[...] Wolfgang Büld findet wie gehabt aber auch echten Gefallen an solchen Kindsköpfen jungbleibender Zeitgeister, die mit (mehr oder weniger) Massen an PS durch die Altstadt Hagens driften (ja, die Fast and Furious-Referenz ist mächtig gewaltig angebracht), das Industriegebiet mit Classic Rock und Techno beschallen, nur für Wetten im Wert von 5000 Mark und die Herzen zahlloser schnieker Küken abbremsen, wenn sich mal nicht darum geärgert wird, dass Radio 88 vor Ort hauptsächlich Anti-Manta-Witze in den Äther programmiert. [...] Erwachsenwerden ist ein schweres Los, selbst mit Fuchsschwanz als Glücksbringer an der Antenne. Umso fesselnder hängt man dann auch an der Entwicklung von Kumpel Klausi (Michael Kessler): Weg vom Vollhoschi hin zum versteckten Hauptprotagonisten, der sogar „True Romance“ vorwegnehmen darf. Liegt natürlich auch am Nitro-Boost von Neubekanntschaft Angie (Nadja Naidenow), die jeden Spaß so mitnimmt, wie er passiert - bis in den Baggersee hinein! [...]
[...] Die Tragik des Vampirdaseins hat hier so oder so einen Luxus an kaschierten Wunden inne, wie man ihn selten derart lässig als Dynamik sehnlichster Erhaltung begreifen darf. Der Wunsch nach Errungenschaften des Ichs, nach Verwandlungen des Lebendigen ins Tote hungernd [...], die ihr plaisir nach Begegnungen als Liebesbeweis zur ausgehöhlten Beute transformieren – das muss für wahr keine triste Affäre ergeben! [...] Raus mit dem Gift, Hunger stillen, reguläre Bindungen verwischen! Klar steckt da auch ein Spannungsfeld des Sadomasochismus drin - in der Montage des Easy Ridings ohnehin mit dem Fokus zur Laune unter einer Decke -, eher aber noch eine Schönheit im Miteinander, die sich zudem im Traum begegnet, die Angst vor dem Wegnehmen zu einer Hoffnung des Behaltens untereinander hin suggerieren lässt. Das unvermeidlich Parasitäre am Sukkubus ruft dann trotzdem noch den Fluchtgedanken sozialer Modelle/Menschenkenntnis auf den Plan, doch da lässt sich die Ambivalenz in jeder Konstellation schon längst von den Signalfarben an wechselwirksamer Energie triggern, wenn Diane noch vor jeder glückbringenden Entblößung das Vertrauen per Pink, Weiß und Rot stimuliert – und auch verdient [...]
[...] Das Arsenal an zuckersüßen Erinnerungen sucht sein Spiegelbild in der konstanten Auf- und Abblende zur Theke des Kiosk Juanitas (Sudie Bond), einer streng gläubigen Christin unter Provinzmädels mit dem Banner der „Disciples of James Dean“ im Jubiläumstaumel. Das reiterierte Aufleben im mehr oder weniger verklärten Ableben jener Ikone stellt dann auch die persönlichen Bezüge an Existenzen vor, die sich und ihre Vergangenheit bis aufs Weitere daran definieren, allen voran Mona (Sandy Dennis), die seit jeher von ihrer Liebesnacht mit dem Hollywoodhünen überzeugt ist und den 'gemeinsamen Sohn' nach ihm getauft hat. Dass man diesen nie sieht, ihm aber ständig nachgerufen wird, erzählt schon reichlich von der verkopften Kuppel des bannenden Traumas aller, das in seiner Stille ringsum mehrmals die Jukebox anschmeißt, die ehemalige Unbekümmertheit als Grabrede zur Brust nimmt und in derer Reanimation umso verzweifelter zum Gift der Ideale greift, wenn der eigentliche Charakter der Vergangenheit das mental image verzerrt. [...]
[...] (Rocco) und seine Schergen sind zwar selbst nur Überbleibsel einer vergangenen Ära, doch weiterhin Urheber eines langsam anpirschenden Terrors, der dabei zwangsläufig Zyklen der Selbstzerstörung eingeht und willens ist, alle mit sich herunterzuziehen. Die klassischen Signale der Edelmut können da nur wie bestellt und nicht abgeholt dreinschauen, doch sie spielen ihre Fassungslosigkeit zunehmend als Verhandlungsbasis aus, so wie sich die Gleichung von Gut und Böse scheinbar immer mehr von externen Faktoren abhängig macht. Bogarts Positionierung im Kammerspiel der Bedrohung mahnt nicht von ungefähr an den „Versteinerten Wald“, wenn die Natur ebenso Boten vorausschickt, Traumata und Schuld an/wegzuschwemmen, die sich seitdem als verstärkte Faktoren binnen Realität wie Leinwand kristallisiert haben, von der Größe vergangener Zeiten sprechen und trotzdem nur eine Hinterlassenschaft der Schmerzen nachweisen können. Eine neue Generation via Temple-Tochter Nora (Lauren Bacall), Migranten und Ureinwohnern versucht die Knüpfung eines Neuanfangs, begegnet jedoch verschlossenen Türen, Gesetzeshütern trivialer Auffassungsgabe, eben einer Machtlosigkeit gegenüber dem Status von Geld und Waffe, vor dem alle auf einmal kuschen müssen und Huston umso dringlicher die Klaustrophobie einer Gefangenschaft zeichnet – vor allem, wenn sie keiner Partei die Flucht einheimsen kann. [...]
[...] So wie sich der audiovisuelle Ernst auf steife Schablonen/Figuren forciert (exemplarisch dafür mit leading man Jamie Dornan ausgestattet), weiß sich Regisseur Alexandre auch nicht weiter zu helfen, als eine permanente Überstilisierung zum magischen Realismus hin zu versuchen, die um redundante aerial shots und Glow-Effekte kreist, ohnehin darauf hofft, dass wir die Sentimentalisierung zu einem übertrieben neunmalklug arschlöchrig morbiden Problemkind schlucken, welches sein Beinahe-Ableben so abfeiert, als wäre es „In meinem Himmel“. [...] Es ließe sich über so vieles aufregen, doch wie, wenn man vorher einzuschlafen droht; Aja [...] das Rätsel/Whodunit? um den verloren geglaubten Vater Louis, Pete (Aaron Paul), nebst dem obligatorischen Cameo an Jumpscares zugunsten eines Tearjerkings für #NotAllMen heult; übernatürliche Klischees an die Schläfe klebt und mit mäandernder Dramaturgie in eine Menschenkenntnis anno 1960 aufschlägt?
[...] Als wäre wieder „Magic Mike XXL“ angesagt, gehen die Träumer/innen also über beschwingte Roadtrips hin an Land bzw. an die kalifornische Küste und obwohl niemand so recht weiß, wann und ob und überhaupt, honkt's Nickie und seine Spießgesellinnen direkt in die Meisterbude von Ex-Plattenguru Martin Falcon (Liam Neeson!) hinein. Neeson sieht besoffen aus, aber sein Sprecher dichtet ihm gleich drei Fässer auf einmal an, so obertrüffelnd er den Chef markiert, eigentlich aber genauso zahm wie alle Ochsen oder eben Dobermann vor Ort, Hamlett – der heimliche Star des Films. Obwohl, jener Begriff recht wankelmütig aufzufassen ist, da hier jeder seiner Rolle mehrere Top-Auftritte verschaffen darf. [...] Sand und Sonne auf der Laune spüren, spießigen Leudings die Meinung kommentieren, mit Hamlett turnen, später Fahrräder, Pferde und Jeep am Wasser perlen lassen, bevor man sich die Kerle der Ära angelt oder in die Pfanne haut. Da finden Film wie Zuschauer ihr Glück [...] Ist sowieso bemerkenswert, wie sich die charakterlichen Komplexe abseits einer expliziten Bemächtigung einspielen, auf Schicki-Micki-Parties Zorres machen und den Spaß daran unterschwellig mit ihrem Perspektivenmangel in Berührung bringen, dass es eben vom lockeren Handlungsgerüst aus tatsächliche Überraschungen mit empathischem Bezug zum abrockenden Personal gibt, ohne dass der Film daraufhin im Trauerkloß abgammeln muss. Entscheidungen kommen und gehen, genauso Beziehungen und Bettgeschichten in diesem Zyklus der Lebenslust, der sogar dann kompakt und mit vollster Zufriedenheit zum Ende kommt, wenn man gerne auch 30 Minuten länger dort abhängen würde [...]
[...] (Eine) Slapstick-Anarchie im Überschallmodus, welche Alltag, Autoritäten und Co. kreuz und quer ins audiovisuelle Tohuwabohu jagt, den urbanen Schlafrock der Identitäten sowie sozialen Muster bis in die Nacht hinein abschält. [...] Erwartungen lassen sich zwar gerne etablieren, doch die Göre (Catherine Demongeot) und ihre Gesellen umspielen jede reelle Schlussfolgerung per Fingerschnips der Inszenierung – Positionensprünge, Stopptricks, ein Stimmungskaleidoskop in Eastmancolor: Wo Stummfilme und Zeichentrick zuvor schon des Mediums Lust am Experiment zum Eskapismus ausgelotet hatten, bringt Malle seine Demontage/Glorifizierung der Stadtvielfalt aus der Kinderperspektive zur Eskalation, ohne es auf das gesellschaftskonforme Ideal des Kindseins zuzuschneiden, stattdessen dessen Chaos der Fantasie einen Spielplatz anzubieten, der sich selbst stets zur Jagd aus Leidenschaft zum Gegenüber, Überfluss und Geltungsdrang motiviert. [...] Kleider, Kohärenz und individuelle Stilführung verknoten sich da voller Selbstverständlichkeit zur Lächerlichkeit, ebenso die Kulissen in einer Montage unmöglicher Höhenflüge und spontaner Transformationen, bis auch der typischste Klamauk aus dem Kintopp knallrot wird, Zazie alles und jedem ein „Leck mich am Arsch“ gönnt, durchweg keck und froh auf Reisen jenseits jeden Streiks und aller Physik geht. [...]
[...] Innerhalb der Entstehungszeit im Zeichen der Reaganomics ist es eben nur bezeichnend, dass die Mehrzahl an Gütern und gesicherten Familien- wie Heimverhältnissen hier die emotionale Zielscheibe ergibt, während der Horror des kapitalistischen Aufstiegs gleichsam in versteckten Perspektiven auf seine Chance lauert, wenn sich Bart Hughes (Peter Weller) zwischen beiden Stationen abrackert. Jener Joe Jedermann seiner Ära bedient und konterkariert sodann die Ideale derer im Multitasking der Bewältigung zur Sicherheit, sobald sich die Symbolkraft der Ratte als Repräsentation der unterdrückten und hier ohnehin ungesehenen Unterschicht Amerikas anmeldet, die Invasion in die Elite anknabbert, aber erst recht dadurch angeheizt wird, dass Bart aus Versehen ihre Kinder entsorgt. [...] Bühne frei für kontinuierliche Eskalationen, die Bart in seiner Verzweiflung und selbstauferlegten Hausarrest zum groben Waffenmeister machen; einen primitiven Verteidiger, dem nicht mehr zu helfen ist, wenn er der Zerstörung seines Hab und Gut sogar noch Beihilfe leistet, im Pragmatismus der Obsession zur Jagd die eigene Hand in die zuschnappende Falle hält [...] laut John Waters übrigens: „The best rat movie ever. Period. End of discussion.“!
[...] Als hätte David Ayer beim Kong-Kintopp von Toho angeheuert [...] Da gibt es erneut den ungelenken Etablierungssprint eines Figurenensembles, welches hauptsächlich Funktion und Wortwitz bereitstellt; dazu eine Erfassung handlungsspezifischer Umstände in willkürlichen Schauplatzwechseln und Soundtrackfetzen [...], welche im Eiltempo kanonische wie emotionale Oberflächlichkeiten ihrer Ära, rudimentär das Prinzip einer Szene bedienen. [...] (So) mangelt es dem Film eben auch an Stringenz, seine Themen Mensch gegen Krieg, Mensch gegen Monster, Monster gegen Monster, ebenso die vage Heimats- und Familiensehnsucht [...] zur Involvierung des Zuschauers anzuwenden. [...] Egal wie viele Pfade sich öffnen: Alle bleiben im Konsens gefangen, dass es geradezu erstaunlich ist, wie erheblich sich der Film darin verkalkuliert, Leitmotive oder charakterliche Entwicklungen zum Mitfühlen errichten zu können, ansonsten zielgenau in die Schauwerte des Fan-Service überinszeniert. Man kann's auch beim Namen nennen und „Skull Island“ ein Konzept der Überkompensation attestieren. [...] In der Menge ist einem das beinahe schon sympathisch [...]
[...] „Zotz!“, welches die wilden, leicht Capra'esken Abenteuer des Professors Jonathan Jones (Tom Poston) entfesselt und für allerhand Schabernack sorgt, wenn Castle wie gehabt stilistische Gimmicks daraus entwickelt, als amerikanischer Tati Politik wie Zeitgeist binnen des Eskapismus voller Slapstick auf die Schippe nimmt. Zu alledem scheint ein unterschwelliger Sadismus via der Unschuld des Protagonisten durch, wie er Versuchszwecken wegen seinen Zeigefinger zum Spontanschmerz des Gegenübers richtet, den moralischen Hinweis solcher Kräfte von Vornherein an der Eskalation vorbeischmuggelt und damit in etwa das Alter Ego seines Regisseurs ergibt, wenn Tausendsassa-Effekte in die Kamera glucksen [...] Solch eine sprunghafte Variante der Red-Scare-Agenda begibt sich zumindest eher weniger auf reaktionären Sturzflug, als dass sie ihre Gewitztheit schlicht vonseiten der Leinwandmagie auf die Spielwiese der Satire zieht – eine gute Portion musikalischen Affekts darf da ebenso nicht fehlen! Schließlich schüttelt sich Castle auch vielerlei Umstände zum Handlungstrieb unvermittelt aus dem Ärmel, schwebt verträumt im Strudel des Außergewöhnlichen und pegelt sich bei unter 85 Minuten Laufzeit kompakt auf den Unterhaltungsfaktor der Entfaltung vom kleinsten Alltagsfaktor bis hin zur globalen Schlagzeile ein [...]
[...] Man kann nicht aus seiner Haut – jenes Leitthema wird folglich Urheber aller Stärken und Schwächen jenes grimmigen Comic-Abgesangs, welcher es sich zudem noch explizit aus „Mein großer Freund Shane“ ausleihen muss [...] Mit jener Abgeklärtheit brüstet sich der Film dann auch in eine Gangschaltung der Räude hinein, wie er sich im Vergleich zum Rest des Franchise freier und menschlicher äußern kann, aber inhaltlich ständig um dieselben Konflikte wie bisher greift, jede Handlungsentwicklung und emotionale Deutung so ausformuliert vorwegnimmt, wie die Geradlinigkeit des Scripts ohnehin abseits einer Spannungskurve arbeitet. [...] Da könnte man Hugh Jackman und Co. Eintönigkeit unterstellen, wenn denn nicht das Engagement zum Dauerzustand so genüsslich ruppig umgesetzt wäre, in der Verweigerung der Selbstreflexion umso dringlicher die Spannung an Entscheidungen ballt, eben den Ausbruch ins Ich staut, ohne Brotkrümel des Pathos auf dem Weg verstreuen zu müssen. [...] Ist auch eine der wenigen Innovationen in diesem Best-Of an meist ernstgenommener Comic-Ikonographie, das zudem mit den Merkmalen des Westerns, der „Mad Max“-Endzeit, der inländischen Wurzel des home of the free, der Sehnsucht aufgelöster Grenzen und natürlich Johnny Cash oben drauf anbandelt. Wie man's schon liest, ist Innovation dann vielleicht auch nicht sooo wichtig, wenn die reichhaltige Mischung jenes Best-Ofs Punktlandungen der Effizienz erfüllt. [...]
Lieber Gott, mach ihn krumm, dass ich aus dem Ferat kumm! Das Chrom des Karrens jener Marke hat nämlich diese eine Macke, welche Schluck um Schluck am Gaspedal entlang den Lebenssaft jedes Rasers aus den Gliedern saugt. [...] Regisseur Herz kommt zur nächtlichen Stunde erst recht ins Schwärmen gen Paranoia, blubbert mit der Tonspur an mysteriösen Gemäuern und Gestalten vorbei, die sich am Ballungsgebiet der Geheimnisse ergötzen/schleichen [...], dass die Perspektive Mareks immer wieder mit Doppeldeutungen beruhigt werden soll, (Selbst-)Zweifel aber stets bleiben, die Realität auch von der narrativen Trennung her unterwandern, bis sich der gute Doktor nicht nur in den erotischen Reiz des Unbekannten verliert, sondern auch mit der Gefahr des Kommerz auf Tuchfühlung geht, gar „Videodrome“ in vielerlei Hinsicht vorwegnimmt. [...] Die Genre-Subversion im Lokalkolorit jedenfalls, teilweise auf hypnotische Überhöhungen an Zwischenwelten, Verschwörungen, Sinnlichkeiten, Öl wie Blut geeicht und als Kapitalsatire auf den Betrug des eigenen Gedankens gekommen, macht Film als Intrige zum Renner voll kurioser Kurven und Illusionen, die in ihrer Menge nur stückweise auf Bodenhaftung setzen wollen.
[...] Bei Malle kommt der satirische Unterton zur Bourgeoisie dann auch in jener Form (und Bildsprache) zur Geltung, wie Jeanne ihre Körperlichkeit verpackt, eher ausklammert und schlafen legt, das schlichte Anhängen von Accessoires, eben Perlenketten und Haarklammern zum Alltagsinhalt erarbeitet [...] Nachts dann fallen die letzten Grenzen und der [...] Klimax der Liebe erfüllt sich mit einer traumhaften Prozedur, die sich zudem von kontemporären Konventionen dargestellter Sexualität löst (einst ein mittelschwerer Skandal) – wohlgemerkt in einer Entschleunigung, die Moreau im Nachtgewand eines Engels schweben lässt und sie sowieso permanent im Fokus behält. Lässt sich dieses Glück auf ewig halten, solange im Dunkeln alles offen steht, das Licht am Eigenheim erst wieder die Grenzen der Freiheit aufzuzeigen droht [...]? Schließlich wird zwar als trojanisches Pferd innerhalb der Statussymbole mit offenen Karten gespielt und melodramatischen Konfrontationen fast schon spöttisch aus dem Weg gegangen, doch Jeannes erster Blick zum Spiegel, hin zur Wahrheit ihrer selbst, hat einen bittersüßen Sonnenaufgang im Auge. Zu jeder Erfüllung gibt es einen Epilog, zu jedem Tag einen weiteren in Folge – dass Louis Malle die Sehnsucht zur Nacht dann umso wirksamer herauszuheben vermag, liegt einfach in der menschlichen Natur und macht sich hier als poetischer Zauber auf die Lauer, eskapistisch zu schwärmen, doch die Stille zur Ungewissheit bleibt [...]
[...] Die Moral zwischen Leben und Tod hat Frankenstein seiner wissenschaftlichen Möglichkeiten wegen gegen ihre Logistik eingetauscht, bewegt sich umso unbekümmerter durchs morbide Labor, das seine Apparaturen von Keimen und Spinnweben umgeben sieht, aber durch die Farbgebung umso kräftiger leuchten lässt, obgleich die Töne menschlicher Haut infolgedessen weit blasser erscheinen. Der krankhafte Kontrast ergänzt sich hervorragend mit der Tatsache, dass jenes Gemäuer in den obersten Stuben des Schlosses haust, Victors ganzen Stolz darstellt und doch für Außenstehende abgeriegelt bleibt [...] Bereits bei den Maßnahmen des Körperbaus wendet die Inszenierung Suggestionen und Kopfkino im reinen Schauspiel an, die in der ungemütlich stillen Audiovisualität garstige Eindrücke entwickeln [...] Sobald man jedoch Lees sprachlose Interpretation des Monsters erblickt, wie ein ungelenker Nosferatu voller Narben und farbloser Augen wild um sich schlagend oder den Befehlen seines Schöpfers erlegen, ist das grauenvolle Oxymoron im Wirken Frankensteins vollends angekommen. Dort hört die Pein allerdings noch längst nicht auf, sie wird stattdessen noch dauernd von Kugeln und Schreien durchsiebt, im unbeherrschten wie ausweglosen Leiden des Seins gefangen, als wäre das Fegefeuer in ein Abbild des Menschen bzw. zur Reflexion der bis zur Manie (selbst-)brutalisierten Seele Frankensteins gegossen. [...]
[...] Das kommt so wundersam verstrahlt, dass es nach endlosen Wanderschaften sowie Totalen durchs Herbstlaub erst recht begeistert, wenn Cusack und Jackson das Trololo-Meme anschalten, CGI-Benzin über schlafende Phoner verteilen und diese gleichsam still überfahren, als könne man keinen absurderen Witz konstruieren, obgleich im Nachhinein dennoch Verlustschmerzen à la „28 Days Later“ behauptet werden. [...] Was für ein Vergnügen, wie sich die Fronten des Films durchweg selbst an Plattitüden zu unterbieten versuchen und ihn zwangsläufig charmanter erscheinen lassen, so wie ihm der Ernst auf der Stirn eingeritzt bleibt, klobige Jumpscares im audiovisuellen Fegefeuer grölen und zum Finale hin ein ungelenker Knalleffekt nach dem anderen grandios im Wirbelwind der Funkmast-Tristesse verflacht. Trotzdem lebt „Puls“ nicht bloß anhand der Schadenfreude auf, schließlich sind seine Eigenarten innerhalb jener irrationalen Regie ein Segen, der sich so konfus wie ein Traum entfaltet, gerade da trotz käsiger Moral menschlich ankommt und zwischenzeitlich Bilder der Verletzlichkeit beherbergt, die höchstens von der gehetzten Laufzeit, nicht aber von den Kleinigkeiten des Ensembles gehemmt werden. [...]