Der Witte - Kommentare
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Alle Kommentare von Der Witte
Reichlich generische Söldner-Action aus der Feder der Russo-Brüder, die sich daran versucht, Superhelden-Prinzipien und die bewährte Marvel-Dramaturgie in reeller 3rd-World-Schwarzmalerei umzusetzen - angerissene Dilemmata des Übermenschen-Kollektivs, Aufopferungs-Pathos und das 'leise' Versprechen einer Fortsetzung inklusive. Das bekam man ja in etwa auch bei anderen Netflix-Movies wie 6 UNDERGROUND geboten - hier kommt das Sortiment an Figuren und Missionen jedoch weit geradliniger bzw. glatter daher, gnädigerweise aber auch ohne einen Hauch von Ironie. Außerdem darf man sich auf Spitzen rabiaten Hand-to-Hand-Combats freuen (Kindersoldaten-Kloppe triumphiert als Schauwert), grundsätzlich spannend wird es anhand von gefaketen One-Takes und bis in den kleinsten Kopfschuss durchdachten Setpieces ohnehin. Summa summarum ergibt das eine solide Nummer an Journeyman-Qualitäten im Streaming-Überangebot, die unter der Last ihres westlichen 08/15-Schwermuts wie immer leider nur in Portionen an die Haptik asiatischer Genre-Konsorten rankommt.
"[...] Es mangelt dem Film jedenfalls nicht an Symbolkraft und großspurigen Plattitüden an Gesellschaftskritik, doch im Rahmen seiner Überkünstelung sowie im Kontext einer ultimativ gelebten Egomanie, die sich als Laserstrahlen schießende Puppe noch als Kreuz nageln lässt, bringt er den vergänglichen Wunsch nach einer endlich erretteten Welt kongenial auf den Punkt: Der Mensch schadet sich, mehr oder weniger freiwillig, also wird ihm auch sein Erlöser schaden müssen, ebenfalls mehr oder weniger freiwillig. Als Untergangsfantasie wirkt das gleichfalls wirr wie kurzweilig, man lässt sich geradezu willig auf einen Fatalismus ein, der beispielsweise auch in BRAZIL als Fallhöhe einer selbstzerstörerischen Gesellschaft zur Unterhaltung taugte. Manche der Bilderwelten aus jenem Film überschneiden sich sogar mit Celentanos Vision - was aber für Terry Gilliam eine Dystopie war, ist bei ihm die nackte Gegenwart, welche auf den Abgrund zurast. Selbst in diesem Abgrund aber muss er noch als der Größte herausstechen – per Definition ein Übermensch, aber eigentlich kaum zu unterscheiden vom Selbstbild einer jeden privaten Person. Wirkte in den 80ern vielleicht noch zu vermessen, aber binnen 2020 - im Zeitalter der neoliberalistischen Marktwirtschaft voller Influencer, Rechtsrucks und ‚Öffnungsdiskussionsorgien‘ - gibt JOAN LUI ausgerechnet viel zu stimmig Auskunft über den selbstgeschaffenen Untergang des Selbstgerechten. [...]"
Wer die letzten Jahre über in der Sparte des stets goldigen Tanzfilmgenres aufgepasst hatte, weiß wahrscheinlich bereits von Michael Damians 'Streetdance: New York'. Was dort schon innerhalb einer unverbiegbar naiven Weltsicht an Künstlerkitsch aufgefahren wurde und natürlich für breites Entzücken sorgte, wie in einfachsten Bahnen sowas wie Magie entstehen kann, macht sich in dieser Fortsetzung erst recht Luft, vom Ehrgeiz und den Leidenschaften kleiner Leute zu schwärmen. Die Darsteller sind da erneut irgendwo Schönheiten von der Stange, grenzwertig unbeholfen im Schauspiel und so sympathisch, wie es eben Kindgebliebene sein können, wenn sie einem zeigen, 'was in ihnen alles steckt'.
So begegnet der Film einem von Anfang an zwar nicht unbedingt auf Augenhöhe, wächst aber über sich hinaus - reich an Kalendersprüchen, Standard-Dramaturgien und Topoi kommt er also per 'ekstatischer Bodenständigkeit' zu teils virtuosen Montagen, Spontanitäten und überraschenden Kernsätzen. Wenn z.B. die entfremdete Mutter Jane Seymour im Gesprächsausgang mit ihrer Tochter hofft, dass sie ihr zumindest die Adresse ihrer neuen Bleibe zuschicken wird oder unser Pianogenie in spe seiner gen Rente zurückgezogenen Mentorin über Sprechanlage vorträumt, dass sein neues Engagement nicht bloß das Leben finanziert, sondern das Leben IST - ja dann steht so ein Drehbuch mal regelrecht in Flammen vor Allerweltssehnsüchten und Ausbruchsfantasien, im Verlauf des Films darin garantiert nicht zu knapp.
Währenddessen entwickelt dieser auch auf seine Weise eine Lust auf neue Spielarten der Kunst, verhandelt in jener Zelle an werbetauglicher Bühnenromantik den Remix, die Rückbesinnung auf 'nicht mehr angesagte' Techniken der Meister, holt John Cage und Erik Satie raus und rein in eklektische Rhythmen sowie deren schnittige Körperverrenkungen. Gleichsam ist die Rolle des Künstlers hier die ganz große Schau, gespiegelt an den 'wahren Talenten' aus der zweiten Reihe sowie dem Choreographen als Tyrann und Herzensbrecher. Was darf man sich erlauben und was bieten lassen? Solch simplistische emotionale Anker trägt der Film in seinen Modelvisagen voran und dennoch tragen sie ihn ehrlicher als manch Powertristesse im Arthouse. Diese Künstlichkeiten und distanzierte Masken an 'career opportunities' erscheinen unseren Protagonisten eben auch unbequem oder zumindest als Angriffsfläche, wenn ihr Ziel des bloßen (aber bitte großen) Schaffens und Näherkommens immer deutlicher in den Fokus rückt.
Dramaturgisch wird das auch mehr ein Race-to-the-finish-line und nicht diese Familie-zerreißt-und-kommt-wieder-zusammen-Dynamik anderer Genre-Konsorten. Es gilt sodann, das Artifizielle mit 'Herz' zu durchbrechen oder eben Richtung Finale so zu steigern, dass der Ausdruck der Passion gar dem Exzess von 'Staying Alive' Paroli bieten will. Hier sehen wir dann auch ultimative Blockbuster-'Metaphern' vom ewigen Leben der Kunst - von der Gabe der Idee bis zum Zusammenbruch und ebenfalls niederschmetterndem Wiederaufbau, in dem eben die Liebe obsiegt. Natürlich die, von der wir uns schon längst erhofft hatten, dass sie zusammen kommt - 'der Film, der alle Wünsche erfüllt', wie es manch altbackener Trailer treffend bezeichnen würde. Eine solch grandiose, übersteuert dramatische Performance von Binsenweisheiten und kleinsten gemeinsamen Nennern kriegt man jedenfalls doch eher selten zu Gesicht, selbst im Spektakelstrom des amerikanischen Kinos. Große Empfehlung meinerseits, erst recht für eine Ära Post-Social-Distancing.
Lucio Fulcis Fortsetzung seiner knüppelharten wie rührseligen Jack-London-Verfilmung "Wolfsblut" entfaltet, losgelöst von einer konkreten Vorlage, noch mehr Einfluss vom gespenstischen Weltbild des Regisseurs. Die Totgeglaubten kehren wieder im Angesicht des unsterblichen Goldrauschs und gleichsam selbstverständlich erzählen sich auch alle anderen Elemente der Geschichte - neben der Genre-Obligation - aus übergriffigen Morbiditäten zusammen: Weniger Charaktere, eher moralische bzw. amoralische Instanzen in Menschengestalt reagieren lediglich aufeinander oder jagen sich, driften bisweilen auch auseinander, wie sie sich zudem erschießen, verstümmeln, verbrennen.
Ab und an schafft es der Film dann am Scheideweg der Western-Existenzen noch vom hadernden Entscheidungswillen oder drolligen Hundeklugheiten zu berichten, obgleich das Narrativ meistens einfach dem Schmerz bei der Arbeit zuschaut. Ganz abrupt verlässt es diese Stationen dann aber immer wieder und lässt Beziehungen von Szene zu Szene so rabiat einrasten wie es zudem den Mob binnen der Kleinstadt fernzulenken scheint. Fulcis Filmografie besitzt ja durchweg einen unheimlichen Trieb und fiebrige Bildertrakte (hier zudem Franco Neros Stahlaugen als Vertreter des Gewissens), in dem Ambiente werden diese sodann extrem vom Materiellen abhängig gemacht, wem eben was gehört.
Ob nun das Gold, der Proviant, der Hund, die gesunden und kranken Gliedmaßen, die jeweils wahren Identitäten vor Gott und dem Gesetz, Leben und Tod: Alles wird in blanker Ökonomie verhandelt, dass keine Luft zur Erklärung dazwischen bleibt, bis die Lawine kommt und alles aufschluckt, dann aber noch lange nicht Schluss ist, ehe ein Schlittenrennen die Besitzverhältnisse klärt. An der Krankheit seiner Gesellschaft kann der Film vor lauter Eifer trotzdem nichts endgültig lösen, eher stellt er in seiner ganzen emotionalen Unergiebigkeit bloß eine ungefähre Katharsis vom Erstling nach, die im nächsten Teil aber ebenfalls wieder getilgt werden könnte wie im hiesigen Anfang. Das Leben ist eins der Härtesten.
Sven Unterwaldt Jr. schafft das Unmögliche: Sein Remake der grenzwertig zynischen Scheidungskomödie "Mama gegen Papa - Wer hier verliert, gewinnt" aus Frankreich vermag es, deren Misanthropie nochmals zu überspitzen. In einer grellen Werbeästhethik, die durchweg von Knallchargen bevölkert wird und vom Schnitt her wohl schnell nach Hause muss, duellieren sich Mann und Frau in der Selbstdemontage der überdies dekadenten Familie im Kampf um zwei Giganto-Jobangebote, also First World Problems in Reinform. Die Inszenierung zwischen Kinderfilm und TV-Blödelschrott will auf Kuschelkurs gehen, lässt aber auch umso unreflektierter Geschlechterrollenklischees, Alltagsrassismen und egozentrische Untiefen der Leistungsgesellschaft durchgehen. Hauptsache Unterhaltung! So brutal und invasiv der Film auf inhaltlicher Ebene agiert und Kinderleben der Karriere wegen als entmenschlichte Spielbälle torpediert (erlebt man heuer wieder vor Lesbos), so irrsinnigerweise bunt holt er mit der Brechstange die frohe heile Welt auch wieder rein. Das Happyend beweist in dem Sinne also trotz allen relativierenden Kitschs Konsequenz, den Giftkern neoliberaler 'Zweckgemeinschaften' vorzuführen - und wem das nicht als Argument reicht, sollte sich fragen, warum sonst der entschieden von Subtilität befreite 'Hassprediger' Serdar Somuncu als kleinlauter Immobilienmakler besetzt wurde.
Peter Bergs Neuester ist durch und durch Netflix, in seiner zwischen Buddy-Actionkomödie und Crime-Drama pendelnden Beliebigkeit sowieso auf Pilotfilm-Niveau und somit genau richtig platziert. Den Charakteren wird abgesehen von einigen jeweiligen Symbolbildern von Recht, Ordnung, Freiheit und Alltagsgemütlichkeit wiederum keinerlei Tiefe zugestanden. Allenfalls klischierte Krimistrukturen werden in Spielfilmlänge bedient, wenn der 'Magnum Force'-Abklatsch im Bostoner Milieu durchgeprobt, der nächste Fall am Ende auch gleich angeteasert wird. An vorderster Stelle steht dafür Mark Wahlberg ein, Lokalpatriot des US-Kinos und nie um eine Imagepflege unter Minderheiten verlegen, der mit dem Film zusammen von Anfang an klare (d.h. blasse) Abgrenzungen schafft:
Aufrichtige und korrupte Bullen, alte Ganoven und nihilistische Gangs, taffe Helden und feige Schweine, racial profiler und arian brotherhoods, die Starken und die Schwachen, real und fake news. Als Ex-Knacki binnen zig Klo-Prügeleien wie -fickereien ist er ohnehin einer von der alten Schule und macht im Sinne einer Identifikationsfigur sodann den Weg frei zurück zur (Patchwork-)Familie, die inmitten aller definierter Gruppen hier aber auch eher einen regressiven Tribalismus im Gesamtkonstrukt des Films stützt, von MS13-Plattmachfantasien bis hin zum (immerhin kritisch gezeichneten) Blue-Lives-Matter-Gruppenzwang.
Passend dazu bestätigt/zelebriert Berg die Rückbesinnung durchweg mit Tiervergleichen, eben einem weiteren Minimalkonsens, der süße Hunde & Katzen als emotionale Quelle ballt, bis deren Vermenschlichung sogar als gewichtigerer Motivator angesehen wird als ein ausgelöschtes Menschenleben. Netflix lässt es also nach 'Don't fuck with cats' trotz aller Kritik Richtung Zuschauer fröhlich weitergehen mit der Verniedlichung der Selbstjustiz und man muss es Berg irgendwo doch hoch anrechnen, wie transparent er dies in einem soliden Nichts von Form & Inhalt zu verdeutlichen vermag, wo alles unpolitisch sein soll und doch politisch wird, wenn's angeblich nur um Gut gegen Böse geht.
Eine der etwas weniger bekannten Hoffmann/Pulver-Kollaborationen kuschelt sich ganz ungezwungen als Rom-Com nach Lubitsch-Manier an. Als Geschiedene lebts sich nämlich prima für Lilo binnen Hamburg und genauso locker flaniert der Film hauptsächlich durch Dachwohnungen, Lokale, Sehenswürdigkeiten und vereinzelte Arztpraxen, während sie ihren Ex Jopi Heesters vorführt und als Bonvivant auch noch die neue Liebe findet. Allen voran angenehm montiert und mit gezielt passiv-aggressiven Nettigkeiten im Dialog verfeinert, wirds dann doch noch etwas angespannter, sobald es ums Heiraten geht und zu alledem (neben dem frischen Mambo-Trend) noch der Scharlach ausbricht! Hier muss Hoffmann etwas dramatisieren und erlaubt sich dafür, neben Überblendungen vergehender Zeit, sogar ein Fieberdelirium nach Harlan-Format auszuspielen, wenn auch parodiert im Zeichen einer boulevardesken Dreiecksbeziehung. Im Endeffekt etwas naiv gedacht, aber im Charme auf Höchststand gebracht, kann man sich mit meiner Empfehlung gerne über hiesige Irrungen und Wirrungen der Liebe sowie den per Lustspiel angesenkten Gesellschaftskonventionen vergnügen - selbst wenn die zurzeit alleinig zugängliche, ähem, 'befriedigend' abgetastete Sichtungsmöglichkeit via Youtube etliche Filmrisse zu verzeichnen hat.
Manfred Purzers E.T.A.-Hoffmann-Adaption unternimmt seltsame Wandlungen hinsichtlich ihrer Entstehungszeit binnen der 70er Jahre, unter der Produktionsleitung Luggi Waldleitners. Immer knapp vor der (auch dem Regisseur eher zugänglichen) Sensation inszeniert, wagt der stetige Absturz des sehr wahrscheinlich schizophrenen Mönches Medardus den Spagat zwischen exploitativer Hysterie, ruhsamen Mittelalterdrama und sakral-zerstreutem Innenleben - in der Bildgestaltung gleichermaßen auffällig in Licht und Schatten eingedeckt. Die Atmosphäre geistiger Umnachtung eskaliert dann des Öfteren in naiven Kintopp, wird am innigsten aber noch von des Mönches Beziehung zum Friseur Peter Schönfeld (inkl. italienischem Pseudonym) gestützt, die mit der Ambivalenz der Stimmungen geradezu leichtfüßig umzugehen weiß. Unser Protagonist wird da beinahe bi-curious, auf jeden Fall ein Mittler mehrerer Ekstasen, der sich genauso fahrig wie der Film selbst im Netz an Religionsvertretern und Realitätsverständnissen bewegt. Rundum also eine sehenswerte, wenn auch nicht immer mit treffsicherer Immersion gesegnete Spirale moralischer Zwielichtigkeiten.
Pünktlich zu meinem Geburtstag schlug Michael Bays Neuling im Heimkino auf - und ließ jedem beliebten Impuls seines Schaffens freien Lauf. Allen voran das Wechselspiel aus herrlichen Krawall-Choreographien und Drahtseilakten bestimmt das Kurzweil ins Overkill: Wenn man da mal alle 10 Minuten die übersteuertste Reizüberflutung an Action in Folge verarbeitet hat, kommen die asozialsten Gewaltspitzen seit 'Bad Boys 2' oben drauf. Bei alledem wird stets das Pathos der Geltung menschlichen Lebens hochgehalten, vom Film wiederum als Feuerwerk der Körperteile umgesetzt. Kein Wunder bei diesem Weltbild, dass sich unsere Protagonisten als 'Geister' aufhalten und 'frei fühlen'. Gruselig.
In der Technik und idealisierten Abenteuerlust gen Weltfrieden-via-Ultraviolence hält Bay natürlich alles sexy, wie gehabt auch deplatziert auf Witz wie Drama zugleich gepolt. Der Exzess an Desorientierung ist wiederum nötig bei dem hohlen Drehbuch, das z.B. im Falle von Ryan Reynolds' Milliardär-Figur stets neue Einschübe findet, dessen Eindimensionalität per Voiceover & Flashbacks zu reiterieren. Eine gute Handvoll wiederholter establishing shots sowie Unmengen an Muse und The Score auf dem Soundrack rödeln ebenfalls fleißig Überflüssiges zusammen. Das verleiht dem Film nicht nur für oben genanntes Teammitglied einen 'urigen' Fluss.
Wenn man nett sein will, könnte man sich von der Struktur her irgendwo an William Friedkins 'Atemlos vor Angst' erinnert fühlen, nur eben, dass sich binnen dieses Comicstrips kaum wie dort ins Innere des Ensembles gebahnt wird. Eine ganz oberflächliche bis misanthropische Affäre halt, in welcher der Esprit der Situationskomiken und -eskalationen aber dann doch wenigstens per Kurzfristigkeit pumpen, Direkte-Demokratie-Moods und 'Familienwerte' vorgaukeln darf. Kriegt man alle paar Jahre wieder auch bei 'Fast & Furious' zu sehen, doch ehrlich gesagt fährt erst solch ein ungezügelt tot-schicker Grobian à la Bay den wahren Schlitten an Wahnwitz (und tollste Hunde-Momente) auf.
Wunderbar, ein schon wieder etwas gereifterer Noah Baumbach ist gekommen, um das Nachspiel einer zerrütteten Ehe (mit Kind) als Alptraum sondergleichen zu vermitteln, in dem jeder Part darum kämpft, als der Erwachsenere zu bestehen. Das Prozedere einer Scheidung lädt stets zum Abgewöhnen aller romantischen Ideale ein - binnen dieser leicht komischen, aber mehr und mehr real-melodramatischen Inszenierung wirkt die Verzweiflung aber so eindringlich, dass der Punkt der Erschöpfung des Öfteren auch beim Zuschauer erreicht wird, im guten Sinne!
Bei aller zynischen Noblesse, die zunächst absurde Spitzen der Balance anstrebt (der Film bleibt mMn eher auf der Seite des Mannes), ihre innere Panik aber Stück für Stück rauslässt, geht das Spiel von Johansson & Driver aber spätestens im großen Streit etwas zu hoch an die Decke - so weit, dass der versöhnlichere Schlusspunkt beinahe wie ein Zugeständnis wirkt. Man könnte dem Baumbach ansonsten noch ankreiden, dass er die Möglichkeiten einer Kamera wie z.B., ähm, Großaufnahmen ab und an vernachlässigt hat (und damit zumindest frühere Spielereien auslässt, während der Schnitt fabelhaft ausfällt).
Dafür fördert er ein zutiefst bitteres Geschick, sowohl in seiner Regie als auch im Geschäft mit dem Ende einer Beziehung, zutage, das voll naturalistischer Zwangsläufigkeiten und -maßnahmen zu packen weiß. Es zieht einem mit fast lückenloser Nachvollziehbarkeit die Schlinge um den Hals und spätestens bei der Messer-Szene wird man reich an schweißgebadeter Fassungslosigkeit durch die eigene Wohnung irren müssen. Ein würdiger Kandidat für die Top Ten des Jahres!
Der JUGENDFILM Verleih ließ sich einst dazu hinreißen, einen In-Production-Teaser für James Camerons Film zu erstellen - was aber war zu tun, als kein Footage vom Dreh so richtig zur Verfügung stand? Tja, seht selbst:
https://www.youtube.com/watch?v=fZ0qDSGfN4A
Obacht Obacht, hier heißt es Weltpremiere! Und zwar am 19.10.2019 im Rahmen des INDIGO FILMFEST in Bardenbach, Saarland! Einen ersten Teaser zum Film gibt's obendrein:
https://www.youtube.com/watch?v=A-ga677GQ4g
Viel Spaß und würde mich freuen, wenn man sich vor Ort sieht^^
[...] Der Vermengung des S-Bahn-Panoramas menschlicher Untiefen mag als Musical ein Hauch der Romantisierung innewohnen, doch die Haltestellen gen Sozialkitsch existieren eher im Wunschdenken. Das schroffe Ensemble bietet die richtige Schnottersprache zum Bodensatz der Existenz, der physische Umgang untereinander ist ebenso penetrant am Fummeln und Drohen, natürlich auch in der Permanenz des eigenen Drucks gefangen. Ressentiments und Gruppendenken/-kloppe schüren sowieso die Abgrenzung ins Asoziale wie Alksüchtige, da bietet man im Gegenzug umso weniger Fußraum, eher das Durchsetzungsvermögen der Provokation. Dies im schamlosen Sing-Sang auf Touren zu erleben, bereitet nicht von ungefähr auf Schlingensief vor, wie die urbane Intensivstation daher rast – jeweils voller Hypokrisie, Desillusionierung und Abenteuerlust ins endgültige Entschwinden. [...]
[...] Da bieten sich einfach mehr Nuancen, mehr Fallhöhen in einem waschechten Familienmelodram an. Jenes buhlt um die religiöse Wende, malt aber Kontraste in der Dissonanz laut, die vom denkbar grellen Export-Trio Raimund Harmstorf, Dagmar Lassander und Anja Schüte ins gesamte Spektrum an Liebe/Hass getragen wird. [...] Harmstorf spielt das am schönsten als cholerisches Muskelpaket mit Hang zur stillen Vorsicht, sobald es um die Tochter geht, welche wiederum ihre besten emotionalen Kernsätze im Stil der Stille findet. Dennoch sind alle stets geladen, kurz vor dem Suizid und sowieso beziehungsunfähig, zusammen einsam. Schmidt kurvt da mit scharfen Perspektiven in den Luxus und dessen wechselwürgende Hilflosigkeit, dass die Rettung im Sakralen im Gegenzug nicht unbedingt heimisch daherkommt, eher noch als absurderes Delirium [...]
[...] (Sie) kennen die Phrasen, Symbole, Symbolträger und Philosophien ihres Mediums in- und auswendig. Das ergibt allerdings keine Gesprächsrunde abklopfender Nettigkeiten - es ist höchstens für den Zuschauer sehr unterhaltsam, quasi doof und dufte im Einklang, wie die Zwei damit im Dialog gegenwärtiger Bestandsaufnahme posieren gehen und in den Wald des Kulturpessimismus schreien, ihre Slogans auch im Selbstgespräch bringen. Mit dem Zufall macht die Inszenierung halt gerne Kontakt [...] Die dokumentierte Dekoration ist anno 2018 sogar schon sowas wie Nostalgie, im Rahmen des Films wird der Drang zum neuen Stil dann auch erst recht zum Hauptthema der Verdrossenheit (im Angesicht von 1984) – selbst sobald er gefunden wird, scheint er eher eine Lücke im Wert kurzlebiger 200 D-Mark zu schließen. Die pragmatische Coolness/Langeweile schärft ihre Sieger zum perpetuum mobile an. [...]
[...] Nicht minder im Abstieg verankert, aber voll naturalistisch wie hyperfilmisch auf Strukturen, Effekte und Reaktionen des Rechtsrucks schneidend, zeichnet der Österreicher Walter Bannert eine Keimzelle des Hasses in stetiger Ausweitung gen Entmenschlichung. Mit Nostalgiekitsch, Überlegenheitsgedanken und unbedingter Kameradschaft wird dort eingangs eine gesellschaftliche Besserung vorgeschoben; irgendwann ist die Reflexion im Angesicht infamster (Selbst-)Lügen - die gleichzeitige Leugnung und Zelebrierung des Holocausts - dann auch so hinfällig sowie in jener Fassung gelobt, dass ihre Urheber erst recht die Lust an der Gewalt schöpfen. [...] Bannerts Wahrhaftigkeit ist erschreckend frisch, zur Untermauerung derer gestaltet er Szenarien am Rande der Eskalationsreportage: U.a. Parteitage der totalen Verklärung; eskalierende Demonstrationen, die ihre Gegner für spätere Racheakte abfotografieren; Attentate auf wehrlose Menschen und Denkmäler zugleich, bis die militante Abkopplung im Untergrund an der Rassentilgung übt, Erinnerungen des Mordens als Machtbeweis auf dem Stammtisch ausbreitet. Terrorismus binnen selbstgefälliger Ermattung – mit jener Verwüstung im Innern füttert Bannert seine Ballung subkulturellen Bangens auch eher auf die konkrete Darstellung hin [...]
[...] Die Auflösung einer Person des öffentlichen Lebens scheint keine Gefangenen zu machen, obgleich man hauptsächlich Reaktionen denn wirklich konstruktive Reflexionen erwarten dürfte. Seelen-Exhibitionismus halt. Mit der Realität müssen sich Film und Zuschauer (hoffe ich doch) zwangsläufig ebenso abfinden, also dass innerhalb solcher Rahmenbedingungen nichts Absolutes an der Person Schneiders feststellbar sein wird. In der Umsetzung aber beruft sich der Film offenbar auf eine immerwährende Melancholie ihrerseits, eben eine, die sie mit ihrem Markenzeichen der hinterher hängenden Kindlichkeit zu überspielen versucht. Ein bisschen Image, ein bisschen Anti-Image, fertig ist der Lack? [...] Dennoch gibt es einzelne Situationen, die aus dem Nichts mit Haltung glänzen. Exemplarisch sei da die Kneipenszene genannt, in welcher die Euphorie der Trunkenheit auch inszenatorisch von einer Person zur nächsten schlendert, dort eine Möglichkeit des Seins aufbereitet, die der ansonsten übergreifenden Existenzverdrossenheit des Films etwas Paroli bietet. [...] Und dankenswerter Weise schließt Atef auch mit einer Note des Aufschwungs, der Ablösung vom Zwang des per Öffentlichkeit verprellten Ichs. Doch mit solch einer dem Zuschauer gereichten Methodik bleibt der Film halt nochmals absolut vage. Kann ich auch jetzt noch nicht beurteilen, ob’s in dem Fall positiv oder negativ nachwirkt.
[...] Vielerlei Ebenen an bloßem Vertrauen verlaufen sich ins Fegefeuer, Konfrontationen in manch herzlichen Neubeginn. „Mute“ sieht und führt einen permanenten Drang nach Zugang, indes reiht er kunterbunt verzweigte Sets sowie verschlossene Türen, Suchende und Ausgeknockte, sexuelle Freiheit als Unfreiheit unter dem Dach von Kleinst-Appartements. Er stellt zugleich keine reine Retromanie, sprich konservative Dystopie dar - dann nämlich würde er es ja begrüßen, wenn jeder nur unter seines Gleichen bleibt. Stattdessen geht er auch mit äußerst schwierigen Charakteren wie Exil-Ami Duck (Justin Theroux) so vieldeutig und wechselwirksam um, wie parallel dazu Leo manche Wahrheiten von Naadirah entgegen seiner Beziehung zu ihr zu verinnerlichen imstande ist. [...] Vieles ist in seinen Augen dann eine Perspektive der Furcht, aber da ist er gewiss nicht allein, wie sich eben viele im Film vor der gesteigerten Unberechenbarkeit des Anderen fürchten, selbst wenn sie es gar nicht müssen. Furcht oder die Gewissheit dieser wird hier nämlich mit Schutz gleichgesetzt, ob nun vom kalten Blick kibernetischer Bodyguards ausgehend, als trollende Handy-Nachricht einer vermissten Liebe bemutternd oder via angeschossenen Gangstern als finanzielles Standbein agierend. [...]
[...] Ein Kaleidoskop der Lebensfreude, wo Tränen so bruchstückhaft Erinnerung sind wie Gegenwart, Zukunft und Sonnenschein ebenso binnen der Wahrnehmung umherspringen. Bei Lemke geht die Liebe immer Umwege ein, liegt aber stets wie Samt überm Prozedere frei dramaturgischer Stichpunkte. [...] Wie so oft eine simple Prämisse, in der die Eigenarten des Einzelnen das komischste Gewicht des Ganzen aufmachen, beseelt zum „Lebewohl, Tristesse“ mitreißen und sich utopisch vom Kapitalismus abstreifen, während der Flirtfaktor zig Blüten auf die Leinwand zaubert [...] Wer Sommer will, kriegt ihn hier schon früh frei Haus [...]
[...] kramt in den Erinnerungen zweier Herren und kommt nach seinem gewohnten Begegnungsritual vom Soju-Gelage zwischen Regisseur & Professor zum Phantomschmerz vergänglichen Glücks an [...] Das Defizit an Geborgenheit lastet man sodann eher dem Gegenüber in der Gegenwart an [...] Der Versuch eines Wiedererwachens verläuft entsprechend unangenehm. [...] In letztendlicher Einsamkeit lässt einen der Film aufgelöst wie unaufgelöst, außer, dass man weiß, wie innig Hongs Tragikomik hier getroffen hat.
Alte Liebe vergeht und neue erblüht [...] Der schwelgerische Sog gelingt Thome hier weit besser als in ähnlichen Konstellationen à la "Das rote Zimmer" - sei es wegen der flachen Hierarchie an Dialogen zugunsten innigen Freimuts oder auch der Ballung phantastischer Glücksmomente geschuldet. [...] Da will man nicht weg und der Film lässt sich dann sogar noch auf metaphysische Interventionen ein, um seine Jahreszeiten im Paradies auf nochmal ganz außergewöhnliche Höhepunkte zu steuern. [...]
[...] Laurin an sich deutet die Ambivalenz von Leben und Tod mit zunehmendem Trauma als Weisung via Geister; verbunden mit der Brutalität des Alltags eröffnet sich zudem das Sexuelle, zumindest androgynes Pendeln zwischen entzogenen Mutter-/Vaterfiguren. Gegenpol Van Rees verliert als regressiv Geschädigter all dessen Stück für Stück die Kontrolle. [...]
Es ist vollbracht! Nach wochenlanger Arbeit kann ich euch jetzt endlich mein FILMJAHR 2017 IM RÜCKBLICK präsentieren:
https://wittestipps.blogspot.de/2018/01/das-filmjahr-2017-im-ruckblick.html
Eine Monsterarbeit, in der ich ALLE von mir gesehenen Filme des letzten Jahres bespreche (in einem neuen Video meinerseits - den "FILMSTULLEN 2017"), zudem meine persönliche Top 10 aufstelle und viele andere Features aufbiete. Es geht um die Erinnerungen an zahlreiche gemeinsame Abende, um das Filmfest Hamburg und eine gute Handvoll Ereignisse innerhalb all dessen, zwischen Kino und Heimkino. Aber seht, hört und lest selbst! Ich wünsche viel Spaß und großes Gelingen für uns allesamt im Jahre 2018 <3
Kurzer Eindruck vom Filmfest Hamburg:
Ist schon komisch, dass "The Square" trotz 142 Minuten Laufzeit so kurzweilig ausgefallen ist, obwohl Östlund die eigene Filterblase - vom Inhaltlichen her sowie für seine Verhältnisse - eher hemdsärmelig und ideenarm aufrüttelt, sie teilweise bestätigt. Exemplarische Zutaten gefällig? Man bedenke allein die idealisierte Sicht auf eine offenbar humanitär-populistische Presse, das klischeebehaftete Bild vom Yuppie-Jungunternehmer, den Familie und Kollegen vernachlässigen Ego-Workaholic sowie den unvermeidlichen Handlungsstrang zur aktuellen "Empörungskultur", welcher von Oliver Stone und Konsorten stammen könnte. Ganz zu schweigen vom alles ausformulierenden Mann/Frau/Machtposition-Dialog zwischen Östlund-Alter-Ego Claes Bang und Elisabeth Moss, der allenfalls gehobenem Rom-Com-Standard entspricht und nur dadurch kaschiert wird, dass der alltägliche Voyeurismus im Gegenschnitt mitschaut/uns als Zuschauer erwischt (großes Plus dagegen deren prä- wie postkoitale Vertrauenskonflikte). Schwerstes Manko allerdings: Warum torpediert der Film sein Narrativ Zu-spät-kommender/heuchlerischer-Menschlichkeit zudem per gen rechts retardierenden Chicken-Ciabatta-Gags, Antanztricks-Äquivalenten & "Brüllaffen"-Tiervergleichen, sobald er die Pole vom Bettlerleiden und eitlen Wegschauen der "Elite" kontrastiert? Jene Vorurteile sowie deren Lächerlichkeit werden der bewussten politischen Unkorrektheit wegen nicht gebrochen, im Gegenzug erlebt die übergreifende Sehnsucht "Zurück zu den Wurzeln/zur Natur" da jedoch eine schwere Geburt, wenn für deren jeweilige Begriffe der "Gerechtigkeit" wieder (Ober-)Grenzen am beidseitigen Rande des Gewaltamoks festgestellt (zumindest später nochmal hinterfragt) werden - Endstation Nihilismus? Gut, meistens reicht es noch für Bilder von wohlhabenden Menschen, die an Obdachlosen vorbeigehen - immer und immer wieder, weils vielleicht nicht jeder beim ersten Mal versteht. Der Sog moralischer Hypothesen dorthin macht ja zugegebenermaßen dennoch durchweg Laune, findet dafür steile/tiefe Treppengeländer sozialer Miseren sowie einen kollektiven Staffellauf an (in ihrer Inkonsequenz sowieso emotional geißelnden) Schuldgeständnissen und Selbstjustizeinbahnstraßen, dass genug Fragen des eigenen Handelns im Nachhinein über bleiben. Ist eben die ambivalente Qualität des Squares, dass er viele Wahrheiten in simplifizierter Form einpasst, nach und nach "greifbar" macht. Doch der Film selbst weiß die im kontemporären Gesellschaftsbild eingeflochtenen Widersprüche der Kurzsichtigkeit eben eher nur via flacher Vorführung zu reihen, als dass er einen konkreten Gegenangriff wie jenen gegenüber Östlund-Surrogat Nr. 2 Oleg provozieren könnte - es mangelt schlicht an echtem Mut binnen des inneren wie äußeren Kunstgewerbes. Klar, immer noch differenzierter und reichhaltiger gelungen, als ausschließlich "Auf's Maul" zu verlangen, aber die spürbare Nähe zum Nachklang eines "Fight Club" hätte mMn weit entschiedener vermieden werden können - siehe "Höhere Gewalt".
Als seichte, stereotype und durchgefördert-überraschungsbefreite Provinzkomödie dazustehen, die ihr Lokalkolorit genauso behauptet zur Inszenierung nutzt wie ihre jeweiligen Charaktereigenschaften gen null - das wäre ja nur eine Sache. Das billigende Zeugnis einer nach rechts rückenden Stimmungslage abzugeben, welche sich gefällig darin gibt, die Integration von Ausländern als Weg äußerer wie innerer Gleichschaltung zu definieren und jene Menschen erst zu dulden, gar sympathisieren, sofern DIENSTLEISTUNG deren vorrangigster Lebenssinn darstellt - das gibt Gregory Kirchhoffs Film was von dem braunen Anstrich, der seit dem 24.09.2017 offiziell mit im Bundestag sitzen darf...oder auch an Martin Schulz' Plattmacherthese 'Arbeit <-> Sprache <-> Freundschaft' erinnert. Das abgehängte und verschuldete Vorurteilskonzentrat 'von nebenan' via Didi kriegt dabei die Feelgood-Note auf den Weg, dass er sich als kleiner Mann vom Franchise-Apparat und dessen Konformität der Globalisierung emanzipieren darf, stattdessen weltweit die Konformität seines traditionsbewussten Dorfmiefs als Mr. UWE-Hinrichs-Marke verschifft, obwohl da Miniaturschiffsingenieur Abdullelah natürlich die ganze Arbeit für reinsteckt (nächster Schritt Outsourcing?). Währenddessen guckt jede hier vertretene Bürokratenkarikatur neoliberal-weltfremd aus der Wäsche, zudem sie ihre Integrationsteilnehmer erst per Plattdeutsch-Deckel-für-jeden-Topf zu Staatsdienern normativster Güte erklären kann, aber genauso lernen muss: Plattdeutsch ist ebenso deutsch, hört ihr dat von da oben noch? Der dennoch ans Neoliberale angepasste Film zelebriert die flächendeckende Weisung der Anpassung zudem stilistisch wie dramaturgisch so gelangweilt wie er nur kann, dass er selbst für rassistische Alltagsfloskeln und Übergriffe keine sonderlich kritische Aufregung evozieren will, dem Zielpublikum zuliebe. Läuft halt alles glatt und volkstümlich-skurril nach TV-Einheitsformat inkl. einer Mindestmenge reumütigen Zusammen-sind-wir-stark/Familie-Sentiments - aber hey, einmal sieht man sogar Didis Pimmel (huch)! Alles insgesamt also quasi "Da wird man ja wohl noch als Deutscher über uns selbst (und alle anderen) lachen dürfen!", wobei ab und an auch ankommen soll, dass das Gefühl der Überfremdung von illusorischem (laut Film aber auch verständlichem, weil partout um Verlustängste ringendem) Ego aus Trotz herrührt und sich stattdessen für Toleranz begeistern sollte - sagt zumindest ein Plakat in diesem formvollendet plakativen Referenzbeispiel Ressentiments-wiederkäuender und Reflexionsbedürfnis-verwässernder Culture-Clash-Klamotten.