Der Witte - Kommentare
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Alle Kommentare von Der Witte
[...] Perry bringt den Schaffensprozess als ambivalentes Krebsgeschwür auf den Punkt, eben als Findungsdrang binnen forcierter Entsagung, dem er im Verlauf nicht jedem anrechnen wird oder zumindest als Pfad zur Selbstreflexion anlegt, so auch in der Stilisierung seinerseits das Innere und Äußere in behutsamer Balance ausspricht, aus der das jeweilige Individuum sein vergängliches Glück zu erfahren vermag. [...] Bestimmte wie berechtigte Dosen an Narzissmus sind für die Emanzipation omnipräsent vonnöten [...] und an Innigkeit mit dem Einzelnen spart Perry erst recht nicht, wenn er die Sinnlichkeit des Gesichts formatfüllend skaliert, herbstliche Farbpaletten und die sanfte Melancholie des Jazz auf die Boheme legt, aber auch konterkarierend turbulent schneidet, in der ausformulierten Überhöhung von Angst und Misanthropie ein Höchstmaß ironischer Schlichtheit bezeugt. Auch daraus entsteht ein vollgepacktes Netz an emotionaler Beobachtung in jenen Phasen der Ehre zum Ego, in denen Zweisamkeiten ein schweres Los ziehen und doch den stärksten Einfluss haben, (brillant schöne) Groupies sowie die längsten Zigarren ever zum (Selbst-)Feiern herbei rufen und die Erkenntnis zur Schwäche vermeiden, bis der kreative Output, die Karriere oder gar die Anschaffung einer drolligen Katze wieder eine Katharsis auf Zeit installiert. [...]
[...] Natürlich erfüllen die Karatekünste Koryus dann mindestens einen Schauwert des 70's Eskapismus, der keinen Sprung über die simple pleasures der zeitgenössischen Leinwand auslässt, doch ihr Drumherum an Bewährungsproben und Offenbarungen lehnt sich mit seinen Eindrücken wie eine Atombombe aus dem Fenster, Schocks und Irritationen abzuballern. [...] wie auch sonst Sadistisches mit Surrealistischem gekreuzt, der rote Rausch der Rache als Tunnelblick manifestiert wird und sich Figurenkonstellationen so zufällig wie perplex ergeben, dass Impulse wie die Bereitschaft zur Mithilfe durch Shunsuke Tsubaki (Yasuaki Kurata, irgendwie Blacky Fuchsberger nachempfunden) vor Spontanität überquellen [...] Der Zynismus zum Fleisch geht in der Drastik eben auch irgendwo nahe, wohl aber vor allem deshalb, da ich bei der Sister und ihrer idealisierten Menschlichkeit im Fokus (für die sich Geschwister hier trotz geleisteter Fehler nimmer Urteile anhören müssen) eine Aufhebung meines Einzelkindstatus in Erwägung ziehen würde, selbst wenn die meisten nach der Bekanntschaft mit dieser flott das Zeitliche segnen. Bis dahin nimmt man immerhin noch an einer Verstrahlung teil, die in giftigen Knalleffekten abstößt und streng kawaii auf die Qualitäten der Einigkeit acht nimmt [...]
[...] Soviel Taurin wie nötig kriegt man aber kaum runter bei den Mengen an „Boah, ey“, die D.J. Caruso von einem abverlangt, wenn seine Superagenten voll mit Red Bull extrem die Welt retten, poppig ums Poppen herum mit Vehikeln und Muskeln gegen jede Physik posieren. [...] Der Story-Konsens an Geheimdienstmachenschaften, Intrigen, Doppelspielen und globalem Antiterror-Bumm-Bumm geht einem ohnehin mehr bleiern auf den Senkel, ehe es die vielen kecken Einzelmomente vom Glück der Secret-Honks wieder ungeniert eskapistisch ausgleichen. [...] Äußert sich natürlich noch mit gleichsam oberschlauen wie superblöden Phrasen, doch jenen Reiz an Naivität und Trivialität wünscht man sich ja schon, sobald man ein Ticket für diesen Film löst und weiß Gott keinen weiteren „Spectre“ geliefert bekommen will. [...] Die Typen springen ja auch wie Flummis mehrmals um die eigene Achse und bringen genauso chronisch ihre individuellen Slogans zu Wort, um eine durchgedachte Handlung zu suggerieren. [...] Superdoof zu sein ist auch ein bisschen superdope, [...] ein Quell kindlichen Enthusiasmus, der einst im Bahnhofskino rauf und runter lief, nun größer als groß in 3D vom Tagtraum des Jungskinos berichtet, der sogar seinen verstärkten Hang zur Inklusion noch hauptsächlich auf pubertären Sexappeal gründet. [...]
[...] Der Film will sich sowieso nicht dazu anbieten, etwas aus dramaturgischen Konsequenzen herzuleiten, weshalb in seiner Beobachtung relativ kleine Situationen ablaufen, sich hier und da mal über einen Stau ärgern, um den Alltag schnacken, wohin man will, welche Abkürzungen es dafür gibt oder wie's heute mit dem Beten steht. Ganz zentral verbleibt die Liebe, in deren Vertrauen sich hinein verloren wird und die gleichsam wankelmütig enttäuschen kann, wenn im Lauf/in der Stagnation der Zeit die Zweifel kommen. [...] Natürlich geht es da auch um Ideale, die Suche nach dem Miteinander und wie man den Prozess mit sich vereinbaren kann – Stichpunkte so unlösbar, dass sich am Einzelnen schon opportunistische Positionen ergeben, manche fester als andere, was ganz auf den Bezug zum Gegenüber ankommt. Rein exemplarische Stationen greift Kiarostami damit trotzdem nicht ab, zudem könnte man am ehesten ein Sprachrohr vermuten, wenn die Frau Mutter zum Trost ein Wachsen an Erfahrungen bekräftigt. Niemand ist da von Frust und Tränen befreit, Konflikte wie lichte Punkte bleiben zwar gewöhnlich, aber nicht kalt im Auge fester Einstellungen, wenn diese geradeaus schauen, aber nicht auf Ausbeutung scharf gestellt sind [...]
[...] Mal ab von der ambivalenten Protagonistenfunktion O'Haras: Die Zielgruppenorientierung versucht durchweg die Romantisierung der prunkvollen Bräuche und Soldatenehre unter Konföderierten, die Relativierung der Sklaverei inklusive horrender Klischees vom angepassten bis trotteligen „Darkie“ (bei Prissy darf man die Prügel durch Scarlett wahlweise als temperamentvoll oder asozial empfinden) sowie eine Note Exploitation im Auftreten der „dirty yankees“ mit ihren äquivalenten Bombeneinschlägen, Rapist-Visagen und Halsabschneidermachenschaften, die von der rotsehenden Scarlett einen Kopfschuss deluxe erhalten [...] Allerdings verknüpfen sich diese einseitigen Billig-Anbiederungen noch mit einer Moral der Entsagung binnen aufwendigster Kulissen und Statistenmassen; mit Beobachtungen dessen, wie sich der Charakter eines Menschen in Krisenzeiten und Leidenschaften wandelt oder eben nicht, wie der Verlust des Gegebenen (= Plantagen) mit Größerem kaschiert werden soll, sein Glück aber am Festhalten der Ideale verspielt [...] Man, entscheide dich mal, du Mammutstreifen! [...]
[...] Die tschechische Verfilmung des Märchens von 1978 steigt mit einer Grenzerfahrung an Verwirklichung in die Scham der Verrohung ein, dass man genauso gut einen Andrzej Zulawski hinter der Kamera vermuten könnte, verknüpfe man dessen übernatürliche Körperwelten der Einsamkeit mit dem Ringen um die bedingungslose Liebe. Klingt ziemlich basic, ist es vom narrativen Spektrum her auch, da die Grundzüge der Geschichte hier teils elliptisch verbildlicht werden, konstant den Diskurs um das Oberthema verwachsener Entbehrungen von der sowie zurück zur Menschlichkeit halten, sich zudem verstärkt von musikalischen Leitthemen und Lebensumständen führen lassen, obgleich die Motivationen nicht aus der spekulativen Mottenkiste abgegriffen werden, wenn Herz schon auf Audiovisuelles setzt. Er lässt sich dafür von einem intensiven Naturalismus bestimmen, der in seinem verschlissenen Abbild der Jahrhunderte permanent lebendig abschmiert und eine Karawane an Hürden zeigt [...] Das greift auf Grundeigenschaften der Empathie zurück, wie sie in dem märchenhaften Rahmen natürlich freimütiger, aber unvergleichbar wesentlich angefühlt werden, so wie Herz seine Stimmungsdimensionen mit den Blicken und Fassungen seiner Gestalten, erst recht den verhaltenen, zu voller Blüte bringt oder eben in den Aussichten schmerzhafter Teilung darum verzweifelt. [...]
„Sully“ ist in vielerlei Belangen ein seichtes Plädoyer geworden: Eins für gefühlte Realitäten (sinngemäß „DIE wissen trotz ihrer ganzen Fakten nicht, wie's oben war!“ und sind dementsprechend baff, wenn sie als Bürokraten zum ersten Mal impulsiver Kompetenz nachhören), ebenso für obligatorischen Post-9/11-Pathos („Es gab schon lange keine guten Nachrichten mehr New York - erst recht solche über Flugzeuge.“ Tam-Tam-Tam!!!), sodann auch eins über MännerHELDENmythen mit Schlag bei den Frauen (Laura Linney darf dafür sogar ausschließlich treu von zuhause aus telefonieren) und zu guter Letzt eins für Marriott-Hotels. Dass die Angelegenheit mit einem bodenständigen, ewigen Daddy wie Tom Hanks nicht ansatzweise so kontrovers diskutiert wird wie das ähnliche moralische Narrativ/Trauma mit Bradley Cooper als Scharfschützen, ist bei hiesiger Gewaltfreiheit auch das Mindeste, was man dieser Tage noch von Regisseur Eastwood (hier mit Eigenwerbung zu „Gran Torino“ am Times Square vertreten) erwarten kann. Da fällt sogar die emotionale Manipulation so gedämpft wie eine der vielen im Film vorgeführten Simulationen aus, obgleich das Gros an Argumentationen so ziemlich in dieselbe Ecke direkter Demokratie einschlägt, wie „Terror - Ihr Urteil“ - dementsprechend empört und rechthaberisch prustete das Publikum im Kino dann auch los, als bekannt wurde, dass 17 Testversuche für die Beweislage der Ankläger Sullys nötig waren. It's all rigged and wrong, weeßte! Trotz parteiischem Kern ist der Diskurs der Heldentat im Endeffekt mehr zum gelegentlichen Schnarchen und Spannungsbogen nüchterner Faktenlage inklusive CGI-PTSD geeignet, bis der Faktor Mensch in altersweiser (Pl)Attitüde vor Gericht entscheidend wird, pflichterfüllend seinen Denkmal-Abspann à la Peter Berg oder eben „American Sniper“ einheimst, wenn auch insgesamt sogar weniger Herzblut als bei den „Jersey Boys“ drin steckt, dafür mehr Farben und eine jazzige NYC-Hommage im Grundton. Und ja, diese Absturz-Klaustrophobie binnen entscheidender Momente und deren behutsamer Offenbarung empfand ich ebenso als effektiv, nur die Beweisführung „Ich hatte recht und nur meinen Job gemacht, wohlgemerkt durchweg die Uniform getragen“ daran spricht selbst in versöhnlicher Statur schon wirklich eher die republikanische, vermeintlich volksnahe Klientel an, die unser Clint nicht erst seit seinem Gespräch mit dem Stuhl salonfähig zu machen versucht. Aber hey, immerhin steht Hanks der graue Bart als Alter-Ego seines Regisseurs besser als diese Sidekick-Pornorotzbremse bei Aaron Eckhart, hubba-hubba, schon wieder wird man da im hohen Alter noch von einer wildfremden Frau umarmt, gut zu wissen!
Weil sich gerade überall Top-10-Listen und Jahresrückblicke tummeln, habe ich mir auch die Zeit genommen und via
http://wittestipps.blogspot.com/2017/01/tipps-vom-2612-01012017-das-filmjahr.html
einen Riesenartikel darüber verfasst, was meine Highlights und weitere Schönheiten aus dem Jahr 2016 waren, damit Interessierte das auch mal im Überblick haben ;) Jedem Film habe ich einen Satz gegönnt, auch denen, die ich nicht so sehr mochte - zudem lass ich meine liebsten und markantesten Erinnerungen im sowie ums Kino herum mit all seinen tollen Menschen und Werken Revue passieren. Für musikalische Untermalung wird anhand der "So klangen die Filme 2016"-Kompilation anbei ebenfalls gesorgt, also ran an das gute Stück, frohes Neues und wie gehabt so oder so: viel Spaß beim Lesen :)
Nach nicht mal drei Spielfilmen bekräftigt Damien Chazelle vollends seinen Status als jenes neue Wunderkind unter den Filmemachern, das seine Kunst als Zwang versteht. [...] Realität und Fantasie gehören in seiner Vision von Los Angeles ohnehin getrennt, unvermeidlich aufeinander aufgebaut und doch ein Kreislauf der Enttäuschungen, wenn beliebte Anlaufstellen des Showbiz hier erneut aufgewärmt werden, konstruiert platt auf die Vergänglichkeit der Ideale hinweisen [...] Den Film (durchzieht) eine Bitterkeit, die sich vor allem am (wohlgemerkt an erster Stelle eingeführten) Protagonisten Sebastian (Ryan Gosling) abzeichnet, der nach einem Intro ausgelassener Tanz-, Gesangs- und Steadicam-One-Shot-Freuden auf dem Freeway die Hupe durchdrückt, um auf der Straße wie im Leben endlich voranzukommen. [...] An einem kulturellen Schmelztiegel wie L.A. scheint der Film doch ein Stück weit zu verzweifeln, aiaiai. [...] Nostalgie, ach ja – inzwischen vielleicht ein inflationäres Marketing-Tool, für Chazelle trotz allem Pessimismus noch die profunde Schönheit schlechthin [...] Problematisch ist bei Chazelle dann allerdings das ultimative Einverständnis zur Entsagung, das sich mit den Verhältnissen zufriedengibt, obwohl das Herz blutet, als lebe man noch in Melodramen der vierziger Jahre. Nostalgie ist je nach Kontext eben auch nicht einwandfrei, erst recht bittersüß, wenn sich ein Chazelle am Zwang dazu verausgabt. [...]
http://diedreimuscheln.blogspot.com/2016/12/20th-century-fox-hat-uns-erste.html
Die meisten von euch haben den neuen Trailer gesehen, ich durfte bereits an die 10 Minuten an Footage begutachten. Einige Eindrücke gefällig?
"Nun, was wir bis hierhin gesehen haben, verspricht durchaus Atemlosigkeit, aber wie schon bei „Prometheus“ nicht unbedingt ein Inferno psychologischer Meisterklassen zur Furcht, sondern eben eine Kanonade blutiger Einfälle, in der Scott die Ballung weiblicher Inkompetenz im Vergleich zum Vorgänger scheinbar als bewussten Gag steigert, wohl aber auch sonst nicht auf wissenschaftliche Kompetenzen setzt. Das sah inszenatorisch recht roh und freizügig aus, holte sogar einen goldigen Kuleschow-Effekt aus Fassbender heraus, doch bis jetzt schwanken die Stimmungen des Ganzen noch ordentlich hin und her"
Mehr dazu sowie zu den anderen angehenden Fox-Blockbustern A CURE FOR WELLNESS und PLANET DER AFFEN: SURVIVAL gibt es stilecht werbewirksam im oben verlinkten Artikel ;)
Wer für einen Film von Justin Kurzel bezahlt, bekommt auch einen Film von Justin Kurzel geliefert [...], welcher einen anhand seiner „Morde von Snowtown“ in den Schlund der Gewalt trieb und unterkühlte Analysen dessen mit Charakteren versuchte, die weniger Sympathieträger als menschliche Monster waren, schlicht gefangen im Zyklus eines von außerhalb vergessenen Daseins, der gegenseitigen Zerfleischung überlassen. Genau die Art emotionale Zermürbung, mit Höchstwerten im befremdlich schön-hässlichen Stilexzess, ist nun also auch in seiner Interpretation des oben genannten Ubisoft-Franchise omnipräsent [...] Nun klingt das schon an sich trist und grimmig genug, doch das Prozedere geht dafür noch mit einem Druck voran, den man sich wie eine morbide Variante der „Fury Road“ vorstellen muss, nur dass Kurzel noch weit chaotischer mit Actionszenen hantiert. [...] In den besten Momenten jener Probe/Psychose der (Seelen-)Gefangenschaft entsteht daraus eine intime Pein, die wirklicher nachhallt, als es eine Videospielverfilmung von dem Format normalerweise verdient hätte. Gleichsam wenig bleibt von den sonstigen Werten des Menschsein hängen [...] Schließlich kommt jene Machtfantasie mit einer Drastik zum Ausbruch, die Helden und Bösewichte gleichermaßen brachial erscheinen lässt, dem Protagonisten die Worte „Nicht jeder verdient es, zu leben.“ in den Mund legt [...]
[...] Der Hansdampf in allen Gassen will dabei ein Rundumpaket des Eskapismus ergeben, das sich als Herkules an Topoi schon mit allen Signalen des Science-Fiction-Konsens umgibt und somit natürlich fern jeglicher wissenschaftlicher Impulse aufs Spektakel der big emotions schielt. [...] Da herrscht allerdings ein grundlegendes Desinteresse am Intellekt des Zuschauers, den man gerne auch via reiner Beobachtung zu den Belangen von Ensemble und Geschehen leiten darf, in diesem Fall allerdings mit Behauptungen, konstruierten Symbolen und Etablierungsphrasen abgefertigt wird. [...] (Da) sind auf den letzten Drücker Aufopferung, Manuelle Reparaturen, 1-Einzelschicksal-für-alle, Liebe über alle Unmöglichkeiten hinweg, „Sunshine“, „Gravity“ und Konventionen en masse angesagt, wenn die Zielgerade so energisch Genre-Pflichten abarbeitet, dass die Inszenierung selber keine Lust mehr dafür aufzubringen versucht, was jetzt eigentlich die Ursache all dessen war. [...] Das bleiben aber eben die wenigen Diskussionsgrundlagen für einen Film, der sich auf Irrationalitäten aufbaut und jede mehr oder weniger sinnige Verknüpfung per gefühlsheuchelnder Anbiederung ausklammert, mit vereinfachten Genre-Gesten jegliches Herzblut, sogar irgendeine Distinktion in der Regie umkurvt. [...]
[...] Die Transparenz, mit welcher die physischen Mauern als psychische Mauern moralischer Abgrenzung umfunktioniert werden, bringt da schon eine so leichte wie geniale Wahrhaftigkeit mit sich [...] Guter bzw. gutgemeinter Rat ist eine harte, wankelmütige Währung in der Anpassung an Realitäten und Idealen, [...] so wie Von Trier seine Frauen liebt, so quält er sie auch, doch selten in solch einer hermetischen Gefühlskälte, die erklärt mehr vom Prozess als von der Emotion preiszugeben glaubt [...] Eine Möbiusschleife des Daseins, die sich durchaus ihre Extreme reicht und mit Trivialitäten ärgert, aber gemäß des Prinzip Films auch back-to-back von vorne aufgezogen, als Abbild in den Raum geworfen, angenommen und abgestoßen werden kann, im Licht auf- und abtaucht, Schönheit empfängt und hasst, verzeiht und zerstört, an allen Enden voneinander abzuhängen scheint und dann wieder nicht – eben das Denkmal einer uralten, allzu menschlichen und tollen Illusion, man könne die Welt und das Leben bannen. [...]
[...] Seit jeher geblieben sind bei (Gibson) nämlich vor allem der unverbesserliche Hang zum Pathos und zur katholischen Allegorie im Blutvergießen, gebettet in ein Weltbild vom Dasein im Schlachten, stets energisch zwischen Gut und Böse aufgeteilt, bei denen die vagen Grauzonen nur noch für extrem verzweifelte Apologeten Gewicht haben können, während mindestens eine Gesellschaftsgruppe wieder verprellt wird. [...] Er schwärmt vom Pazifismus und dem Gebot „Du sollst nicht töten“, scheint diese ethischen Grundpfeiler aber nur als Vorwand aufzuspannen, ehe er seine wahre Dynamik im aufgegeilten Gemetzel der Militärmaschinerie ausspielt. [...] Direkt auf den Grabstein des Heldenfriedhofs, wo Blut und Boden zum Veteranenschmerz gemoddet wird. [...] Besetzt mit einer Gegnerfront an Japanern, die im Kamikaze wie aus einem modernen Horrorfilm scheinen - einmal sind sie sogar regelrechtes Jumpscare-Futter. [...] Streitbarkeit an sich ist gewiss kein Widerspruch zu Qualität, zudem ist Gibsons Film beileibe auch kein Paradebeispiel für lückenlosen Jingoismus, doch eine sichere Bank ergibt sich daraus noch lange nicht. Außer offenbar in Venedig und im Herzen Amerikas.
[...] Setzt die Gefälle des Wesens Krieg [...] um, dass man für knapp 130 Minuten eine Liaison mit dem allzu gegenwärtigen Spektrum an Widerständen und Vertrauensfragen eingeht. [...] Der Fatalismus nimmt überhand [...] Edwards kommt zwar auch nicht vom Grundriss der Heldensage weg, doch selbst wenn der Wille zur Wiederwehr hochgeschaukelt wird, verkneift er sich naiven Pathos, lässt anstelle dessen die Verzweiflung aufschwellen, welche ihren Idealen nur schwer in die Augen sehen kann, während diese unbarmherzig getilgt werden. [...] Sich in der Waage um Aufgabe und Fortschritt zum Optimismus einzufinden, wird da sowohl der stärkste Antrieb als auch die konzeptionelle Schwäche des Films, wenn er seine Gewichte aufs Bewusstmachen brutaler Größenverhältnisse verlagert, die Erlösung aus deren Willkür im Verstecken bzw. als trojanische Pferde erwirkt und zu guter Letzt für die gute Sache sterben muss. [...] Bei Edwards wird der Furcht wegen nicht chargiert, beim Glauben an die Macht aber erst recht nicht via Nerd-Zynismus ironisiert, sondern (selbst in vermeintlich gedämpften Phasen) auf die Kadrierungen, rauen Flächen und Natürlichkeiten eines Krieges vor langer, langer Zeit in einer weit entfernen Galaxis konzentriert. [...]
[...] Das größte Spannungsfeld lässt sich da in der Verschiebung an Sympathien feststellen [...], wie die Lebensstile abgeblockter Gefühlsmäßigkeiten nur im Haus am See einen Austausch erreichen, der seine Berührungspunkte teils passiv mit Häme lädt, teils unter ironischem Vorwand Ängste und Beziehungsunfähigkeiten als gegenseitige Sorge herauskitzelt, teils verdutzt auf die Selbstzerstörung heult oder auch von allem davon rennt. [...] Die Hassliebe zur Dysfunktion spielt sich ihre Bälle zu, binnen der Strickjacken-Bohème von Entlastung zu sprechen, während die Abwechslung im Ausschließen des jeweils Anderen geübt, beinahe jede Annäherung in kritischer Skepsis hochgeschaukelt wird und die Wiederentdeckung der Freundschaft unvermeidlich die Offenbarung des verwirrten Geistes gleichsetzt. [...] Das gelebte Mysterium der Dissonanz, diese Abhängigkeit der Kontraste – darin vertieft sich der Film wie auch ergänzend in die Gesichter seiner Protagonisten, dass man trotz krankhafter Zustände binnen der Naturschönheiten ins Schwelgen kommt, obgleich der inszenierte Zerfall auf Polanskis „Ekel“ verweist sowie gefühlt alle Farben des Sonnenuntergangs zur Stilisierung von Innen/Außen anwendet. [...]
[...] (Es) besteht gewissermaßen ein fließender Übergang, wie sich das Lustspiel entgegen der Genre-Konventionen verhält, bereits zu Beginn einen psychotronischen Wahnwitz auffährt, der einen mit optischen Effekten und Symbolen erschlägt, wenn es um den alltäglichen Ehetrott zwischen Angelika (Söderbaum) und Paul (Hans Nielsen) geht. [...] Geht dann auch in eine enorm überfrachte Verquickung der Ehe über, welche sich im Überholtempo blumige wie knallige Bildungsdialoge gönnt, die einen Uni-Professor wie Paul gegen das schwedisch-liebessüchtige Gemüt Angelikas antreten lassen, wenn es um die Beziehungsphilosophien eines Schopenhauers geht, während die Beethoven-Büste vom Bücherregal aus strenge Blicke verteilt und ein St. Paulus-Porträt am selben Tag noch in die Wohnung flattert. Das Kokettieren mit aufgesetzten Hörnern kündigt sich da als Königsdisziplin an, solange man noch fröhlich durch kulturelle Höhenflüge chargiert [...] Die Eheleute geben sich zuvor schon als Wirbelwinde in pausenloser Dialektik, unter Leuten wird die Posse zudem in Kunst und Alkoholkonsum umgewandelt, wobei letzterer einem Juhnke schon angemessen steht, einer Söderbaum dann aber Dopplereffekte verpasst, die sie mit einer Beethoven-Boogie-Interpretation auf der Harfe noch zu einem halben Skandal stilisiert [...] Das findet durchaus seine Farben, verliebt sich gleichsam in irrationale Kakophonien der Seele, wie sie in den schicken Gewändern nicht konträrer um die gegenseitige Bereicherung buhlen könnten, bis ins Ende hinein Vorwürfe mit tiefster Zuneigung sammeln. [...]
Eddy Saller, das war einer, sag ich dir – hat via „Schamlos“ anno 1968 die „Missachtung der menschlichen Kreatur dieser Tage“ in Österreich als monochromes Feuerwerk programmiert, welches aus der moralischen Abschreckung eher eine Anlaufstelle bombastischer Enthemmung ergab. [...] Gleichsam bricht Annabella auf Berufswegen den fetzigen Wortschatz des feministischen Widerstandes vom Zaun [...], parallel dazu verkehren die Zooms und Schwenks so schnell wie die Karren vor der Linse, was die Fäuste unter dem Motto „Lass dir lieber die Perücke stutzen“ ebenso zum Überholtempo anregt und gleich danach binnen des Nutten-Campings in Action umgesetzt wird - den Seidenkissen fürs flotte Petting sei Dank. Was hier überhaupt an verdorbenem Pomp abgeht; siehe insofern das Statement in Kowalskis Playboy-Domizil, das gleich firmeneigen mitten im Schrottplatz-Mief installiert steht - da kommt zusammen, was zusammen gehört, Abschaum höchster Güte in eingefickter Monetenmenge. [...] Wenn sich dann die beliebten Elemente Glasgeschlitze, Katakombenkloppe und schicker Rauch im Gegenlicht dazugesellen, macht dieser österreichische Film Noir bestimmt auch keine Anstalten, Finger in Augenhöhlen zu drücken und Puppen in den Tod stürzen zu lassen [...]
Der Western stirbt. Wann? Jetzt offenbar auf jeden Fall, aber eigentlich immerzu. Die Geschichte wählt ihre beliebtesten Zyklen wie binnen einer Favoriten-Playlist aus, drum bleibt [...] „Exposed“ anno 1983 zeitlos im Raum aller politischen Dilemma hängen, die jede Generation durchzumachen hat: Terrorismus, Wohlstand, nationale wie internationale Spannungen, die Spaltung zwischen Bildung und Beruf sowie das Verständnis der Geschlechter. James Toback kriegt sie alle unter einem Hut und zeichnet hier den Weg vor, wie sich das Gewöhnliche in die Tragödie des Universellen hinein verlieren kann, Dualitäten gleichzeitig in Schönheit und Grauen münden. [...] Faszination, Begegnung und Offenbarung - in der Reihenfolge, mehrmals hintereinander. [...] Konträre Seiten der selben Medaille begeben sich sodann auf die Suche nach der Rechtschaffenheit im Gegeneinander, im Ausbluten und Demaskieren unter Männer und Frauen, mit allen brutalisierten Mitteln zurück zur Wahrheit und Zerstörung mit (allenfalls erhofftem) anschließendem Wiederaufbau. [...]
[...] So trifft man innerhalb ihrer drei Geschichten Variationen und Dialoge gemeinsamer Themen wie Beziehungen, Affären, Grillkohle, kaltes Meerwasser, Zelte und vor allem notgeile Regisseure wieder, die sich allesamt um oben besagte Anne kreisen. Natürlich sind viele davon trotzdem noch Markenzeichen des Gesamtwerks Hong Sang-soos, der in dem Konstrukt wie gehabt ohne verkappten Pathos an der Selbstironie kurbelt und bei dem quasi jeder Film schon aus derselben Gestaltungsader zwischen Romantik und Selbstentlarvung des Miteinanders zitiert. Das sind aber natürlich nicht gerade ausschließlich Mittel zum Zweck, eben eher Projektionsflächen für Wundertüten der Natürlichkeit, wenn sich die von Huppert verkörperten Touristinnen aus Frankreich mit der Stadt treffen, nicht mal diese typische Feelgood-Kulturbegegnung bemühen müssen sowie ohnehin schon auf verstecktem Liebeskurs mit den sich um Kopf und Kragen redenden Kerlen vertraut sind. [...] Wo sich bei derartigen Zyklen sonst gerne mal der Zerfall interpretieren lässt, wird jenen abgebrühten Dramaturgien hier stattdessen abgeschworen, der größte Spaß sowie die kompliziertesten Spannungen meistens allein aus gebrochenem Englisch geschöpft – Globalisierung, basically. [...]
[...] „Barbara – Wild wie das Meer“ heißt Frank Wisbars („Fährmann Maria“) Melodram mit der besonderen Note Hinterfotzigkeit, wie schon die malerische Natur in karger Kälte eingedeckt, was den zwischenmenschlichen Umgang angeht, wenn alle Welt über die Unmoral der zentralen Superfrau schwadroniert und mal mehr, mal weniger ums moralische Kollektiv besorgt nach Bestätigungen ihrer Untreue giert. [...] Da ist es auch nicht weit von versuchter Vergewaltigung, Scheinehe verkuppelnden Inselvogten sowie haltlosen Saufereien, wenn sich das Krebsgeschwür des Frusts hinter konservativen Konsens klemmt. Barbara steht über den Dingen, entpuppt sich dennoch gerissener als erwartet, bleibt aber dank Auslandsprospekten vor allem in der Sehnsucht nach draußen definiert. Ab in die große Welt und daher kaum für einen Mann allein genügsam: Das 1961 im nicht immer dreidimensionalen Frauenbild ergänzt sich noch gut mit großspurigen Räudenherren und Herzenstypen im Ensemble, die ihre Triebe gleichermaßen der Dramaturgie zur Verfügung stellen [...] Manische Eifersucht und purer Hass heben sich schließlich einen Bruch an den Idealen und das Spektakel des Scheiterns aus Leidenschaft nimmt seinen Lauf. [...]
[...] Verhoevens Verlagerung des amerikanischen Problems ins Bayrische macht sich daher eben enorm natürlich in einer Zone des Erzkonservativen, voller provinzieller Macho-Attitüden und ignoranter Selbstgefälligkeiten, in denen fünf normale Soldaten aus ihrer Langeweile der Gefechtspause binnen permanenter Erwartung heraus ihr wahres Gesicht zeigen, über weite Teile sogar vom System gedeckt werden. [...] Im Endeffekt bleiben die Darsteller im Rahmen der Filmstruktur natürlich noch bewusst schlicht Darsteller, doch die übertönenden Fakten zu nachfolgenden Gerichtsprozessen und verminderten Haftstrafen lassen genauso wenig Entlastung vom Filmgeschehen zu, wie der Irrglaube, dass ein Deutscher ja nicht wie ein Amerikaner sein kann, im Kollektiv der Weltmächte aber letztendlich nicht viel Raum zur Trennung übrig bleibt. Für solch eine natürlich wirkende Kausalkette gibt es aber auch einen Grund, der fern politischer Position von der steten Gegenwart eines brutalen Menschenschlags herrührt, welcher - allein schon in der recht jungen Aufarbeitung der Rape Culture evident - kaum der Vergangenheit anzurechnen ist. [...]
[...] Es wird da schon bezeichnend, dass dauernd von minimal variierten Dimensionen an parallelen Welten die Rede ist, wo hier doch das geläufige Narrativ der Heldensage/Origin-Topoi in gewohnter Manier das Abenteuer der Weltenrettung anvisiert [...] Schließlich gibt sich Derrickson in seiner Inszenierung zwar geerdeter als manch anderer Kollege aus dem näheren Umfeld, flacht anhand dessen allerdings des Öfteren in der Dynamik ab. Diese will sich grundsätzlich im Kanon der „Avengers“-Bande wissen, beißt in krampfhaft konstruierten Charaktermomenten aber erst recht auf Granit, wenn der Dialog mit eingebauten Witzen aufzutrumpfen vermag, die man eben wortwörtlich nur als eingebaut bezeichnen kann [...] Manchmal erfüllt der Film eben Erwartungen, die einem wie aus der Steinzeit des Mediums scheinen (siehe z.B. den archetypischen Hinterhalt in einer düsteren Gasse), manchmal macht er aber auch Laune, wenn Morpheus Swinton der Skepsis des selbstunterschätzenden Strange zum kontinuierlichen Learning-by-Doing verhilft, ehe der Master mit den gebrochenen Händen sein ihn auswählendes Relikt zur Rettung der Menschheit erhält. [...]
[...] Branagh erlaubt sich vielleicht weniger expressionistische Spielereien und Effekte als Kollege Francis Ford, doch die Unmengen an Zoom und Bang, die in seiner Interpretation vorherrschen, definieren Horror auf eine Art, wie er seitdem nimmer mehr so romantisiert und brutalisiert zugleich auf den Mainstream losgelassen wurde. Nun sollte man nicht soweit gehen, das Ganze in „Meat Loaf's Frankenstein“ umzubenennen, schließlich ist das Monster (Robert De Niro) zwischen allen Ambitionen des selbst inmitten der Cholera flamboyant besessenen Viktor Frankenstein (Branagh selbst, dauernd mit nacktem Oberkörper unterwegs) für ein relativ zärtliches Portrait des vom Halbgott verstoßenen Menschenwesen gut [...] Das Monster als empathisch-humaner Kern, abgekoppelt vom künstlichen Nabel eines Göttergleichnis, funktioniert eben auch, weil es als einer der wenigen Faktoren des Films langsam ist, Zeit zum Wachstum erhält, sich von Grund auf gut für eine armselige Familie im Wald einsetzt, die Belohnung einer kleinen Rose im Ärmel pflegt und dann doch von deren Reaktion auf seine Erscheinung enttäuscht wird. [...] Es mangelt an Intimität, doch genau die sticht im Kanon des Expressiven am Gelungensten heraus, bis die Schlussminuten beides konträr wie stimmig als Klimax leidenschaftlicher Gewalten vereinen. [...]
[...] So keck und sozial Bailey seine Situationen auch stets aufzunehmen versucht; ausgelassenes Tanzen, Feiern und Flirten nicht ausbleiben: Der Würgegriff des Geldes umweht beinahe jede Phase des Films und wird selbst bis zum Schluss nicht aufgelöst, selbst wenn sich das menschliche Miteinander für bestimmte Zeit aus der Patsche helfen kann [...] Jene Impulse des Gerechtigkeitsgefühls sind durchaus publikumstauglich getrimmt und vom Spannungsbogen her wie aus einem Melodram jener Ära übernommen, doch an wahrhaftigen Emotionen mangelt es Capras semi-magischen Realismus im Endeffekt kaum, da es ja schon in sich schlüssig bleibt, kohärent und konsequent an den Gezeiten menschlicher Sehnsüchte wie Entbehrungen operiert [...] Dass Capra die Art Menschenkenntnis auf eine spirituelle (nicht rein religiöse) Fantasie treffen lässt, kristallisiert den echten Horror, den totalen Albtraum unter der Oberfläche für den bewussten Zuschauer irgendwie erst recht heraus (Bailey ist laut Versicherungspoliz tot mehr wert als lebendig), wie er auch die Gegenthese der existenziellen Pein im Finale so stark auf den Punkt bringt, dass man dem Wahr-Werden dessen nach sehnt UND den Sinn des Lebens entschlüsselt glaubt [...]