Der Witte - Kommentare
Die 5 meist diskutierten Serien
der letzten 30 Tage
-
AdolescenceAdolescence ist eine Kriminalserie aus dem Jahr 2025 von Stephen Graham und Jack Thorne mit Stephen Graham und Owen Cooper.+18 Kommentare
-
Star Wars: AndorScience Fiction-Serie von Tony Gilroy mit Diego Luna und Genevieve O'Reilly.+16 Kommentare
-
The White LotusThe White Lotus ist eine Drama aus dem Jahr 2021 von Mike White mit Jennifer Coolidge und Natasha Rothwell.+14 Kommentare
-
The BondsmanThe Bondsman ist eine Actionserie aus dem Jahr 2025 von Grainger David mit Kevin Bacon und Jennifer Nettles.+14 Kommentare
Die 5 meist vorgemerkten Filme
-
Mission: Impossible 8 - The Final Reckoning182 Vormerkungen
-
From the World of John Wick: Ballerina151 Vormerkungen
-
Final Destination 6: Bloodlines118 Vormerkungen
Alle Kommentare von Der Witte
Hier haben wir wohl den pursten „Transformers“-Film bekommen, vor dem man sich auch seit jeher gefürchtet hat: eine fast drei Stunden lange Nonstop-Sinnes-Attacke, bei der Handlung und Charaktere nur noch minimalistisch-dünn angebaut und über das ganze Zelluloid verschmiert werden, um einer ungebändigten Orgie von Explosionen, digital-umwirbelnden Einzelteilen, Dröhn-Tonflächen und zynisch-freudloser Gewalt gegenüberzustehen, bei der sich das unfassbar-plakative (nun auch zeitweise chinesische) Product Placement fast schon am Prägnantesten aus dem ganzen Geschehen heraushebt. Michael Bays „Transformers 4 – Ära des Untergangs“ ist damit wohl die frechste Provokation des Jahres gelungen und kann eigentlich kaum noch als Film, denn als sadistisches Experiment der Chaotik bewertet werden, welches unentwegt versucht, das menschliche Gehirn in Brei zu verwandeln – so wie es eigentlich auch sein sollte. Wie oft haben sich doch Fans und Puristen jener Hasbro-Spielzeug-Marke beschwert, wie belanglos die menschlichen Faktoren in diesen Filmen wirken und kaum nötig sind – nun, die Nachricht wurde erhört und Bay sagt uns den äußerst lehrsamen Kampf an! [...]
Larry Cohen vermengt die dokumentarische Härte eines 'FRENCH CONNECTION' mit pulpiger Exploitation zwischen katholischer Übernatürlichkeit, dem Ausserirdischen und sogar ein bisschen Black Cinema. Die darin dargestellten Investigationen des gläubigen New Yorker Detektivs Peter J. Nicholas (Tony Lo Bianco) in einer Mordserie durch verschiedene Täter, die allesamt kurz vor ihrem eigenen Tod (teils Selbstmord) verlautbaren, dass Gott ihnen die Taten befohlen hätte, konzentriert Cohen zu einer dringlich-fiebrigen und ausweglosen Aneinanderreihung des Schreckens im Big Apple - welcher offensichtlich im Kern vor sich hin vegetiert und aus jedem Loch mit Gewalt entgegenkommen kann, was natürlich seinen Protagonisten ebenfalls allmählich von innen auffrisst und in alptraumhafte Terror-Szenarien wirft.
Der Apfel fällt aber nicht weit vom Stamm, schließlich lebt Peter trotz seines starken katholischen Glaubens in Scheidung und bandelt bereits mit einer Jüngeren an, kommt aber in Anbetracht der schrecklichen Ereignisse nicht umhin, seine Ex aufzusuchen und bei ihr insgeheim nach Geborgenheit zu streben. Denn wie sich für den Zuschauer allmählich herausstellt, wurde Peter einst adoptiert und entdeckt bei der Suche nach seiner leiblichen Mutter erschreckende Parallelen zu einer geheimen, humanoiden Götzenfigur, von der aus einige Jünger Peter aufsuchen und teilweise auch umbringen wollen. Wo sich bei Peter hinsichtlich der vermeintlichen Amoktäter noch ein unsicheres Gefühl der Paranoia und Fassungslosigkeit breit machte, bestätigt es sich sodann in jenen Verfolgern, die aber ebenso nur entwertbare Spielbälle für die Übermacht sind.
In seiner unheilvollen und schonungslosen Gestaltung auf der Gegenwartsebene verlässt dem Zuschauer in jenen teils ausgesprochen-surrealen Entwicklungen das Gefühl der Sicherheit - recht eindringlich dadurch, wie man dem abfallenden, beunruhigenden Wandel an Peters seelischer Verfassung beiwohnt, der nicht nur eine fatalistische Zersetzung herbeisehnt, sondern auch eine ebenso mörderische, übernatürliche Kraft wie jene des von ihm Gejagten. Das hat schon fast was von Cronenberg, speziell 'SCANNERS'.
Ebenso an Cronenbergs 'RABID' erinnert die Vaginalöffnung der unerklärlichen Macht, die vorallem in den eher trivialeren Rückblicken von Alien-Entführungen vorkommt, welche einzelne Opfer Peter schildern. Das erinnert vollends an den dusseligen Charme eines 1950er B-Movies und schraubt die durchgeknallt-plakative Reißer-Schraube von Cohens Film in die Stratosphäre. Wie bezeichnend für diesen Regisseur, der ja weniger für Subtilität steht, denn mehr für handfestes, blutspritzendes Genre-Kino, gerne mit okkulten Elementen, wie 'DIE WIEGE DES SATANS', aber auch satirischen Ambitionen wie 'THE STUFF' sowie eskapistischem Blaxploitation-Krachern wie 'DER PATE VON HARLEM' (weshalb auch in diesem Film einige stilechte Pimps die Unterwelt bewandern).
Diese Versatzstücke mögen die Wirkung der aufgebauten Spannung anfangs unterminieren, bereiten den Zuschauer allerdings auch allmählich darauf vor, wie verballert und irrsinnig die letzte Konfrontation zwischen den vermeintlich Guten und Bösen von statten gehen wird. Cohen versteht es da, den Zuschauer zwar noch ordentlich zu fesseln, gibt sich ihm aber per du mit der Vermittlung des Umstandes begrenzter Mittel und der daraus resultierenden, bekloppteren Handlungsabzweigung.
Wie man nämlich unschwer nachvollziehen kann, drehte er aufgrund jener fehlender, finanzieller Mittel reichlich Material in den Straßen New Yorks ohne entsprechende Genehmigungen, benutzt fast ausschließlich eine Reportage-artige Handkamera, sowie einige genuine Laiendarsteller von der Straße und ordnet sich auch machtlos der störenden Umgebungsakustik unter, wie auch des Öfteren einem mitschauenden Straßenpublikum. Interessanterweise entsteht dadurch einerseits eine gewisse, dokumentarische Atmosphäre, die durch ominöse Schnitt- und Musikführung eine allwissende Chronologie der stetigen Paranoia suggeriert - andererseits aber auch gerade aus den Darstellern heraus eine Ahnung von Sich-Ertappt-Fühlen.
Bezeichnend dafür sei die beschwörende, nächtliche Szene genannt, in der Peter vor einer neon-beleuchteten Kirche niederkniet, nachdem er von einer grundlos wilden Frau mit dem Messer angestochen wurde. Nur beiläufig, aber wirksam bemerkt man dabei einen Kreis an Zuschauern, der sich um ihn bildet - ein nicht zu umgehender Umstand gezwungenermaßen spontaner Dreharbeiten, aber auch ein auffallender Ausdruck der anschwellenden Verfolgungsangst unseres Detektivs, der allmählich mehr über seine außergewöhnlichen, inneren Kräfte herausfindet, als ihm lieb ist.
Von daher ist es einigermaßen schade, dass Cohen diese psychologischen Stärken aufgrund von schlicht umgesetzten Schauwerten etwas unterbuttert - dem spannenden Grundtenor des teils unfassbar naiven, aber auch geschickt-hypnotisch mit den Urängsten jonglierenden Films tut das allerdings keinen Abbruch. New-York-Filme haben diese Furcht scheinbar nun mal von Natur aus in sich, allein schon aufgrund der unterwerfenden, klaustrophobisch-grandiosen Architektur.
Cohen zieht daraus ordentlich Kapital und addiert zum omnipräsenten Unterwelt-Anstrich auch noch unerklärliche Übernatürlichkeit hinzu. Die Erklärung mit den Aliens könnte hinsichtlich der manifestierten Paranoia letzten Endes auch nur eine verklärende Einbildung unseres Detektives sein, dafür spricht schon die überzeichnete Ausleuchtung und Verläufe jener Szenarien - das Gefühl der Unsicherheit wird man nun mal nimmer los. Schicke, kleine Haunted-City-Genreperle.
[...] Die Romantik eines wahren Abenteurers definiert sich eben durch sein Geschick ambitionierter und geradezu verschlingender Energie, egal ob nun im Vordringen zu gigantischen Schätzen oder auch der Erfüllung emotionaler Sehnsüchte (nicht, dass Lupin als unverbesserlicher Haudegen unbedingt bei Clarissa bleiben wird, aber immerhin befreit er sie von der inneren Unterdrückung) – und Miyazaki schätzt diese Reize als Gleichfalls-Abenteuerlicher durchwegs so sehr, dass er sie stets in der ausnahmslos kreativen und von Natur aus schwierigen Kunst der Animation umsetzte, der magischen Zündung unserer Fantasie willen. Deshalb ist die Qualität seines Lupins weiterhin ungebrochen, auch wenn er selber noch mehr für ihn vorsah, nicht satt werden konnte, eben wie der unaufhaltsame Held an sich, dem er hiermit einen äußerst genüsslichen und dringlichen Film widmete. [...]
Egal wie pionierhaft-formbrechend, psychologisch komplex, bizarr und ideenreich die eigentlich-reizvolle Ausgangslage von Resnais' Film über die verquere Entschlüsselung von Traumata in Zeit-&-Raum-fragmentierenden Gehirnsträngen abläuft: so potenziell schön und fantasievoll-atemberaubend wie das wirklich furios-fantastische Poster (ihr müsst schon zugeben: das Ding ist 1A! Bzw. hätte ich es gern in A1.) ist das Endergebnis leider nicht, in der Theorie zwar schließlich echt mehrwertig und clever - aber gleichfalls dann doch wieder zu klinisch und nüchtern. Ist nur mein Gefühl bei der ganzen Sache, andere können da bitte tiefer graben, bevor ich etwas sage, was der inneren Intelligenz des Films nicht gerecht wird. Zugänglichkeit darf man ruhig opfern, keine Frage, das steht dem Medium zu - aber dann kann man als Ersatz (auch abstrakt) mal starke, menschliche Gefühle vermitteln, wenn man schon so tief in die Zellen und Erinnerungen unseres unkonventionellen Protagonisten vordringt. Leider fehlt genau das ein Stück weit bei diesem immer etwas distanzierten Film mit seinem doch wirklich einladend-umschmeichelnden und andere-Erwartungen-aufbauenden Titel. Ich frage mich, wie der ebenfalls immer etwas experimentelle, aber emotional-fokussierte Claude Lelouch das gelöst hätte. Meine Prognose: he would've directed the fuck out of that poster!
Don't fuck with them Cajuns! In Walter Hills ironisch betitelten 'SOUTHERN COMFORT' wird eine Einsatz-Übung der Nationalgarde in den Sümpfen Louisianas blutiger Ernst, als sie den Einheimischen aus Spaß Feuer unterm Arsch machen wollen. Daraufhin geht alles schief, was schief gehen kann und gerade in jenem unbekannten Terrain auf heimatlichen Boden ist jeder beschwerliche Schritt durch die von grotesken Bäumen und Pflanzen verstrickte Gegend ein dreckiges Risiko. Aber das liegt ja auch an so einigen Hitzköpfen, die laut ihrem narzisstisch-abgebrühten Gehabe meinen, alles zu dürfen, Söldner-mäßig Krieg spielen und klauen zu können, mit lauten Platzpatronen. Solche Typen hat man ja immer dabei, ebenso die Übermäßig-Ehrenhaften, die unselbstständigen Regelbefolger, die Mental-Zerbrechlichen (in so einer Situation verständlicher Weise immer näher am Abgrund) und vorallem diejenigen, die eigentlich gar nicht dabei sein wollen.
Fürs Letztere nenne ich hier mal insbesondere Hardin (Powers Boothe), der schon in Texas mit einem Haufen Wichsern zurechtkommen musste und hierher versetzt wurde, und Spencer (Keith Carradine), der sein Missionsziel bei einer Gruppe bestellter Huren sieht - beide haben keinen Bock auf den ganzen verblendeten Bullshit und machen das Sinnigste aus ihrer Lage, ohne großes Wenn und Aber, aber abgeklärt und gewissenhaft, dennoch sicherlich keine Helden, als ob's darum geht. Regisseur Hill kann in diesem Ambiente auch keinen Pathos finden, aber auch keine rechte Hölle, da bleibt schon Ry Cooders Slide-Guitar-Score unaufgeregt-atmosphärisch, aber schroff und eigen; die Kamera-Arbeit Andrew Laszlos dringlich, aber nicht chaotisch. Ist nun mal auch amerikanische Kultur, durch die da gewatscht wird und wenn die zurückschlägt, macht sie es nicht ohne Grund, selbst wenn man in ihrem Namen handelt.
Das ist sowieso schon ein echt grausamer, aber bezeichnender Witz, dass die Nationalgarde mit der eigenen Bevölkerung nicht klar kommt - erst recht nicht, wenn all diese harten Typen auf einmal ohne ein autoritäres Oberhaupt auskommen müssen, sich wild und nervös in den Sumpf schleudern und immer tiefer in die Scheiße einsinken, weil keiner auch nur die blasseste Ahnung hat, durchdreht und verreckt. Auch wenn der heraufbeschworene Feind aus dem Innern da auf unfassbar-räudige, psychologische Kriegsführung und tödliche Fallen setzt, macht unser Trupp wortwörtlich schon sein eigenes Kreuz. Vieles wird ohne Perspektive diskutiert, in die Luft geballert, doch damit staut man sich immer fester in das ausweglose Dickicht ein - und kommt dann noch der Nebel hinzu, ist im moralischen Zwielicht jeder ein Gegner, ob nun mit falschen Kugeln oder blitzenden Messern.
Walter Hill, der geschulte Konflikt-Regisseur (siehe auch 'THE DRIVER' und 'NUR 48 STUNDEN'), holt da eine grimmige Spannung heraus, ohne ins Feuer steigen zu müssen, denn hier bringt schon das Ansenken die brachiale Zündung im Überlebenskampf der Uneinigen. Inmitten dieses kalten und nassen Labyrinth kann man ja auch nur stinksauer, weil dreckig, sein - und daher kommen nur diejenigen nach vorne durch, die richtig die Schnauze voll haben, keine bloßen Machos, sondern echte, LEBENDE Männer jenseits des unsinnigen, schnell-so-benannten 'Krieges' sein wollen. Und dennoch geht's in die vermeintliche Höhle des Löwen, jene tief verborgene und eigensinnige Cajun-Kultur, die an sich aber keineswegs feindlich daherkommt, da bleibt Hill schlau und kein reißerischer Naivling.
Nur die direkten, provozierten Verfolger drängen sodann auf den klaustrophobischen Showdown, ausgerechnet gegen diejenigen, die am Wenigsten damit zu tun haben wollten - bei denen ist folglich aber Verteidigung, nicht Rache das letzte Wort, denn voll verdreckt im geheimen Dschungel der sich gegenseitig attackierenden Heimat kann man nur stets scared-as-shit sein. Klar hat das alles eine nihilistische Note, aber zumindest bleibt man irgendwo fair, wenn auch auf einem extremen Level beider Seiten. Eins ist auf jeden Fall sicher: Training und Vorbereitung sind einen Dreck wert, wenn man glaubt, von Natur aus die Kontrolle haben zu können - denn Natur, auch die des Menschen, ist, wie man an dem Gesamtgefüge des Films und seines Settings sieht, unkontrollierbar.
[...] Im narrativen Sinne kann man natürlich auch hier nicht von echtem Suspense reden, dafür scheint an vielen Stellen zu sehr die gewollte und nicht verdiente Ernsthaftigkeit durch – bei einem Regisseur, der jeden einzelnen Moment für bare, monumentale Münze verkaufen will, in seinem Überschwang nur selten eine gelungene Pointe passieren lässt, keinen Stimmungswechsel harmonisch vorbereiten kann und so frustriert mit seinen Charakteren ist, dass er sie jetzt beinahe alle zu uninvolvierenden Dreckskerlen umfunktioniert. Aber das gehört einfach zum perfiden Gesamtkonzept des Films und da muss man Bay seinen Mut schon lassen, die Menschlichkeit nun wie ein Besessener vollkommen hinter sich zu lassen, den Zynismus seiner Blockbuster-Clique kompromisslos offen zu legen und letztendlich nur noch im Sinne seiner exzessiven, kindlichen BANG-BOOM-BANG-Bewegungskunst wahre Begeisterung zu zeigen. Es ist noch immer eine Provokation und nur bedingt weniger blödelig (weil nun forciert-düster) als der Vorgänger, aber Bay scheint sich endgültig mit seiner Ignoranz für Menschlichkeit abgefunden zu haben [...]
[...] Aber bei dieser knalligen Verwirrung der Sinne fragt man sich schon, warum man so lange darauf warten beziehungsweise warum es sich dafür als narrativ-gesteuerter Film ausgeben muss. Bay will ganz klar Frustration und Hass aufbauen, auch wenn er meint, diese Streifen nur für die Unterhaltung der Kids machen zu wollen. Ob die was davon mitnehmen können, dass ihr Held Optimus Prime zum Schluss übertough zurückkommt, Fallen das Gesicht abreißt und seine Faust von hinten durch den Brustkorb schießt? Ich möchte es ein bisschen bezweifeln, auch wenn’s klasse aussieht. Aber da ist Bay wiederum einfach nicht konsequent genug in seinem Hang zur cineastischen Brutalität, muss diese in der ersten Hälfte stattdessen mit einem dödelig-ankotzenden Humor forcieren, welcher der Lustlosigkeit des Gesamteindrucks die Dornenkrone der Dämlichkeit aufsetzt. [...]
(GESICHTET IM METROPOLIS KINO HAMBURG VON 35MM IM RAHMEN DES 'BIZARRE CINEMAS')
Wer auch immer die Aufgabe erteilt bekommt, diesen Film ausführlich zu besprechen, der ist nicht zu beneiden. Und auch ich muss zugeben, dass es alleine schon ein vergebliches Unterfangen wäre, überhaupt auf die Handlung einzugehen, so wirr wie sie letzten Endes zusammenstückelt wurde. Stattdessen macht es eher Sinn, auf die unwiderstehlich unterhaltsamen Aspekte dieses amatuerhaften, wilden Kloppers einzugehen.
Zunächst mal die Kampfszenen: diese finden so schnarchig choreographiert und dennoch übertrieben-brachial statt, dass man eher glaubt, den Proben beizuwohnen, anstatt ein wirklich sicher ausgeführtes Faustgemenge zu betrachten. Der Schnitt tut dem auch keinen Gefallen, offenbart nicht nur vergeigte Manöver, sondern schert sich einen Dreck darum, tatsächliche Kohärenz auszudrücken. Menschen tauchen aus dem Nichts auf, um Genre-gerechte Schauwerte zu forcieren, überspitzen sich derartig in ihrem Dilettantismus der Charakterzeichnung, welcher durch die deutsche Hammer-Synchro in vollends plakative Lächerlichkeit verfallen dürfte.
Keinerlei Szene kann durch zielstrebige Handlungsrelevanz überzeugen (erst recht nicht die grundlose Sexszene), schmeißt stattdessen rasend viele Zutaten an- und ineinander, dass einem der Schädel wegfliegt - zudem hat man durchaus Glück, wenn eine Szene überhaupt eine einigermaßen schlüssige Auflösung bekommt, Überleitungen zu nachfolgenden Momenten finden erst gar nicht statt (z.B. rettet unser 'Bruce' Alice, die Tochter vom berühmten Wissenschaftler Ting und optisch eine asiatische Variante von Sigourney Weaver, im nahen Osten und befindet sich daraufhin mit ihr in einer romantischen Montage wieder, in welcher man sich sogar, warum auch immer, austauschbaren Strandfotos bedient).
Unterstrichen wird diese ausufernde Manie der narrativen Verwirrung mithilfe eines Soundtracks, der dank geklauten Stücken von EMERSON, LAKE & PALMER, KRAFTWERK, TANGERINE DREAM und offenbar auch LALO SCHIFRIN permanent psychedelische Grooves vom Affen gebissen in den Äther jagt. Bezeichnenderweise geschehen sodann auf der visuellen Ebene so viele artistische und physikalische Unmöglichkeiten am Rande des Nervenzusammenbruchs, dass man sich durchaus in einem Märchenfilm wiederfindet - wo unlogische Taten an der Tagesordnung sind und den Kopf schütteln lassen, was man aber auch gleichsam mit hysterischem Gelächter quittiert.
Der Mammutanteil an durchgeknallten Einfällen des cineastischen Unvermögens schießt nämlich wie auch die übermäßig-kräftigen, doch ebenso behämmerten Figuren mit durchgehender Faust-Macht in die Sandgrube des Versagens und lässt kaum Zeit zum Durchatmen übrig, erst recht sobald einige Kindergeburtstags-Verkleidungen gewisse Herren als 'Supermänner' ausgeben sollen, wie einen auch schon die Kato-Aufmachung mit einmaligem Einsatz an frühere Bruce-Lee-Abenteuer zu erinnern gedenkt, jedoch gleichsam im wahllosen Wust der herrlich-banalen Schwachsinnigkeiten dieses planlosen Unterhaltungsfilms zerfällt.
Weiter auszuholen macht da keinen Sinn, für eine umfassende Wiedergabe aller haltloser Ereignisse eignet sich der verballerte Streifen ja ohnehin kein Stück - viel mehr bleibt von mir der Appell an euch liebe Leser, diesen Film so schnell es geht ausfindig zu machen. So einen fantastischen, sympathischen Quatsch hat man nämlich selten erlebt.
Hier auf moviepilot fehlt sein Film 'PERVERSE SEXSPIELE' von 1977.
So, nehmt jetzt mal die Kinder weg vom Computer, es wird mal wieder ein bisschen über einen echten Porno parliert. Laut Vorspann kommt er Regie-technisch von niemand Geringerem als Mike Hunter selbst, aber imdb listet Jean-Claude Roy an der Leitung, was ich angesichts der komplett französischen Aussenfassung des Films am ehesten glauben mag. Wie dem auch sei, haben wir hier einen schön geradlinigen Sex-Streifen an der Hand, der zwar in seiner Variation der Akte recht brav gestaltet wurde, aber nichtsdestotrotz die Sinne beflügelt und zudem noch versucht, den ein oder anderen, richtig platten Gag zu erzählen. Fangen wir mit dem schick-unaufgeregten Handlungsstrang an, der zwei fesche Girls, France (Barbara Moose) und Anita (Carole Gire?), im dichten französischen Wald auf dem Weg per Anhalter zur Pension des Voyageurs einführt.
Aufgelesen werden sie dabei vom Familienvater Roger, der jedoch anfangs nicht so gut damit umgehen kann, wie die Mädels ihm völlig ungeniert danken wollen - und schon kommt der trottelige 'Gendarm von St. Tropez' (Roger Trapp), wie er sich selbst nennt, ins Spiel, der eine Geschwindigkeits-Übertretung feststellt, aber fälschlicherweise glaubt, dass sie die Töchter Rogers wären und zudem dadurch beschwichtigt wird, dass das Trio nur 'seinen' Wald besuchen möchte. Da sagt er nicht nein, gibt sogar Tipps, wo sie einbiegen sollen und sucht nach der Verkehrskontrolle erstmal leicht verballert nach einem vermeintlichen Kleeblatt - während die Drei sich köstlich im Gras vergnügen. Hier fiel mir aber schon im Dialog (dank der guten Berliner Synchro) etwas auf, was im starken Kontrast zum optischen Chic der ganzen Sache steht: offenbar stoßen alle irgendwie zu hart rein, fragen sodann den Partner, ob's weh tut, was dieser wiederum freudig bejaht. Kommt ein paar Mal vor sowie ein anderer, 'harter' Punkt, den ich später noch ansprechen möchte.
Jedenfalls erscheint der Gendarm nochmals gesetztes(ver)hütend und ist völlig außer sich, befiehlt dem Gespann, sich wieder anzuziehen und zu verschwinden - schön upgespeeded übrigens, wie auch sein honkiges Klimbim-Theme, das hier an die knapp 50-mal im Film Verwendung findet, der (übrigens lispelnde) Flic bleibt schließlich nicht der einzige Heini-Faktor. Jedenfalls kommen unsere Girls irgendwann doch noch in der Pension an, die sie, wie sich herausstellt, geerbt haben. Der Laden läuft nicht mehr unbedingt so gut wie einst, aber das hält die Belegschaft und die wenig verbliebenen Gäste natürlich nicht vom ewigen Beischlaf ab. Insbesondere der Koch Pierre (Alban Ceray) ist dauersteif und behält auch so gut wie immer seine Mütze im Liebesspiel mit dem Hausmädchen auf - welches durchaus willig spielt, aber einerseits äußerst plastische Brüste verabreicht bekommen hat und andererseits ziemlich ungünstig um die Füße herum gefilmt wurde, wobei man schon recht eindeutig erkennt, was sie mit ihrer Gage angestellt hat. Hätte man vermeiden können, sie so zu offenbaren, im Grunde verleiht das dem Film noch eine Extra-Schicht Tragik, die er aber überhaupt nicht nötig hätte. Vielleicht interpretiere ich da etwas zu viel hinein, gesund sieht es jedenfalls nicht aus.
Aber in jenen leicht mondänen, vorallem schön-schläfrigen Art-Deko-Kulissen wird einer pausenlosen Lust innerhalb wunder-weißer, breiter Betten gefrönt, die samtige Fleischigkeit zum puren Glück erheben, mehrere wohlgeformte Frauenkörper bei lauwarmer Ausleuchtung ineinander verzahnen und meistens sogar nur einen außerordentlich glücklichen Mann liebkosen lassen. Da bricht Pierre sogar kurz mal verschmitzt die vierte Wand und fragt den Zuschauer: 'Willst du mir nicht helfen?' - erwähnenswert sei dahingehend Manfred Lehmanns engagierter Synchron-Einsatz für diese Figur, der einen schelmischen Spaß bei Zeilen wie 'Jetzt wird gefiiii-ickt!' hervorbringen kann, als wäre er live dabei. Der Rest-Cast ist da auch leidenschaftlich bei der Sache, nur eben nicht so humorvoll wie er, gehört aber auch zur Rolle. Dennoch ist 'PERVERSE SEXSPIELE' fast ein purer Genussfilm in kaum extravaganter, stattdessen recht direkter Gestaltung (der sich zudem noch einmal einen Meta-Gag erlaubt, indem er einmal kurz die Musik abbricht, bevor Pierre nach einer kurzen Pause wieder sein Glied in eine Dame donnert) - und das obwohl die beiden nicht gerade sehr Geschäfts-erfahrenen Freundinnen vor einem Berg an Schulden stehen und wahrscheinlich den Laden irgendwann dicht machen müssen. Komischerweise gibt ihnen immer der Gendarm von vorhin die Updates zur Sachlage, als ob das sein Job wäre, Leute über ihre Schulden zu informieren (sowieso bemerkt er nie wirklich, dass Sex in der Pension an der Tagesordnung ist - da erwischt er Pierre einmal fast in flagranti in der Küche und hat ironischerweise Bock auf ne Wurst = echt witziger Kram).
Doch solange beglückt man mit einem einladenden Lächeln die Kundschaft an Liebespaaren, frisch Verheirateten, Verlobten und sexuell Frustrierten - meistens alle zusammen auf einmal. Nur der rothaarige Bote Michel (Jean-Louis Vattier, wie ein richtig spackiger Season-1-Walter-White ausschauend) geht meistens leer aus, darf zwar immer mal Hand anlegen, muss aber stets ausharren, weil Andere vor ihm noch dran sind. Fragt sich nur, ob der überhaupt was taugt, so oft er mit seinem Fahrrad auf die Schnauze landet und zudem noch nervös herumstottert (courtesy of Ronald Nitschke). Doch als die Belegschaft ihre große Abschieds-Orgie feiert, hält er es kaum noch aus, malt sich im Vorhof eine Frau und ein passendes Loch in den Boden und stößt so hart rein, dass Öl heraussprudelt! Die Pension ist offenbar gerettet, doch erstmal muss ein Paar untersuchender Experten den Ölgehalt überprüfen und per Protokoll minutiös festhalten (in einer abwegigen Sekunden-Einstellung hat auch der Gendarm sein Ohr am Boden und hört ebenfalls Öl - allerdings in seinem weit entfernten Wald).
Das heißt dann auch: Durststrecke in Sachen Bumsen! Herrje, wie soll man das nur aushalten? Pierre und das Zimmermädchen machen's wenigstens einmal draußen in der Allee vor der Tür (fast die einzige Straße im Film, die aber für mehrere Locations gelten soll), doch in der Pension herrscht tote Hose. France und (die ohnehin schon ziemlich apathisch/furchtsam/high-wirkende) Anita müssen sich im gemeinsamen Bett von gegenseitiger Fummelei abhalten, das Zimmermädchen versucht's mit Dildos für jede Öffnung (sowieso ein durchgehendes Thema: das Benutzen von Dildos und Strap-Ons im lesbischen Liebesspiel) und Pierre hat durchweg eine Latte, die er mit angehängten Gewichten unter Kontrolle zu bringen versucht, schließlich sogar mit dem Abschneiden kokettiert. Doch umsonst gesorgt, schließlich haben die beiden von der Öl-Kontrolle (u.a. mit der Stimme von Ulrich Gressieker) ebenfalls Sex miteinander und so stimmen alle im frohmütigen, gemeinsamen Lustgelage ein.
Hier kommt aber nochmals eine extreme Seite des Films auf der Audioebene zum Vorschein, die so nur wenig Sinn macht: alle faseln immerzu von Analverkehr, geradewegs von einer regelrechten 'Arschfick-Orgie', doch nicht einmal sieht man eine direkte oder gar angedeutete, derartige Aktion. Wie gesagt, da gibt die Synchro dem relativ harmlosen Hedonismus seines unschuldigen Ambientes eine Härte, die er gar nicht braucht und die auch von der konkreten Simplizität des Films ablenkt. Naja, wenn man schon mit dem allgemeinen Dirty Talk anfängt, kann man schon aufs Ganze gehen, denk ich mal. Doch Oh Schreck, das Öl ist gar nicht mal Öl und da kommt wieder der Gendarm vorbei und gibt Bescheid, dass die Schulden noch höher geworden sind. Jetzt ist es wohl endgültig aus...Aber Moment! France erlaubt Michel endlich den Beischlaf mit ihr und siehe da: er steht wie eine Eins, für Stunden lang - und so werden nochmal allesamt frohlockend von ihm und den Anderen beglückt.
Hat das was mit der Rettung der Pension zu tun? Nein. Aber offenbar ist das Schicksal von dieser Leistung dann doch so beeindruckt, dass die Eltern von France & Anita die Schulden begleichen und somit das Anwesen am Leben erhalten. Der Gendarm wird daraufhin zur Feier in ein dort abgehaltenes Theaterstück des Naturalismus eingeladen, welches aber eher aussieht wie faschistische Körperkunst und eigentlich nur davon ablenken soll, dass alle wieder mit einander rumbumsen. Warum sie ihn dann überhaupt eingeladen haben, versteh ich nicht ganz - aus bloßer Höflichkeit? Jedenfalls stolpert er beim Rausgehen im Vorhof auf eine echte Ölquelle und löst damit ein Erdbeben aus, das unser schamloses Ensemble zwar verwundert, aber keineswegs von der schönsten Nebensache abhält.
Und so enden die 'SEXSPIELE' auf einer äußerst optimistischen, wenn auch selbstgefälligen Note des endlosen Sexualrausch. Der Film ist schlichtweg naivste Wunschvorstellung einer idealisierten Rückzugs-Zentrale für die kuschelig-vorstoßende Lust zwischen Mann & Frau und Frau & Frau - und da liefert er fast durchweg sinnliche Endorphin-Signale in der Abbildung weicher Haut, dass man sich kaum sättigen kann. Als Ausgleich dafür stehen die weniger aufreizenden Humor-Versuche und auch die Durststrecke durch die Öl-Kontrolleure strapaziert den Drang auf Weiterführung der Fleischbeschau, aber das muss auch so. Der Film hängt uns an seine Nadel und schöpft uns letztendlich bis zur Besinnungslosigkeit aus, fast wie Michael Bay in den letzten Akten jedes Transformers-Films. Pornos können das nun mal - und wir kollaborieren gerne mit, denn es macht ja auch Spaß (brisante Erkenntnisse, ich weiß), hier zudem auch stark auf atmosphärisch-lieblichem Wege. Schon recht beglückende, schwungvoll-ekstatische Provence-Erotik.
6 von 10 Schwänzen
[...] (D)ieser Holiday ist eine genüssliche, naive Angelegenheit mit einigen schön hämisch-pointierten Gags, drolligen Darstellerleistungen und angenehmen jugoslawischen Kulissen im herrlich-antiquierten Agfacolor. Wer mit dem Style vertraut ist, kann sich dem Charme dieses luftig-belanglosen Liebesreigen ohnehin nicht entziehen, insbesondere dann, wenn Drehbuchautor Billian seinen clever-subversiven Erotik-Klamauk raushaut und Ernst Hofbauer ebenso exploitativ-kurzweilig die irren Verwicklungen und wahrscheinlich-froh-dass-sie-dabei-sein-und-gleichzeitig-Urlaub-machen-können Charakterdarsteller inkl. gewitzter Schlagerstaffel einfängt. Also, immer nur rein ins sommerliche Vergnügen!
[...] Letztendlich ist das aber auch nur meist schwelgerisch-eierkraulender Mythos-Chic per Oral-History und sicherlich unvermeidlich, wenn man sich mit so einer Larger-than-Life Persönlichkeit befasst, die schamlos und vom Herzen aus den (auch ab und an mal selbstkritischen) furchtlosen Badass-Warrior-Spirit im neuen Hollywood etablierte und lebte - ein Hunter S. Thompson des Zelluloids. Aber es würde schon reichen, wenn er sich schlicht selbst erklärt, denn in jenen Segmenten davon, die man in diesem Film aufgearbeitet hat, erfährt man alles, was man wissen muss. Als interessierter Zuschauer sollte man es schon hinkriegen, die Selbstdarstellung Milius' angemessen reflektieren und entschlüsseln zu können, erst recht, da er sich entgegen allgemeiner Meinung sogar echt bescheiden ausdrückt - zwar immer mit ner dicken Zigarre in petto, aber damit kann man schon umgehen. [...]
Wohl eher Crimson TIGHT, jo! Hackman flucht, Zimmer hämmert Chöre & Streicher at maximum, Denzel erkennt nur Kirby's Silver-Surfer an (eine Kostprobe vom Tarantino-Script-Doctoring) und weiß, welche Pferde aus Portugal kommen = basic, awesome storytelling. Ach ja, Tony Scott holt als Style-Captain seine klassischsten Blockbuster-Thrills am Rande des dritten Weltkriegs und inmitten des Mikrokosmos eines antagonistischen U-Boot-Kessels raus - kann man nicht viel falsch machen. Bestes Simpson/Bruckheimer-Kino, weniger Action-chaotisierend, denn Charakter-Torpedo-angetrieben. High-Concept, aber nicht mal ansatzweise so dumm wie normal im Machtkampf der Kriegskunst-Ideologien (den kleinen Köter am Bord mal ausgeschlossen). In den 90's war das noch der Standard - können wir wieder mehr von gebrauchen.
[...] (E)ine durchschnittlich kurzweilige und semi-anarchische Nackedei-Belanglosigkeit unter dem Deckmantel der sozialen Aufklärung, wenn auch ziemlich bedenklich-schamlos in der exploitativen Sexualisierung von immer jüngerem Frischfleisch (die Darsteller/innen waren aber sicherlich alle über 18, hoffentlich). Schlimmer wirkt aber die kaum fokussierte Themenverfolgung (nicht einmal sieht man eine Schule) sowie einige echt lumpige Schnellschuss-Gestaltungen, wer mit dem Genre aber vertraut ist, weiß: es geht noch weit schlimmer...und dann auch meist noch ohne Zeichentrick-Wirrheiten. Geht also noch ganz okay.
[...] Regisseur Naruse stellt da direkt eine soziale Problematik zum Hinterfragen dar, bleibt aber objektiv und ideologisch offen in der Erfassung des zwar tristen, aber geradezu neorealistisch-unaufgeregten, durchweg menschlichen Umfelds. Empathie ist beim Zuschauer dadurch zwar gegeben, wird aber nicht erst durch einen strikten Zeigefinger dorthin geleitet – was aber auch gleichzeitig zur Folge hat, dass das Mitfühlen hier eher einen observierend-lehrsamen, denn cineastisch-erschütternden Charakter erhält und leider auch so einige Längen und Wiederholungen in der Figuren-Etablierung heraufbeschwört. Da verhält sich der Film aber auch bezeichnenderweise so unentschlossen wie seine Protagonistin und verspricht über die Laufzeit hinaus, mit seinem Portrait der unterworfenen und sich vielleicht auch selbst unterwerfenden Frau, am Ball beziehungsweise im Kopf des Zuschauers zu bleiben.
[...] Der Gesamteindruck zum Film bietet leider nichts Unglaublich-Eigenständiges oder gar Spektakuläres, da hemmt er sich selbst irgendwie in seiner offensichtlichen Schnellschuss-Mentalität und schlägt selbst für die Zeit allzu bekannte Wege ein, die zudem noch mit einigen arg flach fallenden Gags ausgestattet sind (z.B. das Doppelpack an langen Steadycam-Einstellungen, in welcher einer der Charaktere ungläubige bzw. sarkastische Entrüstungen von sich gibt). Darüber hinaus kann man aber durchaus seinen Spaß mit den knuffigen Nebensächlichkeiten und Einzelereignissen haben (hab ich schon erwähnt, dass Pete Postlethwaite hier ein paar Mal mit Hauer rumzankt?) und sowieso hält sich 'SPLIT SECOND' seinem Titel entsprechend mit knapp 87 Minuten Laufzeit angenehm kurz und knackig, klischeehaft, aber nett juckig und ballerfreudig. Schmierige Genre-Kolportage für die schnelle Mark, mit Hauer-Garantie, kann ich empfehlen.
Bevor im Oktober von SCREAM FACTORY endlich der langerwartete Directors Cut dieses exzentrischen Superbiestes erscheint, dachte ich mir, dass man dafür vielleicht mal vorher die weitgehend geächtete Kinofassung ansehen sollte, ehe man erkennen kann, warum jenes Clive-Barker-Werk so beliebt in der Szene ist und ein derartiges Release berechtigt. Sowieso bin ich ein Sucker für missglückte/verstümmelte Ultrakunst. Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht, warum es mich nie wirklich angesprochen hat, aber umso besser, wenn man ein derartiges Juwel aus den 90ern nachholt, das selbst in der Art, wie es letztendlich vermarktet wurde, wohl kaum noch mehr möglich ist. Ein ambitioniertes und ansteigend-explosives Major-Studio-R-Rated-Fantasyhorror-Abenteuer mit einer detailliert ausgearbeiteten Mythologie, bizarren Masken und zudem krassen Körperspaltungen? Was war denn dahingehend der letzte Versuch? 'THE THING' (2011)?
Klar, in nur knapp 100 Minuten Laufzeit eingefasst kann sowas den Zuschauer sowieso schon richtig überwältigen, wenn man nur so ziemlich eine Ahnung davon erhält, was da für Kreaturen im Untergrund von Midian lauern und wie das alles zusammenhängt - hilft erst recht bei den in der ersten Hälfte zahlreich vorhandenen Scares, der steten Unsicherheit des durchweg bizarren Ambientes und dem (durch massive Studio-Schnitte) abstrakten Handlungsverlauf wegen (siehe auch Michael Manns 'THE KEEP'). Das ist aber auch natürlich das größte Problem am Film, so gehetzt und allgemein gehalten der Mark-Goldblatt-Cut verläuft, die einzelnen Motivationen und Regeln jener Realität nur anreißt, als hätte er ADHS. Da ist das Erzähltempo zusammen mit den einzelnen Pointen der jeweiligen Szenen so schlimm abstrahiert, dass man am Wegesrand zurückbleibt, aber immerhin so ziemlich ein "dynamisches" Best-Of der coolsten Elemente sehen kann.
Danny Elfmans Score hilft stilistisch am Meisten über die rücksichtslose Schnippelei hinweg, vermittelt mit seinem versierten Orchester so in etwa die epochale Größe, die in diesem Stoff und seinen fehlenden Bildern drin steckt. Aber auch sonst bleiben dem Herz des Genre-affinen Zuschauers noch reichlich grandiose Bilder, Masken, Effekte, leuchtende Augen (!!!), apokalyptische Sets, ausgefallene Designs (so in etwa 'NEON MANIACS' mal 100), ein richtig schleimig-kalter Villain in Form von David fucking Cronenberg, ein furioser Showdown auf dem Friedhof und massig politische Wurzeln - welche in der flashigen Kinofassung so plakativ aufsprießen, dass man sich natürlich ein bisschen mehr Nuanciertheit wünscht, um sie vollends glaubwürdig nachvollziehen zu können.
Wie eine Horror-Variante der X-MEN - oder wie Alejandro Jodorowsky es mal enthusiastisch ausgedrückt hat: "the first truly gay horror fantasy epic" - hütet sich hier die ausgestoßene Gemeinschaft der Monstren, mit ihren unterschiedlichen Fähigkeiten und Erscheinungen vor der Tyrannei der Oberwelt, ist zunächst skeptisch gegenüber 'faszinierten' Aussenseitern wie unserem Helden Aaron Boone (Craig Sheffer), nimmt ihn aber nach einem (in dieser Fassung nicht komplett kohärenten) tödlichen Verrat seines konspirativen Psychiaters/Slender Man Dr. Decker (Cronenberg) in ihren Kreis auf, hilft sich untereinander und unterstützt mit (auch außerordentlich erotischen) Kräften, ganz Quicksilver-mäßig, den Ausbruch gefangener Genossen. Hinzu kommen grausame Rückblicke auf ihre Holocaust-artige Verfolgung durch uns Menschen sowie die Weiterführung jener Ereignisse durch selbstsüchtige Redneck-Cops im Finale, ohnehin reichlich Davidsterne in der Set-Ausstattung, Doug Bradley als Moses-Verschnitt und Golem-artige Wächter, die aus der tiefsten Mythologie zur Hilfe gerufen werden.
Da spürt man schon ein dickes Stück Herz und erhält eine gute Vorstellung davon, welche Ausmaße Clive Barkers im Grunde recht humanistische Vision seines sehr eigenen 'STAR WARS' hier eigentlich angenommen hat - reichlich wilde Ideen, frivole Ekel-Anarchien und aufregender Action-Spaß sind ja ohnehin noch markig vorhanden. Doch so, entrissen von seiner liebevoll-aufgebauten Grundlage (tatsächlich kommen unsere eigentlichen Hauptprotagonisten - Aaron und seine Freundin Lori - sowie deren Liebe nur spärlich zu uns durch), ist die zumindest saubunte Kinofassung nur eine bittersüße Erfahrung. Umso mehr freut mich die baldige Wiederveröffentlichung mit knapp 50 Minuten mehr Material im Narrativ. Bis dahin kann ich aber dennoch jedem empfehlen, sich dieses wahrhaftig große Werk auch in seiner gerupften Fassung anzuschauen. Und sei nur wegen der starken Chills: CABAL blutet Charme!
Erstkontakt mit den Werken des Regisseurs Niklaus Schilling. Eine recht außergewöhnliche Angelegenheit stellt sein 'RHEINGOLD' dar, ein gleichzeitig fiebriges und unfassbar kaltes Melodram innerhalb einer Fahrt mit dem Trans-Europa-Express von Amsterdam bis Genf am Rhein entlang. Bereits zu Anfang besonders auffällig tritt die Atmosphäre zu Vorschein, mit besonderem Fokus auf die elektronischen Klangwellen, welche den nebligen Bildern der Reiseorte jener öffentlichen Verkehrsmittel, die schon seit den 1920ern im Einsatz sind, eine klinische Schaurigkeit und bedrohliche Aura verleihen. Es bahnt sich Unheilvolles an, wirkt auf jeden Fall mysteriöser, als man es von diesen alltäglichen Eindrücken gewohnt ist. Ebenso befremdlich kommt sodann auch das minimalistische Ensemble eines Beziehungs-Dreiecks hinein, das sich in dieser Zugfahrt seinem Schicksal ergeben wird: jeder spricht mit bewusst-entrückt gedämpfter, steifer (Synchron-)Stimme und Emotion, selbst wenn sich Liebe und Erotik ausdrücken wollen.
Elisabeth (Elke Haltaufderheide) betrügt hierin nämlich ihren Mann, den Abgeordneten Karl-Heinz Drossbach (Gunther Malzacher) mit einem Freund aus Kindheitstagen, Wolfgang (Rüdiger Kirchstein), der bei der Bahn als Kellner arbeitet. Obwohl sie Karl-Heinz erst bei der Destination Genf erwartet, steigt er zufällig schon vorher ein und erwischt die Beiden quasi in flagranti, wobei im Nachhinein niemand was sagt und größtenteils so tut, als wäre nichts geschehen. Die Situation eskaliert jedoch allmählich, wie das ansteigende Tempo des Zuges, brodelnd aus dem Innern heraus, als Karl-Heinz Elisabeth mit einem Brieföffner, den sie ihm zuvor geschenkt hat, absticht und flüchtet. Elisabeth überlebt den Angriff, verdeckt die tiefen Wunden aber vor Wolfgang und anderen Fahrgästen, setzt stattdessen ihr stetig zersetzendes Pokerface auf.
Was führt einen Menschen dazu, so abgebrüht und freiwillig das Sterben zu empfangen? Die Ehe schien jedenfalls nicht gerade die große Erfüllung gewesen zu sein, das erfahren wir in zahlreichen eintreffenden Rückblenden bei ihrer Tour in die letzte Haltestelle Tod. Karl-Heinz wirkte zwar durchaus genügsam in seiner Funktion als Gatte, jedoch mit starker Vorrangigkeit in Sachen Karriere (kurz zuvor kündigte er ihr noch die Annahme eines Postens in New York an). Darunter litten folgerichtig Liebe und Geist, so weit sogar, dass sie bei Begutachtung ihrer Wunde gar nicht mal wirklich blutet - offenbar geht ihr schlicht nur noch die letzte Luft aus, alles andere an Lebenswillen wurde von ihm schon längst abgesaugt. Viel tiefer fühlte sie sich jedenfalls dem ollen Wolfgang verbunden, mit dem sie schon von klein auf Sachen unternommen hat (inkl. symbolhaftem Zukunftsausblick, als sie einen Unfall mit Modellzügen nachstellen) und der bei ihr in der Gegenwart ein spannendes Gefühl von Leidenschaft entfachte, das Karl-Heinz kaum auszufüllen vermochte.
Mit diesen Faktoren im Sinn (und der Tatsache, dass er sie abgestochen hat), kann man also durchaus nachvollziehen, warum sie diesen Weg gewählt hat, sich der inneren Herrschaft Karl-Heinz mit dem entschlossenen Tode zu entziehen, auch wenn sie niemand sonst mehr haben kann. In dieser morbiden Form und massiven Präsenz im Gesamtfilm, bar jeder Ironie - mit recht-gängiger, aber schön sämiger 70er-Jahre-35mm-Optik in petto - ein krass konsequentes, fatalistisch-auswegloses Märtyrertum. Welches übrigens durchweg mit Bildern der seit Jahrhunderten stehenden und von den Wagons aus sichtbaren, berüchtigten Burgen und Tälern des Rheins unterstrichen wird, deren mythische Geschichten (u.a. von der ähnlich wie bei Elisabeth verlaufenen Sage der Loreley) ein älterer Fahrgast seiner Enkelin erzählt, während Elisabeth allmählich verwelkt. In diesem bitteren Vergleich von Vergangenheit und Gegenwart lässt Regisseur Schilling durchscheinen, dass Deutschland nicht von den Fehlern von einst gelernt hat bzw. sich in der Tragik der Historie ständig wiederholt und trotz oberflächlicher Glückseligkeit an bösartiger, geistiger Verrottung leidet.
Im Making-Of zum Film auf der OOP-DVD von E-M-S unterstreicht Schilling selbst diesen Eindruck damit, dass er zugibt, sich nicht nur mit der offiziell 'guten' Geschichte der Vergangenheit des deutsches Films, sprich schlicht den 20er Jahren, sondern auch mit den kontroversen Entwicklungen der 30er, 40er (vorallem 'ROMANZE IN MOLL', wie mir scheint) und 50er Jahre (denen die jungen Filmemacher der 70er fast nur Verachtung entgegenbrachten) beschäftigt zu haben. Konfrontative Vergangenheitsbewältigung (und der umgewandelte Einsatz der narrativen Stilmittel von einst sowieso) ist sein Ziel, nur so kann man die Zukunft wirklich weiterentwickeln, ist da die Ansage. Von der Schuld getrieben, löst sich dann auch Elisabeths Mörder Karl-Heinz kurzfristig von seinen erkalteten Gestus und folgt dem rasenden Zug per Taxi. Doch sein Entschluss kommt zu spät und halbherzig, wirft er doch einerseits die Mordwaffe bei der Fahrt aus dem Fenster, prügelt sich im Zug mit Wolfgang und zeigt kaum Verständnis für Elisabeths Lage, bittet sie lediglich, zu ihm zurückzukommen. Da stirbt sie lieber, als der Heuchelei des "neuen" deutschen Wohlstandes entgegen zu kommen.
Hier auf Moviepilot fehlt sein Kurzfilm 'HVORFOR FLYGTE FRA DET DU VED DU IKKE KAN FLYGTE FRA? FORDI DU ER EN KUJON' von 1970 (!).
Dieser Super-8-Kurzfilm mit ironischerweise sehr langem Titel (zu deutsch in etwa: Warum versuchen, von etwas zu entkommen, von dem man nicht entkommen kann? Weil du ein Feigling bist!) stellt ein irres Frühwerk von unserer liebsten Skandalnudel Lars von Trier dar. Mit knapp 14 Jahren präsentiert er uns ein abstraktes Horror-Abenteuer, in welchem ein Kind scheinbar von einem Lastwagen überfahren wird und von einem anderen Jungen/Freund aufgefunden wird, der sich sodann offenbar auf den Weg macht, Hilfe zu holen. Langsam aber mutiert sich seine scheinbare Suche in eine beängstigende Flucht vor dem Geist des angefahrenen, höchstwahrscheinlich sterbenden Kindes oder was weiß ich:
http://youtu.be/uvetpKV28iw
Ich mag dieses 8-minütige, psychotronische Kleinod. Es besitzt zwar eine größtenteils ziemlich desorientierende und primitive Bildsprache, kann aber mit einer Geradlinigkeit ins Ungewisse punkten, die schon einiges an existenzialistischer Fantasie bei jenem dänischen Jugendlichen an der Kamera beweist - auch wenn sich Von Trier hier durchaus als Genre-Freund behaupten will und ein paar groovige Tunes zu seiner schaurig-überblendeten Geistermumie bereithält, wie ich sie das letzte Mal in einem alten Kurzfilm meines Cousins, 'DER MAISMÖRDER' (ebenfalls ein Chase-Horror in natürlichen Gefilden), zu sehen bekam. Auf jeden Fall hat Von Triers dringliche Dynamik zum Gras und Wasser, welche seinen Protagonisten zerstreut und zu rasenden Extremen antreibt, gleichzeitig etwas Von-Grund-auf-Amateurhaftes wie auch Intensiv-Fühlbares. Sowieso fungiert diese Handheld-Optik als exemplarischer Vorreiter seiner Dogma-95-Ära, ebenso was das natürliche Licht betrifft, nicht aber den durchweg ersetzten Ton.
Toll ist aber schon, wie diese ganz simple, kindlich-lehrsame Geschichte von "Vorsicht im Verkehr" schlussendlich in furchtsamer Zurückgezogenheit und metaphysischer Verzerrung im Angesicht einer allmählich aufgeladenen Schuld des Verdrängens endet - da hat derjenige hinter der Kamera sichtlich Anarchie im Blut und, den eingesetzten Gebeten bei der urplötzlich von Kerzen umringten Wiedererweckung des "Leichnams" nach zu urteilen, auch eine gute Portion hämischen Sarkasmus. Macht auf jeden Fall Spaß zu gucken, so eine kleine Momentaufnahme vom Hobby-Filmen der umgebenden Landschaft als fieberhaftes Psychohorror-Szenario. Hat nicht jeder in seinen Anfangstagen als Regisseur so mühelos hingekriegt - da weiß ich, wovon ich spreche.
Plus Minus 5,75 von 10 Punkten
Beachtlich fällt hier sofort der filigrane und detaillierte Animationsstil ins Auge, der alle 24 Bilder/Sekunde des Zelluloids ausnutzt, sich im Intro anhand einer Stop-Motion-Sequenz vor uns als künstlerische Kreation von Menschenhand aufbaut und verschmitzt zuzwinkert - von der Optik her einigermaßen an Hans Albers Darstellung des beliebten Freiherrn/Baron orientiert ist. Sodann erleben wir unseren gewitzten Münchhausen, der zusammen mit seinem Pferd durch eine winterliche Landschaft reitet und dabei ganz freimütig (trotz außerordentlich naturalistischer Animation) die Gesetze der Physik außer Kraft setzt, so wie man es ja von ihm kennt.
An einem Punkt begibt er sich aufs Glatteis und fährt quasi Schlittschuh mit seinem Ross, kann dabei aber einem an der Eisdecke eingeschlagenen Loch zweier alter Eisfischer nicht ausweichen, von denen sich einer über dessen potenziell fatalen Unfall nur mockieren und zuschauen kann, wie Münchhausen mit seinem tierischen Gefährten im eiskalten Wasser versinkt. Warum helfen sie ihm eigentlich nicht? Ist ja auch egal, schließlich kann er sich ja an seinem eigenen Zopf selbst herausziehen! Bei diesem Anblick können sich die alten Käuze nur ungläubig-ängstlich selbst bekreuzigen.
Ab diesem Zeitpunkt fragte ich mich, wo dieses Zeichentrick-Märchen eigentlich spielen soll - die Frage wird nie wirklich beantwortet, aber eine gewisse Antwort liegt scheinbar nahe. Nun möchte ich nicht behaupten, dass hinter dieser abenteuerlichen, kurzen Komödie unbedingt eine tatsächliche, politische Absicht bestand. Aber wo der Film an sich ja aus dem dritten Reich stammt und zudem im Jahre 1944 veröffentlicht wurde - zu welchem Zeitpunkt der zweite Weltkrieg ja in seinen entscheidenden Phasen war - könnte man in dieser Münchhausen-Geschichte einen gewissen, aufmunternden Eskapismus im Angesicht der Niederlage von Stalingrad 1943 sehen.
Da wollte man dem Volk anhand dieses wunderschönen, aufwendigen Agfacolor-Zeichentrickkurzfilms im Nachhinein wohl doch noch Mut machen, sich nicht von dem tödlichen, berüchtigten Kriegsschnee der Ostfront einschüchtern zu lassen und dem unbarmherzigen Winter (der im Verlauf von 44/45 bekanntlich mit aller Härte einbrach) stattdessen mit einer gewissen Leichtherzigkeit entgegenzukommen, schließlich kriegt es Münchhausen ja auch hin (und sowieso musste die selbst-auffressende Zerstörungsmaschinerie des "totalen Krieges", der zu jener Zeit schon im vollen Gange war, weiterlaufen).
Von dieser Absicht zeugt sodann Münchhausens listig-lustiger Kampf mit dem finsteren Wolf, einem nicht nur bei den Nazis häufig gebrauchten Feindbild, welcher derartig verhungert und armselig-räudig an eingeschneit-verrotteten, menschlichen Skeletten nagt (unfassbar morbide), dass er sich auf die Jagd nach dem unschuldigen Münchhausen macht, aber schließlich von jenem auf irrwitzige Art & Weise ausgetrickst und unschädlich gemacht wird. Musste das ulkig-selbstsichere und clever-versierte Wesen des Münchhausen hier für deutsche Überlegenheit herhalten?
Sicherlich könnte man das dem Kurzfilm ankreiden und bei ihm die gängigen Gestaltungsmuster seiner Zeit negativ auslegen - als märchenhafter, absurd-komischer Unterhaltungsfilm beflügelt er dennoch die Fantasie und übt sich in abenteuerlichem und klamaukig-tricksendem Frohsinn, unabhängig von der Realität. Wie weit soll man denn eine theoretische, propagandistische Ebene wahrnehmen, wenn jener Protagonist ganz selbstverständlich des Nächtens im verschneiten Freien schläft, ohne sich zu erkälten; sodann frühmorgens, sobald der Schnee weggetaut ist, bemerkt, dass sein Pferd nun auf dem Dach einer Kirche festhängt, es deshalb mit 2 zielsicher gesetzten Pistolenschüssen herunterholt, küsst und beide daraufhin nochmals dem Zuschauer zuzwinkern?
Ich möchte es dem Film jedenfalls recht machen und lobe ihn für seine technische Finesse, seine faszinierende Kurzweiligkeit, seinen Humor und nicht zuletzt für seine beherzt-gestaltete (und bisweilen gruselige) Atmosphäre anhand seiner phantastischen Optiken und irrwitzigen Einfälle. Sicherlich dürfte sein Narrativ im zeitgeschichtlichen Kontext eine andere, subversivere Funktion für sein Zielpublikum eingenommen haben, als heute - daran sollte man aber diese im Grunde universelle, erfrischend-anarchische und beachtlich gestaltete Entertainment-Schau nicht messen.
Und weiter geht's mit dem finsteren Terror der Melissa-McCarthy-Ära, erneut in der aufdringlichen Rolle einer Dick-&-Doofen Pottsau, Zielscheibe plattester Fressmaschinen- und Versager-Gags, die in ihrer Blue-Collar-Heuchelei wieder mal einem homogenisierten Homer-Simpson-aktueller-Staffeln-Imitat gleichkommt - wo kann da noch unerwarteter Humor herkommen, wenn ihr Shtick immer austauschbarer wird? [...]
Das gipfelt dann in einer Ansprache Pearls bei der Independence-Day-Party ihrer lesbischen Freunde (ganz subtile Anspielung auf Unabhängigkeit, Feminismus und so, näh), in der sie Tammy als Loser beschimpft, der nichts im Leben auf die Reihe kriegt - woraufhin dann von Tammy sogar im verblendet-versöhnlichen Ton verlangt wird, dass sie ihr verzeiht und wirklich mal erwachsen werden sollte.
Man könnte fast meinen, man wäre in 'A SERIOUS MAN' gelandet, so sadistisch das Universum sich Tammy gegenüber verhält. Aber keine Sorge, das hier ist kein Coen-Bros.-Film, denn da unsere Hauptprotagonistin an sich schon nur abnervt und hohl dahinlebt, bleibt die dramaturgische Fallhöhe äußerst "bescheiden". [...]
Es ist schon ein Ereignis, wenn HK-Patchwork-Fachmann Godfrey Ho einen vollkommen eigenständigen Film auf die Beine stellt und in diesem Fall sogar ein gelungenes Grundgerüst in Sachen Drehbuch und Cast erhält, alles wie gehabt im Namen actionreichen Spaßes. Klar handelt sein Martial-Arts-Abenteuer vom erwarteten Kampf Gut gegen Böse, im Fokus steht dabei die leicht zerfaserte Pride-Familie um Spezialagentin Tracey (Cynthia Rothrock) und ihrer Reporter-Schwester Joyce (Donna Jason), die ihrem Vater bei der CIA, John (Leo Rocca), nie verzeihen konnte, dass er sie im Stich ließ, obwohl er nun versucht, wieder eine Verbindung zu ihr herzustellen.
Die angestrebte Vergebung des Vaters steht dabei im krassen Kontrast zur Gegenseite, in welcher dem coolen Bodyguard Jake Armstrong (Chuck Jeffreys) moralische Bedenken plagen, als sein schmieriger Bankmogul-Boss Jason Slade (John Miller) nicht nur eine Milliarde Dollar in die eigene Tasche steckt, damit einen nuklearen Sprengstoff von 250 Mio. $ erwirbt, um diesen wiederum für 3 Milliarden an die Araber zu verkaufen (!), sondern auch noch mordet - das kann er nicht mit seinem Gewissen vereinbaren und schließt sich deshalb, nach einigen faszinierten Annäherungsversuchen bei der knackigen Joyce, der guten Seite an (besucht zudem seinen alten Coach wieder, um seine ursprüngliche Menschlichkeit und Fähigkeiten vollends wieder zu erwecken).
Und wie gut die ist, bis in die kleinsten Nebenrollen! Joyce ist zum einen tough und selbstbewusst, wahrt stets ihre journalistische Integrität und verteidigt diese sogar mit krassen Kickbox-Saltos, wenn zornige Weiber ihr dafür Cola-Dosen an den Kopf werfen wollen. Sie beherrscht nämlich nicht nur das Mikrophon, sondern auch die Kampfkunst der Süd-Shaolin, die sie bei ihrem Sifu, der eher eine Vaterfigur für sie darstellt, von der Jugend an erlernt hat. Einer ihrer Mitschüler strengt sich aber noch bis heute an, ihr zu imponieren, ist aber durchweg ein charmant-zuvorkommender Chaot: Mickey, gespielt von Yip Yim Hing, seines Zeichens darstellerische Frohnatur mit drolligem Akzent und das-Offensichtliche-aussprechenden Monologen, der auch mal investigativ-unterstützend zum JVC-Camcorder greift und nervös Spaghetti kocht, um vielleicht doch noch bei seiner "Superlady" zu landen.
Auch Tracey hat einen Sidekick am Start: Dragon Lee, Superbulle aus Hongkong, verkörpert vom späteren Liu Kang in MORTAL KOMBAT, Robin Shou, der zwar auch eine fesche, kampflustige Type ist, aber insgesamt nur wenig beizutragen hat - außer natürlich massives Asskicking im finalen Showdown. Bis es dazu kommt, erleben wir aber in plakativer Methodik unseren Bösewichten Slade, einem herrlich-schäbigen, selbstgefälligen Bastard, der alleine schon damit protzt, wenn er seine Gegner beim Tennis niederschmettert, aber auch so im heimischen Garten mit tödlichen Moves und Klingen hantiert (vergleichsweise harmlos, aber elegant dagegen Joyce in ihrem Eigenheim, wenn sie bei offenem Fenster im Rücken Hanteln hebt oder clevere Tricks mit dem Bō übt).
Slade ist sogar so eine harte Nuss, dass er jenseits des Normalsterblichen einfach so ein Treffen mit Ex-Präsident Reagan absagen kann und Verrätern, denen er vorher gedroht hat, ihre Eier wie Grapefruits aufzuschälen, mit zwei symbolhaften Eisenkugeln bewirft. "Only death can retire Jason Slade!" ist da sein Lebensmotto. So liebenswert wie die Guten hier rüberkommen, so genüsslich-hassenswert wirkt sein Charakter - und das in einer angenehm-simplen Vermittlung, die dem durchweg-unkompliziert inszenierten Actioner seine involvierende Power verleiht und einen schicken Vorteil gegenüber heutiger, hektischer Kinoware beherbergt: Das Hauptaugenmerk, die Fight-Sequenzen, wird ein Stück spärlich, aber immer effektiv verteilt, in stetiger Progression zum Grande Finale. Gut unterstützt wird es dabei von den einzelnen Entwicklungen der Charaktere, deren sich der Film in seiner Aufmerksamkeit des Beziehungs-Dreieckes Joyce, Tracey und Jake abwechselnd einteilt.
Bei Joyce hat man letztendlich ein bisschen Potenzial verschenkt, die Begegnung mit dem verstoßenen Vater erhält zwar ihren genügsamen Konflikt, wird zum Schluss hin aber wie selbstverständlich aufgelöst, sobald man ihn schlicht vor Slade retten muss. Tracey und Jake dagegen rücken weit zentraler ins Blickfeld, bemühen sie sich doch am effektivsten um die finale Konfrontation mit dem Verbrechen und können mit netter Gewitztheit, aber umso entschlosseneren Top-Manövern zuschlagen. Deren Spielspaß ist sowieso eine Grundeigenschaft des Gesamteindrucks, den Godfrey Ho hier souverän, unter offensichtlich geringem Budget abliefert. Sicher, bei manchen seiner Auffassungen vom modernen Americana und seiner Unfähigkeit im Soundschnitt (Flugzeug-Ton mischt sich in die Aufnahme ein, wird beim Schnitt im selben Szenario roh abgewürgt) kann man sich schon frustriert am Kopf fassen, ebenso was das oftmals steife Einfangen der Dialoge betrifft.
Jedoch kann man nicht verleugnen, dass er ein gutes Auge für Dynamik in der Choreographie besitzt, jede einzelne Bewegung mit vollem Respekt einfängt und genauso aufmerksam die restlichen Faktoren des Films aufzeigt, auch wenn diese teils naiv und spekulativ erdacht sind. Er ist eben ein gewissenhafter Arbeiter - eine Eigenschaft, die er sich nach über einem Jahrzehnt mehr oder weniger geschickt eingearbeiteter, doch immer spaßiger Ninja-Subplots in aufgekauften "Abandoned Movies" erwirtschaftet hat und in diesem eigenständigen Werk nun jene unbedarften und doch Markt- und Publikums-orientierten Skills anwenden kann - zudem unter Mithilfe seines ausnahmslos engagierten und offensichtlich auch mit viel hilfreichem Input aufwartenden Casts (auch wenn einige Kleindarsteller, so stark sie es auch versuchen, nicht gerade überzeugende Präsenz ausstrahlen). Ohne Zweifel bleibts noch immer ein DTV-B-Movie, aber in dem Rahmen wenigstens ein außerordentlich unterhaltsamer und auch sympathischer Reißer.
[...] Der wie ein Gefängniswärter beaufsichtigende Lehrer Vernon (sauber besetzt mit dem Arschloch-Cop aus 'STIRB LANGSAM', Paul Gleason, R.I.P.) hat ja auch nur Augen für die kategorisierende Oberfläche, bleibt gnadenlos und verlangt von unseren wiedererkennbaren Schülertypen Essays darüber, für wen sie sich denn halten - etwas Anderes, als die Bestätigung der Rollenerwartungen dieser 'Versager', erwartet er sicher nicht (ihre Eltern drängen mental sogar darauf).
Mit dem Don't-Care-Störenfried John Bender (Judd Nelson) inmitten seiner Schutzbeauftragten hat er aber sodann einen Provokateur an der Hand, der auch die zunächst gereizte und natürlich auch konträre Aufmerksamkeit & Dialogbereitschaft der Mitgefangenen (u.a. Emilio Estevez, Molly Ringwald) auslöst. Die einzelnen Parteien können da anfangs auch nur mit ihrer oberflächlichen Auffassung des Anderen argumentieren, legen aber im Clinch mit den Vorurteilen des Gegenüber geheime, individuelle Seiten offen, um sich selbst als Person behaupten zu können. [...]
Hier auf moviepilot fehlt der Film 'VORTEX' von 1982 mit ihm in der Hauptrolle.
Gleich zu Anfang führt uns der Film anhand einer dunkelblauen Schleuse hinein in eine andere Zone, ab in die Nacht, in die Unterwelt - dort, wo die finstere Wurzel der Erde heranwächst, in deren engsten Adern das Schicksal der Menschheit entschieden wird. Noirig dröhnt in diesem sedierten Surrealismus auch das Saxophon, passend dazu entwickelt sich der brisant-pulpige Plot vom Mord am Kongressabgeordneten White, der daran glauben musste, damit dem Howard-Hughes-ähnlichen, zurückgezogenen Frederick Fields keinerlei Komplikationen für sein Satelliten-Verteidigungssystem BFW im Weg stehen. Die Gegenseite findet natürlich keinen Gefallen daran und engagiert zur Beweissammlung des von ihm beauftragten Attentats die Goth-Privatdetektivin Angel (Musik- und Szenenpersönlichkeit Lydia Lunch), welche zu diesem Zwecke auch eine fingierte Beziehung mit Fields' Handlanger Anthony Demmer (James Russo) eingeht, der, wie sich herausstellt, doch weit aktiver und rabiater im gewaltsamen Fortschritt des BFW involviert ist, als anfangs gedacht.
Die weiteren, einzelnen Verwicklungen der Handlung sind kaum von Belangen, trotz knackigen 85 Minuten Laufzeit setzt VORTEX bei seinem mehr als mickrigen Budget nämlich hauptsächlich auf gezielt-vermittelte und simpel-effektive Atmosphäre. Sein Ambiente lauert wie meist auch die Charaktere im Dunkeln, lässt in seinen sperrigen, langsam-aufklappenden Kulissen nur wenig milchiges Neon-Licht durch und bietet kaum Außenaufnahmen - und wenn, dann nur des Nächtens. Bloß eine Handvoll Menschen entscheidet die narrative Richtung, drückt sich entweder in hoffnungsloser Indifferenz oder furchteinflössender Sprachgewalt aus - anderes "Leben" ist nicht existent, Tiere sind entweder ausgestopft oder dafür da, um andere tote Tiere zu fressen (gilt für Demmers Haustier-Schlange, einer sadistischen Erweiterung seiner sexuellen Macht). Viel präsenter ist die Sehnsucht nach dem Ungreifbarem und Kaltem, nach Macht und alles-beherrschenden Lasern im Kosmos.
Paranoia und Klaustrophobie - so stellt man sich seit jeher das politische Klima in den 80ern vor und jener Film hier schöpft bereits 1982 seine ganze Kraft aus dieser omnipräsenten Mentalität, entwirft eine pessimistisch-ausweglose Aura, eine Dystopie ständiger und obsessiver Kontrolle, der man nur mit enthumanisierten Zynismus entgegenkommen kann. VORTEX nimmt dabei Frank Millers und Bill Sienkiewiczs Jahre später erschienenen Comic-Band 'ELEKTRA: ASSASSIN' vorweg, einem ebenfalls in entrückten Wirklichkeitsverzerrungen aufgezeichneten Wahnsinn militärischer Intrigen, politischer Perversionen und ungebändigter Gewalt. Miller und sein Illustrator übertreiben da bewusst in einer Panel-zersetzenden, schmierig-dampfenden Groteske, VORTEX hingegen verinnerlicht das korrumpierte Weltbild, reduziert es aufs Elegant-Wesentliche und besitzt dennoch einen gleichsam kaltschnäuzig-abgeklärten Tonfall (speziell Angel mit ihrem gloomy Voiceover besitzt schon diesen Hardboiled-Gestus späterer Miller-Hi-Lifes).
Die Intention ist da natürlich löblich, doch man muss sie ebenso mit einem guten Schuss New-Wave-Prätentiösität herunterschlucken, wie man es bei einer plakativ-kritischen Super-Indie-Underground-Produktion von Autorenfilmern namens Scott B und Bett B nun mal erwartet. Schlussendlich bringt diese Cyberpunk-Attitüde aber auch einen frischen Leichtsinn mit sich, der selbst die beklopptesten Ideen seines Konzepts enthusiastisch empfängt. Da fährt Demmer zum sehr abstrahierten Schluss einfach bei Konkurrenzfirma NAVCO INDUSTRIES vorbei und befiehlt zu Cabaret-Voltaire-affinen Ska-Beats explosive Laserstrahlen ins Firmengebäude (natürlich nur ein Modell mit schön kleinen Flammen in Zeitlupe) - woraufhin Angel ihn auf dem Dach eines Hochhauses stellt, von ihm überwältigt und vergewaltigt wird, aber sodann ein Rohr gegen seine Birne knallt, auf dass er in den blutigen Tod stürzt. Es ist eben alles noch immer eine krasse Horrorshow, voller bizarrer Bilder - und dafür bietet die Nacht, in all ihrer Brutalität und Furcht, noch immer potenziell-faszinierende Geilheit. Times are dark - have fun with it.
6,5 von 10 Punkten
[...] Geht Cassavetes da einen Kompromiss ein, wenn er nach all den rau-gehetzten Verfolgungsjagden, unangesagten Schusswechseln, schmierigen Goombas und nervösem Abhängen in der nihilistischen Hotellandschaft NYCs dann seine beiden sich-lieben-gelernten Gegenpole zum Ende hin in einer schwülstigen Zeitlupe am Friedhof wiedervereinigt? Es lässt bestimmt einen gewissen Biss vermissen, aber er schwelgt darin zur Abwechslung auch mal wieder in einem offenen Gefühl von Hoffnung herum - was er sicher gut gebrauchen konnte, auch wenn er es nicht zugeben wollte. Aber komm schon, Kumpel, wenn COLUMBIA PICTURES dem eigenen Talent schon Mut machen will, kann man's doch voll verstehen, wenn man sich dem nicht auf ewig verschließen kann.
Hat sich Alexandra Daddario mit dieser White-Trash-Gaudi für TRUE DETECTIVE qualifiziert? Sicher ist jedenfalls, dass Puristen und eisenharte Fans des Originals hier ihren Alptraum finden, denn nicht mal ansatzweise wird der atmosphärische Terror von Tobe Hoopers Erstling erreicht. Wer aber darüber hinaus Hoopers eigenes, schelmisches Sequel kennt und liebt, wird wahrscheinlich wenig Schwierigkeiten haben, die herrliche Dumm-/Vergnügtheit dieses 3D-Gimmick-Jahrmarkts zu akzeptieren.
Subtilität und auch der gefakete Grit der Platinum-Dunes-Remakes fliegen aus dem Fenster, machen Platz für buntes Slasher-Splatter-T&A-Einerlei aus dem Sensationen-Kochbuch, mal practical, mal unfassbar furchtbar-digital, stets mit der Gier nach Halloween-Ulk und Selbstjustiz-honkender Redneck-Siffigkeit im Auge. Wie die "Saw" noch immer "Family" in diesem chronologisch-paradoxen Vertreter der aus dem Ruder geratenen Reihe bleibt, sollte man aber auf jeden Fall gesehen haben, um es zu glauben - urkomisch! Die Verfehlung thematischer Kontinuität kann man da eigentlich nicht bemängeln, höchstens die Gore-geile und ideologisch eigentlich recht-schäbige Plakativität der Produktion an sich.
Der unbedarfte Camp-Faktor überwiegt dann doch letzten Endes, wie auch das Können effektiver Jumpscares, direkt aus der besten Geisterbahn. Ohnehin wirkt es schon erfrischend, wie Regisseur John Luessenhop in dem totgekauten, um Innovationen buhlenden und darin nur selten aufgehenden Genre ganz simple, gemütliche Set-Ups durchackert und dabei nicht mal in die Fallen nervigen Teenie-Humors tritt, stattdessen Erwartungen erfüllt, immer ein bisschen umrührt, im Tempo & Spielspaß sogar recht frisch bleibt.
Und wie siehts mit Leatherface aus? Der macht wie gehabt sein Ding, wirkt inzwischen noch drolliger, so selbstverständlich manisch er die Kettensäge in die Linse rattert und durch die Wälder hoppelt. Macht Spaß, diese blödelige Rückkehr in die verkappte Texas-Karikatur, dürfte in Fan-Kreisen aber mindestens so unbeliebt sein wie Argentos MOTHER OF TEARS. Ich verstehe auch warum - aber unabhängig von der unantastbaren Klasse des filmischen Urgesteins (eigentlich gut, dass niemand eine Entsprechung daran versucht - man könnte eh nur verlieren) macht die 3D-Säge im eigenen Rahmen nichts wirklich falsch.