Der Witte - Kommentare
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Alle Kommentare von Der Witte
Hier auf moviepilot ist sein neuer Film "STILLE IM TRAUMLAND" gelistet, was ich in diesem Fall nicht mal so übel nehme, da er nicht mal auf imdb eingetragen ist. Nichtsdestotrotz hab ich den auf dem Filmfest Hamburg sehen dürfen und möchte da gerne auf meine Kritik bei CEREALITY.NET verlinken, hier ein kleiner Auszug:
[...] In seiner Grundlage der Stille lässt er nur andeuten, bleibt universell nachvollziehbar und allein vom strengen Konzept her ereignisarm, wenn auch in seiner gemäßigten Näherung liebend-fühlbar. So ernüchternd er darstellt, kann er aber keine allzu tragische Dramaturgie verfolgen, nur eben diesen inzwischen vielleicht nicht mehr so bitteren Schlusspunkt, den man erwarten muss, welcher jedoch wenigstens in der letzten Gnade des Traumlands endet. Diese schlussendlich geisterhafte Hoffnung darf man den Sterbenden schon überlassen – auch wegen der Liebe, die sie durchwegs in sich bewiesen haben und trotz ihres Verlustes bescheiden-abgeschottet dem Ende entgegen gingen. [...]
Komplett zu lesen gibt's das unter: http://www.cereality.net/kritik/stille-im-traumland-102219
Viel Spaß beim Lesen und hoffentlich gibt's den irgendwann auch mal regulär zu sehen^^
'MARY IS HAPPY, MARY IS HAPPY' von ihm ist hier noch nicht gelistet, aber im Rahmen des Filmfest Hamburgs durfte ich ihn schon mal sehen. Obwohl letzteres nur im abstrakten Sinne stimmt, denn auch wenn ich gut ausgeschlafen war, hat es der Film als einer der wenigen Kinovorstellungen in meinem Leben überhaupt geschafft, mich zum Einschlafen zu bringen. Daher will ich mir keine komplette Beurteilung erlauben, möchte aber trotzdem ein paar Gründe angeben, warum man auf diesen Film nicht anders reagieren kann. Zum einen fängt das schon mal mit dem Grundkonzept an, bei welchem aus über 400 Tweets einer gewissen 'Mary Mallory' eine Geschichte von zwei ulkigen thailändischen Schülerinnen gesponnen wird.
Nun ist die Idee an sich ja reizvoll und viele gezeigte Elemente könnten theoretisch ein drolliges Ganzes ergeben, aber man muss sich das mal so vorstellen, dass jeder einzelne Tweet auf der Leinwand zentral erscheint, meist auch als eigene Texttafel hineingeschnitten - und das in einem Abstand von meist nur wenigen Sekunden/später Minuten. Dass diese Tweets voller belangloser Bullshit-Philosophien und Alltags-Beschreibungen sind, ist ja zu erwarten, aber dass sich der Film ADHS-mäßig an wahllose Szenarien klammert, nur um diese Grundlagen abstrakt mit einzubinden, geht schon gehörig auf den Wecker und beschwört zudem reichlich unwitzigen Random-Humor herauf, der den minimal etablierten Charakteren jede realistische Nachvollziehbarkeit entsagt.
Daraus entwickelt sich schnell frustrierende Anstrengung und ehe man sich versieht, zieht eine Ziellosigkeit am Horizont herauf, die ewig gleichausschauende Einfälle abfertigt und zudem allmählich Coming-of-Age-Tendenzen vor den urig-vertonten und planlos-geschnittenen Karren zieht, die eh niemanden interessieren. Der angeschlagene, unbedarfte Humor wird zwar beibehalten, doch nach der anfänglichen Nervigkeit setzt irgendwann nur noch berechenbare Langeweile ein, bis dann ab einem gewissen Punkt nur noch entmutigende und berechenbare Empathie mit Mary und ihren Unternehmungen versucht wird.
Da nickt man leider ganz schnell weg, weil der Film es eh von Anfang an seinem Konzept geschuldet verkackt hat, irgendeine Sympathie oder Identifikation aufzubauen und mit seiner prätentiösen Eigensinnigkeit jedwede Motivation für Verständnis im Keim erstickt. Und dennoch, selbst wenn man einschläft, kommt es einem so vor, als ob der Film niemals aufhört, so oft er dann doch noch einen weiteren Monat im stetigen surrealen Downer-Leben Marys hinterher zieht und sogar weit länger wirkt als "WINTERSCHLAF", bei gerade mal 127 Minuten! War keine allzu spaßige Erfahrung.
Potenziell 2 von 10 Punkten
[...] Eine Emotionalisierung bleibt außen vor, ebenso eine direkte Verquickung oder Pointierung des Konflikts auf das Wesentliche – was wiederum eine konsequente, bitterböse Zurschaustellung übersättigt-trister Selbstgefälligkeit und Asozialität unter dem Deckmantel des ausgelassenen Reichtums ermöglicht.
Diese Konstellation beschwört letztendlich leider wenig Hoffnung herauf, speziell darin, wie der Fall ausgeht, doch ebenso reichlich ungehaltene Schauspielkraft im zersetzenden Gefüge einer Beziehung, die sich stets in der Selbstlüge duldete und nun das hässliche Ergebnis dessen verarbeiten muss. [...]
[...] Letztendlich werden sich doch beide klar über ihren inneren Status, auch zueinander. Ob die Einigung ausgesprochen wird, scheint nicht absehbar, die Aufteilung wird schlicht optisch unüberwindbar und mündet in einen ewigen weißen Schlusspunkt ein, der die Zelle der Ehe zwar noch mit ursprünglicher Seelenverwandtschaft, aber auch generationsübergreifender Verzweiflung gründet. Wo geht man ab hier weiter, lässt man dem Gegenüber seinen Raum oder verschließt sich jeder dem anderen? [...]
[...] Das perplexe Alter Ego trifft da zunächst der Schock, dieses lässt sich jedoch im Folgenden dazu überreden, als Komplize mitzuwirken, auf dass man sich einige unliebsame Aufgaben des echten Arbeitens abnehmen und im Gegenzug bei Selbstwerterhöhungen und vor allem Frauengeschichten nachgeholfen werden kann. Aber wie so oft in solchen zweifelhaften Abmachungen folgt auf die Versprechung meist die Ausnutzung, sprich der langsame Verrat. Und so erlebt der Unschuldigere von den Beiden die allmähliche Zerstörung seiner Existenz – in einer Welt, die sich vollends gegen ihn verschworen hat und, am allerschlimmsten, die Liebe entsagt, dem Anderen aber im Übermaß schenkt. [...]
Endlich macht mal einer den Bullshit! In den 90ern konnte man sich das nur als Independence Day Rip-Off vorstellen, jetzt immerhin als Transformers-Rip-Off, möglicherweise mit einem mythischen "Meisterblock". Kann nur grenzwertig werden, ich bin bereit.
Tim & Eric strike again!^^
Den Film "Der Biber" hab ich nicht gesehen, aber weil ich es kann und es derweil keine andere Möglichkeit gibt, hier darauf aufmerksam zu machen, möchte ich ganz herzlich den Film 'BEAVERLAND' empfehlen, den ich auf dem Filmfest Hamburg sehen durfte. Hierzu ein Link zur Kritik (http://www.cereality.net/dokumentation/beaverland-092188) und mal ein kleiner Auszug, viel Spaß beim Lesen:
[...] Da hebt er sich schon am Anfang von allem ab, was man so aus dem Genre erwarten würde und blickt aus dem Kosmos heraus auf die Chronologie des Bibers, wie er nach Chile kam und warum sich ein bestimmtes Pärchen, Derek und Giorgia, dazu entschlossen hat, ihn in seiner Population einzudämmen, sprich zu exterminieren. Je näher wir dann in jenes Gebiet Südamerikas eindringen, erleben wir zu psychedelischen Tönen eine mysteriöse abgehalftert-bewölkte Landschaft, die wirklich einem fremden Planeten ähnlich sieht und genauso wie außerirdische Besucher begutachten wir fortan das drollige Gespann der Biberjäger bei ihrer gewissenhaften Arbeit. [...]
8,5 von 10 Punkten
[...] Dieses bewusst düstere und dennoch formelhafte Setting kündigt in sich gewissermaßen wohl ein Gritty reboot des Disney-Hundefilms an, so möglichst realitätsgetreu und dennoch dem eskapistisch-rührseligen Grundgedanken der eigentlich kindlichen Ausgangslage gegenüberstehend. Was dabei als herzliches Drama entzweiter Freundschaft anfing, gerät in die blutige und fluchende, jedenfalls plakativ-dargestellte Unterwelt und scheint sogar trotz eventueller Flucht im dämonisierten und als KZ-Allegorie stehendem Hundeheim zu enden. Doch genau dann legt der Film seinen Schalter um, gibt sich seinen klischeehaften Ansätzen und konstruierten Zufälligkeiten vollends hin und setzt zur fetzenden, urkomisch-kathartischen Befreiung und Rache durch die Erlöserfantasie der Hunde an [...]
Ein langsam aufkochendes Psychogramm der verletzten Ideale gestaltet sich in Ruben Östlunds neuem Film kühlster doch brodelndster Bilder, der einer schwedischen Familie im Urlaub zwischen französischen Alpen allmählich-bitterböse die Wohlstands-Unbeschwertheit raubt. Eingepfercht im stets für die Touristen künstlich-aufgeknallten Schnee der Berge und der Praktikabilität-vorheuchelnden Klaustrophobie des hölzern-kubistischen Megahotels, wird von außen schon an den Nerven des strikt-durchgeplanten (also von Natur aus frustrierenden) Familienurlaubs gezehrt, doch die Saat der inneren (ich beurteile im Folgenden aus eigener Erfahrung) typisch-schwedischen Unzufriedenheit erblüht erst so richtig, als der Familienvater Tomas (Johannes Kuhnke) bei einer schiefgegangenen kontrollierten Lawine hauptsächlich mit iPhone und Handschuhen das Weite sucht, während sich seine Frau Ebba (Lisa Loven Kongsli) und die Kinder Harry & Vera (Vincent & Clara Wettergren) voller Angst unter den zugeschneiten Tischen eingraben.
Niemandem passiert wirklich was, doch der gedankliche Schaden des entrüsteten Vertrauens aus blanker Feigheit heraus manifestiert sich im Verlauf immer stärker, auch weil Tomas der Konfrontation, vorallem aber der Verantwortung des Zugebens seiner Handlung aus dem Weg geht. Was also zunächst nur als kleines Vorkommnis gewertet wird, entwickelt sich zur kritischen Auseinandersetzung mit den Vorstellungen des Männlichkeitsideals und zur bebenden emotionalen Last Ebbas - welche sie auch vor versammelten Freunden ausgiebig dramatisieren kann, während Tomas angesichts der harten Fakten in unausweichlicher Erklärungsnot kommt. Man muss aber nun mal am Film beachten, dass er dieses eigentliche Drama des wütenden Vertrauensbruches zu einem hypothetischen Diskurs formt, der mit der intellektuellen Prätension und dem verhaltenen Stolz beider Geschlechter (durch das Hinzukommen von Tomas' Freund - Kristofer Hivju) die Lage noch verschlimmert und den Zuschauer durch die Eskalation der drumrum-geredeten Motivationen der Feigheit und des intensivierten Konflikts zum erwischten Fremdschämen einlädt - gepaart mit dem Hintergedanken des Wie-würde-ich-selber-Handeln. Klar lassen sich da Vorwürfe machen, aber wie dort der Druck auf alle steigt, wird durch den tristen Tagesablauf der hämischen weißen Urlaubshölle noch verstärkt.
Da bleibt einem vielleicht noch das vermeintliche, recht peinliche Ausleben des inneren Alpha-Tieres, doch das Vorhalten eines bestimmten männlichen Instinktes hilft nicht über die schlussendliche Ziellosigkeit hinweg, wobei die Frau auch letzten Endes trotz aller Distanz ihrem Mann nicht verzeihen oder gar ansprechen will. Da folgt der Ausbruch der Verzweiflung im offenen Holzkasten, diesem Sarg des Wohlfühlens, der die Seele malträtiert und Rollenmodelle gnadenlos in die Knie zwingt, aber auch eine Familie zu zerbrechen droht. Schließlich kann aber noch eine (bewusste) symbolische Probe und Wiedererweckung geordneter Verhältnisse empathisch erwirkt werden, doch vor einem eventuellen Pathos schützt noch die letzte fiese Angst am Ausgang, in der wenigstens einmal alle rechtzeitig die sichere Flucht vor der Unfähigkeit ergreifen und dadurch das Gemeinschaftsgefühl der gewissenhaften und verantwortungsvollen Feigheit erleben.
Einer dieser strikten Dschungelkriegs-Filme, die Regisseur Antonio Margheriti in jener Ära gerne bewanderte, da hat er mit David Warbeck sogar seinen Hauptdarsteller aus 'JÄGER DER APOKALYPSE' am Start, verbunden mit einigen weiteren oft eingesetzten Gesichtern aus dem 80er-Jahre-Werk des handwerklich fokussierten Action-Meisters und Miniatur-Spezialisten. Hier spielt Warbeck jedenfalls den charmanten und in den passenden Momenten gewissenhaft-schweigsamen Vietnamveteranen "Tiger Joe", der zusammen mit seinen alten Sprüche-klopfenden Kumpanen Midnight (Tony King) und Lenny (Luciano Pigozzi) im Auftrag des stets hungrigen und skrupellosen Arms-Dealers Bronski (Giancarlo Badessi) Waffenlieferungen per Flugzeug an die indonesische Rebellenfront transportiert, um den tyrannischen Herrschern im fortwährenden grausamen Krieg endlich mal eins auszuwischen. Bei einer Mission kommt es dann aber ganz übel, da die argen Schurken Joe vom Himmel holen und er sich fortan mitten im Gefecht und Dickicht der exotischen Pampa wiederfindet.
Nach einer baldigen Gefangenschaft jedoch gerät er an einen sympathischen Trupp von Freiheitskämpfern, unter ihnen die engagierte Kia (Annie Belle), und zusammen bewältigen sie einen unbarmherzigen Spießrutenlauf feindlicher Armeen, die Berge von Leichen unschuldiger Einheimischer hinterlassen - Margheriti bleibt dabei von einer sentimentalen Stilisierung fern, hält das Tempo aufrecht, aber vermittelt zweifellos-präzise das ermattende Grauen des Krieges, auch anhand konventioneller, doch gewissenhafter Hand- und Stand-Kameraarbeit. In diesem höchst geradlinigen und explosiv-kurzweiligen Setting beweist sich Joe trotz seiner misslichen Lage als durchaus hilfreicher Geselle und auch zutraulicher Tröster, der aber ebenso starke Tricks drauf hat und reichlich Blei in die Angreifer pumpen kann, sogar wenn sie die von Margheriti stilecht gruselig-inszenierte-und-vertonte Ruine von Versteck umkreisen - mitten drin: eine ulkige Cobra, die zunächst erst unsere Helden beißen wollte, aber im Verlauf doch noch sogar ein bisschen nützlich wird.
In der Zwischenzeit jedoch beschließen Lenny und Co. nach ihrem verschollenen Kumpanen zu suchen, werden dabei jedoch ebenso von den Regierungstruppen zur Bruchlandung gezwungen. Der Hinterhalt wird allerdings von Joe und Kia vereitelt und was freuen sich die alten Haudegen, zumindest gemeinsam eine Chance auf die Flucht aus der Hölle zu bewältigen, die teilweise bei allmählich verschlissenen Brücken über ihren Köpfen gerade noch so glatt herüber fährt. So gut kann es allerdings nicht für jeden enden, selbst im Angesicht des wortwörtlichen Tigers, den Joe repräsentiert - die Wut der Trauer und des Verlustes fängt jeden irgendwann ein und da zerreißen sich uralte Männerfreundschaften, um kurz darauf doch noch wieder zueinander zu finden, da man ja unter all dem Tod und Verderben weiterhin der Hoffnung der Gerechtigkeit auf die Sprünge helfen kann.
Wie da dann mit entschlossener Selbstverständlichkeit und dennoch innerer Ruhe Brücken und Laster in die Luft gejagt werden, ist schon erwartbarer, doch gelungen-reißerischer Standard bei Margheriti, nur eben u.a. mit dieser schon ziemlich bescheidenen Note in Sachen Musik-Dramaturgie - weshalb die Dringlichkeit des Gelingens aus den Charakteren heraus allein, vorallem im Angesicht der schnörkellosen Gehetztheit der Story, noch fiebriger oder eben konzentrierter heraus sticht. Wie's dann eben ausgeht, besitzt gewissermaßen eine bittersüße Note, kann aber vom Genrefreund ebenso kalkuliert, jedoch natürlich nicht missachtet werden, so wie sich hier der empathische und abgeklärte Buddy-Faktor die gegenseitige Ehre erweist und alle trotz der zahlreichen Opfer einer besseren Zukunft entgegenblicken können. Ist natürlich naiver, ruppiger Eskapismus, aber in seiner Funktionalität und dennoch präsenten respektvollen Gewissheit in der Vermittlung der knalligen Kriegsszenarien und Anti-Kriegs-Sehnsüchte ein durchaus sympathischer Genre-Vertreter à la Italia.
[...] Eine eventuelle psychologische Tiefe aus der überwältigenden Präsenz der Schönheit zu erschaffen, ist keine Option, jedenfalls sträubt sich Regisseur Denys Arcand davor, irgendeine Konsequenz aus seiner Geschichte zu ziehen. [...] Der Zuschauer kann beim neidischen Zuschauen höchstens noch mit den First-World-Problems dieser charakterlich fernen Reichen sympathisieren, was im Gegenzug leider natürlich vollkommen kalt lässt. [...]
[...] Eine insgesamt durchschnittliche Filmerfahrung, die schon mit ihrem Vorschaumaterial nicht mehr oder weniger verspricht, als sie tatsächlich liefert. Technisch gesehen ist alles solide und bietet trotz aller Formelhaftigkeit gewisse gewitzte beziehungsweise optische Spitzen im düsteren Gewand, die am ehesten jüngere Zuschauer umhauen könnten, aber nichtsdestotrotz mit flottem Gestus die neunzig Minuten Laufzeit hinweg fließen lassen. Dem Film hätte jedoch zweifellos geholfen, sich jenseits der publikumsfreundlichen Abgeglichenheit seiner Ingredienzen durch den Legendary-Produzentenstab entweder wirklich mehr in ein kompromissloseres, finster-mittelalterliches Horror-Szenario (wie man es inzwischen durch „Game of Thrones“ begutachten kann) oder in eine pompöse Gaudi fantastisch-exaltierter Schlachtengemälde zu stürzen. So oder so eben etwas, was der Legende des Pfählers Vlad III. tatsächlich irgendwie gerecht werden dürfte, diese nicht in ein vermarktbares Heldenkorsett steckt, welches sich zwar für Legendary längst bewährt hat, aber selbst deren ursprüngliche Risikobereitschaft vermissen lässt. [...]
An entscheidenden Stellen höchst amüsant-verhonkt, speziell was Schauspiel, Stock-Soundeffekte und Simonettis Theremin-Ulkigkeiten angeht - echt klassisches Blödsinnfutter in jenen Momenten, gepfeffert mit prallen Brüsten und hingefurzten Gore- und CGI -Effekten. Darüber hinaus allerdings bloß eine stinklangweilige Adaption der allseits bekannten Geschichte in durchgehend technischer Biederkeit & Unbeholfenheit. Irgendwie zwar nicht der vielerorts angekündigte Totalausfall (weil vom Narrativ her ja wirklich außerordentlich traditionell), aber erst recht kein durchgehender Sause-Käse wie z.B. 'MOTHER OF TEARS' - letztendlich auf jeden Fall zunehmend ermüdend.
[...] Klar ist der historische Rahmen präsent, schließlich beeinflusst er ja das gesamte innere Leiden von Nelly, doch er bleibt genauso funktional wie die behutsame Dramaturgie des Ganzen, aus dem die Nachvollziehbarkeit für die Figuren noch markanteren Raum erhält - mit aller natürlicher (und doch kurzweilig/pragmatisch geschnittener) Stille, durchgehend darin wirkender, verlorener Identitäten packend. Ein spannendes schnörkelloses Stück Kino, so subtil und doch treffend-empathisch, dass es letzten Endes selbst mit der vorhersehbarsten Fassungslosigkeit der Offenbarung und der gleichzeitigen, doppelbödigen Reinkarnation messerscharf ins Herz dringt.
[...] Dass sich Dolan dann aber so mutlos auf ein allzu bewährtes Konstrukt stützt, das schließlich wortwörtlich in einer plakativen Zwangsjacke der Rollenmodelle steckt, ist dann wieder so ein frustrierender Umstand, der sich mit dem eigentlich recht geschickt zurückgehaltenen Kitsch beißt und so oder so die volle ungehemmte Emotionalität verwehrt. Wie dem auch sei, wer über die innewohnende Konventionalität der Geschichte hinwegsehen und sich in dieser allgemein-verständlichen Seelenwelt der Charaktere wiederfinden, sowieso mitleiden kann, der hat ein wunderbares, ethisches Los für sich selbst gezogen. [...]
Es ist doch so: ab und an reicht zur Sympathie eines Films die stilistische Schönheit lauer Morgen- und Abenddämmerungen, welche die Frustration unerfüllter Liebe in Teenager-Zeiten zusammen mit melancholisch-verqueren Tonflächen effektiv veräußerlicht, doch aus. Dass alle jugendlichen Protagonisten dabei einfältige Obszönitäten von sich geben und aufs Bumsen aus sind, ist zudem gar nicht mal zu unauthentisch. Das besitzt insgesamt wohlige Abhängqualitäten und ohnehin diese bittersüße Sehnsucht nach Romantik, welche man in dem Alter noch nicht wirklich definieren kann, die einen aber schon ordentlich fertig macht. Letzten Endes verläuft alles dann doch irgendwie zu unwahrscheinlich unentspannt und gleichzeitig noch ins Leere, so dass man außer diesem zerrenden Gefühl der Unzufriedenheit aus den Charakteren heraus nichts wirklich für sich als Zuschauer mitnimmt - es sei denn, Autor James Franco will uns nur schleichend-pervers mit zuckersüß-schläfrigen Fantasien über Almost-Legal-Mädels füttern. Wer's denn braucht...doch wie gesagt, die atmosphärische Verquickung vonseiten Gia Coppolas lädt gelungen zum traumhaften Schwelgen ein und hält sich zudem trotz aller potenzieller Prätentiösität bodenständig, da erwarte ich in Zukunft noch einige angenehme Stunden.
[...] Diese individualisierte, fantastisch-schräge Interpretation des Vergangenen beweist nämlich nochmals, dass man den Wahn und die Schönheit der Welt noch klarer erkennen kann, je stärker man sie eigensinnig stilisiert. Es macht sie schlicht greifbarer, intensiver, reizender für denjenigen, der sie auf diese Art vermittelt bekommt – aus den Augen einer mentalen Unschuld und Abergläubigkeit, die das Geschehen an sich und dessen zwangsläufig stattfindendes Entgleiten einfach verarbeiten muss, aber ihre Integrität mit reinem Herzen mutig aufrecht erhält.
Das ist eben auch eine Grundeigenschaft des Künstlers Jodorowsky, die sich aber ebenso mit der eisernen Ambition des Vaters vereint und fortan den reißenden Geist seines Werkes ausgemacht hat. Da entfesselt der Tanz mit der Realität noch bis heute ein loderndes Feuer; doch der Tanz der Realität allein macht sich hier noch stärker bemerkbar, fordert zum wilden, leidenschaftlichen Dance Off auf und lässt alles schließlich in einer festen Umarmung der Tanzpartner für die Ewigkeit münden [...]
Regisseur Escalante findet neue Perspektiven der trostlosen Grausamkeiten und übt sich dabei durchweg in permanenter Sprachlosigkeit. Nicht mal der Funken von Liebe und mitleidiger Empathie kann da gegen die omnipräsente Tristesse ankämpfen, höchstens der drastische Shock-Value mit seinen gnadenlos-gekillten Hunden, zerschlagen-aufgehängten Körpern und verbrannten Penissen beherrscht unentwegt, aber auch emotional merkwürdig-distanziert die staubige Szenerie (an mindestens einer Stelle sogar am Rande der Lächerlichkeit), auch weil die Berechenbarkeit des gemäßigten Erzählungsstils Menschlichkeit jenseits der Bandbreite depressiver Ermattung vermissen lässt. Man könnte dies als rohe, respektvolle Eleganz anerkennen, doch abseits der gestalterischen Asketik bleibt auch nur ein skizzenhaft etabliertes Konzept von sozialer Armut, von undurchsichtiger Korruption (?) und vom Frust armseliger (und so Arthouse-typisch blass-minimalistisch-daherredender) Leute, bei denen es letztendlich auch nur darauf hinausläuft, dass man sich grob rächt, um zumindest wieder mit sexueller Erquickung das Karma zu beleben - die Verhältnisse bleiben jedoch ungeändert. Im Endeffekt ist 'HELI' zwar auch kein direkter Aufruf zur Revolution, höchstens ein mutig-deprimierender Einblick ins Höllenloch, aber ich für meinen Teil konnte leider nicht viel davon mitnehmen. Dafür ist die Filmerfahrung an sich einfach zu lauwarm aufbereitet, weil trotz ihres sozialen Gewissens schlicht gelähmt von der eigenen inneren Betroffenheit. Regt es zum berühmt-berüchtigten Nachdenken an? Möglich, aber für eine echt starke Reaktion vom Publikum gibt sich der Film dann doch vom Gesamtkonstrukt her zu uninvolvierend und nüchtern.
[...] Mittel der Illusion, des Betrugs und der Manipulation werden nicht nur am kriminalistischen Prozedere selbst ausgeübt, sondern auch am Publikum vonseiten der Filmemacher aus. Blanker Nihilismus ist an der Tagesordnung, die etablierten Systematiken von audiovisueller Vermittlung dienen hier ausschließlich dem Machtkampf der Meinungsbildung, zur rufschädigenden Hexenjagd oder auch zur emotionalisierten Sympathie-Ergreifung. Allen wird ein verallgemeinertes, wiedererkennbares Stigma aufgedrückt: Ehebrecher, Mörder, Darling, Opfer, Zeugin, Amazing – eben das, womit sich der Medienzirkus effektiv verkauft und im Alleingang Geschichten erbauen, Personen ins Lampenlicht stellen und zerbrechen kann. Fairness ist da Mangelware; das muss man einsehen, für sich akzeptieren, aber auch bestenfalls bar jeder wahren Moral nutzen. [...]
Wer hätte es gedacht? Ein weiteres konventionelles Mobster-Biopic, das mit kaum geheimer Faszination den Ethos am Verbrechen heroisiert? Ya bustin' my balls, Tony! Autorenregisseur Jonathan Hensleighs Variante besitzt aber wenigstens die ungehaltene Chuzpe, einen aufrichtigen Sympathen in Form von Danny Greene als Protagonisten beleuchten zu dürfen (oder ihn zumindest sehr positiv zu zeichnen) - dargestellt von (ironischer Weise nicht mal Hensleighs eigenem) PUNISHER Ray Stevenson, der ruhig öfters Hauptrollen übernehmen sollte, hier jedenfalls umgeben vom eklektischen Genre-Cast als konsequenter und dennoch Menschen-freundlicher Gangster-Ire hervorsticht, u.a. für seinen Sinn nach einem geregeltem Familienleben Rocker platt prügelt, korrupte Gewerkschaftsbosse pimp-slapped und auch mal starrköpfigen Omas von der Heimatinsel aus Mietschulden heraus hilft.
Im Gegenzug teilt er in der Funktion des Kuriers, Hitmans und engagierten Aufsteigers reichlich Bleisalven, Brecheisenhiebe und vorallem Autobomben aus, stets getrieben vom Kampfgeist keltischer Krieger vergangener Jahrhunderte, mit denen er sich stolz identifiziert und ohnehin seine Konkurrenten öfters mal mit Alltags-rassistischen Tough-Guy-Jokes & Disses piesackt. Kein Wunder, dass man hierzulande die FSK-18-Plakette austeilte, so undifferenziert hier das Wesen des organisierten, provinziellen Verbrechens in Cleveland sogar mit knackigen Rock-Gitarren idealisiert wird. Doch das ist alles irgendwie ehrlich-enthusiastischer als so manch beliebteres, verhaltenes Herantasten ans brisante Thema in eleganter Filmform, wo man die Lust am Outlaw-Dasein noch mit moralischen Grauzonen zu kaschieren versucht.
Bei Hensleigh gibt's das eben nur echt mit dem Selfmade-Man-Schlägertypen inkl. Herz aus Gold. Alles andere am Film versprüht dagegen leider etwas doll den wenig begehrten Geist von Routine und begrenztem Budget, speziell was die ungünstig-zubereiteten CGI-Effekte betrifft - doch die simple Kohärenz in der Vermittlung jener bereits oft erlebten Dramaturgie, hier sogar ab un an verbunden mit authentischem News-Footage jener nachgebildeter Tage, läuft schon einigermaßen gut den Genre-Rachen runter, solange eben das Hauptaugenmerk Held als ruppig-kumpeliger Anker des Interesses sitzt. Und so kommt's auch, dass man letzten Endes eine Träne des männlichen Mitgefühls für Danny's Lebensweg verdrücken kann - eben der gute alte Pathos für das Prinzip des Rebellen, weshalb auch auf die explizite Mahnfunktion verzichtet wird.
Danny rät zwar den Kids auf der Straße folgerichtig wie einst James Cagney, nicht wie er zu werden, doch seine (wie er selbst durch und durch katholische) Kette mit dem Jesuskreuz reicht er trotzdem an die nächste Generation weiter, verbunden mit der historischen Gewissheit eines Domino-Effekts, der mehrere andere Verbrecher hinter Schloss und Riegel gebracht hat - und natürlich wollte er sich sowieso vorher schon zur Ruhe setzen, um in Texas von vorne zu beginnen. Voll die Wahrheit? Entschuldigt mich, wenn mir da das mentale vierblättrige Kleeblatt im Hals stecken bleibt. Aber ich beschwer mich auch nicht, denn das war genau das, was ich erwartete und sowieso bleibt die Erkenntnis: wenn man nicht mal strahlen darf, seit langem wieder Tony Lo Bianco in einem Film zu sehen, was für Freuden hat man dann überhaupt noch im Leben?
[...] Cronenberg lässt es kühl angehen und seinen Charakter-Komplex sich selbst in die Enge, in emotionale Hässlichkeit und Furcht treiben, u.a. mit vorwurfsvollen Halluzinationen (?) Verstorbener. Doch genau daran verläuft sich ein Stück weit der thematische Fokus, welcher eh nur äußerst abstrakt im Raum steht und vom Ballast gängigster Bilder jener hohlen Konsum- und Reichtumsidealen im Handling mit der Film-Industrie wenig pointiert zerfasert wird.
[...] Doch es ist ja nun mal wie so oft, dass gerade solche Unförmigkeiten das fragende Hirn des Zuschauers am Laufen halten, zur Faszination oder Frustration führen, auf jeden Fall durchscheinen lassen, dass vergrabene Potenziale und subversive Schichten, in den Figuren und in der psychischen Konstruktion des Films, um ihre Entdeckung "bangen" - was beweist, dass Cronenberg sicherlich noch einiges zu erzählen hat, aber erstmal noch den Deckel überm Loch mit der flachen Hand zuhält.
Zwei trottelige dänische Porno-Produzenten quasseln und bumsen sich auf der blödeligen Suche nach dem großen Coup für ein Sexfilmfestival durch 3 sinnbefreite Episoden der Industrie-Spionage, Mädchenspannerei und Casting-Unfähigkeit - eine auf Sexyness-fokussierte "Nomödie", die krampfhaft ulkige Frivolität mit endlosem Gelabere zu erzeugen versucht und den Zuschauer mit jedem weiteren flachen Szenario fehlender Pointen zur Verzweiflung treibt. Über einen Mangel an nackten Tatsachen kann man sich zwar nicht beschweren (Highlight der neckischen und exzessiv-mimischen Erotik: Ingrid Steeger in lispelnder Proto-Gabi-Klimbim-Aufmachung), aber das einzige Stöhnen, das sich beim Publikum erzeugen lässt, ist jenes der genervten Erschöpfung - plakativste Tunten- und Buschmänner-Klischees inklusive. Nur der wirklich allerletzte Schlussgag besitzt so eine Art gelungen-dämlichen Brachial-Humor (wenn man sich nach dem zuvor gezeigten erigierten Hundepenis die Kotze weggewischt hat), als sich die graumäusige Assistentin der beiden Hardcore-Dumpfbacken aus Versehen auf die erigierte Statue der "Goldenen Banane" setzt und es nach anfänglicher Überraschung geil findet. Ansonsten gilt: die wohl unfassbar-witzloseste und bemüht-spritzigste Arbeit von Didi-Inszenator Ralf Gregan, der sogar in einem Stotter-Cameo selbst auftritt.
Untergangsstimmung bei Araki - wie so oft ein nächtlicher Umschlagplatz für abgebrühte Teens jenseits der Hemmschwelle, vertreten durch den planlosen Surfer-Schluffi Jordan (James Duval), die herrlich-angekotzte Amy (Rose McGowan in knackfrischer Freizügigkeit) und den obszön-verführerischen Hardboiled-Herumtreiber Xavier (Johnathan Schaech). Nicht gerade Unsympathen, auf jeden Fall hedonistische Selbstversorger ohne Zuhause, ohne dicke Kohle, zumindest mit einem Mindestmaß an Hygiene, einem funktionalen Schlitten und einem durchgehenden Heißhunger aufs Ficken in petto. Der Genuss ist nämlich vielleicht noch das einzig Verbliebene, welches so eine Art von wahrem Leben antreibt, in dieser Horrorvision urbaner Zerbröselung, die allmählich das Magma der Hölle durchschimmern lässt, aber zudem noch umso mehr militante Präventions- und Faith-Slogans auf den Plan ruft, obwohl die einzige Bindung zur religiösen Moral eben nur noch den Untergang zur (indiskutablen) Diskussion hat und alle Produkte dieser verkommenen Gesellschaft 6,66 $ kosten.
Klar entwirft Araki hierin eine überbordende Pulp-Verzerrung der Urängste aggressiver Puritaner in den USA zur blanken bunten Parodie, die sich schon vom reißerischen Titel abzeichnet und im Verlauf ein Quasi-Outlaw-Trio, speziell dessen intensives Liebesleben, auf dem unbedarften Roadtrip durchs feindselige Land porträtiert - und auf der Gegenseite stellt er die wahrscheinlicheren Ursachen für den sozialen Zerfall, stark beeinflusst von damaligen medialen und politischen Zuständen, mit präzis-gewitzter Krassheit zur Schau. Unter anderem: Ausbeutung von Tod und Leiden im zynischen Sensationalismus; staatliche Kontrolle und Überwachung, meistens nur gefolgt von Nullkommanix, aber immerhin als einzige in feiner, von der Aussenwelt abgeschotteter Montur; Extremisten, Psychos und all die anderen weißen Arschgeigen, die hart angeben, aber dauernd um ihre (angeblichen) Verflossenen jammern, bis sie frustriert zu Schrot und Schere greifen und auf der Nationalflagge zum Rape mit dem Maria-Magdalena-Porzellan ansetzen.
Eben eine waschechte Apokalypse im siedenden Rotlicht der Generation-X-90er, dennoch im Gegenzug ungehemmt-lasziv und rauschhaft in der Erforschung sexueller Lüste, neuer Befriedigungen, sinnlicher Verbindungen bei Nacht und Nebel, im Auto, beim Seitensprung, in der Badewanne und im obskuren Dekor schrabbeliger Motels - Masturbation mit oder ohne Jojo, auf jeden Fall anhand erhellend-detaillierter Instruktionen überall mit den Fingern unterwegs, vollgeschmiert und abgeleckt, von Arsch zu Mund und zurück, zudem immer mehr mit dem Bisexuellen und der Dreier-Konstellation experimentierend. Darum aber auch ideales Abspritzmaterial für alle Geschlechter und Orientierungen, bezeichnender Weise zuviel für die MPAA, aber so kompromisslos und warm auf hautnahe Reibung und bebende Hormon-Höhepunkte fixiert, dass sich eine neue Hoffnung der unkomplizierten Liebeslust ankündigt.
Aber dann kommt der bittere Einschlag, eine plötzliche Eruption der Gewalt, kein aberwitziger Payoff, den die Etablierung des bizarren Endzeit-Szenarios in so vielen anderen Indie-Produktionen auf der Reise zum kleinsten gemeinsamen Nenner hätte möglich machen können (siehe das Gesamtwerk von Kevin Smith) - schlicht ein wahrer Alptraum aus der Faszination mit Gewalt und Macht, welche die Unschuld erotischer Unbestimmtheit in Strobo-Blutfontänen zerfleischt und nur noch den Weg für staubige Unfruchtbarkeit im Lande hinterlässt. Aber der aufrichtig-respektlos-unidealistische Weg wird von den Überlebenden weitergegangen, auch wenn man dafür die Zivilisation hinter sich lässt, nie mehr aus dem Vakuum zurückkehrt: lieber so, als sich der blutgierigen Nacht abgetrennter und dennoch weiter sprechender Köpfe zu ergeben. Selbst wenn diese für den Zuschauer zugegebenermaßen der absolute geile Wahnsinn war.
[...] Ehe man sich versieht, öffnet Regisseur Matsumoto eine aberwitzige Metaebene à la Quentin Dupieux’ „Rubber“, welche versucht, die Ereignisse in Perspektive zu setzen und stetig daran verzweifelt, wie viel derangierter diese ab dem Zeitpunkt verlaufen. Dann nämlich spielt er vollends mit den Erwartungen des Zuschauers und den Regeln des Mediums Film, gibt sich anarchischen Genre-Mixen zu fantastischen Soundtracks hin und spitzt die sorgsam aufgebaute Handlung mit wilder Selbstverständlichkeit (und in die unerwartetsten Gefilde verlaufenden Running Gags) in einen surrealen Wahn zusammen [...]
Man muss schon selber in gewisser Hinsicht pervers sein, um „R100“, dieses eigensinnige urkomische und ebenso auf sich selbst reflektierende Stück Kino, wirklich in die Arme nehmen zu können. Die Belohnung dafür ist es aber vollkommen wert, selbst wenn der Rest des Publikums nicht dahinter steigt.