Der Witte - Kommentare

Alle Kommentare von Der Witte

  • 8

    [...] Zu stark erwürgen sie nämlich die hart-kontrastreichen Räumlichkeiten, welche dem Film einen starken Kammerstück-Charakter verleihen und mit beengender Aussicht die Glückseligkeit versperren; mit jeder Perspektive aufspringen, die des Öfteren auch mit Spiegelbildern erschlossen werden - sowie der Ehemann, dem es trotz aller Leichtlebigkeit nicht gelingen mag, seine Madeleine wirklich verstehen zu wollen. Sein lockerer Umgang kommt bei ihr erst mit der wahren Liebe zum Vorschein und da öffnet sich 'ROMANZE IN MOLL' auch zeitweise einer Unbeschwertheit in Wort, Bild und innigen Blicken, dass man jene Töne für immer halten möchte. Doch die Gewissheit, dass das Notensystem jenen Ton nicht beibehalten kann, macht dem Moll in bitterer Konsequenz alle Ehre. Leider muss es so enden, doch solange die Hoffnung zumindest einmal auffällig nach oben ragt, zeigt sich schon ein Stück vom Himmel. Die Hoffnung darauf verleiht diesem Film sodann seine tragischste und auch erbauendste Kraft - eben vollends dem Titel entsprechend eine 'ROMANZE IN MOLL'.

    7
    • 5 .5

      Ein potenziell gewitzter Abenteuerschwank, dem es letztendlich daran krankt, dass er allzu typisch für seine Entstehungszeit von Grund auf arg politisiert wurde - der aber auch wie kein Anderer die Ambivalenz des Regisseurs Herbert Selpin zum Regime aufzeigt, welcher der Ideologie offenbar schon früh verbunden war, jedoch mit deren Machthabern nicht so recht konnte, letztendlich daran sein Ende fand.

      So erleben wir nämlich seinen aufbrausend-eigensinnigen Trenck, verkörpert von Hans Albers, der zunächst unter ganz Europa militärisch diente und dabei mehrere Weibergeschichten entfachte. Bei seiner Rückkehr ins heimische Österreich redet ihn sodann der Vater (ebenfalls Albers) ins Gewissen, dass es jetzt an der Zeit wäre, sich als Patriot zu beweisen - weshalb unser Trenck ein Panduren-Korps aufstellt, welches aus Haudegen besteht, die mit ihren unglaublichen Fähigkeiten für eine sagenhafte Odyssee griechischer Legende geeignet wären. Jener Umstand lässt sich ganz leicht damit erklären, dass der Film sich selbst im Vorspann trotz aller historischen Anspielungen als frei erfunden verstehen will.

      So erhält man zunächst einen patriotischen Märchenfilm, der zudem mit fortlaufender Laufzeit klar macht, dass jenes Österreich weder für französische noch für russische Machthaber offen ist (für deutsche/preussische aber umso mehr), welche stets darum buhlen. Beachtenswert sei allerdings, dass Selpins Film wirklich nur die Machthaber kritisiert und karikiert, nicht die Allgemeinheit jener Völker, deren Sprachen Trenck ja auch durchweg beherrscht, darunter auch Freunde & Liebschaften, aber auch Feindschaften unterhält - als betont deutschsprachiger Held und Mann von Welt verfestigt sich sein Charakter dennoch für eine nationale Identität.

      Und das, obwohl ihm die Kaiserin Österreichs schon durchweg einen Strich durch die Rechnung machen möchte. Ihrer Meinung nach setzt sich sein freimütiger und entspannter Korps viel zu oft über die Regeln von Anstand & System hinweg - was sie dann auch bei ihm selbst bemängelt, der sich zwar der richtigen Sache verpflichtet fühlt und sie 'unterhält', jedoch zu weit geht, inwiefern er sich eigene Freiheiten erlaubt. Jene Streitgespräche könnten 1:1 den Unterredungen zwischen Selpin und Propaganda-Aufpasser Goebbels entsprungen sein - ebenso tobsüchtig und scharf wie beim 'Bock von Babelsberg' wirkt dann auch der Ton der Kaiserin.

      Trenck äußert sich daraufhin zwar immer noch als störrischer Querulant und handelt auf eigene Faust fern aller offizieller Anweisungen, bleibt aber stets der nationale Romantiker und strebt nach der Erfüllung dieser seiner inneren Pflicht, die sich am Greifbarsten bei Sybille Schmitz als Prinzessin Deinartstein manifestiert. Dementsprechend heroisch schließt der Film auch ab, mit einer majestätischen Anerkennung für die Handlungen des wilden Trenck in der Tasche.

      Insgesamt bleibt auch beim modernen Zuschauer eine gewisse Anerkennung für das Werk Selpins nicht aus: mit energiegeladenem Engagement zieht er seinen Ritt durchs altertümliche Europa durch, strotzt dabei vor Pointen in Bild und Dialog, sowie einer Darstellerführung, die an Charme und Witz so einiges an heutigem Filmgut in den Schatten stellt. Ebenso scheut er nicht das Spiel mit Effekten in der Darstellung von Albers Doppelrollen-Gesprächen mit sich selbst, welche mehr oder weniger gelungen einen technischen Fortschritt in der Spielkunst probieren, der erst Jahrzehnte später mit computergesteuerten Kameras ein stimmiges Bild ergab.

      Die innere und äußere Botschaft, die trotz aller Abenteuerlust und latent anti-autoritärer Frechheit vorgeführt wird, bleibt dennoch zweifelhaft und nach heutigen Maßstäben zurecht umstritten. Filmisch gesehen ist sie umso heikler, da sie mit stetigen Verlauf den Stil des Films beeinflusst und ihm eine gute Menge Spaß nimmt, je eher der patriotische Sieg herbeigesehnt wird. Thematisch und Charakter-technisch schließt sich da dennoch ein sinniger Kreis, zusagen dürfte er allerdings nur noch den ideologischen Hardlinern. Eine Schande ist das, dabei hätte ich den Film fast wirklich gemocht.

      4
      • 3

        Antibritischer Unterhaltungsfilm aus der NS-Zeit, der unter dem Mantel einer spärlich-aufgezogenen Dreiecksbeziehung zwischen Zarah Leander, Gustav Knuth und Herbert Wilk die rücksichtslose Korruption der Engländer in der Erschließung von Kupferbergwerken als Ausbruch von Unruhen in Nordafrika suggeriert und dabei die Selbstverständlichkeit nationaler Eigenständigkeit und Stärke, stellvertretend durch das islamische Wüstenvolk, bekräftigt. Interessant erscheinen dabei zunächst die Stilisierung der Briten als herrisch-militärische Übermacht in Reih und Glied, sowie die Darstellung von unterhaltender Ablenkung für die Truppenbetreuung in Kriegszeiten als vergebliche Verdrängung innewohnender, wehleidiger Gefühle. Aber auch hier gilt: jene Faktoren gehören stets dem 'Feind' zugeschrieben, selbst wenn die Nazis es nicht anders machten. Propagandistische (Meta-)Selbstdarstellung verschließt nun mal gerne die Augen vor der Wahrheit. Wenn die darum-gestrickte Geschichte den Zuschauer wenigstens noch mitreißen würde und nicht in 80 Minuten hingeschludert worden wäre, könnte man heutzutage durchaus noch mehr filmisches oder emotionales Gehalt für sich erwirtschaften. Doch plumpe Propaganda ist und bleibt einfach schlicht uninteressant.

        5
        • 8

          'LA VAMPIRE NUE', wie der Film im Original heißt, stellt nicht nur anhand der Addition lebendiger Farben ein erbauendes Gegenstück zu Rollins tragisch-naturalistischem Schwarzweiß-Debüt 'LE VIOL DU VAMPIRE' dar. Er entwickelt nämlich dieses darauffolgende Werk mit gleicher, phantastischer Thematik effektiv zum sinnlichen Prototypen seiner surrealen Traum-Verwirklichungen auf Zelluloid für die nächsten Jahre. Viele bereits hier wirkende Elemente mögen sich seitdem insofern nicht geändert, nur verfeinert haben - ein früher Umstand, den man gerne in Kauf nimmt, wenn trotz aller archaischer Mittel die selbe originäre Magie dieses Genre-Meisters zum Schwelgen einlädt.

          Dabei ist die innewohnende Geschichte an sich wieder denkbar simpel, einem Groschenroman ähnlich und doch so schmusend-eindringlich: das offensichtliche Alter Ego Rollins, Pierre, erblickt des Nächtens eine wunderschöne, schweigsame Frau auf der Flucht vor Tiermenschen und versucht, sie vor ihnen zu beschützen. Die Verfolger schießen die Dame nieder, schleppen sie allerdings auch zu einer geschlossenen Gesellschaft, in die Pierre vordringen möchte, wovon ihn allerdings sein reicher Vater verdächtig abrät. Unser skizzenhafter Held lässt sich nicht lumpen und gelangt mit einem Handkanten-Trick hinein in die verschwiegene, bizarre Runde - welche sich sodann als Selbstmordclub entpuppt, dessen Mitglieder sich der unbekannten Schönheit als 'Getränk' opfern. Ist sie etwa ein Vampir? Als Pierre zum nächsten Opfer erklärt wird, macht er Reißaus und wird auf der Flucht von einem fremden Mann auf ein anderes Gebäude mit 'weiteren Mysterien' verwiesen - wohin er sich dann auch mit seinem Kumpel, dem Aktmaler Robert, begibt.

          Dort angekommen begegnen sie, insgeheim im Ritus eingeschleust, erneut der lieblichen 'Vampirin', die von den vermummten Schergen nimmer aus den Augen gelassen wird. Es stellt sich nämlich heraus, dass Pierres Vater sie seit Jahrzehnten vor der Öffentlichkeit versteckt und mehreren Tests unterzieht, um an das Geheimnis der Unsterblichkeit zu gelangen - der Selbstmordclub ist dabei nur ein williger Mittel zum Zweck, der aber auch eine neue, sichere Behausung braucht, wenn alleine schon Pierre und Co. unbeschwert einbrechen können. Sodann wird das 'Experiment' außerhalb von Paris an ein prunkvolles, verlassenes und von-Nebel-umhülltes Schloss inmitten der Natur verlegt, welches aber bald sein uriges Geheimnis offenbart.

          Die Artverwandten des Mädchens hausen nämlich in den Mauern - ragen im stärksten Bild des Films langsam als Fackelzug aus allen Ecken heraus und machen sich im gewaltlosen Widerstand auf (da z.B. Revolverkugeln und Kreuze ohnehin keinerlei Wirkung bei ihnen haben), die Entführte von den bösen, alten Männern zu befreien. Ebenso bringen diese sie wieder mit ihrem Beschützer Pierre zusammen, welcher fortan der Menschheit entsagt, sich nach dem Glück sehnend und befreit wie ein Kleinkind durch die Wälder läuft, schließlich nach der Einladung eines (scheinbar uralten) Ehepaars und dem Gang durch einen roten Vorhang einer der Ausgestoßenen wird. Sein Vater rast ihm hinterher, findet sich jedoch an einem (für Rollin unverzichtbaren) Strand wieder, der bereits in einer anderen Dimension verharrt - wo, abseits der ignoranten Menschenwelt, der sinnliche und friedliche Fortschritt eines selbstständigen 'Mutantendaseins' eine glückselige und doch melancholische Erfüllung findet (ein gewisser, politischer Kommentar lässt sich im Schlusspunkt dieser Produktion von 1970 sicherlich nicht abstreiten - hinsichtlich der damaligen Studentenunruhen ging der Vorgängerfilm Rollins allerdings noch sichtlich expliziter eben darauf ein).

          Was bei anderen Regisseuren als pathetischer Reißer aufgezogen worden wäre, erfährt beim eigensinnigen Jean eine angenehm-sedierte Ausschmückung, die im kindlichen Leichtsinn eine stimmungsvolle, eindrücklich-entführende Aura erzeugt. Die innere Logik ist stets zu erkennen, macht sich aber mit entspannter Laune flockig-locker, um einen hypnotisierenden Sog aufzubauen, der nicht bloß verträumt durch die malerischen Kulissen schlendert und ab & an plötzliche bizarre Geschehnisse und Optiken aufschimmern lässt. Viel mehr herrscht ein erwärmendes Schwelgen in unbedarfter, natürlicher Erotik, die mit chilliger Wonne die Schönheit draller, weiblicher Körper beleuchtet, kaum Dialoge benötigt und sich dabei einem süßen Gefühl obligatorischer Romantik von exotischer Zauberhand ergibt - seit jeher ein bewährter, eskapistischer Wunschtraum Rollins und Ausdruck seiner ewigen Liebe zu den außergewöhnlichen Geschöpfen nächtlicher Fantasien.

          Nirgendwo sonst äußert sich das so stark, wie bei seinem auch hier auftretenden Motiv der Zwillingsvampire (erstmalig verkörpert durch Catherine und Marie-Pierre Castel), die zunächst als lethargische Püppchen dem Vater Pierres dienen und sich höchstens an dessen erotischen Zugänglichkeiten erquicken (im gesamten Film gilt sowieso: nur die Frauen kommen dazu, ihre Lust auszuleben), jedoch nach einer Andeutung von allzu herrischem Sadismus seinerseits den Verrat an ihm üben und mit paralleler Selbstverständlichkeit den Ausbruch vollführen - zu befürchten haben sie ja sowieso nichts, da sie ja seit jeher unsterblich sind. Dennoch scheinen sie, eine verlorene Existenz zu bewandern, innere und äußere Qualen der Ablehnung zu erleiden, weshalb sie ebenso darauf warten, von einer Liebe erfasst zu werden, wie sie Pierre bei ihrer Leidensschwester ausübt. Rollin schenkt ihnen dafür immerhin einfühlsam-einvernehmendes Verständnis und entsprechend-ästhetisierte, impressionistische Bilder feucht-sprießender Natürlichkeit mit einer inneren Sehnsucht nach weiteren, sinnlichen Träumen und herzlichen Abenteuern - welche er in Zukunft dann auch mit zunehmender Schönheit verwirklichte. Ein schöner Einstieg!

          10
          • 4

            [...] „Auge um Auge“ ist [...], um das alles nochmals auf einen musikalischen Nenner zu bringen, nicht mehr als ein abgedroschener Country-Song, der trotz angedeuteter, künstlerischer Finesse nur die alten Werte beschwören will.

            8
            • 7 .5
              über Noah

              Was für eine einschüchternde Type muss der Aronofsky eigentlich sein, dass er so einen Film auf Millionenbudget aufziehen kann? Die Oberfläche suggeriert eine schlichte, gritty Neuerzählung der Kurzgeschichte aus dem alten Testament - seine Interpretation erfüllt diesen Faktor einerseits, dreht andererseits aber auch soviel auf den Kopf, dass ein überdrehter und bizarrer Wahnsinn die Folge ist. [...]

              21
              • 6 .5

                [...] Der Zweck erfüllt sich jedenfalls vorzüglich und bleibt bei über zwei Stunden Laufzeit durchaus gewitzt und explosiv – ein explizit-auftretendes Gespür für Risiko, Ambitionen oder Überraschungen bleibt aber erneut bestellt und nicht abgeholt [...]. Denn wo immer auch Misstrauen und Unentschlossenheit entstehen, kann man noch wie gehabt erfolgreich Muckis, Stahl, Schießpulver, ausgefeilte Strategien, Referenzen an frühere und kommende Leinwandabenteuer sowie das Animationsteam aus Korea entgegensetzen – auf Dauer wird das aber nicht reichen. [...]

                10
                • 8

                  [...] Eine allgemein-verständliche Dystopie in aufbrausender, cineastischer Zersetzung. Und doch hat jede noch so lockere Schraube zum gnadenlosen Schub der Emotionen, der Wunder, des zelebrierten & bitter-nüchternen Blutvergießens und der astrein-originären Pointen formvollendet beigetragen. [...]

                  17
                  • 7 .5
                    über Enemy

                    [...] 'ENEMY' ist eine geheimnisvolle Type, kommt uns erst entgegen, macht uns sodann aber nervös, erklärt sich nicht, wird schroff und haut dann plötzlich ab, dass man noch nach dem Kinobesuch angespannt auf seinen möglichen Angriff wartet, während man selbst frenetisch-ängstlich dem Sinn dieser ganzen Sache hinterher zu steigen versucht, so wie es einem der Gyllenhalls im Film ergeht. [...]

                    Die Synthese mit der körperlichen Lust bleibt angespannt und ehrgeizig, jedoch elliptisch abgegrenzt - jene Verbindung mit dem gleichwertigen Double erst recht. Da stehen dann verknüpfte DNA-Stränge, die in ihrer persönlichen Geschlossenheit aneinander reiben und sich nichts schenken - als ungleiches gleiches Paar scheinbar ein gemeinsames und doch versetztes Leben teilen, das in der Zellbildung vom minutiös erforschbaren Komplex Toronto aus Versehen aufeinander trifft. [...]

                    'Chaos is merely order waiting to be deciphered' - das Warten nimmt jedoch kein Ende.

                    14
                    • 7 .5

                      F.W. Murnaus 'SONNENAUFGANG' von 1927 besitzt seit jeher Klassikerstatus und den möchte ich ihm auch nicht abstreiten, gibt jener Film doch ein ewig währendes, süßes Poem vom Sieg der Liebe ab. Objektiv gesehen ist Veit Harlan aber dann doch der bessere Film aus dem gleichen Stoff nach Hermann Sudermann gelungen. Das fängt allein schon damit an, dass er seinen Fokus auf das Spannungsfeld vor der eigentlichen, versöhnlichen Reise versetzt - in Murnaus Adaption wird dieser Abschnitt lediglich nur verallgemeinert angerissen und ergibt sich stattdessen einer selbstverständlichen, romantischen Ekstase in der Begegnung mit der prunkvollen Stadt Tilsit. Harlan lässt seine Charaktere dafür aber ordentlich arbeiten und zeichnet seinen dörflichen Schauplatz als Hort eines düsteren, seelischen Sadismus.

                      Ohnehin verleiht er seinen Figuren eine Dreidimensionalität, mit der eine gehörige, moralische Zwiespältigkeit auftritt. Die betrogene Frau Elske (Kristina Söderbaum) ist nicht etwa alà Murnau ein naives, hilfloses Bauernmädel oder eine hysterische Heulsuse, riecht stattdessen schnell den Braten des Hintergehens, den ihr Gatte Endrik (Frits van Dongen) da fortwährend anfertigt und ergreift schon früh die Initiative einer möglichen Scheidung, legt dabei ihre innewohnende Enttäuschung vorwurfsvoll-schweigsam in den Raum. Endriks Beziehung zur polnischen Stadtfrau Madlyn (Anna Dammann) entwickelt sich sowieso zu einem offenen Geheimnis, worüber sich auch die biedere Dorfgemeinschaft spekulativ und gemein den Mund fusselig redet. Diese ist auch das überwiegende Ventil für fremdenfeindliche Tendenzen, welche die Nebenbuhlerin als 'Hure' betitelt und verjagen will.

                      Die meisten Kritiker werfen Harlan ja gerne vor, dass das genau seine eigene Meinung war - er beweist dem Zuschauer jedoch das Gegenteil: seine Madlyn ist keine 'femme fatale', kein hinterfotziges Biest. Ihr Charakter sehnt sich nach Liebe, nach der Liebe zu Endrik, für den sie kämpfen und auch alles opfern würde - da steckt echte Leidenschaft im Spiel, die ebenso verzweifelt und tragisch vor der Unmöglichkeit der Beziehung steht. In einer zunächst unterwürfigen Geste sucht sie zudem das Gespräch mit der Gattin Elske und bittet sie schließlich mit selbstbewusster, dringlicher Ehrlichkeit des Herzens, Endrik frei zu lassen. Elske ist natürlich niemand, der so schnell aufgibt, doch die Verbitterung gegenüber dem Ehemann wächst stetig an.

                      Dieser scheint jedoch ein Kerl zu sein, der in seinem selbstgefälligen, kalten Handeln nur nach eigener Befriedigung sucht und es auch zunächst ohne Probleme in Kauf nehmen würde, beide Frauen ins Unglück zu stürzen. Vor Madlyn spielt er trotz zahlreicher, unerfüllter Versprechungen den Unerreichbaren, vor Elske den abweisenden Gatten, der sich dennoch herausnehmen will, ein harmonisches Familienleben inne zu halten - ohne seinen Sohn kann er nun mal nicht, wer für ihn die Mutter jedoch sein dürfte, scheint allmählich nicht so erheblich. Doch auch er wird nach einer den Winter lang währenden, scheinbaren Harmonie im Haushalt (die Elske noch hoffen lässt) bei erneuter Rückkehr Madlyns vor eine Entscheidung der Zuneigung gestellt. Der Einschlag in Madlyns Richtung wird da umso stärker suggeriert, als sie von Elskes gnadenlosen, altbackenen Vater auf offener Straße ausgepeitscht wird, was bei den keifenden, alten Weibern im Dorf gut ankommt, jedoch nicht bei versöhnlichen Seebären wie Herrn Wittkuhn (Ernst Legal) und erst recht nicht bei Endrik, der seine zutiefst verletzte Geliebte sodann um Verzeihung bittend umsorgt (was nicht mal bei Sudermann oder bei der noch werkgetreueren, dritten Verfilmung von 1969 so ganz der Fall war).

                      Die Aktion ging zuweit und erzeugt in seinen Gedankengängen eine konsequente Gegengewalt - Elske soll bei der Überfahrt per Boot nach Tilsit ersaufen. Das Einzige, was seinen offenen Hass noch etwas verhalten macht, ist die Liebe zum gemeinsamen, unbedarften Sohn, dessen zukünftiges Schicksal bis jetzt wohl die endgültige Entscheidung auf Trennung verhindert hat. Doch beide können sich nichts mehr vormachen, es geht zuende - Fassungslosigkeit und die finsteren Untertöne von Hans-Otto Borgmanns Musikuntermalung beherrschen den abgedunkelten, bitteren Haushalt.

                      Schließlich ist der Tag gekommen: unter dem Vorwand vom Verkauf des Pferdes (das Hochzeitsgeschenk der Beiden und ein Symbol an das frühere Glück) treten Elske und Endrik die Reise nach Tilsit an - von der sie schon gleichsam wissen, dass diese tödlich enden dürfte. Elske selbst fürchtet den Tod jedoch nicht, kann sie sich ein Leben ohne den Sohn (den Endrik ihr wegnehmen will) sowieso nicht vorstellen, denkt jedoch in audiovisueller Einvernehmung und vorwurfsvoller Verzweiflung an die einstige Liebe zwischen ihr und ihrem Gatten zurück, weshalb er kurz vor der angedeuteten Umsetzung der Untat das Ruder umreißt. Doch der Schaden ist getan, Elskes Ängste haben sich bestätigt und fortan erliegt sie auch beim Landgang in der Stadt einer gelähmten Apathie, die Endriks Gewissen und Einsicht empathisch beflügelt, seiner innerlich zerstörten Noch-Ehefrau nun doch endlich beizustehen.

                      Und obwohl sie es selbst nicht fassen kann, ihn verschämt und zusammengekauert abwimmeln will, fördert Endrik doch noch zu Tage, dass er sich tief im Innern doch noch ihr verbunden fühlt, alles wiedergutmachen möchte - weshalb er nach langem Zögern das Pferd doch nicht verkauft und stattdessen einen schönen, ausgiebigen Abend in der Stadt und auf dem Rummel mit seiner Elske verbringt, der Zuneigung wieder zum Erblühen verhilft. Doch dann schlägt natürlich der Sturm über die Nacht hinein, als sie die Rückkehr ins Dorf antreten und beide verlieren sich im Dunkel der Nacht und in den Wellen des Meeres. Endrik wird schnell von Notrufkräften aufgelesen, doch Elske und das Pferd sind nicht aufzufinden. Erst Madlyn, die bei der Nachricht vom Kentern des Bootes an den ihr bekannten (bewusst wie eine steile, schwermütige Wüste wirkende) Strand losstürmt, erblickt die ans Ufer getriebenen Verlorenen und bringt sie in Sicherheit, deckt Elske mit dem eigenen Mantel zu und ruft völlig selbstlos nach Hilfe für sie.

                      Bei Murnau macht die Nebenbuhlerin nichts dergleichen, wird stattdessen mit muffig-verschränkten Armen und miesepetrigen Blick einer Standard-Antagonisten aus dem Dorf gekarrt. Hier bei Harlan ist sie dagegen auch nur ein Mensch mit Herz, welcher selbst der eigentlichen Rivalin Verständnis und Besorgtheit zukommen lässt. Das Happy-End entscheidet Elske jedoch natürlich für sich, bringt ihr letztlich doch noch erschienener Antlitz vor der Krippe des Sohnes dem Endrik seine persönliche Erlösung von der Schuld, sie vernachlässigt, betrogen und womöglich in den Tod getrieben zu haben.

                      Dieser versöhnliche Schluss ist gewiss Murnaus Interpretation nachempfunden, in der Vorlage muss Endrik für seinen Frevel mit dem Leben bezahlen. Hier lässt man jedoch Güte walten, schließlich ist das erwünschte Familienbild nach 1 1/2 Stunden auferlegter Qualen doch wieder intakt - was aber nicht heißen muss, dass der 'Auslöserin' des Konflikts, Madlyn, gleichsam eine Strafe zuteil wird. In diesem Fall wird ja auch klar, dass sie ja überhaupt nicht die Auslöserin ist, sondern der zunächst kalte Endrik, der seinem unbedachten Egoismus freien Lauf ließ und in seiner Selbstverwöhnung Madlyn glauben ließ, dass er mit ihr die Grenzen der Ehe sprengen würde - dabei aber ebenso seine Gattin Elske im Stich ließ.

                      Harlans 'REISE' ist daher ein psychologisch-ausgeklügeltes Frauen-Melodram, dass der Männerschaft einen Vorwurf macht und nach mehr Aufmerksamkeit in der Liebe, egal zu welcher Seite, egal welcher Herkunft, verlangt. Dass letztendlich der Hang zu lang währenden, einschlägigen Verbindungsstücken der ersten Liebschaft (der Sohn, das Pferd) das Gewissen entscheiden lässt, stellt sicherlich ein ungleiches Match dar - das Verständnis für die Nötigkeit der emotionalen Erfüllung beider Frauen ist aber durchweg gegeben und der spannungsgeladene Fokus des Films.

                      Murnaus auf dem selben Stoff basierende Werk ist eine idealistische, schon recht plakative Poesie der Gefühle, Harlans die packendere, detailliertere Auseinandersetzung mit jenen nun moralisch ambivalenten, durchweg nachvollziehbaren, emotionalen Bedrängnissen. Die Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit stellen beide in wirksamer Aussicht, hier wird aber erst wirklich deutlich, warum nach ihr gestrebt wird.

                      6
                      • 7 .5
                        über El Topo

                        Der apokalyptische Wahn in einer entrückten Welt, die zwar augenscheinlich im Western beheimatet ist, jedoch im mittelalterlichen Anarchismus versinkt. So versetzt Regisseur Jodorowsky die Zuschauer und sich selbst in einen blutigen Rausch mit biblischen sowie buddhistischen Anklängen, der zwar seinen Siegeszug als psychedelisches Happening erlebte, allerdings doch eher mit gnadenloser Verbitterung den Zyklus der Gewalt in der Geschichte der Menschheit eindringlich zu Tage fördert. Da reitet der 'Maulwurf' quasi aus dem Nichts in die mit Blut benetzte Stadt, löscht nihilistische Vagabunden aus und stellt eine diktatorische Götzenfigur mit ebenfalls tödlichen Konsequenzen. Er ist eine Naturgewalt, die mit erbarmungsloser Drastik die Gewalt der Menschen neutralisieren will, sie danach aber im Sinne des Guten & Gerechten in deren Hände zurücklegt - wie närrisch es doch im Nachhinein wirkt, mit Rache Gerechtigkeit wiederherstellen zu lassen.

                        So nützt es dann auch nichts, in der endlosen Wüste - zwischen dem erdrückenden Blau des Himmels, der bis an den Horizont grenzenden Einöde und dem sprießenden Rot des Blutes - verbliebene, scheinbar aus dem Boden entwachsene 'Krieger' mit selbst-erschaffenen Magien zu überlisten und zur Vorsichtsmaßnahme in die ewigen Jagdgründe zu schicken. Auch wenn hier die Welt von Grund auf rebootet werden soll - u.a. anhand einer widerspenstigen Eva in 'offener', leidenschaftlicher Gefangenschaft und einem zurückgelassenen Sohn in geistlicher Erziehung - setzt man nur den Samen der Gewalt. Der Maulwurf, dem fortan nur noch das Sterben begegnet, wird sodann auch von seiner Auserwählten verraten und zum Verrecken liegen gelassen. Lediglich die Gestalten aus der Unterwelt - Krüppel, Missgebildete und Verstümmelte - lesen ihn auf und sehen in ihm den Befreier, für den er sich selber nicht mehr zu erkennen vermag.

                        Es stellt sich nämlich heraus, dass alle seine brutalen Bemühungen umsonst waren und der Sadismus seit jeher ein Teil der Menschheit geblieben ist, den Alltag bestimmt und willkürlich Unschuldige dahinrafft oder sich gegenseitig zerfleischen lässt. Mit seinen neuen Freunden buhlt der Maulwurf jetzt mit Bescheiden- und Zurückgezogenheit um Frieden (auch wenn sein inzwischen erwachsener Sohn ihm für seinen Einfluss auf die Weltgeschichte zunächst nicht vergeben will), versucht die Annäherung des globalen Sündenpfuhls mit den reinen, unterdrückten Seelen, die von sich aus nicht mal Gewalt ausüben können - da geht er schon auf Nummer Sicher. Doch es hilft nichts: das Unbekannte wird ungefragt ausgelöscht, ein Massenmord der Ignoranz lässt blutige Tränen fließen.

                        Diese Welt ist nicht mehr zu retten, die Stadt muss sterben und der Maulwurf muss mit ihr vor Trauer und Wut in Flammen aufgehen. 'Gott' hat uns aufgegeben, hinterlässt verbrannte Erde und lässt die wenigen Nachfahren verstört zurück - und da zeichnet Jodorowsky bewusst kein Bild vergangener Tage, sondern setzt seine zugedröhnte Höllenvision auf Erden in Relation mit kontemporären Ereignissen der Entstehungszeit seines Films.

                        Wenn Diktatoren in Medaillen-behangenen Uniformen den willkürlichen Befehl zur Massenvergewaltigung und -Exekution geben können, wenn Randgruppen vom weißen, dekadenten Mann unterdrückt und unschuldig hingerichtet werden, wenn sich das letzte Zeichen der Hoffnung wie Thích Quảng Đức selbst verbrennt - dann erkennt man diese Welt bis zum heutigen Tage wieder, denn sie wird sich nicht ändern, offenbar weder mit Gewalt noch mit Frieden (bzw. mit Gewalt hätte man erst gar nicht anfangen dürfen).

                        Mit seinen bunt-blutigen, erotisch-naturalistischen und hinreißend-verschrobenen Bilderwelten im intuitiven Wandel von Zeit und Raum erscheint Jodorowsky dabei durchaus wie ein romantischer Pessimist bzw. ein Zyniker mit Hingabe für das explizite Aufdecken des verrotteten Kerns der Weltordnung. Dennoch erkennt er mit letztendlich verhaltener Ambivalenz die Nötigkeit einer universellen Befreierfigur, alleine schon nur für eine Chance vom Paradies - eine Rolle, die er selbst geradezu fanatisch verkörpert und folglich gleichfalls intensiv zum ewigen Leiden als bemühten Schutzpatron einer gottlosen Menschheit verdammt.

                        Dass diese grausame Passion von vielen Zuschauern gar nicht erst aufgefasst, schlicht als psychotronischer 'Kultfilm' gehandelt wird, kann man niemandem verübeln, so poppig und brachial-schön der Wahnsinn hier entfacht wird und dabei trotzdem einen fassbar-geradlinigen Weg einschlägt, der Genre-gemäß reichlich Kadaver vom Sand verschlucken lässt (weshalb der Film Jahrzehnte lang provokant auf dem berüchtigten Index verweilte, wie 'El Topo' selbst in der Höhle auf die Wiederbelebung wartend), mehr noch aber die Sinne ins Trudeln bringt. Ohnehin ist es leicht, sich in dieses verkommene, haltlose Wunderland der Grausamkeiten und spirituellen Unerklärlichkeiten zu verlieren. Jene Welt erscheint so fern, manchmal albern und auch des Öfteren grotesk-abstoßend, bizarr bis zum Anschlag.

                        Aber wenn es Grenzen zwischen uns und ihr gäbe, könnten wir sie doch erst gar nicht so vergnügt erfassen - der Wiedererkennungswert menschlicher Verhaltensweisen beliebiger Ären ist nun mal indiskutabel, der befreiende Rächer auf einem verbitterten Himmelfahrtskommando, das an ihnen kaum was zu ändern bewirkt. Der Maulwurf, 'El Topo', gräbt sich ganz klar und bewusst durch unsere Welt, unsere Seele, unsere innewohnende Gewalt durch und wird als unbequemer Störenfried vor Blutgier von den Antagonisten (und vom Zuschauer) zerrissen, schmatzend verspeist - da stellt Jodorowsky in vielerlei Hinsicht Spiegel auf, die wir zerbrechen oder vollschmieren können. Eine aufregend-gallige Wucht für die Ewigkeit!

                        22
                          • 7

                            Ein süßes Märchen erzählt uns Carl Froelich vom russischen Meisterkomponisten Tschaikowsky. Offenbar prädestiniert durch sein Regie-Debüt, dem Stummfilm-Biopic 'RICHARD WAGNER' (1913), spinnt er sich anhand ebenso expressionistischer Optiken und einem Aufgebot an kontemporären Chanson-&-Revue-Größen des dritten Reichs ein kurioses Liebesdrama zusammen, in welchem sich das musikalische Genie zwischen zwei Frauen entscheiden muss. Dass der große Peter Iljitsch bekannterweise eigentlich so gar nichts mit Frauen anfangen wollte, müsste das ganze Handlungskonstrukt zwar eigentlich unterminieren - bereits im Vorspann wird aber erläutert, dass abgesehen von ein paar Rahmendaten alles nur frei erfunden sei. Also hinein ins Vergnügen.

                            Angelehnt an die reale Brieffreundschaft und Geldgeberin Tschaikowskys, Nadeschda von Meck, nehmen wir hier Anteil an dem romantischen Leiden der Katharina Alexandrowna, die in unglücklicher Ehe zu ihrem geradezu apathisch-behäbigen, doch ebenso hypnotisierend-unterdrückenden Gatten Michael Murakin lebt und sich ganz innig nach der Leidenschaft ihrer Jugendliebe Peter sehnt. Dieser begehrt sie ebenso wie seit jeher, begleitet sie in stimmigen Porträtaufnahmen auf dem Klavier, während sie mit goldener Stimme in den Himmel der Glückseligkeit blickt. Aber wie weit entfernt dieses Blickfeld doch scheint...kann sie doch von ihrem Gatten nicht lassen, erst recht nachdem sie dessen Geld für die ausschlaggebende Förderung der Karriere Tschaikowskys "opfert" und folgerichtig auch keine Unabhängigkeit im Leben mit ihrem wahren Liebsten voraussehen kann - einen brotlosen Künstler heiraten, das kann sich die Frau von Welt nicht vorstellen (im Grunde hat sie aber wohl nur nicht die Idee einer erfolgsversprechenden Investition verstanden oder sie ist insgeheim doch nicht von seiner Begabung überzeugt).

                            Dagegen steht die indirekte Nebenbuhlerin Nastassja Petrowna Jarowa (Marika Rökk), mit der sich die 'Katja' nur wenige Begegnungen teilt. Sie verkörpert das Kindliche, Eifersüchtige, Lebensfrohe - angereichert mit feurig-aufbrausendem Temperament und einer Leidenschaft fürs extravagante, artistische Tanzen, in dem sich auch ihr abwetzendes Ventil für den Frust der unerfüllten Liebe finden lässt. Mit ihrer östlichen, lieblichen Erotik könnte sie eigentlich jeden Kerl weich machen, nur unseren Peter nicht. Der sieht in seiner Schwermütigkeit sein einzig passendes Pendant in der Katja, die ihm allerdings mit ihrer ganzen Pein entsagen muss. Noch schlimmer wiegt, dass ihr Ehemann von der ganzen Sache schnell Wind bekommen hat und ihr Gewissen mit kaltem Schweigen quält, bis hin zur Einladung ins Tschaikowsky-Konzert, womit er ausdrückt: "Ich werde dir das Unerreichbare ganz nah vorführen, dass du es nicht aushältst - kriegen darfst du es aber nicht."

                            Kein Wunder, dass die Ehe immer tiefer in die Verbitterung beider Seiten absteigt, da kommt es sogar zu einem an ihn gerichteten Schlager über die Polygamie, in welchem sie ihren Noch-Gatten harmonisch zuschnauzt:

                            "Nur nicht aus Liebe weinen,
                            es gibt auf Erden nicht nur den einen.
                            Es gibt so viele auf dieser Welt.
                            Ich liebe jeden, der mir gefällt.
                            Und darum will ich heut' Dir gehören,
                            Du sollst mir Treue und Liebe schwören,
                            wenn ich auch fühle, es muss ja Lüge sein,
                            ich lüg auch und bin Dein."

                            Die ganze Lage verschärft sich, als der Kritiker Kruglikow die Geliebte Peters in ganz Moskau entlarven will, um dessen Ruf zu zerstören (und um Nastassja für sich zu gewinnen, weil er aufgrund ihrer Schwärmereien glaubt, Peter und sie hätten was miteinander). Nach einer gepflegten Ohrfeige soll es zum Duell kommen, doch Kruglikow steuert stattdessen auf den gehörnten Ehemann Michael zu und eröffnet ihm, dass es ja um seine Frau gehe und deshalb er das Duell ausführen sollte, was dieser auch mit finsterem Blick gerne annimmt. Um Katja aber nicht zu kompromittieren, behauptet Peter, dass es im Streitfall um Nastassja ginge und dass er gedenkt, sie zu heiraten. Da erfüllen sich nun ihre Träume und es kommt zur 'erzwungenen' Hochzeit.

                            Tschaikowsky kann bei seinem verstohlenen Gemüt rein gar nichts mit ihrer trink- und feierfreudigen, liebenswert-spaßigen Verwandtschaft (unter der sich offenbar auch Rasputin befindet) anfangen und lässt seine vermeintliche Gattin trotz untertäniger, sinnlicher Avancen wie ein Scheisskopfsky feige im Ehebett zurück - schleicht sich sodann in die Nacht hinein und wandert betrübt durch Moskaus Gassen, bis er dort seinen Freund, den Professor Hunsinger vorfindet, welcher ihn aufmuntert, sich nun seiner wahren Liebe, der Kunst, zu widmen. Sodann erwachen in ihm die Lebensgeister und anhand einer virtuosen Überblendungsmontage erleben wir seinen symphonischen Aufstieg zum göttlichen Superkünstler.

                            Viele Jahre und Erfolgstourneen später kehrt er in sein Heimatland Russland zurück, welches inzwischen von der Cholera heimgesucht und auch seinen liebsten Diener Stephan dahinrafft. In seiner intensiven Trauer über den Verlust seines Freundes steckt er sich bei ihm an, doch ehe er dem Sterben erliegt, trifft er nochmals Katja wieder, die inzwischen von ihrem Gatten getrennt lebt und nun der Gütigkeit zuteil wird, dass Peter sich bei ihr für ihre finanzielle und emotionale Unterstützung bedankt und fortan mit ihr zusammenleben will. Es darf leider nicht sein, noch während der Aufführung seiner Pathétique landet er auf dem Sterbebett, lässt immerhin noch Katja zu sich und dirigiert scheinbar zum Himmelstor hinein sein Stück noch zu Ende. Sein Gesicht erfährt eine Abblende, Katjas vergeht in verschwommenen Tränen. Doch ihr Trost ist die Gewissheit der ewigen Liebe und das unsterbliche Erbe eines großen Künstlers, weshalb Tschaikowskys Leichnam doch noch in gleißendem Glanz erblüht.

                            Froelichs musikalisches Melodram mag zwar nicht ganz der Realität verbunden sein, dafür aber umso mehr dem Werk Tschaikowskys, dass hier mit wirksamen Fokus auf die Empathie mit den leidenden Protagonisten ständig hörbar einbezogen wird und ganze Szenen inkl. Übergänge beherrscht. Visuell erfahren diese Noten ebenfalls ihre stimmungsvolle Entsprechung, verweilt die Kamera doch hauptsächlich auf den wehmütigen Blicken seiner getrennten Liebenden, umschlossen vom leisen Schnee, der in beständiger Nacht auf die teils prunkvollen, teils theatralischen Pappaufsteller-Kulissen fällt. Aber auch die Lust zum Tanze macht sich aufreizend und flott-inszeniert bemerkbar, mit edlen Choreographien und einer aufregenden Marika Rökk am Rande körperlicher Verausgabung. Denn auch in ihr steckt die aufstrebende Romantik, die ebenso Tschaikowskys Arbeiten ausmachte, ob nun in elegischen Moll-Tönen oder rasanten Walzern. Beide Ebenen sind ihm zugetan, letztendlich kann er sich aber nur für die Melancholie entscheiden. Wenn man aber ehrlich ist, sind doch beide ausgezeichnet.

                            Regisseur Froelich setzt dem Komponisten somit kein Denkmal, dass es so genau nimmt - der Grundidee dessen Werkes wird er aber schon gerecht, in dieser Russland-freundlichen Produktion, die allzu passend für den Deutsch-Sowjetischen Nichtangriffspakt ab jenem Zeitpunkt der Entstehung des Films steht (und dennoch kein Klischee auslässt, was z.B. den Wodka betrifft). Überlebensgroße Künstler zu bedeutenden Pionieren zu stilisieren, hatten die Deutschen ohnehin gut drauf, meist mehr zu Propagandazwecken für die streitbarsten Typen (siehe 'CARL PETERS' und 'OHM KRÜGER'), dann aber auch wiederum für die inspiriertesten Künstler (u.a. 'FRIEDEMANN BACH', 'FRIEDRICH SCHILLER - TRIUMPH EINES GENIES', 'WEN DIE GÖTTER LIEBEN', sogar 'ROBERT KOCH - DER BEKÄMPFER DES TODES'). 'ES WAR EINE RAUSCHENDE BALLNACHT' lässt sich trotz verminderten Wahrheitsanspruch noch in die zweite Kategorie des Heldenkults anhand seiner latenten Suggestion germanischer Großzügigkeit in der Projektionsfläche eines würdigen Künstlerportraits einordnen.

                            Dass dennoch eine durchgehende Freundlichkeit und Liebe zur russischen Mentalität, Melancholie und Kunst den Grundtenor des Films beherrscht, lässt sich dennoch nicht abstreiten, dafür sorgen schon allein das reizvoll-positive, bunt-romantische Figurengefüge innerhalb des grundlegend-warmen, winterlichen Ambientes und die offene Empathie zur tragischen Cholera-Situation in der Bevölkerung Russlands. Überhaupt scheint es durchweg schicklich, ein herzliches und dramatisches Unterhaltungsstück von Erfolg, Sehnsucht, Kunst und Liebe in diesen exotischen Schönheiten so ambitioniert abzuhalten, soviel schöpferische Leistung Froelich doch in seinem naiven Märchen und seinen Darstellern fand. Die Gefühle waren so vielleicht niemals da und erscheinen manchmal plakativ-kitschig, von ganzem Herzen kommen sie trotzdem, denn sie schöpfen auch nur die Liebe aus der Kunst heraus, wie es auch Tschaikowsky tat.

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                              • Hier auf moviepilot fehlt der Film 'CARL PETERS' aus dem Jahre 1941 von ihm.

                                Ein Geschichts-verklärendes, biederes Propaganda-Werk, das ohne nachvollziehbare Motivation auf die Kolonialansprüche Deutschlands pocht, dessen bornierten Pionier zum patriotischen Helden stilisiert, welcher damit ja auch die afrikanische Bevölkerung vor den Briten befreit (weshalb sie natürlich diesem weißen Mann sofort treu ergeben sind - ihn sowieso von Anfang an sklavisch wie einen König behandeln, "genauso war's") und durch eine frei-erfundene, verräterische Aktion eben dieser sein Amt (welches er ja natürlich nur aus Trotz annahm) im Angesicht der neu gebildeten Sozialdemokratie verliert - recht so. Selten so einen unsympathischen Protagonisten erlebt, da kann Hans Albers noch so verschlagen ironisieren, sein Charakter ist ein unverbesserliches Arschloch und der Vergleich zur wahren Historie zeichnet genau dasselbe Bild, da kann sich der Film noch so viele Intrigen und zwielichtige Gestalten im Hintergrund dazu denken.

                                Regisseur Selpin strengt sich auch kein Stück an, seinem Werk einen abenteuerlichen oder gar mitreißenden Pfiff zu verpassen, lässt den spekulativen Plot schleichend vorantraben und spart sogar an rauschhaftem Heroismus in der Darstellung Peters - trotz einiger Bewunderer und finsterer Gegenspieler wirkt dessen folgendes, verteidigendes Handeln schlicht auf hitzköpfige Ausreden ausgelegt: Selbst wenn er stets seiner festen Idee vom Sieg des Kolonialismus folgt, gibt er doch letztlich inkonsequent wie ein feiges Kind seine Bemühungen auf, da es ja eh keinen Zweck hätte. Man kann die Geschichte nun mal doch nicht so weit umschreiben, dass irgendwelche Vorteile des Kolonialismus überhaupt mal in Erscheinung treten, außer dass man dabei dem Erzfeind (des dritten Reiches) England eventuell ein Stück voraus gewesen wäre. Hauptsache einen zweckfreien Konflikt heraufbeschwören, das konnte der stolze, deutsche Peters am Besten, sowohl im Film als auch in der Realität.

                                Diese aber mit fadenscheinigen Begründungen auszuschmücken, überzeugt allerdings auf keiner Ebene - erst recht, wenn es hier so nüchtern und schleppend in die Welt herausposaunt werden muss. Da fragt man sich echt, ob Selpin und Albers überhaupt Bock auf ihren eigenen Film hatten, stattdessen lieber den nackten Afrikanerinnen beim Trommelspielen und Tanzen zuschauen wollten. Wie man's auch dreht, jene dargestellte Legendenbildung bleibt ausschließlich lächerlich und forciert-revisionistisch, lediglich die zahlreichen, hitzigen Streitgespräche aller bringt die Leinwand zum Glühen. Es ist nun mal irgendwo in diesem Film alles in Ordnung, alle schreien sich an und spielen sich gegeneinander aus: Engländer gegen Deutsche, deutsche Patrioten gegen deutsche Sozialdemokraten (mit slawischer Prägung) - nur die Schwarzen haben nichts zu melden, lassen sich von Drückerkolonnen beeindrucken und unterschreiben mit einem Daumenabdruck, da sie natürlich nicht schreiben können. "Genauso so war's"...so ein durchschaubarer Quatsch.

                                3/10

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                                  über Her

                                  Liebe mit einem digitalen Geist - ist diese von einem Menschen aus möglich, wenn die artifizielle Seele des Computersystems auf einer ungreifbaren Bewusstseinsebene liegt? Erst recht, wenn das artifizielle Wesen diesen Widerspruch endgültig selbst einsieht und zur bitteren Wahrheit gelangt, weshalb sie diese sodann durchbrechen bzw. verlassen will? Genauso wichtig wiegt aber auch die Frage, wie der Mensch in dieser Beziehung damit umgeht, der in der wohlweislich künstlichen Intelligenz den Partner fürs Leben gefunden hat und ihn nun davongehen lassen muss, weil eine tiefere, sinnliche Ineinandergreifung jener Seelen durch die Trennung der reellen und (nicht reellen?) digitalen Welten unmöglich scheint. [...]

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                                  • 7 .5

                                    Eine wahrhaftig herrliche Screwball-Komödie liefert uns hier Helmut Käutner ab - da schießt er mit Lebenslust und Turbulenz durch die süß-romantische Geschichte von seinem musikalischen Pärchen und bringt trotz aller entspannter, ablenkender Unterhaltung noch einige subversive Elemente ins Spiel, die im Kontext zur damaligen Zeit eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit hätten sein müssen. [...]

                                    Und da strahlt das Herz angesichts der schwungvollen Melodien und enthusiastischen Lyriken, die sich laut Zimmermann in jeder Kunstform essenziell wiederfinden lassen - genauso wie im Leben an sich, weshalb sie auch wie passgenau in erfüllender Schönheit geformt die Herzen zueinander führen. Deshalb ist Käutners Film nicht nur ein drolliges Plädoyer für die Verbindung der Schönheiten der Künste (entweder zur besinnlich-erfüllenden, oberflächlichen Unterhaltung oder eben auch zur subversiven Kritik bzw. dem inneren Widerstand, wie er es selbst hiermit geschafft hat), sondern auch eine liebevolle Vision von humaner, romantischer Einheit gegen alle Widerstände. Bravo!

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                                    • 7

                                      Da sehnt sich der schwedische Ölmagnat Percy Patterson doch glatt eines Tages nach der Flucht aus dem dekadenten Alltagstrott seines Millionärsdaseins, inszeniert nach einem wehmütigen Klage-Chanson auf der heimischen Jahrmarktsorgel sein spurloses Verschwinden, weil es scheinbar schlecht um die Aktien seines Konzerns stehen soll. Ihn führt es fortan durch ganz Europa, wo er sich vergnügt in ihm unbekannte Lebenssituationen stürzt, nimmt dafür auch andere Identitäten an - indem er u.a. schlicht Papiere fälschen lässt und sich den Bart abschneidet, so wie man sich einen Bruce Wayne aus 'BATMAN BEGINS' ohne Rache-Mission (sprich ohne Batman) vorstellen würde. Ohnehin fragt man sich schon ein bisschen, warum Herr Patterson überhaupt das Weite sucht - nicht falsch verstehen: der müden Routine entkommen zu wollen, kann man durchaus nachvollziehen. Viel mehr wiegt erstmal aber der Eindruck, dass es einfach ganz im Wesen des Darstellers Hans Albers liegen dürfte, ins Abenteuer aufzubrechen, als dass man dies von der Figur selbst erwartet.

                                      Doch das wird sich alles noch allmählich erklären. Bis dahin genießen wir mit ihm die Vorzüge europäischer Exotik, zwischen verschlagenen Gangster-Kumpels und deren süßen Schwestern - Percy ist nämlich noch immer ganz der Frauenheld, selbst wenn er unter Pseudonym agiert. Ob als Gaston, Emil, Dionysos von der Tonne oder Iwan: ohne das Anhängsel eines großen Namen bleibt er stets ein Freund der Menschen, welche sich ihm eben drum noch schneller öffnen und auch unweigerlich offenbaren, wie der Gesellschaftsstand die Meinung formt - was er sich natürlich ebenso mit trocken-schlagkräftiger Ironie zunutze macht. Er muss dabei aber gleichfalls ständig in Bewegung bleiben, sind ihm der flinke Journalist Nils Nilsen und die eigene Tochter Ingrid (ein verwöhntes, doch ganz nach dem Vater kommendes, ausgefuchstes Mädel mit Cagney-Visage) über den gesamten Kontinent auf den Fersen, um seine Beweggründe für die Flucht zu erfahren.

                                      In einer Zwischenstation eben dieser gastiert Percy in einem Restaurant als Kellner und trifft beim nackten Krebssuchen am See auf die ebenso nackte (und damit ebenso unbefangene) Lisaweta Iwanowna in Not, deren Kleider auf dem davon treibenden Boot verbleiben, weshalb er ihr zu neuen Kleidern verhilft, während er unter den Tönen & Strahlen sommerlich-frivoler Komik aus dem Nackedei-abdeckenden Holzfass guckt. Der gesellschaftliche Rang spielt da natürlich keine Rolle, als sie sich näher kennen und verschmitzt lieben lernen (wunderbar reflektiert durch eine Überblende aus dem Herzen Percys heraus), weshalb sie auch allzu gerne bei seinem freimütigen Rollenspiel mitmacht und ihn als Chauffeur einstellt. Letztlich imponiert Percy mit seiner neuen Uniform in Genf die örtlichen Hoteliers, kann sich dabei als "italienischer" Abgeordneter ausgeben und die besten Tische im Restaurant bestellen. Und nicht nur das gelingt ihm, entlarvt er doch den Assistenten Lisawetas als Vermögensveruntreuer. Als er mit dem Ausziehen seiner Uniform das Signal zum Faustkampf gibt, reißt er aber keineswegs eine Schlägerei vom Zaun, schmeißt sich stattdessen in einen feinen Frack und setzt zum romantischen Diner, wie auch zum Telefonat mit Stockholm an - wo der aufbrausende Investor Meyers aufgrund neuer Forderungen von Percys Vertretung Sully schon drauf und dran ist, seine Aktien zu verkaufen.

                                      Schließlich treffen er und seine Liebste doch noch auf die Verfolger Nils & Ingrid, die sich inzwischen auch sehr sympathisch geworden sind und am breiten, prunkvollen Tisch löst Percy das ganze Rätsel um sein Verschwinden so genüsslich-abdeckend auf, wie später auch Terence Hill in 'NOBODY IST DER GRÖSSTE' (jedenfalls in der deutschen Synchronfassung). Mit seinem Täuschungsmanöver und den fingierten 'Schwierigkeiten' in seinem Unternehmen wollte Percy nämlich den umständlich-gewordenen Meyers endgültig als Anteilhaber loswerden. Der Umstand der liberalisierenden Europa-Reise war dabei ein angenehmer Bonus mit Heiratsabsichten und bereitet natürlich allen unseren Protagonisten ein glückliches Ende, weshalb Hans Albers sich mit treuen Äuglein letztendlich auch an uns Zuschauer wendet, es ihm nachzumachen - liebestoller Eskapismus und cleverer Kapitalismus in einem Rutsch, welch süße Fantasie.

                                      Herbert Selpins Film verlässt sich bei der Vermittlung dieser Geschichte natürlich hauptsächlich auf seinen abenteuerlustigen Protagonisten, fördert in flotten 85 Minuten anhand des gewohnten und beliebten Charakterdarstellers Albers die Lust aufs Gewagte, Aufregende und Schöne, wobei er auch zum Großteil der Laufzeit die Motivation seiner Figuren und die Zielrichtung des Narrativs bewusst lange in der Luft hält, um speziell 'den Moment genießen zu können'. Kam ihm sicherlich gut gelegen, war er seinen Arbeitgebern im dritten Reich ohnehin mehr oder weniger schon unbequem (was sich auch in seinem tragischen Lebensende wiederspiegelte) - kein Wunder, dass er mit diesem Stoff hier die Flucht an vorderster, positiver Stelle setzte.

                                      Folgerichtig muss man in diesem nach Abwegen gierenden Lustspiel auch ein bisschen naive Theatralik in der coolen Sehnsucht nach Freiheit und knackiger Erlebnisse erwarten, welche aber durch den nach außen getragenen Spielspaß seines Ensembles deutlich wettgemacht wird und sich mit unbemühter Sympathie beim Unterhaltungs-freudigen Zuschauer niederschlägt. Wenn dann noch in genüsslich-pointierten Portionen der Plot dahinfließt und mit leichtherzig-charmanter Direktheit, ohne große Schwierigkeiten, alles passgenau abgefertigt und sinnig nachvollziehbar gemacht wird, ist Zufriedenheit garantiert. Ein niedlich-schickes, rasant-schmackhaftes und liebevoll-entführendes Sahnetörtchen in Schwarz-Weiß.

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                                      • 6 .5

                                        [...] (M)ächtig unkompliziertes Genre-Kino, zwischendurch aber noch immer zu ungelenk, um mit sicherem Gang durch die Ziellinie zu rasen: das Handlungskonstrukt erweist sich als bemühtes Mittel zum Zweck, die Schauwerte dagegen als spannende, luftige Sattmacher. Das gesamte Ensemble bedient einseitige Leistungen und einen schwer albernen Humor bar jeder gelungener Pointen, entlässt den Zuschauer aber auch mit jugendlicher Frische und unbedarfter Sympathie. Die Aufmachung ist größtenteils hochklassige, erschlagend-werbeträchtige Autopornographie, die Rasanz und Zerstörung eben dieser lässt aber mit bebender Feuerkraft den Atem stocken. Der Soundtrack ist durchweg sentimental-'episch' aufgedunsen, der poppige Kern des Films lässt dem Pathos aber auch keine andere Wahl und schafft umso mehr emotionale Bewegung bei den hemdsärmeligen Raser-Gespann mit ihren aerodynamischen Zauberkisten. Dieser Film driftet nun mal stets an der Kurve des guten Geschmacks entlang, gibt dann aber außerhalb dieser ordentlich Vollgas. Ein drolliger Blockbuster-Schmarrn, der sich selbst völlig gerecht wird und hauptsächlich Spaß machen will. So haut das hin!

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                                        • 6

                                          Wenn man schon mal einen Film zu Gesicht bekommt, in welchem Uschi Glas tatsächlich passabel, geradezu sympathisch wirkt, sollte das besondere Erwähnung finden. Und selbst wenn das nur im Rahmen einer gemächlichen Pauker-Komödie stattfindet, die ihre Witze nur selten mit raffiniert-aufgelösten Pointen ausstatten kann - die Lachquote des Drehbuchs scheint dennoch einigermaßen hoch, wenn man bedenkt, dass man hier auf eine Nachsynchronisation verzichtet hat. Ungemein griesgrämiger wirkt dagegen das beständige Wetter, in welchem der Plot - von der Journalistin Katja Hutten, die für ihre heiratssüchtige Jugendfreundin und Notenniete Manuela Schulz in der 13. Klasse büffelt und darin eine Top-Story über das Leben an bundesdeutschen Schulen erspäht, erst recht, als die Schulleitung den beliebten Klassenlehrer Dr. Wagner aufgrund seiner progressiven Lehrmethoden und seiner aufblühenden Beziehung zu Katja absetzt - abgehandelt wird: das ganze Schuljahr über scheint der Winter zu herrschen.

                                          Ein krasser Gegensatz zu den sonnig-unbedarften, frechen Streichen der Gymnasiasten (unter ihnen: ein junger Wolfgang Condrus), aber auch eine stilistische Stütze für die muffige Unterdrückungs-Borniertheit der Lehrer (aller Wahrscheinlichkeit nach aber eher ein Umstand der Dreharbeiten, die F.J. Gottlieb wohl oder übel hinnahm), wobei diese natürlich nur einfältige, lächerliche Antagonisten abgeben. Da wäre z.B. Rudolf Schündler als autoritäre Micky-Maus, der im Philosophie-Unterricht schon mal gerne Friedrich den Großen behandelt, aber auch von der ihm wohlgesonnenen, in die Aula bestellte Marschmusik gestört wird, wo er sich doch vorher schon über Wagners Hag zur musikalischen Vermittlung im Unterricht missfällig äußerte. Alle anderen Lehrer bekommen auch mehr oder weniger schlimme Streiche gespielt, mit denen die Schüler für die Rückkehr ihres Wagners demonstrieren: im Biologieunterricht wird ein Haufen Mäuse 'ganz unabsichtlich' freigelassen und über die gesamte Lehrerschaft verteilt, bei der Chemiestunde tut man so als ob der 'Alkohol ohne Alkohol' doch noch seine angedachte Wirkung entfaltet und ab und an verschwinden sogar die Aufgaben wie von Geisterhand von der Kreidetafel.

                                          Gottlieb drückt in diesem seinen ausgelassenen, einigermaßen-stringenden Lustspiel um die Aufhebung konservativer Lehrmethoden zwar durchweg aus, dass man sich als Schüler in diesen modernen Zeiten nicht alles gefallen lassen sollte, zeichnet aber auch ein Bild von einer gewitzt-draufgängerischen Schülerschaft, die mit minutiös geplanten Geistesblitzen der Pauker-Verarsche ihren Drang zum "spannenden" Lernen lancieren will. Daher erscheint sodann auch der Dr. Wagner, um den es geht, ganz selbstsicher-ironisierend und bemüht sich trotz entschiedener Strenge um die Verbrüderung mit seinen Schützlingen - damit sie mit Humor und Einfallsreichtum an die Schönheit des Wissens gelangen. Streber hat man aber auch hier nicht gern - der prädestinierte Brillenträger bekommt kontinuierlich Nackenschellen, dass er auch ja nichts ausplaudert. Und der Schulabschluss an sich ist auch nicht unbedingt von Nöten, schließlich bekommt die Ausreißerin Manuela ihren Willen zur Heirat, als ihrem tobsüchtigen Vater Willy Millowitsch einleuchtet, dass sein zukünftiger Schwiegersohn Chef eines großen Gemüse-Unternehmens ist. Da mögen die Frauen von heute noch so selbstständig auftreten, in diesem Film akzeptiert man sie doch erst mit einem starken Mann an der Seite (gilt auch für Uschi Glas Charakter) - naja, solange dabei ursprünglich ohnehin Liebe im Spiel ist...

                                          Wie aber steht der Direktor der Schule (Werner Finck) zu all dem? Tja, der wankelt unbeholfen-verblödet zwischen der Freude für die Streiche der Schüler & der Empörung der Lehrer hin und her - wie ein Prototyp von Commandant Lassard aus den Police-Academy-Filmen. Bezeichnenderweise bieten seine unentschlossenen Satzversuche und Stellungnahmen die größten Lacher im gesamten Streifen. So macht es diesem dusseligen Gries auch nichts aus, den Posten an Dr. Wagner abzugeben und seinen problematischen Schülern den ersehnten Abiturabschluss zu bescheren, auch wenn diese in der gesamten Laufzeit des Films alles andere gemacht haben, als zu lernen oder Arbeiten zu schreiben - schwamm drüber. Viel schlimmer wiegt da doch eher der folgenschwere Einwurf zum Finale hin, der mir mindestens genauso schockierend kam, wie diese Woche die letztendliche Wehrmachts-Propaganda in 'AUF WIEDERSEHEN, FRANZISKA!': der kotzüble, Heintje-ähnliche Schlager 'EIN TAG WIE DIESER TAG (KOMMT NIE WIEDER)', welcher nun am Allerwenigsten zum Kulturverständnis der Schüler gehören dürfte (auch wenn er indirekt die achtenswerte Besonderheit des Abi-Abgangs besingt) und zudem von dem niederländischen Kinderstar Wilma besungen wird, die in allen Belangen einfach nur scheußlich aufgemacht ist und zurecht wie ein anbiedernder Fremdkörper im Gesamtkonstrukt wirkt - ein letzter, großer Streich von der Lehrerschaft?

                                          Wie dem auch sei: am Ende sind alle offenbar nicht verstört zurückgeblieben und bekommen ihr selbstverständliches Happy-End. Als harmloser Ulk braucht sich 'KLASSENKEILE' folglich auch keiner allzu eindringlichen Dramaturgie zu bedienen und feiert stattdessen mehr oder weniger platt und sketchartig-freilaufend die Freude an der kindischen Rebellion im Klassenzimmer. Es klingelte dafür einstmals gehörig in der Kasse (2,5 Millionen Zuschauer - nicht zu vergessen, dass man sich hier sowieso an die erfolgreichen LÜMMEL-Filme Werner Jacobs heranzuhängen wagte) und entsprechende Nachfolger wie 'FACK JU, GÖTHE!' gibt's ja bis zum heutigen Tage. Einen hohen Qualitätsanspruch sollte man dennoch nicht erwarten, aber zumindest einige gemächliche, schön-doofe Stunden schlapprig-haltloser Schulzeit.

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                                          • 4 .5
                                            über Alaska

                                            In vielerlei Hinsicht ist dieser Film die nicht allzu heiß erwartete Kinder-Variante von 'AUF BRENNENDEM EIS': hier wird mit einer herzerweichenden Breitwand-Optik die schützenswerte Natur des titelgebenden, US-amerikanischen Paradies aus Wäldern, Bergen und eisigen Tälern wiedergegeben, während eine Gruppe plakativ-fieser Wilderer genau jene Pracht mit ihrer unbarmherzigen Respektlosigkeit tödlich (profitabel) zu verschandeln bezwecken, wie bereits Michael Caine mit seinem Öl in Seagals herrlich-dämlicher Adult-Ballerei (als Obermotz anwesend: Charlton Heston, dessen Sohn hier Regie führte - wobei er folgerichtig trotz seiner Position als Main-Villain noch immer eine verhältnismäßig elegante Figur abgibt, auch wenn er anhand des verachtenswerten Animalkiller-Knarrenspiels wohl kaum seinem NRA-Image gerecht werden dürfte).

                                            Als ebenso schablonenhaft erweisen sich die zweckmäßig-gezeichneten Protagonisten - ein Geschwister-Paar kaukasischer Mittelstands-Stereotypen - welche sich auf der Suche nach ihrem in den Bergen abgestürzten, natürlich-allein-erziehenden Dad (Face aus A-Team) allmählich gegen die Naturschänder auflehnen und sich zudem mit einem Eisbären anfreunden, dessen Mutter bereits von den Bösen gekillt und gehäutet wurde. Die stärkste Entwicklung macht dabei der teen-angstige, frustriert-hippe 90's-"Bad-Boy" Sean durch: dem stinkt zunächst die neue Heimat, weshalb er "ganz der Rebel" Mülltonnen umkickt und sich dabei eine Verwarnung von der örtlichen Polizei und aneinander-abprallende Vater-Sohn-Gespräche bekanntester (biederer) Aufmachung einfängt.

                                            Doch sobald er sich mit seiner Schwester Jessie (eine junge Thora Birch) - schon weit fortgeschrittener im Öko-Bewusstsein und Kajak-Handling - verbündet, um das Familienoberhaupt aufgrund inkompetenter Hilfskräfte auf eigene Faust zurückzuholen, taut er langsam auf gegenüber dieser ihm neuen Kultur: Begegnungen mit freundlichen, weisen Ureinwohnern, spirituelle Traumsequenzen zur inneren Verbindung mit mythischen Kräften des Landes und der Genuss von mäßig-computergenerierten Nordlichtern sind die Folge. Deutliche, amüsante Parallelen zu den erkenntnisreichen Abenteuern Forrest Tafts aus dem Jahre 1994 ('ALASKA' hingegen brachte erst ganze 2 Jahre später seine Familien- und Touristen-freundliche Variante hervor, ebenfalls im Verleih der Warner Bros.).

                                            Und so verwundert es niemanden mehr, dass diese feschen, neu-rekrutierten Greenpeace-Langweiler-Kids aus dem kontemporären Durchschnitt alle kurzweiligen Tricks, Kniffe und dramaturgische Einfältigkeiten ausnutzen, um ihren kleinen Eisbär-Schützling namens 'Flocke' vor den Gefahren der Genre-Standards eines unschuldigen, harmlosen Kinderfilms zu retten. Ich kann mich nicht beschweren, selbst wenn nur geringfügige Eindrücke vom beliebig-vermittelten Naturschutz übrig bleiben (ganz anders als das an naiver Dreistigkeit und aberwitzigen Szenarien kaum zu überbietende Seagal-Regie-"Debüt", welches mit seinem Panoptikum an aneinandergereihten Übertreibungen für immer in der Hirnrinde herumschlendern wird).

                                            Damals hätte ich so einen derartig austauschbaren Film bestimmt irgendwie auch noch gemocht (wie z.B. auch 'NESSIE' mit Ted Danson, den ich lieber gut in Erinnerung behalte, anstatt ihn mir nochmal zu Gemüte zu führen) - heutzutage bin ich stattdessen eher gewillt, vorzeitig abzuschalten, da ich mir schon von Minute eins an das gesamte Spektrum an eindimensionaler Gefälligkeit bei diesem Filmkonstrukt denken kann. Die Bestätigung jener Erwartungen hat aber auch irgendwo was Sympathisches, erst recht wenn man sie wie abermals mit Frau Mutter zusammen erlebt. So waren sie nun mal, 'die einfacheren Zeiten'.

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                                            • 6

                                              Die Geschwister Brüggemann können einem trotz offenbar maßlos positiver Kritiken und hohen Auszeichnungen beinahe schon Leid tun. Selbst wenn ihre ursprüngliche Absicht (laut sympathischem Q&A nach der Vorstellung) das stets nötige Aufdecken der Schattenseiten des Fanatismus bzw. ein Appell an den Humanismus in streng naturalistischer Fassung war, ist ihnen objektiv leider doch eher ein sadistischer, tendenziös anti-katholischer Agitprop-Film gelungen - welcher wunderbar gnadenlos den Hass gegen bornierte Religiosität im Zuschauer mobilisiert, im Angesicht des Mitleids mit der 14-jährigen, unschuldigen Protagonistin, die sich aufgrund einem für sich ausgelegten, religiösen Missverständnis und einer erzkonservativen Erziehung in einen quälenden Leidensweg versetzt, der zudem durch den unfair-erscheinenden Konflikt mit der uneinsichtigen, oft tobsüchtigen Mutter noch stärker vorangetrieben wird.

                                              Regisseur Dietrich Brüggemann pusht unser emotionales Verständnis dementsprechend anhand der minutiös durchgeplanten Statik im Bild und einer Kapiteleinteilung, die jene Geschehnisse mit dem Kreuzweg Jesu gleichzustellen vermag. Ihm reizt dabei, ein möglichst authentisches Abbild der Realität zu erschaffen, ordnet dieses aber gleichzeitig einer unausweichlich-narrativen Struktur unter, die zwar dem Medium Film gerecht wird, aber nicht immer der gewollten Gefühlsechtheit. Problematischer wird dies sodann durch die Vordergründigkeit des knallhart durchgezogenen Problemthemas, welche sich gezwungenermaßen in teils arg gestelzten Streitgesprächen äußert, die in ihrer Wirkung folgerichtig grundlos-fies niedergeschrieben scheinen (die Darstellerin der Mutter bemüht sich da am Vergeblichsten, Authentizität in verblendeter Autorität zu vermitteln) und gerade durch die alternativlose Bildkomposition einen wenig überzeugenden Eindruck von erlebtem Theater vermittelt (ganz schlimm naiv-sozialkritisch: die Turnhallen-Szene).

                                              Den Unterhaltungsfaktor kann man dabei nicht ausschließen, dafür hält Brüggemann trotz eingeschränkter visueller Vermittlungen ein schönes Gleichgewicht der Kurzweiligkeit und des Humors anhand seiner pointierten Erzählung, aber auch seiner oft plakativ-einseitigen Charakterzeichnungen und Konzentration argwöhnischer Religions-Klischees, die beim unbedarften Zuschauer das Gefühl erwecken lassen: "Hab ich's doch gewusst - Religion ist falsch und fies!", oder differenzierter gesagt: der Katholizismus ist fehlerhaft, dagegen erscheint u.a. der Evangelismus weit liberaler und vernünftiger (dafür liefert er ohnehin reichlich symbolhafte Parallelen). Ob das nun in Wahrheit auch so ist, lass ich mal dahingestellt - Fakt ist, dass Brüggemann seinen fiktiven Konflikt auf wahrhaftige Praktiken bezieht und diese in stetig-schlimmer werdender Reihenfolge als unmenschliche Unmöglichkeiten aufdrängt. Da mag er sich zwar an einer Hardliner-Gruppierung jenes Glaubens orientiert haben, münzt deren Auswüchse aber in seinem Handlungskonstrukt in ein Worst-Case-Szenario der Verständnislosigkeit und des vernachlässigten Missbrauchs mit viel zu später, ästhetisch-vorwurfsvoller (fast schon verhöhnter) Läuterung um, dass man sich an Veit Harlans 'JUGEND' (1938) erinnert fühlt.

                                              Ein kurzes Aufschimmern aus dieser Grundhaltung der Grausamkeit (neben der gütigen Figur des versöhnlichen Au-Pair-Mädchens Bernadette) findet sich letzten Endes in der durchaus christlichen Suggestion, dass Marias bitter-herbeigeführtes Opfer doch noch das bewusst sentimental-aufgegriffene Wunder bewirkt, dass sie sich dadurch erhofft hatte (der kleine, 4-jährige Bruder fängt endlich zu sprechen an - als wäre man bei Charles Dickens gelandet) und sogar aufgrund ihrer Selbstlosigkeit aus dem trostlosen Morast eines mit einem Bagger zugeschütteten Grabes doch noch auf dem Weg zum Himmel, zur ewigen Seligkeit gelangt. Aufgrund der strengen, visuellen Komponente bleibt diese Vorstellung aber eher nur ein eventueller Wunschtraum - sodann setzt auch ein Abspann ein, der vollkommen tonfrei und mit minimal offenbarenden, langen Credits nochmals genüsslich den Zuschauer an den Sitz zwingt, dass er ja darüber nachdenken mag und die erlebte Geschichte als profunde Erfahrung anerkennt. Nein danke, dafür war der erbarmungslose Downward-Spiral-Leidensweg doch zuviel des Guten.

                                              Die Grundidee an sich vermittelt durchaus Potenzial und vor allem das Schauspiel von Lea van Acken (die nach ihrem ewigen Leinwandtod plötzlich auf der Bühne vor uns stand - voll weird), Florian Stetter und anderen bietet ein eindrückliches Panorama der perfiden Verblendung und des daraus resultierenden, unnötigen Leidens, sowie reichlich menschliche Züge. Durch die nüchterne und plakativ-gemeine Gestaltung dieses Sachverhalts bleibt man aber schlicht gezwungenermaßen ein latent-quälender und gequälter Voyeur, der zwar einen übersichtlichen Einblick in die Gedanken der Figuren bekommt, aber die Anteilnahme eher aus dem aufgestauten Hass für das Feindbild "religiöser Fanatismus" und drastisch-in-den-Fokus-gerückten Mitleid schöpft, anstatt das Thema wirklich differenziert-verständnisvoll zu ergründen. Hier wohnt man einer pathologischen, beinahe exploitativen Zersetzung mit Belehrungsabsicht bei, ein Dialog über jene dargestellten Problematiken lässt sich darauf aber nur mäßig aufbauen - eher nur weitere, verfestigte Abneigungen. Aber so müssen Leidensgeschichten nun mal sein: besonders grausam. Nur muss dafür auch eine tatsächliche Empathie gegeben sein, um sich in die Figuren einfühlen zu können. 'KREUZWEG' durchkreuzt dies leider mit gesetzten Schocks, die es sich alles zu einfach machen. Recht spannend und aufbrausend kommt er dennoch rüber, also: Mission halbwegs gelungen.

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                                              • 6 .5

                                                Tja, so leid es mir tut, an diesem Film lässt sich nun mal beweisen, dass auch Helmut Käutner keine absolute Narrenfreiheit genießen darf, wenn es um seine meist differenzierte Involvierung mit dem Nazi-Regime jener Zeit geht. Sein süßes Romanzen-Melodram über das Liebesleiden zwischen der jungen, provinziellen Franziska und dem weltbewanderten Sensationsreporter Michael erzählt im Grunde eine durchaus universelle, nachvollziehbare Geschichte, vermittelt aber mit geschickter, ausweglos-erscheinender Emotionalität die passenden Werte zur damals-erwünschten Ideologie. Wollen wir diesen Umstand mal etwas genauer betrachten...

                                                Zunächst mal folgen wir in gemächlicher Atmosphäre einer malerischen, von Tälern und Flüssen umgebenen Kleinstadt (gedreht in Burghausen an der Salzach) den ersten Annäherungsversuchen des ausgefuchsten Junggesellen Michael (Hans Söhnker) bei der titelgebenden Miniatur-Gestalterin Franziska (Marianne Hoppe). Zunächst widerstrebt sie entschieden den hartnäckigen Avancen des Foto-begeisterten Pfifferlings, verfällt aber nach einigen verspielten Treffen seinem umspielenden Charme. In seinem Anwesen - wo er allein mit seinem alten Dienstmädchen Katrin (Frida Richard) zwischen allerlei globalen Gerümpel haust, welches er sich als Weltreporter zusammensammelt und damit seine Lebenserinnerungen ausfüllt - erlebt Franziska für sich eine verheißungsvolle Vision von der eigenen Zukunft mit ihm, wo die ganze Welt ihr Zuhause sein wird.

                                                Hier legt Käutner sodann den Grundstein für die emotionale Eindringlichkeit seiner Figuren beim Zuschauer, tastet sich mit der Kamera allmählich immer näher an sie heran, rückt ihre Empfindungen in den Mittelpunkt und macht die Sehnsucht zur spürbaren, warmen Lust. Hilfreich ist dabei ohnehin, dass er sich nicht auf theatralischen Kitsch verlässt, sondern seinen engagiert-glaubwürdigen Darstellern natürliches Spiel ausführen lässt, welches ihren Figuren empathisches Gewicht durch und durch menschlich-alltäglicher Züge verleiht.

                                                So ist man dann auch ganz bei Franziska, nachdem sie sich von Michael seines Berufes wegen am Bahnhof verabschieden muss und erfreut sich über die Ekstase ihres Verlangens, den Heimatort zu verlassen, um die weite Welt zu erkunden - was ihrem Vater (Fritz Odemar) trotz eigenem Globus im Arbeitszimmer zuerst nicht passt, da er sie lieber mit dem bodenständigen Christoph (Rudolf Fernau) zusammen sehen will. Doch er knickt natürlich schnell bei der Liebe zur eigenen Tochter ein und möchte sie dabei so gut es geht unterstützen. Sodann macht sie sich selbstständig, landet in Berlin und verkauft auf eigene Faust ihre ganz persönlichen Miniatureisenbahnen, die Michael als Erinnerung an jene Zeit stets mit sich trägt.

                                                Er hält es nicht aus, trifft sich mit ihr in ihrer kleinen Wohnung und erkennt, dass sie zwar so tut, als ob sie wunschlos glücklich wäre, aber eindeutig keine Perspektive im Leben ohne ihn findet, schließlich sind die Beiden beherrscht von ihrer ewigen Liebe füreinander, die man als Zuschauer ebenso gern erfüllt sehen möchte, so wie Käutner ihre wunderbar-reell erscheinende Leidenschaft in Wort & Bild fasst - es kommt wie es kommen muss: Michael bittet um ihre Hand an, beide entschließen sich zurück in sein Haus in der Heimat zu ziehen. Hier erschleicht einen aber schon trotz natürlich-konstruierter Charakteretablierung der berechtigte Verdacht, dass die Geschichte einen äußerst konservativen Weg eingeht und Franziska ihrer Selbstständigkeit entzieht, da sie ihrem Liebsten treu ergeben ist.

                                                Zudem äußern sich erste Missstände in seinem Beruf des weltlichen Reporters, unterredet er doch mit seinem Kollegen Buck Standing (Hermann Speelmans) die Schwierigkeiten, eine feste Liebe in so einer turbulenten Profession zu verfolgen, wovon auch sein Kumpan ein Lied singen kann - hat er doch überall eine süße Maus, mit der er es aushalten kann. Michael möchte dies Franziska ersparen, versucht bei seinem Verleger in New York zu kündigen, hat aber laut Vertrag noch bis zum Sommer nächsten Jahres für ihn zu arbeiten. Franziska indes unterdrückt so gut es geht die Zweifel an diesen Umständen einer Fernbeziehung (ein Thema, das heutzutage nachvollziehbar wiegt wie eh und je, dank Online-Diensten wie Video-Chat aber immer erträglicher scheint), auch wenn sie einen Sohn gebiert, während Michael auf dem Globus unterwegs ist.

                                                Käutner übt dabei nicht direkt Kritik am Beruf des Reporters aus (der Grund dafür trägt zum perfiden Schluss der Geschichte bei, dazu später mehr), gestaltet ihn im Gegenteil sehr reizvoll und spannend anhand von eindrucksvollen Überblendungs-Montagen mit explosivem Archivmaterial und minutiös-detaillierten, exotischen Sets, die einen gestalterisch-ausgefeilten Hang zum internationalen Ausstattungsbombast voller knallbunter, ausgelassener Kulturen & Völker heraufbeschwören. Doch da sieht man auch verständlicherweise den Zwiespalt Michaels ein, der offensichtlich doch lieber mit seiner Franziska zusammen sein möchte - was anhand der Natur seines Berufes immer nur kurzweilig gelingen mag.

                                                Selbst als er kündigt und wieder für längere Zeit daheim ist, sich erstmals mit seinem Sohnemann befasst und auch beim Großvater vorstellig wird, dabei stets einen fabelhaften Eindruck macht, merkt Franziska bald an ihrem innigen Gatten, dass er zum mittelständischen Familienleben nicht angepasst ist - überlässt ihn aber voller Verständnis erneut ins Abenteuer der internationalen Sensationsreportage (siehe auch THE HURT LOCKER), harrt als Ehefrau nochmals aus, denn, so erklärt sie es ihrem Sohnemann: "Allein sein macht stark.". Natürlich unterdrückt so ein umgesetztes Verhältnis auf längere Dauer das Glück, selbst wenn noch ein Kind unterwegs ist: die Jahre vergehen und der Mann lässt sich nur spärlich blicken, macht sogar auf Reisen eine etwas tiefere Frauenbekanntschaft mit einer ebenso weltgewandten Reporterin - Michael bleibt Franziska dennoch treu, kämpft insgeheim aber immer mit seinem Gewissen.

                                                Doch sie verzweifelt allmählich an diesen Zuständen, ringt energisch und temperamentvoll um seine Liebe, die sie nur allzu selten erleben darf und verfällt zusehends in Trauer, sobald der Abschied naht, den sie schon vor ihm nicht mehr hinnehmen, aber daran dennoch in letzter Verzweiflung festhalten will. Sobald ihr nicht mal das mehr gelingt und auch Michael in bittere Ratlosigkeit verfällt, da er seinem Job ergeben ist und dafür seine Liebe ständig im Stich lassen muss, entschließt sie sich zur Scheidung. Auch ihre eigenen Kinder wünschen sich einen Vater, der nun mal bei ihnen ist - da eignet sich der Nebenbuhler Christoph doch als idealer Nachfolger, doch Franziska findet dafür keine Überwindungskraft, was Käutners Inszenierung ebenfalls eindringlich-sehnsuchtsvoll nach außen trägt.

                                                Auch die Welt an sich scheint diesem Zwiespalt ähnlich zu verkommen: überall bricht der Krieg zwischen den Völkern aus, Michael und Buck geraten des Berufes wegen an die Front zur brandgefährlichen Kriegsberichterstattung. Das Risiko ist dabei bekanntlich hoch, weshalb es sodann auch Buck erwischt, der von einer Explosion erfasst wird und in den Armen Michaels diesen auffordert, seinen Beruf an den Nagel zu hängen und zu Franziska zurückzukehren, denn hier krepiert man für nichts. Nach dieser bitteren Todesszene, die unseren Michael verstört zurücklässt, blendet Käutner daraufhin weitere unheilvolle Montagen von Krieg und Zerstörung ein, zudem auch noch verbunden mit Schlagzeilen zum Angriff Deutschlands gegen Polen (!). Setzt er hierbei den Schrecken des Nazi-Regimes mit dem sinnlosen Schrecken und Sterben des Krieges gleich?

                                                Gut möglich, dass er diese Kritik subversiv einarbeiten ließ. Was danach folgt, negiert aber jede negativ-geprägte Anwandlung aufs Befremdlich-Explizite - mit einem Schlusspunkt, der so zielsicher und offenbarend das bis hierhin etablierte Gefühlskonstrukt der Charaktere und deren ambivalente Konflikte zu einer selbstverständlich-erscheinenden Propaganda verdichtet, dass er von Goebbels selbst hätte stammen können: der Film verlässt darin seine bisherige, nicht näher definierbare Erzählungs-Ära und zeigt Franziskas Heimat & Familie nun ganz unverhüllt als Patrioten bzw. schlicht-selbstverständliche Nazi-Sympathisanten. Der Vater verfolgt auf der Weltkarte die Siegeszüge der Wehrmacht in Europa und auch Christoph steht bereits in Uniform dar. Und schon fällt da was auf: ein ganz grober Schnitt mit Schwarzbild zwischendrin, nach welchem plötzlich Franziska auch im Raum steht und die Szene flugs beendet wird. An dieser und anderen Stellen wurde in den Nachkriegsjahren die gröbste Nazi-Propaganda entfernt, aber was gibt es hier noch zu retten? Erst recht, wo man daran doch merkt, wie man hier Ausflüchte vor der Ideologie sucht, die sich jedoch in den Schlussminuten vollends entfaltet:

                                                Michael kommt nämlich zurück und Franziska freut sich plötzlich wie frisch verliebt - schließlich hat sie ihn nach seiner endgültigen Läuterung & Kündigung wieder und auch die Kinder erfreuen sich daran. Aber der Propaganda-Faktor des Films weiß diese Freude effektiv zu missbrauchen: Franziska weiß nämlich, dass er vom Propaganda-Ministerium einberufen wurde, Frontberichterstattung für die Wehrmacht zu leisten. Er selber mag das zunächst kaum mit seinem Gewissen vereinbaren, nach einem unfassbar ungeschickten Schnitt sieht er das aber schon einigermaßen zögernd als seine Pflicht an und wird vollends von dem verträumten Gesang seiner Kinder überzeugt - auch wenn er zunächst dachte, Franziska würde ihn loswerden wollen, da er vorher noch die inzwischen veralteten Scheidungspapiere fand (man kann durchaus argumentieren, dass sie ihn mit ihrem folgenden Bedrängen insgeheim doch loswerden will, glaube ich aber nicht wirklich).

                                                Ich konnte nur erahnen, was in der fehlenden Szene geschehen sein müsste, das Resultat lässt aber nur eine Möglichkeit zu: Franziska will Michael vollen Herzens an der Front wissen und redet ihm ein, dass seine Fähigkeiten als Reporter bei der deutschen Kriegsmaschinerie erstmals wirklich Sinn machen würden (was sie ja schon von Anfang an leicht schüchtern hinterfragte), wonach er ja auch seit dem Tod Bucks gesucht hatte - schließlich trägt er ja damit sinnvoll zur Verteidigung der Heimat bei, dem Ort nach dem sich beide ja schon seit Anbeginn ihrer Liebe gesehnt hatten. Dem Ort, den der Film als einzige, nachvollziehbare Konsequenz für ein Gelingen der Romanze in jenen Umständen deutlich machte. Dem er somit folgerichtig eine verdiente Sonderstellung verleiht, die Franziska letzten Endes darüber hinwegsehen lässt, dass sie wiederum erneut von ihrem Liebsten getrennt wird - denn einerseits ist sie es ja, wie sie selbst meint, schon gewohnt und andererseits handelt er dabei ja für das Wohl der Heimat.

                                                Dieses perfide Happy-End erschütterte mich zurecht zutiefst. Man ist ja immer auf einiges gefasst, wenn man sich Filmen aus dem dritten Reich widmet, wie auch mit ebenbürtigen, pro-militaristischen Filmwerken anderer Länder aus jener (und auch noch heutiger) Zeit. Hier aber wiegt die ultimative Absicht umso schwerer und schockierender - nicht unbedingt daher, weil man Regisseur Käutner normalerweise nicht mit derartig tendenziösen und essenziell-konservativen Inhalten verbindet (man denke an seine humanistischen Klassiker 'UNTER DEN BRÜCKEN' und 'GROSSE FREIHEIT NR. 7'), sondern eher angesichts der Tatsache, dass er diese Geschichte und ihre Charaktere so glaubwürdig und einfühlsam aufbaut, sich dabei vornehmlich ihrer Liebe anstelle der eingangs gezeichneten Gesellschaftskonventionen verpflichtet fühlt, dass man als Zuschauer vollends mit ihnen mitfühlt und die Liebe auf jeden Weg gelingen sehen möchte - weshalb die ultimative Konsequenz geradezu sinnig und stimmig erscheint.

                                                Dafür nimmt man auch anfangs allmählich in Kauf, dass sie ihr Glück zusammen an einem festen Ort finden mögen, da man ja weiß, wie hart eine Fernbeziehung sein kann. Danach sieht man als Zuschauer ebenfalls ein, dass Michaels internationaler Beruf seine Reize hat, aber ebenso das essenzielle Glück mit Franziska verwehrt, da Käutner uns so geschickt untrennbar mit den Charakteren verbunden hat, dass wir deren inneren Zwiespalt wie ein altbekanntes Familienmitglied sofort erkennen und lösen möchten. Und dann kommts ganz dicke, als genau jene Lösung im Krieg Deutschlands gefunden wird, bei dem Michael sozusagen seine Liebe für Franziska im Dienste des Vaterlandes verteidigen kann und somit eher nahe an ihrem Herzen, ihrer Heimat ist, wo sie sich beide (und auch der Zuschauer) doch schon so lange gemeinsam sehen wollten.

                                                Ich schätze mal, hier könnte man daher von einem durchaus gelungenen Stück Propaganda sprechen: es legt nachvollziehbare Sehnsüchte für seine identifizierbaren Charaktere auf den Tisch, lädt den Zuschauer somit in deren Gefühlswelt und emotionale Konflikte ein, lässt darauf ein harmloses, wenn auch rührseliges Drama erbauen und arbeitet allmählich mit kleinen, unscheinbaren Ansätzen auf die Akzeptanz bzw. Rechtfertigung gewisser Werte, konservativer Ideologien und patriotischer Weltbilder zu, basierend auf der liebenswerten Emotionalität seines durchweg natürlich wirkenden Ensembles (allen voran Marianne Hoppe - eine Wucht!) und dem Wunsch nach Erfüllung von dessen Sehnsüchten.

                                                Diese Erkenntnis hatte mich durchaus kalt erwischt, erbrachte mir sofort reichlich Zweifel an meiner Sympathie zum Film, der bis dahin eine ganz gelungene und dramaturgisch involvierende Angelegenheit hoffnungsvoller Romantik darstellte. Spätestens bei den ganz groben Schnitten war mir aber klar, welch bösartige Absicht mir diese Fassung des Films verschweigen wollte - hob aber in geradezu blanker Ironie erst deren besonderen, Verschleierungs-würdigen Stellenwert drastisch heraus, wobei jene erhaltenen Szenen rein gar nichts an der ursprünglichen Aussage änderten: dieser Film arbeitet für den Staat und Käutner war wohl oder übel ein williger und vorallem fähiger Ausführer von dessen Forderungen.

                                                Da kann man noch echt von Glück sprechen, dass er keine besonders rassistischen Motive einbrachte und zumindest bis zu einem gewissen Punkt hin dem internationalen Wirken einen gewissen Reiz gab (von einem 2. Weltkrieg war anno 1941 ja noch nicht die Rede - vorausgesehen hatte es wohl aber jeder schon, so wie sich der Krieg in diesem Film auch in Deutschland langsam etabliert), dennoch fühle ich mich wohlweislich von Käutner betrogen, der seine süße, harmlose und empathische Romanze einer problematischen Fernbeziehung schlussendlich verachtenswert zur harmonischen und unaggressiven Rechtfertigung für die Einberufung zum Kriegsdienst benutzt. Inwiefern er da von der Reichsleitung beeinflusst wurde, sei erstmal dahingestellt - das letztendliche Produkt liefert so oder so eine deutliche, fragwürdig-hinterfotzige Absicht.

                                                Ich würde dennoch lügen, wenn ich 'AUF WIEDERSEHEN, FRANZISKA' als wirkungsloses Drama bezeichnen würde, dafür sind einfach alle Komponenten so geschickt und natürlich gehandhabt, dass man sich glatt ein Beispiel daran nehmen kann. Wenn da bloß nicht diese pro-militärische Schlusspointe wäre...aber schau an: es gibt sogar ein Remake dieses Films unter selbem Titel aus dem Jahr 1957 (unter der Regie von Wolfgang Liebeneiner auch noch), das den zweiten Weltkrieg vollends ausklammert und das Ende nochmal umgeändert hat. Wenn's hilft...

                                                Vollends empfehlen möchte ich diesen Film dennoch nicht, dafür ist mir die endgültige Absicht zu problematisch. Wer aber dennoch mit differenziertem Blick jene politisch-konservative Komponente distanziert reflektieren kann, erhält bis zu einer gewissen Grenze einen der naturalistisch-emotionalisiertesten und bis zum heutigen Tage nachvollziehbaren Filme seiner Zeit. Den 'liebenswerteren' Käutner findet man in anderen Werken seinerseits, welche auch noch zur Nazi-Zeit mit durchweg liberal-humanistischen Absichten begeistern ('...FRANZISKA' strebt ja ebenfalls nach Verständnis und Menschlichkeit, nur eben idealisiert im konservativ-nationalsozialistischen Entschluss). Vergessen sollte man aber niemals, dass selbst ein Regisseur wie er sich bei all dem in einer Grauzone befand, selbst wenn seine Filme objektiv gesehen eine hohe Qualität vorweisen - und da bildet auch diese Arbeit hier keine Ausnahme. Ich bin nur nicht dafür, was sie damit letzten Endes propagieren will.

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                                                • 6 .5

                                                  (GESICHTET IM METROPOLIS KINO HAMBURG IM RAHMEN DES 'BIZARRE CINEMAS')

                                                  Erstmals konnte ich einen waschechten Italowestern auf der Leinwand erleben - dem Genre bin ich zwar schon länger verbunden, war aber leider nie an einer Sichtung im großen, dunklen Lichtspielhaus beteiligt (höchstens bei einigen Trailern, die einst im BUIO OMEGA liefen). Diesen Sonntag änderte sich dies und natürlich war es nicht nur aufgrund des Stellenwerts einer 'Entjungferung' eine besondere Erfahrung.

                                                  Dieses geradezu archaische Werk aus dem Jahre 1967 von Tanio Boccia, das mir in herrlich verrauschtem, staubigen 35mm ins Blickfeld sprang, scheint nämlich ein gewisser 'Übergangsfilm' zu sein. Das heißt, dass sein klassisches Dekor und seine an Fasching-erinnernden, kaum verlebten Monofarben-Klamotten (siehe Daniela Igliozzi mit feschem Lederhut, grünem Hemd und drolliger Lederhose) zwar noch immer eine gewisse, naive Räuberpistolen-Mentalität inkl. Schlagerballade als Titelsong ausstrahlen (basierend auf der Anbiederung an den altbewährten US-Western), jedoch allmählich von dem apokalyptischen Zynismus eingenommen werden, der fortan die Grundrichtung für das Genre des italienischen Western bestimmte.

                                                  Schon von Anfang an befremdet da einen die einvernehmende Umgebung, die wohlgemerkt gängige Genre-Stationen anfährt (u.a. eine Kleinstadt, in welcher der Oberbandit Braddock aufgehängt werden soll), aber keinerlei pathetische Zelebration erfährt, dafür verharrt Boccia teils überaus statisch in seinen kargen Kulissen. Statt einer malerischen Wüste gibt es nämlich moddrig-kotzgrüne Felder zu bereiten, im Himmel lagern sich dichte Wolkengebilde zusammen, die nur widerstrebend das eskapistische Blau eines Unterhaltungsfilms freigeben. Bezeichnenderweise steigt unser Outlaw-Quartett (bestehend aus drei schroffen Kerlen und einer heißen Mieze) sodann in verlassenen Gegenden, nach dem Überfall auf eine Kutsche mit einer hochdotierten Geldkassette auch noch in einer genuinen Geisterstadt ab.

                                                  Dass die Macht der Moneten und des Goldes unsere fiesen, gebräunten Recken instinktiv gegeneinander aufhetzt, ist da nur selbstverständlich - Skrupel kennt eh keiner, haben sie doch schon einen ihrer verletzten Kollegen zum Verrecken in der Wüste liegen lassen. Forciert wird die angespannte Lage zudem von dem Spinnweben-verhangenen Ambiente: ein alter Saloon mit stimmungsvoll-räudiger Gruselmär-Beleuchtung und ebenbürtiger, unheilvoller Musikuntermalung - da wird das Böse und Geheimnisvolle recht dringlich heraufbeschwört, selbst in der Erotik der Figur Igliozzis, Shellley, die sich genüsslich an die brutalsten Kerle anschmiegt und sich ebenso von deren Sadismus begeistern lässt.

                                                  Es scheint jedenfalls des Nächtens dort zu spuken, eine alte Dame schleicht umher und beobachtet die intriganten Hinterfotzigkeiten des Teams, wobei deren Anführer Braddock unbemerkt das Geld in einer Hütte versteckt und seinen wild kichernden Kumpanen Langlan zusammenschlägt, als 'wie von Geisterhand' fast der gesamte Saloon verbrennt - hier schenkt sich keiner was. In einem Gegenschnitt begegnen wir sodann einem einsamen Reiter, der fast verdurstet inmitten der nun prall-dröhnenden Wüste einer Dame hilft, deren Kutsche einen Unfall hatte - er gibt ihrem verletzten Pferd leicht wehmütig den Gnadenschuss und reitet mit ihr davon.

                                                  Nun passiert etwas, was ich bisher noch in keinem Kino erlebt hatte: urplötzlich ist jener Reiter mit der alten Dame von vorhin im Saloon unterwegs, beide beraten sich über einen Plan, wie man die Ganoven austricksen könnte und erwarten deren Rückkehr mit seiner Beifahrerin - mir dämmert es langsam: der Vorführer hat die Rollen vertauscht. Nun erleben wir kurzerhand bereits den infernalischen Showdown, der unsere gezwungenermaßen nur mäßig etablierten, offenbar rechtschaffenen Gegenspieler gegen die Gauner antreten lässt. Und sogar der einst als verreckt gegoltene Kollege kommt zurück und rächt sich mit genüsslichem Sadismus an Braddock, dem er in quälender Reihenfolge nacheinander mehrere Kugeln reinpustet.

                                                  Doch in der Gier nach dem Schatz knallen sich schlussendlich alle gegenseitig über den Haufen, bis der verrückt gewordene Langlan nun das Feuer über die gesamte Stadt ausbreitet. Lediglich unser einsamer Reiter und seine Begleitung können entkommen und so setzt der Film zum befreienden, objektiv-nihilistischen und doch moralischen Schlussmoment an, bei dem alle zusammen mit dem Geld im Fegefeuer verbrennen. Nach dieser ultimativen Action folgt dann aber geradezu revisionistisch-erklärend (ähnlich der Struktur eines frühen Tarantinos), allerdings ebenso höchst-unabsichtlich die Wiederauferstehung aller Charaktere in der nun folgenden, eigentlich zuvorkommenden Rolle, die jene 'guten' Figuren jetzt explizit erneut in den Schlund des Bösen wirft. Hierbei erfahren wir natürlich mehr von den nötigen Charaktereigenschaften der Gequälten und natürlich den Weg zum Konflikt mit den Ganoven, der sich letztendlich in dem bereits gesehenen Showdown entladen wird.

                                                  Allerdings endet die Sichtung des Films damit auf einer besonders trostlosen, brutalen Note, beherbergt diese Rolle doch die wohl sadistischste Szene des Films, in der zunächst Langlan den Fremden erbarmungslos schindet und mit seinem Munitionsgürtel in den Boden stampft, immer wieder auf ihn eintritt und den Staub fressen lässt, bis dieser sein Pferd herbeipfeifen kann, welches Langlan mit den Hufen die Hände zerquetscht. Nun ist der Fremde an der Reihe, seinen Peiniger zu quälen und setzt diese Rache auch dementsprechend gnadenlos um. Daraufhin will er davonreiten, doch die alte Dame lädt ihn schließlich mit den überzeugenden Argumenten des Schatzes zum Bleiben ein. Der höllische Kreislauf geht also von vorne los, unsere Charaktere geraten im Hirn des Zuschauers erneut in den gewaltsamen, ausweglosen Strudel der Zerstörung, während sich der Vorhang schließt - gefangen im Inferno, da wird sogar die Bibel weggeschmissen!

                                                  So sehr dieser Umstand die gewollte Spannung des Films gewissermaßen entwertet, so viel wirksamer erscheint seine innewohnende, sadistische Grausamkeit in diesem unaufgelösten Schluss, der nochmals verstärkt die düstere Trostlosigkeit seiner Western-Welt hervorhebt und mindestens genauso haltlos prophezeit, wohin das italienische Kino in Zukunft hinsteuern wird. Immerhin gabs ja schon 1970 ein offenbar weit dreckigeres, psychedelischeres und fieseres Remake dieses Films namens 'WILLKOMMEN IN DER HÖLLE' - ein wahrhaftig passender Titel, wo man doch bereits hier einen flüchtigen, zerreißenden und verbrennenden Blick in jenes Teufelsloch erhaschen kann.

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                                                    "Kann denn Liebe Sünde sein?", singt Zarah Leander erstmals in dieser leichtfüßigen Rom-Com des international tätigen Ukrainers Viktor Tourjansky, der hiermit nach einer Vorlage des gleichnamigen 1917er-Bühnenstückes von Ferenc Herczeg ein angenehm-frivoles Liebeslustspiel mit pro-aktiven Seitensprung-Avancen aufs Parkett legt - und das anno 1938 im von den Nazis beherrschten Deutschland.

                                                    Als reine Unterhaltung gestaltet sich diese unpolitische Flucht ins sonnendurchflutete Ambiente Ungarns, bietet ausgezeichnete Zerstreuung für den unbedarften Zuschauer, auch wenn zu jener Zeit nicht nur hinter den Kulissen des öffentlichen Lebens das nationalsozialistische Grauen geplant und ausgeführt wurde. Die historischen Rahmenbedingungen werden solche Filme nun mal zurecht schwer los - wir wollen es auch hier nicht vergessen, aber dennoch den Film an sich objektiv bewerten und feststellen, ob man den 'BLAUFUCHS', abgesehen von seinen berüchtigten Stars, überhaupt mit dem politisch-ideologischen bzw. propagandistischen Hintergrund jener Jahre des deutschen Filmgeschäfts identifizieren kann.

                                                    Anfangs begleiten wir Ilona Paulus (Zarah Leander) auf der Heimfahrt vom Gut ihrer Tante nach Budapest, wo sie zwischen der malerischen (leider noch in Schwarz-Weiß gehaltenen) Natur Ungarns dem Dandy-Junggesellen Tibor Vary (Willy Birgel) begegnet, der sie mit einem herzlichen Trick (bei dem er einer örtlichen, liebenswerten Bahnhofsvorsteherfamilie zum fake-öffentlichen Rundfunkauftritt verhilft) doch noch von der Kutsche ihres angetrunkenen und dennoch äußerst fahrtüchtigen Chauffeurs Béla in seinen flotten Mordsschlitten kriegt. Auf dem Weg in die Stadt gibt er sodann vor, eine Autopanne zu haben, um mit ihr ein paar schöne Minuten auf einem Folklore-Fest zu verbringen, wo sie zwischen den Ortsansässigen so innig flirten, dass Ilona wie selbstverständlich mit der dort gespielten Musik zusammen zu singen beginnt ("Von der Puszta will ich träumen, bei Zigeuner Musik...").

                                                    Da bahnt sich was Großes, Romantisches an - nach dem Abschied in den Abend stellen wir aber fest, dass sie mit dem begnadeten Wissenschaftler und Meeresbiologen Stephan Paulus (Paul Hörbiger) verheiratet ist, der sich zwar gut um seine Frau kümmert und eine stets vergnügte, kindliche Stimmung an den Tag legt, allerdings in letzter Zeit eher verstärkt Leidenschaft für seine Fische und das Süßwasser empfindet, als für seine Ilona, die sich von ihm in seinem ungeschickten Umgang zurecht vernachlässigt fühlt - immerhin hat er ja auch vergessen, dass heute ihr Hochzeitstag ist.

                                                    Am nächsten Morgen kommt Tibor dann zu Besuch, schließlich ist Stephan übrigens ja wie der Zufall so will sein bester Freund und berichtet ihm von seiner letzten Eroberung, erschrickt aber zurecht, als er Ilona an seiner Seite erblickt. Mit leicht nervöser, aber gefasster Miene tut er zwar so, als ob er ihr noch nie begegnet wäre, wobei sie aber unserem Tibor durchweg verträumte, neckische Augen macht - Stephan kriegt nichts davon mit, wendet sich stattdessen voller Freude Ilonas Cousine Lisi (Jane Tilden) zu, die sich mit ihren Fisch-Illustrationen und ihrem äußerst charmanten Vorzügen einer jungen Dame als Assistentin seiner Forschungen empfiehlt.

                                                    Tibor ist die Sache dennoch unangenehm und weist Ilona bei einem Besuch auf seinem Hausboot (am wunderprächtigen Ufer bei Sonnenschein) hin- und hergerissen ab, da er und Stephan nun mal beste Kumpels seien - da spannt man nun mal niemandem die Frau aus, sagt der weltgewandte Schürzenjäger. Doch in ihr brennt die Leidenschaft, möchte ihn rasend und eifersüchtig machen, weshalb sie bei seinem ebenso Casanova-artigen Tenor Trill (Karl Schönböck) vorstellig wird, mit dem sie auch nur halbherzig flirtet - der aber auch feststellt, dass ihre Stimme ein großes Talent beherbergt.

                                                    Ihrem Mann hingegen scheint es egal zu sein, wo sich seine Frau herumtreibt - als Ehemann brauche man sich ja innerhalb der festen Regeln einer Ehe eh keine Sorgen machen, denkt sich das praktikable Genie. Schlecht geht es ihm ja ohnehin nicht, macht er doch im euphorischen Taumel neue Entdeckungen in der Fischwelt, mit Lisi an seiner Seite, die ihm in Sachen Intellekt, Forschungsdrang und -freude durchaus gewachsen ist. Umso weniger kann er dann verstehen, warum sich Ilona letzten Endes doch noch vor ihm ausheult, weil sie die Ehe am Boden sieht - den Versuch zum versöhnlichen Trost unternimmt er dennoch, da zeigt der Film zwar Verständnis für ihr Verlangen nach Liebe, macht aus dem Mann aber auch weder den Bösen noch eine Witzfigur (selbst wenn er ein Flummi-artiges, doch sympathisches Gemüt besitzt).

                                                    Schließlich werden alle Parteien nochmals auf Tibors Hausboot eingeladen, wo es trotz angenehm-vergnügter Stimmung (Ilona schmeißt sich abseits des Blickfelds ihres Mannes ständig an Tibor heran - wie in einem Billian-Schlagerfilm -, der augenscheinlich mit dem Gewissen und seiner Libido hadert, während der werte Herr Gatte mit Lisi angeln geht) allmählich zur offenbarenden Konfrontation kommt. Ilona gibt Stephan zu, dass sie ihn betrogen hat - und zwar mit dem ebenfalls anwesenden Trill, wirft ihm Tibor aus Eifersucht vor, auch wenn zwischen den Beiden tatsächlich nichts vorgefallen ist. Trill wird des Hausbootes verwiesen und auch Ilona verabschiedet sich mit dem Entschluss, Karriere als Sängerin zu machen. Da sitzen die beiden Freunde Stephan und Tibor nun leicht verdutzt da, wobei der gehörnte Ehemann seinem Busenkumpel die Schuld für diesen Eklat gibt, weil er ja offensichtlich in Ilona verliebt sei - damit drückt er insgeheim Verständnis für seinen Spießgesellen aus, gibt quasi sogar seinen Segen für die Einigung, solange sie nicht halbnackend auf der Bühne landet, seines Rufes wegen.

                                                    Aber die Sorgen sind schnell verflossen, schließlich etabliert sich Lisi beim jüngst zum Professor ernannten Herrn Paulus zur engagierten, lebenslustigen und zärtlichen Hausfrau, während Ilona ein famos bezahlter Gesangsstar auf ungarischen Bühnen wird, den oben erwähnten Evergreen von der Toleranz für die freimütige Herzenslust (oder auch in diesem Fall geduldete Untreue) zum Besten gibt und doch noch mit ihrem nach Rom reisenden Tibor zusammenkommt - welcher ihr mithilfe eines tollen Loopings den Kopf verdreht und um ihre Hand anhält. Putzig.

                                                    Insgesamt erweist sich 'DER BLAUFUCHS' (= das Hochzeitstag-Geschenk, das Ilona von ihrem Mann erwartete) als sehnsuchtsvolle Screwball-Posse auf der Suche nach der wahren Liebe inmitten eines vollends harmlosen, malerischen Settings, die zwar ihr Handlungskonstrukt nicht gerade mit einer dramatisch-eindringlichen Fallhöhe versieht, stattdessen aber wohlweislich mit einer romantischen Kurzweiligkeit ausstattet, die dem turbulenten, geschickt-Geheimnis-umwitternden Liebesreigen sympathisch entspricht und zudem mit beherzten Pointen der ulkigen Unwissenheit und Amore-Verwirrungen unterlegt. Hält da noch der Bezug zum nationalsozialistischem Ursprungsland des Films bestand? Rassistische oder propagandistische Modelle lassen sich jedenfalls nicht ausmachen, dafür erscheint u.a. die gesamte, dargestellte Kultur Ungarns als äußerst liebenswert und offenherzig (kann man also stattdessen von einem Film sprechen, der das Reiseziel Ungarn propagiert?).

                                                    Einerseits kann man noch durchaus argumentieren, dass das Happy-End mit Ehe wieder mal zum Konservativen hinführt und unseren umtriebigen Junggesellen Tibor damit erst zum 'erfüllten Mann' macht. Anderseits wird sein Weg dorthin, mit der aufreizenden Romanzen-Entwicklung zwischen ihm und der nach-Leben-und-Liebe-greifenden Ilona so verträumt und süß vermittelt, dass man ihm das gemeinsame Glück mit ihr ja durchaus wünscht (die bezaubernde Ilona darf meinetwegen sowieso alles), selbst wenn sie dafür ihren eigentlichen, stets frohsinnigen Ehemann betrügt und verlässt, welcher zwar trotz seiner unbeholfenen Vernachlässigungen nicht unbedingt von ihr lassen will und objektiv gesehen ein treuer Freund ist (er meint auch selbst noch voller Unschuld: "Ich bin ja sowas wie dein Mann."), seine wahre Erfüllung aber auch allmählich mit Lisi findet, die ebenso viel Enthusiasmus für seinen Fokus auf Fischforschungen besitzt.

                                                    Letztendlich kriegt jeder das, was er will und als Zuschauer kann man sich auch nicht über diese reizvolle, interkulturelle Welt beklagen, in der jeder seinem Herzen folgen und dafür auch über die Grenzen einer Ehe hinwegarbeiten kann - alles lässt sich verzeihen und wird geduldet. Eine äußerst belebende Ausnahme aus einer Zeit, in der solche humanistischen Werte gnadenlos unterdrückt wurden - hier wird der Schönheit der ungarischen Kultur die Ehre erwiesen, zudem lässt der Film mit vergnüglichem Witz stets das Herz entscheiden, bei jedermann. Ein wahrlich drolliger und auch heute noch äußerst modern-gesinnter Eskapismus-Schwank voller liberaler Glücksgefühle - da frage ich mich doch: wie hat es Tourjansky bei so einem Film trotzdem in Nazi-Deutschland nur ausgehalten (wo sein 'BLAUFUCHS' beim Publikum auch noch durchfiel)? Ganz einfach: er drehte auch richtige Propaganda-Streifen, allen voran der noch immer als Vorbehaltsfilm geltende 'FEINDE' (1940).

                                                    So kann man sich mit dem Regime natürlich auch engagieren - nach dem Krieg war er aber noch immer ein gefragter Inszenator, nicht nur in der BRD, auch meist im Ausland. Was steckt also hinter dieser illustren Lebenslinie? Opportunismus? Die schlichte Lust am Filmemachen? Sein Fokus auf Unterhaltungskunst? Da gilt es für mich, weiter nachzuforschen - fest steht aber erstmal, dass mir sein 'BLAUFUCHS' sehr gefiel. Wie letzte Woche mit 'HEIMAT' kann ich wieder nur (neben der ebenfalls gehobenen Schauspielfreude der Leander) feststellen: das Regime hinter der Verfilmung jener Vorlagen kann man durchaus hinterfragen und am Film reflektieren - die Vorlagen scheinen an sich aber essenziell gleich zu bleiben, erst recht in ihrer ursprünglichen Ideologie. Ganz schön verrückt, aber auch recht vorteilhaft für die daraus entstandenen Filmwerke.

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