Der Witte - Kommentare
Die 5 meist diskutierten Serien
der letzten 30 Tage
-
AdolescenceAdolescence ist eine Kriminalserie aus dem Jahr 2025 von Stephen Graham und Jack Thorne mit Stephen Graham und Owen Cooper.+18 Kommentare
-
Star Wars: AndorScience Fiction-Serie von Tony Gilroy mit Diego Luna und Genevieve O'Reilly.+16 Kommentare
-
The White LotusThe White Lotus ist eine Drama aus dem Jahr 2021 von Mike White mit Jennifer Coolidge und Natasha Rothwell.+14 Kommentare
-
The BondsmanThe Bondsman ist eine Actionserie aus dem Jahr 2025 von Grainger David mit Kevin Bacon und Jennifer Nettles.+14 Kommentare
Die 5 meist vorgemerkten Filme
-
Mission: Impossible 8 - The Final Reckoning182 Vormerkungen
-
From the World of John Wick: Ballerina151 Vormerkungen
-
Final Destination 6: Bloodlines119 Vormerkungen
Alle Kommentare von Der Witte
Wieso, weshalb, warum - Wer nicht fragt, bleibt dumm.
[...] Der Kreis schließt sich, auf Zelluloid gebannt: die pure Romantik. Der Zuschauer jauchzt vor Freude wie die Protagonisten, ebenso Drehbuch & Regie - eine herzlich-geschlossene Beziehung von Sender & Empfänger: das ist Kino. Manchmal natürlich etwas klobig (der Beginn in höherer Gesellschaft, wenn auch mit der Granate von Meyendorff am Start) und lautmalerisch (die alles erklärenden Liedtexte im Verlauf des Films), aber an sich doch durchgehend eine Schönheit (und Erotik), die sich stets an die Oberfläche trauen und genießen möchte. Ganz wie bei Käutner und seinem Jan erklärt sich dann auch dem Zuschauer selbstverständlich: dafür hilft man gerne nach.
http://smugfilm.com/michael-bay-futurist/
[...] In dieser verstärkten Präsenz jener Geschwister zeigt sich jedoch am Besten, wie Sirk trotz moralischer Essenz weniger darum bemüht ist, ein Urteil über deren Wesen zu fällen, sondern aufzuzeigen, welch psychologische Problematik selbst in den Gesellschaftlich-Höhergestellten steckt, so dass diese auch Mitgefühl und Hilfe verdient haben, nicht grundlos böse/arrogant sind. Dass die Konsequenzen sich durchaus als brutal und erschütternd erweisen, steht natürlich außer Frage und zieht den Zuschauer in den aufregenden Sog der Intensivität, der in meisterhaft-pointierter Gestaltung ein genüssliches Drama amerikanischer Dynastien aufzieht. Unbedingt empfehlenswert, dieses kraftvoll-tragische Seelen-Abenteuer alter Schule.
(Diese Kritik ist schon 4 Monate alt und wurde daher bereits im Januar auf meinem Tipps-Blog veröffentlicht, da der Film aber nun erstmals hier bei moviepilot drin steht, erhält meine Besprechung demnach an dieser Stelle eine weitere Plattform ;D)
Realspielverfilmungen sind ja so eine Sache. Und wobei ich gerade den scheinbar verhasstesten Vertreter jenes Genres, SUPER MARIO BROS., liebe, muss auch ich zugeben, dass in jener Filmsparte fast schon obligatorisch ganz viel Kackmist zusammenkommt. Weit gefälliger kommen da animierte Adaptionen von Videogame-IP's an, speziell solche in OVA-Form. Man denke da an beliebte Werke wie die Animes zu STREET FIGHTER 2 oder TEKKEN - sogar RESIDENT EVIL war als CG-Animation offenbar weit näher am Original (recht unbeliebte Ausnahme in ähnlicher Aufmachung: FINAL FANTASY - THE SPIRITS WITHIN).
Kein Wunder also, dass solche animierten Maßnahmen auch für SEGA's Megadrive-Maskottchen getroffen wurden. Die Franchise-Maschinerie ging dabei sogar soweit, dass der blaue Igel MINDESTENS 3 (!) Serien für sich einnahm. Und zwischendurch, im Jahre 1996, wurde dem Fixen mit seinem Foxi sogar noch der oben genannte Movie spendiert, der als stilechter OVA natürlich kaum eine Stunde lang läuft und vom Production Value her kaum gewöhnliche Anime-Standards auf kindergerechtem TV-Niveau übertrifft. Inwiefern er mit der Continuity von irgendwas im Sonic-Universum einhergeht, mag ich nicht beurteilen - jedenfalls ist mir noch nie eine menschliche Prinzessin (mit Affenschwanz alà DRAGON BALL) Sara in all den Jahren aufgefallen, die sowohl mit Sonic als auch (weniger) mit seinem Erzfeind Dr. Robotnik anbandeln möchte und infolgedessen ambivalent, aber auch harmlos in der Handlung vorkommt (natürlich nur in konzentrierten Portionen, bei so einer Laufzeit, aber dazu später mehr).
Auf jeden Fall scheint der Geist der Vorlage, alleine schon im Narrativ recht gut durch: Sonic & Tails verbringen ihren Urlaub im 'Land of the sky', werden aber schnell aus diesem herausgerissen, um beim Präsidenten vorstellig zu werden, der zusammen mit seiner Tochter, Prinzessin Sara, von Robotnik als Geisel genommen wurde. Robotnik benutzt die Leute dann als Druckmittel, um Sonic & Tails auf eine Mission nach Robotropolis im 'Land of Darkness' (quasi eine ruinierte Unterwelt, wobei Robotropolis offenbar wie ein zerstörtes NYC aussehen soll - Postapokalypse?) zu schicken.
Dort wütet nämlich ein außer Kontrolle geratener Metal-Robotnik, der mit seinem GENERATOR das 'Land of Darkness' mit dem 'of the sky' fusionieren will, was folglich nur zur Implosion führen kann. Sobald sich beide allerdings auf den Weg machen, hören der Präsident und die Prinzessin auf, seine Geiseln zu sein - warum das überhaupt im Vornherein gemacht wurde, wird allerdings nie angesprochen. Das alles passiert innerhalb weniger Minuten und dient als zweckmäßiger Setup für eine nachfolgende, atemlos-kinetische Actionshow durch die technokratisch-finsteren Täler der Unterwelt, garniert mit einigen gewitzten Ideen, energiegeladenen Kampfmanövern und einem durchweg luftig-knackigen House-Soundtrack - zudem schaut auch noch Franchise-Liebling Knuckles vorbei, um sich dem Kampf anzuschließen.
Dabei wird sich dann handlungsmäßig auch nur noch von Actionmoment zu Actionmoment gehangelt, damit so auch die Kurzweiligkeit vom Videospiel rüberkommt. Als sich nämlich entpuppt, dass Metal-Robotnik relativ leicht besiegt werden kann, da er auch nur blecherne Hülle ist, mit der Robotnik Sonic & Tails ausschalten wollte, um mit seinem Plan durchzukommen (nämlich Herrscher über die komplett vom Generator zerstörte Welt zu werden), kommt seine viel gefährlichere Erfindung zum Vorschein: Metal-Sonic, ein Cyborg-Wesen, das jede Handlung vom echten Sonic voraussehen kann und somit zu massiven Kampfgefechten beider führt, die nun mit gleichen Kräften um die Zukunft der Menschheit kämpfen - erst recht, als Metal-Sonic ins 'Land of the sky' vordringt und dort ganze Städte ausradiert.
Entschuldigt mich, wenn ich selbst im Jahre 2014 noch immer darüber sappel, aber irgendwie erinnerte mich dieses Szenario doch recht stark daran, was so in der zweiten, actionlastigeren Hälfte von Snyder's MAN OF STEEL geschah. Dass er (oder Nolan oder Goyer) sich jetzt unbedingt was von dieser SONIC-Adaption abgeguckt hat, ist zwar irgendwo recht unwahrscheinlich (auch wenn er recht Anime-affin ist, wie er mal zugegeben hat - was man auch an SUCKER PUNCH sieht), doch ich kam bei vielen Shots nicht umhin, die Ähnlichkeit zu bemerken, erst recht wie gleichsam die Handlung im Vergleich zur Actionlastigkeit hier recht konzentriert gehandhabt wurde und unserem Helden einen anstrengenden Kampf nach dem Anderen aufbürdet. Insofern kann man sogar argumentieren, dass selbst MAN OF STEEL offenbar eine dringliche Videospielmentalität im Storytelling besitzt.
SPOILER - Zum Schluss gibt's sogar eine Sequenz, in der Metal-Sonic nach dem endlosen Gekämpfe einen Selbstzerstörungsmodus in einem Vulkan einleitet und von Sonic in den Tod getrieben werden will, mit den Worten 'There is only one Sonic.' - Sonic will ihn sogar noch retten, aber Knuckles hält ihn davon ab, in die Lava mitgerissen zu werden: 'No! Don't do it Sonic!'. Auf den Tod Metal-Sonics lässt Sonic dann auch ein fettes NO! auf der Tonspur zurück - alles FAST 1:1 mit dem, was am Ende vom Superman-Reboot geschieht. Da kommt sogar Prinzessin Sara vorbei und muntert ihn schließlich auf, dass er somit immerhin die Welt gerettet hat. Und schon endet der Plot. - SPOILER ENDE
Zugegebenermaßen bin ich immer recht anfällig, solche Paraleelen zu erkennen bzw. sie mir allein durch Ansätze einzureden (denn man könnte genauso gut Parallelen zu TERMINATOR im Material sehen) - und im Grunde macht der Sonic-Film mit seiner Leichtherzigkeit und seinem 'Spielspaßfaktor' natürlich einen ganz anderen Eindruck als Snyder's Film, also lassen wir den Vergleich abschließend mal außen vor, schließlich sollte das oben nur mal ein kleiner Abstecher in meine Gedankenwelt sein, als ich diesen Film sah - let's move on^^ Was jedenfalls bleibt ist ein schön kurzweiliges Abenteuer, das die Energie, Attitüde und Sprunghaftigkeit seiner Videospielvorlage greifbar umsetzt und darin konsequent-aufregend voranprischt, mit einigen recht eindrucksvollen Animationen, einem durchweg kindlich-naiven Charakter und massig zackige Rasanz - man sollte kein AKIRA erwarten, erst recht nicht was Dramatik und Ernst betrifft, aber muss ja auch nicht immer sein.
Mein erster Sierck - ein Technicolor-Gesellschafts-Melodram, wie es im Buche steht. Im Narrativ so universell, dass dieser sich in zahlreichen weiteren Exemplaren des Genres glänzend bewährt hat und u.a. in weit radikaleren Nachfolgern offen zitiert wurde (berühmtes Beispiel: Fassbinders 'ANGST ESSEN SEELE AUF'). Der Nachteil bei so einer historischen Bezugsquelle ist für den erfahrenen Zuschauer natürlich die Vorhersehbarkeit der Dramaturgie, die in diesem Fall dadurch noch unterstrichen wird, dass Regisseur Douglas Sirk/Detlef Sierck (womöglich im massentauglichen Sinne der Hollywood-Studios) objektiv gesehen recht zahm/manierlich an die Geschichte herangeht, ihre Konstruktion stimmig, aber im Verlauf allzu glatt und gefällig abwickelt, somit ein gutes Stück weniger filmisch-spannend auftritt, als z.B. seine ehemaligen Kollegen in Deutschland mit ihren packenden Melodramen von der Weimarer Republik über das dritte Reich hinaus bis in die BRD hinein - von US-Veteranen wie Edmund Goulding ganz zu schweigen.
Im Umkehrschluss verleiht er seinem Sujet der einsamen Witwe Cary (Jane Wyman), die sich in den gesellschaftlich niedriger-eingestuften Ron (Rock Hudson) verliebt, ihn aber aufgrund ihres skeptischen Umfelds ziehen lassen muss, eine unaufgeregte Würde, die bodenständig bleibt und dennoch nach dem strahlenden Leben zu greifen versucht. Und wie die Farben in aller Wärme auf den Zuschauer einwirken, dabei eine heimelige Aura der Geborgenheit erschaffen, welche natürlich im Sinne der Spannung schließlich durch die Macht der Schatten eingenommen und unterdrückt wird. Denn immer wenn Cary Zweifel aufkommen, sich von ihrem bisherigen Leben zu lösen oder ihre egozentrischen Kinder sowie der heuchlerisch-spießige Freundeskreis ihr vorwurfsvoll ins Gewissen reden, dass sie einen Fehler begehen würde und sowieso nicht wirklich verliebt sei (eher vor einen aufgedrängten Fernseher gehöre), hüllt sich deren Antlitz in tiefe Finsternis - der Abgrund der Einsamkeit droht jeden zu verschlingen, selbst den charmant-leichtlebigen, doch entschieden-eigensinnigen Ron.
Der Konsens des Einknickens wird zwar schweren Herzens vollzogen, doch körperlich wie auch karmisch machen sich die Zeichen breit, dass die Rückkehr zur Erfüllung des Glücks doch der richtige Weg sei (bzw. es wird unseren Protagonisten schlicht von anderen ratsam beigebracht), erst recht nachdem sich herausstellt, dass Cary ihre blühende Zukunft der sozialen Stellung zuliebe umsonst geopfert hat. Der Drang zur Wiedervereinigung strebt auf, erlebt kurzerhand eine gewisse, gefährliche Hürde, die aber (der Dramaturgie entsprechend) schnell und relativ risikofrei gemeistert wird und zwischen dem roten Licht des Kaminfeuers/Herzens und dem blauen Schein des natürlichen Winterschleiers im malerischen Happy-End mündet. Wie gesagt eine mehr als erwartbare Konsequenz, dennoch anhand schauspielerischer Menschlichkeit und gestalterischer Behutsamkeit mit reichlich Herzensstärke versehen, dass man diese archaische Humanismus-Romantik durchgehend kurzweilig genießen kann. Für mich persönlich war sie jedoch, angesichts der vielen ergreifenderen Alternativen zu jener Zeit, eine nur bedingt starke Erfahrung, da hoffe ich bei den nächsten Werken auf mehr gegenseitige Sympathie - sehenswert bleibt das, 'WAS DER HIMMEL ERLAUBT' aber allemal.
[...] Regisseur Bryan Singer schafft es dennoch, das komplexe Konstrukt seiner Mutantenstolz-Saga, zudem verbunden mit extensiven Zeitreise-Passagen, flott und verständlich unter einen Hut zu bringen, Action und Emotion im nachvollziehbaren Narrativ stimmig abzugleichen – durchweg mit einer visuell-frischen Dynamik, wenn auch teilweise allzu stark durchsetzt von einem Handlungs-fokussierten Expositionsdrang, der eine gute Weile braucht, bis dieser tatsächlich auch auf die handelnden Charaktere abfärbt.
[...] (Singer setzt) bei seinem Aufbau zum dritten Akt hin auf ein Spektakel aus den Motivationen der Charaktere heraus – weniger um Feuerkraft und Gewalt buhlend, als um Empathie und Überwindung egoistischen Zorns wird hier nach dem größeren Ganzen, dem Frieden und der Akzeptanz gekämpft. Jene Werte sollen natürlich den Außenseitern zustehen, doch in diesem Fall müssen sie auch dem Mainstream gleichwertig entgegengebracht werden – so wie es Xavier und die gesamte Filmreihe unter Singers Ägide vom Ursprung an wollte.
[...] Individualität, ohne Militanz, dafür mit Nächstenliebe. Etwas umständlich, dass man für diese Erkenntnis sechs bestimmte Filme im Vornherein kennen sollte (wenn man jene Werte nicht von sich aus schon besitzt), aber wer da bereits keine Berührungsängste mit diesen hatte, wird auch hier humanistisch angeregt und ohnehin erneut dem Genre gemäß glänzend unterhalten.
(GESICHTET IM METROPOLIS KINO HAMBURG IM RAHMEN DES 'MONSTER MACHEN MOBIL'-EVENTS)
Eine recht sprunghafte Tour stellt dieser erste Eintrag in der ominösen Supermänner-Reihe des europäischen Kinos der 60er und 70er dar. Frisch von den KOMMISSAR X-Streifen herüber importiert schlagen sich Brad Harris und Tony Kendall erneut durch ein sonniges Caper-Abenteuer, welches nun durch die Zugabe knallroter Anzüge mit Superkräften (Trampolin-Jumps und Kugelsicherheit) bereichert wird, die höchstwahrscheinlich im Alleingang für den fiesen Rotstich in der gezeigten 35mm-Kopie sorgten.
Der Domino-Plot jugendlichen Leichtsinns scheint dabei an einem Tag zu spielen, geradezu '24'-artig von einer funktionalen bzw. brenzligen Station zur nächsten zu hüpfen, aus denen sich unsere flink-sympathischen Herzens-Gauner mit spielerischem Witz und Gadgets stets herauszuschlagen wissen. Zwischenstopps bei der eigenen, amourösen 'Supermädels'-Schule und dem Superanzug-herstellenden Professor, welchem einige zuvor erschienene Gangster auf den Fersen sind, gehören selbstverständlich zum Programm dazu.
Ebenso ein flotter Bubblegum-Bossanova-Score von Francesco De Masi und eine handfest-blödelige Brandt-Synchro (welcher selber den muskelbepackt-charmanten Brad Harris spricht) dürfen nicht fehlen. Das zischt und knallt und streift reichlich malerische Kulissen ab, landet schlussendlich in der finsteren Reproduktionsanlage des zwielichtigen Dr. Golem Brunnemann (;D), der mit jener Maschine nicht nur Goldreserven aufstockt, sondern neben roboterhaften Thugs auch noch aus irgendeinem Grund reichlich Kinder klonen will - wofür die Originale in der Eiskammer krepieren sollen!
Dagegen helfen nur geballte Faustpower und pfiffige Heist-Auswüchse, unter Beihilfe sympathisch-archaischster Merkwürden-Effekte (unfassbar: das versuchte Ertränken der viel zu großen Supermänner im Kinderbecken) und allwissender Auffassungsgabe. Weniger hilfreich bei der Umsetzung dieser spannenden Zutaten ist zum einen die sich etwas doll ziehende Laufzeit und dazu noch die verwirrenden Schnitte der deutschen Fassung - wobei man diese aber zum Entschluss belobigen kann, den Schluss an den Anfang des Films zu setzen; andersrum hätte dieser als sinnfreier Epilog zu stark die Nerven des Zuschauers strapaziert (gilt sowieso für die meisten 3-Supermänner-Filme mit ihren zunehmenden Längen).
Alles in allem dennoch der ordentlich-kurzweilige Beginn einer phantastischen Eskapismus-Saga, gewürzt mit reichlich kindlichem Spielspaß und spekulativen Drolligkeiten, sowie Kiss-Kiss-Eurospy-Erotik und Räuberpistolen-Exploitation im knallig-roten Gewand der herzlichen Albernheit.
Ayn Rands asoziale, verschleiert-antikommunistische Propaganda mit dem 'objektiven' Drang zur Egozentrik zu ertragen, ist an sich schon ein starkes Stück. Dass dieselbe Kälte jener dort innewohnenden, enthumanisierten Individualität, trotz in-your-face-penetranter Präsenz anhand des subtextfreien Dialogs, in filmische Stärke umgewandelt werden kann, ist eine beachtliche Leistung von Regisseur King Vidor. Zusammen mit den Kompositionen von Max Steiner versucht er soviel Herzensstärke in seine misanthropen Protagonisten zu stecken, dass man eine deutliche Diskrepanz emotionaler Auffassung zwischen Buch & Regie verspürt. Inszenatorischer Enthusiasmus für die glatteste Variante modernen Kommerzialismus unter dem Mantel künstlerischer Integrität - allzu bezeichnend und dennoch widersprüchlich für die berechnende Leidenschaft des Eigennützigen im Narrativ. [...]
(GESICHTET IM METROPOLIS KINO HAMBURG IM RAHMEN DES 'MONSTER MACHEN MOBIL'-EVENTS)
Bevor ich etwas zu diesem Film schreibe, den ich nicht das erste Mal genießen durfte, nun aber erst- und einmalig in 35mm von der großen Leinwand, möchte ich noch ein paar Worte an das Publikum richten, in der Hoffnung, dass es mitliest: ich kann ja verstehen, wenn ein etwas ulkiger B-Movie wie dieser Gelächter hervorruft (gerade in diesem Fall ist genügend Potenzial vorhanden). Ich kann aber nicht verstehen, dass derartige 'Fans' sich so respektlos, wie ich es erlebt habe, gegenüber einem herzlichen Eskapismus-Werk verhalten, als hätten sie so etwas noch nie in ihrem Leben gesehen, wie die Hyänen jede Eigenart hämisch auslachen müssen und auch dann nicht aufhören, wenn es einige wirklich wirksam-traurige Szenen hervorbringt - wie kann einem da noch die Konzentration bleiben, sich wirklich auf den Film einzulassen?
Ich raff das einfach nicht: da wird eine alte Frau zu Tode gequält, ihre Erinnerungen an die Erde auszuquetschen und solange gefoltert, bis sie schließlich stirbt und auch der Soundtrack dementsprechend bitter-trübselig auftritt - und aus irgendeinem Grund herrscht in den Sitzen pure Hysterie, bei solchen Momenten, wo es gar nix zu lachen gibt. Vielleicht bin ich nicht ganz auf der 'Höhe' der sogenannten Zielgruppe, die wahrscheinlich aus dem Ironie-verseuchten Tele5-SchleFaZ-Keller kommt, aber wer sich bei einem derartigen Privileg für wahre Genrefreunde so zynisch aufführt, darf sich in meinen Augen kaum als Filmliebhaber bezeichnen. Gilt dann auch für einige der Veranstalter des Events (!) und deren Cliquen, die den gesamten Film hindurch Klatsch & Tratsch betreiben und ohnehin Filme wie Jun Fukudas 'DER GROSSE KRIEG DER PLANETEN' als Käse bezeichnen.
Wie dem auch sei, Kinji Fukasakus erneuter Ausflug ins Space-Abenteuer nach 'THE GREEN SLIME' (1968) fuhr damals, wie viele erfolgsträchtige Produktionen jener Art, im Fahrwasser des Überraschungshits 'KRIEG DER STERNE' mit und machte zumindest auf japanischen Boden besonders effektiven Eindruck, der bis hierhin in die Bahnhofskinos herüberschwappte. Zudem offensichtlich beeinflusst von kontemporären Mangas und Animes jener Zeit, beherbergt er zudem ein knallbunt-schnittiges Arsenal einfallsreicher Dekors, Villains, Heroes und auch Raumschiffe, die deutlich dem SPACE BATTLESHIP YAMATO nachempfunden wurden, aber durchweg dem handgemacht-plakativen Charme der TOEI-Schmiede zur explosiven Superschau entsprechen.
Fukasaku behilft sich im effektvollen und teils brachialen Gefecht hingegen meist jenem virtuos-energetischen, Reportage-artigen Handkamerastil, den man aus seinen zahlreichen Yakuza-Filmen gewohnt ist und beschert damit dem 'STERNENKRIEG' trotz aller phantastischer Elemente eine hautnahe Authentizität, die insofern als intergalaktischer Prototyp moderner aufgelöster Blockbuster-Schlachten aus heutiger Zeit wirkt. Diese inszenatorische Frische ist eine willkommene Abwechslung zur zwar auch hochwertigen, aber eher 'kontrollierten' Bildebene von George Lucas' Galaxie-Oper. Beide Filme haben jedoch ohne Frage einen starken Bezug zum Märchen- und Zauberhaften, der vor allem in Fukasakus Variante noch stärker der einheimischen Folklore nachempfunden sein dürfte und jene Space-Fabel vom Kampf gegen diktatorische Unterdrückung in direkter Nähe zu unserer eigenen Erde setzt.
Fukasaku färbt diese gewitzte, quirlige Quest in entfernte Dimensionen jedoch nicht allzu politisch - was man im japanischen Kino, erst recht im Genrefilm, normalerweise durchaus zu erwarten hat. Stattdessen versammelt er anhand der Auserwählung durch goldene, fliegende Nüsse ein Spitzen-Team aus jungen Leuten und deren drolligen Assistenten (inkl. Roboter mit Ivar-Combrinck-Sprücheklopfen), egal welcher Herkunft - Männer, Frauen, Japaner, Amerikaner, Veganer (Aliens, nicht die von der Erde) sowie einigen aufrechten Kriegern wie Sonny Chiba. Nicht jeder der Auserkorenen scheint dieser Aufgabe gewachsen zu sein, sträubt sich vor der Verantwortung und begeht u.a. egozentrischen Verrat für das schnelle Geld oder ist aufgrund vergangener Enttäuschungen, Konsequenzen und Verluste dem Elan zur Hilfe überdrüssig (wunderbar wehmütig: Vic Morrow). Doch in diesem magischen Höllenritt an zahlreichen Planeten vorbei findet sich allmählich trotzdem der gemeinsame Glaube vom Guten ein und strebt nach Wiedergutmachung.
Dass in dieser Liebe zum Frieden letztendlich reichlich Feuerkraft steckt, ist fast schon göttliche Poesie - nicht unbedingt pures, gerechtes Rebellentum wie in 'STAR WARS', sondern das soziale Anpacken interstellarer Unterstützung füreinander gegen die rücksichtslosen Invasoren. 'STERNENKRIEG IM WELTALL' ist in der Hinsicht vielleicht der herzlichste Film Fukasakus überhaupt, zumindest im Rahmen dieser jugendlich-stürmischen Genre-Arbeit, die zwar auch nicht davor zurückschreckt, Tod und Verderben darzustellen, dabei aber stets empathisch bleibt und sich zum gemeinnützigen Erblühen entschließt. Wo jeder der Auserwählte ist, wenn er nur will und wo am Ende als demütige Ablehnung der Eigennützigkeit nach einer neuen Heimat gesucht wird, ohne noch mehr von der blauen Erde abzuverlangen - das alles ist cineastische Herzensgüte, fernab aller Budget-Engpässe, selbst in solch einem Film basierend auf der Rip-Off-Mentalität. Wer das nur belächeln kann, tut mir (relativ) wirklich Leid.
(GESICHTET IM METROPOLIS KINO HAMBURG IM RAHMEN DES 'MONSTER MACHEN MOBIL'-EVENTS)
Endlich mal einen klassischen Kaiju-Eiga auf der großen Leinwand zu sichten, im 35mm-Format, ist für jeden Filmfreund eine große Ehre. Dass es sich in diesem Fall um einen Film handelt, den ich in meiner Kindheit auf Video besaß, rauf und runter guckte, verstärkt die Sympathie und die Bedeutung eines solchen Ereignisses ungemein.
Sicherlich hat sich die Ansicht aufs innere Geschehen im Film ein Stück geändert - schnell durchschaut man den patriotischen Pathos, nicht nur in den Rückblicken zum Heldentod der Japaner und der Verteidigung ihrer Insel mithilfe von Godzilla, sondern auch in der Gegenwart einer besonders fortschrittlichen Wirtschaftsmacht und der wirklich naiven Zukunftsaussicht einer japanischen Weltmacht, die andere Staaten einkaufen kann und über den USA und China steht - au Backe, und dann auch noch mit klischeehaften Gwailo-Villains aus der 'dritten Dimension'...
An der Essenz der filmischen Magie ändert das aber rein gar nichts, da beherbergt Kaziku Omoris Fantasy-Abenteuer weiterhin den eskapistischen Charme, welcher die Reihe abermals größtenteils auszeichnete - zaubert ein Flammenmeer drolligster Effekte auf das Lächeln des Zuschauers, ergibt sich einer wissenschaftlichen Anarchie, die zwischen STAR TREK, STAR WARS und TERMINATOR (inkl. Shinya Tsukamoto-Flair beim rasenden Androiden M-11) ihre eigenen, bunten Regeln aufstellt, niedliche Doratos in die Weltgeschichte aussetzt, dem Vater von Steven Spielberg eine Begegnung mit der Riesenechse beschert und anhand von alles-erklärenden Dialogen fesch-enthusiastischer Stereotypen auf ein opulentes Mega-Duell der Giganten hinarbeitet.
Darin steckt soviel Detail & Ambition, in den Miniaturbauten und Animatronics, Blitz-Effekten und Kampfsequenzen, dass es beständig Wunder vor die Augen regnet und speziell durch den unsterblichen Einsatz von Akira Ifukubes Musik-Märschen in ein gleißendes Licht unfassbarer Liebe hüllt, wie man es inzwischen nur als Erinnerung aus einfacheren Zeiten zu kennen vermag. Alles kulminiert in der bezeichnenden Szene, in welcher der Großindustrielle Shindo seinen Kameraden aus dem Krieg, Godzilla, Angesicht zu Angesicht wiederbegegnet. Wortlos fließen Beiden die Tränen hinunter und die Trauerstreicher von 1954 trumpfen nochmals empathisch auf.
Das ist objektiv grandios-poetischer Kitsch, aber auch ein Ausdruck dessen, wie wir uns als Zuschauer mit Godzilla verbunden fühlen - nicht nur als Subtext-Erfindung aus den Gefahren der Atomkraft heraus, sondern insbesondere als Teil unserer gemeinsamen, filmischen Vergangenheit. Für solche Momente ist das Kino gemacht und ich bin immens froh, diesen zu Lebzeiten in derartiger Umgebung nochmal erlebt haben zu dürfen.
[...] So unbeholfen-vorsichtig, wie er nämlich das stets aktuelle Thema um die Reformation unterdrückender Werte islamischer Kulturen angeht, glaubt man, dass der Film seine eigene Zielgruppe noch in Rollenmodellen aus den 1960ern oder 1970ern Jahren sieht und deshalb mit versöhnlich-biederer Babysprache arbeiten muss. Als hätte es nie jemanden wie Fatih Akin gegeben, wird hier mit dem Tragen von Miniröcken und tollen Schuhen verschmitzt kokettiert, während Geschichten von Frauen, die Kopftücher als Mode-Accessoires tragen wollen, zu bahnbrechenden und niedlichen Enthüllungen erhoben werden. Da verkommt jede Figur zum wandelnden Klischee, das sich ständig schlicht gleichgültig selbst verballhornen muss und dennoch so entgeistert-selbstverständlich seinen auferlegten Konventionen folgt, dass man schon von Egorassismus sprechen kann. [...]
Helmut Käutners Interpretation des Lebens vom König Ludwig II. ist sein 'CITIZEN KANE'. Das bedeutet nicht unbedingt, dass es sein bester Film ist, sondern dass er sich gut und gerne an Orson Welles' BioEpic orientiert hat, sprich an dessen im Grunde fragmentarischen, aber wesentlichen Rise-&-Fall-Dramaturgie vom aufstrebenden Regenten hin zum exzentrischen Einzelgänger und Ausgestoßenen. Die Wirksamkeit eines derartigen Aufbaus wirkt aber auch hier vorzüglich und zeichnet ein packendes Portrait historischer Individualität und schlussendlicher Manie.
[...] Und dennoch ist sein körperlicher Zerfall in die architektonische Manie der Schönheit hinein (= eine erstrebte Entsprechung zum Körper Sissis) die berauschendste Einheit des gesamten Films, den metaphysischen Höhenflügen eines 'LETZTES JAHR IN MARIENBAD' nicht unähnlich, zieht uns ebenfalls in einen Bann einer Genuss-Romantik, die mit geschickt vermittelter Gewissheit die Folgerichtigkeit der Paranoia nachvollziehbar macht. Jenen geistigen Zustand attestiert man dem Ludwig dann auch, woraufhin er natürlich dementsprechend wutentbrannt reagiert, schließlich bleibt ihm dennoch nur die Aufgabe seiner selbst, nicht aber ohne die Befreiung der Seele vom Irdischen endlich herbeizuführen - natürlich mit der Destination der ursprünglichen Schönheit, dem See, im Sinn. [...]
Das alte Design funktionierte weit praktischer und kompakter in seiner User-freundlichen Kohärenz und verlangte überhaupt nicht nach einer derartigen Vereinheitlichung/Verschlimmbesserung. Mit der neuen, übertransparenten Aufmachung, die jeden einzelnen Bewertungsfaktor in die gleiche Formatierung hüllt, hemmt man die gezielte Vermittlung der Inhalte - besonders dann, wenn man nach Inhalten und Meinungen bestimmter User sucht oder diese seiner Community präsentieren will: jede einzelne interagierende Information als minutiöse, weißgewaschene Datensammlung so zusammen zu packen, macht das Dashboard zwangsläufig zum unübersichtlichen Clusterfuck, egal wie viele Optionen man sich wegklicken kann.
Der Kontakt mit der Community wird für mich als User dadurch jedenfalls schlagartig unattraktiv gemacht, sogar dann schon wenn ich auf mein eigenes Profil schaue: alles wirkt auf einmal so lieblos-glatt untereinander gereiht, ohne prägnante 'Schauwerte'. Das bedeutet u.a.: man muss genau hingucken, ob derjenige den Film nun 'nur bewertet', oder auch kommentiert hat - ein Umstand, der vorher nicht existierte. Und sowieso ganz bezeichnend: die fehlenden User-Bilder in der Like-Spalte - da wird die Community nochmals ein Stück ihrer Identität beraubt und zum schlichten Datensatz degradiert, bei dem man nochmals zusätzliche Recherche/Umwege machen muss, um zum jeweiligen Profil zu gelangen (was vorher ebenfalls durch einen lockeren Mausklick funktionierte).
Da wirkt wieder mal das Sprichwort: "Warum einfach, wenn's auch kompliziert geht?" - ich wäre stark dafür, dass das Design wieder zurückgesetzt bzw. mit stärkerer Nähe zur letzten Version umgearbeitet wird. Kommt sowieso recht inkonsequent, wenn auf den einzelnen Film- & News-Seiten die Kommentarspalten noch genauso ausschauen, wie vorher und damit jedem User ins Gewissen rufen: So schön war es einmal...
[...] Edwards huldigt mit seinem schnörkellosen Narrativ nicht nur bewährten Genre-Zutaten, sondern bringt auch etwas zurück in den Monsterfilm, was man schon seit langem vermisst hat: Demut, Sprachlosigkeit, Massivität. Mit seinem „Monsters“ hat er durchaus bewiesen, dass er den animalischen Gestus jener Kreaturen nicht als profunde Bösartigkeit, stattdessen als instinktive Naturgewalten präsentieren kann, die sich kaum weniger um uns Menschen scheren könnten und fernab humaner Regelungen ihrem eigenständigen Verhalten und Zauber Ausdruck verleihen. Diesen Gedanken vergisst er erst recht nicht in diesem Film, der selbst den fiesesten Exemplaren der megalomanischen Tierwelt Momente der Nachvollziehbarkeit und Empathie verpasst – nur dass er es diesmal zusätzlich schafft, den Menschen ins Blickfeld der Biester zu rücken, mit einem Hauch von esoterischer Wunschtraum-Naivität. [...]
Wenn dann nämlich allesamt, also Publikum und Charaktere gemeinsam in Ego-Perspektive mit 3D-Optik, in den von dichten Wolkengebilden verhangenen Moloch des Monsternestes eintauchen, der zu György Ligetis „Atmosphères“ ein infernalisches Bild der Hölle auf Erden entfacht, fühlt man sich vollends zwischen mystischen Giganten – zwar ganz klein, aber doch mittendrin als Teil des Ganzen. Der Nervenkitzel der Furcht und der Faszination vor beziehungsweise mit dem Unberechenbaren ist wieder da im Kino. Oder kurzum für Eingeweihte: der beste Godzilla-Film seit Shusuke Kanekos „Godzilla, Mothra, King Ghidorah – Giant Monsters All Out Attack“.
Rudolf Jugerts Adaption des Ludwig-Anzengruber-Bühnenstücks - gar nicht mal die erste von vielen Verfilmungen jenes Stoffes - lebt in ihren stärksten Szenen so intensiv-eingeengt im virtuellen Kammerspiel, dass man schnell merkt, welch eine nur schwer ablenkende Fassade die gesamte Heimatfilm-Aufmachung doch ist. Denn in jenen dort wirkenden Charakteren lebt der Hass, die Enttäuschung und der starrköpfige Stolz, verfestigt durch altbackene Anfeindungen und zerschossene Träume. Ein finsteres Provinz-Drama archaischer Gewalt und zwischenmenschlicher Spannung im Drang nach dem offiziellen oder auch fühlbaren Recht, ohne Rücksicht auf die nachfolgenden Generationen.
Und alles fängt bereits mit dem Tod an: der Wirt vom Fernerhof, Jakob, erleidet einen fatalen Unfall und hinterlässt seine langjährige Geliebte Paula Roth (Heidemarie Hatheyer) sowie zwei uneheliche Kinder, den Buben Jakob und das Madel Marei, die aufgrund ihrer Herkunft allesamt hinterrücks im Dorf als heimatlose Zigeuner beschimpft werden. Laut Testament steht ihnen der Hof zu, doch Ferner-Halbbruder Mathias (Carl Wery), der sich stets als erster Knecht abrackerte, will das nicht zulassen und versteckt das Dokument - gerät aber in Bedrängnis, da er vorher einen Brief an den Verstorbenen verschickte, in dem er seinen Missmut über jenes Testament beteuerte.
Da sich aber auch dieser Brief nicht auffinden lässt, übt er sich zunächst in Sicherheit und besteht entschieden darauf, zukünftiger Herr des Hofs zu werden - worauf Paula nicht eingehen mag und mit ihm deshalb vor Gericht zieht. Dass der skrupellose Mathias sich dabei einen Meineid einschwört, wagt keiner zu vermuten, doch ein gewisser scheinheilig-bescheidener Nachlass-Notar, Christoph Demut (Joseph Offenbach), konnte den Brief zufällig doch noch an sich nehmen und beginnt fortan, Mathias damit zu erpressen, was dieser nur widerwillig in Kauf nimmt. Im Grunde hätte er aber auch nichts dagegen, die Paula in ihrer bittersten Stunde zu ehelichen, damit sie doch noch auf dem Hof bleiben kann, aber so eine Frechheit kann sie nur mit empörten Gelächter quittieren, selbst wenn sie dafür wieder nach oben in die Grenzschenke zurückziehen muss - denn eines Tages, so glaubt sie entschlossen, wird wieder Gerechtigkeit herrschen!
Und so vergeht eine Dekade in jenem Tal, in das der Sohn von Mathias, Franz (Hans von Borsody) nach einem gut bezahlten Studium zurückkehrt und sich prompt in eine junge Dame verliebt, welche sich schnell als die Tochter Paulas, Marei (Christiane Hörbiger), entpuppt. Beide frönen sodann dennoch einer lieblichen Romantik, wie man sie aus dem Genre am ehesten kennt, während jedoch gerade in ihrem Haushalt alles andere als Liebe, Frieden und Heiterkeit herrscht: Mutter Paula hat sich nur schwer damit abgefunden, als Gastwirtin hausieren, wahrt zwar die Miene der zufriedenen Gleichgültigkeit, muss sich aber mit der Grenzpolizei rumschlagen, die wie ärgste Nazis ihren schmuggelnden Sohn verfolgt, der auch nur endlich raus will aus diesem ungerechten Mief.
Der unerkannte Franz kann da auch nicht anders, als so gut zur Hilfe zu kommen, wie es nur geht, selbst wenn ihm klar ist, dass Paula ihn nie akzeptieren würde - Hauptsache, ihm bleibt trotzdem, wenn auch nur ein Quäntchen, Zeit zur Liebe. Die Lage spitzt sich jedoch zu, als der Herr Demut im Sterben liegt und ein Pastor ihm zuspricht, die Ungerechtigkeit nicht länger bestehen zu lassen (da er sonst nicht in den Himmel hineingelassen wird, versteht sich) - sodann wandert der schicksalhafte Brief in Paulas Hände: der Tag der Rache ist gekommen. Doch der Zuschauer darf sich sicher sein: so einfach gibt der Meineidbauer nicht auf!
In derartigen inneren und äußeren Konfrontationen von Schuld, Sühne, Eigennützigkeit und Rachetrieb schäumt das behutsam inszenierte Drama insbesondere vor schauspielerischer Kraft, welche in den klaustrophobischen Kulissen, eingefangen von stets unaufdringlicher Kamera-Arbeit (jedoch mächtig unterstützt von den treibenden Musik-Kompositionen Friedrich Meyers), in ein geradezu naturalistisches Licht gestellt wird - speziell, was die Duell-Funktion von Hatheyer vs. Wery betrifft: da brennt die Luft. Ihre untergeordneten, aber nach Versöhnung strebenden Nachfahren-Darsteller, geben da zwar ein etwas schwächeres Gegengewicht, unterstreichen jedoch die Notwendigkeit einer Abwendung noch schlimmerer Konsequenzen.
Da kann man von Glück reden, dass Anzengrubers Stoff im Großteil dennoch aufs Ganze geht und Regisseur Jugert jene folgenschweren Passagen mit pointiertem Geschick in eindringliche, aufbrausende Enthüllungen verpackt, durchweg die Kurzweiligkeit hält - und das in so einem normalerweise recht schnell abgenudelten Ambiente. Die Romantik und Erotik auf der anderen Seite der Medaille hingegen gibt sich viel zu schüchtern/zugeknöpft und ohnehin kann man dadurch die ursprüngliche Theatralik der Materie nur schwer verleugnen (so wie Paula es auch mit ihrer inneren Frustration hält) - da fehlt ein Stück weit der Wagemut und vielleicht auch die esoterische Inspiration eines Harlans oder eben Helmut Käutners - jener langjähriger Lehrmeister Jugerts, unter dem er als Regieassistent agierte.
Als stimmiges Acting-Powerhouse mit der Konsequenz einer (ebenso in anderen Heimatfilmen, u.a. 'WETTERLEUCHTEN AM DACHSTEIN' vorkommenden) göttlichen Rache nach Art des alten Testaments (= quasi der "MacGuffin" dieses Films), gibt diese Variante vom 'MEINEIDBAUER' dennoch ordentlich Gas in Sachen kleingeistiger, doch nachvollziehbarer Intrigen-Suspense und gehört damit zu einer wenigen, löblich-toughen Ausnahmen im sonst so harmlosen Heimat-Kintopp. Hier ist eruptive Zersetzung aus dem Innern angesagt und das macht wie erwartet einen Heidenspaß. BTW: Neuerdings auch auf DVD aus der FILMJUWELEN-Reihe erhältlich. In guter Qualität sogar, obwohl der Trailer klarer ausschaut als der Film an sich. So ganz in HD würde dem aber ein bisschen der klassische Räuden-Charme fehlen, schätze ich mal, doch wer weiß...
[...] So sieht's nämlich aus: Friedkin steigt dieses Mal gänzlich in die Hölle ab und gibt sich dem Genuss dieses Schauplatzes hin; strotzt vor inszenatorischer Energie und einem pumpenden Wing-Chung-Soundtrack, je tiefer in den hedonistischen Moloch eingedrungen wird. Sprengt die kubistischen Rahmen der Interieurs des Öfteren mit knallig-rotem Licht, selbst in normalen Treppenhäusern eines Polizeireviers (man ist dort also ebenso in der Hölle angekommen) und stellt die Gefahr Seite an Seite neben dem vermeintlich Sicheren/Guten. Die Dualität steckt da schon im Design drin, ist also ein vorgefertigtes, harmonisches und doch ursprünglich-konträres Konzept.
Repräsentiert die Stadt Los Angeles an sich ohnehin perfekt, die Wolkenkratzer, Palmen, Industrie, Ghettos, Bonsai-Gärten in Gefängnissen, Schwarz & Weiß am sonnig-stimmigen Horizont zusammenmischt und dabei durchweg hip & eigenmächtig (wie auch der pointiert-fragmentarische und audiovisuell-selbstsichere Erzählstil Friedkins) die Gefühle des Zuschauers beherrscht und auch je nach Laune überrascht. 'Take a chance' ist hier die Devise und wirkt daher besonders aufregend, nicht nur als handfester Cop-Thriller.
[...] So wirkt die recht fixe und unumständliche Erfahrung dieser semi-freiläufigen Genre-Evergreen-Variante letzten Endes hauptsächlich auf genüssliche, Publikums-wirksame (teils spießig-harmlose) Pointen ausgerichtet, anstatt endlich mal wieder wahre, gleichgültig-hedonistische Anarchie anzuzetteln (siehe im Vergleich dazu Harmony Korines „Spring Breakers“ oder auch Nima Nourizadehs „Project X“) – die Gag-Einheit mit Familiensinn liegt im Punktestand vorne.
Lebhafte Stärken wie der beständige, engagierte Spielspaß aller Beteiligten und die ausgiebig-sommerliche Frische in der audiovisuellen Umsetzung der schon oft so-ähnlich-erlebten Geschichte kommen somit aber als beglückender, permanent-unterhaltsamer Ausgleich zur Geltung. [...]
Das Filmkorn prasselt in beständiger Manie nieder, wenn man 'HEAVY METAL' auf Blu-Ray sichtet. Ein unumgängliches Merkmal der zahlreichen Ebenen, die in diesem 35mm-Animationsfilm zu visuell-atemberaubenden Welten geschaffen wurden. Soviel Aufwand & Ambition, die da drin stecken, gründen sich natürlich auf den zahlreichen, variierten Stil-Auswüchsen der phantastischen Vorlage, aber auch auf deren Geist vom Pulp-Enthusiasmus, der vor allem pubertierende Geeks & Macker ansprechen soll, somit auch ein Ventil (nicht nur) für sexuelle Eroberungsfantasien und exploitative, 'verbotene' Schauwerte darstellt.
Neben dem Genre-Sleaze, der von futuristischem Hardboiled-Noir hin über Conan-artige Fantasy-Schlachten reicht, beherbergt der Film aber zudem eine durchweg leichtfüßige, gar satirische Ader der Übertreibung von Sex & Slime, Space & Creatures - auch getragen vom drollig-sarkastischen Voice-Cast (inkl. Harold Ramis, John Candy, Eugene Levy). Wenn dann nämlich adoleszente Protagonisten aus ihrem stinkigen Mittelamerika-Alltag herausgezogen werden, um das Bestehen weit entfernter Galaxien in verstärkter Körperfassung zu entscheiden, während auf dem Soundtrack Musical-ähnlich die neuesten Rock-Hits aufspringen und Wände einreißen, zeugt das von eskapistischer, rotziger Punk-Attitüde und wird dementsprechend grotesk, mit massig dicken Brüsten, abgezeichnet (in liebevollem Detail zu den ursprünglichen Comic-Künstlern).
Nicht umsonst erlebt man dabei auch ein Arsenal an jüdischen Charakteren, Mythen ("Looks like something out of the Ten Commandments"), Symbolen und Urängsten (Zombies im zweiten Weltkrieg). Da schwebt stets ein Gefühl der Befreiung und Flucht, Selbstverwirklichung und Rechtschaffenheit durch den episodenhaften Narrativ, der stets im Kampf gegen das über die Jahrtausende hinweg manifestierte Böse (das in einer entfernten Anfangssequenz von den fiesesten Amöben bis hin zu Adolf Hitler reicht) neben all dem anarchischen Galaxy-Fun auch auf Supermänner und sexy Golems zurückgreift.
Nirgendwo wird dies deutlicher, als in der letzten halben Stunde des Films, die am stärksten als klassischer Spielfilm-Narrativ ausgearbeitet wurde und den meisten Pomp beinhaltet, nur noch wenig Humor, aber dafür reichlich Mythos, Action, auch Spaß und Spannung bereithält. Dort beauftragt eine vom rücksichtslosen Bösen gefährdete Zivilisation die letzte Überlebende eines Krieger-Stammes, die schweigsame Taarna, sie retten zu kommen - eine Mission, der sie schicksalhaft Folge leisten muss, denn dafür wurde sie auserkoren (= Golem). Ihre glorreiche Aufrüstung, mit dem fliegenden Gefährten an ihrer Seite, sowie das nachfolgende Gefecht, erinnern nicht von ungefähr an das Kino des jüdischen Regisseurs Zack Snyders, der (als einer unter vielen) ebenfalls zugab, von 'HEAVY METAL' inspiriert worden zu sein.
Dies schlägt sich auch in der Struktur seines 'SUCKER PUNCH' nieder, der nicht nur den episodenhaften, metaphysisch-Genre-variierenden Struggle des HEAVY-METAL-Komplex hommagiert, sondern auch dessen Rahmenhandlung mit einer unterdrückten Protagonistin, welche sich allmählich jenseits von Zeit und Raum als starke Frau gegen das Böse behauptet (speziell in der alternativen Version im Bonusmaterial). Bezeichnenderweise legt Komponist Elmar Bernstein in dieser Sektion seinen empathisch-zauberhaften Fokus und schafft inmitten des ganzen, außerirdischen Wahnsinns (courtesy of u.a. Dan O'Bannon & Jean Giraud) eine emotionale Grundlage mit Larger-Than-Life-Leidenschaft. Feministische Power darf eben auch nicht fehlen, wenn hier auch stark fetischisiert.
Dies gepaart mit der ohnehin beständigen, filmischen Power macht 'HEAVY METAL' zu einem bunten, ekstatischen und krassen Wunderwerk der frühen 80er Jahre, dem nur wenige Realfilme gleich kommen, was Ausgelassenheit, Exzess und Fantasie betrifft. Inhaltlich ist er sicherlich nicht der Weisheit letzter Schluss, doch wenn soviel psychotronisch-verruchter und sexuell-naiver Spaß im Spiel ist, ist das auch schon eine Menge wert - selbst wenn nur für den 12-Jährigen in uns.
Ein außergewöhnlicher, gotisch-angehauchter Vertreter des Spaghetti-Westerns. Anthony Steffen wandelt als bleihaltiges Gespenst Django durch die zynische Prärie eines versifften Americanas, das in seinem selbstherrlichen Sadismus und Hedonismus vom Rest der Welt abgeschnitten zu sein scheint; ohne rechtliche Konsequenzen Dynamit-Werfen als Duelle abfeiert und Gesetzeshüter bei Tageslicht niederballert. Doch der Schatten der Vergangenheit holt sie sodann ein, agiert womöglich sogar als Aufbäumen des Gewissens, setzt voraussagende Todesdaten per Kreuz in den staubigen Boden und lässt die einstigen Täter derartig verzweifeln, dass sie sich in ihrer Manie womöglich selbst richten.
Ich sehe das Szenario durchaus als Limbus - ein Totenreich, dass den Weg zwischen Himmel und (der oft erwähnten) Hölle bestimmt, von dem die innewohnenden Seelen glauben, noch auf Erden zu verweilen. Doch Django nimmt ihnen allmählich diesen Glauben, tritt er doch in den überraschendsten Momenten als plötzliche Eingebung vor die Verräter, welche ihn zum Tode verurteilt haben. Niemand kann vor ihm flüchten, selbst in den engsten Behausungen scheint er sich aus den umhüllenden Tapetenmustern und (teils entrückt-unnatürlichen) Schatten seiner selbst heraus zu manifestieren - ganz zu schweigen, wie er diese panischen Gesellen sodann des Nächtens heimsucht und in die verschlingende Dunkelheit der 'Natur' entführt.
Seine gar göttlich-rächenden Kräfte schicken die Fieslinge von Dirty City (!) wohlweislich ins Fegefeuer, sorgt damit aber auch für die Vertreibung des normalen Volkes, das weichen muss, damit seine Gegner freies Schussfeld haben. Da Regisseur Garrone diesen Auszug allerdings trotz aller unterdrückender Härte wie einen Exodus inszeniert und mit dem stärksten, zelebrierenden Stück des Soundtracks unterlegt, suggeriert er die Befreiung der Unschuldigen vom Bösen und womöglich auch den Eintritt ins Himmelreich. Je näher das Gleichgewicht der Gerechtigkeit hergestellt wird, desto greifbarer wird aber auch Django wieder zum Menschen und verliert einstweilig seine übernatürlichen Kräfte. Er fängt an zu bluten und muss sich verstecken, wird "sterblich" und muss sich nun mit fairen Mitteln im Limbus bewähren, zu welchem Seelenheil er schließlich streifen wird.
Natürlich lernen die Sadisten nichts von ihrer vorherigen Furcht und verfahren erneut bestialisch und geldsüchtig, anstatt zu versuchen, ihre eigenen Seelen zu retten. Deshalb triumphiert Django letztlich auch vollends in seiner Rache, hinterlässt die letzten Verbliebenen im sicheren Tod und dem einsamen Goldrausch, verschwindet erneut wortlos in die Stratosphäre, wie er in sie hinein geschossen kam. Welch ein erfrischend-metaphysisches, behutsames Schauerstück, das seine etabliert-unterhaltsamen Genre-Versatzstücke in Schatten, Nacht und psychedelische Unschärfen wirft, die Geister der Vergeltung heraufbeschwört und mit letztendlich hypnotisierend-furchterregender Aura zuschlägt.
Welch irrwitziges Abenteuer uns Rolf Olsen da wieder aufgetischt hat! Wie gehabt mit Curd Jürgens als titelgebenden "(...) von St. Pauli" lässt er dieses Mal, wie es den Anschein hat, christliche Werte ans Hamburger Dirnen-Milieu heranführen. Bei einer derartigen Konfrontation gibt's erwartungsgemäß reichlich lustige Spannung, wird sodann auch von Spielleiter Olsen mit dem Hang zur exploitativ-naiven Kolportage in kurzweilige Sphären gerückt, die zwar den Glauben nicht verhöhnen dürften, aber dennoch frech wie Oskar auftreten.
Da haben wir ihn nämlich, den Pfarrer auf der Reeperbahn, Konrad Johannsen, der seit einer gar göttlichen Intervention auf einem sinkenden U-Boot im Krieg an den Gottvater glaubt und sein Wort nun mit katholischer Kutte an reichlich verruchte Jünger verteilt. Allen rät er empathisch vom sündigen Wege ab, zwischen Zuhältern, Halsabschneidern und Macho-Schweinen, doch Olsens Kamera versäumt keineswegs den Blick auf kurze Röcke, ganz zu schweigen von blanken Brüsten. Im Grunde ist sein Pfarrer aber auch eine recht progressive Type, der Hippies duldet (weil Jesus quasi die Kommune erfunden hat), wie ein Lausbub Fußbälle ins Fenster donnert und auch die Kluft zwischen Arm und Reich nicht ab kann.
Besonderes Verständnis zeigt er da für ein junges Mädel, dass von einem reichen Sohnemann schwanger im Stich gelassen wird und sich daher in der Elbe ersaufen will. Dies gipfelt in einer wahrlich abgefahrenen Szene, in welcher Johannsen diesen seinen Schützling quasi als Schocktherapie in eine Leichenhalle zur Totenschau einlädt - wo sie mal anfassen soll, wie kalt die tote Haut da ist und wie viel warmes Leben in ihr selbst doch steckt. Der blanke Wahnsinn und mindestens so ulkig wie die Kochkünste Heinz Reinckes, der als Pfarrers-Assistent Titus ab und an die Pfannkuchen auf die selige Fontanelle fliegen lässt.
Doch auf dieser Welt herrscht nicht immer solche Heiterkeit und so regiert der Moloch die Hansestadt, stellvertreten durch das unmenschliche Puffclub-Hauptquartier "Der goldene Käfig" (!). Dieser zwingt perspektivenlose Migranten zum Erpressungsmord und kidnappt auch Johannsons weiblichen Schützling, damit sie ja das Baby abtreiben dürfte. Erstgenanntes Opfer, Luigi, wendet sich sodann zur Beichte beim Pfarrer, welcher verspricht, kein Wort über die beweiskräftigen Details auszupacken, wenn Luigi sich denn selbst der Polizei stellt - was durch eine Kugel im Herzen leider nicht mehr zustande kommt.
Nun hadert Johannsen mit der Schweigepflicht und sucht beim Kirchenvorstand Rat, doch die halten an ihren altbackenen Dogmen fest - na, das ist ja mal eine tolle Bande, denkt sich Johannsen und macht sich stattdessen auf eigene Faust in den goldenen Käfig, wo er mit Leichtigkeit die Bodyguard-Schränke verdrischt und die schleimigen (teils sächselnden) Bosse abfällig klein macht. Aber auch unser christlicher Superheld wird Opfer von deren Gerissenheit - muss eine folgenschwere Denunziation über sich ergehen lassen, weil die kriminellen Herren seinen Vorgesetzten einen Tipp geben, dass er Damenbesuch bei sich hat (welchen sie natürlich selbst zu ihm heraufgeschickt haben).
Schweren Herzens muss er Hamburg verlassen und wird stattdessen ins Inseldorf Norderkrug versetzt, wo der Film nun fast komplett seine letzten 40 Minuten verbringt und schon ziemlich wie ein eigener Narrativ funktioniert. Das erinnert an Stelvio Massis 'CONVOY BUSTERS' (1978), wird hier jedoch im Schlusspunkt, anders als im Maurizio-Merli-Reißer, noch zur ultimativen Lösung des Falls aus der ersten Filmhälfte herangeführt.
Vorerst wird Johannsens Glaube aber mächtig auf die Probe gestellt: die hauptsächlich evangelische Dorfgemeinschaft (u.a. angeführt von Helga Feddersen und Rolf Olsen selbst) ist von der schäbigen Vergangenheit des neuen Pfarrers alles andere als begeistert und meidet den Besuch in seinem unbeheizten Gotteshaus (da wurde stilecht im Winter gedreht). Lediglich ein weiteres junges Girl, Dagmar (Barbara Lass, mit Damenbart), das in der örtlichen Schenke von der Chefin gemobbt wird, schließt sich seiner Mission an, wird dafür im Dorf aber noch stärker als 'Flittchen' verstoßen.
Hinter dem Vorwurf steckt aber auch ein Fünkchen Wahrheit - so probiert sie auf der Überfahrt zur Nachbarinsel Tüsum den innigen Kuss mit ihrem Retter, doch der muss leider Gottes ablehnen, auch wenn er so gerne möchte. Da hat er sodann noch ein klärendes Gespräch mit dem örtlichen Evangelikus, dessen Lösung des Problems schlichte 'Feigheit' ist. Und so macht Johannsen Dagmar mit eng umschlungenen Händen und einer wehmütigen Melancholie im Auge klar, während draußen vor der Tür der eiskalte Himmel und das stürmische Meer winterlich-romantisch dahinrauschen, dass seine Liebe zu Gott über seinem persönlichen Glücke steht und sie stattdessen einen jüngeren Burschen vom Dorf nehmen soll.
Dies wird auch bei einem gepflegten Tee mit Rum besiegelt, einem Getränk, das sich unser etwas lockerer Pfaffe des Öfteren gerne im Verlauf des Films genehmigt, gleichsam seine innere Herzensgüte und volksnahe Rustikalität repräsentiert. Das bringt angenehmes Feeling, auch wenn das hanseatische Bieder-Ambiente zunehmend in Sturm, Modder und milchigen Kameralinsen versinkt. Darin darf sich Johannsen nach seiner 'feigen' Glaubensprobe nochmals als würdiger Menschenfreund bewähren, als er ein paar Dorfkerle aus ihrer feigen Furcht herausholt, um zusammen ein paar arme Seelen von einem bald kenternden Kutter zu retten. Danach ist der Gottesdienst in so einem leichtherzigen Genre-Stück natürlich gut gefüllt.
Und weil ihm der Fall aus Hamburg noch immer schlaflose Nächte bereitet, kommt er schließlich auf des Rätsels Lösung, wer hinter den ganzen Verbrechen steckt - an dieser Stelle sei der Täter nicht enthüllt, bis dahin hat man ihn als Zuschauer aber schon längst erraten. Als Belohnung kommt Johannsen wieder nach St. Pauli zurück und verheiratet dort als doppeltes Happy-End seine beiden geretteten Mädels mit ihren aufrechten Beaus. Da hat man's mit Gottes Hilfe wieder mal zum publikumswirksamen Comeback geschafft!
Olsens Film geht da natürlich auf Nummer Sicher, hält die Milieu-Krimi-Elemente in dieser St. Pauli-Episode etwas zurück und erschafft damit eine etwas harmlose Angelegenheit, die vor allem in der zweiten Hälfte durch Bescheidenheit, aber immerhin auch provinzieller Atmosphäre glänzt. Die solide, Reportage-artige Handkamera Franz X. Lederles waltet durchweg ihres Amtes und fängt genauso herrlich-schnoddrig die sleazige Unterwelt ein, wie auch einige brachial-klamaukige Gags, während die mehr sehnsuchtsvollen Melodrama- und Spießbürgertum-Szenarien behutsamere Eindrücke erhalten, welche dem oberflächlichen, doch nachvollziehbaren Drang nach Hoffnung die nötige, sympathisch-melancholische Stimmung verleihen.
Wie stark Olsen sich dem christlichen Glauben verpflichtet fühlte, sei mal dahingestellt. Bei seinen Verhältnissen erkennt man aber jedenfalls erneut ein eskapistisch-schönes Verständnis für seine Figuren. Er macht gehörig filmisch-leichte Werbung für Selbstbestimmung und jugendliche Liebe, legt besonderen Wert auf die Nachvollziehbarkeit des Pfarrers, dessen Weg hier durchweg gefolgt wird - vom 2. Weltkrieg über St. Pauli bis hin nach Norderkrug, fast ohne Ablenkung. Wir/Olsen sind stets bei ihm, wie Gott offenbar auch - Kino als gegenseitiger Gottesdienst? Da ist Johannsens Glaube (in uns) so oder so unerschütterlich, aber auch einsichtig, liberal und kumpelig-kämpferisch - eine Fantasie-Figur aus dem Olsen-Fundus, idealisiert im Angesicht der aufkommenden, aufklärerischen 70er Jahre (die auch ihren Jesus-Kult hatten), ohne Berührungsängste zur Erotik (aber eher zur Liebe, wegen Zölibat und so).
Also doch wieder ein exploitativer Märchenfilm, den wir hier sogar in zweigeteilter Narration erleben. Eine naive, stilistisch eigentümliche Kraut-Merkwürdigkeit aus wilden, plakativen Zeiten, aber stets das charmant-herzliche und rotzig-unterhaltsame Milieu-Genrebastard-Kintopp zwischen Halletz-Trompeten, Weihrauch-Orgeln & Paloma-Akkordeons, wie wir es doch so gerne sehen und in seiner unbemühten Unbedarftheit heutzutage umso schwerer vermissen.
Ambitionsloser, austauschbarer Revenge-Genre-Schnellschuss, der trotz einer gefälligen High-Def-Fassade stets am Rande der Amateurhaftigkeit steht, seine lieblosen Papp-Kulissen und Budget-Engpässe selbst mit zahlreichen, wahllosen Tracking-Shots nicht kaschieren kann - da verfährt er zudem ohnehin zu gleichgültig und zweckmäßig in der geradlinigen Abarbeitung seines Schema-F-Narrativs, um den erfahrenen Zuschauer über die technischen Mängel hinwegsehen lassen zu können.
Voller audiovisueller Flüchtigkeitsfehler (Mikroschatten, aufgesetztes ADR, lückenhaftes Sound- und Schnittdesign) und storytechnisch endlos-vorhersehbarer Einfältigkeiten, vergisst er zudem in den holprig-aufgelösten Action-Szenarien nicht, mit Plastikknarren und einem Überfluss an After-Effects herumzuspielen. Da dürfen der durchgehende Private-Ryan-Shutter und auch die lahme DTV-Muzak nicht fehlen, nur um die stets gleichen, klischeehaften Varianten des B-Movie-Gangster-Ethos sowie halbärschige Versuche poetischer, doch einfallsloser Zeitlupen-Spielereien aufzuwärmen.
Mittendrin in der Manifestation des filmischen Desinteresses: ein verkokst-plakativer Nicolas Cage in abwechselnd ekstatisch-brüllender, Macho-tougher und knallig-flennender Montur - somit im Alleingang der (dennoch recht magere) Nukleus der filmischen Unterhaltung. Lediglich Peter Stormare kann da mit seiner typischen Räuden-Baddie-Souveränität noch mithalten, Danny Glover dagegen dämmert planlos aus dem Altersheim hervor. Zum Rest des Casts gibt's jenseits der Zweckmäßigkeit nicht allzu viel zu sagen.
'TOKAREV' ist in seiner Funktion nun mal ein typischer, schnöder Action-Lückenfüller für besonders anspruchslose Eskapisten - ein Mythos, der schon seit über drei Jahrzehnten als Pfennig-sammelnde Renten-Vehikel verbrauchter Action-Boys durch die Videotheken dieser Welt geistert, in seinen eigenen Rahmenbedingungen nie wirklich enttäuscht, aber noch seltener überrascht. Da nützt auch diesmal der geradezu ironisch-platte Twist zum Schluss, welcher die Handlungen unseres Rächenden in ein gänzlich anderes Licht moralischer Zwielichtigkeit stellt, nicht allzu viel, wenn einen der vorherige Handlungsverlauf schon gänzlich kalt gelassen hat. Ab in die Grabbelkiste.
Vollkommen unabhängig von den Beteiligten der Geschichte inszenierte Todd Haynes 1987 dieses dramatisierte Portrait der Karriere Karen Carpenters, dargestellt anhand von Barbie-Puppen innerhalb höchst detaillierter Miniaturbauten und eingefangen von behutsamen, pointiert-montierten und dennoch eindringlichen Perspektiven, hinein in die bittere Seelenpein eines mit sich selbst ringenden Starlets im Angesicht des Showbiz und vor allem des Otto-Normal-amerikanischen Achiever-Familienlebens.
Als Dokumentationsfilm bringt "Superstar" sodann auch teils verfremdetes, kontemporäres Footage in den Narrativ herein, erstellt auf der visuellen Essay-artigen Ebene - auch mithilfe von Interviews einiger Zeitzeugen - ein Bild von den USA, das im Schatten des grausamen Vietnam-Krieges auf der bemühten Suche nach dem Gefühl der Geborgenheit war und sich daher nur allzu willig dem sanft-romantischen Sound der Carpenters zuwandte.
Doch der Schmerz hinter der Ablenkung dieser süßen Balladen-Fassade lässt sich nur schwer verklären, wird aber mit Gewalt derartig unterdrückt, dass er sich immer stärker manifestiert - selbiges gilt für unsere Protagonistin Karen, welche am Druck des Erfolges und dem Fokus aufs eigene Image der Anorexie verfällt.
Die Industrie ist da kaum eine Hilfe und tritt daher nur selten in Erscheinung (höchstens deren Opfer), dafür jedoch eher das Elternhaus und ihr Bandleader & Bruder Richard, die in ihrer altbackenen bzw. Working-Man-ambitionierten Mentalität kein rechtes Verständnis für das (zu der Zeit offenbar noch nicht besonders in der Öffentlichkeit aufgeklärte) Leiden der jungen Karen aufbringen können, ihr Verhalten stattdessen verurteilen und es damit psychologisch noch mehr festigen.
Bezeichnenderweise wirkt dieses Szenario einer latent-unterwürfigen Familieneinheit durch die idealisierte, doch klaustrophobische Suburbia-Miniaturwelt mit ihren steif-plastischen Figuren-Abbildungen von vergangenen Menschenleben sodann besonders erdrückend - da spürt man die inneren Qualen selbst in den muffigsten VHS-Kopien des Films, der (sicherlich nicht nur) aufgrund von verletzten Musikrechten seit 1990 offiziell nicht mehr gezeigt werden darf.
Wie ehrlich und emphatisch er jedoch in seinen minimalistischen Rahmenbedingungen mit dieser zersetzenden Stardom-Geschichte umgeht, die unter normalen Produktionsumständen komplett rein gewaschen worden wäre, ist jedoch eine beachtliche, erschütternd-melancholische Leistung, die auch heute noch ein verständnisvolles, tragisches und auch furchterregendes Echo hervorbringt.
[...] Per Definition zwar natürlich ein Heimatfilm, jedoch keiner, der auf seine urtümlichen Werte pocht, sonder einer, der stets die Verbindung zum Äußeren und zum individuellen Glück suchen will. Der zwar in der Wechselwirkung der Gefühle keinen gemeinsam-erfüllenden Nenner finden kann, aber stets sympathisch und innerlich liebevoll gegenüber dem Andersartigen bleibt - selbst wenn Enttäuschungen und Missverständnisse die jeweiligen Herzen verwirren und auseinander bringen: sie pochen stets füreinander und das gar nicht mal so plakativ-kitschig, sondern psychologisch nachvollziehbar und einfühlsam. Ganz stilecht im malerisch-warmen, sorgfältig-montierten Agfacolor und den darin eingebetteten, hautnah-agierenden Menschen. Humane Poesie auf Zelluloid, die über den Schatten des dritten Reiches hinweg erhalten geblieben ist und mehr ein Zeichen christlicher Versöhnung setzt, als alles andere - wahrlich eine Wiederentdeckung wert.
Neues aus der Kategorie "Das Gehirn gibt auf". Wer zufälliger Weise bereits auf Tuchfühlung mit den Werken des Hans "Barny" D. Bornhausers ging, hat dabei auch sicherlich schon mal Bekanntschaft mit seinem zerfahrenen Selbstironie-Wust 'LUSTIG IST DIE JODELEI BEI DER FUMMELFILMEREI' gemacht - eine hysterische Random-Erotik-Klamauk-Hetzerei, der ich persönlich nur knapp 30 Minuten am Stück folgen kann. Knapp ein Jahr zuvor erschien dieser wahnwitzige Prototyp, der kaum mehr Sinn ergibt und in seiner permanenten Unfähig- & Planlosigkeit ebenso die Fontanelle zermartert. Dabei gibt er sich stets mutig und selbstbewusst, schleudert seine eigenen Regeln jedoch durchgehend anarchisch gegen die Wand und schmeißt noch weit mehr wahllose Genre-Zutaten zum matschigen Filmbrei dazu.
Da hätten wir zum einen die "Rahmenhandlung", in welcher Karin Lorson als Sally uns Zuschauern direkt und keck eine frech-frivole Reportage verspricht, welche - an 'Vorsicht, Kamera' angelehnt - die Männerwelt mit nackten Tatsachen verwirren und foppen, als schweinisch-hormonfixiertes Pack entpuppen möchte. Dies gestaltet sich aber so, dass die Frauen dominant zur Tat schreiten und die Kerle verlockend aufgeilen, um sie daraufhin für ihre berechtigte Lust lächerlich zu machen (und dafür auch mal eine Vergewaltigung kassieren - welche aber dann doch nicht so schlimm ausfällt?!). Voll Banane! Noch irrer erscheinen sodann aber die spekulativen Technik-Vorstellungen des Bornhausers, der die 'versteckten' (durchweg inszenierten) Live-Aufnahmen per Monitor verfolgen lässt - und das obwohl alle Aufnahmen auf 35(?)mm gebannt sind. Wo sich die jeweiligen, 'portablen' Cams dann befinden sollen, ist ebenfalls (für seine Zeit) recht utopisch durchdacht worden. Mithilfe von GoPro und Iphone ist heutzutage allerdings insofern so einiges möglich geworden, speziell was das geheime Einfangen von POV-Pornographie betrifft - da muss man dem Bornhauser einen gewissen Weitblick zustehen, auch wenn er wohl kaum Durchblick hatte.
Jene Reportage "Sallys" wird sodann nämlich nicht nur mit Flashbacks in ihre eigene sexuelle Vergangenheit, sondern sogar ständig in der Brechung der vierten Wand unterbrochen, schließlich befindet man sich in einem Filmstudio (jenes, das Bornhauser im real life besaß), wo noch so allerhand mehr geschieht, in Spielfilmform wohlgemerkt = pures, inszenatorisch-erzählerisches Chaos. So erleben wir Bornhauser selbst, der als Showbiz-Guru vor und hinter der Kamera Filmemachen spielt und Weiber beim Casting klar macht, während er eingedeckt von Promomaterial zu 'SEMMEL, WURST UND BIRKENWASSER' und anderen Film(sowie Verkehrs- und Polizei-)-Plakaten die Kamera im Zoom-&-Jumpcut-Rausch auf letztgenannte loslässt und dennoch nicht vergisst, die prallen Vorzüge der Darstellerinnen ins rechte Licht zu rücken.
Ab und an legt er aber auch einen Fokus auf motorisierte Spielzeugtiere, die immer irgendwo an den Sets rumkrabbeln, anstatt sich auf eine kohärente Vermittlung der jeweiligen Szene zu konzentrieren - da nahm er wahrscheinlich alles, was er gerade irgendwo finden konnte und "toll fand" und baute es offenbar wahllos ein (auch wenn man darin mit ganz viel Fantasie eine Metapher zur mechanisch-mühsamen Maloche des Schauspielerberufes sehen könnte). Er jagt ohnehin von einem Subplot zum nächsten, hin und her und zwischendurch, wobei jeder einzelne 'Handlungsstrang' lediglich die stets wiederholende Erzählung eines bestimmten Gags repräsentiert, anstatt auf Charakterentwicklungen oder überhaupt ein narratives Ziel hinzuarbeiten. Die Folge ist ein klamaukiges Irrenhaus: ein Regisseur dreht blutige Krimi-Szenen (das war scheinbar schon der Witz), ein Bäcker wird von schwulen Assistenten belästigt, ein fescher Bengel knallt alle Frauen durch und Sallys Reportage macht sowieso ihr sinnbefreites Ding.
Die Synchro muss das alles letztendlich richten und tut sich hierin besonders schwer blödelnd, um noch eine gewisse Kontinuität aufrechtzuerhalten, selbst wenn man dafür ständig dilettantisch-asynchrones Übergestammel in Kauf nehmen muss - wo die visuelle Ebene doch schon an akutem ADS leidet. Eine wahrlich anstrengende und in ihrer chaotischen Aufdringlichkeit schnell ermüdende Angelegenheit. Dass die schön anzusehenden Darstellerinnen sich nimmer generieren sich zu entblättern, ist da noch eine äußerst tröstliche Zugabe - verbunden mit dem originären 70's-Charme des gesamten Ambientes -, verpasst aber wie jeder beliebige CFNM-Porno mit vollem Schub den Eingangsgedanken von der Verballhornung der Männerwelt. Da appelliert Sally dann auch zum Schluss - nach einer endlosen Reihe durchgepeitschter Sketch-Wirrheiten und noch weit mehr gleichgültige T&A - recht inkonsequent an das weibliche Publikum, dass es selber doch auch lieber Frauenkörper sehen will, als einen Typen im Adamskostüm. Und ohnehin sollte man als Frau mal die Initiative in die Hand nehmen und die Kerle hormongetrieben anmachen/flirten.
Das klingt wie ein Echo der sexuellen Revolution und Emanzipation jener Produktionsära, macht aber die 'entlarvende' Reportage des Films mit einem Schlag rhetorisch-nutzlos und heuchlerisch. Womöglich steckt da aber auch ein Stück parodistische Kritik von Seiten Bornhausers aus drin, spielt er doch teilweise explizit auf die (Hier beliebigen Begriff einsetzen)-Reports jener Zeit an und lässt durch sein Sprachrohr Sally deklarieren: "Diese Filme sind auch nicht der Weisheit letzter Schluss". Ein interessanter Ansatz, der leider nur schlicht beiläufig als Jux aufgegriffen wird und in einem überwältigend-überfüllten Schwall pubertärer Amateur-Ulkigkeiten und Badewannen-Fummeleien untergeht.
'SALLY - HEISS WIE EIN VULKAN' ist das schillernde Beispiel eines filmischen Verständnis, das mit bloßer Entfaltung aller Genre-spezifischer Zutaten die Erfüllung eines durchgehenden Unterhaltungsfaktors sieht, ohne diese aber in einen stimmigen, gar nachvollziehbaren Rahmen zu setzen. Letztendlich wirkt er dadurch höchst schludrig zusammengeschustert und ungreifbar-belanglos, sogar trotz aller plakativer Hysterie witzlos und lahmarschig (weit mehr noch als bei der FUMMELFILMEREI), weil eben nichts Handfestes zustande kommt, erst recht im Vergleich mit jedem beliebigen, episodenhaften Reportfilm (wo die Episoden an sich ja immerhin geschlossene Geschichten ergeben wollen - und mögen sie noch so formelhaft sein). Aber auch hier gilt: man muss es gesehen haben, um es zu glauben. Wer nämlich meint, dass man einen blöden Sexfilm in seinen Grundeigenschaften kaum wirklich vermasseln kann, der kennt noch nicht die mal mehr, mal weniger gelungene, unqualifizierte Über-Ambition des Barny Bornhausers.