Der Witte - Kommentare

Alle Kommentare von Der Witte

  • 7 .5

    Der Film mit Hackman's berühmten Eric-Rohmer-Diss 'IT WAS KINDA LIKE WATCHING PAINT DRY.'

    Kein Wunder für seinen Charakter, eben das im Namen des Films und Regisseur Penn zu äußern, wo er doch als Detektiv triebhaft-locker-schmissig und geradlinig-unbedarft innerhalb des selbstherrlich-zynischen Sleaze-Pool Los Angeles und Hollywood, im Auftrag einer alternden Diva, auf (zunächst) beliebige Personensuche geht und sich zudem mit dem Liebhaber seiner Frau (die ihm vorwirft, langweilige, triviale Jobs abzuarbeiten, die nichts Erhellendes hervorbringen), dem Arthouse-Antagonisten Harris Yulin, herumschlagen muss.

    Dieser persönlichen Tristesse entfliehen wollend, begibt er sich ins Sumpf-Paradies, wo er die junge Melanie Griffith, die ihm ganz schön den Kopf verdreht, zurück auf's Festland bringen muss, womit ihm auch die abgeklärte, braungebrannte Powerfrau Jennifer Warren behilflich ist. Auf dem Weg dorthin finden sie bei einem nächtlich-lockeren Tauchgang aber eine vergammelte Leiche in einem abgestürtzen Flugzeug, weshalb man erstmal weiter auf dem Eiland bleiben muss und sich gefühlvoll & der Geschichte dahinter zwangsläufig näherkommt.

    Da wird die eventuelle Abkehr davon und die Rückkehr ins verkorkste Eheleben umso bitterer, also zieht Hackman daraufhin die freischaufelnden, mutigen Konsequenzen, die sich aber auch positiv für ihn herausstellen, weil er sich seiner Frau besser öffnen kann und sie ihn auch wieder liebevoll versteht. Doch dann kommt sein letzter Fall bei einem Autounfall am Set ums Leben, welchen Hackman als Rohmaterial auf der Leinwand in der wohl eindringlich-stärksten Szene des Films vorbeiziehen sieht. Jetzt legt er alles darauf an, aus energisch-liebender, quasi-väterlicher Obligation, herauszufinden, wie das passieren konnte, denn er glaubt an Mord.

    Ein Werk über die Filmindustrie in der langsam abflauenden Nouvelle Vague des New Hollywood, über künstlerische Integrität und Sich-Selbst-Treusein, darüber sein wahres Herz vor verlogen-elitärer Vereinnahmung abzuwehren - auch wenn dies alles letztendlich scheitert, war es das trotzdem wert. Denn unter der Oberfläche des Trivialen offenbart sich hier weit mehr Substanz, schöne wie auch finstere, als man anfangs vermutet hätte - bleibt dennoch durchweg bodenständig, aber voll vorantreibendem Elan, mehr Charakterstudie als Krimi, nah am Menschen und seinem Wesen...und umso bitterer in seiner 'Auflösung'.

    6
    • 5

      Die sehnsuchtsvolle Flucht in die neue Körperlichkeit der zerebralen Metadimension vergeigt sich ihren eigenen, sinnlichen Zauber nicht nur durch einen allzu konventionell-bodenständigen Narrativ des forcierten Geheimnisaufdeckens und effekthascherische, bedeutungsschwangere Überdesign-Bilder.

      Entweder man gibt sich dem Rausch hin oder hemmt seine erstrebte Innovation mit prätentiösem Melodrama der ganz simplen Art - VANISHING WAVES folgt da leider im Verlauf doch zu sehr dem letztgenannten, ernüchternden Weg und setzt hyperdramatische Orchesterbomben drauf, die jede potenzielle Akzentuierung laut plattdrücken. Sodann wird einem auch klar, wie belanglos das Geschehen hier wirklich ist, wo doch so bemüht eine inhaltliche und emotionale Größe suggeriert werden will, die im krassen Gegensatz zum oberflächlichen, kleinbürgerlich-zwischenmenschlichen Figurengefüge und ihrer nur mäßig nachvollziehbaren Entwicklung steht.

      *SPOILER*

      Lediglich gegen Ende hin wird eine ganz einfach-&-effektiv gestaltete, weil Abstrakt-Kopfkino-erschaffende Jagd nach dem Objekt der Begierde im Dunkel der Nacht vollführt (die Kamera folgt den Beiden von hinten für einige Minuten) und kann einigermaßen emotional wirken, schließlich geht es dabei um die Rettung ihres Lebens aus dem Koma, für dass der Wissenschaftler aber sein eigenes als Zeichen der Aufopferung im Gegenzug ins Koma versetzt. Im Endeffekt bringt es aber auch nichts und das Experiment bleibt ohne Erfolg - wie bezeichnend für den gesamten Film an sich.

      *SPOILER ENDE*

      Sci-Fi-Kitsch, der leider nicht wirklich emotional packt oder gestalterisch besonders beeindruckt. Möchte sich gehaltvoll ausgeben, kann seine Leere aber nicht verschleiern. Hätte er sich doch einfach mal lieber seinem Konzept und dessen potenzieller Magie vollends ergeben, ohne die langweilig-erzwungene Romanze und dem unstimmigen, ins Leere verlaufenden Kommentar auf verzerrte Sexualität.

      2
      • 6 .5

        Ein ganz einzigartiges Filmchen von Cullen Blaine, einem Storyboard-Artist-Urgestein, der nach R.O.T.O.R. Regieeinträge in Serien wie 'Garfield & seine Freunde' und 'Hey Arnold!' vorweisen konnte - wie er seine Trickfilmskills hier auf den Realspielfilm anwendet, entwickelt eine ganze andere, merkwürdigere Dimension als z.B. bei Brad Bird.

        Sein Spielfilmdebüt (und bisher einziger Abstecher ausserhalb des Animationsdepartments) pendelt leicht unbeholfen, aber gemütlich zwischen käsig-unschuldigem 80's-Sci-Fi-Humor, nüchternen Actionthrillerelementen und in Belanglosigkeit eintauchender, hypnotisch-musikalischer Langsamkeit von Frankenstein's Monster als unaufhaltbaren Gesetzesvertreter hin und her - wie ein nur mäßig ausgestatteter Refn mit ADR-Gags.

        Minimalistisch, klobig, einigermaßen gewitzt (u.a. dank dem ulkigen Robot Cop Willard), sachte und geradlinig voranschreitend. Stetig interessante, wenn auch inhaltlich austauschbare & triviale B-Movie-Besonderheit.

        6
        • 8 .5

          Ein Räuber landet auf der Flucht vor einem Trupp von noch schäbigeren Gaunern beim wohl verträumtesten, süßesten Fleckchen Gothika, dass sich in den sehnsüchtigsten Windungen unserer Träume finden lässt.

          Dieses erhabene Schloss mit Burggraben beherbergt niemand geringeren als die abgöttisch-niedlichen Brigitte Lahaie und Franca Mai, die ihren neuen Gast mit seinem Revolver nicht so schnell loslassen wollen, ihm sogar die grässlichen Schergen vom Hals halten, während in den Augapfel-umgarnenden Schlossmauern erregent liebkost wird, dass sich die Leinwand in ein schmusig-schummriges Rot verwandelt, wenn auch draussen vor dem Tore letztendlich ein todbringendes Rot fließen muss.

          Als bald die Nacht einbricht, gesellen sich weitere geheimnisvolle Damen zu diesem Trio hinzu und spielen locker-luftig bis zur Mitternacht hinein, doch dann müssen sie ein Opfer erbringen, wovon unser Räuber aber schon von Anfang an wusste und trotzdem blieb.

          Denn bei ihm herrschte die Faszination an diesen zauberhaften Wesen, welche zwischen den stimmungsvollen Requisiten umherschlendern und mit ihren Blicken und Schmückungen zum Bleiben einladen. Was man als Zuschauer dann am Allermeisten nachvollziehen kann. 'Ich möchte auch dorthin', beschwört man sich innerlich, 'selbst wenn ich dabei geopfert werden würde.'

          Spiel, Satz, Sieg - Rollin bringt uns der Schönheit näher, hypnotisiert uns hinein und lässt uns mitschweben, es wird warm...auch wenn mal die Gewalt durchbricht, der ätherische Sirenenchor drückt uns sodann wieder an seinen Busen. Am Liebsten würde ich nie mehr loslassen.

          7
          • 4 .5

            Die feinen Herren vom Billiglabel MAGIC VIDEO/MCP veröffentlichten dieses Sleaze-Melodram dazumals auf Video, ohne aber einen IT-Track für die Synchro zu besitzen - so kommt es, dass sie lediglich anhand des fertigen O-Tons jeden Musiktrack bei Dialogeinsatz bemüht hackig verschieben und loopen mussten (um dann aber, neben allgemeiner Minderqualität in der Synchro, 'the union' nicht mit 'die Gewerkschaft', sondern mit 'die Yu-ni-enn' zu übersetzen). Das passt allerdings ganz nett zum krass-wechselhaften, Society-kitschigen 6-fachen Preisträger der Goldenen Himbeere.

            Nachdem die talentfreie Liliput-Nymphe Pia Zadora als angehende Drehbuchschreiberin Jerilee von einem jungen, aufgegeilt-fiesen Ray Liotta mit einem Gartenschlauch vergewaltigt wird (war übrigens sein Filmdebüt...und was für eins), verliebt sie sich in ihren Retter, Drehbuchautor Walter Thornton (Lloyd Bochner), welchen sie auch heiratet - mit der Hoffnung, im zauberhaften Glitzergeschäft Hollywood's durchzustarten.

            Doch unter seiner Fuchtel wird's für sie trotz guter Ideen ihrerseits, die er für seine ausgibt, leider nicht besser - sogar im Bett klappt es nicht mehr, worauf Walter ihr furios-overactend den ollen Gartenschlauch vor's Gesicht hält '...ODER STEHST DU HIER DRAUF?!'. Und sodann sind sie geschiedene Leute. Monate (oder Jahre?) später hat sie schon 2 gut laufende Bücher verfasst und macht erneut erotische Männerbekanntschaften in ihrer eigenen Wohnung. Doch das Geschäft ist weiterhin hart und ausbeuterisch, umso schlimmer wird's, als sie von einem ihrer Schauspielerliebhaber (Ehemann einer Anderen) schwanger wird! Doch 2 Minuten später lässt sie es abtreiben.

            Inzwischen ist sie auch pleite und bemüht sich um einen ganz großen Deal mit dem heißen Produzenten Vincent Dacosta, dem sie in einer MONTAGE (inkl. stilechter Trainingsmusik alà ROCKY) sogar romantische Avancen macht. Kurz darauf schreibt sie schon Drehbücher für ihn, aber es kommt im selben Moment auch wieder zu einem Streit, weil sie exklusiv für ihn arbeiten soll. Ehe man sich versieht, kommt es zum Versöhnungssex auf dem Billardtisch (auch wenn sie Drogen dabei runterschlucken soll).

            Weil es noch nicht drunter und drüber genug geht, lässt sie sich daraufhin für einen weiteren guten Deal auf einen Dreier mit 2 italienischen Superstars ein, doch wie sich herausstellt, wollte Decosta sie damit nur von einer großen Sexparty bei sich im Büro ablenken. Voller Wut und Verzweiflung zerreißt sie sich in ihrer Dusche wie von der Tarantel gebissen die Kleider vom Leib und gerät in einen psychopatischen, cartoonhaft-gestalteten Überwahn, der sie in die Klapse bringt. Vollkommen verstört kehrt sie offenbar Sekunden später nach Hause in ihr Bettlein zurück, blass angemalt liegt sie abwechselnd apathisch und brüllend darin herum, während alle ihre männlichen 'Weggefährten' sie nochmal besuchen.

            Sie findet Halt bei einem dieser Männer, wird langsam wieder stabil und beginnt wieder mit dem Schreiben, für ihn versteht sich. Doch bei ihrem ersten neuen Job begegnet sie wieder ihrem alten Liebhaber, dessen Kind sie abgetrieben hat. Zudem muss sie mit der alten Frau des Produzenten im Pool rummachen. DOCH DANN eines Tages kommt die große, sparsam-ausgestattete 'Oscar'-Preisverleihung! Thornton UND Jerilee sind konkurrierend fürs beste Drehbuch nominiert - *SPOILER* sie gewinnt! Aber ihre Dankesrede verwandelt sich in eine bittere Tirade gegen die ganzen, nun oberverschämten Assi-Kerle ihrer Industrie und lässt den Preis dort stehen, wo er ist - trottet mit Tränen in den Augen von Hollyword hinfort. ABSPANN.

            Man merkt, der Film springt recht schnell von Plotpoint zu Plotpoint, umfasst ein verwicklungsreiches und naiv-klischeehaftes Moviebiz-Biopic, basierend auf einem Buch (oder doch Groschenroman?) von Harold Robbins, in unter 90 Minuten Laufzeit mit ganz viel Softsex und einem recht unterdurchschnittlichen Production Value. Bleibt auch durchweg oberflächlich, grobschlächtig-überdramatisch und uneindringlich in seinem uninspirierten, teilnahmslos-abarbeitendem Tempo.

            Vom Unterhaltungsfaktor her kann LONELY LADY zwar einigermaßen unfreiwilliges Gelächter hervorbringen, aber im Endeffekt gibt es da draussen auch genug Filmgurken, die sich nicht wie komplette Zeitverschwendung anfühlen müssen...wer dennoch was von der Freizügigkeit der angeblichen Skandalnudel (jedenfalls sah es die CINEMA damals so) Zadora genießen möchte, liegt hier genau richtig, aber Vorsicht: auch euch wird es irgendwann zuviel des Guten.

            3
            • 6

              Eine waschechte, pointiert-kumpelige Rainer-Brandt-Blödelsynchro legt sich über das ulkige Eskapismus-Stuntshow-Abenteuer der MEGAFORCE-Truppe um Gesichtshaarkatastrophe Barry Bostwick, der zwar Frauen gut ab kann, aber nur ungern in der Truppe dabei hat, trotz kampftechnischer Fähigkeiten ihrerseits, denn sie würden die Männer nur ablenken - macht ihr aber auch nicht allzu viel aus, warum auch immer, selbst die Genre-typische Hetero-Romantik bleibt hier eh durchweg verklemmt unerfüllt.

              Sowieso funktioniert die gewitzt-gesellige, latent-homosexuelle Faschingskostüm-Machotruppe in hautengen Goldanzügen in ihrem schnörkellos-bombigen Kampf gegen Henry Silva & seinem Mensch-gewordenen Sowjetklischee eh am Besten, wenn sie den ganzen diplomatischen (& langweilig-strategischen) Quatsch weglässt und mit ihren klobig-gewappneten Feuerstühlen einen von GOLDEN HARVEST spendierten Knallbonbon nach dem anderen loslässt.

              Harm- & belangloser Jahrmarkts-Rodeo bunter Klamotten, neunmalkluger Sprüche und mit Synth-Rock-Power-Chords-unterlegter, exzessiver Feuerball-&-Motocrossaction. Needham's just wanna have fun! Bin dabei.

              6
              • 7 .5

                Der erste komplett auf Video gedrehte Horrorfilm, für einen Kinorelease auf 35mm aufgebläht - hier wird ein mörderisches Wohnheim unter schäbigen Composite-Effekten als Manifestation 'böser Macht' und pulsierender Synthmanie wiedereröffnet, damit ein paar hormongetrieben-dusselige Boobie-Teens und ihr Telekinesis-'geschulter' Sleaze-Meister/Vermieter dort neben einem ulkig-murmelnden Vietnamveteranpennerpunk für Bikiniparties am Pool einziehen können.

                Werden nacheinander vom unheilvoll-missanthropen Haushalt mit ekligen Visionen verstört und von übernatürlicher Hand abgeschlachtet, während sie sowieso in einer verblendet-delirierenden Bewusstseinsebene leben, die durch den entfesselt-spontanen Videolook und den primitiven Dialogen untermauert wird. Selbst die Verführungs- & Sexszenen, ungemein nah am wahren 80's-Porno-Chic, werden mit demselben Dark-Electro-Bomber von Titeltrack untermalt, der das Schicksal der oberflächlich-Triebhaften umso vorausschauender besiegelt.

                Ein manischer und verspielter Schmodderspaß, aus ambitioniert-extatischem Dilettantismus geborene House-Terror-Farce im kalifornischen Video-Surrealismus einer verpeilten Spaßgesellschaft, unter dem Bann einer beschwörend-unsichtbaren Schreckensaura. Wahrhaftig hysterisches, kleines Superfilmchen und Meilenstein des Self-Made-Horrorgenres.

                4
                • 6

                  Es ist schon eine Krux mit der Schauspielerei - man kann sich nicht immer die besten Jobs aussuchen. Und auch wenn man bei einem Auftrag in ein perfides Spiel reicher Leute gerät und optisch so sehr zurechtgemacht wird, dass man den Finger abgeschnitten bekommt, um einer bestimmten Person ähnlich zu sehen, muss man das Beste draus machen und sich in die Rolle hineinleben.

                  Erst recht, wenn dann noch die Zwillingsschwester jener Person vorbeikommt, denn irgendwann will man ja auch mal fertig sein mit der anstrengenden Arbeit, auch wenn es so schön und spannend angefangen hat - schließlich wird's einem dann doch zu dusselig. Gilt übrigens auch für diesen Film an sich.

                  1
                  • 6

                    (GESICHTET AUF DEM FILMFEST HAMBURG)

                    Ein Armutsporno, durch und durch - konsequent, schnörkellos, hoffnungsfrei, nüchtern, langatmig, naturalistisch, musiklos, humanistisch, statisch. Rückt bereits nach 40 Minuten die komplette Essenz der Geschichte hervor und verlängert sie in ihrer ungnädigen Pein, der Unerträglichkeit des Seins als Obdachloser in Taiwan, um nochmals 100 Minuten - leider ohne viel Substanz dazuzugewinnen.

                    Das Problem liegt schnell auf der Hand: man sieht das Leiden, aber man fühlt es nicht - Grund dafür ist der einzige Trick, den Regisseur Tsai Ming-Liang hier für seine erstrebte Eindringlichkeit einsetzt: quälend lange Einstellungen, in denen auch wirklich jeder Zuschauer die Essenz, Wirkung und Metaebene des Szenarios vor gefühlt 10 Minuten schon erkannt hat, aber dennoch weiter in ihm verharren muss.

                    Konzeptionell passt das einwandfrei, doch innerhalb der knapp 2 1/2 Stunden Laufzeit bleiben die sozialen Botschaften leider doch insgesamt etwas oberflächlich und überstrapazieren ihre Präsenz, die im Endeffekt trotz minimalistischer Anlage jede Subtilität erdrückt (bestes Beispiel: Gegenschnitt von armer Familie zu streunenden Hunden - clever clever...).

                    Was aber nicht heißt, dass die Themen bar jeder Relevanz sind. Die bemitleidenswerte Zwischenwelt der Obdachlosen stellt sich als wenig erfreuliches Dasein dar - lediglich im Essen, Waschen und Schlafen finden sie noch einen Hauch von Lebendigkeit, die notdürftige, unmenschliche Arbeit raubt ihnen jene Kraft aber erneut.

                    Was für sie sonst noch bleibt, sind Erinnerungen - zum einen solche der Wut, die in einer Szene kulminieren, in der der alleinerziehende Vater der Vagabunden im Alkoholrausch einen Weißkohl als seine Frau wiedererkennt, diesen schmußt und küsst, dann zerschlägt, frisst und in ihn hineinweint - als auch solche der Wehmut, wo in den Trümmern des verkommenen Hauses, in denen unsere Protagonisten einquartieren, eine großflächige Malerei sie an bessere Zeiten zurückerinnert, sie mit Tränen in den Augen so lange es geht hinaufstarren, hoffend dass man dorthin zurückkehren kann, doch es bleibt nur ein Wunschtraum.

                    In diesen Szenen entfaltet sich übrigens mein Lieblingsbild von STRAY DOGS, als die Kamera die eingerissenen, verkeimten Wände des Hauses behutsam abschwenkt, während die arme Mutter ihrer kleinen Tochter (eine der wenigen unbedarften Figuren des Films) im Bett innerhalb dieser Wände ein Märchen erzählt, dass es eines Tages so stark regnete, dass die Wände zu weinen begangen. Dies ist eine der wenigen, wirklich eindringlichen Sequenzen in einem derartig bewusst pessimistischen und ernüchternden Werk, in dem unsere armen Helden sich mit zwanghaftem Waschen und Zähneputzen einen Anschein von funktionellem Gesellschaftsalltag vorzugaukeln versuchen.

                    Ihr seht, das bittere Potenzial ist durchaus vorhanden und ich kann es auch komplett nachvollziehen, warum Liang seinen Film so gestaltet hat: so nah an der Realität zu sein, dass man den Schmerz des Volkes nachempfinden kann - da muss man einfach hart durchgreifen und die erdrückende Leere des Lebens auf die Leinwand umsetzen.

                    Schade bloß, dass das noch lange keine filmische Eindringlichkeit garantiert, bei dem Ambitionismus und dem kompromisslosen Inszenierungsstil sind die Mittel zum Zweck aber durchaus beachtenswert - auch wenn ich mir im Endeffekt gewünscht hätte, dass Liang eine Dokumentation mit echten Individuen, anstelle eines Spielfilms, erschaffen hätte. Man sollte auf jeden Fall eine Menge Sitzfleisch mitbringen, auch wenn man verlängerte (stimmiger aufgebaute) Sequenzen von Regisseuren wie Tarkovsky, Tarr und Seidl gewohnt ist.

                    6
                    • 8
                      über Duell

                      Der Mann (wortwörtlich David Mann), ein hektischer, geldgetriebener Stadtkerl gegen die natürliche Bestie der amerikanischen Wüstenlandschaft: der rostige, massive LKW des Todes.

                      Aus einer Lappalie wird eine unmotivierte, bierernste Hatz um die Herrschaft der endlosen, beinahe menschenleeren Straßen. Existenzialistische und mystische Furcht-Gegenüberstellung auf konzentrierten, konsequenten und trotz brachialem Showdown ungelösten Pfaden.

                      Wahrer Terror aus dem Nichts, aber auch aus dem Inneren - der haltlose Abwehrmechanismus der Natur mithilfe der menschlichen, veralteten Schlachtross-Technik gegen den modernen Menschen und seiner Selbstgefälligkeit.

                      DUELL: die Essenz des Actionkinos, purer Konflikt in gerade mal 90 Minuten, direkt und unvermittelt, hier und jetzt, geradlinig und erbarmungslos - Meisterleistung.

                      7
                      • 7 .5

                        Beleuchtet zum Anfang hin einen Einzelfall von ungerechter, systematischer Folter an einem Unschuldigen im US-Krieg gegen Afghanistan und Irak, geht dann auf die Hintergründe der militärischen Foltermethoden ein, angefangen bei 9/11 über Bush, Cheney, Rumsfeld bis hin zu Guantanamo Bay, in schockierenden Bildern und Interviews mit den Beteiligten.

                        Offen, zwar nicht immer komplett objektiv, aber auch nicht so dermaßen emotionalisiert wie z.B. Michael Moore's Dokufeatures, dennoch mit klarem, Regierungs-kritischen Ziel - bei der unentschuldbaren Geschichte aber mehr als verständlich.

                        Ein bitteres Zeugnis menschlichen Versagens, der Mächtigen und der Machtlosen.

                        Was Regisseur Alex Gibney bei seinem Lance Armstrong-Portrait 'THE ARMSTRONG LIE' wohl als Nächstes so drauf hat... http://www.youtube.com/watch?v=vx3KJn8r8y0
                        Ich kann's kaum erwarten :)

                        3
                          • 6
                            über Moebius

                            (GESICHTET AUF DEM FILMFEST HAMBURG)

                            Da versucht Kim Ki-Duk seine gewohnte Verstörungskraft sozialdramatischer Tiefen Südkoreas offenbar mit pechschwarzen Humor zu verbinden - mit kompromissloser Radikalität geht er auf's Ganze, bis zur übertriebenen Abstrusität eines Troma-Gross-Out-Reißers...und ich kann mich nicht so recht entscheiden, ob's gelungen ist.

                            Seine perfide, extreme Situationskomik grenzt schon an Selbstparodie, doch in den vielen, brutalen Kämpfen um Sexualtrieb und familiärer Dysfunktionalität versucht sich eine Stärke zu etablieren, die im Vornherein so dramaturgisch entwaffnet wurde, dass sie nicht wirklich eindringlich wirkt und erst recht durch das Nichtvorhandensein von Dialogen befremdlich bleibt (auch wenn der Film vom Verständnis her trotzdem komplett funktioniert, ab und an dennoch ein bisschen unstimmig-fragmentarisch daherkommt).

                            Das mag aufgrund der recht krassen Szenarien durchaus als verharmlosend gedacht sein, denn hätte man diese in einen anderen, subtileren Kontext gesetzt, würde man einige recht bittere Magenschläge verpasst bekommen, was aber nicht bedeutet, dass MOEBIUS ohne Härten wäre - wahrscheinlich wird er bei einem Deutschland-Release nach 'BAD GUY' der nächste Kim Ki-Duk-Film sein, der die KJ-Einstufung verdientermaßen erhält.

                            Eine recht interessante und durchaus schlagfertige, grenzenlose Geschichte, die zudem ähnlich wie Cronenberg rabiat-gewitzt neue Körperwelten der Sexualität erforschen will und in ihrer bizarr-naturalistischen Gestaltung auch an die Werke von Shion Sono erinnert. Dennoch wirkt MOEBIUS trotz herausfordender Stilisierung und Handlungen seltsam zwiegespalten...Mutig ist Kim Ki-Duk aber allemal, das muss man ihm lassen.

                            5
                            • 7 .5

                              (GESICHTET AUF DEM FILMFEST HAMBURG)

                              Sehr eindrückliches Portrait über den kreativen Leidensweg des aussergewöhnlichen Roland Klick - wer sein Oeuvre und das Bonusmaterial dazu schon zuhause stehen hat, lernt vielleicht nicht viel Neues dazu, aber erhält erneut einen Einblick in das Leben und die Philosophie dieses übersympathischen, erfrischenden Ausnahmetalents.

                              Mit ihm abzuhängen, ist neben der Sichtung seiner wenigen Werke, einfach die pure Beglückung.

                              Umso schöner wird's, wenn er auch noch, wie bei unserem Screening im METROPOLIS KINO in Hamburg anwesend ist und zum erhellenden und inspirierenden Q&A einlädt. Der Mann ist ein Quell schier unendlicher Energie und Enthusiasmus für das Medium Film.

                              Wer noch ein Herz für das deutsche Kino hat, dem sei dieses 'HUNGRY HEART' aus tiefstem Herzen meinerseits besonders empfohlen.

                              5
                              • 7
                                über Gravity

                                Hach, es war so schön im All, zusammen mit Sandra und George auf die Erde hinunterschauend...aber Himmelherrgott, wurd's dann auf einmal saugruselig und intensiv, dass meine Füße dem krampfartigen Zitterrausch verfielen und hofften, irgendwann mal wieder Luft holen zu können!

                                *SPOILER* Ich bin froh, dass Sandra uns doch noch sicher da rausgebracht und gelernt hat, wieder auf eigenen Beinen zu stehen. *SPOILER ENDE*

                                Impressives, knackiges und atemberaubendes Weltall-Survival-Erlebnis par excellence.

                                7
                                • 5 .5

                                  Das Cover verspricht genau das, was der Sci-Fi-Videotheken-Film aus Kanada hält: eine kostengünstige und leidlich aufregende Melange aus anlockenden STAR WARS-Elementen (der olle, hier recht blumig-spielende Mark Hamill und einige recht ordentliche Raumschiffmodelle & -effekte) und TERMINATOR (Zeitreiseplot, um die Apokalypse in der Zukunft durch die angehende Alien-Bedrohung aus den 90ern, Electrodyne Industries, zu verhindern), bei der zudem Zeitlupen inflationär und dementsprechend lachhaft eingesetzt werden.

                                  Die Schergen um Weißkopfschrank Col. Freeman, die den Zukunftshero Hamill jagen, gehen zudem recht auffällig-verdächtig in ihrer Arbeit vor, verwüsten ohne Schnörkel ganze Kleinstadtrestaurants und lassen dabei die aufgesetztesten Stock-Footage-Geräusche aus der Grabbeltisch-Foley-CD in stetiger Konstanz einkrachen. Ehe Hamill sich versieht, weiß die vor nur wenigen Minuten allenfalls zweckmäßig etablierte & spielende Wissenschaftlerin Rae Dawn Chong zufällig davon und taucht reifenquietschend vor seiner Nase auf, sagt mit ihren Augen 'Come with me, if you want to live', als wäre SIE der Kyle Reese dieses Films.

                                  Da entbrennen dann im abgesperrt-menschlenleeren, kanadischen Klein-'stadt'-Drehort auch einige nicht allzu rasante Verfolgungsjagden, welche so an die 2 Kartons in den Himmel schreddern und einen Traktor fast, aber eigentlich gar nicht, vom Weg abbringen. Währenddessen in der Zukunft, lässt sich der Präsident John Neila (Brion James) in der Widerstandsgruppe und ihrer Brauerei-Zentrale blicken (wo sonst kann man in Kanada Zukunftsvisionen cineastisch verwirklichen?), der ihnen befehlt, den Schlag gegen die Aliens zu unterbinden, da er noch mit ihnen verhandelt (und ganz klar mit ihnen unter einer Decke steckt, denn 'Neila' heißt rückwärts 'Alien'), aber das wollen die dortigen Mad Scientists mit aller Waffengewalt verhindern, bis zum bitteren Schluss gegen die Ausserirdischen kämpfen (was natürlich nicht gelingt).

                                  Zurück in der Gegenwart wird dann der bleihaltige Einbruch in das klobige Electrodyne-Labor/beliebige Fabrikhalle gestartet, welches in mäßig überzeugenden Composite-Shots (echtes Haus & teils digitale Flammen) in die Luft gejagt wird. Doch das reicht noch nicht, um die Alien-Bedrohung in der Zukunft vollständig aufzuhalten - weshalb Hamill sich, basierend auf einer seiner 'mystischen' Plot-convenience-Visionen, auf den Weg zu Senator John Neila macht, um ihn zu überzeugen, das Weltall-Verteidigungs-System in der Zukunft doch besser zu finanzieren. Wenn er nur wüsste...wieviel aufgesetzter die Dialoge und Handlungswendungen noch werden können.

                                  Folglich hatte ich einigermaßen Spaß mit dem Film, aber es wäre doch recht anmaßend-übertrieben von mir, hier von einem gelungenen Zeitvertreib zu sprechen. Das technische, schauspielerische und erst recht narrative Unvermögen hält aber durchgehend ein paar unterhaltsame Goofs bereit, wie z.B. den Einsatz von Bart Simpson's Catchphrase 'Eat my shorts!' durch den urkanadisch-hilfsfreudigen Comicrelief Gordon Tipple (der abenteuerlich-liebenswerteste Sympath des gesamten Films), bis hin zum platt-pathetischen Kitsch einer zukunftsentscheidenden Babygeburt - schaffte damit sogar den Sprung in die Videothek, woraus ich lerne: ich muss mir auch mal eine Brauerei zum Dreh mieten.

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                                  • 6 .5

                                    Kontroverse Fotografinnen wie Laura Mars haben nun mal einen anderen Blick auf die schönen Dinge des Lebens. Sie hingegen erhält durch Irvin Kershner und Drehbuchautor John Carpenter den Live-Feed eines augenausstechenden Serienkillers, der sich durch ihre Bekanntschaften durchmordet. Da will sie gerne als 'Zeugin' aussagen, aber natürlich scheint das unmöglich. Nur der junge Agent K sieht Potenzial in der Sache und zusammen versuchen sie den Mörder ausfindig zu machen.

                                    So scheint mit Laura's Ex Michael (Raul Julia) auch bald ein erster Verdächtiger gefunden - doch übernatürliche Geschichten wie diese lösen sich selten so leicht auf. Unter populären Disco-Fetzern, im dekadenten Fashion-Milieu, dass in seinem narzistisch-zynischen Chic den Tod in Verbindung mit Mode kommerzialisieren will, durchlebt eine reife, starke Frau der Öffentlichkeit hier ihre persönliche Hölle, allerdings auch quasi aus eigener Verantwortung.

                                    Ein Kriminalmysterium auf Giallo-artigen (AUGEN! EGOPERSPEKTIVE! MORD! BRÜSTE! BLUT! DETAILAUFNAHMEN!), wendungsreichen Pfaden und Verdächtigungen des Whodunit - zwar nicht im Panorama-Format, dafür im angegammelten New Yorker-1,85:1-Kompaktrahmen, der wie bei einem Auge im beinahe durchgehend weißen, blassen Zwielicht das Blut unterlaufen, aus obsessiver Liebe soziopathische Gewalt entstehen lässt.

                                    Im Endeffekt überwiegt bei mir eher die Sympathie anstelle wahrer Begeisterung für diesen soliden Crime-Thriller mit seinem engagiertem Darstellerensemble. Stimmig ist er dennoch allemal gestaltet und macht guten Gebrauch von seiner alles-gebenden Faye Dunaway im Fürchte-Rausch, dank seiner durchgehend-kurzweiligen Inszenierung. Ein bisschen mehr Exzess, Nervenkitzel und Frechheit hätten dennoch nicht geschadet - immerhin bleibt einem aber zumindest die Stilsicherheit...und Barbara Streisand's beschwörender 'PRISONER' im Abspann.

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                                    • 5

                                      Unsere Sicherheit im Zelluloid wird dieses Mal nicht gewährleistet. Karim Hussain stellt uns sofort die Forderung, unsere linke Gehirnhälfte, welche Logik und kognitives Verständnis verarbeitet, abzustellen - stattdessen ist die rechte Gehirnhälfte, welche der Kreativität, Emotionalität und Körperlichkeit verpflichtet arbeitet, dazu aufgerufen, sich in seinen abstrakt-episodenhaften Einblick in die soziopathischen Tiefen des Menschseins und extatisch-zerfließender, extremer Körperwelten fallen zu lassen.

                                      Die anstehende Geburt eines Kindes bei einem Geschwisterpaar gestaltet sich hierin als existenzialistische Mutation innerhalb eines höllischen Molochs verzerrender Psychosen des Bruders, der mit seinen finsteren Monologen einen abstrus-perfiden, philosophischen Narrativ um seine Synapsen windet - das Verderben in der Kreation erzeugen will.

                                      Daraufhin macht uns Hussain deutlich: in seiner sehnlichen Suche zur Verbindung mit der Natur suhlt sich der verkommene Mensch nur triebhaft im Dreck herum und bringt mit bloßen Händen die schwarze Pest aus ihrem Boden hervor. Lässt das Blut aus den Ästen herausspritzen und baut grotesk-verschleiernde Zement-Monolithen über Ihnen auf, in denen er sich durch elektronische Hilfsmittel autoerotischen Perversionen hingibt, da der wahre menschliche Kontakt kaum noch möglich scheint, bis zur grausam-verstümmelnden Zerrissenheit.

                                      Hussain scheut nicht davor zurück, im überschwänglichen Gore- & Spermachaos einzutauchen, direkt unsere natürliche Körperlichkeit und deren abstoßenden Charakter auf uns darzustellen, inwiefern wir uns soweit schon selbst bestialisch verzerrt haben, dass auch Gottes Sohn davon rabiat ausgeweidet wird. Alles in SUBCONSCIOUS CRUELTY hat durchaus fiesen Shock-Value, keine Frage - und geht extrem drastische, krass-'pornographische' Bilderwelten ein, die unsere linke Gehirnhälfte abtöten sollen bzw. die meisten von uns zum angeekelten Wegschauen hinreißen.

                                      In der Hinsicht ist Hussain recht mutig und kompromisslos, auch wenn sein Symbolismus hier dann doch allzu plakativ und explizit auf uns eingehämmert wird - dennoch seine herausfordernde, Sinnes-verätzende Wirkung nicht gerade verfehlt und fast schon als ironische Entschädigung zum permanenten Grauen ätherisch-himmlische Ambient-Geräusche darüber legt.

                                      Es ist ein extremes Experiment, auf offensichtlich-kostengünstiger Basis, mit eruptiv-erbarmungslosen Genre-Schauwerten und einem Mangel an kreativer Subtilität - was leider viel zu oft bedeutungsschwanger-prätentiös wirkt, vorallem was die Monologe betrifft, in lediglich 80 Minuten nur wenig Erhellendes vorzuweisen hat. Aber genau das wollte der Film uns ja sowieso nicht vorlegen, er wollte uns hauptsächlich fühlen lassen, auf die ekelerregenste Art, die man sich nicht vorstellen will - denn laut Hussain sind der menschliche Körper und die menschliche Seele an sich noch weit davon entfernt, sich vollständig zu begreifen, erst recht in Verbindung mit der Natur.

                                      Von daher: vorbildlicher Gedanke, Herr Hussain, aber Eindringlichkeit muss man nicht unbedingt immer mit unvorstellbaren Körperschändungen umsetzen, die hauptsächlich Widerwärtigkeit auslösen - das ist aber nur mein persönliches Empfinden, von daher: gehen sie ruhig auf's Ganze - ich bin dafür noch nicht ganz gewappnet, aber danke, dass sie mich daran erinnern.

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                                      • 7

                                        Unmenschlich-assige Lynchjustiz, nicht nur gegen Verbrecher und deren geächtete Verwandte, sondern auch gegen unschuldige Schwarze - das kennen wir von unserem typisch-konfliktreichen, Intrigen-spinnenden 'small town folk'. Nur die Gesetzes-Eminenz Sheriff Brando bewahrt einen kühlen Kopf und will das Schlimmste verhindern - während die holde Jane Fonda, mit der kurzatmigen Sehnsucht im makellosen Gesicht und der luftigen Welle im blonden Haar, ihrem aus dem Gefängnis ausgebrochenen Liebsten Robert Redford zu finden versucht.

                                        "Bubba never murdered anybody!", aber er sollte sich lieber freiwillig ergeben, denn die Stimmung ist in dieser einen Nacht innerhalb einiger verstrittener Familiengefüge so hocherhitzt, dass auch die feinen, keifenden Herren bereits besoffen vor dem Sheriffsgebäude herumsitzen und auf den Knacki zum Erschießungskommando warten - denn in Texas darf jeder ein Schießeisen tragen - soweit gehen, dass sie den Brando in seinem Büro einkesseln und von ihm, sowie seinem schwarzen Schutz-Suchenden, mit aller Gewalt den Aufenthaltsort Redford's herausfinden wollen.

                                        Schaurig-apathisch und gaffend-teilnahmslos schaut die Stadtbevölkerung dabei zu, wie Brando blutüberströmt heraustritt, seine Flinte ladend dem militanten Snob-Mob hinterherjagen will, um die Selbstjustiz auf dem alten Schrottplatz mit letzten Kräften zu entwaffnen - auch wenn die spackige Kaffjugend ihr Hassobjekt freudig mit Feuerwasser auszuräuchern versucht.

                                        Bitter-brutales Americanadrama-Epos, dass die provinziell-hirnlose Langeweile & biedere Kleinstadtmentalität in ein tragisches Inferno münden lässt. Arthur Penn wurde zwar von der finalen Schnittfassung seines Films abgezogen, doch allzu viel Kraft wurde seiner CHASE offenbar nicht geraubt, erst recht nicht in der zweiten, höllischen Hälfte des Geschehens - Gott sei's gedankt, hier lässt er die Bestien los und zeigt uns ihre verabscheuungswürdige, fletschende Fresse.

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                                        • 7 .5

                                          Nachdem ich auf dem Youtube-Kanal von VICE die hochinteressante Doku über die 'Cannibal Warlords of Liberia' (http://www.youtube.com/watch?v=ZRuSS0iiFyo) sah, machte ich mich an dieses brisante Doku-Feature hier heran, wo der dänische Journalist Mads Brügger gegen Geld, durch ein Netz an zwielichtigen Brokern, liberianischer Diplomat und angehender Honorarkonsul in der krisengeschüttelten Zentralafrikanischen Republik wird.

                                          Ohne große Probleme infiltriert er dabei mit selbstverständlich-überheblicher Souveränität die mächtigsten Institutionen des Staates und dessen korrupte Vertreter, schafft es sogar den Aufbau einer Streichholz-Fabrik mithilfe eines Pygmäenstammes (der vorher komplett mit Rotwein abgefüllt wurde) als bloßen Vorwand für Blutdiamantenhandel voranzutreiben, dessen kriminelle und bizarre Infrastruktur er mit seinen (nur teilweise versteckten) Kameras einfängt.

                                          Doch da fängt der Wahnsinn darin, wie weit Brügger gehen kann, erst an...und eskaliert sogar in Attentaten. Politisches & menschliches Foulspiel auf dem Silbertablett serviert - eine unfassbar mutige Aktion, welche dieses spannende Dokument eines ausgebeuteten und ausbeutenden Dritte-Welt-Staates zu Tage fördert.

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                                          • 8 .5

                                            (GESICHTET AUF DEM FILMFEST HAMBURG, enthält leichte Spoiler)

                                            Die Coen-Brüder schicken ihren Protagonisten wieder mal auf eine Odyssee. Doch weil der Film nunmal 'INSIDE Llewyn Davis' heißt, bleibt seine Reise bodenständig, ohne Feenstaub. Die einzige Konsequenz, die sich für ihn ergibt, ist dass sein Leben weitergeht, wie es aus unseren Augen angefangen hat - und so erleben wir quasi einen Loop seines unzelebrösen Folk-Musiker-Daseins auf Sparflamme, quasi 'Und täglich grüßt das Murmeltier', nur ohne die 'Kontrolle'.

                                            Doch trotz miserabler Aussichten und obskurer Bekanntschaften kann er mit seiner (egal von wem performten, durchweg hervorragend gestalteten) Musik bewegen - eben jene Szenen stellen das Herzstück des Films da, setzen sie Llewyn doch schlicht vor eine andere Person, die sich seine Musik anhört.

                                            Und ohne große Worte, Gesten oder Tränen erfährt man von jedem einfach alles innerhalb von bloßen Blicken - daraufhin kann die Welt ihn zwar noch immer mies behandeln und Pech bereiten, aber all das stellt sich als subtiler Wink des Schicksals heraus, hält ihn am Leben, macht ihn aber auch nicht zum Superstar - er bleibt der unbesungene Held seiner Profession.

                                            Ein subversiver Optimismus, der aus diesem Werk der Coen-Brüder herausstrahlt, welches auf jedweden Kitsch oder magische Lösungen verzichtet. Das mitten im trüben Winter New York's und der gesamten Ostküste nur kleine Chancen für Davis bereithält und ihn durch seine stetige Jagd nach dem Kater eines Bekannten, welcher übrigens Ullyseus heißt (der Kater, versteht sich) und ihm im Verlauf des Films immer wieder begegnet, auf ein Ensemble treffen lässt, dass sich gewaschen hat - Ratlosigkeit, Wut, Enttäuschung, Scham und Schock hervorruft.

                                            Ein durchaus gewitzter Trip ist es für den Zuschauer allemal - auch ohne verrückte Höhepunkte, da hält sich der Film selber authentisch gemäßigt und gibt nur ab und zu eine komödiantische Pointe. Und so geht man immer mehr 'INSIDE' Llewyn Davis und seiner Umwelt, erlebt und wundert sich mit ihm mit - und am Ende kann er sein tatsächliches Glück vielleicht nicht fassen, aber wir schon. Ein Spitzenwerk!

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                                            • Ich hab mich seit Jahren gewundert, warum man von diesem Ausnahmetalent, dem Drehbuchautoren von 'THE HITCHER', 'NEAR DARK', 'BLUE STEEL' sowie Regisseur von 'COHEN & TATE' & 'BODY PARTS', Eric Red, schon lange nichts mehr gehört hat.

                                              Abgesehen von seinem eigenen youtube-Kanal, wo er ab und an deleted scenes seiner Kinofilme und auch kürzlich einige alte Kurzfilme postet, scheint er nur mäßig aktiv zu sein. Dann stieß ich auf diesen ausführlichen Artikel, der einen Unfall von 2000 beschreibt, auf den weder auf Red's IMDB-, noch auf seinem Wikipedia-Eintrag hingewiesen wird:

                                              http://www.laweekly.com/2006-01-12/news/death-race-2000/

                                              Achtung, der Artikel liest sich aufgrund seines verstörenden Inhaltes alles andere als einfach. Jedenfalls wundert es mich danach nicht allzu sehr, dass Red quasi nur noch im Geheimen arbeitet...unfassbar...

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                                              • 6

                                                In elliptischen Episoden, eingeteilt in die Kapitel 'BREAKFAST', 'LUNCH', 'DINNER' & 'THE JUST DESSERT', wird der gedankenlose Werdegang eines lebendig-gewordenen, menschenfressenden Bettes in einem abgelegen-zugewuchernen Schloss mit obskurer Vergangenheit und gelangweilter Gegenwart erzählt.

                                                Das Bett löst seine Opfer nicht nur säureartig auf, kann diese zudem als Geister in den Schlossmauern wiedererwecken - welche mit unnötig-überwiegender (teils belangloser) Monologen-Flut, auch von mehreren anderen Protagonisten, die Tonspur besetzen.

                                                Eine durchgehende Spannungskurve oder atmosphärische Eindringlichkeit wird (abgesehen von dem durchaus aufsprießenden Finale) nicht in Angriff genommen, stattdessen präsentiert DEATH BED durchgehend irrationale Szenarien in mörderischer Verspieltheit und (aufgrund des kleinen Budgets) abstrakter Inszenierung, allen voran was die Ausführung der 'Fress-Szenen' betrifft.

                                                Eine schön absurde Idee, die zwar ihre freiförmige, ausgelassen-surreale Entfaltung findet und einigermaßen stimmungsvoll kinematographiert wird, allerdings in ihrer potenziellen Dimensionseröffnung höchstens zum Witzeln animieren will und eher darauf bedacht ist, kurzweilige Genre-Charakteristika Gore & Boobs zu bedienen.

                                                Mit nur 77 Minuten Laufzeit kann man diesem exploitativ-verblendeten, unbedarft-dusseligen Psychotronik-Bullshit aber auch nicht allzu gram sein, auch wenn die gesamte Figuren- & Handlungskonstellation nie über bloße Zweckmäßig- & Belanglosigkeit herauskommt - das Bett frisst und frisst und frisst...und zwischendurch ist fast nüscht. Ausser natürlich eine gute (durchaus freiwillige) Portion Witz :)

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                                                • 7

                                                  Bin etwas zwiegespalten bei dieser Arbeit von Jean Rollin - zunächst lässt er seine 2 niedlichen Flüchtlinge durch's Land streifen, wo sie sich gewitzt und leichtfüßig Essen & ein Moped ergaunern, auch mal auf einem Friedhof übernachten wollen und sich schlussendlich (trotz unheilvoller Fledermäuse im umliegenden Wald) in einem verlassenen Schloss einkuscheln.

                                                  Doch dann schauen sie sich näher um und entdecken das Geheimnis dieser gothischen Gegend: Vampire! Jene nehmen sie gefangen, schleppen sie zurück zum Friedhof in einen dunkelroten Keller, wo andere Frauen bereits in Ketten hängen und sodann von den männlichen Vampirschergen bissfest vergewaltigt werden. Sodann stehen unsere Protagonisten unter dem Bann des Bösen und müssen dafür Opfer zum Blutaussaugen anlocken.

                                                  Besonders in diesen an-sich-schon stimmungsvollen Szenario wird deutlich, wie Rollin hier zum Zwecke der Genrehaftigkeit Kompromisse einging, lässt er die Vergewaltigungsszenen hier doch überlang ausspielen und droht dem Zuschauer zudem, dass der Film ab hier nicht mehr so leichtfüßig agieren kann, denn die 2 Mädels sind nun gefangen - schade :(

                                                  Ich meine, seine Entscheidung, in jene Richtung vorzugehen, ist ja nun nicht unbedingt unstimmig dargestellt und ich kann mich damit abfinden, dass nicht jeder von Rollin's Filmen traumhaft fließend und luftig wie z.B. LIPS OF BLOOD sein kann - aber leider wirkt der REQUIEM dann auch nicht mehr so liebenswert, wie ich es mir erhofft hätte.

                                                  Immerhin lässt er den Mädels den Versuch zu fliehen, aus der finsteren Nacht und dem ebenso hilflosen Morgengrauen. Und schließlich muss auch der Obervampir, der letzte seiner Art, einsehen, dass alle Mühe vergebens ist - er lässt sie ziehen und macht seinen Gruselkeller für immer dicht, bleibt im Dunkel des Verderbens zurück. Hier macht der Titel des Films zum Schluss hin am meisten Sinn, fühlt sich aber wie ein Teil eines anderen Films an, dessen nachvollziehbarer Aufbau hier für die leichtlebige Odyssee zweier Mädchen Platz machen musste.

                                                  Nun denn, REQUIEM FOR A VAMPIRE besitzt dennoch in seinen besten Momenten eindringliche Szenarien, einen sphärisch-krautrockigen Soundtrack mit Orgel & Klavier, sowie Rollin's ausgespieltes Lieblingsmotiv, die zarten gejagten Zwillinge, im Fokus des Narrativs und zudem für Genrefans eine Menge Sex und Vampirbisse. Und die Beleuchtung ist mal wieder sowieso ein Schmankerl sondersgleichen, suggeriert sie doch gewohnt übernatürliche Dimensionen der Nacht. Es hätte allerdings doch noch viel schöner werden können - sei's drum, meine Fantasie wird sich da jetzt erstmal eine alternative Route für die 2 Lieblichen erträumen, dazu regt Rollin dann doch gut genug an. Und in anderen seiner Filme erfüllt er sich seine und meine Fantasien umso ausgelassener, Gott-sei-dank :)

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                                                    Gemütlich-trockene und ironiefrei-objektive Straight-faced-Mockumentary über das aussergewöhnlichste Subjekt: ein bescheidener und dennoch recht angefeindeter Bürger Japan's, der zu Wolkenkratzer-Größe aufgepowered werden kann, um gegen obskure Riesenmonster zu kämpfen.

                                                    Die Kämpfe an sich sind dann wieder höchst filmisch-stilisiert inszeniert, werden sie doch zur Primetime im nationalen TV ausgestrahlt, wo man auch Product Placement am GROSSEN JAPANER versucht, der aber unbeabsichtigt immer mehr Skandale bei der kritischen Bevölkerung hervorruft.

                                                    Ein gewitzt-satirischer Twist auf das beliebte Kaiju-Genre, mit 108 Minuten leider dann doch zu langatmig, aber allein für die grossartige Super-Justice-Familie sehenswert :)

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