Der Witte - Kommentare

Alle Kommentare von Der Witte

  • 5

    Das Fantasyfilm-1mal1 wird souverän und massentauglich von TV-Regisseur Alan Taylor auf die Comic-affine Zuschauerschaft herangeführt. Zu keinem Zeitpunkt wird jedoch versucht, dem formelhaften und belanglosen Geschehen der Universumsbeherrschungs-Bezwingung eine starke Persönlichkeit in Sachen Gestaltung oder emotionale Eindringlichkeit zu verleihen.

    Es wird beständig ohne Vision oder Experimentierfreudigkeit auf Altbekanntes (= KOHLE!) hingearbeitet und mit halbherzigen Comic-Relief-Gags der Marke 'Agent Cody Banks' (oder schlimmer noch 'AGENTS OF S.H.I.E.L.D.') garniert, die selbst in den 90ern für verschämtes Augenrollen gesorgt hätten. Natalie Portman darf am Ende dann gelangweilt-unterfordert ein bisschen 'PORTAL' spielen und schon ist die Welt wieder mal vor intergalaktischen, (wortwörtlich) farblosen Invasoren gerettet - business as usual.

    Highlights der alljährlichen Marvel-Installation: die brachialen schwarze-Loch-Granaten der Dunkelelfen, die melodramatisch-schummrige Trauer-Seelenfahrt in der Asgardischen Nacht, eine Jaimie Alexander die einen eigenen Film für sich verdient hätte, Thor's 'Ich hab wirklich auf alle Knöpfe eingeDONNERT!' und eine schön urige Mid-Credits-Sequenz mit Benicio Del Toro, die einen schon mal ein bisschen auf den unberechenbaren GUARDIANS OF THE GALAXY nächstes Jahr vorheizt.

    P.S.: Drollig, wie sich offenbar keiner der Fanboys darüber beschwert, dass THOR hier auch jemandem das Genick bricht.

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    • 3 .5

      Durchweg gelähmte, schnell zusammengeschusterte Nudie-Crime-Belanglosigkeit um eine talentfreie Stripperin Laila, die sich anhand von LSD immer wieder auf schlechte Trips begibt und dabei ihre Freier umbringt, welche sie in eine Lagerhalle lockt und deren Leichenteile zerhackt in Kartons aussetzt. Zwei dröge Detektive (welche fast immer am Rande des Rollenwechsels abertausende Filmrisse abbekommen) befassen sich mit dem Fall, indem sie von Bar zu Bar hüpfen. Schließlich treffen sie Laila bei ihrer letzten, anstehenden Gewalttat an, glauben aber ihren neuesten Freier als eben jener gesuchter Serientäter und erschießen diesen (weil er ja auch so blöd war und die Waffe auf sie richtete - in voller Kenntnis darüber, dass er Polizisten vor sich hatte).

      Die unbeholfen-planlose, forciert auf Spielfilmlänge-gestreckte Inszenierung kann das Interesse an dem allzu kurzen, ereignisfreien Geschehen nur bedingt halten. Im delirischen Rot gehaltene, gänzlich unerotische Nackedei-Tänze und Discount-psychedelische Wahnsinnsvisionen schaffen da nur bedingt eine aufreizend-rauschhafte Grundhaltung, da in LAILA - VAMPIR DER LUST alles so unansprechend-nüchtern und spartanisch ausstaffiert wird. Lediglich die gewohnt-markige, deutsche Synchronisation kann einen gewissen Unterhaltungsfaktor erzeugen, sowie nachträglich in die dt. Fassung eingefügte Sequenzen eines gestellten, spekulativen Interviews mit einem LSD-Süchtigen plus erhobenen Moral-Zeigefinger.

      Warum so ein Film dennoch derartig teuer auf DVD erschienen ist (amazon-Preis noch immer ca. 27 €!), bleibt mir ein Rätsel - liegt es daran, dass einer der Freier in seiner 'Charakteretablierung' ein Stück weit an die Bar-Szenen von STUNTMAN MIKE in Tarantino's DEATH PROOF erinnert? Als echtes Highlight kann man jedenfalls nur die beigefügten Trailer zu anderen Filmen (z.B. DER GRÖSSTE SCHLAG DER TODESKRALLE) zählen. Ich rate ab und empfehle als Alternative VAMPYROS LESBOS von Jess Franco, wo, anders als in LAILA, immerhin auch tatsächlich Vampire vorkommen.

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      • 8 .5

        Ein wahres Wunderwerk des dramatischen Films, vom Aufstieg und Fall der von der skrupellosen Männerwelt zerschundenen und dennoch hoffnungsvollen, angehenden Karrierefrau Mildred Pierce, die alles nur für ihre Tochter tat, welche aber zu verwöhnt und selbstherrlich nach außen tritt, um die Qualen ihrer Mutter anerkennen zu können - mit einem derartig liebevoll gezeichneten Figurengefüge und formal exzellenter Gestaltung zwischen humanistischer Leichtlebigkeit und tiefeinschneidend-bitterer Agonie, dass die emotionale Fesselung an das perfide Geschehen im stets zwielichtigen Schwarz-Weiß vollends gelingt. Klassiker!

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        • 8

          Weniger eine tief-eindringliche, nüchtern-biographische Abhandlung des Lebens vom 'wilden Vieh' Jerry Lee, sondern im Grunde ein kurzweiliger, fröhlicher und anarchischer Querschnitt durch die Geschichte des Rock 'n' Rolls.

          Angefangen bei der rhythmischen Verführung durch die schwarze Jazz-&-Blues-Musik entscheidet sich Jerry Lee für sein Schicksal des freilebigen, knalligen Rockertums, welchem er sich mit Goldlocke, Klaviervirtuosität und der bedingungslosen, skandalösen Liebe zu seiner 13-jährigen Cousine Myra verpflichtet - die Kassen klingen und Mädchenherzen höher schlagen lässt, sein Umfeld in ein wild-tänzelndes 50's Bonbonland, direkt aus einem Musical, verwandelt.

          Und so entwickelt sich auch der Rest des Geschehens, quasi die gesellschaftliche Schmähung des Rock 'n' Rolls und Jerry Lee's abflauende Popularität, auch bei seiner Frau, weniger bierernst, als eher aufgedreht-destruktiv - 'he goes out in style' und erlebt schließlich die Wiederauferstehung, welche ihm sein christlicher Cousin Jimmy in der Kirche reuevoll einbläuen wollte, er sich dies aber so nicht gefallen ließ und an seiner persönlichen Passion/Vision, frei jeder Grenzen, festhielt.

          'Rock 'n' Roll is here to stay' und die 'Great balls of fire' schießen immer noch um sich - astreiner, wilder Bubblegum-Pomp.

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          • 6

            Der Originaltitel 'UNA DONNA PER 7 BASTARDI' offenbart schon ein gewisses Figurengefüge, welches allzu sehr an das 'Schneewittchen'-Märchen der Gebrüder Grimm erinnert. Das Märchenhafte wurde aber schön Euro-Sleaze-chirurgisch entfernt und in der entzauberten Jetztzeit weitergedacht.

            So verschlägt es unseren trotzigen Darstellerklumpen Richard Harrison (diesmal mit Krücke) in ein altes, verkommenes Goldsucherdorf, in welchem die letzten räudigen Kerle mit ihren obskuren Mützen, seit jeher auf der Flucht vor dem Gesetz, ihr versifftes Dasein fristen - in der Bar den ganzen Tag J&B saufen und der einzigen Frau Dagmar Lassander gierig hinterherstarren, die scheinbar sowieso mit jedem ins Bett geht, ausser mit ihrem Ehemann.

            So will sie dann auch den Neuankömmling verführen, doch der hat was ganz anderes im Sinn. Wie sich nämlich herausstellt, haben die 2 größten Arschgeigen im Dorf eine Truhe Gold versteckt, für die sie schon einen Kumpel umgebracht haben. Aus Mißtrauen und kaltschnäuziger Gier fangen langsam blutige Machtspiele unter den Dörflern an und so entfesselt sich eine dreckige, zynische Jagd nach das Gold - vollends zur Strecke gebracht durch Harrison, der ja *SPOILER* gekommen ist, um seinen Bruder zu rächen und schlussendlich mit der gelangweilten Ehefrau in den unsichtbaren 'Sonnenaufgang' (?) rauszufahren. Klingt ein bisschen nach 'EIN FREMDER OHNE NAMEN', nicht wahr? *SPOILER ENDE*

            Und nicht nur diese Entwicklung fühlt sich wie ein waschechter Western an, auch die Kullisse und der (unverhältnismäßig gute) Micalizzi-Soundtrack erinnern an das beliebte Italogenre, nur dass hier alles ein ganzes Stück verlebter und spartanischer erscheint. Sowieso kann man sich fragen, ob nicht einfach nur zu wenig Geld in der Kasse für einen normalen Western war, die Darsteller nur für eine Handvoll Tage schlicht in ihrer normalen Arbeitergarderobe antanzen sollten. Davon zeugen zudem sowohl die äußerst schludrig-unbeholfene Inszenierung, als auch der verkeimte, brachial-ausgeleuchtete Filmlook, das karge Setting und die recht ungeschickten Kampf- & Effektszenen.

            Aber irgendwie passt das alles zum nihilistischen, abgefuckten Grundton der Story, wo die schmierigen Assi-Typen sich fortwährend ekligste Beleidigungen an den Kopf werfen und die einzige, ebenfalls frech-speiende Frau im Dorf ihre Zeit nur damit verbringen kann, sich die Kerle ins Bett zu angeln, mit ungeschöntester Gespreizte-Beine-&-Kein-BH-Gestik, während der 'Held' der Geschichte meistens kaum in der Lage ist, irgendwas Bedeutsames zu veranstalten und stattdessen döselig durch den umliegenden Waldbusch humpelt - wo auch mal plump und ohne jede Fantasie Leute aufgehängt werden.

            Ein vollends griesgrämiger und hingerotzter, verschlissener Zeitvertreib von Film - aufgegangen in ekstatischer Verräudung und gewaltbereiter, feindseliger Langeweile. Für so einen schäbigen Reißer aus den Tiefen des europäischen Kinos geht nur eine stilechte Sichtung auf VHS, wie es sich gehört: Schön hässlich.

            5
            • Für solche subjektiv gefärbten Texte gibt's bei moviepilot die Meinungs-Rubrik, News sollten IMMER objektiv bleiben.

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              • 7

                Wie man es bereits vom Veleihtitel dieses Films erwartet, wird eine Menge aus James Cameron's Cyborg-Actionreihe in LADY TERMINATOR 'hommagiert' - nimmt die erste Sarah-Connor-Hatz von 1984 als narrative Grundlage und rekreiert deren Schlüsselszenen auf plakativ-überzeichnete Weise. Die Ausgangslage für den paranoiden Terror der unzerstörbaren Eigenmacht wurde hier aber nicht in der Roboter-Dystopie angesiedelt, sondern in der indonesischen Sagenwelt, genauer gesagt der Legende der Südseekönigin, welche fortwährend beim Geschlechtsverkehr Männer ihrer Lebenskraft beraubt und eines Tages von einem flinken, weißen Hühnen ausgetrickst wird, dem sie daraufhin verspricht, seine Nachfahren in Zukunft heimzusuchen.

                100 Jahre später fährt ihr Geist auf EVIL-DEAD-artige Vaginal-Lurch-Methode in den Körper einer unbedarften Tourist-Wissenschaftlerin Tania, welche sich daraufhin in eine unzerstörbare, stoisch-fatale Verführungs- & Tötungsmaschine verwandelt, die sich nun auf die Suche nach den durchweg asiatischen Nachfahren ihres Bezwingers macht. Zu finden sind diese in einer nicht näher definierten, indonesischen Stadt, welche jedoch in den Luftaufnahmen komischerweise sehr an New York City 'erinnert'. Dort gibt es dann nicht nur Strände mit notgeilen Punkern, sondern auch einige dödelig-bromantische Polizisten, unter ihnen zudem einige muskelbepackte Weissbrote mit Surfer-Dude-Attitüde und Namen wie 'Snake'. Die komplett überbordernd-naive und übertrieben-planlose Amerikanisierung des Settings spiegelt sich dann natürlich auch in Mode, Musik und Frisuren wieder, welche so wüst ins Auge knallen, dass man einen Neon-Zuckerschock erleidet - erst recht dank der prollig-schlockigen, englischen Synchro.

                In diesem Szenario ballert sich die erotische Terminatrix, die man am besten als 'Antje Traue mit Dauerwelle' bezeichnen kann, durch bunte Damentoiletten, Einkaufszentren, Nachtclubs (welche allesamt von den Figuren als 'Pubs' bezeichnet werden) und Polizeistationen, verbreitet dabei explosive und rücksichtslose Zerstörung, welche man durchaus als Manifestation der Angst vor der Emanzipation sehen könnte (weil sie den Kerlen auch fast immer auf die Schwänze ballert) - aber wir gucken hier ja ein monetär-getriebenes, hingerotztes Terminator-Ripoff, also ruhig Blut. Sowieso bekommt man hier ja eigentlich eine ausserordentliche Powerfrau geboten, die nicht nur eine starke Präsenz hat und unzerstörbar ist, sondern auch die dusselig-hormongetriebenen Herren des Landes mit Leichtigkeit ins Bett kriegt, nur um diese mit einer messerscharfen Vaginalkraft blutigst zu entmannen. Wie das genau bei ihr da unten nun funktioniert, weiß ich jetzt auch nicht, hatte irgendwas mit Aalen zu tun.

                Jedenfalls hetzt sie ihr zum-Töten-ausgewähltes Paar Max und Erica per Autoverfolgungsjagd zu einem Flugplatz, wo sich aber bereits eine bleihaltige Crew um den großmäuligen Stirnbandknaben Snake versammelt hat, die ihr endgültig den Garaus machen will, inkl. Helikopter und Raketenwerfer. Dieser Showdown nimmt eine derartig aberwitzige und hysterische Wandlung durch, dass der Film auf einmal aufhört, ein klobiger Terminator-Ripoff mit einer guten Menge schwarzer Magie zu sein, nun vollends zu einem wahren Knallbonbon des exploitativ-comichaften Wahnsinns mutiert. In jenen Momenten hatte LADY TERMINATOR auch vollends mein Herz erobert und anstatt noch weiter auszuführen, inwiefern die filmische Gestaltung 'überzeugt', möchte ich euch liebe Leser einfach auf einen offenbarenden Video-Link verweisen, der eindeutig für sich selbst und für diesen Film spricht, den Trailer:

                http://www.dailymotion.com/video/xrksli_lady-terminator_shortfilms

                Viel Spaß beim Entdecken :)

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                • Momentan gibt es keinerlei Möglichkeit für mich, den nachfolgenden Spielfilm 'DAS GEISTERGESICHT DER ROTEN DSCHUNKE' unter seinem Titel oder irgendeiner seiner Beteiligten hier zu besprechen, denn REIN GAR NICHTS davon existiert in dieser Datenbank. Deshalb muss dieser Dokumentarfilmeintrag über INDONESIEN, das Entstehungsland der 'ROTEN DSCHUNKE', nun dafür herhalten. Ich bitte um Verständnis und gebe die Bewertung zu jenem im folgenden besprochenen Film erst unten im Fazit ab - danke.

                  DAS GEISTERGESICHT DER ROTEN DSCHUNKE - Gesichtet im Rahmen der BIZARRE CINEMA-Reihe des Metropolis Kino Hamburg, von einer schön verätzten, rotstichigen 16mm (?)-Kopie.

                  Vor ACT OF KILLING, LADY TERMINATOR, THE STABILIZER und MYSTICS IN BALI gab es aus dem Filmland Indonesien diese Koproduktion mit Hongkong - eine abstruse Martial-Arts-Odyssee im 'klassischen' Shawscope-Format - nur weit kostengünstiger - welche der gängigen Inszenierungsformel des HK-Eastern/Wuxias folgt (ZOOM - ZOOM - ZOOM), wieder mal Morricone-Musik aus 'SPIEL MIR...' und 'TODESMELODIE' plündert, hier allerdings mit der bizarren Folklore Indonesiens verknüpft.

                  So sehen wir schon in den ersten Sekunden unseren mythischen Helden 'GHOSTLY FACE', ein Mensch mit grotesker Horrormaske, herumreiten, der sich sodann in einige abstrus-akrobatische Gefechte verwickelt (welche mit klar durchschaubaren, dusseligen Wirework ausgeführt werden). Um seine Person herum entstehen Komplotte, Legenden und Racheschwüre - unter dem stets klaren Tageslicht-Himmel der Palmen und Jahrhunderte-alten Bauten von Bali. Strukturell macht der Film einige eigensinnige Entwicklungen durch - so nimmt eine heroische Rückblende unseres GHOSTLY FACE fast den gesamten Mittelteil ein, welcher sodann die dramatische Dimension des gesamten Geschehens recht effektiv-eindrücklich vermittelt. Hat Tarantino hier Notiz genommen? Und im Finale geschehen vor dem brutalen Showdown einige sehr schöne, merkwürdige Ausdruckstänze mit stilisierten Tierfiguren und sich-bewusst-selbst-verletzenden Schwertkämpfern. Wie im Rest des Films sprießt die Kultur Indonesiens hier aus jeder Pore.

                  So kommt es dann auch, dass neben den aberwitzigen Kampfchoreographien auch einige recht grotesk-plakative Splattermomente in das Geschehen reingestreut werden, die allerdings in ihrer plastischen Zweckmäßigkeit herrlich naiv aufs Zwerchfell schlagen, wie auch die verhonkte deutsche Synchro aus München (von Schier?) mit ihren hyperhölzernen Silbendreschereien. Und obwohl dadurch natürlich der Unterhaltungsfaktor besonders ins Auge sticht, möchte ich die exotisch-schwüle Aura des Films nicht unerwähnt lassen, welche eine spirituelle & psychotronische Metaebene suggeriert, die einem beständig Lust darauf macht, weiter in der Umgebung, der Geschichte und ihrer Mythologie herumzuforschen - wenn auch die Filmrisse unserer Fassung einige Orientierungs-raubende Sprünge durch die Augäpfel jagten.

                  War auf jeden Fall eine schöne und einmalige Erfahrung, so eine gewitzte Obskurität auf der Leinwand zu erleben, in Deutschland gibt es den Film aber auch zudem auf DVD und VHS, wenn auch offenbar gekürzt (was für jene Fassung im Metropolis auch gilt, schließlich weiß ich noch immer nicht, was mit dem macht-habenden Drahtzieher hinter dem Oberbösewicht zum Schluss hin passiert ist).

                  6,8/10

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                  • 9

                    Nichts, was ich schreibe, könnte dem gerecht werden, was die Menschen in dieser Dokumentation, über den Kampf gegen AIDS und für den Drang nach Medikamenten & Heilmitteln, an Eigeninitiative gezeigt und zahlreiche, ignorante Hürden gemeistert haben. Ein kraftvolles, chronologisch-bestürzendes & inspirierendes Testament für die unsterbliche Kraft des humanistischen Geistes. 'ACT UP'.

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                    • 6 .5

                      Abel Ferrara hüllt seine nihilistische Gangster-Saga ins kühle, verkeimte Blau der Nacht, krönt Christopher Walken darin zum König von New York, welcher das Fundament der Herrschaft mit dem Samen des Verbrechens paart und mit Gewalt für 'geordnete' Verhältnisse sorgen will - geradezu mittelalterliche Zustände, denn auch Verrat in den eigenen Reihen bringt den Tod mit sich.

                      Auf der anderen Seite die Polizei, machtlos und manisch im Kampf gegen seine neue Weltordnung. Lassen sich blind vor Wut sodann dazu hinreißen, vollends mit ebenso rabiater Gewalt zurückzuschlagen - das Schlachtfeld ist eröffnet; diese Verkommenheit beider Seiten wird wütend von der Sintflut ertränkt, welche nur schwer das strömende Blut aller davonwischen kann.

                      Eine klassische, laute Moralentwertung durch den Mobster-Ethos, ummantelt vom Rap der Straße und transportiert in die dreckigen Heroin-Buroughs von NYC, wo zwischen Schwarzen, Iren, Latinos, Asiaten und Italo-Amerikanern nur Kugeln zur Vermittlung angesetzt werden. Immer stetig, auch mit Handheld-Cam, hinunter in den Morast. Konsequent und ohne Zwischenstop: Gute Ware, netter Genrestoff.

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                      • 5

                        Unbemannte Flugmaschinen mit Feuerkraft - in dieser kruden Satire aus dem Waffenhändler-Milieu von William Friedkin noch eine fehlerhafte und ulkig-brachiale Idee. Inzwischen, im Zeitalter von Bush- & Obama-Drohnen, nicht mehr ganz so witzig. Sowieso kann einem dieses schon ziemlich biedere Filmchen nur wenige Lacher herauskitzeln, trotz brisanter, kritischer Thematik und einem hypersoliden Cast:

                        Chevy Chase, Sigourney Weaver (♥), Gregory Hines (R.I.P.) - durchweg in souveräner Chemie und dennoch dezent farblos und unausgegoren, wie auch die ziemlich uninspirierte, unaufgeregt-spannungsfreie Gesamtgestaltung des Films sowie dessen allzu trockene Humorversuche auf dem Weg zur fast-teilnahmslosen Belanglosigkeit.

                        Man merkt durchweg, dass Friedkin mal wieder ein bisschen Geld für zwischendurch brauchte, beendet 'seinen' Film mit einem dusseligen Chase, der seinen Apfel in einen (recht bezeichnenden) Mülleimer werfen will und knapp vorbeitrifft - und als Zuschauer wäre man ebenso am Besten damit beraten, DAS BOMBENGESCHÄFT lediglich nebenbei mitzuverfolgen und es höchstens für das Action-effektreiche Finale ins konzentrierte Blickfeld zu richten...oder wenn Weaver mit einer Nahaufnahme gesegnet wird.

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                        • 8

                          Ein überwältigendes, uramerikanisches Epos der Loyalität und Identitätssuche im Angesicht der Kolonialkriege - England gegen Frankreich auf amerikanischen Boden, beide im Kampf um die neue Heimat, zudem jeweils im Clinch mit den Statuten ihrer Länder und beide verbunden mit den Ureinwohnern Amerikas. Auf die Seite Englands schlagen sich die Mohikaner, auf die Seite Frankreichs die Huronen.

                          Im Mittelpunkt beider Parteien stehen Adoptivsöhne - Hawkeye/Nathaniel Poe (Daniel Day-Lewis), der sich mit den Engländern zusammenschließt und für immer in die Tochter des Colonels Munro, Cora (Madeline Stowe), verliebt und auf der französischen Seite Magua (Wes Studi), der nach blutiger Rache für seinen von den Engländern geschlachteten Stamm sinnt. Zwischen ihnen entscheidet sich im metaphorischen Sinne die Zukunft/Vergebung der neu formierten Nation und die unvermeidliche, opferreiche Adaption an diese. Frieden und Vernichtung stehen sich gegenüber.

                          Michael Mann schenkt dieser recht romantisierten, aber auch kompromisslosen Verfilmung des gleichnamigen Romans von James Fenimore Cooper nicht nur seine absolute, behutsame Hingabe in Sachen Bild- und Tongestaltung, sondern auch emotionaler Nachvollziehbarkeit sowie naturalistischer Härte. Ehre und Nobilität werden da natürlich zu den erhebenden Hauptcharakteristika des Gesamteindrucks, zusammen mit dem durchgehenden Titelthema des Scores.

                          Doch so wie uns dieses Thema begleitet, wie die Charaktere auf ihrer Odyssee, so finden auch wir uns zum Schluss unausweislich in der letzten, großen Entscheidung und erleben in ihrer vollen Konzentration die Bitterkeit der gesamten Reise nochmals in uns - besiegen diese mit einer derartig aufstrebenden Befreiung, dass auch der letzte von uns Zuschauern mit dem letzten Mohikaner und Hawkeye geeint ist. Identität: gefunden.

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                          • 7 .5

                            Die 3 Dimensionen der Heilung, des aufopferungsvollen Schmerzes auf den Weg dorthin (dürfte Hugh 'Wolverine' Jackman nur allzu bekannt sein) und der göttlich-gnädigen 'Wiederauferstehung' in der selig-metaphysischen Bezwingung der Krankheit Tod - schnörkellos-direkt (frei von jeder Suggestion, denn in anderen Filmen würde 1 Dimension schon als Narrativ reichen, die anderen 2 würden diesen höchstens als unausgespielte Metaebenen unterstützen), esoterisch-religiös gefärbt und in visionären, warmen Bilderfluten eingefangen.

                            THE FOUNTAIN trägt sein Anliegen mit voller Hingabe an den Zuschauer heran, gibt den Weg zu seiner Lösung und seiner Gefühle ohne Umstände und Interpretationsanstrengung frei. In dem Sinne ist er natürlich ein Stück simplistisch geprägt und macht mit seiner erhaben-behutsamen Bildgestaltung hauptsächlich ordentlich Luft für eine sphärische, sentimentale Gesamtfassung.

                            Da er allerdings nur in diesem Modus arbeitet, war es teilweise schwierig für mich, die dramatischen Höhen auch eindringlich nachzuempfinden, geschehen sie doch sowieso alle in einem kosmisch-zirkulären Gefüge des 'ewigen Lebens'. Aber das ist ja auch die beruhigende Aussage des Films: Leben und Tod liegen im Endeffekt harmonisch beieinander, Liebe und Seelen sind unsterblich und das Universum hilft uns dabei, ihm helfen zu wollen - Kharma, baby!

                            P.S.: Vieles an THE FOUNTAIN erinnerte mich an das Videospiel ETERNAL DARKNESS: SANITY'S REQUIEM von 2002 (http://de.wikipedia.org/wiki/Eternal_Darkness:_Sanity%E2%80%99s_Requiem) - empfehle ich jeden, mal anzuspielen, auch wenn dieselbe interdimensionale Reise in die Hölle und nicht in den Himmel, wie in Aronofsky's Werk, führt.

                            5
                            • 5
                              über Ali

                              Ich hatte fortwährend das Gefühl, dass Michael Mann nicht genau wusste, was er mit dem Thema anfangen sollte, wodurch er viele Sequenzen einfach unbeholfen zusammenklatschte und innerlich zerfahren wirkte. Der erstrebte Spannungsbogen dahin, Cassius Clay zur inspirierenden Ikone der Schwarzen in aller Welt, Muhammad Ali, zu machen, wird zwar dringlich, aber höchstens oberflächlich behandelt, wie der Charakter selbst - man hätte zudem als Zuschauer fast keinen direkten Bezugspunkt dazu, wenn der Soundtrack nicht jeden möglichen Augenblick eine Gospel-artige Emotionalisierung versuchen würde (was ja irgendwo auch nach hinten losgeht).

                              Ich will nicht sagen, dass man den Film nicht komplett nachvollziehen kann, da sagen die Handlungen Ali's schon mehr als ellenlange Erklärungen seiner Erziehung oder sonstwas - die Charakterzeichnung wird im Verlauf aufgebaut - und auch seine Boxkämpfe sind wirklich ansprechend und energiegeladen gestaltet. Was man in den 2 1/2 Stunden Laufzeit allerdings als Zuschauer wirklich mitnehmen soll, wird niemals klar, man kann den wahren Sinn hinter allem nur schwer nachvollziehen. Im Endeffekt wirkt ALI auch zu vollgestopft mit (repetetiven) Sequenzen & Informationen über die wahren Ereignisse und Persönlichkeiten und findet keine klare Linie, macht leider einen belanglosen Eindruck.

                              Weniger wäre mehr gewesen, um einen konzentrierteren Einblick in das Wesen von Muhammad Ali zu gewinnen. Authenzität bringt da nichts auf den Tisch, wenn man sich nicht im Vornherein klar wird, wie man mit ihr eine packende Geschichte erzählen kann. Da hat Mann den Prä-Produktionsprozess einfach zu fix vorangetrieben, erschien ALI doch schon 2 Jahre nach THE INSIDER, welcher als autobiographische Geschichte weitaus länger in der Vorbereitung steckte und im Endeffekt einfach zig-mal besser und engagierter wirkt.

                              Wirklich ernüchterndes und bemühtes Biopic-Epos.

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                                • Wen's interessiert: hier ein 50 Minuten langes Interview von 1975 mit Fritz Lang, geführt von William Friedkin: https://vimeo.com/37035514

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                                  • 9

                                    Natürlich liebe ich den gutmütig-verbrauchten Giganten 'RAM', erst recht, da er 'BEYOND THE MAT' geht, wie es wohl jedem auf-/selbstopfernden Showmann mal geht (natürlich, wie man sieht, sogar Mickey Rourke selbst), auch seiner Seelenverwandten, der ebenso beinahe abgeschriebenen Stripperin Pam/Cassidy. Aronofsky geht mit ihnen so greifbar wie möglich auf Tuchfühlung, findet seinen emotionalen Realismus im grobkörnig-verknarzten 16mm-Format und stets folgender Handkamera.

                                    Die tief innewohnende Tragik seiner Figuren, sowie deren Angst vor / Sehnsucht nach der Liebe trägt er aber auch nie überbordernd-dramatisiert vor sich her, schließlich bemühen diese sich als Showleute ja gründlich genug darum, sie zu verstecken, obwohl sie die feuchten Augen nur schwer aufhalten können, man als Zuschauer dabei jede einzelne Pore des Schmerzes nachvollziehen und im Nachhinein umso befreiter mit ihnen lachen kann - ein Kino der Bilder und Menschen, wie es im Buche steht.

                                    Und auch ein Kino der energischen Wiedergutmachung, dem Drang zum glorreichen Aufbruch und zur herzlichen Anerkennung, ob vom Publikum oder vom am nächsten stehenden Mitmenschen. Never too old to root for the underdog...

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                                    • 7

                                      Auf geht's, kopfüber in die Nacht - vollkommen leichtfüßig-abgebrüht und verträumt (in das Bild vom Zufluchtsort der Insel und dem Meer, einem Lieblingsmotiv Mann's) kurvt Jamie Foxx als ganz otto-normaler L.A. Taxifahrer durch das urbane Neon-Paradies, als plötzlich ein adrett-gekleideter, mysteriöser Mann auf seiner Rückbank Platz und ihn fortwährend, zunächst mit Geld, dann mit Furcht und Waffengewalt, in Beschlag nimmt. Der entpuppt sich zudem als Auftragskiller, der von ihm durch die Gegend, von einer Zielperson zur nächsten, kutschiert werden will - eine erzwungene, aber zweckmäßige Symbiose, die unseren Cab-Man aber immer tiefer ins moralische Verderben reitet, so dass er bis zum Ende des Films kaum mehr das Morgengrauen erblicken kann.

                                      Regisseur Michael Mann nutzte diesen hart-rastlosen Abstieg seines unschuldigen, permanent-herausgeforderten und schlussendlich gehetzt-konfrontativen Taxi-Drivers in die hinterlistige Nacht, um erstmals hauptsächlich mit der CineAlta so nah, roh und ungekünstelt in ihr umherzuwandern, einen bis dato im Kino unversuchten Grad an Naturalismus zu versuchen - welcher zwar als digitale Videoaufzeichnung bewusst befremdlich im Filmformat auffällt, aber dennoch einigen schnörkellosen Handheld-Grit vermitteln kann (lediglich der Soundtrack erscheint in der Hinsicht wohl teilweise overstated).

                                      Er betrat mit diesem Film zwar technisches Neuland im Sinne der Kameraarbeit, passte aber nicht nur seinen alten, bewährten Modus der stilisierten Crime-Action daran an, sondern ließ u.a. auch seinen Protagonisten aus MANHUNTER, Profiler Will Graham, aus den dunklen Tiefen der amerikanischen Psyche, nochmals auferstehen. Nicht etwa, indem er einfach William Petersen wieder vor die Linse schleift, oh nein. Stattdessen verteilt er dessen Charakteristika auf 2 ebenso manische Figuren in COLLATERAL: der investigative, gerechtere Part des Graham taucht in Mark Ruffalo's adleräugigen Detective Fanning auf, der dem noch unbekannten Killer triebsam auf der Spur ist.

                                      Die traumatisierte, melancholische Grauhaarigkeit des präzisen und vorausschauend-berechnenden Graham findet sich hingegen in Cruise's (recht ähnlich wie Petersen aussehenden) Charakter des rücksichtslos-kalten und dennoch durchweg menschlichen Auftragskillers Vincent wieder. Als ob Graham Jahre später nach seinem FBI-Einsatz und der damit verbundenen, ständigen Konfrontation mit Serienkillern und allerlei, endgültig in deren Welt einstieg - auch wenn er nach den Morden teils noch immer wie entgeistert auf die toten Körper seiner Opfer starrt, einschlägig-'telepathisch' nachvollziehen kann, was er ihnen angetan hat, 'antun musste', wie im Showdown von MANHUNTER.

                                      Natürlich wurde er im Sinne dieser Geschichte zum Antagonisten umfunktioniert, der seinem blutigen Ziel für die Nacht wie ein einsamer, hungriger Wolf/Kojoten (einen Artgenossen sieht er zudem in den Straßen L.A.'s wild herumlaufen) rabiat folgt, am Ende damit aber auch eine recht tragische Figur darstellt, sobald er seinen abgestumpften, ziellos hetzenden Modus operandi endgültig aufgibt und mit der in den Horizont schlengelnden U-Bahn für immer in die unendlich erscheinende Nacht entschwindet. Mit dem Kopf nach unten gesenkt hinein in das Vergessen, ins Ende der Existenz, hinter ihm ein Pfad der materiellen und psychischen Zerstörung. Bitter!

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                                      • Die gute Lexi (ihren PUNISHER mochte ich von allen bisher am Liebsten, no shit) darf bei den ExpendaBELLES nicht mitmischen :( Immerhin nimmt sie es selber nicht so tragisch, denn in diesem Fall MUSS einfach irgendwann eine Frau ans Steuer. Die Story ist trotzdem ganz schön bitterer, misogyner Salat:

                                        http://www.lexi-alexander.com/blog

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                                        • 8 .5

                                          'Life in space is impossible.' Zwischen Ridley Scott's ALIEN und dem diesjährigen GRAVITY haben sich schon viele Filme diesem finsteren Umstand eindringlich genähert, ließen einen konzentrierten, konfliktreichen Nukleus an moralisch abwägenden Charakteren (sprich: Menschen) um Verantwortung, Angstbezwingung und Aufopferung im Angesicht des unbarmherzigen Kosmos-Vakuum kämpfen.

                                          Danny Boyle's SUNSHINE stellt da keine Ausnahme dar und folgt zusammen mit Drehbuchschreiber Alex Garland nochmal gekonnt jene Genrepfade - nimmt dabei leider auch irgendwann ein Alien-artiges Monster in Kauf, welches stellvertretend für die Gnadenlosigkeit der Natur (oder jenem extraterristischen Äquivalent) unseren Astronauten das Leben noch schwerer macht, als es eigentlich schon ist.

                                          Im Grunde wären die bloßen zwischenmenschlichen Konflikte im Ringen mit der Gefahr von aussen und innen genug Stoff, um den Narrativ streng packend voranzutreiben - aber zumindest bringt das 'Monster' dann doch offenbar einige abstrakte, übernatürlich-sinnesverzerrende Kräfte mit sich, die u.a. den Schicksals-unabdinglichen Payload in einen endlos-pechschwarzen Tunnel der Orientierungslosigkeit verwandeln (wie das Weltall selbt).

                                          Und hier wird, wie im Gesamteindruck des Films deutlich, womit Boyle dem Zuschauer die atemlos-erdrückende Dimensionen des furchteinflößenden Weltenraums und der brodelnden Sonnenkraft spürbar nahebringt: die stark-ausgeprägte, audiovisuelle Emotionalisierung des Himmelfahrtskommandos, die in ihrer katharsischen Rauschkraft nur von wenigen Filmemachern derartig stimmig erreicht werden kann.

                                          Ob man das nun als esoterischen Kitsch und Überdramatisierung sehen will, bleibt jedem selbst überlassen. Mir persönlich stiegen im stetigen Aufbau die kribbelnden, herzlichen Elementarteilchen der angespannten Nachempfindung ins Mark. Tolle Sache, wie die Wissenschaft des menschlichen Körpers, je nach Empfindsamkeit (und Sonnenschutzfaktor?) mit überdimensionalen und dramaturgisch überwältigend-konstruierten Science-Fiction-Stoffen korrespondieren kann!

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                                          • 7 .5

                                            Riskante und moralisch-ambivalente Entscheidungen zweier problembehafteter, einen-Weg-aus-der-Misere-suchender Brüder, welche sich selbst und ihre ganze Familie gegeneinander reiben - in einem durchweg finster-bitteren Drama mit methodischen Thriller-Elementen, welches in einem komplexen Wust an sich gegenseitig ergänzenden Rückblenden (im Vergleich zum schleppenden Prozedere des Films mit etwas zu energiegeladenen Übergängen) durchexerziert wird. Verantwortung, Vertrauen, Schuld, Betrug und Selbstbetrug gehen dabei Hand in Hand im fortwährend gen Abgrund fallenden Spannungsbogen des persönlichen Verlusts und des vermeintlichen, immer wieder zusammenbrechenden Wiederaufbaus. Hinzu gesellt sich der Zwist zur Erwartungshaltung des Vaters beider Brüder, der ihnen im Gesamtverlauf ihrer beider Leben als omnipräsenter Schatten der Enttäuschung im Rücken steht.

                                            Schließlich findet dieser aus dem Nichts einen erschlagenden Beweis für ihre Schuld und lauert seinen Söhnen auf, die sogar schon unabhängig von seiner Präsenz oder dem Wissen um seinen heiklen Informationsstand besprechen, wie sie 'ihn' (bzw. das Karma im Angesicht ihrer verhängnisvollen Handlungen) zufriedenstellen, ihren Plan zu einem endgültigen, möglichst schnell umsetzbaren Ende verhelfen können - welches dennoch wie alles Vorherige nur im brachialen Chaos abebbt. Die Brüder entkommen dabei zunächst einer Strafe durch das Gesetz, doch der Vater spricht das ultimative Urteil gegen den Drahtzieher unter den Beiden, wandert sodann als komplett zerstörter Klotz ins heilig-leuchtende, katharsische und dennoch aussichtslos-verschwommene Tal - es bleibt offen, ob er seinem anderen, eher unschuldigeren & verführten Sohn eine ähnliche Strafe zukommen oder Vergebung walten lässt.

                                            Im Gesamteindruck muss ich leider bemängeln, dass der Film in seiner Rückblendenstruktur nicht immer stimmig oder zielstrebig aufgebaut wirkt, den Zuschauer damit eher in eine beliebige Crime-Mystery-Haltung einführt, die nicht so recht mit den tief-eindringlichen Schicksalsschlägen der handelnden Figuren harmoniert, manchmal diese fast sogar trivialisiert [Warum z.B. die Ereignisse und Lebensbedingungen, die zu den Handlungen jener Protagonisten führten, im Nachhinein nochmal rückblickend darstellen, wenn sich diese Bedingungen im weiteren Verlauf nicht nur selbst erklären, sondern sich zudem noch nicht einmal zum Guten wenden, sogar beständig schlimmer werden?]. Ist mir persönlich etwas zuviel Puffer und lenkt doch manchmal ein bisschen vom dramatischen Hauptstrang ab.

                                            Nichtsdestotrotz ist der scheußlich-unterkühlte und anspannungsreiche Pfad der sich immer tiefer ins Grab schaufelnden Brüder eine recht packende, erdrückende sowie höchst intensiv dargestellte Erfahrung (allen voran Philip Seymour Hoffman lässt seinen Kopf in demütiger, trübroter und schuldbewusst-wütender Scham auflaufen), die leider zum letzten Mal bewies, dass Sidney Lumet ein Meister seines dramaturgisch-inszenatorischen Fachs war.

                                            P.S.: Ich weiß nicht, ob ich mir das nur einbilde, aber in letzter Zeit taucht in fast allen Filmen, die ich sehe, plötzlich irgendwann Michael Shannon auf. Das ist doch wie verhext!

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                                            • 7

                                              Was entscheidet Wahlen wohl beinahe mehr als alles andere? Charme. Nicht nur in den USA, wo der Befreier-Charme von Obama den Sieg im Handumdrehen entschieden hatte, sondern auch im Rest der Welt (in Deutschlad wählen wir dennoch immer die griesgrämißten Anzüge in den Bundestag).

                                              Und Charme ist auch hier die Wurzel des Narrativs, welcher von niemand geringeren als Playboy-Charmebolzen George Clooney im Regiestuhl 100%-ig stilsicher angeführt wird, der nicht nur sich selbst als volksnahen und weltmännischen Präsidentschaftskandidaten inszeniert, sondern auch noch Handsome-Boy Ryan Gosling als Protagonist an seine Seite stellt, der seine Ideale mit dessem Charme in seliger, rechtschaffener Einigkeit sieht. Als sich das ebenfalls charmante Mädel Evan Rachel Wood mit ihm kurzschließt (was sie schon länger vorhatte, denn 'beautiful people like to fuck each other') offenbart sich allerdings, dass hinter dem Clooney-Charme eine verhängnisvoll-perfide Seite steckt (ein gerissener Augenzwinker vom Regisseur ans eigene Image) und bewährte, vermeintliche Freundschaften sich als oberflächliche, erpresserische Machtspiele entlarven.

                                              Wieder mal: 'Beautiful people like to fuck each other'...

                                              Und so muss er auch (unter recht harten Konsequenzen) mit ihr brechen, denn der Charme des vermeintlich Guten, der sich in seine Ideologie eingenistet hat, treibt ihn rücksichtslos verblendet voran, die Wahl gewinnen zu wollen. Doch es hilft nichts, nicht mal sein natürlicher, redegewandter Charme kann ihn mehr aus der Bredouille raushelfen, weil man ihm schließlich unterstellt, für einen flüchtigen Moment nicht loyal gewesen zu sein. Dieser Vertrauensbruch zieht ihn zur Gegenseite rüber, wo er alles daran setzen will, seine früheren Götzenbilder in den Ruin zu treiben, Anakin-Skywalker-Style (auch in dem Sinne, wer aus seinem Umkreis dabei in Mitleidenschaft gezogen wird). Allerdings will nicht mal die 'dunkle Seite' seine Dienste und er wird im kalten, bitter-brutalen Wind der Verlorenen zurückgelassen.

                                              So bleibt ihm nur noch ein Ausweg, abgeschnitten von jeder Unterstützung, das Gleichgewicht wiederherzustellen, mit einem Engagement, das er von Anfang an in sich hatte und nun ein neues Ventil in einer wütenderen Dimension findet. Wo die Machtspiele neugemischt werden, ohne die glättenden Schichten des Charmes, nur noch mit kaltschnäuziger Präzision - ein Wahlkampf um Wahrheit und Illusion, noch immer mit dem selben Ziel wie am Anfang der Geschichte. Wir erleben die Korrumption eines gutgläubigen Idealisten in ein berechnendes, zynisches und dennoch tieftragisch-enttäuschtes Wesen.

                                              Der Charme hat seinen oberflächlichen Zauber verloren und der Gebrochene führt in seiner haltlosen Kampagne, abgeschnitten von seiner ursprünglichen Seele, die entscheidenden, opferreichen Schritte zum Karriereaufstieg seiner Mannschaft aus, Darth-Vader-Style. So funktioniert, hinter der hübsch-menschlichen Maskerade, Politik wirklich...

                                              ...und offenbar auch der essenzielle Handlungsstrang der Star-Wars-Prequels - charmant gespielte Partie, Clooney! :P

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                                                Der Kult lebt weiter: http://www.slashfilm.com/check-out-the-freaky-animatronic-baby-cut-from-the-twilight-saga-breaking-dawn-part-2/

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                                                    Im Gesamteindruck bewusst spekulative und cartoonhafte Biopic-Komödie über den dummdödeligen Hillbilly-Präsidenten George W. Bush und seine dekadente, unfähig-selbstgefällige Crew. Ist es damit auch das akkurateste Porträt des extrem umstrittenen 9/11-Politikers? Oder doch nur die überlange Variante eines hyperplatten SNL- oder MAD-TV-Sketches, dessen hingeschluderter und zweckmäßiger Inszenierungs-Stil stilecht von Oliver Stone übernommen wurde?

                                                    Die Frage, die mich aber schon länger beschäftigt: Ist politische Satire überhaupt witzig oder einfach nur 'clever' darin, nicht mehr als das Offensichtliche einfach bemüht-grotesk darzustellen? In kleinen, aktuellen bzw. relevanten Dosen finde ich sie mitunter noch erträglich, aber sobald ich anfange, eine Jahrzehnte-übergreifende Chronik der Satirezeitschrift TITANIC zu lesen, lege ich das Ding nach 30 Seiten zur Seite und fasse es nie wieder an.

                                                    Das dachte sich wohl auch Stone und versucht ab und an halbwegs, die Witzfigur Bush als problemgeplagten, naiven 'Underarchiever' mit Daddy-Komplex und 'Born Again'-Narrativ zu humanisieren. Wer diesen ganzen gefühlsduseligen Schlock ernst nimmt, ist nicht zu helfen, jedenfalls scheint sich Stone dennoch um ein bisschen Einfühlungsvermögen und Objektivität zu bemühen. Im Endeffekt strahlt der in die Jahre gekommene Holzhammer-Polittrottel Olli aber einen durchweg ambivalenten und unbeholfen-gestreckt aneinandergespuckten Knallchargen-Quatsch aus, der die durchaus ernsten, brachialen Handlungen der Bush-Ära als chaotisches Was-auch-immer-Machtspiel trivialisiert, während er gerade in solchen Momente den dramatischen Ernst der Situation vorpredigen will.

                                                    Und so wird auch seine Satire irgendwann so dröge, überraschungsfrei und zerfahren platt, dass man schon nach gut einer Stunde keine rechte Lust mehr auf dieses plakative Prozedere hat - sich selbst schon dabei zuzuschauen glaubt, sich wie bei der TITANIC-Chronik halbherzig durch das Geschehen schlagen zu müssen. Das Einzige, was einem dabei noch helfen kann, ist mit der Figur des W. kurzzeitig zu sympathisieren - was man ehrlich gesagt mit Politikern am besten nie machen sollte, aber im Kontext eines dramaturgisch aufgebauten und überzeichneten Spielfilms durchaus mal legitim ist, wenn man auch selber nicht mit jener Politik übereinstimmt.

                                                    So kann man dann die ein oder andere, unterhaltsame Montage des sich langsam machenden Dabbeljuh gut über sich ergehen lassen, im Endeffekt bleibt aber die ernüchternde Erkenntnis, dass seine Person im Angesicht seiner primitiv-unbeholfenen, fürchterlich-unbedachten und bis zum heutigen Tage spürbar-destruktiven Entscheidungen viel zu gut wegkommt, ihn als gutgläubiges Opfer politischer Intrigen zeichnet (Unwissenheit schützt vor Strafe nicht, wie wir alle wissen). Aber was beschwere ich mich auch, ich habe vom Oberflächen-befriedigten Stone nichts anderes erwartet. Und sein 'W' erzählt einem nichts, was man nicht schon vor 2008 wusste oder selbst zusammenreimen konnte.

                                                    Wie mit Hitler, dem 2. Weltkrieg, der DDR und anderen Historien-Rekreationen scheinen wir uns mit diesem kontemporären Äquivalent als cineastische 'Heldensage' wieder nur nochmals selbst belehren zu wollen, was wir schon längst ideologisch verinnerlicht haben, egal auf welcher Seite wir stehen. Nun denn, immerhin kann man hier einige wunderbar-dämliche Gags vom karikaturenhaften Faschings-Ensemble (inkl. Bush's berühmtester Blödi-Catchphrases) mit davon nehmen. Oder auch sogar mit dem Präsidenten der Fett-verstopften Honkeytonk-Herzen per du gehen, wenn man überhaupt die Probleme der oberen 10.000 nachvollziehen möchte :P

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