Der Witte - Kommentare
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Alle Kommentare von Der Witte
Ich war mal wieder in einer Zeitzone gelandet, wo Joel Schumacher tatsächlich mal gute, in diesem Fall wunderbar-ätherisch-kitschige, Filme gemacht hat und Demi Moore echt schnieke auf der Leinwand tänzelte (und kokste).
Und auch in diesem sehnsuchtsvoll-melodramatisch-komplexen Coming-of-Age-Figurengefüge knallt es poppig-stilisiert mithilfe des illustren Hotshot-Jungstar-Ensembles (inkl. 3 von 5 BREAKFAST CLUB-Mitgliedern) ins Gewissen: 'KRIEG DEIN LEBEN AUF DIE REIHE UND LIEBE, FÜHLE, LIEBE (sowieso darf hier jeder mal mit jedem)! Ach ja, ein Job wäre auch gut.'
Damit klappt's (erst recht mit der Frisur): http://www.youtube.com/watch?v=jVf4_WglzWA
Ein Neurotiker, der fortwährend von seiner Umgebung unmotiviert gepiesackt wird, lebt mit einer eigentlich niedlichen Frau zusammen, die aber ab und an Gedächtnisverlust erleidet - so entsteht eine ganze Reihe von forcierten Situationskomiken voller belangloser Streiche und Missverständnisse.
Als Hauptdarsteller-Kotzbrocken Lando Buzzanca aber merkt, dass er ja Laura Antonelli geheiratet hat, trägt er ihren hypnotischen Körper selbstherrlich vor sich her (u.a. mit heimlich geschossenen Nacktfotos), um bemerkt und beachtet zu werden, seine Minderwertigkeitskomplexe zu kompensieren.
Er nutzt sozusagen den Sexismus der Anderen aus, um für seinen fleischlichen Besitz beneidet zu werden. Und sie findet es schließlich auch ok, macht bei weiteren Fototerminen freiwillig mit, da er sie ja jetzt auch öfters befriedigt, sie ihm als Ehefrau trotz einiger weiterer Bedenken sowieso bis zum bitteren Ende ergeben ist - was für eine Selbsttherapie...und was für eine ekelerregende Qual für den Zuschauer.
Doch letztendlich versucht DAS NACKTE CELLO einen Kommentar auf den hormongetriebenen Chauvi-Sexismus, lässt Lando die Sache so weit treiben, dass er schließlich seinen Job verliert und in die Psychatrie kommt. Allerdings nimmt der Film seine notdürftige Message nicht wirklich ernst, ergibt sich hauptsächlich in seiner exploitationhaftigen Inszenierung, seinen voyeuristisch-freizügigen Traumsequenzen und der allgemein-luftigen Lustspielaura.
Kann damit nicht von seiner oberflächlichen Hauptagenda ablenken, immer wieder platteste Ausreden zu finden, Antonelli so oft wie möglich komplett nackt zu präsentieren. Das ist natürlich bei der Frau wirklich nett gemeint, aber da brauch mir der Film nicht erzählen, dass er damit den männlichen Zuschauer kritisch vorführen will, wo er ihn doch so effekthascherisch bedient. Durchaus perfide Nackedei-Farce.
Schon etwas länger liegt bei mir zuhause die alte, ungekürzte Thorn-Emi-VHS hiervon herum und...mann-o-mann, dieses Gefühl von 'Verbotenem' hatte ich schon lange nicht mehr gespürt, wo schon in der ersten Sequenz eine Frau & ihr Baby überfahren werden, was sich sodann als Attrappe für ein anstehendes, dunkelrot-schäbiges, blutiges Slo-Mo-Erschießungskommando herausstellt. Und auch wenige Minuten danach entfesselt sich auf einer graugrün-matten Landstraße ein bleihaltiges, alptraumhaftes Massaker, das von den pulsierend-mystischen Synthtracks Tangerine Dream's und der eiskalten, hypnotisierenden Bildgestaltung - bis hin zur eruptiven Höllenexplosion - wie direkt aus einem Eric-Red-Thriller, getragen wird.
Daraufhin entwickelt sich der Kalte-Krieg-Plot, der natürlich wieder das typische Sowjet-Feindbild jener Zeit in den Vordergrund rückt und sowieso einige höchst naive, politische Verhältnisse zeichnet - die jedoch sodann von der unheilvollen Stilisierung James Glickenhaus' zwielichtig-schnörkellos überschattet werden, auch wenn das Drehbuch einige relativ pulpige Handlungen aus den Annalen des Eurospy-Genres vorschreibt. Doch im nächsten Augenblick steigert sich sodann ein weiteres, massives Action-Setpiece im dichten Sequencerrausch zum audiovisuellen, dialogfreien Monolith der erbarmungslosen Tötungs-Effizienz - verfestigt sich in ausgelassenen Zeitlupen der wehrreichen Flucht, welche die Realität durchbrechen, Korruption und perfide Geheimdienstmachtspiele zum Vorschein bringen und sich mit geisterhaftem Nebel über die oberflächlich heile Welt legen, wo selbst ein umherschwebendes, rotes Modellflugzeug zum unscheinbaren Spielball der Mächte wird.
Hauptdarsteller Ken Wahl lässt zudem als Spezialagent-Protagonist kaum ein Lächeln und nur ganz selten einen flotten Spruch über die Lippen flitzen, lässt seine Mimik in den haarsträubensten Situationen zielstrebig kalt (den Comic-Relief erfüllt dafür in beinahe nur einer Sequenz der gut aufgelegte Steve James) und erreicht allein mit seinen antrainierten Gefechts-Reflexen den gewünschten, harten Impact - bespricht mit seinen Team beim Briefing auch nur das Nötigste, erledigt selbst das nachfolgende Liebesspiel offenbar schlicht aus Obligation 'gut genug'. Es bleibt sowieso nur wenig Zeit dafür, da das Geschehen konzentriert und geradlinig beständig flott auf den unvermeintlichen, globalen Showdown hinarbeitet, den man am Liebsten bar jeder Emotionen oder Umstände anhand des ausgeklügelten Superplans erledigen will, wie es die auftraggebende Regierungsinstanz am liebsten hätte, die offenbar sogar gewaltreiche Infiltrationen in eigene Militäreinrichtungen in Kauf nimmt - wahre Helden sind das nicht, besitzen zudem keine Namen, wie Krieger aus dem Reagenzglas.
Glickenhaus schafft sodann im eindringlichen Schleier regenbefluteter Berliner Mauern, in Brücken eingebetteter dämonischer Fratzen und dem erdrückend-rastlosen Klangteppich zersetzender Stabilität ein hartes und nihilistisches Bild der damaligen ausführenden Organe der jeweiligen Weltmächte - innerhalb von knapp 85 sehr flotten, ballastfreien Minuten, wo Herzlosigkeit und kalte Berechnung zum Modus operandi geworden ist und die anstehende, nukleare Apokalypse aus klobigen Regierungs-&-Militärkomplexen heraufbeschwört, die es im Adrenalindelirium zu verhindern gilt, damit die vermeintliche, rockige Katharsis umso pathetischer gefeiert werden kann (solange jedenfalls, bis der nächste Schachzug wieder alles aus dem Lot kippen könnte, denn 'der Böse' wurde ja nicht umgebracht, nur gedemütigt). Eine recht atemlose Powertour, dieser unaufhaltbar-zielsichere, zackige und stets bierernst-straightfaced 'SÖLDNER'. Knallhart-unterkühltes, abweisendes 'Eskapismus'-Kino - beinahe emotionsfrei, aber dafür umso einschneidender - ein Action-Mammut ohne Pause. Und im schlimmsten Fall eine Welt, in der wir noch immer leben.
Fun Fact aus dem CINEMA Jahrbuch 1983: Offenbar war ein zweiter Teil unter dem Titel 'Der Söldner 2 - Kommando Rainbow Warrior' geplant, in dem neben Ken Wahl auch Tomas Milian, Götz George und Kurt Russell mitwirken sollten. Daraus wurde leider nichts, obwohl der Erstling gar nicht mal so schlecht besucht wurde.
George Hilton begibt sich als rauhbeiniger, Karate-beherrschender Auftragskiller nach Griechenland für die 'Operation Skorpion'. Jedoch muss er schnell feststellen, dass ihn sein Auftraggeber Sam (welcher ihn sowieso nur per Erpressung überreden konnte) zur tödlichen Jagd freigegeben hat - der Polizei kann er z.B. gerade noch dank der Hilfe einer Unbekannten, Helena, entkommen.
Für ihn gibt es fortan nur noch ein Ziel: raus aus dem Land! Doch jeder Schritt nach vorne wird von der Gegenseite (u.a. eine chinesische Schlägerbande) zurückgetreten. Eine existenzialistisch-rasante Odyssee durch griechische Nächte und verrostete Kutter entfesselt sich unter dem peitschend-beschwörenden Metallgepolter Allessandro Allessandroni's, direkt aus einem entrückten, antiken Schiffahrtsstreifen zu kommen scheinend - und zum Ende hin geht's neben der Suche nach den heiligen Ausreisedokumenten und der Bezwingung des Bösen auch um die Befreiung der holden Dame, mithilfe von artistischen Schaukämpfen. Mehr Sagen-Symbolik geht nicht!
Gesichtet habe ich den Film unter eher widrigen Umständen von einer Vollbild-VHS des in 2,35:1 gedrehten Films, dessen deutsche Synchro zudem in den 80ern 'nachgeholt' wurde und ab und an wegen fehlendem IT-Track eine eher abgehakte Musikspur vorweist. Nichtsdestotrotz scheint der reißerisch-nihilistische Thrill des Tarantini-Erstlingswerks stetig durch und kann mit seiner exploitätigen Suspense & Rasanz viele zynisch-kurzweilige Schauwerte abliefern.
Geradezu olympisches und schnörkelloses Italo-Crime-Kino, von den bretterzertrümmernden Faustschlägen am Anfang bis hin zum vom Rost zertrümmerten Schiffsrumpf der bleihaltigen Mafia-Gewalt am Ende.
Autorenfilmer Victor Stuck liefert mit diesem seinen einzigen Film genau das, was man sich unter dem Titel vorstellt: eine schnell zusammengekurbelte, ulkige Nackedeisause. Im leicht verkeimten 4:3-Format spickt er das frivole Geschehen mit klamaukigen Gags, die in ihren Speed-Up-Spielereien und theatralischen Gesichtsverrenkungen innerhalb klobiger Setkreationen ganz wohlig an 'Klimbim' erinnern.
Die neckisch-verdorbenen Dialoge/Wortspiele und hyperplatten Situationskomiken ungefähr-episodischem Formats werden zudem in eine hübsch-herbstliche Nadelwald-Aura eingehüllt (während die Frauen allesamt genüsslich enthüllt werden), die zudem von sympathisch-spartanischen Budenzauber-Tricks unterwandert wird.
Am Ende findet dann ein spitzfingriger Schatzsucher in den verstaubten Schlossmauern ein uraltes Liebeselixier und versetzt damit die gesamte Kurgesellschaft des Lustschlosses in einen frenetischen Bumsrausch erster Güte - es rauchen sodann animierte Brüste aus dem Schornstein - die Krönung! Eine Sexklamotte zum Scheckiglachen und Begaffen - wer hier bewusst zugreift, wird nicht enttäuscht.
Hysterisch-ulkige Frankenstein-Parodie aus Italien, in der unser Monster zum liebestollen Bumshengst für Frankenstein's dralle Assistenten & Braut wird. Platt, frivol, klamauk-spukig und überstrapazierend schrill - immerhin ist die Synchro gut gewitzt und auch der ein oder andere Soundtrack-Titel macht Stimmung. War ok...
Aus dem abendlichen Nieselregen heraus, mit dem schwarzen Wollmantel umgespannt, begebe ich mich zu meiner Wohnung und auf dem Flur hallt die Jazztrompete. Heute fällt es besonders auf, denn ich komme gerade aus der ulkigen Abhängrunde mit Kommissar Roy Schneider auf der großen Leinwand.
Stilsicher wie eh und je, im selben eigensinnigen Modus aller seiner Regiearbeiten, überzeugt der Helge auch hier wieder mit einer sympathisch-aberwitzigen Mixtur aus abstrusem Nonsens-Humor und gemütlich-atmosphärischen Weltenaufbau, bei der sich auch ein Touch von noiriger Bullen-Melancholie auf die Seele legt.
Den wieder mal sehr freiförmigen Narrativ hier nachzuplappern kann ich mir ja wohl ersparen, wo 00 SCHNEIDER 2 doch in erster Linie eine loungige Charakterstudie darstellt, die in ihrer zeitlosen und tolldreist-plakativen Aufmachung eh ihr eigenes Ding macht, abwechselnd umherschlendernd und vollends bescheuert durch den Tag lebt.
Ähnlich wie bei Jess Franco wird hier zudem der Jazz mit Almeria, Spanien verbunden, welches zeitweise zum Umkreis von Mühlheim dazugehört - pure Fantasie, das Kino in Reinform (wohlgemerkt in 16mm). Dem Alltagstrott entfliehen und einfach nur 'chillen', wie Sergej Gleitmann es im Film anspricht, in diesem bunten Figurenfundus - ja, was war das für ein Genuss...
Paolo Cavara rechnet mit seinem Co-Mondokollegen Gualtiero Jacopetti ab. Ein missmutiger Treck von Dokumentarfilmern, unter der Führung des zynisch-reißerischen & profilneurotischen Regisseurs Paolo (!), schleppt sich nach einer Autopanne durch die Wüste - selbst in dieser ausweglosen Lage wird das Zelluloid sensationalistisch durch die Kamera gerollt. Schließlich werden sie doch noch gerettet und der offen-chauvinistische Paolo begibt sich zur Fertigstellung des Films voll finanziert sodann in weitere, orientale Abenteuer mit seiner Crew, auch um einem seiner Assistenten dessen Ehefrau Barbara auszuspannen.
Doch auch dort setzt Paolo auf Shock-Value und lässt Menschen vor der Kamera übertrieben quälen, weil das nunmal 'effektiver für den Film' daherkommt, zündet sich bei den Aufnahmen auch mal eine Fluppe an, während der Rest der Crew vor Empörung am Rande des Kotzens steht. Hier entpuppt er sich nochmals als Manipulator und Verführer, gibt Barbara verschmitzt zu, dass er die Autopanne damals für dramatischen Effekt inszenierte und zieht sie danach nochmals unters Laken, will sie sogar zum Star und narrativen Bogen des Films machen (was sich auch für diesen Film an sich tragisch bewahrheitet) - trotz anfänglicher Bedenken fängt sie sogar an, an sein Genie zu glauben. Seinem unmenschlich-verachtenswerten Handeln und Reden tut das allerdings keinen Abbruch, erst recht nicht dem Beischlaf mit anderen Frauen.
Er lässt in Vietnam sodann einen Mönchen 'engagieren', der sich selbst verbrennen soll und filmt Kriegsgefechte mit, bei denen er von den Vietcong sogar eine gehörige Tracht Prügel abbekommt - seine einzige Frage danach an seinen Kameramann: 'Hast du wenigstens Aufnahmen von mir gemacht, als sie mich geschlagen haben?'. Selbst öffentliche Hinrichtungen können ihm nicht schnell genug gehen, wo das Tageslicht doch bald verschwindet - hetzt die Kamera plakativ auf bittere Tiefen der Menschlichkeit (auch seine eigenen) und nimmt sogar in Kauf, seine Leute und sich selbst für die bildgewaltige Horror-Sensation zu verheizen.
Kritisches Portrait der Sensationsgier und eine wirkungsvolle Abrechnung mit früheren Kollegen - Cavara gelingt die semi-autobiographische Verarbeitung einschlägiger Erfahrungen im Filmgeschäft und kann mit einer recht behutsamen Inszenierung sowie der melancholischen Musikuntermalung punkten, während er empörende Einblicke in die reißerischen Abgründe des frühen, radikalen Shockumentary-Genres gewährt. Mag zwar recht hypokratisch erscheinen, dass er als früherer 'Mittäter' jene Geschehnisse auf der Leinwand nun als Opfer mit erhobenen Zeigefinger abfertigt, liefert insofern dennoch die mahnende Charakterstudie eines besessenen, rücksichtslosen Filmemachers, der zum Schluss hin seine Handlungen zwar bereut, aber dennoch im Zwang steckt, jede Emotion, also auch seine Reue, für die Kamera selbstbetrügerisch auszubeuten. Eine recht tragische Figur und ein durchweg tragischer Film.
Ich fand ihn damals echt als klasse als der Pinguin, aber jetzt ist DeVito echt einfach nur noch verbittert! http://www.youtube.com/watch?v=ha7smLPz2GY
Ich hoffe Superman macht einen Touchdown für sein Team, dass Batfleck vor Wut ein Hotdog auf seine Hose runterfallen lässt.
'Die Höllenfahrt der Poseidon' in einem Wolkenkratzer - muss man noch mehr dazu sagen, wo man ein- und denselben Film bzw. seine Formeln (u.a. die aufopfernden, Schicksals-akzeptierenden Rentner, der starrköpfige Veranstalter/Bürgermeister, etc.) schon seit ca. 40 Jahren endlos oft bis hin zu Emmerich, Tele5 und RTL-Eventkino gesehen hat? Ja, und zwar: Irwin Allen's Flammenspektakel ist ein teils technisch ganz schön beachtliches und einigermaßen spannendes, wenn auch durchweg bieder-oberflächliches und verschnarcht-konstruiertes Disasterepos üppigster Belanglosigkeit. So what, kann man ruhig mal durchziehen, die rund 3 Stunden Laufzeit - danach wird man in Sachen Wolkenkratzer-Action dennoch eher auf Konsorten wie STIRB LANGSAM oder DREDD zurückgreifen. Apropos: Ben Wheatley, unser Experte von KILL LIST und SIGHTSEERS, sitzt gerade an der Verfilmung des dystopischen Hochhaus-Romans HIGH RISE, in dem es laut amazon.de um Folgendes geht:
'Als Dr. Robert Laing nach seiner Scheidung in das teure Luxusapartment zieht, glaubt er, das Nonplusultra an Wohnkomfort zu besitzen. Tausend Apartments beherbergt das 40stöckige Hochhaus, bewohnt von gut verdienenden, kultivierten Menschen. Als das Hochhaus voll besetzt ist, macht sich unter den Bewohnern eine merkwürdige Gereiztheit breit, die sich zunächst in kleinen, mutwilligen Sachbeschädigungen, hitzigen Wortwechseln und Rempeleien äußert. Als durch Vandalismus Versorgungsginrichtungen ausfallen, bröckelt die Tünche der Zivilisation bald ab. Es kommt zu tätlichen Auseinandersetzungen, und die Spuren sinnloser Zerstörungswut häufen sich. Aber niemand rührt auch nur einen Finger, um das Verhängnis aufzuhalten, das das Tier im Menschen freisetzt.' - NICE!
Wurde dieses megaschöne Interview mit ihm hier schonmal gepostet? Wenn nicht, unbedingt durchschauen und lieben lernen: http://www.youtube.com/watch?v=r6mCIab9mgY
[...] Das flotte 80's-Abenteuer aus italienischer Finanzierung liefert gepflegte B-Unterhaltung mit reichlich handgemachter & rasanter Action, einem astreinen Powerchord-Synthsoundtrack und einem teils ganz niedlichen Humor, der dank der deutschen Synchro nochmal an Unterhaltung dazu gewinnt. Auffällig energiegeladen kommt zudem die Kameraarbeit Giancarlo Ferrandos daher, die sich immer mal gerne per Hand ins Gefecht wirft und an den zahlreichen Vehikeln, ähnlich einer GoPro, angeheftet wird, dass man als Zuschauer auch in den halsbrecherischsten Stunts hautnah mit dabei ist.
Und manchmal gelingen KARATE TIGER-Regisseur Worth auch einige schön impressive Szenen, wie jene im melancholisch-verträumten Nazi-Ausdruckstanzclub und jene von der recht erdrückenden Dystopie-Metropole. Dagegen bäumt sich allerdings auch immer ein recht aktiver Ginty hervor, der mit seinem unfreiwilligen Heldentum dann doch am Ende verschmitzt den Tag rettet. Zudem einer archaisch-strahlenden, doch herzlichen Siegeshymne beiwohnen darf, die er als einsamer Rider dann allerdings wieder verlassen muss, nicht aber ohne noch einen innigen Kuss mit Nastasia auszutauschen - because that's what good guys do. [...]
Veit Harlan's letzte Regiearbeit vor seinem Tode (hiernach folgte lediglich ein Zusammenschnitt zweier vorangegangener Maharadscha-Filme) ist zugleich das erste und einzige seiner Melodramen, dass mir tatsächlich pur-sentimental und vollkommen vorbehaltlos zu Herzen ging. Ein wirklich versöhnlicher Abschied von einem derartig umstrittenen Regisseur, auch wenn er durchaus wieder die Perfidie des Menschen thematisiert, hier aber nicht auf eine ideologische Absicht zielt, sondern auf eine emotionale.
Seine Ehefrau Kristina Söderbaum verliebt sich in der Rolle der Ines in den Witwer Rudolf (Hans Holt), heiratet ihn und zieht in sein Haus ein. Doch ihr entgegen steht seine missmutige Familie, die sie nicht akzeptieren will - weder das Hausmädchen Anne, noch die Tochter Nesi sind bereit für einen neuen Anstrich. Nesi stellt sich sodann richtig quer gegenüber ihrer Stiefmutter und begeht eine freche Tat nach der anderen, beschimpft und verletzt in ihrer kindlichen Naivität und ihrem Unverständnis, eine neue Mutter zu akzeptieren.
Ines hält die Pein aus, so gut es geht und versucht einen Draht zu dem schwierigen Kind aufzubauen, doch es steht wie alle im Haus noch unter dem Bann der seligen Mutter Maria, deren alter Pavillon noch vor der Tür steht, dahinvegetiert und eine Schar an Fledermäusen beherbergt. Als Ines aber schwanger wird und Anne wegen ihres unverfrorenen 'offenen Hasses' endgültig verdientermaßen rausschmeißt, kann Nesi es nicht mehr ertragen und flüchtet aus dem Haus, es bahnt sich eine Katastrophe an.
*SPOILER* Als Nesi jedoch im Zug zu Anne auf einen Priester trifft, erklärt der ihr ganz ruhig und eindringlich, wie gemein sie doch zu Ines war und das sie um Vergebung bitten sollte. Sie sieht es schlussendlich ein und kehrt nach Hause zurück, wo die geschwächte Ines nach einem Schock 2 Kinder zur Welt gebracht hat. Unter Tränen bittet Nesi um Verzeihung - Ines vergibt ihr natürlich, denn endlich wird sie in diesem Hause akzeptiert und kann das liebende Oberhaupt dieser Familie werden. *SPOILER ENDE*
In der Autobiographie von Kristina Söderbaum 'Nichts bleibt immer so' erläutert sie, die Harlan's dritte und letzte Ehefrau war, wie schwer sie es hatte von Harlan's Kindern aus letzter Ehe akzeptiert zu werden. Zudem stieg ihr der Argwohn der Ex-Frau Hilde Körber entgegen, der Harlan trotz Scheidung immer noch gewissermaßen innerlich gehörig war - so besetzte er sie Jahre später noch in 'DER GROSSE KÖNIG' und verbrachte mit ihr und den Kindern Weihnachten, während Kristina alleine zuhause Tränen vergaß.
Diesem Fehlverhalten seinerseits folgte mit 'ICH WERDE DICH AUF HÄNDEN TRAGEN' eine späte Einsicht - so schrieb und inszenierte er dieses Melodram nach einer Novelle von Theodor Storm ('Viola tricolor'), um so ziemlich genau ihre damalige Situation ihretwillen zu verarbeiten. 'Untermauerte' seine ultimative Liebeserklärung zudem mit der Besetzung von Hilde Körber (!) als griesgrämiges Kindermädchen Anne, welches letztenendes von der Söderbaum selbstbewusst zurechtgewiesen wird. Und auch das Kind in diesem Film, dass so unfassbar fies und arrogant gegen die neue Mutter vorgeht, sieht schlussendlich ein, dass die Söderbaum nur für sie da sein wollte und macht die Versöhnung doch noch kathartisch komplett.
Natürlich war das auch ein kleiner Wink ans Publikum von Harlan selbst, dass man ihn auch endlich für seine Vergangenheit entschuldigt. Auch wenn die Gerichte damals anders entschieden haben, bleibt sein umstrittenster Output aus der Nazi-Zeit für mich vom Inhalt her noch immer indiskutabel verachtenswert und unmenschlich. Aber hier muss ich nun auch ein Zugeständnis machen, dass ihm mit 'ICH WERDE DICH AUF HÄNDEN TRAGEN' ein recht herzlicher, für ihn ungewohnt feinfühliger und besonders zum Ende hin emotional starker Film ohne überschwängliche Morbidität oder allzu penetranten Symbolik-Pomp gelungen ist (sehr christlich ist er trotzdem). Er reiht sich damit zu den anderen, mir wohlgesonnenen Werken Harlan's ein, 'VERWEHTE SPUREN' und 'HANNA AMON': künstlerisch sehenswert ohne eklige, anbiedernde Ideologie. Mir fehlen noch immer ein paar seiner Werke, die mich interessieren (u.a. alle seine Nachkriegsfilme), aber dieser letzte Film hier von ihm, den darf man mögen, ja wirklich (auch wenn die Nesi manchmal echt ein richtiges Arschloch ist).
Willkommen im Labyrinth der Hölle.
Aber sie Glückspilz, sie...hier erleben sie das derzeitig wohl bitterste, finsterste und nervenzerreißenste Stück Kino des Jahres, auf soziopathisch-verstörendsten Schreckenspfaden des provinziell-eiskalten Serientäter-Americanas, im Angesicht zweier unfassbar tief erschütterter Familien, die bis zum Äußersten getrieben werden.
Erdrückener Seelenhorror im behutsam-einschlagenden und immer tiefer-einsteigenden Endstadium - eine wuchtige, um den wehr- & fassungslosen Hals des Zuschauers schlängende Über-Performance von Film.
Ganz klassisches, hellrotes-Blut-explodierendes Swordplay-Abenteuer aus Japan in (teils schön im Studio erbauten) 2,35:1-Nadelwäldern, in flotter 80's Montur aufgemacht, inkl. schmissigen Powerjazz-Soundtrack und aberwitzigen Ninja-Fantastereien um die erbarmungslos-flotte Suche nach einer Goldmine, hinter der eine treuherzige, von-den-Machthabern-überrannte Gruppe an Vagabunden & tötungsfreudige Regierungsvertreter um Sonny Chiba her sind.
Intrigen, Verrat, Ehre, melodramatische Romanzen aus der Vergangenheit, Lehrstunden bei einem alten Meister, Hattori Hanzo, Goemon, Musketen, Nunchakus, Dolche, Wurfsternfallen, akrobatische Wire-&-Karate-Action, altertümliche Kostüme, Ausdruckstänze für verstorbene Mitstreiter, öffentliche Hinrichtungen (wo die aufmüpfigen Zuschauer aus dem Volk gnadenlos miterschossen werden) - der 2-Stunden lange und recht rabiate Abenteuerreißer von Norifumi Suzuki verbindet jedes Element zur kurzweiligen Eskapismus-Sause und kann dabei sogar einen guten Grad an herzlichem Ernst, beeindruckender Kampfkunst & Genre-typischer Spannung beibehalten (auch wenn das Figurengefüge zu Anfang noch etwas undurchschtig ist).
Und zum Ende hin wird dann auch auf einer schön weiten Sandgrube zum Generations-übergreifenden Rache-Showdown angesetzt, ähnlich einem Spaghettiwestern (wo doch gerade YOJIMBO in der Hinsicht wegweisend war) - daraufhin schmeißt unser Held, der endgültig genug vom Töten hat, auch die verhängnisvollen Dolche, der Ursprung des ganzen opferreichen Leidens, ins tobende Meer. Wie simpel, wie heroisch, wie astrein-unterhaltsam.
Erotikklamotten-Produzent Otto Retzer gönnte sich anno '83 eine spaßige Runde durch die Rotlichtviertel deutscher Großstädte wie Berlin, Düsseldorf, Köln und Hamburg, interviewte dabei einige Damen und Herren des Gewerbes und seiner Abzweigungen, was so alles in ihren Etablissements möglich wäre (Hauptfrage: 'Ohne Gummi?' - woran man merkt: der Film entstand vor der AIDS-Ära) und wie die Zustände bei der Arbeit so sind (und nahm einige dieser Dienste auch sicherlich in Anspruch).
Gibt dem marginal-dokumentarischen Rahmen der exploitativen Zurschaustellung wahnwitzigerweise zudem einige extra dafür neu-synchronisierte Szenen seines Spielfilmfundus hinzu, welche die erotischen Vorkommnisse in den jeweiligen Puffs wiedergeben sollen (ein römisch-artiger Palast soll für Düsseldorf herhalten, etc.), so dass u.a. Katja Bienert, Bea Fiedler, Gianni Garko und Ajita Wilson unfreiwillige 'Beteiligte' der 'Dokumentation' werden. Apropos Ajita Wilson: Retzer beleuchtet nicht nur heterosexuelle Häuser, sondern auch solche homosexuellen und (am häufigsten) transvestitischen Geschmacks, wie auch vereinzelte erotische Varieté-Theater und Peep-Show-Buden.
Neben einigen authentisch-derben Gesprächen mit Inhabern, Zuhältern und Prostituierten im mäßig-ausgeleuchteten, unscharfen Erotikmoloch schenkt er einigen dokumentierten Wirtschaftlern zudem ulkige Voiceover, wie dem männlichen Peep-Show-Darsteller, der sich innerlich beschwert 'Mist, gerade jetzt fängt die Sportschau an.' oder 'Aiaiai, die sieht aus, als hätt sie noch den Kaiser gesehen'. Auffallend sind auch einige geradezu pornografische Darstellungen von Blow-Jobs und 'Flaschespielchen', aber die darf man ja ruhig zeigen, schließlich, so versichert der Off-Sprecher, ist es ja eine reine Dokumentation, wo 'nichts zurückgehalten oder hinzugefügt wurde'.
Hat das alles eigentlich irgendwas mit dem sogenannten 'Babystrich' zu tun? Abgesehen von einer angeblich 15-jährigen Interviewpartnerin aus dem Gewerbe versichern jedenfalls alle Befragten '18 müssen sie schon sein', also ergibt sich der Film dann doch lieber anderen geläufigeren Themen, wie S&M, Kumpel-Streiche und Gruppensex - die letzte Erwähnung des Ausgangsthemas erfolgt zum Schluss mit der Einblendung des Plakats zu diesem Film, inkl. Zoom auf den Namen 'Otto Retzer' - feine Sache.
Und damit das Metier ja nicht allzu positiv rüberkommt, erklingt im schwungvollen Disco-Beat der Schlussmontage ein Zitat von Szeneikone DOMENICA, dass sie nicht zur Prositution raten würde, was durch geloopte Hall-Effekte zum beschwörenden, FSK-besänftigenden Moral-Zeigefinger wird - jedenfalls für knapp 15 Sekunden, dann zischt der Boogie weiterhin fröhlich dahin.
Ein Kuriosum des deutschen Erotik-Reportfilms, wieder mal schamlos exploitativ, aber dann doch wieder amüsant nahe an der tatsächlichen Mentalität des Gewerbes, das ebenso ernüchternd-profan wie jede normale Maloche zu sein scheint:
'Sie: [...] du, das kommt drauf an, je nachdem, wie du das haben willst. Es kommt ein bissl auf das Finanzielle an, würde ich sagen, hmm?
Retzer: Und spielt da ein bissl Gefühl auch mit, von dir her gesehen?
Sie: Von mir? Ja, das ist ja wohl meine Sache, ich meine das ist doch total uninteressant, oder wie? Du, ich bin am Arbeiten hier, ich fick hier nicht aus Spaß rum. Was soll denn das? [...] da kannst du mich mal ein bisschen am Arsch lecken, du Wichser!'
Transparent-manipulativ wie bei Veit Harlan (gibt seinem verkommenen Finanzsystem ein stellvertretendes Klischeegesicht wie Ferdinand Marian für's Judentum in 'JUD SÜß', sowie dieselbe Lösung: umbringen), reaktionär-bleihaltig wie bei Michael Winner, einfältig in seiner (im Verlauf stetig cartoonhafteren) Charakterzeichnung, ungeschickt in seinem Kamera- & Schnittkonzept und dennoch beinahe tatsächlich effektiv (hauptsächlich dank dem Score von Jessica De Rooij), in seiner Ambition dem Durchschnittsamerikaner-Antihelden-Pfad BREAKING BAD's folgen wollend.
Die Lösung, die der offensichtlich recht schnell & minimalistisch-zusammengesetzte Film anbietet, welcher sich doch anfangs so sehr bemüht authentisches Finanz-Mambojambo darzustellen (und dessen entmenschlichte Nüchternheit zu verteufeln), ist allerdings so naiv gestaltet, dass ich sie nichtmal jemandem wie Dominic Purcell abnehmen würde.
Anschläge auf verhätnismäßig kleine Ziele/Individuen wie jene, die er verfolgt, verändern - das weiß jeder von uns - rein gar nichts am durchaus korrupt-zynischen System unserer tatsächlichen Realität. Purcell's Charakter schickt zwar die direkten Verantwortlichen (und einige unschuldige Zeugen!) für SEINE Misere in die ewigen Jagdgründe - verpasst ihnen die Gerechtigkeit, der sie dank guter Anwälte entkommen. Aber wenn ASSAULT ON WALL STREET so ehrlich wäre, wie er sich im Verlauf zu geben versucht, würde er einsehen, dass Purcell's Vorgehen zum Scheitern verurteilt ist und zudem gegen seine eigene Humanisierung arbeitet.
Stattdessen rechtfertigt er sein Handeln, glorifiziert seinen Amoklauf sogar (welcher nicht minder so brutal erscheint wie jener in Boll's verstörend-kritischem RAMPAGE, hier aber euphorische Synth-Bässe unterlegt bekommt) und hinterlässt eine durchaus ideologisch-fragwürdige Note, insofern dass er sogar von aller Schuld freigesprochen wird. So erhält man nichts weiter als einen auf-Gewalt-pochenden Katalysator für infantile Rachefantasien eines global-komplexen Problems, mit schablonenhafter Dramaturgie & Figuren, 'EIN MANN SIEHT ROT' für die Occupy-Bewegung - schauderhaft.
Meisterhaft inszenierte, auf Effizienz gebürstete Emotionslosigkeit - passt natürlich voll und ganz zum berechnenden und unnahbaren Prozedere Bullitt's, welches punktuell und schnörkellos auf die Lösung des im Grunde recht belanglosen, aber gefährlichen Falls hinarbeitet.
Die ausgestrahlte, perfide Kälte und trüb-zynische Stimmung arbeitet ökonomisch auf eine der wohl besten (inzwischen aber nicht mehr ganz so aufregenden) Verfolgungsjagden der Filmwelt hin, lässt aber nicht vergessen, wie gering einen das Vorangegange gepackt hat...und alles danach juckt einen ebenso wenig.
Spürbare Identifikation mit dem Figurengefüge wird für eine bieder-naturalistische Kaltschnäuzigkeit des abgeklärt-dumpfen Polizistenalltags eingetauscht - ein Zugeständnis, dass der Film anhand von Jacqueline Bisset's 'Your world is so far from the world I know' an sich selbst macht, wo er doch sogar in der recht bunten Metropole San Francisco spielt.
Leider gestaltet sich das im Gesamteindruck dann allerdings so öde und teilnahmslos, selbst in seinen geradezu-instinktiven Katz & Maus-Spielchen, dass die angestrebte Spannung des fast 2 Stunden langen Films bei mir leider auf der Strecke blieb, zwar auf eine bitter-nüchterne Realität hinarbeitet, sich dabei dennoch hauptsächlich in gepflegter Lustlosigkeit übt. Die Botschaft kommt bei mir an, sie fesselt mich nur nicht. Schade.
10 Jahre nach ihrer letzten Zusammenarbeit 'DIE HEISSE SPUR' bewiesen Arthur Penn und Gene Hackman hier, dass die alte Garde des aufmüpfigen 'New Hollywood' noch immer nicht ausgestorben war und durchaus schlagfertig mit den neuen coolen Kids im nuklearparanoiden Kalter-Krieg-Amerika Ronald Reagan's mithalten konnte.
In diesem R-Rated-Actionthriller - dessen Konzept eines unscheinbaren, aber in Wirklichkeit knallharten Ex-CIA-Amis, welcher zusammen mit seinem Sohn seine in Paris gekidnappte Frau mit Agenten- & Killskills zielstrebig-gnadenlos auffinden will, Jahrzehnte später von Luc Besson in der TAKEN-Reihe recyclet wurde - wird halb Europa (auch meine Stadt Hamburg) über die Mauer hinweg zum Schauplatz einer perfid-verwicklungsreichen Spionage-Hatz unter dem Bann bunt-durchgestalteter Synthflächen und einiger solide-ausgeklügelten Steadycam-Fahrten.
Im Mittelpunkt steht wiederum Hackman als gewohnt toughes und gewitzt-geselliges As, das innerhalb des ganzen Euro-Trubels seine familiären Zwistigkeiten mit dem starrköpfigen Sohnemann aufarbeitet und im Zusammenhalt auszubügeln versucht, zudem mit den Sünden seiner Vergangenheit jonglieren muss.
Und auch wenn der Film dabei geradezu biedere Pfade einschlägt, die genauso gut aus 'GOTCHA - EIN IRRER TRIP' sein könnten, ist gerade seine darstellerische Dynamik in Verbindung mit der inszenatorisch-kurzweiligen Stilsicherheit Penn's, erst recht in den rasanten Car-Chases (u.a. durch Hamburg's Landungsbrücken), der treibende Angelpunkt des fast 2 Stunden langen Spy-Abenteuers.
Bereits im Vorspann wird uns innerhalb der monochromen Verschleierung eines Videoeffekts die designierte Gruppe an Opfern dieses hypnotisch-archetypischen Slashers präsentiert, die uns direkt in die Augen blickt - an die KZ-Aufnahmen der Alliierten erinnernd von der Kamera abgeschwenkt wird, während sich die Requiem-artige, wehmütige Synthesizermusik über weitere verzerrte Bilder des anstehenden Schreckens legt, der sich in diesem vollständig auf Video gedrehten und exklusiv dort vermarkteten Horrorfilm von David A. Prior entfaltet.
Hinter den provinziellen Wänden eines milchig-süß ausgeleuchteten Mittelstandhauses braut sich, durch die ungnädig-derbe Vernachlässigung einer egoistisch-sexversessenen Mutter ihrem Kind gegenüber, ein eruptives Gewaltgewitter zusammen, dass seine Welt in ein abbremsendes Koma versetzt (worin auch die Vögel aufhören zu zwitschern), wodurch der titelgebende Vorschlaghammer die unfähig-sich-zu-wehrenden Körper in Stücke reißt.
10 Jahre später dann versammelt sich eine leichtlebig-naive Gruppe von jugendlichen Kumpels (eben jene aus dem Vorspann), männlichen und weiblichen, für eine großangelegte Wochenendsause im selben, nun verlassenen Haus. Man kann sich als Genrekundiger vorstellen, in welche Richtung die Handlung nun weiterverlaufen wird.
Was aber SLEDGEHAMMER hier bereits von anderen Genrevertretern abhebt, ist sein aufs-Wesentliche-konzentrierter Verzicht auf allzu formelhafte Etablierungen der Charaktere durch altbekannte Dialogschemata - stattdessen spendiert er dem Hauptpaar seines Opferensembles eine in starker Zeitlupe aufgelöste, wortlose Zelebrierung ihrer Zuneigung in einem einfachen Kameraschwenk, wo der Prior-Bruder Ted (Hauptdarsteller aller Filme Davids) seine herzhaft-lachende Liebste einfach in den Arm nimmt und ihr spielerisch eine Bierdose auf den Kopf stellt.
Sodann schaut sich ein weiterer Protagonist in dem inzwischen verkommenen Inneren des Hauses um und verspricht in einem starren Frame des von ihm dort aufgefundenen Hammers eine unheilvolle Wiederauferstehung des verjährten Horrors. Regisseur Prior verschwendet weiterhin kaum Zeit und präsentiert uns daraufhin das angestrebte Saufgelage der Gruppe, die sich inzwischen hauptsächlich mit proletenhaften Grunzgeräuschen verständigt und obszön-dekadenten Spielereien hingibt. Selbst ein kleiner Streit unseres Liebespaares zwischendurch wird unter 'pointiert'-versöhnlichen Worten und einem gemütlichen Gitarrenspiel im Vorgarten schnell wieder aufgelöst.
Beide verharren in ihrer Romantik, während bereits das scheinbar unsichtbare Böse um die Fenster schleicht. Doch noch herrscht bei einem spartanisch-ausgeschmückten Festessen unserer Gruppe ausgelassene, infantile Freude inkl. einer unbedarften Essensschlacht. Die Kamera bleibt dabei objektiv stationär und nichtmal ein archetypisches Musikstück für derartige Comedy-Situationen macht sich auf der Tonspur bemerkbar - die pure, jugendliche Freude wird hier in ihrer schnörkellosen und leichtfüßigen Einfältigkeit ganz objektiv, wie spätere erotische Abenteuer, Spukspiele und frivole Streiche, bar jeden Urteils aufgezeigt.
Umso brutaler erscheint sodann der geradezu übernatürliche Terror des Hammermörders bei Anbruch der Nacht - von dessen Hintergrundgeschichte sich im Vornherein unsere Teenie-Truppe schon Furchterregendes in eindringlich-finsterer Runde austauscht - der seine ungebetenen Gäste (die er für seine Mutter hält), einer nach dem anderen, mit seiner Zeit-verlangsamenden Präzision und psychischen Sinnesverwirrung aus dem Leben reißt und nur noch wenig Raum für letzte Worte, höchstens Schreie, übrig lässt.
David A. Prior strahlt in diesem seinen Filmdebüt eine Selbstsicherheit im konzentrierten Umgang mit etablierten Genre-Charakteristika aus, die trotz der archaisch-budgierten Mittel, zeitgenössischem 80's Chic, höchstens-zweckhaften Darstellerleistungen und der allgemeinen Vorhersehbarkeit des Geschehens eine überraschend stimmungsvolle, ansatzweise naturalistische, auf jeden Fall recht direkt-unverblümte Wirkung erzielt. Stellt seine Schocks als Zeit & Raum-zerschlagendes Ereignis dar und erdrückt seine gepeinigten Figuren mit der kalten Leere der geisterhaft-nebulösen, ausweglosen Wände - denkt dabei die Force-of-Nature-Symbolik seiner verhältnismäßig bodenständigeren Kinopendante, wie FREITAG DER 13., noch um einige wahnwitzige Ebenen konsequent weiter.
Für Genrefreunde und VHS-Aficionados sowieso gut goutierbar, für Cinerausch-Suchende ein ebenso interessantes, transparent-luzides Werk der 80er-Jahre-Videowelle.
Mensch Lulu, armes Ding, in was für eine Bredouille hast du dich da wieder reingebracht? Schade, dass man dich in diesem Moralstück nicht leben lassen kann, so sehr du auch Spaß daran haben willst - alles was du anfässt, geht in die Binsen; man 'darf' dich nur bedingt mögen. Und dein Milieu, wenn auch versöhnend gezeichnet, ist ebenso zum Scheitern verdammt.
G.W. Pabst's Drama-Odyssee einer Lebedame ist zwar formal von erlesener Gestaltung, in aufreizend-ausgeleuchteten Bildern erscheinend, mit eindrücklicher Montage und einem glaubwürdig-ausgesuchten Ensemble versehen...aber für meinen Geschmack mäandert das Geschehen mit über 2 Stunden Laufzeit und 8 Akten doch leider etwas unpackend vor sich hin und hangelt sich von einem melodramatischen Schicksalstiefpunkt zum nächsten, damit auch ja keine Hoffnung (nichtmal für Wiedergutmachtung) für unsere leichtlebige Verführerin und Konsorten aufkommen kann - schade.
Ich will dem Film dennoch seine cineastische Kraft nicht absprechen, im Angesicht seiner inszenatorischen Ambition und angedachter Wärme für sein Subjekt der Begierde, nur mir allein blieb die gewünschte Eindringlichkeit nimmer greifbar, zudem mich der eventuelle Weg des Films nach unten nur wenig begeistern konnte, auch wenn es so (mitunter belehrend) gedacht war: heutzutage will man seinen Underdogs so ein Schicksal ersparen, damals brachte wohl erst der Tod die Sympathie. Nein, danke...dennoch guter Film.
Das Geschäft mit den Erinnerungen, am Advent des Millenniums. Erst recht mit Erinnerungen an den Skandal um Rodney King und der Polizeigewalt der 90er, welcher diese versiffte Cyberpunk-Welt vollkommen aus der Bahn zu werfen droht, wenige Minuten vor Mitternacht seine blutige Fratze mit Dienstmarke auf der Weltbühne zum kaltblütigen Mord anhieft.
Ein - erst recht in den eindringlich-spürbaren und unfassbar-ausgefeilten POV-Sequenzen - meisterhaft inszeniertes, hartes Thrillerabenteuer von Kathryn Bigelow, aus der Feder ihres damaligen Ehemannes Jimmy Cameron - beide gehen auf High-Concept, erbauen eine dystopische Technoparade mit ihren charismatischen, recht glaubwürdigen Hehlern der verbotenen Virtual-Reality-Gedankenwahre, konfrontieren diese anhand der Powerfraukraft von Angela Bassett mit der hier und jetzt stattfindenden Unmenschlichkeit & Gewalt und plädieren erdrückt vom Pandemonium der Paranoia für eine friedlichere Welt.
Leicht naiv und formelhaft: sicher. Aber dennoch ein beeindruckendes, rastlos-treibendes Stimmungsstück und vorausschauendes Bewältigungskino der damaligen Unruhen und Ungewissheiten für die Zukunft, mit letztendlich optimistischer, antirassistischer Haltung (Schwarz & Weiß teilen sich zum Schluss einen süßen Kuss, war dazumal nicht gerade allgegenwärtig) und einem noch immer wirksamen Wow!-Faktor. Ein weiterer, ungerechtfertigter Flop seiner Zeit.
Gott ist ein Japaner ♥
Krieg als theatralischer, verherrlichender Kostümfilm unter unkritischem und zudem grob-verfälschtem, historischen Deckmantel - episch in seiner Goebbels-befriedigenden Aufmachung mit bis zum Horizont gefüllten Massenszenen und Schlachtliedern, oberflächlich-naiv in seiner rücksichtslos-volkstümlichen Hau-Drauf-Motivation als patriotisches Heldentum gegen die listigen Feinde Deutschlands, deren angebotener Frieden keine Option ist und sowieso nur Heuchlerei sein kann.
Hauptsache man muss keine echten Schmerzen, sondern ausschließlich Märtyrer zeigen - sowieso wird lieber ausgelassen berlinert und vom-Schicksal-auserkoren-erfolgreich auf Durchhalteparolen gesetzt, während die Bomben auf den Feind regnen und der Studioschnee sich heiligsprechend auf die Schultern des erhaben-gnädigen Königs legt. Zwischendurch kämpft sich eine provinzielle Kristina Söderbaum zudem durch eine melodramatische Liebesgeschichte mit einem Feldwebel, damit auch das weibliche Publikum was zu sehen hat - eine Formel, die bis heute im belanglosen Kriegskitschgenre überlebt hat.
Schauspielerisch mit übergroßen Gesten und kriegerischem Gebrüll agierend, bleibt auch jede Galubwürdigkeit vor blinder Extatik und bedeutungsschwangerer Vaterland-Dramatik im starrköpfigen Boden stecken. Gestalterisch übrigens wiederum von erlesener, kurzweiliger und effektiver Note, wie jede große Schicksalspropaganda, inkl. bornierter Wiederaufbau-Symbolik im pathetischen Finale, die jedes im Kampf gefallene Opfer mit weitbewachsenen Feldern, monotlithischen Untersicht-Mühlen und einem sonnigen Himmel rechtfertigen will - Blut & Boden sind rein geblieben.
Beinahe reuelose Verblendung der Mittel zum Zweck, eine augenscheinlich zum Scheitern verurteilte Ideologie, die bei der damaligen Reichsleitung wohl niemand einsehen wollte, sich geradewegs von fehlgeleiteter Überzeugung abgestumpft ins Verderben stürzte. DER GROSSE KÖNIG ist die filmgewordene Manifestation dieser unbedacht-arroganten, siegessicheren Herrschaftsfantasienwulst - ein bezeichnendes Mahnmal für kommende Generationen, anders aber als es sich Goebbels & Harlan ursprünglich gedacht hatten.