Der Witte - Kommentare
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Alle Kommentare von Der Witte
Stuart Gordon huldigt mit seinem irrwitzig-spaßigen DAGON, wieder mal basierend auf einer H.P. Lovecraft-Vorlage, dem klassischen Haunted-Island-Gruselfilm und paart ihn mit der verführerischen Exotik des schleimigen Euro-B-Movies ('Maneater' kommt mir da in den Sinn), inkl. dessen Erotik und Trash-Gore, in einem durchaus modern-tauglichen Look (wenn auch mit mäßigen Sound- & CGI-Effekten).
Zudem verleiht er den zerstörerischen Körpermutationen nicht nur eine Effekt-verspielte, sondern auch eine bittere und perfide Note im Angesicht grausamer Zukunftsaussichten mit jenen Fisch-Monstrositäten. Dennoch steht der Unterhaltungsfaktor der Schlachtplatte im Vordergrund, ergibt aber ein harmonisches Ganzes mit dem kostengünstigen, leider eher etwas unbeeindruckenden, aber liebevoll gestalteten Horror-Kleinod.
Mehr Erwähnenswertes kann ich jetzt unbedingt nicht dazu sagen, aber nach 'Teufelsgeiger' und 'World Trade Center' bin ich für jeden blutschmoddrigen Creature-Effekt dankbar wie sonst was.
Ohje, ohje...Was habe ich nur erwartet? Andere, wichtigere Frage: Wie eklig ist Oliver Stone bitte? Welch eine schamlose, einem TV-Katastrophenevent-ähnlich platt-dramatisierte und peinlich-formelhafte Affekt-Ausbeutung der Tragödie (inkl. einem Stars-verbratendem Figurengefüge alà Emmerich) sowie manipulative Verwendung ihrer traumatisierenden Bilder unter dem Popcorn-gerechten Deckmantel eines pathetisch-schwülstigen Helden-Denkmals (mit Gedenktafel vor dem Abspann).
Arbeitet sodann beständig-kitschig auf eine metaphorische Siegeshaltung für die westliche (bzw. amerikanische) Kultur und den Familienzusammenhalt hin, die als Bewältigungs-Phrasendrescherei in ihrer ideologischen Verblendung sogar an Vorbehaltsfilme wie 'Kolberg' herankommt - die weitaus größere Dimension der problematischen Polit-Ursprünge aussen vor lässt, dem ollen Bush quasi in die Hände spielt, seine anstehende 'Rache' jovial rechtfertigt, dessen brachiale Konsequenzen ausklammert und einen austauschbaren, plakativ-schludrigen Distasterschlock von der Stange für den Mittelstand aufdrängt, ohne jede inszenatorische Geschicklichkeit.
Z.B.: Nic Cage, unter Schutt begraben, mit Michael Peña an seiner Seite: '8-13, this is McLoughlin, PAPD. Officer Jimeno requests his daughter be named Olivia. Officer Jimeno would like his wife Allison to know he loves her...'
NNNNNNNNNNEEEEEEEEEIIIIIIIIINNNNNNNNNNNNNNNNNN!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Hauptsache alles sieht nach suburbanen, eindimensionalen und verharmlosenden Hochglanz aus (u.a. die David-Hamilton-Flashbacks von Jimeno's Familie, zu deren Haushalt hier öfters zwecklos hingeschnitten wird) und lässt jeden für die gute Sache pflichtbewusst und unreflektiert mithelfen - sogar überleben, wenn er nur mit vollster Hingabe zu Gott betet und DURCHHÄLT. Dann kommen einem bedeutungsschwangere Zeitlupen, ätherische Jesus-&-Ehefrau-Visionen und die aufopferungsvollen Marines zur Hilfe. Schließlich sind 2 Überlebende Grund genug zum Feiern, während man die komplette Zerstörung sowie tausende von Toten & Vermissten um einen herum vergisst und endlich wieder lecker Hotdogs an selber Stelle essen kann.
"9/11 showed us what human beings are capable of. The evil, yeah, sure. But it also brought out the goodness we forgot could exist. People taking care of each other for no other reason than it was the right thing to do. It's important for us to talk about that good, to remember. 'Cause I saw all of it that day."
oO
P.S.: Interessant und im Rückblick irrwitzig-befremdlich ist hier übrigens der Auftritt von Michael Shannon als Mann Gottes, der sich als re-aktiver Marine die Mission setzt, Menschen vor Ort zu retten. Dieses Jahr hat er in der Semi-9/11-Allegorie MAN OF STEEL ja eben so einen ähnlichen Charakter mit vollstem Herzen bekämpft!
Leonard Maltin erklärt ganz einfach, warum die Entwicklung zur Vorführer-freien, digitalen Projektion im Multiplex-Zeitalter einfach nicht funktionieren kann:
http://youtu.be/s1N5MB8aD84
Gerade gestern mussten wir wieder eine ähnliche Erfahrung bei JACKASS: BAD GRANDPA machen, der als O-Ton-Vorführung im CINEMAXX DAMMTOR angeboten wurde, aber dennoch auf deutsch lief. Schließlich (nach einem schnellen Eingreifen von VisitorQ zum Projektionsraum hin) wurde der Film noch beim Vorspann unterbrochen, der Manager (?) des Cinemaxx kam mit einem Mikro in den Saal und erklärte, dass man auf den Servern leider doch nur auf die dt. Fassung zugreifen und man daran jetzt nichts ändern kann.
Jeder von uns bekam von ihm sodann eine Freikarte spendiert, während er schon kurz nach seiner Ankündigung zusah, wie knapp die Hälfte des Publikums aufstand und ging. Es war natürlich eine faire Maßnahme von der Kinoleitung, doch auch sie müssen langsam einsehen, dass digitale Projektion, erst recht mit lediglich knöpfedrückenden, unmotivierten Praktikanten, einfach nicht zweckmäßig und zudem schlecht für's Geschäft ist.
'Anything can go wrong'. So wie letztes Jahr, als DRIVE in einer Vorstellung im selben Kino die ersten Minuten lang mit gestrecktem Bild lief oder als AVENGERS bei seiner Startaufführung, wiederum im selben Kino, durchweg mit falschem, gecroppten Bildformat und viel zu überlasteten Boxen lief = Freikarten für jedermann.
Echt nicht gut für's Geschäft.
[...] Protziger Kostümfilm, der mit seinem zweckmäßigen Prunk die ihm innewohnende Amateurhaftigkeit nur schwer verbergen kann. [...] So bleibt auch der gesamte Film oberflächlich, uneindringlich und aufgeplustert-einschläfernd, frei von jeder Verführungskunst - eine Fördermittelverschwendung erster Güte [...]
Knoxville, Tremaine und Crew weben erstmals einen recht losen Narrativ um ihre krassen Streiche öffentlicher Erregung, lassen den verdorbenen Opa einen wilden, formelhaften Roadtrip (inkl. klassischer, zweckloser Rückblende) mit seinem frechmäuligen, stets-entspannten Bengel-Enkel erleben und liefern dabei einen genüsslichen Querschnitt durch die amerikanische Bevölkerung, ob high class oder low class - hier wird jeder mit den absurden Slapstick-Sketchen, platt-obszönen Anmachen vom Make-Up-Opa und Verarschungsmanövern des dynamischen Duos konfrontiert.
Dabei entwicklet sich aus der gelungenen Chemie des Gespanns das anarchische, gewitzt-blödelige Herz dieses unhaltbar platten und höchst unterhaltsamen Films, gerade weil teilweise die ältesten Vaudeville-Taktiken in die Öffentlichkeit hineingetragen werden, was teilweise hysterisches Entsetzen der aberwitzigsten Sorte hervorruft und dennoch sympathisch-gemütliche Bodenständigkeit ausstrahlt. Wer sich hier bewusst reinwagt, wird garantiert nicht enttäuscht!
Heute erstmals (dank dem Metropolis Kino in Hamburg) von der Leinwand aus gesehen, diese knallige Watergate-Verschwörungs-Reflexion und Ehrerbietung an die Schnitt- und Tontechnik des Kinos als spannendes & genüsslich-schöpferisches Thriller-Werkzeug von Brian De Palma.
Zudem auch recht bezaubernd zu sehen, wie zwischen all den perfiden (Auftrags-)Morden und politischen Intrigen zudem eine süße Romanze zur niedlich-unbedarften Nancy Allen in die Wege geleitet, ein herrlich-chaotisches Exploitation-Filmstudio portraitiert und allgemein eine hohe Geschicklichkeit in Bild- und Tonsprache sowie sympathische Darstellerleistungen an den Tag gelegt werden.
Ein Goldwerk - leichtfüßig, anspannend, methodisch, gefühl- & humorvoll und reißerisch zugleich ♥
LOOOOUUUDDDD NOOOOIIIIIIISSSSEESSSSS!!!!
Wann sonst erlebt man mal, wenn nicht in PHANTOMS, das Äquivalent eines unbeholfenen Kindergeburtstag-Gruselspaß-Heimvideos (man bemerke den noch jungen, wunderbar-vorlauten Ben Affleck als Kleinstadt-Sheriff mit einem viel zu großen Hut) auf Mainstream-Größe und im ungünstigen TV-Look - dessen überhastete Story scheinbar erst während des offenbar spaßigen Drehs ausgedacht wurde?
Ich spreche da aus Erfahrung, habe mich damals selber oft genug an solche Sachen versucht, wenn auch nicht auf dem selben Budget wie hier. Doch die einst im Kinderzimmer entfalteten, scheinbar willkürlich gewählten Zutaten & Zitate, basierend auf einer rudimentären 'In den Filmen machen die das immer so'-Genrekompetenz, sind in Joe Chappelle's Arbeit eindeutig die selben - wobei er vorallem auf JUMPSCARES zurückgreift.
Und ja, ich weiß, dass PHANTOMS auf einem Roman von Dean Koontz basiert, aber nach HIDEAWAY bin ich mir nicht mehr so sicher, ob es überhaupt möglich ist, irgendeines seiner Werke ordentlich umzusetzen (Ausnahme: DES TEUFELS SAAT) oder ob man sich als Regel bei der Adaption einfach stets für das unfähigste Team entscheidet.
Immerhin macht der Film ab der Hälfte dann einigen irrwitzigen Boden gut, lehnt sich an Genre-Lieblinge wie Carpenter's THING, Chuck Russell's BLOB, INDEPENDENCE DAY, BODY SNATCHERS, TERMINATOR oder auch eine beliebige Stephen-King-Template mit religiösen Anspielungen an. Furchterregend wird's dabei zu keinem Zeitpunkt, wie so oft bei einer DIMENSION FILMS-Produktion liegt das Augenmerk auf Spaß für die jugendliche Zielgruppe - und den liefert PHANTOMS durchaus, wenn auch ab und an unfreiwilligen (das CGI!).
Vom Unterhaltungsfaktor her bekommt man also durchaus beständig was geboten - die formale Gestaltung, allen voran was Glaubwürdigkeit und Schauspielerführung betrifft, lässt aber insgesamt ziemlich zu wünschen übrig, fährt gerade so einigermaßen zweckmäßig auf platten Reifen durch die endlose Straße des Horrorquatsches und findet seine finale Einfahrt zumindest auf einem recht niedlich-perfiden Schlussgag.
Baseball interessiert mich einen Scheißdreck und typische Underdog-Stories hat man schon zu genüge gesichtet.
Aber 'Moneyball' gestaltet seine fast schon dokumentarisch-methodisch dargelegte Mastermind-Geschichte so stilsicher, gediegen und taktisch-effizient (siehe auch den pragmatischen Soundtrack-Anteil zwischen Wehmut und cleverer Offenbarung), mit pointierten Einsätzen von natürlichem Witz und glaubwürdigen Darstellerleistungen, dass man die knapp 130 Minuten Laufzeit um den Triumph des Vertrauens mit durchgehender, cinephiler Hingabe genießen kann.
Dabei macht sich aber auch eine undramatische Kälte fortwährend bemerkbar, da eine Menge tiefgreifender Emotionen lediglich suggeriert wird und sich meistens im passiv-aggressiven Kaputtmachen von Büromaterial ausdrückt, während die verschiedenen Teamplayer nicht viel Raum zur Entwicklung bekommen, mehr als austauschbare Zahnräder im Gesamtkomplex zu sein. Das ist aber eigentlich nicht weiter schlimm, weil der Film ja ganz klar seinen narrativen Fokus darauf legt, dass Brad Pitt's Billy Beane es allen nochmal zeigen und sich beweisen kann.
Im Endeffekt lernt man dabei als erfahrener Zuschauer zwar nicht viel Neues hinzu, darf aber die wohl meisterlichste und bodenständigste Umsetzung des kinotauglichen Sujets erleben. Eben der altbekannte Aaron Sorkin-Deal, bei so einem Drehbuch. Aber erst in den letzten Momenten des Films, mit dem mahnenden Song seiner Tochter in den Ohren, erkennt Pitt dass er seine Zeit mit seinem Job lieber genießen soll, statt ihn allzu sehr zu verkopfen - das hätte der Film selber auch irgendwo gebraucht, finde ich.
Na wenn das mal nicht die erste, noch einigermaßen 'gemäßigte' Offenbarung des Festland-patriotischen Jackie's war (weil ja Chan's Botschaft im Film, laut dem Berlin-Premierenbeitrag auf der Blu, PEACE lauten soll): Soldatenehre, Visionen von blühenden Feldern und stolze Selbstopferung für die Heimaterde sowie die ehrwürdige Monarchie - naja, immerhin verpackt in ein kurzweiliges Martial-Arts-Abenteuer mit einer von '300' inspirierten Schlachteninszenierung und einem gut nachvollziehbaren Anteil an Pathos zum Finale hin. Ob da '1911 Revolution' & 'Chinese Zodiac' mit ihm aber noch erträglich sind, nachdem was man so mancherorts über die dort repräsentierte Ideologie hört, mag ich mir gar nicht so recht vorstellen. Mal schauen...
'So ein Sauwetter!'
Japanern sagt man nach (und lassen sich darin öfters in der Popkultur bestätigen), dass sie einerseits voller Scham mit ihrer Sexualität umgehen, diese aber dennoch in abstruseste, offenherzliche Bahnen leiten. Diese Mentalitäten treffen in A SNAKE OF JUNE aufeinander, um der verhalten-unsicheren Hauptprotagonistin Rinko, Mitarbeiterin einer Hilfs-Hotline, zu ihrer sexuellen Selbstfindung zu verhelfen, selbst mit durchaus perversen, psychopathischen Anleitungen eines mysteriösen Stalkers, dem sie zunächst widerwillig gegenübersteht, aber schließlich mit steigender Obsession folgeleistet.
Unterstützend für diesen Sinneswandel wirken auch die stetige, schwüle Feuchtigkeit ihrer bewachsenen Umgebung und der prasselnde, in Strömen fließende Regen, der die Grenzen zwischen Menschen und erdrückenden Stadtbeton aufweicht, die sehnsuchtsvollen Seelen preisgibt und mit seiner Transparenz beinahe metaphysisch zusammenführt. Dem Ehemann Rinko's hingegen wird vorgeführt, wie weit die Perversion inzwischen voangekommen ist, trifft sogar jenen Stalker, der selbst daran zu scheitern droht, seine Mission für Rinko allerdings nie aus den Augen verliert - in die sich ihr Ehemann sodann keinesfalls konfrontierend, sondern ebenso voyeuristisch hineinverliert.
Shinya Tsukamoto sucht nach einem Gleichgewicht der sexuellen Wahrnehmung in Japan's Gesellschaft, dass sich schließlich im ewigwährenden, hitzigen Regen findet, wo immer wieder neue Mutanten, Fetische und Auswüchse der Körperlichkeit im sozialen Gefüge heranwachsen. Sowie auch der Krebs in Rinko's Brust, gegen die der Ehemann allerdings offenbar nichts zu tun vermag, wodurch sich ihm der Stalker gewaltsam ins Gewissen redet. Er sieht es ein und so treffen sich seine und ihre Seele nochmals bzw. erstmals in seliger Harmonie, endlich ausserhalb des strömenden Regenfalls, ganz intim und voller Hingabe. Schöne Lösung, wie direkt von 'Shōnen Bat' herbeigeführt.
Pffft, Kunstbanausen, also ehrlich: lieber CANNONBALL als Boxen! R.I.P. Paul Bartel
Im Schatten der Vergangenheit bemüht sich die Gegenwart um eine gemächliche Zukunft, doch wie kann diese erreicht werden, wenn das Vergangene - das Werk vorheriger Generationen - jenes Gegenwärtige nochmals unterwandert und aufmischt, da sich die unausgesprochenen Geheimnisse wieder an die Luft wagen und entschlüsselt werden wollen? Denn das letzte Wort ist ganz bestimmt noch nicht gesprochen...und das ist auch gut so.
Eines ist auf jeden Fall sicher: diese investigativen Entschlüsselungen von Sheriff Sam Deeds werden endgültige Konsequenzen für jede mögliche Zukunft mit sich bringen - auch wenn sie nicht unbedingt jeder sehen wird - und schlußendlich die Gerechtigkeit walten lassen, für welche die götzenartige Sheriffslegende, sein Vater Buddy Deeds, im bewundernswerten wie im fragwürdigen Sinne, in der Grenzstadt Frontera stand. Unausweichlich müssen nämlich Grenzen überschritten werden - zur Brüderlichkeit, zum Herzen, vorallem zur Wahrheit.
Ein humanistisches Crime-Epos im interkulturellen Kosmos zwischen Mexico und Texas, dass die jeweiligen Generationen ineinanderfließen lässt, um das soziale Klima wieder ins Gleichgewicht zu bringen, wenn nötig auch mit einer beinahe katholischen Vergebung, in einer schon selbstgerechten, doch herzbetonten Cowboy-Mentalität. Mir scheint übrigens, 'PLACE BEYOND THE PINES' hat hiervon so einiges abgeguckt - ich kann's ihm nicht ganz verübeln, so ergreifend und dennoch bescheiden LONE STAR sich wie ein gut geöltes Uhrenwerk selbst löst.
Michael Mann, was für ein Talent. Aus so einer faktenbasierten und bodenständigen Geschichte, direkt aus den Schlagzeilen, fördert er das Maximum an empfindbarer Furcht hervor und versetzt selbst den unbeteiligsten Zuschauer in eine seelisch-einschlagende Krise. Hält zunächst einen Furchtlosen (Al Pacino) bereit, der dem unsicheren & furchtsamen Familienvater (Russell Crowe) Vertrauen zusichert und ihm hilft, die Wahrheit ans Licht zu bringen, um der Welt die Augen zu öffnen, trotz greulichster Todesdrohungen.
Doch selbst um den Furchtlosen herum versammelt sich soviel juristische Paranoia, dass die Augenöffnung verhindert wird. Und so erleben wir diesen Zusammenbruch an allen kämpfenden Beteiligten so hautnah mit, dass es uns selbst im Innersten erschüttert, auch wenn oder gerade weil Regisseur Mann dieses Mal vollkommen ohne intensive Waffengewalt gegen die menschliche Seele arbeitet (wie z.B. in dem vorangegangenen HEAT), hier vollends auf die inneren Konflikte, theoretischen Gefahren und persönlichen Opfer der allzu realen Figuren eingeht, die ihr Vertrauen in ihre Partner in fataler Gefahr sehen.
Aber wie in beinahe jedem Mann-Werk treten diese Menschen ans offene Meer, sozusagen an die faire Natur heran, um sich über ihr Gewissen klar zu werden und die rettende Insel zu sichten, nach ihr mit allen Kräften zu schwimmen. Und am Ende dieser Reise, infolge eines unterkühlten und bitter abweisenden Tribunal nach dem anderen, schenkt es ihnen durch harte Arbeit und dem letztendlich unerschütterlichen Vertrauen den glorreichen Wiederaufbau der Weltordnung und der Seele, die reinende und gerechte Erfüllung ihrer und somit auch unserer Wunschbilder.
Mann lehrt uns nochmals, in seiner packensten Form, dass nicht die Furcht, sondern nur die Wahrheit, der Ursprung und der Antrieb des menschlichen Gewissens, der ultimative Sieger sein kann - was sich bis zum heutigen Tage, in Zeiten von Snowden und dem immer tiefer gehenden NSA-Abhörskandal, noch immer bewährt hat...'Whistleblowing? Back in my day, we called that journalism!', besagt da ein gewisses Internet-Meme. THE INSIDER ist der filmgewordene Tribut an diesen Gedanken.
Rob Zombie entdeckt erstmals das Konzept der Kadrierung für sich (landet dabei irgendwo zwischen Stanley Kubrick & Ken Russell) und bleibt im Vergleich zu seinen vorherigen Werken mit diesem seinen klassischen Satanisten-Ulk überraschend bodenständig, bietet zudem eine einigermaßen unaufgeregte und auch ein Stück weit herzliche Charakterzeichnung für seine Hauptprotagonistin Heidi (Sheri Moon Zombie) und ihrem umliegenden Figurengefüge - schneidet seine gewünschte, subtile Gruselaura aber anfangs manchmal etwas kurz, um sich dem eher publikumswirksamen Jumpscares und Blutklatschern zu widmen.
Der Spannungsbogen bleibt sowieso recht gemäßigt und methodisch, um sodann ab und an einige garstige Visionen unter Aufsicht eines einfach zu entziffernden, Symmetrie-fixierten Symbolismus einzuschieben, der nur bedingt den eigentlichen Narrativ über die Auswirkungen und den Umgang mit Drogensucht als Subtext verschleiern kann. Dies nimmt allerdings teilweise dermaßen bizarre und eigensinnige Auswüchse an, dass sich allmählich eine schöne Chemie der Sympathie zwischen Zuschauer und 'Zombie' entwickelt, welcher durchweg echte Hingabe für sein Sujet vermitteln kann und zudem die gewitzt-perfide '3 Hexen'-Dynamik eines 'Die Hexen von Eastwick' wiederbelebt.
Erst recht schön wird es in der Eskalation des delirischen Satanswahns, der sich mehr wie eine körperlich-spirituelle Katharsis anfühlt, als die fucked-up Horrorshow, die er eigentlich darstellt. Echt süß, Rob, wie überraschend warm du deinen okkulten Surrealismus in die Welt gesetzt hast - gerne mehr davon!
Hat jemand dieses Ende des Films zufällig auf deutsch? http://www.youtube.com/watch?v=4ASrXm-PQFU - Soweit ich mitbekommen habe, war es in der Kinofassung noch enthalten, wurde aber später bei jeder Heimkinoauswertung weggelassen. Kann da jemand weiterhelfen?
Der berühmte Edward-Norton-Film! http://www.youtube.com/watch?v=L6gV2A_NkFw
Works with everything: http://www.youtube.com/watch?v=nVKmljtKmYQ
Das (vornehmlich Horror-betonte) Filmesichten an Halloween habe ich entgegen aller Erwartungen ausgesessen und stattdessen beinahe den ganzen Tag lang 'Mystical Ninja starring Goemon' auf dem N64 gespielt. Der internationale Kostümspuk war nun also vorbei, aber ich wollte dennoch ein bisschen nachholen - und so kam es, dass ich ganz unbedarft an 'HIDEAWAY' geriet...
Nach einer wirklich stimmungsvoll inszenierten und fotografierten Eröffnungssequenz (über die Gestaltung des Restfilms kann man durchaus streiten) wurde mir aber schlagartig klar, dass Brett 'Rasenmäher-Mann' Leonard hier am Ruder saß. Schließlich lässt er den Doppelmord/Selbstmord des Satanisten nicht nur geschehen, sondern begleitet dessen verdammte Seele ins effektreiche Jenseits mit CGI-Tunneln, wie direkt aus Leonard's vorherigen Virtual-Reality-Thrillern.
Jene Sequenz wird im Verlauf des Films sodann öfters variiert. Und auch wenn die eingebetteten Gesichter der reisenden Seelen allesamt zum Kichern anregen, interessierte mich diese bizarre und abstrakte Darstellung des Totenreiches am meisten am ganzen Film. Das restliche Geschehen, basierend auf einem Gruselroman von Dean R. Koontz (der immerhin noch die Vorlage für DES TEUFELS SAAT vorweisen kann), ist da weit weniger packend oder inspiriert - schmeißt im Verlauf immer mehr potenzielle Glaubwürdigkeit & Motivation ungeschickt und unfreiwillig komisch-unnatürlich aus dem Fenster, bis nichts mehr übrig ist.
Ein Glück also, dass sich tatsächlich Jeff Goldblum bekloppt-teilnahmslos durch die Hauptrolle langweilen und die ein oder andere, verwundert-doofe Fresse ziehen darf - was den Spezialitäten-Bonus des allmählich recht bissfreien und durchweg-dusseligen Films um einige Punkte nach oben drückt. Dazu gesellen sich dann auch noch einige recht schäbig gestaltete Club- und Mordszenen, die von der Beleuchtung & Wirkung her einem SEGA-CD-FMV ähneln (noch mehr Videospielreferenzen werde ich mir hier nicht erlauben, versprochen).
Aber hey, immerhin steigert sich 'DAS VERSTECKSPIEL' im Verlauf immer mehr in forciert-hingeschissene Dialoge, unfassbar plakativ-hölzerne Regie-'Einfälle' und irrsinnigste Wendungen, dass er zum unübersehbar-knalligen, durcheinandergewürfelten Quatsch mutiert (DAS FINALE!!!). Fast zeitgleich erschien übrigens Leonard's, in meinen Augen, bester Film 'VIRTUOSITY'. Dieser Streifen hier jedoch wird wohl eher ausschlaggebend dafür gewesen sein, dass er danach erstmal 10 Jahre lang keinen Spielfilm mehr in die Welt setzte. Nach dieser Pause förderte er aber auch u.a. 'HIGHLANDER - DIE QUELLE DER UNSTERBLICHKEIT' (2007) zu Tage, also bezweifle ich, dass er irgendetwas aus diesem Unding von Film hier gelernt hat. Heiliger Bim-Bam!
Brian Yuzna steht hier seinem Vorgänger stilistisch in fast nichts nach, folgt sogar beinahe den selben Plotbeats, denkt allerdings das perfide Experimentieren mit menschlicher Körperlich- & Sterblichkeit konsequent sowie schnörkellos weiter und ergänzt die morbide Schlachtpallette um einige effektive, scheußliche Dimensionen - trotz verhalten-dusseligen Score, welcher leider manchen Situationen die nötige Subtilität und Ernsthaftigkeit raubt, im Grunde allerdings bewusst dazu dient, den Schrecken etwas zu entwaffnen.
Der schwarze Humor ist ja tatsächlich noch immer grundlegend präsent, allerdings nehmen die versifften, grausamen Horror-Abstrusitäten amoralischer Forschungsrücksichtslosigkeit zusammen mit dem weitaus schäbigeren Ambiente und Figurengefüge, im Sinne von 'more bang for the buck', eine durchaus erdrückendere & nihilistischere Aura ein (man bemerke, wieviel skrupelloser West inzwischen geworden ist), die das Original noch nicht komplett ausspielte.
Jene Aura kommt auch davon, dass das unaufhaltbare Sterben hier allgegenwärtiger den Ton bestimmt, die neue Körperlichkeit im Vergleich zum ersten Teil noch weniger als potenziell-positive Lebensoption behandelt wird und somit die wissenschaftliche Verblendung eben als solche sofort von jeder Rationalität, meist lediglich anhand kritischer & effektiver Bilder, konsequent entkräftet wird. Ähnlich verhielt es sich auch später in Yuzna's durchgehend dystopischen Beitrag zur Zombie-Comedy-Reihe 'RETURN OF THE LIVING DEAD'.
Lediglich zum Ende hin steigert sich der Film hier wieder in eine Cartoonhaftigkeit hinein, die dem Witz des Originalfilms eher gerecht würden dürfte, im Gesamtkontext dieses Teils allerdings doch nicht ganz stimmig, eher entkräftend und ernüchternd wirkt - was aber nicht heißt, dass dieses Ende 'falsch' für die Story und die Charaktere wäre. Lediglich die Stimmung überschreitet hier ihre bis dahin ordentlich aufgebaute Glaubwürdigkeit, behandelt die dort stattfindende Entwicklung eher irrwitzig (Stichwort: Fledermaus-Kopf) und hätte stattdessen in eine weit tragischere Richtung schlagen müssen.
Dennoch eine durchaus gelungene und finstere Fortsetzung zum Stuart-Gordon-Genreliebling, die noch tiefer und kritischer in dessen ungeschönt-grässliche Ansätze des verzerrten Mad-Scientist-Ethos vordringt.
Leider ist der Film 'THE VISITOR' mit ihm von 1978, hier nicht in der Datenbank vertreten, auch wenn er schon seit jeher in Deutschland erhältlich ist.
Ich kann mich noch daran erinnern, dass er mir gefiel, aber umso mehr freue ich mich nun auf das HD-Remastering von unseren guten Freunden bei DRAFTHOUSE FILMS (die u.a. den tollen, deutschen 'TORE TANZT' in den USA in den Verleih bringt) - aus gegebenen Anlass hier ein Trailer, den sie von Jason Eisener für den Re-Release schneiden ließen:
http://badassdigest.com/2013/10/30/new-trailer-arrives-for-the-sci-fi-epic-1979-couldnt-handle/
Es fehlt hier auf moviepilot die Zusammenkunft 40 kontemporärer Filmemacher, 'Lumière et companie' von 1995, die in Tribut an das 100jährige Bestehen des Kinos der Gebrüder Lumière mehrere Kurzfilme auf dem alten Lumière-Kamerakasten Cinématographe drehten - mit ganz klaren Vorgaben: kein Film darf länger als 52 Sekunden dauern, kein direkt beim Dreh aufgenommer Ton darf verwendet werden, nicht mehr als 3 Takes.
Zwischendurch werden die Filmemacher von Projektleiterin Sarah Moon zu dem Vorhaben und ihrer Philosophie zum Kino befragt, Behind-the-Scenes-Material wird auch en masse beigefügt, um nochmals zu verdeutlichen, was hinter der Filmemacherei wie eh und je so alles steckt. Die Liste der Beteiligten ist dabei lang und bemerkenswert:
Merzak Allouache, Gabriel Axel, Vicente Aranda, Theo Angelopoulos, Bigas Luna, John Boorman, Youssef Chahine, Alain Corneau, Costa-Gavras, Raymond Depardon, Francis Girod, Peter Greenaway, Lasse Hallström, Michael Haneke, Hugh Hudson, Gaston Kaboré, Abbas Kiarostami, Cédric Klapisch, Andrei Konchalovsky, Patrice Leconte, Spike Lee, Claude Lelouch, David Lynch, Ismail Merchant, James Ivory, Claude Miller, Idrissa Ouedraogo, Arthur Penn, Lucian Pintilie, Jacques Rivette, Helma Sanders-Brahms, Jerry Schatzberg, Nadine Trintignant, Fernando Trueba, Liv Ullmann, Yoshishige Yoshida, Jaco Van Dormael, Régis Wargnier, Wim Wenders, Zhang Yimou
Die einzelnen Ergebnisse ihrer Leistungen hier jetzt zu beschreiben oder einzeln zu bewerten wäre hier zwecklos (weil sich sowieso alle von selbst erklären), viel wichtiger ist das Projekt an sich und wie diese Regisseure ihre persönlichen Stile & Visionen an diesen unsterblichen Aufnahmemodus anpassen, ihm dabei, sowie dem Kino und seiner innovativen Ursprünge an sich, mit voller Liebe & Hingabe ein ehrwürdiges Denkmal setzen - eine Zelebration des Triumphs der Fantasie und der Filmkunst.
9/10
Die Angst vor dem Militärfaschismus nach dem 1. Golfkrieg und dem eskalierenden Rassismus nach Rodney King - recht effektiv von Abel Ferrara umgesetzt, der den altbekannten Invasorenschrecken an den kleinsten, gemeinsamen Nenner des kleinstädtischen Amerikas versetzt und ihn in der organisierten Macht des stets allgegenwärtigen und nun bestialisch-um-sich-packenden Armeestützpunktes erblühen lässt.
Ein unterkühltes und bitteres Schreckensszenario durch und durch, noch immer einigermaßen 'close to home', gibt aber im Vergleich zu den Vorgängervefilmungen leider auch rein gar nichts Neues hinzu und bleibt inhaltlich wie auch gestalterisch etwas zu 'behutsam' (und in den letzten Minuten auch etwas zu peinlich platt), auch wenn der Score einige recht dramatische Höhen trifft - das Figurengefüge allerdings eher austauschbarer (tihihi) Natur ist.
P.S.: Wie konnte so ein komplett unfertiger Spezialeffekt in einem Mainstreamfilm unbeachtet unterkommen - vorallem auch noch im Finale (*SPOILER*)?
http://www7.pic-upload.de/30.10.13/kepvps6k2kw9.png
- der Junge hat auf einmal keinen Unterkörper mehr (ausser natürlich im nächsten Greenscreen-Shot, da ist er wieder da)!
Ich bin 25 Jahre alt und kann auf ein bisher einigermaßen bewegtes Leben zurückblicken - aber was die hier traumhaft-drollige Riefenstahl mit ihren damaligen 25 Jahren für den Film alles geleistet hat (Stichwort: Bergsteigen!), tja, da kann ich ehrlich gesagt nicht mithalten.
Sehnsucht und Bewunderung für dieses (hier noch) komplett unbedarfte und herzliche Landmädel treibt sodann Figuren & Handlung dieser aktions- und temporeichen Slapstick-Komödie aus der Stummfilmzeit hauptsächlich an - erst recht den kurbedürftigen Berliner Millionär Hans Schneeberger, der zu ihr in die Südtiroler Alpen zur Entspannung hingeschickt wird, dabei aber in irrwitzig-akrobatische Abenteuer gerät und sich durch ihre Rettung & ihrer Aura (berechtigterweise) hoffnungslos in sie verknallt.
Doch auch ihr Nachbar aus der Heimat, Luis Trenker, hat ein Auge auf sie geworfen - und so entbrennt ein erbitterter Zweikampf um das Herz der unschuldigen und doch neckischen Maid, bis in die stürmischen Tiefen des selig-flockigen Winters und dem obligatorischen 'großen Skirennen' hinein (das man zudem auch mit filmtechnischen Tricks gewinnen kann - grandioser Moment übrigens :D) - wobei der Berliner Diener Paul einige ausgefuchste, irrwitzige Erfindungen zur Unterstützung hervorzaubert.
Ein wirklich zuckersüßes, mit zahlreichen tollen Ideen & Spielereien gespicktes und hochamüsantes Lustspiel aus einer scheinbar weit, WEIT entfernten Galaxie der ulkigen Glückseligkeit.
Dank Blu-Ray-Sichtung push ich diese audiovisuelle Offenbarung, diese höchst packende, stilistisch ins Hirn einbohrende und sowieso psycho-investigative Reise ins Herz der Finsternis und verzehrender Begierden von einer 8 auf 8,5 - Mann, was für ein Meister!