EddieLomax - Kommentare

Alle Kommentare von EddieLomax

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    EddieLomax 27.08.2023, 22:38 Geändert 28.08.2023, 08:34

    NO SUDDEN MOVE von Steven Soderbergh ist ein exquisit gefilmter Gangster-Film mit großer Star-Besetzung bis in die kleinsten Nebenrollen. In den vergangenen dreißig Jahren kehrte der Regisseur immer wieder zum Film Noir zurück, so auch hier. Die vertrackte Story wird mit ruhiger Gangart zelebriert und dabei auf altmodische Weise mit modernsten Mitteln erzählt. Die von Soderbergh persönlich geführte Kamera wird wieder einmal zu einem wichtigen Teil des edel gefilmten Werkes, wobei interessante Perspektiven kunstvoll die Komplexität einer Geschichte unterstreichen, welche an die Kriminalromane von Richard Stark, Ross Thomas oder Elmore Leonard gemahnt. Die vielschichtigen Charaktere lassen keinerlei Identifikation zu und ein ums andere Mal überrascht der mit eiserner Konsequenz präsentierte, dialoglastige Krimi mit Wendungen, die völlig unvorhersehbar sind und ein hohes Maß an Aufmerksamkeit erfordern. Wer die nötige Geduld dafür aufbringt, wird reich belohnt.

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      THE KING AND FOUR QUEENS von Raoul Walsh ist der zweite von drei unterschiedlich gelagerten Western, die der King of Hollywood Clark Gable im Herbst seiner Karriere mit der Regie-Legende drehte. Mit Jo Van Fleet trifft Gable hier auf seine Meisterin, die mit ihren vier Schwiegertöchtern auf einem Goldschatz sitzt, dessen er habhaft werden möchte, wobei er all seine Verführungskünste aufwenden muss, was in schönen Screwball-Szenen aufgeht. Der schwungvolle, schwer unterhaltsame Schwank funktioniert immer noch prächtig, auch weil er der schmalen Geschichte nicht mehr Raum gibt, als unbedingt nötig.

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        PLAN A von Doron Paz und Yoav Paz erzählt von einem gerechten Kampf für ein falsches Ziel. Vor allem die erste Hälfte des Films ist bärenstark und man wähnt sich zunächst in 'INGLOURIOUS BASTERDS - Die wahre Geschichte', wenn eine Einheit jüdischer Soldaten für die britische Armee in den Nach-Krieg zieht, um Rache an ehemaligen SS-Funktionären zu nehmen. Die zweite Hälfte verläuft dann etwas weniger spektakulär als Thriller-Drama um eine frühere Widerstands-Gruppe, deren Ziel nichts weniger ist, als die deutsche Gesamtbevölkerung für den Mord an sechs Millionen Juden kollektiv zu bestrafen. Zusammengehalten wird der gelungene, auf Tatsachen beruhende Film durch die herausragende Leistung von August Diehl, der hier nach A HIDDEN LIFE einmal mehr seine internationale Klasse unter Beweis stellt.

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          THE PLUNDERERS von Joseph Pevney entstand im Fahrwasser von THE WILD ONE mit Marlon Brando und könnte deshalb auch als Halbstarken-Western bezeichnet werden. Es war der letzte von dreizehn Western in der viel zu kurzen Karriere des Jeff Chandler, in denen er, mit einer Ausnahme, immer eine Hauptrolle spielte. Wir erleben 36 Stunden in der Kleinstadt Trail City, die von vier jungen Wilden heimgesucht wird, bis ein kriegsverserter und traumatisierter Veteran dem Treiben ein Ende setzt. Als einziger Film, den der Routinier und Chandlers Stamm-Regisseur Pevney auch produzierte, besticht das Werk durch seine äußerst dichte Dramaturgie und inszenatorische Effizienz, weshalb der vergessene Film als kleines Meisterwerk gilt. Wer mit Jack Arnold's Klassiker NO NAME ON THE BULLET etwas anfangen konnte, wird auch hier seine Freude haben. 1967 drehte Larry Peerce mit THE INCIDENT ein modernes Remake.

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            HORS NORMES von Olivier Nakache und Eric Toledano ist ein Drama, in dem Sozialarbeitern als Alltags-Helden ein Denkmal gesetzt wird und dabei jenen eine Stimme gibt, die keine Lobby haben. Realistisch und berührend.

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              EddieLomax 23.08.2023, 21:12 Geändert 24.08.2023, 09:46

              HYPNOTIC von Robert Rodriguez ist, nach eigener Aussage, so etwas wie der Hitchcock-Film des Regisseurs, auch wenn der Vergleich etwas hinkt, denn der Zuschauer weiß kaum jemals mehr, als der Protagonist. Dennoch rutscht dieser in eine INCEPTION-meets-TOTAL-RECALL-Burrito-Style-Texicana, die teilweise in den bekannten Kulissen von Rodriguez' BATTLE ANGEL: ALITA stattfindet. Der Regie-Tausendsassa ist aber klug genug, um reichlich falsche Fährten zu legen in seinem manchmal ziemlich brachialen und dreckigen B-Movie-Mindfuck, der im Spätprogramm sicherlich am besten aufgehoben ist, auch wenn er hierzulande auf beschämend wenigen Leinwänden zu sehen ist. Etwas das klar der Tatsache geschuldet ist, dass der Kult-Regisseur hiermit in den Staaten eine handfeste Bruchlandung an der Kinokasse hingelegt hat. Das sollte den geneigten Filmliebhaber jedoch nicht abhalten.

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                über Notwehr

                MAN HUNT von John Woo ist ein launiger Action-Thriller voller Selbst-Zitate, den der Meister genauso auch in den 1990er Jahren hätte drehen können. Die beiden Hauptdarsteller machen einen guten Job und die Action stimmt, wenn auch die Handlung etwas verwirrend ist, was aber bei Woo noch nie eine übergeordnete Rolle gespielt hat. Der Spaß an der Sache steht im Vordergrund und ein Augenzwinkern ist ebenfalls stets dabei. Er kann's noch.

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                  EddieLomax 21.08.2023, 23:42 Geändert 22.08.2023, 18:14

                  BORN TO BE BLUE von Robert Budreau mit dem großartigen Ethan Hawke als Jazz-Legende Chet Baker trifft ziemlich oft den richtigen Ton und man muss konstatieren, der Titel ist Programm. Wie viele der neueren Musiker-Biopics hat auch dieser Film ein paar Probleme mit dem Flow und das Budget war ganz sicher nicht das höchste, aber dies spielt aufgrund der konzentrierten Umsetzung fast keine Rolle. Für Jazz-Fans ohnehin Pflicht, ist der Film insgesamt auch für interessierte Zuschauer recht zugänglich.

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                    DIE ZUKUNFT IST EIN EINSAMER ORT von Martin Hawie ist ein hochklassiges Thriller-Drama mit einem überragenden Lucas Gregorowicz in der Hauptrolle. Das deutsche Genre-Kino weiß doch immer wieder abseits des Mainstreams zu überzeugen. Der stilsicher inszenierte Knast-Noir entfaltet richtiggehend eine Sogwirkung mit seiner düsteren Atmosphäre und macht mit seiner dunklen Geschichte keine Gefangenen. Die tolle Besetzung sorgt für die nötige Erdung und stellt sich ganz in den Dienst der Sache. Im Rahmen der ZDF-Reihe 'Das kleine Fernsehspiel' wird die Kino-Produktion in der kommenden Woche im Nachtprogramm versendet, aber zum Glück gibt's ja die Mediathek.

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                      EddieLomax 20.08.2023, 21:56 Geändert 22.08.2023, 18:15

                      ALEKSANDR NEVSKIY von Sergej M. Eisenstein ist ein meisterhaft inszeniertes Epos und gleichzeitig pure antideutsche Propaganda. Wo in Hollywood zur selben Zeit vergleichsweise subtil gearbeitet wurde und die Haltung zumeist auf politischer Ebene thematisiert wurde, gibt es hier sehr klare Worte und eine überdeutliche Bildsprache. Wie so oft bei Eisenstein überstrahlt auch hier die technische Könnerschaft den Inhalt, zudem ist es sein zugänglichstes Werk mit seinem Spannungsaufbau und den überwältigenen Schlachtenpanoramen, all das im Zusammenspiel mit der nahezu perfekt abgestimmten orchestralen Untermalung.

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                      • EddieLomax 20.08.2023, 19:23 Geändert 20.08.2023, 19:24

                        Nach der Zweitsichtung des berüchtigten Propaganda-Films kann ich nur sagen, das er mich genauso zornig zurücklässt, wie nach dem ersten Mal. Das völlig enthemmte Gehetze und die durch und durch manipulative Machart, gerade wegen der handwerklichen Professionalität, beweisen mehr als deutlich wie gefährlich das Medium sein kann. Andererseits stellt sich mir die Frage, ob ein Verbot in diesem speziellen historischen Kontext noch zeitgemäß ist oder es womöglich doch besser wäre, das Werk im kontextuellen Darstellungsverhältnis zu Lehrzwecken zu nutzen, bzw. es als geschichtliches Negativbeispiel im Kunst- und/oder Geschichtsunterricht zu verwenden. Eine Wertung entfällt hier.

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                          RED RIVER von Richard Michaels ist ein anständiges Fernseh-Remake des gleichnamigen Western-Klassikers von Howard Hawks. Hier einen Direktvergleich zu ziehen, würde der Sache nicht gerecht werden, schließlich wussten die Macher des TV-Films hundertprozentig selbst, dass sie den berühmten Vorgänger weder erreichen, noch übertreffen würden, weshalb man wohl eher von einer nostalgischen Huldigung sprechen kann. John Wayne's langjähriger Buddy James Arness tritt hier in die Fußstapfen seines Freundes und Förderers, was ihm als verdientes Genre-Urgestein mühelos gelingt, während sein Widerpart vom vielbeschäftigten und damals sehr beliebten Bruce Boxleitner gegeben wird, der nicht nur einmal gemeinsam mit Arness vor der Kamera stand. Kleinere Auftritte gibt es von Western-Veteranen wie Guy Madison, Ty Hardin und L.Q. Jones. Für Genre-Fans ist das alles nicht so verkehrt.

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                            FREAKY DEAKY von Charles Matthau ist eine Literaturverfilmung nach einem Roman von Elmore Leonard, der leider die Leichtigkeit der Vorlage abgeht und das obwohl viele der coolen Dialoge eins zu eins übernommen wurden. Die Darsteller aus der zweiten Reihe bemühen sich redlich um eine gewisse Lockerheit rüber zu bringen, doch gelingen mag das nur dem stets unterschätzten Michael J. White. Dazu kommt, dass man zu keiner Zeit glauben kann, die Handlung spiele in den 70er Jahren, zu geleckt und verkleidet wirkt alles, nicht mal einen ordentlichen Soundtrack zur Untermalung gibt es. Für eine einmalige leichtgewichtige Unterhaltung gerade noch ausreichend, Dank Leonards Dialogen.

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                              PILLARS OF THE SKY von George Marshall ist ein handelsüblicher Kavallerie-Western alter Schule, sauber inszeniert und illuster besetzt mit jeder Menge Universal-Stamm-Personal, allen voran Jeff Chandler. Besonders kommt hier das Cinemascope-Format zur Geltung, in schönen Breitwand-Bildern mit satten Farben, welches sich gerade im actionreichen Mittelteil des Films vollständig entfaltet. An Original-Schauplätzen in der beeindruckenden Landschaft von Oregon gedreht, ist der Film in erster Linie optisch reizvoll. Mit THE GUNS OF FORT PETTICOAT drehte Marshall im Jahr darauf einen weiteren Armee-Western.

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                                EddieLomax 19.08.2023, 11:14 Geändert 19.08.2023, 16:33

                                A GATHERING OF OLD MEN von Volker Schlöndorff ist eine weitere gelungene Literaturverfilmung des Regisseurs, die für's Fernsehen gedreht, ihre Herkunft nie verleugnen kann. In der DDR lief das gute Stück im Kino, ob das in der Bundesrepublik ebenso war, entzieht sich meiner Kenntnis. Das schmucklose Drama besticht auch eher inhaltlich und man muss sich schon fragen, wieso ausgerechnet ein weißer, zudem deutscher Regisseur diesen interessanten Stoff umsetzte, wo sich doch gerade zur Entstehungszeit das NEW BLACK CINEMA im Aufstieg befand und in dieser Thematik eine großartige Vorlage gefunden hätte. Der Film ist angenehm unaufgeregt und herausragend besetzt, vor allem in den Rollen der Afro-Amerikaner und bietet mit Richard Widmark eine echte Hollywood-Legende auf. Visuell wäre mir eine hochwertigere Bildgestaltung aufgrund des attraktiven Drehorts on Location lieber gewesen und musikalisch war hier, wie an anderer Stelle in den Kommentaren bereits erwähnt, deutlich mehr drin. Nichtsdestotrotz ist es eine sehenswerte Rassismus-Studie.

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                                  EddieLomax 18.08.2023, 11:45 Geändert 19.08.2023, 11:16

                                  IVAN GROZNYJ II von Sergei M. Eisenstein funktioniert im Nachgang doch deutlich besser als der erste Teil, obwohl der Film insgesamt wohl schon als ein Werk betrachtet werden kann. Dennoch gab es wohl zwischen den Produktionen einen kriegsbedingten zeitlichen Abstand und Locationwechsel, zudem sorgte das Verbot durch Stalin für eine große zeitliche Verschiebung bis zur Veröffentlichung, weshalb gemeinhin von zwei Filmen gesprochen wird. Auffällig ist dabei in erster Linie der Perspektivwechsel, denn über lange Strecken des Films bekommen wir nicht mehr die Geschichte aus Sicht des Zaren präsentiert, sondern die der Kirche und seiner nächsten Untergebenen, die den Umsturz planen. Das sorgt für kritische Zwischentöne, welche im ersten Teil völlig absent waren und bietet, ohne jedoch jemals den Palast zu verlassen und das einfache Volk einzubeziehen, eine Hinterfragung nicht nur seines Standes, sondern sät Zweifel an der Tugendhaftigkeit einer solchen Staatsform und zeigt die Parallen zum damaligen System, wodurch das Verbot zumindest nachvollziehbar erscheint. Der geplante, nur in geringem Maße realisierte dritte Teil wäre dem Erkenntnisgewinn für komplette Werk sicherlich dienlich gewesen, etwas unfertig wirkt der vorliegende Abschluss durchaus.

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                                    EddieLomax 18.08.2023, 11:24 Geändert 19.08.2023, 11:17

                                    IVAN GROZNYJ I von Sergei M. Eisenstein ist in der Zweitsichtung nach ca. zwanzig Jahren ein hartes Brot. Zum einen fällt auf, dass der Regisseur entgegen früheren Werken inszenatorisch einiges an Innovation eingebüßt hat, so statisch und theatralisch das Werk daherkommt, zum anderen stößt das inhaltlich unreflektierte zur Schau stellen des naturgegebenen Anspruchs des Herrschenden, der stets im Recht ist und einzig in der Lage die richtigen Entscheidungen zum Wohl des Landes und seiner Bewohner zu treffen, in Zeiten des neu heraufbeschworenen Zarenreiches ziemlich sauer auf. Klar ist der Film ein Kind seiner Zeit, jedoch ist er auch, wie jeder Film von Eisenstein, ein propagandistisches Werk und muss somit auch als solches betrachtet werden, selbstverständlich unter Berücksichtigung seiner handwerklichen und formalen Herstellungsweise, in welcher sein künstlerischer Wert sichtbar wird. Sei es die unbestritten darstellerische Leistung, die sehr dem Theater (s.o.) verpflichtet ist, als auch die fantastische Untermalung von Prokofjef. Sehenswert bleibt das Mammutwerk allemal, für filmhistorisch Interessierte sowieso Pflicht.

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                                      1941: Der amerikanische Kriegsberichterstatter Mike Morrison (Robert Mitchum) kommt nach Griechenland. Kaum in der Hotel-Lobby angekommen, trifft er einen alten Bekannten, der ihm vom Tod eines Kollegen berichtet, ihn aber sogleich mit auf Tour durch die Nachtclubs nimmt. Später im Hotelzimmer wird er bei einem Bad von Dr. Stergion (Donald Wolfit) überrascht und ahnt noch nicht, das er nicht weiterhin unbehelligt und unbeteiligt über die Kriegsschauplätze berichten wird. Denn Stergion macht ihn unfreiwillig zum Spion. Zuerst indem er ihm von einer Liste mit sechzehn Nazi-Kollaborateuren erzählt, die ihrerseits als Doppelagenten für die Alliierten arbeiten, dann, indem er ihm diese Liste unterjubelt damit er sie nach England bringt. Als Morrison die Liste entdeckt, sucht er Stergion bei ihm zu Hause auf um ihm seinen Unwillen zu erklären, doch dieser ist längst einem Attentat zum Opfer gefallen und ehe er sich es versieht, sind auch ihm die Nazis bereits auf den Fersen. Unter Führung von Conrad Heisler (Stanley Baker) setzen sie alles daran Morrison's Abreise zu verhindern. Es kommt zum Schusswechsel. Morrison kann sich in einen Armee-Konvoi der Briten flüchten, der jedoch bombardiert wird. In einem Dorf im griechischen Bergland kommt er wieder zu sich. Alles was er noch besitzt ist die Liste. Die Dorf-Bevölkerung um Partisan Andreas (Kieron Moore) ist bereit ihm zu helfen, wenn er ihnen im Kampf gegen die Nazis hilft. Morrison erklärt sich bereit, hat er doch längst seine Distanz zum Krieg und den Schicksalen der Menschen verloren. Derweil beginnt Heisler auf seiner Suche nach Morrison systematisch Dorf für Dorf zu "säubern". Um an die Liste zu kommen ist ihm jedes Mittel recht.

                                      Es ist unter den gegebenen Bedingungen nicht leicht diesen Film, THE ANGRY HILLS von Robert Aldrich aus dem Jahr 1959, zu besprechen. Nachdem sowohl Robert Mitchum als auch Robert Aldrich in ihren Biografien von einem lausigen Film, den sie nur wegen des Geldes gemacht haben, sprechen und sich dessen nach eigenem bekunden schon während der Dreharbeiten bewusst waren, stellt sich die Frage ob das Werk überhaupt einen geschulten Blick wert ist. Eine Frage die sich klar mit Ja und Nein beantworten lässt. Denn allein die Beteiligung solch prominenten Personals vor und hinter der Kamera, neben Aldrich, Mitchum und Baker finden sich auch der Autor der Romanvorlage Leon Uris und Production-Designer Ken Adam, lässt den geneigten Cineasten aufmerksam werden. Viele gute Zutaten die der Film vereint. So startet das Werk stimmig und geradlinig mit Mitchums Ankunft, stellt kurz (fast) alle wichtigen Figuren vor und stellt geschickt die Prämisse klar. Spannung wird gut aufgebaut, die Figurenkonstellation, wie die Inszenierung der Schauplätze, das Spiel von Licht und Schatten, dass alles erinnert zunächst an einen klassischen Film Noir, dem Nicht-Genre in dem auch Aldrich große Spuren hinterlassen hat. Vor allem Stanley Baker weiß als intelligenter und ambivalenter Charakter zu überzeugen. Und Mitchum ist selbst wenn er keine Lust hatte eine Bank. Zudem gelingen Aldrich im weiteren Verlauf einige Szenen von erschreckender Intensität. Wenn die Nazis die Dorfbewohner zusammentreiben und wahllos ermorden wird die bittere Konsequenz der Situation zum Schockmoment. In derartigen Momenten sieht man Aldrichs ganze Meisterschaft eine solche Situation zu erfassen und mit größtmöglichem Realismus widerzuspiegeln. Wenn nur der gesamte Film so gelungen wäre wie diese Szenen.
                                      Leider ist das nicht der Fall. So wirkt die Geschichte doch reichlich zerfahren, führt ein ums andere Mal Figuren ein, die bedeutsam aufgeladen, bald wieder aus der Geschichte fallen, ohne große Erklärung. Wie eine Liebesgeschichte, die Mitchums Sinneswandel unterstreichen soll. Da werden familiäre Zusammenhänge behauptet und zur Rechtfertigung jeweiliger Motivationen bemüht, ohne ausformuliert zu werden. Einige Handlungssprünge kommen doch allzu spontan, ohne das sich groß mit Erläuterungen aufgehalten wird, wie beispielsweise der Szenen-Wechsel während der Flucht im Armee-Konvoi zum warmen Bett im Bergdorf. Dort taucht dann schon mal mir-nichts-dir-nichts ein britischer Soldat auf, der angeblich versprengt wurde, in Wahrheit aber ein deutscher Spion ist. Derartige Ungereimtheiten trüben den Filmgenuss dann doch beträchtlich. Zur Ehrenrettung soll gesagt sein, das laut IMDB ca. 20 Minuten Material auf dem Boden vom Schneideraum gelandet sein sollen, in denen möglicherweise erhellenderes zutage gebracht worden wäre. So bleibt ein leidlich spannender Kriegs-Thriller mit starkem Auftakt und guter Besetzung, der seine Möglichkeiten bei weitem nicht ausschöpft. Robert Mitchum drehte im Anschluss die Eigenproduktion THE WONDERFUL COUNTRY - HEIßE GRENZE und auch Robert Aldrich zog es erstmal wieder in den Wilden Westen mit THE LAST SUNSET - EL PERDIDO. In beiden Fällen sicher nicht die schlechteste Entscheidung. Leidlich spannender Kriegs-Thriller und weniger gelungenes Werk von zwei Hollywood-Größen, mit starkem Auftakt und guter Besetzung, der seine Möglichkeiten bei weitem nicht ausschöpft.

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                                        TEN SECONDS TO HELL von Robert Aldrich dreht sich in erster Linie um die Rivalität zweier Bombenentschärfer im Nachkriegs-Berlin, wobei die Rollen ungewöhnlich verteilt sind, wenn ausgerechnet Jeff Chandler den fiesen Zyniker gibt, während Jack Palance als moralisch aufrechter Empath glänzt. Aldrich wusste ganz genau was er an seinen Stars hatte und gibt beiden die Möglichkeit ihre Bandbreite zu zeigen, sodass trotz der vermeintlichen Klarheit in der Verteilung der Sympathien immer noch genügend Grauzonen auftauchen, in denen Ungewissheiten und Zweifel an der Motivation der Protagonisten gestreut werden, weshalb am Ende gar nichts mehr so klar ist, wie es zunächst schien. So wird aus dem anfänglichen auf Hochspannung getrimmten Psychoduell schlussendlich ein bitterer Kommentar zu einer kollabierten Nation am Scheideweg.

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                                          EddieLomax 15.08.2023, 21:18 Geändert 15.08.2023, 21:19

                                          THE GATEWAY von Michael Civetta ist eine Mischung aus Sozialdrama, Charakterstudie und Neo-Noir-Krimi, doch nichts davon so richtig. Nach BOARDWALK EMPIRE und weiteren starken Auftritten in größeren Nebenrollen (z.B. MISSION IMPOSSIBLE: DEAD RECKONING - PART ONE), wollte ich Shea Wigham mal in einer Hauptrolle sehen, aber leider gibt sie nicht allzuviel her. Die meiste Zeit läuft er durch die Gegend, um entweder als Sozialarbeiter Leuten zu helfen, oder sich zu betrinken. Der Krimi-Plot um Frank Grillo wirkt reichlich unmotiviert und es gibt ein paar kleine Szenen mit Bruce Dern, der Trompete spielen darf. Man wollte wohl mal wieder mehr, als letztendlich erreicht wurde. Allein die Befähigung der Hersteller des Indie-Films ließ offenbar nicht mehr zu. Schade drum.

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                                            Das Gipfeltreffen der beiden Kampfsport-Legenden Jackie Chan und Jet Li haben sich deren Fans sicher nicht in einem Kinderfilm Marke Disney vorgestellt, trotzdem ein leidlich vergnüglicher Spaß nach Schema F.

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                                                EddieLomax 13.08.2023, 11:20 Geändert 13.08.2023, 11:22
                                                über Valdez

                                                VALDEZ IS COMING von Edwin Sherin ist eine Western-Allegorie nach einem Roman von Elmore Leonard mit bitterem Witz über Rassismus, Gerechtigkeit und die Sinnlosigkeit von Gewalt, trotz ihrer Allgegenwärtigkeit. Burt Lancaster spielt seine Rolle mit demütigem Stoizismus in diesem zweiten von drei ähnlich gelagerten Western (LAWMAN, ULZANA'S RAID), die er unmittelbar nacheinander "zum Geld verdienen" (Zitat) drehte, die aber leider alle floppten. Ursprünglich war VALDEZ als vierte Zusammenarbeit mit Sydney Pollack geplant, der die Regie an Sherin abgab. Die deutsche Tonspur verfälscht den Ausgang des offen endenden Films, indem noch Schüsse über die Abspannmusik gelegt wurden, die es im Original, wie auch in der Romanvorlage nicht gibt.

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                                                  INSPECTOR CLOUSEAU von Bud Yorkin ist der dritte offizielle Teil der Slapstick-Reihe und präsentiert den einzigen Auftritt von Alan Arkin in der Titelrolle. Hat man erstmal geschluckt, dass man bei der Mirisch-Company nach dem vorübergehenden Ausstieg des Duos Blake Edwards/Peter Sellers der Meinung war, die Marke sei stark genug, um auch ohne die beiden zu funktionieren, wurde man schnell eines besseren belehrt. Denn weder weiß Yorkin allzuviel mit der Figur anzufangen, noch kann der Film für sich genommen überzeugen. Einzig Arkin beweißt, dass er alles spielen kann, unabhängig vom Sujet und sorgt so für einigen Unterhaltungswert in einem Film, den es in dieser Form überhaupt nicht hätte geben dürfen, da er so offensichtlich am Publikum vorbei produziert wurde und seine Existenz nur der Jagd nach dem schnöden Mammon verdankt.

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                                                    Können Roboter menschliche Gefühle entwickeln? Der Versicherungsdetektiv Jacq ermittelt in mehreren Zwischenfällen mit eigentlich ungefährlichen Haushaltsrobotern und kommt nach einigen Todesfällen einer Verschwörung auf die Spur.
                                                    Das spanische Science-Fiction-Drama startet stark und wandelt zunächst gekonnt auf den Spuren von I ROBOT, mit düstererem Touch und dreckigerem Look, verliert jedoch auf halber Strecke zugunsten einer konventionelleren Dramaturgie einiges an Boden. Dennoch sehenswert.

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