EddieLomax - Kommentare
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Alle Kommentare von EddieLomax
Kirk Douglas brilliert in seinem ersten Western als warmherziger Marshal in diesem wenig gezeigten Klassiker von Raoul Walsh, der in einer Reihe mit dessen Großtaten PURSUED (Verfolgt, 1947) und COLORADO TERRITORY (Vogelfrei, 1949) genannt werden kann.
SEA DEVILS von Raoul Walsh basiert lose auf einem Roman von Victor Hugo, lässt aber, wie zu jener Zeit üblich, jegliche Sensibilität gegenüber der Vorlage vermissen, zugunsten klassischen Kintopps, was sich schon an der Personalie des Regisseurs zu erkennen gibt, der in jenen Jahren noch so einige Swashbuckler vom Stapel laufen ließ. Mit seinen Stars Yvonne De Carlo und Rock Hudson, der hier mal unrasiert ist und verwegen aussehen darf, hatte er ein eingespieltes Team zur Verfügung. Von den Meisterwerken des legendären Hollywood-Haudegens Walsh ist SEA DEVILS zwar weit entfernt, aber Borden Chase' Drehbuch bietet flottes Abenteuer-Handwerk für 90 Minuten Kurzweil.
BLACKLIGHT von Mark Williams ist ein steriler Hochglanz-Action-Thriller mit dem Charles Bronson unserer Tage Liam Neeson, der hier zum vierten Mal in seiner langen Karriere mit Buddy Aidan Quinn an seiner Seite zu sehen ist. Die gemeinsamen Szenen der verdienten Akteure sind dann auch das beste an diesem ziemlich gewöhnlichen Reißer, der die meiste Zeit damit beschäftigt ist so viele Haken wie möglich zu schlagen um genau davon abzulenken. Unterhaltsam ist das jedoch allemal.
Todsterbenskranker Ex-Agent muss in Paris noch mal ran und nebenbei seine Familienprobleme regeln. Überaus unterhaltsame, wenn auch manchmal etwas alberne Agenten-Kapriole, getragen von Kevin Costner's coolem Understatement.
Texas im November 1963: Es ist das Wochenende an dem John F. Kennedy in Dallas erwartet wird. Butch Haynes (Kevin Costner) bricht gemeinsam mit einem Komplizen aus dem Gefängnis in Huntsville aus. In einer Siedlung wollen sie sich ein Auto besorgen. Der Komplize dringt lieber in ein Haus ein und bedroht die darin lebende Familie. Ein Nachbar bekommt das mit und ruft die Polizei. Butch schnappt sich den kleinen Sohn der Frau als Geisel und flieht, den Partner im Schlepptau. Der Texas Ranger Red Garnett (Clint Eastwood) hat gerade Besuch von der Kriminologin Sally Gerber (Laura Dern) sowie einem weiteren Agenten, als die Nachricht von der Flucht hereinkommt. In einem, zu Ehren des Besuchs des Präsidenten geschmückten Festwagen machen sie sich an die Verfolgung des Verbrecher-Duos. Während dessen kommt es zu einer heftigen Auseinandersetzung zwischen den Flüchtigen, welche nur einer der beiden Sträflinge überlebt. Butch und der kleine Junge, Phillip (T.J. Lowther) ist sein Name, fahren nun zu zweit weiter und beginnen langsam Freundschaft zu schließen. Denn Phillip hat keinen Vater und lebte bisher nur bei seiner streng religiösen Mutter. Er ist fasziniert von diesem einnehmenden Mann, der gar nicht so böse zu sein scheint und ihm erzählt, dass sein Ziel Alaska ist. Außerdem erlaubt er ihm all jene Dinge, die ihm seine Mutter immer verboten hat. Obwohl ihre gemeinsame Reise nicht lange dauert, erlebt Phillip ein Abenteuer, dass er nie wieder vergisst. Red Garnett und seine Crew kommen ihnen unterdessen immer näher. Und auch sonst häufen sich für Butch die Probleme, unter anderem weil ihm häufig sein Temperament in die Quere kommt.
Ein Jahr nach seinem Oscar-Erfolg UNFORGIVEN (1992) erzählt Clint Eastwood eine leise Geschichte über eine Freundschaft im Schatten von Dallas. PERFECT WORLD - Eine perfekte Welt, ist natürlich ein Wunschtraum. Oder die Vergangenheit, wenn man so will. Denn nach dem Attentat von Dallas hatte Amerika seine Unschuld endgültig verloren. Nicht nur, dass sich Verstrickungen von Politik und Geheimdiensten in dem Anschlag verdeutlichten, auch der Vietnamkrieg stand vor der Tür. Ein jahrzehntelange Misere sollte folgen, die USA ihre weiße Weste nachhaltig beschmutzen, der amerikanische Traum zerplatzen. PERFECT WORLD stellt auch eine erste Weiterführung von Clint Eastwood's Weg zu einem der bedeutendsten amerikanischen Regisseure unserer Zeit zu werden dar. Er entwickelt sein sensibles Erzählkonzept, dass sich bei UNFORGIVEN bewährt hatte weiter und nimmt bereits viel von späteren Werken wie MILLION DOLLAR BABY vorweg. Mit seinem Hauptdarsteller Kevin Costner, in damals ungewohnter Verbrecher-Rolle, fand er die ideale Besetzung für die ambivalente Rolle eines Verbrechers aus Not der zum Vater auf Zeit wird. Costner verleiht seinem Charakter den nötigen Tiefgang und meistert auch psychologisch schwierige Szenen mit Bravour. Sein Partner, der kleine T.J. Lowther, wird von seinem Regisseur ungewöhnlich zurückhaltend eingesetzt, so dass er nie in Gefahr läuft unglaubwürdig zu werden. Ein schüchterner Junge eben, der zum ersten Mal die Welt entdeckt. Der große Clint überlässt in seinen eigenen Szenen nichts dem Zufall, wirkt zuweilen wie eine gealterte Version seines Coogan (COOGAN´S BLUFF, Don Siegel 1968) und wird von einer smarten Laura Dern auf Augenhöhe unterstützt. Hier nutzt er die Möglichkeit sanfte Kritik am damals noch traditionell patriarchalischen Beamten-Modell zu üben. Ein Modell welches ebenfalls bald massive Umbrüche erleben sollte. Es ist ein Film über den kurzen Moment der Stille, bevor Amerika endgültig erwachsen werden und aus seinen Fehlern lernen musste. Für Leute wie Butch, aber auch solche wie Red, war danach kein Platz mehr.
RUMBA LA VIE von und mit Franck Dubosc ist eine erfrischend bodenständige Komödie um einen Mittfünfziger, der nach einem Herzinfarkt versucht, sich seiner Tochter anzunähern, die er einst verließ. Dazu muss der überzeugte Macho viele seiner Vorurteile überwinden. 15 Jahre nach dem überaus lustigen Komödienhit DISCO schwingt der in Frankreich sehr populäre Franck Dubosc wieder das Tanzbein, nur dieses mal nach eigenem Drehbuch und unter eigener Regie. Dabei gibt er als Hauptdarsteller eine überzeugende Vorstellung als der an seinen Lebenslügen scheiternde Tony. Um ihn herum agiert ein äußerst spielfreudiges Ensemble und die nicht immer den einfachsten Weg einschlagende Geschichte vermag sogar anrührende Momente zu produzieren. Gelungen!
A HIDDEN LIFE von Terrence Malick ist der Versuch die Schrecken der NS-Zeit über das Dilemma des Einzelnen begreifbar zu machen und daneben eine Antwort auf die ewige Frage: 'Wie hätte ich mich verhalten?', zu ergründen. Dabei schildert er die Mühsal des Lebens ebenso detailliert, wie die des Geistes und findet so, nach drei eher unbedeutenden Werken, zu alter Stärke zurück, was sicherlich dem Thema geschuldet sein dürfte. Die für den Regie-Künstler typische konzeptionelle Machart erfordert allerdings einmal mehr einiges an Geduld, höchste Aufmerksamkeit und den Willen, sich darauf einzulassen. Wer dies aufzubringen bereit ist, wird reich belohnt. Allein die Leistung von August Diehl ist die Sichtung schon wert und auch sonst ist der Film wieder, ebenfalls typisch für Malick, erlesenst besetzt.
NEWS OF THE WORLD von Paul Greengrass ist ein zunächst klassisch anmutendes Western-Drama, welches seine kleine Geschichte in große Bilder zu kleiden vermag. Deutet sich zunächst eine historische Variante von Kevin Costner's gelungenem Science-Fiction-Western POSTMAN an, der wie NOTW eine Reiseerzählung ist, werden wir bald eines besseren belehrt, da sich der sentimentale Stoff bald in eine etwas andere Richtung entwickelt und dabei auch völlig andere Schwerpunkte setzt. Es ist daneben ein typischer Tom-Hanks-Film, in dem der Superstar seiner langen Reihe erinnerungswürdiger Rollen eine weitere hinzufügen kann, zudem erstmals eine in diesem Genre. Leider gibt es auch ein paar Schwachpunkte zu bemängeln, welche vor allem die zu oberflächliche Ausarbeitung der Charaktere angehen, worunter vor allem Helena Zengels Figur leidet, die nicht nur inhaltlich zu kurz kommt. Hier wäre deutlich mehr drin gewesen. Einige Genre-Standards werden pflichtschuldig und wenig überraschend abgearbeitet, sind jedoch allesamt überzeugend gestaltet und sorgen für etwas Spannung in einem über weite Strecken ruhig gehaltenem Film. Mit etwas weniger familienfreundlichem Appeal und einer stärkeren Konzentration auf die abgründigen Seiten des bemüht realistisch gehaltenem Sujet, hätte NOTW durchaus emotional packender sein können. Es bleibt dennoch einer der sehenswerteren Beiträge zum ältesten Genre der Filmgeschichte neueren Datums.
Nicht besonders einfallsreiche dreckige kleine Low-Budget-Kreuzung aus THE ROAD und 28 DAYS LATER, nur mit Vampiren. Mit ruhiger Hand und Gespür für Atmosphäre inszeniert.
Der tiefreligiöse Familienvater Frank Parker (Bill Sage) lebt mit seiner Frau, den zwei Töchtern und einem kleinen Sohn nach strengen traditionellen Grundsätzen. Als die Frau eines Tages verunglückt, bricht eine lange gehegtes Familiengeheimnis auf und ruft den Gerichtsmediziner Doc Barrow (Michael Parks) auf den Plan, dem langsam dämmert, dass mit dieser Familie irgendetwas nicht stimmt. Das US-Remake eines mexikanischen Low-Budget-Streifens ist ein ausgezeichneter Indie-Grusler der eigene Wege geht und mit beklemmender Atmosphäre und einem schockierenden Finale punkten kann.
„In jener Nacht hörte Ann das Geräusch als erste.“ Sie weckt ihren Mann, fragt ihn, ob er es auch gehört hat. Hat er nicht. Dann gibt es wieder ein Geräusch. Richard Dane (Michael C. Hall) holt seine Waffe aus dem Schrank und geht nach unten. Nachsehen. Im Wohnzimmer sieht er einen Mann. Vermummt. Der Mann richtet eine Taschenlampe auf ihn. Richard weicht zurück, stolpert. Dabei löst sich ein Schuss. Der Einbrecher wird tödlich am Kopf getroffen, bricht zusammen. Die Polizei ermittelt die Identität des Toten. Es handelt sich um den gesuchten Verbrecher Freddy. So weit, so gut. Kein Verlust. Richard wird fortan als Held gefeiert, fühlt sich aber nur dreckig. Als der Erschossene beigesetzt werden soll, will Richard dabei sein um mit der Sache abschließen zu können. Da tritt ein grobschlächtig wirkender alter Mann (Sam Shepard) an ihn heran. Er heißt Russell und klärt ihn darüber auf, der Vater des von Richard Getöteten zu sein und sich dafür an ihm rächen zu wollen, Dane habe schließlich ebenfalls einen Sohn und soll nun spüren wie das ist. Richard bekommt es mit der Angst zu tun. Die Polizei erweist sich als ebenso hilflos wie er. Spätestens als der Alte in seinem Haus auftaucht und seine Familie in Gefahr ist, wird Richard aktiv. Zufällig stößt er auf eine Information, die plötzlich alles in einem anderen Licht erscheinen lässt.
„Kalt brennt die Sonne über Texas“ hieß die Vorlage der ersten richtigen (und überfälligen) Verfilmung eines Romanes von Joe R. Lansdale, als sie in den neunziger Jahren im Rowohlt-Verlag erschien. Als „Die Kälte im Juli“ gab es eine Neuauflage bei Heyne. Eine filmische Adaption war lange geplant, John Irvin (Hamburger Hill, 1987) mühte sich mehrere Jahre daran ab, bis die Rechte bei Indie-Regisseur Jim Mickle landeten, der wiederum sieben Jahre brauchte, um Geldgeber zu finden, die sein Traumprojekt finanzieren würden. Der Festival-Erfolg seines Vorgänger-Filmes WE ARE WHAT WE ARE (2013) sorgte für grünes Licht und COLD IN JULY konnte vor die Linse gehen. Die Besetzung von Michael C. „Dexter“ Hall, Sam Shepard und Don Johnson, der die in Lansdale's Romanen wiederkehrende Figur des Privat-Detektives und ehemaligen Texas Rangers Jim Bob Luke verkörpert, könnte nicht besser sein. Hall profitiert von seinem Image als Normalo, der in extremen Situation zu extremen Reaktionen fähig ist, die beiden Altgedienten Haudegen umweht ohnehin der Hauch ikonischer Frontier-Vergangenheit. Sie wirken wie die gebrochenen Helden aus einem Film von Sam Peckinpah, bereit für einen letzten Ritt in den Tod. Jim Mickle gelingt etwas sehr seltenes. Viele Filme heutzutage, deren retrospektiver Achtziger-Jahre-Bezug eigentlich immer gestellt erscheint, versuchen auf anbiedernde Art, ähnlich wie in der Popmusik, Versatzstücke des damaligen Zeitgeistes zu reproduzieren um auf mehr oder weniger ironische Weise vermeintlich gemeinsames Erinnern zu kommerzialisieren. COLD IN JULY hingegen wirkt, als sei er tatsächlich in den Achtzigern entstanden. Als sei er eine dieser Low-Budget-Produktionen, die bei uns direkt im Videotheken-Regal gelandet sind, um vornehmlich bei nächtlichen Film-Marathons goutiert zu werden, immer und immer wieder. Der Film strahlt eine kalte Härte und Aggressivität aus und ist abgesehen von zynisch herausgequetschten Kommentaren Jim Bob Luke's bar jeglicher Ironie. Er steht im Geiste des suggestiven Terrorkinos eines John Carpenter oder David Cronenberg jener Jahre, sein Soundtrack ist wie bei Filmen von ersterem ganz auf unterschwellige Spannung ausgerichtet, ohne die Szenen zu dominieren. In seiner Gesamtheit packt einen Lansdale's mörderische Geschichte am Genick und zieht einen unaufhörlich mit nach unten. Sich dagegen zu wehren ist zwecklos. Das einzige was hilft ist den Film gleich nochmal anzusehen. Jim Mickle's finstere Texas-Moritat nach einem Roman von Joe R. Lansdale mit grandios grimmigem Hauptdarsteller-Trio, erinnert in ihren besten Momenten an die atmosphärisch düsteren Klassiker des Achtziger-Jahre-Kult-Regisseurs John Carpenter. Unbedingt Nachts ansehen!
THE FLASH von Andy Muschietti ist eine tiefe Verbeugung vor allen bisherigen Verfilmungen der DC-Comics und damit auch ihre ultimative Huldigung. Einerseits gelingt der Spagat einer Origin-Story gepaart mit der sinnvollen Beendigung des Snyder-Verse, womit an dieser Stelle auch Schluss sein sollte und andererseits der unerwartete und dankbare Abschluss für Michael Keatons Batman-Trilogie, welcher zwar spät, aber besser als nie kommt. Womit der Film auch der perfekte und liebevollste Fan-Service der Comic-Film-Geschichte sein dürfte. Das schwer unterhaltsame Zeitreise-Abenteuer besitzt alle Tugenden des DCU und nur wenige seiner Schwächen.
Johnny Depp plus Alkohol plus Karibik plus Hunter S. Thompson - soweit alles beim alten. Etwas ziellos, aber lustig und gut besetzt.
WITHNAIL & I von Bruce Robinson, der auch das Drehbuch schrieb, ist eine autobiographische Tragikomödie wurde von George Harrison produziert. Zwei arbeitslose junge Schauspieler fahren im Jahr 1969 für ein Wochenende raus aufs Land, um mal den Kopf frei zu kriegen. Da sie dabei allerdings ebenso viel Alkohol und Drogen konsumieren, wie zu Hause, wird nicht viel daraus. Ein britischer Kultfilm - Sozialstudie, Kifferkomödie und Generationenportrait in einem. Vielschichtig und bewegend, voller toller Dialoge und skurriler Szenen. Unvergesslich! Gibt's in der kommenden Nacht erstmals im Free-TV auf arte. (Tipp!)
HOMBRE von Martin Ritt hält sich fast sklavisch an die schmale Vorlage von Elmore Leonard, setzt die richtigen Aktzente und bleibt gänzlich hochkonzentriert in seiner erzählerischen Dichte. Hier lässt sich nicht nur der offensichtliche Bezug zu John Ford's Werk ausmachen, auch die reduzierten Filme des RanOwn-Zyklus von Budd Boetticher hat Ritt verinnerlicht. Sieht man STAGECOACH als Initialzündung des Genres im Jahr 1939, so kann HOMBRE als sein Endpunkt, zumindest der klassischen Phase betrachtet werden, weil er in seiner Variation nicht nur die Geschichte komplett auf den Kopf stellt, sondern auch die Figurenkonstellationen Ford's ad absurdum führt, denn so etwas wie Gemeinsinn und Empathie gibt es hier nicht mehr. Der Anti-Held handelt nur, wenn er dazu gezwungen ist und behält die gesamte Zeit seinen Außenseiter-Status, den er als indianisch sozialisierter Mensch (= Hombre) bewusst behält, während sich alle anderen, die sogenannten zivilierten Menschen, beinahe ausschließlich asozial verhalten.
RED RIVER von Howard Hawks gilt als einer der Höhepunkte des Genres und kann als der MOBY DICK unter den Western der klassischen Ära bezeichnet werden. John Wayne konnte sich als Charakterdarsteller etablieren, während Montgomery Clift als früher Method Actor das Spiel auf ein neues Niveau hebt, an dem sich später Brando, Dean und Newman orientieren sollten. Einzig das sprunghafte Finale mit dem inkonsequenten Ausgang vermag den überragenden Gesamteindruck zu trüben.
Matt (Ryan Reynolds) sitzt seit einem Jahr in Kapstadt in einem so genannten Safe House und langweilt sich zu Tode. Denn wenn irgendwo etwas passiert, dann jedenfalls nicht hier. Er wäre auch viel lieber mit seiner Freundin in Paris. Die gemeinsame Zukunft ist fest geplant. Natürlich weiß sie nicht, das er für die CIA arbeitet. Aber bis jetzt hat sie seinen Lügen immer geglaubt und er sieht auch keinen Grund, daran etwas zu ändern. Er braucht für die Versetzung nur noch das Wohlwollen seines Vorgesetzten (Brendan Gleeson), der ihn seit Monaten hinhält. Bis eines Abends, Matt vertreibt sich die Zeit damit einen Tennisball gegen die Wand zu werfen, ein Anruf eingeht der einen späten Hausgast ankündigt. Mit der Langeweile ist es ab sofort vorbei. Denn der Neuankömmling ist niemand geringeres als der legendäre abtrünnige CIA-Agent Tobin Frost (Denzel Washington) und die Männer, die ihn bringen (u.a. Robert Patrick) wollen um jeden Preis herausfinden, was Frost in Kapstadt vorhatte. Dafür ist ihnen jedes Mittel recht. Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Das Safe House wird von einem Rollkommando angegriffen. Bald darauf sind alle Außendienstler tot und Matt findet sich gemeinsam mit Frost auf der Flucht wieder. Den Nachtdienst hatte er sich jedenfalls anders vorgestellt. Und auch Frosts Verhalten wirft in dem jungen Agenten zusehends mehr Fragen auf. Fragen, deren Antworten Frost zwar weiß, die er aber für sich behält. Denn zuerst einmal will der vermeintliche Verräter herausfinden wie es mit Matt's Integrität steht und vor allem, wo seine Loyalitäten liegen. Viel Zeit einander kennen zu lernen bleibt ihnen nicht. Denn sowohl die Killertruppe als auch die CIA sind ihnen dicht auf den Fersen.
Nach UNSTOPPABLE (2010), seiner letzten Zusammenarbeit mit Regisseur Tony Scott, machte Superstar Denzel Washington ein Jahr Pause, um sich im Frühjahr 2012 mit SAFE HOUSE von Daniel Espinosa auf der großen Leinwand zurückzumelden. Ein bisschen Wehmut empfindet man schon, wenn man diesen Film sieht. Denn Tony Scott ist tot. Er sprang am 19. August 2012 von einer Brücke in den Freitod. Warum Wehmut? Nun, weil dieser Film aussieht als wäre er von Tony Scott und Denzel Washington spielt nun mal die Hauptrolle. Es gibt eine clevere vertrackte Handlung, die sicher das Rad nicht neu erfindet, aber angenehm spannend und grimmig erzählt ist. Die Produktion befindet sich auf technisch höchstem Niveau. Es gibt viele schnelle Schnitte und verwackelte, aber nicht unübersichtliche Actionszenen, die echt dynamisch und mit einigem Rumms daher kommen und zudem mit einem gewissen Härtegrad punkten können. Ganz so wie in den besten Zeiten von Tony Scott. Das die Story mal nicht in den USA oder Europa, sondern in Südafrika angesiedelt ist, tut dem Film richtig gut und bietet daher so manchen unverbrauchten Schauplatz. Die Besetzungsliste der Nebendarsteller liest sich wie ein Who is Who von Hollywoods Supporting-Prominenz. Zu sehen sind unter anderem Sam Shepard, Rubén Blades, Liam Cunningham und Vera Farmiga. Auch darin ähnelt der Film Scott's Produktionen. Zwar sind Denzel Washington und Ryan Reynolds nicht das erste prominente Gespann welches in Südafrika auf der Flucht ist, man denke an DIE WILBY-VERSCHWÖRUNG von Ralph Nelson mit Sidney Poitier und Michael Caine, doch bildet die Story-Prämisse mal eine interessante Abwechslung zum üblichen Agenten-Thriller Einheits-Brei. Zwar schießt das Ende meiner Meinung nach ein bisschen übers Ziel hinaus, weniger wäre hier mehr gewesen, haben wir es dennoch mit mehr als solider Action-Kost zu tun, die auch gerne mehrmals goutiert werden kann und darf. Der Punktabzug geht ein wenig fehlender Originalität zu Lasten. Aber es muss ja nicht immer Champagner sein, manchmal tut es auch ein Glas südafrikanischer Rotwein.
1916: Während der Mexiko-Offensive der US-Kavallerie gegen Pancho Villa, wird Major Thomas Thorn (Gary Cooper) als Belobigungs-Offizier abgestellt. Er soll den Kampfverlauf beobachten und dokumentieren, welche Männer sich im Gefecht besonders auszeichnen. Ihnen soll dann umgehend die Tapferkeits-Medaille des amerikanischen Kongresses verliehen werden. Hintergrund der Aktion ist die simple Tatsache, dass die US-Regierung bald vorhat in den Ersten Weltkrieg einzusteigen und dafür braucht sie neue Helden. Männer, die kommenden Rekruten als Vorbild dienen sollen. Thorn erfüllt seine Aufgabe pragmatisch und pflichtbewusst, fünf Männer beweisen Todesmut im Kampf, fallen ihm auf. Es handelt sich um Sgt. John Chawk (Van Heflin), Lt. William Fowler (Tab Hunter), Cpl. Milo Trubee (Richard Conte) und zwei weitere Männer. Nach Eroberung einer von Villa's Soldaten belagerten Hacienda, erhält Thorn nach einer kurzen Auseinandersetzung mit seinem Vorgesetzten Col. Rogers (Robert Keith) den Auftrag die fünf neuen Helden nach Cordura zu geleiten, um diese aus weiteren Kampfhandlungen herauszuhalten und auf die Auszeichnung vorzubereiten. Des weiteren soll er auch die Hacienda-Besitzern Adelaide Geary (Rita Hayworth) als Gefangene wegen Kollaboration mit dem Feind mitnehmen, damit sie vor Gericht gestellt werden kann. Der lange Marsch durch das Ödland birgt reichlich Gefahren durch Pancho Villa's versprengte Truppen, wenig Möglichkeiten an Wasser oder Nahrung zu kommen. Doch auch die sieben höchst unterschiedlichen Charaktere der Reisenden kollidieren bald. Thorn, der herausfinden will was es mit dem Mut und der Tapferkeit jedes einzelnen auf sich hat, sieht sich bald mit massiven Problemen konfrontiert. Denn auch er hat eine Geschichte die er lieber geheim gehalten hätte. Den neuen Posten des Personaloffiziers bekam er nämlich nicht als Auszeichnung, sondern er wurde degradiert wegen Feigheit vor dem Feind. Adelaide Geary erweist sich mit ihrer selbstbewussten Art ebenfalls schnell als Hindernis. Thorn muss über sich selbst hinauswachsen um sein Ansehen wieder herzustellen.
THEY CAME TO CORDURA war nicht nur Gary Coopers letzter Western, sondern auch eine Herzensangelegenheit. Wie Rene Jordan in seiner Cooper-Biographie schrieb, sah der Hollywood-Star in der Figur des Major Thorn die perfekte Möglichkeit ein Gegenmodell zu einer seiner berühmtesten Rollen als heldenmütiger SERGEANT YORK (Howard Hawks, 1941), für die er den Oscar erhielt, zu schaffen. Er wollte damit in seiner Karriere einen Kreis schließen, versuchen einen würdigen Abschluss zu finden. Bereits schwer an Krebs erkrankt rieten ihm seine Ärzte von jeglichen Engagements ab. Aber Coop, der Stoiker, drehte noch drei Filme. Einer davon war dieser. Wenn auch Regisseur Robert Rossen nach Lektüre des zugrunde liegenden Romans von Glendon Swarthout anderes im Sinn hatte, als letztendlich auf der Leinwand zu sehen war, ist doch das von den Produzenten am Schneidetisch heftig veränderte Werk dennoch ein sehenswerter Western geworden und nicht nur das. Ein Drama über elementare Fragen des menschlichen Seins ist es ebenfalls. Courage, Mut, Feigheit. Was zeichnet Menschen aus, wie wird ihr handeln bestimmt und warum. Fragen wie diese machen CORDURA als Film aus dem Jahrzehnt des psychologischen Western noch immer interessant. Nicht nur Gary Cooper hatte hier seinen letzten großen Auftritt. Seine Partnerin Rita "GILDA" Hayworth, hier noch einmal mit wallender Haarpracht zu bewundern, erbringt den Beweis für ihren Ruhm, zeigt selbst in kleinen Szenen große Klasse, bildet die perfekte Ergänzung zum schwermütigen Cooper. Van Heflin und Tab Hunter, ein Jahr zuvor Vater und Sohn im großartigen GUNMAN'S WALK (Phil Karlson, 1958) liefern vielschichtige Portraits zweier völlig unterschiedlicher Soldatentypen. Auf der einen Seite der bärbeißige altgediente Sergeant, auf der anderen der bald in seinem Idealismus enttäuschte aufstrebende Jung-Offizier, die beide irgendwann dieselbe fatale Entscheidung treffen, aus Gründen die für den jeweiligen Charakter immer psychologisch nachvollziehbar bleiben. Richard Conte als klassischer sein Fähnchen nach dem drehender Fuß-Soldat, der es nie zu etwas gebracht hat und auch nie bringen wird, wirkt erst einmal fehl am Platze, profiliert sich aber durch sein charismatisches Spiel, wenn sich seine Rolle doch nicht sehr von bekannten Mustern unterscheidet. Die anderen beiden Mitreisenden, gespielt von Michael Callan und Dick York, werden klar skizziert, haben jedoch deutlich weniger Raum als die Stars. Die episch breit angelegte Geschichte mag für den einen oder anderen Zuschauer kleinere Längen aufweisen, für mich jedoch gab es diese nicht.
Alles beginnt damit das Monte Jarrad (Dan Duryea) die Postkutsche überfällt und ein paar Männer erschießt. Einige Meilen weiter vagabundieren die zwei glücklosen Cowboys Melody Jones (Gary Cooper) und George Fury (William Demarest) durch die Gegend. Melody, immer ein Lied auf den Lippen, nimmt das Leben leicht und wie es kommt. Ihm ist relativ egal wohin es geht und um Arbeit reißt er sich auch nicht gerade. Den Belehrungen seines älteren Freundes zum Trotz, träumt er am liebsten in den Tag hinein. Als die beiden nach Payneville kommen, wundern sie sich nicht schlecht, mit wie viel Respekt ihnen hier begegnet wird. So etwas sind sie gar nicht gewohnt. Während George ziemlich schnell Lunte riecht, dass was nicht stimmen kann, gefällt sich der eigentlich gutmütige Melody in der Rolle des harten Burschen. Allerdings übersieht er dabei geflissentlich, das ihm einige Leute ans Leder wollen. In letzter Sekunde kann ihn Cherry de Longpre (Loretta Young) davon überzeugen, sie auf ihre Farm zu begleiten, wo sie vermeintlich in Sicherheit seien. Doch dort lauert schon Cherry's Jugendliebe Monte, welcher nicht unglücklich darüber ist, dass man Melody Jones überall mit ihm verwechselt hat. Dabei sehen sich die Männer nicht einmal besonders ähnlich. Cherry entdeckt bald, dass auch Melody so seine Qualitäten hat. Aber schiessen gehört nicht dazu. Was aber nichts macht. Denn das kann sie selbst recht gut.
Der einzige selbst produzierte Film von Gary Cooper, inszeniert von Stuart Heisler nach einem Drehbuch von Nunnally Johnson, ist die klassische Abkehr vom Image des coolen Loners, welches Coop immer anhaftete. Wie Cooper diesen tollpatschigen, dem seine Größe des öfteren zum Verhängnis wird, singenden Cowboy gibt, zeugt von wahrer Größe. Der Mann hatte es einfach drauf. Wenn man einmal gesehen hat, wie er seine ganze Körpersprache von sensibler, keiner Fliege was zu Leide tuender Hallodri auf harter Macker umstellt weiß man, dass er alles hätte spielen können. Natürlich besteht in einer solchen Rolle immer die Gefahr des Overactings, doch Coop hat seine Marotten fest im Griff, so dass er immer rechtzeitig zurückrudert. Daraus ergibt sich eine der liebenswertesten Figuren die er je gespielt hat. Zusammen mit Loretta Young bildet er ein Paar, welches zu jeder Zeit glaubwürdig bleibt und das obwohl sie ihn ständig anschwindelt. Für den nötigen Ernst in der Geschichte, schließlich haben wir es hier immer noch mit einem Western zu tun, sorgt Dan Duryea, der mal wieder voll in seinem Element ist und seinen Bösewicht mit gefährlichem Understatement vor der Lächerlichkeit bewahrt. So geht es trotz allem Augenzwinkern und vielen lustigen Szenen noch richtig ans eingemachte bevor zum Happy End geläutet werden kann. Und das kommt so sicher wie das Amen in der Kirche.
Italien, Erster Weltkrieg: Lt. Frederic Henry (Gary Cooper) lernt während eines Bombardements die Krankenschwester Catherine Barkley (Helen Hayes) kennen. Der Krankentransport-Fahrer und sein Freund Major Rinaldi (Adolphe Menjou) geniessen die Zeit zwischen den Front-Einsätzen in vollen Zügen, sich immer der Gefahr eines baldigen Ablebens bewusst. Catherine, deren Jugendliebe in diesem Krieg bereits fiel, verliebt sich nach anfänglicher Skepsis in den hochgewachsenen Amerikaner. Doch ihr Glück währt nur kurz. Fred muss wieder an die Front. Als er schwer verletzt wird, sorgt Rinaldi dafür, dass er in Catherine's Krankenhaus behandelt werden kann. Während seiner Genesung werden die Liebenden von einem italienischen Priester getraut, aber auch dieses Mal hält das Schicksal mit fatalen Folgen Einzug.
Frank Borzage's Film aus dem Jahr 1932 nach dem Roman Ernest Hemingway's, konzentriert sich mehr auf die Beziehung zwischen Catherine und Fred, spart jedoch die Kriegsgreuel nicht gänzlich aus. Besonders eine Szene brennt sich dabei ins Langzeitgedächtnis. Wenn nämlich eine große Gruppe Flüchtlinge, von einem Armee-Konvoi begleitet, über einen Friedhof flieht und dabei von einer Fliegerstaffel bombardiert wird. Hier wird der ganze Schrecken des Krieges in einer einzigen Szene schockierend auf den Punkt gebracht. So soll diese Szene Picasso zu seinem Meisterwerk "Guernica" inspiriert haben, mit dem er die Vernichtung der nordspanischen Stadt durch die deutsche Legion Condor im spanischen Bürgerkrieg 1937 thematisiert.
Die meisten Szenen spielen jedoch in Krankenzimmern, wo das nuancierte Spiel der beiden Stars zu seiner ganzen Entfaltung kommen kann. Helen Hayes gibt ihrer Figur Catherine eine wahrhaftige menschliche Wärme und verleiht ihr so außerordentliche Tiefe, die ihren inneren Konflikt scharf umreißt, ohne dabei übertrieben sentimental zu wirken. Gary Cooper's Darstellung wechselt im Laufe des Filmes vom anfangs abenteuerlustigen, selbstbewussten All-American-Boy zum reifenden Mann, der sich seiner Rolle in diesem Krieg immer bewusster wird und dabei erkennt, was im Leben wirklich wichtig ist. Erwähnenswert wäre noch die schauspielerische Leistung von Adolphe Menjou, der seinem Major Rinaldi trotz dessen menschlichem Fehlverhalten durch eine falsche Auslegung seines Begriffs von freundschaftlicher Loyalität, genügend sympathische Charaktereigenschaften verleiht, dass man für die Figur zumindest Verständnis aufbringen kann. Frank Borzage versteht es meisterhaft die Geschichte ohne jede Länge auf ihren emotionalen Höhepunkt zu zutreiben und schafft es dabei vollkommen unkitschig oder romantisierend zu bleiben. Sehr sehenswert.
Treat Williams ist tot. Er starb im Alter von 71 Jahren bei einem Motorrad-Unfall. Im Meisterwerk PRINCE OF THE CITY von Sidney Lumet hatte er wohl seinen größten Auftritt, neben wichtigen Rollen in HAIR von Milos Forman und ONCE UPON A TIME IN AMERICA von Sergio Leone. Des weiteren zu empfehlen sind der Thriller FLASHPOINT, in dem er an der Seite von Kris Kristofferson erneut einen Cop in Schwierigkeiten darstellte, sowie der spaßige Creature-Horror DEEP RISING und natürlich sein Auftritt als Bösewicht in der frühen Comic-Verfilmung THE PHANTOM. In vielen Serien- und Nebenrollen wusste er den von ihm portraitierten Charakteren jederzeit ein markantes Profil zu verleihen. Ich mochte seine Arbeit immer, gehörte er doch stets zum Salz in der Suppe des modernen Hollywood-Kinos.
Wüste. Gleißendes Sonnenlicht. Verschwommen zeichnen sich die Umrisse eines Wesens in der Ferne ab, welches sich langsam auf uns zu bewegt. Nach einiger Zeit erkennen wir, dass es sich um einen Mann handeln muss, der geteert und gefedert wurde. Völlig überhitzt und ausgebrannt bricht er zusammen.
"Ikarus! Du hast dir dein Fleisch verbrannt!" , sind die ersten Worte die der Mann hört, als er erwacht. In der Nähe einer Missions-Kirche wird er von eine Gruppe von Irren gefunden, die ihn zusammen mit den Ordensschwestern wieder aufpäppeln. Als die Mutter Oberin im sterben liegt, erteilt sie dem Mann, Chance heißt er, den Auftrag die Gruppe zu einer anderen Mission 100 Meilen entfernt jenseits der Wüste zu führen. Als Buße für seine Sünden, wegen der er geteert wurde. Anschließend würde ihm die Freiheit winken. Da Chance, oder Ikarus, wie ihn die Irren nennen, noch in Ketten liegt, willigt er aus Mangel an Alternativen ein. Gemeinsam mit Schwester Drexl, einer schizophrenen jungen Frau mit Namen Allison und den unter den verschiedensten Krankheiten leidenden Presidente, Baby Brother, Buck und noch einigen andern, macht er sich auf den beschwerlichen Weg durch die Wüste. Nach einigen Zwischenfällen, die teilweise tödlich enden, erreichen sie das verlassene Wüstenkaff Deadman's Creek, wo sich nicht nur so manches Geheimnis aufklärt, sondern sich auch ihr Schicksal entscheidet. Denn eine Gruppe mexikanischer Banditen unter Führung des berüchtigten Batista hat ihre Fährte aufgenommen und dieser hat nicht vor, seine Probleme auszudiskutieren. Chance entdeckt Seiten an sich, von denen er nie geglaubt hätte, dads sie vorhanden sind. Loyalität und Nächstenliebe nämlich.
"Wenn normal zu sein bedeutet, Blut zu vergießen, bin ich lieber verrückt."
Während Mario Van Peebles bei POSSE noch Hauptdarsteller und Regisseur in Personalunion war, überließ er hier den Regie-Posten dem Franko-Kanadier Jean-Marc Vallee. Das bedeutet jedoch nicht, dass sich Van Peebles hier weniger Arbeit gemacht hätte, zeichnet er doch neben der Hauptrolle auch für das Drehbuch und die Produktion verantwortlich. Aus Gründen der Vermarktung als POSSE-Fortsetzung deklariert, ursprünglich Direct-To-Video gedreht, feierte das Werk seine Erstausstrahlung sowohl in Übersee als auch in Deutschland im Kabelfernsehen unter dem schönen Titel LOS LOCOS - DUELL DER WAHNSINNIGEN.
Und tatsächlich, so schlecht gewählt ist dieser Titel gar nicht.
Eine Mischung aus LE ROI DE COEUR - HERZKÖNIG (Philippe de Broca, 1966) und ONE FLEW OVER THE CUCKOO'S NEST (Milos Forman, 1975) gepaart mit ein wenig von der Durchgeknalltheit eines BLINDMAN (Ferdinando Baldi, 1971), natürlich als B-Movie, kleiner, klamaukiger, manchmal alberner, als Western-Posse sozusagen. Man verzeihe mir das Wortspiel. Gerade durch die völlig andersartige Figurenkonstellation, die von üblichen Genre-Schemata abweicht, ergibt sich ein beträchtlicher Unterhaltungswert für Leute mit Hang zum verspleenten.
Ein solcher Film steht und fällt natürlich mit seiner Besetzung. Da wäre zunächst einmal Mario Van Peebles selbst, der seinen Chance völlig konträr zu Jesse Lee anlegt, nämlich diesmal nicht als verbitterten Gunman, sondern als schlitzohrigen Lebenskünstler. Schützenhilfe leisten ihm dabei die vermeintlich Irren, allen voran Rene Auberjonois (McCabe and Mrs. Miller, Robert Altman 1971) als Presidente, der einmal mehr sein Talent schwierige Charaktere zu spielen unter Beweis stellt. Des weiteren wäre noch Danny Trejo (DESPERADO, Robert Rodriguez 1995) in der Rolle des Banditen Batista zu erwähnen, der allerdings erst gegen Ende so richtig zum Zug kommt. Alle anderen liefern gute bis solide Arbeit ab. Erwähnt sei noch der Soundtrack. Ein auf dem Klavier gespieltes der Jahrmarktsmusik ähnliches Thema wechselt sich ständig mit verschieden interpretierten Versionen von "Oh My Darling Clementine" ab, welche den gesamten Film durchziehen und dem ganzen eine geradezu surreale Atmosphäre geben. Echt verrückt, aber irgendwie faszinierend, ist LOS LOCOS ein äußerst seltenes Kuriosum, welches vor allem abseitig interessierten Genre-Fans gefallen wird.
Nachdem ihr Gebieter vom Shogun zum rituellen Selbstmord gezwungen wird, sinnen 47 seiner Getreuen auf Rache und nehmen sich dafür viel Zeit. Amerikanisierte Neuverfilmung der Sage von den 47 Ronin, dieses Mal mit Fantasy-Elementen ausgeschmückt, doch düster im Ton und konsequent in der Umsetzung.
New Mexico 1879: Kopfgeldjäger Sam Chisholm lässt sich nur zögerlich darauf ein, der jungen Witwe Emma Cullen Gehör zu schenken. Doch spätestens nachdem der Name Bartholomew Bogue gefallen ist, hat sie seine ganze Aufmerksamkeit. Dieser Großkapitalist, nach eigener Aussage, hat das Minenstädtchen Rose Creek tyrannisiert, um an die Bodenschätze der Region zu kommen und schreckt dabei auch vor Mord nicht zurück, wie Emma schmerzlich erfahren musste. Ihr Mann war einer der wenigen, die sich ihm in den Weg stellten und dafür mit dem Leben bezahlen mussten, was ein Ultimatum zur Folge hatte. Sollte nicht jeder Bewohner seinen Landbesitz für 20 Dollar an Bogue abtreten, droht die totale Vernichtung des Ortes. Drei Wochen Bedenkzeit gibt es. Wenig Zeit um Hilfe zu besorgen, die sie schließlich in Chisholm findet, der auch ein privates Interesse an einer Auseinandersetzung mit Bogue hat. Der Kopfjäger im Staatsdienst lässt sich auf die Sache ein und stellt in kürzester Zeit eine kleine, aber schlagkräftige Truppe von Außenseitern zusammen, mit denen er Siedlern zu Hilfe eilen will. Nach einer ersten Konfrontation mit einigen von Bogues Schergen, welche die sieben Aufrechten für sich entscheiden, wissen die Helfer, dass sie noch eine Woche Zeit Zeit haben, sich auf die große, alles entscheidende Schlacht vorzubereiten. Denn Bogue naht mit einer bis an die Zähne bewaffneten Söldner-Armee, um Rose Creek ein für allemal dem Erdboden gleich zu machen. Im Morgengrauen des siebten Tages haben die glorreichen Sieben eine Verabredung mit dem Schicksal.
Diese Sieben der 2016er Version des beliebten Klassikers vom großen John Sturges aus dem Jahr 1960 mit seinen Stars Yul Brynner, Steve McQueen, Charles Bronson, James Coburn und Co., sind keine glattrasierten weißen Männer in sauberen Kleidern mehr. Nein, diese Sieben sind unrasierte dreckige Halunken, Spieler, Outlaws, Trapper, Scharfschützen und sonstige Halsabschneider, nicht nur einer von ihnen psychisch schwer angeschlagen, ethnisch wild durchmischt und gerade dadurch wohl glaubhafter in diesem Setting des größten Einwanderungslandes der Welt. Die Bösewichte sind keine mexikanischen Banditen mehr, ein solcher kämpft nun in den Reihen der Helden, vielmehr ist der Oberschurke nichts weniger als ein Wirtschaftsboss, ein Kapitalist, ein Industrieller, ein Amerikaner, der den Fortschritt predigt und dafür über Leichen geht. Seine Männer sind gekaufte Söldner, eine todbringende Privatarmee, mit der alles vernichtet wird was sich seinen Interessen in den Weg stellt. Was für eine Veränderung! Sie verschafft dem Film eine ungeahnte Aktualität, die einigen Klischeefallen zum Trotz bis zum bitteren Ende Bestand hat.
Man kann sich momentan wohl kaum einen geeigneteren Filmstar vorstellen, der in der Lage ist in Yul Brynners übergroße Fußstapfen zu treten, als den zweifachen Oscar-Gewinner Denzel Washington, der als Anführer der sieben Männer im Kampf gegen eine Übermacht an Feinden, die nötige Haltung und Selbstsicherheit, gepaart mit Charisma und Durchsetzungsvermögen ausstrahlt. Der Charakterkopf sorgt von Beginn an für die nötige Erdung des zuweilen übers Ziel hinaus schießenden Abenteuers, bewahrt die oft erzählte Geschichte vor dem Fall, gibt ihr Würde und Tiefe. Gut gewählt sind ebenso die Mitstreiter an seiner Seite, echte Typen, die auch ohne tiefere Psychologisierung als Menschen aus Haut und Haar bestehen, deren möglicher Verlust am Ende schmerzt. Besonders hervorzuheben sind dabei Ethan Hawkes Figur, sowie dessen Interaktion mit Byung-hun Lee, deren gemeinsame Geschichte einen eigenen Film tragen könnte. Chris Pratt überzeugt einmal mehr als ausgekochtes Schlitzohr, Vincent D'Onofrio gibt seinem Part skurrile Züge mit Erinnerungswert und die beiden Newcomer Manuel Garcia-Rulfo und Martin Sensmeier können ebenfalls überzeugen, auf den zweiten Blick sicherlich noch mehr als ohnehin schon.
Antoine Fuqua stattet sein routiniert inszeniertes Remake mit einer Menge eigener Akzente aus, durch die sein Werk für sich stehen kann, nicht ohne die berühmten Vorlagen des Stoffes hinreichend zu zitieren und damit zu würdigen. Der ausgeklügelte Showdown kommt mit einer Wucht daher, die man sich von einem dreckig-realistischen Western nur wünschen kann. Das ist auch das Stichwort, man sieht an allen Ecken und Enden das Bemühen um einen glaubhaften Look, der dem modernen Erzählstil nicht widerspricht, sondern ihn unterstützt. Es geht trotz der überlangen Laufzeit recht schnell zur Sache, rasant und ohne jede Länge entwickelt sich die, sich im Laufe des Filmes tonal verändernde Geschichte von einer zunächst klassisch anmutenden Prämisse zu einer düstereren, vor allem im politischen Background doppelbödigen Kapitalismuskritik, bei der ganz zeitgemäße Themen verhandelt werden, wenn auch meist unter der Oberfläche. Das ganze ist in edle und unverbrauchte Bilder von Fuqua's Stammkameramann Mauro Fiore getaucht und von einem sehr passenden Soundtrack unterlegt, der letzten Arbeit des verunglückten Komponisten James Horner, welche von Simon Franglen vervollständigt wurde. Wuchtig-kompromissloses, zudem recht eigenständiges Remake eines Klassikers mit leichten Schwächen.
Buck (Poitier), ehemaliger Unionssoldat, führt kurz nach dem Ende des Bürgerkrieges Trecks befreiter Sklaven, eben jene Exodusters, von Louisiana nach Colorado, wo freies Land darauf wartet, besiedelt zu werden. Doch die Pflanzervereinigung von Louisiana hat etwas dagegen, dass ihre wertvollen Arbeitskräfte einfach stiften gehen und beauftragen Männer, wie den skrupellosen Deshay (Cameron Mitchell), die Familien zurückzuholen, am besten mit Gewalt. So überfallen des Nachts Deshay und seine Bande von Nightriders immer wieder die ahnungslosen Ex-Sklaven, zerstören die Lager, töten das Vieh und verbrennen die Wagen um sie zu zwingen umzukehren und machen dabei auch vor Mord nicht halt. Auf Bucks Kopf wurde ein Kopfgeld ausgesetzt und nun sind die Jäger auch hinter ihm her. Doch ihm gelingt es zu fliehen. Als er in der Wüste, völlig erschöpft auf den Prediger Willis Oakes Rutherford (Belafonte) vom hohen und niederen Orden der heiligen Glaubenskirche trifft, klaut er ihm kurzerhand das Pferd, da seines keinen Schritt mehr gehen kann. Der ist darüber natürlich alles andere als amüsiert und erzählt bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit Deshay von seinem Missgeschick, der ihm daraufhin 500 Dollar bietet, wenn er Buck findet und ihm tot oder lebendig zuführt.
Wie es der Zufall so will begegnen sich "Buck and the Preacher" (O-Titel) bald beim nächsten Siedler-Treck wieder. Sie klären ihre Angelegenheiten und gehen nicht das letzte Mal auseinander. Auch dieser Treck wird überfallen und seiner gesamten Ersparnisse beraubt. Buck und Rutherford schliessen sich zusammen um die Kasse zurückzuholen. Doch kann Buck dem Prediger trauen?
Nachdem er eher unfreiwillig den Job des Regisseurs von Joseph Sargent ("Streets of Laredo - Der letzte Ritt", 1995) wegen sogenannter kreativer Differenzen übernommen hatte, gab Sidney Poitier neben Produktion und Hauptrolle hier auch noch sein Regiedebüt, dem acht weitere Arbeiten folgen sollten. Er habe sich bereits als Kind gefragt, wo denn die Schwarzen in den alten Western, die er so gerne sah, geblieben seien. Also suchte er einen Stoff, den er mit seinem Freund Harry Belafonte umsetzen wollte und entschied sich letztendlich für die historisch verbürgte Geschichte der "Exodusters". Basierend auf einer Geschichte von Drake Walker, nach einem Drehbuch von Ernest Kinoy, fiel im Frühjahr 1971 die erste Klappe in der Nähe von Durango, Mexiko.
Sidney Poitier hat bei sich so manches Talent wachgekitzelt und uns ganz klar einen Gefallen getan mit seinem Debüt als Regisseur. Mit Führungsqualitäten bei der Interaktion der Schauspieler, den einfallsreichen Kameraeinstellungen bei den Außenaufnahmen und nicht zuletzt inszenatorischem Geschick bei den zahlreichen Actionszenen gibt er der Floskel "Black Power" hier ihre volle Berechtigung. In der Rolle des Buck gibt er der anfangs ähnlich extrem cool angelegten Figur wie sein Toller in "Duell in Diablo" (Ralph Nelson, 1966), im späteren Verlauf einiges an Sensibilität, ohne jedoch an Charisma einzubüßen. Und wo wir gerade beim Büßen sind, Gelegenheitsschauspieler Harry Belafonte ("White Man's Burden" Desmond Nakano, 1995 (Tip!) als windiger, nicht ganz freiwilliger Preacherman setzt dem ganzen die Krone auf. Mit Verve gibt er das Schlitzohr, dem man zwar nicht trauen aber auch nicht böse sein kann, denn wenn es darauf ankommt zeigt er Herz und davon viel. Sein Auftritt erinnerte mich an den vom scheinheiligen Priester David Warner in "The Ballad Of Cable Hogue" (Sam Peckinpah, 1970). Bei den Nebenrollen stechen Spike-Lee-Star Ruby Dee ("Do The Right Thing", 1989) als resolute Stand-by-your-Man-Amazone, sowie naturgemäß Cameron Mitchell ("Minnesota Clay", Sergio Corbucci, 1964) hervor. Alle anderen gehen, ohne weitere Akzente zu setzen ebenfalls in Ordnung. Ein Großer Pluspunkt ist in jedem Fall der fantastische Blues-Soundtrack, gespielt von Sonny Terry und Brownie McGhee, komponiert von Benny Carter.
Trivia:
In "Silverado" (Lawrence Kasdan, 1985) betritt Danny Glover einen Saloon um ein Glas Whiskey zu trinken und tut dies, freilich nach einigen rassistisch motivierten Einwänden. In "Der Weg der Verdammten" muss sich Harry Belafonte die Flasche an der Hintertür kaufen. Na dann Prost!
In dieser Geschichte wird beidhändig scharf geschossen, es gibt so manchen wilden Ritt, es werden einige unheilige Allianzen geschmiedet und wieder gelöst (auch gewalttätig) und die Spannung steigt bis zur letzten Minute unaufhörlich.