EddieLomax - Kommentare
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Alle Kommentare von EddieLomax
A MAN CALLED GANNON von James Goldstone kann als Remake von MAN WITHOUT A STAR (King Vidor, 1955) kaum überzeugen. Dabei gibt es einige Zutaten die durchaus stimmig sind und einzelne Szenen funktionieren auch, doch in seiner Gesamtheit betrachtet wirkt das Werk sehr uneinheitlich. Als Spätwestern traditionell inszeniert, drückt sich der fehlende Fokus im Gegensatz zum Original sowohl in der Aussage, ebenso wie durch die Umsetzung aus.
Der umherziehende Cowboy Gannon (Anthony Franciosa) sammelt am Wegesrand den Herumtreiber Jess (Michael Sarrazin) auf, der ihm von nun an nicht mehr von der Seite weicht. In einem kleinen Kaff im mittleren Westen finden sie Arbeit auf der Ranch einer Witwe, die sich gegen ihre Nachbarn zu behaupten versucht. Als der Kapitalismus in Form von Stacheldrahtzäunen die Besitzansprüche regeln soll, kommt es zum Weidekonflikt. Dieser überträgt sich bald auf die Freundschaft der beiden Männer.
Ist Franciosa's Figur bei Vidor der zentrale Charakter, verlagert sich hier die Gewichtung zugunsten von Sarrazin. Während Kirk Douglas als freiheitsliebender Protagonist und William Campbell als dessen Schüler in der ersten Adaption der literarischen Vorlage (Dee Linford) von Anfang an viel klarer gezeichnet waren, erscheinen ihre Nachfolger weit weniger greifbar, womit sich die Frage stellt, warum das Drehbuch (Original: Borden Chase) überhaupt überarbeitet wurde (Remake: Gene R. Kearney), denn ein Grund dafür erschließt sich nie, da am Ende alles auf dasselbe hinausläuft. Auch gelingt es Sarrazin nicht, Campbells von vorn herein angelegte charakterliche Ambivalenz zu verdeutlichen, womit seine spätere Wandlung Behauptung bleibt.
An Goldstone's Film kann man sehr deutlich die Orientierungslosigkeit der Studios am Ende der 60er Jahre feststellen, als klar war, dass es dem Publikum nach neuen Stoffen und Geschichten verlangt, man aber noch nicht bereit war, die richtigen Konsequenzen zu ziehen. Zwar steckte das New Hollywood bereits in den Startlöchern, doch die ergriffenen Maßnahmen käuten erstmal das altgediente Prinzip vom alten Wein in neuen Schläuchen wieder, welches ja schon häufiger funktioniert hatte, doch die Kinogänger ließen sich nicht mehr hinters Licht führen. Handwerklich lässt sich indes wenig kritisieren, denn Kamera-Arbeit und Soundtrack gefallen, doch die Länge macht sich negativ bemerkbar; Vidor benötigte für die gleiche Geschichte nur zehn Minuten weniger, hier aber fühlt sich alles sehr viel länger an.
SEVEN WOMEN ist der letzte Film von Regie-Legende John Ford und sorgte Dank schlechter Kritiken sowie ausbleibendem Erfolg für die Beendigung seines Vertrags mit MGM und somit auch der Karriere des wohl bedeutendsten Filmemachers in der Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika. Die komplett im Studio entstandene Literaturverfilmung erzählt die Geschichte einer christlichen Mission im Norden Chinas, die im Jahr 1935 während des chinesischen Bürgerkrieges, mit einer Ausnahme, ausschließlich von Frauen betrieben wird.
Mrs. Andrews (Margaret Leighton), die Leiterin der Mission, führt ein strenges Regime bei der Organisation der täglichen Abläufe, verzehrt sich aber heimlich nach der deutlich jüngeren Emma (Sue Lyon), kann sich ihre sexuelle Neigung jedoch nicht eingestehen. Als bibeltreue Frau flüchtet sie sich in ihren Glauben, vor Ort vertreten durch den Laienprediger Pether (Eddie Albert), dessen Frau hochschwanger ihrer Niederkunft harrt. Damit diese unter medizinischer Betreuung stattfinden kann, wird ein neuer Arzt erwartet, der sich vorrangig um die hilfsbedürftige, völlig verarmte Landbevölkerung kümmern soll. Die Verwunderung ist allenthalben groß, als klar wird, dass es sich bei dem Engagement um eine Ärztin handelt. Dr. Cartwright (Anne Bancroft) ist eine sebstbewusste, selbstbestimmt handelnde Frau, deren Ansichten und Haltung alsbald mit jenen von Mrs. Andrews kollidieren. Als Mongolenstämme auf dem Eroberungs-Feldzug die Mission bedrohen, müssen innere Konflikte gelöst und schwierige Entscheidungen getroffen werden.
Das seinen Western ähnelnde Setting, die Belagerungs-Situation und die zu bewältigenden Schwierigkeiten innerhalb der Gemeinschaft erinnern nicht von ungefähr an STAGECOACH, John Ford's berühmten Startschuss für den Siegeszug eines ganzen Genres. Nur ist hier der vormalige hoffnungsvolle Optimismus einer Art resignativem Pessimismus gewichen, der bereits die vorangegangenen Regie-Arbeiten im Spätwerk des Meister-Regisseurs prägte. Die Gruppe kann sich nicht mehr durch ihr Zusammengehörigkeitsgefühl und das gemeinschaftliche festhalten am Glauben selbst durch die Misere helfen, vielmehr scheinen die Positionen so festgefahren und unnachgiebig vertreten zu werden, dass die Rettung nur noch durch die Opferbereitschaft von Einzelnen zu bewerkstelligen ist. Die Mongolen (u.a. Woody Strode & Mike Mazurki) bleiben eine gewissenlose Gefahr und die Auseinandersetzung mit ihnen kann nur tödlich enden. Einzig die Courage der resoluten Ärztin vermag durch eine selbstmörderische Aktion lebensrettende Maßnahmen erwirken.
Das knapp 90-minütige Werk lebt von der Interaktion der unterschiedlichen Protagonistinnen, deren Gründe für eine Stelle im Nirgendwo nach und nach offengelegt werden, die von Zivilisationsflucht über Hilfsbereitschaft bis hin zur Selbstkasteiung reichen. Anne Bancroft spielt dabei praktisch die John-Wayne-Rolle als saufende, rauchende und fluchende Pragmatin, deren Auftreten in der Gruppe schnell auf Bewunderung und Ablehnung gleichermaßen trifft, während Margaret Leighton als Vorsteherin mit fortlaufender Spielzeit immer mehr an Einfluss verliert und ihr am Ende sogar mit offener Verachtung begegnet wird. Die starken Leistungen ziehen sich durch das gesamte Ensemble, Ford's Erfahrung zeigt sich selbst in den kleinsten, unbedeutend erscheinenden Szenen und Elmer Bernstein's phänomenaler Soundtrack rundet das Ganze ab. Und plötzlich mutet das verkannte und vergessene Kleinod ganz groß an.
IL LUPO DEI MARI von Giuseppe Vari ist Teil einer ganzen Reihe von Jack-London-Verfilmungen, die im Italien der 1970er Jahre hergestellt wurden, zumeist unter Beteiligung eines US-Stars, der seine besten Tage bereits hinter sich hatte, in diesem Fall Chuck Connors. Dieser ist zwar als DER SEEWOLF passend besetzt, wenn auch etwas zu alt für die Rolle, was jedoch nicht weiter ins Gewicht fällt, denn er ist absolut überzeugend. Selbiges gilt auch, mit Ausnahme von Barbara Bach, die im letzten Drittel dazustösst, für den Rest des aus italienischen Schauspielern bestehenden Ensembles, wobei Rik Battaglia und Nello Pazzafini die bekanntesten sein dürften. Der noch immer aktive Giuseppe Pambieri als Humphrey van Weyden bringt genau die richtige Mischung aus physischer Unterlegenheit und moralischer Überzeugung mit, die den Aristokraten vom die Macht des Stärkeren propagierenden Wolf Larsen unterscheidet. Die Adaption hält sich weitgehend an die Vorlage und generell lässt sich sagen, dass der raue, realistische Stil die philosophischen Aussagen der Vorlage unterstreicht. Überhaupt gefallen mir die kleineren, verdichteten Verfilmungen des Stoffes deutlich besser als die stets ausufernden Fernseh-Bearbeitungen. Besondere Erwähnung verdient noch der schöne und eingängige Score von Guido & Maurizio De Angelis.
Meine Flop 10 der 2000er Jahre:
(allerdings nur die Spitze des Eisbergs)
MEN OF HONOR (George Tillman, 2000)
THE CELL (Tarsem Singh, 2000)
A.I. - KÜNSTLICHE INTELLIGENZ (Steven Spielberg, 2001)
HANNIBAL (Ridley Scott, 2001)
XXX - TRIPLE X (Rob Cohen, 2002)
VAN HELSING (Stephen Sommers, 2004)
EIN DUKE KOMMT SELTEN ALLEIN (Jay Chandrasekhar, 2005)
THE FOUNTAIN (Darren Aronofsky, 2006)
I'M NOT THERE (Todd Haynes, 2007)
PATHFINDER (Marcus Nispel, 2007)
SHI YUE WEI CHENG von Teddy Chan wurde produziert von Peter Chan, dem nach seinem internationalen Erfolg mit TAU MING CHONG (int. Titel: THE WARLORDS, 2007) ein weiteres Mal ernsthaft daran gelegen war, die chinesische Geschichte aufzuarbeiten, freilich unter Verwendung eines Ensembles einheimischer Top-Stars und publikumswirksamer Action.
Nach dem Boxer-Aufstand von 1900 ist die Macht der Kaiserin-Witwe zum ersten Mal erschüttert. Eine Demokratie-Bewegung formiert sich. Sechs Jahre später wird der im japanischen Exil lebende Revolutionsführer Sun Wen in Hongkong zurück erwartet. Während die Herrscherin eine Armee von Attentätern in Stellung bringt, die den politischen Vordenker direkt bei seiner Ankunft ermorden sollen, formiert sich im Widerstand eine Gruppe von Anhängern, die dessen Weg zu schützen versuchen.
Der knapp zweieinhalbstündige Film verwendet einen Großteil seiner Laufzeit darauf, die verschiedenen handelnden Charaktere vorzustellen und ihre Bedeutung innerhalb der folgenden Geschehnisse zu verdeutlichen, die Tage bis zum Eintreffen des Politikers dienen als Countdown, während die Vorbereitungsstrategien der beiden Parteien geschildert werden. Das finale Drittel schildert dann den Tag X, dessen Ablauf alle ausgelegten Schnüre zusammenführt.
Ein komplexes, meisterlich inszeniertes historisches Drama ohne jede Polemik ist den Machern hier gelungen, in dem das alte Hongkong seine Wiederauferstehung feiert, da wurden wirklich keine Kosten und Mühen gescheut, alles sieht großartig aus und vermittelt ein zeitgenössisches Flair. Das Star-Ensemble, bestehend aus altgedienten Hongkong-Recken und jungen, damals aufstrebenden Schauspielern punktet mit durchweg tollen Leistungen, wobei besonders Tony Leung Ka Fei auftrumpft. Donnie Yen hat zwar "nur" eine wichtige Nebenrolle, zeichnet aber, wie nicht anders zu erwarten, für die starke Action-Choreographie verantwortlich.
Besonders schön fand ich, dass sich das Werk für die individuellen, zum Teil sehr berührenden Schicksale interessiert und den jeweiligen Beitrag des Einzelnen zum gelingen der Sache herausstellt. Das wäre im heutigen, sehr von China kontrollierten Hongkong-Kino so sicher nicht mehr möglich.
SEMINOLE UPRISING von Earl Bellamy kann als Produktion der Columbia zumindest auf eine solide Basis bauen, wenn auch der B-Status durch nichts in Frage gestellt wird. George Montgomery überzeugt hier als stets schlecht gelaunter Lieutenant Elliott, der um 1855 mit seinem Scout Cubby (William Fawcett) nach Texas geschickt wird, um einen aus Florida geflohenen Stamm Seminolen aufzuspüren. Dessen Häupling Schwarzer Pfeil (Steven Ritch) ist dem Offizier wohl bekannt, denn sie sind zusammen aufgewachsen. Zusätzliche Verwicklungen entstehen durch Elliott's frühere amouröse Verbindung zur Tochter seines neuen Kommandanten Susan (Karin Booth), welche mittlerweile mit Captain Dudley (Ed Hinton) liiert ist, weshalb dieser nicht gut auf ihn zu sprechen ist. Eine Standard-Story in einem Fließband-Western also, der trotzdem ein paar Besonderheiten aufweist. Zwar bietet sich allerlei Grundlage für Kritik, denn historisch betrachtet ist das ziemlicher Humbug, allein die Kostüme passen schonmal nicht in die Zeit, so tragen die Kavalleristen bereits Unions-Uniformen, während die Seminolen wie Prärie-Indianer gekleidet sind, von den genutzten Waffen ganz zu schweigen. Und doch ist es ein unterhaltsamer Film. Als Erzähler fungiert der Sidekick des Helden in Person von William Fawcett, den viele noch aus FURY kennen, die tendenzielle Aussage ist indianerfreundlich, was sich in Montgomery's Figur, wie auch in der des Häuptlings manifestiert, denn beide sind Halbblute und insgesamt ist das alles recht dicht inszeniert, sowie ordentlich gespielt. Einzig bei den wenigen größeren Action-Szenen macht sich das geringe Budget bemerkbar, denn die stammen allesamt aus Stock-Footage-Material von anderen Western.
THE SILENT HOUR von Brad Anderson ist der erste Film des Regisseurs seit zehn Jahren, den ich mir wieder angesehen habe, was viel mit SILENT NIGHT (John Woo, 2023) zu tun hat, in dem ebenfalls Joel Kinnaman als Protagonist mit Handicap zu sehen ist. Nachdem er dort seiner Fähigkeit zu sprechen beraubt wurde, ist es hier das Gehör, welches zu Beginn durch einen Unfall in Mitleidenschaft gezogen wird. Natürlich ist es in beiden Fällen gerade diese Beeinträchtigung, die es ihm umso schwerer macht, gegen die bösen Buben zu bestehen. Er erweist sich jedoch in jeglicher Hinsicht als überaus strapazierfähig, sodass ich mit gut vorstellen könnte ihn demnächst in einem Film zu sehen, in dem er genau das nicht kann und als blinder Actionheld seine Gegner besiegt. Dann wäre die Trilogie der sinnesberaubten Einzelkämpfer perfekt. Brad Anderson habe ich jetzt zumindest wieder auf dem Zettel und hole erstmal die ausstehenden Regie-Arbeiten nach.
SHERLOCK von Graham Theakston entstand in der Zwischenphase von klassischen und modernen Adaptionen der Werke Arthur Conan Doyle's, weshalb es falsch wäre, diesen mit den späteren Bearbeitungen durch Guy Ritchie oder Paul McGuigan zu vergleichen. James D'Arcy ist als Meisterdetektiv passend besetzt und Vincent D'Onofrio als Bösewicht geht sowieso immer. Während die Herangehensweise des nicht auf einer konkreten Vorlage basierenden Filmes zunächst irritieren mag, erscheint sie doch später schlüssig. Bis es jedoch dazu kommt, herrscht nach gelungenem Auftakt zunächst etwas Leerlauf, während die Handlung in der zweiten Hälfte Schwung aufnimmt und deutlich atmosphärischer daherkommt. Ausstattung und Kostüme sind stimmig, die Gewichtung der Charaktere noch traditionell, so bleibt Watson, wie in den alten Verfilmungen stets eine Nebenfigur. Im Grunde erleben wir eine Art Ursprungsgeschichte, in der alle Eckpfeiler der zahlreichen Geschichten bereits vorhanden sind. Irgendwo habe ich mal gelesen, dass der Film als Auftakt zu einer neuen Fernsehreihe gedacht war, die aber dann nicht realisiert wurde. Vermutlich war man noch nicht bereit dazu. Erst einige Fernsehfilme später gelang es dann Dank der jeweils frischen Ansätze der oben genannten Autoren/Regisseure den alten Detektiv mit neuen Impulsen ins nächste Jahrtausend zu überführen.
ABSOLUTION von Hans Petter Moland ist nach COLD PURSUIT bereits die zweite Zusammenarbeit mit Liam Neeson. Während man aufgrund der Vermarktung zunächst einen weiteren Fließband-Reißer erwartet, entpuppt sich der Film schnell als Charakterdrama mit einigem Tiefgang, in dem der gealterte Star eine seiner stärksten Vorstellungen in letzter Zeit liefert. Klar gibt es auch hier eine Thriller-Handlung, was der Profession der Hauptfigur geschuldet ist, doch das steht nie im Vordergrund. Vielmehr wirken die wenigen Action-Einschübe wie pflichtschuldig abgedrehtes Material, damit der Trailer etwas aufgepeppt werden kann, um den Streifen besser vermarkten zu können. Hier wäre weniger mehr gewesen. Im Mittelpunkt steht ein alt gewordener Halbwelt-Arbeiter (Schläger und Geldeintreiber), der aufgrund einer Krankheit seinen Beruf nicht mehr ausüben kann und die letzte Phase seines Lebens darauf verwenden will, Fehler zu korrigieren, sowohl familiär, als auch im Job. Das ist alles andere als neu, doch wenn es so einfühlsam vorgetragen wird wie hier, lasse ich mir das gerne gefallen.
OVERDOSE von Olivier Marchal vereint alle Zutaten des Film Policier und erfüllt mit dem vielleicht erfahrensten Regisseur des Genres die denkbar besten Voraussetzungen für einen desillusionierten Blick auf die Mechanismen des internationalen Drogenhandels in Europa aus Ermittlersicht. Wobei auch die Wege des Produkts dokumentiert werden, sicherlich nicht zum ersten Mal, doch selten so spannend wie hier im Gewand eines, die verschiedenen involvierten Polizei-Behörden berücksichtigenden Thrillers. Ein internationales Schauspiel-Ensemble vervollständigt den gelungenen Gesamteindruck. Marchal schafft es einfach immer wieder, mich zu überzeugen, der Mann dreht seit über zwanzig Jahren genau das, was ich sehen will. Bodenständig, realistisch und ohne Mätzchen hält er die Fahne des Polar oben und macht dem Publikum nichts vor. Seine Helden sind kaputt, die Stimmungslage düster und das Verbrechen allgegenwärtig. Er erzählt von denen die aufräumen und jeden Tag ihren Kopf hinhalten, der, wenn sie Glück haben, am Ende des Arbeitstages noch da sitzt, wo er hingehört. Er erzählt aber auch vom täglichen scheitern, von Zwischenfällen und Kollateralschäden, vom Pech haben, im falschen Moment am falschen Ort zu sein. Dennoch gibt es keine Resignation, nur den Job, der getan werden muss.
ARGENTINA, 1985 von Santiago Mitre erzählt vom ersten Gerichts-Prozess gegen die argentinische Militärjunta, deren Diktatur von 1976 bis 1983 dauerte. Tausende Menschen wurden dabei entführt, gefoltert und ermordet, manche Familie weiß bis heute nicht, wohin ihre Verwandten verschwunden sind. Die filmische Aufarbeitung dieses ernsten Themas kommt in Argentinien, aber auch in ganz Südamerika langsam in die Gänge, der Film war für den Auslands-Oscar nominiert, unterlag jedoch unverständlicherweise gegen den deutschen Beitrag IM WESTEN NICHTS NEUES (Edward Berger), welcher weit weniger zu sagen hatte. Durch die exzellente Besetzung der Hauptrolle mit Superstar Ricardo Darin als federführendem Staatsanwalt wurde dem Werk die nötige internationale Aufmerksamkeit zuteil, was leider Dank der Veröffentlichungs-Politik des geldgebenden Amazon-Konzerns konterkariert wurde. Ein großer Teil des mit dokumentarischem Video-Material angereicherten Films findet zwar im Gerichtssaal statt, was bei der Dauer des Films auch mal zu einigen längeren Passagen führt, doch die inhaltliche Brisanz des Stoffes hält die Aufmerksamkeitsspanne des Zuschauers hoch und sorgt für tiefe emotionale Anteilnahme an den vielen Schicksalen, deren Zeuge man wird. Dennoch gelingt es dem Regisseur nach einer fabelhaften Einführung in den privaten Lebensbereich, sowie den Arbeitsalltag des Protagonisten eine starke Bindung zu ihm und seiner unmittelbar vom Prozess betroffenen Familie herzustellen. Mit Montage-Sequenzen wird die Zusammenstellung seines Teams aus jungen Juristen begleitet und die Interaktion aller Beteiligten trotz der ernsten Thematik im Dialog immer wieder humorvoll gebrochen, was den Unterhaltungswert enorm steigert. Ein bedeutender Film, nicht nur für Argentinien, zeigt er doch in unserer politisch äußerst komplexen Zeit als mahnendes Beispiel auf eine extrem gespaltene Zivilgesellschaft und macht vor allem eines deutlich: Mögen die Diktatoren auch weg sein, so sind die Ideologien noch da und allgegenwärtig. Darum ist Vorsicht geboten.
STOCKHOLM BLOODBATH von Mikael Håfström ist eine stark inszenierte, tarantinoeske Historien-Groteske um Ereignisse, die sich um 1520 zugetragen haben könnten. Der dänische König Kristian (Claes Bang) hält sich für den rechtmäßigen Herrscher über Schweden und begibt sich auf Eroberungs-Feldzug. Sein Erfolg führt zu Ereignissen, die Schweden tief erschüttern und im titelstiftenden Massaker münden. Bang erweist sich als Rampensau, in einer Nebenrolle tut es ihm Ulrich Thomsen gleich, während die Hauptlast von den drei weiblichen Protagonistinnen Sophie Cookson, Alba August und Emily Beecham getragen wird, die dem Usurpator als einzige etwas entgegenzusetzen haben. Håfström reiht sich in die lange Reihe ausländischer Regisseure in Hollywood ein, die in ihren Heimatländern herausragendes schufen, anschließend in Amerika verbrannt wurden, und nach ihrer Rückkehr an alte Tugenden anzuknüpfen vermochten. Für mich das irgendwo zwischen GAME OF THRONES und VIKINGS angesiedelte, durchaus überraschende Comeback eines Regisseurs, den ich eigentlich schon abgeschrieben hatte.
THE FABELMANS von Steven Spielberg ist nicht nur der persönlichste Film des Regisseurs, sondern gleichzeitig auch Teil eines Trends, der schon länger zu beobachten ist. Nachdem in der belletristischen Literatur die Autofiktion zu einer mittlerweile vorherrschenden Form geworden ist, zieht das internationale Kino nun nach. Interessant sind dabei vor allem die Werke bedeutender Regisseure, die nach dem Erfolg von Alfonso Cuaron's ROMA (2018) ihr Medium nutzen, auf das eigene Leben zurückzublicken, wobei in den meisten Fällen nostalgische, manchmal auch wehmütige Filme entstanden sind. Steven Spielberg ist da keine Ausnahme. Sein Blick zurück ist zwar nicht verklärend, doch liebevoll und aufrichtig. Er macht die Liebe zum Kino spürbar, fängt die Leidenschaft zum filmischen Werk ein und berührt auf vielerlei Ebenen. Zugleich ist es eine Liebeserklärung an seine Mutter, hinreißend verkörpert von Michelle Williams. David Lynch's letzter Auftritt als Meister-Regisseur John Ford ist da nur das I-Tüpfelchen. Bleiben zwei Gedanken: Nummer Eins, Zeit für eine Liste dieses neuen Sub-Genres; Nummer Zwei: Wann dreht Spielberg endlich einen Western?
GOD IS A BULLET von Nick Cassavetes ist letztendlich ziemlich enttäuschend, obwohl ich nach dem Trailer richtig Bock auf den Film hatte. Die angeblich auf wahren Begebenheiten, sowie auf einem Roman basierende Geschichte um einen religiösen Cop (Nikolaj Coster-Waldau), der nach der Entführung seiner Tochter mit Hilfe einer Aussteigerin (Maika Monroe) bei einem Satanisten-Kult ermittelt, birgt einiges an Potential, nur wollen die Zutaten des überlangen Films nicht ineinandergreifen. Dabei schlagen sich die beiden Hauptdarsteller recht ordentlich, wie auch einige der Nebendarsteller, dennoch gibt es diesbezüglich schon ein paar Ausfälle zu beklagen. Die Charaktere sind unzureichend ausgearbeitet, auch die "Rolle" von Jamie Foxx kann nur als besserer Cameo bezeichnet werden. Der Inszenierung mangelt es an Stringenz, Sub-Plots bremsen die eigentliche Geschichte aus, komplizierte Rückblenden erklären sich nicht in jedem Fall selbst. Die reichlich vorhandene Gewalt wird übersteigert bis zum Exzess, wobei man sich schon fragen muss, ob dies zu dem was erzählt wird, noch gerechtfertigt werden kann. Auffällig ist dabei vor allem die Gewalt, die gegenüber Frauen ausgeübt wird, hier wird nicht nur explizit draufgehalten, sondern geradezu genüsslich zelebriert, ein Vorwurf, den sich die Macher gefallen lassen müssen. Aber auch sonst schießt das Werk immer wieder über's Ziel hinaus, nicht nur was die Gewaltdarstellung und Spieldauer betrifft. Der Soundtrack, bestehend aus Songs verschiedener Stilrichtungen, ist für sich genommen zwar sehr hochwertig, jedoch will er in seiner jeweiligen Darbietungsart und Aussage nicht so recht zu dem was gezeigt wird passen. Ein vermeidbares Manko in einem überambitionierten Film voller Mängel, der aus seiner eigentlich interessanten Story zu wenig macht und dabei irgendwie zwischen den Stühlen sitzt.
STEEL COWBOY von Harvey S. Laidman ist so etwas wie ein Film gewordener Country-Song. Ein hochverschuldeter Trucker (James Brolin) kriegt den Blues, als ihn seine Frau (Jennifer Warren) verlässt. Gemeinsam mit seinem Partner (Rip Torn) beginnt er Touren für einen zwielichtigen Spediteur (Strother Martin) zu fahren. Bald hat er eine junge Bedienung (Melanie Griffith) und mächtig Ärger am Hals. Die 70er tropfen hier aus jeder Pore wenn die Trucks röhren, die Klamotten glitzern und der Soundtrack schön geschmeidig schunkelt bis zum Showdown dieser hübschen kleinen Ergänzung zu CONVOI, SMOKEY, THE BANDIT & Co..
THE ORDER ist ein in den 80er Jahren spielender Tatsachen-Thriller von Justin Kurzel und erzählt von der Saat, die mittlerweile aufgegangen ist. Wütende, sich benachteiligt fühlende Männer finden in nationalistischen Bünden zusammen und proben den Aufstand. Ein im besten Sinne klassisch inszeniertes Krimi-Drama mit durch die Bank starken Schauspielleistungen, wobei Jude Law ordentlich abliefert und Nicholas Hoult hat gerade sowieso einen Lauf. Für mich ist das Kurzels beste Arbeit bis jetzt und hätte klar ins Kino gehört.
Meine Flop 10 der 90er Jahre:
DAS GEISTERHAUS (Bille August, 1993)
DER KÖNIG DER LÖWEN ( Roger Allers & Rob Minkoff, 1994)
SINN UND SINNLICHKEIT (Ang Lee, 1995)
DANGEROUS MINDS (John N. Smith, 1995)
BREAKING THE WAVES (Lars von Trier, 1996)
DIE AKTE JANE (Ridley Scott, 1997)
CONTACT (Robert Zemeckis, 1997)
DER PFERDEFLÜSTERER (Robert Redford, 1998)
HINTER DEM HORIZONT (Vincent Ward, 1998)
BLAIR WITCH PROJECT (Daniel Myrick & Eduardo Sánchez, 1999)
SQUADRA VOLANTE stellt das Regie-Debüt des vormaligen Kameramannes Stelvio Massi dar und ist ein Poliziottesco, in dem der für seine Verhältnisse geradezu zurückhaltend agierende Tomás Milán als einzelgängerischer Kommissar Ravelli die Spur des Schwerverbrechers Marseille (Gastone Moschin) aufnimmt, der einst seine Frau erschoss. Ravelli agiert dabei rein instinktgesteuert, ist geduldig und reizt seine Legitimation bis aufs äußerste aus, überschreitet sie auch, wenn es sein muss. Im Gegensatz zu Massis Film, der ruhig und konzentriert daherkommt, ohne sich je, wie zahlreiche seiner Genre-Kollegen, dem übermässigen Exzess hinzugeben. Hier macht sich das photographische Handwerk bemerkbar. Die Einstellungen sind gut gewählt, die Action funktional und auf den Punkt, das alles begleitet von einem melancholischen Score Stelvio Ciprianis, der Ravellis Stimmungslage optimal überträgt. Gutes Ding. Hier in frischem HD auf YouTube:
https://m.youtube.com/watch?v=VrRzm2bJIgU
HOOSIERS von David Anspaugh war ein unerwarteter Erfolg und erfreut sich in den Staaten großer Beliebtheit, gilt manch einem gar als einer der besten Sportfilme ever. Nun soweit würde ich nicht gehen, doch zumindest in der ersten Hälfte gibt es einiges bemerkenswertes, bevor in der zweiten die gängigen Schemata des Genres nicht mehr variiert werden. Wenn Gene Hackman zu Beginn in eine 50er-Jahre-Kleinstadt nach Indiana kommt, um eine Stelle als Basketball-Trainer anzutreten, wird schnell klar, dass hier ein Mann nicht nur vor seiner Vergangenheit flieht, sondern auch seine letzte Chance auf ein normales Leben ergreifen will. Gegen alle Widerstände der Gemeinschaft setzt er sich durch und solidarisiert sich sogar mit dem stadtbekannten Säufer, oscarnominiert verkörpert von Dennis Hopper, in dem nicht nur ein wandelndes Basketball-Lexikon schlummert, sondern auch ein brillianter Spielstratege. Barbara Hershey als dem Neuling zunächst ablehnend begegnende Rektorin der örtlichen High School erfasst die Situation sogleich ziemlich treffend und bringt damit dessen Ambition, als auch die der kritischen Elternschaft in Bewegung, was sich schließlich auch auf sie selbst auswirkt. Eine im kleinen feine Geschichte, basierend auf wahren Begebenheiten, letztendlich mit ehrlichem Ansatz hollywoodtypisch umgesetzt, wobei Hackman für die nötige Bodenhaftung sorgt.
THE MAN FROM TORONTO von Patrick Hughes zeigt Woody Harrelson, wie er Jason Statham spielt, in einer Rolle die dieser ursprünglich spielen sollte, was in der deutschen Fassung zusätzlich karikiert wird, weil beide denselben Synchronsprecher haben. Das funktioniert also, im Gegensatz zum "Humor" von Kevin Hart. Hat der überhaupt mal in auch nur einem guten Film mitgespielt? Der Rest ist der mittlerweile typische generische Killer-Blödsinn als Verwechslungsposse, wie es ihn schon gefühlt tausendmal gab. Die Running Gags sind keine, Story und Action bleiben ebenso spannungs- wie überraschungsarm. Schade eigentlich, denn Hughes hat damals mit seinem Erstling RED HILL ein wirklich vielversprechendes Debüt abgeliefert, aber was dann in Hollywood aus ihm geworden ist, kann nur noch als traurig bezeichnet werden.
THE GRIFTERS von Stephen Frears entstand im Auftrag Martin Scorsese's, der die Regie aus terminlichen Gründen abgab und ist die Verfilmung eines Romans von Jim Thompson, dessen finstere Moritaten den Leser stets in psychologische Abgründe führen, ihn gefangen nehmen und austricksen, wie das Protagonisten-Trio in diesem Film. Eine fiese Dreiecks-Geschichte um Berufs-Kriminelle, deren höchstes Ziel ist, einander abzuzocken. Amouröse oder familiäre Verbindungen werden da schonmal hinten angestellt. Vielmehr schaut der nach einem Drehbuch von Donald E. Westlake entstandene Neo Noir ähnlich unter die Oberfläche, wie dessen eigene Gangsterromane. Da kann die Mutter eines Gauners durchaus ihm gegenüber ihre Reize spielen lassen, seine Freundin den Zickenkrieg durch ungezügelte Freizügigkeit entscheiden, während er hin und hergerissen zwischen Abnabelung und Anbandelung zusehends irritierter ist. Das alles wird prächtig präsentiert von einem Ensemble, angeführt von der herausragenden Anjelica Huston, die bei aller Abgebrühtheit einen zutiefst nachvollziehbaren Charakter erschafft.
DIE TODESGÖTTIN DES LIEBESCAMPS von und mit dem Schlager-Schwurbler Christian Anders, der mit seinem Sex-Ego-Trip dem Größenwahn ein blondumlocktes Gesicht gibt, immer inmitten von massenhaft Titten und Ärschen, Schwänzen und Muffs, was ja dem sensationsgeilen Bahnhofskino-Publikum völlig ausreicht, um im abgeranzten, speckigen Leder-Kino-Sessel für 75 endlos erscheinende Minuten seinen ganz persönlichen Spaß zu haben. Dazu gibt's Akustik-Schmonzetten mit Texten aus Langenscheidts Englisch-Taschenwörterbuch, kredenzt vom Lokführer der Zugfahrt ins Nirgendwo himself, der es sich nicht nehmen ließ seinen filmischen Samenerguß selbst zu verfassen, wobei ihm so manch hörige Groupies auf's Inselparadies folgten, um sich ein paar Wochen nackend in der Sonne dem neckischen Treiben hinzugeben, und ihm vermutlich auch. Wie lässt es sich sonst erklären, dass er danach Deutschland den Rücken kehrte, um im sonnigen Kalifornien als, man höre und staune, Esoterik-Guru sein persönliches Heil zu finden? So weit, so gut, könnte man sagen. Wenn ich aber lese, dass in einer Minirolle der spätere Sektenführer David Koresh beteiligt war, auf dessen Konto während seiner Abriss-Party mit dem FBI in Waco/Texas im April '93 über 70 Männer, Frauen und Kinder draufgegangen sind, dann wird mir schon ein bisschen schlecht.
GOJIRA MAINASU WAN von Takashi Yamazaki, Trauma-Bewältigung als Monsterfilm sozusagen, passt ja gut in die Zeit, wie ich finde. Üblicherweise kann man mich mit sowas jagen, vor allem weil ich einige der letzten Ami-Godzilla-Filme gesehen habe, damals angefangen mit Emmerichs Werk und früher mit den alten Gummipuppen-Japanern auch nichts anfangen konnte. Hier jedoch haben mich das Konzept und nicht zuletzt die Kritiken davon überzeugt, mir selbst ein Bild zu machen. Der ausschlaggebende Punkt für eine Sichtung war jetzt die Entdeckung der Schwarzweiß-Fassung, schließlich habe ich irgendwann einmal das Original von Inoshiro Honda gesehen, der zumindest was zu sagen hatte. Und wer hätte es gedacht? Ich fands gut, was viel damit zu tun hat, dass die japanische Katastrophe im Mittelpunkt steht, das zwischenmenschliche eine übergeordnete Rolle spielt und das Biest nur in homöopathischen Dosen auftritt, wobei es nie der Lächerlichkeit preisgegeben wird. Die Urgewalt als Richter für die Verfehlungen der Menschheit. Ich wüsste da ein paar Orte, wo es mal aufräumen könnte.
DEADLY ENCOUNTER von Routinier William A. Graham zeigt Larry Hagman auf der Höhe seines DALLAS-Ruhms als Vietnam-Veteran Sam, der nun sein Geld als Hubschrauber-Pilot verdient. Eines Tages steht seine alte Flamme Chris (Susan Anspach) vor ihm und bittet um Hilfe. Er lehnt ab. Dann sieht er, wie sie entführt wird und greift ein. Kaum ist sie befreit, sitzt den beiden die Mafia im Nacken. Die Story passt auf einen Bierdeckel, der Dialog ist funktional und einziger Zweck ist es, zu unterhalten. Jede Menge handgemachte Helikopter-Action und Nebendarsteller wie James Gammon sorgen dafür, dass es gelingt. Gibt's in deutscher Synchro auf YouTube:
https://m.youtube.com/watch?v=pa3xS-ynOY8
THE DECEIVERS von Nicholas Meyer krankt etwas an seiner steifen Inszenierung, basiert allerdings auf Tatsachen, ist inhaltlich interessant und wurde komplett On Location in Indien gedreht, was für reichlich Schauwerte sorgt. Als Merchant-Ivory-Produktion durchaus ein Prestige-Objekt, fiel das Werk zu seinem Kinostart bei Publikum und Kritik durch und fand nur auf Video einigen Zuspruch. Pierce Brosnan bietet eine starke Vorstellung als britischer Offizier der Ost-Indien-Kompanie, der in seinem Verwaltungsbezirk ein Massengrab entdeckt und einem mörderischen Geheimbund auf die Spur kommt. Die Machart erinnert an die Kolonial-Abenteuer der Rank-Organisation von Alexander Korda aus den 30er und 40er Jahren, ein Stil der 1988 einfach nicht mehr funktionierte und sich wohl damals schon an ein älteres Publikum richtete. Die Literaturverfilmung nach einem Roman von John Masters, der einen ganzen Zyklus zu diesem Thema verfasste, zu dem bspw. auch die Vorlage zum Klassiker BHOWANI JUNCTION (George Cukor, 1956) mit Ava Gardner und Stewart Granger gehört, konnte mich in meiner Jugend durchaus beeindrucken, erscheint mir heute jedoch zu statisch und spannungsarm hinsichtlich des eigentlich starken Themas.