EddieLomax - Kommentare
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Alle Kommentare von EddieLomax
Kompakte Hochspannung verdichtet in einem ausgeklügelten Plot mit Clou, konzentriert dargeboten, frei nach dem Motto "Show, don't tell", gibt's in diesem Polit-Thriller, der zu seiner Entstehungszeit enorm modern gewirkt haben muss, dann aber vergessen wurde, trotz prominentem Ensemble in bester Spiellaune. Für mich aufgrund niedriger Erwartungshaltung doch eine sehr positive Überraschung, welche definitiv mehr Zuspruch verdient hat.
Quincy (James Garner) zieht mit Jason (Louis Gossett jr.) von Stadt zu Stadt um ihn an öffentlicher Stelle meistbietend zu verkaufen und ihn anschließend zu befreien, um das Spiel im nächsten Ort zu wiederholen. Dabei lernen sie beide im Laufe der Zeit ihre Herzensdamen kennen. Quincy eine noch ausgebufftere Betrügerin namens Ginger (großartig: Susan Clark) und Jason, in einer so genannten Gefangenschaft, das Sklavenmädchen Naomi (Brenda Sykes). Nach und nach geraten sie jedoch zunehmend in Schwierigkeiten. Zuerst wird Jason wider Willen von John Brown (Royal Dano) und seiner Gefolgschaft in einem Handstreich durch einen brillant inszenierten Überfall auf einen Sklavenmarkt, befreit, schafft es aber, sich von den Befreiern zu befreien nur um kurze Zeit später richtig in Schwierigkeiten zu geraten, als die Partner dank eines fahrenden Sklavenhändlers (Edward Asner) auffliegen, Jason mit Naomi als Haussklave bei einem Plantagenbesitzer und Quincy für längere Zeit im Gefängnis landet. Doch Ginger ist ja auch noch da.
James Garner und Louis Gossett jr., hier noch als Lou Gossett, brillieren in dieser Western-Burleske von Regisseur Paul Bogart (unterstützt durch Co-Regisseur Gordon Douglas) als zwei ausgebuffte Gauner, Quincy und Jason, die ihr täglich Brot mit einer ganz ähnlichen Betrügerei wie einst Clint Eastwood und Eli Wallach in "The Good, the Bad and the Ugly" verdienen und beweisen ganz nebenbei, das man ernste Themen auch sehr spaßig behandeln kann. Anders als die glorreichen Halunken, die sich gegenseitig vom Galgenstrick schießen liessen, tragen diese beiden Galgenvögel, getreu dem Originaltitel, sprichwörtlich ihre Haut zu Markte, beziehungsweise nur einer von ihnen und zwar immer derselbe. Das hat ganz einfache Gründe, Jason ist nämlich schwarz und wir befinden uns in den Fünfziger Jahren des Neunzehnten Jahrhunderts, einer Zeit des florierenden Sklavenhandels und nicht irgendwo, sondern in den Südstaaten. Während des Filmes erfahren wir über einige kurze Rückblenden, wie sich Quincy und Jason kennenlernten und wie sie auf ihre einträgliche Geschäftsidee gekommen sind. Der Eine (Quincy) ein Glücksritter par Exellence, der die Leute schon auf jede erdenkliche Art um ihre hart verdienten Dollars gebracht hat. Der Andere, ein gebildeter Nordstaaten-Ostküsten-Filou aus New Jersey, der die Sklaverei nur aus Büchern kennt. Vater Zufall hatte beim ersten Treffen seine Hände im Spiel, ein klarer Fall von gesucht und gefunden, nach einem Versuch sich gegenseitig übers Ohr zu hauen, Talent erkannt, vereint und genutzt. Allein die Spielfreude der Protagonisten macht schon beim Zusehen einen riesigen Spaß. Getoppt wird das alles noch von einer Story, die einen Haken nach dem anderen schlägt, gekonnt mit den Erwartungen spielt und diese immer wieder aufs Neue unterwandert.
James Garner ist nach der erneuten Zusammenarbeit mit Paul Bogart, für den er zwei Jahre zuvor als Philip "Marlowe" vor der Kamera stand, in bestechender Form und setzt seine Comedy-Western-Darbietungen fort. Louis Gossett jr. empfiehlt sich mit starker Austrahlung, zeigt enormes komödiantisches Talent und schafft es dabei mühelos Akzente in Sachen Tiefgang zu setzen, immer dann wenn einem das Lachen im Halse stecken bleibt. Derartige Momente gibt es nicht selten. Immer wieder schlagen Situationen um und lassen einem den kalten Schauer über den Rücken laufen. Die Rolle von Susan Clark erinnerte mich stark an den Auftritt von Jodie Foster in Richard Donners "Maverick" (1994), ebenfalls mit James Garner. Der Tonfall des Filmes ist durchaus ähnlich. Des weiteren fühlte ich mich auch an den ungleich böseren "Freitag und Robinson" (Man Friday, 1975) von Jack Gold erinnert, einer Daniel-Defoe-Verfilmung unter umgekehrter Prämisse, Kolonialismus-Rassismus-Kritik, in Form einer derben Satire mit Peter O'Toole und Richard Roundtree (Tipp!).
Der Soundtrack von David Shire spielt ebenfalls mit den Subgenres, will sagen auch mit der zu hörenden Musik werden wir ab und an hinters Licht geführt. Beispielsweise ist der komplette Anfang des Filmes in der Art eines Italo-Western inszeniert, inclusive der passenden Musik. Man glaubt erstmal in einem harten Western gelandet zu sein, wird aber bald eines besseren belehrt. Der Film wurde seinerzeit etwas stiefmütterlich als Abklatsch von "Mit eisernen Fäusten" (The Scalphunters, 1968) abgetan, zeigt aber selbstbewusst standfeste Qualitäten im fest gesteckten Rahmen des Südstaaten-Milieus und bewegt sich dort auch, zumindest geographisch, nicht heraus. Stattdessen würde er prächtig als Vorgeschichte zum bekannteren Vorgänger funktionieren. Ich für meinen Teil hatte jedenfalls großen Spaß. Eine Western-Burleske der saftigen Art, nicht ohne den nötigen Ernst wenn es drauf ankommt. Eines der Vorbilder für DJANGO UNCHAINED.
Die Rock'n'Roll-Mystery um einen verschollenen Band-Leader und sein letztes Album war in den frühen Achtzigern zwar ein Flop, machte aber durch den Soundtrack Furore, Michael Paré zum Star und wurde auf Video ein Hit, der sogar eine Fortsetzung spendiert bekam. Vor über dreißig Jahren war ich davon ganz hingerissen, jetzt ist das gut gealterte Musik-Drama immer noch sehens- vor allem aber hörenswert. Der kleine Kultfilm hat auf jeden Fall Aufmerksamkeit verdient, allein schon wegen der jungen Ellen Barkin und dem noch sehr motivierten Tom Berenger.
Wir befinden uns in der Nähe zur Grenze nach Mexiko. Es sind noch die Tage des alten Westens. Das Land ist noch nicht vollständig besiedelt, das Leben noch gefährlich. Einzig bei einer flachen Stelle am Fluß gibt es ein paar Häuser. Weiter oben im Hinterland ein Dorf. Der amerikanische Bürgerkrieg ist gerade ein paar Jahre vorbei. In Mexiko tobt die erste Revolution. Die Juaristas gewinnen langsam die Oberhand. Einige ehemalige konföderierte Soldaten ohne Heimat hat es ins Nachbarland verschlagen, wo sie als Söldner ihre Kräfte an den meistbietenden verkauften. Doch wurde eben jener, Kaiser Maximilian, von den Aufständischen besiegt und seine Maximilianos ziehen nun raubend und mordend zu beiden Seiten der Grenze durch das Land. Sie haben sich mit Indianern und Mexikanern zusammengeschlossen, sind jetzt Comancheros. Unter Führung des Amerikaners Jakob Remy (Watten Oates) überfallen sie das von wenigen Soldaten verteidigte Dorf und machen reiche Beute. Gold und Waffen. Remy weiß um die einsame Fähre bei der Siedlung am wilden Fluß und schickt ein paar Männer (u.a. John Davis Chandler) als Vorhut voraus um den Übergang zu sichern. Seine rechte Hand Marquette (Kerwin Mathews), das Gehirn der Bande, mahnt zur Eile. Doch bei der Siedlung weiß man schon um den heimtückischen Überfall, dem beinahe die gesamte Bevölkerung zum Opfer fiel und der zupackende Fährmann Travis (Lee Van Cleef) setzt bereits fleißig Siedler über den Fluß, ans sichere andere Ufer. Die grausame Meute naht unerbittlich. Kurz bevor die letzten Männer, Frauen und Kinder gerettet sind, trifft Remy's Bande ein. Es kommt zum ersten Schußwechsel. Überraschend erhält Travis dabei Schützenhilfe von einem alten Bekannten, dem Trapper Mountain Phil (Forrest Tucker). Gemeinsam schießen sie sich den Weg frei und können ein letztes Mal über setzen. Leider gelingt es Remy Geiseln zu nehmen, jene die es nicht rechtzeitig geschafft haben zu fliehen. Er macht Travis ein Angebot. Er bietet ihm einen Teil der Beute gegen die Fähre. Travis lehnt ab. Zuviel bedeutet ihm seine Fähre. Es kommt zu einer Patt-Situation und Travis steht vor der Entscheidung die restlichen Siedler zu retten und dafür seine Fähre zu riskieren, oder sich auf der getanen Arbeit auszuruhen. Da macht ihm die begehrenswerte junge Frau eines der Gefangenen ebenfalls ein Angebot. Eine Nacht mit ihr, für die Rettung ihres Mannes.
Mit seinem fünfzehnten und gleichzeitig letzten Western gelang dem Hollywood-Routinier Gordon Douglas noch einmal ein besonderes Schätzchen. BARQUERO ist ein roher Film, der mit den Traditionen des US-Western insgesamt recht wenig am Hut hat und sich in seiner zynischen Grundhaltung zwischen alle Stühle setzt. Das mag auf den ersten Blick unentschieden wirken, ist es aber nicht. Denn schon durch die Besetzung der Hauptrollen verortet Douglas sein Sujet irgendwo zwischen Italo- und Spät-Western, ohne eines davon wirklich zu sein. BARQUERO ist etwas ganz eigenes. Eine Art Psycho-Western, der mit mythologischen Versatzstücken spielt. Soweit ich weiß, ist es auch der einzige Western, der einen Fährmann und dessen Arbeit in den Mittelpunkt stellt, was ihn zu einem Unikat macht. Hört man die Geschichte dieses Fährmannes, denkt man natürlich gleich an die Sage aus der griechischen Mythologie um den Fährmann am Fluß Styx, dem Totenfluß, der seine Passagiere von der Welt der Lebenden ins Reich der Toten befördert, ganz so wie es Travis hier tut, freilich unter Zuhilfenahme seiner Flinte.
Mit Lee Van Cleef, der nach seinem Durchbruch im Italo-Western den Zenit seiner Populariät erlebte, welche ihm endlich die lange ersehnte Hollywood-Hauptrolle einbrachte, konnte Douglas den zu jener Zeit denkbar besten Schauspieler für die schwierige, ambivalente Figur des hin und her gerissenen Fährmanns verpflichten. Van Cleef bringt genau die richtige Mischung rauer Maskulinität und berufsethisch bedingter Empathie als Frontier in den Charakter, der nicht uneigennützig, doch kompromisslos seine Ziele verfolgt, die letztendlich auch dem Gemeinwohl dienen. In manchen Szenen kann man in seinen schmalen Augen aber so etwas wie warmherzige Nächstenliebe aufblitzen sehen und erkennen, das er das richtige tun wird. Sein freiwilliger Helfer, der Mountain Man Phil, ist scheinbar aus reiner freundschaftlicher Verbundenheit zu seinem Bruder im Geiste bereit sein Leben für die Zivilisation aufs Spiel zu setzen. Der wackere alte Haudegen Forrest Tucker stattet ihn mit spitzbübischem Charme und einer gewissen Skrupellosigkeit aus. Männer wie Phil und Travis waren es, die der Zivilisation den Weg bereiteten und dessen sind sie sich auch bewusst, wie sie durch ihre Handlungen unterstreichen. Auf der Gegenseite haben wir Peckinpah-Veteran Warren Oates, noch im WILD-BUNCH-Modus, als zunächst erfolgsverwöhnten machthungrigen Remy, dem die Zügel immer mehr zu entgleiten drohen und dessen gewaltsame Vorgehensweise schließlich zu verstörter Orientierungslosigkeit führt. Einen solchen Schurken mit menschlichen Schwächen, bis hin zur ausgewachsenen Psychose, sieht man selten. Seinen Adlatus Marquette verkörpert der heute vergessene einstige Heldendarsteller Kerwin Mathews (SINDBADS 7. REISE, Nathan Juran 1958), in einem seiner letzten größeren Leinwand-Auftritte.
In der schönen Landschaft von Colorado gedreht, bietet der Film reichliche Schauwerte. Bei der Ausstattung und Kostümierung wurde auf größtmögliche Authentizität geachtet. Der Soundtrack von Dominic Frontiere orientiert sich, ähnlich seiner Komposition für Clint Eastwood's US-Western-Debüt HÄNGT IHN HÖHER (Ted Post, 1968) an den von Ennio Morricone geprägten Arbeiten für den Italo-Western und untermalt die dramatische Geschichte stimmig. Der Härtegrad der Gewalt-Szenen bleibt gemessen an der Entstehungszeit des Filmes moderat. BARQUERO ist ganz bestimmt nicht jedermanns Sache und scheint auf den ersten Blick nicht sehr innovativ, lohnt jedoch einen zweiten Blick aufgrund seiner vielen versteckten Qualitäten, durch die er sich seinen Geheimtipp-Status bewahren konnte.
New Mexico in den Vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts: Der ehemalige Soldat Pike (Martin Sheen) will im Westen sein Glück versuchen und lässt sich von Trapper Henry (Harvey Keitel) als Helfer anheuern, der mit den Indianern Handel treibt. Er weiß nicht was ihn erwartet und hat noch einige Schwierigkeiten sich anzupassen, findet aber in Henry einen guten Lehrmeister. Bis dieser einer Attacke von Kiowas zu Opfer fällt. Jetzt ist Pike auf sich allein gestellt. Eines Nachts beobachtet er eine Zeremonie zweier Indianer, bei der ein Pferd geopfert werden soll. Pike platzt dazwischen um sich des Schimmels zu bemächtigen. Am nächsten Tag trifft er auf den Kiowa White Bull (Sam Waterston), der das Pferd ebenfalls besitzen will. Eine lange Auseinandersetzung nimmt ihren Anfang.
1979, nach ihrem Einsatz für Francis Ford Coppolas strapaziösen APOCALYPSE-NOW-Dreh, standen Martin Sheen, der Harvey Keitel bei diesem ersetzt hatte, und Keitel für diesen spirituellen Western des Briten Anthony Harvey (DER LÖWE IM WINTER, 1968) in der Nähe von Durango, New Mexico, vor der Kamera. EAGLE`S WING ist ein äußerst ungewöhnlicher Vertreter seiner Zunft. In majestätische Landschaftspanoramen gekleidet, weiß der Film schon rein optisch zu überzeugen, die Darstellung der Charaktere, hat man Sam Waterston als Indianer aktzeptiert, ist über jeden Zweifel erhaben. Der Rhythmus des Werkes ist sehr ausgewogen, es entsteht einige Spannung, auch Action ist ausreichend vorhanden. Marc Williamson's Soundtrack fügt sich mühelos in die Größe der Bilder, den Sinnen wird hier ausgiebig geschmeichelt. Ein klassischer Western ist das freilich nicht, dafür wird den Genre-Konventionen zu wenig entsprochen. Wer jedoch offen für historische Stoffe ist und mit Filmen wie JEREMIAH JOHNSON (Sydney Pollack, 1972), dessen Klasse EAGLE`S WING nicht ganz erreicht, etwas anfangen kann, ist hier gut aufgehoben.
Eisiger Neo-Noir-Thriller um ein Gangsterpärchen auf der Flucht, das durch einen Autounfall gezwungen ist, seinen Weg im Schneesturm zu Fuß fortzusetzen und sich sicherheitshalber trennt. Während Sie bald per Anhalter weiterkommt, hinterläßt Er eine blutige Spur. Am Ende treffen sie sich wieder und nichts ist mehr wie es war. Stefan Ruzowitzky's düsteres Hollywood-Debüt glänzt mit einer starken Besetzung bis in die kleinsten Nebenrollen und spult die Gewaltspirale seiner minimalistischen Story routiniert herunter. Da stören auch einige Drehbuchschwächen nicht weiter.
Paris: Kommissar Mattei ist seit zwei Jahren hinter der Bande her. Dieses Mal weiß er endlich wo und wann sie zuschlagen werden. Mit großem Aufgebot rückt er an, Sondereinsatzkommando und jeder verfügbare Polizist seiner Abteilung. Das Viertel um die Bank wird hermetisch abgeriegelt, keine Maus würde durchschlüpfen können. Doch es kommt, wie es kommen muss. Irgendwas geht immer schief. Als die Räuber den Ausbruch wagen kommt es zum Schußwechsel. Damit nicht genug, werden die Einsatzkräfte plötzlich und unmittelbar Opfer einer weiteren Bedrohung. Ein Polizist nach dem anderen geht im Kugelhagel zu Boden. Ein Scharfschütze dezimiert die Beamten von einem weit entfernten Dach aus mit einem Präzisionsgewehr. Den Bankräubern gelingt die Flucht, dem Schützen ebenso. Nur noch verbissener stürzt sich Mattei in die Ermittlungsarbeit, kommt den Flüchtigen auf die Spur. In ihrem Geheimversteck gelingt ihm der Zugriff. Der Sniper wird verhaftet. Keiner weiß wer er ist und warum er die Taten begangen hat. Auch reden will er nicht. Mattei bleibt nichts weiter übrig, als den Entkommenen auf der Spur zu bleiben. Bald gibt es weitere Tote und ein Ende ist nicht in Sicht.
Zwei Jahre nach seinem Festival-Erfolg ENGEL DES BÖSEN, kehrte der italienische Star-Schauspieler, nunmehr Star-Regisseur, Michele Placido mit einem französischen Thriller klassischer Gangart zurück, bei dem er sowohl dem modernen Genre-Kino, als auch der Tradition des FILM POLICIER seine Referenz erweißt. Er startet selbstbewußt mit einem rasant geschnittenen Action-Auftakt, bei dem einem der Atem stockt. Da kann ein altgedienter Kommissar, wie der von Schauspiel-Legende Daniel Auteuil dargestellte Mattei, schonmal heftigst die Nerven verlieren. Nicht minder spannend geht es weiter, wenn die Gangster im Versteck beim Unterwelt-Doktor ihre Wunden lecken, sich dann aufteilen und doch in Situationen stolpern, die sie nicht kontrollieren können. Vertrauen ist gut, hilft aber nicht weiter. Falschspieler gibt es überall und der französische Krimi wäre nicht so schön düster, wenn überall traute Eintracht herrschen würde. Das Duell Auteuil-Kassovitz wird leider bald zugunsten eines Ausbruchs-Szenarios aufgegeben, welches etwas zu gewollt daher kommt und der Story eine Wendung verpasst, die man so nicht erwartet hätte. Placido ist aber erfahren genug um auch diese wieder in spannende Sphären, bis hin zur wiederum ungeahnten Auflösung zu lenken, die dem Film bei der relativ kurzen Laufzeit etwas zuviel Inhalt überstülpt. Weniger wäre hier mehr gewesen. Nicht auszudenken, was Olivier Marchal aus dem Stoff gemacht hätte. Dennoch bleibt ein ziemlich spannender Hard-Boiled-Krimi mit starken Action-Szenen und einer Super-Besetzung.
Jean-Marc Faure täuscht sein Leben vor. Als gut situierter Familienvater und Arzt, der vorgeblich für die WHO in Genf arbeitet, ist sein gesamtes Leben in Wahrheit auf Täuschung und Betrug aufgebaut. Doch irgendwann bricht sich die Realität Bahn und es kommt zur Katastrophe.
Das brilliant inszenierte Psychogramm eines Mannes im Widerstreit mit sich selbst beruht auf Tatsachen und lebt vom Spiel des einmal mehr famosen Daniel Auteuil.
Xavier Lombard, ein in London lebender Privat-Detektiv, erhält von der High-Society-Familie eines ehemaligen Kollegen bei der Pariser Polizei, den Auftrag ein Familienmitglied zu suchen, welches seit einigen Tagen verschwunden ist. Es handelt sich um den jüngeren Bruder der Ehefrau seines Ex-Partners. Ihre Eltern bieten Lombard 300 Pfund pro Tag, sowie eine Prämie von 5000 Pfund bei Erfolg. Eine erste Spur führt ihn zu einer an der Küste lebenden Freundin des Vermissten, der ihr vor seinem Verschwinden einen kleinen Jungen in Obhut gab. Außerdem ließ er eine Videokassette zurück, die zeigt wie eben dieser Junge von einem deutlich älteren Mann vergewaltigt wird. Xavier findet über eine befreundete Prostituierte Kontakt zur Pädophilen-Szene und je weiter er vordringt, desto dunkler werden die Abgründe der menschlichen Seele, die sich ihm offenbaren. Die Spur führt ihn zu einem Ring von Kinderhändlern und er wird in einen Strudel von Ereignissen gezogen, den er nicht mehr kontrollieren kann. Nachdem er es schafft einen Jungen mit Gewalt aus den Fängen der Organisation zu befreien und anschließend seine Freundin ermordet wird, trifft er eine folgenschwere Entscheidung in dem Wissen, das nur ein Einzelner etwas gegen solche Leute tun kann. Xavier Lombard verfolgt die Schuldigen bis zu Selbstaufgabe und dringt schließlich bis zum Kopf der Organisation in Mexiko vor. Doch da hat er schon längst nichts mehr zu verlieren.
Star-Kameramann Chris Menges schafft mit seiner bislang letzten Regiearbeit aus dem Jahre 1999 etwas ganz seltenes. Er gewinnt dem Film Noir durch seinen innovativen Blick auf ein Tabu-Thema neue Seiten ab, zeigt dabei fast sezierend dokumentarisch das, was wir alle eigentlich wissen und verschont uns nicht vor den bitteren, mit entwaffnender Ehrlichkeit dargestellten Konsequenzen. Er hält die Kamera dahin wo es wehtut und nimmt den Zuschauer durch seine Sympathie zum sensationell aufspielenden Daniel Auteuil, der ja auch immer wieder in hervorragenden Thrillern auftritt, in die Verantwortung, indem er uns vor die Frage stellt: Was würdest du an meiner Stelle tun? Eine Antwort darauf kann er uns nicht geben. Für manchen wird seine Auflösung sicher nachvollziehbar sein, nachhaltig hingegen ist sie ganz sicher nicht. So bleibt das, was ein Einzelner tun kann, der radikale Traum des Gerechten, der uns Zuschauer zwar vermeintlich befriedigt, am Ende aber klarstellt, das es nur sehr wenig Hoffnung auf bessere Zeiten gibt. Bedenkt man, dass die große Zeit des World Wide Web 1999 noch bevorstand, wird deutlich, das das Gezeigte eher als Götterdämmerung verstanden werden muss. Und das ist unendlich traurig.
Ein ganz und gar klassisches Mantel- und Degen-Abenteuer gelang Philippe de Broca hier im Herbst seiner Karriere. Ein großer Kinohit in Frankreich, vielfach ausgezeichnet und doch in Deutschland nur unter ferner liefen wahrgenommen, stellt die erneute Roman-Adaption des Buckligen einen späten Höhepunkt dieser ureigensten französischen Gattung dar, die obschon alle paar Jahre revitalisiert, nicht mehr allzu oft die Leinwand erblickt. Daniel Auteuil brilliert als unwahrscheinlicher Held, während Fabrice Luchini einen an Niedertracht kaum zu überbietenden Bösewicht gibt. In edle Bilder getaucht und von einem geradezu sinfonischen Soundtrack untermalt, bleibt das selten gezeigte Werk ein Genuß für all jene, die sich ein gehöriges Maß an kindlicher Begeisterung bewahrt haben und sich von althergebrachtem Kintopp hinreißen lassen können. Immer wieder schön.
Jeff Chandler und Rory Calhoun kabbeln sich in Alaska um Anne Baxter, Gold und viel Schlamm. Diese erste Farbfilm-Fassung der bekannten Goldgräber-Geschichte, zuvor u.a. verfilmt mit John Wayne, Randolph Scott und Marlene Dietrich, funktioniert Dank des ausgezeichneten Casts und der versierten Regie von Jesse Hibbs auch hier bestens und pendelt ausgewogen zwischen Western-Abenteuer und Komödie. Am Ende gibt's eine Neuauflage der berühmtesten Saloon-Schlägerei der Filmgeschichte.
Im selben Jahr, in dem er als Star in Jack Arnold's Klassiker DER SCHRECKEN VOM AMAZONAS seinen größten Erfolg vor der Kamera feierte, inszenierte Richard Carlson auch diesen interessanten Western mit Rory Calhoun, der hier eine wirklich illustre Besetzung anführt. Dabei dreht es sich um eine Bande von Bankräubern, die nach einem missglückten Raubzug Zuflucht in einer abgelegenen Station suchen, wo sie auf einen alten Bekannten und dessen Tochter treffen, die den Männern ganz schön den Kopf verdreht. Während die Gang einen neuen Coup plant, nähern sich Indianer auf dem Kriegspfad, was die Situation nicht weniger angespannt werden lässt.
Das besondere daran ist, das Carlson der hochkochenden inneren erotischen Spannung zwischen Kelly (Calhoun) und der jungen Frau Lolly (Colleen Miller), die sich gerade ihrer Sexualität bewusst wird, ebenso viel Platz einräumt, wie der äußeren, zunächst der Bedrohung durch die Indianer geschuldet, später dem Aufgebot des Sheriffs. Dadurch gelingt es ihm nicht nur, dem Genre neue Aspekte hinzuzufügen, auch die ausgetretenen Pfade einer solchen, durchaus üblichen Geschichte werden verlassen und neue Wege beschritten. Vier Jahre später kamen Carlson und Calhoun für einen weiteren Western erneut zusammen.
Und gut 40 Jahre nach dem deutschen Kinostart kehrt auch RAMBO zurück auf die deutschen Leinwände, in 4K versteht sich, der Ton klingt allerdings nicht so gut, aber was solls (?). Jedenfalls ist das für die auf der anderen deutschen Seite geborenen nun die erste Gelegenheit diesen wegweisenden Klassiker mal cinematographisch zu erleben und auch hier muss man uneingeschränkt loben. Denn gerade an diesem dunklen Ort der blickausfüllenden Bilder entfaltet das vielleicht effizienteste Stück Actionfilm der 80er seine ganze Dynamik und kann ebenso überzeugen, wie bei den ungezählten Sichtungen zuvor. Allein Stallone nochmal in seiner Blütezeit so sehen zu dürfen, war das Ticket wert, denn wenn es jemals einen perfekten Action-Helden gegeben hat, dann war er es, besaß er doch, im Gegensatz zu seinen vielen Epigonen, das nötige schauspielerische Rüstzeug. Einfach großartig! (Und nächstes Jahr dann bitte Teil 2 in der Best-of-Cinema-Reihe...)
Ein Western aus Dänemark also. Nicht das es da viele Vergleichsmöglichkeiten gäbe. Bei ganz Skandinavien sähe das schon etwas anders aus. Nichtsdestotrotz müsste man in der Geschichte schon etwas weiter zurück gehen um fündig zu werden. Da gab es vom Nachbarn Schweden zum Beispiel mal DAS NEUE LAND von Jan Troell (Nybyggarna, 1972) mit Allzweckwaffe Max von Sydow in der Hauptrolle. Doch ein Dänen-Western, das ist neu. Zum Glück haben wir die dänische Dogmatisierung des Kinos hinter uns gelassen und können mit neuem Stilbewusstsein a'la Nicolas Winding Refn oder Anders Thomas Jensen deutlich mehr anfangen. Und siehe da, letzterer steht als Kreativkopf auch hinter vorliegendem Werk, indem er gemeinsam mit Regisseur Levring das Drehbuch verfasste. Hinzu gesellt sich der immer wieder gern gesehene berühmteste Däne der Welt Mads Mikkelsen, der - natürlich - auch in Cowboy-Stiefeln eine ausgesprochen gute Figur macht. Dann braucht man - ebenso natürlich - noch einen mit allen Wassern gewaschenen Bösewicht der eiskalten Art; ein Film ist schließlich nur so gut wie sein Bösewicht; und findet ihn in Chef-Charismatiker Jeffrey Dean Morgan, der ruhig öfter in solche Rollen schlüpfen darf. Nun garniert man das Ganze mit einer geheimnsivollen Amazone, perfekt ausgeleuchtet präsentiert von Eva Green, sowie einiger Supporting-Prominenz in Person von Jonathan Pryce, Eric Cantona und Mikael Persbrandt und fertig ist der aufsehenerregende Genre-Beitrag, der die spröde fokussierte Erzählweise des modernen dänischen Kinos in weite Landschaften überträgt und dabei nichts von seiner Intensität einbüsst. In edle monochrome, karg untermalte Bilder getaucht, ist der Film visuell einzigartig gestaltet und erzeugt unglaublich viel Atmosphäre. Die sich stringent entwickelnde Geschichte bietet auf den zweiten Blick doch einiges an Themenvielfalt, denn auch wenn nicht viel gesprochen wird, erzählen die Bilder umso mehr. Regisseur Kristian Levring gelingt es tatsächlich dem ältesten Genre der Filmgeschichte etwas Neues abzuringen. Formidabler Dänen-Western mit Schmackes.
Lügen und Geheimnisse, lustvoll und wahrhaftig vorgetragen von einem tollen Ensemble in bester Spiellaune. Eine Familienkomödie der etwas anderen Art und dabei eine echte Überraschung. Tipp!
Einer der großen Hollywood-Kriegsfilme mit Star-Besetzung, hier angeführt von Film-Denkmal Henry Fonda, diesmal über die Ardennen-Offensive, gewohnt breit angelegt, top ausgestattet und gelungen inszeniert. Das einzige was fehlt, ist ein ordentlicher Spannungsbogen. Dennoch besser als sein Ruf.
EIN KOPFGELD AUF ZATOICHI erzählt die Geschichte der vorangegangenen Trilogie weiter und wandelt die bewährte Erfolgsformel nur minimal ab. Das Finale übertrifft das des Vorgängerfilmes erneut. Es bleibt spannend und sehenswert.
"Wo findet man einen Cowboy, der ein bisschen Verstand hat?"
Morgengrauen. Wir sehen zwei Reiter im Gegenlicht aus der aufgehenden Sonne kommend zielgerichtet eine Rinderherde durchqueren.
Szenenwechsel: Ein Rancher (Karl Malden) und seine zwei Söhne (Joe Don Baker und Tom Skerritt) sitzen am Frühstückstisch und besprechen ein Problem, welches mit Schafzüchtern zu tun hat.
Schnitt: Etwa vierzig Cowboys sitzen ebenfalls beim Frühstück an einer langen Tafel.
Let's work! Nach dem Morgenmal versammeln sich alle draußen vor der Ranch bei den Gattern, satteln ihre Pferde, bereiten sich auf den Arbeitstag vor und bekommen währenddessen Instruktionen vom Boss.
Nun folgt zu elegischer Musik eine Collage aus Szenen, die den Arbeitsalltag in all seinen Facetten zeigen.
Am Ende des langen Tages, die Abenddämmerung setzt langsam ein, kehren die Cowboys zur Ranch zurück, sind geschafft, tauschen sich über das Vollbrachte aus, flachsen dabei herum. Sie scheinen glücklich zu sein.
Dann geht ein Pferd durch, wirft den Reiter aus dem Sattel gegen einen Zaun. Sein Genick ist gebrochen, er ist sofort tot.
Schlechtes Ende für einen guten Tag. Die Männer sind schockiert. Weil sie wissen, das es ihnen jederzeit ebenso ergehen kann.
Der Boss, Walter Buckman ist sein Name, bestimmt die zwei Cowboys Ross Bodine (William Holden) und Frank Post (Ryan O'Neal) dazu, die Leiche des Verunglückten noch am Abend in die nächste Stadt zum Bestatter zu bringen. Ross ist um die fünfzig und Frank nicht mal halb so alt. Trotzdem sind sie mit der Zeit die besten Freunde geworden und praktisch unzertrennlich. Während der langen Fahrt mit dem Kutschwagen samt Leiche haben sie viel Zeit sich zu unterhalten und machen sich so ihre Gedanken über ihr Leben und das was danach kommt. Sie überlegen, erstmal im Scherz, ihr Leben zu ändern, sinnieren weiter, verlieren den Faden, landen bei den Abendaktivitäten nach erledigter Aufgabe. Gesagt getan, sie finden sich im Saloon bei einem oder mehreren gepflegten Gläsern Whiskey wieder. Später, sie sind schon reichlich betrunken, betreten einige Schafzüchter den Gastraum. Ross Bodine provoziert die Neuankömmlinge mit einigen gezielten Beleidigungen, eine Prügelei ist die Folge. Am Ende landen die, auch bei den Städtern unbeliebten, Schafzüchter im Gefängnis, die Cowboys reisen heimwärts. der nächste Morgen beginnt mit einem fürchterlichen Kater und jeder Menge Arbeit auf der Westweide. Eine Idee, einmal eingepflanzt, wächst und gedeiht. Frank Post fällt das Thema des gestrigen Abends wieder ein, die Unterhaltung beginnt von neuem. Dieses Mal nicht mehr scherzhaft. Dieses Mal ist es ernst. Sie haben es satt. Die körperlichen Strapazen, den kargen Lohn, das tägliche Einerlei. Sie beschließen noch heute die örtliche Bank auszurauben und sich dann nach Mexiko abzusetzen.
"Ich hätte bleiben sollen, wo ich war!"
Bis zu dieser Erkenntnis Frank Post's ist es ein weiter Weg in diesem ersten und einzigen Western (ist SUNSET eigentlich ein Western?) von Blake Edwards. Das er auch das dramatische Fach beherrscht, bewies er bereits im Jahre 1962 mit dem Thriller DER LETZTE ZUG (Experiment in Terror). Immer schon vom Wunsch beseelt einen Western zu inszenieren, wagte er sich 1970 an die Realisierung dieses zur Meisterprüfung gewordenen Projekts. Dabei gelang ihm, soviel kann ich schon mal verraten, tatsächlich ein Meisterwerk. Und nicht nur das. MISSOURI - WILD ROVERS ist (nach meiner Meinung) einer der schönsten Spätwestern. Das hat viele Gründe. Man könnte die Spruchweisheit "In der Ruhe liegt die Kraft" als Motto des 130 Minuten langen, in keinster Weise zu langen Werkes bestimmen. In jeder Szene ist die uneingeschränkte, ja fast zärtliche Liebe zum Sujet spürbar, wobei die oft lyrischen Bilder kongenial von Jerry Goldsmith' elegischem Soundtrack untermalt werden. Blake Edwards' gewohnt brilliante Dialoge, nicht nur zwischen Ross und Frank sondern auch des zweiten Hauptdarsteller-Duos, der beiden Söhne Buckmans John und Paul, beschäftigen sich nicht nur mit den Alltagsproblemen sowie den zwischenmenschlichen Auseinandersetzungen, sondern sind voll von reflektiven und philosophischen Themen wie Vergangenheit und Zukunft, Alter und Jugend, Armut und Reichtum, Tod und Leben. Es scheint, als wollte der Regie-Künstler mit diesem Film nicht nur seine Lebens-Themen abarbeiten. Nein, es sind ebenso die Themen des Genres. Eines Genres, welches obschon bis heute nicht tot zu kriegen, das zur Entstehungszeit scheinbar in den letzten Zügen lag. So wirkt der Film wie ein Schwanengesang, eine Elegie und ein Requiem zugleich. Zudem wirkt Edwards Inszenierung wie die eines wahren Meisters, als hätte er nie etwas anderes gemacht als Western zu drehen. Den anfänglich eingeführten langsamen Rhythmus beibehaltend, entwickelt die sich unvorhersehbar entwickelnde Handlung die Sogkraft eines Romanes klassischer amerikanischer Erzähltradition, scheinbar leicht, oft humorvoll, immer lustvoll und spannend, glaubwürdig und realistisch, letzendlich tragisch, traurig, doch herzzerreißend und unvergesslich.
"Halte durch Partner, es ist nicht mehr weit."
Wieder ein Freund zum Pferde stehlen. Wieder einer, mit dem er durch dick und dünn geht. Wieder einer für den er sterben würde. Der Weg von der WILD BUNCH zu den WILD ROVERS ist gar nicht so weit wie man glauben mag und doch so gegensätzlich wie es nur sein kann. Auch zuvor in Sam Peckinpah's Opus Magnum als Pike Bishop spielte William Holden einen ewig erinnerungswürdigen Charakter. Der vorangeführte Satz könnte ebenso aus diesem Film stammen. Aber Holden sagt ihn als Ross Bodine, der Kehrseite Bishop's, mit dem er doch mehr gemein hat als man auf den ersten Blick sieht. Am Ende ist das freilich alles ganz klar. Schließlich wollen beide Figuren rauskommen, sei es als Rädchen aus dem Getriebe, aus dem gesellschaftlichen Gefüge, aus der eigenen Existenz. Für mich ist diese Figur der wahre Abschied, die wahre Schluss-Gala des William Holden. Allein für seinen Schluss-Monolog am Lagerfeuer hätte er einen Oscar verdient.
Ryan O'Neal's Frank Post kann man auch als Wiedergänger des jungen Holden verstehen. Auch er war eine Art Golden Boy, gerade durch LOVE STORY zum Superstar geworden, dann lieber Schauspieler als Posterboy. Sein jugendlicher Drang nach Freiheit und selbstbestimmtem Dasein bringt Bodine erst zur Überzeugung mitzuziehen, seine alten, fast vergessenen Träume zu verwirklichen. Die Ranch in Mexiko, der ruhige Lebensabend. Derart angestachelt nutzt Bodine seine ganze Erfahrung um den Coup zu landen, das Ding durchzuziehen, während ihn seine Sentimentalität gegenüber Post später immer wieder ausbremst. Diese Mischung aus jugendlicher Unbekümmertheit und Lebensfreude und Nostalgie und Altersmilde, lässt die beiden die schönste Zeit ihres Lebens haben ohne das sie auch nur einen Gedanken an ihr Ende verschwenden. Bei einer Unterhaltung über den Tod zu Beginn des Filmes sagt Bodine auch folgerichtig, das er die meiste Zeit versucht nicht all zu viel darüber nachzudenken. Diese Einstellung vermittelt der Film immer wieder, so zum Beispiel bei einer spontanen Mustangjagd im Schnee, der genau so viel Platz eingeräumt wird, wie allen anderen scheinbar nebensächlichen Dingen des Lebens auch.
"Mehr ist nicht drin."
Noch eine Aussage Bodine's, die für das Streben aller Beteiligten gelten muss. Zum einen, weil für die nach dem Bankraub mit Hindernissen flüchtigen Ex-Cowboys irgendwann, aufgrund ihrer fehlenden Entscheidungsfreude, das Ende der Fahnenstange erreicht ist. Zum anderen, weil ihre Verfolger, die Söhne Buckmans, nicht am selben Strang ziehen. Ist der von Karl Malden verkörperte Patriarch ein Rancher wie er im Buche steht, der in den Schafzüchtern eine existenzielle Bedrohung sieht gegen die er mit rücksichtsloser Härte vorgeht, sind seine Söhne aus einem anderen Holz geschnitzt. Der Ältere, Paul, hat nur wenig Lust diese Odyssee auf sich zu nehmen, möchte er die zwei Cowboys, die er gut kennt und immer mochte lieber ziehen lassen, ist der jüngere John ein Heißsporn,ein jähzorniger wilder Bursche, der sich seinem Vater ein für alle mal beweisen will. Er ist auch die treibende Kraft hinter der hartnäckigen Jagd auf die Räuber, befanden sich schließlich die Lohngelder der Ranch-Arbeiter im Banktresor. Keiner der Beteiligten wird erreichen, was er sich vorgenommen hat. Für jeden von ihnen weicht die Illusion der Erkenntnis das am Ende des Weges nur der Tod stehen kann, das die Träume bloß Luftschlösser waren und das nicht zuletzt das, wofür die Tradition steht, dem Untergang geweiht ist. Einen traurigeren Abgesang hätte man sich nicht wünschen können. Und keinen schöneren.
Blake Edwards´ einziger Western ist einer der schönsten Spätwestern und ein verkanntes Meisterwerk. Mehr geht nicht.
Lin McAdam (James Stewart) und sein Partner High-Spade (Millard Mitchell), mit Bindestrich zum sich darauf ausruhen, kommen im Jahre 1876 nach Dodge City. Ein Wettschießen soll den besten Schützen des Landes bestimmen. Der Hauptpreis ist die legendäre neue Winchester `73, eine von Tausend, streng limitiert. Lin rechnet sich gute Chancen auf den Sieg aus, will aber eigentlich etwas ganz anderes.
Damit beginnt dieses einzigartige Werk, welches sowohl für seinen Star James Stewart, als auch für dessen Regisseur Anthony Mann, der Beginn einer "neuen" (bedeutenderen) Karriere sein sollte und gleichzeitig den Start- und zugleich Höhepunkt einer äußerst fruchtbaren Zusammenarbeit markierte, der noch vier weitere Western und insgesamt sieben weitere Filme folgen sollten, in denen sie die psychologischen Themen, welche bereits hier ihre Entsprechung finden, weiter ausloteten, bis sie sich beim Dreh des sechsten Western NIGHT PASSAGE (James Neilson, 1957) vollends überwerfen sollten und nie wieder zusammen arbeiteten.
Die Winchester `73, um die sich in diesem Film alles dreht, ist dabei schon weit mehr als nur der klassische MacGuffin, sondern handlungstragendes Element, so sehr, das es sich der Film erlauben kann über weite Passagen auf seinen eigentlichen Hauptdarsteller zu verzichten, so dass die "Hauptstory" praktisch den Rahmen für all die anderen Episoden bildet, ohne aber dabei je ihre Bedeutung zu verlieren. Zur Entstehungszeit ein Novum. Mit all diesen "kleinen" Geschichten im Rahmen der "großen" erzählt der Film fast noch mehr erkenntnisreiches über den "Wilden Westen" und seine Geschichte (und auf der Meta-Ebene über das Genre des Western selbst) als beispielsweise eine Mega-Produktion wie HOW THE WEST WAS WON (Henry Hathaway, George Marshall, John Ford 1962).
Anthony Mann: "WINCHESTER 73 war einer meiner größten Erfolge und ist auch mein Lieblingswestern. Das Gewehr, das von Hand zu Hand weitergereicht wurde, ermöglichte es mir, eine ganze Epoche mit ihrer Atmosphäre einzufangen. Ich glaube wirklich, das der Film alle Zutaten zu einem Western enthält und sie alle zusammenfasst." (aus JAMES STEWART - LEADING MAN, Jonathan Coe 1994)
Doch Mann gelang hier noch viel mehr. Ein referentieller Film fernab verklärender Mythologie, der die Filme der vergangenen Western-Dekade (1939 - 1949) und ihre Standardsituationen als eine Art Best-Of verarbeitet, ohne auch nur für eine Sekunde seine Eigenständigkeit zu verlieren. So muss WINCHESTER `73 nach dem 1939er STAGECOACH von John Ford als DIE Initialzündung für den Fortbestand des zu dieser Zeit annähernd ausgereizten Genres gesehen werden, wie es zehn Jahre später THE MAGNIFICENT SEVEN von John Sturges noch für ein letztes Mal sein sollte. Der im nachhinein glückliche Umstand das kein geringerer als Fritz Lang sein langgehegtes Wunschprojekt abgab, war für B-Film-Regisseur Anthony Mann eine außerordentlich karrierefördernde Maßnahme, die für ihn den Aufstieg in die A-Liga bedeutete, in deren Folge er einige der bedeutendsten Western der Fünfziger Jahre inszenierte, sowie später große epische Werke wie die Monumentalfilme EL CID oder THE FALL OF THE ROMAN EMPIRE.
Neben der makellosen Inszenierung, der einfallsreichen Kamera-Arbeit, der präzisen, bisweilen überraschenden Montage und dem atmosphärischen Soundtrack, bildet das ausgeklügelte Drehbuch unter Mitwirkung von Borden Chase die Basis für das in jeder Beziehung eindrucksvoll aufspielende Ensemble unter Führung James Stewarts, in seinem erst zweiten Auftritt in einem Western nach DESTRY RIDES AGAIN (1939) von George Marshall (BROKEN ARROW von Delmer Daves war zwar bereits abgedreht, aber noch nicht veröffentlicht) , welcher noch sein (Capra-)Image des bauernschlauen, aufrichtigen Jungen vom Lande nutzte, während WINCHESTER `73 einen durch und durch von Rache getriebenen, dunklen Charakter präsentierte, der obwohl mit vermutlich gleichem Background wie seinerzeit Destry, durch den verlorenen Krieg (auf konföderierter Seite) massiv an Ambivalenz gewinnt, wie wir gleich zu Beginn des Filmes erleben dürfen. James Stewart komplettierte mit dieser Rolle seine darstellerische Bandbreite und besaß umgehend ein neues Image, erreichte gar ähnlich ikonenhaften Status wie sein ehemaliger WG-Kollege Henry Fonda als aufrechter Amerikaner mit all seinen Schwächen und Brüchen. Später bezeichnete Stewart zwar Alfred Hitchcock und John Ford als seine Lieblingsregisseure, doch was wäre er wohl ohne Anthony Mann im allgemeinen und ohne den Film WINCHESTER `73 im besonderen geworden?...
Millard Mitchell ist als High-Spade weit mehr als nur bloßer Sidekick des (Anti-)Helden, bildet das moralische Gewissen des Filmes, denjenigen der die Widersprüche verdeutlicht in die sich der Partner verstrickt, Menschlichkeit einfordert wenn es geboten ist und/oder Bedenken äußert, kurz, seinen Schützling unterstützt und zu ihm steht. Zum einen weil er der Einzige ist der es tut, zum anderen, weil er sich dessen Fehlbarkeit entgegenstellen will indem er ihn lenkt, berät und ihm jeder Beziehung Rückendeckung gibt.
Stephen McNally alias Dutch Henry Brown wirkt vor allem in der englischen Originalfassung besonders bedrohlich (in der Synchronisation eher wie ein etwas prolliger 08/15-Schurke). Er gibt den Bad Guy mit zurückhaltend überlegtem Understatement (ab und an mit jähzornigen Ausbrüchen), und lässt keinen Zweifel daran, das er jederzeit zu morden bereit ist um seine Ziele durchzusetzen. Seine Männer achten und fürchten ihn zugleich. Vor allem in der ersten Filmhälfte kann er seine Trümpfe voll ausspielen und seinem Charakter Tiefe verleihen, bis er in der zweiten Hälfte nahezu unschlagbare Konkurrenz durch den unverwechselbaren Dan Duryea bekommt, um im Finale wieder aufzutrumpfen.
Shelley Winters ist als Lola, ein Tingeltangel-Girl mit Herz, noch nicht ganz so üppig wie in späteren Rollen, wirkt geradezu zart und spielt ihren Part gewohnt kantig und selbstbewusst und schafft es (wie eigentlich immer) ihrer Figur größtmögliche Symphatie abzuringen. Bereits bei ihrer ersten Begegnung mit Stewart sieht man das unsichtbare Band, das beide verbindet und es ist im Prinzip sofort klar, das sie sich hier nicht das letzte Mal getroffen haben. Leider gerät sie im Verlauf des Filmes immer wieder an die "falschen", weiß sich aber jederzeit zu behaupten und so ihre Würde zu bewahren.
Eine wahre Pracht für Freunde des Schauspieler-Kinos ist der bereits erwähnte Auftritt von Dan Duryea als Waco Johnny Dean im letzen Drittel des Filmes. Eine Seltenheit in der Filmgeschichte, das ein in jeder Hinsicht perfekter Film noch derartig von der Leistung und Spielfreude eines Nebendarstellers geadelt wird. Ein Auftritt der so gut ist, das er allein das ansehen des Filmes rechtfertigen würde. Eine Schande das dieser Mann beinahe nur Nebenrollen spielen durfte.
In den weiteren Nebenrollen tummelt sich allerhand etablierte Supporting-Prominenz, wie John McIntire, Will Geer und Jay C. Flippen, ein jeder mit erinnerungswürdigen Szenen, aber auch damals aufstrebende Jungstars wie Rock Hudson und Tony Curtis, welche bereits beträchtliche Leinwand-Präsenz zeigen und durchaus Akzente zu setzen vermögen.
Überhaupt umweht den Film nicht nur ein Hauch von Geschichte und Geschehen, tauchen doch ständig prominente Protagonisten wie Wyatt Earp und Bat Masterson auf oder sind Gesprächsthema, wie etwa Buffalo Bill. Außerdem werden parallel zur erzählten Geschichte stattfindende historische Ereignisse wie die Schlacht am Little Big Horn und der Untergang der 7ten Kavallerie unter General George Armstrong Custer und ihre Auswirkungen in den Dialogen berücksichtigt. Das alles gibt dem Film einen unglaublich realistisch anmutenden Anstrich und bildet den Bodensatz für die enorm kurzweilig und spannend erzählte Story.
Ein wahres Meisterwerk. Ein filmisches Statement. Ein zeitloser Klassiker. Keines dieser Superlative ist hier verschwendet oder übertrieben. Aber sehen Sie selbst!
Am Tag als Yul Brynner starb, schaltete ich die Heute-Nachrichten ein und sah Szenen die sich so tief in mein Gedächtnis einbrannten, das ich sie nie wieder vergaß. Der König von Siam war tot. Doch das was die Szenen zeigten war etwas anderes. Ein Reiter prescht zwischen eine große Schießerei und wird, nachdem er "Wartet! Ich hole euch raus!" gerufen hat, vom Pferd geschossen und kurz darauf von einem ganz in schwarz gekleideten Mann von der staubigen Straße in den Schutz eines Hauses gezogen. Dort, im Sterben liegend, richtet der Neu-Ankömmling seine letzten Worte an den Man in Black, der ihn in seinen Armen hält:
"Chris...jetzt kannst du es mir doch sagen. Wir sind doch nicht nur hierher gekommen um den Aufpasser zu spielen...da hat doch was dahinter gesteckt, Chris..."
Der Mann in Schwarz gibt ihm recht, erzählt ihm von Gold und Reichtum. Währenddessen versuchen mehrere Banditen die Tür aufzubrechen. Der Andere stirbt glücklich in den Armen des Freundes. Erst dann wendet sich der Mann wieder der drohenden Gefahr zu. Majestätisch, stoisch, kaltblütig. Ich war hin und weg von diesem Typen, kannte ich ihn doch bisher nur als tanzenden König eines fernen Landes. Doch das hier war anders. Ich erkannte sofort das es sich hier um etwas ganz besonderes handelt. Einen funkelnden Diamanten von einem Film. Die damals obligatorische Programmänderung wurde umgehend angekündigt und somit änderte sich mein Tages-Ablauf. Ich wusste was ich heute sehen wollte.
Einige Stunden später ging es dann los. Die brilliante Musik von Elmer Bernstein, der erste von vielen Namen die mir ab sofort ein Begriff waren, zog mich sofort in den Film hinein. Einen Film der so perfekt durchkomponiert war, hatte ich bis dahin noch nicht gesehen. Jedes Bild zum An-die-Wand-hängen, jedes musikalische Thema passgenau abgestimmt auf die Bewegungen der Kamera, der handelnden Personen, gar der Bildgestaltung. Jede auftretende Figur ein Charakter für sich, keine farblosen Durchschnittsgesichter, ein jeder mit Charisma gesegnet, Sätze sagend, die das jeweils unterstreichen. So interessante Figuren, selbst in der kleinsten Nebenrolle. Ein Fest für Augen und Ohren. Wenn es einen makellosen Film gibt, dann diesen. Nicht eine einzige überflüssige Szene. Nicht ein einziger schwacher Moment. Alles aus einem Guss.
Aber nun mal langsam, in einem Text zu einem Film wie diesem kann man leicht ins schwärmen geraten, die Pferde können mit einem durchgehen.
Who the Devil is in it?
Chris (Yul Brynner). Revolvermann. Majestätisches Auftreten. Selbstsicher bis in die nicht vorhandenen Haarspitzen. Verkauft sein Können gegen Geld. Macht aber Abstriche wenn es um Moral geht. Hat so etwas wie Berufs-Ethos. Ist mit großer Wahrscheinlichkeit der Beste seiner Zunft. Würde das aber nie an die große Glocke hängen. Als drei arme mexikanische Bauern an ihn herantreten um ihn gegen eine Horde Banditen anzuheuern, die alljährlich das Dorf plündert und sie ihm das gesamte Ersparte der Gemeinde dafür anbieten, kann er nicht anders als einzuwilligen. Ungerechtigkeit ist seine Sache nicht. Dagegen gilt es zu vorzugehen. Er macht für die Bauern einen Plan der vorsieht sechs Kämpfer anzuwerben, die dann mit ihm gemeinsam in die Schlacht ziehen werden.
Als da wären:
Vin (Steve McQueen). Lebenskünstler. Schlitzohr. Sonniges Gemüt. Lässt sich treiben. Hält sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Pendelt ziellos hin und her. Scheint aber unzufrieden mit der Gesamtsituation zu sein, leidet auch ein wenig an Geldnot. Ebenso scheint das Glücksspiel gegen ihn zu sein. Der Job in Mexiko bietet sich daher als willkommene Gelegenheit eine Weile etwas nützliches tun zu können, mit netten Menschen zusammen zu sein und noch ein wenig Geld zu verdienen.
Harry (Brad Dexter). Glücksritter. Goldsucher. Berufsoptimist. Geselliger Typ. Bester Freund von Chris aus alten Tagen. Wittert immer verborgene Schätze. Selbst dann, wenn es keine gibt. Für ihn ist eine Dollar-Note im Moment so groß wie ein Bett-Bezug. Die Frage nicht mit zu gehen stellt sich für ihn gar nicht. Letztendlich ein Kerl zum Pferde stehlen. Einer auf den man zählen kann. Auch dann, wenn man es schon nicht mehr glaubt.
Bernardo (Charles Bronson). Söldner. Bürgerkriegsveteran. Einzelkämpfer. Knallharter Profi. Lässt sich nicht auf billige Jobs ein. Verdient sein Brot mit Holzhacken. Ist dermaßen abgebrannt, das er eine Ausnahme macht und für kargen Lohn loszieht. Könnte aber auch daran liegen, das er selbst zur Hälfte Mexikaner ist und mit der Lebensweise der Bauern vertraut ist. Noch ein Gemütsmensch. Aber ein Heimlicher.
Britt (James Coburn). Cowboy. Cool as Hell. Messerspezialist und Scharfschütze. Schweigsamer Typ. Überzeugt eher durch Taten als durch Worte. Mit ihm sollte man sich besser nicht anlegen. Könnte tödlich enden. Vergangenheit unbekannt. Undurchschaubarer Loner. Vermutlich der Gefährlichste von allen. Gerade arbeitslos geworden. Sucht eine neue Herausforderung. Ist jedoch nicht gerade Entscheidungsfreudig.
Lee (Robert Vaughn). Spieler. Killer. Gentleman. Lebt auf großem Fuß. Exquisiter Kleidungsstil. Dennoch für Kirchen-Kongresse ungeeignet. Hochgebildet. Traumatisiert. Läuft vor sich selbst davon. Trägt schwer an seinen Taten. Nutzt den Ritt in die Hölle um Buße zu tun. Angetrieben von Todessehnsucht findet er in seinem Dasein endlich einen Sinn.
Chico (Horst Buchholz). Der Jüngste. Heißsporn. Größter Fan von Chris. Will so sein wie er. Wird erst abgelehnt. Zu großmäulig. Zu aufdringlich. Zu ungestüm. Bleibt aber hartnäckig. Kann durch Teamplay punkten. Wird wertvolles Mitglied der Reisenden in Blei. Bekommt am Ende das Mädchen. Einziger Gewinner.
Der Böse.
Calvera (Eli Wallach). Gönnerhaft. Weltmännisch. Bauernschlau. Teilzeit-Poet. Führt seine Bande von Halsabschneidern und Ausbeutern wie ein Unternehmen. Der mexikanische Bandit schlechthin. Einen besseren gibt es nicht. Vorbild für viele die ihm folgten. Leader of the Pack. Gibt seinen Feinden das Gefühl ihr bester Freund zu sein. Nur um ihnen anschließend das Messer in den Rücken zu stoßen. Lieblings-Zitat:
"Wenn es schon Schafe auf der Welt gibt, wird Gott sie auch zum scheren bestimmt haben."
Mit vierzig Männern ein ziemlicher Brocken für die sieben Gunmen.
Doch Professionals raufen sich zusammen. Ein Ritt und einige das Kennenlernen fördernde Gespräche später sind sie ein eingeschworenes Team. Eine kleine schlagkräftige Truppe mit der nicht gut Kirschenessen ist. Nebenbei werden die sozialen Gefüge im Dorf wieder hergerichtet, ebenso die Infrastruktur. Es werden Freundschaften geschlossen, Patenschaften übernommen und Liebesbekundungen ausgetauscht. Zwischendurch gibt es bereits ein paar Schaarmützel. Der Actionanteil steigt mit der Lauflänge des Filmes, wird von Szene zu Szene größer. überwältigender.
Vor einigen Jahren hatte ich mal eine Unterhaltung über den "perfekten Film", unabhängig vom Genre. DIE GLORREICHEN SIEBEN war nach langer Debatte derjenige Welche, auf den sich alle einigen konnten.
Who, the Devil, made it?
John Sturges. Yes - He can. Der Mann drehte schon coole Filme als noch niemand wusste was das ist. Vor allem Western. Kürzlich gab es eine kleine feine Diskussion darüber, wer wohl die besten Western inszeniert hat. Dabei sind Namen gefallen wie John Ford, Howard Hawks und Anthony Mann, sowie noch einige andere verdiente Männer des amerikanischen Volkes und der Western-Film-Zunft. Ich selbst stimmte für John Sturges. Nicht zuletzt wegen dieses Filmes. Seine Western sind meist im selben Stil gedreht wie THE MAGNIFICENT SEVEN. Sehr kontrolliert, sehr psychologisierend, sehr ökonomisch. Sie sind von einer Reinheit, die dem klassischen Hollywood-Cinema des Studiosystems erwachsen ist. Dafür wurde der Begriff Edel-Western erfunden. Der Spannungsaufbau in seinen Filmen ist klassisch zu nennen. Die Action-Szenen sind von einer Dynamik und Kraft, die Vorbildwirkung auf folgenden Generationen von Action-Film-Regisseuren haben musste. Man behält immer die Übersicht, weiß zu jeder Zeit was gerade passiert. Die Besetzung ist immer auf den Punkt. Schwache Darsteller findet man in seinen Ensembles nicht. In vielen seiner Filme ging es um Gemeinschaften. Deren Darstellung blieb realistisch, man war nah dran, fast theaterhaft, im positiven Sinne. Wo Mythen-Geber John Ford dabei zu volkstümelnd wurde, blieb Sturges nüchtern, wo Howard Hawks zu geschwätzig wurde, blieb Sturges sachlich. Er entwickelte die Inszenierungskonzepte dieser beiden Meister weiter, modifizierte die Stärken und merzte die Schwächen aus. Das Dialog-Buch war immer auf das wesentliche reduziert. So haben seine Filme unter anderem eines gemein. Sie bleiben glaubwürdig in ihrer Knappheit. Ausschmückungen brauchte er nicht. Ebensowenig Übertreibungen oder billige Effekte. Ein Regisseur der fast in Vergessenheit geraten wäre, hätte er nicht seine Karriere mit Filmen wie diesem und dem anschließend gedrehten GESPRENGTE KETTEN, den er mit fast demselben Team realisierte, geadelt. Seine Filme kennt fast jeder, seinen Namen nur wenige. Sein Schaffen im Western-Genre ist meines Erachtens Beispiellos. Sturges Werk ist von einer Themen-Vielfalt bei stetig steigender oder zumindest gleichbleibender Qualität, die im Vergleich zu anderen Regisseuren, betrachtet man deren Werk in Schaffensdauer, Umfang und Niveau, einzigartig ist. Er war kein Auteur, ein Handwerker ja, aber ein Profi wie die Helden in seinen Filmen. Einer der besten. Seine Filme hatten Seele. Das macht sie so zeitlos. Sie wirken bis heute nicht angestaubt, sondern modern. So werden Filme gemacht. DIE GLORREICHEN SIEBEN muss als Höhepunkt seines Schaffens gesehen werden, auf den er zu steuerte mit für sich genommen schon starken Filmen wie VERRAT IN FORT BRAVO, STADT IN ANGST oder ZWEI RECHNEN AB, um nur einige zu nennen.
Interessant ist auch, das der Film heute als All-Star-Cast-Western wahrgenommen wird. Zur Entstehungszeit war nur Yul Brynner ein Superstar, alle anderen wurden es erst danach.
Mit Ausnahme von Brad Dexter, der sich in der eingangs beschriebenen Szene so sinnlos wie sympathisch opfern durfte. Brynner war scheinbar privat sehr eng mit Dexter befreundet, verschaffte er ihm noch mehrere Male in seinen Filmen ein Engagement. Beispielsweise in KÖNIGE DER SONNE oder in TREFFPUNKT FÜR ZWEI PISTOLEN. Danach wurde es still um ihn.
Robert Vaughn hatte in den Sechziger Jahren eine kleine Kino-Karriere z.B. in BULLITT oder DIE BRÜCKE VON REMAGEN und wurde dann Napoleon Solo in SOLO FÜR O.N.K.E.L. und tauchte bis zu seinem Tod regelmässig in Fernsehproduktionen auf.
Horst Buchholz trat noch in einigen Großfilmen auf, als er älter wurde, wurden die Angebote rarer. Im kollektiven Gedächtnis bleiben neben den MAG. SEVEN dann auch eher seine frühen deutschen Filme, wie DIE HALBSTARKEN oder DAS TOTENSCHIFF.
James Coburn wurde ein großer Star. Karriere-Highlights: GESPRENGTE KETTEN, PAT GARRET and BILLY THE KID, STEINER. Ein später Triumph wurde ihm mit dem Gewinn des OSCAR als Bester Nebendarsteller für seinen Auftritt im grandiosen Film AFFLICTION von Paul Schrader zuteil.
Charles Bronson spielte ebenfalls in GESPRENGTE KETTEN und Ende der Sechziger das LIED VOM TOD für Sergio Leone. Danach ging es erst richtig los für den nicht mehr ganz jungen Mann, der dann allerdings noch häufiger sein zorniges Gemüt bremsen musste, weil er einige Male zu oft ROT sah. Einen Oscar hätte er für seinen Auftritt in Sean Penn's ebenfalls grandiosem INDIAN RUNNER verdient.
Steve McQueen wurde, nun ja, zu Steve McQueen eben. Dank Sturges Förderung durch die Hauptrolle in bereits mehrfach genanntem Fluchtfilm avanchierte er zum Idol für Generationen und starb dann viel zu früh mit fünfzig Jahren an Krebs. Er hinterlässt ein Werk von hoher Klassiker-Dichte. Mr. Cool nennt ihn mancher heute noch.
Eli Wallach legte mit seiner Darstellung des Tuco in Sergio Leones ZWEI GLORREICHE HALUNKEN, der vielen als bester Western überhaupt gilt, berücksichtigt man Internet-Foren wie die IMDB, noch eine Schippe drauf und lieferte ein weiteres Mal eine unvergessliche Vorstellung als mexikanischer Bandit. Wahrhaft GLORREICH, der Mann.
Für Yul Brynner wurde DIE GLORREICHEN SIEBEN, wie für seinen Regisseur, zum absoluten Karriere-Höhepunkt. Er sollte noch öfter in das eng anliegende schwarze Kostüm schlüpfen. Man bekam den Eindruck, das immer wenn Brynner auf Nummer sicher gehen wollte, kehrte er in seine Parade-Rolle zurück. Als Kettenraucher erkrankte er später an Lungenkrebs und steckte sein Vermögen in die Krebsforschung. Am Tag als Yul Brynner starb...
Zatoichi kehrt zurück - in Farbe (!) ... und knüpft mit spannendem Auftakt an seine Vorgänger an, widmet sich in der Folge allerdings dieses Mal tiefer der Auslotung des Titelcharakters, dem wir dadurch so nah wie nie zuvor kommen, was wiederum dazu führt, das die Erzählung immer epischer wird. Das Finale schließlich ist das bisher spektakulärste der Reihe, die jetzt offenbar so richtig Fahrt aufnimmt.
Als in den 1960er Jahren einem internationalen Team von Astronauten die Mondlandung glückt, müssen sie feststellen das schon vorher jemand da war. Ermittlungen führen zurück ins Jahr 1899 als einem Wissenschaftler und seinem Nachbars-Pärchen bereits das scheinbar Unmögliche gelang. Humorvolle und höchst unterhaltsame Verfilmung eines H.G.-Wells-Klassikers und neben seinem Sindbad-Film die beste Regie-Arbeit des Österreichers Nathan Juran, der vielen Genres seinen Stempel aufdrücken konnte.
Zwei verfeindete Brüder, einer als Großgrundbesitzer, einer als Herumtreiber, bekämpfen die Vergangenheit, die Indianer und einander in diesem Euro-Western-Melodram der mittleren Preisklasse mit durchaus interessanten psychologischen Ansätzen. Für den früheren Oscar-Preisträger und Regisseur Nathan Juran war es der letzte seiner sechs Western und sein vorletzter Film überhaupt.
Dieses zweite Remake des frühen Tonfilm-Western LAW AND ORDER von 1932 mit Walter Huston, fügt dem Original nicht nur die Farbe, sondern auch einige Frauenrollen hinzu und basiert wie seine Vorgänger auf dem Wyatt-Earp-Roman "Saint Johnson" von W.R. Burnett, der unter anderem auch die Vorlagen für ASPHALT DSCHUNGEL und HIGH SIERRA lieferte. Ronald Reagan macht in der Hauptrolle eine gute Figur und der vielseitige Regisseur Nathan Juran, der im selben Jahr zwei Audie-Murphy-Western drehte, inszeniert wie meistens sauber und auf den Punkt. Mit seinem Star Reagan drehte er einige Jahre später noch den Kriegsfilm HÖLLENHUNDE DES PAZIFIK, in dem dann sogar die spätere First Lady Nancy Reagan an dessen Seite auftrat.
Bushranger Morgan rächt sich für die Ungerechtigkeiten die ihm und anderen widerfahren und gerät trotz des Bemühens fair zu handeln immer tiefer in die Gewaltspirale, was die skrupellose Gerichtsbarkeit umso hartnäckiger agieren lässt. Der ungewöhnliche Film kann, obgleich mit einigen deftigen Härten ausgestattet, auch eine lyrische Komponente entwickeln, die nicht zuletzt Dank Dennis Hoppers exzentrischer Darstellung voll zum Tragen kommt. Ein subversives Kleinod.